Vorletzter gegen Letzter: Natürlich war das NÖ-Duell kein fußballerischer Leckerbissen. Einige grundsätzliche Erkenntnisse über die beiden Abstiegskandidaten gab das 0:0 aber durchaus. So machen die Neustädter unter Helgi Kolvidsson weiterhin einen recht stabilen Eindruck und hat sehr gute Karten im Abstiegskampf. Bei der Admira hingegen dürfte es richtig eng werden.
Nach der Winterpause stellte Helgi Kolvidsson, der im November Heimo Pfeifenberger als Neustadt-Coach abgelöst hatte, in einem 4-4-2 bzw. einem 4-4-1-1 auf. Mit seiner Viererkette und den beiden defensiven Mittelfeld-Leuten davor (in der Regel O’Brien und Freitag) macht Neustadt die Mitte gut zu. Vor allem gegen bessere Teams wird mit den beiden Ketten gut verteidigt und dann über die Außenbahnen gekontert.
Kompakt aus dem Schneckenhaus
Dazu rücken auch die beiden Sturmspitzen oft mit in Richtung Seitenlinie. So wird einerseits mit den beiden Außenspielern aus Mittelfeld und Abwehr Überzahl hergestellt, andererseits wird so versucht, einen der Innenverteidiger aus der Position zu ziehen und so Platz für den Sturmpartner zu schaffen. Das ist nicht besonders kompliziert, aber es funktioniert: So gab’s ein 3:3 bei Sturm, so gab’s einen 1:0-Sieg über die Austria.
Gegen die Admira – also ein Team, das sich von der individuellen Klasse her auf Augenhöhe befindet – traute man sich deutlich weiter aus dem Schneckenhaus heraus und machte nicht nur die Räume für die gegnerische Mannschaft eng, sondern auch die Zeit für die Admiraner am Ball knapp. Das Pressing war weder extrem aggressiv noch hochklassig kompakt, erfüllte aber den Zweck und provozierte blinde Nirwana-Bälle seitens der Admira.
Eindimensionale Admira
Die Südstädter schafften es so kaum, einen vernünftigen Aufbau von hinten heraus aufzuziehen. Mit Windbichler (gelernter Innenverteidiger) und Kerschbaumer (erst seit Winter in der Bundesliga) fehlte ein kompetentes Kreativspiel aus dem Mittelfeld-Zentrum. Oft genug trauten sich die Innenverteidiger der Admira auch nicht den kurzen Pass auf das zentrale Mittelfeld-Duo zu spielen. Neustadt agierte da schließlich relativ aggressiv.
Stattdessen wurde oft der lange Pass in die Spitze gesucht, und da im speziellen jener auf Benjamin Sulimani, der in Erwartung der Pässe etwas zurückrückte und die Bälle ablegte – entweder auf Sturmpartner René Schicker oder auf die (in der Regel rechte) Außenbahn. Viel schaute dabei aber selten heraus.
Wie überhaupt das Flügelspiel der Admira wenig brachte. Lukas Grozurek kam selten gewinnbringend an Tobias Kainz vorbei und erarbeitete sich nur zwei Chancen, zudem war sein Zusammenspiel mit den Kollegen selten konstruktiv.
Admira stellt auf 4-2-3-1 um
Am grundsätzlichen Bild der Partie – Wr. Neustadt reifer, aber beide Teams weitgehend ohne echte Torgefahr – änderte sich lange wenig, bis Admira-Coach Walter Knaller und sein Mehr-als-nur-Co-Trainer Oliver Lederer mit einigen Wechseln das System umstellten.
Mit Markus Lackner kam ein zusätzlicher Mann für die Mittelfeld-Zentrale (statt Stürmer Schicker), wo die Admira in der 2-gegen-2-Besetzung überhaupt nicht Fuß fassen hatte können, dazu kam Bajrami für den schwachen Grozurek. Die Admira stand nun in einem recht klaren 4-2-3-1, aber anstatt wie gewünscht mehr Zugriff im Zentrum zu haben, hatte nun Sulimani – nun Solo-Stürmer – keine Abnehmer mehr für seine Ablagen.
So konnte sich Neustadt (wo es drei mehr oder weniger positionsgetreue Wechsel gab) in der Schlussphase immer mehr in der gegnerischen Hälfte festsetzen und Gegenstößte der Admira oft schon im Keim ersticken oder diese zumindest rechtzeitig abfangen – auch, weil der Abstand zwischen den Reihen bei der Admira ein wenig gar groß wurde.
Selbst gelang es aber aufgrund vieler Ungenauigkeiten im eigenen Aufbau kaum, wirkliche Chancen zu erarbeiten. Das Team von Kolvidsson war inhaltlich besser und dem Sieg näher, aber es gelang kein Tor mehr. Es blieb beim 0:0.
Fazit: Neustadt wird wohl drinbleiben
Kein Wunder daher, dass Knaller nach dem Spiel auf Sky von „Schadensbegrenzung“ sprach. Er hatte auch gesehen, dass Neustadt die deutlich reifere und deutlich besser funktionierende Spielanlage hatte, so simpel sie auch war. Die Abwehr steht recht gut, die Mittefeld-Außenspieler zeigen durchaus Vorwärtsdrang und mit Philip Hellquist wurde im Winter ein Stürmer verpflichtet, der spielintelligent ist und nicht viele Chancen braucht. Neustadt hat beste Karten, die Klasse auch in dieser Saison zu halten.
Die Entwicklung bei der Admira hingegen, die im Herbst in einigen Spielen vor allem inhaltlich einige interessanter Ansätze gezeigt hat (wie etwa in der zweiten Hälfte beim 0:0 bei Rapid), sieht zunehmend aus wie ein eindimensionaler und nicht wirklich spielstarker Abstiegskandidat. Natürlich wurde mit dem Remis der Rückstand auf Neustadt (derzeit 2 Punkte) nicht größer und das Heimspiel gegen den Nachbarn hat man auch noch vor sich.
Aber die Eindrücke aus den letzten Wochen und auch aus diesem Spiel legen die Prognose nahe, dass Neustadt auch gegen andere Teams eher und mehr punkten dürfte als die Admira.