Touré öffnet die Türe zum Cupsieg

35 Jahre hatte Man City warten müssen. Doch mit dem 1:0 im Finale des FA-Cups gegen den Underdog Stoke City gab es wieder mal eine Trophäe für den blauen Teil von Manchester. Weil man mit höherer Qualität ausgestattet war und Yaya Touré den Ball zum Goldtor über die Linie zwang.

Manchester City - Stoke City 1:0

Immerhin: Um die Teilnahme am internationalen Bewerb musste sich Stoke vor dem ersten FA-Cup-Finale der langen Vereinsgeschichte nicht mehr sorgen – da Man City schon fix zumindest CL-Quali spielt, war den Potters der Platz in der Europa League schon vor dem Spiel sicher. Alles andere als sicher war indes der Einsatz der angeschlagenen Etherington und Huth, aber hier konnte Tony Pulis auf beide zurückgreifen.

Stoke spielte in einem sehr defensiv ausgerichteten 4-4-1-1 mit Kenwyne Jones als Zielobjekt für die langen Bälle. Denn nicht nur, dass die individuelle Klasse natürlich bei den Citizens höher war, auch das 4-3-3 von Roberto Mancini sorgte dafür, dass Stoke nach vorne kaum zur Geltung kam, wenn es nicht über lange Bälle auf Jones ging.

Man City hat Kontrolle

Mit Tévez zentral, flankiert von Silva und Balotelli, hatten die Außenverteidiger von Stoke kaum Gelegenheit, sich nach vorne zu bewegen, zudem beschäftigte Yaya Touré, der wiederum auf der Zehn spielte, mit Whelan und Delap beide zentralen Mittelfeldspieler der Potters. Und Matthew Etherington zeigte (als Folge seiner Verletzungspause?) ein äußerst unauffälliges Spiel auf der linken Mittelfeldseite. Sein Stellungsspiel war schlecht, und defensiv konnte er wenig entgegensetzen.

Auf der anderen Seite aber gingen Kolarov und Richards sehr wohl mit nach vorne, was Balotelli und Silva zum Einrücken nützten. Vor allem David Silva gab oftmals den eigentlichen Zehner, während sich Touré um Whelan und Delap kümmerte. Das Spiel von Man City hatte somit eine sehr gute Breite, aber der Zug zum Tor fehlte so ein wenig. Vor allem Silva machte das Spiel immer wieder langsam, sodass es den defensiv eingestellten Potters gelang, den Strafraum gut zuzumachen und City kaum zu wirklich gefährlichen Chancen kommen zu lassen.

Der Offensivplan von Stoke war leicht zu durchschauen: Mit den abgemeldeten Flügeln, dem beschäftigten Zentrum und nach hinten gedrückten Außenverteidigern blieb nur der lange Hafer auf Jones. Der machte zwar gegen Kompany einen guten Job, nervte den Belgier gewaltig und versuchte durchaus nicht ohne Erfolg, die Bälle vorne zu behaupten, bis seine Teamkollegen nachgerückt waren. Aber letztlich hatte die Defensive der Citizens das recht locker im Griff.

Stoke versucht, mehr zu tun

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war bei den Pottern das Bemühen deutlich erkennbar, das Schicksal mehr in die eigenen Hände zu nehmen. Wilkinson und Wilson trauten sich deutlich mehr nach vorne, auch, weil es Man City schon vor der Pause verabsäumt hatte, mehr über die gut besetzten zu kommen, auf denen Stoke im Mittelfeld ja nur unzureichend besetzt war. Sofort kam der Favorit unter erhöhten Druck und wurde nun in der einen oder anderen Szene auch defensiv durchaus gefordert – Jones hatte die beste Chance, als er nach einem langen Ball alleine auf Hart zulief, den Torwart aber nicht überwinden konnte.

Letztlich verpuffte diese Phase aber, und war spätestens in dem Moment vorbei, als Etherington nach einer Stunde vom Platz musste. Rory Delap übernahm nun die linke Seite, der neue Mann Whitehead ging ins Zentrum. Die Citizens bekamen nun wieder mehr Kontrolle über das Spiel und Mancini tätigte eine richtige Auswechslung: Adam Johnson kam für Gareth Barry.

Mehr Power aus dem Mittelfeld

Johnson ging nun auf links, Silva endgültig in die Zentrale und Touré wich etwas zurück. Eine gute Umstellung: Zum einen hielt Johnson seine Seite und schnitt so Delap vom Nachschub ab, zum anderen konnte Touré seine Kraft nun von etwas weiter hinten in die Waagschale werfen. So war die nicht unverdiente Führung in der 74. Minute in der Entstehung zwar ein Zufallsprodukt, dann aber auch wieder nicht.

Denn natürlich spielte der Ball im Strafraum ordentlich Flipper, ehe er Touré vor die Füße fiel. Aber das Arbeitstier hatte die Zeichen der Zeit erkannt und überließ De Jong das defensive Mittelfeld weitgehend alleine (was der Holländer ohne Probleme kontrollierte) und orientierte sich wann immer möglich nach vorne. Und so hatte er sich auch das 1:0 verdient.

Tony Pulis setzte nun alles auf eine Karte, brachte John Carew und dann auch Danny Pugh (für Delap und Whelan). War aber schon zuvor das Offensivspiel zumeist auf das Prinzip „Hoch und Weit“ ausgelegt, fiel den Potters nun auch nichts neues mehr ein. Und so waren die Neuen auch kein wirklicher Faktor mehr – und der Sieg für Manchester City nicht mehr in wirklicher Gefahr.

Fazit: Arbeitssieg beschert Man City den Titel

Es war weder besonders glanzvoll noch übertrieben attraktiv – aber das ist Man City ja ohnehin kaum. Letztlich entschied die deutlich höhere Klasse und der Wille von Yaya Touré, daraus auch etwas zu bewegen, für die Citizens. Zudem setzte Mancini mit seinem Wechsel Johnson/Barry das richtige Signal. Stoke hatte dem auf dem Papier übermächtigen Gegner in erster Linie Kampf entgegen zu setzen, das reichte aber aus drei Gründen nicht:

Erstens fehlte der echte Offensivplan – lange Bälle gegen eine Defensive mit Kompany und De Jong als einziges Mittel ist etwas wenig. Zweitens war es deshalb der einzige Plan, der auch ausgeführt wurde, weil auf den Flügeln Pennant schwach und Etherington sichtlich nicht fit war. Und drittens fehlte den Potters ganz schlicht und einfach die individuelle Klasse.

In den Europacup geht’s aber trotzdem.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.