Mexiko hat noch nie ein Finale im Azteken-Stadion verloren. Und das bleibt auch nach dem von rund 100.000 Fans im weiten Rund verfolgten Endspiel der U17-WM so! Und zwar verdient, weil die Burschen aus Mexiko geradliniger und weniger fehleranfällig agierte als das Team aus Uruguay.
Einen Schlag musste der Gastgeber aus Mexiko schon vor dem Anpfiff vor knapp 100.000 Zuschauern hinnehmen: Julio Gómez, der mit seinem Traumtor in der Nachspielzeit des Semifinals den Sieg über die Deutschen fixiert hatte, war nach seiner in genau diesem Spiel erlittenen Verletzung noch nicht fit genug für die Startelf. Statt des 16-jährigen von Pachuca agierte im linken Mittelfeld des 4-4-2 der an sich eher defensiver orientiert José Pablo Tostado
Dass sich Raúl Gutierrez dafür entschieden hatte, liegt sicher auch daran, dass bei den Urus im Turnierverlauf viel von den Außenverteidigern kam. Das ist eine Folge der Tatsache, dass Fabián Coito bis zum Achtelfinale mit einem 4-3-1-2 spielen hatte lassen und so nur die Außenverteidiger – während des gesamten Turniers Alejandro Furia rechts und Gianni Rodríguez links – für die Breite zu sorgen hatten. Und auch im 4-4-1-1, mit dem Uruguay seither spielt, rücken die Außen im Mittelfeld immer wieder ein, um im Zentrum für Überzahl zu sorgen.
Mexiko ballsicherer und geradliniger…
Aber auch ohne Gómez zeigte sich Mexiko als jenes Team, das den konsequenteren Plan nach vorne präsientierte. Vor allem das Umschalten nach Ballgewinn erfolgte extrem schnell und mit kurzen Pässen auf die Flügel und schnellen, direkten Aktionen Richtung gegnerischer Grundlinie sollte das umgsetzt werden. Hier erfüllte jeder die ihm zugedachte Aufgabe, vor allem die beiden zentralen Mittelfeldspieler Jonathan Espericueta und Kevin Escamilla erwiesen sich als kaum zu überwindende Mauer – einem Pfostenschuss der Urus zum Trotz.
Die beiden gewannen extrem viele Bälle und setzten so dem Gegner sichtlich zu. Denn Uruguay versuchte es vornehmlich entgegengesetzt dem mexikanischen Plan: Die AVs tragen den Ball bis zur Mittellinie und geben ihn dann in die Mitte, duch die dort kompakt und vielbeinig stehende mexikanische Defensive gab es allerdings kaum ein Durchkommen. Dabei vernachlässigten es die Uruguayer, die weiterhin aufrückenden AVs auch weiter vorne mehr einzubinden.
…aber es braucht einen Standard
Von hinten heraus verlegte sich Uruguay dann bald darauf, Mondbälle auf die weit vorne postierten Flügelspieler zu versuchen, die aber allesamt nicht für die geringste Gefahr sorgten. Doch bei aller spielerischer Überlegenheit vermochte auch Mexiko kaum, aus dem Spiel heraus vor das Tor zu kommen. Denn defensiv waren die Urus extrem gut organisiert, was vor allem in den Anfangsminuten durch geschicktes Aufrücken und gute Raumaufteilung sichtbar wurde.
So brauchte es einen Eckball, um den Mexikanern die verdiente Führung zu bescheren: Uru-Goalie Cubelo konnte den ersten Versuch zwar noch Wegfausten, aber bei der zweiten Flanke klebte er auf der Linie, sodass Briseño zum 1:0 verwerten konnte. Ein korrekter Spielstand, mit dem die Seiten gewechselt wurden.
Zu viele Fehlpässe im Spiel nach vorne
Auch in der zweiten Halbzeit blieb das Problem von Uruguay bestehen: Viel zu wenige Pässe im Spiel nach vorne kamen nicht an den Mann. Goalie Cubero drosch den Ball immer wieder direkt in die Hände seines Gegenübers Sánchez, über die Flügel fingen immer wieder die mexianischen Außenverteidiger die Bälle ab. In der Tat kam Uruguay nur zweimal wirklich vor das Tor der Mexikaner – einmal in der 60. Minute, als auch der folgende Eckball gefährlich war, und dann noch einemal zehn Minuten später.
Halb durch die zweite Hälfte kam dann Julio Gómez doch noch zu seinem Final-Einsatz. Er positionierte sich deutlich höher als José Tostado und verunsicherte so auch Gianni Rodríguez. Ein Wechsel, der aber auch vermittelte: Wir stellen uns nicht nur hintenrein, sondern suchen trotz des nur knappen Vorsprungs auch selbst die Entscheidung. Und in der Tat blieben die Mexikaner weiterhin weniger umständlich und geradliniger. Was in der Nachspielzeit doch noch belohnt wurde – als der eingewechselte Giovani Casillas einen Konter zum 2:0 abschloss.
Fazit: Mexiko ein verdienter Weltmeister
Noch nie kontte der Gastgeber einer U17-WM das Turnier gewinnen – bis diesmal. Das war verdient, weil sich die Mexikaner nicht von den fanatischen 100.000 Fans im Stadion aus dem Konzept bringen ließen, die Uruguayer bis zu einem gewissen Grad aber sehr wohl. Viel zu viele Pässe waren schlampig und ungenau, viel zu oft wurde es durch die enge Mitte versucht, zu selten die Außen wirklich miteingebunden.
Zudem war die hervorragende Organisation der Urus, an der sich etwa die individuell klar besser besetzten Brasilianer (etwa mit Piazón, Adryan und Ademilson) die Zähne ausgebissen hatten, kein Grund für die Burschen aus Mexiko, an sich zu zweifeln. Sie nützten ihre wenigen wirklichen Torchancen, wiewohl auch das 2:0 den Grad der Überlegenheit nicht vollständig ausdrückt.
(phe)