Scouting-Bericht vom U-20-Afrikacup: Mögliche ÖFB-Gegner in Kolumbien!

Vier afrikanische Teams fahren zur U-20-WM in Kolumbien – und sind dort allesamt mögliche Gegner des ÖFB-Teams. Mali und Kamerun haben sich beim Junioren-Afrikacup in Johannesburg schon für die WM qualifiziert. Und während Gambia einen guten Eindruck hinterließ, müssen Promis wie Nigeria, Ägypten und Titelverteidiger Ghana noch zittern!

Gruppe A: Mali beeindruckt, Ägypten und Südafrika weniger

Ägypten - Mali 0:1

Mali steht bereits als Qualifikant fest: Nach dem Pflichtsieg gegen Lesotho schlug das Team auch Ägypten. Etwas überraschend, weil die Jung-Phaonen eigentlich höher eingeschätzt waren. Und natürlich, weil Sturmspitze Kalifa Coulibaly schon nach zehn Minuten mit Rot vom Platz musste.

Erstaunlich war, dass die Malier auch danach die Ordnung nicht verloren und mit einem 4-4-1 weiterspielten, als wäre nichts gewesen. Klar hatte Ägypten mehr Ballbesitz, aber den technisch starken Nordafrikanern fehlte es am Plan nach vorne. So war das alles schrecklich harmlos und das gute Kollektiv aus Mali – erwähnenswert vielleicht Fantamandy Diarra – kamen durch einen Freistoß von Kapitan Amara Konaté tatsächlich noch zu einem 1:0-Sieg, der nicht mal unverdient war.

Erwähnenswert bei Ägypten ist, dass die U-20 nicht mit dem 3-5-2 spielt, mit dem die Großen unter Hasan Shehata zuletzt drei Afrikacups in Serie gewannen, sondern mit einem 4-3-3, aus dem vor alem Salah nicht nur von der linken Seite aus Gefahr zu erzeugen versuchte, sondern immer wieder auch zentral aus der Etappe. Beizukommen ist den Ägyptern mit konsequentem Spiel über die Außen, frühem Attackieren und wenig Platz in der eigenen Defensive.

Südafrika-Lesotho 2:1

Ägypten braucht nun im abschließenden Gruppenspiel noch ein Remis gegen Gastgeber Südafrika, um trotzdem ins Halbfinale zu kommen und damit das Ticket für Kolumbien zu lösen. Das ist sicherlich machbar, denn beeindruckt hat das „Amajita“ genannte Team bei der Revanche gegen Lesotho nicht. Zur Erklärung: Eigentlich kippte die kleine Enklave Südafrika aus der Qualifikation, aber wegen des Krieges musste der geplante Ausrichter Libyen ersetzt werden – eben mit Südafrika.

Der Gastgeber spielt ein sehr enges 4-1-3-2, in dem sich sehr viel auf Kapitän Philani Khwela stützt. Der Underdog hielt mit einiger Aggressivität dagegen, letztlich setzte sich aber die indivuelle Überlegenheit der Südafrikaner in diesem Spiel durch. Ob es freilich reicht, um die Ägypter zu schlagen, ist ein ganz anderes Kapitel.

Das kompletteste Team in dieser Gruppe ist ohne Zweifel jenes aus Mali, Ägypten ist wohl etwas stärker einzuschätzen als Südafrika. Lesotho ist nach der zweiten Niederlage schon aus dem Rennen.

 

Gruppe B: Kamerun durch, Ghana vor dem Aus, Gambia stark

Gambia-Ghana 1:1

Von den Namen her ist die Gruppe B die attraktivere – aber was drei der vier Mannschaften ih ihren jeweils zweiten Gruppenspielen zeigten, kommt da nicht ganz mit. Vor allem der amtierende U-20-Weltmeister steht mehr als nur mit dem Rücken zur Wand.

Ghana hat das erste Spiel gegen Nigeria verloren und war gegen Gambia zwar klarer Favorit, wurde dem aber nicht gerecht. Die Mittelfeldraute im 4-4-2 erwies sich gegen die vor allem über die Flügel sehr starken Gambier (wir erinnern uns, Gambia flog 2007 im Achtelfinale nur knapp gegen Österreich raus) als falsches Rezept – Gambia überrannte die Flanken der Black Satellites. Besonders Saikou Gassama von Real Saragossa und Omar Colley (der vor einem Wechsel in die MLS zu Kansas City steht) taten sich da hervor, ein sensationelles Tor von Baboucarr Jammeh – ein Drehschuss aus spitzem Winkel – brachte das verdiente 1:0 nach einer halben Stunde.

Doch eben jender Jammeh ging kurz vor der Halbzeit aus vollem Lauf mit zwei gestreckten Beinen in Kniehöhe auf gemeingefährliche Art und Weise in einen Zweikampf und sah dafür zu Recht die rote Karte.

Doch wie schon Mali brachte auch das Gambia überhaupt nicht aus der Ruhe: Es wurde einfach mit 4-1-3-1 weitergespielt und dem ganz deutlich nicht so starken Jahrgang aus Ghana fiel nichts ein, um den Gegner wirklich in Bedrängnis zu bringen. Erst in den letzten fünf Minuten geriet Gambia ins Schwimmen, nachdem Ghana das 1:1 erzielt hatte. Das entstand aber nicht wegen der Unterzahl, sondern weil eine Flanke des aufgeückten Linksverteidigers Alhassan Masawudu schlecht verteidigt wurde.

Kamerun-Nigeria 1:0

Für die Gambier (die in der Quali übrigens die Ivorer eliminiert hatten) war das späte Gegentor bitter – denn nun muss im abschließenden Gruppenspiel gegen Nigeria ein Sieg her – und wenn Ghana gegen Kamerun gewinnt, muss der Erfolg der Gambier auch noch höher ausfallen, der schlechteren Tordifferenz wegen.

Unmöglich ist das aber keineswegs, weil die Nigerianer gegen Kamerun keinen ungschlagbaren Eindruck machten – im Gegenteil. Die Flying Eagles (also die Junioren der Super Eagles) spielten bei der 0:1-Niederlage ein etwas schiefes 4-4-2, in dem Envoh aus dem rechten Mittelfeld eher einen Rechtsaußen gibt, während Ajagun sich links eher zurückhielt; Nwofor kam von der halblinken Seite.

Sie alle hatte die umsichtige Defensive aus Kamerun um Yaya Banana (der in Tunesien spielt) und Franck Kom gut im Griff, in der Offensive läuft viel über Edgar Salli auf der rechten Seite. Vorne sorgte Franck Ohandza, der sein Geld kurioserweise in Thailand verdient, für Torgefahr, er machte in diesem Spiel das goldene Tor, das für das Semifinale und somit für Kolumbien reicht.

Diese Mannschaft aus Kamerun zeigt eher Minimalisten-Fußball: Hinten nur schwer zu überwinden, nach vorne nicht übertrieben angsteinflößend, aber wenn man hinten gut steht, reicht nun mal oft auch ein einzelnes Tor.

Fazit: Mali und Kamerun sind nicht umsonst jene beiden Teams, die sich schon qualifiziert haben. Alle anderen potentiellen Gegner in Kolumbien muss man zwar zweifellos ernst nehmen, fürchten muss man sich vor denen aber nicht. Sofern man bei Gambia die extrem starken Flügel aus dem Spiel nehmen kann.

Was extrem auffällig ist: Vermeintliche Außenseiter wie Mali oder Gambia tun sich durch gute taktische Herangehensweise hervor und machen somit eventuelle Nachteile im Talent wett. Vor allem die Teams aus Nigeria und Ghana dürfen da durchaus als warnendes Beispiel gelten. Die Raute von Ghana funktioniert gegen starke Flügel, wie sie Gambia hat, überhaupt nicht und Nigeria verlässt sich – wie die A-Mannschaft – zu sehr auf Einzelspieler.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.