Im Ernst-Happel-Oval kämpfte die ÖFB-Elf am Samstag auf ihrem Weg nach Frankreich gegen Moldawien um drei „Pflichtpunkte“ gegen Moldawien. Und holte sie auch. Dabei ging von den Kickern aus dem zwischen der Ukraine und Rumänien eingeklemmten Binnenland zu keiner Phase ernsthafte Gefahr aus – und trotzdem bedurfte es eines Gastgeschenks. Die Ballverliebt-Analyse zum Spiel.
Moldawiens Fußballnationalteam ist weder für technischen Zauber, noch für eine auffallend offensive Spielanlage bekannt. Das vermag auch aufgrund des Personals nicht zu verwundern. Die meisten Spieler kommen aus der eigenen Liga, einige davon von verhältnismäßig bekannten Klubs wie dem FC Chisinau oder Sheriff Tiraspol. Daneben verdingen sich wenige Legionäre in Aserbaidschan, Rumänien, Usbekistan und Russland.
Marcel Koller schickte das rot-weiß-rote Team im üblichen 4-2-3-1 in etablierter Besetzung auf das Feld. Einzig für Hinteregger (verletzt) rückte Sebastian Prödl wieder in die Startelf auf, was Michael Madl eine Nachnominierung brachte.
Kollers Gegenpart, Alexandru Curteianu, der vor einem Jahr vom U21- zum Cheftrainer der Moldawier befördert wurde, setzte auf ein 4-4-1-1 in seiner biedersten Auslegung (technisches 4-4-2 mit hängender Spitze in Person von Andronic).
Schiefe Ebene
Von Beginn weg gestaltete sich das Match wie auf einer schiefen Ebene. Rund zehn Minuten lang versuchte sich Österreich vorwiegend auf Flankenläufen mit dem Ziel, Sturmspitze Marc Janko Kopfballvorlagen zu liefern. Bis zum gegnerischen Strafraum funktionierte das gut, doch wirklich gefährliche hohe Bälle wollten kaum gelingen. Trotz mehrerer guter Ausgangspositionen am rechten Feldrand wurde über diesen Zeitraum das Spiel vor allem über links (Achse Fuchs – Arnautovic/Alaba und Junuzovic) geführt, was mehrfach Reklamationen von Florian Klein nach sich zog.
Nach und nach stellte man schließlich die Spielweise um. Der Ball wurde nun vermehrt über beide Seiten geführt, und anstelle der Flankenläufe setzte man auf schnelle, vertikale Kurzpässe vor dem Strafraum, die entweder in Doppelpassversuche oder Alleingangsversuchen mündeten. Die moldawische Defensive, üblicherweise mit mindestens acht Leuten im 16er präsent, zeigte sich anfällig. Zu zwingenden Chancen kam es aber vorerst praktisch nicht, da der letzte Pass entweder gerade noch verhindert wurde, oder selbiger nicht genau genug war.
Moldawien blieb derweil auf reaktives Spiel beschränkt, sieht man von einsamen und folglich ziemlich sinnlosen Pressingversuchen der beiden Offensivleute ab. Vorstöße in die Gegend des österreichischen Strafraum gelangen ausschließlich, wenn Österreich den Ball in der eigenen Hälfte oder der Zentrale durch Eigenfehler verlor. Jedoch war das Team defensiv stets wieder formiert, bevor Moldawien bei der Umsetzung eines Konters ein fortgeschrittenes Stadium erreichte.
Überhaupt präsentierte sich die moldawische Zentrale insgesamt sehr behäbig und anfällig fürs österreichische Pressing. Umso verwunderlicher, dass das ÖFB-Team fast das ganze Match über auf schnelle horizontale Spielverlagerungen verzichtete. Besagte Langsamkeit der Gegner hätte Versuche, auf diese Weise ihre Formation aufzureißen, begünstigt.
Fehlende Verschiebungen
Lediglich zwei Vorstöße der Gäste ließen sich in der ersten halben Stunde verorten, als ein hoher Ball aus dem Halbfeld den Kopf von Junuzovic fand, der den Kasten allerdings verfehlte. Die dazwischen angewandte, bereits erwähnte Nadelstichtaktik, erweckte zwar eine konstante Drohkulisse, fruchtete aber in Sachen Chancen kaum. Ein Grund dafür ist auch darin zu sehen, dass die im Strafraum agierende Offensive zu statisch agierte. Das Leder wurde zwar fleißig vor und zurück gepasst, die Spieler selbst bewegten sich aber nur im Versatz, was es den Moldauern erleichterte, keine Löcher für den finalen Pass entstehen zu lassen.
In Minute 42′ hätte dann schließlich Arnautovic die erlösende Führung erzielt. Doch während aus den Stadionlautsprechern bereits Tormusik erschallte, signalisierte der Assistent des mazedonischen Referee Aleksandar Stavrev zu Unrecht Abseits.
Ein kurzer Flankenversuch von Florian Klein an der rechten Strafraumgrenze wurde von Igor Armas per Kopf gestoppt. Dieser beförderte das Leder jedoch ans Knie von Eugeniu Cebotaru, von wo der Ball vor das Tor sprang. Dort schaltete Arnautovic am schnellsten, umkurvte den Goalie und netzte ein. Selbst wenn man nach der Pingpong-Einlage keine neue Situation ortet, handelt es sich um einen Fehlpfiff. Denn weder stand Klein im Abseits, noch tat es bei seinem Abspiel einer der österreichischen Angreifer.
Überhaupt ließ Stavrev an diesem Abend öfters Souveränität vermissen. Neben manchen fragwürdigen gegebenen bzw. nicht gegebenen Freistößen zeigte er auch Engelsgeduld gegenüber Moldawiens Torwart Ilie Cebanu, der von Beginn weg bei jedem Ballbesitz, Abstoß und Freistoß im eigenen Strafraum betont langsam zu Werke ging und erst in Minute 39 die längst verdiente gelbe Karte erhielt.
Alaba rückt auf
Auf Wechsel in der Halbzeit verzichteten beide Coaches, Koller hatte auf die Geschehnisse aber mit einer Umstellung reagiert. Der zuvor schon immer wieder nach vorne mitgekommene Alaba war vorgerückt und agierte im Vorwärtsgang zwischen Offensivabteilung und Zentrale, was aus der bisherigen Formation effektiv ein 4-1-4-1 machte.
Durch die dadurch höhere Personaldichte vor dem Strafraum und die bekannten spielerischen Qualitäten des Bayern-Kickers entstand plötzlich Chance um Chance und schließlich auch das Tor.
Scheiterte Harnik noch kurz nach Wiederanpfiff nach weitem Ball aus halbrechter Position, prüfte Alaba in Minute 52 nach kurzem Doppelpass mit Janko den moldawischen Keeper mit einem Aufsitzer. Dieser ließ den haltbar aussehenden Schuss nach vorne abprallen, wo sich Junuzovic artig bedankte.
Dass in der neuen Konstellation Alaba mit Angriffs-Ideengeber Junuzovic besonders gut harmonierte, war spätestens in diesem Moment auch Moldawiens Trainer Curteian aufgefallen. Dieser nahm den unauffälligen Gheorghe Andronic aus der Zentrale und ersetzte ihn mit Petru Racu. Dessen Aufgabe war es augenscheinlich, sich an Junuzovic zu heften und sich zwischen ihn und Alaba zu stellen. Die Maßnahme zeigte Wirkung: Auch wenn er das Zusammenspiel nicht ganz unterbinden konnte, ebbte die Chancenflut spürbar ab. Es dauerte bis zur 82. Minute, ehe Arnautovic die nächste klare Torgelegenheit am Fuß hatte.
Eine Prüfung für Almer
Die Optik blieb aber bis zum Schluss die gleiche. Österreich rannte an und dominierte klar Feld und Ballbesitz. Moldawiens Angriffsaufbau und Konterversuche blieben zu schwerfällig und unpräzise, um wirkliche Gefahr zu erzeugen.
Ein einziges Mal sah sich Teamtorwart Robert Almer einer Prüfung ausgesetzt. Der einzige echte Stürmer der Gäste, Milinceanu, nutzte ein Missverständnis zwischen dem nach einem unglücklichen Sturz angeschlagen ins Spiel zurück gekommenen Dragovic und Prödl, konnte aus spitzem Winkel aber nicht verwerten. Ein zweites Tor für das Heimteam lag auch in der Schlussphase stets näher, als der Ausgleich.
Fazit
Lehren aus dem Spiel lassen sich kaum mitnehmen. Dass Österreich mittlerweile in der Lage ist, gegen die sogenannten „Kleinen“ das spielerische Szepter zu schwingen ist eben so bekannt wie das Problem, gegen die Abwehr tief stehender Teams, die gar nicht erst versuchen, auf einen Sieg zu spielen, abzuschließen.
Solange es aber für die drei Punkte reicht, lässt sich die fehlende Kaltschnäuzigkeit verkraften. Spätestens bei der EM-Endrunde – für das Ticket nach Frankreich fehlt noch ein Punkt – sollte man sich diese aber angeeignet haben.
Übrigens: Mit dem Sieg rückt Österreich auch einen Platz näher an Topf 2 für die Auslosung heran.