Norwegen – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 02 Aug 2022 11:14:50 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 1:0 über Norwegen: ÖFB-Frauen im EM-Viertelfinale! https://ballverliebt.eu/2022/07/16/10-ueber-norwegen-oefb-frauen-im-em-viertelfinale/ https://ballverliebt.eu/2022/07/16/10-ueber-norwegen-oefb-frauen-im-em-viertelfinale/#comments Sat, 16 Jul 2022 09:51:02 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=18209 1:0 über Norwegen: ÖFB-Frauen im EM-Viertelfinale! weiterlesen ]]> Immer schon rein in die Wunde und darin herumbohren! Die ÖFB-Frauen haben in ihrem De-facto-Achtelfinale gegen Norwegen eine knappe Stunde lang alles getan, um sich einen Sieg zu verdienen. Sie gaben den mental nach dem 0:8 gegen England lädierten Gegner lange keine Gelegenheit, zu sich zu finden und am Ende wurde der 1:0-Erfolg über die Zeit verteidigt. Damit wurde wie 2017 die EM-Vorrunde überstanden, nun wartet im Viertelfinale Deutschland.

Irene Fuhrmann musste auf die corona-positive Katharina Naschenweng verzichten, dafür war die corona-genesene Laura Wienroither wieder mit dabei. Dunst (links) und Hickelsberger (rechts) spielten also auf den Außenstürmer-Positionen im österreichischen 4-3-3. Norwegens Teamchef Martin Sjögren griff auf das Team zurück, das zum Auftakt 4:1 gegen Nordirland gewonnen hatte – nur Innenverteidigerin Maria Thorisdottir, die beim 0:8 gegen England unter vielen Schlechten die Allerschlechteste war, musste draußen bleiben. Bergsvand spielte statt ihr.

Immenses Gegenpressing

Österreich machte sich von Anpfiff weg daran, Norwegen gar nicht erst Selbstvertrauen aufbauen zu lassen. Mit einem aggressiven Pressing wurde die Ballführende – wie kaum anders zu erwarten war – schnell gedoppelt und Abspielfehler somit provoziert, und zwar schon im Angriffsdrittel; rund um die Mittellinie sowieso.

Norwegen kam damit gar nicht dazu, auch nur mehr als zwei oder drei Pässe hintereinander spielen zu können und ein geregelter Aufbau war sowieso unmöglich. Nur über Einzelaktionen – und hier vor allem über Caroline Hansen – schafften sie es situativ, für so etwas wie Entlastung zu sorgen.

Hegerbergs Präsenz war spürbar

Man merkte den ÖFB-Frauen aber an, dass schon die schiere Präsenz von Ada Hegerberg für Respekt sorgte. Anstatt im Mittelfeld quer zu spielen und bei einem möglichen Ballverlust womöglich gleich Hegerberg gegen sich zu haben, wurde immer wieder lange Rückpässe auf Zinsberger gespielt, um dieses Risiko zu minimieren. Und auch im Aufbau von hinten galt eher die Devise „Lang und weit bringt Sicherheit“: Keine kurzen Pässe auf Puntigam wurden gespielt, die Kugel ging auf möglichst direktem Weg ins Angriffsdrittel.

Das spielte aufgrund der Gegebenheiten – den spielerischen wie den psychischen – Österreich in die Hände. Die ÖFB-Frauen gingen immer schön rein in die norwegischen Schwächen und die damit beim 0:8 aufgerissenen mentalen Wunden und bohrten mit Genuss darin herum. Das 1:0 durch Billa nach 37 Minuten war überfällig und hochverdient.

Kein Fuß auf den Boden

Denn Linksverteidigerin Blakstad sah gegen Hickelsberger null Land, brachte in der ersten Hälfte gefühlt keinen einzigen Vorwärtspass an die Mitspielerin. Reiten war bei Wienroither weitgehend abgemeldet, Engen ließ schon nach einer Viertelstunde die Schultern hängen, Bergsvands Stellungsspiel stand in puncto haarsträubend jenem von Thorisdottir gegen England um nichts nach und Mjelde rammte einmal das Knie und einmal den Ellbogen in Billas Gesicht – ungestraft.

Das scharfe Gegenpressing der ÖFB-Frauen lähmte die norwegischen Lebensgeister und  Österreich hingegen spielte die Mind-Games auch genüsslich aus. Wenningers ewig hinausgezögerter Freistoß aus der eigenen Hälfte machte die Norwegerinnen sichtbar fuchtig, beispielsweise. Auch die Verletzungspause von Torhüterin Pettersen brach Österreichs Rhythmus nicht.

ÖFB-Druck lässt nach

Erst nach 50 Minuten nahmen die ÖFB-Frauen erstmals den Fuß ein wenig vom Gas. Man ging dazu über, Norwegen eher an der Mittellinie zu erwarten und nicht mehr im Angriffsdrittel schon draufzugehen. Allzu kreativ ist diese Truppe nicht, sie war aber sehr wohl bemüht, diesen kleinen österreichischen Finger zu nehmen und sich so die ganze Hand zu schnappen. „Wir können nicht 95 Minuten lang nur draufdrücken“, hatte Irene Fuhrmann schon vor der EM gesagt, „das geht sich athletisch einfach nicht aus.“

Was sich aber nicht änderte, war die generelle Panik in der norwegischen Abwehr, wenn sich ein Ball näherte. Da wurde nichts gesichert, sondern nur rausgedroschen – bis irgendwann keine Österreicherin mehr nachlief, die gefährlich werden konnte. Torhüterin Guro Pettersen mühte sich, Sicherheit auszustrahlen und sie hielt, was zu halten war, aber ein bisschen wackelig wirkte sie dennoch immer.

Norwegen macht Druck

Nach einer Stunde versuchte Norwegens Teamchef Martin Sjögren nachzulegen, stellte Hansen auf ihre beste Position (am rechten Flügel) und bracht datür in Ildhusöy eine neue Stürmerin statt Eikeland auf das Feld. Wenig später brachte Tuva Hansen eine scharfe Flanke vor das Tor, die an allen vorbei zischte – die wohl heikelste Szene.

Nach 20 Minuten mit mehr Abwehr- als Angriffsarbeit erlöste Fuhrmann die erschöpfte Hickelsberger und wechselte Lisa Makas ein, die sich gleich einmal mit einem etwas zu zögerlichen Abschluss alleine vor Torhüterin Pettersen einführte. Das 2:0 in dieser 75. Minute wäre die Entscheidung gewesen. So aber war Norwegen immer mehr bemüht, irgendwie den Ball in den Strafraum zu bekommen, um dort die Kugel über die Linie stochern zu können. Viel Plan war nicht dahinter, eher Brechstange und Mut der Verzweiflung

Die Vermutung liegt nahe, dass dieses sich Zurückdrängen lassen zumindest in diesem zeitlichen Ausmaß wohl eher nicht geplant war – denn statt einem weiteren offensiven Wechsel wurde in der Schlussphase eher noch mehr der Rückwärtsgang eingelegt. Statt Stürmerin Billa kam Verteidigerin Georgieva, mit einem 5-4-1 wurden die restlichen Minuten über die Zeit gebracht. Einmal war Zinsberger vor Hegerberg am Ball, einmal lenkte sie einen Ildhusoy-Schuss noch knapp über die Latte. Norwegen hätte einen Sieg gebraucht, es gab nicht mal das Remis.

Fazit: Nein, 2017 war kein Zufall

Erstmals in seiner 32-jährigen Geschichte hat das ÖFB-Frauen-Nationalteam einen Sieg gegen einen Weltmeister gegeben. Der Lohn für den 1:0-Erfolg gegen den Welt-Champion von 1995 ist das zweite Erreichen der K.o.-Runde bei der zweiten EM-Teilnahme. War 2017 noch eine Überraschung, bei der man unvorbereitete Gegner mit dem Ausmaß der eigenen Stärke düpiert hat, ist diese zweite Viertelfinale-Teilnahme die Bestätigung, dass 2017 keine Eintagsfliege war.

Jetzt kennen die Gegner Österreich. Und trotzdem ist Österreich weiter – gerade nach diesem Spiel, zumindest den ersten 50 Minuten davon, sowas von verdient. Norwegen sah nicht aus wie eine Frauenfußball-Großmacht mit dem Selbstverständnis, auch nach einer bitteren Niederlage natürlich ein gutes Mittelklasse-Team wie Österreich zu besiegen. Sondern wie ein vom Anlass eines Entscheidungsspiels komplett überfahrenen Duckmäuser, der hofft, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe möge sich im ertragbaren Rahmen halten. Nein, ein 0:8 wurde es nicht. Aber die Art und Weise, wie man 50 Minuten lang von Österreich vorgeführt wurde, kann nach dem Debakel gegen England nur bedeuten, dass der ohnehin in der Kritik stehende Martin Sjögren seinen Hut nehmen muss. Wie es mit Ada Hegerberg weitergeht, die den gleichen leeren Gesichtsausdruck hatte wie nach dem punkt- und torlosen Vorrunden-Aus vor fünf Jahren, wird sich weisen.

Für Österreich gibt es nun hingegen die nächste Belohnung nach dem Eröffnungsspiel im Old Trafford (übrigens: Norwegen hat 0:8 gegen England verloren und Nordirland 0:5, Österreich „nur“ 0:1). Am Donnerstag gibt es im Stadion von Brentford das Viertelfinale gegen Deutschland. Das wird wieder eine komplett andersartige Partie: Die DFB-Elf hat bisher vollends überzeugt, strotzt vor Selbstvertrauen und geht auf den EM-Titel los – und will nicht, so wie Norwegen, nur eine totale Blamage verhindern.

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1:1 gegen Norwegens Not-Elf: Mit gefühlter Niederlage zum Aufstieg https://ballverliebt.eu/2020/11/18/osterreich-norwegen-nations-league-aufstieg/ https://ballverliebt.eu/2020/11/18/osterreich-norwegen-nations-league-aufstieg/#comments Wed, 18 Nov 2020 22:03:19 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17255 1:1 gegen Norwegens Not-Elf: Mit gefühlter Niederlage zum Aufstieg weiterlesen ]]> Die gute Nachricht: Österreich ist Gruppensieger und steigt damit in den A-Pool der Nations League auf. Die schlechte: Gegen das hastig und bunt zusammen gewürfelte Team aus Norwegen, das coronabedingt das eigentliche Nationalteam ersetzen musste, hätte es beinahe eine verdiente Niederlage gegeben. Erst der Ausgleich in der 94. Minute verhinderte die Niederlage für ein ideen- und espritloses ÖFB-Team, das schon vor dem Rückstand wenig Plan zeigte und danach jegliche Struktur verlor.

Österreich – Norwegen 1:1 (0:0)

Franco Foda konnte – bis auf den gelbgesperrten Dragovic – sowas wie eine stärkste Mannschaft aufbieten. Bei den Norwegern musste, weil der eigentliche Team-Kader in Quarantäne ist, eine Not-Elf anrücken, die von der Wertigkeit der Spieler etwa damit vergleichbar ist, was der ÖFB im Test gegen Luxemburg aufbot: Natürlich weit weg vom Wunsch-Personal, aber durchaus erweiterer Kreis.

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Norwegen: Simpel, aber effektiv

Eingespielt konnte diese norwegische Truppe, mit U-21-Trainer Leif-Gunnar Smerud, natürlich nicht sein. Und doch war ein simples, aber gut greifendes Konstrukt an Plan zu erkennen. Die norwegische Spielweise haben da eben alle verinnerlicht.

Smeruds im klassischen 4-4-2 formierte Mannschaft verteidigte gegen den Ball sehr tief, wobei stets einer aus dem Block in Richtung Ballführenden herausrückte und den Österreichern damit die Zeit nahm. Sobald das ÖFB-Team von hinten über Ilsanker und Hinteregger aufbauen wollte, pressten der Ex-Rapidler Berisha und das in der Eredivisie spielende Angriffs-Talent Stand-Larsen.

Besonders gut war Norwegen darin, schnell vor das Tor zu kommen, wenn in der österreichischen Hälfte ein Ballgewinn gelang. Hierbei kam den Gästen zugute, dass das defensive Umschalten bei Österreich zu langsam passierte. Es gab eine Phase etwa nach einer halben Stunde, als Norwegen innerhalb weniger Minuten zwei-, dreimal gefährlich vor dem österreichischen Tor auftauchte.

Zwei getrennte Mannschaftsteile

Das ÖFB-Team agierte nominell in einem 4-2-3-1, das in der Praxis aber eher ein 4-2-4 war. Darin agierte das Offensiv-Quartett mit Ranftl, Sabitzer, Arnautovic un Alaba sehr eng.

Im Hinspiel, beim 2:1-Sieg in Oslo, ging Österreich über die Außenbahnen nach vor, um von den Seiten zwischen die beiden norwegischen Viererketten zu kommen. Diesmal wurden die Offensivspieler, die sich zumeist zwischen den beiden Ketten aufhielten, dort eingeklemmt: Ulmer und Lainer gingen zwar viel nach vorne, bekamen aber keine Gelegenheit für die Pässe in den gegnerischen Sechserraum.

So zerfiel die österreichische Mannschaft schon nach zehn, zwanzig Minuten in zwei Teile: Hinten die Abwehrkette und die beiden Sechser und vorne das in der Luft hängende Angriffs-Quartett.

Selbstisolation bleibt bestehen

Dass die Außenverteidiger quasi oder Vorderleute spielen mussten, hatte zur Folge, dass Lainer und Ulmer oft zu bremsenden Querpässen auf Baumgartlinger und Schlager gezwungen waren. Schon recht früh in der ersten Halbzeit wurde eine gewisse Ratlosigkeit sichtbar, aber anstatt die offensichtlich nicht funktionierende Spielweise zu ändern, wurden lange Bälle ins norwegische Getümmel geschlagen – oder auch Seitenwechsel auf den ballfernen Außenspieler, wenn sich der norwegische Block mal etwas zu weit ins Zentrum bewegt hatte.

Vernünftige Abschlüsse waren aber kaum dabei. Franco Fodas schon halb durch die erste Halbzeit mit hörbarer Frustration hinein gerufene „Zweite Bälle!“ vermittelte auch nicht direkt den Eindruck von maßgeblichen inhaltlichem Input, wie man das Spiel etwas stringenter gestalten könnte.

Daran änderte sich auch zu Beginn der zweiten Halbzeit wenig – weiterhin bekam Österreich den Ball kaum gewinnbringend ins Angriffsdrittel, und wenn er mal dort war, regierte die Improvisation. Und dann ging Norwegen auch noch in Führung.

Schlussphase ohne Struktur

Foda reagierte, indem er Grbic für Schlager brachte; Sabitzer rückte dafür nach hinten neben Baumgartlinger. Seine Laufwege von hinten heraus – er spielt in Leipzig ja auch eher im Mittelfeld – waren beim 2:1 gegen Nordirland verpufft und als nomineller Zehner war er zuvor zu hoch dafür positioniert gewesen.

Die Chance, die Alaba per Stanglpass für Grbic in der 70. Minute auflegte, verdeutlichte, was dem österreichischen Spiel so gefehlt hat: Es gelang nicht, es wurde nicht einmal wirklich versucht, mit Tempo hinter die norwegische Abwehr zu gelangen. Weiterhin fehlte es den Außenspielern an Mitspielern, um Norwegen mit schnellen Passfolgen etwas zu tun zu geben.

Anstatt Schwung aufzunehmen, verlor das ÖFB-Team in der Folge auch noch die letzte Stringenz und zerfiel komplett in Einzelinitiativen und und wildem Ausprobieren. Foda brachte in der 80. Minute Trauner für den vor allem vor der Pause zuweilen unsicheren Ilsanker – um das 0:1 zu sichern oder um gegen dieses Not-Team aus Norwegen auf einen Standard zu hoffen? Dass ein Angriff über Alaba und Arnautovic in der 94. Minute von Grbic mit einem trockenen Schuss ins Tor zum Ausgleich führte, kam da schon ziemlich aus dem Nichts.

Fazit: Freudlose Erfolge und die Frage: Was könnten sie erst, wenn sie spielten, wie sie könnten?

Was machen wir jetzt mit diesem Nations-League-Herbst? Österreich ist Gruppensieger und damit in den A-Pool aufgestiegen, und hätte dies beinahe mit einer Niederlage gegen eine norwegische Not-Formation mit exakt einem Spieler über zehn Länderspiel-Einsätzen (Møller-Dæhli) fixiert, die gerade noch knapp genug war, um den Aufstieg nicht noch zu versemmeln.

Hätte irgendwie gepasst, dem Last-Minute-Ausgleich zum Trotz.

Die Resultate sind zu gut für einen Trauergesang, die gezeigten Leistungen zu schwach für einen Triumphmarsch. Am Ende gilt wohl das gleiche, was vor einem Jahr für den in einer historisch schlechten EM-Qualigruppe erreichten zweiten Rang gilt: Eh ein vorzeigbares Resultat. Angesichts der Gegner und vor allem der eigenen individuellen Qualität wäre alles andere aber auch eine mittelschwere Blamage gewesen.

Natürlich: In dieser speziellen Saison mit dem ultra-dicht gedrängten Terminkalender stellt gerade in so einer Länderspiel-Phase mit drei Matches in acht Tagen eher das Ergebnis des Laktat-Tests (und, naja, auch des Corona-Tests, wie in Norwegen) auf. Es gibt noch weniger Zeit für gemeinsame Trainings und dafür, Neues zu üben. Es wird halt durchgepeitscht. Aber man darf sich dennoch etwas mehr erwarten gegen zwei Teams, die – wie Nordirland und dieser norwegischer Kader – zwei Klassen schwächer besetzt sind als man selbst.

Da kann Julian Baumgartlinger noch so viel Pragmatismus einfordern und darauf verweisen, dass die Gegner ja so defensiv sind: Von dieser österreichischen Mannschaft muss man einfach mehr erwarten dürfen. 2018 wurde mit keinem einzigen guten Spiel acht Punkte aus vier Nations-League-Spielen geholt. 2019 trotz einem Selbst-Knieschuss gleichenden 2:4 gegen Israel und einem sagenhaft peinlichen 0:1 in Lettland (wohlgemerkt, die Letten wurden in der Nations League hinter Färöer und Malta nur Gruppendritter) die EM-Quali geschafft. Und jetzt, mit einem ganzen Satz aus freudlosen Siegen bzw. Punktgewinnen der Aufstieg in den A-Pool.

Dass es in dieser Nations-League-Kampagne drei österreichische Auswärtssiege, aber nur einen Erfolg auf heimischem Rasen gab, sagt durchaus etwas über die Herangehensweise aus. Franco Foda, der seit knapp 20 Jahren Fußball-Trainer ist, wird man den vorsichtigen Zugang nicht mehr nehmen können – da kann es noch so viele Beispiele dafür geben, wie viel man in Österreich mit aktivem Spiel der Marke Salzburg oder LASK erreichen kann – oder eben jenem der Koller-Jahre.

Man kann es auch so sehen: Wenn Österreich schon mit einer dem Spielermaterial diametral gegenüber stehenden Spielweise die EM-Quali und die Aufstieg in den A-Pool der Nations League schafft, was wäre dann erst möglich, wenn sie wirklich so agieren dürften, wie sie könnten?

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2:1 in Norwegen: ÖFB-Team lange mit guter Struktur https://ballverliebt.eu/2020/09/04/21-in-norwegen-oefb-team-lange-mit-guter-struktur/ https://ballverliebt.eu/2020/09/04/21-in-norwegen-oefb-team-lange-mit-guter-struktur/#comments Fri, 04 Sep 2020 21:12:36 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17162 2:1 in Norwegen: ÖFB-Team lange mit guter Struktur weiterlesen ]]> Zum Auftakt in die Nations League gewann Österreich das erste Länderspiel nach der Corona-Pause in Norwegen mit 2:1. Anders als beim letzten Match vor zehn Monaten zeigte das ÖFB-Team eine klare Spielidee, die zwar nicht besonders viel Esprit versprühte, einen lange Zeit sehr biederen Gegner aber klar dominierte. Erst in der Schlussphase traute sich Norwegen in die Offensive.

Marko Arnautovic (der nach einer Rückkehr nach China 14 Tage in Quarantäne gemusst hätte), David Alaba (der noch die Nachwirkungen des CL-Finalturniers spürt), Valentino Lazaro (Muskelbündelriss in der Wade) und Konrad Laimer (Knieprellung) standen nicht zur Verfügung. So stellte Franco Foda ein nominelles 4-4-2 auf das Feld mit Debütant Christoph Baumgartner rechts im Mittelfeld, das aber sehr variabel interpretiert wurde.

Keine Überraschung gab es bei Lars Lagerbäck: Sein norwegisches Team kam im gewohnten, defensiven 4-4-2 daher, mit Håland neben King ganz vorne, zwei ganz jungen im Mittelfeld (Thorsby rechts, Normann zentral), dafür ohne den verletzten Martin Ødegård. Ansonsten war es das Team, welches in der EM-Quali Gruppendritter hinter Spanien und Schweden wurde.

Dreierketten-Aufbau und Überladungen im Zentrum

Weil sich Norwegen erwartungsgemäß sehr passiv zeigte, blieb der Aufbau dem ÖFB-Team. In diesen Situationen ließ sich zumeist Ilsanker zentral zwischen die Innenverteidiger fallen (manchmal auch Schlager links von Hinteregger, der dann vor dem Strafraum eröffnete), wodurch sich eine variabel besetzte Dreierkette ergab. Sabitzer – der sehr mobil war, sehr aktiv – rückte in diesen Situationen von der Spitze ins Mittelfeld zurück.

Diese Positionierungen erlaubten den Außenverteidigern Ulmer und Lainer, sich sehr hoch zu stellen. Diese beiden hielten die Außenbahnen, während die Mittelfeld-Außen Baumgartner und Onisiwo einrückten. Damit schuf Österreich eine Überzahl im Zentrum. Diese Überladungen im norwegischen Sechserraum waren das bestimmende Element, um diese zu erreichen, darauf wurde vom System bis zu den Passwegen alles ausgerichtet.

Ulmer und Lainer gingen auch nie zur Grundlinie durch, um zu flanken – wozu auch, Norwegens Zentralverteidigung hätte da klare Vorteile gehabt. Dafür gingen ihre Horizontalpässe eher in den Raum zwischen den norwegischen Linien, wo Österreich eine Überzahl hatte. So gut wie immer rannte sich Österreich zwar im bevölkerten Raum vor der norwegischen Box fest, aber einmal konnte auch der freigespielte Platz seitlich davon genützt werden – eine Hereingabe von dort verwertete Gregoritsch zum 1:0.

Pressing-Trigger funktionieren

Nicht nur die Aufbauwege waren bei Österreich klar definiert, sondern auch die Pressing-Trigger. Norwegen agierte zumeist sehr passiv und überließ dem ÖFB-Team den Ball, aber wenn doch einmal von hinten aufgebaut wurde, kam der Gastgeber oft nicht weit.

Sobald die Außenverteidiger angespielt wurden – zumeist eher Elabdellaoui rechts – wurde er von einem Österreicher angelaufen. Wenn der Ball kurz oder ins Zentrum zurück gespielt wurde, war sofort der nächste Österreicher zur Stelle; oft blieb auch nur der blinde lange Ball nach vorne. Erling Håland war bis zu seinem eleganten 1:2-Anschlusstreffer (klassischer Håland, explosiv vor dem Tor dem Ball entgegen gegangen) nach einer Stunde kein Faktor, Norwegen strahlte so gut wie keine Gefahr aus.

Das Anlaufen der österreichischen Spieleröffnung eine vereinzelte Option und das ÖFB-Team davon auch relativ unbeeindruckt.

Norwegen macht auf

Nachdem Österreich zu Beginn der zweiten Hälfte durch einen von Sabitzer verwerteten Hand-Elfmeter 2:0 in Führung gegangen war, nahm Lagerbäck einen Wechsel vor, der das Bild des Spiels verändern sollte. Statt King kam nun Sørloth als zweite Spitze neben Håland in die Partie. Sørloth brachte deutlich mehr Bewegung und Tempo in das bis dahin eher behäbige Angriffsspiel Norwegens.

Zusätzlich rückte das Mittelfeld auf und nach Hålands Tor ging Norwegen auf die Jagd nach dem Ausgleich. Die Gastgeber nahmen nun den Ballbesitz an und machten das Spielfeld dabei groß – die weiten Abstände machte es Österreich schwer, Zugriff im Pressing zu bekommen. Statt geordnetem, geduldigem Aufbau waren nun andere Schwerpunkte gefragt: Stören des norwegischen Rhythmus (Verzögern, kleine Fouls) und Chancen aus Kontersituationen suchen (war zweimal fast zum Torerfolg geführt hätte).

Ab der 80. Minute aber zeigten die norwegischen Bemühungen zunehmend Wirkung. Das Verdichten um den österreichischen Ballführenden sorgte nun für schnellere Ballgewinne und das ÖFB-Team wirkte auch müde, nach einem Fteistoß bot sich die große Ausgleichschance. Foda reagierte, indem er nun doch Baumgartlinger einwechselte (für Onisiwo, Sabitzer ging dafür auf die rechte Seite). Er hetzte als frische Kraft im Zentrum die norwegischen Ballführenden, sodass nichts Zielgerichtetes mehr vor das Tor kam und die Gefahr für Österreich gebannt war.

Fazit: Verdienter Erfolg

Was Österreich in diesem Spiel zeigte, war nicht besonders inspirierend, aber es war ein klarer Plan erkennbar, der auch spürbar auf die Spielweise des Gegners angepasst war. Bis auf die Sturmspitze ist Österreich personell auf keiner Position schlechter besetzt als Norwegen, das sah man auch. Obwohl Arnautovic, Alaba, Lazaro und Laimer gar nicht dabei waren, Hinteregger eine halbe Stunde und Baumgartlinger nur ein paar Minuten.

Angesichts der Umstände und des hölzernen Gegners war es eine geduldige und lange auch recht konzentrierte Vorstellung. Man bearbeitete die norwegische Defensive, hielt Håland so gut es ging aus der Gleichung heraus. Österreich erarbeitete sich nicht wirklich viele echte Torgelegenheiten – im Grunde waren es nur drei – aber eine davon wurde genutzt, dazu gab es den Hand-Elfmeter.

Es war für sich gesehen kein Match, an das man sich in ein paar Jahren noch erinnern wird. Aber wenn man die gesamte Situation berücksichtigt – und sich etwa vor Augen führt, mit welchem teils offenen Unwillen und deutlich fehlender Abstimmung tags zuvor Deutschland und Spanien agiert – war das für eine österreichische Mannschaft ohne diverse Stammkräfte absolut in Ordnung.

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Vier Phasen bei 2:2 der ÖFB-Frauen in Norwegen https://ballverliebt.eu/2016/06/02/vier-phasen-bei-22-der-oefb-frauen-in-norwegen/ https://ballverliebt.eu/2016/06/02/vier-phasen-bei-22-der-oefb-frauen-in-norwegen/#comments Thu, 02 Jun 2016 21:19:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12527 Es ist gelungen: Die ÖFB-Frauen haben in Norwegen ein 2:2 geholt und damit erstmals auswärts bei einem Topf-1-Team einen Punkt ergattert. Das Match beim amtierenden Vize-Europameister war von mehreren Phasen geteilt – zeitweise sah Österreich wie das deutlich bessere Team aus, dann wieder wirkte vieles eher kopflos. Über die Spieldistanz gesehen aber geht das Unentschieden in Ordnung.

2016 06 02 Nor-Aut 2-2
Norwegen – Österreich 2:2 (1:1)

Erstes Spielviertel: Wenig los.

Das ÖFB-Team begann, anders als in der letzten Zeit gewohnt, mal wieder in einem 4-4-2 und agierte zu Beginn ungewohnt bedächtig, fast passiv. Damit kopierte man die Spielweise von Norwegen ziemlich genau. Es wirkte so, als wollte man die Norwegerinnen entweder ein wenig locken, mehr Verantwortung im Gestalten des Spiels aufzubürden – im Wissen, dass Norwegen das gegen gute Gegner (und ein solcher ist Österreich mittlerweile) eigentlich nicht kann.

Norwegen agierte nicht ganz so statisch, wie das noch beim glücklichen Sieg in Steyr vor zwei Monaten der Fall war. Zunächst beschränkte man sich darauf, die österreichischen Außenverteidiger anzupressen und zu isolieren, ließ aber die rot-weiß-rote Innenverteidigung ziemlich unbehelligt; Hegerberg und Herlovsen stellten sich eng und kreierten so einen Deckungsschatten, der Schnaderbeck und Wenninger eine vertikale Eröffnung verunmöglichte.

Hinten kippte Sechser Maren Mjelde gerne ab, die Außenverteidiger rückten etwas auf – so wollte man die Eröffnung an den österreichischen Stürmerinnen Billa und Burger vorbei erleichtern. Klappte aber nicht so richtig.

Es war ein fürchterliche Schnitzer von Nora Holstad (bei den Bayern die IV-Kollegin von Schnaderbeck und Wenninger), die einen an sich harmlosen Ball von Prohaska scharf machte und Nina Burger nach einer Viertelstunde zum 1:0 für Österreich abstaubte. Ein paar Minuten später sprang auf der anderen Seite Maren Mjelde der Ball an der Strafraumgrenze vor den Fuß, ihr Weitschuss schlug zum 1:1 ein.

Zweites Spielviertel: Österreich presst hoch

Halb durch die erste Hälfte schaltete Österreich auf das Spiel um, das Österreich in den letzten Jahren ausgezeichnet hat: Aggressives Pressing tief in der gegnerischen Hälfte. Nici Billa ließ sich dazu von der Spitze etwas nach hinten fallen und kreierte so ein 3-gegen-2 im Spielfeld-Zentrum. Mit ihr, der giftigen Zadrazil und der ebenso nun aggressiveren Puntigam flutete Österreich den norwegischen Sechserraum.

Norwegen bekam genau diesen Raum zwischen Mittelkreis und Strafraum in dieser Phase überhaupt nicht zugemacht und Österreich erspielte sich ein deutliches spielerisches Übergewicht. Man hatte den Favoriten klar an der Kandarre, aber es gelang Österreich nicht, bis zur Pause die Führung zu erzielen, die klar verdient gewesen wäre.

Drittes Spielviertel: Leichte Beruhigung

Nach dem Seitenwechsel war bei Norwegen das Bemühen, das Spiel zu beruhigen und konzentrierter um die österreichischen Drucksituationen herum zu spielen, klar zu erkennen. Ballnahe Mitspielerinnen liefen sich nun konsequenter frei und das Team war recht offensichtlich von Teamchef Finjord in der Pause auf die präferierten österreichischen Pressingwege und -winkel hingewiesen worden.

So wich der totale Druck, den Österreich vor der Pause ausgeübt hatte, einer eher ruhigen Phase. Das norwegische Team hatte nun erstmal was es wollte (etwas Ruhe und niedrigeres Tempo), auch das österreichische schien zunächst nicht unzufrieden (mit der nicht vorhandenen Gefahr, die Norwegen ausstrahlte).

Bis nach knapp einer Stunde eine Flanke in den österreichischen Strafraum gesegelt kam. Viki Schnaderbeck ist großartig im Antizipieren und Ablaufen, aber sie ist nicht das böseste Luftkampf/Kopfball-Ungeheuer auf dem Feld. Isabell Herlovson ist das schon. Und so führte Norwegen ein wenig aus dem Nichts 2:1.

Viertes Spielviertel: Hektik bei Österreich

War die Reaktion auf das erste Gegentor noch positiv und aktiv, fielen die ÖFB-Frauen nach diesem zweiten Gegentor merklich in das bekannte Muster zurück, dass solche Ereignisse doch kräftig am Fokus nagen.

Zwar funktionierte das Anlaufen und das Gewinnen der Bälle durch das gewohnte hohe Pressing nun wieder besser als zu Beginn der zweiten Hälfte, aber wenn man mal den Ball hatte, fehlte die Ruhe, auch wirklich etwas damit zu machen. Zu schnell folgte entweder ein Abschluss (aus 25 bis 30 Metern), ein Fehlpass oder eine kleine Schlampigkeit, mit der potenzielle Chancen schnell im Keim erstickt wurden. Die einzige wirklich von A bis Z durchgespielte Angriffsaktion von Österreich aber führte fast zu einem Tor (Feiersingers Rück/Querpass auf Burger, die drüber schoss).

Durch das erhöhte Risiko boten sich Norwegen im Rücken der österreichischen Abwehr nun natürlich Räume, mehr als ein-, zweimal musste man sich aber nicht Sorge machen – umso weniger, als Finjord zehn Minuten vor Schluss Stürmerin Herlovsen vom Platz nahm und die routinierte DM-Spielerin Ingvild Stensland brachte. Passt schon, signalisierte das, wir müssen keines mehr machen.

Wenige Augenblicke später stand in Norwegens Abwehr alles falsch, was nur irgendwie falsch stehen kann. Billa steht nicht im Abseits, Moe-Wold und Lund rennen beide zu ihr, dafür steht überhaupt niemand mehr vor dem Tor bei Feiersinger – und die bringt den eigentlich zu ungenauen Querpass über die Linie.

Fazit: Viel Licht, aber auch ein wenig Schatten

Eine Stunde lang präsentierte sich Österreich als das Team am Kommandostand, diktierte Tempo und Rhythmus des Spiels. Gerade in der Phase vor der Pause war das stolze Norwegen nur Passagier, das war genau die Art von Spiel, die Österreich so gut kann und die bei Norwegen die größten Schwächen offenbaren lässt. Da haben die ÖFB-Frauen gezeigt, dass sie von ihrer grundsätzlichen Klasse durchaus auf Augenhöhe mit Norwegen sein können. Wichtig zu sehen ist efinitiv, dass danach zwar die Ruhe fehlte, aber der Wille immer da war. Österreich steckte nie auf. Das ist eine durchaus nennenswerte Qualität.

Es wurde aber auch deutlich, dass es nach der ersten Elf (auch natürlich etwa durch die Verletzung von Offensiv-Allrounderin Lisa Makas) ein wenig an Spielerinnen fehlt, die man ohne Substanzverlust einwechseln kann. Es ist kein Zufall, dass Thalhammer beim Heimspiel gegen Norwegen nur einmal wechselte und nun beim Auswärtsspiel auch nur zweimal (davon einmal in der 90. Minute).

Dies ist aber praktisch allen Topf-2-Teams gemein und Österreich ist neben der Schweiz und Belgien das bisher einzige dieser Topf-2-Teams, das in dieser EM-Qualifikation dem Gruppenkopf auch nur einen Punkt abnehmen konnte. Damit wird zu 99 Prozent nach dem nächsten Spieltag (Österreich am Montag gegen Israel in Horn, tags darauf Norwegen in Wales) der zweite Platz fix sein.

Und die EM-Qualifikation kann Österreich auch nur noch sehr theoretisch verspielen.

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Quali-Party für ÖFB-Frauen eine Frage der Zeit https://ballverliebt.eu/2016/05/31/quali-party-fuer-oefb-frauen-eine-frage-der-zeit/ https://ballverliebt.eu/2016/05/31/quali-party-fuer-oefb-frauen-eine-frage-der-zeit/#comments Tue, 31 May 2016 08:01:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12496 Quali-Party für ÖFB-Frauen eine Frage der Zeit weiterlesen ]]> DASS sich die ÖFB-Frauen erstmals für eine EM qualifizieren werden, steht vor diesem Doppel-Spieltag weitgehend außer Frage. Damit bleiben vor dem Auswärtsspiel in Oslo (2. Juni) und dem Heimspiel gegen Israel in Horn (dem insgesamt 50. Länderspiel von Teamchef Dominik Thalhammer am 6. Juni, beide live in ORF Sport +) noch zwei Fragen übrig: Geht es sich schon jetzt aus, das auch rechnerisch zu fixieren? Und: Gelingt die Revanche für die Heim-Niederlage gegen Norwegen?

group 8

Zur Erinnerung: Vor zwei Monaten verloren die ÖFB-Frauen mit dem 0:1 gegen Norwegen erstmals seit zwei Jahren wieder ein Spiel. Dabei fehlte weniger die Klasse als eher ein paar personelle Alternativen und die internationale Abgezocktheit in engen Pflichtspielen gegen starke Gegner. Das ist ein Level, auf dem Österreich erst eine Handvoll Spiele hinter sich hat, also ein kein Beinbruch, sondern ein Schritt im Lernprozess.

Bei Österreich hat sich seither einiges getan: Sarah Zadrazil, die mit dem College fertig ist, hat bei Turbine Potsdam unterschrieben – einer der renommiertesten Klubs der Welt, der zuletzt aber ein wenig abgerutscht ist und wo Bernd Schröder nach 45 Jahren (!) das Trainer-Amt zugunsten der Rente abgibt. Laura Feiersinger, die nach ihrer schweren Verletzung von 2014 keinen Weg mehr in die Stamm-Formation der Bayern gefunden hat, geht für die neue Saison zu Nina Burger zum Liga-Vierten und Cup-Finalist SC Sand. Verena Aschauer (die praktisch alle Saisonspiele absolviert hat) und Lisa Makas (die seit ziemlich genau einem Jahr wegen zwei Kreuzbandrissen ausfällt) bekamen ihre Verträge in Freiburg nicht verlängert und sind auf Klubsuche.

Fix Zweiter nach diesem Doppelspieltag?

Es gab für die ÖFB-Frauen noch nie einen Auswärts-Punkt gegen ein Topf-1-Team (ein 0:4 in England 2006, ein 0:3 in Norwegen 2007, ein 0:3 in England 2010, ein 0:3 in Dänemark 2011 und ein 1:3 in Frankreich 2013). Gäbe es diesmal einen, wäre das ein Bonus auf dem Weg zur EM. Dazu müsste Österreich entweder Gruppensieger werden oder unter die besten sechs der acht Gruppenzweiten kommen. Die verbleibenden Zweiten spielen sich im Playoff einen weiteren Platz aus.

Österreich - Norwegen 0:1 (0:1)
Österreich – Norwegen 0:1 (0:1)

Um Gruppensieger zu werden, müssten die ÖFB-Frauen nun in Norwegen gewinnen (mit +1 von 2:1 aufwärts oder mit +2, um den Direktvergleich zu gewinnen). Das wäre schön, aber für die EM-Quali zweitrangig. Die Voraussetzungen sind grundsätzlich gleich wie vor dem Heimspiel gegen WCL-Siegerin Ada Hegerberg und Co.: Norwegen wird wieder einen recht schematischen, typisch nordischen 4-4-2-Langball-Fußball zeigen, mit zwei eher statischen Sechsern und gelernten Stürmerinnen auf den Außenbahnen. Österreich wird versuchen, mit Pressing, schnellem Umschalten und eigener Initiative dagegen zu halten.

Fix ist aber: Eine Quali-Party im hohen Norden, wie sie die Männer im Herbst in Stockholm hatten, geht sich auch rechnerisch nicht aus. Selbst bei einem Sieg. Den zweiten Platz auch theoretisch fixieren kann Österreich auf jeden Fall erst im Heimspiel gegen Israel, weil Wales im ersten Teil dieser Doppelrunde spielfrei ist.

Es gilt: Österreich ist dann fix zumindest Zweiter, wenn man am Ende dieses Doppels mehr als sechs Punkte Vorsprung auf Wales hat. Heißt: Österreich wird das schaffen, wenn man selbst gegen Israel am Dienstag gewinnt und gleichzeitig Wales daheim gegen Norwegen nicht gewinnt.

Beides ist sehr, sehr wahrscheinlich.

Fix qualifiziert nach diesem Doppelspieltag?

Ob es sich sogar schon ausgeht, um am Dienstag gegen Israel in Horn nach dem Spiel die Waldviertel-Metropole partymäßig auf den Kopf stellen zu können (sprich: Ob Österreich da schon fix bei der Endrunde in Holland ist), hängt vor allem von den anderen Gruppen ab.

weqÖsterreich gehört da neben Finnland und Italien zu den wenigen Teams, die gegen die Teams aus den schwächeren drei Lostöpfen noch ohne Punktverlust sind; selbiges gilt für Island und Schottland (beide direkten Duelle stehen noch aus). Die Zweiten aus diesen vier Gruppen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der EM dabei – und auf jeden Fall, wenn sie sich gegen die Kleinen keine Blöße mehr geben.

Belgien hat gegen Serbien nur Remis gespielt, dafür in England ein überraschendes 1:1 mitgenommen (wo man in hell-hellblau gegen weiße Engländerinnen spielte, das war nicht so super); ist damit einen Punkt hinter dem Fahrplan – aber als derzeit prognostiziert fünftbester Zweiter immer noch auf Kurs zur ersten EM-Teilnahme.

Dänemark hat in Polen nur 0:0 gespielt, ist damit schon zwei Punkte hinter dem Fahrplan – ebenso wie die Ukraine nach einem 2:2 daheim gegen Rumänien. Die Däninnen, recht tief gefallener Semifinalist der letzten EM vor drei Jahren, kann sich immerhin des zweiten Platzes relativ sicher sein, die Ukraine darf auf keinen Fall gegen Rumänien verlieren. Stand jetzt sieht es so aus, als sollte Dänemark oder Ukraine/Rumänien einer der nicht direkt Qualifizierten sein und ins Playoff müssen.

Richtig lustig ist das Schneckenrennen um den zweiten Platz in der Deutschland-Gruppe. Russland hat da in der Nachspielzeit ein 3:3 gegen Ungarn gerettet und damit die Chance auf Platz zwei gewahrt. Neben einem Pflichtsieg gegen die Türkei und einer erwarteten Niederlage gegen Deutschland spielt Russland noch zweimal gegen Kroatien. Ein Sieg aus diesen beiden Matches reicht Russland, Kroatien müsste beide gewinnen. Ungarn ist wohl raus. Aber egal, wer’s wird, die zweifelhafte Ehre eines Playoff-Platzes hat der Zweite dieser Gruppe fix. Ein Playoff-Duell zwischen Russland und der Ukraine ist derzeit also das wahrscheinlichste Szenario. Da freut sich die UEFA.

Was heißt das für Österreich?

Für Österreich gilt: Damit nach dem Spiel in Horn alles fix ist, braucht es sieben Punkte mehr auf dem Konto, als zumindest zwei andere Gruppenzweite aus dem letzten Doppel-Spieltag im September holen können (wo Österreich einmal spielfrei ist dann noch in Wales antritt).

Gibt es eine Niederlage in Norwegen und einen Sieg gegen Israel, hätte man diesen Abstand nur vor einem Team (dem aus der RUS/CRO/HUN-Gruppe), wenn alles andere programmgemäß läuft. Dann müsste zumindest noch die Ukraine (gegen Griechenland) oder Dänemark (Heimspiele gegen Polen und die Slowakei) zumindest einmal verlieren. Möglich, aber eher unwahrscheinlich. Von einer belgischen Niederlage in Estland phantasieren wir lieber nicht einmal.

Bei einem Remis in Norwegen und einem Sieg gegen Israel würde es reichen, wenn die Ukraine gegen Griechenland nicht gewinnen würde. Auch sehr unwahrscheinlich. Sollte es aber tatsächlich gelingen, die Spiele in Oslo und Horn beide zu gewinnen, wäre auch theoretisch alles fix mit der Teilnahme.

Das sind natürlich alles nur Rechenspielchen. Dänemark hat noch ein Spiel gegen Schweden offen, Belgien noch eines gegen England, Finnland noch eines gegen Spanien. Natürlich könnten diese Topf-2-Teams da noch was mitnehmen und einen etwaigen österreichischen Patzer gegen Israel oder gar im September in Wales noch nützen. Aber ALLE? No way. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, dass sich Österreich nicht erstmals für eine EM qualifiziert.

Es ist zu 99 Prozent davon auszugehen, dass (selbst bei einer Niederlage in Oslo) ein Sieg gegen Israel reichen wird, um Platz zwei zu fixieren. Und dann genügt, nach menschlichem Ermessen, auch ein Remis in Wales am 20. September, um nicht mehr aus den Top-6-Zweiten rauszufallen. Und es ist gar nicht mal unmöglich, dass man sich sogar eine Niederlage erlauben wird können.

Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt erstmal: Statement setzten in Oslo und daheim gegen das elendig ungut zu bespielende, ultra-defensive israelische Team die drei eingeplanten Punkte einfahren.

Kader: Tor: Jasmin Pal (19 Jahre, Wacker Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (20, Bayern München, 19/0). Abwehr: Marina Georgieva (19, St. Pölten, 0), Virginia Kirchberger (23, Köln, 36/0), Sophie Maierhofer (19, Werder Bremen, 11/1), Katharina Schiechtl (23, Werder Bremen, 14/4), Viktoria Schnaderbeck (25, Bayern München, 49/2), Carina Wenninger (25, Bayern München, 54/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (22, Freiburg, 32/4), Barbara Dunst (18, St. Pölten, 4/0), Jasmin Eder (23, St. Pölten, 28/0), Laura Feiersinger (23, Bayern München, 41/6), Nadine Prohaska (25, St. Pölten, 61/7), Sarah Puntigam (23, Freiburg, 58/9), Sarah Zadrazil (23, Potsdam/GER, 34/4). Angriff: Nicole Billa (20, Hoffenheim, 19/8), Nina Burger (28, Sand, 76/42), Stefanie Enzinger (26, Sturm Graz, 2/0).

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Erste Niederlage seit zwei Jahren für die ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2016/04/10/oesterreich-frauen-norwegen-kasachstan-em-quali/ https://ballverliebt.eu/2016/04/10/oesterreich-frauen-norwegen-kasachstan-em-quali/#comments Sun, 10 Apr 2016 18:03:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12309 Erste Niederlage seit zwei Jahren für die ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Beherzt gespielt und so lange die Kräfte da waren, alles versucht – aber nach zwei Jahren kassieren die ÖFB-Frauen beim 0:1 daheim gegen Norwegen in der EM-Quali mal wieder eine Niederlage. Die ist im Hinblick auf die EM-Chancen kein Beinbruch und die Leistung war auch voll okay – das Spiel hat aber auch gezeigt, was noch fehlt.

Österreich - Norwegen 0:1 (0:1)
Österreich – Norwegen 0:1 (0:1)

Was Norwegen nicht mag? Angepresst werden und schnelle, wendige Stürmerinnen gegen die robuste, aber nicht besonders schnelle Innenverteidigung. Was Norwegen dafür hat? Tonnenweise Erfahrung, auch wenn einige Stützen in der letzten Zeit aufgehört haben – oder verletzt sind, so wie Angriffs-Megatalent Caroline Hansen.

Klare Kontrolle gegen Norwegens 4-2-4

Österreich kam nach zwei Jahren ohne Niederlage mit viel Selbstvertrauen daher und übernahm auch gleich die Kontrolle, mit drei Chancen in den ersten zehn Minuten. Das norwegische Team spielte im erwarteten 4-4-2, das im Ballbesitz ein 4-2-4 wurde, mit zwei Ankern im zentralen Mittelfeld und langen Bällen.

Zu diesen langen Bällen wurde Norwegen auch zusätzlich gezwungen, weil Mjelde und Mykjåland im Zentrum sofort zwei Österreicherinnen auf den Füßen stehen hatten. Vor allem Sarah Puntigam reagierte im Umschalten von Offensive auf Defensive stark und antipizierte viel, Sarah Zadrazil konnte mit ihrer Technik einige Impulse nach vorne setzen.

Generell schaffte es Österreich gut, Überzahl in Ballnähe herzustellen und den norwegischen Aufbau über das Zentrum zu unterbinden, die langen Bälle brachten nichts ein – auch weil Viktoria Schnaderbeck im Abwehrzentrum die Mitspielerinnen mit viel Übersicht dirigierte.

Gegentreffer ein schwerer Schlag

Nach 22 Minuten folgte dann ein eher patschertes Foul von Gini Kirchberger (die gelernte IV ersetzte auf der linken Seite die angeschlagene Maierhofer) an Ada Hergerberg und Lene Mykjåland verwertete den fälligen Elfmeter. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es Norwegen erst ein einziges Mal geschafft, das österreichische Pressing im Aufbau ohne langen Ball zu umspielen (8.) und nur ein einziges Mal war etwas zu viel Platz zwischen Schiechtl, Feiersinger und Zadrazil auf der rechten Defensiv-Seite (17.). Österreich hatte alles fest im Griff.

Das änderte sich mit dem Gegentreffer. Wie schon beim letzten Pflicht-Heimspiel gegen ein Top-1-Team, dem Match gegen Frankreich in Ritzing, sorgte ein ärgerliches Gegentor nach einem mutigen Start für einen Bruch im Spiel. Zudem kristallisierte sich nun immer mehr heraus, dass Nici Billa einen schwarzen Tag hatte – sie traf im Angriffsdrittel zu viele falsche Entscheidungen, nahm oft das Tempo heraus anstatt einen Vertikalpass zu spielen, blieb mit wenigen Ausnahmen harmlos. Das merkte nun auch Norwegen.

Norwegens Passivität…

Kirchberger fremdelte merklich mit der Rolle als Linksverteidigerin, sie verlor 1-gegen-1-Situationen gegen die sich geschickter bewegende Kristine Minde, ihre Stellungsspiel war nicht immer optimal und sie war (als gelernte IV nicht ungewöhnlich) auch nach vorne nicht so effektiv. Kurz nach der Pause brachte daher ÖFB-Teamchef Thalhammer Nadine Prohaska für die linke Offensiv-Seite und stellte Aschauer auf die LV-Position.

Norwegen wurde immer passiver und stellte sich schon nach einer Stunde endgültig darauf ein, das knappe 1:0 über die Zeit zu bringen; die Stürmerinnen Hegerberg und Utland etwa gingen nicht einmal mehr auf vielversprechende freie Bälle. Dafür machte Norwegen extrem routinierten ZM mit Mjelde und Mykjåland mit ihrem guten Positionsspiel und ihrer überragenden Antizipation einen Aufbau der angreifenden Österreicherinnen durch das Zentrum unmöglich.

Da half es auch nichts, dass in dieser Phase oft Nina Burger zurück auf die Zehn ging und die unsichere Billa ganz vorne – wäre Lisa Makas fit gewesen, hätte sie mit ihrem Tempo und ihrem Schwung sicherlich neue Impulse setzen können, aber die Freiburg-Legionären laboriert an ihrem zweiten Kreuzbandriss innerhalb eines halben Jahres.

…und Österreichs Flügelfokus

Nicht zuletzt wegen des dichten Zentrums wich wich Österreich immer mehr auf die Außenpositionen aus, die nun auch beiden Seiten gut besetzt waren – Schiechtl und die aktive Feiersinger rechts, Aschauer und Prohaska passsicher auf links. Immer wieder gelang es Österreich nun über die Seiten, in den Strafraum zu kommen, vor allem Feiersinger setzte sich zunehmend öfter gegen Elise Thorsnes durch. Alleine der Abschluss passte oft nicht.

Norwegen setzte in der Schlussphase darauf, gegen die anstürmenden, aber zunehmend müden Österreicherinnen Nadelstiche zu setzen, und in einigen Situationen war es vor allem der überragenden Viktoria Schnaderbeck in der Innenverteidigung zu verdanken, dass diverse norwegische Angriffe gar nicht erst zum Abschluss kamen.

Aber auch ihr Aufrücken ins Mittelfeld für den Aufbau half nichts: Norwegen hielt bis zum Schluss stand.

Klarer Sieg zuvor gegen Kasachstan

Österreich - Kasachstan 6:1 (5:0)
Österreich – Kasachstan 6:1 (5:0)

Vier Tage vor dem Hit gegen Norwegen haben die ÖFB-Frauen schon ihren Pflichtsieg gegen Kasachstan eingefahren. Das 6:1 war der höchste Sieg seit zwei Jahren, die 5:0-Führung zur Pause der größte Halbzeit-Vorsprung seit 13 Jahren.

Viel muss man zu diesem Spiel nicht sagen – Österreich agierte sehr konzentriert und konsequent und war auch von der etwas seltsamen Raumaufteilung des kasachischen Teams nicht aus dem Takt zu bringen. Die Viererkette hinten rückte oft nach links und RM Nikolayeva beackerte ihre Seite alleine, während die rechte Seite doppelt besetzt war, Sechser Shanatayeva spielte im 4-1-4-1 oft sehr tief, dafür Achter Kirgisbayeva oft sehr hoch – da ergaben sich schöne Räume für Österreich.

Nici Billa spielte ihre Rolle als Acht recht offensiv und war oft zweite oder hängende Spitze, Zadrazil (die auf der Sechs begann, dann auf die Acht ging) und Puntigam (umgekehrt wie Zadrazil) sicherten dann eher ab. Das 1:0 fiel aus einem Freistoß per Kopfball, das 2:0 war ein Eigentor, das 3:0 eine Bogenlampe von der Seitenlinie, das 4:0 ein Pracht-Weitschuss, das 5:0 ein Abstauber. Dass es nach der Pause nicht noch viel höher wurde, lag nur daran, dass man recht offensichtlich drei Gänge zurückschaltete. Das Gegentor ist ärgerlich, aber unbedeutend.

Nach zwei Jahren wieder mal besiegt

Exakt zwei Jahre und einen Tag war Österreichs Frauen-Nationalteam ohne Niederlage geblieben – in 18 Spielen. Was heißt dies nun, und was heißt dieses 0:1 gegen Norwegen?

unbesiegtDie unbesiegte Serie bedeutet zweierlei. Zum einen, dass man gegen schwächere Teams (Matches gegen im FIFA-Ranking jeweils hinter Österreich gereihte Teams in grün) nicht mehr auf die Nase fliegt – und zwar überhaupt nicht. Das ist ein gutes Zeichen und das ist auch absolut notwendig, will man sich als Topf-2-Team (das Österreich mittlerweile ist) für eine Endrunde qualifizieren will.

Diese Zeit mit ihren vier Spielen gegen stärker gereihte Teams (in der Grafik rot), die allesamt nicht verloren wurden, zeigen außerdem, dass Österreich in der aktuellen Form für so gut wie jedes Team der Welt ein äußerst unangenehmer Gegner ist, den man nicht mal eben so besiegt. Vor allem Australien, der spätere WM-Viertelfinalist, musste das bei dessen sportlicher Hinrichtung in Villach vor einem Jahr erfahren. Aktuell sind wohl nur USA, Deutschland und Frankreich völlig außer Reichweite für Österreich.

Für jeden anderen ist man zumindest ein richtiger Tester.

Nicht auf jeder Position in Top-Form

Österreich verfügt über eine aufbauende Innenverteidigerin von gehobener internationaler Klasse (Schnaderbeck), eine kommende potenzielle Weltklasse-Spielerin (Zadrazil), und ein grundsolides, gutklassiges Team um sie herum. Allerdings nicht so gutklassig, dass man es einfach so verkraftet, wenn mal zwei auslassen oder nicht ganz auf der Höhe sind.

Spiele, vor allem Pflichtspiele, gegen Teams wie Norwegen sind deshalb so immens wichtig, weil man da aufgezeigt bekommt, was noch fehlt. Die österreichische Zentrale ist gut, aber sie hat nicht die Routine des norwegischen Zentrums. Österreichs Angriff kann an guten Tagen fünf Tore in einer Halbzeit gegen Kasachstan schießen, aber wenn wie derzeit eine Lisa Makas verletzt ist, fehlen die Alternativen.

Und – es wurde nach dem Gegentor augenscheinlich – nach einem Rückschlag braucht Österreich zuweilen noch eine gewisse Zeit, um wieder kollektiv vorhanden zu sein. Das sind so die kleinen Punkte, die kleinen Schwächen, die Österreich noch vom nächsten Schritt trennen. Oder die Fähigkeit, auch wenn nicht alle auf 100 % sind, nicht zu viele Chancen zu brauchen, und trotzdem ein Resultat zu bekommen.

Für die EM-Quali, im Übrigen, hat diese Niederlagen praktisch keine Auswirkungen: Man ist immer noch voll auf Kurs Platz zwei ohne Punktverlust gegen die drei „Kleinen“. Bleibt das so, ist Österreich auf jeden Fall bei der EM 2017 in Holland dabei.

tabelle

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Österreich gewinnt den Cyprus-Cup (plus: noch viel mehr) https://ballverliebt.eu/2016/03/12/oesterreich-cyprus-olympia-frauenfussball-shebelieves-nadeshiko/ https://ballverliebt.eu/2016/03/12/oesterreich-cyprus-olympia-frauenfussball-shebelieves-nadeshiko/#comments Sat, 12 Mar 2016 19:30:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12148 Österreich gewinnt den Cyprus-Cup (plus: noch viel mehr) weiterlesen ]]> Ein Freistoß von der halbrechten Seite segelt in den polnischen Strafraum, eine Abwehrspielern verlängert die Kugel genau vor Katharina Schiechtl – und die Bremen-Legionärin sagt „Danke“. Das entscheidende 2:1 im Finale des Cyprus Cup für Österreich, es war die 89. Minute. Der erste Sieg bei einem der renommierten März-Turniere für Österreich.

Dies ist ein ziemlich ausführlicher Artikel. Zur Übersicht, folgende Themen werden behandelt: Erst geht es im Österreich beim Cyprus Cup, die ÖFB-Frauen haben mit drei Siegen und einem Remis das durchaus namhafte Turnier gewonnen. Dann werfen wir einen Blick auf das europäische Olympia-Quali-Turnier und dort im Speziellen auf das Team der Schweiz. Außerdem fand noch der hochkarätig besetzte SheBelieves Cup in den USA statt, wo die vier derzeit besten Nationalteams der Welt untereinander waren. Und am Ende geht der Blick noch nach Japan, weil der Teilnehmer an den letzten drei Finals von großen Welt-Turnieren die Qualifikation für Olympia sensationell verpasst hat.

Österreich gewinnt den Cyprus Cup

„Im Herbst haben wir mit zwei Sechsern gespielt“, erklärt Teamchef Dominik Thalhammer, nun nur noch mit einem. Das Grundgerüst mit dem Ball war ein 4-1-4-1 bzw. 4-3-3, mit nur einer defensiven Mittelfeld-Spielerin. Durch die doppelte Besetzung auf der Acht/Zehn konnten die Außenstürmer auch wirklich außen bleiben. „Im alten System tendierten die Mittelfeld-Außen dazu, früh einzurücken. So hat uns die Breite gefehlt, wenn die Außenverteidigerinnen nicht sehr weit nach vorne gerückt sind“, so der Teamchef.

Nun kann die Abwehrkette ein wenig flacher bleiben, mit zwei hohen Außenstürmern und zwei offensiv denkenden Achtern stellt man die Abwehr eines destruktiven und tief stehenden Gegners vor die Frage, wie sie es anstellen soll, nicht auseinander gezogen zu werden.

Experiment gegen Irland

Österreich - Irland 2:0 (1:0)
Österreich – Irland 2:0 (1:0)

Gegen Irland im ersten Spiel probierte man aber noch eine weitere Neuerung aus: Aus der Abwehr rückte Viki Schnaderbeck in den Sechserraum auf. So standen zwei Sechser (eher eng), davor zwei Achter (mit größerem Abstand), zwei weit agierende Außenstürmer und Mittelstürmerin Nina Burger. Ein wenig in Richtung WM-System, so wie ganz früher, mit einem aufbauenden, zentralen Viereck.

Wirklich funktioniert hat es offenbar noch nicht, die Abstände zwischen den Spielerinnen waren oft nicht optimal, „aber das ist nicht ungewöhnlich, wenn man etwas zum ersten Mal in einem echten Match ausprobiert“, so der Trainer. In jedem Fall aber hat man Irland doch einigermaßen verwirrt, mit dieser Raumaufteilung, und mit zwei vertikalen Pässen (einmal an die Strafraumgrenzen und einmal in den Rücken der aufgerückten irischen Abwehr) wurden die beiden Tore zum 2:0-Sieg eingeleitet.

In der letzten halben Stunde, nach dem Tor zum 2:0, zog sich das österreichische Team etwas zurück und testete das staubige Nach-Hause-Bringen eines Ergebnisses. Die Folge war eine optische irische Überlegenheit, die aber nicht wirklich etwas einbrachte.

Riegelknacken gegen Ungarn

Österreich - Ungarn 2:1 (0:0)
Österreich – Ungarn 2:1 (0:0)

Die Irinnen wollten durchaus mitspielen, Ungarn zwei Tage später nicht. Das war genau so erwartet worden; die ÖFB-Frauen stellten sich in einem 4-3-3 auf, erstmals mit Barbara Dunst in der Startformation. Die 18-Jährige vom nationalen Meister FSK St. Pölten ist eine Starkstrom-Spielerin, rastlos und unangenehm für jede Gegenspielerin. Mit ihr war der Teamchef auch recht zu zufrieden.

Die Vorgabe für dieses Spiel war, Geduld zu haben. „Oft wurde in der Vergangenheit zu schnell der vertikale Pass gespielt, obwohl dieser nur mit hohem Risiko oder nur ungenau spielbar war“, so Thalhammer. Die Schlussfolgerung: Länger den Ball auch öfter mal quer spielen, den Gegner zum Verschieben zwingen, Löcher abwarten. Eine Vorgabe, die erfüllt wurde: „Das erste Tor entstand aus dem 14. Ballkontakt dieser Ballbesitz-Phase“, freut sich der Teamchef, Sarah Zadrazil war als letzte am Ball, als kurz nach dem Seitenwechsel das 1:0 fiel.

Am Ende stand ein 2:1 (Billa erzielte nach einer Ecke das Siegtor, Bernadett Zágor hatte entgegen des Spielverlaufs den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt) zu Buche, und weil Italien gegen Irland nur zu einem Remis kam, bedeutete das: Ein Punkt im letzten Gruppen-Match, und Österreich würde im Finale stehen.

Defensiv-Test gegen Italien

Österreich - Italien 0:0
Österreich – Italien 0:0

Das Spiel gegen den laut Weltrangliste stärksten Teilnehmer am Cyprus Cup, Italien (Nr. 13, Österreich ist derzeit 27.), war eher eine Trockenheizer-Partie. Die spanische Unparteiische Frías Acedo pfiff auf beiden Seiten viel ab, es gab viele Standard-Situationen, aber sehr wenig Spielfluss.

Italiens Teamchef Antonio Cabrini, Weltmeister von 1982, ging in diesem Turnier vom gewohnten 4-3-3 ab und spielte mit einem 4-4-2 durch. Sprich: konsequentere Besetzung der Außenpositionen und zwei Mittelstürmer, dafür ein Posten weniger zum Aufbauen. So segelten vor allem die langen Bälle von den Vieren hinten auf die Vier da vorne, bzw. die Flanken von den Mittelfeld-Außen in Richtung Strafraum. Italien hatte aber grundsätzlich zunächst mehr vom Spiel und traf auch einmal die Torumrandung.

Nach einer halben Stunde lief die österreichische Pressing-Maschine dann an, was Italien merklich zu schaffen machte und sichtlich nervte, auch kam die Defensive der Azzurre schon ein wenig ins Schwimmen, wenn Druck auf sie ausgeübt wurde. Halb durch die zweite Halbzeit änderte sich das Spiel wiederum radikal, weil Sarah Puntigam nach einem Handspiel mit Gelb-Rot vom Platz musste. Der erste Ausschluss bei den ÖFB-Frauen seit 21 Jahren (damals Gerti Stallinger in einem EM-Quali-Spiel im Horr-Stadion gegen Jugoslawien).

In den verbleibenden 25 Minuten konnte Österreich damit die Variante „Abwehrschlacht“ probieren – das entspricht nicht den Vorstellungen und dem Naturell des Teams, kann aber auch mal nötig sein. Italien machte wiederum Druck, vor allem über die Außenpositionen. „Da haben wir zu viel zugelassen“, moniert Thalhammer, „die Flanken müssen wir besser verteidigen.“ Vor allem, da Norwegen (in vier Wochen Gegner in der EM-Quali) auf eine praktisch idente Spielanlage baut wie Italien in diesem Spiel. Allerdings sagt Thalhammer auch: „Ausgespielt haben die uns nicht!“ Womit es beim 0:0 blieb, Nina Burger hatte in der Nachspielzeit sogar noch die Chance auf den Siegtreffer.

Mühsam gegen Polen

Österreich - Polen 2:1 (1:1)
Österreich – Polen 2:1 (1:1)

In der anderen Gruppe hatte sich Polen durchgesetzt, war deshalb der Finalgegner des ÖFB-Teams. Schnaderbeck rückte für die gesperrte Puntigam auf die Sechs, dafür verteidigte hinten Gini Kirchberger von Köln neben Carina Wenninger von den Bayern innen.

Polens Teamcher Wojciech Basiuk, das wurde schnell deutlich, wusste, wie Österreich spielen will. Er wies seine Spielerinnen an, dem ÖFB-Team gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, in das Pressingspiel zu kommen, indem die Bälle schnell los zu werden waren – und zwar hoch und weit in die Richtung von Stürmerin Ewa Pajor. Das funktionierte einerseits ganz gut, weil Österreich tatsächlich nicht so richtig ins gewünschte Spiel kam (dem frühen 1:0 durch Nina Burger zum Trotz), andererseits aber wiederum nicht so richtig, weil Pajor alleine relativ wenig ausrichtete und der Ball zumeist längst wieder bei Österreich war, ehe das polnische Mittelfeld aufrücken konnte. Der Ausgleich (rund 10 Minuten nach dem 1:0) kam hingegen zustande, weil es Polen einmal schaffte, auf spielerischem Weg die erste Pressinglinie zu umspielen, die folgende Flanke verwertete Ewelina Kamczyk (die 19-Jährige stieg vor zwei Jahren direkt von der U-17 ins A-Team auf).

Dieses Spiel zeigte, dass gerade Topf-3-Teams, die sich etwas überlegen, Österreich zuweilen noch vor Probleme stellen können (wie im Herbst auch Wales mit einem durchaus geschickt aufgestellten 3-4-3). Das schnelle Rausbringen des Balles aus der Abwehr in Verbindung mit „drei, vier sehr schnellen Spielerinnen“ (O-Ton Thalhammer) machte Polen zu einem unguten Gegner. Österreich hatte in der Folge mehr vom Spiel, traf auch einmal die Latte (Billa), zwingende Torchancen gab es aber kaum – ehe Schiechtl aus einem Standard kurz vor dem Ende doch noch das Tor erzielte.

Bilanz

„Im Grunde haben wir alle Ziele erreicht“, ist Teamchef Thalhammer zufrieden: „Es war eine Weiterentwicklung in allen Bereichen und wir arbeiten gezielt an Details. Es gab einige gute Erkenntnisse was das Offensivspiel betrifft und unser Verhalten im Ballbesitz, aber auch bei Pressing-Situationen. Da sind wir oft nicht genau genug im Anlaufen, und das Gegenpressing ist manchmal etwas zu ungestüm.“ Sprich: Wenn man im Gegenpressing ein Foul verursacht, ist das nicht so furchtbar hilfreich.

Und Negatives? „Da kann ich nichts finden“, überlegt der Trainer, „alle sind fit wieder heimgekommen, das ist sehr wichtig. Außerdem haben wir gesehen, dass da ein Team auf dem Platz steht, das sehr stabil ist, egal was passiert. Ob es nun ein vermeidbares Gegentor, ein Ausgleich oder gar ein Ausschluss ist.“

Die nächsten Aufgaben warten am 6. und am 10. April im Vorwärts-Stadion von Steyr. Da kommen in der EM-Qualifikation Kasachstan (sollte ein klarer Sieg für Österreich werden) und Gruppenfavorit Norwegen. Und, nur um es noch einmal zu erwähnen: Die ÖFB-Frauen sind nun seit 17 Spielen oder ziemlich exakt zwei Jahren ungeschlagen, Gegner waren in dieser Zeit etwa Australien (WM-Viertelfinalist), Finnland (EM-Teilnehmer), Spanien (WM-Teilnehmer) und Italien (EM-Viertelfinalist).

Die Olympia-Quali

Schweden - Norwegen 1:0 (1:0)
Schweden – Norwegen 1:0 (1:0)

Norwegen spielte parallel zum Cyprus Cup in der europäischen Olympia-Qualifikation (Deutschland und Frankreich sind wegen ihrer WM-Leistungen schon qualifiziert, hier ging es um den dritten und letzten UEFA-Platz) und verpasste das Turnier in Rio, für das in der Vierergruppe (mit Schweden, Schweiz und Turnier-Gastgeber Holland) der ersten Platz notwendig gewesen wäre.

Unter Roger Finjord, seit einem halben Jahr Chef-Trainer, spielt der Weltmeister von 1995 und Olympiasieger von 2000 in einem 4-4-2, das im Aufbau eigentlich ein 4-2-4 ist: Zwei statische Sechser im Zentrum, gelernte Außenstürmer an den Flanken, eine bullige und eine trickreiche Stürmerin im Zentrum.

Wenn Norwegen aber gezwungen ist, das Spiel gegen einen Gegner von halbwegs Klasse zu gestalten, wird das alles sehr bieder – was aber zum insgesamt eher enttäuschenden Niveau bei diesem Mini-Turnier passt. Schweden etwa machte in erster Linie zu (passive Viererkette hinten, drei zentrale und defensiv denkende Leute im Mittelfeld), schlich und mauerte und mogelte sich zum Gruppensieg (frühes Tor und dann nix mehr beim 1:0 gegen Norwegen, klares Abseits-Tor beim 1:0 gegen die Schweiz, profitiert von einem Mörder-Bock in der holländischen Abwehr beim 1:1).

Schweden hat sich seit der Heim-EM 2013 in eine gravierende spielerische Krise manövriert, auch wegen personeller Aderlässe: Öqvist ist Mama, Göransson in der Anonymität von Mittelständler Vittsjö untergetaucht, Sjögran ist Sportdirektorin in Malmö und die dünnhäutige Asllani hat sich mit der zuweilen undiplomatischen Teamchefin Pia Sundhage überworfen. Kurz: Schweden hat derzeit nicht das Personal für ein Offensivspiel der Marke Sundhage, weshalb Pia den pragmatischen Weg gewählt hat und mauerte.

Holland war die einzige Mannschaft, die konsequent versucht hat, selbst ein Spiel aufzuziehen, das diesen Namen auch verdient, zerlegte so die Schweiz, aber gegen Schweden und Norwegen fehlte die individuelle Klasse (wohl auch, weil Außenstürmerin Lieke Martens und Abwehrchefin Stefanie van der Gragt verletzt fehlten). Der Weg zur Heim-EM im kommenden Jahr stimmt bei Oranje unter Bondscoach Arjan van der Laan aber.

Die Sache mit der Schweiz und Martina Voss

Holland - Schweiz 4:3 (1:1)
Holland – Schweiz 4:3 (1:1)

Das einigermaßen deutlich schwächste Team im Turnier war das aus der Schweiz. Das lag zum einen daran, dass Führungsspielerinnen wie Ramona Bachmann und Lara Dickenmann komplett von der Rolle waren. Aber auch daran, dass das System und die Spielanlage an Naivität kaum zu überbieten waren.

Die deutsche Trainierin Martina Voss-Tecklenburg stellte nach der WM vom flachen 4-4-2 auf ein 4-1-3-2 um, in dem die Außen im Mittelfeld recht breit stehen. Ziel: Mit vier Offensiven auf der ganzen Breite angreifen, plus einen zentralen Zehner, plus offensiv denkene Außenverteidiger (wie Ana Maria Crnogorcevic, die eigentlich Außenstürmerin ist). So überfährt man unterklassige Gegner wie Georgien und Nordirland in der EM-Quali im Herbst 4:0 und 8:1, eh klar. Beim 3:0 in Italien im Oktober hatte man schon Glück, dass Italien (damals im 4-3-3) die klare Überzahl im Zentrum wegen akutem Kreativitätsmangel nicht nützte – und, dass Azzurre-Goalie Giuliani zweimal grob daneben griff; das Resultat von 3:0 täuscht darüber hinweg, dass die Schweiz in Cesena sicherlich nicht die bessere Mannschaft war.

Italien - Schweiz 0:3 (0:0)
Italien – Schweiz 0:3 (0:0)

Nun ging es aber gegen wirklich gute Gegner, und schon die realtiv spielstarken Holländerinnen machten die offenen Halbräume, die Schweiz über 70 Minuten nicht zumachte, zu ihrem persönlichen Spielplatz. Spielerinnen wie Trainerin beklagten sich nach der Lehrstunde (in der man nur wegen konditioneller Mängel bei Holland in der Schlussphase noch von 1:4 auf 3:4 verkürzt hatte) über „zu große Räume“, die man Oranje im Mittelfeld gewährt hatte. Das ist aber außschließlich Voss anzukreiden.

Die Erkenntnisse der WM und der Spiele seither sprechen eine eindeutige Sprache: Geht es gegen deutlich schwächere Teams (wie Ecuador bei der WM), spielt man die individuelle Überlegenheit und die relative Offensivstärke gnadenlos aus. Gegen stärkere Gegner aber passt man die Strategie nicht an und rennt blindlings in offene Messer. So war es bis zu einem gewissen Grad beim eher peinlichen 1:2 gegen Kamerun bei der WM, so hätte es in Cesena gegen Italien werden können (wenn die es etwas intelligenter gespielt hätten), und so war es absolut bei 3:4 in Holland nun in der Olympia-Quali.

Immerhin: Gegen die zentral stark aufgestellten Schwedinnen stellte Voss tatsächlich auf ein 4-2-3-1 um (mit Zehnder und Wälti auf der Sechs) und hielt Schweden halbwegs an der Leine, ehe man das Pech hatte, dass das Referee-Gespann ein Tor für das Trekronor-Team anerkannte, bei der Torschützin Caroline Seger auf der Torlinie stand, also klar Abseits war. Im letzten Spiel gegen Norwegen (als die Schweiz schon aus dem Rennen um das Olympia-Ticket war) kam wieder das offene 4-1-3-2 zum Einsatz, was nur deshalb funktionierte, weil Norwegen eben ohne Aufbau via Zentrum spielt.

Österreich - Schweiz 1:2 (0:1)
Österreich – Schweiz 1:2 (0:1)

Martina Voss war als Spielerin gemeinsam Europameisterin und Vize-Weltmeisterin mit Silvia Neid, und gemeinsam ist ihnen das Vertrauen auf individuelle Klasse, das Überrennen der Gegner über die Flügel und offenbar auch die Abneigung, den eigenen Matchplan auf den Gegner anzupassen (womöglich, weil sie es unter ihrem damaligen Teamchef Gero Bisanz auch nicht anders gelernt hatten). Für die EM im kommenden Jahr wird sich die Schweiz natürlich völlig ohne Probleme qualifizieren, aber dort wird es das nächste Mal wieder spannend, inwieweit sich Voss da auf starke Gegner anpasst. Interessant wäre wieder mal ein Spiel der Schweiz gegen Österreich: Derzeit sieht es so aus, als wäre die Schweiz individuell besser aufgestellt, Österreich inhaltlich.

Das letzte Duell gab es im August 2012 in Altach, die Schweiz gewann damals 2:1 (Tore von Moser und Dickenmann bzw. Puntigam). Gerade Österreich, damals noch am Anfang der Entwicklung ist inhaltlich aber überhaupt nicht mit 2012 zu vergleichen.

Das Turnier der Großen in den USA

Das März-Turnier mit dem vermutlich dämlichsten Namen aller Zeiten („SheBelieves Cup“) war jenes mit dem wohl höchsten Niveau aller Zeiten. Gastgeber und Weltmeister USA gewann die Premiere mit drei Siege in drei Spielen vor Deutschland (6 Punkte), England und Frankreich (je 1 Punkt). Nun haben manche das Turnier ernster genommen (USA) als andere (Frankreich), ein paar schöne Erkenntnisse lassen sich auch dem durchaus ansehnlichen Cup aber schon ziehen.

USA - England 1:0 (0:0)
USA – England 1:0 (0:0)

Erstaunlich ist vor allem, dass die USA ohne Abby Wambach (der Sturmtank hat aufgehört) und Megan Rapinoe (die oft eigensinnige Flügelflitzerin riss sich das Kreuzband) viel flexibler ist. Im aktuellen Mix aus 4-2-3-1 und 4-4-1-1 kippen die beiden Sechser in der Regel seitlich ab, um die aufrückenden AV abzusichern; WM-Final-Star Carli Lloyd nimmt sich im Dienste der Mannschaft eher zurück. Und: Trainerin Jill Ellis baut jetzt, noch vor Rio, die Jungen ein.

Lindsey Horan, eigentlich ein Offensivgeist, fremdelt mit ihrer Rolle im defensiven Mittelfeld noch etwas. Emily Sonnett, der Nr.-1-Draft-Pick, spielte in der Innenverteidigung auf sicher und hielt sich an der routinierten Becky Sauerbrunn an. Und Mallory Pugh ist the real deal: Das 17-jährige Mädel (die schon vor anderthalb Jahren bei der U-20-WM die einzige US-Spielerin war, die auf der Höhe des Geschehens war) ist unerhört schnell, technisch schon extrem gut und hat auch durchaus Spielverständnis.

Allerdings: Furchtbar viel kommt, von diesen drei abgesehen, auf absehbare Zeit auch nicht nach und Trainerin Ellis rotiert auch eher ungarn. Mit Crystal Dunn als bullige und Christen Press als international routinierte Alternative für Pugh, und eher wieder mit Julie Johnston (wie bei der WM) statt Sonnett wird Ellis so in die Olympischen Spiele gehen. Ob Rapinoe rechtzeitig fit wird, muss sich zeigen – und ob ihre Rückkehr dem US-Spiel überhaupt gut täte, ebenso.

2016 03 03 Ger-Fra 1-0Bei Deutschland wurden von Noch-Bundestrainerin Silvia Neid ein paar neue Leute ausprobiert (Kerschowski und Blässe am Flügel, Hendrich als RV, Doorsoun als LV), andere Leute weiter mit einer kaum nachvollziehbahren Nibelungen-Treue bedacht (die IV mit Krahn, 30, und Bartusiak, 33, beide eher von der Holzfuß-Fraktion und nicht gerade die weiblichen Wiedergänger von Javi Martinez und Jerome Boateng) und im ersten Spiel mit einem 4-1-4-1 geteasert.

Dieser System-Test wurde aber extrem halbherzig absolviert, schnell kam man wieder auf das gewohnte, berechenbare Neid’sche 4-4-2, das dann auch beinhart durch das restliche Turnier durchgezogen wurde. So als ob Neid sagen würde: Ich habe mich zehn Jahre nicht um die Entwicklung einer taktischen Alternative geschert, warum sollte ich jetzt, ein paar Monate vor Ende meiner Amtszeit, damit anfangen. Nach Olympia übernimmt Steffi Jones, ob sie das Amt der Bundestrainerin etwas weltoffener anlegt als Neid, weiß noch niemand.

England zeigte sich etwas weniger systemvariabel als sonst, spielte aus einem 4-1-3-2 heraus das Turnier weitgehend durch und testete vor allem das Stören des Aufbaus von spielstärkeren Teams. Das gelang gut: Die USA fand trotz des 1:0-Sieges nie eine wirkliche Lösung, genauso die berechenbaren Deutschen (die nur wegen eines Eigentors und eines geschenkten Elfers 2:1 gewannen) und das Spiel gegen Frankreich endete 0:0. Zwar holte England also nur einen Punkt aus den drei Spielen, furchtbar unzufrieden wird Trainer Mark Sampson aber nicht sein.

Dafür spielte Frankreich diesmal ein bisschen „Little Britain“ und variierte das System (4-1-4-1 gegen Deutschland, 4-4-2 gegen die USA, 4-2-3-1 gegen England) – wenn auch nicht die Spielanlage. Frankreich will natürlich immer noch den Ball, ist technisch exzellent, erarbeitet sich Chancen – braucht aber zu viele und im entscheidenden Moment klappts einfach nicht. Irgendwie wie immer halt. Immerhin: Kheira Hamraoui zeigte im DM auf und ist eine echte Alternative zu Cammy Abily und Amandine Henry.

Was das für Rio bedeutet? Einerseits sollte man natürlich erst einmal die Auslosung der drei Gruppen am 14. April abwarten. Aber: Weltmeister USA ist stärker als bei der WM im letzten Jahr und ist der klare Favorit auf die fünfte Goldmedaille im sechsten olympischen Frauen-Turnier. Frankreich – bei der WM die deutlich stärkste Mannschaft, aber im Viertelfinale im Elferschießen an Deutschland gescheitert – hat es drauf, muss es aber erst einmal im Kopf zusammenbringen.

Deutschland wird genauso daherkommen wie immer und von jedem Gegner mit einem kleinen Stück Hirnschmalz und der nötigen individuellen Klasse dazu vor gravierende Schwierigkeiten gestellt werden. Algarve-Cup-Sieger Kanada ist Außenseiter, Veranstalter Brasilien (beim heuer mäßig besetzten Algarve Cup immerhin im Finale) ist nicht so gut und hat den größten Druck.

Sayonara, Norio-san

Und Japan? Nun ja: Jenes Team, das in allen drei großen Finals seit 2011 stand (2x Weltmeisterschaft und 1x Olympia) ist die größte Sensation der #RoadToRio. Nach einem verdienten 1:3 gegen Australien, einem peinlichen 1:1 gegen Südkorea und einem bitteren 1:2 gegen China stand schon nach drei der fünf Spiele fest, dass die Nadeshiko keine Chance mehr auf eines der beiden asiatischen Tickets für Olympia hat.

Trainer Norio Sasaki, der vor acht Jahren ein Mitläufer-Team übernommen und es zur zeitweise deutlich besten Mannschaft der Welt gemacht hat, nahm seinen Hut. Das blamable Scheitern ist zu einem gewissen Grad auch seine Schuld: Er hat es verabsäumt, einen wirklichen Generationswechsel zu vollziehen. Das Team, das sich letztes Jahr ins WM-Finale schleppte, hatte ein geradezu biblisches Durchschnitts-Alter, bis auf Homare Sawa (die 36-jährig ihre Karriere beendete) sortierte er aber weiterhin niemanden aus.

Ob Sasaki aber auch an der Schlampigkeit im Passspiel Schuld ist, das sein Team bei dem Olympia-Quali-Turnier gezeigt hat? Japans Anlage ist auf präzisen Pässen in der gegnerischen Hälfte ausgelegt, um die körperlichen Nachteile auszugleichen. Ständig aber musste Spielerinnen ungenauen Pässen nachlaufen, passierte billige Abspielfehler, wurde das Tempo heraus genommen. So kann man selbst als Japan Teams wie Australien und China nicht unter Druck setzen, selbst gegen die beiden koreanischen Teams mühte man sich ab. Eine entsetzte Homare Sawa gab zu Protokoll, dass der Fokus fehle, die Bereitschaft, auch wenn es nicht läuft konzentriert zu bleiben. Kurz: Japan wirkte alt und satt.

Aya Miyama, die das Spiel gestalten soll, spielt nur Alibi-Pässe. Die routinierte Yuki Ogimi konnte sich im Strafraum überhaupt nicht durchsetzen, die Zeit von RM Shinobu Ohno ist längst vorbei. Und Innenverteidigerin Azusa Iwashimizu, die wirklich schon alles gesehen hat, ist seit dem für sie desaströsen WM-Finale gegen die USA und Carli Lloyd komplett neben der Spur.

Wer auch immer Norio Sasaki nachfolgt – heißeste Kandidatin ist Japans Junioren-Teamchefin Asasko Takakura – hat nun gemütlich drei Jahre Zeit, um bis zur WM 2019 in Frankreich einen Generationswechsel zu vollziehen. Normalerweise dürften aus der aktuellen Stammformation dann kaum noch mehr als drei oder vier Leute übrig sein.

By the way: Australien und China fliegen für den asiatischen Verband nach Rio.

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https://ballverliebt.eu/2016/03/12/oesterreich-cyprus-olympia-frauenfussball-shebelieves-nadeshiko/feed/ 7
WM-Geschichte für Einsteiger – Women’s World Cups https://ballverliebt.eu/2015/06/04/wm-geschichte-fuer-einsteiger-womens-world-cups/ https://ballverliebt.eu/2015/06/04/wm-geschichte-fuer-einsteiger-womens-world-cups/#comments Wed, 03 Jun 2015 22:43:55 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11040 WM-Geschichte für Einsteiger – Women’s World Cups weiterlesen ]]> Am 6. Juni startet die siebente WM-Endrunde im Frauenfußball. Erstmals findet das Turnier in Kanada statt und seit dem ersten Turnier im November 1991 in China hat sich viel getan. Hier, quasi für Frauenfußball-Einsteiger: Die Geschichte der Weltmeisterschaften in sechs Teilen.

1991: Deutungshoheit

In erster Linie ging es der FIFA natürlich um die Deutungshoheit. In Asien gab es schon seit 1975 kontinentale Meisterschaften, in Europa seit 1984. Dazu wurde ab 1984 jährlich ein Mini-WM-Turnier außerhalb der FIFA (das sogenannte „Mundialito“, immer in Italien) durchgeführt. Ehe den Hohen Herren die Sache also außer Kontrolle gerät, ließen sie 1988 einen Testballon in Form eines eigenen Einladungs-Weltturniers in China steigen. Die Erfahrungen dieses Turniers, das Norwegen im Finale 1:0 gegen Schweden gewann, überzeugten die FIFA.

Natürlich: Es gab nur eine handvoll Teams, die halbwegs kompetitiven Frauenfußball spielten, die FIFA traute sich auch noch nicht, das Wort „World Cup“ zu verwenden (es hieß offiziell „Women’s Championship) und das Interesse außerhalb des Veranstalterlandes China war gleich Null. Aber es war einmal ein Anfang.

Die Spiele, allesamt in der Region um Guangzhou in der Nähe von Hongkong ausgetragen, waren  gut besucht, auch weil China zu den großen Favoriten zählte. Umso größer war der Schock, als man im Viertelfinale Schweden nach dem frühen 0:1 durch Pia Sundhage zwar herspielte, aber immer wieder an Goalie Elisabeth Leidinge scheiterte. Drei Tage später im Semifinale ging Schweden 1:4 gegen Norwegen unter, die USA besiegte Deutschland locker mit 5:2.

Finale 1991: USA - Norwegen 2:1 (1:1)
USA – Norwegen 2:1 (1:1)

Taktisch bewegten sich die Teilnehmer ganz im Zeitgeist – Libero und Manndeckung war angesagt. So auch im Finale, in dem sich zwei ähnliche Systeme gegenüber standen: Je drei Stürmerinnen wurden von drei Manndeckerinnen bewacht, dazu ein Libero; in der Zentrale versuchten sich jeweils drei Spielerinnen daran, das Spiel an sich zu reißen und die Sturmreihen in Szene zu setzen.

Norwegen unter dem jungen Teamchef Even Pellerud (38) hatte dort die klarere Spielidee parat – Zaborowski als zurückgezogener Sechser und Plan A in der Spieleröffnung – aber die US-Girls ganz klare Vorteile in Sachen Physis. Nicht umsonst gelangen etwa beim 7:0 im Viertelfinale gegen Taiwan gleich sechs Tore aus Standardsituationen.

Und auch das erste im Finale, als Michelle Akers nach einer Viertelstunde ihrer Bewacherin Gro Espeseth entwischte und eine weite Freistoß-Flanke von halbrechts mühelos zum 1:0 verwerten konnte. Die USA kontrollierte das Mittelfeld und damit das Spiel, aber ein fürchterlicher Fehlgriff von US-Goalie Mary Harvey, die kolossal an einer Freistoß-Flanke vorbeisegelte, ermöglichte Linda Medalen nach einer halben Stunde den 1:1-Ausgleich.

Es blieb aber dabei, dass Norwegen keinen Zugriff auf das Zentrum bekam und es so immer mehr mit langen Bällen versuchte, die US-Verteidigung aber nichts zuließ. Auf der anderen Seite war das brandgefährliche Angriffstrio mit Linksaußen Carin Jennings, Rechtsaußen April Heinrichs und Mittelstürmerin Michelle Akers deutlich besser im Spiel. Dennoch brauchte es ein Missverständnis zwischen Espeseth und Libero Heidi Støre, um Akers zwei Minuten vor Schluss das verdiente und entscheidende 2:1 zu ermöglichen.

Die USA war also erster Weltmeister und der Nukleus des Teams sollte das folgende Jahrzehnt im Frauenfußball entscheidend prägen. Allen voran natürlich Mia Hamm (die damals als 19-Jährige tatsächlich als Rechtsverteidigerin spielte), aber auch die Mittelfeld-Achse mit Julie Foudy (20) und Kristine Lilly (20) sowie die Abwehr mit Joy Fawcett (23, damals noch Biefeld) und Carla Overbeck (23, damals noch Werden). Und natürlich Michelle Akers (25), die als Routinier noch lange an Bord blieb.

1995: Norwegen – Rest der Welt 23:1

Der größte Widersacher über die folgenden Jahre sollte Final-Gegner Norwegen bleiben. Auch hier blieb der Grundstock der Mannschaft zusammen, wurde 1993 Europameister und für die Weltmeisterschaft 1995 in Schweden sowohl individuell als auch inhaltlich aufgerüstet. Pellerud hatte erkannt, dass man vor allem im physischen Bereich weiter zulegen musste und entschied sich dafür, aktiv die aggressive Schiene zu fahren. Sprich: Wütendes Pressing von Beginn an, weit in der gegnerischen Hälfte.

Das überforderte die Gegner auf das Übelste. 8:0 zum Auftakt gegen Nigeria, dann ein noch harmloses 2:0 gegen England, ehe ein 7:0 gegen Kanada folgte. Im Viertelfinale hatte Norwegen bei 3:1 gegen Dänemark ebenso keine nennenswerten Probleme.

Der Rest des Teilnehmerfeldes stand vom Beginn an im Schatten von Norwegen und hatte auch deutlich mehr mit dem unbarmherzigen Terminplan zu kämpfen – das Turnier wurde mit Gruppenphase, Viertel- und Halbfinale und dem Endspiel in nur zwei Wochen durchgepeitscht. Die Favoriten waren grundsätzlich die gleichen wie vier Jahre zuvor: Neben den Finalisten also Deutschland und China, dazu Gastgeber Schweden. Wie 1991 nahmen auch an diesem Turnier zwölf Teams teil.

Schweden scheiterte im Viertelfinale an China (also genau umgekehrt wie vier Jahre davor), weil Annica Nessvold im Elferschießen – dem ersten bei einer Frauen-WM – die Nerven versagten. Im Halbfinale blieb China dann an Deutschland mit 0:1 hängen. Am selben Tag gelang Norwegen die Final-Revanche an den Amerikanerinnen. In der ersten Hälfte rannten sie die US-Girls nieder und gingen nach einem Eckball in Führung, in der zweiten Halbzeit trafen die USA zweimal die Latte, aber nicht mehr ins Tor.

Finale 1995: Norwegen-Deutschland 2:0 (2:0)
Norwegen – Deutschland 2:0 (2:0)

Neben der extrem aggressiven Spielweise hatte Norwegen 1995 noch eine weitere neue Waffe dazubekommen: Ann-Kristin Aarønes. Die 1.82m große Stürmerin war nicht nur ein Ziel bei Standards (wie im Semifinale gegen die USA), sondern als in den Strafraum ziehende Linksaußen auch kaum zu verteidigen. Norwegen ging als haushoher Favorit in das Finale gegen das deutsche Team.

Dieses hatte unter Teamchef Gero Bisanz nichts entgegen zu setzen. Das Spielsystem mit Libero und zwei Manndeckerinnen war gegen den agilen Dreier-Angriff von Norwegen heillos überfordert, das eigentlich kreative Zentrum mit Wiegmann, Voss und Neid bekam überhaupt keine Zeit am Ball und die Stürmerinnen hingen nicht nur in der Luft, sondern agierten so schlecht, dass Birgit Prinz noch vor der Halbzeit entnervt ausgewechselt wurde.

Als Norwegen nach 37 Minuten durch Hege Riise in Führung ging, war die einzige Überraschung, dass es so lange gedauert hatte. Zur Halbzeit stand es 9:0 an Ecken und 8:2 an Torschüssen für Norwegen, wobei zwei völlig harmlose 30-Meter-Schüsschen der Deutschen gezählt wurden – und Norge-Kapitänin Heidi Støre, auf der Sechs das eigentliche Hirn der Mannschaft, gesperrt fehlte. Mariann Pettersen legte noch vor dem Seitenwechsel das 2:0 nach, danach verlegte sich Norwegen im strömenden Regen von Stockholm auf das Verwalten.

1999: One Giant Party

Wie auch das Turnier 1991 flog aber auch die WM 1995 weitgehend unter dem öffentlichen Radar. Eine große Aufwertung erfuhr der Frauenfußball danach durch die Aufnahme ins Olympische Programm und die Tatsache, dass dabei (anders als bei den Männern) keine Altersbeschränkung galt, also alle Teams in Bestbesetzung teilnahmen.

Die USA gewann die olympische Premiere daheim in Atlanta und nützte den Schwung für die Weltmeisterschaft im eigenen Land 1999. Wenn die Amis etwas können, dann ist es, Sport zu vermarkten – und das taten sie. So zahlte sich das Risiko aus, in die gigantischen NFL-Stadien in New York, Boston, Washington, Chicago und San Francisco zu gehen und das Finale in der 100.000er-Schüssel der Rose Bowl in Los Angeles zu spielen. Der Zuschauerschnitt betrug fast 40.000 pro Spiel.

An der sportlichen Gemengelage hatte sich bis 1999 aber kaum etwas geändert: Wieder waren die üblichen Verdächtigen Norwegen, USA, Deutschland und China die klaren Favoriten. Die größten Chancen wurden neben dem Gastgeber dabei China eingeräumt, schließlich hatten die Olympia-Silbernen von Atlanta den neben Mia Hamm größten Superstar dieser Zeit in ihren Reihen: Sun Wen.

Die damals 26-Jährige war das unumstrittene Oberhaupt im technisch nahezu perfekt ausgebildeten, allerdings sonst recht namenlosen Kollektiv aus dem Reich der Mitte. China radierte lässig durch die Vorrunde und eliminierte im Viertelfinale Russland 2:0. Während auch die USA und Norwegen drei lockere Vorrunden-Siege einfuhren, tat sich Deutschland schwer: Nach Unentschieden gegen Italien und der großen Überraschung des Turniers, Brasilien mit der fast glatzköpfigen Torschützenkönigin Sisi, musste man als Gruppenzweiter schon im Viertelfinale gegen die USA ran.

Trotz zweifacher Führung unterlag Deutschland 2:3, und die Amerikanerinnen besiegten im Semfinale auch Brasilien – nachdem Seleção-Keeper Maravilha schon nach fünf Minuten recht grob daneben gegriffen hatte. Titelverteidiger Norwegen geriet im anderen Halbfinale gegen China rasch 0:2 in Rückstand und kam gegen die wieselflinken, technisch starken und überwiegend kleinen Chinesinnen überhaupt nicht in die Zweikämpfe und so auch nicht ins Spiel. Am Ende hieß es 5:0 für China, Sun Wen und Co. gingen daher als Favoriten in das Finale.

USA - China 0:0 n.V., 5:4 i.E.
USA – China 0:0 n.V., 5:4 i.E.

Dort heizte Jennifer Lopez den 90.000 Zusehern vor dem Finale mit einem Super-Bowl-artigen Konzert ein, aber das Spiel selbst war ähnlich unterkühlt und zäh wie jenes der Herren fünf Jahre zuvor an gleicher Stelle. Michelle Akers, gelernte Stürmerin und mittlerweile 33 Jahre alt, hatte den Job, die Zufuhr für Sun Wen zu stoppen, und das gelang ihr. Auf der anderen Seite kam das US-Sturmtrio gegen die vielbeinige chinesische Abwehr kaum zur Geltung. Ohne eine wirkliche Torchance für eines der beiden Teams ging es in die Verlängerung.

Die größte Chance auf das Golden Goal hatte in der 100. Minute Fan Yunjie nach einem Eckball, ihr wuchtiger Kopfball hat auch US-Keeper Briana Scurry schon geschlagen, aber Kristine Lilly klärte den Ball von der Linie. So musste erstmals in einem Finale das Elfmeterschießen entscheiden.

Die ersten beiden Schützinnen trafen jeweils, ehe Liu Ailing an Scurry scheiterte – wiewohl diese schon ein wenig gar weit vor ihrem Tor gestanden hatte. Alle fünf US-Amerikanerinnen im Elferschießen waren schon 1991 Weltmeister geworden, und als Brandi Chastain (1991 noch auf der Bank) den entscheidenden Elfer zum 5:4-Sieg verwandelte, riss sie sich ihr Trikot vom Körper und sank auf die Knie – eines der ikonischen Bilder des Frauenfußballs.

2003: Last Minute Stand-in

Vier Jahre später war alles für die große Revanche zwischen den USA und China angerichtet, mit umgekehrtem Heimrecht. Doch der WM in China kam etwas Unvorhergesehens in die Quere: Die SARS-Epidemie. Viereinhalb Monate vor der Endrunde entschied die FIFA, dass es ein zu großes Risiko wäre, in diesem Umfeld eine WM abzuhalten. Der US-Verband sprang mit offenen Armen ein – man hoffte, mit einer weiteren möglichst erfolgreichen Heim-WM auch die finanziell schwer schlingernde Frauen-Profiliga WUSA zu retten. Zumindest das gelang nicht.

Die WM selbst war ein ziemliches Stoppelwerk an Austragungsorten mit Stadien zum Teil mittlerer Größe, wie sie eben gerade verfügbar waren. Es gab vom Eröffnungsspiel bis zum Semifinale ausschließlich Double-Header, also zwei Spiele im selben Stadion direkt hintereinander. Alles kein Vergleich zur Gigantomanie-WM im selben Land vier Jahre davor, aber es ging.

Norwegens alte Generation war 2000 mit Olympia-Gold abgetreten, so reduzierte sich der Favoriten-Kreis auf USA, China und Deutschland. Die zweite Reihe aber rückte nun erstmals merklich auf: Brasilien mit der 17-jährigen Zauberin Marta, Schweden mit dem Atomsturm Hanna Ljungberg/Victoria Svensson und Strategin Malin Moström, Kanada mit der jungen Christine Sinclair (20).

So schaffte es Kanada, im Viertelfinale China mit 1:0 zu eliminieren. Und so schaffte es Schweden, im Viertelfinale jenes Team aus Brasilien 2:1 zu besiegen, das in der Vorrunde Norwegen hinter sich gelassen hatte. Womit sicher war, dass einer dieser beiden Außenseiter ins Finale einziehen würde. Es sollte Schweden werden, nach einem hart erkämpften 2:1 im Semifinale.

Wenige Stunden zuvor war das andere Halbfinale das vorweggenommene Endspiel, es trafen die USA und Deutschland aufeinander. In einem atemberaubenden Spiel ging es auf und ab, auch nachdem Garefrekes das DFB-Team nach einer Viertelstunde in Front geschossen hatte. Vielen gilt dieses intensive Spiel bis heute als das beste Frauenfußball-Spiel aller Zeiten, mit dem schlechteren Ende für den Titelverteidiger und Gastgeber. Deutschland erhöhte mit Toren in den Minuten 91 und 93 auf 3:0, ein Resultat, das in seiner Klarheit dem Spiel in keinster Weise entsprach.

Deutschland - Schweden 2:1 n.V. (1:1, 0:1)
Deutschland – Schweden 2:1 n.V. (1:1, 0:1)

Die Paarung Deutschland gegen Schweden hatte sich in den Jahren davor als echter Dauerbrenner erwiesen, immer mit dem besseren Ende für das deutsche Team: Im Finale der EM 1995, im Halbfinale der schwedischen Heim-EM 1997, im Finale der EM 2001: Immer war es knapp, immer siegte Deutschland.

Auch beim Final-Anpfiff um 10 Uhr vormittags Ortszeit im Home-Depot-Center von Los Angeles – dem Heimstadion der LA Galaxy mit einem Drittel des Fassungsvermögens des Finalstadions 1999 – war Deutschland Favorit, aber Schweden hatte die Enttäuschungen der Jahre davor nicht vergessen und gestaltete das Spiel offen. Kurz vor der Halbzeit gelang Hanna Ljungberg auch das 1:0.

Quasi mit Wiederanpfiff glich zwar Maren Meinert für Deutschland aus, aber entscheidende Vorteile konnte sich auch in der Folge keines der beiden Teams erarbeiten. So ging es in die Verlängerung, wo (wie schon 1999) die Golden-Goal-Regel galt. Nach siebeneinhalb Minuten kam dann Joker Nia Künzer mit dem Kopf an eine Freistoß-Flanke von Renate Lingor – das 2:1, die Entscheidung, der erste deutsche WM-Titel.

2007: Machtdemonstration

Mit ihrem Final-Einzug bei Olympia 2004 etablierte sich Brasilien um Schweden-Legionärin Marta zu einem der ganz heißen Kandidaten auf den Titel bei der WM 2007, die nun doch in China stattfand. Spätestens mit der 4:0-Demolierung von China im zweiten Gruppenspiel konnte sich die Seleção nicht mehr aus der Rolle herausreden, Herausforderer Nummer eins für das deutsche Team zu sein.

Dieses war nämlich auch nach dem Teamchef-Wechsel von Tina Theune-Meyer zu Silvia Neid der haushohe Turnierfavorit. Praktisch konkurrenzlos wurde Deutschland 2005 zum vierten Mal hintereinander Europameister, die bullige Stürmerin Birgit Prinz war in exzellenter Verfassung und die Abwehr mit Ariane Hingst, Annike Krahn und Keeper Nadine Angerer war nur zu überwinden, wenn (seltene) individuelle Fehler passierten, wie im Olympia-Halbfinale 2004 gegen die USA. Als im WM-Eröffnungsspiel dann gleich Argentinien mit 11:0 abgeschossen wurde (das einzige zweistellige Resultat in der WM-Historie), wussten alle, woran sie waren.

Bei dieser fünften WM war erstmals die Leistungsdichte so groß, dass potenzielle Finalkandidaten schon in der Vorrunde hängenblieben. Bis dahin war die Gruppenphase für die Chefs kaum mehr als eine Aufwärm-Übung. 2007 aber blieb Schweden gegenüber Nordkorea auf der Strecke und Kanada gegen Australien. Für China kam die verschobene Heim-WM indes tatsächlich vier Jahre zu spät: Nach dem Karriere-Ende von Sun Wen versuchte man, mit Schwedens Final-Teamchefin von 2003 Marika Domanksi-Lyfors die Zeit zurück zu drehen. Nach einem überlegen geführten, aber im Abschluss harmlosen Viertelfinale gegen Norwegen war aber Schluss. Das Ende einer Ära.

Deutschland hingegen bretterte konkurrenzlos durch eine WM, die man zu einer absoluten Machtdemonstration werden ließ. In Viertel- und Halbfinale wurden mit überlegener Qualität und vor allem überlegener Physis Nordkorea und Norwegen jeweils 3:0 besiegt. Ohne Gegentor in fünf Spielen ging’s ins Finale.

Dort wartete Brasilien. Durch das US-Team war die Seleção mit ihrem Tempo, ihrer Technik und ihrem aggressiven, hohen Pressing durchgekracht wie durch eine Mannschaft überforderter High-School-Mädchen, das 0:4 war die höchste Niederlage, die ein US-Team jemals kassiert hatte. Und das nach davor 51 ungeschlagenen Spielen in Serie.

Deutschland - Brasilien 2:0 (1:0)
Deutschland – Brasilien 2:0 (1:0)

Erstmals im Turnier stand Deutschland also einem Gegner auf Augenhöhe gegenüber, und Brasilien machte es dem Titelverteidiger in der Tat extrem schwer. Vor allem die Außenstürmerinnen bereiteten den Deutschen riesige Probleme, Cristiane zog schon in den Anfangsminuten zwei Freistöße an der Strafraumgrenze, eine gelbe Karte für Garefrekes und so großartige Torchancen. Zudem drängten die Brasilianerinnen die ballführende Außenspielerin der Deutschen permanent so nach außen, dass diese nicht selten die Kugel nur noch ins Seiten-Out dreschen konnten.

Deutschland reagierte mit vorsichtiger Passivität, ließ Brasilien über die Dreierkette und vor allem Strategin Ester, die sich die Bälle von ganz weit hinten holte, gewähren. Erst mit dem etwas glücklichen 1:0 durch Birgit Prinz nach der Halbzeitpause verschaffte sich das DFB-Team einen Vorteil. Weiterhin aber dominierte Brasilien, was in der Folge zu einem Elfmeter führte – Bresonik hatte die einmal mehr mit Tempo in den Strafraum ziehende Cristiane gelegt. Aber Marta, die im Halbfinale noch eines der großartigsten WM-Tore ever erzielt hatte, scheiterte an Angerer.

Die deutsche Torfrau musste wenig später bei einem Freistoß wieder ihr ganzes Können aufbieten, Brasilien drückte – aber Simone Laudehr machte per Kopf nach einem Eckball kurz vor Schluss alles klar. Das Finale hatte Deutschland recht glücklich gewonnen, aber über den Turnierverlauf gesehen war die Titelverteidigung eine Machtdemonstration.

2011: Sommermärchen nur für die Anderen

Zwei Jahre nach dem zweiten WM-Titel in Folge wurde Deutschland einmal mehr quasi im Vorbeigehen Europameister, dazu fand die WM-Endrunde 2011 im eigenen Land statt: Der dritte Triumph in Folge war fix eingeplant, befeuert von einer Werbekampagne, die den Druck auf das DFB-Team weiter erhöhte. „Dritte Plätze sind nur was für Männer“ hieß es da von offizieller Stelle in Anspielung an die Herren.

Im größten Hype um ein Frauen-Turnier seit 1999 wurden aber zwei Dinge außer Acht gelassen: Zum einen, dass das Team von der ungewohnten allumfassenden Medien-Präsenz wie erschlagen sein würde, und dass noch andere Teams mitspielten. So quälte man sich zu einem 2:1 gegen Kanada, würgte sich zu einem 1:0 gegen Nigeria und hatte viel Mühe beim 4:2 gegen Frankreich.

Die anderen hatten an der Sommermärchen-Stimmung deutlich mehr Spaß: Brasilien, die USA, Schweden – und Japan. Die „Nadeshiko“ waren bei Olympia 2010 im Halbfinale, wurden aber nicht als wirklicher Titelkandidat gesehen. Im Viertelfinale aber hielt da verunsicherte deutsche Team 108 Minuten bei 0:0 und siegte dann dank des Joker-Tores von Karina Maruyama tatsächlich 1:0. Deutschland war in Schockstarre und das Viertelfinale zwischen Brasilien und den USA plötzlich ein vorgezogenes Endspiel.

Dass es das wahre Spiel des Turniers wurde, lag aber nicht an der Qualität (es war ein sehr nervös geführtes Match), sondern an der Dramaturgie. Die USA gingen durch ein frühes Eigentor in Führung, wurden in der Folge aber vom Referee benachteiligt: Ein Ausschluss, der keiner war; ein gehaltener Brasilien-Elfer, der umstrittenerweise wiederholt und im zweiten Versuch verwandelt wurde – mit 1:1 ging es in die Verlängerung, wo wiederum Marta aus Abseitsposition das 2:1 für Brasilien erzielte.

In diesem Spiel offenbarte sich das ganze Drama von Marta: Sie ist die mit Abstand beste Fußballerin des Planeten, aber gleichzeitig ein so unausstehlicher Kotzbrocken, dass es einem wirklich schwer fällt, sie zu mögen. Sie und auch ihre Kolleginnen nützten gegen Ende jede Gelegenheit, möglichst peinlich Zeit zu schinden. Die gerechte Strafe: Flanke Rapinoe, Kopfball Wambach, das 2:2 in der 122. Minute. Die Zuschauer in Dresden jubelten, als wäre Deutschland gerade Weltmeister geworden, so sehr hatte es sich Brasilien mit allen verscherzt. Natürlich gewann die USA das Elfmeterschießen.

Japan - USA 2:2 n.V. (1:1, 0:0)
Japan – USA 2:2 n.V. (1:1, 0:0)

Nach einem souveränen japanischen 3:1 über Schweden und einem glücklichen 3:1 der USA gegen Frankreich in den Halbfinals ging Japan wegen der souveräneren Vorstellungen bis dorthin als Favorit ins Endspiel. Dort jedoch zeigte sich die USA als das überlegene Team. Man stellte die im Turnier überragende japanische Spielmacherin Homare Sawa gut zu, hatte klare Vorteile auf den Flügel und kontrollierte auch die zweiten Bälle. Diese hatten in Japans Spielanlage große Bedeutung: Man verlagerte das Spiel mit hohen Bällen und nahm in Kauf, dass der körperlich stärkeren und größeren Gegner diese annahmen. Dafür presste man mit zwei, oft drei Leuten auf den zweiten Ball. Einmal in der gegnerischen Hälfte, sollte es flinkes Kurzpass-Spiel richten.

Als die USA nach einer Stunde in Führung ging, war dies verdient. Die Schwedin Pia Sundhage hatte das körperlich extrem starken, aber taktisch eher tumben Team nach der Halbfinal-Blamage 2007 übernommen, inhaltliche Finesse verliehen und so 2008 zum bereits dritten Mal bei vier Versuchen Olympia-Gold geholt. In diesem WM-Finale sah alles so aus, als sollte man den 1:0-Vorsprung über die Zeit verwalten, ehe ein derber Abwehr-Schnitzer in Minute 85 den Ausgleich brachte. Ein ähnliches Bild zeigte sich in der Verlängerung: Führung für die USA, kurz vor Schluss Ausgleich aus eigentlich keiner Torchance für Japan.

Anders als im Viertelfinale gegen Brasilien versagten den USA im Elferschießen aber die Nerven: Boxx, Lloyd und Heath verschossen, Japan siegte. Vier Monate nach dem verheerenden Tsunami und Fukushima ein emotionaler Triumph, der in Japan mit großer Begeisterung aufgenommen wurde.

Statistik

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Ballverliebt Classics: Old-School-Deutsche, im WM-Finale vom hochmodernen Norwegen zerlegt https://ballverliebt.eu/2013/07/26/ballverliebt-classics-old-school-deutsche-im-wm-finale-vom-hochmodernen-norwegen-zerlegt/ https://ballverliebt.eu/2013/07/26/ballverliebt-classics-old-school-deutsche-im-wm-finale-vom-hochmodernen-norwegen-zerlegt/#comments Fri, 26 Jul 2013 20:45:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9260 Ballverliebt Classics: Old-School-Deutsche, im WM-Finale vom hochmodernen Norwegen zerlegt weiterlesen ]]> Deutschland gegen Norwegen im Finale eines großen Frauen-Turniers in Schweden – das EM-Finale 2013 ist nicht das erste Mal, dass es diese Kombination gibt. Im Jahr 1995 fand die Weltmeisterschaft in Schweden statt, und auch damals trafen sich diese beiden Teams im Endspiel von Stockholm. Wenn auch mit anderen Vorzeichen: Norwegen war klarer Favorit und setzte sich auch problemlos mit 2:0 durch.

Weil man unter Trainer Even Pellerud dem deutschen Gegner mit brutalem Pressing und extrem schnellen Umschalten nach Ballgewinn innerhalb kürzester Zeit den Nerv gezogen hatte. Das ist sogar im Jahr 2013, achtzehn Jahre später, ein extrem moderner Zugang.

Norwegen - Deutschland 2:0 (2:0)
Norwegen – Deutschland 2:0 (2:0)

Dabei fehlte Norwegen mit Sechser Heidi Støre das eigentliche Hirn der Mannschaft, sie war im Semifinale gegen China ausgeschlossen worden. Statt ihre rückte Anne Nymark-Andersen in die Mannschaft. Ein Niveau-Verlust in Pelleruds 4-3-3 war nicht zu merken. Der damals 42-Jährige stellte hinten eine Viererkette auf’s Feld, in der die Außenverteidiger aber vornehmlich hinten blieben. Davor aber ging’s rund.

Mit dem zentralen Trio, bestehend aus eben Anne Nymark, dazu Tone Haugen halblinks und Hege Riise – der kongenialen Partnerin von Heidi Støre – rückte gegen den Ball eng zusammen und wurde dabei von den drei Stürmerinnen, die ebenso alle gegen den Ball arbeiten mussten, unterstützt. Dabei stürzten sich immer mindestens zwei, meistens aber sogar drei Norwegerinnen auf die ballführende Deutsche.

Die hatte dadruch oft nicht mal die Zeit, den Ball vernünftig anzunehmen, von einer sinnvollen Weiterverarbeitung ganz zu schweigen. So wurde ein Aufbau des DFB-Teams im Keim erstickt und es gab viele norwegische Ballgewinne in der deutschen Hälfte. Daraufhin wurde blitzschnell umgeschaltet. Die deutschen Manndecker Anouschka Bernhard und Birgitt Austermühl hatten keine echten Gegenspieler und hingen entweder in der Luft oder ließen sich von Aarønes und Pettersen außen aus der Position ziehen. Libero Ursula Lohn war heillos überfordert, schlug am laufenden Band an Bällen vorbei, war gedanklich zu langsam.

Als Riise das 1:0 für Norwegen erzielte, war die einzige Überraschung, dass es 37 Minuten gedauert hatte.

DFB-Team ohne den Funken einer Chance

Deutschland hatte Probleme von hinten bis vorne. Die Abwehr versank im Chaos, die Flügelspieler Pohlmann und Meinert rieben sich in der Defensive auf und konnten keine Impulse setzen, den Kreativspielerinnen Silvia Neid und Martina Voss fehlte die Zeit am Ball – und Birgit Prinz vorne war sogar noch die mit Abstand schlechteste Deutsche. Die damals gerade mal 17-jährige Stürmerin konnte nicht einen Ball halten, womit auch die Option „hoher Ball“ für Deutschland nicht in Frage kam.

Einzig der schlampigen Chancenverwertung von Norwegen hatte es das komplett chancenlose deutsche Team zu verdanken, dass es nicht schon viel früher deutlich im Rückstand lag. Am Ende der ersten Hälfte stand es 9:0 an Eckbällen für Norwegen, 8:2 an Torschüssen – eine ernsthafte deutsche Torchance war da aber nicht dabei. In der 37. Minute sorgte ein Riise-Weitschuss für die Führung, drei Minuten später erkämpfte sich Aarønes einen Pressball an der Strafraumgrenze, dieser kam zu Medalen. Deren Schuss konnte DFB-Goalie Goller nur zur Seite abklatschen, wo Pettersen völlig frei stand. Der Pausenstand von 2:0 für Norwegen schmeichelte Deutschland massiv.

Weniger Druck von Norwegen, aber kaum deutsche Gefahr

DFB-Teamchef Gero Bisanz nahm Prinz schon vor der Halbzeit raus und brachte statt ihr die routinierte Patricia Brocker. Sie ließ sich dann deutlich weiter ins Mittelfeld fallen, um dort das deutsche Spiel zu stärken. Und tatsächlich bekam Deutschland nach dem Seitenwechsel deutlich Ruhe ins Spiel. In der 49. Minute hatte Heidi Mohr die erste echte Mini-Chance für ihr Team, als ein Steilpass in den Rücken der Viererkette ankam.

Deutschland kam aber auch deshalb besser ins Spiel, weil Norwegen einen Gang zurückschaltete. Völlig logisch: Einerseits führte man 2:0, andererseits hatte das ohnehin laufintensive Spiel beim starken Regenfall und dem damit tiefen Boden noch mehr Substanz gekostet als sonst. Das Mittelfeld-Trio agierte nun deutlich tiefer. Bisanz brachte im Laufe der zweiten Hälfte noch die junge Wunderlich und die noch jüngere Smisek (positionsgetreu für die Flügelspieler Pohlmann und Meinert).

Aber echter, dauerhafter Druck konnte gegen die sicher stehenden Norwegerinnen nicht erzeugt werden. Erst ein Kopfball von Silvia Neid in der 76. Minute kam einem möglichen Torerfolg tatsächlich Nahe, ebenso wie Smisek in der 85. Minute. Aber ein wirklicher Impuls von draußen kam nicht – wenig überraschend, in einer Zeit, in der Deutschland generell von taktischen Finessen wenig gehalten wurde.

Norwegen brachte das 2:0 problemlos drüber, ohne noch viel zu tun. Auch bei Kontern rückten maximal drei Spielerinnen mit auf – Kontrolle war angesagt.

Geschichtliche Einordnung

Norwegen war damals – dem EM-Semifinal-Aus gegen Schweden vier Monate vorm WM-Endspiel zum trotz – die klare Nummer eins in Europa und auch weltweit in der absoluten Spitze. 1991, bei der ersten Frauen-WM, verlor man das Finale gegen die USA erst durch ein Gegentor zwei Minuten vor Schluss mit 1:2, war 1993 Europameister und wurde 1995 eben Weltmeister – mit 23:1 Toren in sechs Spielen, als mit massivem Abstand beste Mannschaft des Turniers.

Es war der absolute Höhepunkt der großen Generation um Heidi Støre und Hege Riise. Sechs Spielerinnen vom Finale 1991 (Støre, Riise, Espeseth, Haugen, Medalen und Svensson) waren auch in Stockholm dabei. Dazu hatte man mit Turnier-Schützenkönigin Ann-Kristin Aarønes, 1.82m groß und kopfballstark, als in den Strafraum ziehende Linksaußen eine kaum zu verteidigende Waffe dazubekommen, dazu mit Bente Nordby eine solide Torfrau. Die unveränderte Mannschaft holte ein Jahr später Olympia-Bronze in Atlanta.

Und auch die nächste Generation aus Norwegen holte mit Gold in Sydney noch einen großen Titel – das einzige Olympia-Turnier, das nicht die USA gewannen.

Bei Deutschland entwickelte sich eine Mannschaft, die in den kommenden fünfzehn Jahren zur dominanten Kraft der Frauenfußball-Welt wurde – mit der im Finale von Stockholm erst 17-jährigen Birgit Prinz als Gesicht der Mannschaft. Mit ihr begann der Aufstieg zur echten Macht, mit ihrem Karriere-Ende war auch der Nimbus der deutschen Unbesiegbarkeit verflogen. Aber zwei WM-Titel (2003 und 2007) und fünf EM-Titel (1995, 1997, 2001, 2005, 2009) sprechen eine deutliche Sprache.

Und ein sechster EM-Titel in Folge kommt dazu – wenn man die Revanche für damals, das EM-Finale 2013, gegen Norwegen gewinnt.

Das Personal

Norwegen: Bente Nordby (20) – Tina Svensson (28), Nina Nymark Andersen (22), Gro Espeseth (22), Merete Myklebust (22) – Hege Riise (25), Ana Nymark Andersen (22), Tone Haugen (31) – Marianne Pettersen (19), Linda Medalen (29), Ann-Kristin Aarønes (22). Teamchef Even Pellerud (42, seit sechs Jahren).

Deutschland: Manuela Goller (24) – Birgitt Austermühl (29), Ursula Lohn (28), Anouschka Bernhard (24) – Maren Meinert (22), Silvia Neid (31), Bettina Wiegmann (23), Martina Voss (27), Dagmar Pohlmann (23) – Birgit Prinz (17), Heidi Mohr (28). Eingewechselt: Particia Brocker (29), Pia Wunderlich (20), Sandra Smisek (17). Teamchef Gero Bisanz (59, seit 13 Jahren).

(phe)

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„Für jede Krankheit gibt’s bestimmte Pillen. Bei Fußball-Taktik ist es ganz genauso!“ https://ballverliebt.eu/2013/07/26/fur-jede-krankheit-gibts-bestimmte-pillen-bei-fusball-taktik-ist-es-ganz-genauso/ https://ballverliebt.eu/2013/07/26/fur-jede-krankheit-gibts-bestimmte-pillen-bei-fusball-taktik-ist-es-ganz-genauso/#comments Fri, 26 Jul 2013 00:43:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9232 „Für jede Krankheit gibt’s bestimmte Pillen. Bei Fußball-Taktik ist es ganz genauso!“ weiterlesen ]]> Die nackten Zahlen beeindrucken kaum: Zwei Punkte aus drei Gruppenspielen, per Los-Entscheid überhaupt nur ins Viertelfinale gekommen. Dann im Viertel- und Halbfinale jeweils 1:1, einmal das Elferschießen gewonnen (gegen Frankreich), dann verloren (gegen Norwegen). Da ist kein „echter“ Sieg dabei.

Dennoch: Dänemark war durchaus verdient im Halbfinale. Obwohl das Team auf dem Papier sicher nicht zu den besten vier der Frauen-EM gehört. Wohl auch nicht zu den besten sechs. Womöglich nicht mal zu den besten acht. Aber Teamchef Kenneth Heiner-Møller verpasste seinem Team in jeder Partie eine andere taktische Marschroute. Und inhaltlich war das Team des 42-Jährigen immer der Punktsieger.

Norwegen - Dänemark 1:1 n.V. (1:1, 1:0), 4:2 i.E.
Norwegen – Dänemark 1:1 nV (1:1, 1:0), 4:2 iE

Das Turnier der Däninnen: Gegen Schweden ein 4-2-3-1 mit abkippender Sechs und brutal hohen Außen-Verteidigerinnen, um die eng stehende schwedische Viererkette zu fordern. Gegen Italien mit defensiveren AV aber verstärktem Zentrum, womit man die Italienerinnen bis zu deren Doppelschlag überfuhr. Volle Offensive gegen Finnland, wo Dänemark trotz 20:4 Torschüssen nur 1:1 spielte. Ein defensives 4-4-1-1 gegen Frankreich. Und eine wagemutigen Umstellung auf ein 3-3-4 gegen Norwegen, als es nötig wurde.

Letztlich endete die Reise für Dänemark und auch für Kenneth Heiner-Møller, der nach acht Jahren sein Amt als Teamchef zurücklegt, im Elfmeterschießen gegen Norwegen. Ballverliebt hat sich mit dem aus taktischer Sicht interessantesten Trainer der Frauen-EM danach unterhalten.

Ballverliebt: Erstmal gratuliere ich zu einem tollen Turnier. Ich muss ehrlich sein: Vor zehn Monaten, nach eurem 1:3 in der EM-Quali gegen Österreich in St. Pölten, hätte ich euch das Halbfinale nie im Leben zugetraut. Seid ihr an dieser Niederlage sogar gewachsen, weil ihr daraus gelernt habt?

Heiner-Møller: Das Spiel damals sehe ich ein wenig anders. Wir können hervorragend spielen, aber auch ziemlich schlecht. In St. Pölten waren wir ziemlich schlecht und Österreich hat unsere Schwächen sehr gut ausgenützt. Wir haben ein hohes und ein niedriges Level. Das niedrige Level muss in Zukunft höher werden.

Kenneth Heiner-Møller kurz nach dem verlorenen Elferschießen
Kenneth Heiner-Møller nach dem verlorenen Elferschießen

Ballverliebt: Nun, im Halbfinale gegen Norwegen, spielte die gelernte Innenverteidigern Janni Arnth links hinten, die gelernte Außenverteidigerin Line Røddik dafür innen. Was war die Überlegung hinter dieser Maßnahme?

Heiner-Møller: Das haben wir im Viertelfinale gegen Frankreich auch schon so gespielt. Janni ist eine gute Innenverteidigerin, aber auf international hohem Level ist mir mit Line innen wohler. Zudem kann Janni auch außen spielen, genau wie Mia Brogaard. Gegen Finnland habe ich Cecilie Sanvdej links hinten hingestellt. Sie ist gut, aber gegen die echten Top-Teams brauchen wir etwas mehr. Auch Mia Brogaard kann dort spielen, wie gegen Schweden und Italien, aber ihre Passgenauigkeit ist auch im zentralen Mittelfeld gefragt. Darum spielte sie gegen Frankreich und Norwegen auch dort. Und, ach ja, mit Caroline Hansen hat Norwegen da eine richtig gute Flügelstürmerin. Das könnte auch ein Grund für meine Maßnahme gewesen sein, Janni als Linksverteidigerin einzusetzen… (grinst)

Ballverliebt: Sie haben in diesem Turnier generell von Spiel zu Spiel einiges an Formation, Personal und individuellen Aufgaben verändert.

Heiner-Møller: Das hängt mit den verschiedenen Qualitäten der Spielerinnen zusammen. Wir sind lange zusammen und wissen, wie wir uns jeweils verhalten müssen, wenn verschiedene Teams verschiedene Angriffs-Systeme gegen uns spielen. Dementsprechend ändert sich auch immer unser Defensiv-Spiel, während unser Offensiv-Spiel fast immer ziemlich gleich ist. Dieses Turnier hat uns gezeigt, in den Spielen gegen Schweden und Frankreich vor allem, dass dieser Ansatz richtig ist und wir damit Erfolg haben können.

Anfang März beim Algarve Cup, dem alljährlichen stark besetzten Test-Turnier, ließ Heiner-Møller kein aktives 4-2-3-1 mit stark aufrückenden Außen und abkippender Sechs spielen, sonden ein extrem defensives 4-4-2. Es gab ein 0:0 gegen Deutschland und ein 0:0 gegen Norwegen – also genau gegen die beiden EM-Finalisten.

Dänemarks 0:0 gegen Norwegen beim Algarve Cup
Dänemarks 0:0 gegen Norwegen beim Algarve Cup

Ballverliebt: Wenn man sich eure Spiele beim Algarve Cup angesehen hat, sah es so aus, als hättet ihr dort den defensiven Zugang gedrillt. Stimmt der Eindruck?

Heiner-Møller: Wir haben getestet, was wir tun müssen, wenn wir auf ein Team wie eben im Viertelfinale Frankreich treffen. Das haben wir beim Algarve Cup gegen Deutschland und Norwegen probiert, das haben wir bei unserem Test-Turnier in Brasilien im Dezember probiert. Man braucht für verschiedene Krankheiten verschiedene Pillen, und bei Fußball-Taktik ist es genau dasselbe. Die muss man auch testen. Und meistens erwischen wir die richtige Pille.

Ballverliebt: Wenn ich sagen würde: Hättet ihr eine echte Knipserin, dann hättet ihr nach der Gruppenphase hier bei der EM sieben Punkte gehabt und nicht nur zwei – hätte ich dann recht?

Heiner-Møller: Manchmal rettet einen der Keeper, manchmal die Stürmer; manchmal patzt der Keeper und die Stürmer treffen nicht. Ich denke, dass Pernille Harder ein gutes Turnier für uns gespielt hat.

Ballverliebt: Trotzdem hättet ihr den Viertelfinal-Einzug auch leichter haben können als durch den Los-Entscheid gegen Russland.

Heiner-Møller: Hätten wir absolut, ja. Wenn man sich die Anzahl der Chancen ansieht, die wir uns in allen Gruppenspielen erarbeitet haben, kann man nicht mehr verlangen. Tormöglichkeiten herausgespielt haben wir mehr als genug. Wir haben aber auch ein paar zu viele zugelassen.

Heiner-Møller hat eine durchschnittliche Karriere als Aktiver hinter sich. Der Stürmer spielte ein Jahr bei Ferencváros in Ungarn, zurück in der Heimat war er bei B1903 Kopenhagen, Aarhus und Velje unter Vertrag. Eine Verletzung beendete die Karriere mit 30 Jahren. Als Trainer braucht er keinen Mental-Coach – weil er als ausgebildeter Psychologe eigentlich ja selbst einer ist.

Kenneth Heiner-Møller
Kenneth Heiner-Møller

Ballverliebt: Was hat eure tolle Leistung beim 1:1 im Eröffnungsspiel gegen Schweden für eure Psyche bewirkt?

Heiner-Møller: Wir haben viel darüber geredet und ich sage meinen Spielerinnen immer wieder: Wir können jedes Team dieser Welt schlagen. Aber, wie gesagt, wir können auch fürchterliche Aussetzer haben. Gegen Italien haben wir zwischen der 30. und der 60. Minute ganz schlecht gespielt, und die ersten 35 Minuten hier gegen Norwegen waren unsere schlechtesten im ganzen Turnier. Nach dem Schweden-Spiel dachten wir insgeheim, dass wir besser wären als wir eigentlich sind.

Ballverliebt: Für Sie war es nach acht Jahren das letzte Spiel als Teamchef von Dänemark. Wie geht es mit Ihnen weiter?

Heiner-Møller: Am 1. August werde ich meinen neuen Job antreten. Der hat nichts mit Fußball zu tun, sondern in einem Institut für die Entwicklung von Führungskräften in Dänemark.

Ballverliebt: Also erstmal kein Fußball?

Heiner-Møller: So sieht es aus.

(phe)

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