Das Jahr 2009 ist nun also vorbei. Für viele die Gelegenheit, auf das Gewesene zurückzublicken – was aber etwas humorlos ist, weil das jeder kann. Viel spannender ist an dieser Stelle wohl eher ein Ausblick auf 2010.
Denn das kommende Jahr wird für den rot-weiß-roten Fußball ein richtungsweisendes. Denn es gilt, erfreuliche Entwicklungen zu bestätigen (vor allem auf Vereinsebene) und weniger erfreuliche zu korrigieren (Stichwort Nationalmannschaft).
Dass sich auch im kommenden Herbst alle vier österreichischen Vertreter für die Gruppenphase eines europäischen Bewerbs qualifizieren können, ist realistischerweise natürlich nicht zu erwarten. Einer sollte es in jedem Fall werden, zwei sind realistisch, und mehr wäre eine erfreuliche Überraschung. Darum geht es aber eigentlich nur zweitrangig. Viel entscheidender ist, dass die positiven Lerneffekte, die von den Großen Vier im internationalen Vergleich gemacht wurden, nachhaltig genützt werden ohne, was eine sehr österreichische Möglichkeit wäre, vieles wirkungslos verpufft.
Damit verbunden ist es natürlich auch eine für die mittel- und langfristige Entwicklung der sich in den letzten Monaten und Jahren in den Vordergrund spielenden Jungspunden, und wie diese ihre Karriereplanung anlegen. Sprich, ob ein Daniel Beichler tatsächlich dem österreichischen Tagesgeschäft erhalten bleibt und, wie kolportiert wird, nach Salzburg wechselt. Oder, ob ein Aleks Dragovic den Sprung über die österreichischen Grenzen hinaus wagt – und, wenn ja, wohin und wie er oder auch andere Glücksritter sich dort zurechtfinden.
Gerade für den Gang ins Ausland gibt es einige ermutigende Beispiele (wie Andi Ivanschitz oder Christian Fuchs in Deutschland), aber auch einige Typen, an denen sich heimische Jung-Legionäre nicht orientieren sollten (wie etwa Marko Arnautovic, der sein Leben in Mailand in vollen Zügen genießt, bei Inter aber nicht die geringste Rolle spielt). Nur an eines sollten sie erst einmal nicht denken: An ihre Karriere im Nationalteam.
Denn selbst, wenn im Ausland der erhoffte Karriere-Boost nicht gelingt, lernen kann man dort dennoch vorzüglich. Und von diesen Erfahrungen profitieren selbst Rückkehrer auch dann noch, wenn Constantini den Legionären nicht mehr im Weg steht. Die Kritik am vor allem in systematischen und planerischen Fragen unbeleckten Teamchef wird zwar 2010 nicht abreißen, seine Ablösung ist in naher Zukunft aber dennoch leider nicht zu erwarten. Zwar macht ÖFB-Präsident im kleinen Rahmen beileibe nicht den Eindruck, mit der Art und Weise, mit der Constantini durch seine Amtszeit irrlichtert, besonders glücklich zu sein – aber da Windtner den Teamchef gleich nach seiner Kür zum Präsidenten stark forciert hat, hängt er bis zu einem gewissen Grad auch in Constantinis Schicksal mit drin. Eine Entlassung des Teamchefs würde dem Eingeständnis eines massiven Fehlers gleichkommen.
Daher ist angesichts der inhaltlichen Probleme auch die Auslosung für die EM-Quali, die Anfang Februar ausgelost und Im Spätsommer beginnt, weniger entscheidend. Denn egal, ob eine realistische Chance auf ein Ticket für die Endrunde in Polen und der Ukraine besteht – eine nachhaltige Entwicklung ist da wichtiger.
Und während man bei den Vereinen nach den Erfahrungen von 2009 durchaus zuversichtlich sein kann, müssen dem denkenden Beobachter das abgelaufene Jahr trotz den vorhandenen Talents auf dem Rasen die Alarmglocken schrillen.
(phe)