sturm graz – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 23 Dec 2024 14:28:26 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Sturm 2000 vs. Salzburg 2021: Einendes und Trennendes https://ballverliebt.eu/2021/12/09/sturm-2000-vs-salzburg-2021-einendes-und-trennendes/ https://ballverliebt.eu/2021/12/09/sturm-2000-vs-salzburg-2021-einendes-und-trennendes/#respond Thu, 09 Dec 2021 10:06:42 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17960 Sturm 2000 vs. Salzburg 2021: Einendes und Trennendes weiterlesen ]]> Nach 21 Jahren hat es wieder eine österreichische Mannschaft geschafft, die Letzten 16 der Champions League zu überstehen. Auch wenn Sturm damals in eine zweite Gruppenphase kam und Salzburg nun direkt ins Achtelfinale, ist es doch die gleiche Leistung – sogar erstaunlich gleich, was einige Aspekte betrifft. Wo sind nun die Ähnlichkeiten zwischen Sturm 2000 und Salzburg 2021, wo die Unterschiede? Hier ein kleiner Überblick.

Sturm Graz in der Champions League 2000/01 und Salzburg im Herbst 2021

Die Bilanz gegen die Gruppengegner

Die frappanteste Ähnlichkeit ist die genaue Bilanz. Nicht nur, dass sowohl Sturm 2000 als auch Salzburg 2021 mit zehn Punkten weitergekommen sind, es ist auch die Verteilung der Punkte exakt gleich.

Beide haben alle drei Heimspiele gewonnen (Sturm 3:0 gegen Galatasaray, 2:0 gegen Monaco und 2:0 gegen die Rangers – Salzburg 1:0 gegen Lille, 3:1 gegen Wolfsburg und 1:0 gegen Sevilla). Und beide haben einen Punkt aus den drei Auswärtspartien geholt (Sturm 0:5 in Glasgow und Monaco sowie 2:2 in Istanbul – Salzburg 1:1 in Sevilla sowie 1:2 in Wolfsburg und 0:1 in Lille).

Bei Sturm reichte das für den Gruppensieg, bei Salzburg für Rang zwei.

Anzahl der Teilnahmen

Ebenfalls gleich: Sowohl Sturm 2000 als auch Salzburg 2021 schafften den Aufstieg in ihrer dritten Teilnahme hintereinander. Sturm hatte zuvor zunächst Lehrgeld bezahlt (ein Punkt gegen Real Madrid, Inter Mailand und Spartak Moskau) und im zweiten Versuch Platz drei geholt (gegen Manchester United, Olympique Marseille und Croatia Zagreb, wie Dinamo damals hieß).

Salzburg kam gleich mit einem Paukenschlag 2019 hinein – 6:2 gegen Genk, 3:4 in Liverpool – und wurde vor den Belgiern, aber hinter Napoli Dritter. Der zweite Versuch war weniger überzeugend, aber man rettete im Herbst letzten Jahres zumindest wieder Platz drei vor Lok Moskau und hinter Bayern München und Atético Madrid.

Das Alter der Mannschaft

Hier ist der größte Unterschied zu bemerken. Sturm war damals als Ganzes schon über dem Zenit und Hannes Kartnig hatte auch schon den einen oder anderen wunderlichen Transfer getätigt. Fünf Stammkräfte waren über 30 Jahre alt und so wichtig die Leistungen von Sergej Juran und dem im Winter aus Straßburg zurückgekehrten Mario Haas waren: Auch sie waren letztlich Spieler, die in größeren Ligen keine Möglichkeiten mehr hatten. Eine signifikante Verstärkung war letztlich nur Andrés Fleurquín; György Korsós blieb immerhin noch lange in der Liga und spielte 2005 auch mit Rapid wieder in der Champions League.

Kartnig holte sich Spieler, die ihm und dem eigentlichen Manager Schilcher irgendwo untergekommen sind (wie Masudi im UI-Cup bei Lausanne oder zuvor schon Angibeaud bei der WM 1998) und verlangte von Osim, diese einzubauen. Im September 2002 hatte Osim genug. Man zog schnell Amateure-Trainer Foda nach oben, holte sich dann das Missverständnis Gress für zwei Monate auf die Bank, ehe man eher zufällig über Mischa Petrovic stolperte, der den Neuaufbau um Säumel und Salmutter moderierte.

Salzburg zieht das Pferd von der anderen Seite auf: Nur Urgestein Andi Ulmer ist älter als 24 Jahre, im Grunde spielte Salzburg mit einer frisierten U-21. Bei Salzburg gehört es praktsich zum Business Plan, dass auch die Trainer nach längstens zwei Jahren abwandern. Dann steht aber schon längst der Nachfolger bereit. Rose folgte auf Garcia, Marsch folgte auf Rose, Jaissle folgte auf Marsch und es wird wohl Aufhauser auf Jaissle folgen.

Die finanzielle Umsetzung

Sturm verlieh Fleurquín für ein Jahr nach Galatasaray und 2002 kassierte man immerhin noch zwei Millionen Euro Ablöse aus Rennes für den Uru, ein lukrativer Italien-Transfer von Schopp zog sich wegen der Preisvorstellungen Kartnigs, am Ende bekam er von Brescia noch acht Millionen Schilling – kaum 600.000 Euro – und als Bonus 27 Klos fürs Trainingszentrum. Ansonsten hatte niemand aus dem relativ alten Kader Wiederverkaufswert, alle anderen verließen den Klub ablösefrei und schon anderthalb Jahre später waren nur noch zwei Stammkräfte und zwei Ergänzungsspieler übrig. Der Aufbau einer neuen Mannschaft war teuer und verlief planlos, es gab den Österreich-Rekord-Transfer von Stürmer-Flop Charles Amoah (54 Millionen Schilling, als knapp vier Millionen Euro) und alleine 2002 warf Kartnig fünf Millionen für Rojas, Mujiri, Masudi, Bosnar, Panadić und Pregelj auf den Markt. Der sportliche Erfolg blieb aus, die Einnahmen waren gering, 2007 war Sturm in Konkurs.

Bei Salzburg ist so gut wie jeder Spieler ein potenzieller Millionen-Transfer. In den letzten acht Jahren hat Salzburg 430 Millionen Euro an Transfererlösen kassiert (denen 130 Millionen gegenüberstehen, die man für Neuzugänge ausgegeben hat). Dass Adeyemi, Aaronson, Camara, Okafor, Sučić und Seiwald viel Geld bringen und das Potenzial für große Karrieren haben, steht außer Frage. Und wenn sie weg sind, stehen die nächsten Talente schon bereit: Šeško, Šimić, Kjærgaard und Amankwah zeigen bei Liefering schon auf, es gibt auch wieder drei neue Spieler aus Mali (Dorgeles, Guindo, Diambou) und die Youth-League-Mannschaft steht als Gruppensieger ebenso im Achtelfinale.

Die Lage in der Liga

Das Eine hängt mit dem Anderen zusammen: Bei Sturm konzentrierte sich die routinierte Truppe auf die glanzvollen Spiele in der Champions League, die Bundesliga ließ man ziemlich schleifen. Man hatte die Saison schon mit einem 1:4 bei Rapid begonnen, man verlor in der Folge auch das Grazer Derby (0:2), zweimal gegen Salzburg (0:1 und 1:2), in Bregenz und beim LASK sowie in Ried (jeweils 1:2) und nach dem Erfolg von Istanbul auch bei der Wiener Austria.

Eine Rückkehr in die Champions League war in der laufenden Saison so gut wie ausgeschlossen, ehe man überhaupt die Gegner für die Zwischenrunde kannte (es wurden Manchester United, Valencia und Panathinaikos Athen). Sturm rettete mit Mühe und Not den vierten Platz und verlor im UI-Cup, über den man noch den UEFA-Cup erreichen hätte können, gegen Lausanne.

Das Salzburg des Herbstes 2021 strauchelte in der Liga parallel zu den Niederlagen in Wolfsburg und Lille auch ein wenig, aber hier reden wir von einem 2:2 in Ried, einem 0:0 gegen die Admira und einer unglücklichen 1:2-Niederlage in Klagenfurt, ehe man vor dem entscheidenden Match gegen Sevilla das Bundesliga-Spiel gegen Hartberg in den Schlussminuten noch zu einem knappen Sieg drehen konnte. In der Tabelle hat Salzburg 12 Punkte Vorsprung und selbst die Punkteteilung und der eine oder andere Winter-Abgang wird den neunten Titel in Folge kaum verhindern können.

Das heißt: Man kann davon ausgehen, dass Salzburg auch im Herbst 2022 wieder Champions League spielen wird und sich dort die nächste junge Truppe in internationale Notizblöcke spielen wird können.

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Bundesliga-Restart: Wie alle Teams dastehen https://ballverliebt.eu/2019/03/28/bundesliga-restart-wie-alle-teams-dastehen/ https://ballverliebt.eu/2019/03/28/bundesliga-restart-wie-alle-teams-dastehen/#respond Thu, 28 Mar 2019 05:00:42 +0000 Bundesliga-Restart: Wie alle Teams dastehen weiterlesen ]]> Nachdem sich der erste Teil des Gesprächs von Tom und Philipp mit Momo Akhondi und Georg Sander überraschend lange um das Nationalteam drehte, wurde eine eigene Show daraus. Das haben wir wegen der langen Arbeit an der Sendung gemacht, um euch schneller einen Teil der Folge vorlegen zu können. Nun geht es aber an das geplante Thema. Wird RB Salzburg Meister oder kann der LASK mitreden? Wer holt sich den dritten Platz? Was ist mit Austria und Rapid los? Kann „unten“ jemand anderes um die Europa League-Playoffs mitspielen? Gibt es ein West-Derby gegen den Abstieg oder mischt da doch noch jemand anderes mit? Und was halten alle vom neuen Ligaformat? Viel Spaß mit der Sendung zum Bundesliga-Restart.

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Kurzanalyse: Der SK Sturm crasht gegen AEK Larnaca peinlich aus der Europa League https://ballverliebt.eu/2018/08/16/peinliches-07-der-sk-sturm-crasht-gegen-aek-larnaca-aus-der-europa-league/ https://ballverliebt.eu/2018/08/16/peinliches-07-der-sk-sturm-crasht-gegen-aek-larnaca-aus-der-europa-league/#comments Thu, 16 Aug 2018 17:50:33 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15111 Kurzanalyse: Der SK Sturm crasht gegen AEK Larnaca peinlich aus der Europa League weiterlesen ]]> Die Vorzeichen für das Rückspiel waren bereits schlecht. Der SK Sturm hatte schon im Heimspiel gegen den AEK Larnaca mit 0:2 verloren und dabei in Wahrheit einfach kein Leiberl gegen den übermächtigen Vorjahresvierten der zyprer Meisterschaft gehabt. Nur größte Optimisten konnten also noch an einen Aufstieg der Blackies glauben – Schadensbegrenzung und vielleicht ein paar Punkte für die UEFA-Wertung waren also gefragt.

Es kam anders.

Der österreichische Cupsieger ging mit einem 4-1-4-1 in die Partie. Hosiner über die rechte und Obermair über die linke Flinke sollten Pink in der Mitte assistieren. Larnaca setzte dem ein im Zentrum etwas asymmetrisches System entgegen, in dem Larena und Trickovski mit ihren vertikalen Bewegungen eher schwer zu beschreiben machten. Nennen wir es ein 4-1-3-1-1.

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Nach vier Minuten hätte der Traum für Sturm bereits vorbei sein können, doch die Zyprer ließen die Steirer noch einmal am Leben. Vier Minuten später war es dann aber so weit und AEK ging mit 1:0 in Führung. Die Situation entstand aus einem Fehler von Sturm. Maresic versuchte gegen das hohe Deckungsspiel (Pressing wäre zu viel gesagt) den Ball auf Zulj ins Mittelfeld zu spielen, der aber rechnete überhaupt nicht damit und ließ den Ball zum Gegner rollen. Auf den Abspielfehler der Grazer machte AEK machte es schnell und Trickovski netzte.

Ab diesem Moment war es im Prinzip vorbei und eine traurige Exhibition der aktuellen Verfassung des österreichischen Vizemeisters und Cupsiegers. Sturm konnte sich im Aufbau meist schon nicht an den ersten Gegnern vorbeispielen, die einfach nur ein paar Passwege zustellten und bei Gelegenheit Druck auf den Ball machten.

Fehlpässe und ideenlose Ballgeschiebe stellten sich bei Sturm ein, insbesondere als Larnaca nach 25 Minuten einfach tiefer verteidigte. Im Kombinationsspiel machte sich die Verunsicherung der Grazer bemerkbar, die viel zu oft den Sicherheitspass zurück statt den Risikopass nach vorne wählten. So war die Abwehrformation der Zyprer nicht aus der Form zu spielen und die erste halbwegs erwähnenswerte Aktion gab es erst in der Nachspielzeit einer Pause, die ansonsten nur für beide Teams nachteilige Schiri-Fehlentscheidungen zu bieten hatte.

Statt Druck aufzubauen passierten Sturm einfach auch noch viel zu häufige Ballverluste, nach denen die Blackies auf die schnellen Gegenstoße von AEK überhaupt nicht eingestellt waren und sie den Gastgebern viele Räume ließen. Überhaupt wird sich die Mannschaft von Andoni Iraloa kaum vorstellen haben können, jemals in einem Europapokal-Drittrundenspiel so viel Platz zu bekommen. Sowohl bei Ballgewinn als auch im Aufbau konnten sie schalten und walten wie sie wollten.

Zwar war das Pressing der Gast-Truppe von Heiko Vogel nicht ganz so hoffnungslos dämlich wie noch im Hinspiel (siehe der verlinkte Twitter-Thread) vielleicht weil ob der Formation nur Pink sinnlose Meter beim unkooridinierten Anlaufen von Verteidigern machte, statt wie noch in Graz auch ein zweiter Stürmer – trotzdem zeigte man im Wesentlichen schon wieder ganz ähnliche Fehler.

Der Stürmer ging vorne drauf, das Mittelfeld rückte noch halbherzig aber schon zu spät nach, die Verteidigung aber kaum noch und als Konsequenz waren durch ein über die Feldlänge viel zu lang gestrecktes Bundesliga-Team einfach überall freie Larnaca-Sppieler zu finden.

Mit der Pausen-Umstellung von Heiko Vogel auf ein 4-4-2 (RM Huspek kamm statt IV Maresic, Lackner ging in die IV zurück und Hosiner als linker Stürmer vor) neutralisierten sich die Teams einige Zeit – auch weil die Brisanz spürbar draußen war und Larnaca nichts riskieren wollte. Mit einer eher sinnlosen Gelb-Roten für Lovric (59.) kippte die Balance aber wieder zugunsten des Heimteams, insbesondere weil Zulj eine Minute später einen absoluten Sitzer ausließ. Auch nicht notwendig war das Foul von Torhüter-Debütant Schützenauer, das einen Elfer und das 0:2 verursachte.

In der Folge ließen die Grazer die Professionalität ebenso sausen wie Larnaca die Vorsicht. Man rollte fröhlich zum 5:0 über den österreichischen Vizemeister hinweg, der spielerisch bisher noch kein gutes Match in dieser Saison gezeigt hat. Mit dieser selbst für Bundesliga-Verhältnisse außerordentlich hirnlosen Spielweise steckt man schon nach wenigen Wochen mitten in einer veritablen Krise. Ohne die vielen Baustellen in den Griff zu bekommen, dürfte das eigentlich auch nicht für das obere Bundesliga-Playoff reichen.

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Sturm Graz: Eine Bestandsaufnahme https://ballverliebt.eu/2018/07/31/quo-vadis-sturm-graz/ https://ballverliebt.eu/2018/07/31/quo-vadis-sturm-graz/#respond Tue, 31 Jul 2018 01:00:39 +0000 Der Fußball schläft nie lange und deshalb ist die kurze Sommerpause auch im Ballverliebt-Fußball-Podcast zwei Wochen nach der WM auch schon wieder vorbei. Diesmal haben wir uns BlackFM-Mitgründer Jürgen Pucher eingeladen, um über Sturm Graz zu sprechen. Die Grazer stehen nach einem empfindlichen Aderlass im Kader vor einer Saison in der sie den Vizemeistertitel und Cupsieg zu verteidigen haben und in der Europapokal-Quali vor dem Rückspiel gegen Ajax noch die Chance auf die Champions League haben. Wie groß die Chance ist, das ist eines der Themen der Sendung.

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Franco Foda ist ÖFB-Teamchef: Der kleinste gemeinsame Nenner https://ballverliebt.eu/2017/10/30/foda-neuer-teamchef-oesterreich/ https://ballverliebt.eu/2017/10/30/foda-neuer-teamchef-oesterreich/#comments Mon, 30 Oct 2017 17:30:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14276 Franco Foda ist ÖFB-Teamchef: Der kleinste gemeinsame Nenner weiterlesen ]]> Der 27. Nachkriegs-Teamchef der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft heißt also Franco Foda. Der 51-Jährige Rekord-Trainer von Sturm Graz beerbt Marcel Koller. Ist das nun gut oder nicht? Zumindest lässt sich sagen: Der Foda von 2017 ist wohl deutlich geeigneter als der Foda von 2015. Und: Eine Katastrophe mit Anlauf ist er sicher nicht.

Nach dem unwürdigen Absägen von Sportdirektor Willi Ruttensteiner durfte man Schlimmstes befürchten. Die quer durch alle Medien und Social-Media-Plattformen brausende Welle der Empörung über die ewiggestrigen Ansichten diverser Präsidiums-Mitglieder dürfte aber zumindest ein Durchwinken von Andreas Herzog verhindert haben.

Die Herren mögen gerne mitreden und/oder die Öffentlichkeit genießen. Die medialen Prügel, die sie (völlig zu Recht) bezogen haben, waren für sie aber sicher kein Spaß.

Nun also Foda

Der erste Deutsche als ÖFB-Teamchef ist ein klassischer Kompromiss-Kandidat. Man wurde in den letzten Wochen das Gefühl nicht los, dass niemand mit offenen Armen und großer Begeisterung auf die Verkündung von Franco Foda als ÖFB-Teamchef gewartet hat – es hat aber auch irgendwie niemand ein großes Problem mit ihm. Es wirkte alles wie: „Na, dann soll’s in Gottes Namen halt der Foda machen, es gäbe wahrlich schlimmere Kandidaten.“

Auch irgendwie vielsagend, nach den diversen Fehlgriffen des ÖFB in der Vergangenheit – Constantini, Brückner, Krankl. Auch 2017 ist man noch froh, wenn bei der Teamchef-Suche kein völliges Desaster herauskommt. Ein Betrachten der Trainersuche mit dem Hoffen auf möglichst geringen Schaden.

ÖFB-Teamchef Franco Foda (Foto: CC BY-SA 3.0/Steindy)

Jetzt ist also Franco Foda herausgekommen. 51 Jahre alt (exakt 228 Tage älter als Marcel Koller am Tage seiner Bestellung). Er ist 14 Jahre älter als es Karl Decker 1958 war und 17 Jahre jünger als Karel Brückner 2008. Foda war österreichischer Meister und Cupsieger sowohl als Spieler als auch als Trainer (vor allem, weil die Punkte gegen die „Kleinen“ zuverlässig geholt wurden), absolvierte über 400 Pflichtspiele als Coach von Sturm Graz, war Herbstmeister in der vergangenen Saison und ist Tabellenführer in der aktuellen.

Foda ist kein Österreicher, womit man den Proponenten eines Kurses nach dem Grundsatz „Bitte kein einheimischer Ex-Star, der nur von seinem Namen von damals lebt“ den Wind aus den Segeln nimmt. Foda ist aber andererseits seit 20 Jahren nur mit einer kurzen Unterbrechung in Österreich tätig, womit jene befriedet sind, die fordern: Der Trainer sollte die Gegebenheiten im Land kennen.

Foda ist die kleine Lösung. Ein wenig phantasielos, weil er ja eh direkt vor der Tür steht. Er ist der kleinste gemeinsame Nenner. Keine visionäre Überraschung, kein unbedingter Impuls in Richtung Zukunft, den einige rückwärtsgewandten Landespräsidenten unbedingt verhindern wollten. Foda ist aber auch keine radikale Rücknahme der Entwicklung der letzten Jahre. Gewiss, mit Schöttel und Foda wird es mehr nach Gefühl als nach Daten gehen als unter Ruttensteiner und Koller.

Der neue Teamchef ist ein Griff in die Gegenwart. Immerhin. Und: Seine Wahl erfolgte einstimmig – nachdem (übereinstimmenden Berichten zu Folge) Hübel, Geisler, Sedlacek und Milletich erkannt haben, dass ihre Präferenz für Herzog nicht mehrheitsfähig ist.

An Foda abgearbeitet

Wer uns kennt, der weiß, dass wir uns in den letzten Jahren ziemlich an Franco Foda und seiner Arbeit bei Sturm Graz abgearbeitet haben. Foda war ewig auf sein flaches 4-4-2 einzementiert, das cleverere Gegner leicht ausmanövrieren konnten, wobei damals ein nicht besonders kreatives Mittelfeld-Zentrum ebenso wenig geholfen hat wie Innenverteidiger, die nicht besonders gut in der Spieleröffnung waren. Selbst Sachen, die offen sichtbar nicht funktionierten, wurden bei nächster Gelegenheit genauso wieder in den Sand gesetzt.

Nach seinem Jahr in Kaiserslautern (wo er unter anderem gegen den nunmehrigen Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl antrat) kehrte Foda 2014 nach dem Milanic-Abgang zu Sturm Graz zurück, wo er auch Neues ausprobierte. Das sah allerdings oft eher halbschwanger aus (hoch pressen, gleichzeitig tief stehen), was zu einem vermeidbar frühen Europacup-Aus und zu einem biederen Mittelfeld-Platz in der Bundesliga führte.

Im Herbst 2016 wurde dann verstärkt auf eine reaktive Spielweise gesetzt, was lange sehr gut funktionierte und Sturm den Herbstmeister-Titel einbrachte, sich im Frühjahr aber wiederum als etwas zu eindimensional erwies. Da gab es mehr Niederlagen als Siege.

In dieser Saison ist Sturm Graz erstaunlich flexibel: Ob Vierer- oder Dreierkette, Foda lässt beides spielen. Es gibt ein gutes Anpressen der gegnerischen Spieleröffnung (wie vor allem beim 1:0-Heimsieg gegen Salzburg zu sehen war), aber auch zielgerichtete Läufe aus dem Mittelfeld. Sturm erteilte Thorsten Fink beim 3:0 gegen die Austria zuletzt eine wahre Lehrstunde.

2011 war Foda schon einmal kurz davor, Teamchef zu werden. Es gab damals schon Gründe für ihn und Gründe gegen ihn (Fun fact: Der „Contra“-Artikel hatte damals fast dreimal so viele Leser wie der „Pro“-Artikel). Die Verpflichtung von Marcel Koller verhinderte dies. Fraglos: Jetzt ist Foda ein gereifterer, flexiblerer Trainer.

Etwas Zeit für den Generationswechsel

Österreich – Belgien 0:2

Die 16er-Generation – als solches kann man sie nun bezeichnen – ist im Nationalteam seit sieben Jahren zusammen. Das ist eine ungewöhnlich lange Zeit, vor allem in Österreich. Hierzulande wurde davor ja alle zwei Jahre der Neustart ausgerufen.

Einige der maßgeblichen Figuren des letzten Jahrzehnts – Christian Fuchs etwa, aber auch Zlatko Junuzovic – haben sich bereits selbst aus der Nationalmannschaft zurückgezogen. Andere aus der Kanada-Generation wie Prödl und Harnik werden bei der nächsten EM 2020 schon 33 Jahre alt sein und damit bereits an der Grenze. Marc Janko wäre dann sogar schon 37 Jahre: Er hat die Mehrzahl seiner Team-Einsätze definitiv schon hinter sich.

Sprich: Bis zum Start der Nations League im September 2018 und, noch wichtiger, zum Start der EM-Quali im März 2019 hat Foda nun Zeit, den Generationswechsel zu vollziehen. Dieser relativ weite Zeithorizont hilft ihm. Ebenso wie der Umstand, dass die neuen, jungen Hüpfer schon Gewehr bei Fuß stehen.

Die Junioren-Abwehr mit Philipp Lienhart (21, Freiburg), Kevin Danso (19, Augsburg) und Maximilian Wöber (19, Ajax), die gegen Moldawien bereits so zum Einsatz kam, zeigt dies; zumal Wöber in der Eredivisie nun auch zum Stammspieler wurde und beim Europa-League-Finalisten einen guten Eindruck hinterlässt.

Auch Stefan Posch (20) hat sich bei seinem Klub Hoffenheim in der Dreierkette festgespielt. Sein Vereinskollege Florian Grillitsch (22, Hoffenheim) hat alle Anlagen, über Jahre hinweg das zentrale Mittelfeld zu seinem Reich zu machen, auch das haben die letzten beiden Spiele unter Koller gezeigt – von Pressingmonster Konrad Laimer (20) ganz zu schweigen. Auch Louis Schaub (22) hätte noch zehn Jahre im Team vor sich, wenn er nur endlich aus Österreich rauskäme, bald wird auch Hannes Wolf (18, Salzburg) ein Thema werden.

Hinzu kommt, dass routinierte, gereifte und mündige Spieler wie Julian Baumgartlinger (29, zuletzt wieder mehr Einsätze bei Leverkusen) und Marko Arnautovic (28) absolute Führungskräfte sind und auch David Alaba (25) wieder deutliche Anzeichen von Steigerung zeigt, seit Jupp Heynckes wieder sein Trainer beim FC Bayern ist.

Spieler sind hohes Coaching-Niveau gewöhnt

Für die zwei Jahre (plus hoffentlich zumindest ein halbes obendrauf, sollte die Qualifikation für die EM 2020 gelingen) steht Foda damit schon jetzt ein breiter Grundstock an Spielern zur Verfügung, mit erfahrenen Leadern genauso wie mit (vielen!) jungen, gut ausgebildeten und denkflexiblen Spielern zur Verfügung. Es sollte keine Hexerei sein, daraus schnell eine funktionierende Einheit zu machen.

Natürlich aber muss Foda auch mit eingeschliffene Hierarchien zurechtkommen (Arnautovic, Alaba, Dragovic) oder sie so zurechtbiegen, dass er diese starken Persönlichkeiten auf seiner Seite hat. Ansonsten wird es schwierig, das musste auch Marcel Koller erfahren. Foda muss eine natürliche Autorität gegenüber den Spielern entwickeln, die nicht nur au seiner Position als Teamchef fußt, sondern auch inhaltliche Grundlagen hat.

Die Spieler aus der deutschen Bundesliga, der englischen Premier League aber auch aus der holländischen Eredivisie sind strategisch flexibles Denken gewohnt und Coaching, das auf hohem internationalen Niveau angesiedelt ist. Das konnte Marcel Koller zumindest in der Vorbereitung auf die Matches bieten.

Ziele sind klar

Das langfristige Ziel für Foda kann es nur sein, den Generationswechsel zu vollziehen und den schon teilweise gelegten Grundstein für das Nationalteam des kommenden Jahrzehnts auszubauen, zu gestalten und zu einer sowohl auf als auch außerhalb des Platzes funktionierenden Truppe zu formen.

Sportlich, das ist völlig klar, kann die Zielsetzung nur lauten, sich für die in ganz Europa stattfindenden EM 2020 zu qualifizieren. Ob über die reguläre Qualifikation oder über die Hintertür Nations League: Egal. Der Anspruch des ÖFB-Teams kann es nur sein, bei einem Turnier mit 24 Teilnehmern dabei zu sein.

Vor allem nach der grandiosen Aufbauarbeit, die Willi Ruttensteiner in den letzten 16 Jahren und Marcel Koller in den letzten sechs Jahren geleistet haben. Nun ist es also an Franco Foda und dem neuen Sportdirektor Peter Schöttel, die Arbeit dieser beiden sicherlich großen Persönlichkeiten in der österreichischen Fußball-Geschichte mit eigenem Erfolg auch im Nachhinein zu würdigen.

Alles Gute, Franco Foda!

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St. Pölten und Sturm in der WCL: Zwei verdiente Heimpleiten https://ballverliebt.eu/2016/10/05/st-poelten-und-sturm-in-der-wcl-zwei-verdiente-heimpleiten/ https://ballverliebt.eu/2016/10/05/st-poelten-und-sturm-in-der-wcl-zwei-verdiente-heimpleiten/#comments Wed, 05 Oct 2016 20:37:53 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13138 Die Zwiten, in denen Neulengbach in der Women’s Champions League immer zumindest die erste Runde überstand, weil man in dieser gesetzt war, sind vorbei: Sowohl der überlegene Champion St. Pölten als auch Vizemeister Sturm Graz (bei der Europacup-Premiere) waren gegen ihre guten, aber nicht überragenden Erstrunden-Gegner chancenlos.

Sturm Graz – FC Zürich 0:6

Vizemeister Sturm Graz hat nicht mehr ganz die Qualität der letzten Saison: Die Ex-Teamspielerinnen Celouch und Tasch sind nicht mehr da. Wie sehr Sturm gegen den FC Zürich – einen guten, aber nicht einmal annähernd auch nur zur erweiterten europäischen Klasse gehörenden Team – unter die Räder kam, war schon heftig.

2016-10-05-sturm-fcz-0-6
Sturm Graz – FC Zürich 0:6 (0:2)

Die Zürcherinnen konnten von Beginn an Schalten und Walten, das schnelle 1:0 in der 2. Minute tat das Übrige. Sturm stellte sich defensiv in einem 4-4-1-1 auf. Das Mittelfeld-Zentrum, vor allem Anna Malle, war nicht nur zumeist in Unterzahl gegen das Dreier-Mittelfeld des FCZ, sondern zu zaghaft im Zweikampf, unsicher im Positionsspiel und einfach generell überfordert.

Die Mittelfeld-Außen Katharina Naschenweng und Julia Kofler, die größten Talente in der Mannschaft, waren viel in der Defensive gebunden und durch die großen Abstände kein Faktor im Aufbauspiel. Trotz des defensiven Spiels war Sturm nämlich alles andere als kompakt, das Verschieben im Block war fehlerhaft.

Kurz: Sturm versuchte sich mit sehr konventionellen Mitteln, sich eines deutlich stärkeren Gegners zu erwehren, und ging unter. Es war in keiner Phase ein Bemühen oder eine Überlegung zu erkennen, wie man sich aus der erdrückenden Umklammerung des FC Zürich befreien möchte, und entsprechend gelang das auch nicht. Wohlgemerkt gegen den Meister einer Liga, die schon eine etwas stärkere und etwas breitere Spitze hat als die österreichische, aber weit davon entfernt ist, eine wirkliche Relevanz im europäischen Frauenfußball zu haben.

Vor ein paar Wochen gewann Sturm in der Liga mit Mühe und Not 1:0 gegen den Linzer Vertreter Union Kleinmüchen, wobei zehn der 14 eingesetzten Linzerinnen nicht älter als 19 Jahre waren. Dass der FC Zürich – mit der Olympia-Bronzenen Adriana Leon aus Kanada und zwei Schweizer Team-Stammkräften (Humm und Kuster) – zu hoch sein würde, war klar. Aber ein auch in der Höhe absolut korrektes 0:6 ist schon heavy.

SKN St. Pölten – Brøndby IF 0:2

„Defensiv zu passiv und offensiv zu mutlos“, konstatierte ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer im ORF-Pauseninterview über die Vorstellung der Frauen des SKN St. Pölten (vormals FSK St. Pölten-Spratzern bzw. ASV Spratzern).

Dass Klub-Manager Schmaus im Sommer den ebenso erfolgreichen wie fachlich starken Trainer Hannes Spilka absägte – und bis heute weiß niemand, warum; nicht einmal Spilka selbst – wirkt ob der zumeist recht chaotischen Vorstellung gegen Brøndby umso abstruser. Vor einem Jahr hatte St. Pölten den italienischen Spitzenklub aus Verona vor allem dank interessanter Varianten im Offensivspiel am Rande des Ausscheidens.

St. Pölten – Bröndby 0:2 (0:1)

Davon ist nun nicht einmal mehr im Ansatz etwas übrig. Natürlich: Brøndby machte es auch nicht so schlecht. Mit dem 4-3-1-2 hatte man gegen das 4-4-2 von St. Pölten permanent Überzahl im Zentrum gegen Prohaska und Eder, die Stammgäste im ÖFB-Teamkader sind. Und die beiden Stürmerinnen des dänischen Meisters schoben immer sehr aggressiv auf die jeweils Ballführende in der St.-Pölten-Abwehr.

So waren auch hier, wie schon zuvor bei Sturm, selten mehr als lange Panik-Bälle nach vorne zu sehen. Zudem waren die Mittelfeld-Außen Dunst und Rafinha durch die konsequent nach vorne schiebenden Bröndby-AV Nielsen und Veje (die ja eigentlich gelernte Außenstürmerin ist, sogar) gut beschäftigt und oft auch keine wirkliche Anspieloption. Mangelnde Präzision verhinderte eine frühe Bröndby-Führung, aber als es halb durch die erste Hälfte doch einschlug, war das längst keine Überraschung mehr.

Gegen das geschickte Pressing und das konsequente Umsetzen des Matchplans der Gäste aus Dänemark hatte St. Pölten überhaupt keine Antwort, die offiziell als Spielertrainerin agierende Vágó hing als vorderste Spitze in der Luft und konnte nicht aktiv helfen. Auch die Anweisungen von der offiziell als Sportchefin agierenden Liése Brancão von der Bank konnten an der Unterlegenheit etwas ändern.

Erst, als Bröndby ab der 30. Minute etwas den Druck verringerte, kam St. Pölten besser ins Spiel, einige gute Wechsel (Stürmerin Wasser für Rafinha und Zver auf links, danach Mahr für Dunst) brachten zusätzlichen Schwung. Aber Bröndby konnte jederzeit wieder einen Schritt nach vorne schalten und nach dem 2:0 kontrollierte man St. Pölten recht problemlos. Mehr als eine wirklich gute Torchance durch Prohaska war nicht drin.

Fazit: The New Normal

Dass die internationalen Auftritte des österreichischen Duos nach den Rückspielen nächste Woche vorbei sein werden, daran besteht natürlich kein Zweifel mehr. Neulengbach profitierte einst von der Modus-Umstellung und davon, mit dem alten Gruppen-Modus viele Punkte gegen Teams aus noch kleineren Ligen gemacht zu haben – so war man dann stets gesetzt, als die Gruppenphase gestrichen wurde und es ab der ersten Runde schon im K.o.-Modus weiter ging.

St. Pölten (und natürlich noch mehr Sturm) haben diesen Luxus nicht. Um in die Gruppe der Gesetzten zu rutschen, müsste man wohl dreimal in fünf Jahren eine Sensation schaffen und einen besseren Gegner eliminieren. Davon ist man weit entfernt – und so werden Erstrunden-Pleiten auch in Zukunft wohl eher die Regel als die Ausnahme sein.

Vor allem, weil dieser Spieltag gezeigt hat: Die österreichische Liga ist im internationalen Vergleich eine kleine Nummer. Die besten heimischen Spielerinnen sind fast alle im Ausland (und da vor allem in Deutschland) aktiv und eine breite Masse an wirklich guten Legionärinnen ist natürlich auch nicht nach Österreich zu locken. Wenn man dann noch, wie St. Pölten, einen wirklich guten Trainer ohne einen objektiv erkennbaren Grund absägt, darf man sich nicht wundern, wenn dann ein so ängstlicher und weitgehend planloser Auftritt wie gegen Bröndby zu Stande kommt.

Das soll gar nicht als Angriff auf De-facto-Trainerin Liése Brancão verstanden werden, um Gottes Willen. Aber dass die Spitzenteams der Liga nationale defensiv einfach nie gefordert werden, daran hatte schon Neulengbach und dann auch St. Pölten zu kämpfen.

Was diese Spiele jedenfalls gezeigt haben: Für Akademie-Absolventen, die eine Chance auf das A-Nationalteam haben wollen, ist die heimische Liga keine Option.

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Wenig Ballbesitz, viele Punkte: Sturm Graz in der neuen Saison https://ballverliebt.eu/2016/09/25/wenig-ballbesitz-viele-punkte-sturm-graz-in-der-neuen-saison/ https://ballverliebt.eu/2016/09/25/wenig-ballbesitz-viele-punkte-sturm-graz-in-der-neuen-saison/#comments Sun, 25 Sep 2016 10:24:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13106 Sturm Graz führt die Tabelle der Bundesliga nach dem ersten Durchgang an. Das ist durchaus überraschend – vor allem, nachdem man ja am zweiten Spieltag gegen Ried eine eher hilflose Figur abgegeben hat. Im Nachhinein betrachtet war aber das Ried-Spiel die Anomalie, und nicht, wie zunächst angenommen, der Auftakt-Sieg gegen Salzburg.

Warum? Gegen Salzburg schien alles für Sturm zu laufen: Schnelle Tore, dann kompakt verteidigt – man kam gar nicht in die Verlegenheit, selbst das Spiel machen zu müssen, wo es ja seit der Foda-Rückkehr ziemlich haperte. Stichwort: Tief stehen UND hoch pressen gleichzeitig, viele Löcher im Zentrum, ein Fest für jeden Gegner.

bl-ballbesitzBei einem Blick auf die Ballbesitz-Statistik nach dem ersten Neuner-Durchgang, fällt bei Sturm auf: Von den 50,4 Prozent der Vorsaison ging es deutlich nach untern. Die 46%, auf denen die Grazer nun liegen – und das mit großem Erfolg – bedeutet, dass nur die Abstiegskandidaten Mattersburg und Ried weniger vom Ball haben als der Tabellenführer.

Das ist gegen Salzburg (42% in diesem Match) bei einer frühen 2:0-Führung noch mit dem Spielverlauf zu erklären. In den Spielen nach dem 0:1 in Ried wurde aber sehr deutlich, dass dies sehr wohl der Plan ist. Gegen den Aufsteiger (!) St. Pölten hatte Sturm etwa gar nur 38% Ballbesitz, beim 3:0-Sieg gegen Wolfsberg waren es 43 Prozent. Wohlgemerkt: In einem Heimspiel. Gegen den WAC. Als Tabellenführer.

2016-09-24-sturm-wac-3-0Daheim gegen die Austria hatten die Grazer 35 Prozent Ballbesitz (3:1 gewonnen), beim Remis gegen Rapid waren es 38 Prozent.

Es gibt zwar noch Situationen, in denen gepresst wird, aber wesentlich kontrollierter und nicht so hoch wie letzte Saison. Das neue Mittelfeld-Zentrum mit Jeggo und Matic harmoniert augenscheinlich recht gut, agiert diszipliniert defensiv und macht die Räume im Zentrum zu. Auf den Außenbahnen gibt es schnelle Spieler, in der Spitze mit Alar ebenso.

Kurz gesagt: Foda versucht nun nicht mehr, tief zu stehen und hoch zu pressen. Jetzt wird nur noch tief gestanden – selbst gegen St. Pölten und Wolfsberg. Er hat wohl gesehen, dass nicht beides geht, und hat sich für eines entschieden.

Gut, es ist das deutlich einfachere Programm. Es wird Sturm nicht dauerhaft voran bringen und ist eines der großen Klubs der Liga auch eigentlich nicht wirklich würdig. Aber, zumindest bis hierhin, funktioniert es. Und die Fans sind offenbar einverstanden: Die Zuschauerzahlen steigen signifikant, das zeigt nicht nur das ausverkaufte Rapid-Spiel, sondern eben etwa auch die fast 13.000 Zuseher im sehr passiv und reaktiv, aber letztlich erfolgreichen Match gegen den WAC.

Jetzt liegt der Ball (im wahrsten Sinne) bei den Ballbesitz-Teams von Rapid und Austria bzw. dem Meister aus Salzburg – und bei den Mittelständlern und Nachzüglern. Dass diese Sturm Graz nämlich tatsächlich den Gefallen tun und selbst agieren, ist eher erstaunlich, weil es ja genau das ist, was Sturm will.

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Neuer Kader, alte Schwächen: Sturm Graz von Ried ausmanövriert https://ballverliebt.eu/2016/07/30/sturm-graz-alte-schwaechen-ried-bundesliga-foda/ https://ballverliebt.eu/2016/07/30/sturm-graz-alte-schwaechen-ried-bundesliga-foda/#respond Sat, 30 Jul 2016 21:49:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12821 Der Saisonstart war für Sturm Graz mit dem 3:1 über Salzburg perfekt. Das 0:1 in Ried hat nun aber gezeigt, wo mit dem völlig neuen Grazer Kader die Schwächen liegen – nämlich genau dort, wo sie auch mit dem alten Kader gelegen sind: Fehlende Bindung zwischen Eröffnung und Offensive und zu viel offener Raum im defensiven Umschalten. Ried bohrte genau diese Problemfelder an.

Ried-Sturm 1:0 (1:0)
Ried-Sturm 1:0 (1:0)

Das große Problem von Sturm unter Franco Foda war, seit der Deutsche wieder zurück ist, die Eindimensionalität des Spiels und eine in sich widersinnige Spielanlage (vorne aggressiv, hinten nicht nachrücken). Nun wurde im Sommer der Kader komplett umgebaut. Im ersten Spiel gegen Salzburg gewann man 3:1, weil man durch zwei individuelle Fehler seitens der Bullen schnell 2:0 voran lag und dann mit zwei eng stehenden Ketten recht sicher stand.

Der wirkliche Test, inwieweit im Zuge des Kader-Umbaus (nur Spendlhofer, Lykogiannis und Kienast sind vom Stamm der letzten Saison übrig) auch die konsequent scheiternde Spielanlage geändert wurde, war aber dieses Spiel gegen Ried. Die Innviertler kamen mit ihrem neuen, deutschen Trainer Christian Benbennek zum Start bei Rapid mit 0:5 unter die Räder: Man stellte sich in einem extrem passiven 4-4-2 auf und ließ das Spiel Rapids ohne nennenswerte Gegenwehr über sich ergehen.

Ried isoliert die Sturm-Sechser

Schnell wurde bei Sturm klar, dass sich gegenüber der letzten Saison zwar die Namen verändert haben, aber nicht die taktischen Probleme. Ried isolierte sehr geschickt Jeggo und Matic im defensiven Grazer Mittelfeld, indem der jeweilige Mittelfeld-Außen und der jeweilige Achter der Rieder zum Ballführenden schoben und so die vertikale Pass-Option nahmen. Das war umso wirkungsvoller, weil das offensive Quartett von Sturm – wie aus der letzten Saison gewohnt – sehr hoch stand und sich niemand als Verbinungsspieler fallen ließ.

Dass Ried nach einer Viertelstunde mit einem Freistoß-Trick 1:0 in Führung ging, spielte den Innviertlern natürlich in die Hände. Noch mehr konnten sie sich nun darauf verlegen, das Spiel von Sturm zu kontrollieren.

Innenverteidiger bringt mehr für die Offensive

In den 68 Minuten, in denen Matic und Jeggo gemeinsam im Mittelfeld-Zentrum agierten, kamen sie zusammen auf neun angekommene Vertikal- und Diagonalpässe in die bzw. in der gegnerischen Hälfte und zehn Fehlpässe (also 47% angekommen). Zum Vergleich: Im vergangenen Herbst kamen Hadzic, Kamavuaka und Offenbacher auf jeweils um die 70% dieser Pässe, die einen Mitspieler fanden.

Der für die Bälle nach vorne zuständige Sturm-Innenverteidiger Christoph Schoissengeyr merkte immer mehr, dass man so nicht sinnvoll nach vorne kommt, und startete nach rund einer halben Stunde immer mehr Vorstöße, um die Bälle von der Nähe der Mittellinie besser an die offensiven Mitspieler bringen zu können. Bezeichnend: Innenverteidiger Schoissengeyr brachte in 90 Minuten elf Vertikal- und Diagonalpässe in die bzw. in der gegnerischen Hälfte an den Mann und nur sechs nicht. Das ist nicht nur mehr als das ZM-Duo in knapp 70 Minuten geschafft hat, sondern ist mit 64% Erfolgsquote sogar deutlich produktiver gewesen.

Ried baut nicht auf, sondern kontert

Natürlich: Die vergleichbaren Werte bei Ried sind alles andere als berühmt – insgesamt kamen 53% der Diagonal/Vertikal-Pässe in der bzw. in die gegnerische Hälfte an und nur Brandner (8 von 9) sowie Zulj (7 von 11) haben eine signifikant positive Bilanz – aber angesichts der auf Verhindern angelegten Taktik der Rieder ist das in dem Fall zweitrangig.

Ried wirkte gut organisiert, kompakt in der Defensive und verwaltete die knappe Führung.

Sturm versuchte es nach der Pause weniger mit weiten Flanken-Wechseln, sondern mehr mit direkten Flachpässen durch die Mitte, aber wirkliche Troubles hatte Ried auch damit nicht. Erst mit der Einwechslung von Stefan Hierländer für James Jeggo wurde das Aufbauspiel von Sturm solider.

Fodas System-Adaption wirkt, aber Umschaltproblem bleibt

Das lag weniger daran, dass Hierländer eine speziell gute Leistung gezeigt hätte, sondern an seiner Positionierung. Was davor in der Praxis ein zerrissenes 4-2-4 war, war mit Hierländer statt Jeggo ein 4-1-3-2, in dem Hierländer genau jener Verbindungsspieler im Zentrum vor Matic war, der davor gefehlt hatte. Der Rieder Mittelfeld-Kette viel es nun schwerer, Sturms Aufbau über das Zentrum zu isolieren und Sturm konnte sich nachhaltiger vorne festsetzen – mit Edomwonyis Aluminium-Treffer als bester Torchance.

Allerdings blieb es im defensiven Umschalten im ganzen Spiel so, dass Sturm das altbekannte Loch zwischen Offensive und Defensive aufriss. Hatte Ried am eigenen Strafraum den Ball erobert, war genug Platz ohne Gegenspieler da, um (je nach Wahl) einen geordneten Konter zu fahren oder das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Meistens wurde erstere Variante gewählt und Ried hatte diverse Chancen, das 2:0 oder sogar das 3:0 zu erzielen.

Fazit: Keine guten Aussichten für Sturm

Ried war deutlich besser präsent als beim eher erschütternden 0:5 im Weststadion, aber letztlich war die defensiv grundsolide Vorstellung auch wieder nichts, was nicht jeder beliebige, durchschnittliche deutsche Zweitligist auch so drauf hat. Aber selbst das war mehr als genug, um Sturm über weite Strecken (allem Grazer Ballbesitz zum Trotz) aus dem Spiel zu nehmen.

Die Lehre aus diesem ersten „normalen“ Spiel mit Sturms runderneuertem Kader (bisher gab es ein Cup-Match gegen Drittligist Stadlau und den super-günstigen Spielverlauf gegen Salzburg) ist: Neue Spieler alleine lösen überhaupt kein Problem, wenn die selben taktischen Fehler gemacht werden wie mit den alten. Und zu versuchen, die inhaltlichen Blödsinnigkeiten mit individuell besseren Spielern auszugleichen, ist nicht besonders nachhaltig.

Das Spiel gegen Ried – und so ähnlich werden etwa auch WAC, Altach, St. Pölten und die Admira gegen den nominellen Favoriten Sturm Graz agieren – hat einmal mehr gezeigt, mit welch simplen Mitteln man die offensichtlichen Schwächen der Grazer anbohrt und ausnützt.

Das sind keine schönen Aussichten für Sturm.

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Roger Schmidt stoppt ein Bundesligaspiel (Ballverliebt Podcast #0) https://ballverliebt.eu/2016/02/23/ballverliebter-podcast-0-roger-schmidt-stoppt-ein-bundesligaspiel/ https://ballverliebt.eu/2016/02/23/ballverliebter-podcast-0-roger-schmidt-stoppt-ein-bundesligaspiel/#comments Mon, 22 Feb 2016 23:50:26 +0000 Endlich! Ab sofort könnt ihr den Weg in die Arbeit für Fußball nutzen! Ballverliebt startet seinen allwöchentlichen Fußball-Podcast. In unserer ersten Show (Feedback, Kritik und Lob erbeten!) sprechen wir über die Highlights des vergangenen Fußball-Wochenendes und die kommende Europapokal-Woche. Von Roger Schmidts folgenreichen Streit mit Schiedsrichter Felix Zweyer über die österreichische Bundesliga-Partie zwischen Rapid und Sturm und den Zweitliga-Start bis hin zu denChampions-League-Krachern zwischen Juve und Bayern bzw. Arsenal und Barcelona.


Shownotes:

00:40 – Hier eine Analyse über Sturms Chaos in der aktuellen Saison.

02:55 – Manchester City beschwerte sich über die Terminansetzung der FA und stellte aus Protest ein verjüngtes Team auf.

4:30 – Martin Harniks Treffer gegen Schalke. Harnik kam erst kurz vor dem Treffer (71.) ins Spiel, Florian Klein saß auf der Bank. Alessandro Schöpf spielte bei Schalke durch

4:55 – Barcelona liegt nun 8 Punkte vor Atletico und 9 vor Real.

5:30 – Roger Schmidt bereute sein Verhalten übrigens nach dem Spiel selbst.

7:45 – Nach 15 Siegen gab es für Juve nur ein 0:0 gegen Bologna.

8:55 – Bayern München hat in dieser Saison erst zwei Spiele verloren, zuletzt anfang Dezember

9:45 – Die zweite Liga heißt in Österreich „Erste Liga“

9:55 – Wacker (38), St. Pölten (38) und der LASK (36) liegen deutlich vor dem nächsten aufstiegsberechtigtem Team (Austria Lustenau, 19)

11:40 – Hier findet ihr die angesprochene Geschichte über die Performance österreichischer Aufsteiger. Es war tatsächlich Vorwärts Steyr und zwar 1999.

Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio.

PS: Und wenn ihr Computer- und Videospiele mögt, schaut euch auch den Gaming-Podcast unserer Geschwisterseite Rebell.at an.

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Foda, Sturm Graz und König Chaos: Ein Blick auf die Zahlen https://ballverliebt.eu/2015/12/18/sturm-graz-foda-goldbrich-chaos-zahlen-statistik/ https://ballverliebt.eu/2015/12/18/sturm-graz-foda-goldbrich-chaos-zahlen-statistik/#comments Fri, 18 Dec 2015 08:31:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11937 Foda, Sturm Graz und König Chaos: Ein Blick auf die Zahlen weiterlesen ]]> Platz vier über den Winter, acht Siege und sieben Niederlagen, annähernd ausgeglichene Tordifferenz: Der SK Sturm Graz stellt anno 2015 graues Mittelmaß dar. Aber warum ist das so? Ein Blick auf die Zahlen zeigt viele Baustellen, die hier einzeln aufgezeigt werden. Ein kurzer Überblick:

– Sturm spielt effizienter, wenn Donis Avdijaj nicht auf dem Feld ist
– Daniel Offenbacher ist besser als sein Ruf
– Anel Hadzic ist eher ein Risiko als ein Asset
– Das Mittelfeld wird umgangen, aber die geeigneten Außenverteidiger fehlen
– Es werden Spieler geholt, die entweder nicht geeignet sind oder nicht gebraucht werden

Besser ohne den Besten

Donis Avdijaj ist technisch der mit sehr viel Abstand beste Spieler im Sturm-Kader. Der junge Deutsche ist auch der auffälligste Spieler, seit er vor einem Jahr an die Mur kam. Nur: Einen wirklich positiven Einfluss auf das Spiel von Sturm hat er nicht. Im Gegenteil.

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Links die Positionen der Torschüsse (rot) von Avdijaj im Herbst, die Tore sind grün markiert. Rechts die Positionen, von denen aus Avdijaj Torschüsse vorbereitet hat (blau), in orange die Assists zu Toren.

Avdijaj schießt viel. Sehr viel. Genau genommen schoss Avdijaj in den zwölf Einsätzen bis zu seiner Oberschenkel-Verletzung 48-mal. Davon bolzte er 32-mal von außerhalb des Strafraums in Richtung Tor – nicht umsonst hat sein Schussdiagramm von der Optik her etwas Handball-haftes.  Innerhalb des Torraumes zog Avdijaj überhaupt noch nicht ab. So blies er seine Zahlen nach oben, aber nicht seine Torgefahr: Aus seinen 48 Schüssen resultierten gerade einmal zwei Treffer. Kümmerlich.

Wie isoliert Avdijaj vom Rest des Teams agiert – und wie seine oft recht egozentrische Spielweise das Team runterzieht – zeigten die acht Spiele, in denen er fehlte. Mit Avdijaj erzielte Sturm 1,17 Tore pro Spiel und verwertete nur jeden 14. Torschuss. Ohne Avdijaj erzielte Sturm 1,5 Tore pro Spiel und verwertete immerhin jeden 10. Torschuss. Damit ist man zwar immer noch deutlich unterdurchschnittlich unterwegs, aber zumindest nicht mehr ganz so heillos.

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Bis er sich verletzte, war Avdijaj an 41 Prozent aller Torschüsse beteiligt. Ohne ihn sind andere mehr in der Verantwortung – und sie nehmen diese auch wahr.

Wenn man die Zahlen vom 1. bis zum 12. Spieltag (also mit Avdijaj) und die vom 13. bis 20. Spieltag (also ohne den Deutschen) ansieht, fällt auf, dass vor allem Stürmer Roman Kienast (und auch Bright Edomwonyi, wenn er spielte) deutlich mehr in den Abschluss mit einbezogen wird. Kienast erzielte auch mehr als die Hälfte (4) seiner sieben Tore ohne Avdijaj auf dem Feld.

Der unterschätzte Offenbacher

Daniel Offenbacher ist bei den Sturm-Fans nicht der beliebteste Spieler. Hadzic, Piesinger und auch Kamavuaka sind beim Anhang höher angeschrieben, aufgrund ihres sichtbaren Einsatzes. Zudem würden die Fans lieber Sandi Lovric sehen, der seit der U-16 bei Sturm ist – und nicht den ehemaligen BW-Linz- und Wr.-Neustadt-Kicker.

Was Offenbacher gegenüber unfair ist, denn es gibt eigentlich keine Kategorie, in der er nicht der beste zentrale Mittelfeld-Spieler von Sturm ist.

vertikal

Niemand bei Sturm spielt mehr erfolgreiche Vertikalbälle in der gegnerischen Hälfte bzw. in diese hinein an als Offenbacher – rund 56 Prozent. Er versuchte, umgerechnet auf seine Gesamtspielzeit, grob gesagt neun Vertikalpässe, von denen fünf ankamen. Donis Avdijaj versuchte gar nur fünf pro Spiel, dafür schoss er aus allen Lebenslagen.

diagonal

Ebenso niemand bei Sturm bringt mehr erfolgreiche Diagonalbälle in der gegnerischen Hälfte bzw. in diese hinein an als Offenbacher – rund 72 Prozent. Zum Vergleich: Kamavuaka und Hadzic liegen in dieser Kategorie gleichauf, sie spielen aber (gemessen an ihrer gegenüber Offenbacher höheren Gesamt-Einsatzzeit) nicht so viele Diagonalbälle wie Offenbacher.

Und noch eine Zahl, die den Unterschied zwischen dem Noch-Deutschen (der eine EM-Teilnahme mit Albanien plant) und dem österreichischen U-20-WM-Teilnehmer: Offenbacher hat 33 Torschüsse vorbereitet, Avdijaj nur 19 – und zwar in annähernd der gleichen Einsatzzeit.

Der überschätzte Hadzic

Anel Hadzic ist einer der etabliertesten Spieler der ganzen Liga. Der im Innviertel aufgewachsene Bosnier hat 237 Bundesliga-Spiele in den Beinen, und das als 26-Jähriger. Er gilt als Anker im defensiven Mittelfeld, als stabil in der Defensive und bis zu einem gewissen Grad als Verbindungsspieler zur Offensiv-Abteilung. Dass Image und Wahrheit nicht zwingend übereinstimmen müssen, zeigen Hadzic‘ Zahlen.

plus minusIm Eishockey gibt es die Plus/Minus-Statistik, die aussagt, bei wie vielen Toren bzw. Gegentoren ein Spieler auf dem Eis war – sie ist ein guter Indikator für die Qualität von Offensiv- bzw. Defensivarbeit einzelner Spieler. Wendet man dieses Prinzip bei den Torschüssen für bzw. gegen Sturm Graz an, sind die Werte von Hadzic nicht besonders berühmt, vor allem im Vergleich zu anderen zentralen Mittelfeldspielern.

Denn Tatsache ist: Ist Hadzic auf dem Feld, hat Sturm die wenigsten eigenen Offensiv-Aktionen UND lässt die meisten gegnerischen Torschüsse zu. Verglichen etwa mit Offenbacher (der eben auch diese Wertung anführt) und Piesinger (der mehr defensive Stabilität gibt als der Bosnier) ist Hadzic eher ein Risiko als ein Asset im Spiel von Sturm Graz.

Bewegt sich das mit der defensiven Stabilität noch in der Nähe der anderen ZM-Spieler von Sturm, ist vor allem die Offensiv-Schwäche von Hadzic alarmierend. Von einem umfunktionierten Innenverteidiger wie Kamavuaka muss man nicht erwarten, dass er als versierter Einfädler im Mittelfeld agiert – von einem Hadzic schon viel eher.

Das ist aber auch kein ganz neues Phänomen: Schon 2013/14 unter Darko Milanic (dazu unten mehr) war Hadzic nicht nur der deutlich harmlosere der beiden ZM – das ist mit der Rollenverteilung damals gut zu erklären. Allerdings überließ Hadzic auch in jenen Spielen, in denen er den gesperrten Michael Madl in der Innenverteidigung vertrat, die Bälle zumeist IV-Partner Nikola Vujadinovic. Und für einen DM, der in der IV spielt, ist das ein Armutszeugnis.

Das ignorierte Mittelfeld

Die offensive Schwäche von Hadzic mag auch erklären, warum bei Sturm im Aufbau das Mittelfeld-Zentrum so konsequent un-eingebunden bleibt wie bei keinem anderen Klub in der Bundesliga. Vergleichbar sind dir Werten von Sturm sind nur noch die Zentralen von Admira, Grödig, Ried und Altach – vier Teams allerdings, die vornehmlich auf Konterfußball setzen und auch deutlich weniger Ballbesitz haben als Sturm.

Zum Vergleich: Sturm hat im Saisonverlauf 52 Prozent Ballbesitz, das sind knapp 47 Minuten pro Spiel. Die Admira hat drei Minuten weniger, der WAC liegt bei 41:30 Minuten, Altach bei 40:45 Minuten, Grödig und Ried haben einen recht ähnlichen Wert (rund 41%) und haben also beide etwa 37 Minuten pro Spiel den Ball. Anders gesagt: Sturm lässt den Ball pro Spiel um bis zu zehn Minuten länger (!!!) in den eigenen Reihen zirkulieren, das zentrale Mittelfeld hat aber nur unwesentlich mehr Ballaktionen.

zm liga vergleich

Diese Grafik verdeutlicht es: In keinem anderen Team der ganzen Liga ist das zentrale Mittelfeld (es sind jeweils die beiden mit der meisten Einsatzzeit angeführt) gemessen am Ballbesitz seltener involviert. Ersetzt man bei Sturm Kamavuaka und Hadzic durch Offenbacher und Piesinger, überholt man damit immerhin den WAC und Grödig – den Tabellenletzten und den Drittletzten.

Von einem das komplette Team quasi im Alleingang dirigierenden Sechser wie Mattersburgs Jano sind im Sturm-Kader sowieso alle Lichtjahre entfernt. Aber selbst eine reine Schaltstation im Umschaltspiel wie der Rieder Polverino ist häufiger am Ball.

Eine Anmerkung noch zu Sascha Horvath und Marko Stankovic: Es ist durchaus möglich, dass sie sich positiv auf das Spiel auswirken können, aber die Sample Size ist bei den beiden zu diesem Zeitpunkt zu gering, um seriöse Aussagen machen zu können.

Die harmlosen Außenverteidiger

Nun kann es ja durchaus ein taktisches Mittel sein, im Aufbau das Zentrum eher außen vor zu lassen (Ried ist dafür das Musterbeispiel). Bei Sturm hat entsprechend auf Linksverteidiger Klem die meisten Ballkontakte pro 90 Minuten (75) und Rechtsverteidiger Potzmann die zweitmeisten (68). Das heißt: Bei Sturm ist das Aufbauspiel ganz eindeutig über die Außenpositionen angelegt.

av liga vergleich

Tatsächlich haben nur die Außenverteidiger von Salzburg und Mattersburg mehr Ballkontakte als jene von Sturm. Gleichzeitig sind aber bei KEINEM anderen Team in der Liga die Außenverteidiger so wenig an Torschüssen beteiligt als bei den Grazern.

Am nächsten kommen den Sturm-AV in Sachen Harmlosigkeit nur ihre Kollegen aus Mattersburg – aber die haben dafür wenigstens einen Dreh- und Angelpunkt im Zentrum (Jano, siehe oben). Das heißt: Bei Mattersburg schaffen die AV durch ihren Ballbesitz Räume, die dann im Zentrum genützt werden sollen.

Sturm aber hat weder gefährliche Außenverteidiger noch ein gezielt in den Spielaufbau eingebundenes Zentrum. Darum wirkt das Spiel von Sturm auch so unkompakt und zerrissen – am plakativsten wurde diese Schwäche in der Europa-League-Qualifikation von Rubin Kazan (in der russischen Liga vier Punkte vor einem Abstiegsplatz, also wirklich kein übertrieben starker Gegner) angebohrt.

Fehlerhafte Zusammenstellung / Fehlerhafte Spielanlage

Möglich wäre grundsätzlich, dass die Spielanlage von Sturm den offensiven Qualitäten der Außenverteidiger nicht entgegen kommt oder bei ihnen einfach eine Phase der Formschwäche vorherrscht. Dagegen spricht aber ein Blick in die Vergangenheit der Stamm-AV der Grazer.

Christian Klem – der viel am Ball ist, viel quer spielt, und dessen Hereingaben und Pässe in der gegnerischen Hälfte nur selten einen Mitspieler finden – ist in dieser Saison, wie gesehen, an nur 4 Prozent der Torschüsse beteiligt. In der Saison 2013/14, als Darko Milanic einen deutlich passiveren Fußball mit schnellen Vertikalpässen im Umschaltspiel etablierte, war Klem an 7 Prozent der Torschüsse beteiligt. Besser als derzeit, aber im Liga-Schnitt immer noch unterdurchschnittlich.

Und Marvin Potzmann? Die mit Abstand beste und offensiv produktivste Mannschaft, in der der 22-Jährige jemals spielte, war Grödig in der Saison 2013/14 – mit Trainer Adi Hütter und seinem extrem aggressiven, aber sehr instabilen (wie es die Kollegen von abseits.at mehr oder weniger liebevoll nennen) Chaos-Pressing. Damals kam Potzmann (in 17 Einsätzen) auf einen AOP-Wert von 8 Prozent, nun bei Sturm sind es fünf Prozent. Ein Rückgang, der sicher auch mit der deutlich weniger aggressiven Spielanlage als damals bei Grödig zu begründen ist, aber auch hier gilt: Selbst acht Prozent sind für einen Rechtsverteidiger nicht besonders berühmt.

Das heißt: Wenn es der Plan von Foda ist, das Spiel über die Außen aufzuziehen – und die Daten legen diese Annahme nahe – dann sind Klem und Potzmann ganz einfach nicht die richtigen Spieler dafür. Das hätte man schon vor der Saison wissen können, als man sich Potzmann geholt hat. Natürlich: Defensiv ist der diesbezüglich grundsolide Potzmann ein Upgrade gegenüber seinem Vorgänger Martin Ehrenreich.

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Links die Pässe von Klem (Nr. 27) beim 2:0 gegen den WAC im Oktober, rechts die Pässe von Lykogiannis (Nr. 14) beim 2:0 gegen Grödig im Dezember (also vergleichbar starke Gegner). In Grün die angekommenen Zuspiele, in Rot die Fehlpässe. (Grafik: bundesliga.at)

Und Charalambos Lykogiannis (der Sommer-Neuzugang war ja lange verletzt) ist im Aufbauspiel bislang ähnlich harmlos wie Klem: Der junge Grieche schießt zwar öfter als Klem und drischt wahllos 40-Meter-Bälle in die grobe Richtung von Kienast. Torschussvorlagen: Eine einzige in 367 Spielminuten.

Wenn Foda nicht komplett blind ist, muss er längst erkannt haben, dass weder Potzmann noch Klem (und allem Anschein nach auch Lykogiannis) Spieler sind, auf dessen Schultern sich der Spielaufbau tragen lässt. Dennoch passierte keinerlei vom Trainer erkennbar gesteuerte Adaptierung.

Der Vergleich mit Milanic

Der Fußball unter Fodas Vorgänger Darko Milanic war deutlich passiver als jener unter Foda. Sturm hatte 2013/14 (der einzigen kompletten Spielzeit unter dem Slowenen) nur 48 Prozent Ballbesitz (derzeit sind es 52), in der Herbstsaison waren es sogar noch deutlich weniger. Im Spiel nach vorne lag die Hauptlast auf den Mittelfeld-Außen (in der Regel Patrick Wolf rechts und Flo Kainz links). Im Zentrum hatte ganz klar Hadzic den defensiveren Part und Offenbacher den offensiveren.

sturm milanic

Das Team funktionierte nach vorne recht ausgeglichen, spielte aber quälend langweilig, ohne Variationen und extrem berechenbar. Robert Beric, der später bei Rapid aufblühen sollte, wirkte vorne oft desinteressiert und geistig abwesend. Erst als in der Frühjahrs-Saison Marco Djurcin von seiner Verletzung genesen war, kam so etwas wie Schwung ins Team, für den Europacup reichte es aber recht deutlich nicht mehr.

Der Plan von Milanic funktionierte nicht, aber es war immerhin erkennbar, was er mit der Mannschaft wollte – und, was er mit der Mannschaft nicht wollte. Die Außenverteidiger waren nicht besonders offensivstark (ganz im Gegenteil), aber in Milanic‘ Spielanlage mussten sie das auch nicht sein. Foda hingegen umgeht das Zentrum und beauftragt die AV mit dem Aufbau, obwohl diese das nicht können und das auch über einen längeren Zeitraum gezeigt haben.

Sturm lässt keine Entwicklungs-Strategie erkennen

Der Deutsche ist seit fast anderthalb Jahren wieder zurück in Graz und viele Elemente des gescheiterten Milanic-Experiments sind verschwunden. Abgelöst wurden die biedere und hölzerne Ordnung unter dem Slowenen allerdings von einem veritablen spielerischen Chaos. Wohin Foda seine Mannschaft entwickeln will, ist hinten und vorne nicht erkennbar.

Foda ließ bis zu Avdijajs Verletzung im Oktober zu, dass dieser seine unproduktive One-Man-Show abzieht – ohne sichtbar etwas daran zu ändern. Er will das Spiel über die Außenbahnen aufbauen, holt sich aber einen Potzmann, der dafür nicht der Richtige ist. Und hält aber dennoch eisern an seiner einigermaßen offensichtlich nicht funktionierenden Strategie fest. Zumal das grundsätzliche Problem (also das Zentrum mit nicht adäquaten Spielern außen zu umgehen) bereits im Frühjahr bestand und nur die nicht vorhersehbare Gala-Form von Simon Piesinger vieles überdeckte.

aop vergleich

So gibt auch das Transferprogramm unter Trainer Foda und Manager Goldbrich viele Rätsel auf. Im Sommer wurden einerseits Spieler für Positionen geholt, auf denen eigentlich gar kein Handlungsbedarf herrschte – so spielte Gruber ein sehr produktives Frühjahr, und dennoch wurde ihm Dobras vor die Nase gesetzt. Mit dem Effekt, dass Gruber (wenn er denn spielt) auch im Herbst produktiver war als Dobras. Andererseits gibt es drei sehr ähnliche Stürmertypen im Kader (Kienast, Tadic und Edomwonyi), aber keine Alternative wie einen flinken Strafraumtechniker – von Avdijaj abgesehen, der ja aber ohnehin aus dem Mittelfeld heraus spielt.

Planlos

Zusammengefasst: Trainer Foda lässt einen Fußball spielen, der zu den Spielertypen in seinem Kader nicht passt und hält stur an dieser Strategie fest. Manager Goldbrich holt scheinbar wahllos Spieler, die entweder nicht passen oder nicht gebraucht werden.

Kein Wunder, dass die Sturm-Fans schon selbst die Annoncen nach neuen Sportdirektoren aufgeben.

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