Zum Ende des sardinischen Konditionscamps ließ Hicke, wie mittlerweile allgemein bekannt, seine Mannen (20 an der Zahl) ein Trainingsmatch bestreiten. Aus gegebenem Grund wurde nur 10 gegen 10 gespielt, was man auch verhindern hätte können. Warum das aber nicht geschehen ist und 11 gegen 11 naturgemäß sinnhafter ist, das erklärt unter anderem Martin Blumenau in seinem EM Journal. Aber das allein ist es nicht gewesen, was mich dazu verleitet, diesen Campabschluss als „total absurd“ zu bezeichnen. Man sehe sich bitte die zwei dazugehörigen ORF Teletextseiten an.
Der ORF verliert sich in mäßig wichtigen Details und spendiert einem 20minütigen Trainingsspiel eine Seite wie sie sonst nur Bundesliga- oder Landermatches kriegen. Doch eben zwei dieser mäßig wichtigen Details zeigen die Absurdität des ganzen Unterfangens, die nicht spielkonformen Mannschaftsgrößen ausgeklammert.
Erstens: 2×10 Minuten
Es war ein Konditionscamp. Doch auch in einem solchen wird nicht nur Kondition alleine trainiert, denn wie schon jemand in den Kommentaren des Blumenaubeitrags richtig geschrieben hat: Das könnten die Kicker theoretisch auch alleine zu Hause bewerkstelligen – nur theoretisch natürlich. Kondition, das heisst Durchhaltevermögen. Das heisst „nicht nach einer Stunde am Feld eingehen als hätte der Ballon plötzlich ein Leck“. Kondition, das soll heißen: Wenigstens 90 Minuten lang schnelles Spiel durch- und dem Gegner an Konzentrations- und Leistungsfähigkeit dabei um nichts nachstehen. Klar, einige werden meinen, dass man den Erfolg ohnehin in den Spielen gegen Nigeria und Malta einschätzen kann. Warum testet man die Trainingseffizienz aber nicht vor Ort, vor dem versammelten Betreuerstab? Um etwa jetzt schon mit Wechseloptionen für die beiden Freundschaftsspiele und auch im Hinblick auf die EM gemeinsam reüssieren zu können?
Zweitens: Herzog für Schiemer
Das muss ein ganz großartig repräsentatives Match gewesen sein, wenn man einen jungen, frischen und vielversprechenden Defensivspieler wie Andreas Herzog (Achtung, Sarkasmus) für einen Frankie Schiemer mitspielen lässt. Aber gut, man lässt auch die beiden hochformigen und miteinander eingespielten Rapidler Hoffer und Maierhofer gegen das gar nicht so hochformige Nicht-Klubkollegen Kuljic und Janko antreten (vielleicht bereits eine Fixoption für die Euro? Wenn nicht: Sinn?). In der Abwehraufstellung kann man nur vermuten, dass man durch die Hereinnahme Herzogs so etwas wie einen Negativausgleich für Martin Hiden schaffen wollte. Ich weiß es nicht.
Was ich aber weiß…
dass man es selbst wenige Wochen vor der Nagelprobe immer noch nicht bewerkstelligt, das Beste aus solchen Gelegenheiten wie diesem Camp zu machen. Da mag die Organisation dieses Testspieles vielleicht nur ein kleines, verhältnismäßig zu anderen Ungereimtheiten gar unwichtiges Detail sein. Betrachtet man aber die komplette Vorbereitungsphase, die zeitlich nicht sonderlich vom Amtsantritt Hickersbergers abweicht, kommt dem geneigten Beobachter gar schnell eine bekannte Binsenweisheit in den Kopf: Kleinvieh macht auch Mist.