Wer es in drei Spielen nicht schafft, auch nur ein einziges Tor zu schießen, scheidet verdient aus. Das gilt für die Nordkoreaner genauso wie für das Team aus den Emiraten – und so war es den Favoriten aus dem Irak und dem Iran letztlich ein Leichtes, souverän ins Viertelfinale einzuziehen.
Irak – Nordkorea 1:0 (1:0)
Dem Titelverteidiger aus dem Irak reichte mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Remis zum Viertelfinale. Aber Teamchef Wolfgang Sidka wollte es nicht darauf ankommen lassen und ließ seine Mannschaft von Beginn an nach vorne spielen, das Kommando übernehmen. Wieder war sein System ein Mittelding aus 4-1-4-1 und 4-2-3-1, diesmal mit Karim Mustafa als fleißig aufrückendem Achter auf halblinks. Linksverteidiger Mahid Karim wanderte ins rechte Mittelfeld, und Karrar Jassem kam für Hawar auf der linken Seite zum Einsatz – allesamt Maßnahmen, die sich auszahlten.
Vor allem mit Karim auf der rechten Flanke wussten die Nordkoreaner nicht umzugehen. Zumal sich der irakische Sechser Akram ebenfalls auf diese Seite orientierte und Qusay seine Vorstöße auch über halbrechts setzte – die Iraker schufen so ein deutliches Übergewicht auf dieser Seite, und einige gefährliche Situationen entstanden über dieses Trio. So war es nur folgerichtig, dass das zu diesem Zeitpunkt schon hochverdiente 1:0 für den Irak über genau diese rechte Flanke vorbereitet wurde, Jassem brauchte den Abklatscher von Torhüter Ri Myong-Guk nur noch über die Linie bugsieren.
Die Nordkoreaner spielten wieder in ihrem 4-4-1-1, es fehlte ihnen aber die Breite im Mittelfeld. Immer wieder zogen sich die vier Spieler dort zusammen – das wäre eine gute Idee gewesen, wenn (wie etwa gegen die Iraner) die beiden Außenverteidiger nach vorne gekommen wären, um über die Außen für Druck zu sorgen. Das passierte aber viel zu selten. Immer wieder versuchten es die Nordkoreaner durch die Mitte, über die hängende Spitze Hong, oft auf mit langen Bällen auf Stoßstürmer Jong Tae-Se. Auch das Nachrücken wurde viel zu halbherzig vorgetragen: Kam tatsächlich mal ein Ball vorne an, waren Hong und Jong zumeist gegen eine zahlenmäßige Übermacht der Iraker auf sich alleine gestellte. So hatten die Iraker wenig Mühe, die Führung in die Pause zu bringen.
Völlig unverständlich blieb aber auch nach dem Seitenwechsel, weshalb die Koreaner die Flanken derart vernachlässigten. In den wenigen Situationen, die mal tatsächlich über die Seiten vorgetragen wurden und in denen dann stets durchaus ungehindert geflankt werden konnte, wankte die irakische Abwehr sofort. Es fehlt im koranischen Mittelfeld ganz deutlich ein Spieler, der ein Spiel lenken kann, der Ideen nach vorne hat, der ein Spiel wirklich lesen kann. So blieben die Nordkoreaner eindimensional und berechenbar.
Die Iraker waren – auch aufgrund des Spielstands in der Parallelpartie, bei der die VAE mittlerweile im Rückstand waren – im Wissen, dass nun auch in Remis in jenem Fall reicht, nun nicht mehr allzu versessen darauf, ein zweites Tor zu erzielen und sie zogen sich demnach auch etwas weiter zurück. Mit Amaa Abdul-Zehra kam halb durch die zweite Hälfte dann auch ein zusätzlicher Sechser, wodurch sich nun ein defensiv ausgerichtetes 4-2-3-1 ergab. Natürlich konnten die Nordkoreaner gegen die nun immer tiefer stehenden Iraker nichts mehr ausrichten. Der Ausgleich gelang nicht mehr – geschweige denn, der notwendige Sieg.
Fazit: Die Iraker fanden nach dem Un-Spiel gegen die VAE hier recht schnell wieder zurück in die Spur. Die klare Konzentration auf die rechte Angriffsseite brachte dem Titelverteidiger den frühen Vorteil, die durchaus abgeklärte Spielweise in der zweiten Hälfte war ein Ausdruck des Wissens, dass der Gegner komplett harmlos war. Die Nordkoreaner enttäuschten ähnlich wie im ersten Spiel: Uninspiriert und langweilig schafften sie es nie, den notwenigen Druck zu erzeugen und deshalb müssen sie auch ohne Torerfolg in drei Spielen die Heimreise antreten.
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Iran – Vereinigte Arabische Emirate 3:0 (0:0)
Im ersten Spiel recht ordentlich, im zweiten hingegen ganz und gar nicht überzeugend – für den iranischen Teamchef Afshin Ghotbi, dessen Mannschaft schon vor dem Spiel als Gruppensieger festgestanden war, musste sich die Frage stellen, ob er lieber seiner Stammformation eine weitere Partie zum aufeinander abstimmen gibt, oder ob er die Reservisten zum Einsatz kommen lassen soll. Ghotbi entschied sich für letztere Variante: In der Startformation gab es gegenüber dem mühseligen 1:0 gegen Nordkorea acht Änderungen und am Ende des Spiels hatte er nach seinen Wechseln sämtlichen Feldspielern in seinem Kader schon Einsatzminuten bei diesem Turnier gegönnt.
Das genaue Gegenteil war bei Srecko Katanec zu sehen: Der slowenische Teamchef der Vereinigten Arabischen Emirate schickte im dritten Spiel zum dritten Mal die exakt selbe Formation auf das Feld. Seine Mannschaft musste gewinnen und auf ein Remis im Parallelspiel hoffen, um noch ins Viertelfinale zu kommen, und sie begann auch durchaus forsch. Vor allem über die Seiten schafften es die VAE zu Beginn des Spiels immer wieder, zur Grundlinie durchzukommen. Zudem machte der iranische Zweier-Goalie Shahab Gordan bei seinem Länderspiel-Debüt eine in zwei, drei Situationen eine mehr als unsichere Figur.
Nach etwa einer Viertelstunde rissen sich die Iraner dann aber am Rahmen. Im Mittelfeld wurde nun ein Pressing aufgezogen, dass im Aufbauspiel der VAE wie ein Grenzwall wirkte: Spielerisch war kein Durchkommen mehr. So war der Außenseiter gezwungen, vermehrt auf hohe Bälle in die Spitze zu setzen. Diese wurde aber zumeist relativ sichere Beute der iranischen Defensive – wie schon in den ersten beiden Spielen offenbarten sich auch diesmal große Schwächen im Offensivspiel der VAE. Es fehlte der Zug zum Tor, das Mittelfeld rückte zu halbherzig nach und Khalil fehlt es vorne an der Durchsetzungskraft.
Anders war die Entwicklung bei den Iranern. Nach den Abstimmungsproblemen in den Anfangsminuten wurde das Mittelfeld schnell kompakter, zudem stand im 4-1-4-1 diesmal (anders als gegen Nordkorea) nicht einer der Außenspieler zu weit vorne, um miteingebunden zu werden. Nein, diesmal starteten die Außen (Afhsin rechts und Shojaei links) oftmals erst nach Ballgewinn ihre Sprints, die sie zielstrebig Richtung Strafraum führten; die Seitenlinien wurden vernachlässigt. Das stellte die VAE durchaus vor Probleme, auch wenn es vor der Pause noch keine Tore gab.
Für die zweite Hälfte stellte Ghotbi geringfügig um: Rezaei kam für Shojaei und ging auf seine angestammte rechte Seite, Afshin dafür nach links. Der Eindruck der Schlussphase der ersten Hälfte manifestierte sich aber weiterhin: Gegen die immer stärker werdenen Iraner schafften es die VAE immer weniger, auch nur halbwegs sinnvoll vor das gegnerische Tor zu kommen. Bei den Iranern galt nun „Angriff ist die beste Verteidigung“ und auch Katanec‘ Umstellungen (Omar statt Al-Wehaibi für das Zentrum, dafür Al-Hammadi nach links; danach Al-Shehhi als neuer Quarterback statt Amer) halfen da wenig – und als die Iraner in Minute 70 nach einem (seltenen) Tohuwabohu in der VAE-Abwehr das verdiente 1:0 erzielten, war die Partie entschieden.
Denn im Parallelspiel stand es schon lange nicht mehr Unentschieden, selbst waren die VAE hinten und dass ihnen noch zwei Tore gelingen würden, wo es doch im ganzen Turnier zuvor noch kein einziges gegeben hatte, dass wussten sie sichtlich selbst, war nicht mehr realistisch. Da passte es auch ins Bild, dass eine numerische Überlegenheit (Afshin hatte in der 75. Minute nach einer ungestümen Attacke an VAE-Goalie Nasser Gelb-Rot gesehen) gleich wieder aus der Hand gegeben wurde, als nur vier Minuten später Rechtsverteidiger Sebil nach einer rüden Attacke ebenso vom Platz musste. Und als wenige Augenblicke später das 2:0 für den Iran fiel (durch den im zentralen Mittelfeld extrem starken Nori) war die Partie endgültig gelaufen.
Nicht aber, ohne in der Nachspielzeit noch für ein Kuriosum zu sorgen: Denn ausgerechnet VAE-Innenverteidiger Walid Abbas, der gegen den Irak in der Nachspielzeit das Eigentor zum entscheidenden 0:1 erzielt hatte, lenkte kurz vor dem Schlusspfiff auch in diesem Spiel einen Ball im Laufduell mit Rezaei ins eigene Tor. Dass es diesmal ein bedeutungsloser Lapsus war, der nur noch von statistischem Wert ist, mag ihn trösten. Und die Tatsacher, dass er kein Kolumbianer ist…
Fazit: Nach kurzen Anlaufproblemen war diese Leistung der iranischen Reservisten sicherlich deutlich besser als jene der ersten Mannschaft gegen Nordkorea. Gutes Pressing im Mittelfeld, wenig Probleme in der Defensive und letztlich auch mit den nötigen Toren – sicherlich ist der Iran ein verdienter Gruppensieger, gegen Südkorea im Viertelfinale wird es aber deutlich schwerer als gegen die doch recht biederen Konkurrenten in der Gruppe. Den Spielern aus den Emiraten fehlte es, wie schon im ganzen Turnier, an einem wirksamen Offensivkonzept, an Durchschlagskraft vor dem Tor und sicherlich auch ein wenig an der Spielübersicht. Der zu Beginn äußerst unsichere iranische Schlussmann etwa wurde viel zu wenig geprüft, und wäre es nur aus Distanzschüssen gewesen.
(phe)