Junuzovic – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 13 Nov 2021 12:37:50 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 In memoriam Paul Gludovatz: Die Karrieren der 2007er-Halbfinalisten https://ballverliebt.eu/2021/11/13/in-memoriam-paul-gludovatz-die-karrieren-der-2007er-halbfinalisten/ https://ballverliebt.eu/2021/11/13/in-memoriam-paul-gludovatz-die-karrieren-der-2007er-halbfinalisten/#respond Sat, 13 Nov 2021 12:16:48 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17145 In memoriam Paul Gludovatz: Die Karrieren der 2007er-Halbfinalisten weiterlesen ]]> 14 Jahre ist es her, als mitten hinein in das tiefste Leistungsloch des österreichischen Fußballs in jüngerer Vergangenheit plötzlich eine Horde von 20-Jährigen mit aktivem Spaß-Fußball ins Halbfinale der U-20-WM stürmten. Trainer dieser Truppe, der „Generation Kanada“, war 2007 ein gewisse Paul Gludovatz. Der Burgenländer ist nun 75-jährig den Folgen einer Corona-Erkrankung erlegen.

Er kam nach seiner Zeit beim ÖFB zur SV Ried, die er einmal zum Cup-Sieger (2011) und zweimal zum Herbstmeister (2010/11 und 2011/12) machte, dazu führte er die Innviertler im Europacup beispielsweise zum Sieg über Brøndby. An seinem unüblichen 3-3-3-1-System scheiterten die heimischen Trainer reihenweise.

Auch einige der Spieler, die damals in Kanada mit dabei waren, setzten von dort aus zu einer großen Karriere an. Von Prödl, Junuzovic und Harnik über Suttner, Madl und Hinum bis hin zu Pirker, Enzenberger und Zaglmair: Das machten die Semifinalisten von 2007 seither – und das machen sie heute.

Die Nationalspieler

Sebastian Prödl (alle 7 Matches durchgespielt) war Kapitän der Truppe. Vom damaligen Sturm-Amateure-Trainer Franco Foda 2005/06 auch auf der Sechs eingesetzt, zog Foda Prödl im Frühjahr 2007 als Innenverteidiger ins Bundesliga-Team hoch, wo sich der große Kirchberger sofort durchsetzte. Auslands-Angebote lehnte er bis nach der Heim-EM 2008 – die er als Stammkraft absolvierte – ab, danach ging Prödl zu Bremen, wo er 2009 gleich ins Europacup-Finale kam. Nach sieben Jahren bei Werder (149 Bundesliga-Einsätze) zog es Prödl nach England zu Watford, wo er auch drei Jahre erste Wahl war (85 Premier-League-Spiele), 2016 absolvierte er seine zweite EM. Seit Sommer 2018 kam Prödl aber auch in Folge anhaltender Knieprobleme nur noch zu fünf Pflichtspiel-Einsätzen, ein Knochenmarksödem verhinderte Einsätze für Udinese Calcio, wohin er im Winter 2019/20 gewechselt ist.

Zlatko Junuzovic (6x von Beginn, 1x eingewechselt, Zehner). Schon anderthalb Jahre vor der WM debütierte Junuzovic, der bereits als 17-Jähriger für den GAK in der Bundesliga gespielt hatte, im Nationalteam, es sollten noch 54 weitere A-Einsätze folgen. Nach der WM folgten zwei Jahre in Kärnten, der Transfer zur Austria 2009 war schon überfällig. Ein halbes Jahr nach dem verpassten Titel 2011 ging Junuzovic zu Bremen, wo er sich sofort zurecht fand und nach Jahren auf der Austria-Außenbahn auch im Zentrum spielen durfte. Junuzovic war integraler Bestandteil des Koller’schen Pressing-Spiels, welches das Team zur EM 2016 bringen sollte. Nach sechseinhalb Jahren und knapp 200 Spielen für Werder wechselte Junuzovic 2018 zu Salzburg, wo er den Routinier in der jungen Truppe gibt und auf seine alten Tage nun auch ein paar Titel gewinnt. Erstaunlich: Obwohl seine Blessur im ersten Spiel die EM 2016 das ganze ÖFB-Team ins Verderben stürzte, war Junuzovic in seiner langen Karriere nie schwerer verletzt.

Martin Harnik (6x von Beginn, 1x eingewechselt, rechte Außenbahn). Der in Hamburg aufgewachsene Sohn eines Steirers spielte zwar niemals für einen österreichischen Klub, aber ab 2005 für den ÖFB. Zwei Wochen nach der WM debütierte er für die Kampfmannschaft von Werder Bremen, zwei weitere Wochen später für das Nationalteam – wo er sich gleich mit einem Tor einführte. Weil er in Bremen – damals ein echtes Spitzenteam – nie über eine Teilzeit-Rolle hinauskam, holte er sich 2009/10 ein Jahr Spielpraxis bei Düsseldorf und ging dann nach Stuttgart. Beim VfB erzielte er 68 Tore in sechs Jahren, nach dem Abstieg und der EM 2016, zu der er schon formschwach angereist war, folgten Stationen bei Hannover und Hamburg, ehe er im Sommer 2020 seine Profi-Karriere mangels konkreter Angebote im norddeutschen Raum, wo er mit Frau und zwei Kindern lebt, beendete und nun eher aus Gaudi bei Fünftligist Dassendorf kickt. Harnik ist Inhaber eines Fleisch-Geschäftes und Gesellschafter eines Partyartikel-Händlers und war zuletzt auch als Co-Kommentator bei DAZN im Einsatz.

Veli Kavlak (6x von Beginn, zentrales Mittelfeld), der jüngste im Kader, hatte bereits kurz nach seinem 16. Geburtstag in der Kampfmannschaft von Rapid debütiert und gehörte beim Titel 2008 zum Stammpersonal. Ein Wechsel in eine größere Liga – Interesse von Besiktas wurde kolportiert – scheiterte am Veto von Rapid, erst 2011 durfte Kavlak in die Türkei wechseln. Dort kam er in den folgenden vier Jahren zu über 100 Liga-Einsätzen, ehe die Schulter – die schon 2008 operiert werden hatte müssen – w.o. gab. Die Ursache wurde nie restlos geklärt – vermutet werden etwa eine Fehlstellung inklusive Bandscheibenvorfall im Halswirbel und Probleme mit Nervensträngen. Jedenfalls spielte Kavlak im Sommer 2014 das letzte seiner 31 Länderspiele und im März 2015 stand er zum letzten Mal in der Besiktas-Startformation. Offiziell beendet hat Kavlak seine Karriere nicht, aber da er nach mittlerweile neun Operationen immer noch mit seiner Schulter kämpft, ist eine Fortsetzung kaum noch denkbar.

Erwin Hoffer (4x von Beginn, 3x eingewechselt, Stürmer), denn alle stets Jimmy nannten, stammt aus dem Admira-Nachwuchs und kam ein Jahr vor der WM, bei der er drei Tore erzielte, zu Rapid. Dort bildete der schnelle Hoffer gemeinsam mit dem großen Stefan Maierhofer das gefürchtete Sturm-Duo „MaierHoffer“, das Rapid 2008 Meister wurde und 08/09 zusammen 50 Bundesliga-Tore erzielte. Der Wechsel zu Napoli 2009 war attraktiv, aber nach einem größtenteils auf der Tribüne des San Paolo verbrachten Jahr wurde er zu Kaiserslautern, Frankfurt und Düsseldorf verliehen, ehe er zu Karlsruhe transferiert wurde. Nach sieben Jahren in Deutschland (davon fünfeinhalb in der 2. Liga, insgesamt 37 Tore) zog es Hoffer 2017 nach Belgien und vor anderthalb Jahren wieder zurück zur Admira, wo seine zunehmenden Tempo-Defizite einen nachhaltigen Einfluss auf dem Feld leider verhindern. Das letzte seiner 28 Länderspiele (4 Tore) absolvierte Hoffer bereits 2012 – Marcel Koller berief ihn danach nicht mehr ein.

Rubin Okotie (4x von Beginn, 3x eingewechselt, Stürmer) hatte zunächst auch nach der WM, bei der er zwei Tore erzielt hat, bei Austria-Trainer Daxbacher einen schweren Stand, der Kinder-Fußball bei der WM habe schließlich nichts mit der österreichischen Bundesliga zu tun. Erst 2008 traute ihm Daxbacher die Stammformation zu, 2009 erlitt Okotie einen Knorpelschaden. Es folgten ein Jahr Verletzungspause und diverse Vereinswechsel ohne viele Einsätze, erst 2012/13 bei Sturm Graz sowie ab 2014 bei 1860 München kam er wieder zu regelmäßigen Matches und damit auch zum Nationalteam, wo er bis zur EM 2016 Back-up für Marc Janko war. Mit Zweitliga-Stationen in China und Belgien trudelte seine aktive Karriere aus, heute betreibt Okotie mit seiner Frau Vanessa ein veganes Restaurant in Wien-Alsergrund.

Markus Suttner (4x von Beginn, Außenverteidiger) bildete vor der WM bei den Austria-Amateuren die Viererkette mit Ulmer, Madl und Ramsebner; nach Kanada erging es ihm zunächst wie Klub-Kollege Okotie: Trainer Daxbacher traute ihm die Bundesliga noch nicht zu. Erst ab Spätherbst 2008 kam er zum Einsatz, dann dafür regelmäßig – und zwar für viele Jahre. Bis 2015 sammelte Suttner über 250 Spiele für die Austria, einen Bundesliga-Titel und er etablierte sich im Nationalteam (20 Länderspiele) als Back-up für Christian Fuchs. Es folgten zwei Saisonen als Stammkraft in der deutschen Bundesliga bei Ingolstadt und anderthalb als Teilzeit-Kraft in der Premier League bei Brighton, ehe er noch anderthalb Jahre bei Düsseldorf absolvierte. Seit 2020 ist Suttner (nach 76 Bundesliga- und 14 Premier-League-Spielen) zurück bei der Austria.

Michael Madl (6x von Beginn, Innenverteidiger) erging es bei der Austria wie Okotie und Suttner – geringgeschätzt vom eigenen Trainer. Darum ging er nach der WM für ein Jahr nach Innsbruck, um Spielpraxis zu sammeln, kehrte zur Austria zurück und war auch vor einer Knieverletzung im Winter selten erste Wahl. Zwei solide Jahre bei Wr. Neustadt brachten ihm einen Vertrag bei Sturm Graz ein, wo er wertgeschätzt und sogar zum Kapitän wurde. Im Winter 2015/16 wagte er den Sprung nach England, wo er bei Zweitligist Fulham ein halbes Jahr Stamm war, danach aber nur noch immer sporadischer Minuten bekam. So kehrte er nach zwei Jahren auf der Insel nach Österreich zurück, wo er seither bei der Austria spielt. Im ÖFB-Team kam Madl im Herbst 2016 zum einzigen Mal zum Zug. Im vergangenen Sommer hörte Madl auf.

Andreas Lukse (2x von Beginn, Torhüter) war gemeinsam mit Madl bei diesem Match gegen die Slowakei 2016 der letzte aus dem Kanada-Kader, der in einem A-Länderspiel mitwirken durfte. Lange hat es allerdings nicht so ausgesehen: Von einer Handvoll Einsätzen als Zweiergoalie bei Rapid im Herbst 2008 abgesehen, dauerte es bis Frühjahr 2015, ehe er nach diversen Stationen in 2. Liga und Regionalliga in Altach ein Bundesliga-Stammleiberl ergattern konnte – zumindest für zweieinhalb Jahre, ehe seine Schulter Probleme machte. Ins Altach-Tor kehrte er nicht mehr Vollzeit zurück, dafür ging er 2019 nach Nürnberg – wo er nicht nur, aber auch wegen Verletzungen im Oktober 2019 letztmals auf dem Platz stand. Seit Sommer ist er bei der Vienna.

Die langjährigen Bundesliga-Spieler

Thomas Hinum (6x von Beginn), aus St. Valentin stammend, kam 2006 von Regionalligist St. Florian zu Zweitligist Schwanenstadt, wo ihn Andi Heraf sofort zur Stammkradt machte – neben Kanada-Kollege Michael Stanislaw. Nach drei Jahren bei Austria Kärnten und einem auf der Rapid-Bank erlebte er als Stamm-Rechtsverteidiger von Paul Gludovatz‘ großem Ried-Team von 2011 bis 2014 die beste Zeit seiner Karriere. Es folgten je zwei Jahre beim LASK und bei Blau-Weiß Linz, seit zwei Jahren ist er bei Zweitligist Amstetten – wo der B-Lizenz-Coach nunmehr Co-Trainer ist. Hinum hat 156 Bundesliga-Matches und noch mehr Zweitliga-Spiele in den Beinen, zum A-Nationalteam hat es aber nicht gereicht.

Michael Stanislaw (6x von Beginn, defensives Mittelfeld) war auf der Sechs gesetzt. Nach seiner Jugend im Admira-Nachwuchs kam der in Leoben geborene und in Wien aufgewachsene Stanislaw 2006 zu Schwanenstadt, wo er prompt Zweitliga-Vizemeister wurde. 2008 zog er mit dem Klub nach Wr. Neustadt um, wo er bis zu seinem Abschied 2012. Es folgten Stationen in Ungarn und Horn, ehe ihm nach einem halben Jahr in Ritzing der Klub um die Ohren flog. Stanislaw, der auf 71 Bundesliga- und 107 Zweitligaspiele kam, kickt noch heute in der Burgenlandliga bei Bad Sauerbrunn.

Peter Hackmair (6x von Beginn, 1x eingewechselt, Mittelfeld) war in Kanada die erste Wahl auf der rechten Außenbahn, kam aber auch im Zentrum zum Einsatz. Der vom Attersee stammende Hackmair wurde in der Saison vor der WM unter Heli Kraft Stammspieler in Ried und als solcher Vizemeister, 2008 zog er sich mit einem Kreuzbandriss zu. Er kämpfte sich zurück, wie auch nach einem Leistenbruch 2009 und einem weiteren Kreuzbandriss 2010. Ein Knorpelschaden im Frühjahr 2012 bedeutete aber, dass er das letzte seiner 134 Bundesliga-Spiele (da bereits im Trikot von Wacker Innsbruck) schon im Alter von 24 Jahren absolvierte. Hackmair schrieb eine Autobiographie, bereiste die Welt, war zeitweilig auch TV-Experte und arbeitet nun als Unternehmensberater.

Tomas Simkovic (1x von Beginn, 1x eingewechselt, offensives Mittelfeld). Zweieinhalb Saisonen bei den Zweitliga-Amateuren, aber kein einziger Bundesliga-Einstz – ein halbes Jahr reichte es dem in Bratislava geborenen Offensiv-Spieler, er ging zu Schwanenstadt und machte den Umzug des Zweitligisten nach Wr. Neustadt auch mit. Dort trug er zum Aufstieg bei und nach anderthalb Bundesliga-Saisonen holte sich die Austria Simkovic als Junuzovic-Ersatz zurück. Simkovic wurde mit der Austria 2013 Meister, unter Stöger war er Stammkraft, Nachfolger Bjelica konnte mit Simkovic aber nichts anfangen – im Winter 2013/14 flüchtete er nach Kasachstan, wo er vier Jahre blieb. Es folgte ein Jahr in Litauen, danach wurde er in Lettland zweimal Vizemeister und einmal Cupsieger. Einer Rückkehr nach Österreich steht Simkovic offen gegenüber – aber nicht um jeden Preis.

Siegfried Rasswalder (6x von Beginn, Linksverteidiger) ist der einzige im 2007er-Kader, der aus dem einstmals gerühmten Leobener Nachwuchs kam. Nach 20 Bundesliga-Einsätzen und einem Abstieg mit dem LASK schien seine Karriere in der höchsten Liga aber auch schon wieder beendet zu sein. Es folgten zwei Regionalliga-Jahren in Horn und Klagenfurt und ein Transfer zum damaligen Zweitligisten Hartberg, Rasswalder blieb dem TSV auch nach dem Abstieg in die Drittklassigkeit treu – und wurde dafür mit dem Durchmarsch 2018 doch noch mit zwei Bundesliga-Jahren belohnt. Nach 214 Pflichtspielen für Hartberg, davon 37 in der Bundesliga, entschied sich Rasswalder 2020 für das Ende seiner Profi-Karriere und eine berufliche Zukunft als Lokführer und das Fußballspielen in seiner Heimat, beim Eisenbahnerklub in Knittelfeld.

Daniel Gramann (2x von Beginn, 2x eingewechselt, Innenverteidiger). Der WM-Back-up von Michael Madl wurde medial fast nur als Sohn des damaligen ÖFB-Pressechefs Wolfgang Gramann sowie vor allem als Neffe von Andi Herzog bekannt, was ihm gegenüber aber unfair ist. Er debütierte als 17-Jähriger für die Admira in der Bundesliga, nach einem Zweitliga-Jahr in Hartberg wurde Gramann Stammkraft in Altach, ehe ihn eine langwierige Zehenverletzung zurückwarf, auch nach dem Transfer zu Kärnten war er selten lange verletztungsfrei. So „fehlten die Entwicklungsschritte und ich blieb in der wichtigen Zeit stehen“, wie er gegenüber 90minuten sagte. Seit 2012 ist der 56-fache Bundesliga- und 26-fache Zweitliga-Spieler in Regional- und Landesligen unterwegs, heute ist Gramann Geschäftskundenberater bei Raiffeisen.

Die es nicht geschafft haben

Bartolomej Kuru (1x von Beginn, Torhüter) galt als großes Talent auf der Torhüter-Position, drei Zweitliga-Jahren als Nummer eins der stark besetzten Austria-Amateure steht aber nur ein einziger Bundesliga-Einsatz gegenüber, im bedeutungslosen letzten Spieltag 2007. Kurt Garger holte Kuru 2009 in die Slowakei – als dritten Keeper. Es folgen Stationen bei der Vienna (als Nr. 2) beim tschechischen Zweitligisten Bohemians Prag (als Nr. 3), in Parndorf (mit dem Abstieg in die Regionalliga) und St. Pölten (ohne jeglichen Startelf-Einsatz). Kuru stieg in der Folge mit Bruck/Leitha in die Regionalliga auf und war zwischendurch auch in Wr. Neustadt, aktuell ist er bei Neusiedl unter Vertrag.

Thomas Panny (4x von Beginn, Rechtsverteidiger) war der Pechvogel der WM in Kanada. Der Stamm-Rechtsverteidiger brach sich vor dem Halbfinale das Wadenbein – eine Verletzung, die seine junge Karriere de facto ruinierte. Kurz nach seinem 19. Geburtstag kam der Admiraner zu seiner Bundesliga-Premiere, wegen dem folgenden Abstieg und der Verletzung blieb es sein einziger BL-Einsatz. Nach der Verletzung wurde er von Schwadorf nicht übernommen, 2009 ging er zum FAC und er bekam einen Job bei der Berufsfeuerwehr – wo er auch heute noch arbeitet.

Thomas Pirker  (2x eingewechselt, Innenverteidiger) hatte sich im Frühjahr vor der WM in die Stammformation von Zweitligist FC Kärnten gespielt und kam in Kanada zweimal in der Schlussphase auf das Feld. In der Folge wurde er zu Bundesligist Austria Kärnten hochgezogen, zog sich aber sofort einen Bänderriss zu und kam nie mehr wirklich zum Zug. Via Vöcklabruck ging es zum WAC, ein Bandscheibenvorfall setzte ihn dort 2010 außer Gefecht. Pirker ist Sport- und Deutschlehrer an der Praxis-NMS Klagenfurt und trainiert auch deren Schülerliga-Team, selbst ist er immer noch unterklassig am Ball.

Bernhard Morgenthaler (3x von Beginn, 2x eingewechselt, linke Außenbahn) duchlief den Nachwuchs der Admira und wurde im Frühjahr 2006 Stammkraft, ist in den folgenden anderthalb Jahren aber aus der Bundesliga und dann auch noch aus der Ersten Liga abgestiegen – und sein geplanter Abgang zum GAK 2006 scheiterte am wasserdichten Admira-Vertrag. Nach der Fusion mit Schwadorf kam er weder bei Peischl noch bei Schachner zum Zug, 2009 ging er für ein Jahr in die Regionalliga zu Pasching. 2010 probierte er es noch einmal bei der Admira, aber ein Knorpelschaden sorgte wenig später de facto für das Ende der Profi-Karriere mit 25 Jahren. Es begann eine Karriere als Berufsfeuerwehrmann.

Ingo Enzenberger (1x eingewechselt, rechte Außenbahn) wurde fußballerisch in Salzburg ausgebildet und war Einwechselspieler, als die Red Bull Juniors 2007 unter Thorsten Fink Meister der Regionalliga West wurden. „Er hat selten gespielt, trotzdem ist er nachher beim Kreis der Spieler oft in der Mitte gestanden. Weil alle auf ihn gehört haben“, erklärte Co-Trainer Gerhard Schweitzer seine Rolle in einem OÖN-Interview. Nach der WM wechselte Enzenberger zur Altstar-Truppe von Schwadorf, wo er unter Bernd Krauss im Herbst noch regelmäßig spielte, unter Heinz Peischl im Frühjahr nicht mehr. Er kehrte zu den Jungbullen zurück, wo er 2008/09 Stammkraft unter Adi Hütter war, aber seine Dienste danach nicht mehr gefragt waren. Via Anif und Neumarkt kehrte Enzenberger in seine Heimat Gmunden zurück, er ist heute Projektmitarbeiter am Universitäts-Sportinstitut in Salzburg.

Michael Zaglmair (4x von Beginn, Torhüter) etablierte sich als Einser-Keeper in Kanada, er startete alle K.o.-Spiele. Der Mühlviertler wurde über Jahre als kommender LASK-Keeper aufgebaut, aber schon früh machte sein Knie ihm ein Strich durch diese Rechnung. Drei Jahre nach der WM und mit nur 24 Bundesliga-Einsätzen und ebenso vielen in anderthalb Jahren Regionalliga in Horn verschlug es Zaglmair der Liebe wegen nach Regensburg. Er arbeitet als Pressesprecher in der Regensburger Niederlassung des Reifenherstellers Continental.

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Österreich testet gegen Brasilien Defensiv-Konzepte – erfolgreich, trotz 1:2 https://ballverliebt.eu/2014/11/18/oesterreich-testet-gegen-brasilien-defensiv-konzepte-erfolgreich-trotz-12/ https://ballverliebt.eu/2014/11/18/oesterreich-testet-gegen-brasilien-defensiv-konzepte-erfolgreich-trotz-12/#comments Tue, 18 Nov 2014 21:30:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10691 Österreich testet gegen Brasilien Defensiv-Konzepte – erfolgreich, trotz 1:2 weiterlesen ]]> Wie verteidige ich gegen einen wirklich starken Gegner – von vorne bis hinten? Unter diesem Motto stand recht offensichtlich das letzte Länderspiel des Jahres für das ÖFB-Team. Obwohl ein an sich irreguläres Tor nach einem Eckball und ein unhaltbarer Weitschuss für einen 2:1-Sieg der weitgehend lustlosen Brasilianer sorgten, war es aber ein guter Test. Vor allem mit Blick auf die schweren Quali-Auswärtsspiele im Jahr 2015.

Österreich - Brasilien 1:2 (0:0)
Österreich – Brasilien 1:2 (0:0)

Grundsätzlich agierten beide Teams mit einem sehr ähnlichen System: Sowohl Marcel Koller als auch Carlos Dunga setzten auf ein 4-4-1-1, in dem die hängende Spitze (Junuzovic bzw. Neymar) oftmals praktisch auf einer Höhe mit dem vordersten Mann agierte. Die Aufgaben der beiden waren aber völlig unterschiedlich ausgelegt.

Hohes Verteidigen

Wenn sich der Ball bei Brasiliens Abwehrkette befand, rückten Junuzovic und Okotie auf annähernd eine Höhe und isolierten damit Luiz Gustavo. Weil gleichzeitig Fernandinho im Deckungsschatten der beiden (als zwischen Juno/Okotie und der brasilianischen Abwehr) befand, wurde der Aufbau der Brasilianer auf die Flügel gelockt – weg vom Zentrum, weg von Neymar. Zudem wurden die Außenverteidiger Danilo und Filipe Luis oft recht schnell attackiert.

Wirklich aktiv die brasilianische Spieleröffnung liefen Junuzovic und Okotie aber nur sehr selten an, am Auffälligsten in der 29. Minute, als man Brasilien zwang, den Ball zu Goalie Diego Alves zurückzuspielen, der die Kugel dann nach vorne drosch.

Verteidigen im Zentrum

Einen Stock weiter hinten, also im Mittelfeld, hatte Österreich ebenfalls eine Strategie am Start, wie man den Gegner behindern kann. Weder Luiz Gustavo noch Fernandinho sind echte Spielgestalter von hinten heraus, darum mussten Brasilien Flügelspieler Oscar und Willian immer wieder recht weit einrücken, um im Mittelkreis bzw. dessen Nähe so etwas wie Kreativität zu etablieren.

Im Gegenzug aber schoben Österreichs Mittelfeld-Außen Harnik und Aranautovic ebenso Richtung Ball, also ins Zentrum, und stellten somit eine Überzahl in Ballnähe her und verengten den Raum für den brasilianischen Aufbau gezielt. Nur hin und wieder gelang es, mal einen Ball zu Neymar durchzustecken. In diesen Fällen war aber vor allem der wie schon gegen Russland überragend agierende Dragovic zur Stellen.

Verteidigen mit Spezial-Variante

Gegen Ende der ersten Hälfte packte Österreich eine ganz besondere Variante aus, um die Räume eng zu machen. Die Vierer-Abwehrkette schob dabei eng zusammen; die Mittelfeld-Außen Harnik und Arnautovic gaben die Wing-Backs, und – der Clou: Zlatko Junuzovic ließ sich auf die halbrechte Seite zurück fallen.

So stand Ilsanker als Sechser vor einer dicht massierten Abwehr, mit Junuzovic rechts und Kavlak links vor ihm in den Halbpositionen. So war der Strafraum von allen Seiten massiv abgedeckt und die Brasilianer kamen erst recht nicht durch.

Mit diesen verschiedenen Verteidungs-Formen der Österreicher, verbunden mit der generellen Bewegungs-Armut der Seleção, bremste die Angriffsbemühungen der Gäste enorm. Brasilien hatte zwar bei zwei Drittel Ballbesitz, konnte aber recht wenig damit anfangen.

Brasilien ohne Esprit

Der WM-Vierte erinnerte so ein wenig an den Auftritt von England im Happel-Stadion beim Test-0:0 im Herbst 2007: Frei nach dem Motto „Wir sind hier, weil der Verband das für eine gute Idee hielt, aber wirklich interessieren tut’s uns nicht“. Es fehlte die Bewegung, es fehlte der Esprit, es fehlte das Tempo, es fehlte komplett die Verve eines Ernstkampfes.

Erst in der zweiten Hälfte packten die Brasilianer auch mal ein paar Varianten aus, die es den Österreichern ein wenig schwerer machen sollten, das Spielgeschehen zu kontrollieren. Vor allem, wenn der Ball tief in der österreichischen Hälfte war, pressten dann die Gäste auf die Spieleröffnung. War die erste Pressing-Linie aber überspielt, also der Ball rund 10 bis 15 Meter vor der Mittellinie folgte der blitzartige Rückzug in die Grundformation und wurden Räume enggemacht statt Österreicher angegangen.

Firmino zentral, Neymar weicht aus

Als Roberto Firmino für den kaum am Spiel teilnehmenden Luiz Adriano kam, übernahm der Hoffenheimer vermehrt alleine das offensive-Zentrum, während Neymar immer mehr auf die Flügel auswich. Das zwang im Gegenzug Weimann (der für Junuzovic gekommen war), gegen Firmino sehr tief zu agieren – also kaum höher als Kavlak und Ilsanker. Aus dem österreichischen 4-4-1-1 wurde so ein 4-5-1, in dem nur Harnik vorne agierte – der für Okotie eingewechselte Sabitzer wechselte dafür auf rechts.

Keines der drei Tore hatte im Übrigen viel mit taktischen Varianten oder einstudierten Spielformen zu tun – David Luiz‘ Tor nach einem Eckball ebensowenig wie Oscars patschertes Foul an Weimann, das zum Elfmeter führte, und Firminos Weitschuss zum 2:1-Sieg.

Fazit: Verteidigungs-Formen gut testen können

Dass Brasilien mit ziemlich deutlich angezogener Handbremse agierte und der Sieg eher schmeichelhaft war – ein Remis hätte der Partie sicherlich eher entsprochen – ist vielleicht etwas ärgerlich, aber das ÖFB-Team konnte dennoch verschiedene Verteidigungs-Formen testen, die gegen wirklich starke Gegner – und womöglich auch in den schweren Quali-Auswärtsspielen in Stockholm, Podgorica und (vermutlich) Moskau – durchaus zur Anwendung kommen können.

Bis zu einem gewissen Grad wurde mit diesem Test gegen den fünffachen Weltmeister also ein Auswärtsspiel getestet, in dem man auf verschiedene Varianten reagieren muss und zwischen diesen hin- und herswitchen können muss. Das ist über weiter Strecken absolut gelungen. Daher kann man auch trotz des Resultats von einem durchaus gelungenen Testlauf sprechen.

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Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/ https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/#comments Sat, 15 Nov 2014 22:33:30 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10668 Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! weiterlesen ]]> Der Sieg an sich war schon etwas glücklich. Dass das goldene 1:0 durch Okotie aus Abseitsposition fiel, kommt noch dazu. Dennoch: Österreich steht nach dem Erfolg über Russland, eingefahren ohne Alaba und ohne Baumgartlinger, blendend da. Obwohl Fabio Capello eigentlich ein gutes Rezept gegen das ÖFB-Team gefunden hatte.

Österreich - Russland 1:0 (0:0)
Österreich – Russland 1:0 (0:0)

Leitgeb statt Alaba, Ilsanker statt Baumgartlinger: Dass statt des langfristig verletzten Bayern-Stars und des kurzfristig lädierten Mainzers die Salzburger Zentrale zum Einsatz kommen würde, war beinahe logisch. Schließlich startete Österreich so, wie man das lange auch von Salzburg kannte: Mit Druck im Mittelfeld, mit Pressing und Gegenpressing, mit dem kompromisslosen Fight um zweite Bälle.

Russland zunächst beeindruckt…

Von der Agilität, mit der das Offensiv-Quartett Österreichs mit der Unterstützung von Christoph Leitgeb in der Startphase spielte, war die routinierte, aber doch etwas hüftsteife russische Defensive durchaus beeindruckt. Vor allem Sechser Glushakov produzierte viele zuweilen billige Fehlpässe im Aufbau, nach denen Österreich sehr flink umschaltete. Schnell hatte sich Glushakov zudem die gelbe Karte abgeholt.

Echte Torgefahr konnte Österreich so zwar nicht erzeugen, aber man nahm den Russen komplett den eigenen Spielaufbau. In den ersten 15 Minuten kam die Sbornaja nur ein einziges Mal kontrolliert vor den österreichischen Strafraum, dazu gab’s einen Konter über Tcherishev. Der eher verzweifelte Weitschuss, mit dem Kokorin den Pfosten traf (15.) und die übertriebene Hast, mit der Tcherishev kurz danach abschloss und weit daneben schoss (18.) waren sichtbarer Beweis davon, dass Österreich den Russen vermittelt hatte, keine Zeit am Ball zu haben.

…erarbeitet sich dann aber Kontrolle

Kam Russland aber doch einmal halbwegs kontrolliert in die österreichische Hälfte, was vor allem ab etwa der 20. Minute öfter der Fall war, fiel vor allem ein extremes horizontales Verschieben der Vierer-Offensivreihe auf. Faisullin und Shirokov besetzten nicht selten gemeinsam das ballnahe Halbfeld, während der jeweilige Außenspieler – aufgrund des Linksdralls des russischen Teams zumeist RM Shatov – in der Spielfeld-Mitte agierte.

So konnte Russland das Zentrum überladen, womit die Sbornaja immer mehr die Kontrolle über diesen Bereich und damit auch über das Spiel übernahm. Zusätzlich verstärkt wurde dieser Effekt durch zwei Faktoren: Zum einen agierte Ilsanker recht tief hinter Leitgeb (was er ja von Salzburg gewöhnt ist). Russland konnte so die durch die vertikale Staffelung etwas fehlende österreichische Kompaktheit nützen.

Und zum anderen ließ bei Österreich der Druck und das Anlaufen der Gegner immer mehr aus.

Aufbau in die Zentrale gelockt

Dennoch blieb Russland von der Grundeinstellung her eher vorsichtig und staffelte sich bei österreichischem Ballbesitz eher tief. Die beiden Achter Shirokov und Faisullin stellten sich nicht zwischen die österreichische Innenverteidigung und Ilsanker/Leitgeb, sondern zwischen Ilsanker/Leitgeb und dem eigenen Tor. Man verzichtete also darauf die österreichische Eröffnung von hinten heraus anzupressen (Stürmer Kokorin alleine hätte da wenig machen können).

Dafür versuchte man, den österreichischen Aufbau durch das Zentrum zu locken – logisch, weil dort ohne Alaba der kreative Chef fehlte (dass Baumgartlinger beim Aufwärmen auch w.o. geben musste, hatte Capello bei der Erstellung seiner Taktik ja noch nicht wissen können). Auf den Außenbahnen jedoch lauerte mit Arnautovic und Harnik sehr wohl Gefahr. Weshalb Shatov und Tcherishev auch ganz offensichtlich die Order hatten, auf diese beiden aufzupassen.

Leichte Adaptierung von Koller

Teamchef Koller nahm in der Pause einige Adaptionen vor, wie etwa, dass der ballentfernte Außenspieler ins Zentrum rückt. Das funktionierte etwa bei Harniks Lauf über die linke Seite und seine Rückgabe auf Arnautovic kurz nach Wiederbeginn auch schon ganz gut. Keine Frage: Diese Maßnahme war eine Reaktion auf das konsequente ballorientierte Verschieben der Russen, mit dem sie ja das Zentrum kontrollierten.

Was den Russen aber weiterhin nicht nach Wunsch gelang, war das Erzeugen eigener Torgefahr. Weil Hinteregger immer wieder antizipierte und intelligent aus der Kette rückte, wenn es notwendig war, kam Russland bei aller Kontrolle nicht über das Zentrum in den Strafraum, dazu war Tcherishev links ein Totalausfall und der hochtalentierte Shatov auf rechts kam gegen Fuchs nicht zum Zug. Daher änderte Capello nach einer Stunde erst einmal seine Flügelbesetzung.

Okotie statt Janko

Statt des enttäuschenden Tcherishev kam Jonov, der nun die rechte Angriffsseite besetzte; Shatov wechselte dafür nach links. An der Charakteristik des Spiels änderte sich aber wenig – umkämpftes Mittelfeld, wenig Torgefahr auf beiden Seiten. Für merkliche Bewegung sorgte aber die Einwechslung von Okotie statt Janko nach einer Stunde.

Der 1860-Stürmer ist zwar nicht so bullig wie Janko, aber beweglicher, was gegen die alten und langsamen russischen Innenverteidiger nicht schlecht war. Vor allem, wenn es Österreich gelang, für Gewusel im Strafraum zu sorgen, wie beim Beinahe-Tor nach 70 Minuten. Aus dem Spiel heraus war Österreich aber an sich ebenso ungefährlich wie aus Standard-Situationen.

So war es ein langer Abschlag von Almer, der das 1:0 einleitete. Von Junuzovic‘ Kopf geschickt auf Harnik weitergeleitet flankte der Stuttgart-Legionär auf Okotie, der Ignashevitch entwischt war und zum 1:0 verwertete. Es war zwar Abseits, aber Referee-Assistent Stephen Child hatte es übersehen.

Er brachte Sturmspitze Dzyuba für den enttäuschenden Tcherishev und stellte auf ein 4-4-1-1 um, mit Dzyuba vorne und Kokorin etwas hinter ihm.

Capello ändert das System

Ab 75. Minute
Ab 75. Minute

Die direkte Reaktion von Russlands Temachef Fabio Capello war, sein System umzustellen. Statt Achter Faizullin kam nun Stoßstürmer Dzyuba und damit hatte die Sbornaja nun ein 4-4-1-1 auf dem Feld.

Damit verzichtete er auf die Kontrolle im Zentrum und wollte dafür mehr Anspielstationen in der Spitze haben – der flinke Kokorin mit etwas mehr Aktionsradius, der bullige Dzyuba als Anspielpunkt im Strafraum. Wenig später kam dann auch Alan Dzagoyev, ewiges Talent von ZSKA Moskau, für den hoch veranlagten Shatov von Zenit St. Petersburg.

Die Folge von Capellos Umstellung im System war auch eine Umstellung im Stil: In der Schlussphase war die Brechstange gefragt. Dabei bewahrte die österreichische Abwehr aber etwas mehr Sicherheit als gegen Montenegro und deutlich mehr Sicherheit als in Moldawien.

Der zweite 1:0-Heimsieg war die Folge.

Fazit: Russland passte sich Österreich an

Ohne die Einser-Besetzung in der Mittelfeld-Zentrale mit Alaba und Baumgartlinger fehlt dem österreichischen Team ziemlich offensichtlich die ordnende Hand und die Übersicht in der Spielfeld Mitte. Logisch – Alaba ist Weltklasse, Leitgeb und Ilsanker „nur“ gutes Europa-League-Niveau. Aber: Glückliches Österreich, wenn man ein gutes Europa-League-Duo als Back-up hat.

Denn es wird immer mehr deutlich, dass sich das ÖFB-Team immer breiter aufstellt, wenn es darum geht, ein Spiel zusammenzuhalten und zu kontrollieren. Es war eine recht ordentliche Leistung, aber keine überragende und der Sieg ist dann doch eher glücklich und ein Remis hätte den gezeigten Leistungen fraglos eher entsprochen. Aber man behält mittlerweile die Nerven und kann auch wackelige Spiele gegen gute Gegner über die Zeit bringen.

Vor allem aber zeugt es von dem internationalen Respekt, den Österreich in den drei Jahren unter Koller gewonnen hat, dass sich ganz deutlich Capello dem ÖFB-Team angepasst hat und nicht so sehr Koller den Russen. Österreichs Anlage war, wie Österreichs fast immer ist – berechenbares 4-2-3-1 mit Pressing in der Anfangsphase und Vorstößen über die Außen. Capello aber ließ Österreich im Aufbau über das Zentrum locken, in dem Alaba fehlte.

Russland muss sich ärgern, nicht zumindest ein 0:0 aus Wien mitgekommen zu haben, und ein solches wäre absolut verdient gewesen. Österreich hingegen hat nach vier Spielen schon drei Siege auf dem Konto – keine andere Mannschaft der Gruppe hat mehr als einen. In den nun allesamt absolvierten Heimspielen gegen die drei Gegner um die EM-Tickets gab es sieben Punkte. Das ist großartig.

Das letzte Mal, dass Österreich mit 10 Punkten aus vier Spielen startete, ist 14 Jahre her. Zwei der Spiele damals gab’s allerdings gegen Liechtenstein, am Ende wurde man Gruppenzweiter. Das würde diesmal reichen.

gruppe g

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Ein ÖFB-Trio zeigte auf, aber als Ganzes war es nicht so gut – 1:1 gegen Island https://ballverliebt.eu/2014/05/31/ein-oefb-trio-zeigte-auf-aber-als-ganzes-war-es-nicht-so-gut-11-gegen-island/ https://ballverliebt.eu/2014/05/31/ein-oefb-trio-zeigte-auf-aber-als-ganzes-war-es-nicht-so-gut-11-gegen-island/#comments Fri, 30 May 2014 22:28:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10206 Ein ÖFB-Trio zeigte auf, aber als Ganzes war es nicht so gut – 1:1 gegen Island weiterlesen ]]> Zum vierten Mal hintereinander nicht verloren – aber gegen eine biedere Auswahl aus Island auch nicht gerade geglänzt. Österreich offenbarte beim 1:1 gegen die Nordmannen altbekannte Schwächen im Aufbau, ungewöhnliche Schwächen im Pressing und eine allgemeine Schwächung durch den Ausfall von David Alaba. Dafür übernahm Marko Arnautovic Verantwortung, zeigte Markus Suttner eine sehr ordentliche Leistung und Stefan Ilsanker war sofort einer der besten auf dem Platz.

Österreich - Island 1:1 (1:0)
Österreich – Island 1:1 (1:0)

Kein kompaktes Verschieben im Pressing-Rückraum

Auffällig: Zwar wurde auf Seiten Österreichs vorne versucht, die Spieleröffnung der Isländer anzupressen, das klappte aber aus zwei Gründen nicht wunschgemäß. Erstens bestand diese ohnehin hauptsächlich aus langen Bällen und zweitens wurde im Mittelfeld nicht so recht nachgerückt. Ilsanker und Leitgeb verblieben bei ihren Pendants in der isländischen Zentrale und Klein agierte überhaupt ausnehmend passiv.

So entstanden Lücken zwischen Mittelfeld und Angriff, die zwar Island nicht auf spielerischem Wege zu nützen vermochte, die aber das Anlaufen der isländischen Spieleröffnung ziemlich ins Leere rennen ließen. Das gruppentaktischer Verschieben in Richtung des gegnerischen Ballführenden, wie es in der abgelaufenen Saison etwa Salzburg so brillant gezeigt hat, war nicht erkennbar. Was insofern erstaunlich ist, da ja Ilsanker und Leitgeb von den Bullen genau dieses kompakte Verschieben kennen und können.

Flügelspiel gegen biedere Gäste

Das Konzept von Lars Lagerbäck variiert de facto nicht von jenem, das er in seinen zwölf Jahren als Teamchef der Schweden spielen ließ, passierte aufgrund der weniger hohen Klasse defensiver als früher: Gegen den Ball mit zwei Viererketten das Zentrum eng machen, aber nicht die Ballführenden attackieren. Den Gegner ruhig mal über die Außenbahnen kommen lassen, aber im Zentrum alles abräumen. Und im Ballbesitz einen der beiden zentralen Mittelfeldspieler tiefer stehen lassen – in diesem Fall Kapitän Gunnarsson – um eine kurze Anspielstation von hinten zu haben und ansonsten schauen, die Stürmer zu bedienen.

Gegen diese Spielanlage gilt es, die Ketten vor allem horizontal auseinander zu ziehen, dafür braucht es intelligentes Flügelspiel. Das brachte auf der rechten Seite Arnautovic mit dem sehr aktiven Suttner durchaus zustande: Mit gutem Hinterlaufen und geschickten Doppelpässen gelang es ihnen immer wieder, Räume zu schaffen. Arnautovic zeigte zwar vor allem zu Beginn immer wieder die für ihn bekannten hängenden Schultern, wenn etwas nicht gelang, aber er war im Offensivspiel der mit Abstand beste Österreicher.

Klein zu passiv, Aufbau zu statisch

Junuzovic hätte das vom Spielverständnis genauso drauf, er konnte durch seine Positionierung in der Mitte nicht viel ausrichten. Auf der linken Seite war Startelf-Debütant Sabitzer sehr bemüht, aber ihm fehlte es ohne die dringend nötige Hilfe von Klein (wovor hatte er Angst, dass er so wenig nach vorne machte? Der blonden Mähne von Birkir Bjarnason?) an der Durchschlagskraft. Immerhin: Er blieb cool, als er von Arnauovic einen starken Pass in den Lauf bekam und erzielte sein erstes Länderspiel-Tor zum 1:0 nach einer halben Stunde.

In dieser Szene wurde gut und schnell von Defensive auf Offensive umgeschalten und auch mit Tempo der Weg nach vorne gesucht. Ansonsten aber fehlte im eigenen Aufbau gegen die kompakten Viererketten der Isländer aber genau dieses Tempo und die Bewegung. So hatten die Isländer gegen den Ball meist alles im Griff.

Ilsanker sehr ansprechend

Neben Arnautovic zeigte vor allem Debütant Stefan Ilsanker eine äußerst ansprechende Leistung. Sein entschlossenes Handeln leitete den Führungstreffer ein, und auch sonst war Ilsanker sehr präsent, sehr umsichtig. Er ist kein Alleskönner wie David Alaba, aber von Ilsanker darf man auch im Team eine sehr solide Defensiv-Arbeit erwarten, ein sicheres Passspiel, ein gutes Auge und dank des Salzburger Europacup-Laufs auch auf dem für das Nationalteam nötigen Niveau.

Defensivtaktisch war bei Österreich auffällig, dass bei Flankenläufen der Isländer beide Innenverteidiger im Strafraum blieben und keine Hilfestellung für die Außenverteidiger gaben, die im 1-gegen-1 verblieben. Das sah ob den vielen leeren Raumes, der dazwischen entstand, zuweilen etwas seltsam aus, ist aber vom vermutlichen Gedanken dahinter nicht unlogisch: Es ist in solchen Fällen so gut wie immer mit Flanken auf die robusten Stürmer zu rechnen, da braucht man Manpower vorm Tor.

Arnautovic als Flügelspieler UND Spielmacher

Nachdem die zweite Halbzeit mit dem 1:1 begonnen hat, änderte sich bei Österreich gegenüber der ersten Hälfte vor allem die Positionierung von Marko Arnautovic. Er rückte nun deutlich früher ein und übernahm zusätzlich zu seiner Rolle als Flügelspieler auch immer mehr jene des zentralen Spielmachers – Junuzovic agierte dafür etwas zu hoch.

Das hieß, dass Suttner nun noch mehr Verantwortung an der Außenbahn übernehmen musste und das auch tat. Die Folge: Arnautovic agierte im Ballbesitz als halblinks agierender Zehner, Suttner hatte die komplette Außenbahn über und Junuzovic hing seltsam in der Luft. Das änderte sich mit einem Doppelwechsel nach einer Stunde.

Nur noch durch die Mitte

Mit Hinterseer (statt Leitgeb) kam eine neue hängende Spitze, mit Weimann (statt Janko) eine neue Speerspitze und Junzovic ging zurück ins zentral-defensive Mittelfeld. Der Effekt war, dass mit Junuzovic (aus der Tiefe), Hinterseer (von weiter vorne) und Arnautovic (von der Seite einrückend) drei Mann das Spiel tenendziell noch enger machten und viel nur noch versucht wurde, den Ball vertikal nach vorne zu bringen bzw. auf eigene Faust aus der Entfernung abzuziehen.

So bekam man die isländischen Ketten aber natürlich nicht auseinander gezogen, und als in der 75. Minute Arnautovic ausgewechselt wurde, war das Flügelspiel tatsächlich praktisch tot. Debütant Lazaro (vermutlich ein Abchecken, wie er sich in die Gruppe einfügt, auf und vor allem außerhalb des Platzes) ging nach rechts, Sabitzer (der zunehmend nachließ) nach links. Ohne Arnautovic fehlte das kreative Moment nun volleds – es blieb beim 1:1.

Fazit: Team ohne Fortschritt, aber Trio zeigte Gutes

Wenn man bedenkt, dass Island im WM-Playoff war, ist ein 1:1 okay. Wenn man sieht, wie passiv und altbacken Island spielt, ist das 1:1 zu wenig. Echte gruppentaktische Fortschritte brachte der Test nicht: Zu wenig Balance herrschte zwischen den Flügeln (fast alles über links), zu wenig Nachrücken im Pressing (wirklich gute Teams nützen das aus), zu wenig Tempo und Bewegung im eigenen Aufbau. Die Position Rechtsverteidiger ist und bleibt eine Problemstelle und wie sich Klein in Stuttgart durchsetzen will, wenn er sich nicht dramatisch steigert, bleibt ein Rätsel.

Die positiven Aspekte waren mehr individueller Natur: Arnautovic ist in der Tat besonnener geworden, seit er in Stoke ist, und er versuchte auch, in Abwesenheit von David Alaba mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch hat man gesehen, dass man sich auf Stefan Ilsanker verlassen kann. Und wenn Suttner so spielt, wie er gegen Island gespielt hat, braucht man an den seit anderthalb Jahren völlig außer Form spielenden (und daher bei Schalke ausgemusterten) Christian Fuchs gar nicht denken.

Klar ist aber auch: Ohne die Weltklasse eines David Alaba fehlt Österreich natürlich sehr viel und wenn Martin Harnik fit und halbwegs in Form ist, kann Marcel Sabitzer (noch?) keinen Platz im Team haben.

(phe)

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Aus und vorbei: Schwedens Umstellungen beenden Österreichs WM-Chancen https://ballverliebt.eu/2013/10/12/aus-und-vorbei-schwedens-umstellungen-beenden-osterreichs-wm-chancen/ https://ballverliebt.eu/2013/10/12/aus-und-vorbei-schwedens-umstellungen-beenden-osterreichs-wm-chancen/#comments Sat, 12 Oct 2013 00:23:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9666 Aus und vorbei: Schwedens Umstellungen beenden Österreichs WM-Chancen weiterlesen ]]> Aus der Traum! Österreich verliert 1:2 in Schweden und wird damit die Quali-Gruppe auf dem dritten Rang beenden. Obwohl das ÖFB-Team in der ersten Hälfte sehr viel richtig machte und verdient vorne war, doch Schweden reagierte richtig und drehte das Spiel. Eine Niederlage, die nicht sein hätte müssen, die aber aufzeigt, woran es noch fehlt.

Schweden - Österreich 2:1 (0:1)
Schweden – Österreich 2:1 (0:1)

Damit war eher nicht zu rechnen: Aleksandar Dragovic spielt als Sechser in einem 4-1-4-1. Als Kettenhund für Ibra? Nein: Als Balleroberer und Spieleröffner. Was in der ersten Halbzeit gut funktioniert hat. Wie überhaupt die ersten 45 Minuten aus österreichischer Sicht äußerst positiv zu bewerten sind.

Kollers 4-1-4-1 und die Rolle von Dragovic

Marcel Koller stellte Junuzovic und Alaba vor Dragovic zentral auf. Warum er das tat, wurde auch schnell klar: Die beiden pressten  hoch und aggressiv auf die beiden in der Zentrale aufgestellten Schweden, Elm und Svensson. So drückten sie die Gastgeber nach hinten, verhinderten einen geordneten Aufbau über die Mitte (in Form etwa von somit praktisch nicht vorhandenen Pässen in den Lauf von Ibrahimovic) und versuchten so, Ballgewinne in der Nähe des gegnerischen Sechzehners zu provozieren. Die ersten beiden Ziele gelangen gut, Letzteres auch aufgrund der Routine und der Absicherung durch eine sehr flache Abwehr-Vierkette nicht so sehr.

Die Gefahr, wenn die beiden Achter beide pressen, besteht im Gegenzug darin, dass hinter ihnen Platz frei wird. Das verhinderte Dragovic durch mutiges Aufrücken. So unterband er, dass Schweden durch die österreichische Pressinglinie hindurch auf Ibrahimovic und Elmander spielen konnten. Wenn Dragovic den Ball hatte, machte er keine spektakulären Dinge damit, er machte aber auch wenig verkehrt.

Erstaunlich im Bezug auf den Umgang der Schweden mit Dragovic waren zwei Dinge: Zum einen, dass es überhaupt keinen Druck gab, der auf den gelernten Innenverteidiger auf der völlig ungewohnten Position ausgeübt wurde, und zweitens, dass Ibrahimovic als hängende Spitze fast nie zentral hinter Elmander spielte, sondern immer links oder recht schräg versetzt. So ging er Dragovic aus dem Weg. Wenn der Plan war, ihn aus der Position zu ziehen und damit Raum für Elmander zu schaffen, ging er schief.

Probleme von hinten heraus

Wenn Österreich in der Abwehr den Ball hatte und es darum ging, das Spiel zu eröffnen, passierte das zumeist in Form von langen Bällen. Das ging ein-, zweimal fast gut (wie bei einem Pass auf Alaba, den Isaksson noch abfangen konnte), zumeist landeten diese Pässe aber eher im Nirwana. Über die rechte Seite mit Garics und Harnik ging ebenso relativ wenig, weil sich Schwedens RM Kacaniklic deutlich höher orientierte und auch wesentlich agiler wirkter als sein Pendant auf der anderen Seite, Seb Larsson. So fehlte es Harnik an Hilfe von Garics und damit an der Bindung zum Spiel.

Auf der anderen Seite jedoch klappte das Zusammenspiel von Fuchs und Arnautovic recht gut. Larsson konnte den beiden rwenig entgegensetzen und auch der schwedische LM Lustig  konnte den flinken Moves von Arnautovic nicht viel entgegen setzen. Am besten aber war das Spiel nach vorne, wenn der Ball bei Junuzovic und vor allem Alaba war: Dann nämlich kam sehr schnell eine Vertikalität ins Spiel, die den Schweden zusetzte.

Genauso im Übrigen wie die sehr giftige Zweikampfführung seitens der Österreicher, und auch deren Gedankenschnelligkeit. Während Österreich nach Ballverlusten schnell nachsetzte und oft auch ein Nebenmann half, ließen die Schweden nach Ballverlusten recht flink vom Gegenspieler ab und stellten sich. Dass Österreich mit einer 1:0-Führung in die Halbzeit ging, war hochverdient und man sah Förbundskapten Erik Hamrén seine Sorgen am Ende des ersten Spielabschnitts an.

Hamrén reagiert richtig

Er kam aber mit der richtigen Lösung daher, nach dem Seitenwechsel änderte Schweden nämlich einige entscheidende Punkte. Zum einen wurde Dragovic deutlich weniger Zeit am Ball gelassen. Mal bearbeitete ihn nun doch Ibrahimovic, mal schob Svensson etwas nach vorne, in jedem Fall aber konnte Dragovic nun nicht mehr so aufrücken, wie er das noch in der ersten Hälfte völlig ungehindert machen konnte.

Zum zweiten schob Schweden die Außenverteidiger weiter nach vorne. Waren Lustig und Olsson in der ersten Halbzeit praktisch immer annähernd auf einer Linie mit den Innenverteidigern, waren sie ihren Vorderleuten Larsson und Kacaniklic nun eine größere Hilfe als noch zuvor, als die Schweden hauptsächlich durch die Mitte nach vorne kommen wollten, obwohl Österreich da sehr gut zumachte.

Dadurch, dass die Schweden das Spiel breiter machten, mussten auch Alaba und Junuzovic (bzw. dann Leitgeb) mehr horizontal verschieben, um an den Außenbahnen zu helfen, was wiederum um Svensson und Elm im Zentrum mehr Zeit zum Aufbauen gab. Und als nach knapp einer halben Stunde in der zweiten Hälfte das österreichische Zentrum mürbe gespielt war, kam mit Ballverteiler Källström statt dem Balleroberer Elm einer, der das Ausnützen sollte.

Schweden klar spielbestimmend

Schlussphase
Schlussphase

Ein weiteres Element, dass zum Umschwingen des Pendels in die schwedische Richtung beitrug, war die wesentlich aggressivere Zweikampfführung nach der Pause. Hatte Österreich in diesem Bereich davor klar die Oberhand, fuhren die Schweden nun schon mal einen Härtegang nach oben – wie etwa Svensson gegen Janko. Der Ausgleich durch Olsson nach 56 Minuten war zudem hervorragend herausgespielt: Die Schweden zwangen mit ihrer guten Kombination die österreichische Defensive zu drei Richtungswechseln innerhalb von kaum fünf Sekunden, da ergibt sich bei der besten Defensive schon mal ein Loch. Vor allem, wenn mit Olsson auf einmal der Linkverteidiger im Zentrum aufraucht.

Marcel Koller brachte nach rund einer Stunde Leitgeb für Junuzovic, der nach seiner Verletzungpause deutlich noch nicht die Luft für 90 derart intensive Minuten hat. In einem ohnehin an Präsenz einbüßenden Zentrum war der Salzburg-Reservist leider kein Upgrade gegenüber Junuzovic. Das zuvor schon erlahmende Pressingspiel der beiden Achter war nunmehr de facto inexistent, auch deshalb machte es durchaus Sinn, dass Hamrén danach Källström brachte.

Auch Remis hält nicht

Schon in dieser Phase ging es nur noch darum, zumindest as Remis über die Zeit zu retten. Weimann kam für den nicht besonders auffälligen Harnik, fiel aber – wie schon gegen Irland – in erster Linie durch eine für einen Premier-League-Stammspieler erstaunlich holprige Ballbehandlung auf. Weder konnte er auf dem Flügel für Belebung sorgen, noch konnte er den durchaus ansprechend spielenden Janko nach seiner Auswechslung (ein Krampf, auch auf lange fehlende Spielpraxis zurückzuführen) adäquat ersetzen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Spiel auch 1:1 geendet wäre, wenn nicht Schweden einen Weltklassestürmer wie Ibrahimovic in seinen Reihen hätte. Seine starke Ballmitnahme nach dem Pass von Källström (ein Duo übrigens, das sich privat absolut nicht ausstehen kann), sein einkalter Abschluss zum 2:1 fünf Minuten vor dem Ende – die Entscheidung.

Fazit: Schwedens Umstellungen brachten mehr

Eine Halbzeit lang hat Österreich vieles richtig gemacht: Auf’s Zentrum gepresst, aktiv gespielt, gedankenschnell gehandelt, damit auch verdient in Führung. Doch auf die Umstellungen, die Schweden danach eine nach dem anderen ausgepackt hat, fehlten die adäquaten Reaktionen. Dabei kann man die Entscheidung, statt des müdegelaufenen Junuzovic ausgerechnet Leitgeb zu bringen, durchaus hinterfragen: Baumgartlinger oder Kavlak hätten wohl mehr defensive Stabilität bewirkt, Ivanschitz wohl mehr gebracht, wenn man gegen Elm und Svensson wieder proaktiv agieren hätte wollen. Mit Leitgeb gab’s weder das eine noch das andere.

Trotzdem ist der Sieg der Schweden mehr eine Sache davon, was das Trekronor-Team richtig gemacht hat, als davon, was das ÖFB-Team falsch gemacht hat. Hamrén – der in Schweden wegen seiner Zögerlichkeit und seiner mitunter fragwürdigen Enscheidungen durchaus unter Beschuss steht – hat die Problemstellen erkannt und die Spielanlage entsprechend adaptiert. Um aber etwa auf deutlich nach vorne geschobenen schwedischen Außenspieler zu reagieren, fehlt Koller auch das Personal. Wen außer Weimann hätte er bringen sollen? Einen Sabitzer kann man aufgrund seiner ihm (noch) fehlenden internationalen Erfahrung in so einer Situation nicht bringen und sich erwarten, dass er das Spiel herumreißt.

Letztlich waren die Schweden sowohl in diesem Spiel als auch über die ganze Quali nicht unbedigt ein besseres Team als jenes aus Österreich, aber ein etwas reiferes; auch von Ibrahimovic abgesehen. Leute wie Seb Larsson, Rasmus Elm oder Johan Elmander sind keine Weltbesieger, aber sie kennen solche Situation und können mit einem unerwartet auftretenden Gegner besser umgehen als ein österreichisches Team, das erstmals in dieser Lage war.

Dennoch: Die Richtung stimmt beim ÖFB-Team. Das hat diese Quali eindeutig gezeigt.

(phe)

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Deutschland schickt Österreich in permanente Unterzahl – lockeres 3:0 die Folge https://ballverliebt.eu/2013/09/07/deutschland-schickt-osterreich-in-permanente-unterzahl-lockeres-30-die-folge/ https://ballverliebt.eu/2013/09/07/deutschland-schickt-osterreich-in-permanente-unterzahl-lockeres-30-die-folge/#comments Sat, 07 Sep 2013 00:44:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9443 Deutschland schickt Österreich in permanente Unterzahl – lockeres 3:0 die Folge weiterlesen ]]> Klare Sache: Deutschland hat mit Österreich keine wirkliche Mühe und kommt zu einem relativ lockeren 3:0-Sieg. Weil man in der Offensiv-Zone sehr flexibel agierte und Österreich in ständige Unterzahl schickte. Dadurch, und durch das Fehlen von Zlatko Junuzovic, konnte das Pressing des ÖFB-Teams nie das gewohnte und auch nötige Ausmaß erreichen, um den designierten Gruppensieger zu gefährden.

Deutschland - Österreich 3:0 (1:0)
Deutschland – Österreich 3:0 (1:0)

Extremes Anpressen der deutschen Spieleröffnung, dem übermächtig scheinenden Gegner keine Zeit lassen, so Ballgewinne erkämpfen: Das Erfolgsrezept aus dem 1:2 im Hinspiel, als Österreich einem Punktgewinn nicht nur verdammt nahe war, sondern ihn sich auch mehr als verdient hätte, war auch beim Rückspiel in München erkennbar. Dummerweise aber nur in den ersten fünf Minuten.

Deutschland stellt 4-gegen-2-Überzahl her

Denn dann Begann die deutsche Marschroute zu greifen, weil dann die Außenverteidiger Lahm und Schmelzer nach vorne aufrückten. So konnte Deutschland das Geschehen nach dem eigenen Gusto gestalten und dieser funktionierte sehr gut. Der Schlüssel waren die Außenverteidiger, die „ausführenden Organe“ war das Offensiv-Quartett der DFB-Mannschaft.

Weil nämlich Özil praktisch überall zu finden war, immer wieder auf die Flügel auswich. Weil dafür Reus von links in die Mitte zog und dort seine Technik und sein Tempo ins Spiel brachte. So konnte sich das österreichische Zentrum mit Alaba und Kavlak nie auf ein ausrechenbares System einstellen. Hinzu kam, dass Müller sich mit Fuchs einen ziemlichen Spaß machte, weniger horizontal agierte wie Reus, sondern vertikaler.

Zudem ließ sich Klose auch immer wieder etwas fallen. So hatte Deutschland im Raus zwischen Strafraumgrenze und Mittelkreis eine 4-gegen-2-Überzahl, weil Ivanschitz und Arnautovic durch die deutschen Außenverteidiger gebunden waren.

Junuzovic fehlt an allen Ecken und Enden

Zwar kam Deutschland nicht wie sicherlich erwünscht durch und die gefährlichsten Szenen waren eher weitere, höhere Bälle von den Flanken und dem Halbfeld in die Schnittstellen der Viererkette. Diese Überzahl sorgte aber sehr wohl dafür, dass es Deutschland praktisch immer problemlos gelang, nach einem Ballverlust durch schnelle Pressing-Pfeilspitzen und schnelleres Denken als der Gegner diesem den eigenen Aufbau zu unterbinden und schnell selbst wieder in Ballbesitz zu kommen.

Wegen der dergestalt gebundenen Mittelfeld-Reihe war die hängende ÖFB-Spitze Andi Weimann kaum im Spiel (zumal ihm der serbische Referee nicht nur jeden Körperkontakt mit einem Gegner abpfiff, sondern im Grunde auch jede Annäherung zu einem Deutschen auf weniger als einen Meter) und die vorderste Spitze Martin Harnik überhaupt nicht. Beide liefen zwar viel und mühten sich redlich, aber viel kam nicht dabei heraus.

In all diesen Teilbereichen machte sich das Fehlen des angeschlagenen Zlatko Junuzovic bitter bemerkbar. Auf der Position des zentralen Pressers auf der Position der hängenden Spitze in Kollers längst gewohntem 4-4-1-1 gibt es keinen besseren als ihn, weil er – anders als der gelernte Stürmer Weimann – nach anderthalb Jahren als Sechser/Achter bei Bremen ein gutes Gespür dafür hat, wann er zurück rücken muss. Weimann jedenfalls machte das nicht.

Dragovic‘ Aufrücken und Fuchs‘ Fehler

Die auch dadurch entstehende massive Unterzahl vor der Abwehrkette veranlasste vor allem Aleksandar Dragovic dazu, diese immer wieder zu verlassen und aufzurücken. So wurde die Personalnot gegen Özil und Reus zwar etwas gelindert, logischerweise entstand so aber natürlich ein Loch in der Kette. Ein Risiko, dem mit Einrücken von Garics begegnet wurde, aber so fehlte natürlich dieser wiederum auf der Außenbahn. Was vom mauen Schmelzer zwar nicht bestraft wurde, aber es war eindeutig nicht der Weisheit letzter Schluss.

Ebenso wie Christian Fuchs. Es ist eine nicht mehr ganz neue Erkenntnis, dass das ÖFB-Team auf einen Fuchs in guter Form kaum verzichten kann. Dummerweise kennt Fuchs gute Form nur noch vom Hörensagen. Er kam nicht in die Zweikämpfe gegen Müller und Lahm, er konnte kaum Flanken verhindern, zudem waren seine Pässe nicht selten der pure Horror und die Flanken vor’s gegnerische Tor, die ihn in der deutschen Bundesliga so berüchtigt machten, gibt es nicht mehr. Bei Schalke wird Fuchs seinen Stammplatz aller Voraussicht nach an Dennis Aogo verlieren – und das leider völlig zu Recht.

Flexibilität wird belohnt

Was natürlich auch nicht geholfen hat, war die Tatsache, dass Veli Kavlak immer wieder minutenlang an der Seitenlinie an seiner lädierten Nase behandelt werden musste und sich somit zusätzlich nie wirklich ein Rhythmus in der österreichischen Mittelfeld-Zentrale entwickeln konnte. Frappierend war auch der Unterschied in den Rochaden der Offensiv-Trios: Während Reus, Özil und auch Müller permanent ihre Positionen wechselten, hielten sich Ivanschitz, Arnautovic und Weimann beinahe sklavisch an ihre Positionen. Für fünf Minuten halb durch die erste Hälfte tauschten Arnautovic und Ivanschitz mal, aber das war’s auch schon.

Durch eine dieser vielen deutschen Rochaden und eine der vielen verlorenen Duelle von Fuchs entstand nach einer halben Stunde auch das 1:0 für die Deutschen, das sich da schon abgezeichnet hatte. Die latente österreichische Hilflosigkeit verbunden mit dem praktisch nicht mehr vorhandenen anpressen des Gegners und die selbstichere Körpersprache der Deutschen ließ schon da das Spiel zumindest vorentschieden erscheinen.

Hoffnungsschimmer

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Was es aber noch nicht war. Kam Österreich vor der Pause kaum einmal dazu, drei Pässe aneinander zu reihen, ehe der Ball wieder weg war – vor allem auf David Alaba konzentrierten sich die Deutschen natürlich – wurde zu Beginn der zweiten Hälfte eine sich kurzfristig aufmachende Schwachstelle bei Deutschland angebohrt. Weil Schmelzer den Ellbogen von Harnik ins Gesicht bekam (die Handbewegung von Harnik legt den Schluss nahe, dass er sich zumindest Gelb dafür verdient hätte), musste Höwedes als Linksvertediger kommen.

Durch eine generell entschlossenere Herangehensweise nach Ballgewinn und flinkeres Umschalten als zuvor gelang es in den fünf Minuten nach Wiederanpfiff dreimal (!), durch einen Steilpass in die völlig offene Schnittstelle zwischen Boateng und Höwedes hindurch in passable Flankenpositionen zu kommen. Hier fehlte dann allerdings jene Konsequenz, die Kroos in der 51. Minute bei seinem Weitschuss zum 2:0 zeigte.

Österreich streckt die Waffen

Womit das Spiel dann aber doch durch war. Das ÖFB-Team streckte danach weitgehend die Waffen, stellte das ohnehin nur noch zart vorhandene Pressing völlig ein und ließ die letzten 40 Minuten über sich ergehen. Das Team vermittelte den Eindruck eines „Okay, verloren, was soll’s – Kräfte sparen für das Irland-Match“. Und weil auch Deutschland wusste, dass nichts mehr passieren wird, verausgabte man sich auch nicht mehr als notwendig.

Was allerdings auch nicht notwendig gewesen wäre, sind die Härteeinlagen von österreichischer Seite, die die letzte halbe Stunde prägten. Kavlaks Frust mag verständlich sein, aber sein Attentat auf Kroos‘ Kniekehle hat sich nichts anderes als Rot verdient (es gab Gelb), Klein – der für den vom Platz humpelnden Garics gekommen war – bekam für ein ähnliches Foul zu Recht Gelb, Fuchs kam für eine Kopie des Klein-Fouls ohne Karte davon.

Schwung kam nur noch in die Partie, als Koller seine Flügel neu besetzte. Vor allem der für Arnautovic gekommene Marcel Sabitzer traute sich öfter, über die linke Seite durchzugehen. Zwar fehlten auch ihm die nötige Präzision, aber er versuchte es wenigstens. Und dass es kurz vor Schluss noch das 3:0 durch Müller gab, konnte auch der beste Österreicher nicht mehr verhindern – Torhüter Robert Almer.

Fazit: Zu wenig, um Deutschland gefährden zu können.

Von der 1. bis zur 5. Minute und von der 46. bis zur 51. machte Österreich den Eindruck, tatsächlich etwas holen zu können. Letztlich setzte sich aber die individuelle Klasse der Deutschen durch, verbunden mit der permanenten Überzahl vor dem österreichischen Strafraum, der durch die guten und nicht berechenbaren Laufwegen von Özil und Reus zustande gekommen war.

Österreich hingegen agierte über weite Strecken viel zu passiv, die Spieler waren zu weit voneinander entfernt, und einmal mehr wurde deutlich, dass es kein Gegenmittel gibt, wenn man selbst angepresst wird. Das man nach dem 0:2 jegliches Bemühen einstellte, dem Spiel eine Wende zu geben, ist mit einem Blick auf die Gruppenkonstellation und das anstehende, extrem wichtige Spiel gegen Irland, nicht ganz unverständlich.

Rückschlüsse lassen sich aus diesem Spiel natürlich einige ziehen. Kaum welche allerdings im Hinblick auf eben dieses Spiel gegen Irland – weil dort alles anders sein wird. Ausgangslage bei sich selbst und beim Gegner, Spielanlage des Gegners, Stärken und Schwächen beim Gegner. Hier täte man gut daran, eher das Spiel in Dublin und das 2:1 gegen Schweden heranzuziehen.

Dummerweise wird Junuzovic auch gegen Irland nicht dabei sein können.

(phe)

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Österreich nimmt den Schweden deren Stärken – diszipliniert zum 2:1-Sieg! https://ballverliebt.eu/2013/06/08/osterreich-nimmt-den-schweden-deren-starken-diszipliniert-zum-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2013/06/08/osterreich-nimmt-den-schweden-deren-starken-diszipliniert-zum-21-sieg/#comments Sat, 08 Jun 2013 01:31:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8825 Österreich nimmt den Schweden deren Stärken – diszipliniert zum 2:1-Sieg! weiterlesen ]]> Die Chance lebt weiter! Nachdem Österreich den hohen Erwartungen gerecht wurde und mit Schweden den eigentlichen Favoriten um den zweiten Gruppenplatz im vollen Happel-Stadion mit 2:1 besiegt hat. Weil man nach nervösem Beginn auch wegen der da noch eher glücklichen Führung zur Sicherheit fand. Und vor allem, weil man Schweden geschickt die Stärken nahm. Es war keine glanzvolle Leistung, sondern in erster Linie eine disziplinierte – was den Sieg aber fast noch wertvoller macht.

Österreich - Schweden 2:1 (2:0)
Österreich – Schweden 2:1 (2:0)

Nervös war er, der Beginn der Österreicher. Und gleich mehrere Aspekte sorgten dafür, dass die Schweden in der Anfangsphase die klar spielbestimmende Mannschaft waren, und es war nur dem ziemlich erstaunlichen Unvermögen von Elmander und Olsson (West Broms Jonas von den „Olsson Twins“, sein nicht verwandter Namenskollege Martin von Blackburn war nicht im Kader) vor dem Tor zu verdanken, dass Österreich nicht schon nach zehn Minuten 0:2 hinten lag.

Österreichs Probleme zu Beginn

Das ÖFB-Team presste die Schweden vor allem dann an, wenn diese sich in der Rückwärtsbewegung befanden. So sollte es dem Gegner schwer gemacht werden, aus der Bedrängnis heraus einen ordentlichen Spielaufbau zu gestalten. Ansonsten hielt sich Österreich mit dem Druck ausüben aber ziemlich zurück. Vor allem wurde zum Problem, dass sich Achter Alaba nach vorne orientierte, Baumgartlinger aber etwas zu weit zurück hing und so den sich zurück fallen lassenden Ibrahimovic und auch das schwedische Zentral-Duo Elm/Källström gegen sich hatte.

Zudem zeigte sich Österreich zunächst von der körperlich robusten Gangart der Schweden beeindruckt und das Passspiel war äußerst unpräzise. Die Trekronor hielten den Ball besser, kontrollierter und länger in den eigenen Reihen und hatten vor allem den Zentrum gut unter Kontrolle. Auch auf den Außenbahnen war Schweden zunächst etwas besser, weil sich die österreichischen AV Garics und Fuchs etwas zu sehr zurückhielten.

Präsenz im Zentrum…

Schon in den Minuten vor dem Elfmeter wurde das Mittelfeld von Österreich etwas kompakter, auch weil Alaba und Junuzovic zuweilen die Positionen tauschten. Nach dem 1:0 – ein Elfmeter, bei dessen Entstehung Isaksson die Suppe auslöffeln musste, die ihm Olsson mit ziemlich ungeschicktem Stellungsspiel eingebrockt hatte – stieg auch die Selbstsicherheit, nach dem 2:0 – Janko-Kopfball, nachdem Harnik völlig unbedrängt flanken durfte und Granqvist nicht dicht genug am Mann war – sogar noch mehr. Baumgartlinger rückte nun mit deutlich mehr Präsenz auf und auch die Abwehrkette dahinter ließ das Loch nicht zu groß werden. So wurden Elm und Källström gut aus dem Spiel gehalten.

Was den Schweden zusätzlich immer mehr Sorgen bereitete, waren die unglaublichen Aktionsradien, die Alaba und Junuzovic an den Tag legten. Der Bremen-Legionär presste nicht nur die schwedischen Innenverteidiger an, sondern schaltete sich auch in den Aufbau ein und wich dazu viel in Richtung der Außenbahnen aus, um dort zu helfen, die nötigen Dreiecke zu bilden. Es gab kaum eine gezielte Aktion nach vorne, an der Junuzovic nicht beteiligt gewesen wäre.

…und Kontrolle auf den Außenbahnen

Höchst unterschiedlich gestaltete sich bei Österreich die Spielgestaltung auf den beiden Flanken. Defensiv aber lange mit dem gleichen Effekt: Schweden wurde in Schach gehalten. Das geschah auf der rechten Seite mit dem unglaublich forschen und vor allem ungeheuer schnellen Martin Harnik. Nachdem er über weite Strecken der frustrierenden Saison mit Stuttgart ein Formtief mit sich herumschleppte, scheint ihm sein Doppelpack im Pokal-Finale deutlichen Auftrieb gegeben zu haben. Jedenfalls sprühte Harnik nur so vor Spielfreude und machte dem ziemlich überforderten Gladbacher Oscar Wendt den Abend zu einer nicht gerade vergnügenssteuerpflichtigen Veranstaltung. Dass Hamrén den armen Teufel durchspielen ließ, muss man nicht zwingend verstehen.

Auf der linken Seite war Marko Arnautovic trotz seiner Suspendierung bei Bremen dabei. Im Vorwärtsgang wirkte er, wenn es in Richtung Tor ging, oft etwas überhastet. Er zog nach innen und suchte zumeist zu früh den Abschluss, war mit seinen Versuchen aus der Distanz nicht der größte Gefahrenherd. Was er aber sehr gut machte: Er war ein unglaublich mühsamer, zäher und unguter Gegenspieler für Mikael Lustig. Arnautovic degradierte den Mann von Celtic offensiv zum Statisten.

Kein schwedischer Schablonen-Fußball mehr? Doch.

Damit waren den Schweden beide Außenverteidiger genommen, was sich im flachen 4-4-1-1 mit zwei Sechsern aber ohne Kreativität im Zentrum ein recht massives Hindernis für die Gäste war. Denn ohne die Unterstützung von hinten waren die Mittelfeld-Außen Kacaniklic und Seb Larsson ziemlich auf sich alleine gestellt und die offensiv weiterhin vergleichsweise zurückhaltenden Garics und Fuchs hatten wenig Mühe, ihre direkten Gegner unter Kontrolle zu halten.

Seit Erik Hamrén das Teamchef-Amt von Lars Lagerbäck übernommen hat, heißt es, gab es so ein wenig die Abkehr vom althergebrachten, schematischen und etwas hölzernen 4-4-2-Fußball schwedischer Prägung. Das mag so sein, wenn die Außenverteidiger etwas Raum zum Atmen haben. In diesem Spiel aber zeigten die Schweden 90er-Jahre-Fußball par excellence. Weil eben auch Elm und Källström keine Ideen hatten, bliebe nur noch ein Mittel: Lange Bälle auf die beiden Stürmer, zumeist auf Ibrahimovic, die möglichst die Kopfbälle holen sollen und entweder den Sturmparter einsetzen sollen, oder den Ball halten, bis Kollegen aufgerückt sind.

Bei einem dieser Kopfballduelle holte sich Emanuel Pogatetz jenes Cut, das sein Spiel nach einer halben Stunde zu Gusten von Sebastian Prödl beendete. In der Regel bereitete das aber keine wirklichen Probleme.

Hamrén stellt um…

Und zwar deshalb, weil die rot-weiß-rote Defensive wusste, worauf sie sich einzustellen hatte. Zudem lief im Spiel nach vorne vor allem über die Schaltstelle Alaba und den ständig bohrenden Harnik einiges, es gab zahlreiche Chancen, den Sack zuzumachen. Erst mit einer leichtes System-Adjustierung von Hamrén kamen die Schweden wieder zurück ins Spiel.

Schlussphase
Schlussphase

Nach 70 Minuten nämlich nahm er Sechser Källström vom Feld und brachte mit Ola Toivonen einen nominellen Stürmer. Hamrén stellte damit auf ein 4-1-3-2 um, in dem Svensson (zuvor schon für Elm gekommen) alleine vor der Abwehr stand, und nun mit Toivonen ein viel horizontal verschiebender Zehner auf dem Platz war. Damit wurde der de facto als Spielgestalter sehr hoch agierende Alaba zwischen die Stühle gerückt, er musste weiter nach hinten gehen – womit die österreichische Kontrolle im Zentrum weg war.

…und Koller reagiert sofort

Koller reagierte sofort und brachte mit Schiemer (statt Junuzovic) einen zweikampf- und kopfballstarkten Mann als Gegenspieler von Toivonen, das erlaubte es Alaba, wieder etwas aufzurücken und sich im Zweifel um Anders Svensson zu kümmern. Bei Entlastungsangriffen hieß die Abwesenheit von Junuzovic nun, dass Arnautovic immer mehr auf eigene Faust versuchte, eine Positionierung zwischen Zehner und Außenbahn wählte; aber den für den verletzten Janko spielenden Weimann zu selten einsetzte.

Hinten schlug es zehn Minuten vor Schluss durch Elmander doch noch ein, nachdem der ansonsten sehr sichere Garics das Abseits aufgehoben hatte. Kurz darauf ging der müdegelaufene Torschütze raus, Toivonen übernahm die Position in der Spitze und Jimmy Durmaz jene auf der Zehn. In der Tat entwickelte Schweden noch einmal sehr viel Druck. Dabei kamen zwar keine zwingenden Torchancen heraus, aber immerhin ein klares Elfer-Foul von Schiemer am aufgerückten Granqvist. Das der italienische Referee aber, wie so vieles in diesem Spiel auf beiden Seiten, aber nicht sah. Zum Glück für Österreich.

Fazit: Zwei Teams auf Augenhöhe

„Das Schlimmste an dieser Niederlage“, schreibt Anders Lindblad von der Broadsheet-Zeitung Svenska Dagbladet, „ist, dass Österreich nicht mal speziell gut war!“ Das ist wohl ein etwas zu harsches Urteil. Aber in der Tat: Es war vor allem ein Spiel, in dem in erster Linie kein Österreicher negativ auffiel und kaum ein blöder individueller Schnitzer passiert ist. Nach dem nervösen Start wurde zudem die Ruhe bewahrt, zwei individuelle Böcke – erst von Olsson, dann von Granqvist – zur Toren umgemünzt und die Spielanlage von Schweden geschickt neutralisiert.

Kurzum: Österreich machte nichts Spektakuläres, nahm den Schweden aber deren Stärken. Es wurde halbwegs gepresst, aber nicht annähernd so wild wie gegen die Türkei. Es wurde schnell umgeschaltet, aber nicht so überfallsartig wie gegen Deutschland. Es war – von den ersten 15 und den letzten 15 Minuten abgesehen – eine ausgewogene Leistung. Keine absolut glanzvolle, aber eine über weite Strecken sehr disziplinierte. Außerdem reagierte Koller diesmal sofort auf eine Umstellung beim Gegner und wartete nicht zu, wozu er ja sonst neigt.

Vor allem für die Selbstsicherheit im Team ist dieser 2:1-Sieg wichtig. Weil er eingefahren wurde in eine Phase des extremen Hypes in einer absoluten Schnittpartie gegen einen direkten Gegner um Platz zwei, gegen ein Team das (vermeintlich) auf Augenhöhe ist. Die Situation war vor zwei Jahren beim 0:2 gegen Belgien genauso. Dieses Team ist nun zwei Jahre weiter, was sie gezeigt hat. Schweden ist ein guter Gegner, aber vom individuellen Potential her doch annähernd auf Augenhöhe. Eine knappe Partie, bei der sich über ein Remis auch keiner beschweren hätte dürfen, wurde gewonnen. Das sind die wichtigen Erfahrungen.

Und was noch viel wichtiger ist als der Sieg an sich und die damit immer noch lebende Chance auf Endrang zwei: Mögliche Gegner einer Vertragsverlängerung mit Marcel Koller bzw. der Fortsetzung des eingeschlagenen Weges stehen jetzt argumentativ auf ziemlich dünnem Eis.

(phe)

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2:2 in Dublin – Reaktionen auf Junuzovic‘ Ausfall bestimmen das Spiel https://ballverliebt.eu/2013/03/27/22-in-dublin-reaktionen-auf-junuzovic-ausfall-bestimmen-das-spiel/ https://ballverliebt.eu/2013/03/27/22-in-dublin-reaktionen-auf-junuzovic-ausfall-bestimmen-das-spiel/#comments Wed, 27 Mar 2013 01:40:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8535 2:2 in Dublin – Reaktionen auf Junuzovic‘ Ausfall bestimmen das Spiel weiterlesen ]]> Ein Lucky Punch von David Alaba in Minute 92 rettete Österreich das 2:2 im WM-Quali-Spiel in Irland! Wichtig – aber letztlich durchaus glücklich. Weil der irische Ausgleich und die Verletzung von Junuzovic nach einer halben Stunde das Spiel in Richtung der Iren kippen ließ. Aufgrund der unterschiedlichen Reaktionen von Marcel Koller und Giovanni Trapattoni auf diese Umstände: Der eine wechselte etwas kurios, der andere gab das Signal zum bedingungslosen Pressing.

Irland - Österreich 2:2 (2:1)
Irland – Österreich 2:2 (2:1)

Ein übler Crash mit James McCarthy war’s, der das Spiel für Zlatko Junuzovic beendete – und der Auslöser dafür war, dass die Partie kippte. Weil die beiden Mannschaften höchst unterschiedlich auf den Ausfall reagierten. Und jene aus Irland die passendere Reaktion zeigte.

Das Spiel bis zur Junuzovic-Verletzung

Österreich machte von Beginn an klar, dass man nicht auf die Iren warten wollte, sondern übernahm sofort selbst die Initiative. Garics und Fuchs bombten auf den Außenbahnen massiv nach vorne, Alaba interpretierte wie gewohnt seine Position auf der Acht recht offensiv. Rechtsaußen Harnik rückte relativ früh ein, Arnautovic auf der gegenüberliegenden Seite blieb eher draußen. Dass Österreich die Kontrolle hatte, war auch dadurch möglich, dass das Pressing der Iren eher halbherzig vollzogen wurde – zwei Meter vor dem Ballführenden blieben sie meist stehen.

In der Anfangsphase gehörte das Mittelfeld ganz klar den Österreichern, dennoch haperte es ein wenig daran, Personal vor den Ball zu bekommen. So fehlte der letzte Punch aus dem Spiel heraus. Dennoch gab es die verdiente Führung, weil Junuzovic gegen Ciaran Clark nachsetzte, den Ball eroberte und im Rücken der Abwehr durch war. Harnik musste beim Stanglpass von Junuzovic nur noch „Danke“ sagen.

Ganz ohne defensive Gefahr verlief aber dennoch auch die Anfangsphase nicht. Die Pressing-Linie der Österreicher war verhältnismäßig hoch, die Abwehrkette rückte aber nicht entsprechend nach. So entstand ein ziemliches Loch, in dem die Iren – wenn die den Ball erobert hatten – die beiden Stürmer Long und Sammon steil schicken konnten. Das Duo vorne war extrem giftig im Jagen des Balles, so wie man es bei dieser auf äußerste Direktheit aufgebauten Spielanlage auch nötig ist.

Reaktionen von Koller und Trap…

Nachdem die Iren in Minute 25 durch einen von Pogatetz recht sinnlos verursachten Elfmeter zum 1:1 gekommen waren und sich Junuzovic verletzt hatte, waren Reaktionen gefragt. Von beiden Teamchefs.

Ab der 27. Minute
Ab der 27. Minute

Marcel Koller entschied sich dafür, Junuzovic nicht eins zu eins durch Andreas Ivanschitz zu ersetzen, sondern brachte mit Julian Baumgartlinger einen Sechser und zog Kavlak nach vorne auf die Zehn. Nominell. Denn Kavlak spielte diese Position wesentlich tiefer als Junuzovic zuvor und konnte so auch überhaupt keinen Druck auf die irischen Innenverteidiger ausüben. Diese waren davor oft dazu gezwungen gewesen, lang auf Long und Sammon nach vorne zu dreschen.

Die andere Anlage der Zehner-Position bei Österreich hatte eine ziemlich massive Reaktion bei Irland zur Folge. Weil sie wussten, dass Kavlak auf dieser Position nicht annähernd so eine große Torgefahr ausstrahlt wie Junuzovic, trauten sich Whelan und McCarthy in der irischen Zentrale nun, rücksichtslos zu pressen, und das auch bedingungslos durchzuziehen. Vor allem auf David Alaba hatten es die Iren nun abgesehen, er wurde grundsätzlich gedoppelt.

…und ihre Auswirkungen auf das Spiel

Innerhalb von Minuten kippte die Partie komplett. Hatte bis zum Ausgleich und zur Junuzovic-Auswechslung Österreich das Spiel ganz gut im Griff, spielte (und holzte) nun nur noch Irland. Nicht nur, dass Whelan und McCarthy höher standen und aktiver nach vorne arbeiteten, auch die Flügelspieler waren nun deutlich agiler.

James McClean vor allem setzte wiederholt zu Dribblings quer über das Feld an, auch um so zusätzlich Verwirrung zu stiften. Der körperlich sehr robuste Walters (natürlich ist der robust, er spielt schließlich bei Stoke) setzte Fuchs defensiv zu, auch weil Arnautovic ihn kaum helfen konnte – der Bremer war selbst mit Irland-RV Séamus Coleman beschäftigt. Dass sich die Hausherren für den Druck, den sie nun ausübten, noch vor der Halbzeitpause nach einer Ecke mit dem 2:1 belohnten, war durchaus verdient.

Alaba und Arnautovic

Dass Alaba – seinem Ausgleichstor tief in der Nachspielzeit zum Trotz – dem Spiel seinen Stempel nicht wie erhofft (und gewohnt) aufdrücken konnte, liegt eben in erster Linie daran, wie er von den Iren bearbeitet wurde. Dadurch, dass ständig zwei bis drei Gegenspieler auf ihn zuliefen, wenn er den Ball hatte, fiel es ihm sehr schwer, gewinnbringende Aktionen nach vorne anzubringen. Hinzu kam, dass es im Zentrum kaum Hilfe von Kavlak gab, der zunehmend am Rande der gelb-roten Karte wandelte.

Seine besten Aktionen hatte Alaba, wenn er auf die linke Seite rausdriftete und mit Arnautovic zusammen spielte. Die Doppelpässe der beiden in die Schnittstelle zwischen irischen Außen- und Innenverteidigern provozierte so manche Ecke. Dass Arnautovic nach dem Spiel im ATV-Studio von Toni Pfeffer gebasht wurde, als hätte Arnautovic dem Ex-Teamverteidiger die Frau ausgespannt, ist von Pfeffer alles andere als korrekt. Arnautovic‘ Körpersprache ist nun mal so, wie sie ist.

Davon darf man sich aber nicht täuschen lassen. Natürlich zeigte der Bremer schon bessere, effektivere Spiele im Nationalteam. Er machte aber auch in dieser Partie so gut wie keinen Blödsinn, gab kaum Bälle billig her und war in seinen Aktionen darum bemüht, den Ball in Richtung gegnerischem Tor zu bringen. Allerdings versäumte er es, das Spiel schnell zu machen und die Iren mit Hilfe seiner überlegenen Technik auszuspielen. Es war keine Glanzleistung, aber auch weit davon entfernt, einen derartigen Shitstorm zu rechtfertigen.

Da gab es andere Kandidaten. Aber wenn die Alternative zu einem nach Monaten auf den Bänken von Niedersachsenstadion und Upton Park sitzenden Pogatetz ein sich in der Un-Form seines Lebens befindender Prödl ist, kann das halt zum Problem werden. Dass Fuchs lieber einen 40-Meter-Einwurf auf Dragovic abfeuert, anstatt kurz auf Pogatetz zu schupfen, kommt sicher nicht von ungefähr.

Zunächst ändert sich nur wenig

Koller korrigierte die offensichtlichen Mängel in der Halbzeit nicht, und so wurde eine Situation in Minute 50 durchaus sinnbildlich für das ÖFB-Team in dieser Phase: Bei einem Freistoß an der Mittellinie wurde vorne keine Anspielstation gefunden, Risiko-Pass wollte man keinen riskieren, also wurde der Ball zurück auf Dragovic gespielt. Die Iren setzten sofort zum Forechecking an, der Ball wurde zurück auf Lindner gespielt, und gegen zwei auf in zustürmende Iren blieb ihm nur, den Ball ins aus zu dreschen – Einwurf für Irland tief in der österreichischen Hälfte.

Schlussphase
Schlussphase

Nach einer Stunde kam Janko für den mit der Physis von O’Shea und Clark überforderten Hosiner dann Janko, zehn Minuten später Weimann für den auf der Zehn eher verschenkten Kavlak. Zeitgleich ließ der Druck der Iren auch merklich nach und sie verlegten sich darauf, die Führung mit ihren zwei gut stehenden Viererketten zu verteidigen, während vorne Long und Sammon eher wieder auf lange Anspiele lauerte. Auch die Außenspieler McClean und Walters sorgten immer wieder für etwas Entlastung.

Mit dem Wechsel Weimann für Kavlak wurde natürlich auch provoziert, dass sich Whelan und McCarthy wieder etwas zurückzogen. Das Offensiv-Trio im ÖFB-Mittelfeld mit Harnik, Arnautovic und Weimann rochierte recht fleißig, dazu war eben die Zehner-Position wieder besetzt. Dazu lauerte vorne nun der robuste Janko.

Absoluter Druck fehlt

Dennoch wirkte die Schluss-Offensive der Österreicher ein wenig kopflos, wodurch auch der absolute Druck und in letzter Konsequenz auch die echten Torchancen fehlten. Einmal legte Harnik am langen Pfosten für Janko, doch Irland-Goalie Forde war dazwischen. Ansonsten aber war es in erster Linie ein Hoffen auch den Lucky Punch.

Der in der 92. Minute in Form vhon David Alabas Weitschuss dann auch kam. So rettete er nicht nur den glücklichen Punkt für Österreich. Sondern auch sich selbst vor den mäßigen Kritiken, die nach einem für ihn sehr schwierigen Spiel gedroht hätten. Für die Iren ist dieser Ausgleich bitter, weil man trotz der zurückgezogenen Anlage in der letzten halben Stunde eben kaum einmal in Gefahr kam, ein Gegentor zu kassieren.

Fazit: Ein extrem wichtiger, aber recht glücklicher Punkt

Keine Frage: Die Entscheidung, nach Junuzovic‘ Verletzung den wesentlich weniger offensiv orientierten Kavlak auf die Zehn zu stellen, ließ – natürlich neben Pogatetz‘ dummem Elfer-Foul und dem folgenden Ausgleich – ein Spiel aus der Hand gleiten, dass Österreich bis dahin mit einer recht ansprechenden Vorstellung weitgehend im Griff hatte. Die Reaktion von Trapattonis Iren war wesentlich progressiver, was mit der Führung belohnt wurde und das ÖFB-Team sichtlich verunsicherte. Ein irischer Sieg wäre durchaus verdient gewesen.

Für Österreich ist es natürlich extrem wichtig, dass man doch noch das 2:2 retten konnte. Das erste Mal seit September 2010, dass dem ÖFB-Team in der Nachspielzeit ein entscheidendes Tor gelang – damals gelang das nach einer hochnotpeinlichen Leistung gegen Kasachstan, nachdem Constantini beim Fahrradfahren eingefallen war, Strafraum-Stürmer Linz auf die Zehn zu stellen; sowie dem legendären 4:4 in Belgien im Oktober 2010.

Nicht nur, weil man vor allem sich selbst zeigte, dass man auch aus einem über weite Strecken schlecht laufenden Spiel etwas mitnehmen kann. Sondern auch, weil man es nach der Hälfte der Qualifikation immer noch selbst in der Hand hat, den zweiten Gruppenplatz zu erreichen. Das war in den letzten Versuchen unter Constantini (man erinnere sich an das 0:2 gegen Belgien), Brückner (man erinnere sich an das 1:1 auf den Färöern) und Krankl (man erinnere sich an das 3:3 bei den „irreregulären“ Nordiren und an das 0:1 im „Trauerspiel von Tiraspol“) da ja schon nicht mehr der Fall.

Das ist ja schon immerhin etwas, ehe es im Juni daheim gegen Schweden geht.

(phe)

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Alaba und Arnautovic in Spiellaune – 4:0-Sieg gegen kasachische Opferlämmer https://ballverliebt.eu/2012/10/17/alaba-und-arnautovic-in-spiellaune-40-sieggegen-kasachische-opferlammer/ https://ballverliebt.eu/2012/10/17/alaba-und-arnautovic-in-spiellaune-40-sieggegen-kasachische-opferlammer/#comments Tue, 16 Oct 2012 23:00:57 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7934 Alaba und Arnautovic in Spiellaune – 4:0-Sieg gegen kasachische Opferlämmer weiterlesen ]]> Die Gegenwehr von Kasachstan? Gleich Null! Jener Gegner, der Österreich in Astana noch mit aggressivem Spiel geärgert hatte, ließ diesmal in Wien das Treiben von Alaba, Aranautovic und Co. über sich ergehen wie Opferlämmer auf Valium. So dominierte Österreich das Spiel, zeigte deutlich mehr Zielstrebigkeit als im Hinspiel und gewann völlig ungefährdet mit 4:0. Das ÖFB-Team zeigte aber auch, dass es weiterhin viel zu tun gibt.

Österreich – Kasachstan 4:0 (1:0)

Pressing auf die österreichische Spieleröffnung und blitzschnelles Umschalten bei Ballgewinn? Genau auf jene beiden Aspekte, mit denen die Kasachen den Österreichern beim 0:0 in Astana das Leben so dermaßen schwer gemacht haben, verzichteten sie im Wiener Happel-Stadion völlig.

Seltsame kasachische Passivität

Was seltsam war. Denn von schnellem Umschalten abgesehen war im Aufbau bei den Kasachen schon im Hinspiel nichts los. Dieser Effekt verstärkte sich durch die ungeheuer passive Spielweise nun natürlich noch. Österreich hatte bis zu 80 Prozent Ballbesitz und musste vor dem Gegner nie auch nur die geringste Angst haben. So wurde das Spiel zu einer Übungseinheit: Wie knackt man eine Mannschaft, die nur darauf aus ist, so wenig Gegentore wie möglich zu kassieren?

Miroslav Beranek musste auf das gelbgesperrte Sturmduo Ostapenko/Nusarbajev verzichten. Statt den beiden giftigen Angreifern spielte diesmal mit Sergej Gridin als Solo-Spitze in einem 4-1-4-1. Dem Lulatsch fehlte es an jeglicher Unterstützung, er trabte auch nur über den Platz und störte die Österreicher überhaupt nicht. Genauso wie das Mittelfeld-Zentrum, das in Astana mit seiner Aggressivität noch sehr viele Impulse der Österreicher neutralisieren konnten, gefiel sich in seiner Passivität.

Mehr Balance im Spiel

Ganz anders traten da die Österreicher auf. Nominell schickte Koller wieder das gewohnte 4-2-3-1 auf das Feld, mit dem eine beinahe barceloneske Dominanz ausgeübt wurde. Die beiden Außenverteidiger Klein und Fuchs waren, wie sich das gehört, praktisch permanent in der kasachischen Hälfte unterwegs, während es im defensiven Zentrum eine klare Gewaltenteilung gab: Emanuel Pogatetz stand zumeist am Tiefsten, schräg vor ihm war Sebastian Prödl für den ersten Pass zuständig, und Veli Kavlak hielt den vor ihm postierten Alaba und Junuzovic den Rücken frei. Wiewohl es da nicht viel freizuhalten gab.

Die Spielanlage des ÖFB-Teams zeigte sich wesentlich ausbalancierter als in Astana, wo ein massiver Rechtsdrall zu erkennen war und die linke Seite praktisch komplett ignoriert wurde. Auffällig war allerdings, das praktisch nie die Bälle von tief über die Flanken nach vorne getragen wurde, sondern es eine eindeutige Schlatzentrale im Zentrum gab, von wo aus die Bälle dann verteilt wurden. Entweder eben auf Klein/Harnik rechts, auf Fuchs/Arnautovic links oder zu Junuzovic und Janko durch die Mitte.

Bärenstarker Alaba

Diese Schaltzentrale war David Alaba. Er brachte mit seiner unglaublichen Übersicht jenes ordnende Element ins Spiel, das in Astana so schmerzlich vermisst wurde. Und weil ihn Korobkin, Bogdanov und Shakmetov gewähren ließen und sich Alaba auch extrem viel und gut bewegte, konnte er recht problemlos als Kopf der Mannschaft auftreten. Und wenn es eng wurde, kam halt der Pass zurück für den geordneten Neuaufbau von hinten.

Die Performance von Alaba war beeindruckend. Dass er seit fünf Monaten kein Pflichtspiel mehr in den Beinen hat – sein letztes war das 2:5 mit den Bayern im Cup-Finale gegen Dortmund – merkte man ihm nicht an. Er spielte kaum Fehlpässe, warf sich ohne Scheu in die Zweikämpfe und die meisten seiner Zuspiele kamen mit einer Präzision, die auf dem Kunstrasen in Astana vermisst wurde. Seine beiden weiten Flanken auf Marc Janko zum 1:0 und zum 2:0 zeigten das; sein erstes Länderspiel-Tor zum 3:0 krönten seine Leistung.

Das Spiel auf den Flügeln

Ebenfalls sehr aktiv war Marko Arnautovic. Bei ihm fällt immer deutlicher auf, dass er im Trikot der Nationalmannschaft einen wesentlich zielstrebigeren Eindruck macht als in jenem von Werder Bremen. Schon in Astana war er ein absoluter Aktivposten, und in diesem Spiel beherrschte er gemeinsam mit Christian Fuchs die linke Seite nach Belieben – wiewohl es dennoch noch Verbesserungspotential gibt.

Denn Arnautovic zeigte, wie auch Martin Harnik von der rechten Seite in noch stärkerem Ausmaß, eine Tendenz zum relativ frühen Einrücken; genau auf die einmal mehr sehr zurückhaltenden kasachischen Außenverteidiger zu. Doch während Fuchs durch konsequentes Hinterlaufen zumindest links für die nötige Breite sorgte und RM Konisbajev nach hinten drängte, war dies bei Klein auf der rechten Seite weniger der Fall. Klein rannte zwar sehr schwungvoll nach vorne, aber es fehlte ihm so ein wenig das Auge für die Situation.

Harnik und Janko

Was dem ohnehin verunsicherten Martin Harnik wohl zumindest nicht geholfen hat. Dem Stuttgarter klebt eine Un-Form an den Schuhen, die sich gewaschen hat – umso wichtiger für ihn das Tor zum 4:0 in der Nachspielzeit. Im Aufbauspiel war er immer wieder sehr wertvoll, war mannschaftsdientlich und zeigte gute Abstimmung mit seinen Nebenleuten. Aber vor dem Tor hat er die Seuche. Sein Tor schoss Harnik zu einem Zeitpunkt, als er schon nicht mehr auf dem Flügel agierte, sondern nach Jankos Auswechslung statt diesem im Sturm-Zentrum.

Überhaupt, Janko. Bei Trabzonspor kommte er bislang noch nicht so recht zum Zug – viermal ein- und einmal ausgewechselt, noch kein Tor – aber ihm war der Wille deutlich anzusehen, sich gegen die massierte kasachische Abwehr mehr ins Spiel einzubringen. So ließ er sich oft zwischen die Reihen fallen, um gemeinsam mit Junuzovic den kasachischen Sechser Bogdanov zu beschäftigen oder, im Idealfall, einen Innenverteidiger aus der Position zu ziehen. Hier allerdings agierten die Kasachen sehr diszipliniert.

Längst nicht alles war super

Und das darf trotz den erfreulichen und natürlich auch in der Höhe verdienten 4:0 nicht außer Acht gelassen werden: So erfreulich es ist, dass sehr viel mehr Zielstrebigkeit an den Tag gelegt wurde, dass man mit kreativem Spielaufbau den Gegner knacken wollte, dass Schwung vorhanden war – echten Zugriff auf den Strafraum hat die österreichischen Offensive selten bekommen. Die ersten beiden Tore entstanden aus weiten, unbedrängten Flanken von Alaba auf Janko (dem von Harnik bzw. Junuzovic in beiden Situationen blendend ein Mitspieler den am langen Pfosten postierten Verteidiger band), beim dritten Tor lag ein kasachische Verteidiger verletzt am Boden, und auch das vierte Tor resultierte aus einem Zuspiel von außerhalb der Box.

Bei allem Ballbesitz und bei allem Jubel über die starke Leistung von Alaba – einen Gegner mit einer solch destruktiven Anlange mit spielerischen Mitteln zu knacken ist und bleibt ein Schwachpunkt. Das ist nicht schlimm, weil nach acht Spielen unter Koller vor allem im Spiel gegen den Ball schon dermaßen viel weiter gegangen ist und das Gestalten und Durchkommen durch defensive Mannschaften deutlich schwerer zu erlernen ist. Dennoch wird hier das Hauptaugenmerk des Teamchefs liegen müssen, wenn es Richtung der Spiele gegen die Färöer geht. Zumal bei Österreich hier auch noch das psychische Element dazukommt.

Standards ausbaufähig – Pogatetz der Verlierer des Abends

Auch bei Standardsituationen gibt es noch Verbesserungspotential. Das wurde schon in Astana deutlich, als eine Ecke nach der anderen einfallslos in den Strafraum getreten wurde – dabei ist die kasachische Verteidigung eigentlich gar nicht die sicherste, wenn es um das Klären von hohen Bällen geht. Bei diesem Spiel war darüber hinaus auffällig, dass vor allem bei Freistoß-Flanken kein Österreicher lang postiert war. Wenn der Ball also über die Abwehr segelt oder nach außen geklärt wurde, musste immer ein Spieler im roten Dress nachlaufen, anstatt sich frontal dem Ball zu nähern und damit Zeit gegen die verschiebende Abwehr zu gewinnen.

Und es muss auch erwähnt werden – im Spiel der Österreicher gab es einen ganz großen Verlierer: Emanuel Pogatetz. Er fiel vor allem durch praktisch nicht vorhandene Spieleröffnung auf, durch eine ziemliche Streuung in seinem Passspiel, durch latente Gehetzheit wenn schnelles Handeln gefordert war. Kurzum: Der Wolfsburg-Legionär war ein ziemlicher Unsicherheitsfaktor. Es ist anzunehmen, dass die unangenehmen Ostapenko und Nusarbajev das wesentlich konsequenter auszunützen versucht hätten als der als Solo-Stürmer ohne Hilfe auf völlig verlorenem Posten stehende Gridin das tat.

Fazit: Ergebnis wichtig, punkt. Leistung wichtig, aber ausbaufähig

Das deutliche Ergebnis ist vor allem dafür gut, um Unkenrufern die Luft ein wenig aus den Segeln zu nehmen. Der Pflichtsieg ist eingefahren, das mit einer sehr ordentlichen Leistung. Die zwei Punkte aus Astana fehlen zwar immer noch und die historische Aufholjagd der Schweden in Berlin, mit der sie ein 4:4 retteten, hat dem ÖFB-Team auch nicht geholfen. Aber man hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung für Astana rehabilitiert.

Wie man die sachliche, analytische und beharrliche Art von Marcel Koller kennt, wird er allerdings sehr wohl auch gesehen haben, dass es weiterhin natürlich noch viel zu tun gibt. Bei der Chancenverwertung wird der Schweizer nicht viel tun können, aber im nächsten Schritt seiner Arbeit wird der Begriff „Eigene Spielgestaltung“ eine zentrale Bedeutung einnehmen.

Denn Alaba und Arnautovic werden nicht jedes Mal so einen guten Tag haben wie diesmal. Und ein gutes Abschneiden in der WM-Quali wird auch maßgeblich davon abhängen, wie gut es gelingt, aus dem eigenen Spiel heraus Zugriff auf den gegnerischen Strafraum zu bekommen. Das 4:0 gegen Kasachstan (der höchste Sieg seit dem 5:1 gegen Malta vor der Heim-EM) ist ein schönes Ergebnis. Aber kein Ruhekissen.

Auch, weil sich in den restlichen sieben Quali-Spielen garantiert kein Team mehr als dermaßen williges Opferlamm präsentieren wird wie die schon fast skandalös passiven Kasachen.

(phe)

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Von den eigenen Waffen in Schach gehalten – Österreich nur 0:0 in Astana https://ballverliebt.eu/2012/10/13/von-den-eigenen-waffen-in-schach-gehalten-osterreich-nur-00-in-astana/ https://ballverliebt.eu/2012/10/13/von-den-eigenen-waffen-in-schach-gehalten-osterreich-nur-00-in-astana/#comments Sat, 13 Oct 2012 01:37:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7924 Von den eigenen Waffen in Schach gehalten – Österreich nur 0:0 in Astana weiterlesen ]]> Aggressives Pressing gegen die Spieleröffnung, blitzschnelles Umschalten – aber wenige echte, eigene Ideen im Aufbau und ohne die große Gefahr vorm gegnerischen Tor. Was wie Österreich klingt, beschreibt aber Kasachstan. Und damit gelang es dem Außenseiter, die Österreicher in Schach zu halten und ein 0:0 zu holen. Das Team von Marcel Koller zeigte in Astana die befürchteten Schwächen, wenn es selbst das Spiel gestalten muss.

Kasachstan – Österreich 0:0

Das Pressing und das Umschalten nach Ballgewinn funktioniert bei Österreich schon sehr ansprechend, wie die tolle Leistung gegen Deutschland gezeigt hat. Nur: Das alles hilft einem natürlich gar nichts, wenn man selbst den Ball hat. Dass hierin, nämlich im eigenen Aufziehen des Spiels, die größte Baustelle im ÖFB-Team liegt, auch nach einem Jahr Marcel Koller, hat das gar nicht berauschende 0:0 gegen arg passive Rumänen im Juni gezeigt.

„Man kann zumindest schon mal ohne ganz großes Bauchweh in das erste WM-Quali-Spiel gegen Deutschland gehen, da wird man das Spiel nicht selbst machen müssen. Dann allerdings, beim Doppel in bzw. gegen Kasachstan im Oktober, sind gute Laufwege ohne Ball zum Löcher reißen schon eher gefragt.“

So blickten wir nach dem Rumänien-Spiel auf die ersten Partien der WM-Quali. Dass es Probleme in Astana geben würde, konnte man da schon erahnen. Mit den Laufwegen zum Löcher reißen hatten diese allerdings nur sekundär zu tun.

Kasachstan – keine Über-Truppe, aber in exzellent eingestelltes Kollektiv

Dass die Kasachen von Teamchef Miroslav Beranek eine sehr ungut zu spielende Mannschaft sind, ist nicht neu. Irland etwa war vor einem Monat bis Minute 88 sogar 0:1 hinten, gewann aber noch. Sie sind natürlich keine Welteroberer. Aber eine ausgezeichnet eingestellte Mannschaft mit einer klaren taktischen Marschroute und einem die Vorgaben diszipliniert umsetzenden Kollektiv sind sie sehr wohl.

Die drei Hauptattribute der Kasachen: Zum einen das ziemlich heftige Offensiv-Pressing gegen die österreichische Spieleröffnung. Vor allem die beiden Stürmer prellten gerade in der Anfangsphase auf Prödl, Pogatetz und Almer zu, dass diese sichtlich gehetzt wirkten. Auch die Mittelfeld-Außen beteiligten sich daran, Garics und Fuchs möglichst wenig Zeit am Ball zu lassen.

Für die Punkte zwei und drei waren die beiden zentralen Mittelfeld-Spieler hauptverantwortlich. Nämlich das blitzschnelle Umschalten von Defensive auf Offensive nach Ballgewinn – die beiden Routiniers Anatoli Bogdanov (eher defensiv) und Valeri Korobkin (eher offensiv) verstanden es hervorragend, auf dem schnellen Kunstrasen die Offensiv-Spieler flink in die Löcher zu schicken.

Und, drittens, spielten Bogdanov und Korobkin sehr aggressiv gegen Baumgartlinger und (vor allem) Kavlak. Das hatte zur Folge, dass es dem österreichischen Zentrum nie wirklich gelang, sich durch die Mitte nach vorne zu spielen. Die Folge: Junuzovic lief zwar viel, sah aber oft nur dann den Ball, wenn er sich in Richtung der Flanken, vornehmlich der rechten, orientierte.

ÖFB-Innenverteidiger müssen zu weit zusammen bleiben

Was den Kasachen zusätzlich in die Karten spielte, war die Tatsache, dass sich aus der defensiven Zentrale der Österreicher Baumgartlinger (der gegenüber Kavlak den defensiveren Part hatte) nicht weit genug fallen ließ, um den Innenverteidigern Prödl und Pogatetz das auseinander schieben zu ermöglichen. So mussten diese beiden immer relativ weit zusammen bleiben, was ein ziemliches Loch zum ballentfernten Außenverteidiger zur Folge hatte.

Österreich machte sich die Spieleröffnung, neben dem guten Stören der Kasachen, also noch zusätzlich selbst schwer. Bälle nach vorne stießen schnell an die Wand im kasachischen Zentrum, Fuchs wurde ignoriert (dazu später mehr), und die Passwege zu Garics und Arnautovic waren oftmals zu groß, um die beiden steil genug für schnelle Vorstöße anspielen zu können.

Rechte Seite ausrechenbar, linke Seite ignoriert

In der Anfangsphase wurde das mit einer sehr tiefen Positionierung von Arnautovic zu umspielen versucht, vor dem Garics steil startete, Arnautovic diesen per Kavlak schickte und selbst hinterherging, um zu überlappen. Das durchschauten die Kasachen allerdings schnell und unterbanden das geschickt. Die Folge: Arnautovic positionierte sich alsbald recht hoch.

Die linke Seite mit Fuchs und Ivanschitz wurde hingegen seltsamerweise komplett ignoriert. Man könnte vor allem Fuchs nicht mal ein schlechtes Spiel ankreiden, nein, er bekam einfach nie den Ball zugespielt. Die einzigen zwei Ausnahmen in der ersten Hälfte bedeuteten beide Male sofort Torgefahr vor dem kasachischen Gehäuse. Fuchs wird sich wohl seinen Teil gedacht haben, blieb aber diszipliniert an der Außenlinie, um nicht Ulan Konisbajev die Außenbahn zu überlassen. Ivanschitz rückte mit Fortdauer des Spiels immer mehr ein, um mehr Bälle zu bekommen, blieb aber ohne Akzente.

Passive AV nicht angebohrt, Standards zu schwach

So aggressiv die sechs Kasachen vorne auftraten, so passiv stellten sich vor allem die Außenverteidiger Kirov und Nurdauletov an. Beide machten so gut wie überhaupt nichts nach vorne und rückten defensiv recht früh ein, um den Strafraum zu bewachen. Das hätte viel Platz für Arnautovic und Fuchs gegeben, doch wurde viel zu selten auch tatsächlich in diesen Raum gespielt, um Flanken ins Zentrum zu brigen – obwohl diese, wenn sie denn kamen, zumeist brandgefährlich waren. Dass im Zentrum Martin Harnik eine ausnehmend unglückliche Figur abgab, half freilich nicht. Dennoch kam er zu zwei, drei wirklich guten Chancen.

Allerdings nur aus dem Spiel heraus. Die Standardsituationen wurden beim ÖFB-Team in einer frustrierenden Regelmäßigkeit einfach nur einfallslos vor das Tor gebolzt, mit kaum nennenswerten Varianten und dem immer gleichen Ergebnis – nämlich dem, dass das kasachische Team problemlos klären konnte. Bälle ins Gewühl vor dem Tor brachten nichts, das nötige Tempo in die Angriffe, um vor Torhüter Sidelnikov Situationen ohne Gewühl herzustellen, fehlte komplett.

Auch Umstellungen helfen nicht

Schlussphase: Kasachstan fand nun in der Zentrale etwas gar viel Platz zum Kontern vor

Nach rund einer Stunde rotierte Marcel Koller durch. Baumgartlinger ging raus, dafür rückte Kavlak von der Acht auf die Sechs, Junuzovic von der Zehn auf die Acht, Harnik spielte nun hängende Spitze und der eingewechselte Janko agierte an vorderster Front. Der Gedanke dahinter war klar: Mit Janko einen Anspielpunkt vorne haben, mit Junuzovic – der zuletzt als starker Sechser der mit Abstand Konstanteste in einer recht unkonstanten Bremer Mannschaft war – zusätzlich gute Bälle mit Übersicht aus der Tiefe heraus.

Allerdings hatte genau diese Rochade im Mittelfeld einen eher gegenteiligen Effekt. Weil sich Junuzovic angesichts des Spielstands – es musste ja ein Tor her und Kasachstan stand nun relativ tief – eher nach vorne orientierte, stand nun Kavlak de facto alleine in der defensiven Zentrale gegen die aggressiven und schnell umschaltenden Korobkin und Bogdanov. Die Folge war, dass die Kasachen nun ein relativ entblößtes österreichisches Mittelfeld vorfanden, durch das sie hervorragend Kontern konnten. Letztlich also ein Wechsel, mit dem Koller wohl mehr eingerissen statt geschaffen hat.

Alleine, vor dem Tor von Robert Almer (der hervorragend spielte: sicher im Entschärfen von brenzligen Situationen und immer bemüht, das Spiel schnell zu machen) ging den Kasachen die Klasse aus. Die Wechsel von Jantscher (für Ivanschitz) und Weimann (der statt Harnik ins Spiel kam, sein Debüt feierte) waren letztlich ohne Konsequenz.

Fazit: Das ÖFB-Team kann weiterhin kein Spiel selbst machen

Das 0:0 beim designierten Gruppen-Fünften ist natürlich ein enttäuschendes Resultat und die Leistung war alles andere als berauschend. Es fällt aber durchaus auf, dass Österreich unter Koller dreimal selbst das Spiel machen musste (gegen Finnland, gegen Rumänien und nun in Kasachstan), und dabei zweimal auf keinen grünen Zweig kam. Was nichts anderes heißt als: Österreich kann weiterhin kein Spiel selbst gestalten und einen gut stehenden Gegner knacken.

Und trotzdem wären genug Chancen da gewesen, um auch diesen Spiel sicher mit 2:0 zu gewinnen. Aber es wurde auch deutlich, dass man es überhaupt nicht gewohnt ist, selbst angepresst zu werden, noch dazu von einem auf dem Papier unterlegenen Gegner. Sprich: Genau jenes Spiel, dass den Deutschen in Wien so große Probleme bereitet hatte, stellte nun die Österreicher in Astana vor Schwierigkeiten.

Man darf aber nicht den Fehler machen, alles nur auf vermeintliche oder tatsächliche Unfähigkeit seitens der Österreicher zu schieben. Man muss einfach auch anerkennen, dass die Kasachen das im Rahmen ihrer Möglichkeiten exzellent gemacht haben: Gut gepresst, schnell umgeschaltet, ihre taktische Linie durchziehend. Das muss man genauso wenig schön finden wie das allzu offensichtliche Zeitschinden gegen Ende. Zeigt aber, dass diese Mannschaft beileibe kein Fallobst ist.

(phe)

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