4.100 Zuschauer auf der alt-ehrwürdigen Hohen Warte in Wien. Zahlen von denen die Red Zac Liga im Moment nur träumen kann. Mitten drin: Zwei Blogger. Andreas Lindinger und meine Wenigkeit haben uns bei leicht nebeligem Wetter in relativ angenehmer Temperatur das kleine Wiener Regionalliga-Derby angesehen. Ein wichtiges Spiel mit viel Vergangenheit. Zwei ehemalige österreichische Meister auf einem heiligen Rasen mit zwei ehemaligen Nationalspielern (Schöttel und Stöger) auf den Trainerbänken. Und es ging um nicht weniger als den Hoffnungsfunken für den Aufstieg in die Red Zac Liga doch noch am Leben zu halten. Das Heimteam Vienna lag vor dem Spiel auf Platz 6, punktegleich mit dem direkt davor platzierten Wiener Sportklub. Der Rückstand auf die Spitze (SKN St. Pölten) betrug elf Punkte.
Das Spiel begann etwas nervös aber die gut gefüllten Fanblocks heizten die Stimmung an. Und zwar positiv, beide Fanklubs kamen ohne Beleidigungen des Gegners aus, schienen sich sogar freundschaftlich gesinnt. Schon vor dem Spiel und in der Pause gab es gemeinsame Fan-Aktionen gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus. Dass insgesamt mehr Sportklub-Fans im Stadion gewesen sein dürften, merkte man dann in Minute 7 zum ersten Mal. Ex-GAK-Spieler Andreas Lipa köpft nach Flanke von rechts ein – die Auswärtsmannschaft ging in Führung. Wenige Minuten später musste Viennas Nummer 2, Volkan Kahraman, verletzt vom Spielfeld. Das könnte der Punkt sein, an dem das Spiel den blau-gelbe entglitt, denn in der restlichen ersten Hälfte dominierte der WSC das Spiel. Ich kann nicht genau sagen, woran es lag, in der ersten Hälfte habe ich eher versucht die Atmosphäre zu erfassen.
Besonders auffällig im Spiel der Vienna war auf jeden Fall der rabenschwarze Tag des Vienna-Mittelstürmers Osman Bozkurt, der vor allem mit einem schlimmen Foul (gelb-honoriert), Spielvermögen auf Unterliga-Niveau und unnötiges Reklamieren beim Schiedsrichter auffiel. Außerdem passierten den Döblingern viele individuelle Fehler – Aleksander Djordjevic schoss den Ball insgesamt sicher 4-5 Mal unnötig ins Aus oder zum Gegner. Mit der Zeit begannen Andreas und ich zu klatschen, wenn so etwas passierte. Man musste die Spieler schließlich aufmuntern. Der Sportklub stach vor allem mit schnellen Bällen auf die Spitzen, ließ aber eine Reihe von mittelprächtigen Chancen aus.
Peter Stögers Mannschaft begann mit einem offensiven 4-3-3, das teilweise zu unorganisiert wirkte und vom 4-4-2 mit einer zurückhängenden Spitze des WSC von Peter Schöttel im Mittelfeld überrumpelt wurde. Erst mit Beginn der zweiten Hälfte kippt das insgesamt nicht allzu schnelle Spiel komplett. Plötzlich wirkt das Mittelfeldpressing. Vielleicht hatte es mit der Auswechslung von Bozkurt zu tun. Die Vienna generierte nun Chancen über Flanken aus dem Mittelfeld. Mehrere gute Chancen blieben allerdings ungenützt. Die Fitness der Spieler scheint uns zu diesem Zeitpunkt schon leicht fragwürdig, denn rund um die 60. Minute sind bereits fünf Akteure ausgewechselt – gut, zwei davon verletzungsbedingt.
Das Spiel wurde nun härter und entglitt Schiedsrichter Brandstätter. Immer wieder gab es haarsträubende Fehlentscheidungen, ausgelöst vor allem vom Linienrichter auf der Seite des Vienna-Sektors. Fragwürdige Abseitsentscheidungen, beim Einwurf deutete er immer wieder in die falsche Richtung. Irgendwann reichte es Wunderbaldinger. Er rempelte den Assistenten im Vorbeigehen: Unnötig und blöd aber doch verständlich. Der Vienna-Spieler sah dafür natürlich gelb. Zwei Mal gingen Spieler nach dunkelorangen Fouls ihrer Gegner zu Boden, einmal gibt es die gelbe Karte, beim anderen Mal gar keine. Nach 70 Minuten flacht das Spiel ab, gewinnt erst gegen Ende wieder an Fahrt. Die Vienna versuchte noch etwas zu tun, schlitterte aber immer wieder in (zum Teil kläglich vergebene) Konter. Der Schiedsrichter war mittlerweile das Lachobjekt beider Seiten. Die ganz schwache Leistung amüsierte auch Andreas und mich – wäre er nicht für beide Seiten gleich schlecht, wäre eine Bestechung naheliegend gewesen. So vermuten manche rund um uns eher exzessiven Alkoholkonsum als Grund. Eine der wenigen richtigen Entscheidungen: Gelb-Rot für Fellner nach einem wirklich blöden Abwehrfoul (84.).
Die nun auch noch dezimierte Vienna konnte schlussendlich noch einige gute Chancen herausspielen – auch noch in Minute 94, obwohl der Schiedsrichter eigentlich nur zwei Minuten nachspielen lassen wollte. Aber es kam kein zählbarer Erfolg dabei heraus. Für die Vienna ist die Saison wahrscheinlich gelaufen. Ob der Wiener Sportklub noch hoffen darf, entscheidet sich unter anderem am Samstag. Wenn der Tabellenführer St. Pölten bei den drittplatzierten Rapid Amateuren nicht gewinnt, könnten die Schwarz-Weissen mit einer starken Frühjahrssaioson vielleicht noch einmal herankommen.
Ich bedanke mich noch bei Martin Zimmermann (Vienna Pressesprecher) für die freundliche Bereitstellung einer Freikarte. Bei einer so schönen Stimmung kommen wir gerne wieder. Fußballerisch war es zwar kein Augenschmaus, aber die für Zuseher teurere Red Zac-Liga ist auch keinen feuchten Furz besser.