Die Zwiten, in denen Neulengbach in der Women’s Champions League immer zumindest die erste Runde überstand, weil man in dieser gesetzt war, sind vorbei: Sowohl der überlegene Champion St. Pölten als auch Vizemeister Sturm Graz (bei der Europacup-Premiere) waren gegen ihre guten, aber nicht überragenden Erstrunden-Gegner chancenlos.
Sturm Graz – FC Zürich 0:6
Vizemeister Sturm Graz hat nicht mehr ganz die Qualität der letzten Saison: Die Ex-Teamspielerinnen Celouch und Tasch sind nicht mehr da. Wie sehr Sturm gegen den FC Zürich – einen guten, aber nicht einmal annähernd auch nur zur erweiterten europäischen Klasse gehörenden Team – unter die Räder kam, war schon heftig.
Die Zürcherinnen konnten von Beginn an Schalten und Walten, das schnelle 1:0 in der 2. Minute tat das Übrige. Sturm stellte sich defensiv in einem 4-4-1-1 auf. Das Mittelfeld-Zentrum, vor allem Anna Malle, war nicht nur zumeist in Unterzahl gegen das Dreier-Mittelfeld des FCZ, sondern zu zaghaft im Zweikampf, unsicher im Positionsspiel und einfach generell überfordert.
Die Mittelfeld-Außen Katharina Naschenweng und Julia Kofler, die größten Talente in der Mannschaft, waren viel in der Defensive gebunden und durch die großen Abstände kein Faktor im Aufbauspiel. Trotz des defensiven Spiels war Sturm nämlich alles andere als kompakt, das Verschieben im Block war fehlerhaft.
Kurz: Sturm versuchte sich mit sehr konventionellen Mitteln, sich eines deutlich stärkeren Gegners zu erwehren, und ging unter. Es war in keiner Phase ein Bemühen oder eine Überlegung zu erkennen, wie man sich aus der erdrückenden Umklammerung des FC Zürich befreien möchte, und entsprechend gelang das auch nicht. Wohlgemerkt gegen den Meister einer Liga, die schon eine etwas stärkere und etwas breitere Spitze hat als die österreichische, aber weit davon entfernt ist, eine wirkliche Relevanz im europäischen Frauenfußball zu haben.
Vor ein paar Wochen gewann Sturm in der Liga mit Mühe und Not 1:0 gegen den Linzer Vertreter Union Kleinmüchen, wobei zehn der 14 eingesetzten Linzerinnen nicht älter als 19 Jahre waren. Dass der FC Zürich – mit der Olympia-Bronzenen Adriana Leon aus Kanada und zwei Schweizer Team-Stammkräften (Humm und Kuster) – zu hoch sein würde, war klar. Aber ein auch in der Höhe absolut korrektes 0:6 ist schon heavy.
SKN St. Pölten – Brøndby IF 0:2
„Defensiv zu passiv und offensiv zu mutlos“, konstatierte ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer im ORF-Pauseninterview über die Vorstellung der Frauen des SKN St. Pölten (vormals FSK St. Pölten-Spratzern bzw. ASV Spratzern).
Dass Klub-Manager Schmaus im Sommer den ebenso erfolgreichen wie fachlich starken Trainer Hannes Spilka absägte – und bis heute weiß niemand, warum; nicht einmal Spilka selbst – und mit Fanny Vágó eine Spielertrainerin einsetzte, wirkt ob der zumeist recht chaotischen Vorstellung gegen Brøndby umso abstruser. Vor einem Jahr hatte St. Pölten den italienischen Spitzenklub aus Verona vor allem dank interessanter Varianten im Offensivspiel am Rande des Ausscheidens.
Davon ist nun nicht einmal mehr im Ansatz etwas übrig. Natürlich: Brøndby machte es auch nicht so schlecht. Mit dem 4-3-1-2 hatte man gegen das 4-4-2 von St. Pölten permanent Überzahl im Zentrum gegen Prohaska und Eder, die Stammgäste im ÖFB-Teamkader sind. Und die beiden Stürmerinnen des dänischen Meisters schoben immer sehr aggressiv auf die jeweils Ballführende in der St.-Pölten-Abwehr.
So waren auch hier, wie schon zuvor bei Sturm, selten mehr als lange Panik-Bälle nach vorne zu sehen. Zudem waren die Mittelfeld-Außen Dunst und Rafinha durch die konsequent nach vorne schiebenden Bröndby-AV Nielsen und Veje (die ja eigentlich gelernte Außenstürmerin ist, sogar) gut beschäftigt und oft auch keine wirkliche Anspieloption. Mangelnde Präzision verhinderte eine frühe Bröndby-Führung, aber als es halb durch die erste Hälfte doch einschlug, war das längst keine Überraschung mehr.
Gegen das geschickte Pressing und das konsequente Umsetzen des Matchplans der Gäste aus Dänemark hatte St. Pölten überhaupt keine Antwort, Spielertrainerin Vágó hing als vorderste Spitze in der Luft und konnte weder aktiv helfen noch mit Anweisungen (die eher von der Bank von Sportchefin Liese Brancão kamen) an der Unterlegenheit etwas ändern.
Erst, als Bröndby ab der 30. Minute etwas den Druck verringerte, kam St. Pölten besser ins Spiel, einige gute Wechsel (Stürmerin Wasser für Rafinha und Zver auf links, danach Mahr für Dunst) brachten zusätzlichen Schwung. Aber Bröndby konnte jederzeit wieder einen Schritt nach vorne schalten und nach dem 2:0 kontrollierte man St. Pölten recht problemlos. Mehr als eine wirklich gute Torchance durch Prohaska war nicht drin.
Fazit: The New Normal
Dass die internationalen Auftritte des österreichischen Duos nach den Rückspielen nächste Woche vorbei sein werden, daran besteht natürlich kein Zweifel mehr. Neulengbach profitierte einst von der Modus-Umstellung und davon, mit dem alten Gruppen-Modus viele Punkte gegen Teams aus noch kleineren Ligen gemacht zu haben – so war man dann stets gesetzt, als die Gruppenphase gestrichen wurde und es ab der ersten Runde schon im K.o.-Modus weiter ging.
St. Pölten (und natürlich noch mehr Sturm) haben diesen Luxus nicht. Um in die Gruppe der Gesetzten zu rutschen, müsste man wohl dreimal in fünf Jahren eine Sensation schaffen und einen besseren Gegner eliminieren. Davon ist man weit entfernt – und so werden Erstrunden-Pleiten auch in Zukunft wohl eher die Regel als die Ausnahme sein.
Vor allem, weil dieser Spieltag gezeigt hat: Die österreichische Liga ist im internationalen Vergleich eine kleine Nummer. Die besten heimischen Spielerinnen sind fast alle im Ausland (und da vor allem in Deutschland) aktiv und eine breite Masse an wirklich guten Legionärinnen ist natürlich auch nicht nach Österreich zu locken. Wenn man dann noch, wie St. Pölten, einen wirklich guten Trainer ohne einen objektiv erkennbaren Grund absägt, darf man sich nicht wundern, wenn dann ein so ängstlicher und weitgehend planloser Auftritt wie gegen Bröndby zu Stande kommt.
Das soll gar nicht als Angriff auf Fanny Vágó verstanden werden, um Gottes Willen. Aber was soll sie als Spielertrainerin ohne einschlägige Coaching-Erfahrung da vorne machen? Und dass die Spitzenteams der Liga nationale defensiv einfach nie gefordert werden, daran hatte schon Neulengbach und dann auch St. Pölten zu kämpfen.
Was diese Spiele jedenfalls gezeigt haben: Für Akademie-Absolventen, die eine Chance auf das A-Nationalteam haben wollen, ist die heimische Liga keine Option.