Es ist so eine Sache mit dem olympischen Männer-Fußball-Turnier. Im Kontext der Spiele ist es kaum mehr als eine Randnotiz, die meisten Spiele werden weit von der eigentlichen Olympia-Stadt ausgetragen, viele bekannte Kicker sind – anders als bei den Frauen – auch nicht dabei und gerade in Europa sind vor allem Klub-Vertreter froh, wenn sich ihr Land nicht qualifiziert. Dennoch hat dieses Turnier, wenn man es für sich betrachtet, einen gewissen Reiz. Hier unsere Vorschau: Rio 2016, das Herren-Fußball-Turnier.
Vor dem Fall des Kommunismus und dem einherhenden Ende des Staats-Amateurtums – dank dem die Ostblock-Staaten de facto mit ihren Nationalteams antreten durften, während Profis aus dem Westen ausgesperrt blieben – gingen sämtliche möglichen Goldmedaillen in den Ostblock (der 1984 die Spiele boykottierte, weshalb dort Frankreich siegte).
Seit dem spanischen Sieg in Barcelona 1992 (mit Guardiola und Luis Enrique) in einem reinen U-23-Turnier und der 1996 in Kraft tretenden Regelung mit 15 Unter-23-Jährigen und drei älteren Spielern im Kader kam kein einziges europäisches Team auch nur ins Finale des Turniers. Spaniens Silber und Italiens Bronze 2004 waren überhaupt die einzigen europäischen Medaillen seit Atlanta.
Gründe für das Image-Problem in Europa
Das europäische Dilemma ist vielschichtig. Zum einen fallen die Spiele genau in den Saisonstart der großen Ligen, oftmals stehen auch schon Europacup-Partien an. Da dann auch noch keine Abstellungspflicht herrscht, ist das Gezänk um die endgültigen Kader fast schon Tradition.
Hinzu kommt, dass jene Spieler, die sich qualifizieren, zu einem großen Teil gar nicht teilnehmen dürfen: Bei einem U-21-EM (die als Quali-Turnier gilt) gilt als Teilnahme-Bedinunung, dass die Kicker am 1. Jänner jenes Jahres, in dem die Qualifikation beginnt, das 21. Lebensjahr vollendet haben müssen. Das heißt, dass beim Turnier anderthalb Jahre später in der Realität die meisten schon 23 Jahre alt sind.
Und damit ein Jahr zu alt für den Stichtag des IOC. Sprich: Die vier Halbfinalisten bei der U-21-EM letztes Jahr (Sieger Schweden, Finalist Portugal sowie die im Semifinale gescheiterten Deutschen und Dänen) haben nicht sich selbst das Ticket nach Rio gesichert, sondern dem nächstjüngeren Jahrgang.
Selbst starke Nationen schaffen es meistens nicht, zwei Jahrgänge hintereinander europäische Spitze zu sein – kleinere Nationen wie Schweden und Dänemark (oder, wie es in London war, Schweiz und Weißrussland) noch viel weniger.
Andere Kontinente, höhere Bedeutung
Die selbst-auferlegte Schwächung der europäischen Teilnehmer macht das Turnier für alle anderen Kontinente umso interessanter, weil somit auch Länder um den Titel mitspielen können, denen bei einer WM die Vielzahl an starken Europäern die finalen Plätze verbaut. Das trägt massiv dazu bei, dass das Olympia-Turnier auf allen anderen Kontinenten einen ungleich höheren Stellenwert genießt als in Europa.
Außerdem gelten in Asien, Afrika sowie Nord- und Mittelamerika schon in der Qualifikation genau die Jahrgänge, die dann auch bei Olympia antreten. In Südamerika ist die U-20-Meisterschaft maßgeblich, womit die Burschen nicht nur selbst teilnehmen können, sondern noch zwei ältere Jahrgänge zu den Spielen dürfen, ohne das Kontingent der drei Over-Aged Players angetastet zu haben.
Nicht umsonst holte sich etwa Argentinien 2004 mit einem Quasi-Nationalteam den Titel: Praktisch alle eingesetzten U-23-Spieler hatten schon A-Länderspiele absolviert (wie Mascherano, Saviola, Tévez, D’Alessandro, Lucho González, Rosales und Coloccini), hinzu kamen noch Ayala, Heinze und Kily González. Na eh klar war die Konkurrenz chancenlos.
Aber das erklärt schon, warum seit Einführung der aktuellen Zugangsregularien 1996 nur Latein-Amerikaner (Argentinien 2x sowie Mexiko) und Afrikaner (Nigeria und Kamerun) den Titel holten und Länder wie Südkorea, Japan und der Irak ins Halbfinale einziehen konnten.
Für Fußball-Nostalgiker kann das Olympia-Turnier aber durchaus eine gewisse Anziehungskraft ausstrahlen. Denn bei 15 der 16 Teilnehmern spielt der Großteil der Akteure in der jeweils eigenen Liga und gerade die weniger bedeutenden Fußball-Nationen sind überwiegend fast völlige Unbekannte.
Also so wie bis etwa 1990 oder 1994 bei der „großen“ WM.
Gruppe A: Brasilien gegen den Olympia-Fluch
Erstaunlich, aber wahr: Brasilien hat noch nie Olympia-Gold im Fußball geholt. Der großangelegte Angriff in London (mit Neymar, Oscar, Thiago Silva und Marcelo) endete mit einer 1:2-Finalniederlage gegen Mexiko.
Objekitv gesehen war das damalige Team individuell stärker und der Druck auch noch nicht ganz so groß wie jetzt beim Heim-Turnier, wo endgültig nur noch der Sieg zählt. Neymar ist wieder an Bord, der Ex-Leverkusener Renato Augusto ist der zweiter Over-Aged Player. Der Dritte, Goalie Fernando Prass, musste kurzfristig verletzt passen.
Die meisten Spieler ist noch weitgehend unbeschriebene Blätter aus der heimischen Liga, die den Sprung nach Europa (noch) nicht geschafft haben. Es wird der erste wirklich verantwortungsvolle Auftritt von Barcelonas Rafinha werden (dem Bruder des Bayern-Spielers Thiago), dem 19-jährigen Mittelstürmer Gabriel wird großes Talent nachgesagt.
Große Zauberei sollte man von Brasilien nicht erwarten: Der absolute Siegzwang wird das künstlerische Element, wie auch seit Jahrzehnten in der A-Mannschaft zu sehen, merklich verdrängen. Bis zum Halbfinale sollte es keine elementaren Stolpersteine geben und eine Medaille ist das Minimal-Ziel. Dem ganz großen Rummel in Rio kann man sich übrigens lange entziehen: Frühestens im Halbfinale spielt die Selecao erstmals in Rio selbst.
Im Gegensatz zu Brasilien ist Dänemark, das europäische Team in der Gruppe A, extrem anonym besetzt – vor allem nach der Last-Minute-Absage von Leipzig-Stürmer Yussuf Poulsen. Vom Halbfinal-Team der U-21-EM sind nur noch Sechser Jönsson und Sturmtank Nicolai Brock-Madsen übrig, der Rest rekrutiert sich überwiegend aus der dänischen Liga. Diese hat einige taktisch sehr interessante Teams zu bieten, aber die individuelle Klasse ist in etwa mit der österreichischen vergleichbar.
Das heißt, dass man es aus dänischer Sicht durchaus als Erfolg ansehen müsste, überhaupt aus der Gruppe herauszukommen. Erster dänischer Gegner ist der Irak, Dritter der Asien-Qualifikation. Der mit sehr viel Abstand beste Kicker im Kader ist der linke Außenbahn-Spieler Ali Adnan, der letzte Saison Stammspieler bei Udinese war, dazu gibt es zwei Türkei- und einen Schweiz-Legionär. Keiner der drei „älteren“ Spieler hat das 26. Lebensjahr überschritten. Großte olympische Sternstunde des Irak war der Halbfinal-Einzug 2004, ehe man das Bronze-Spiel gegen Italien (mit Pirlo, De Rossi, Chiellini und Gilardino) verlor.
Südafrika ist erstmals seit 16 Jahren bei Olympia dabei. Damals in Sydney hat man Brasilien 3:1 besiegt, blieb aber dennoch in der Vorrunde hängen. Diesmal setzt sich das Team überwiegend aus Spielern von bekannten, aber zuletzt mäßigen Klubs der ohnehin selbst im kontinentalen Vergleich ziemlich schwachen südafrikanischen Liga zusammen – vier von den Orlando Pirates (7. der letzten Saison), zwei von den Kaizer Chiefs (Fünfter). Bekanntester Kaderspieler ist der langjährige Team-Keeper Ithumeleng Khune, TV-Kommentatoren werden sich besonders auf Innenverteidiger Kwandakwensizwa Mngonyama freuen.
Gruppe B in der Hölle von Manaus
Was für ein Glück für Schweden: Der vielseitige Alleskönner Simon Tibbling, Angriffs-Einleiter Robin Quaison und Linksverteidiger Pa Konaté waren beim U-21-Titel letztes Jahr jung genug, um auch noch den Olympia-Stichtag erwischt zu haben. Mit Abdul Khalili und Abwehrchef Alexander Milosevic fahren noch zwei weitere Europameister als Over-Aged Players mit – von den echten Stützen des Titel-Kaders fehlen also nur Stürmer John Guidetti und Achter Oscar Hiljemark (die ja auch beide im EM-Kader der „Großen“ waren).
Schweden verfügt über eine hervorragende Jugend-Arbeit, auch schon einige Legionäre die regelmäßig spielen, viel Selbstvertrauen und das Wissen, dass sie die schwedische Zukunft nach Zlatan Ibrahimovic sind und als Kollektiv mittelfristig sicherlich deutlich stärker als die aktuelle A-Nationalmannschaft.
Was allerdings gegen Schweden und auch die drei anderen Teams in der Gruppe spricht: Jeder muss die ersten beiden Spiele in der Amazonas-Tropenhölle von Manaus absolvieren. Von der WM vor zwei Jahren ist bekannt, was das mit den Spielern macht – die meisten waren schon nach einem Spiel in Manaus so kaputt, dass die kurze Regenerationszeit nicht ausreichte.
Womöglich besser als Schweden könnte damit Nigeria zurecht kommen. Auch das bevölkerungsreichste Land Afrikas liegt ja in einer heißeren Klima-Zone, außerdem ist Nigeria dank der unglaublichen Fülle an talentierten und auch ehrgeizigen Nachwuchs-Spielern ein fast schon traditionell starkes Team bei Olympia – 1996 holte man Gold, 2008 Silber.
Der von John Obi Mikel angeführte Kader ist übrigens der einzige der 16 Teilnehmer, der fast ausschließlich aus Legionären besteht – vor allem Mittelständler aus Portugal und Belgien kommen vermehrt vor. Rein vom Potenzial her dürfte Nigeria der stärkste aus dem afrikanischen Trio sein, wie der Sieg beim Qualifikations-Turnier gezeigt hat. Teamchef Samson Siasia ist außerdem sehr vertraut mit Turnier-Situationen mit jungen Spielern: Unter ihm holte Nigeria 2008 das Olympia-Silber und kam ins Finale der U-20-WM 2005.
Auch die Spieler aus Kolumbien kennen sich mit hoher Luftfeuchtigkeit gut aus. Die Caféteros eliminierten im Play-Off die US-Mannschaft von Teamchef Andreas Herzog. Zu erwarten sind typische kolumbianische Fußballer-Eigenschaften: Gute Technik, sicheres Zusammenspiel, durchaus eine gewisse Robustheit; aber auch ein nicht immer sattelfestes Nervenkostüm. Téo Gutiérrez, der auch seit Jahren für das kolumbianische A-Team stürmt, soll vorne gemeinsam mit Mexiko-Legionär Dario Pabón für die Tore sorgen.
Die Kolumbianer sind vermutlich nicht ganz so stark wie andere Teams aus Latein-Amerika wie Mexiko und Brasilien, aber das Viertelfinale kann sich schon ausgehen. Auf jeden Fall aber muss man in dieser Gruppe nach dem ersten Platz trachten, um in der ersten K.o.-Runde nicht auf Brasilien zu treffen.
Das wird sich für Japan, Vierter bei den Spielen in London, wohl eher nicht ausgehen. Mit dabei ist auch ein Österreich-Legionär: Takumi Minamino von Meister Salzburg ist fix auf der Außenbahn eingeplant. Davon abgesehen kommt Japan mit international völlig unbekannten Spielern aus der heimischen Liga; das gilt auch für die drei älteren Spieler. Allerdings: Japan ist mit dieser Mannschaft Sieger der Asien-Qualifikation geworden, das muss man auch erst einmal schaffen. Andererseits gab es im letzten Test gegen Brasilien ein 0:2, bei dem man locker auch sieben, acht Gegentore kassieren hätte können.
Realistischerweise hat nur der Sieger dieser Gruppe eine Chance auf eine Medaille, und das auch nur dann, wenn die Strapazen der klimatischen Bedingungen in Manaus schnell aus dem Organismus gebracht werden. Individuell mag Schweden sogar das beste Team der Gruppe sein, Nigeria und Kolumbien ist aber dennoch mehr zuzutrauen.
Gruppe C: Deutschland und der Titelverteidiger
Der Sieger (Mexiko) und der Dritte (Südkorea) des letzten Turniers spielen in einer Gruppe, und doch stellt vermutlich keiner der beiden die stärkste Mannschaft der Gruppe C.
Denn allem Ärger um die Abstellungen zum Trotz kann Deutschland bei der ersten Teilnahme seit Seoul 1988 (als Klinsmann, Riedle, Häßler, Bommer und Reck die Brozemedaille holten) ein äußest patentes Team auf die Beine stellen. Die Bender-Zwillinge, die bei WM- und EM-Turnieren so oft wegen Verletzungen passen mussten, werden als Leitwölfe agieren. Um sie herum: Talent, wohin man schaut.
Innenverteidiger Süle hat mit 20 Jahren schon drei Saisonen als Bundesliga-Stammkraft hinter sich, die Schalke-Jungstars Goretzka und Meyer sind künftige National-Stammspieler, der im Frühjahr überragende Julian Brandt von Leverkusen ebenso. Timo Horn ist, was seine statistischen Werte angeht, längst einer der drei besten Keeper der Bundesliga. Lediglich die Frage, wo Leipzig-Stürmer Davie Selke spielt, da ja Nils Petersen als dritter älterer Spieler nominell den Posten in der Sturmspitze besetzt, ist noch nicht ganz klar. Klar ist aber: Wenn dieses deutsche Team nicht um die Medaillen oder gar um den Turniersieg spielt, wäre das eine grobe Under-Performance.
Stärkster Gruppengegner wird ziemlich sicher Mexiko sein. Der Sieger von London – Stürmer Oribe Peralta ist wie 2012 auch diesmal wieder dabei – stellt eine grundsolide Mannschaft aus gewohnt gut ausgebildeten, jungen Spielern aus der sowohl sportlich als auch finanziell durchaus zugkräftigen eigenen Liga (die gemeinsam mit der argentinischen und der brasilianischen zu den drei ganz klar stärksten auf dem amerikanischen Kontinent zählt).
Neben Peralta sind auch Linksverteidiger Torres-Nilo und Keeper Talavera, die anderen beiden älteren Spieler, routinierte Kräfte aus der mexikanischen A-Mannschaft. Sie sollen für die internationale Abgeklärtheit sorgen. Es ist damit zu rechnen, dass Mexiko eher über die schnellen Außenbahn-Spieler aufbauen wird und eine solides, aber taktisch nicht besonders aufregendes Spiel zeigt. Völlig wilde Varianten wie das 3-Raute-3 der A-Mannschaft zuletzt bei der Copa América gibt es bei Raúl Gutiérrez (in den 90ern selbst Nationalspieler) eher nicht.
Südkorea errang vor vier Jahren in London eher überraschend die Bronze-Medaille. Angesichts der Konkurrenz in der Gruppe wäre es diesmal aber schon eine kleine Überraschung, sollte man die Vorrunde überstehen – obwohl mit dem Tottenham-Legionär Son Heung-Min der derzeit wohl beste Südkoreaner als einer der der Over-Aged Players die Taeguk Warriors verstärkt. Von Son abgesehen ist der hierzulande wohl „bekannteste“ Akteur der Koreaner Hwang Hee-Chan aus der Red-Bull-Lager, der vor allem in der Ersten Liga beim FC Liefering regelmäßig zum Einsatz kommt.
Überhaupt keine Chance wird das Südsee-Team aus Fidschi haben: Die Insulaner profitierten davon, dass Neuseeland im Halbfinale der Qualifikation einen nicht einsatzberechtigten Spieler aufstellte und daraufhin disqualifiziert wurde. Trainiert wird Fidschi von Frank Farina, der fast ein Jahrzehnt australischer Teamchef war. Im 18-Mann-Kader gibt es mit Stürmer Roy Krishna (der in der australischen A-League kickt) nur einen einzigen Spieler, der nicht in der völlig wertlosen heimischen Liga unter Vertrag steht. Alles andere als drei krachende Niederlagen wären eine Sensation.
Gruppe D: Argentinien wie in den 80ern
Als Argentinien 1986 Weltmeister wurde, wurde die Albiceleste als „Maradona plus ein paar beliebige Andere“ aufgefasst. Das ist den Sleeperblokes vor, neben und hinter Maradona gegenüber ein bissi unfair, aber weil in Argentinien (wie auch in Österreich) bei der Besetzung von Trainerposten Name oft vor Können geht, dürfen sie alle mal irgendwo ran, meist mit überschaubarem Erfolg.
Ja, Keeper Pumpido gewann als Coach die Copa Libertadores und Stürmer Valdano die spanische Liga. Aber Sechser Batista war als A-Teamchef ein chaotisches Desaster, Rechtsaußen Claudio Borghi ruinierte beinahe Bielsas Chile, Libero Brown bekleidete keinen Posten lange, Achter Burruchaga war bestenfalls Durchschnitt, Rechtsverteidiger Clausen hatte 14 Jobs in 14 Jahren, Manndecker Ruggeri trainierte zuletzt vor zehn Jahren ein Profi-Team. Und über Maradonas Zeit als Nationaltrainer braucht man eh keine Worte mehr zu verlieren.
Nun darf Julio Olarticoechea, damals Linksverteidiger der Weltmeister-Mannschaft, mit dem Olympia-Team ran. Vom intensiven Pressing eines Bielsa oder dem aktuellen Vorwärtsspiel á la Messi / Di María / Higuaín ist sein Olympia-Team weit entfernt, vom unglaublichen Talent der Gold-Truppen von 2004 und 2008 auch. Unter Olarticoechea spielt Argentinien so wie unter seinem Teamchef 1986 und 1990, Carlos Bilardo: Defensiv, zynisch, dreckig.
Kein einziger Spieler im argentinischen Kader hat schon wirklich auf sich aufmerksam gemacht, selbst die zwei älteren Spieler (Turhüter Rulli und Verteidiger Cuesta) haben keinen klingenden Namen – und Achter Manuel Lanzini von West Ham sagte kurzfristig angeschlagen ab. So liegen die Hoffnungen auf einer stabilen Defensive und dem talentierten Zehner Angel Correa. Im letzten Test, einem überhitzten 0:0 gegen Mexiko lief das Team in einem 3-4-1-2 auf, davor in der Regel mit einem 4-2-3-1. Die Vermutung liegt nahe, dass Olarticoechea das System auf den Gegner anpasst.
Portugal verlor das Finale der U-21-EM erst im Elfmeterschießen, aber auch bei ihnen ist nicht mehr so furchtbar viel von dieser Mannschaft übrig. Dennoch: Da Portugal fast immer über gute Junioren-Teams verfügt, ist mit einiger Wahrscheinlichkeit auch jenes Team, das man nach Rio schickt, nicht völlig untauglich.
Aber es ist halt auch nicht wirklich prominent. Achter Bruno Fernandes von Udinese ist noch der bekannteste Spieler, Sergio Oliveira vom FC Porto war 2011 U-20-Vizeweltmeister. Dazu herrscht im Kader ein (beinahe schon gewohnter) Überhang an bei Sporting ausgebildeten Spielern; die Grünen aus der Hauptstadt bildeten auch drei Viertel der frischgebackenen A-Europameister aus. Die Innenverteidiger Figueiredo, Ilori und Edgar Ié, Rechtsverteidiger Esgaio, Achter André Martins, Rechtsaußen Carlos Mané – alle von Sporting.
Ja, ab dem Viertelfinale wird es vermutlich sehr schwer, aber die Gruppe müsste Portugal schon überstehen können. Dabei sollte man die beiden „kleinen“ Teams der Gruppe aber nicht unterschätzen. Denn die Liga in Algerien ist eine der drei, vier stärksten in Afrika (neben jenen von Ägypten, Tunesien und der DR Kongo) und gleich fünf Kaderspieler Algerien kommen vom Meister USM Algier, zwei weitere von Sétif, dem Afrika-Champions-League-Sieger von 2014. Spannend ist, dass dies tatsächlich ein Team von in Algerien geborenen und aufgewachsenen Spielern ist und nur zwei „Franzosen“ dabei sind.
Auch bei Honduras rekturiert sich der Kader vornehmlich aus den nationalen Spitzenklubs Olimpia Tegucigalpa und Real Espana. Das sind zwar keine internationalen Kapazunder, messen sich aber regelmäßig mit den besten Teams aus Mexiko, den USA und Costa Rica in der Concacaf-Champions-League und sind grundsätzlich schon auch mit dem Ball vertraut. Und Honduras eliminierte in der Qualifikation die USA auswärts mit 2:0. Natürlich wäre es eher unerwartet, wenn Honduras die Gruppe übersteht, aber im Vorbeigehen besiegt man dieses Team auch nicht.
Spielorte und Modus
Wie im Spielplan oben ersichtlich: Es handelt sich um vier Vierergruppen, die Ersten und den Zweiten ziehen ins Viertelfinale ein. Bei Punktgleichheit zählt die Tordifferenz. Aufgrund des engen Zeitrahmens wird das Turnier ziemlich durchgepeitscht – so finden alle Viertelfinals am selben Tag statt, auch in der Vorrunde sind immer alle acht Matches eines Spieltags am selben Tag angesetzt.
Als Spielorte fungieren (mit Ausnahme des Olympiastadions in Rio in der ersten Turnier-Woche, ehe dieses für die Leichtathletik-Bewerbe gebraucht wird) ausschließlich Stadien, die 2014 bei der WM in Verwendung waren: Die Halbfinal-Arenen von Sao Paulo und Belo Horizonte, dazu Salvador an der Küste, Hauptstadt Brasilia und die Tropen-Hölle von Manaus.
Live im Fernsehen wird es nur sehr wenig zu sehen geben, weil bei Olympia natürlich noch 27 andere Sportarten komprimiert in zwei Wochen laufen und maximal ARD und ZDF für das deutsche Team zwei Sendestunden hergeben. Die offiziellen Übertragungen im Internet (in London ohne Kommentar, quasi im Stadion-Originalton) sind aber recht verlässlich.