Europacup-Bilanz 2024/25: Danke, Rapid!

Am Ende ist es Platz 16 geworden, in dieser Saison. Gesamt bedeutet das wie schon 2024 Rang 13 in der Fünfjahreswertung der UEFA. Österreichs Bilanz in diesem Europacup-Jahr ist zwiespältig. Denn einerseits hat Rapid ordentlich in den Punktetopf gegriffen, ist ins Viertelfinale der Conference League vorgestoßen und erstmals waren zwei heimische Teams in der Champions League. Andererseits wäre bei Rapid sogar noch mehr möglich gewesen, der LASK hat kein einziges seiner acht Matches gewonnen und die Austria war schon draußen, da hatte noch nicht mal der August angefangen.

Aber der Reihe nach.

SK Rapid (4,55 Punkte für die 5JW)

Erst einmal: Bravo, Rapid! Auch, wenn das Ausscheiden am Ende ärgerlich war und sogar mehr als das Viertelfinale der Conference League möglich gewesen ist: Am Weg dorthin haben die Hütteldorfer zumeist gefallen. Im Herbst auch spielerisch, im Frühjahr zumindest kämpferisch.

Der Erfolg gegen den polnischen Zweitligisten Wisla Krakau war nur der Appetithappen, die beiden Siege gegen Trabzonspor (1:0 in der Türkei, dann 2:0 daheim) deuteten an, was Rapid zu leisten imstande ist. In Braga flog Lukas Grgic schon nach drei Minuten vom Platz, aber Rapid krallte sich fest, holte ein 1:2 und im Rückspiel war man schon 2:0 voran, ehe sich die höhere Klasse der Portugiesen doch durchsetzte.

Aber in der Conference League trumpfte Rapid auf. Dem starken 2:1 bei İstanbul Başakşehir – schon der zweite Auswärtssieg in der Türkei – folgten Pflicht-Dreier gegen Noah Jerevan und Petrocub Hîncesti. Als es im Oktober etwas harzig wurde, verlor man gegen Shamrock Rovers Punkte und bei Omonia Nicosia sogar das Spiel, doch eine 3:0-Gala gegen den FC Kopenhagen besiegelte den Top-8-Platz, damit das Freilos für die ersten K.o.-Runde und machbare Gegner danach. Sogar das Halbfinale schien im Bereich den Möglichen.

Als das Achtelfinale daherkam, kroch Rapid durch den Burgstaller-Ausfall und nach dem verhackten Frühjahrs-Start aber ordentlich auf dem Zahnfleisch daher. Einen sicheren (und verdienten) Sieg in Banja Luka verschenkte man durch einen Elfer in der Nachspielzeit, im Rückspiel hätte Rapid schon 3:0 führen müssen, als man plötzlich das 0:1 schluckte. Doch Rapid kämpfte, biss, zeigte viel Willen und erzwang die Verlängerung und dort doch den 2:1-Sieg.

Die Liga-Form hatte sich vor dem Viertelfinale gegen Djurgården nicht wirklich erholt, dennoch konnten die Hütteldorfer nach Schaubs Super-Solo einen 1:0-Sieg aus Stockholm entführen. Ehe sich das Braga-Match wiederholte: Diesmal holte sich Sangaré eine bescheuerte frühe rote Karte ab, wieder krallte sich Rapid ins Spiel, hatte Chancen auf die Führung. Doch in der Verlängerung hatten die Schweden den längeren Atem.

Was bleibt? Eine starke Gruppenphase, Rapids erstes internationales Viertelfinale seit 29 Jahren und das Andeuten des Potenzials. Angesichts des schwachen Frühjahrs aber auch die große Gefahr, nach der Saison ohne ein Europacup-Ticket für die kommende Spielzeit dazustehen. Euroapcup-Note: Zwischen Sehr Gut und Gut.

SK Sturm (2,0 Punkte für die 5JW)

Der Lohn dafür, nach zehn Jahren das Meister-Abo von Red Bull gekündigt zu haben, war ein Direktplatz in der Champions-League-Ligaphase. Man stöhnte ein wenig über Gegner, die man aus den letzten Europa-League-Jahren schon kannte und eher mittelmäßig attraktive Kontrahenten in den „Heim“-Spielen in Klagenfurt.

Man merkte schon, dass die eher aus der zweiten europäischen Reihe stammenden Vereine klar stärker (Sporting), auf diesem Level abgezockter (Brest) oder effizienter (Brügge) waren, aber die Grazer gaben ein kompetentes Bild ab und hielten auch in Dortmund bis zur 85. Minute ein torloses Remis, ehe es gegen Girona den ersten Königsklassen-Sieg seit dem 20. Februar 2001 gab – im ersten Europacup-Spiel nach dem Abgang von Christian Ilzer brachte ein Abstauber-Tor von Mika Biereth den 1:0-Erfolg.

Auch in Lille war ein Remis im Bereich des Möglichen, ehe es wie in Dortmund das späte Gegentor zur knappen Niederlage gab. Im Winter wurde Mika Biereth um viel Geld verkauft, aus dem Training heraus gab es beim 0:5 in Bergamo das einzige Match, in dem Sturm wirklich auseinander genommen wurde. Man rehabilitierte sich mit dem 1:0 gegen Leipzig zum Abschied.

Am Ende stehen zwei Siege zu Buche, das ist gemessen an Möglichkeiten, Gegnern und Anlass durchaus in Ordnung – zumal man bei immerhin vier der sechs Niederlagen zumindest in Griffweite eines Remis war. Europacup-Note: Gut

RB Salzburg (2,2 Punkte für die 5JW)

Die Bullen mussten sich durch die Qualifikation kämpfen, im der recht patent besetzten Verfolger-Zweig – in der nur zwei Ligaphasen-Tickets zu vergeben waren – setzte sich Salzburg gegen Twente Enschede durch (dominantes 2:1 daheim und zittriges 3:3 auswärts) sowie Dynamo Kyiv (glückliches 2:0 auswärts und kontrolliertes 1:1 daheim) durch.

Aus einem vernünftigen Saisonstart – CL-Quali überstanden und drei der ersten vier Liga-Spiele gewonnen – entwich im September aber massiv die Luft. Einem peinlichen 0:3 bei Sparta Prag (die Tschechen sollten sechs der restlichen sieben Matches verlieren) folgte eine nicht weniger katastrophale 0:4-Verprügelung im Heimspiel gegen Brest. Auch Dinamo Zagreb merkte, dass Salzburg nicht viel anbot und gewann 2:0.

Mit einer Mauer- und Kontertaktik überraschte man schließlich den späteren Achtelfinalisten Feyenoord, der 3:1-Erfolg in Rotterdam blieb aber auch der letzte Punktgewinn, denn die restlichen Gegner wären auch für ein Salzburg in Bestform kaum zu biegen gewesen. Beim 0:5 in Leverkusen ließ sich Salzburg recht bereitwillig vernichten und beim 0:3 gegen Paris St.-Germain ging es nur darum, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe in Grenzen zu halten.

Kurz vor Weihnachten war Pep Lijnders seinen Trainer-Job los und die Matches bei Real Madrid (1:5) und gegen Atlético Madrid (1:4) im Jänner hatten schon sehr den Geruch vom Absolvieren einer lästigen Pflicht. Man ließ von den 35 anderen Teilnehmern nur die beiden punktelosen Meister aus der Schweiz (Young Boys) und der Slowakei (Slovan Bratislava) hinter sich, im Ganzen war das doch ziemlich katastrophal. Europacup-Note: Nicht genügend, auch wenn die Qualifikation geschafft wurde.

LASK (0,7 Punkte für die 5JW)

Nach der wegen menschlicher Verwerfungen zwischen Trainer und Spielerin erfolgten Trennung zwischen dem LASK und Valérien Ismaël im Sommer 2020 haben die Linzer nicht mehr zur Ruhe gefunden. Nach starkem Start unter Dominik Thalhammer brach das System auseinander, Kühbauer brachte Stabilität – aber auch einen Kader mit Spielern für einen reaktiven Spielstil. Mit Thomas Sageder blieb der Drang nach dem Pressingspiel Stückwerk, Thomas Darazs rettete die Saison 2023/24 auf den letzten Metern. Schon nach wenigen Wochen im August war die neue Saison aber schon wieder kurz davor, ein Abschreibposten zu werden.

Das Europa-League-Playoff wurde nach dem Heim-1:1 gegen den FCSB aus Bukarest in der Nachspielzeit des Rückspiels verloren und der Conference-League-Herbst war ein Spiegelbild der Liga-Saison. Unter dem mittlerweile verpflichteten Markus Schopp sollte ein Ballbesitzspiel etabliert werden, wie er es in Hartberg eindrucksvoll vorgemacht hatte. Doch im Kader passte einfach nichts zusammen.

Innenverteidiger, die keine Spieleröffnung draufhaben. Ein ZM ohne Phantasie – oder, wenn Sascha Horvath dort spielt, mit einem damit notwendigen Muskel-Abräumer neben ihm. AV, die rennen können, aber sonst nicht viel. Ein Valon Berisha, der ohne das Tempo jüngerer Jahre seiner größten Stärke beraubt ist. Und ein Robert Zulj, der Struktur bringt und Ideen hat, aber halt auch wirklich sehr langsam ist.

Exemplarisch war das 0:0 gegen Cercle Brugge: Vor allem nach dem Ausschluss von Denkey Ballbesitz ohne Ende, aber auch null Ideen, kein Tempowechsel, kaum Torgefahr. Es gab drei Heim-Remis (auch ein 2:2 gegen den späteren Semifinalisten Djurgården und ein 1:1 gegen Vikingur Reykjavík) – jeweils vor schütterer Kulisse, weil die Fans gegen die exorbitanten Ticket-Preise protestierten. Und es gab Auswärts-Niederlagen in Ljubljana (0:2), in Banja Luka (1:2 nach frühem Ausschluss) und, die negative Krönung, das 0:7 in Florenz.

In der Folge verpasste der LASK auch die Meisterrunde und cruist zwar durch die Bottom-6, hat aber auch schon vor Saisonende wieder die Trennung von Markus Schopp vollzogen. Dass die Renovierung dieser ohne jeglichen Sinn und Verstand zusammen gewürfelten Truppe ein Projekt für mindestens zwei Jahre sein würde, ist wohl noch nicht zu Siegmund Gruber durchgedrungen. Europacup-Note: Genügend, hart an der Grenze zum Fünfer

Austria (0,2 Punkte für die 5JW)

Vergleicht man die Austria vom April 2024 mit jener vom April 2025, liegen Welten dazwischen. Der populäre Michael Wimmer war damals, auf Platz acht liegend, nach einem 0:4 daheim gegen den WAC entlassen worden. Christian Wegleitner führte die Violetten zwar am WAC und an Hartberg vorbei in den Europacup, richtig viel Phantasie versprühte die Verpflichtung von Stephan Helm – zuvor beim SKN unter dem generellen St. Pöltner Chaos zerrieben – aber nicht.

Und es fing auch nicht gut an – im ersten Pflichtspiel, auswärts bei Ilves Tampere, setzte es gleich mal ein gar nicht unverdientes 1:2. Es folgte ein lockerer Cup-Sieg bei Regionalligist Saalfelden und im Rückspiel gegen den Klub aus Tampere (zu diesem Zeitpunkt der finnischen Saisonhalbzeit Liga-Vierter) ging die Austria 2:0 in Führüng, war bis in die Nachspielzeit 3:1 vorne, was gereicht hätte. Ilves schoss ein Tor, es ging in die Verlängerung, die Austria erzielte das 4:2, wieder kam Ilves heran. Im Elferschießen vergab Dominik Fitz als Einziger.

Dass Helm danach von „Doppelbelastung“ sprach – gemeint war eigentlich, dass wegen drei Spielen in sieben Tagen kaum in inhaltliches Training möglich war – brachte ihm Hohn und Spott ein, aber mit dem Königstransfer von Aleksandar Dragovic kam rasch Stabilität in die nur nur gegen Ilves vogelwilde Defensive. Ohne den 100-fachen Teamspieler fing sich die Austria in dieser Saison 1,7 Gegentore pro Match – mit ihm nur 0,9 pro Match. Den Zugriff auf den Meisterzug hat die Austria in der Finalphase der Bundesliga zwar verloren, aber am Verteilerkreis steht man wesentlich besser da als noch vor einem Jahr. Dennoch, ganz klar ist die Europacup-Note: Nicht genügend.

Der Ausblick auf die kommende Saison

Österreich belegt im UEFA-Ranking also Platz 13, ziemlich deutlich hinter Platz 12 (Griechenland) – mit dem Effekt, dass der Liga-Dritte (bzw. Liga-Vierte, sofern der Cup-Sieger aus den Top-2 kommt) auch im Sommer 2026 nicht in der Europa-League-Qualifikation loslegen darf – wie in der laufenden Saison Rapid – sondern in der Quali für die Conference League startet.

Der wirklich bedeutende Cut liegt aber zwischen den Plätzen 15 und 16, hier würden dann statt fünf nur noch vier Europacup-Plätze bestehen. Weil die recht solide Saison 2020/21 rausfällt (als der WAC in der Europa League die K.o.-Runde erreichte und der LASK zehn Punkte in der Gruppenphase holte), wird dieser Vorsprung ziemlich eingedampft.

Konkret heißt das: Auf Rang 16 hat Österreich mit Start der neuen Saison nur noch 1,25 Zähler Vorsprung (zur Schweiz), dahinter lauert Schottland (2,7 Punkte dahinter). Im Sommer 2026 fällt dann die besonders starke Saison 2021/22 (mit dem CL-Achtelfinale für Salzburg) aus der Wertung – dann wird ziemlich sicher eine Aufholjagd nötig sein, um Platz 15 zu retten.

So gesehen kann sich der Rest der Liga also bei Rapid bedanken: Wohl nur dank der starken Hütteldorfer Auftritte in der Conference League hat Österreich überhaupt eine realistische Chance, mittelfristig den fünften Europacup-Platz zu halten.

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.