Hauptsache gewonnen, und am Ende schaute mit dem 4:0 über Bulgarien sogar noch ein ganz anständiges Ergebnis heraus. Das aber nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass die ÖFB-Frauen beim Start in die WM-Quali vieles von dem vermissen ließen, was sie in den letzten Testspielen auszeichnete. Zu wenig breite, zu wenig Spielwitz, aber zu viele Ungenauigkeiten: Die Zutaten zu einem ziemlich zähen Spiel, das erst in den letzten zehn Minuten ein hohes Resultat bekam.
4:0 klingt schon mal gut. Damit ist Österreich auch Tabellenführer (wiewohl das wenig aussagt, weil es erstens der 1. Spieltag war und zweitens Topfavorit Frankreich da auch noch gar nicht gespielt hat). Dennoch: Die Leistung der ÖFB-Frauen zum Start in die WM-Quali war trotz des nie gefährdeten Sieges gegen Bulgarien alles andere als gut.
Biedere und defensive Gäste
Zur bulgarischen Mannschaft muss man nicht viele Worte verlieren. Die Mannschaft spielte in einem sehr defensiv ausgerichteten 4-1-4-1, in dem vor allem Linksverteidigerin Boycheva (die in der 2. deutschen Liga spielt) gegen Laura Feiersinger sehr zurückgezogen agierte und praktisch nie aufrückte – noch weniger als ihr Pendant auf der rechten Seite, Monika Rashgeva. Vor Sechser Petrakieva verschoben die Halbfeld-Spielerinnen vor allem vertikal, im Versuch, an den Außenbahnen Überzahlsituationen zu schaffen.
Bis etwa zur 3. Minute versuchten die Außenspielerinnen im Mittelfeld, die ballführende Österreicherin anzupressen. Solo-Stürmerin Gospodinova sah im ganzen Spiel vielleicht vier, fünf Bälle. Im Aufbau limitiert und technisch Österreich unterlegen, versuchte Bulgarien vor allem, über körperbetontes Spiel das Ergebnis zu halten.
Zu eng und ungenau
Und trotzdem lag es neben dem humorlosen Gegner vor allem an den Österreicherinnen selbst, warum es nicht so recht klappte. Zum einen fehlte dem Spiel die Breite: Laura Feiersinger rückte immer wieder zuweilen recht weit ein, ohne dass aber Heike Manhart hinter ihr konsequent nachrückte. Oft zog sich viel im Zentrum zusammen, wo Bulgarien mit drei Leuten vor einer sich ebenso gerne recht eng zusammen ziehenden Viererkette stand. Dass einige Male sogar Viktoria Schnaderbeck (die diesmal den offensiveren Part gegenüber Puntigam gab) auf die rechte Außenbahn ging und Flanken zu schlagen versuchte, war so wohl eher nicht im Sinne des Erfinders.
Hinzu kam, dass extrem viele Pässe bei Österreich unglaublich ungenau gespielt wurden, wodurch aus dem, was eigentlich als flüssiges Kombinationsspiel gedacht war, ziemlich abgehacktes Stückwerk wurde. Von all dem gedankenschnellen Handeln, der Kontrolle im Ballbesitz, dem herausspielen von Chancen gegen eine nicht direkt wendige Viererkette – wie das ja im letzten Test gegen Belgien, einem deutlich besseren Team als Bulgarien, wunderbar klappte – war praktisch nichts zu sehen.
Weder Führung noch Seitenwechsel löst Verkrampfung
Auch das 1:0 von Nina Burger nach einer halben Stunde – die weit aufgerückte Carina Wenninger hatte sie mit einem guten Pass in die Schnittstelle freigespielt – löste die Verkrampfung nicht und Verena Aschauers Lattenschuss aus 35 Metern zwei Minuten später war fast ein wenig bezeichnend für das generelle Spiel. Weil es so gar nicht gelang, bei allem Ballbesitz auch Zugriff auf den Strafraum zu bekommen, wurden nach dem Seitenwechsel auch immer mehr Schüsse von außerhalb des Strafraums versucht. Kein Problem für die erstaunlich sichere bulgarische Torfrau Shahanska.
Kaum jemand im ÖFB-Team erreichte wirklich Normalform, auch nach der Pause nicht. Laura Feiersinger etwa spielte ihre große Stärke – Eins-gegen-eins-Situationen – zu selten aus. Einmal in der ersten Hälfte, zwei oder dreimal in der zweiten. Immer wurde es sofort gefährlich. Stürmerin Lisa Makas suchte zu selten selbst den Abschluss, das Mittelfeldzentrum produzierte zu viele Fehlpässe, die Außenverteidiger fanden kaum ins Spiel. Andererseits kann man die Innenverteidiung mit Kirchberger und Wenninger und Goalie Kristler kaum bewerten – sie waren praktisch nicht gefordert. Wenn doch, brannte nichts an.
Gute Umstellung bringt Schwung
In der 55. Minute besetzte Teamchef Thalhammer die linke Außenbahn neu. Mit Jenny Pöltl, der nur 1.60m kleinen und eher unscheinbaren Neo-US-Legionärin, sollte nun Schwung in die bis dahin recht schwunglose Seite kommen; Nadine Prohaska ging dafür statt der ausgewechselten Puntigam ins Zentrum.
Und tatsächlich: Zwar wurden die Aktionen nicht merkbar genauer, aber mit der recht aktiven Pöltl kam neben einer frischen Kraft auch endlich sowas wie Breite und auch Zug zum Tor ins Spiel. Auf diese Weise wurde den körperlich schon nach einer Stunde deutlich nachlassenden Bulgarinnen zusätzlich zugesetzt.
Und als Laura Feiersinger in der 81. Minute das 2:0 gelang, nachdem sie von der zuvor für Makas eingewechselten Zadrazil (die dann auch noch das 4:0 vorbereitete) in Position gebracht wurde, war es mit der bulgarischen Gegenwehr dann vorbei. Ein Schuss von Feiersinger aus extrem spitzem Winkel wurde von Linksverteidigern Boycheva ins eigene Tor gelenkt, und am Ende belohnte sich Pöltl mit ihrem ersten Treffer im 12. Länderspiel. Der 4:0-Endstand.
Fazit: Schön war’s nicht, aber Ergebnis passt
Natürlich: Vor einem bulgarischen Tor brauchte man sich in den 90 Minuten praktisch nie fürchten, also war auch als es lange nur 1:0 stand der Sieg an sich nie gefährdet. Die drei späten Tore lassen den Sieg noch halbwegs hoch ausfallen, wiewohl die Leistung keine war, auf die man aufbauen könnte. Erfreulich aber, dass nach dem Spiel auch niemand versuchte, das Spiel schönzureden: Es war mühsam, es war zäh, es war nicht besonders gut (Hier ein Video mit den Toren und Stimmen zum Spiel).
Ein Pflichtsieg, nicht mehr, nicht weniger.
(phe)