Nachbetrachtung: Der kuriose erste EL-Spieltag

Was in aller Welt? Da bemühen wir uns im Ballverliebt Europa League Podcast um realistische Einschätzungen und Prognosen, und dann halten sich gleich drei von vier Vereinen nicht im Mindesten daran. Leider, aber auch zum Glück.

Was Rapid gegen Hamburg geleistet hat – wenn man freundlich über die ersten 25 Minuten hinwegsieht – war schlichtweg super. Sicher war die unfreiwillige Mithilfe von Boateng ein Wink des Glücks, der Sieg geht aber trotzdem in Ordnung. Die Höhe allerdings spiegelt nicht den Spielverlauf wider, wohl aber die Leistung der HSV-Defensive. Als Grün-Weiß da mit nur einer Spitze auflief, hatte ich einen Rückfall befürchtet, ein Wiedersehen mit dem lange Jahre von heimischen Klubs praktizierten „Hilfe, ich hab‘ Angst“-Fussball. Doch nein, wie erhofft hat Pacult Blut geleckt und die Erkenntnis gewonnen, dass offensiver Kombinationsfussball mitunter nicht nur schön aussieht, sondern auch erfolgreich sein kann. Der SK Rapid, der vor einigen Jahren noch aus seiner CL-Gruppe geschossen wurde, könnte in einen ähnlichen Lauf geraten wie 1995/96. Der endete damals mit einer 0:1 Finalniederlage gegen Paris Saint-Germain. Als Realist halte ich den Aufstieg zwar nach wie vor für unwahrscheinlich, wünsche mir aber für die verbleinden 5 Partien ähnlich mutiges Auftreten. Weiter so!

Für Sturm Graz hingegen war es kein schöner Tag. Die vom Kollegen Schaffer und wohl auch von Franco Foda defensiv erwarteten Rumänen bescherten mit druckvollem Angriffsfussball und exzessivem Forechecking den Blackies eine 0:1 Heimniederlage. Und verdient war die leider auch noch, denn von den „Schwoaz’n“ war bis auf eine große Szene mit 4 Chancen auf einmal genau gar nichts zu sehen. Alle Garanten für das kreative Vorwärtsspiel standen heute neben sich, und so war die einzige Überraschung, dass der Gegentreffer erst sehr spät fiel. Da muss bis zum 1. Oktober einiges von Franco Foda wieder gerade gerückt werden. Am Papier hat Sturm die leichteste Gruppe erwischt, der theoretische Vorteil will aber erst praktisch in Erfolge umgemünzt werden, wie man sieht.

Die Salzburger, die am Europa League Parkett ja ohne Sponsornamen im Vereinstitel spielen, verschlug es in ein mäßig gefülltes, römisches Olympiastadion. Dort wurden sie von einer mäßig motivierten B-Elf der Lazio Rom erwartet. Im folgenden – gar nicht so mäßigen – Match verhielt sich Salzburg ganz nach meiner Prognose. Nach einer halben Stunde sahen die Gastgeber ein, dass es doch ein wenig Arbeit zum Erfolg braucht, was sich spätestens in Halbzeit Zwei durch starke Überlegenheit und ein Tor äußerte. „Salzburg wird irgendwie ein Tor reinwurschten“, orakelte Tom im Podcast. Und er hatte Unrecht, denn Salzburg wurschtete das Leder nämlich gleich zwei mal in die Maschen, einmal gehässigerweise in der Nachspielzeit. Einen Punkt aus Rom mitzunehmen wäre gemäß dem Spielverlauf gerade noch irgendwie angemessen gewesen. Die drei Punkte aber sind schmeichelhaft. Huub Stevens hat noch einiges an Arbeit vor sich, es sei denn Villareal und Lewski Sofia laufen auch mit einer lustlosen Reservetruppe auf.

Und dann hielt sich doch noch ein Verein an mein „Programm“, und ich muss sagen: Leider! 0:3 war meine Prognose für das Auswärtsduell gegen Athletic Bilbao und 0:3 war auch das, was die Anzeigetafel nach 90 Minuten verkündete. Dass dort nicht 0:4 oder 0:5 stand verdanken die Veilchen ihrem Goalie Safar, dem Torgehäuse und der mangelnden Präzision mancher Bilbao-Offensivleute. Die schon gegen Novi Sad und Donetzk nicht gerade berühmt spielende Defensive der Violetten war in sämtlichen Belangen hoffnungslos überfordert während sich im Angriff das Fehlen von Acimovic, Junuzovic und Co. deutlich bemerkbar machte. Mit der Rückkehr der Leistungsträger ist sicher mehr drin, aber hinten hat Daxbachers Team ein ernsthaftes Problem.

Wer heute gewettet hat, hat sich entweder fürchterlich geärgert oder ist steinreich geworden. Meine Guthabengeschenke von Tipp3 hatten sich mittlerweile auf 7,50 EUR summiert und selbstverständlich habe ich auf alle Spiele gewettet – bis auf jenes, dessen Ergebnis ich genau vorausgesagt habe. Fällt wohl unter „Shit happens!“. Immerhin, mir bleibt die Freude, mindestens bis zur Winterpause österreichische Vereine in internationalen Bewerben zu sehen. Und damit das Versprechen auf noch weitere, kuriose Spieltage.

PS: Vergesst unser Gewinnspiel nicht!

Cool? Sag das doch anderen!

Über Georg Pichler

Journalist und zumindest digitaler Superkicker. In echt hütet er meistens das Kastl und das recht gut. Zukünftiger ÖFB-Präsident. Kein Fan, mag aber Sturm Graz.