Ki – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 02 Jul 2014 11:33:32 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/ https://ballverliebt.eu/2014/06/27/12-spiele-3-remis-9-pleiten/#comments Fri, 27 Jun 2014 19:50:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10348 Asien bei der WM 2014: 12 Spiele, 3 Remis, 9 Pleiten weiterlesen ]]> Auf der fußballerischen Überholspur hat sich Asien befunden. Die Versprechen, die Afrika vor 20 Jahren abgegeben hatte, schienen von den Asiaten eingelöst zu werden. Aber: Keines der vier AFC-Teams in Brasilien konnte auch nur ein Spiel gewinnen. Vor allem die vermeintlich „Großen“ Japan und Südkorea enttäuschten auf der ganzen Linie. Das Asien-Quartett fuhr in zwölf Spielen 3 Remis und 9 Niederlagen ein.

Japan: Drei Jahre zu früh gepeakt

Was war das für ein großartiges Turnier von Japan beim Asien-Cup vor drei Jahren. Wie ein Wirbelwind überzog man die Konkurrenz, und auch als es in der K.o.-Phase zum Teil etwas harzig wurde, verlor man nie die Übersicht. Kagawa (in seiner ersten Saison bei Dortmund), Honda (nach einem halben Jahr bei ZSKA Moskau) und Okazaki (ein halbes Jahr vor einem Wechsel in die Bundesliga) machten in der offensiven Dreierreihe mit ihrem Tempo und ihren unermüdlichen Rochaden die Gegner wahnsinnig, aus der Defensive stießen Hasebe (Kapitän beim gerade-nicht-mehr-amtierenden Meister Wolfsburg) und Endo nach, über die Seiten machten Uchida und Nagatomo Druck – das unglaubliche Turnier von Letzterem brachte ihm einen Vertrag und einen Stammplatz bei Inter Mailand ein.

Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes - Japan enttäuschte auf ganzer Linie.
Zu wenig Elan, zu wenig Rochade, zu wenig Überraschendes – Japan enttäuschte auf ganzer Linie.

Alberto Zaccheroni, der entnervt vom alles zerredenden Italien in Japan eine neue Heimat gefunden hatte, formte eines der zu diesem Zeitpunkt fünf besten Teams der Welt. Und das ist der Schlüsselsatz: „zu diesem Zeitpunkt“. Bei der WM in Brasilien war der ganze Schwung weg. Kagawa hat zwei Jahre auf der Bank von Manchester verschleudert, Honda hat in der Serie A noch nicht wirklich Fuß gefasst. Okazaki hat in Mainz eine tolle Saison als Mittelstürmer hinter sich, wird im Team aber auf der linken Seite gebraucht – so muss vorne ein Stürmer von einem deutschen Zweitliga-Mittelständler ran. Endo war nicht fit, Hasebe mit Nürnberg gerade abgestiegen.

Ohne die Rochaden und das wilde Tempo vorne wurde Japan ausrechenbar. Dazu fehlt auch der Druck von den Jungen: Bis auf Stürmer Maeda und den eben nicht auf der Höhe seiner Kräfte agierenden Sechser Endo sind alle Spieler, die in Katar den Asien-Titel 2011 holten, immer noch dabei, und es sind auch keine neuen Leistungsträger wirklich in Sicht: U-20-WM-Endrunden verpasst Japan in schöner Regelmäßigkeit und die jüngeren WM-Fahrer versprechen auch kaum große Entwicklungssprünge.

Diese Generation der Japaner hat sich einen glanzvollen Asien-Titel geholt, aber die WM in Brasilien kam ihr um zumindest zwei Jahre zu spät. Leider.

Südkorea: Kreative falsch oder gar nicht eingesetzt

Beste Voraussetzungen wären das für die Koreaner gewesen: Eine Generation von guten, jungen und aufstrebenden Talenten und Stammspieler in guten europäischen Ligen, gepaart mit einer echt nicht besonders guten Gruppe. Und doch fiel man komplett durch, holte nur einen Punkt und machte auch nie den Eindruck, dass wirklich mehr drin gewesen wäre.

Was bei dem Talente-Pool verwundert, allerdings kommt man nicht umhin, Teamchef Hong Myung-Bo zu unterstellen, diesen völlig verkehrt eingesetzt zu haben. Vor allem im kreativen Zentrum klaffte ein Loch, das man locker schließen hätte können – etwa mit Koo Ja-Chaol, der in Mainz eine bärenstarke Saison spielte, aber als Stürmer verschenkt war. Oder mit Ji Dong-Won, der zu Dortmund wechselt, aber weitgehend ignoriert wurde. So blieb viel zu viel an Leverkusens Son Heung-Min hängen, der die Schwächen im System aber auch nicht ausgleichen konnte.

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Großes Talent, aber auch große Passivität: Südkorea ließ das Spiel der Gegner zu oft über sich ergehen.

Denn vor allem passte die Umsetzung des Systems nicht. Hong ließ in einem flachten 4-4-2 spielen, ohne Kreativ-Spieler im Zentrum, ohne körperlich ausreichend robuste Stürmer für lange Anspiele – aber auch ohne jegliche Form von Pressing. Das war schon beim 1:1 gegen Russland augenfällig, ging aber noch halbwegs gut, weil die Russen auch so ihre Probleme hatten.

Aber dem Schwung, den Algerien vor allem im verdichteten Zentrum aufbaute, war man überhaupt nicht gewachsen. Es gab aber auch keine inhaltlichen Antworten, nur ein kurzes Aufflackern individueller Klasse zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Algerien. Sonst nichts. Man ließ das Spiel aller Kontrahenten über sich ergehen. Das war zu wenig.

Und damit ist das sang- und klanglose Ausscheiden auch folgerichtig. Südkorea hätte den Kader für den Achtelfinal-Einzug gehabt, war aber aus 100 % eigenem Verschulden meilenweit davon entfernt, tatsächlich ins Achtelfinale einzuziehen.

Iran: Im Rahmen der Möglichkeiten ganz okay

Deutlich näher dran an der nächsten Runde war der Iran, und das mit dem vermutlich schwächsten Kader aller 32 Endrunden-Teilnehmer. Ashkan Dejagah ist als prominentester Spieler aus der Premier League abgestiegen, Stürmer Ghoochannejhad spielt bei einem englischen Zweitligisten, praktisch alle anderen in der heimischen Liga, der sogar Teamchef Carlos Queiroz „Amateur-Niveau“ bescheinigt.

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Attraktiv zum Zusehen war es nicht, , aber der Iran holte wohl das Maximum aus den Möglichkeiten.

Und doch schaffte es der erfahrene Portugiese, das Optimum aus seinem äußerst limitierten Team herauszuholen. Das strikte Defensiv-Konzept war zwar weder besonders ausgeklügelt noch besonders schön anzusehen, orientierte sich aber an den Stärken und den Schwächen seines Kaders. Robuste, aber nicht besonders schnelle Innenverteidiger. Dazu umsichtige, aber nicht besonders schnelle zentrale Mittelfeld-Spieler. Natürlich gibt’s da keinen Champagner-Fußball.

Dennoch war das Remis gegen Nigeria nie wirklich in Gefahr, hatte man Argentinien am Rande der Niederlage. Natürlich, nach vorne kamen kaum einmal drei Pässe in Folge an und es gab in drei Spielen nur ein einziges Tor. Aber gemessen an den Möglichkeiten war es ganz okay – vor allem, wenn man bedenkt, dass es keine vernünftigen Aufbaugegner gab, man in einem Flughafen-Hotel zwei Stunden vom Trainingszentrum hausen musste und offenbar sogar die Trikots beim Waschen schrumpften.

Dazu machte vor allem Torhüter Alireza Haghighi auf sich aufmerksam. Nur als Nummer drei in den Kader gerutscht, absolvierte der Portugal-Legionär letztlich alle drei Spiele und agierte umsichtig, souverän und weitgehend fehlerfrei. Dazu waren seine schwarzen Stutzen und die schwarzen Schuhe zum ansonsten knall-orangen Outfit im Spiel gegen Bosnien auch einfach stylish ohne Ende.

Australien: Erfolgreiches Test-Turnier trotz null Punkten

Das muss man sich auch erst einmal trauen: Ange Postecoglou übernahm im Herbst ein Team, das schon für die WM qualifiziert war, aber unglaublich unansehnlichen Fußball spielte und gnadenlos überaltert war. Also eliminierte er bis zur Endrunde schrittweise Spieler wie Brett Holman (63 Länderspiele), Sasa Ognenovski (35 Jahre), Josh Kennedy (31 Jahre) und Luke Wilkshere (80 Länderspiele), Carl Valeri (50 Spiele) und Chelsea-Keeper Mark Schwarzer, die vor drei Jahren beim Final-Einzug beim Asien-Cup alle noch dabei waren.

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Hungrige Junge und eine routinierte Achse: Australien verlor zwar alles, überzeugte aber.

So sank der Altersschnitt im Team schlagartig um vier Jahre und nach der Auslosung, die Spanien, Holland und Chile bescherte, gab Postecoglou die klare Direktive aus: Jungs, wir werden untergehen, aber wir werden das mit fliegenden Fahnen tun. So zeigte sich diese Mannschaft extrem hungrig, sehr kampfstark, steckte nie auf.

Und sie hat die richtige Mischung aus jung und routiniert gefunden. Mit Wilkinson, Jedinak, Bresciano und Cahill gab es eine Achse von „Alten“, um die herum sich die jungen Wilden austoben konnte. Natürlich fehlt da die individuelle Klasse und taktisch war das auch nicht besonders aufregend, aber es war trotzdem gut anzusehen und die Socceroos versprühten Freude an ihrem Tun – genau das fehlten in den letzten Jahren unter Pim Verbeek und vor allem unter Holger Osieck ja völlig.

So kommt es zu dem Paradoxon, dass die AFC-Mannschaft mit der schlechtesten Bilanz – 3 Niederlagen – den besten Eindruck hinterlassen hat. Was auch dringend nötig war, schließlich war die WM für die Australier ein Test-Turnier für den Asien-Cup. Den richtet man in einem halben Jahr nämlich selbst aus.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Jänner 2015 in Australien

Für die hat man sich mit den engagierten Auftritten in Brasilien in eine sehr gute Position gebracht, denn während man selbst schon voll am Weg ist und gezeigt hat, dass man die heimischen Fans trotz Niederlagen hinter sich vereinen kann, steht bei den anderen Top-Teams entweder ein Umbruch oder zumindest ein Teamchef-Wechsel (Japan, Iran), muss es große Zweifel an der Spielweise geben (Südkorea), oder ist so weit im Eck, dann man sich erstmal um sich selbst kümmern muss (China, Saudi-Arabien).

Der starke Eindruck, den nicht nur der Asien-Cup 2011, sondern auch die überwiegend guten Auftritte von Japan und Südkorea bei den WM-Endrunden seit 2002 hinterlassen hatten, ist bei der WM in Brasilien völlig an die Wand gefahren worden. Ob das ein kurzfristiges Schlagloch ist, oder eine dauerhafte Entwicklung, wird in den nächsten Jahren zu beantworten sein.

Für den Iran ist eine okaye Performance bei einer WM der Plafond, bei Australien war ein gutes Abschneiden schon nach der Auslosung kein Thema mehr, diese beiden haben nicht enttäuscht. Südkorea hat das personelle Potenzial, auch weiterhin um Achtel- und Viertelfinals mitzuspielen, man müsste es nur auch inhaltlich umsetzen.

Nur bei Japan muss man sich aktuell ernsthafte Sorgen machen.

(phe)

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Viel Kampf, wenig Klasse https://ballverliebt.eu/2011/02/06/viel-kampf-wenig-klasse/ https://ballverliebt.eu/2011/02/06/viel-kampf-wenig-klasse/#comments Sun, 06 Feb 2011 15:06:38 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4015 Viel Kampf, wenig Klasse weiterlesen ]]> Ein volles Haus, viel Kampf, hohe Intensität – aber wenig fußballerische Klasse. Das war das Old Firm Derby von Glasgow im Achtelfinale des schottischen Cups. In dem mit Celtic das Auswärtsteam zwar auch in Unterzahl klar dominierte, die Rangers aber ein 2:2 erkämpften.

Glasgow Rangers - Celtic Glasgow 2:2

In dieser Saison sind die beiden schottischen Großklubs ziemlich gleich stark – an Verlustpunkten liegen die Rangers in der Liga-Tabelle ein Pünktchen voran. In diesem Old Firm Derby ging es aber nicht um Punkte, sondern um den Einzug ins Viertelfinale des schottischen Pokals, und damit schon mehr oder weniger um den Titel. Denn im Normalfall kann ja schon seit Jahrzenhten die schottische Konkurrenz diesen Teams nicht das Wasser reichen.

Das Spiel begann gut für die Gastgeber – von der frühen Rangers-Führung durch Ness (nach einer Ecke) ließ sich Celtic überhaupt nicht beeindrucken. Im Gegenteil, die Truppe von Neil Lennon legte nun erst recht los. Über die rechte Seite arbeiteten Wilson und Brown hervorragend zusammen, die Grenzen zwischen RV und RM verschwammen komplett. Auf der anderen Seite war es der Honduraner Izaguirre, der viel nach vorne ging. Und im Zentrum war Ki Sung-Yueng, Star des Asiencups, der Ballverteiler. So hatte Celtic – im gegnerischen Ibrox, wohlgemerkt – zwei Drittel Ballbesitz und der 1:1-Ausgleich durch die hängende Spitze Kris Commons (16.) war hochverdient.

Die Gäste drückten weiter und die Rangers versuchten, sich mit ihren zwei Viererketten und viel Kampfkraft Celtics zu erwehren. Hier spielte es ihnen auch in die Hände, dass es den Gästen trotz aller Spielkontrolle am Zug zum Tor fehlte. Grundsätzlich war die Spielanlage bei Walter Smith‘ Rangers ähnlich wie beim Gegner: Über die Seiten nach vorne kommen, mit dem giftigen Elhadji Diouf (der es vornehmlich mit Beram Kayal zu tun hatte) und dem schnellen Jelavic in vorderster Front, der auf Konter lauerte. Bis es in der 36. Minute zum vermeintlichen Knackpunkt kam: Celtic-Goalie Fraser Forster foulte Jelavic im Strafraum – Elfmeter und Rot! Whittaker drosch den Ball zum alles andere als verdienten 2:1 ins Netz.

Celtic-Coach Lennon nahm mit Commons seine hängende Spitze für Ersatztorhüter Zaluska vom Feld und spielte mit einem 4-4-1 weiter; die interessantere Umstellung nahm in der Halbzeit aber Walter Smith vor: Er zog Diouf zurück auf die (zumeist) linke Seite im Mittelfeld, Edu machte nun den Solo-Sechser und mit einem 4-1-4-1 sollte gegen den dezimierten Gegner das Ergebnis abgesichert werden. Lennon sah sich das eine Zeit lang an und ging nach einer Stunde mehr Risiko, weil er sah, dass die Rangers keine Intention hatten, auf ein drittes Tor zu gehen.

So kam mit Giorgios Samaras ein schneller Stürmer (wiederum als hängende Spitze) für den Zentral-Defensiven Kayal. Das verbleibende Dreiermittelfeld Brown-Ki-Ledley verschob sich immer wieder horziontal und der Außenverteidiger auf der freien Seite übernahm dann jeweils die Position im Mittelfeld. Zumeist war das eher Izaguirre, der vor der Pause schon sehr fleißig war. Und es war ob des Dauerdrucks des dezimierten Celtic-Teams wiederum verdient, als wenige Minuten danach Scott Brown zum 2:2 einnetzte.

Die Rangers reagierten in dem ohnehin schon sehr intensiven Spiel mit noch mehr Härte, durchdachter Spielaufbau war aber nicht zu sehen. Eher schon leichte Verzweiflung, um dem Wiederholungsspiel oder gar einer Niederlage zu entgehen – so flog Gary Naismith in der 75. Minute vom Platz, als er per Schwalbe einen Elfer für seine Rangers schinden wollte.

Aber Celtic musste dem hohen Aufwand in der Schlussphase dann doch Tribut zollen, sodass es ihnen nicht mehr gelang, die numerische Ausgeglichenheit auszunützen. So endete das Spiel 2:2 und es wird am 2. März ein Wiederholungsspiel geben…

Fazit: Es war mit acht Verwarnungen, zwei Ausschlüssen und einigen richtig derben Tackles (vor allem von Seiten der Rangers) ein hitziges und sehr intensives Spiel, dem es aber eklatant an echter fußballerischer Klasse fehlte. Die beiden Coaches wussten zwar gut sichtbar, was sie taten, aber vielen Spielern fehlt es schlicht an der Qualität – was sich ja im europäischen Vergleich recht drastisch zeigte (kein schottisches Team überstand eine Qualifikation, die in der CL gesetzten Rangers profitierten von den international überforderten Türken von Bursaspor).

In dieser speziellen Partie hätte Celtic den Sieg zweifellos verdient gehabt, weil die Gäste auch in Unterzahl zwei Drittel Ballbesitz hatten und deutlich mehr für das Spiel taten. Mangels Zug zum Tor und mangels der Fähigkeit, ein selbst gestaltetes Spiel auch vor das gegnerische Tor zu bringen, dürfen sich die Mannen von Neil Lennon aber nicht wundern, dass es nur zu einem 2:2 reichte.

(phe)

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Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/ https://ballverliebt.eu/2011/02/01/was-bleibt-was-war-gut-was-weniger-das-war-katar-2011/#comments Mon, 31 Jan 2011 23:26:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3907 Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011 weiterlesen ]]> „Ich habe mich entschieden, weit weg von Italien zu trainieren, um mich von der dortigen Schizophrenie zu entgiften. Ich bin zurückgekehrt zu der Arbeit, die mir am meisten gefällt – den Fußball zu lehren!“ – Das sagt Alberto Zaccheroni. Jener Mann, der das tolle japanische Team zum Sieg im Asien-Cup geführt hat.

Schon nach dem ersten Gruppendurchgang musste jeder, der mehr gesehen hat als nur die Ergebnisse, wissen: Der Titelgewinn führt nur über diese bärenstarken Japaner – obwohl es im ersten Spiel gegen Jordanien „nur“ ein 1:1 gegeben hat. Im Nachhinein betrachtet, im Lichte dessen, was die Jordanier erreicht haben, verwundert dieses Resultat nicht mehr. Nach 32 Spielen, die Ballverliebt analysiert hat, darf natürlich ein Debriefing nicht fehlen. Eine Zusammenfassung dessen, was das Turnier Katar 2011 so alles gebracht hat.

Das Problem mit dem All-Star-Team

Ballverliebt-Allstars des Asiencups 2011

So könnte ein All-Star-Team des Turniers aussehen. Das ist aber durchaus problematisch – denn einige Positionen sind unstrittig, für andere gäbe es viele glaubhafte Möglichkeiten, für andere eigentlich gar keine. Das fängt schon bei der Position der Solo-Spitze an. Hier gab es nämlich im Grunde keinen einzigen Spieler, der wirklich überzeugt hätte. Harry Kewell hat zwar einige Tore geschossen, darunter das wichtige im Viertelfinale gegen den Irak, aber sonst vor allem durch slapstickhaftes Verschludern bester Möglichkeiten geglänzt. Alternativen wie Ji Dong-Won (Südkorea) oder Ryoichi Maeda (Japan) haben immer fleißig gerackert, aber wenig Torgefahr ausgestrahlt. Und auch bei den restlichen 13 Mannschaften hat sich keiner nachhaltig angeboten. Was eine der ganz großen Erkenntnisse dieses Turniers ist: Es fehlen die Vollstrecker.

Ein absolutes Überangebot herrscht dafür auf der Sechser-Position – mit dem Südkoreaner Ki Sung-Yueng (21) hat sich eines der weltweit größten Talente dieser Position in den Vordergrund gespielt. Ob er noch lange bei Celtic Glasgow unter Vertrag steht? Aber auch Yasuhito Endo aus Japan und Nashat Akram aus dem Irak wussten auf der Position vor der Abwehr durchaus zu gefallen, auch sie hinterließen einen viel nachhaltigeren Eindruck als jeder Stürmer dieses Turniers.

Auch im linken Mittelfeld gab es mehr Kandidaten als nur den überragenden Shinji Kagawa. Zyniker könnten sagen, Dortmund solle froh sein, dass er sich nach seinem Gala-Auftritt gegen Katar verletzt hat; so bleibt er dem BVB über den Sommer hinaus erhalten – ansonsten wäre ein Transfer nach England kaum zu verhindern gewesen. Vor einem solchen stünde aber über kurz oder lang auch Matt McKay – wäre der Australier vom A-League-Leader Brisbane Roar nicht schon 27 Jahre alt. Er spielte ebenso ein starkes Turnier und war einer der Gründe, warum es die Socceroos bis ins Finale geschafft haben.

Durchbruch für Japan: Yuto Nagatomo!

Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, wie essenziell die Position des Außenverteidigers im modernen Fußball geworden ist, Yuto Nagatomo hätte ihn erbracht. Eine ansprechende WM brachte ihm im Sommer einen Vertrag bei Serie-A-Aufsteiger Cesena ein, seine überragenden Leistungen beim Asiencup wurden mit einem Wechsel zu Inter Mailand belohnt. Christian Chivu bekommt also starke Konkurrenz. Er war auch essenziell für das generelle Spiel der Japaner, das vor allem in der Vorrunde massiv an jenes von Arsenal erinnerte – vor allem die erste Hälfte gegen Syrien.

Japan

Zaccheroni rückte mit den Japanern von jenem 3-4-3 ab, das er üblicherweise präferiert. Von der Grundformation her ist es ein nicht besonders ungewöhnliches 4-2-3-1. Einen wirklich zentralen Spieler kann man in dem ungemein augewogenen und sehr gut aufeinander abgestimmten Team aus Nippon gar nicht ausmachen. Die Spielanlage beruht auf der großen Flexibiliät der der offensiven Mittelfeldspieler, der Übersicht von Taktgeber Makoto Hasebe und der Breite, welche die massiv nach vorne stürmenden Außenverteidiger bringen. Die somit auch jene des Gegners nach hinten drücken – so sieht Defensivarbeit Anno 2011 aus.

Angesichts der Tatsache, dass die Flanken oft bis hin zur gegnerischen Grundlinie von Nagatomo links und dem Schalker Uchida rechts besetzt werden, können die drei in der Spielgestaltung – im Idealfall Honda zentral, Kagawa links und Okazaki (der nach zwei Spielen Matsui abgelöst hatte) – ihre Zwischenräume enger gestalten, was es für den Spielaufbau angesichts vermehrter Anspielstationen in kurzer Distanz leichter macht.

Außerdem gibt es an den Flanken immer eine Anspielstation, und Maeda vorne bindet mit viel Laufarbeit beide gegnerischen Innenverteidiger, sodass sich Honda und Co. mit diesen nicht herumschlagen müssen. Und das alles geschieht, sofern alle fit und frisch sind, auch noch in einem irren Tempo, vor allem in den ersten 20 Minute der Spiele. Was für den Titelgewinn letztlich aber nur die halbe Miete war – denn auch wenn es nicht läuft, wie im Viertelfinale gegen Gastgeber Katar oder im Finale gegen Australien, behält die Mannschaft stets Ruhe. Die Spieler auf dem Platz ebenso wie der Teamchef an der Seitenlinie. Zaccheronis genialer Schachzug, Nagatomo im Finale nach vorne zu ziehen und hinter im einen Innenverteidiger die Drecksarbeit machen zu lassen, wurde vom Neu-Mailänder mit der Vorlage zum 1:0 belohnt.

Ein weiterer Punkt, der sich äußerst positiv auf die Performance der Japaner auswirkte, war sicherlich die Tatsache, dass sich immer mehr den Sprung nach Europa zutrauen und sich dort auch durchsetzen. Honda ist Leistungsträger bei ZSKA Moskau, Kagawa beim designierten deutschen Meister Dortmund, Hasebe stemmte mit Wolfsburg schon eine Meisterschale, Uchida lebt sich nach Startschwierigkeiten bei Schalke immer besser ein, Torhüter Kawashima und Innenverteidiger Yoshida spielen in Belgien, Okazaki geht nach Stuttgart und Nagatomo eben zu Inter Mailand.

Durchbruch für Südkorea? Ki Sung-Yueng und Koo Ja-Cheol!

Es war am Ende wohl ein einziges Tor gegen Indien, was den Südkoreanern die Teilnahme am Finale gekostet hat. Ein Tor mehr gegen den überforderten Underdog im letzten Gruppenspiel, und statt Iran und Japan wären auf dem Weg ins Finale „nur“ Irak und Usbekistan gestanden. So aber musste sich das Team um Park Ji-Sung nach dem Semifinal-Aus im Elferschießen gegen Japan mit dem dritten Platz begnügen. Doch Moment… dem Team um Park Ji-Sung? Berechtigter Einwand – denn beim letzten Turnier des Man-Utd-Stars spielte sich ein ganz junger Mann ins Rampenlicht.

Südkorea

Und zwar Ki Sung-Yueng von Celtic Glasgow. Der 22-Jährige hat bereits 36 Länderspiele auf dem Buckel, spielte eine sehr ordentliche erste Weltmeisterschaft und war bei diesem Turnier einer der drei stärksten Spieler seines Teams. Ein Trio, zu dem der sehr mannschaftsdienliche, aber etwas überspielt wirkende Park Ji-Sung im Übrigen nicht mehr gehört: Der 29-Jährige hat seine Schuldigkeit getan und übergibt den Staffelstab nun an jene Generation, der er mit seinen Leistungen in den letzten Jahren die Tür nach Europa geöffnet hat. Der mit seinen 1.88m für einen Koreaner extrem große Sechser Ki bestach nicht durch auffällige Aktionen, sondern durch tolles Stellungsspiel, enorme Spielintelligenz und hohe Laufbereitschaft. Er nahm gegnerische Offensivkräfte wie Honda oder Cahill aus dem Spiel und spielte unauffällige, aber sichere Pässe in der Spieleröffnung.

Generell hinkte das Spiel der Koreaner aber. Ähnlich wie bei Japan sollte auch bei den Koreanern unter Cho Kwang-Rae die Breite von den Außenverteidigern kommen und sich das offensiven Mittelfeld zusammenziehen. Das Problem: Lee Chung-Yong fehlt es an der Klasse, Park Ji-Sung an der Frische und der Achter Lee Yong-Rae konnte nicht die nötigen Akzente setzen. Der einzige, der in der Offensive wirklich auf sich aufmerksam machen konnte, war Koo Ja-Cheol: Auf den 21-Jährigen von Jeju United war vor dem Turnier nur Young Boys Bern aufmerksam geworden, ein Transfer zu den Schweizern scheiterte letztlich am tollen Asiencup von Koo. Der seine Zelte nun in Wolfsburg aufschlagen wird. Er ist aber kein klassischer Zehner, sondern mehr eine hängende Spitze: Seine besten Szenen hatte der schnelle Mann, wenn er aus der Tiefe kommen und sich zwischen gegnerischer Innenverteidigung und gegnerischem Sechser zwischen den Linien bewegen konnte.

Auf diesen beiden Spielern wird in Zukunft die Hoffnung der südkoreanischen Fans ruhen. Denn der dritte extrem starke Mann bei diesem Turnier ist mit seinen 30 Jahren kein junges Talent mehr – nämlich Cha Du-Ri, der nach harten Jahren in Deutschland nun bei Celtic Glasgow untergekommen ist.

Ein letztes Hurra aus Australien

Auch, wenn es ein starkes Spiel im Finale gab und dieses surreale 6:0 im Semifinale gegen Usbekistan: Es fällt schwer, Australien wirklich als zweitbestes Team des Turniers zu sehen. Zu leicht war der Weg ins Finale, zu wenig überzeugend die recht durchwachsenen Spiele in der Vorrunde, und zu starr im Endeffekt auch das Spiel der Socceroos unter ihrem deutschen Teamchef Holger Osieck.

Australien

Außerdem war es keine Mannschaft mit Zukunft. Das Durchschnittsalter des Teams liegt bei knapp 30 Jahren, und wenn Matt McKay mit seinen 27 Lenzen nur zwei Spieler um sich herum hat, die (auch nicht viel) jünger sind als er selbst, wird schon klar, dass der Finaleinzig dieser Mannschaft jenes letzte Hurra einer Spielergeneration ist, den man eigentlich schon für die WM in Südafrika hatte erwarten können.

In Katar war Australien eine der wenigen verbliebenen Mannschaften, die mit einem klassischen 4-4-2 aufgetreten sind und in keiner Minute davon abgerückt sind. Die Vorwärtsbewegung kam fast ausschließlich über die Flanken und da spielte sich eben Matt McKay in den Vordergrund – auch, wenn er erst im Viertelfinale erstmals in der Startformation stand. Kein Wunder, dass die Socceroos erst in der K.o.-Phase ins Rollen kamen, mit einer starken Partie gegen den Irak und einer cleveren Leistung gegen jene Usbeken, die im Semifinale zeitweise zwei Drittel Ballbesitz hatten.

Taktisch gibt es über diese eher wenig prickelde Mannschaft nicht viel zu sagen. Aber in Hinblick auf den nächsten Asiencup im Jahr 2015 ist die Altersentwicklung alermierend – denn dieser wird just in Australien ausgetragen. Kein allzu günstiger Zeitpunkt, jetzt, wo der große Generationswechsel ansteht.

Unter Wert geschlagen: Iran

Am Ende steht das Aus im Viertelfinale – womit die Iraner weniger erreicht haben, als ihnen eigentlich zugestanden wäre. Ja, das zweite Gruppenspiel (1:0 gegen Nordkorea) war furchtbar. Aber die Art und Weise, wie das Team vom US-Iraner Afshin Ghotbi in der sehenswerten Auftaktpartie gegen den Irak mit einem 4-4-2 verschob, was das Zeug hielt, war interessant. Die folgende Umstellung auf das 4-1-4-1 folgerichtig, die Leistung des zweiten Anzugs im letzten Gruppenspiel (3:0 gegen die VAE) souverän. Und letztenendes scheiterte man am Pech in der Auslosung. Jeden anderen Gegner als die Südkoreaner, von den überragenden Japanern abgesehen, hätten die Iraner mit hoher Wahrscheinlichkeit geschlagen.

Gutes Coaching: Usbekistan

In gleichem Maße, wie die Iraner Pech mit der Auslosung hatten, müssen die Usbeken als Glückskinder gelten. Die gut organisierte, aber in der Spielgestaltung harmlose Truppe aus Zentralasien hatte die mit Abstand leichteste Gruppe zu überstehen und bekam mit Jordanien auch noch einen einigermaßen dankbaren Gegner im Viertelfinale. Zugegeben: Das 0:6 im Semifinale gegen Australien war um mindestens drei Tore zu hoch.

Die Usbeken bestachen vor allem durch ihre hohe systematische Flexibilität. Der Ausgangspunkt war auch bei ihnen ein 4-2-3-1, aber innerhalb dieses Systems konnte ohne größere Reibungsverluste gewechselt werden. Praktisch jeder Offensivspieler konnte sowohl im Zentrum als auch auf beiden Seiten spielen, dazu gab es fleißige Außenverteidiger und mit dem immer wieder nach vorne marschierenden Odil Achmedov auch noch einen interessanten Innenverteidiger.

Am auffälligsten war bei Usbekistan aber der Teamchef: Vadim Abramov verstand es immer wieder, mit intelligenten Wechseln Spiele zu retten, die zu entgleiten drohten. So war es etwa gegen Kuwait, aber auch gegen Jordanien. In letzterem Spiel trat sein Team übrigens in einem 3-2-4-1 an – die einzige experimentelle Formationsvariante in diesem Turnier.

Die positiven Überraschungen: Jordanien und Syrien

Auf dem Papier war die Vorrundengruppe B eine klare Sache: Japan und die Saudis gehen locker durch, Jordanien und Syrien haben keine Chance. Aber weit gefehlt! Die beiden Teams aus dem nahen Osten machten den Japanern das Leben extrem schwer und kippten den großen Nachbarn Saudi-Arabien in eine der schlimmsten sportlichen Krisen ihrer Geschichte. Aber wie ging das?

Jordanien - Syrien 2:1

Bei beiden Teams – natürlich – durch taktische Cleverness, ohne die es als Underdog einfach nicht geht. Ansonsten war die Herangehensweise aber durchaus verschieden. Die Syrer schlugen die Saudis (mit einem 4-4-1-1), fingen sich nach dem Seitenwechsel gegen Japan (mit einem 4-1-4-1) und rannten gegen Jordanien mit einem 4-2-3-1 mit voller Kraft an. Vor allem aber gaben sie ihr letztes Hemd, was ihren Kampfgeist anging. Der rumänische Teamchef Valeriu Tita verstand es, das Optimum aus seiner ausgeglichen besetzten Mannschaft heraus zu holen. Vor allem der gegen die Saudis und gegen Jordanien als Zehner agierende Belgien-Legionär Malki machte einen guten Eindruck, auch der fleißige linke Flügelmann Jehad Al-Hussein gefiel. Dass es letztlich nicht reichte, lag an der mangelnden Chancenverwertung.

Die kann man Jordanien hingegen nicht vorwerfen – beim 2:1-Sieg im entscheidenden Spiel gegen Syrien, dem wohl energiegeladensten Match des ganzen Turniers, vergab man zwar die einzige selbst herausgespielte Torchance, gewann aber letztlich dennoch. Weil die bombenfeste Defensive um Ersatz-Kapitän Bashir Bani-Yasin ein sensationelles Turnier spielte. Und das, nachdem mit Hatem Aqel dessen Partner schon in der ersten Partie verletzt w.o. hatte geben müssen! Doch Teamchef Adnan Hamad, ein Iraker, hatte eine perfekt aufeinander abgestimmte Truppe, die mit Spielmacher Hassan Abdel-Fattah auch in der Offensive einen fähigen Mann hatte, mit Sulaiman Al-Salman einen hervorragenden Rechtsverteidiger, mit Hashhash und Abdulrahman ein gut funktionierendes Duo im defensiven Mittelfeld, und mit Amir Shafi einen starken Torhüter.

Gute Figur gemacht: Titelverteidiger Irak

Was vom Asiencup 2007 in Erinnerung blieb? Nicht die Tatsache, dass von den vier (!) Veranstaltern Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam nur die damals von Alfred Riedl trainierten Vietnamesen die Vorrunde überstanden. Sondern der sensationelle Titel für den Irak – einem vom Krieg gebeutelten Land; einer seit Jahrzehnten sportlich absolut wertlosen Mannschaft. Dass dieser Titel kein kompletter Zufall war, zeigte die Mannschaft bei diesem Turnier vollauf. Vor allem der extrem laufstarke und umsichtige Sechser Nashat Akram – der bei Al-Wakrah in Katar spielt – hatte ein hervorragendes Turnier, die Abwehr zeigte sich auch diesmal als große Stärke. Aber auch unter dem deutschen Teamchef Wolfgang Sidka tat sich das Team schwer mit der Spielgestaltung. Was letztlich auch das Viertelfinal-Aus gegen Australien bedeutete. Bleibt die mit einem Durchschnittsalter von 25,4 Jahre auch noch sehr junge Truppe zusammen, ist eine Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien durchaus nicht unrealistisch.

Sich nach Kräften blamiert: Saudi-Arabien und China

Alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Das war das Auftaktspiel der Saudis, das 1:2 gegen Syrien, auf den Punkt gebracht. Was Teamchef José Peseiro auch prompt seinen Job kostete! Nasser Al-Johar übernahm und machte gegen Jordanien, taktisch gesehen, eigentlich alles richtig. Eine massive Leistungssteigerung, bei der nur die Tore fehlten. Was nach dem 0:1 schon nach zwei Partien das Aus bedeutete, woraufhin in der letzten, bedeutungslosen Partie beim 0:5 gegen Japan alles in sich zusammenfiel. Ein Turnier, das in seiner Bedeutung wohl einen noch schlimmeren Eindruck hinterlässt als die WM vor neun Jahren mit dem 0:8 gegen die Deutschen…

Das Hauptproblem bei den Chinesen war die Tatsache, dass die Mannschaft keine solche war. Eine Ansammlung von (zumeist auch nicht übermäßig begabten) Einzelspielern. Die wenigen Leistungsträger schafften es nicht, über drei Spiele eine halbwegs konstante Leistung abzuliefern. Der Zehner Deng Zhuoxiang spielte gut gegen Kuwait, schrecklich gegen Katar und saß gegen die Usbeken nur auf der Bank. Schalke-Legionär Hao Junmin spielte nach seinen Einwechslungen gegen Kuwait und Katar ansprechend, war gegen Usbekistan aber ein Totalausfall. Andererseits wurde Sturmspitze Gao Lin in einem Spiel noch vor der Pause runtergenommen, um in der nächsten Partie doch wieder ran zu dürfen – jedes Selbstvertrauens beraubt. Der überforderte Teamchef Gao Hongbo zog sein Team mit schlechtem Coaching zwar runter, muss seinen Posten aber trotzdem nicht räumen. So sind die Chinesen keine Mannschaft, die man mittelfristig auf dem Radar haben muss.

Und der Gastgeber? Katar agierte achtbar

Katar

Kanonenfutter? Na, ganz so schlimm war’s dann noch nicht, was der Gastgeber dieses Turniers – und auch der WM in elf Jahren – da fabrizierte. Auch, wenn man nach dem 0:2 im Eröffnungsspiel gegen Usbekistan schon glauben konnte, dass nicht viel möglich wäre. Aber nach dem Schlüsselerlebnis gegen China – wo die Kataris nach einer halben Stunde merkten, dass der Gegner noch nervöser war als man selbst – und der wichtigsten Umstellung von Bruno Metsu – jenem Trainer, der Senegal 2002 ins WM-Viertelfinale geführt hatte – war Katar im Turnier angekommen.

Diese Umstellung war die Maßnahme, Yusuf Ahmed als hängende Spitze im 4-4-1-1 spielen zu lassen. Er war einer der Schlüsselspieler beim Gastgeber – neben Sebastian Soria. Der gebürtige Uruguayer (einer von acht nicht in Katar geborenen Kaderspielern) zeigte vor allem im Viertelfinale gegen Japan, was er kann. Er war in diesem Spiel sehr lauffreudig, und vor allem bei Kontern immer wieder gefährlich. Was der Spielanlage der Kataris am ehesten entspricht: Mit zwei Viererketten tief stehen und verteidigen; nach vorne auf Konter lauern.

Interessant war aber durchaus, dass die vier Spiele vier völlig unterschiedliche Szenarien boten, mit denen Katar höchst unterschiedlich umging. Erst, gegen Usbekistan, von einem sehr kompakten und defensivstarken Gegner ausmanövriert. Dann, gegen China, auf den Druck besser reagiert als der Gegner und das Spiel selbst in die Hand genommen. Im letzten Gruppenspiel, gegen Kuwait, gegen einen ambitionierten, aber schwachen Gegner zwei frühe Abwehrschnitzer souverän ausgenützt. Und schließlich, gegen Japan – der ersten wirklich guten Mannschaft, gegen die Metsu und Co. antreten mussten – ihr volles Potential im Gegner entnerven und schnell kontern gezeigt. Dieses Viertelfinale war zum einen zweifellos die beste Turnierleistung des Gastgebers und andererseits ein Anzeichen dafür, dass durchaus Entwicklungspotential vorhanden ist. Auch, wenn in elf Jahren wohl keiner der aktuellen Mannschaft bei der Heim-WM antreten wird: Katar ist auf einem guten Weg.

Indien… was sollte das denn?

Ein kurzes Wort noch zum Auftritt der Inder. Der war peinlich. Der war nicht zu rechtfertigen. Und er wirft, nach fünf absolut unterirdischen Halbzeiten (lediglich die zweite gegen Bahrain war anständig) zwei Fragen auf: Erstens, warum darf so ein absolut chancenloses Team teilnehmen? Das zieht den ganzen Bewerb runter. Und zweitens: Wie schafft es ein Land mit einem Millardenvolk nicht, besseren Fußball zu spielen als europäische Zwergstaaten wie Färöer und Liechtenstein? Die würden gegen die Inder nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen…

Schlusswort: Das generelle Niveau

Das Turnier hat gezeigt, dass der asiatische Fußball in seiner Spitze erweiterte Weltklasse ist und in der Breite zwar nicht besonders aufregend ist, aber grundsoliden Fußball von taktisch ansprechend bis sehr gut ausgebildeten Mannschaften zeigt. Die Stimmung und die allgemeine Reputation mögen bei Afrikacups höher sein, das Niveau des Turniers als ganzen ist aber sicherlich vergleichbar und muss den Vergleich zu den afrikanischen Titelkämpfen nicht scheuen.

Bis auf die heillosen Inder haben alle 15 Teilnehmer die Grundzüge modernen Fußballs verstanden. Taktisches Verständis und Flexibilität im Positionsspiel sind bei praktisch allen teilnehmenden Teams grundsätzlich vorhanden. Bei den meisten Mannschaften gehen auch die Außenverteidigier durchaus mit nach vorne, nur die in ihrer Spielanlage generell eher vorsichtigen Kataris, die Bahrainis und jene aus den VAE hielten sich da eher zurück. Bevorzugtes System ist, wie es fast weltweit der Fall ist, verschiedene Variationen des 4-2-3-1 bzw. 4-1-4-1 (Offensiv bei Japan, Südkorea und in Ansätzen bei Kuwait. Kompakt bei Usbekistan, Iran, VAE und Syrien. Eher vorsichtig bei Jordanien, Irak, Bahrain). Das herkömmliche 4-4-2 bzw. 4-4-1-1 (wie bei China, Saudi-Arabien, Indien und Nordkorea) ist auch in Asien immer mehr am Rückzug.

Funktioniert hat es nur bei den konterstarken Kataris – und bei Australien. Wobei es bei den Socceroos eher die individuelle Klasse und die Erfahrung der einzelnen Spieler war, die das Team trugen. Und nicht das System.

Auch eine Erkenntnis dieses Asiencups. Und es wird die Erkenntnis der kommenden Jahre sein, ob das ein dauerhaft tragfähiges Modell sein kann…

(phe)

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Asiencup-Semifinale: Eineinhalb enge Spiele https://ballverliebt.eu/2011/01/25/asiencup-semifinale-eineinhalb-enge-spiele/ https://ballverliebt.eu/2011/01/25/asiencup-semifinale-eineinhalb-enge-spiele/#respond Tue, 25 Jan 2011 19:30:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3874 Asiencup-Semifinale: Eineinhalb enge Spiele weiterlesen ]]> Japan und Südkorea neutralisierten sich im deutlich besser besetzten der beiden Semifinals 120 Minuten lang. Letztlich behielt Nippon im Elfmeterschießen die Nerven. Welche die Usbeken im Stich gelassen haben – nachdem sie als aktivere Mannschaft nach einer Stunde 0:3 gegen Australien hinten waren…

Japan – Südkorea 2:2 n.V. (1:1, 1:1), 3:0 i.E.

Japan - Südkorea 2:2 n.V., 3:0 i.E.

Es gab drei Schlüsselduelle in diesem Spiel – die der gelbvorbelasteten Sechser (Endo vs. Ki), und die beiden auf den Flanken (Nagatomo vs. Cha Du-Ri bzw. Uchida vs. Lee Young-Pyo). Je eines davon gewann der Koreaner bzw. der Japaner, eines endete ohne Sieger – und somit ging diese eher vorischtig geführte Partie fast folgerichtig erst in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen.

Beide Teams zeigten von Beginn an extrem großen Respekt voreinander. Was hieß: Jene Achter, die bei beiden Mannschaften im Turnierverlauf deutlich mehr offensive Aufgaben hatten – also Makoto Hasebe bei Japan und Lee Yong-Rae bei den Koreanern – spielten mit ihren Sechsern beinahe auf einer Höhe, um die schnellen Offensivspieler der Gegner besser kontrollieren zu können. Die Koreaner massierten zudem einmal mehr ihre vordere Dreierreihe ziemlich im Zentrum zusammen. Die Folge: Durch die Mitte gab es für Japan kein Durchkommen, selbst fehlte den Koreanern aber massiv die Breite im eigenen Spiel.

So musste sich das Spiel, wenn es wirklich vor das Tor gegen sollte, auf die Flanken verlagern. Hier drehte vor allem der Japanar Yuto Nagatomo auf: Der Linksverteidiger von Serie-A-Klub Cesena drängte seinen Gegenspieler Cha Du-Ri, der bis dahin auch ein sehr ordentliches Turnier absolviert hatte, ziemlich nach hinten und ließ ihn auch auf der anderen Seite nicht zur Geltung kommen. Ansonsten hatten die Defensivreihen das Spiel aber unter Kontrolle, sodass es in der 23. Minute ein sehr harscher Elfmeter für Südkorea war, den Ki Sung-Yueng zum 1:0 nützen konnte.

Starker Ki

Und überhaupt, der Jungstar von Celtic Glasgow. Das 35. Länderspiel des erst 21-Jährigen Sechsers untermauerte sein Image als eines der größten Talente Asiens einmal mehr. Shinji Kagawa kam gegen ihn und Cha nie ins Spiel, auch Keisuke Honda biss sich an Ki und Lee Yong-Rae die Zähne aus – und das, obwohl Ki wusste: Bei einer gelben Karte müsste er im Finale zuschauen! So aber blieben die Japaner, die vor allem in der Vorrunde noch so aufgetrumpft hatten, völlig stumpf. Und es musste einer der beherzten Vorstöße von Nagatomo her, um noch vor der Pause den Ausgleich zu erzielen; Maeda verwertete in der Mitte zum 1:1.

Was auch immer Keisuke Honda versuchte, es fruchtete nicht. Orientierte er sich weiter nach vorne, kamen noch weniger Bälle an; ging er nach hinten, wurde er vom dichten Mittelfeld völlig verschluckt. Auch die rechte Angriffsseite der Japaner blieb harmlos – Uchida und Okazaki neutralisierte Lee Young-Pyo und den ebenso wie Honda oft im Zentrum verschluckten Park Ji-Sung, Akzente setzen konnte auch sie nicht.

Zweite Hälfte: Wachsende Müdigkeit

Mit dem Neutralisieren auf gutem Niveau ging es auch nach dem Seitenwechsel weiter. Je länger die Partie dauerte, desto eher waren es aber die Koreaner, die sich minimale Vorteile erarbeiten konnten: Sturmspitze Ji Dong-Won ließ sich immer wieder zurückfallen, um sich die Bälle selbst zu holen oder als Empfänger schneller Steilpässe mit Tempo zu kommen – bis er in Minute 66 für Hong Jeon-Ho aus dem Spiel genommen wurde. Dieser spielte nun als zentraler Mann vor der Abwehr, Ki und Lee Yong-Rae rückten dafür etwas nach vorne um Honda und Kagawa noch weiter vom eigenen Tor wegzudrängen.

Mitte der zweiten Hälfte merkte man bei beiden Teams immer mehr den Kräfteverschleiß, den das Turnier bis zu diesem Zeitpunkt bereits verursacht hat. Bei den Japanern war diese Müdigkeit vor allem eine Mentale, nachdem sie fast in jedem Spiel ans Äußerste gehen mussten, weil sie es (mit Ausnahme des 5:0 gegen die Saudis) immer verpasst hatten, rechtzeitig für die Entscheidung zu sorgen – oder sie aufgrund äußerer Umstande brutal zu kämpfen hatten, wie im Viertelfinale gegen Katar. Die Folge der schwindenen Kräfte war bei beiden Mannschaften ähnlich: Die Laufarbeit vor allem in der Offensive ging immer mehr zurück, vermehrt wurde mit (nicht immer punktgenauen) Pässen versucht, die reduzierte Laufarbeit auszugleichen. Was sich auf das Niveau des Spiels natürlich nicht allzu positiv auswirkte.

Anders als Ki bei den Koreanern, der trotz seiner Defensivaufgaben auch immer wieder Akzente nach vorne zu setzen versuchte (und zwar nicht nur durch die Standardsituationen, die fast alle der 21-Jährige ausführte); blieb sein Pendant Yasuhito Endo diesbezüglich blass. Er überließ die Versuche nach vorne fast exklusiv Makoto Hasebe, der zwar viel versuchte und mit klugen Pässen immer wieder für Entlastung sorgte, aber seine Vorderleute fast nie gewinnbringend einsetzen konnte. Plakativste Kosequenz der starken koreanischen Defensive um Ki Sung-Yueng: Der völlig entnervte Kagawa wurde noch vor Ende der regulären Spielzeit aus der Partie genommen. Mit Augsburg-Legionär Hosogai ging es in die Verlängerung, die sich schon länger abgezeichnet hatte.

Verlängerung: Nächster umstrittener Elfer

Auch der koreanische Teamchef Cho Kwang-Rae hatte reagiert – aber anders: Er warf in der 82. Minute mit Son Heung-Min (für den gegen Nagatomo völlig blassen Lee Chung-Yong) einen echten Mittelstürmer in die Schlacht. In der Verlängerung deutete zunächst nichts auf eine Änderung des Spiels hin – leichte Vorteile für die Koreaner gab es weiterhin. Bis der saudische Referee Al-Ghamdi offenbar ein schlechtes Gewissen für seinen fragwürdigen Elfmeter für die Koreaner in der ersten Hälfte bekommen hat und er den Japanern in der 96. einen ähnlich fragwürdigen Strafstoß zuerkannte. Das Foul fand nämlich wohl eher außerhalb des Strafraums statt.

Wie zum Beweis für seine diskrete Leistung schoss Keisuke Honda den Elfer fürchterlich schwach, sodass Jung Sung-Ryong ihn mit den Füßen abwehren konnte. Doch seine Mitspieler schalteten langsamer als der eigewechselte Hosogai, der in den Abpraller lief und doch zum 2:1 für Japan verwandelte. Bei den Koreanern kam nun mit Kim Shin-Wook noch ein zusätzlicher Stürmer, woraufhin Zaccheroni Sturmspitz Maeda vom Platz nahm und mit Inoha einen fünften echten Verteidiger brachte.

Lucky Punch

Bei den Koreanern gab es nun nur noch die Brechstange, und Japan schien die Führung einigermaßen cool über die Zeit bringen zu können. Alleine Nagatomo und Honda spielten sich zwei Minuten lang an der gegnerischen Eckfahne und holten immer wieder Eckbälle und Einwürfe heraus. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, hätte Japan das Resultat über die Zeit gebracht, nach den Eindrücken des bisherigen Turniers – wo Japan immer die Ruhe bewahrt hatte. Aber diesmal konnte Korea in der 121. Minute doch noch den Lucky Punch setzen, indem aus einem Freistoß und dem anschließenden Gewühl im Strafraum Innenverteidiger Hwang zum 2:2 traf. Die Koreaner lagen sich in den Armen, als wäre der Finaleinzug schon fix.

Aber die Nerven waren letztlich doch auf Seiten der Japaner, während die Spieler aus Südkorea beim Elfmeterschießen selbige komplett verließen. Erst scheitere Koo Ja-Cheol mit einem halbhohen Schuss an Kawashima, dann tat es ihm Lee Yong-Rae mit einem noch schlechteren Schuss ins Zentrum gleich, und als Hong Jeong-Ho rechts am Tor vorbeischoss, war es fast schon klar. Drei der vier Japaner hingegen trafen – womit Nippon ins Finale einzieht.

Fazit: Ein spektakuläres Spiel war es ganz und gar nicht – im Gegenteil, es war über weiter Strecken von hoher Vorsicht geprägt; dem Bestreben, dem Gegner so wenige Fehler wie möglich anzubieten, und die oberste Maxime war, die schnellen Offensivreihen der Kontrahenten nicht in ihr Spiel kommen zu lassen. Hier tat sich einmal mehr vor allem Ki Sung-Yueng hervor, der Kagawa entnervte und Honda nie wirklich zur Geltung kommen ließ. Auf der anderen Seite rieb sich Park Ji-Sung im Mittelfeld auf, der in der Vorrunde noch so starke Koo Ja-Cheol tauchte gegen den zweiten schweren Gegner in Folge zum zweiten Mal ab. So war das Remis letztlich korrekt.

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Australien – Usbekistan 6:0 (2:0)

Australien - Usbekistan 6:0

Mit Tim Cahill konnte man ja rechnen, wenn man die bisherigen Spiele der Australier gesehen hat. Aber dass sich plötzlich Harry Kewell bei eigenem Ballbesitz bis in die eigene Hälfte zurückzieht, das hatten die Usbeken nicht am Radar. Schon wussten sie mit dem schnell auf ihr Tor zustürmenden Kewell nichts anzufangen, ließen ihn gewähren, und nach nicht einmal fünf Minuten stand es schon 1:0 für Australien.

Für die Australier natürlich ein sensationell guter Anfang. Zum einen natürlich, weil eine frühe Führung immer gut ist. Noch mehr aber, weil sich die Socceroos nun tiefer stellen konnten; sie waren nun nicht mehr gezwungen das Spiel zu gestalten – was ihnen und ihrem 4-4-2 ohnehin nicht entspricht, und was vor allem gegen das kompakte Mittelfeld der Usbeken eine Mammutaufgabe  geworden wäre.

So aber waren die Zentralasiaten am Zug, aber so richtig zündende Ideen hatten sie nicht. Die vorderen vier Spieler waren oftmals weit vor der restlichen Mannschaft, abgetrennt von dieser durch die australische Mittelfeldkette. Diese machte die Räume gut eng und ließ wenig zu. Und wenn doch, waren usbekische Vorstöße über die linke Angriffsseite von Kasanov erfolgversprechender: Denn hier war mit Luke Wilkshire ein Gegenspieler am Werk, der nicht seinen besten Tag hatte und schon in der ersten halben Stunde eher unnötig zwei Freistöße in gefährlicher Distanz kostete.

Das Problem der Usbeken in der Defensive – aus der Achmedov immer wieder bis weit ins Mittelfeld aufrückte – war, dass sie es verabsäumten, die Seiten zu schließen. So hatten Holman (der sich oftmals fast auf eine Höhe mit Cahill und Kewell begab) und McKay bei Tempovorstößen Platz, um ungehindert bis zur Grundlinie durchgehen zu können. Eine dieser Aktionen legte jenen Eckball auf, den der aufgerückte Innenverteidiger Sasa Ognenovski (der im Übrigen in Südkorea sein Geld verdient) zum 2:0 nützen konnte.

Und nach der Pause ging es in der gleichen Tonart weiter: Die Usbeken hatten zeitweise 68% Ballbesitz, sie kamen aber nicht in den australischen Strafraum – und hinten wurden weiterhin die Seiten komplett verwaist zurückgelassen. Letzlich fiel auch das 3:0 in der 65. Minute über einen schnellen Gegenstoß auf der linken Seite; McKays Zuspiel konnte der mit aufgerückte Carney verwandelt. Damit war das Spiel entschieden, und als wenige Minute später die usbekische Solospitze Bakajev mit seiner zweiten gelben Karte des Feldes verwiesen wurde, war’s ganz vorbei.

Denn nun ließen die Usbeken die Köpfe komplett hängen. War davor immer noch der Versuch erkennbar, über erhöhten Ballbesitz im eigenen Mittelfeld mal eine Lücke im dichten australischen Verbund zu finden, war nach dem 0:3 und dem Ausschluss die Luft völlig raus und nur Temur Jurajev, der im Tor den verletzten Stammgoalie Ignati Nesterov vertreten musste, verhinderte lange Zeit ein schlimmes Debakel. Alleine zweimal rettete er gegen den in der 53. Minute für Kewell eingewechselten Kruse in allerhöchster Not.

Die Australier kannten mir ihren Gegnern aber keine Gnade. Sie überließen den geschlagenen Usbeken weiterhin den Ball und sobald dieser bei einem Australier landete, ging’s ratzfatz auf Jurajev und die immer seltener funktionierende Abseitsfalle zu. Emerton sorgte für das 4:0 (74.) und einige Minute später schlief der eingewechselte Ibragimov, wodurch Valeri beim 5:0 (83.) nicht im Abseits stand. Das zeigte nun auch beim bis dahin wirklich starken Jurajev Wirkung, eine Minute später ließ er einen völlig harmlosen „Schuss“ von Kruse zum 0:6 durch die Finger flutschen.

Fazit: „Die Grenzen aufgezeigt“ wurden den Usbeken in diesem Spiel eigentlich nicht, das kann man trotz des 0:6-Debakels nicht sagen. Im Gegenteil hatten sie eine Stunde lang deutlich mehr Ballbesitz, nur fanden sie gegen die sehr tief stehenden Australier kaum Lücken. Die Socceroos kamen aus zwei Kontern und einer Standardsituation zu einer eigentlich zu hohen 3:0-Führung, für die sie nur das Nötigste getan hatten – gut geplant, gut ausgeführt, aber keine drei Tore besser. Danach waren die Usbeken psychisch am Ende, wodurch sich das hohe Resultat erklären lässt.

Natürlich war es letztlich eine souveräne Vorstellung der Australier, aber solange es gegen elf Usbeken ging, die eine Chance für sich sahen, war es nicht glänzend. Das 6:0 sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Socceroos einen verglichen mit Japan extrem leichten Weg ins Finale hatten. Das spricht einerseits für die Japaner, weil diese zweifellos die bessere Mannschaft besitzen. Deutlich weniger Kraft verbraucht haben auf dem Weg ins Endspiel aber die Australier.

(phe)

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