16 Runden ist die T-Mobile Liga Saion 2007/08 nunmehr alt. Und einiges hat sich getan, was so von den wenigsten erwartet wurde. Ich versuche nun, die bisherigen Entwicklungen – nicht weit weg von der Saisonhalbzeit – einmal zusammenzufassen. Sei es die sich zuspitzende Krise des FC Wacker, die schwache Performance des oberösterreichisch-kärtnerischen Hybridenklubs Austria Kärnten, der Run der Violetten aus Wien oder die Saison der Salzburger Totalernüchterung.
Fangen wir an mit dem derzeitgen Tabellenführer, der morgen seine Chance hat mit einem Sieg beim Schlusslicht seinen 5 Punkte-Vorsprung zu verteidigen bzw. auszubauen. Die Wiener Austria war mit Sicherheit einer der Klub mit den turbulentesten Internas der letzten Jahre. Dem Einstieg Stronachs folgten große Einkäufe, Visionen von internationalem Ruhm und fortwährender Ligadominanz, bis man am Boden der Tatsachen an- und dem Abstieg knapp entkam. Die Causa Stronach scheint vorläufig beendet, der Austrokanadier pumpt zwar immer noch Geld in den Klub, zumindest spielerisch kann man im Franz-Horr-Stadion aber durch Nachwuchsarbeit und zuletzt kluge Transfers wenigstens spielerisch gut auf eigenen Beinen stehen. Zwar kommt das violette Ballet schon einmal ins Wanken, wenn ein Schlüsselspieler wie Blanchard einmal fehlt doch denke ich, dass sich die Austria mittelfristig wieder in den Top 3 behaupten kann. Blanchard ist mit seinen 35 Lenzen nicht mehr der Jüngste, es wird also auf Georg Zellhofer ankommen, wie seine Nachfolge geregelt werden. Kandidaten wären vorhanden. Apropos Zellhofer: Auch er ist ein Indiz für das vorläufige Ende der turbulenten Phase, schließlich ist er mittlerweile länger im Amt als die meisten seiner Vorgänger seit 2000.
Schwenken wir ins Burgenland: Dort scheint man ein sehr „bodenständiges“ Bild vom Fußball zu pflegen, sind die Mattersburger zumeist weniger durch taktische Finessen oder dynamisches Kombinationsspiel aufgefallen, als durch spärlich erfolgreiches Konterspiel und/oder ziemlich hartes, international untaugliches Hineinsteigen. Hier zeichnet sich jedoch ab, dass nach dem Abgang des einen oder anderen Routiniers (insbesondere Kühbauer) auch der Tabellenhöhenflug sein jähes Ende finden könnte. Es scheint wohl potentielle Talente zu geben (Fuchs, Mörz) doch einen spielerischen Feinschliff werden sie sich bei ihrem jetzigen Klub nicht erwerben, und ohne dem ist Mattersburg auf lange Sicht als Kandidat fürs untere Tabellendrittel einzuschätzen.
Die Kicker von der Linzer Gugl plagt auch ein Altersproblem. Die Oldstars, die maßgeblich am Aufstieg mitgewirkt haben, bestimmen auch heute noch über Erfolg und Mißerfolg der Schwarzweißen vom LASK. Auch hier wäre wohl Potential da, jedoch nicht um alle Lücken zu stopfen, die sich im Laufe der Zeit von selber auftun werden, weil z.B. Vastic altersbedingt dann mehr steht denn läuft. Kluger Spielerzukauf oder ein glücklichs Händchen mit dem Nachwuchs könnte aber dazu führen, dass sich die Balltreter aus der obersöterreichischen Landeshauptstadt nach einer prognostizierbaren Schwächephase im Mittelfeld stabilisieren könnte.
Alles was Trapp und seinen roten Bullen von der heurigen Saison bisher geblieben ist, sind zerplatzte Seifenblasen. Mit dem berechtigten Ausscheiden gegen Donjetsk in der CL-Quali und dem UEFA-Cup aus durch eine erbärmliche Auswärtsperformance bei AEK Athen blieb Red Bull Salzburg unter den selbstgesteckten Erwartungen. Dazu bekriegen sich hinter den Kulissen allen Anscheins nach Trainer Trappatoni und Sportdirektor Hochhauser, beide mittlerweile fast wie Symbolfiguren für das was die Kampfmannschaft am Rasen bietet. Trappatoni war einmal gut, so wie einige seiner Kicker die bis vor kurzem wenigstens noch für die heimische Liga reichten. Der kurzfristige Erfolg führte in letzter Konsequenz dazu, dass Mateschitz‘ Geld nicht sinnvoll genutzt wird und man aus den eigenen Fehlern nicht gelernt hat. Auch Hochhauser war zu seinen besten Ried-Zeiten maximal oberer Durchschnitt für einen Austrotrainer. Im Grunde müsste daher Mateschitz alle beide so schnell loswerden, wie selbige den abgenutzten Schönplauderer Matthäus abservierten und einen international nicht nur bekannten, sondern auch halbwegs modern spielenden Teamchef einstellen, der nicht wie Trappatoni eigentlich nur italienische Abwehrmauern errichten kann und das Offensivspiel derart ungeschickt koordiniert, dass man entweder permanent Kontertore erhält oder sich beständig im Mittelfeld das Leben selbst schwer macht. Zuletzt sollte man die Einkaufspolitik – wenn man schon das Geld hat – auf Spieler ausrichten die jung sind, passabel spielen und Potential zu mehr haben, als sich Altstars zuzulegen, die das eine oder andere Jährchen in der T-Mobile Bundesliga mitkicken können und alsbald einlaufen wie zu heiss gewaschene Leiberl (die sie auf internationaler Ebene gar nicht erst haben).
Der zweite Klub aus Oberösterreich, SV Ried, plagt sich mit ähnlichen Problemen wie der Erste. Das Spiel wird über Routiniers aufezogen und auf einen ganz besonders zugeschnitten: Herwig Drechsel. Bei Nichtanwesenheit des Selbigen ist schnell Feuer am Dach. Doch im Gegensatz zu den Linzern hat man zwar auch junge Hoffnungsträger, auch von den U20-Helden, verzichtet aber oft auf deren Dienste oder nutzt sie schlecht. Solange „Wiggerl“ Drechsel noch seine Leistung bringen kann mag das gutgehen. Ist die Luft aber einmal raus, könnte urplötzlich der Klassenerhalt auf dem Spiel stehen. Sicherlich hätte Ried dann das Potential zum Wiederaufstieg, aber oben bleiben scheint jedenfalls mir die weniger aufwändige Alternative. Was der Neo-Tiroler Kraft schlichtweg ignoriert hat, könnten Schimpl und Weissenböck nachholen. Tun sie das nicht, ist Ried nächse Saison ein Abstiegskandidat für mich.
Sehr schwierig zu beurteilen ist Rapid. Grundsätzlich ist der Kader nicht schlecht, doch an Pacult’s Zurechnungsfähigkeit muss man als Fußballinteressent öfters zweifeln. Trotz anderer, besserer Optionen schickt er immer wieder ein Totalwrack namens Hiden auf den Rasen. Dann ist, trotz einiger guter Tage, auch der He-Man Patocka oft maßlos vom Spielgeschehen oder seinem direkten Konkurrenten überfordert, und neigt dazu, aus dem Nichts horrende Fehler zu produzieren. Für die Regionalliga wäre er durchaus zumutbar, ergo sollte er schnellstmöglich dorthin zurückkehren. Der von anderen oft bekrittelte Thonhofer hat in meinen Augen immer noch Entwicklungspotential. Was er daraus macht, muss die Zeit zeigen, ihn jetzt schon abzuservieren wäre aber zu früh. Mit der einen oder anderen Verstärkung und weniger pacult’schem Startformationswahnsinn wäre es für die Hütteldorfer durchaus möglich ein Fixbestandteil der oberen Tabellenhälfte zu werden. Hier würde ich aber keinen Trainerwechsel anregen, da ich finde dass Pacult grundsätzlich zu Rapid passt.
Die verbliebenen Steirer im Oberhaus haben sich für mich durchaus sympathisch entwickelt in den letzten 2 Jahren. Franco Foda scheint seine Aufgabe engagiert und durchaus kompetent anzugehen. Seine Mischung aus relativ vielen Jungkickern und einigen älteren Herren scheitert jedoch entweder an der eigenen Inkonstantheit, vernebelten Chancen sowie ab und zu auch an grandiosem Pech. Erwischt Sturm Graz einen passablen Tag, so sieht man in der Regel für hiesige Verhältnisse ansprechenden Kombinationsfußball. Hier geht noch einiges und das Fragezeichen über der Oldienachfolge ist kein ganz so großes. Sturm wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich Dauergast in den Top 5, für mich sind sie sogar ein möglicher Fixstarter im UEFA Cup auf mehrere Jahre – auch wenn sich diese Saison nichts mehr dergleichen ausgehen wird.
In puncto Altach muss ich auf den Absatz über Mattersburg verweisen. Die Probleme sind nicht wirklich stark verschieden, bloß die Auswirkungen bekommt man im Ländle früher zu spüren. Dank dem sehr sicheren Abstieg der Tiroler und dem wachkomatösen Kärtner Frankensteinclub bleibt aber genug Zeit, um die eigene Ausgangslage zu analysieren und entsprechend zu verbessern. Ansonsten wird aus dem gespielten Abstiegskampf nächste Saison ein echter.
Der „FC BZÖ“, wie die Austria Kärnten von vielen hämisch genannt wird, entwickelt sich immer mehr zum Synonym für eine fehlgeschlagene Fusion. Mittelprächtige, zeitweilig lustlose Altherren die einst unter der Zeitbombe Franz Grad dienten spielen nun mit dem besseren Rest eines Klubs, der auch ohne Dezimierung in der Red Zac nicht sehr weit gekommen wäre. Vereinzelte Lichtblicke (Junuzovic) verbessern die Situation nicht wesentlich. Die Heimeuphorie hielt nicht viel länger als ein Spiel, findet das Stadion nicht einen anderweitigen Nebennutzen wäre ein Nichtrückbau finanzieller Irrsinn. Trotzdem: Ein paar Junge sind da, und wenn man aus der Krise findet und sich verstärkt, könnte man den Abstiegskampf überleben, der nächstes Jahr sehr sicher bevorsteht. Von der Spielanlage her wäre bei den Kärntnern die beste Ausgangsbasis, denn hier konnte man sein Spiel – logischerweise – nicht jahrelang auf zwei, drei alte Hasen ausrichten.
Der FC Wacker Innsbruck hat den theoretisch zweitjüngsten Kader der Liga, dem es jedoch an einigen Ecken an Qualität mangelt. Neben den, vorerst beseitigten, Finanzproblemen zeigt der Klub deutliche Auflösungserscheinungen im spielerischen Bereich. Die meisten Spielsysteme lassen sich aufgrund des Spielermaterials gar nicht ordentlich umsetzen, die Zweikampf- und noch mehr die Laufstärke lassen in der Regel zu wünschen übrig, somit bleibt nur noch die Zerstörungstaktik nach burgenländisch-vorarlbergerischem Vorbild (zudem dürfte die Stimmung in Innsbruck mittlerweile im untersten Kellergeschoß angelangt sein). Weil sich aber auch die Routiniers nicht merklich besser anstellen als die Jungen, entwickeln sich letztere kaum bis gar nicht weiter – das Söndergaard-Nachfolger Kraft dieses Problem bewältigen wird ist unwahrscheinlich, wenig überraschend ist mein sicherer Abstiegstipp für diese Saison daher Wacker. Mit der Zusatzprognose, dass man sie auch für mindestens zwei bis drei Folgesaisonen nicht mehr im Oberhaus sehen wird.
HINWEIS: Absatz über Wacker nach Hinweis von Andreas Lindinger korrigiert.
Soweit meine Einschätzung der ersten 16 Spieltage, für morgen (Austria Wien vs. Wacker Innsbruck) habe ich einen „einseitgen Zweiertipp“ parat. Entweder die Spielzerstörung seitens der Grünschwarzen klappt einigermassen, dann gewinnt die Austria nur knapp mit 1:0 oder 2:1. Oder die Tiroler brechen noch weiter weg und fangen sich drei bis fünf Bummerln ein ohne selbst zu scoren.