Bayern im Schongang zum 4:0

Mehr als eine durchschnittliche Leistung war für den deutschen Meister nicht notwendig, um in Cluj zu einem nie auch nur ansatzweise gefährdeten 4:0-Kantersieg zu kommen. Die Rumänen konnten nicht einmal dem Standfußball, den die Bayern über weite Strecken zeigten, etwas entgegen setzen.

CFR Cluj - Bayern München 0:4

Bundesliga-Krise hin, interner Streit her – in der Champions League haben die Bayern noch eine weiße Weste. Was, man muss es vor allem nach diesem Spiel so klar und deutlich sagen, zum einem massiven Teil aber an der Gruppe liegt – denn mit CL-Fußball hatte das vom rumänischen Meister CFR Cluj nur sehr wenig zu tun.

Louis van Gaal hatte endlich wieder beide etatmäßigen Innenverteidiger zur Verfügung (Van Buyten und Demichelis), somit durfte Notlösung Anatoli Tymoschuk wieder eine Position nach vorne ins defensive Mittelfeld rücken. Dort spielte er im 4-2-3-1 den etwas defensiveren der beiden Sechser, der sich auf Ball halten und verteilen beschränkte und nur fallweise mit der Kugel nach vorne ging. Er und Andreas Ottl kümmerten sich gemeinsam um Roberto de Zerbi, der als zentraler Spielgestalter hinter Solospitze Lacina Traoré das Pendant zu Bastian Schweinsteiger war.

Denn die Formationen der beiden Teams sahen grundsätzlich gleich aus: Zwei verschieden hoch stehende Sechser, zwei Flügelmänner im Mittelfeld, und ein vorgerückter Zehner. Nur, dass die Bayern eben das um zwei Klassen bessere Personal zur Verfügung haben – und einige grundlegende taktische Fehler nicht begangen haben. Am offensichtlichsten war das beim rumänischen Meister bei Linksverteidiger Ionuţ Rada, einem von immerhin vier Rumänen in der Startformation. Er ließ sich immer wieder weit in die Mitte ziehen – mal von Altıntop, mal von Schweinsteiger (der in der offensiven Zentrale eine recht ordentliche Leistung ablieferte), immer wieder aber auch von Lahm – oder, wie beim zweiten Tor, komplett ohne Not. Somit boten sich den Bayern auf dieser Seite oft meterweiter leerer Raum, den die Münchener genüsslich ausnutzten.

Was den Bayern das Leben sehr erleichtert hat war die Tatssache, dass sich Cluj auch nach dem 0:2 in der 24. Minute nicht bemüßigt gefühlt hat, wirklich für Druck zu sorgen. Die Bayern konnten ihr gewohntes Spiel – Ballbesitz bis der Arzt kommt – ohne Probleme durchziehen, auch wenn ewig kein Ball nach vorne kam; nicht einmal, als Tymoschuk beim Spielgeschehen komplett auf die Stop-Taste gedrückt hat. Cadu musste hinten bei Rada aushelfen, Bastos war abgemeldet, De Zerbi ebenso, und dennoch machte keiner bei den Rumänen den Eindruck, wirklich etwas gegen die nun wahrlich nicht vor Gestaltungswillen strotzenden Bayern tun zu wollen.

CFR Cluj - Bayern München 0:4 (2. Hälfte)

Cluj-Trainer Cârţu stellte nach der Pause auf ein 4-4-1-1 um (mit der Mittelfeldkette auf einer Linie) und besetzte die Flügel neu. Hora (links statt des schwachen Bastos) und vor allem Edimar (rechts, für Sechser Dică eingewechselt) sorgten auch gleich für frischen Schwung. De Zerbi spielte nun mehr in der Spitze, um die beiden Bayern-Sechser ein wenig nach hinten zu ziehen, bzw. sich hinter ihnen auszubreiten. Das klappte zunächst ganz gut, doch nach dem Pfosten-Kopfball von Piccolo nach einer Ecke (50.) ließen Tymoschuk und Ottl den Italiener links liegen und schoben wieder weiter nach vorne.

Bei Cluj passte nun vor allem was Laufwege angeht (hinterlaufende Außenverteidiger, sich anbietende Stürmer) viel mehr als in der ersten Hälfte, allerdings wurden die an sich gut gedachten Spielzüge viel zu selten auch wirklich fertig gespielt. Mal kam ein Ball nicht an, mal wurde ein Pass nicht gespielt; kurz, Cluj konnte die guten Gedanken nicht umsetzen.

Und ließ sich so von den Bayern, die so das Spiel schnell wieder in den Griff bekamen, richtiggehend einlullen. Die Münchener konnten den Ballbesitz wieder komfortabel auf 60% schrauben, wurden überhaupt nicht angegangen, hatten Platz ohne Ende und konnten sich sogar mit purem Standfußball völlig ungestört mit zwei simplen Pässen zum 3:0 durchspielen, Mario Gomez konnte ein drittes Mal einnetzen. Natürlich die endgültige Entscheidung in einem Spiel, bei dem man schon vorher kaum das Gefühl hatte, Cluj könnte etwas Signifikantes am Spielstand ändern – lediglich zwischen der 46. und der 55. Minute war beim rumänischen Meister wirklich Elan zu erkennen.

Und nach dem 0:3 schon gar nicht mehr. Van Gaal leerte nun seine schütter besetzte Bank (nur noch Ersatzgoalie und drei Feldspieler am Blankett!) und nahm Schweinsteiger runter. Müller, der für ihn kam, ging auf links, dafür Kroos ins Zentrum – und die Bayern spielten es nun locker herunter. Müller drängte den zuvor etwas aktiveren Panin wieder hinten hinein und sorgte in einer mäßiges Tempo gehenden Bayern-Elf für sichtlich Belebung, sein 4:0 in der Nachspielzeit war dafür der Lohn.

Fazit: Die Bayern zeigten in einem überschaubar unterhaltsamem Spiel eine Leistung, die mit „Dienst nach Vorschrift“ wohl am treffendsten beschrieben werden kann. Und dennoch konnte der erschreckend unambitionierte rumänische Meister nur in einer kurzen Phase nach dem Seitenwechsel den Eindruck erwecken, sich nicht willig in die klare Niederlage zu ergeben. Was nicht über die Tatsache hinwegtäuschen darf, dass die Leistung der Bayern gegenüber den letzten Woche keinen wirklichen Schritt nach vorne bedeutete.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.