Südafrika 2010 – Viertelfinale 2 | Es war DIE Szene dieser Weltmesiterschaft bisher: Luis Suárez rettet in der 120. Minute mit der Hand, fliegt vom Platz – aber weil Gyan den Elfer verballert, kommen die Urus doch weiter. Aber dieses dramatsiche Spiel hatte mehr zu bieten als nue Suárez.
Uruguay – Ghana 1:1 (1:1, 0:1) n.V., 4:2 i.E.
Óscar Tabárez hat überrascht – mit einerm 4-4-2, wie es klassischer kaum sein hätte können. Und auch damit, dass Edinson Cavani, der in den letzten Spielen immer als Rechtsaußen oder im Notfall als RM Dampf machte, auf die linke Seite gestellt wurde. Dort sah er sich aber immer wieder vier Gegenspielern gegenüber und konnte so nie die Wirkung entfalten, die in von rechts zuletzt so gefährlich machte. Auf der anderen Seite lief allerdings das Spiel an Álvaro Fernández, der dort aufgestellt war, komplett vorbei. Er nahm zwar Sulley Muntari, der für Ghana über die linke Flanke kommen sollte, gut aus dem Spiel. Aber nach vorne konnte er überhaupt keine Akzente setzen.
Trotz diese Maßnahmen war allerdings Uruguay von der ersten Minute an die Mannschaft, die das Spiel bestimmte. Pérez und Arévalo im defensiven Mittelfeld verhinderten jeden konstruktiven Spielaufbau der Ghanaer, und die Akteure der Celeste suchten im Bellbesitz immer wieder sofort Forlán, über den zu Beginn fast alles lief und der auch seinen Sturmpartner Suárez immer wieder gut in Szene setzte. Die Verteidigung Ghanas, vor allem Mensah und Vorsah im Zentrum klärten fast im Minutentakt Bälle zu Ecken, die ebenfalls mitunter durchaus gefährlich kamen.
Weil RV Pantsil und der defensivstarke RM Inkoom mit Cavani alle Hände voll zu tun hatten, und Muntari gegen Fernández kaum zum Zug kam, musste bei Ghana alles durch die Mitte gehen, und hier waren vor allem lange, steile Bälle das Mittel der Wahl. Asamoah Gyan machte aber gegen Lugano und Victorino kaum einen Stich. Bis sich die Urus nach etwa 20. Minuten einen Konter einfingen, der sie offenbar bis ins Mark getroffen hat! Denn fortan flatterten plötzlich die Südamerikaner. Sie zogen das Mittelfeld zurück und achteten darauf, gegen die bis dahin völlig harmlosen Ghanaer die Räume wieder enger zu machen.
Kwadwo Asamoah rückte daraufhin ins defesnvie Mittelfeld zurück, um den Sechser Anthony Annan zu unterstützen. Somit wurde aus dem 4-1-4-1 ein 4-2-3-1, die Zentrale war nun besser zu und weil allen voran Forlán nicht zurückrückte um sich weiterhin anzubieten, stand das Spiel der Urus nach vorne nun still. Und als auch der Kapitän, Innenverteidiger Lugano, verletzt weichen musste, suchten die Ghanaer die entstandene Verunsicherung natürlich erst recht zu nützen – und wirden quasi mit dem Pausenpfiff mit dem 1:0 durch Muntaris Weitschuss belohnt.
In der Pause reagierte Tabárez auf das Gesehene, nahm Fernández raus und brachte mit Lodeiro einen rechte LM, stellte dafür Cavani wieder auf dessen rechte Seite. Damit fühlten sich die Uruguay sichtlich wohler und die Südamerikaner übernahmen nun auch wieder die Kontrolle über das Spiel. Der Freistoß von Forlán sorgte, auch weil Torhüter Kingson falsch spekulierte, zum verdienten 1:1 ins lange Eck.
Dieser Treffer gab den Urus weitere Sicherheit, vor allem Diego Pérez im defensiven Mittelfeld lief nun zu absoluter Topform auf. Er stellte sich nun viel besser auf den zentralen Offensivmann der Ghanaer – zumeist war dies Kevin-Prince Boateng – ein, zudem konnte sich Kwadwo Asamoah im DM nicht mehr so entfalten, wie er das in den letzten Spielen aus einer offensiveren Position heraus konnte. Den Black Stars waren nun also viele Optionen im Spiel nach vorne genommen, was in vielen langen Bällen resultierte – die natürlich genau gar nichts brachten. Als dann Stephan Appiah für dem RM Inkoom kam, brachte das den Afrikanern gar nichts: Appiah orientierte sich viel in die Mitte, womit allerding die rechte Seite verwaist war. Boateng besetzte diese nur halbherzig und sein Einfluss auf das Spiel ging merkbar zurück; und Pantsil traute sich nicht allzu konsequent nach vorne zu gehen, aus Angst for Gegenstößen der Urus über Lodeiro.
Der Celeste gelang nach vorne außer Standards allerdings auch nicht allzu viel, weswegen Tabárez eine Viertelstunde vor Ende der regulären Spielzeit mit Sebastián Abréu einen kopfballstarken Stoßstürmer für Rechtsaußen Cavani. Abréu war nun die einzige konstante Spitze, Suárez und Forlán wechselten sich darin ab, sich in die Zehner-Rolle zurückfallen zu lassen. Das brachte nicht allzu viel an Torgefahr, bremste aber die Ghanaer in ihren Offensivbemühungen weiter ab, um nur hinten ja keinen entscheidenden Fehler zu machen. So hing Ghana zwar in den Seilen und Uruguay war, obwohl spielerisch nicht überzeugend, obenauf – aber die Afrikaner retteten sich in die Verlängerung.
Wo sich bei Ghana die Hereinnahme von Jungstar Adiyiah (für Muntari, der auf der linke Seite nicht allzu viel brachte) bezahlt machte. Der 20-Jährige ging in die offensive Zentrale, dafür wanderte Boateng nach links und Appiah nach rechts. Zudem traute sich nun Pantsil wieder etwas mehr zu, sodass Ghana wieder besser in die Partie kam – allerdings auch nicht wirklich gefährlich wurde. Die zielstrebigere Mannschaft war weiterhin jene aus Uruguay, einen Elfmeter hätte es nach etwa 100 Minuten für die Celeste durchaus geben können.
Gerenell war die Verlängerung aber geprägt von deutlich nachlassenden körperlichen Kräften und damit deutlich nachlassender Genauigkeit im Aufbauspiel.Vor allem Kwadwo Asamoah, Hans Sarpei und Isaac Vorsah war der Verschleiß anzumerken; mehr als Stückwerk war von den beiden Mannschaften nicht mehr zu bestaunen, wiewohl gegen Ende der 120 Minuten das Team aus Ghana schon vehementer auf den Siegtreffer drängten (Gyan 116., Boateng 118.). Darum hätte sich Uruguay auch nicht beschweren dürfen, hätte Suárez nicht auf der Linie geklärt und wäre der Ball gleich (oder dann bei Gyans Elfmeter) zum 2:1 ins Tor gegangen wäre.
Aber es ist anders gekommen. Und die Art und Weise, in der Urguay ins Semifinale einzog, wird fraglos in die Geschichte eingehen.
Fazit: Über die zwei Stunden hatten beide Mannschaften ihre guten Phasen, jedoch überwogen jene von Uruguay. Die Südamerikaner dominierten die erstn 20 Minuten und die komplette zweite Hälfte, kamen zudem erst in den letzten Minuten der Verlängerung wirklich wieder in Bedrängnis. Zudem zeigten sich die Uruguayer sicherer in der Abwehr und abgeklärter im Spielaufbau. So gesehen geht der Semifinal-Einzug der Südamerikaner in Ordnung. Die Art und Weise allerdings wird umstritten bleiben – und Suárez immer nachhängen. Von dieser Aktion wird sich der 23-Jährige nie freimachen können, sie wird seiner Karriere auf Sicht wohl eher nicht helfen.
(phe)