Europa League 2010/11 | Viertelfinal-Hinspiel
El Madrigal, 7. April 2011
Villarreal CF - Twente Enschede
5-1
Tore: 22' Marchena, 43' Valero, 45' und 80' Nilmar, 55' Rossi bzw. 90' Janko

Twentes Dreierkette gegen Villarreals Flügel chancenlos

Ein 3-4-3 kann schon funktionieren. Doch Villarreal nahm schnell Twentes Schlüsselspieler Janssen an die Kandarre und die Holländer machten die Flügel nicht dicht und wurden den Rest des Spiels komplett überrannt. So gab’s ein auch in der Höhe verdientes 5:1 für die Spanier, und  Jankos Tor war nur Kosmetik.

Villarreal CF - Twente Enschede 5:1 (Startformationen)

Ein wenig überraschend war es schon, wie Juan Carlos Garrido sein übliches 4-4-2 zu Beginn auf das Feld schickte: Mit Marchena in der Innenverteidigung, dafür rückte Gonzalo Rodríguez von dort auf die Rechtsverteidiger-Position, Mario Gaspar ging von dort eine Station nach vorne. Und Borja Valero, der an sich über die Flanke das Spiel nach vorne trägt, war im Zentrum aufstestellt. Sicherlich eine Reaktion auf das 3-4-3 von Twente Enschede: Zwei defensive sollten auf der Flanke das Duo Tiendalli/Bajrami stoppen, dafür Valero über das bei Twente unterbesetzte Zentrum das Spiel nach vorne tragen.

Das klappte gar nicht. Twente kontrollierte die Anfangsphase nach belieben, und tat das – wie nicht anders zu erwarten war – über die Flanken. Tiendalli und Bajrami auf links sowie Ruiz und Rosales auf rechts brachten den Ball immer wieder nach vorne. Schlüsselmann war dabei Theo Janssen: Er war das Verbindsungsstück, der mit beiden Duos jeweils die Dreiecke verbinden sollte. Er bewegte sich sehr viel horizontal, um so viel wie möglich ins Spiel einzugreifen.

Villarreal - Twente (nach der Umstellung)

Die logische Umstellung

Es dauerte etwa eine Viertelstunde, bis Garrido seinen Fehler korrigierte: Marchena ging nach vorne auf die Sechs, um die Kreise des umtriebigen Janssen einzuengen. Rodríguez ging zurück ins Zentrum, Gaspar zurück auf die LV-Position, und Valero auf die rechte Seite. Und nicht nur, dass nun wieder alle dort aufgestellt waren, wo sie sich am wohlsten fühlen – nein, nun ging es auch so richtig dahin.

Denn ohne Janssen brach das Spiel des holländischen Meisters wie ein Kartenhaus komplett in sich zusammen. Ruiz ließ sich nun zwar recht weit fallen, konnte Soriano aber nicht kontrollieren. Rosales tauchte völlig ab und ließ in seinem Rücken viel Platz offen – Catalá und Cazorla stießen erbarmungslos in diesen Raum. Hier zeigte sich auch die Schwäche der Dreierkette in der Twente-Abwehr: Die Flanken. Und weil auch Tiendalli und Bajrami defensiv gegen Gaspar und Valero nicht viel auszurichten wussten, hatte Villarreal das Spiel nun mit einem mal voll im Griff.

Das 1:0 durch Marchena fiel zwar aus einem Eckball, war aber bereits folgerichtig. Die Gegentore Nummer zwei und drei kurz vor der Pause sorgten bereits für die Entscheidung.

Janko kaum ein Faktor

Der österreichische Teamkapitän kam nach einer halben Stunde für den verletzten Luuk de Jong. Janko ist ein ganz anderer Spielertyp als De Jong, obwohl sie beide eine ähnliche Statur haben: Der Holländer rührte auch viel in etwas tieferen Regionen um, der Österreicher ist eher statisch. Was angeischts des implodierten Spiels des Landskampioens natürlich nicht besoners glücklich war.

Wie überhaupt Twente auch nach der Pause nicht mehr wirklich zurück in die Spur fand. Villarreal hatte weiterhin alles unter Kontrolle, Rossi legte nach einer Stunde das vierte Tor drauf – weil ihm vor allem Douglas zu viel Platz ließ, zu wenig energisch entgegen ging. Bei Villarreal fingen die Spieler nun schon an, sich die gelben Karten für eine Sperre im Rückspiel abzuholen – Cazorla etwa wird bei der zum Freundschaftsspiel degradierten Partie im Grolsch Veste nicht dabei sein.

Michel Preud’Homme versuchte noch zu retten, was zu retten war. Mit Nacer Chadli kam ein neuer Mann für den linken Flügel, und der Belgier brachte auch etwas Schwung. Wenn auch keine Gefahr, spätestens bei Gaspar war zumeist Schluss. Wie leicht es den Spaniern über weite Strecken hatte, zeigte auch die Aktion zum 5:0, und das Debakel war vollends perfekt. Ja, Janko erzielte in der Nachspielzeit noch das Ehrentor. Mehr als Kosmetik war’s aber nicht. Und sein Tor wird auch von dem bösen Frustfoul überschattet, mit dem Janko Villarreal-Verteidiger Gonzalo Rodriguez das Bein gebrochen hat…

Fazit: Villarreal in allen Belangen besser

Twente ist amtierender Meister und auch aktueller Tabellenführer der Eredivisie – aber gegen Villarreal hatten die Holländer ab dem Moment rein gar nichts mehr zu melden, als Garrido seine etwas experimentelle Formation zurücknahm und seine Mannschaft das spielen ließ, was sie kann: Konsequentes Flügelspiel. Hier muss man auch Michel Preud’Homme einen kleinen Vorwurf machen: Er hielt bis zum Schluss an der Dreierkette fest, obwohl ihm die Spanier über genau die nicht abgedeckten Flanken die Bude niederrannten.

So war die Begegnung schon in der Halbzeit dieses Hinspiel entschieden und nächste Woche geht’s für Twente nur noch darum, sich mit Anstand zu verabschieden. Man wäre gut beraten, Villarreal da die Flügel etwas zu stutzten. Das Versäumnis, genau das zu tun, war nämlich der Hauptgrund, warum man in diesem Spiel überhaupt keine Chance hatte.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.