Asiencup, Tag 11: Mit fliegenden Fahnen

Angriffswille und dominantes Spiel war bei Syrien gefragt, denn gegen Jordanien musste im direkten Duell um das Viertelfinale ein Sieg her. Gewonnen haben aber die Jordanier, ohne dafür viel tun zu müssen. Gruppensieger ist Turnierfavorit Japan nach einem viel zu leichten 5:0 gegen die Saudis.

Jordanien – Syrien 2:1 (1:1)

Jordanien - Syrien 2:1

Nachdem es Syriens Teamchef Valeriu Tita gegen Japan etwas defensiver probiert hatte, war nun gegen Jordanien schon alleine aufgrund der Ausgangsposition klar: Die Spielgestaltung muss man selbst übernehmen! Denn während den Jordaniern im direkten Duell ein Remis reichte, mussten die Syrer gewinnen – das war spätestens zu dem Zeitpunkt klar, als Japan gegen die Saudis schnell klar in Führung gelegen war und somit diese Partie de facto zu einem Achtelfinale wurde.

„Spielgestaltung selbst übernehmen“ heißt bei den Syrern: Senharib Malki kehrt als zentraler Mann im offensiven Mittelfeld zurück in die Mannschaft, außerdem übernahm mit Aouad ein durchaus offensiv denkener Spieler die Position des Linksverteidigers. Und mit Abdulrazak rückte der vordere der beiden Sechser im 4-2-3-1 oftmals auf – was das dominierende Dreieck der ersten halben Stunde ergab. Denn mit dem fleißigen Jahad Al-Hussein als rechtem Flügelmann, dem aufrückenden Abdulrazak und Malki, der sich vermehrt auf die rechte Seite orientierte, kamen die Jordanier – vor allem der gegen die drei ziemlich allein gelassene Basem – überhaupt nicht zu Rande.

Die Jordanier wurden von ihrem irakischen Teamchef Adnan Hamad wieder in einem Mittelding aus 4-2-3-1 und 4-4-1-1 aufgestellt – aber angesichts der Tatsache, dass sie von den aggressiven und sehr einsatzfreudigen Syrern sofort in die Defensive gedrängt worden waren, war es zumeist Letzteres. Und weil Al-Zeno eine Flanke von Malki (natürlich von der rechten Seite) nach einer Viertelstunde zum da schon hochverdienten 1:0 versenkte, wurde der frühe Sturmlauf der Syrer belohnt.

Die Jordanier versuchten nun, ihrerseits in Zugzwang geraten, das Spiel wieder mehr an sich zu reißen, allerdings fehlten vorne oft freie Anspielstationen. So wirkten die Offensivbemühungen oft umständlich und es fehlte der Zug zum Tor. Das Glück der Jordanier war zum einen, dass Al-Hussain aus dem starken syrischen Dreieck nach einem etwas rüderen Einsteigen einige Zeit brauchte, um wieder ins Spiel zu finden. Und zum anderen, dass der syrische Innenverteidiger Dyab einen äußerst anspruchslos vorgetragenen jordanischen Angriff – 40-Meter-Pass Richtung Eckfahne, von dort blinde Flanke – ohne echte Not über den herausstürmenden Torhüter Balhous hinweg zum 1:1 ins Tor köpfte.

Ein Nackenschlag für die Syrer, von dem sie sich die restliche erste Hälfte nicht erholten. Im Gegenteil, Hassan Abdel-Fattah hätte drei Minuten nach dem Ausgleich eigentlich die Führung besorgen müssen. Doch nach dem einzigen selbst herausgespielten Angriff verzog der hängende Stürmer links.

In den Kabinen konnten sich die Syrer wieder sammeln, und sie kamen auch mit frischem Mut aus der Halbzeitpause. Nun war es vor allem die andere, die linke Seite, die mit Aouad und Ayan einiges an Betrieb machte. Die Mannschaft aus Syrien schnürte den Gegner wiederum an dessen Strafraum fest, es wurden zwei Drittel Ballbesitz angesammelt, und die neuerliche Führung schien nur eine Frage der Zeit zu sein – bis sich die Syrer wieder ein Tor im Grunde selbst schossen! Weiter Ausschuss vom jordanischen Schlussmann Shafi, Al-Saifi setzt sich gegen Dyab und Balhous durch, und es stand 2:1 für Jordanien.

So unverdient der Zwischenstand war und so wenig er den Spielverlauf widerspiegelte, so sehr wirkte er bei den Syrern natürlich wie ein Schlag in die Magengrube. Mit Al-Khatib kam nun ein zusätzlicher Stürmer für den eh schon offensiven Linksverteidiger Aouad, dafür rückte Ayan (wenn auch nur im Notfall) etwas zurück; zudem kam mit Chanko statt Innenverteidiger Dyab (dessen Aufgaben Abdulrazak übernahm) ein Spieler, der aus dem hinteren Feld die Bälle verteilen sollte.

Allerdings wurden die Angriffe der Syrer mit schwindender Zeit naturgemäß immer wilder und immer mehr kam das Brechstangen-Mittel „Hoch und Weit“ zum Einsatz. Damit hatten die defensiv ja sehr starken Jordanien kaum ein ernsthaftes Problem, und so war eigentlich schon nach 75, 80 Minuten klar, dass die Syrer das Spiel nicht mehr drehen konnten. Da halfen auch sechs Minuten Nachspielzeit nichts mehr.

Fazit: Die Jordanier haben über die meiste Zeit des Spiels nur gewartet und davon profitiert, dass sich die wesentlich aktiveren, aggressiveren und im Offensivspiel willigeren Syrer ihre beiden Tore mehr oder weniger selbst gemacht haben. So steht nun Jordanien mit jenem Viertelfinal-Platz, der eigentlich von der Papierform her von Saudi-Arabien eingenommen worden wäre, in der Runde der letzten Acht gegen Usbekistan – was angesichts der vorsichtigen Spielweise der Jordanier und der kompakten, aber harmlosen der Usbeken eher eine dröge Angelegenheit zu werden droht.

Hut ab aber dennoch vor dem Team aus Syrien, dass in dem Spiel, das sie gewinnen mussten, von Anfang an ohne Wenn und Aber die Initiative übernahmen und sich für diesen Ansatz nicht belohnen konnten. Sie dürfen das Turnier dennoch mit erhobenem Haupt verlassen.

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Japan – Saudi Arabien 5:0 (3:0)

Japan - Saudi Arabien 5:0

Die eine Mannschaft (Saudi Arabien) hat hohen Erwartungen zum Trotz  schon die Tickets zum Vorrunden-Aus gelöst. Die andere (Japan) braucht noch einen Punkt, um auch theoretisch nichts mehr anbrennen zu lassen. Na, wie wird das Spiel verlaufen?

Die Saudis, die im zweiten Spiel (der extremst unglücklichen Niederlagen gegen Jordanien) unter ihrem neuen (Interims)-Teamchef Al-Johar taktisch sehr viel richtig gemacht hatten, kehrten gegen die starken Japaner zum alten Trott zurück. Autef, der rechte Mann im 4-4-2 gesellte sich zu den zwei Stürmern hinzu, hinter ihm machte Ateef – der bei der Auftakt-Peinlichkeit gegen Syrien schon ein Totalausfall gewesen war – die Seite aber nicht zu. So stürmten Nagatomo und Kagawa alleine und völlig ungehindert auf den mit den beiden Wirbelwinden natürlich heillos überforderten Rechtsverteidiger zu. Das zweite und das dritte Tor fielen über diese Seite, nachdem Endo zuvor schon mit einem Zuckerpass die Abseitsfalle ausgetrickst hatte und Okazaki sein Team früh in Front geschossen hatte.

So stand es nach 19 Minuten schon 3:0 für die Japaner und alles war natürlich gelaufen. Al-Johar reagierte, wenn auch viel zu spät, und nahm Autef für Abosghair vom Platz – dieser ging nach links, Al-Shalhoub auf rechts. Deshalb, und weil die Japaner drei Gänge zurückgestaltet haben, konnten die erschreckenden Saudis das Spiel nun einigermaßen beruhigen.

In der Halbzeit stellte Al-Johar dann auf ein 4-4-1-1 um, indem er mit Hazazi einen Stürmer (für Sechser Al-Muza) vom Feld nahm und Al-Shalhoub zentral hinter Al-Qahtani stellte. Das waren aber alles nur noch kosmetische Maßnahmen: Die Saudis wollten nur noch, dass das Spiel so schnell wie möglich vorbei war; und die Japaner wollten sich vor dem Viertelfinale gegen Gastgeber Katar nicht mehr weh tun. Zwei Tore gab’s dann in der zweiten Hälfte noch. Das ist aber nur noch von statistischem Interesse.

Fazit: Zweifellos das sinnloseste Spiel des bisherigen Asiencups, weil schon sehr bald alles entschieden war und die letzten 70 Minuten nur noch an der Uhr gedreht wurde. Die Saudis treten nach einem starken und zwei katastrophalen Spielen mit Schimpf und Schande und drei Pleiten mit 1:8 Toren im Gepäck die kurze Heimreise an. Die Japaner, die sich den Luxus leisten konnten, auf den angeschlagenen Honda zu verzichten, haben ein paar Minuten lang jene Stärke an, die sie auch schon in den ersten zwei Partien gezeigt hatten – nur, dass es in diesem Spiel keine wie auch immer geartete Gegenwehr gab…

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.