Die WM 2022 geht an… Japan?

Was könnte man über die Bewerbung von Japan sagen, was nicht auch auf jene von Südkorea zutreffen würde? Sehr wenig – denn im Grunde ist der Versuch Japans, die WM 2022 diesmal alleine ausrichten zu dürfen, fast eine Kopie der des Co-Gastgebers von vor acht Jahren. Nur das mit der Hologramm-Übertragung wäre spannend.

Es mutet futuristisch an – auch, wenn man kein Hellseher sein muss, wenn man voraussagt, dass Hologramm-Übertragungen, wie sie derzeit noch nur in Science-Fiction-Serien zu sehen sind, früher oder später tatsächlich die Weiterentwicklung von Fernsehen sein werden. Mit dieser Innovation möchte Japan, absoluter Premium-Standort in Sachen Hi-Tech, bei der FIFA punkten. Weil man im Land der aufgehenden Sonne weiß: Ohne etwas wirklich besonderes wird die WM nicht schon wieder dorthin vergeben, wo erst 2002 eine Endrunde mitveranstaltet wurde…

Hier würde gespielt
Yokohama – International Stadium | 72.500
Saitama – Saisuta | 63.500
Shizuoka – Ecopa Stadium | 51.000
Tokio – Olympic Stadium | 50.500
Tokio – Ajinomoto Stadium | 50.000
Osaka – Nagai Stadium | 50.000
Toyota – Toyota Stadium | 45.000
Kobe – Universiad Stadium | 45.000
Niigata – Big Swan | 45.000
Sapporo – Sapporo Dome | 41.500
Ibaraki – Kashima Stadium | 41.000
Oita – Big Eye | 40.000

Das Team des Gastgebers
Die Mannschaft aus Japan wäre in Südafrika beinahe ins Viertelfinale vorgestoßen, unterlag in der Elfer-Lotterie gegen Paraguay. Die Heim-WM 2002 hat, obwohl diese selbst kein überragendes Abschneiden der Japaner brachte, eine positive Entwicklung angestoßen, die nachhaltig wirkt. Neben dem damaligen Co-Gastgeber und jetzigen Konkurrenten Südkorea ist die Mannschaft aus dem Land der aufgehenden Sonne seither fraglos die beste und konstanteste in Asien

Positiva
– 10 der 14 Stadien waren schon bei der WM 2002 in Verwendung und müssten nur geringfügig adapiertert werden.
– Japan versucht, mit revolutionären technischen Neuerungen zu punkten. Vor allem auf die Hologramm-Übertragung werden große Hoffnungen gesetzt.
– Bei der Unterbringung von Teams und Offiziellen gibt es keinerlei Probleme.
– Die Wege zwischen den Spielorten sind überschaubar, zudem gibt es eine hervorragende Infrastruktur an Verkehrswegen.

Negitiva
– Seit der von Südkorea mitveranstalteten Endrunde 2002 ist (deutlich) zu wenig Zeit vergangen.
– Die Zeitverschiebung. TV-Einnahmen aus Europa würden einbrechen, jene aus Amerika noch mehr.
– Die FIFA fürchtet Kollisionen mit dem Schutz der eigenen Sponsoren – das scheint in Japan ein Problem darzustellen.
– Einige Zusagen der Regierung bestehen nur mündlich und (noch) nicht schriftlich.

Chancen
Kaum besser als jene von Südkorea – sollte Japan den Zuschlag tatsächlich bekommen, wäre das eine Sensation. Nicht, weil die Bewerbung an sich nicht gut wäre – nein, die ist exzellent. Aber wie beim Konkurrenten aus Korea spricht einfach der Zeitfaktor massiv gegen Japan. Die Idee mit der Hologramm-Übertragung ist zwar mutig und zeigt, dass verstanden wurde, dass man der FIFA etwas bieten muss. Normalerweise ist das in diesem Fall aber zu wenig.

und außerdem…
…stellen die Granden, wie man das vom Europacup kennt, sicher lieber noch zwei zusätzliche Kameramänner ein, als auf technische Innovationen zu setzen. Wenn das kein schlechtes Omen ist!

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.