janko – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 15 Jun 2015 15:43:45 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Perfekten Plan früh verlassen, doch Österreich siegt in Russland https://ballverliebt.eu/2015/06/14/perfekten-plan-frueh-oesterreich-siegt-in-russland/ https://ballverliebt.eu/2015/06/14/perfekten-plan-frueh-oesterreich-siegt-in-russland/#comments Sun, 14 Jun 2015 19:39:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11158 Perfekten Plan früh verlassen, doch Österreich siegt in Russland weiterlesen ]]> Österreich fährt zur EM nach Frankreich! Daran gibt es nach dem 1:0-Sieg in Russland keine Zweifel mehr. Das ÖFB-Team degradierte die Sbornaja in der ersten Hälfte zu Schulbuben und musste nur deswegen noch ein wenig Zittern, weil das so großartige Spiel nach der Pause fahrlässig früh zurückgefahren wurde.

Russland - Österreich 0:1 (0:1)
Russland – Österreich 0:1 (0:1)

Auffällig war schnell, dass Junuzovic oft sogar höher stand als Janko. Logische Erklärung: Die langsamen und etwas hüftsteifen russischen Innenverteidiger sollten angelaufen werden. Das funktionierte sehr gut, genau wie das Unter-Druck-Setzen der Außenverteidiger. Vor allem Dmitri Kombarov auf der linken Seite wurde das Leben von Harnik, Junuzovic und Klein zur Hölle gemacht.

Österreich macht Russland flügellahm

Die Folge des sofort ausgeübten Drucks auf die Sbornaja war, dass Österreich das Spiel praktisch mit Anpfiff voll im Griff hatte und Russland kaum drei Pässe hintereinander an den Mann brachte. Der Zahn war schnell gezogen – schon nach 10, 15 Minuten brauchte es deutlich weniger Anlauf-Aufwand, um bei den Russen Sicherheitspässe entweder von außen auf innen oder von innen auf den Torhüter zu provozieren.

Außerdem stellte Österreich – vor allem auf der eigenen rechten Seite – exzellent Überzahl in Ballnähe her. So traute sich Kombarov schon sehr früh nur noch 15-Meter-Pässe auf seinen Vordermann Juri Shirkov zu, der damit seine größte Stärke, nämlich sein Tempo, nie ausspielen konnte. Wenn Shirkov den Ball haben wollte, musste er mit dem Rücken zum österreichischen Tor die Anspiele von Kombarov erwarten. Ehe er die Kugel annehmen und sich umdrehen konnte, standen oft schon zwei, drei Österreicher um ihn herum. Dass das hochverdiente 1:0 durch Janko über diese Seite eingeleitet wurde: Kein Zufall.

Auf der anderen Seite reichte Arnautovic oft schon die pure Anwesenheit, um Smolnikov in Angst und Schrecken zu versetzen, im Zweifel halfen gerne auch Baumgartlinger oder Fuchs mit, Shatov von der Zufuhr abzuschneiden. Dem russischen Spiel waren die Flügel komplett genommen.

Russland nimmt sich selbst das Zentrum

Die Viererkette und der oft abkippende Sechser Glushakov waren dermaßen verstört, dass auch die Versorgung durch das Zentrum keine echte Option war. Es half der Sbornaja natürlich außerdem nicht direkt weiter, dass sich Achter Ivanov gegen den aggressiven Ilsanker überhaupt nicht zurecht fand, und dass Zehner Roman Shirokov sich sehr hoch bewegte und am umsichtigen Baumgartlinger vorbei kaum anspielbar war.

Wie überhaupt sich die Mittelfeld-Zentrale als besonders vernachlässigter Raum bei den Russen präsentierte. Ein Umschalten von Offensive auf Defensive gab es vor allem von Shirokov, aber auch oft von Ivanov schlicht nicht, sodass sich gerade hier wunderbare Räume für die Österreicher ergaben, wenn Russland doch einmal tiefer in der gegnerischen Hälfte war.

Das ÖFB-Team erkannte die russischen Schwächen – fraglos ein Verdienst von Koller und Janeschitz – und verstärkte sie geschickt. Der einzige Vorwurf, den sich Österreich gefallen lassen muss: Aus der haushohen inhaltlichen Überlegenheit nicht mehr Kapital geschlagen zu haben als „nur“ ein Tor.

Österreich lässt nach der Pause locker

Erstaunlich ist nach der überlegen geführten ersten Hälfte, dass Österreich das so erfolgreiche Spiel nicht weiter verfolgte. Man ließ deutlich locker, lief die russische Verteidigung nur noch halbherzig oder gleich gar nicht mehr an. Und man reagierte nicht darauf, dass Capello den sich nach Kräften versteckenden Ivanov durch den deutlich aktiver am Spiel teilnehmenden Miranchuk ersetzte.

So gelang es Russland, besser ins Spiel zu finden und sich weiter in Richtung österreichisches Tor zu orientieren. Nicht, dass es eine Fülle an gefährlichen Torchancen gegeben hätte – da machten Dragovic und Hinteregger gut zu – aber man merkte dem Gastgeber deutlich an, dass der die Chance, Luft zum Atmen zu bekommen, dankend annahm.

War es in der ersten Hälfte oft noch so, dass angekommene Pässe eher Zufallsprodukte waren, gewann Russland nun an Sicherheit. Es passierte aber immer noch viel über Einzelaktionen und Zufallsprodukte: Russland zeigte in dieser Phase, dass man durchaus über ganz gute Spieler verfügt, aber nicht über ein funktionierendes Team.

Capellos letzter Trumpf sticht nicht

Zwanzig Minuten vor Schluss rotierte Fabio Capello mit seinem letzten Wechsel, um noch mehr Druck zu erzeugen: Für Linksverteidiger Kombarov kam Zentrumsstürmer Kershakov, dafür ging Kokorin auf die linke Mittelfeldseite und Shirkov zurück auf die LV-Position. Damit sollte Shirkov, von noch weiter hinten kommend, mehr Tempo aufnehmen können, Kokorin (und Shatov auf der anderen Seite) rückten ein. So entstand ein 4-3-3 bei den Russen.

Doch anstatt immer mehr Druck aufzubauen und massiv auf den Ausgleich zu drängen, erschlaffte das Spiel zusehens wieder, womit man sich auf den gleichen Präsizions-Level hinunter begab wie die Österreicher. Man hatte den Eindruck, dass die Köpfe der Russen leer waren, und damit auch ihr Glaube schwand.

Fazit: Taktische Vorbereitung war perfekt

Ja, es war für viele eine körperlich wie mental schwierige Saison, und mit den Kräften ist es Mitte Juni so eine Sache. Aber wie sehr Österreich nach dem Seitenwechsel jegliche Bemühung eingestellt hat, das so exzellente und konsequente Spiel der ersten Hälfte fortzusetzen, war in seiner ganzen Fahrlässigkeit schon sehr erstaunlich. Man hatte das Team aus Russland zur völligen inhaltlichen Implosion getrieben, und anstatt so lange weiterzumachen, bis man das 2:0 erzielt hatte, weckte man einen toten Gegner auf.

Was aber auch in Erinnerung bleibt, ist eben diese unglaubliche erste Hälfte. Man war um minimum zwei Klassen stärker als ein russisches Team, das ums Überleben kämpft und drei Jahre vor der Heim-WM nun endgültig vor den Trümmern einer planlosen sportlichen Aufbauarbeit steht.

Das Österreich zur EM fährt, steht spätestens mit diesem Sieg außer Frage, und dass man sich das Ticket für Frankreich aber sowas von verdient hat, ebenso. Vor allem die taktische Vorbereitung auf dieses Spiel war auf den Punkt. Wenn man zurückblickt, wie nicht vorhanden jeglicher Plan noch vor vier Jahren war, ist das einfach nur extrem erfreulich.

gruppe g

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Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/ https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/#comments Tue, 31 Mar 2015 21:58:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10931 Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien weiterlesen ]]> Man wurde das Gefühl nicht so wirklich los, dass dieses Spiel für die Legionäre eher eine Fleißaufgabe von mäßiger Relevanz und geringer Konsequenz war. Andererseits konnten sich Spieler aus der österreichischen Liga, die beim 1:1 gegen Bosnien mehr als sonst zum Einsatz kamen, nicht nachhaltig beweisen. Mit dem Resultat gegen den WM-Teilnehmer kann man leben, aber mit dem Spiel nicht so ganz.

Österreich - Bosnien 1:1 (1:0)
Österreich – Bosnien 1:1 (1:0)

Die personellen Wechsel gegenüber der Stammformation hatten auf die Spielanlage Österreichs weniger Einfluss als die gegenüber den letzten Spielen wieder deutlich höhere Positionierung von Zlatko Junuzovic, der oft annähernd auf einer Höhe mit Marc Janko agierte. Etwa beim 5:0 in Liechtenstein war Junuzovic noch deutlich weiter hinten positioniert und verschob vorwiegend horizontal.

Das Loch weder geschlossen noch umspielt

Hier aber kam er wieder seiner Rolle als zweiter Presser gegen die Spieleröffnung nach. Der Umstand, dass Alaba aber oft wieder sehr tief agierte, ließ in Kombination mit Junuzovic‘ sehr hohem Spiel viel Raum im Mittelfeld, in dem es kaum Österreicher gab, aber einige Bosnier. Diese agierten recht passiv, zogen sich in zwei Viererketten zurück und überließen Österreich den Ball.

Dem ÖFB-Team gelang es nicht nachhaltig, das Loch im Zentrum entweder zu schließen oder es zu umspielen. Medunjanin und Hadžić in der bosnischen Zentrale machten die Passwege nach vorne gut zu (dafür machten sie sonst sehr wenig), dazu wurde Arnautovic auf seiner Seite von Mujdža und Vršajević konsequent gedoppelt. Mit Fortdauer des Spiels versuchte Arnautovic immer öfter, nach innen zu dribbeln, eine Belebung für die österreichische Offensive war dies aber nicht.

Probleme im Spielaufbau

Die rechte Seite mit Klein und Sabitzer agierte sehr zurückhaltend, gerade Klein achtete im Zweifel immer darauf, möglichst wenig Risiko zu gehen und eher den Rückwärtsgang einzulegen, kein Wunder, war doch sein Gegenspieler Hajrović durchaus ein Aktivposten im Umschaltspiel. Sabitzer vor ihm fehlte es auch dadurch allerdings merklich an der Bindung zum Spiel.

Das bosnische Forechecking bestand genau aus Pjanić und Džeko, die versuchten, den österreichischen Innenverteidigern die Zeit zum Suchen von Anspielstationen zu nehmen und sie so zu langen Bällen zu zwingen. Es gab bei Bosnien aber keine nennenswerte zweite Pressingwelle, die anderen acht Feldspieler machten eben vorwiegend defensiv die Räume eng.

Die Folge von alledem war ein Spiel, in dem Österreich zwar mehr Ball hatte, aber selten gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Als sowohl Alaba als auch Baumgartlinger aber für einmal beide weit aufrückten, rissen sie sofort die Löcher, die zum Anspiel auf Janko und in der Folge zum 1:0 führten.

Bosnien dreht die Partie

Besser wurde die österreichische Spielgestaltung nach der verletzungsbedingten Auswechslung von David Alaba in der zweiten Hälfte natürlich auch nicht. Zudem baute Bosniens Teamchef Baždarević ein wenig um, brachte einen neuen Linksverteidiger (Sunjic) und einen weiteren Mann für die Mittelfeld-Zentrale (Bešić). So gelang es Bosnien, im Raum um den Mittelkreis nicht mehr nur Österreich zu stoppen, sondern in der Tat dort die Kontrolle über das Spiel zu erlangen.

Natürlich: Fuchs, Alaba, Harnik und Janko waren da nicht auf dem Feld, und das merkte man. Der Wechsel von Harnik für Arnautovic machte da keinen gravierenden Unterschied. Andererseits legte Baždarević nach und brachte mit Štilić (statt Medunjanin) einen frischen Spieler als Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff. Mag der schnelle Ausgleich durch Hajrović in Minute 48 noch ein wenig gegen den Spielverlauf gefallen sein, baute Bosnien in der Folge durchaus Druck auf.

Viele Wechsel

Nicht zuletzt Edin Džeko hätte um ein Haar das 2:1 erzielt. Spätestens ab der 70. Minute aber nahmen die vielen Wechsel (jeweils sechs pro Team) dem Spiel den Fluss und auch den Rhythmus. Generell kann man den beiden Mannschaften, wenn schon nicht Lethargie, dann doch eine gewisse Zurückhaltung im Tempo attestieren. Klar, es war halt doch nur ein Freundschaftsspiel. Dass sich die Bosnier durchaus provozieren ließen und vor allem in der zweiten Halbzeit auch kräftig austeilten, mag aber ein Indiz dafür sein, dass die enttäuschende WM und die noch enttäuschendere EM-Quali durchaus ihren Tribut fordert.

Bemerkenswert ist in der Schlussphase noch gewesen, dass Aleks Dragovic, wie zuletzt vor anderthalb Jahren in Stockholm, für die letzte halbe Stunde auf die Position des Sechsers aufrückte. Das war gut für die defensive Kontrolle, ein Ersatz im Spielaufbau für einen Julian Baumgartlinger ist Dragovic aber nicht.

Fazit: Spieler aus heimischer Liga keine Alternative

Ein echter Schritt nach vorne war dieses Spiel natürlich nicht, dazu passte es auch nicht gut genug in den Kalender. Die größte Erkenntnis ist, dass es Alaba und Baumgartlinger wohl nicht mehr gewohnt sind, dass Junuzovic gar so hoch spielt, das Loch im Mittelfeld war jedenfalls eine erstaunliche Schwäche, die im Juni in Russland auf gar keinen Fall wieder so passieren darf.

Dazu konnte Koller die Gelegenheit nützen, sich mal Spieler wie Djuricin, Suttner und Sabitzer über einen längeren Zeitraum im Team anzusehen. Keiner der drei wird den Teamchef aber nachhaltig beeindruckt haben: Djuricin wird weiterhin (bestenfalls) Stürmer Nummer drei hinter Janko und Okotie bleiben, Suttner (bestenfalls) Linksverteidiger Nummer zwei hinter Fuchs und mit Ulmer als ernsthafter Konkurrenz. Auch Sabitzer war kaum ein Faktor, was aber auch an der fehlenden Unterstützung von Klein lag.

Dass es gerade den Spielern aus der heimischen Bundesliga an Tempohärte fehlt, sprach Koller nach dem Spiel ja auch offen an. Es wird also so bleiben: Im Zweifel wird auch in Zukunft der Legionär spielen. Was auf Sicht für Kevin Wimmer und gegen Martin Hinteregger spricht.

Der zuletzt ja auch in der SportZeitung gesagt hat, gar keine großen Ambitionen zu hegen, Salzburg zu verlassen und mit einer Karriere in Österreich absolut zufrieden wäre. Marcel Koller wird das nicht zu Freudensprüngen veranlasst haben.

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Moldawien nützt Halbräume besser, aber Österreich zittert sich zu 2:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2014/10/10/moldawien-nuetzt-halbraeume-besser-aber-oesterreich-zittert-sich-zu-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2014/10/10/moldawien-nuetzt-halbraeume-besser-aber-oesterreich-zittert-sich-zu-21-sieg/#comments Thu, 09 Oct 2014 22:47:06 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10589 Moldawien nützt Halbräume besser, aber Österreich zittert sich zu 2:1-Sieg weiterlesen ]]> Niemand hat eine glanzvolle Vorstellung und einen begeisternden Kantersieg von Österreich in Moldawien erwartet. Eher eine mühsame Partie, die man halt irgendwie gewinnen muss. Genauso ist es gekommen. Ein geschenkter Elfer und ein eigentlich irreguläres Tor nach einem Eckball sorgten für einen 2:1-Sieg. In einem Spiel, in dem Gegner Moldawien aber eine deutlich inspiriertere Herangehensweise hatte.

Moldawien - Österreich 1:2 (1:1)
Moldawien – Österreich 1:2 (1:1)

Geduld zeigen gegen ein destruktiv agierendes Team: Das war die Marschroute, die Marcel Koller vor dem Spiel in Moldawien ausgegeben hatte. Dass die Gastgeber erstmals mit dem neuen Teamchef Curtianu antraten und in einem wohl so nicht ganz erwarteten 5-1-2-2 ohne echten Mittelstürmer antraten, hat die Sache nicht erleichtert – grundsätzlich begann das ÖFB-Team aber gut und richtig.

Durchdachter Start des ÖFB-Teams

Denn die Außenverteidiger in der moldawischen Fünferkette – vor allem Ion Jardan rechts – ließen immer wieder gut Raum hinter sich, den ihre Nebenleute nicht richtig schlossen. So kamen die österreichischen Außenspieler immer wieder gut in den Rücken der Kette. Erst sorgte eine Flanke von links für große Gefahr (8.), eine Minute später sorgte eine Flanke, die baugleich von rechts kam, für den (geschenkten) Elfmeterpfiff und das 1:0 für Österreich.

Zudem versuchten es die Gäste mit weiten Seitenwechseln, den moldawischen Verbund zusätzlich auseinander zu ziehen und zweite Bälle am gegnerischen Strafraum gehörten, wie auch schon über weite Strecken beim 1:1 gegen Schweden, sehr oft Österreich.. Risiko-Bälle wurden im Aufbau, vor allem nach der Führung, aber eher vermieden. Bis zur Führung wurde Österreich vom Gegner an der Mittellinie erwartet und dann der Ballführende gedoppelt, nach Alabas Elfmeter-Tor gingen die Moldawier aber schnell deutlich höher die Gegenspieler an.

Moldawien bearbeitet unbesetzte Halbräume

Vor allem zeigte sich immer mehr der Clou hinter Curtianus ungewöhnlicher System-Variante. Vor der Fünfer-Abwehrkette stand ein Sechser (Cojocari), rechts leben ihm spielte Ionita. Der nominell halblinke Achter (Gatcan) aber spielte viel höher als Ionita, oft zwischen den beiden nominellen Stürmern (Dedov und Picusciac, später Sidorenco). Die beiden Achter versuchten, in den Rücken der aufrückenden Baumgartlinger und Alaba zu kommen, während die von außen kommenden Stürmer die Kanäle in den Halbräumen ebenso bearbeiteten.

So zwangen sie die österreichische Viererkette immer wieder zu so sicher nicht geplanten Verrenkungen, was natürlich Räume in Zonen schuf, in denen man als Abwehrkette eigentlich keine Räume schaffen will. So machten Dragovic und Prödl (dessen Trikot-Zupferl den Elfmeter zum 1:1 zur Folge hotte) nicht selten einen ziemlich verwirrten und reichlich unsicheren Eindruck. Ihr Glück war nur, dass die Moldawier nicht gerade die geborenen Vollstrecker vor dem Tor zur Verfügung haben.

Österreich lässt unbesetzte Halbräume ungenützt

Ganz anders ging das ÖFB-Team mit ganz ähnlichen Räumen um. Weil bei den Moldawiern vor allem nach dem Rückstand die Kompaktheit zwischen der Fünfter-Abwehr und dem Mittelfeld davor fehlte, hätte es jede Menge Raum gegeben, in den die Mittelfeld-Außen reingehen hätten können. Arnautovic machte das hin und wieder, während ihn Fuchs hinterlief – die linke Seite von Österreich war die deutlich produktivere. Die rechte mit Klein und dem komplett unsichtbaren Sabitzer war de facto tot.

Man kam leicht hinter die Außenverteidiger, man bekam in den Halbräumen oft ziemlich viel Platz angeboten, aber es fehlte Österreich das Auge oder die Eigeninitiative oder auch die Phantasie, um diese eigentlich eklatanten Schwächen konsequenter anzubohren. Es blieb immer alles Schema-F-artig, ein wenig uninspiriert. Die verordnete Geduld wurde gezeigt, aber mit Geduld alleine ließ sich Moldawien nicht aufreißen.

Wieder nichts aus dem Spiel heraus

So gab es auch, wie schon gegen Schweden, zwar ein optisches Übergewicht mit deutlich mehr Ballbesitz als der Gegner, aber wiederum so gut wie keine ernsthafte, herausgespielte Torchance. Gegen Schweden sorgte ein Elfer für das Tor, in diesem Spiel erneut ein Elfer, ehe aus einem Eckball das (wegen Arnautovic‘ Positionierung praktisch auf den Zehen des sonst exzellenten moldawischen Keepers Cebanu eigentlich irreguläre) 2:1-Siegtor resultierte.

Nach dem Österreich es sich erlauben konnte, die eigenen defensiven Halbräume besser abzudecken und so den Moldawien weniger Raum und auch weniger Gelegenheit zu geben, diese zu bearbeiten. Das hieß aber im Gegenzug: In der Vorwärtsbewegung wurde beim ÖFB-Team deutlich weniger aufgerückt, was es gegen die Fünferkette plus Sechser zusätzlich erschwerte.

Zittern erst zum Schluss

Dennoch: Aufgrund der defensiveren Anlage nach dem 2:1 musste man eigentlich keine wirkliche Angst mehr vor einem Gegentreffer haben, bis sich der bis dahin alles andere als schlecht spielende Marc Janko zehn Minuten vor Schluss zu einer Dummheit provozieren ließ und nach seinem Hieb in Cebanus Rücken völlig zu Recht vom Platz flog.

Was aber weniger ein inhaltlich-taktisches Problem hervorrief, sondern ein nervliches. Im 4-4-1 am Ende (mit Leitgeb vorne und der Mittelfeld-Kette mit Harnik, Baumgartlinger, Ilsanker und Alaba dahinter) wären die Räume an sich gut abgedeckt gewesen und eine gute Pressing-Aktion von Harnik, Leitgeb und Alaba hätte auch beinahe für das 3:1 gesorgt. Aber gerade bei den letzten beiden moldawischen Standards reagierte die pure Panik, nicht doch noch einen reingekugelt zu bekommen.

Fazit: Hauptsache gewonnen

Inhaltlich zeigte sich Moldawien mit dem neuen Teamchef Alexandru Curtianu deutlich inspirierter als die zuweilen etwas gar viel auf die „Geduld“-Vorgabe setzende österreichische Mannschaft. Jeder versucht, so gut wie möglich die mitgegebenen Vorgaben umzusetzen, aber das Kreieren von Torchancen gegen einen grundsätzlich eher defensiv und reaktiv spielenden Gegner fällt extrem schwer.

Immerhin: Die drei Punkte sind da und das ist im Endeffekt alles, was in solchen Spielen zählt. Will man zu einer EM, muss man solche Partien einfach nur überleben, zumal die Tordifferenz ja bei Punktgleichheit ohnehin nicht zählt. Dass Österreich gegen bessere Gegner auch selbst besser spielt, weil man mehr Räume hat und nicht so sehr selbst zur Gestaltung gezwungen ist, ist ja nicht neu.

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Ballverliebt Classics: Färöer II. https://ballverliebt.eu/2013/03/20/ballverliebt-classics-faroer-ii/ https://ballverliebt.eu/2013/03/20/ballverliebt-classics-faroer-ii/#comments Wed, 20 Mar 2013 14:56:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8442 Ballverliebt Classics: Färöer II. weiterlesen ]]> Vom Winde verwehrt: 18 Jahre nach Landskrona versuchte sich wieder ein österreichisches Nationalteam auswärts gegen die Färinger, und wieder war das Resultat eine Blamage. Keine Jahrhundert-Peinlichkeit wie das Spiel im September ’90 zwar, aber in ihrer Entstehung nicht weniger dämlich – und in der Erinnerung auch wegen der „Radio-Übertragung“ von Thomas König (der ORF bekam kein Bildsignal) berüchtigt. Im teils heftigen Sturm auf den Schafsinseln agierte das Team fast ausschließlich mit hohen Bällen. Das 1:1 war letztlich auch der Anfang vom Ende der kurzen Ära Brückner.

Färöer - Österreich 1:1 (0:0)
Färöer – Österreich 1:1 (0:0)

„Du kannst bei so einem Gegner nicht sagen, ‚du musst auf das oder auf das aufpassen‘, wenn die davor 21 Spiele lang ohne Sieg waren!“ – So bilanzierte Herbert Prohaska das Spiel danach. Es hätte vermutlich aber schon gereicht, wenn man der Mannschaft gesagt hätte: „Da hat’s einen ziemlich üblen Wind, vermeidet hohe Bälle um jeden Preis.“

Das Gegenteil war der Fall: Die allzu offensichtliche Vorgabe war, es ausschließlich mit hohen Bällen zu versuchen.

System und Raumaufteilung

In seinem vierten Länderspiel als Teamchef war Karel Brückner erstmals von seinem Hybrid aus 4-1-4-1 und 4-3-3 abgegangen und stellte ein 4-4-2 auf. Gegen den wie erwartet sehr tief stehenden Gegner mit dessen zwei dichten Viererketten standen vorne Leuchtturm Janko und Wusler Hoffer. Der Plan war klar: Janko soll die hohen Bälle annehmen und Hoffer bedienen bzw. diesem den Weg freiblocken.

Die Flügel waren nicht synchron besetzt. Auf der rechten Seite hatte RV Garics durchaus den Vorwärtsgang drin, Vordermann Harnik rückte relativ früh ein und sollte von Garics – zumindest in der Theorie – hinterlaufen werden. Links hingegen war Emanuel Pogatetz deutlich vorsichtiger, wodurch sich mitunter hinten eine De-facto-Dreierkette ergab.

Der Wind fängt die hohen Bälle

Die beiden Viererketten der Färinger fingen rund 30 Meter vor dem eigenen Tor an, den ballführenden Österreicher aggressiv zu doppeln. Nicht aber im Sinne von Pressing, sondern mit ganz erdigen, körperbetonten Zweikämpfen. Dass der slowenische Referee Ceferin das Spiel eher an der langen Leine ließ, kam den Färingern da durchaus zu Pass.

Die Folge war, dass die hohen Bälle von immer weiter hinten in die grobe Richtung von Janko und Hoffer geschlagen wurden. Das Hauptproblem dabei war der Wind: In der ersten Hälfte spielte Österreich mit Rückenwind und dieser fing die Bälle ab einer Höhe von etwa fünf Metern ein. Präzision war dadurch völlig unmöglich, zudem waren die Gastgeber diese Bedingungen natürlich gewöhnt.

Kaum Kombinationsspiel

Von einem Aufbauspiel der Färinger zu sprechen, wäre eine Übertreibung: Die Abschläge von Torhüter Mikkelsen plumpsten, gegenwindbedingt, schon deutlich vor der Mittellinie zu Boden. Versuche, aus dem Mittelfeld die beiden Stürmer Hansen und Holst zu bedienen, scheiterten an der Ungenauigkeit und der Hast, mit der diese Pässe gespielt wurden. Versuche, den Ball mal ein wenig in den eigenen Reihen zu halten, endeten zumeist beim eigenen Torhüter und einem Abschlag, der wiederum Opfer des Windes wurde.

Der die Österreicher aber weiterhin nicht davon abhielt, den Ball in die Höhe zu bringen. Was auch deshalb nötig war, weil es de facto kein Kombinationsspiel ab. Auf den Außenbahnen preschten zwar Garics und Fuchs nach vorne, sie taten das zumeist allerdings ohne einmal mit einem Doppelpass den Gegner auszuspielen.

Dennoch genug gute Chancen

Einen Schönheitspreis hat niemand verlangt, und auch wenn die Herangehensweise mit den langen Bällen kein wirklich taugliches Rezept war, heißt das nicht, dass es nicht dennoch genug Chancen gegeben hätte. So wurde ein Schuss von Hoffer aus spitzem Winkel auf der Linie geklärt (9.), konnte Färöer-Goalie Mikkelsen einen Janko-Kopfball aus kurzer Distanz halten (16.), verpasst Harnik eine Flanke von links nur knapp (18.). Nach einem zu kurzen und zu ungenauen Freistoß der Färinger an der Mittellinie fing Ivanschitz den Ball ab und schickte Janko in den für einmal offenen Rücken der Abwehr, aber auch aus dieser Chance wurde nichts (26.). Und schließlich schob der für den verletzten Harnik eingewechselte Andi Hölzl einen Abpraller nach einem Freistoß am Tor vorbei (32.).

Stranzl etwas unglücklich

Prödl und Stranzl waren in der ersten Hälfte null gefordert – die Gastgeber brachten in der ersten Hälfte nur einen Schuss auf das Gehäuse von Alex Manninger – und vor allem Stranzl machte in der Folge einen eher schläfrigen Eindruck. Eine Minute und 20 Sekunden nach Beginn der zweiten Hälfte rückte er bei einem Angriff der Färinger etwas halbherzig heraus und ließ Bogi Løkin in seinem Rücken entwischen. Der 19-Jährige, der den angeschlagenen Borg auf der rechten Mittelfeld-Seite ersetzte, schob mühelos zum 1:0 ein.

Im direkten Gegenzug machte Stranzl seinen Patzer wieder gut, indem er eine von Arnbjørn Hansen per Kopf verlängerte Ivanschitz-Ecke im Fallen aus kurzer Distanz zum 1:1 über die Linie drückte, aber hinten blieb er weiterhin anfällig – wenige Minuten nach dem Ausgleich ließ er erneut einen Färinger laufen. Diesmal wurde die Schläfrigkeit aber nicht bestraft.

Österreich spielte in dieser zweiten Hälfte nun mit Gegenwind. Das mag auch ein Grund sein, warum nun deutlich weniger schnell nachgerückt wurde. Dadurch wurden auch weniger zweite Bälle erkämpft und es fiel den Färingern zunehmend leichter, gute österreichische Chancen zu verhindern. In der 61. Minute scheiterte Janko aus einem Meter an Goalie Mikkelsen, sonst war nicht viel los. Weshalb Brückner nach 67 Minuten ein ein 3-4-3 umstellte.

Mit dem Kopf durch die Wand

Ab Minute 67
Ab Minute 67

Je länger das Spiel aber dauerte, umso mehr war es geprägt von immer verzweifelteren Einzelaktionen, anstatt sich am Zusammenspiel zu versuchen. Das sah in der Regel so aus, dass einer einen Alleingang startete und die Teamkollegen ihm, ohne sich groß selbst zu bewegen, dabei zusahen.

Nicht selten war ein Spieler in Rot von drei Weißen umringt, aber niemand bot sich zum Helfen an. Die Abstimmung der drei Stürmer vorne passte nicht, daran konnte auch der zehn Minuten vor Schluss für Janko eingewechselte Arnautovic nichts mehr ändern. In Minute 75 zielte Jimmy Hoffer bei einem Torschuss ein wenig zu hoch – es war die einzige echte Tormöglichkeit in der letzten halben Stunde.

Die Färinger brachten das 1:1 ohne wirklich in Gefahr zu kommen über die Zeit. Das zweite Mal, dass man dem ÖFB-Team ein starkes Resultat abtrotzen konnte.

Die Auswirkungen

So blöd es klingt: Rein sportlich hatte der Punktverlust in Tórshavn keine allzu gravierenden Folgen – zu weit war man am Ende ohnehin von der Konkurrenz in der Gruppe entfernt. Viel schlimmer waren aber einerseits die psychischen Folgen einer erneuten Blamage gegen die Färöer-Inseln und die unmittelbar nach dem Spiel einsetzenden Selbstzerfleischung. Dass die Funktionäre schnellstmöglich ausgeflogen wurden, während sich die Spieler die Nacht am Flughafen um die Ohren schlagen mussten – wegen des Windes wurde ein Startverbot verhängt – monierte etwa Marc Janko lautstark und bekam dafür einen ordentlichen Rüffel und viel Häme.

Zermürbt von den medialen Prügeln, der unglücklichen Heimreise und dem Wissen um die Blamage war Österreich vier Tage später im Heimspiel gegen Serbien völlig chancenlos und lag nach 25 Minuten schon 0:3 im Rückstand. Die Hoffnung auf eine WM-Qualifikation war schon nach dem vierten Spiel endgültig dahin, der Schwung aus der eh ganz okay verlaufenen Heim-EM, dem Test-Remis gegen Italien und dem erfreulichen 3:1-Sieg im ersten WM-Quali-Spiel gegen Frankreich war komplett verfolgen.

Teamchef Karel Brückner, der nach der EM und sieben Jahren als tschechischer Teamchef eigentlich in Pension gehen wollte und von ÖFB-Präsident Stickler aus selbiger geholt wurde, war nach dem 0:2 in Litauen schon ein wenig angezählt. Nach dem Doppelspieltag mit dem 1:1 in Tórshavn und dem 1:3 gegen Serbien bildete sich endgültig eine massive Front gegen den Tschechen. Ihm wurde vorgehalten, sich zu wenig in Österreichs Stadien blicken zu lassen, seinen Wohnsitz nicht von Olmütz nach Wien zu verlegen, mitunter die Vornamen der Spieler nicht zu kennen. Kurz: Desinteresse am Teamchef-Posten.

Es folgten eine schlechte Leistung beim 2:4 in einem Freundschaftsspiel gegen Türkei und eine desaströse im Februar 2009 beim 0:2 gegen Schweden, ehe Brückner nach nur sieben Spielen im Amt das Handtuch warf. Der kurz zuvor als Stickler-Nachfolger ins Amt des ÖFB-Präsidenten gekommene Leo Windtner installierte Didi Constantini als neuen Teamchef. Es folgte eine Ära, die gemeinhin, nun ja, nicht so gut davonkommt.

Das Personal

Österreich: Alex Manninger (31, Juventus) – Gyuri Garics (24, Atalanta), Sebastian Prödl (21, Bremen), Martin Stranzl (28, Spartak Moskau), Emanuel Pogatetz (25, Middlesbrough) – Martin Harnik (21, Bremen), Paul Scharner (28, Wigan), Andreas Ivanschitz (24, Panathinaikos), Christian Fuchs (22, Bochum) – Jimmy Hoffer (21, Rapid), Marc Janko (25, Salzburg). Eingewechselt: Andreas Hölzl (23, Sturm Graz), Roman Kienast (24, Helsingborg), Marko Arnautovic (19, Twente). Teamchef: Karel Brückner (Tscheche, 68, seit zwei Monaten).

Färöer: Jakup Mikkelsen (38, Klaksvík) – Jónas Tór Næs (21, Köge/Dänemark), Egil Bø (34, Streymur), Jón Rói Jacobsen (25, Frem Kopenhagen), Jóhan Davidsen (20, Runavík) – Jákup Borg (28, HB Tórshávn), Atli Danielsen (25, Frem Kopenhagen), Mikkjal Thomassen (32, Streymur), Christian Høgni Jacobsen (28, AB Kopenhagen) – Christian Holst (26, Silkeborg/Dänemark), Arnbjørn Hansen (22, Streymur). Eingewechselt: Bogi Løkin (19, Runavík), Frodi Benjaminsen (30, HB Tórshavn), Andrew Fløtum (29, HB Tórshavn). Teamchef: Jógvan Martin Olsen (47, seit drei Jahren).

(phe)

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Angepresst zu werden mag das ÖFB-Team gar nicht – 0:3 gegen die Ivorer https://ballverliebt.eu/2012/11/15/angepresst-zu-werden-mag-das-ofb-team-gar-nicht-03-gegen-die-ivorer/ https://ballverliebt.eu/2012/11/15/angepresst-zu-werden-mag-das-ofb-team-gar-nicht-03-gegen-die-ivorer/#comments Thu, 15 Nov 2012 01:57:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8010 Angepresst zu werden mag das ÖFB-Team gar nicht – 0:3 gegen die Ivorer weiterlesen ]]> Das gab’s in den ziemlich genau zwölf Monaten unter Marcel Koller eigentlich noch nie: Gegen die Ivorer wirkte das ÖFB-Team seltsam gehemmt, etwas körperlos. Das eigene Pressing griff nicht, dafür fand man gegen jenes der Ivorer gegen Alaba und Leitgeb kein Mittel. So stand am Ende ein 0:3. Absolut kein Drama, aber es wird immer klarer, woran es noch hapert.

Österreich – Côte d’Ivoire 0:3 (0:1)

Dass jeder der Ivorer ein potentieller Bodybuilder ist, also der Afrikacup-Finalist dieses Jahres physisch dem ÖFB-Team haushoch überlegen war, ist kein Geheimnis – über die Zweikämpfe zu versuchen, ins Spiel zu kommen, wäre also von Haus aus aussichtslos gewesen. Das versuchte Österreich zum Glück dann auch gar nicht. Eher wollte man den Gegner mit dem mittlerweile gewohnten, eigenen Pressing zu Fehlern zwingen und mit gutem Passspiel aus dem Zentrum heraus punkten.

Battleground Mittelfeld-Zentrale

Marcel Koller stellte in seinem 4-4-1-1 mit Alaba und Leitgeb zwei Spieler ins Zentrum, die eher Passgeber sind als Balleroberer. Ein Zeichen dafür, dass man einerseits die Ivorer grundsätzlich eher defensiv erwartete und andererseits auch als Bekenntnis zum eigenen Gestaltungswillen verstanden werden kann. Das Problem dabei: Die Ivorer haben sich unter Sabri Lamouchi, der nach dem Afrikacup das Trainer-Amt übernommen hatte, vom gemächlichen Spiel unter François Zahoui, bei dem in erster Linie auf gegnerische Fehler gelauert wurde, verabschiedet.

Die Schlüsselspieler für die Spielanlage der Ivorer (die in der Start-Elf auf Drogba, Yaya Touré und Kalou verzichteten) waren Cheikh Tioté von Newcastle und der Hannoveraner Didier Ya-Konan. Die Aufgabe dieses Duos, das vor Sechser Romaric agierte, war klar definiert: Mit heftigem Pressing gegen Alaba und Leitgeb den österreichischen Spielaufbau schon im Keim ersticken.

Alaba läuft sich frei, Leitgeb geht unter

Das funktionierte gut. Alaba konnte sich durch sein äußerst flexibles Positionsspiel immer wieder etwas befreien, aber hinten neben den Innenverteidigern kann er das Spiel natürlich nicht so lenken wie aus der Mittelfeld-Zentrale heraus. Christoph Leitgeb hingegen, der gegenüber Alaba etwas vorgezogener agierte, wurde hergespielt. So viel Druck und so wenig Zeit am Ball hat er in der heimischen Liga nicht, er kennt die Situation nicht. Die Folge: Nach vorne war Leitgeb eine Vorgabe, komplett inexistent.

Und wenn es zu defensiven Zweikämpfen kam, war er den Kraftbröckerln aus Afrika unterlegen oder er stellte sich nicht besonders geschickt an (wie vor dem 0:1, dass in der Folge dieses Zweikampfs aber auch einfach absolut genial von den Ivorern gespielt war). Leitgeb wurde schon vor Jahren von Arsène Wenger als zwar grundsätzlich talentiert, aber als mit damals 23 schon deutlich zu alt für einen Wechsel ins Ausland abgeschrieben. Jetzt, mit 27 Jahren, und einer eher hilflosen Vorstellung gegen international handelsübliches Pressing, kann er sich wohl endgültig von der Hoffnung auf den Sprung aus der heimischen Liga verabschieden.

Veränderte Voraussetzungen für Baumgartlinger und Kavlak

Ab ca. 60. Minute

Julian Baumgartlinger und Veli Kavlak, die zur zweiten Hälfte bzw. nach einer Stunde ins Spiel kamen, hatten andere Grundbedingungen als ihre Vorgänger, weil Lamouchi inzwischen (mit der Einwechslung von Drogba) auf ein 4-4-2 umgestellt hatte und auch, weil die Ivorer nach einer Stunde dank eines Fehlgriffs von Lindner schon 2:0 in Front lagen.

Die beiden wurden von Razak und Romaric (bzw. dann von Yaya Touré) nicht so angegangen wie ihre Kollegen zuvor, mussten aber darauf achten, dass sich nun statt einem gleich zwei zentrale Stürmer in ihrem Rücken anboten, während auf den Flügeln weiterhin zwei gefährliche und schnelle Spieler darauf lauerten, die Kanäle zwischen Abwehr und Mittelfeld des ÖFB-Teams zu bearbeiten. Als dies einmal nicht gelang und man Lacina Traoré (vom Neo-Geldadel von Anshi Machatshkala) mit Tempo in den Zweikampf mit Prödl schickte, bedeutete dies prompt das 0:3.

Problemfeld Flügel

Dadurch, dass das Mittelfeld-Zentrum des ÖFB-Teams also, was das Kreativ-Spiel anging, weitgehend ausgeschaltet war, kam dem Flügelspiel eine noch größere Bedeutung zu. Hier ergaben sich allerdings einige Probleme. Zum einen, dass von den Außenverteidigern nichts kam: Gyuri Garics war ein Totalausfall – schreckliche Pässe, fehlende Übersicht im Defensiv-Verhalten, billig verlorene Zweikämpfe – und Markus Suttner ist zwar ein braver Linksverteidiger in der österreichischen Liga, aber eine Weltklasse-Mannschaft wie jene der Ivorer ist ihm um zwei Nummern zu hoch. Einen Christian Fuchs kann er in keinster Weise ersetzen.

Die fehlende Hilfe von hinten hieß, dass Arnautovic und Jantscher praktisch auf sich alleine gestellt waren. Was bei Jantscher hieß, dass er praktisch nur mit langen Bällen von Alaba oder Pogatetz angespielt wurde, und sich Jantschers Gegenspieler Arthur Boka natürlich längst platziert hatte, wenn der Österreicher den Ball bekam bzw. ihn unter Kontrolle hatte. Natürlich war der Russland-Legionär somit wirkungslos. Ihm das zum Vorwurf zu machen und ihm eine schlechte Leistung zu unterstellen, ist aber nicht ganz fair. Er wurde nie so eingesetzt, dass er mal mit Tempo auf die gegnerische Verteidigung zugehen hätte können.

Wen man dafür lobend erwähnen muss, ist Marko Arnautovic. So richtig viel wollte ihm zwar nicht gelingen. Aber er scheute keinen Zweikampf, versuchte immer anspielbar zu sein und arbeitete vor allem mit vollstem Einsatz in der Defensive mit. Selbst in der 87. Minute grätschte er am eigenen Strafraum einen Ball ab, während der frisch eingewechselte Harnik auf der anderen Außenbahn vorne stand und wartete.

Vorne: Der eine fleißig, der andere unglücklich

In der Rolle der Pressing-Maschine, die zuletzt in der Regel Zlatko Junuzovic (der auf der Stadion-Vidiwall übrigens als „Slatko Junuzovic“ vorgestellt wurde) ausfüllte, spielte diesmal Andreas Ivanschitz. Seine Rolle darf aber keinesfalls als „Spielmacher“ missinterpretiert werden: In Kollers System hat die hängende Spitze gar nicht die Aufgabe, das Spiel zu gestalten, dafür sind Sechser und Achter da. Nein, hier geht es primär darum, mit Forechecking die gegnerische Spieleröffnung zu erschweren. Und das machte Ivanschitz ausgesprochen gut. Er lief unermüdlich den ballführenden Ivorer an. Zwar provozierte er nicht die erhofften Ballverluste (wie das etwa gegen die Türkei zwei Tore ermöglichte), aber verlangsamte den Aufbau des Gegners durchaus.

So fleißig und so ansprechend Ivanschitz war, so unglücklich verlief der Abend für Marc Janko. Der ein, zwei Chancen eher billig vergab, und auch ein, zweimal schwere Anspiele nicht aufs Tor brachte. Zudem bewegte er sich nicht so, dass er zumindest halbwegs risikolos anspielbar war. So hing er eher in der Luft, war kaum involviert und sein Frust wurde sicher nicht kleiner angesichts der Tatsache, dass das Linzer Publikum jede missglückte Aktion von ihm mit höhnischem Applaus quittierte.

Weimann, wirkungsloser Wusler

Nach rund einer Stunde kam Andi Weimann, zuletzt Doppel-Torschütze für Aston Villa gegen Man United, für Ivanschitz in die Partie. Er war nun nicht mehr derjeniger, der alles anpressen sollte – gegen einen sich zurück ziehenden Gegner, der 2:0 führt, auch gar nicht mehr nötig – sondern präsentierte sich als Angriffs-Hilfe für Marc Janko. Weimann wuselte rund um Janko herum, kam eher aus der Tiefe, rochierte auch viel.

Alleine: Wirkung konnte Weimann nicht die geringste erzielen. Er band keinen Gegenspieler, seine Laufwege rissen somit keine Löcher auf, in denen dann ein Kollege stoßen konnte. Ein klares Anzeichen dafür, dass man in zwei Tagen vor so einem Match einen relativen Neuankömmling wie Weimann nicht sinnvoll ins System einbauen kann, vor allem, wenn er gar nicht für die Startformation vorgesehen ist. Was der England-Legionär tatsächlich einbringen kann, wird man erst sehen können, wenn er mal über einen längeren Zeitraum mit der Mannschaft arbeiten kann.

Fazit: Gegnerisches Pressing größtes Problem

Ganz ohne Christian Fuchs und Zlatko Junuzovic, lange ohne Harnik und Baumgartlinger, und das gegen einen Gegner von Weltklasse-Format – das ist dem ÖFB-Team noch zu steil. Das ist eine Erkenntnis des Abends: Es gibt, dem immer größeren Pool an Alternativen zum Trotz, gewisse Spieler, die Koller nicht ohne massiven Qualitäts-Verlust ersetzen kann.

Die wesentlich wichtigere Lehre aus dem Spiel ist aber eine ganz andere: Österreich kann pressen, und an guten Tagen (wie gegen Deutschland) sogar so gut, dass man selbst Weltklasse-Teams damit schwer in Bedrängnis bringt. ABER: Wenn man selbst von einer gegnerischen Mannschaft so sehr das Zentrum angepresst bekommt, gibt es noch überhaupt kein Mittel dagegen. Zumindest nicht, wenn ein Spieler wie Leitgeb – der im Alltag ja nie mit Pressing eines ohnehin besseren Gegners konfrontiert wird – auf dem Feld steht. Man kann davon ausgehen, dass Schwedens Teamchef Erik Hamrén genau das auch erkennen wird, wenn er sich dieses Spiel ansieht.

Hier muss Marcel Koller Gegenstrategien entwickeln. Zwar wird es natürlich helfen, wenn mit Fuchs ein Linksverteidiger gehobener internationaler Klasse im Team ist, wenn ein Junuzovic (noch dazu wenn, wie derzeit, in Über-Form) spielt, und so weiter. Aber die anderen Teamchefs sind natürlich auch nicht blöd und werden ihre Notizen zu diesem Spiel machen.

Und in ihren Notizblöcken wird stehen: „Spielgestalter anpressen. Das mag Österreich gar nicht“.

(phe)

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3:2 über die Ukraine – es geht was weiter https://ballverliebt.eu/2012/06/02/32-uber-die-ukraine-es-geht-was-weiter/ https://ballverliebt.eu/2012/06/02/32-uber-die-ukraine-es-geht-was-weiter/#comments Sat, 02 Jun 2012 00:47:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7328 3:2 über die Ukraine – es geht was weiter weiterlesen ]]> Eine Woche vor EM-Start ist ein 2:3 in Österreich für den Co-Gastgeber nicht gerade ein Boost für’s Selbstvertrauen. Für das ÖFB-Team allerdings sind neben dem Erfolg über die Ukraine vor allem die Erkenntnisse aus dem Testspiel nicht schlecht: Ein klares Defensiv-Konzept, gute Chancenverwertung und eine immer klarerer erkennbare Handschrift des Teamchefs darf man als positiv vermerken. Fehlende Breite von den Außenverteidigern und überhasteter Spielaufbau als negativ.

Österreich - Ukraine 3:2 (1:0)

Ein Freistoß-Tor von Junuzovic und zwei Prachtschüsse von Marko Arnautovic – es waren die Tore des Duos von Werder Bremen, das im Heimspiel gegen die Ukraine in Innsbruck für den 3:2-Sieg gegen den EM-Co-Gastgeber sorgten. Auch, wenn die Ukrainer durch zwei Gusev-Tore (ein Abstauber nach abgefälschtem Freistoß und ein Weitschuss) zweimal ausgleichen konnten, war der zweite Sieg im dritten Einsatz von Teamchef Marcel Koller nicht unverdient. Auch, weil man die Handschrift des Schweizers immer besser erkennen kann.

Defensives Pressing

Man sah, dass im Laufe der Trainingswoche das Augenmerk in erster Linie am Defensiv-Verhalten gelegen hat. Durchaus mit Erfolg, denn hier war ein klarer Plan zu erkennen, der auch recht konsequent durchgezogen wurde. Wie international längst üblich, schob Zehner Junuzovic, wenn die Ukrainer hinten den Ball hatten, nach vorne auf annähernd eine Höhe mit Janko, um von hinten heraus die Spieleröffnung zu verhindern. Vor allem Dortmund hat das zuletzt zur Perfektion getrieben.

Wesentlich interessanter war aber das Pressing-Verhalten in der eigenen Hälfte. Die Österreicher ließen die Ukrainer unbehelligt, wenn sie sich auf Höher der Mittellinie daran machten, eine Anspielstation zu suchen. Diese wurde aber, sobald der Ball in der Nähe war, konsequent angepresst, oftmals mit zwei Mann, sodass dem Ukrainer kaum Zeit blieb, den Ball sinnvoll anzunehmen – von einer durchdachten Weiterverarbeitung oder gar einem Pass nach vorne ganz zu schweigen. Das machte das ÖFB-Team hervorragend und die Ukrainer wurden, bis auf zwei Szenen, in der ersten Hälfte nicht gefährlich.

Die Innenverteidigung mit Scharner

Es war gut zu erkennen, dass die österreichische Viererketten sofort nach vorne schob, wenn das eigene Team vorne Ballbesitz hatte. Das hatte zwei Effekte: Zum einen wurde so quasi die Fallhöhe verringert, sollte es einen Rückpass geben müssen; zum anderen vermied man so, dass sich die Ukrainer zwischen den Linien breit machen konnten. Das allerdings schafften Devic und Jarmolenko ganz gut, wenn die Gelben in Ballbesitz waren und die österreichische Kette nach hinten sackte.

Der Versuch, Paul Scharner in die Innenverteidigung zu stellen, war sinnvoll. Schließlich kommt es immer mehr in Mode, defensive Mittelfeld-Spieler in der zentralen Abwehr aufzustellen, um schon von hinten heraus mit guten Pässen das Spiel zu eröffnen. Pep Guardiola machte das etwa mit Busquets und Masch, Marcelo Bielsa mit Javi Martinez. Erstaunlicherweise aber kamen vor allem von Scharner relativ wenige Pässe nach vorne, sondern hauptsächlich Richtung Suttner. In der unmittelbaren Defensiv-Arbeit kann man Scharner nicht viel vorwerfen, aber in der Spieleröffnung durfte man sich schon etwas mehr erwarten.

Die Außenverteidiger

Sowohl Markus Suttner als auch Florian Klein haben klar gezeigt, warum sie auf den AV-Positionen nicht erste wahl sind. Vor allem beim Bald-Salzburger Klein wurde der Unterschied zu Garics durch die frühe Auswechslung sehr deutlich. Als Garics in der ersten Aktion nach seiner Einwechslung in einem Höllentempo hinter Arnautovic die Linie entlang nach vorne spurtete, merkte man erst, wie sehr genau das bei Klein gefehlt hatte. Garics ließ defensiv gegen Konoplyanka wenig zu und sorgte mit seinem Offensiv-Drang auch für gute Unterstützung für Arnautovic bzw. Ivanschitz.

Vor allem in der generell stärkeren zweiten Halbzeit war das Spiel von Österreich zunehmend rechtslastig. Auch, weil Suttner zwar brav agierte, aber an einem Christian Fuchs nicht vorbeikommt. In der Rückwärtsbewegung hatte er trotz recht konservativem Stellungsspiel gegen den mit Tempo auf ihn zu oder nach innen laufenden Jarmolenko immer wieder leichte Probleme; nach vorne kam praktisch gar nichts. Das erledigte auf der linken Seite ein anderer.

Das zentrale Mittelfeld

David Alaba nämlich. Der Shooting Star von Bayern München, eigentlich als Achter aufgestellt, hatte einen recht deutlichen Linksdrall und preschte oftmals so die linke Seite nach vorne, wie man das von seinen starken Auftritten als Linksverteidiger der Bayern macht. Das erlaubte es Ivanschitz bzw. Arnautovic, nach innen zu ziehen. Der 19-Jährige war, wie man es von ihm kennt wenn er im Mittelfeld postiert wird, im Grunde überall zu finden, schaltete sich nach vorne ein, presste und war so ein wenig der Mann für alle Fälle.

Julian Baumgartlinger neben ihm war viel defensiver eingestellt. Im Erkämpfen des Balles und in Sachen Pressing auf den ukrainischen Pass-Empfänger machte er eine ganz ordentliche Figur, aber überhastete und ungenaue Abspiele in der Vorwärtsbewegung, die immer wieder billige Ballverluste zur Folge hatten, machten ihm und dem ganzen Abwehrverbund das Leben schwer. Das zweite Gegentor wurde genau so eingeleitet.

Marko Arnautovic

Anders als in den ersten beiden Spielen unter Marcel Koller, dem 1:2 in Lemberg und dem 3:1 über Finnland, spielte Marko Arnautovic diesmal nicht als versetzter Zehner zentral hinter bzw. neben Janko, sondern auf den Flügeln. Zu Spielbeginn war er rechts postiert, nach einer halben Stunde wechselte er die Seite, nach einer Stunde kam er wieder zurück auf die rechte Außenbahn. Entgegen anders lautender Meinungen (ORF und so) war das Bremer Enfant Terrible aber keineswegs unsichtbar, sondern verrichtete viel Arbeit. Auch in der Defensive, wo er Konoplyanka den einen oder anderen Ball von den Füßen grätschte und sich gut am Pressing gegen den ukrainischen Pass-Empfänger beteiligte.

Schlussphase

Wenn man von Arnautovic nur Tempo-Dribblings und technische Gustostückerl erwartet, ist man natürlich enttäuscht, wenn man solche Einlagen nicht so oft sieht (und die sieht man mit Recht nicht so oft, denn einige überflüssige Ballverluste fabrizierte er durch seinen Übermut sehr wohl). Dennoch, und das monierte Koller auch nach dem Spiel, muss Arnautovic öfter auch mal geradlinig in den Strafraum kommen. Da ist er brandgefährlich, wie auch seine beiden Tore zeigten.

Das Problem: Janko ins Spiel bekommen

Unter Didi Constantini klappte es praktisch nie, und auch bei Marcel Koller funktioniert es noch nicht nach Wunsch – das Einsetzen von Marc Janko. Der Porto-Legionär erfüllte seine Aufgaben im Anpressen der ukrainischen Innenverteidiger gegen den Ball ganz ordentlich, fand aber im eigentlichen Offensiv-Spiel, wie auch der für ihn nach einer Stunde eingewechselte Patrick Bürger, nicht statt. Das mag zum Teil an der eher auf Reaktion ausgelegten Spielanlage liegen.

Aber sicher auch an den Spielertypen, die Ivanschitz und Arnautovic nun mal sind: Der eine hat es bei Mainz hauptsächlich mit schnellen, wendigen Stürmern zu tun, die er schicken soll. Der andere ist halt eher einer, der seine Stärken mit dem Ball am Fuß hat. Nur: Das kann kein Problem sein – wenn denn die Außenverteidiger ihren Job erledigen würden. Das Spiel breit zu machen, die gegnerische Viererkette auseinander ziehen, von der Grundlinie flanken. Das passierte bei Klein gar nicht, bei Suttner ebenso, und ein Garics alleine ohne Gegenstück auf der anderen Seite richtet auch nicht viel aus.

Der Gegner: EM-Reife sieht anders aus

Natürlich: Es war für die Ukrainer nur ein Testspiel. Allerdings war die Vorstellung des Co-Gastgebers zehn Tage vor seinem ersten EM-Spiel weit davon entfernt, um den Eindruck von EM-Reife zu erwecken. Anatoli Tymoschuk etwa wirkte im defensiven Mittelfeld geistig oft völlig abwesend, schlecht im Zweikampf, ungenau im Spielaufbau. Funktionierender Rückhalt und notwendiger Taktgeber für seine Mannschaft ist er in dieser Form keinesfalls.

Wie generell das Tempo bei den Ukrainern völlig fehlte. Voronin bewegte sich in der ersten Hälfte ähnlich schlecht wie Shevchenko und Milevskyi nach dem Seitenwechsel, weswegen sie alle um nichts weniger wirkungslos waren wie Janko bei Österreich. Nie schafften es die Ukrainer, ihre Stürmer einzusetzen, aus dem Spiel heraus gab es nicht mal eine handvoll Torchancen. Impulse von Außen, wie den kompakt stehenden Österreichern beizukommen ist, kamen auch keine: Blochin wechselte nur innerhalb seines 4-1-3-2.

Es wurde ganz deutlich, dass sich die Ukrainer ebenso mit dem Reagieren deutlich leichter tun als mit dem Agieren – wie schon im November, als sie EM-Mitfavorit Deutschland beim 3:3 am Rande der Niederlage hatten und wenige Tage später eben gegen Österreich nur mit Glück ein 2:1 einfahren konnten und dabei nicht mal ansatzweise überzeugen konnten.

Das muss bei der EM gegen Frankreich und womöglich auch gegen England kein so großes Problem sein, weil man in diesen Spielen ohnehin das Spiel kaum selbst gestalten wird müssen. Im ersten Spiel gegen die Schweden allerdings könnte das zu einem Geduldspiel werden. Vielleicht nicht gar so übervorsichtig wie vor vier Jahren bei Schwedens Spiel gegen Griechenland – aber die Ukraine wird mit einem Erfolg starten müssen, um nicht gegen England und Frankreich unter Siegzwang zu stehen.

Mit einer Leistung wie in Innsbruck wird das aber kaum gelingen.

Fazit: Defensive gut, Offensive ausbaufähig, Chancenverwertung stark

Gut an der Vorstellung der Österreicher war das stringente Defensiv-Konzept, das durchgezogen wurde und an sich funktioniert hat. Gut war auch, dass man in der zweiten Halbzeit nicht mehr so viele Bälle durch überhastete Aktionen allzu leicht wieder verloren und im Ansatz gute Aktionen somit länger am Leben erhalten konnte – wodurch man die Partie deutlich in den Griff bekam. Und ebenfalls sehr zufriedenstellend muss man die Chancenverwertung nennen: Geradezu un-österreichisch wurden die wenigen echten Torgelegenheiten auch wirklich genützt, was letztlich den erfreulichen Sieg brachte.

Nicht so gut ist weiterhin das Spiel der Außenverteidiger, wenn nicht die jeweilige Einserlösung auf dem Feld ist. Klein ist in keinster Weise ein adäquater Ersatz für Garics auf der rechten Seite (und der bei seiner Hochzeit weilende Schiemer erst recht nicht). Ebenso wie Suttner auf der linken Seite zwar sicherlich einer der besten und konstantesten Linksverteidiger der österreichischen Liga ist, aber auch im zweiten Länderspiel nicht annähernd den Schwung und den Mut zur Offensive mitbringt wie Christian Fuchs. Und natürlich wäre es von Vorteil, einen Weg zu finden, wie man auch Marc Janko ins Spiel einbinden kann.

Dennoch: Im dritten Spiel unter Marcel Koller wurde wieder ein schöner Schritt nach vorne gemacht. Inhaltlich ist das natürlich alles nichts übertrieben Weltbewegendes, aber die Richtung zu einem Fußball, wie er den aktuellen internationalen Anforderungen entspricht, ist deutlich erkennbar. Das war ja davor nicht immer so.

(phe)

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4:1 in Baku – und vor allem die Art und Weise macht durchaus Hoffnung https://ballverliebt.eu/2011/10/07/41-in-baku-und-vor-allem-die-art-und-weise-macht-freude/ https://ballverliebt.eu/2011/10/07/41-in-baku-und-vor-allem-die-art-und-weise-macht-freude/#comments Fri, 07 Oct 2011 18:11:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5882 4:1 in Baku – und vor allem die Art und Weise macht durchaus Hoffnung weiterlesen ]]> Ja, das österreichische Nationalteam kann tatsächlich deutlich besser spielen, als das zumeist unter Didi Constantini der Fall war: Beim 4:1-Erfolg in Aserbaidschan darf man sich nicht nur über das Ergebnis freuen, sondern vor allem über die Art und Weise, wie dieses zu Stande gekommen ist.

Aserbaidschan - Österreich 1:4

Willi Ruttensteiner hatte es angekündigt, und er machte es auch wahr: Der Interims-Teamchef wollte vom ÖFB-Team beim Spiel in Aserbaidschan frühes Pressing sehen, er wollte die Gastgeber unter Druck setzen, sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen. Und tatsächlich: Die Spielanlage der Österreicher war gegenüber den letzten Spielen kaum noch wiederzuerkennen.

Von vorne bis hinten anders

Das fing bei der Viererkette an, die im Ballbesitz extrem weit aufrückten; Prödl und Dragovic halfen mit, die Seiten etwas abzudecken, wenn Fuchs und Dag nach vorne gingen. Davor waren Scharner und Baumgartlinger nicht einfach nur defensive Mittelfeldspieler, wie sie zuletzt oft einfach nur als Abräumer interpretiert worden waren, sondern an ihnen beiden lag die Hauptlast des Pressings im Mittelfeld.

Wobei sie von Marko Arnautovic gut unterstützt wurden. Mit seiner ihm eigenen Aggressivität ging der Bremer zuweilen auch etwas überhart an den Gegenspieler, verschaffte sich so aber den nötigen Respekt. Außerdem bewegte er sich, wie das Ruttensteiner im Interview vor dem Spiel gefordert hatte, gut zwischen den Linien und war eigentlich immer anspielbar. Auf den Flanken rückten Alaba und Ivanschitz immer wieder ein, um ihren Hinterleuten die Möglichkeit zu geben, sie zu hinterlaufen – das klappte nicht so richtig, vor allem bei Dag.

Azeris überfordert

Was das österreichische Team zeigte, hatte Hand und Fuß, war aber in letzter Konsequenz nicht zwingend torgefährlich. Es hatte aber den Effekt, dass die Azeris überhaupt keinen Plan hatten, wie sie mit der aggressiven Spielweise und dem hohen Druck, den Österreich ausübte, umgehen sollten. Oftmals wurde der Ball dann zu lange gehalten, weil sich keine Anspielstation auftaten. Sofort waren zwei, drei Österreicher da, und der Ball war weg.

Und auch im Spiel nach hinten schlichen sich bei den Gastgebern vermehrt Fehler ein, so wie das in der 27. Minute passierte – da berechneten gleich drei Azeris einen hohen Ball auf Janko falsch, und Yunisoglu wusste sich nur noch mit einem Foul zu helfen. Referee Studer ließ nicht gelten, dass noch zwei Abwehrspieler auf gleicher Höhe waren und stellte den Innenverteidiger vom Platz.

Sichtbare Spielintelligenz

Das Offensiv-Trio mit Ivanschitz, Arnautovic und Alaba wechselte die Positionen, anders als man erwarten hätte können, kaum. Dafür legten sie eine hohe Agilität an den Tag und das ÖFB-Team zeigte eine Spielintelligenz, die sie zuletzt sehr gut versteckt hielt. In sich bietende Löcher wurde hinein gestoßen, es wurde gut antizipiert und damit so mancher billige Ballverlust verhindert bzw. schnell wieder ausgebügelt.

Und auch die Entstehung des 1:0 ist dafür ein gutes Beispiel: Anstatt auf den geblockten Ball blind drauf zu schießen, legte Alaba an der Strafraumgrenze sehr umsichtig zu Ivanschitz quer, und ausgerechnet der von Constantini so konsequent Verstoßene netzte ein.

Mit Zittern in die Pause

Ab ca. Minute 30

Freilich: Es war längst nicht alles Gold, war bei Österreich glänzte. Nach dem Führungstor ließ die Konsequenz deutlich nach und die Azeris, die nun auf ein 4-4-1 umgestellt hatten, bearbeiteten vor allem die Flanken – und da im Speziellen jene von David Alaba und Ekrem Dag – viel besser als vorher. Was auch daran lag, dass sich gegen die dezimierte Zentrale der Hausherren auch die Außenverteidiger eher nach innen orientierten und so auf die Flanken vergessen wurde.

Das, kombiniert mit Schwächen von David Alaba in der Rückwärtsbewegung auf der für ihn ungewohnten rechten Seite, nützten die Azeris mit Deutschland-Legionär Budak und vor allem dem offensivstarken Dshavadov gut aus. Zwei Flanken von dieser Seite auf den vom zu weit eingerückten Fuchs etwas allein gelassenen Ismailov sorgten vor der Pause für unnötiges Zittern, denn beides waren sehr gute Einschussmöglichkeiten.

Außenverteidiger auch in zweiter Hälfte nicht immer sicher

Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Außenverteidiger so ein wenig die Sorgenkinder. Ruttensteiner ließ für die zweite Hälfte Ivanschitz und Alaba die Flanken tauschen, womit der Bayern-Legionär sich sichtlich wohler fühlte und das Spiel nach vorne etwas ausbalancierter aussah – denn von der rechten Seite ist nicht allzu viel gekommen.

Nach dem schnellen 0:2 und dem folgenden 0:3 waren die Azeris natürlich geschlagen und die Gegenwehr war gebrochen, aber ein grober Stellungsfehler und ein äußerst passives Abwehrverhalten von Dag ermöglichte Aserbaidschan den unnötigen Ehrentreffer.

Österreich gibt Sieg nicht mehr her

Dass es nur der Ehrentreffer war, lag aber auch am Druck, den die Österreicher auch nach dem Wiederanpfiff erzeugten. Sie ließen nicht nach, im Mittelfeld und auch zum Teil im Angriff zu pressen, ließen den Gegner somit weiterhin nie zur Entfaltung kommen, erkämpften sich Bälle ungewohnt schnell wieder zurück und spielten die Azeris mit schnellen Kurzpässen aus. Das 2:0, herrlich vorbereitet nach einem blitzschnellen Doppelpass von Arnautovic mit Ivanschitz und abgeschlossen von Janko, fiel auf diese Weise, und das 3:0 nach einer Stunde war das Produkt eines Marc Janko, der ein Arbeitspensum an den Tag legte, das man von ihm im ÖFB-Trikot schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Auch der Anschlusstreffer eine Viertelstunde vor Schluss weckte die Azeris nicht mehr entscheidend auf, es wurde zwar versucht, noch zu holen, was zu holen war, aber man hatte dennoch nie das Gefühl, dass Österreich das Spiel noch hergeben könnte. Und so gar es in der Nachspielzeit noch den 4:1-Endstand durch den für den müdegelaufenen Arnautovic eingewechselten Zlatko Junuzovic

Fazit: Ein großer Schritt in die richtige Richtung

Man ist als Beobachter der österreichischen Nationalmannschaft ja nicht gerade verwöhnt, so ist man leicht geneigt, das in diesem Spiel gezeigte als die großartigste Leistung seit Ewigkeiten lobzuhudeln. Und man muss ansprechen, dass vor allem die Positionen der Außenverteidiger noch einiges an Feintuning bedürfen, sowohl was das Abwehrverhalten angeht, also auch, was das nach vorne Tragen des Balles angeht. Hier war zu lange zu wenig über die Flügel zu sehen.

Dennoch war das Spiel zweifellos ein großer Schritt in die richtige Richtung. Es wurde ein Pressing gezeigt, wie man es von einer österreichischen Nationalmannschaft noch nie gesehen hat (was nicht heißt, dass es da immer noch Luft nach oben gibt). Es wurden sehr viele Bälle durch schnelles Denken und Handeln schnell wieder zurück geholt und vor dem Tor blieb man cool und nützte die Chancen, die sich boten.

Alles in allem war es ein schöner Erfolg, den man nicht über-, aber auch nicht unterbewerten darf. Man hat viel Positives erkennen können, was unter Constantini nicht zu sehen gewesen war. Auch dürfen nach der recht anständigen Leistung von Andi Ivanschitz weiterhin Fragen erlaubt sein, was sich der Ex-Teamchef bei der so konsequenten Ausbootung des Mainz-Legionärs gedacht hat.

Aber vor allem bleibt eines übrig: Eine feine Leistung und ein verdienter Sieg, mit dem zumindest der vierte Gruppenplatz fixiert werden konnte.

(phe)

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Die inhaltliche Selbstblockade bringt verdiente Pleite gegen die Slowakei https://ballverliebt.eu/2011/08/10/selbstblockade-bringt-12-im-test-gegen-die-slowakei/ https://ballverliebt.eu/2011/08/10/selbstblockade-bringt-12-im-test-gegen-die-slowakei/#comments Wed, 10 Aug 2011 21:06:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5517 Die inhaltliche Selbstblockade bringt verdiente Pleite gegen die Slowakei weiterlesen ]]> Der Ballbesitz war das einzige, wo Österreich einen Voreil hatte. Denn ansonsten blockerte sich ein wirres Team selbst. Flache Sololäufe, statt Janko einzusetzen. Ein Kulovits als Spielgestalter. Ein verschenkter Junuzovic. So reichte den nicht übertrieben starken, aber inhaltlich gut aufgestellten Slowaken eine absolute Durchschnittsleitung.

Österreich - Slowakei 1:2

Österreich ist rechts, Deutschland ist links – nein, das ist keine politische Zuschreibung (obwohl man auf die Idee kommen könnte), sondern die Aufteilung der Flanken beim ÖFB-Team. Auf der linken Außenbahn waren Klein und Junuzovic aufgeboten, auf der linken wie gehabt Fuchs und Alaba. Und auch, wenn keine der beiden wirklich funktionierte, so war doch – wenig überraschend – die „deutsche“ deutlich aktiver.

Seltsame Besetzung der Zentrale

Eine weitere Auffälligkeit in der österreichischen Aufstellung war die Tatsache, dass Spieleröffner Julian Baumgartlinger als tiefer Sechser aufgeboten war, Zerstörer Kulovits hingegen als Achter. Womöglich war die Absicht dahinter, dass Kulovits den Kettenhund für Marek Hamsik geben hätte sollen – der Napoli-Star spielte nur dummerweise auf der Flanke.

So tapste Kulovits eher verloren durch das Zentrum und war zu jenen Pässen in der Eröffnung gezwungen, die Baumgartlinger viel besser kann. Auch konnte er keinerlei Druck auf Jez und vor allem das Duo Guédé/Kucka ausüben. Im Gegenteil – der eingebürterte Guédé war der einzige Slowake, der einigermaßen konsequent auf den Gegner presste, in seinem Fall eben Kulovits.

Alleinunterhalter Martin Harnik

Hamsik auf der Flanke bedeutete, dass Christian Fuchs nicht annähernd so viel nach vorne machen konnte, wie das erhofft und geplant war; während Rechtsverteidiger Klein deutlich mehr mit sich selbst zu tun hatte. Er machte (einmal mehr) viel zu wenig nach vorne, er ging (einmal mehr) viel zu zögerlich in die Zweikämpfe. So musste Zlatko Junuzovic auf der für ihn ungewohnten rechten Seite viel mehr Defensivarbeit leisten, als ihm lieb war. Und so blieb auch viel zu viel Arbeit an Martin Harnik hängen.

Denn aus der Zentrale kam nichts (Baumgartlinger zu tief) und auf der linken Seite war Alaba ohne den gebundenen Fuchs ziemlich der Alleinunterhalter. Er machte dort aber viel mehr Wirbel als Junuzovic, an dem das Spiel komplett vorbei lief. Die Folge: Harnik orientierte sich viel mehr auf die linke Flanke, während Alaba oft sehr früh ins Zenturm zog und nicht selten alleine den Weg zum Tor suchte.

Das war sehr durchsichtig und die slowakische Zentrale mit Kucka und Guédé hatte in der Regel wenig Probleme, das zu verteidigen. Harnik tankte sich zwar immer wieder durch, allzu viele wirklich gefährliche Aktionen vor das Tor von Jan Mucha waren aber nicht dabei. Die ärmste Sau bei der ganzen Sache war indes Marc Janko: Weil hinter ihm oft Solos über die Halbpositionen kamen, aber nicht ein einziges Mal eine Flanke von der Grundlinie, KONNTE der Twente-Stürmer gar nichts ausrichten – völlig unmöglich.

Slowakei schaltet hoch

Weil Hamsik über die Fuchs-Seite wenig zur Geltung kam, ging er nach rund zwanzig Minuten für einmal ins Zentrum. Kulovits hatte diese Möglichkeit überhaupt nicht auf der Rechnung, und so war es Hamsik ein leichtes, sich im Rücken von Kulovits davon zu stehlen und einen Eckball heraus zu holen. Aus dem fiel dann das 1:0 für die Slowakei, weil Dragovic das Kopfballduell mit Juraj Kucka verlor.

Das war für die Slowaken der Startschuss. Während sich der WM-Achtelfinalist in der ersten Hälfte der ersten Hälfte vornehm zurückhielt, pressten sie nun deutlich aggressiver und auch deutlich höher, sodass den Österreichern kaum noch Zeit blieb, das Spiel auch nur zu eröffnen. Die Folge waren immer mehr lange Bälle, die kaum einen Abnehmer fanden. Andererseits ging es bei Ballgewinn der Slowaken nun aber sehr schnell und direkt nach vorne, und auch wenn es Abseits war, das 2:0 war nur folgerichtig.

Für die zweite Hälfte nahm Constantini den eher sinnlosen Kulovits heraus und brachte mit Daniel Royer einen neuen Mann für den linken Flügel, Alaba übernahm die Position als Achter. Das brachte allerdings wenig, weil bei den Slowaken gleichzeitig mit Erik Jendrisek ein neuer Gegenspieler statt Hamsik kam, der sich für den ausgewechselten Jez ins Zentrum orientierte. Die Folge: Royer war durch den aktiven Jendrisek viel hinten gebunden, Alaba durch Hamsik im Zentrum, und das Spiel stockte weiterhin.

Noch weniger Plan nach Systemumstellung

Letzte halbe Stunde

In der 55. Minute stellte das ÖFB-Team auf ein 4-4-2 um. Hoffer kam statt des unsichtbaren Junuzovic, Harnik besetzte die rechte Seite. Das ging zunächst gar nicht, weil es das ÖFB-Team im Mittelfeld und auf den Seiten falsch spielte: Wenn man aus einem 4-4-2 das Spiel gestalten will, müssen die Außen im Mittelfeld einrücken und die Außenverteidiger brutal nach vorne preschen – so wie etwa bei Villarreal.

Das passierte bei den Österreichern nicht: Baumgartlinger stand zentral tief, Alaba deckte vor ihm das Zentrum ab, aber Harnik und Royer wurden von ihren Gegenspielern auf die Flügel gezwungen, weil vor allem Klein überhaupt nicht mithalf. Es ist nur der fehlenden Konsequenz der Slowaken zu verdanken, dass sie das ziemlich aufgerissene österreichische Mittelfeld überhaupt nicht bestraften.

Komplette inhaltliche Leere

Wie zum Hohn für diese Umstellung Österreich nach der einzigen wirklich guten Flanke im ganzen Spiel (eine einzige, in 90 Minuten) den Anschlusstreffer erzielte, übertüncht nur die inhaltliche Leere. Dass ausgerechnet der kleine Hoffer dem eher bemitleidenswerten Janko den Ball vom Schädel nahm und ihm auch noch das Tor wegnahm, war für den Holland-Legionär sicher auch kein Boost für das Selbstvertrauen.

Zumal das Spiel der Österreicher in der letzten halben Stunde fast nur noch auf lanke Seitenwechsel „aufgebaut“ war, obwohl Alaba und Baumgartlinger durchaus aufrückten und auch die Abwehrreihe hoch stand. Aber die Slowaken spielten ihre Umstellungen deutlich klüger aus, weil sie innerhalb ihres Systems durchwechseln konnten, ohne dass sich an der klar erkennbaren Linie im Spiel auch nur das geringste änderte.

Sebo vorne, dafür Holosko auf der Seite? Kein Problem. Jendrisek ins Zentrum, dafür Guédé raus und Hamsik zurück auf die Acht? Nur für Alaba eine Umstellung, weil er defensiv mehr tun musste – ein weiterer Grund, warum Österreich nur noch durch langen Hafer nach vorne kam. So ist es am Ende zwar für das Resultat aus ÖFB-Sicht bitter, dass der vermeintliche Ausgleich von Hoffer wegen Abseits zurecht nicht zählte. Dem Spiel entspricht die österreichische Niederlage aber durchaus.

Fazit: Da passte sehr, sehr wenig. Eigentlich nichts.

Kulovits auf der Acht? Ein seltsames Manöver, das ein Schuss in den Ofen war. Junuzovic auf die rechte Seite stellen? Keine gute Idee, weil auch von Klein nichts kam. Nach innen ziehende Angriffe über Alaba und Harnik? Funktionierte nicht, zudem wurde so Janko aus dem Spiel genommen. Umstellung auf 4-4-2? Raubte dem Team den letzten Funken Kreativität.

Das slowakische Team ist von der Besetzung und dem Potenzial her weder wirklich etwas Besonderes noch wirklich über die Mannschaft aus Österreich zu stellen. Doch Teamchef Vladimir Weiss versteht es, seinem Team eine klare Linie zu verschaffen, innerhalb er ohne Reibungsverluste wechseln kann und das zwar recht bieder daherkommt (vor allem, wenn wie in diesem Spiel Marek Hamsik nicht so zur Geltung kommt), aber weil jeder genau weiß, wann er was zu tun hat, reichen letztlich gute 25 Minuten, um einen Gegner wie Österreich in der aktuellen Verfassung verdient zu besiegen.

(phe)

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Twentes Dreierkette gegen Villarreals Flügel chancenlos https://ballverliebt.eu/2011/04/07/twentes-dreierkette-gegen-flugel-chancenlos/ https://ballverliebt.eu/2011/04/07/twentes-dreierkette-gegen-flugel-chancenlos/#comments Thu, 07 Apr 2011 21:32:01 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4527 Twentes Dreierkette gegen Villarreals Flügel chancenlos weiterlesen ]]> Ein 3-4-3 kann schon funktionieren. Doch Villarreal nahm schnell Twentes Schlüsselspieler Janssen an die Kandarre und die Holländer machten die Flügel nicht dicht und wurden den Rest des Spiels komplett überrannt. So gab’s ein auch in der Höhe verdientes 5:1 für die Spanier, und  Jankos Tor war nur Kosmetik.

Villarreal CF - Twente Enschede 5:1 (Startformationen)

Ein wenig überraschend war es schon, wie Juan Carlos Garrido sein übliches 4-4-2 zu Beginn auf das Feld schickte: Mit Marchena in der Innenverteidigung, dafür rückte Gonzalo Rodríguez von dort auf die Rechtsverteidiger-Position, Mario Gaspar ging von dort eine Station nach vorne. Und Borja Valero, der an sich über die Flanke das Spiel nach vorne trägt, war im Zentrum aufstestellt. Sicherlich eine Reaktion auf das 3-4-3 von Twente Enschede: Zwei defensive sollten auf der Flanke das Duo Tiendalli/Bajrami stoppen, dafür Valero über das bei Twente unterbesetzte Zentrum das Spiel nach vorne tragen.

Das klappte gar nicht. Twente kontrollierte die Anfangsphase nach belieben, und tat das – wie nicht anders zu erwarten war – über die Flanken. Tiendalli und Bajrami auf links sowie Ruiz und Rosales auf rechts brachten den Ball immer wieder nach vorne. Schlüsselmann war dabei Theo Janssen: Er war das Verbindsungsstück, der mit beiden Duos jeweils die Dreiecke verbinden sollte. Er bewegte sich sehr viel horizontal, um so viel wie möglich ins Spiel einzugreifen.

Villarreal - Twente (nach der Umstellung)

Die logische Umstellung

Es dauerte etwa eine Viertelstunde, bis Garrido seinen Fehler korrigierte: Marchena ging nach vorne auf die Sechs, um die Kreise des umtriebigen Janssen einzuengen. Rodríguez ging zurück ins Zentrum, Gaspar zurück auf die LV-Position, und Valero auf die rechte Seite. Und nicht nur, dass nun wieder alle dort aufgestellt waren, wo sie sich am wohlsten fühlen – nein, nun ging es auch so richtig dahin.

Denn ohne Janssen brach das Spiel des holländischen Meisters wie ein Kartenhaus komplett in sich zusammen. Ruiz ließ sich nun zwar recht weit fallen, konnte Soriano aber nicht kontrollieren. Rosales tauchte völlig ab und ließ in seinem Rücken viel Platz offen – Catalá und Cazorla stießen erbarmungslos in diesen Raum. Hier zeigte sich auch die Schwäche der Dreierkette in der Twente-Abwehr: Die Flanken. Und weil auch Tiendalli und Bajrami defensiv gegen Gaspar und Valero nicht viel auszurichten wussten, hatte Villarreal das Spiel nun mit einem mal voll im Griff.

Das 1:0 durch Marchena fiel zwar aus einem Eckball, war aber bereits folgerichtig. Die Gegentore Nummer zwei und drei kurz vor der Pause sorgten bereits für die Entscheidung.

Janko kaum ein Faktor

Der österreichische Teamkapitän kam nach einer halben Stunde für den verletzten Luuk de Jong. Janko ist ein ganz anderer Spielertyp als De Jong, obwohl sie beide eine ähnliche Statur haben: Der Holländer rührte auch viel in etwas tieferen Regionen um, der Österreicher ist eher statisch. Was angeischts des implodierten Spiels des Landskampioens natürlich nicht besoners glücklich war.

Wie überhaupt Twente auch nach der Pause nicht mehr wirklich zurück in die Spur fand. Villarreal hatte weiterhin alles unter Kontrolle, Rossi legte nach einer Stunde das vierte Tor drauf – weil ihm vor allem Douglas zu viel Platz ließ, zu wenig energisch entgegen ging. Bei Villarreal fingen die Spieler nun schon an, sich die gelben Karten für eine Sperre im Rückspiel abzuholen – Cazorla etwa wird bei der zum Freundschaftsspiel degradierten Partie im Grolsch Veste nicht dabei sein.

Michel Preud’Homme versuchte noch zu retten, was zu retten war. Mit Nacer Chadli kam ein neuer Mann für den linken Flügel, und der Belgier brachte auch etwas Schwung. Wenn auch keine Gefahr, spätestens bei Gaspar war zumeist Schluss. Wie leicht es den Spaniern über weite Strecken hatte, zeigte auch die Aktion zum 5:0, und das Debakel war vollends perfekt. Ja, Janko erzielte in der Nachspielzeit noch das Ehrentor. Mehr als Kosmetik war’s aber nicht. Und sein Tor wird auch von dem bösen Frustfoul überschattet, mit dem Janko Villarreal-Verteidiger Gonzalo Rodriguez das Bein gebrochen hat…

Fazit: Villarreal in allen Belangen besser

Twente ist amtierender Meister und auch aktueller Tabellenführer der Eredivisie – aber gegen Villarreal hatten die Holländer ab dem Moment rein gar nichts mehr zu melden, als Garrido seine etwas experimentelle Formation zurücknahm und seine Mannschaft das spielen ließ, was sie kann: Konsequentes Flügelspiel. Hier muss man auch Michel Preud’Homme einen kleinen Vorwurf machen: Er hielt bis zum Schluss an der Dreierkette fest, obwohl ihm die Spanier über genau die nicht abgedeckten Flanken die Bude niederrannten.

So war die Begegnung schon in der Halbzeit dieses Hinspiel entschieden und nächste Woche geht’s für Twente nur noch darum, sich mit Anstand zu verabschieden. Man wäre gut beraten, Villarreal da die Flügel etwas zu stutzten. Das Versäumnis, genau das zu tun, war nämlich der Hauptgrund, warum man in diesem Spiel überhaupt keine Chance hatte.

(phe)

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Sieg? Ja. Vercoacht? Auch. https://ballverliebt.eu/2010/09/08/sieg-ja-vercoacht-auch/ https://ballverliebt.eu/2010/09/08/sieg-ja-vercoacht-auch/#comments Wed, 08 Sep 2010 00:40:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2639 Sieg? Ja. Vercoacht? Auch. weiterlesen ]]> 2:0 gegen Kasachstan – pures Glück. Denn was sollte Roland Linz als hängende Spitze? Warum wurde auf die Isolation von Dag nicht reagiert? Warum musste Jimmy Hoffer ins rechte Mittelfeld – was schon Brückner angekreidet wurde? Und: Warum wurde die bessere Seite beinhart ignoriert?

Die Aufstellung? Ein Lotteriespiel, jedes mal wieder. Diesmal durfte sich Roland Linz als Mittelding aus hängender Spitze und Zehner versuchen, weil Kavlak den kreuzbiederen Sechser zu geben hatte. Die Formation? Rein von der Aufstellung her wär’s ein 4-1-3-2 gewesen, im Endeffekt war’s ein 4-4-1-1. Der Schlüsselspieler? Veli Kavlak. Aber alles der Reihe nach.

Österreich - Kasachstan 2:0 ... Startformationen

Die Anfangsphase der österreichischen Mannschaft war vor allem von der rechten Seite sehr schwungvoll, weil Ekrem Dag mit der Untestützung von Veli Kavlak als zu Beginn rechten der beiden DM sehr gut mit Martin Harnik harmonierte. Diese drei hatten untereinander viele Pässe, und der schnelle Harnik konnte seinen Platz immer wieder durch seine Schnelligkeit ausnützen. Das ging etwa 20 Minuten so, bis der deutsche Teamchef der Kasachen, Bernd Storck, zwei kleine Justierungen vornahm: LM Averchenko ging fünf Meter nach innen, um Dag den Passweg zu Kavlak zu versperren und, wenn möglich, aggressiv auf den Besiktas-Legionär zu pressen; und LV Kirov ging fünf Meter nach vorne und konnte den abgeschnittenen so Harnik früher und effektiver empfangen. Die Folge: Mit dieser simplen Maßnahme war mit einem Mal war die rechte Seite komplett tot.

Womit sofort das komplette Spiel des ÖFB-Teams lahmte. Denn auf der linken Seite agierte zwar Fuchs, der zuletzt auch in Mainz hervorragend spielte, sehr fleißig und mit viel Vorwärtsdrang. Sein Schwung verpuffte aber komplett, weil Jakob Jantscher einen rabenschwarzen Tag hatte. Dem Neo-Salzburger gelang 66 Minuten lang rein gar nichts, er war eine komplette Vorgabe. Somit war die linke Seite daraufhin zwar die aktivere, sie konnte aber nie Torgefahr entwickeln.

Was nach einer kurzen Orientierungsphase jedoch wieder Martin Harnik konnte. Er reagierte auf die Situation, indem er ins rechte Halbfeld rückte (die verstellte Flanke mithin aufgab) und sofort wieder zwei, drei absolut zielstrebige und auch gefährliche Aktionen starten. Was auch notwendig war, denn mit Roland Linz als de-facto-Spielmacher geschah in der Zentrale sehr wenig. Linz lief zwar extrem viel, bewirkte damit aber extrem wenig. Die Bälle segelten beinahe im Minutentakt über den Austria-Stürmer hinweg, der zudem beide kasachischen Sechser gegen sich hatte und kaum etwas wirklich Sinnvolles zu Wege brachte.

Die Kasachen waren ihrerseits in ihren Offensivbemühungen recht limitiert – sehr viel mehr als lange Bälle in Richtung Sturmspitze Shumalkaliev hatten sie nicht anzubieten, vereinzelte schnelle Konter endeten in der Regel spätestens beim umsichtigen Pogatetz.

In der Pause gab es eine wichtige Veränderung: Veli Kavlak und Fränky Schiemer wechselten im defensiven Mittelfeld die Plätze. Somit stand Kavlak nun bereit, um Fuchs und Jantscher zu unterstützen. Die Folge: Nun wurde nur noch über die linke Seite gespielt, die rechte komplett ignoriert – in den 21 Minuten zwischen der Halbzeit und dem Austausch von Martin Harnik hatte der Neo-Stuttgarter exakt sechs Ballkontakte. Die rechte Seite wurde komplett geschnitten, Linz machte weiterhin zahllose leere Meter in der Zentrale, und auf der linken wurde Jantscher einfach nicht besser. Kein Wunder, dass das Spiel den ÖFB-Teams lahm, uninspiriert und eindimensional wirkte.

Wer glaubt, ein kaputtes Spiel könne man nicht noch mehr zerstören, hat allerdings die Rechnung ohne den ÖFB-Teamchef gemacht. Er nahm den entnervten Harnik und den schlechten Jantscher runter, und brachte dafür einen Stürmer und einen Zentralen Mittelfeldspieler – um mit ihnen die Flanken neu zu besetzen, und auf endgültig auf ein 4-2-3-1 umzustellen: Macho – Dag, Prödl, Pogatetz, Fuchs – Kavlak, Schiemer – Hoffer, Linz, Alaba – Janko/Maierhofer.

Zwei Jahre nach dem Brückner-Experiment mit Hoffer auf der rechten Seite beim 1:3 gegen Serbien, das als Sinnbild für die vermeintliche Ignoranz und das Unwissen von Brückner herhalten musste. Damals schrieb ich, „Hoffer war überfordert, sodass Garics die Arbeit für zwei erledigen musste“ – diesmal hätte Ekrem Dag als Putzfrau da sein sollen. Er blieb aber nach der kasachischen Umstellung in der ersten Hälfte die restlichen 70 Minuten komplett vom Spiel abgeschnitten. Und wie damals war Hoffer als RM eine völlige Fehlbesetzung. Schreckliche Flanken, verlorene Zweikämpfe und null Torgefahr.

Warum nicht auf die linke Seite ausgewichen wurde, wo nun Alaba werkte? Weil Veli Kavlak nun wieder im rechten defensiven Mittelfeld spielte. Wo immer Kavlak war, war auch die Stoßrichtung des österreichischen Spiels. Ja, er agierte für seine Fähigkeiten viel zu defensiv (eine Vorgabe vom Teamchef, wie ich vermute), aber er war es, der im Mittelfeld Verantwortung im Spielaufbau übernahm. Nicht immer mit der richtigen Nase, wen es nun zu unterstützen gilt – aber wer weiß, womöglich war auch das eine Vorgabe vom Teamchef.

Nun war also die rechte Seite wieder aktiver, ob des hilflosen Hoffer aber wirkungslos; die linke Seite mit Alaba war nicht im Spiel. Nein, eigentlich war das ganze offensive Mittelfeld nicht im Spiel – Alaba wurde nicht mit eingebunden, Mittelstürmer Linz musste nun einen klassischen Zehner geben, und Hoffer auf rechts, eh schon wissen. Also: Laaaaaange Bälle. Anstatt Schiemer zurück zu ziehen (also Dreierkette) und Klein für Dag zu bringen (um die rechte Seite auch mit etwas Inhalt zu füllen), brachte Constantini Maierhofer für Janko. Ein komplett sinnloser Wechsel: Gleicher Spielertyp, gleiche Statur, nur unbeweglicher und technisch limitierter. Was wollte der Teamchef mit diesem Wechsel bezwecken?

Die Kasachen änderten ihr Grundsystem (4-2-3-1) neunzig Minuten praktisch nicht (nur kurz zu Beginn der zweiten Hälfte, als der ZM sich eine Zeit lang als zweite Spitze versuchte), neben zwei direkten Wechseln mit wurde mit einem zwar leicht rochiert, aber nicht umstellt. Und sie hatten keine allzu gravierenden Probleme, sich das 0:0 zu verdienen, das sie zweifellos als großen Erfolg hätten verbuchen können. Wenn, ja wenn da nicht Alexej Popov gewesen wäre. Der Innenverteidiger servierte erst Roland Linz den Ball, ließ sich dann noch von ihm austanzen – und in der 91. Minuten stand’s doch noch 1:0 für Österreich.

Ein typisches Roland-Linz-Tor: Auf den Fehler der Gegner lauern, eiskalt zuschlagen. So spielt Linz am Besten – nicht als Spielmacher aus dem zentralen Mittelfeld. Es hat ja seinen Grund, warum er bei der Austria den Mittelstürmer gibt, und Tomáš Jun den Arbeiter aus dem offensiven Mittelfeld. Und auch das zweite Tor, kurz danach, war typisch für seinen Schützen: Langer Flachpass von Linz in den Lauf von Hoffer, und er macht, was er am Besten kann – seine Schnelligkeit ausspielen. Dieses Tor hatte nichts mit rechtem Flügel zu tun, sondern mit dem Konterstürmer, der Hoffer nun mal ist.

Kurz zusammengefasst: Linz out of position, Hoffer out of position. Beide erst gut, als sie ihr gewohntes Spiel aufziehen können. Schiemer im Spielaufbau nutzlos, die komplette Arbeit bleibt an Kavlak hängen. Harnik unerklärlicherweise von der eigenen Mannschaft ignoriert, Jantscher war zu lange am Feld; und Wechsel, die einem kaputten Spiel noch mehr geschadet haben.

Der Grund für diesen Sieg ist Glück, und nichts anderes. Der Teamchef hatte eine ganze Woche lang Zeit, die Mannschaft auf diesen Gegner vorzubereiten (unsicherer Torwart, wackelige Innenverteidigung, hölzernes zentrales Mittelfeld – wurde alles nicht angebohrt. Unglaublich). Er hatte eine Woche lang Zeit, mit dem Mannschaft Standards zu üben (war auch nur einer der sechs Eckbälle wirklich gefährlich?) Eine Woche, um die Mannschaft aufeinander einspielen zu lassen (die Anzahl der ungenauen Pässe war erstaunlich hoch).

Was genau wurde in der letzten Woche eigentlich gemacht – außer verbalen Rückzugsgefechten…?

(phe)

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