24 Länder, die insgesamt 84 Prozent aller in der UEFA zusammengefassten Einwohner repräsentieren, gehen im Sommer in die EM-Endrunde in Frankreich – also bis auf Holland und Griechenland gefühlt eh irgendwie alle. Nur: Wie hätte das Teilnehmerfeld und die Gruppen ausgesehen, wenn es den Modus wie bisher gegeben hätte, oder gar ein Acht-Nationen-Turnier wie bis 1992, als die Dänen den Titel holten? Wir spielen ein wenig Hättiwari.
Wie von 1980 bis 1992 mit 8 Teams
Bis 1976 wurde der Europapokal der Nationen bzw. die Europameisterschaft mit einer kleinen Vorrunde und einer K.o.-Runde gespielt, das „Finalturner“ war ein Final-Four: Nur Halbfinals und Finale wurden zentralisiert ausgetragen. Für 1980 wurde das Format umgebaut und das Turnier wirklich als Endrunde im klassischen Sinn ausgetragen. Mit acht Teams in zwei Vierergruppen, anschließend Semifinale (ab 1984, denn 1980 spielten die Gruppensieger direkt im Finale) und Endspiel.
Legte man dieses Format der aktuellen Qualifikation zu Grunde, ergibt sich das Problem, dass es nun neun Quali-Gruppen gibt, aber nur sieben Plätze zur Verfügung stünden. Lassen wir der Einfachheit halber also die beiden weltranglistenschwächsten Gruppensiger (Nordirland und Tschechien) weg. Damals ging das mit den sieben Gruppen, weil noch die Sowjetunion (statt Russland, Ukraine, Weißrussland, Estland, Lettland, Litauen, Moldawien, Georgien, Armenien, Aserbaidschan und Kasachstan) teilnahm und auch Jugoslawien (statt Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien, Montenegro und Mazedonien). Dazu war auch noch die Tschechoslowakei dabei, dafür Fußballzwerge wie Andorra, Färöer oder San Marino noch nicht.
Als Gruppenköpfe hätten Frankreich (Gastgeber) und Deutschland (bestes europäisches Team der vorangegangenen WM) fungiert, die restlichen sechs Teams (also in unserem Gedankenspiel Spanien, Italien, Portugal, England, Belgien und Österreich) wären frei dazu gelost worden. Eine Gruppenaufteilung hätte also beispielsweise so aussehen können:
Eine Endrunde mit acht Teams hat Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite reichten vier Stadien völlig aus (wie die Italiener 1980 mit Rom, Neapel, Mailand und Turin oder die Schweden 1992 mit Stockholm, Göteborg, Malmö und Norrköping), wodurch die Ausrichtung so eines Turnieres auch für kleinere Länder keine unlösbare Aufgabe war. Zudem ist die Dichte an Kracherspielen deutlich höher als mit 24 Teilnehmern, das Turnier wäre viel dichter, jedes Gruppenspiel eigentlich schon ein K.o.-Spiel.
Das Turnier würde sich durch die geringere Anzahl an Spielen insgesamt (15 statt 54) und für die Finalisten (fünf statt sieben) nur über zwei Wochen spannen. Der größte Nachteil dieses Modus ist natürlich, dass es für kleine Nationen so gut wie unmöglich ist, sich zu qualifizieren. Für europäische Teams war es deutlich leichter, bei einer WM dabei zu sein, als bei einer EM. Das war ein Hauptgrund, warum man für 1996 die Teilnehmerzahl verdoppelte.
Wie von 1996 bis 2012 mit 16 Teams
In den folgenden fünf Turnieren (1996 in England, 2000 in Holland/Belgien, 2004 in Portugal, 2008 in Österreich/Schweiz und 2012 in Polen/Ukraine) nahmen also 16 Teams teil, jener Modus also, der uns allen am geläufigsten für dieses Turnier ist. Mal davon abgesehen, dass es bei diesem Modus wohl zehn Qualigruppen gäbe statt der tatsächlichen neun (In dem die Gruppensiger dabei wären und alle Zweiten Playoffs spielen), gehen wir hier einmal von den neun Gruppensiegern und den sechs weltranglistenstärksten Zweiten aus.
In der Regel wurde dann mit vier Lostöpfen verfahren und die Gruppen zum Veranstalter aufgefüllt. Das hätte für 2016 etwa so aussehen können:
Weil etwa die Holländer gar nur Vierter wurden auch auch gewohnte Teilnehmer-Teams wie die Türkei, Schweden, Dänemark, und Griechenland in der Quali ausließen, dafür Underdogs wie Nordirland, Wales und die Slowakei auftrumpften, sieht das Teilnehmerfeld nicht so sexy aus wie gewohnt, aber eine obligate „Todesgruppe“ wäre sich schon ausgegangen.
Dieser Modus mit 4 Gruppen zu 4 Teams wird gemeinhin als ideal angesehen, was viele Gründe hat: Zum einen die lineare Turnierform ohne kompliziertes Herumgedaddel mit Gruppendritten. Dann ist da die Qualitätsdichte, wo bei 16 Teams vermutlich die beste Balance zwischen halbwegs vielen Teilnehmern und durchgängig hohem Niveau besteht. Drei Wochen für so ein Turnier sind auch ausreichend, um einen Spannungsbogen zu erzeugen, aber die Turnierdauer nicht hintenraus etwas mühsam wird.
Der vermutlich größte Nachteil ist, dass es für kleine bis mittelgroße Länder mit der Ausrichtung schon kompliziert wird, weil zumindest acht 30.000er-Stadien benötigt werden. Darum wurden auch drei der fünf 16er-Turniere von kooperierenden Ländern ausgetragen. Natürlich: Mit dem 24er-Feld ist so ein Turnier noch noch für eine kleine handvoll Länder stemmbar.
Nun also mit 24
Man wird im Sommer sehen, ob die Aufstockung auf 24 Teams der Europameisterschaft gut tut oder nicht. Die Skepsis ist jedenfalls groß. Frei nach dem Motto: Why fix something that ain’t broken?