Am 5. September gegen Moldawien und am 8. September in Schweden kann sich Fußball-Österreich zum erstem Mal in seiner Geschichte sportlich für eine Europameisterschaft qualifizieren. (Wie hier ausgeführt geht es aber auch danach in jedem Spiel noch um mehr als „nur“ das.) Teamchef Marcel Koller hat dafür heute seinen Kader nominiert, der gerechtfertigt mit bewährten Kräften auskommen wird. Werfen wir einen kurzen Blick auf die aktuelle Form dieser Spieler.
Tor
Im Kasten nichts Neues.
Robert Almer (FK Austria Wien, 22 Länderspiele): Kollers Nummer 1 hat über den Sommer mit der Wiener Austria erstmals seit langem einen Klub gefunden, bei dem er auch tatsächlich spielt. Der Schritt zurück aus Deutschland könnte die ständig schwelende Torhüterdiskussion fürs Erste beenden und Almer die Nummer 1 bei der Euro endgültig sichern, sofern er sich nicht durch eine Fehlerserie verunsichert. Bisher hat er bei der Austria aber eine solide Form bewiesen.
Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt, 7): Lindner machte den gegenteiligen Schritt von der Austria in die deutsche Bundesliga. Dort ist er vorerst aber nur Nummer 2 und wird sich auf absehbare Zeit nicht weiter aufdrängen können.
Ramazan Özcan (FC Ingolstadt 04, 4): Mit Özcan steht Koller ein weiterer Torhüter aus der deutschen Bundesliga zur Verfügung. „Rambo“ kommt bei Ingolstadt in einer ungewöhnlichen Keeper-Rotation abwechselnd mit dem Norweger Nyland zum Einsatz. Es bleibt abzuwarten, ob er mit der Zeit für eine permanente Position zwischen den Pfosten erzwingen kann. Im ersten Ligaspiel bei Mainz hat er die Null gehalten.
Verteidigung
Breit aufgestellt aber nicht immer in Top-Form.
Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew, 38 Länderspiele/1 Tor): Wieder scheint ein Sommer zu vergehen, in dem sich die halbe Welt fragt, wann Dragovic endlich bei einem Top-Verein landet. Sein bisheriger Karriereweg und die sportliche Entwicklung geben dem 24-jährigen immerhin Recht, mit Kiew wird er außerdem Champions League spielen. Dragovic ist gesetzt, spielt praktisch immer durch. Er sah in dieser Saison bisher einmal Gelb-Rot und seine Mannschaft hat in 4,5 Spielen mit ihm nur ein Gegentor erhalten. Deshalb dürfte sein Preis auch nicht mehr jeden Transfer zulassen. Dass er spielt scheint jedenfalls nicht in Frage zu stehen.
Martin Hinteregger (RB Salzburg, 9/0): Der 22-jährige hätte sich mittlerweile im Team als Nebenmann von Dragovic etabliert, blieb aber im Sommer einmal mehr beim ausverkauften RB Salzburg hängen und erlebt dort einen Horror-Saisonstart mit vielen Gegentoren. Zuletzt war er dann auch noch verletzt – keine optimalen Rahmenbedingungen.
Sebastian Prödl (FC Watford, 50/4): Als Ersatz für Hinteregger drängt sich Neo-Engländer Prödl auf. Der ist bei Watford wie erwartet gesetzter Innenverteidiger. Der Aufsteiger spielte in drei Runden, drei Mal Remis und hat dabei zwei Mal die Null gehalten. Am kommenden Samstag wartet mit dem in Frühform befindlichen Manchester City eine wirklich harte Nuss auf ihn.
Kevin Wimmer (Tottenham Hotspur FC, 2/0): Auch das war zu erwarten: Wimmer kam nach seinem aufsehenerregenden Wechsel zu den Spurs vorerst nicht zum Zug sondern steht hinter dem belgischen IV-Duo Alderweireld-Vertonghen an. Da Tottenham aber mit zwei Cups, der Europa League und Meisterschaft auf vielen Hochzeiten tanzt, wird Wimmer schon zu seinen Chancen kommen.
Florian Klein (VfB Stuttgart, 28/0): Klein ist im Team wie auch bei Stuttgart längst eine Fixgröße als RV. Die Blitz-Gelb-Rote im Spiel gegen den HSV am Wochenende sorgte zwar für Unmut, weil damit das Spiel aus der Hand gegeben wurde, mittelfristig sollte sie an seinem Status aber nicht viel ändern. Beim zuletzt krisengebeutelten VfB erlebt Klein mit mit Ex-RB-Leipzig-Trainer Alexander Zorniger eine durchaus vielversprechende, spielerische Neuausrichtung, die ihm als Ex-Schützling von Roger Schmidt bei RB Salzburg durchaus entgegen kommen sollte.
Christian Fuchs (Leicester City FC, 67/1): Nachdem Fuchs bei Leicester unterschrieben hat, wurde dort der Trainer ausgewechselt. Unter Claudio Ranieri spielen die Foxes nun wieder mit einer Vierer- statt Fünferkette (und sind in der Premier League nach drei Runden etwas überraschend Zweiter). Der Österreicher wurde deshalb etwas überraschend bisher immer nur als Joker eingesetzt, weil ihm der an sich im linken Mittelfeld angesiedelte Jeffrey Schlupp vorgezogen wurde. Fuchs hat die Qualität, das in naher Zukunft zu ändern, hat sich den Start in England aber vermutlich ein bisserl einfacher vorgestellt.
György Garics (SV Darmstadt 98, 40/2): Dass Garics mit 31 Jahren nach einer unvorteilhaften Saison in der Serie B noch den Sprung aus dem geliebten Italien in die deutsche Bundesliga geschafft hat, war eine kleine Überraschung des Tranfersommers. Das ist sicher gut für das mit Außenverteidigern nicht gerade übermäßig gesegnete ÖFB-Team. Garics spielte in der zweiten Runde gegen Schalke bereits durch und wenn er sich dort behaupten kann, könnte er Florian Klein noch einmal Konkurrenz um den Startplatz als RV machen.
Markus Suttner (FC Ingolstadt 04, 14/0): Suttner hat mit 28 doch noch den Absprung in die dt. Bundesliga geschafft. Auch das wird dem Team nicht schaden, wenn er die Anpassung schafft. Suttner hat beim peinlichen Cup-Aus von Ingolstadt gegen Viertligisten Unterhaching durchgespielt, in der Meisterschaft danach aber erst eine Viertelstunde spielen dürfen – nachdem sich ein Kollege verletzte. Das könnte ihm zusätzliche Spielzeit bringen.
Mittelfeld
Alles in bester Ordnung.
David Alaba (FC Bayern München, 37/9): Ein Fehlpass gegen Hoffenheim kann nichts daran ändern, dass der polyvalente Alabafür für die Bayern ein wichtiger Baustein im Konzept ist, der bei Österreich zwar gelegentlich ersetzbar aber prinzipiell unumstritten ist.
Julian Baumgartlinger (1. FSV Mainz 05, 37/1): Bei Mainz geblieben und dort als absolute Stammkraft Kapitän geworden. Das klingt nach einer guten Entscheidung für den zwecks seiner guten und konstanten Leistungen allerorts respektierten Baumgartlinger.
Zlatko Junuzovic (SV Werder Bremen, 40/5): Auch der Bremer Publikumsliebling hat sich gegen eine Veränderung vor der Europameisterschaft entschieden. Bei ihm wird man das Gefühl nicht los, dass er durchaus das Zeug zu höheren Weihen hätte, als jene zu denen man an der Weser in den letzten Jahren fähig war. Werders Saisonstart war nicht berrauschend (Niederlage gegen Schalke, Remis gegen Hertha, Würgesieg gegen Würburg im Cup) aber Junuzovic selbst lässt sich das kaum anlasten. Auch bei ihm gibt es keinen Grund, dass er in der EM-Qualifikation nicht wie gewohnt gesetzt sein sollte.
Marko Arnautovic (Stoke City FC, 43/8): Die Top-Form am Ende der Vorsaison hat Selbstvertrauen gegeben: Arnautovic ist im hochklassigen offensiven Mittelfeld von Stoke (Van Ginkel, Affellay, Shaqiri und der rekonvaleszente Bojan als Konkurrenz) derzeit gesetzt. Damit wird er das auch für Marcel Koller weiterhin sein.
Stefan Ilsanker (RB Leipzig, 8/0): Der Ex-Salzburger wechselte die Filiale und ist in der zweiten deutschen Liga beim holprigen Saisonstart unter Ralf Rangnick gleich Stammspieler geworden, als welcher er überzeugende Leistungen gebracht hat. Bleibt in der Zentrale ein verlässliches Backup.
Christoph Leitgeb (FC RB Salzburg, 41/0): Nach überstandener Knieverletzung kam Leitgeb beim Salzburger Saisonstart noch nicht regelmäßig zum Einsatz – was man dem Team auch anmerkt.
Martin Harnik (VfB Stuttgart, 51/11): Im ÖFB-Team führt nur schwer ein Weg an Harnik als rechtem Flügel vorbei, bei Stuttgart ist Harnik unter Zorniger als Mittelstürmer gesetzt, wo ihm der Neo-Trainer mehr Laufarbeit gegen den Ball abverlangt. Harnik spielte nicht schlecht, konnte aber nicht helfen, den spielerisch ganz guten Saisonstart in Erfolge umzumünzen, wobei ihm bei aller lobenswerter Arbeit gelegentich wieder einmal die Coolness vor dem Tor fehlte.
Jakob Jantscher (FC Luzern, 16/1): Bei Jantscher läuft es gut. Nach dem ersten Saison-Ligator für den ordentlich gestarteten FC Luzern, wo er unter Markus Babbel fast immer in der Stammformation steht wird der 26-jährige Steier demnächst Vater.
Marcel Sabitzer (RB Leipzig, 12/2): Nach der seltsamen Transfersaga im Sommer (erst wollte Sabitzer nicht, dann musste er aber doch nach Leipzig) ist der 21-jährige nun wohl doch im Osten Deutschlands angekommen. Mit einem Saisontreffer schoß er sein Team zum Auftaktsieg und spielte in allen Spielen praktisch durch.
Angriff
Es kränkelt.
Marc Janko (FC Basel 1893, 46/21): Österreichs Einserspitze hat nach dem lässigen Transfer in die Schweiz einen guten Saisonstart erwischt und mit vier Saisontoren zum starken Beginn seiner Mannschaft beigetragen. Leider zog er sich gegen in der CL-Quali eine Zerrung zu, die aber früh genug ausheilen sollte.
Lukas Hinterseer (FC Ingolstadt 04, 6/0): So stellt man sich den Gang in eine der besten Ligen der Welt vor: Hinterseer hat in der deutschen Bundesliga nach zwei Runden zweimal praktisch durchgespielt und gleich beim Debüt bei einer laufstarken Leistung den Siegtreffer in Mainz und damit das erste und bisher einzige Ingolstädter Erstliga-Tor erzielt.
Rubin Okotie (TSV 1860 München, 10/2): 1860 ist wieder einmal ganz hinten in der Tabelle (und hat nun anscheinend Michael Liendl verpflichet, der es wiederum diesmal nicht auf die Abrufliste geschafft hat), Rubin Okotie konnte am durchwachsenen Saisonstart mit bisher einem Assist nichts ändern, seine lang anhaltende Torflaute will derzeit nicht abreissen und prolongiert sich gelegentlich auch am Aluminium. Trotzdem wird der 28-jährige für seine Leistungen gelobt.
Außerdem auf Abruf
Andreas Lukse (SCR Altach, 0), Stefan Lainer (FC RB Salzburg, 0), Michael Madl (SK Sturm Graz, 0), Christopher Trimmel (1. FC Union Berlin, 3/0), Florian Kainz (SK Rapid Wien, 0), Philipp Schobesberger (SK Rapid Wien, 0), Guido Burgstaller (1. FC Nürnberg, 7/0), Yasin Pehlivan (FC RB Salzburg, 17/0), Andreas Ulmer (FC RB Salzburg, 3/0), Louis Schaub (SK Rapid Wien, 0) Andreas Weimann (Derby County FC, 14/0). Philipp Zulechner (FK Austria Wien, 1/0)