– Interview mit ÖFB-Teamspielerin Nadine Prohaska
Jubiläum für das Frauen-Nationalteam: Am Sonntag steigt in Armenien das 100. Spiel der Verbandsgeschichte. Und am Gründonnerstag wartet beim 101. Antreten eine Schnittpartie in der EM-Quali! In Wiener Neustadt geht es gegen Portugal. Mit dabei ist auch eine Deutschland-Heimkehrerin.
Drei Punkte in Jerewan sind Pflicht, ehe es im Heimspiel gegen Portugal darum geht, das erfreuliche 1:0 aus der Auswärtspartie im Herbst zu bestätigen und so die Chance auf die EM 2013 in Schweden zu wahren. Ehe die Mannschaft nach Armenien abgehoben ist, hat sich Ballverliebt noch mit Nadine Prohaska unterhalten. Die 21-Jährige, die im Winter von Bayern München zurück in die heimische Liga gewechselt ist, über die EM-Quali, über die Herausforderung, Neulengbach zu entthronen und über den Sprung ins Ausland.
Nadine Prohaska, am Sonntag geht’s in Jerewan gegen Armenien. Diese Mannschaft war bislang nur ein Punktelieferant – sind die Reisen dorthin und wieder zurück womöglich anstrengender als das Spiel?
Naja, die Reise ist schon mal ganz sicher anstregend. Man ist den ganzen Tag unterwegs, womöglich kommen dann auch noch Flugverspätungen dazu… Aber es ist auf keinen Fall so, dass wir darüber die Konzentration auf das Spiel verlieren. Wir sind klarer Favorit und sollten deutlich gewinnen. Wir werden auch sicher wieder viel offensiver spielen als beim Testspiel zuletzt in Spanien, ganz klar. Wir dürfen und werden Armenien sicher nicht unterschätzen. Das Hinspiel haben wir 3:0 gewonnen, da wird’s sicher noch eine Video-Analyse geben. Wir sind gut vorbereitet.
Am Gründonnerstag steht dann in Wiener Neustadt das Heimspiel gegen Portugal an. Ist das schon ein Thema oder gilt erst der ganze Fokus Armenien?
Erst müssen wir ganz klar die Pflichtaufgabe in Armenien erfüllen. Aber dann zählt nur noch Portugal! Wir haben auswärts 1:0 gewonnen, das war für die Portugiesinnen ein ganz großer Rückschlag. Die brennen sicher auf Revanche, das hat ihnen wehgetan. Es wird auf jeden Fall ganz schwierig, die sind mit uns auf Augenhöhe.
Wie lief die Partie beim 1:0-Sieg in Portugal im November ab?
In der ersten Halbzeit haben wir sehr diszipliniert gespielt, waren die bessere Mannschaft und sind auch hochverdient in Führung gegangen. Gegen Ende hat Portugal noch ziemlichen Druck entwickelt, aber wir haben das 1:0 gottlob drübergebracht – wir hätten ja den Sack schon längst zumachen können, da wäre ein Ausgleich extrem ärgerlich gewesen.
Was kann man vom Heimspiel in Wr. Neustadt erwarten?
In Portugal war es ein enges und kampfbetontes Spiel. Das wird es am Donnerstag ohne Frage auch werden. Wir werden großen Kampfgeist zeigen müssen, denn mit spielerischen Mitteln alleine werden wir sie nicht schlagen.
Wie stehen die Chancen, tatsächlich Gruppenzweiter zu werden und in die Play-Offs zu kommen? Ein Punktverlust der Tschechinnen am Samstag in Portugal würde sicher helfen…
Ja, aber trotzdem wird sich wohl alles auf unser Spiel in Tschechien im Juni als Endspiel um Platz zwei hinauslaufen – das wird super, da freue ich mich schon riesig darauf. Es wird sehr, sehr schwer, aber wir haben beim 1:1 im Hinspiel gesehen, dass wir mithalten konnten. Es ist unser ganz großes Ziel, uns zu qualifizieren, und dafür geben wir alles. So nah dran waren wir einer erfolgreichen Quali für ein großes Turnier noch nie!
Bei diesem 1:1 gegen die Tschechinnen war auffällig, dass das ÖFB-Team am Ende noch Gas geben konnte, während der Gegner körperlich längst am Ende war.
Das stimmt, was die Fitness betrifft, sind wir auf einem guten Level. Die Spielerinnen werden da vom ÖFB gut dabei unterstützt, da bekommen wir auch Programme mit, die wir zu absolvieren haben.
Im Oktober gegen Armenien haben Sie auf der Zehner-Position gespielt, zuletzt im Verein auf der Sechs. Wo fühlen Sie sich da wohler?
So lange es eine Position im Zentrum ist, ist alles in Ordnung… die Außenbahn ist nicht mein Metier. Bei den Bayern habe ich hauptsächlich auf der Sechs gespielt, jetzt in Spratzern ist es genauso. Wobei ich sagen muss, dass es mir schon taugt, wenn ich mich in die Offensive einschalten kann.
Gibt es einen Unterschied, ob man in Deutschland im defensiven Mittelfeld spielt, oder im Nationalteam, verglichen mit der heimischen Liga?
Natürlich. In der österreichischen Liga hat man viel mehr Platz und viel mehr Zeit am Ball, kann das Spiel besser lenken, kann mehr bewirken. Das ist in der deutschen Liga oder im Nationalteam anders.
Sie waren zweieinhalb Jahre bei Bayern München, wenn auch zumeist in der Zweitliga-Mannschaft. Was kann man da mitnehmen, für die österreichische Liga?
Extrem viel! Alleine das Tempo ist dort ein ganz anderes, selbst in der 2. Liga. Da geht’s viel schneller zu. Da muss man wissen, wohin man mit dem Ball will, bevor man ihn überhaupt hat. Was die Fitness angeht, muss man auf einem absoluten Top-Level sein. Und natürlich macht man auch taktisch einen riesigen Sprung nach vorne. Das sind alles Sachen, die ich jetzt meinen Kolleginnen, die diese Erfahrung noch nicht haben, weitergeben kann.
Besteht nicht die Gefahr, dass man sich vom geringeren Tempo in der heimischen Meisterschaft runterziehen lässt?
Ja, da muss man sehr aufpassen und so gut es geht dagegen steuern. Aber es passiert automatisch, weil man hier einfach viel mehr Zeit am Ball hat.
Ist das Niveau der 2. Liga in Deutschland mit unserer ÖFB-Liga vergleichbar?
Ich glaube schon, dass die österrechischen Spitzenteams wie wir in Spratzern und natürlich Neulengbach in der zweiten Liga in Deutschland eine starke Rolle spielen könnten. Aber die Leistungsdichte ist dort natürlich viel höher, es gibt praktisch keine Mannschaften, die vom Niveau her wirklich abfallen.
Warum sind Sie dann von den Bayern weggegangen und sind zu Spratzern gewechselt?
Da ist viel zusammen gekommen. Zum einen natürlich, dass ich in der ersten Mannschaft nicht viele Chancen bekommen habe. Das ist nicht lustig, wenn man dauernd nur auf der Bank sitzt und kaum Spielpraxis bekommt. Das ist nicht, was ich wollte. Dazu kam noch, dass ich jetzt viel besser meinem Studium nachgehen kann, das war per Fernstudium von München aus schon sehr mühsam. Und ich bin auch gerne wieder mehr daheim.
Wie ist der Wechsel zu den Bayern 2009 zustande gekommen?
Ich habe mich in München gemeldet, wollte dorthin. Ich habe ein Probetraining absolviert, und die haben mich genommen. Die Bayern hatten auch damals schon einige Österreichierinnen – Nina Aigner hat noch gespielt, Carina Wenninger war schon dort, Viki Schnaderbeck ist mit mir gewechselt.
Und warum jetzt der Transfer zu Spratzern? Bei Ihrem Ex-Team Neulengbach wäre die Chance auf Titel doch viel größer?
Stimmt schon, aber mich hat die sportliche Herausforderung gereizt. Ich will dabei helfen, dass auch mal jemand anderer die nationalen Titel holt und nicht immer nur Neulengbach.
Die beiden Teams haben punktgleich überwintert, im Cup gab’s zuletzt für Spratzern das Aus gegen Neulengbach, dann „nur“ ein 1:1 gegen den FC Südburgenland. Was fehlt noch für einen Titel, sei es Meisterschaft oder Pokal?
Das 1:4 im Cup war schon extrem schade, weil wir gut mitgespielt haben. Neulengbach hat halt die Klasse, auch mal aus dem Nichts ein Tor zu schießen. Sie sind auf diesem Niveau routinierter als wir, sind auch schon länger zusammen, damit eingespielter. Es ist immer noch möglich, den Titel heuer schon zu holen, aber es wäre eher eine Überraschung. Nächste Saison wollen wir dann aber endgültig ernst machen!
Ist ein Wechsel ins Ausland noch mal ein Thema?
Jetzt erst einmal nicht, nein. Ich studiere Wirtschafts-Recht in Wien, dieses Studium möchte ich fertig bringen. Was dann kommt, weiß man eh nie, ich möchte die Möglichkeit nicht völlig abschreiben. Immerhin war’s in München trotz allem eine tolle Zeit. Aber im Moment bin ich einfach nur froh, dass ich regelmäßig zum Einsatz komme, spielen kann – und ich gewinne einfach gerne. Ich hab‘ bei Spratzern eine Riesenfreude!
Würden Sie Ihren Kolleginnen raten, den Sprung ins Ausland zu wagen?
Er ist zumindest auf gar keinen Fall ein Fehler, weil man einfach extrem viel lernen kann. Nicht nur sportlich, auch menschlich – das kann ich natürlich nur empfehlen. Aber es ist halt nicht ganz leicht, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Man muss sich selbst einschätzen können, ob man das auch Zeug dazu hat.
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen alles Gute!
Nadine Prohaska (21) ist seit 2008 im Nationalteam.
Die Wienerin spielte für Landhaus (bis 2007) und
Neulengbach (2007-09), ehe sie zu Bayern München
ging. Diesen Winter wechselte sie zu Spratzern.
Das Interview führte Philipp Eitzinger
Kader: Tor: Anna-Carina Kristler (23 Jahre, St. Veit, 8 Länderspiele), Jasmin Pfeiler (27, Altenmarkt, 14). Abwehr: Marion Gröbner (26, Herford, 33), Marlies Hanschitz (26, Innsbruck, 38), Susanna Höller (22, Sindelfingen, 27), Nina Klima (22, Spratzern, 0), Carina Wenninger (21, Bayern München, 25). Mittelfeld: Jasmin Eder (19, Cloppenburg, 5), Kathrin Entner (23, Neulengbach, 22), Laura Feiersinger (18, Bayern München, 10), Heike Manhart (19, Südburgenland, 7), Nadine Prohaska (21, Spratzern, 22), Sarah Puntigam (19, Bayern München, 18), Viktoria Schnaderbeck (21, Bayern München, 12), Daniela Tasch (23, Neulengbach, 9), Katja Trödthandl (22, Landhaus, 8). Angriff: Nina Burger (24, Neulengbach, 35), Maria Gstöttner (28, Neulengbach, 35), Cornelia Haas (25, LUV Graz, 4), Lisa Makas (19, Spratzern, 10).
Ebenfalls in dieser Woche kämpft das U19-Team unter Teamchefin Irene Fuhrmann in England in der Elite-Runde um die Qualifikation für die Junioren-EM. Ihr Kader für die Spiele gegen Wales (Samstag, 31. März), Finnland (Dienstag, 2. April) und England (Donnerstag, 5. April): Tor: Melissa Abiral (Neulengbach), Sabine Baumann (Landhaus). Abwehr: Verena Aschauer (Cloppenburg), Gina Babicky (Spratzern), Romina Bell (Neulengbach), Tina Charwat (Landhaus), Virginia Kirchberger (Cloppenburg), Jenny Pöltl (Südburgenland). Mittelfeld: Jelena Gatea (Bergheim), Sandra Hausberger (Innsbruck), Mona Kohn (Neulengbach), Katharina Schiechtl (Innsbruck), Cornelia Sochor (Neulengbach), Julia Tabotta (Spratzern), Sarah Wronski (Spratzern). Angriff: Arbresha Jahaj (Innsbruck), Simona Koren (LUV Graz), Sarah Zadrazil (Bergheim).