Wieder konnte Brasilien nicht überzeugen. Weil beim glücklichen 2:2 gegen Paraguay wieder die selben Fehler gemacht wurde! So verdienen sich die Paraguayer den Punkt, weil sie genau diese Schwächen ausnützten. Gruppenerster ist aber vorläufig Venezuela – 1:0 gegen Ecuador!
Paraguay hat gegen Ecuador zumindest bis zum verletzungsbedingten Austausch von Edgar Barreto nach einer halben Stunde gezeigt, dass die Mannschaft aus einem 4-4-2 durchaus beachtlichen Druck nach vorne entwickeln kann – vor allem über die Flügel. Das war im Spiel gegen Brasilien nicht gefragt: Gerardo Martino stellte seine Mannschaft ein, gegen ein Brasilien zu spielen, wie es die Seleção gegen Venezuela vergeblich versucht hat. Und siehe da: Brasilien machte hier die gleichen Fehler.
Kaum brasilianische Flügel, keine Kontrolle im Zentrum
Was der diesmal im 4-1-4-1 agierenden Mannschaft aus Paraguay extrem in die Hände spielte. Martino zog Santa Cruz aus der Spitze ab und stellte ihn ins rechte Mittelfeld, dafür rückte von dort Vera als Sechser zusätzlicher Mann in die Mittelfeldzentrale. Dort kümmerte er sich in erster Linie um Ganso, Agenden in der Spieleröffnung standen da eher zurück.
Weil die Brasilianer wieder ein veritables Loch zwischen defensivem Mittelfeld und Offensivreihe ließen, hatten die drei Paraguayer im Mittelkreis das Zentrum sehr gut unter Kontrolle, weil wiederum nur Ramires einen Link zwischen der Defensive und Ganso und Co. darstellte. Auch von den Außenverteidigern kam wieder gar nichts – André Santos traute sich gegen Santa Cruz nicht nach vorne, der auch gegen Venezuela schon sehr zurückhaltende Dani Alves war auch diesmal kaum sichtbar. Wobei aber Marcelo Estigarribia erneut eine sehr ansprechende Leistung bot.
Zu wenig Tempo vorne, zu wenig kompakt hinten
Bei Brasilien fehlte es im Spielaufbau aber nicht nur an der Kompaktheit, sondern daraus folgend auch am Tempo. Nur, wenn es mit schnellen Kurzpässen versucht wurde, kam die Seleção sinnbringend vor das Tor von Justo Villar. Und, wenn Paraguay in der defenisven Mittlefeldzentrale nicht aufpasste: Als der Platz zwischen den Reihen einmal zu groß war, nützte das der ansonsten sehr unauffälligen Jádson zur 1:0-Pausenführung.
Dennoch wurde Jádson zur Pause ausgewechselt, aber mit dem für ihn gekommenen Elano wurde das Spiel der Brasilianer noch enger im Mittelfeld. Und doch fehlte hinten mitunter die Ordnung, wenn Paraguay nach Ballgewinn schnell konterte, und so stellte Santa Cruz zehn Minuten nach Wiederanpfiff auf 1:1 – nachdem Estigarribia im Rücken von Dani Alves den Ball nach vorne getragen hatte. Und wenige Minuten später war es erneut Alves, der sich nach einem harmlosen langen Ball von Riveros abkochen ließ, der zuvor für Barrios eingewechselte Valdez verwertete zum 2:1 für Paraguay.
Ramires und Neymar gehen, Ideenlosigkeit bleibt
Menezes nahm in der Folge mit Ramires seinen Achter heraus und brachte mit Lucas einen neuen Flügelstürmer, somit ging er auf ein 4-4-2; mit Lucas auf dem linken und Neymar auf der rechten Steite. Viel gebracht hat dieser Wechsel nicht: Weil Paraguay weiterhin sehr sicher in der Defensive stand und es am Flügelspiel bei Brasilien weiter fehlte, blieben oftmals weiterhin nur lange Bälle.
Dem trug Menezes Rechnung, indem er zehn Minuten vor Schluss mit Fred noch einen echten Zentrumsstürmer brachte, der sich neben Pato stellte. Eine Maßnahme, die noch belohnt wurde – kurz vor Schluss kam ein Ball (natürlich durch die Mitte) bei Fred an, der zwischen zwei paraguayanischen Abwehrspieler hindurch noch noch den glücklichen Ausgleich erzielte. Ja, er stieß duch eine seltene Lücke in der Defensive, es war aber auch einfach wirklich gut gemacht.
Fazit: Brasilien wie Argentinien – Probleme nicht behoben
Wie auch Gastgeber Argentinien machte Brasilien die selben Fehler wie in der ersten Partie: Zu wenig Breite, zu viel durch das Zentrum, zu großer Abstand zwischen Defensive und Offensive. Paraguay ging von Vornherein mit der Vorgabe, genau das Ausnützen, in die Partie, und das war der richtige Matchplan.
Zudem blieben auch diesmal Ganso (gut bewacht von Vera) und Neymar (zu viel klein-klein) blass, Jádson wandelte früh am Rande der gelb-roten Karte und musste daher in der Halbzeit bleiben, Elano brachte keine echte Verbesserung. So verdiente sich Paraguay mindestens den Punkt und Brasilien steht nun im letzten Gruppenspiel gegen Ecuador schon ziemlich unter Druck. Nicht nur, dass ein gutes Resultat her muss, nein, es sollten auch endlich die so offensichtlichen billigen Schwachpunkte behoben werden.
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Eine wirklich attraktive Partie war der Sieg von Venezuela gegen Ecuador nicht. Aber für die Weinroten war es dennoch ein guter Auftritt – denn nach der guten Defensivleistung gegen Brasilien war man gegen schwache Ecuadorianer das nach vorne klar aktivere Team. Womit der Erfolg hochverdient ist.
Die Formation war bei Venezuela identisch mit der beim 0:0 gegen Brasilien, auch die Besetzung (lediglich Maldonado spielte statt Rondón) – aber die Herangehensweise war ganz anders. Von Beginn an übernahmen die Venezolander die Initiative, vor allem über die Flügel mit César González und Juan Arango. Die beiden, die auch durchaus rochierten, drückten die ecuadorianischen Flügel ziemlich hinten hinein, was zur Folge hatte, dass die Gelben nicht zur Geltung kamen. Denn auch ihr Spiel war auf die Flügel ausgerichtet.
Méndez und Arroyo hatten aber viel Defensiv zu tun, vor allem die seltsamen uninitiativen Noboa und Castillo schafften es nicht, das Spiel selbst zu beruhigen. So kam Venezuela früh zu einigen Chancen, die allerdings ungenützt blieben – der ecuadorianische Torhüter „El Polaco“ Eligaza konnte diese aber entschärfen. Je länger die Partie dauerte, desto weniger kam Venezuela aber durch die zwei Viererbänke durch, die letzte Viertelstunde vor der Halbzeit entwich der Schwung aus dem venezolanischen Spiel und damit auch das Niveau der Partie.
Gewaltschuss bringt die Führung
Auch im zweiten Spielabschnitt blieben zunächst die Weinroten spielbestimmend, weiterhin über die extrem fleißigen Flügel. Arango uund González rückten zudem immer wieder ein, damit die aufrückenden Außenverteidiger die hinterlaufen konnten, das was ohne Gefahr möglich, weil bei Ecuador die hängende Spitze zu fahrig agierte (Benítez) und sein Sturmpartner trotz erkennbarer Spielfreude in der Luft hing (Caicedo).
Zufall ist es aber keiner, dass die bemühten, aber nicht gerade Funken versprühenden Venezolaner durch einen Gewaltschuss in Führung gingen: César González zog nach einem Zuspiel von Arango aus 20 Metern ab, dem machtlose Goalie Elizaga war die Sicht versperrt.
Spät, aber doch legt Ecuador zu
Erst im letzten Spielviertel kam Ecuador zu mehr Spielbesitz und zu etwas gesteigerten Offensivbemühungen, allerdings auch, weil der Gegner das zuließ. Die Venezolaner spielten das aber geschickt, weil sie es sehr gut schafften, die Zentrale zuzumache und Ecuador somit auf die Flügel zu zwingen. Von dort ging aber keinerlei Gefahr aus, weil die Flanken schlecht und die Innenverteidiger sich nur selten überlaufen ließen.
So sammelte Ecuador in der Schlussviertelstunde zwar sehr viel Ballbesitz, aber die fehlende Fähigkeit, ein Spiel selbst zu gestalten, wurde überdeutlich – daran änderten auch die Einwechslungen von Offensiv-Akteuren nichts. Ohne wirkliche Gefahr auszustrahlen, verlor Ecuador die Partie somit verdient. Auch, wenn Venezuela die Möglichkeiten zum Konter eher fahrlässig ausließ.
Fazit: Venezuela kann auch selbst, daher Sieg verdient.
Vor allem in den ersten 20 bis 30 Minuten jeder Halbzeit wurde deutlich, dass Venezuela sich nicht nur wie gegen Brasilien defensiv stellen und verteidigen kann, sondern vor allem mit Arango und González auch selbst in der Lage ist, zumindest gegen ein offensiv völlig indisponiertes Team wie Ecuador selbst die Spielgestaltung in die Hand zu nehmen – und auch bereit war, das zu tun.
Bei Ecuador fehlte jegliches Flair im Spiel nach vorne, was aber nicht nur mit dem verletzungsbedingten Fehlen von Antonio Valencia erklärt werden kann. Schließlich war der Mann von Manchester United schon in der ersten Partie kaum ein Faktor auf dem Flügel. Auch Christian Noboa konnte wieder keine Struktur in seine Mannschaft bringen. Und selbst, als es am Ende nötig war, konnten kaum Chancen erarbeitet werden. Und das reicht nun mal nicht.
(phe)