Zwei rote Karten, und eine fällige dritte nicht gegeben. Einen Elfer hergegeben. Keinerlei Fähigkeit zum Gestalten des Spiels gezeigt. Ja, Bolivien machte klar, warum man seit langem meilenweit von einer WM-Quali entfernt ist. Costa Rica musste die Fehler im Grunde nur ausnützen.
Spiel selbst gestalten? Schwierig. Schnell wurde die wenig überraschende Tatsache erkennbar, dass sich sowohl die Bolivianer als auf die Costaricaner deutlich leichter tun, wenn sie den Gegner erwarten und aus einer sicheren Defensive heraus kontern können. Boliviens Teamchef Quineros entschied sich, Edivaldo statt als hängender Spitze auf dem rechten Flügel einzusetzen, Juan Arce agierte versetzt hinter Marcelo Moreno vorne. Das hatte zur Folge, dass Pedro Leal, der linke Flügelspieler von Costa Rica, weniger ins Spiel nach vorne eingreigen konnte und Madrigal ziemlich auf sich alleine gestellt war.
Wenig Inspiererendes
Die Bolivianer stellten mit einem flachen Mittelfeld das Zentrum defensiv zu und versuchten, das Spiel über die Flügel nach vorne zu tragen, vornehmlich über die Seite von Edivaldo Rojas. Weil aber keiner der beiden Außenverteidiger wirklich mithalf, sondern weiterhin auch die Sicherheit im Vordergrund stand, fehlte es am Nachdruck und so kamen auch nur wenige Chancen zu stande. Und wenn doch, wurden sie eher stümperhaft vergehen (Moreno tat sich da wieder einmal hervor). Auch Standards, von denen es insehr viele gab, wurden variantenlos einfach vor das Tor gedroschen, wo die Verteidigung von Costa Rica wenig Probleme damit hatte.
Der Underdog, das verstärkte U23-Team aus Costa Rica, versuchte bei Ballgewinn schnell umzuschalten, allzu oft kam aber der lange Ball auf Sturmspitze Joel Campbell. Leal war gebunden, auch von der anderen Flanke kam wenig und Josué Martínez, der die hängende Spitze gab, vermochte nicht, das Mittelfeld wirklich mit Campbell zu verbinden. Auch Costa Rica brachte kaum etwas zu Stande, wenn es die Möglichkeit gab, selbst einen Angriff aufzubauen.
Neuer Mann bringt Sicherheit für Costa Rica
Für die zweite Hälfte beorderte Quinteros seine Außenverteidiger doch ein wenig weiter nach vorne, was auch ein, zwei akzeptable Chancen nach sich zog. Die nachhaltigere Änderung geschah aber bei Costa Rica: Teamchef La Volpe brachte Guevara statt des aufgeriebenen Madrigal, und der neue Mann konnte Bälle viel besser behaupten. So kam Sicherheit ins Mittelfeld des Außenseiters, strukturiertere Angriffe waren die Folge.
Schon in Minute 56 hatte Campbell eine gute Chance, vier Minuten später war es dann soweit: Guevara wurde von der bolivianischen Defensive völlig allein gelassen, seinen Querpass verwandelte Josué Martínez locker zum 1:0. Bolivien reagierte mit mehr Nachdruck nach vorne, lief aber nur wenige Minuten nach dem Rückstand in einen Konter, den Rivero auf der Linie nur per Hand klären kann – rote Karte, Elfmeter. Nur, weil Arias sowohl Strafstoß als auch den Nachschuss von Guevara parierte, blieb Bolivien noch in der Partie.
Die Grünen drücken den Selbstzerstörungsknopf
Aber nicht für lange, denn Bolivien brach nun völlig in sich zusammen, mit Walter Flores sah eine Viertelstunde vor Schluss wegen Nachtretens der zweite Bolivianer Rot. Unmittelbar danach krönte Campbell seine gute Leistung mit dem 2:0 – was natürlich die endügltige Entscheidung war. Die Bolivianer versuchten mit einem 3-3-2 zu retten, was nicht mehr zu retten war. Und hatten noch Glück, dass nach einem Ellbogen-Check von Gutiérrez nicht noch ein dritter Spieler vom Platz flog.
Fazit: Costa Rica durfte kontern, Bolivien offensiv hilflos
Gegen Argentinien konnte sich Bolivien noch reinstellen und abwarten. Gegen Costa Rica waren sie selbst gefordert und konnten mit dieser Bürde überhaupt nicht umgehen. Aus dem Spiel heraus fehlte es am Plan, wie die Spitzen versorgt werden sollten, und kamen Arce und vor allem Moreno doch mal an den Ball, vergaben sie stümperhaft. Und nach dem Rückstand brachen sie auch nervlich in sich zusammen. So musste Costa Rica eigentlich nichts besonderes tun, außer die Contenance zu bewahren, gegen eine harmlose Mannschaft sicher zu stehen und gut zu kontern. Mehr war nicht notwendig, um zu einem hochverdienten Sieg zu kommen.
(phe)