Neun Siege aus zehn Spielen, 33 Tore – davon alleine zehn von Erling Håland: Dortmunds Bilanz im Jahr 2020 war praktisch identisch mit jener von Bayern München. So lag der Fokus der Bayern im direkten Duell auch darauf, den Norweger im Sturmzentrum zu isolieren.
Dortmund stellte im Mitteldrittel Überzahl in Ballnähe her und schaltete schnell und direkt um. Die sichtbar einstudierten Laufwege sorgten dafür, dass der stets vertikale erste Pass in den richtigen Kanal gespielt werden konnte. Hazard und Brandt, die Håland flankierten, trugen das Spiel schnell nach vorne (Hazard) bzw. versuchten, durch Horzitonal-Läufe die Übergaben in der Bayern-Defensive zu testen (Brandt).
Schon nach wenigen Sekunden wurde Boateng zu einer Rettungstat auf der Linie gezwungen (gegen Håland) und 15 Minuten lang war die Borussia das aktivere Team.
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Danach zog sich Dortmund spürbar zurück und aus dem nominellen 3-4-3 wurde ein recht klares 5-4-1. Es wurde versucht, die Bayern-Außenspieler Gnabry und Coman zunächst einzuladen, in Richtung Eckfahne zu ziehen, um sie dann neben dem Strafraum zu doppeln und zu isolieren. Das Tempo der Bayern-Angriffe wurde damit entschärft. So waren die Münchner zum Aufbau über das Zentrum gezwungen, wo die Dortmunder ketten aber zumachten.
Es blieben Flanken auf Lewandowski, der vor dem Tor zwei-, dreimal beinahe an den Ball gekommen wäre und zu Chip-Bällen auf Müller, der von der Ende des Zentrums viel auf die Flügel auswich. Das war alles nicht völlig ungefährlich, sorgte aber nur einmal für eine wirklich große Torchance (Piczczek rettet nach Schuss von Gnabry, 14.).
Wir erinnern uns: In den Guardiola-Jahren (2013 bis 2016) spielte David Alaba oft als nominell linkes Glied der Dreierkette einen Innenverteidiger, einen Linksverteidiger und einen Sechser/Achter gleichzeitig. Unter dem deutlich pragmatischeren Carlo Ancelotti wurde Alaba wieder ein normaler Linksverteidiger, ebenso unter Niko Kovac, der das Team zwar zum Double führte, es dabei inhaltlich aber deutlich nach hinten entwickelte und der letzten Herbst, als die Effekte davon zu greifen begannen, entlassen wurde.
Als im Herbst so gut wie alle Innenverteidiger verletzt waren, es mit Alphonso Davies aber einen dynamischen, jungen Linksverteidiger gab, rückte Alaba in die Mitte – und unter Hansi Flick ist er nun ein aufrückender Innenverteidiger. Das ist, bis zu einem gewissen Grad, die Wiederentdeckung der Offensiv-Libero-Rolle, wie sie einst Franz Beckenbauer erfunden hat und in der Lothar Matthäus und Matthias Sammer die letzten Jahre ihrer Karrieren verbrachten. Im leeren Stadion war auch zu vernehmen, wie Alaba von hinten das Teamgefüge vor ihm organisierte.
Wenn es die Situation erlaubte, rückte Alaba auch gegen Dortmund aus der Viererkette heraus ins Mittelfeld, um dort als zusätzlicher Spielgestalter den Gegner vor Entscheidungen zu stellen. Da Leon Goretzka in diesen Situationen den Sechserraum absicherte und Rechtsverteidiger Pavard tendenziell tiefer verblieb, konnte neben Alaba auch Linksverteidiger Davies aufrücken, ohne dass die defensive Absicherung allzu große Löcher ließ – und im Zweifel, wie in einer Situation nach rund 30 Minuten, ist der kanadische Teenager so schnell, dass er schnell genug hinten war, um Håland entscheidend zu stören.
Zur Erklätung, hier ein Zitat aus einer Spiegel-Story von Florian Kinast:
Er habe „eine sehr gute Spieleröffnung“, sagt Flick. Schaut man auf die Statistik, wird das verständlicher: Laut transfermarkt.de hat Alaba seit Flicks Amtsübernahme 292 Pässe ins Angriffsdrittel gespielt – mehr als jeder andere Spieler in den fünf europäischen Topligen. Überhaupt spielte Alaba die viertmeisten Pässe aller Spieler und hatte dabei eine Erfolgsquote von 92 Prozent, eine der besten Quoten in der Bundesliga. „Er spricht viel mit uns und schiebt die Kette hoch. Er ist extrem zweikampfstark und gibt uns eine gute Stabilität, weil er nach vorne und offensiv denkt“, sagt Mittelfeldspieler Leon Goretzka über Alaba.
#Kimmich ist Hirn, Motor und Öl der Bayern Maschine. #fantastischerSpieler #BVBFCB
— Martin Scherb (@MartinScherb) May 26, 2020
Der Heber aus 20 Metern, mit dem Joshua Kimmich kurz vor der Halbzeit das einzige Tor erzielt hat, war kaum zur verteidigen und hat im Spiel mehr verändert als nur den Spielstand. Aber schon davor hielt er die Bayern zusammen, als Dortmund beim Stand von 0:0 auch aus der defensiven Grundordnung heraus in die Offensive gestoßen war.
Denn obwohl auch das Gegenpressing der Bayern im Angriffsdrittel an sich gut funktionierte, hatte Dortmund doch die Qualität, sich daraus zu befreien und mit einem öffnenden – und vor allem sehr genauen – weiten Pass über die Pressing-Welle der Bayern hinweg selbst nach vorne zu kommen. Die unberechenbaren Positionierungen von Brandt waren dabei jedoch nicht ganz so effektiv wie beim 4:0-Sieg vor anderthalb Wochen gegen Schalke, weil Kimmich die Übersicht bewahrte und die Gefahr durch Brandt minderte.
Brandt bliebt zur Halbzeit in der Kabine und wurde von Jadon Sancho ersetzt, dazu spielte nun Emre Can im Zentrum statt Delaney. Mit Sancho und Hazard waren die Dortmunder Flügel nun beide vertikal unterwegs, dennoch war eine Dortmunder Antwort auf den Rückstand kaum sichtbar. Im Gegenteil, zunächst blieb man dem defensiven 5-4-1 treu und schien darauf zu bauen, die Bayern zu locken und mit dem schnellen Sancho Konter zu fahren.
Die Bayern ließen sich aber nicht locken. Sie kontrollierten den Ball, ohne mit aller Kraft auf ein zweites Tor zu gehen. Somit war Dortmund gezwungen, etwa ab der 55. Minute im Mittelfeld selbst aktiver zu werden, dies geschah vor allem über Emre Can. Dortmund gelang es, das Spiel vermehrt in die Hälfte der Bayern zu verlagern und nachdem ein Håland-Schuss den Ellbogen von Boateng streiften, hätte es einen Elfmeter geben können/müssen.
Ansonsten konnte sich Dortmund aber keine Chancen erspielen und nachdem wenige Minuten später der humpelnde Erling Håland aus dem Spiel genommen werden musste, litt die Borussia unter der nun völlig fehlenden Präsenz im Strafraum.
Ab der 72. Minute agierte Thorgan Hazard – 20 Zentimeter kleiner und 20 Kilo leichter als Håland – im Angriffszentrum und er ging gegen die konzentrierte und vor allem immer massivere Bayern-Abwehr völlig unter. Reyna und Sancho orientierten sich zwar nun auch vermehrt in den Strafraum, aber das Problem blieb bestehen. Da Hakimi eine katastrophale Partie spielte und selbst mit simpler Ballkontrolle Probleme hatte und der in den letzten Spielen sehr starke Raphaël Guerreiro bei Pavard abgemeldet war, blieb die Dortmund-Offensive eindimensional.
Gegen die Sechserkette der Bayern, die in der Schlussphase gegen ein 4-2-3-1 (das in der Praxis eher ein Brechstangen-2-4-4 war) verteidigte, fand Dortmund kein Mittel. Die Einwechslungen von Sancho, Reyna und dann auch Götze verpufften.
Hansi Flick hat von seinen 18 Bundesliga-Spielen als Bayern-Trainer nun 15 gewonnen und einmal die Punkte geteilt, im Kalenderjahr 2020 wurden bis auf das 0:0 gegen Leipzig sämtliche Spiele gewonnen – das sind 31 von 33 Punkten. Nach dem 1:0-Sieg in Dortmund stehen sechs Spiele vor Saisonschluss sieben Punkte plus Tordifferenz Vorsprung auf die Borussia auf Rang zwei zu Buche.
Das Titelrennen ist zweifellos entschieden.
Schon im November, als Flick Trainer wurde, sah man innerhalb von kürzester Zeit wieder klare Aufbaustrukturen im Bayern-Spiel, wo es in den anderthalb Jahren unter Kovac fast nur die individuelle Qualität des Kaders war, welche die Spiele gewann. Mit der offensiven Rolle von Innenverteidiger Alaba hat Flick nun auch wieder ein gewisses taktisches Alleinstellungsmerkmal bei den Münchnern installiert.
Die seit November wieder gefundene Stärke des FC Bayern ist aber auch als Signal an bzw. als schlechte Nachricht für die Konkurrenz zu verstehen.
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Wer wird am Ende der Saison an der Tabellenspitze stehen? Diese Frage wird nach der erstmaligen Herbstmeisterschaft von RB Leipzig und dem vorläufigen dritten Platz des schwächelnden FC Bayern München immer lauter.
Unter all den Hochs und Tiefs konnte man zu Beginn nicht erkennen, wer sich in den Top-4 in der Tabelle etablieren würde und wer nicht. Sowohl Rekordmeister Bayern als auch Vize-Meister Borussia Dortmund erwischten zwischenzeitlich eine Schwächephase, welche von vergleichsweise kleineren Teams eiskalt ausgenutzt wurde.
Es haben sich zwei eindeutige Gewinner der Hinrunde herauskristallisiert: Leipzig und Mönchengladbach waren in der Lage über die gesamte Hinrunde hinweg konstant ihre Leistung zu erbringen und sicherten sich daher beide mit jeweils elf Siegen die ersten zwei Tabellenplätze. Die Roten Bullen kassierten außerdem lediglich zwei Niederlagen (gegen Schalke und Freiburg) und stehen deshalb mit 37 Punkten und einer beeindruckenden Tordifferenz von 48:20 verdient am ersten Platz.
Rechtzeitig zum Rückrundenstart muss man nun einen Blick auf jene Teams werfen, die sich im Titelkampf weiterhin Chancen ausrechnen können, da es vor allem diese Saison keine eindeutige Angelegenheit ist und auch Experten in der Titelfrage in der Meisterschaft unterschiedlicher Meinung sind.
Die Kandidaten im Überblick:
Mit der Verpflichtung von Ex-Salzburg-Trainerer Marco Rose und der allgemeinen Neuaufstellung der Mannschaft vergangenen Sommer, legten die Fohlen einen furiosen Start hin. Zu verdanken ist dies vor allem auch den Neuzugängen Marcus Thuram und Breel Embolo, die sich schnell in das System etablieren konnten und somit gemeinsam mit Alassane Pleá für mehr als die Hälfte der Tore der Gladbacher verantwortlich sind.
Taktisch steht vor allem das schnelle Umschaltspiel im Vordergrund. Speziell bei ihrem 2:1-Erfolg gegen den FC Bayern war zu erkennen, dass Gladbach vor allem das Konterspiel nach Ballverlusten des Gegners für sich nutzen möchte.
Ob die Gladbacher ihren Erfolgslauf in der Rückrunde weiterführen können? Oft hat es Gladbach in den vergangenen Jahren an Konstanz gefehlt und wenn man einen Blick auf die Abwehr der Mannschaft wirft, wird deutlich: Diese nicht so gut aufgestellt wie die bisher gut funktionierende Offensive. Meisterchance: 15%
Von der Schwächephase zu Beginn der Saison konnte sich RB Leipzig samt neuen Trainer Julian Nagelsmann sehr schnell wieder erholen. Mit 48 erzielten Toren nach 17 Spieltagen stellt das Team momentan die beste Offensive der Liga. Das liegt unter anderem an Stürmer Timo Werner, der sich in seiner bisher besten Form befand (18 Tore in 17 Spielen).
Bei den Sachsen stehen ständiges Gegenpressing und nahezu perfekt ausgeführte Konter im Vordergrund, denn laut Nagelsmann zählt nicht viel Ballbesitz, sondern qualitativ hochwertiger. Auch bei Leipzig stellt sich allerdings die Frage, ob die junge, noch realtiv unerfahrene Mannschaft trotz der – nach Erreichen des Champions-League-Achtelfinals – vorherrschenden Dreifachbelastung dem Druck der Bundesliga standhalten kann. Meisterchance: 30%
Der Rekordmeister steht nach 17 Spieltagen mit 10 Siegen bisher auf Tabellenplatz drei. Damit ist man nach sieben Meistertiteln in Folge nicht zufrieden. Nach der Entlassung von Trainer Niko Kovač nach zehn Runden war mit dem beförderten Co-Trainer Hansi Flick eine positive Trendwende erkennen. Diese hielt allerdings nicht lange an: Neben immer wiederkehrenden Verletzungssorgen (Süle, Hernandez, Martinez, Coman) büßten die Bayedrn mit Niederlagen gegen Leverkusen und Gladbach Boden ein.
Auch die 2:5-Testspiel-Niederlage gegen Nürnberg vergangene Woche zeigt: Es ist eindeutig noch Luft nach oben. Dennoch ist der FC Bayern dafür bekannt, aus Schwächephasen stärker zurückzukehren – Konstanz ist jenes Merkmal der Münchner, das ihnen immer einen Vorteil gegenüber anderen Bundesligakonkurrenten verschafft hat. Die nächste und somit achte Meisterschaft in Folge ist deshalb nach wie vor noch lange nicht in ernstlicher Gefahr. Meisterchance: 35%
Nach Verkündung der überraschend hoch gesteckten Ziele des BVBs („Wir wollen Meister werden“), waren die Erwartungen an das Team von Lucien Favre sehr groß. Jedoch machten verheerende Defensiv-Fehler in der Defensive und daraus resultierende Rückschläge (wie die 1:3-Niederlage gegen den Aufsteiger Union Berlin) den holprigen Start in die Hinrunde perfekt. Nur acht Siege, aber dafür sechs Unentschieden, damit sind die Schwarzgelben ganz klar nicht zufrieden.
Mit der Verpflichtung von Ex-Salzburger Erling Håland holte man einen jungen, 1.94m großen Mittelstürmer und viele im Umfeld sind der Meinung, dass damit ein Schritt in die richtige Richtung gelungen ist. Die Frage ist jedoch, ob der 19-jährige Norweger direkt einschlagen wird, denn auch er muss sich erst an die deutschen Bundesliga gewöhnen. Außerdem muss weiter intensiv an der Abwehr des BVB geschliffen werden. Meisterchance: 20%
Chancen auf die Europa-League-Plätze dürfen sich wieder einige Teams aus dem oberen Mittelfeld ausrechnen. Schalke 04 konnte sich von der vergangenen Horror-Saison rasch erholen und hat bei gleichbleibender Stabilität einen internationalen Tabellenplatz sicher in der Tasche. Die direkten Konkurrenten Hoffenheim und Leverkusen müssen sich ebenfalls untereinander ausmachen, wer den Platz in der Europa-League-Qualifikation haben möchte.
Nicht zu vergessen ist außerdem der SC Freiburg. Nach einem überraschend guten Start in die Hinrunde mit nunmehr sieben Siegen auf Rang acht steht. Bisher enttäuschend und weit unter dem Potenzial agierend liegt Eintracht Frankfurt mit einer sogar negativen Tordifferenz von 27:29 nur auf Tabellenplatz 13.
Wirft man nun einen Blick auf den Relegations- und die Abstiegsplätze, ist noch lange kein Vorentschiedung zu erkennen. Sowohl der 1. FC Köln als auch Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen sowie das Tabellenschlusslicht Paderborn liegen knapp beieinander.
Auch Mainz 05 befindet sich nach wie vor in der Gefahrenzone, weshalb schwer vorauszusagen ist, welche Mannschaften es am Ende treffen wird. Für eine weitere Überraschung sorgte bisher auch Aufsteiger Union Berlin, der sich nach Erfolgen gegen Dortmund und Mönchengladbach auf dem 11. Platz in der Tabelle befindet. Aber trotz der 20 erreichten Punkte befinden sich die Abstiegsplätze nach wie vor in Sichtweite.
Da sich eine Reihe an qualitativ hochwertigen Teams hohe Chancen auf den Meisterschaftstitel ausrechnen kann, ist die momentane Spannung an der Tabellenspitze aus Sicht der Beobachter hauptsächlich als positiv zu betrachten. Bei aller Spekulationen müssen dennoch noch 17 Spieltage ausgetragen werden
Genug Zeit, dass sich die Tabellensituation sowohl im oberen als auch im unteren Drittel noch entscheidend verändern kann.
Dieser Artikel stammt aus der Feder unserer Gastautorin Michelle Steiner.
]]>„So“, sagt Pep, der Bayern-Trainer zum Dortmund-Coach, „zeig mal, was du dir ausgedacht hast!“
Dortmund startete das Spiel mit einem 4-3-3, in dem Kagawa als zentraler Spieler in der Offensivreihe agierte, aber nicht als Mittelstürmer. Der Japaner legte im Gegenteil Xabi Alonso, der bei den Bayern auf der Sechs spielte, an die Kette. Links und rechts von ihm versuchten Aubameyang und Mkhitaryan, in die Kanäle zu kommen und die Bayern-Abwehr von der Seite anzugehen. Das klappte gleich schon mal ganz gut, Alaba konnte Mkhitaryan in Minute 3 erst im letzten Moment stoppen – und hatte Glück, dass Referee Fritz einen seiner ganz wenigen Fehler beging: Wenn er die Aktion als Foul ahndet, muss er Alaba vom Platz stellen. Der Österreicher kam mit Gelb davon.
Außerdem stellte Tuchel ein Dreier-Mittelfeld auf, in dem Julian Weigl als zentraler Mann agierte, in dem aber die Halbraumspieler deutlich größere Verantwortung trugen. Gündogan verschob nämlich in der Regel nach außen, um Rechtsverteidiger Sokratis Papastathopoulos gegen den brutal schnellen Douglas Costa zu helfen, Castro links unterstützte Piszczek gegen Götze.
Die Bayern wussten nicht so recht, wie sie mit dieser speziell auf sie abgestimmten Spielanlage der Dortmunder umgehen sollten und sahen sich die Sache mal 20 Minuten an. Die Borussia hatte das Spiel im Griff.
Guardiola ließ sein Team in einem etwas schrägen 3-1-4-2 spielen. Dabei agierte Alaba als linker Mann in der Dreierkette tiefer als Martínez rechts. Boateng orientierte sich aus der zentrale oftmals eher in Richtung Alaba, um ihn gegen den geradlinigen Aubameyang zu unterstützen, während Martínez seinen Gegenspieler Mkhitaryan – eher ein Passgeber – etwas unmittelbarer anging. Zudem hatte Martínez auch Lahm (als rechten Achter) zu Hilfe, der eher defensivere Aufgaben übernahm.
Thiago Alcantara, der linke Achter, positionierte sich höher und spielte deutlich vertikaler als Lahm und war quasi der Verbindungsspieler zwischen Alonso, Douglas Costa und Lewandowski. Rechts ließ sich Müller (als Stürmer) immer wieder etwas fallen und Götze (rechts draußen, nominell) machte, was er am besten kann: Als Balancespieler Räume und Laufwege besetzen, die seine Mitspieler offenlassen, um die Gegner zu beschäftigen.
Dank der präzisen Umsetzung des BVB-Plans kamen die Bayern dabei aber nicht so recht auf einen grünen Zweig. So musste ein 70-Meter-Pass von Boateng in Richtung Müller herhalten, mit dem die Dortmund-Defensive sichtlich nicht gerechnet hatte. Torhüter Bürki verschätzte sich beim Herauslaufen, Müller netzte zum 1:0.
Dortmund antwortete darauf, indem der ganze Mannschaftsverbund etwas nach vorne rückte, um die Bayern noch früher unter Druck zu setzen. Und prompt lief man in einen Konter – Mkhitaryan berührte Alcantara im Strafraum, Elfmeter, Müller zum 2:0.
Der Dortmund-Trainer beorderte daraufhin Castro auf die rechte Außenbahn und installierte so ein 4-2-3-1. Deutlich erkennbar wollte er so die Außenräume neben der Bayern-Dreierkette nützen bzw. diese zum Rausverschieben zwingen, wodurch auf der jeweils anderen Seite Räume für Aubameyang (nun im Zentrum) und die Außenstürmer entstehen sollten.
Es dauerte keine zwei Minuten, da schlief Martínez bei einem Stanglpass von links (eben durch Castro) und Aubameyang drückte den Ball zum 1:2 über die Linie.
Guardiola reagierte prompt und ließ Javi Martínez in die Innenverteidigung neben Boateng spielen und Lahm, der ja zuvor schon bei defensiven Aufgaben mitgeholfen hatte, positionierte sich nun als rechter Verteidiger. Somit entstand bei den Bayern hinten eine recht klare Viererkette und aus dem System wurde ein 4-4-1-1, mit Lewandowski ganz vorne und Müller etwas hinter ihm. Gündogan und Weigl hatten nun zwar einen Spieler weniger bei sich, um vernünftig auf die Bayern-Außenstürmer schieben zu können, durch die höhere Positionierung der Dortmund-Außenstürmer fehlte es ihnen aber ohnehin so ein wenig an der Unterstützung.
Guardiolas Reaktion bedeutete, dass die Umstellung von Tuchel neutralisiert wurde und die Bayern den Gegner nun kontrollierend vom eigenen Tor weghielten. Mit dem 2:1 ging es in die Pause, mit unverändertem Personal ging es in den zweiten Durchgang, und da war es erneut ein 70-Meter-Pass von Boateng, der nach wenigen Sekunden Lewandowski auf die Reise schickte, dieser ließ Bender und Hummels stehen und Bürki vertat sich erneut beim herauslaufen.
20 Sekunden in der zweiten Hälfte gespielt, die Bayern führten 3:1.
In direkter Folge mussten Castro und Mkhitaryan – beides eher Passgeber als Spieler, die geradlinig den Strafraum attackieren – von den Außenbahnen weichen und für sie kamen Reus und Januzaj. Mit ihnen sollte mehr Tempo und mehr Geradlinigkeit auf die offensiven Außenbahnen der Borussia kommen. Erhoffter Nebeneffekt: Dadurch, dass die Bayern-AV Lahm und Alaba mehr in der Defensive zu tun haben sollten, würden auch die Bayern-Außenstürmer Costa und Götze mehr isoliert.
Guardiola schien zu sagen, muy bien, du willst unsere defensiven Außenräume haben, dann kriegst du sie. Als Reaktion packte Pep einen alten Schachzug wieder aus: Seine Außenverteidiger Alaba und Lahm, beide auch im zentralen Mittelfeld durchaus in ihrer Wohlfühlzone, gingen nicht mehr die Seitenlinien entlang, sondern rückten ein. Somit waren mit Alonso, Lahm und Alaba drei versierte Ballverteiler im defensiven Mittelfeldzentrum, mit Martínez – also einem ebensolchen Spieler – und Long-Ball-Boateng dahinter. Und, ach ja, mit Thiago Alcantara davor.
War es davor so, das Kagawa auf Alonso aufpasste und stattdessen halt Martínez und Boateng die öffnenden Pässe spielten, wussten die Dortmunder nun endgültig nicht mehr, wen sie anpressen sollten – ein kurzer Querpass, und der Ball war beim nächsten potenziellen Spielmacher. Reus und Januzaj konnten die Räume, die sich auf den Seiten boten, zwar durchaus für ihre Dribblings nützen, viel rum kam dabei aber nicht.
Auch, weil nun die Bayern-Außenstürmer Douglas Costa und Götze extra hoch standen und so ihrerseits Januzaj und Reus von der Unterstützung abkoppelten. Müller spielte nun im rechten Halbfeld und sorgte dafür, dass Weigl auch nicht nach Lust und Laune nach vorne preschen konnte. Nach rund einer Stunde ging es dann wieder schnell: Dortmund war aufgerückt, Lahm bediente den rechts im Rücken von Reus startenden Götze (wohl leicht im Abseits), dessen Flanke fand punktgenau Lewandowski, das 4:1.
War das 3:1 gleich nach Wiederanpfiff der Genickschlag, so wirkte das 4:1 in der 58. Minute natürlich als endgültige Entscheidung. Der ständige Gefahrenherd Lewandowski, der oft durch für Guardiola-Teams ungewohnte lange Bälle vertikal geschickt wurde und die Tempo-Defizite, die Hummels und Bender dem Polen gegenüber haben, verleitete auch Dortmund-Goalie Roman Bürki dazu, immer wieder gewagt aus seinem Tor zu kommen – dabei flog er beim 0:1 und beim 1:3 kräftig daneben, ein weiterer missglückter Ausflug hätte beinahe ein weiteres Gegentor durch Götze zur Folge gehabt.
Dortmund wusste, dass das Spiel verloren war und die Partie beruhigte sich zusehends. Was aber nichts daran änderte, dass Götze noch von einem Zuspiel per Ferse von Douglas Costa und einem Loch in der Dortmund-Abwehr profitierte und sogar zum 5:1 erhöhte.
Um Tuchel gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen zu lassen, brachte Guardiola mit Enforcer Arturo Vidal unmittelbar nach dem 5:1 einen frischen Mann für das Mittelfeld, der im Zweifel auch schon mal kräftiger hinlangen kann. In der Folge (und nach zwei Wechseln) reihten sich die Bayern in einem 4-1-4-1 auf und ließen die Zeit von der Uhr laufen.
Guardiola und Tuchel stehen auf, geben sich die Hand und gehen ihres Weges. „Im März“, gibt Tuchel seinem spanischen Kontrahenten beim Verlassen des Stadions noch mit, „im März sehen wir uns wieder.“ Guardiola grinst. „Gerne“, sagt er, „ich freu‘ mich drauf!“ Wohl wissend, dass die Meisterschaft da vermutlich schon so gut wie entschieden sein könnte.
5:1 gegen den amtierenden Vizemeister. 5:1 gegen den schärfsten Kontrahenten in dieser Saison. Sieben Spiele, sieben Siege, 28:4 Tore. Wer soll diese Bayern stoppen?
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So lief das Hinspiel: Ajax bediente sich der offensichtlichen Schwächen von Rapid (so großer Abstand zwischen den Mannschafts-Teilen, instabiles gruppentaktisches Vorgehen, ein Greenhorn auf der rechten Abwehrseite), um mit einem lockeren und eigentlich deutlich zu knappen 2:0 in die Pause zu gehen. Erst nach Schwabs Ausschluss agierte Rapid kompakter, nahm Ajax den Raum und kam noch zu einem 2:2-Remis. Personal: Für den gesperrten Schwab wird vermutlich Srdjan Grahovac spielen – der Bosnier wartet seit einem Jahr auf eine ernsthafte Chance. Ob er sie nützt, hängt nicht nur von ihm ab. Sondern auch, ob er wieder nur mit Petsos zu zweit rund 50 Meter abdecken muss. Bei Ajax ist denkbar, dass Neuzugang Yaya Sanogo etwas mehr Spielzeit bekommt.
So spielte Rapid am Wochenende: 2:1-Sieg in Salzburg. Notova – Auer, Sonnleitner, Dibon, Stangl – Petsos, Schwab – Huspek (55. Schobesberger), Schaub (80. Grahovac), Kainz – Prosenik (63. Beric). So spielte Ajax am Wochenende: Gar nicht. Nicht mal ein Testspiel wurde absolviert. Das muss passieren, damit Rapid weiterkommt: Rapid wird die Flügel von Ajax kontrollieren müssen, ohne das Zentrum zu entblößen. Lässt man Auer und Stangl auf sich alleine gestellt, wird man keine Chance haben. Heißt: Kompakt stehen und gut im Mannschaftsverbund verschieben. Oder natürlich, Rapid traut sich wie Salzburg vor anderthalb Jahren volle Panier nach vorne zu pressen. Dann muss aber auch die Abwehrkette merklich in der gegnerischen Hälfte stehen. Chancen: Schlecht.
So lief das Hinspiel: Salzburg drückte die Schweden von Beginn an nach hinten, wiewohl Malmö das auch durchaus einkalkuliert hatte und die Räume entsprechend eng machte. Die Bullen hatten mehr vom Spiel, es brauchte aber einen Weitschuss von Ulmer nach der Pause, um die verdiente Führung herzustellen. Ein paterschertes Foul kurz vor dem Ende ermöglichte Salzburg, per Elfmeter den verdienten 2:0-Endstand herzustellen. Personal: Jonatan Soriano fehlt bei Salzburg auch weiterhin, ebenso wie Yabo. Stankovic setzte gegen Rapid wegen einer gegen Malmö zugezogenen Oberschenkel-Blessur aus. Malmö ließ beim enttäuschenden 2:2 gegen den abgeschlagenen letzten aus Åtvitaberg (wo man zur Pause sogar 0:2 zurück lag) Rosenberg und Lewicki im Hinblick auf das Salzburg-Spiel draußen. Der an sich ebenso geschonte Tinnerholm musste nach 20 Minuten eingewechselt werden. Die beiden Tore (eines per Elfer) erzielte Djurdjic, die Titelchancen sind wohl endgültig dahin und selbst mit einem EC-Platz wird es langsam eng.
So spielte Salzburg am Wochenende: 1:2-Niederlage gegen Rapid. Walke – Schmitz, Miranda, Hinteregger, Ulmer – Atanga, Laimer (46. Leitgeb), Keita, Berisha (73. Minamino) – Djuricin (46. Oberlin), Pires. So spielte Malmö am Wochenende: 2:2 in Åtvitaberg. Wiland – Vindheim (22. Tinnerholm), Árnason, Carvalho, Yotún – Rodic (76. Mehmeti), Eikrem (72. Adu), Rakip, Sana – Berget, Djurdjic. Das muss passieren, damit Salzburg weiterkommt: Die Leistung beim 1:2 daheim gegen Rapid war über weiter Strecken haarsträubend schlecht, wieder einmal schaffte es Salzburg nicht, über die Flügel den Gegner auseinander zu ziehen – also genau wie letztes Jahr beim 0:3 in Malmö. Der Gegner ist aber genauso am Sand, wenn nicht sogar noch viel mehr. Dazu muss Malmö offensiv spielen. Wenn es die Bullen schaffen, nicht komplett zu implodieren, kann eigentlich kaum etwas schiefgehen. Chancen: Sehr gut.
So lief das Hinspiel: Das Offensiv-Quartett von Sturm schaffte es zwar durchaus, die Rubin-Abwehr vor Probleme zu stellen, aber die Russen nützten den bereitwillig gewährten Raum zwischen Sturm-Offensive (sehr hoch) und Sturm-Abwehrkette (viel zu tief), um gefährlich zu werden. Hinzu kamen individuelle Fehler von Ehrenreich, so führte Kasan zur Halbzeit 2:1. Sowohl das erste Tor von Sturm (Freistoß) als auch das zweite (Eckball) fielen nach Standards. Nach dem Ausschluss von Avdijaj und dem dritten Tor der Russen war das Spiel für Sturm verloren. Personal: Beim wiederum enttäuschenden 1:1 gegen Grödig am Sonntag verletzte sich Linksverteidiger Klem, in der Folge spielte Potzmann links und Schick rechts hinten. Die logische Vertretung für Klem in Kasan wäre Neuzugang Charalambos Lykogiannis, der einzige verbleibende Linksverteidiger im Kader, der aber noch keine Pflichtspiel-Minute für Sturm absolviert hat. Dass Horvath nach seinem vor allem was die körperliche Robustheit angeht schlechten Auftritt gegen Grödig den gesperrten Avdijaj ersetzt, ist eher zu bezweifeln.
So spielte Sturm am Wochenende: 1:1 gegen Grödig. Esser – Potzmann, Madl, Spendlhofer, Klem (20. Schick) – Piesinger, Offenbacher – Dobras, Horvath (46. Edomwonyi), Avdijaj – Kienast (60. Tadic). Potzmann in Minute 82 ausgeschlossen. So spielte Rubin am Montag: 0:1 bei Spartak Moskau. Rishikov – Kusmin, Kambolov, Lemos, Cotugno – Georgiev – Carlos Eduardo, Osdoyev, Bilyaletdinov (66. Portnyagin), Gökdeniz – Kanunnikov. Kusmin in Minute 86 ausgeschlossen. Nach drei Spielen hält Rubin weiter bei null Punkten. Das muss passieren, damit Sturm weiterkommt: Wenn die Grazer wieder das Zentrum so aufmachen, wird man böse unter die Räder kommen. Es wird notwendig sein, das man das Mittelfeld angeht, und zwar durchaus mit robustem körperlichen Einsatz. So wie es Spartak Moskau am Montag vorgezeigt hat: Die Moskauer legten ihr Spiel darauf an, im Mittelfeld-Zweikämpfen den Ball zu erobern und dann extrem schnell umzuschalten. Damit hatte die Rubin-Abwehr große Probleme. Außerdem verlor Rubin gegen Spartak in der Vorwärtsbewegung permanent die Kompaktheit. All dass könnte man sehr schön ausnützen. Chancen: Da Foda vermutlich stur bleibt und auf ein kompaktes Mittelfeld verzichtet, sehr schlecht.
So lief das Hinspiel: Der WAC igelte sich mit zwei Viererketten plus einem Zerstörer dazwischen äußerst passiv hinten ein und hoffte auf Konterstöße via langen Bällen auf Solo-Spitze Silvio. Dortmund hatte sehr viel Ballbesitz, ging nach einer Viertelstunde in Führung und hatte genug Möglichkeiten, diese in der Folge auch auszubauen. Erst in der zweiten Hälfte kamen die Kärntner merklich aus ihrem Schneckenhaus hervor (wiewohl auch die Einwechslung von Stürmer Trdina für Putsche nichts am 4-1-4-1 änderte, Silvio ging ins Mittelfeld-Zentrum), was beim BVB in seinem ersten Pflichtspiel unter Thomas Tuchel bei zwei, drei Standards für Knieschlottern sorgte. Es blieb aber beim 0:1 aus Sicht der Wolfsberger. Personal: Die Verletzten Hellquist, Drescher und Weber stehen weiterhin nicht zur Verfügung. Will Kühbauer nach seinem Ausflug zum 4-1-4-1 wieder auf das gewohnte 4-4-1-1 zurückkehren, wird der Platz neben Silvio zwischen Peter Zulj (aus der Etappe kommend) und Tadej Trdina (als vorderer Mann, dann würde sich Silvio etwas zurückfallen lassen) fallen. Zudem wird die Frage sein, ob der WAC eher auf Dynamik am linken Flügel setzt (was für Wernitznig spricht) oder auf Standards hofft (was für Jacobo spricht). Dortmund absolvierte am Wochenende einen Test gegen Real Betis Sevilla, gewann diesen 2:0, allerdings ohne einen einzigen Spieler, der zuvor gegen den WAC in der Startformation war.
So spielte der WAC am Wochenende: 0:0 in Ried. Kofler – Standfest, Sollbauer, Hüttenbrenner, Baldauf (76. Palla) – Zündel, Putsche, Tschernegg, Jacobo – P. Zulj (67. Seidl) – Trdina. So spielte Dortmund am Wochenende: 2:0 in einem Test gegen Real Betis Sevilla. Weidenfeller – Stenzel, Ginter, S. Bender, Kirch – Leitner, Castro (73. Sarr) – Blaszczykowski (46. Großkreutz), Kagawa (73. Sauerland), Kampl – Ramos (46. Dudziak). Das muss passieren, damit der WAC weiterkommt: Puh. Beten könnte helfen. Im Ernst: Etwas anderes, als wiederum defensiv gut zu stehen versuchen und über die Konter zum Erfolg zu kommen, kann angesichts des Qualitätsunterschieds kaum funktionieren. Auch, weil der WAC auf Pressing in der Regel verzichtet, wäre es ein unkalkulierbares Risiko, das gerade in einem annähernd vollen Westfalenstadion zu versuchen. Chancen: Praktisch inexistent.
So lief das Hinspiel: Altach schaffte es, gegen das zuweilen etwas windschiefe Zentrum der Portugiesen (in deren ersten Saison-Pflichtspiel) im Mittelfeld nicht in Nachteil zu geraten, was am geschickten und stets an der Spielsituation orientierten Stellungsspiel von Prokopic und Netzer lag. Diese trauten sich durchaus, auch mal nach vorne zu rücken, während die Mitspieler in der Mittelfeld-Reihe aufpassten. Die Portugiesen schafften es aber vor allem über von den Außenbahnen ins Halbfeld zielenden Passkombinationen, durch die Schnittstellen der Vorarlberger in den Strafraum zu kommen. Altach hatte zunächst etwas Glück, dass die Abschlussversuche von Vitória eine große Streuung hatten und profitierte dann von einem eher geschenkten Elfmeter. Personal: Wie gewohnt wechselte Canadi sein Personal am Wochenende wieder in Abstimmung mit taktischen Detail-Überlegungen, die Aufstellung gegen die Austria lässt also genau gar keine Rückschlüsse zu, wie Altach es im EM-Stadion von 2004 (Italien spielte dort 0:0 gegen Dänemark und 2:1 gegen Bulgarien) angehen wird.
So spielte Altach am Wochenende: 1:3 bei der Austria. Lukse – Zech, Ortiz, Zwischenbrugger, Schreiner – Salomon, Roth, Netzer (73. Jäger), Hofbauer – Mahop (67. Barrera), Aigner (67. Seeger). So spielte Vitória am Wochenende: Die Portugiesen verzichteten auf ein Testspiel, konzentrieren sich voll auf das Rückspiel. Das muss passieren, damit Altach weiterkommt: Gegen die Austria versuchte Altach, den Gegner im Mittelfeld mit mannorientierten Pressingformationen zu kontrollieren, was allerdings nur teilweise gelang und mit hohem Risiko verbunden ist – das muss Altach in Portugal zunächst nicht gehen. Altach muss allerdings sehr wohl danach trachten, die Schnittstellen-Pässe von Vitória besser zu kontrollieren als im Hinspiel, sonst wird es sicherlich deutlich öfter einschlagen als nur einmal. Wichtig wird neben den Spielanteilen vor allem die Körpersprache in der Anfangsphase sein: Man muss den Portugiesen signalisieren, dass man ohne Angst auftritt. Chancen: Intakt, es wird aber extrem schwer.
Es wäre keine Überraschung, sollten vier der fünf österreichischen Teams diese Europacup-Runde als Verlierer beenden, also in den Playoffs für Champions- und Europa-League nur noch Salzburg und Rapid vertreten sind. Für Altach und den WAC wäre das kein Drama, weil man sich (zumindest im Hinspiel) gegen nominell deutlich stärkere Gegner gut aus der Affäre gezogen hat.
Für Sturm wäre es allerdings alles andere als ein Ruhmesblatt, gegen ein Team auszuscheiden, dass vom grundsätzlichen Potenzial her kaum besser ist – und man sich vor allem die Hinspiel-Niederlage durch eine absurde Taktik selbst eingebrockt hat.
]]>Darum stellen wir kurz jeden der fünf Gegner dieser internationalen Woche vor.
Forsberg (Leipzig) und Albornoz (Hannover) in Deutschland, Thelin (Bordeaux) in Frankreich, Halsti (Washington) in der MLS, Johansson (Gent) nach Belgien, Ricardinho (Gabala) in Aserbaidschan, Goalie Olsen (PAOK) nach Griechenland: Von jenem Team des Malmö FF, das letztes Jahr Salzburg bezwungen in der Champions League gespielt hat, ist kaum noch etwas übrig. So rasselte MFF im Sommer auch in eine feste Krise. Der wirklich nicht besonders starke litauische Meister Zalgiris Vilnius wurde mit ganz viel Mühe 0:0 und 1:0 ausgeschaltet.
Die Vereinsführung reagierte und engagierte, zack zack, fünf neue Spieler, die allesamt beim Ligaspiel am Wochenende gegen Sundsvall debütierten. Mit Wiland, Djurdjic, Rodic, Arnason und Carvalho gab es ein lockeres 3:0 gegen den Abstiegskandidaten (allerdings auch darum, weil Sundsvall verteidigt hat wie eine Wirtshaus-Truppe). An der Spielanlage bei MFF hat sich aber gegenüber letztem Jahr wenig geädert: Weiterhin lässt Trainer Age Hareide mit einem biederen 4-4-2 mit Doppelsechs spielen, weiterhin ist der Hauptfokus – vor allem gegen auf dem Papier bessere Teams – auf der Defensive.
Nach dem Abgang von Daniel Kiese-Thelin ist wieder Routinier Markus Rosenberg die größte Waffe im Angriff – Augsburg-Leihgabe Djurdjic hinterließ in der Bundesliga genau gar keine Spuren. Natürlich fehlt auch bei Salzburg gegenüber dem letzten Jahr einiges an individueller Klasse (Kampl und Alan in erster Linie), dennoch sollte es diesmal nicht schief gehen. Salzburg ist Meister einer deutlich stärkeren Liga als jene, in der MFF nach einer halben Saison Fünfter ist.
Bilanzen: Österreicher gegen Malmö: 2:2. Österreich gegen Schweden im Europacup: 5:5.
Letzte fünf Duelle AUT-SWE: 2014/15, Champions League, Play-Off: Salzburg – Malmö 2:1 und 0:3. 2013/14, Europa-League, Gruppe: Salzburg – Elfsborg 4:0 und 1:0. 2011/12, Europa League, Gruppe: Malmö – Austria 1:2 und 0:2. 2007/08, UEFA-Cup, Gruppe: Helsingborg – Austria 3:0. 2000/01, UEFA-Cup, 1. Runde: Rapid – Örgryte 3:0 und 1:1.
Anderthalb Jahre ist es schon her, dass Ajax Amsterdam von Salzburg zweimal so richtig lächerlich gemacht wurde. Nun ist die aktuelle Mannschaft der Holländer nicht mehr annähernd mit jener von damals vergleichbar: Moisander (Sampdoria), Blind (Man Utd), De Jong (Newcastle), Krkic (Stoke), Sigthorsson (Nantes) und auch die im Rückspiel eingesetzten Denswil (Brügge), De Sá (Willem II) und Poulsen (vereinslos) sind nicht mehr beim Klub. Wohl auch darum verpasste Ajax in der letzten Saison erstmals seit 2010 den Meistertitel.
Da die neue Saison der Eredivise erst nach dem Rückspiel gegen Rapid steigt, gibt es noch keine wirkliche Erkenntnisse, mit welchem Personal genau der holländische Vizemeister gegen den österreichischen Vizemeister antritt. Am wahrscheinlichsten ist es, dass Frank de Boer vorne El Ghazi, Milik und Fischer vertraut, im Mittefeld Klaassen, Bazoer und Neuzugang Gudelj und in der Viererkette Van Rhijn, Veltman, Riedewald und Dijks. Ob es der Trainer wirklich riskiert, in diesem wichtigen Spiel schon die Neuen Sanogo und Heitinga zu bringen, die noch kein Pflichtspiel mitgemacht haben, ist fraglich. Der dritte prominente Neuzugang, Deutschlands U-21-Teamspieler Amin Younes, ist gar nicht erst mitgefahren.
Stilistisch ist Ajax eben Ajax: Handelsübliches 4-3-3, viele junge und gut ausgeblidete Spieler, der Wille zur Spielgestaltung und recht patentes Kombinationsspiel. Mit dem Polen Arkadiusz Milik verfügt man – ein wenig untypisch – über einen klassischen Strafraum-Knipser, der sowohl im Klub als auch im Nationalteam eine ganz starke Saison 2014/15 absolviert hat. Da kommt einiges auf die grundsätzlich recht sichere Rapid-Defensive zu.
Allerdings gilt es auch zu beachten, dass die Defensive von Ajax kaum mehr als internationaler Durchschnitt ist, also von einem Ich-scheiß-mich-nix-Spieler wie Philipp Schobesberger, einem Strafraum-Gespenst wie Robert Beric und intelligenten Vertikalpässen von Thanos Petsos (wie beim Tor zum 1:0 gegen Ried) durchaus knackbar ist. Im Heimspiel kann Rapid sicher ein gutes Resultat holen. Das Auswärtsspiel vor 50.000 in der Amsterdam ArenA ist da aber wohl schon eine andere Sache.
Bilanzen: Österreicher gegen Ajax: 3:3. Österreich gegen Holland im Europacup: 12:9 für Holland, ein unentschiedenes Duell.
Letzte fünf Duelle AUT-NED: 2014/15, Europa League, Quali: Eindhoven – St. Pölten 1:0 und 3:2. 2013/14, Europa League, 1/16-Finale: Ajax – Salzburg 0:3 und 1:3. 2011/12, Europa League, Gruppe: Alkmaar – Austria 2:2 und 2:2. 2011/12, Europa League, Quali: Ried – Eindhoven 0:0 und 0:5. 2006/07, UEFA-Cup, Gruppe: Ajax – Austria 3:0.
Rubin Kasan, da war doch was? Stimmt: Im August 2004 drehte Rapid eine 0:2-Heimniederlage gegen Rubin im Auswärtsspiel noch mit einem 3:0-Sieg um. In der Zwischenzeit war die Truppe aus Tatarstan zweimal Meister und einmal im Europacup-Viertelfinale (wo man Chelsea unterlag). Die Gegenwart sieht, trotz Platz fünf in der abgelaufenen Saison, nicht so gut aus. Der Saisonstart ging kräftig in die Hose (2 Spiele, 2 Niederlagen, 0:3 Tore, Tabellenletzter), und ein Blick auf das 0:2 daheim gegen Abstiegskandidat Amkar Perm am Wochenende zeigt, warum.
Rubin ist unter Rinat Bilyaletdinov nicht gerade eine vor Kreativität sprühende Augenweide. Im Gegenteil: Die beiden DM im 4-2-3-1 blieben konsequent hinten, damit wurde das Loch zur Offensivreihe riesig und Amkar konnte sich schön dazwischen ausbreiten. Auch nach dem Rückstand zu Beginn der 2. Hälfte wurde Rubin nicht risikofreudiger, im Gegenteil, es wurden nur noch mehr 60-Meter-Bälle in die grobe Richtung von Stürmer Portnyagin gedroschen. Carlos Eduardo, einst bei Hoffenheim aktiv, versteckte sich, so gab es überhaupt keinen auch nur halbwegs kultiviertes Offensiv-Spiel.
Hinzu kommt, dass Bilyaletdinov nicht auf Qualitätsspieler wie Mubarak Wakaso (der Neuzugang von Celtic hat Malaria) oder Yann M’Vila (will weg) zurückgreifen kann. An sich gute Neue wie Trainersohn Diniyar (Ex-Teamspieler Russlands, von Spartak) oder Marko Livaja (der kroatische Spielmacher kam aus Bergamo) haben noch kein Spiel für Rubin absolviert.
Kurz: Die Zeiten, als Rubin eine Mannschaft aus der erweiterten europäischen Spitze war, sind vorbei. Natürlich ist der reine Marktwert des Kaders höher als der von Sturm Graz, der tatsächliche Qualitätsunterschied ist aber mit Sicherheit deutlich geringer. Wenn Sturm das Potenzial abruft, ist Rubin garantiert alles andere als unschlagbar.
Bilanzen: Österreicher gegen Rubin Kasan: 1:0 für Österreich. Österreich gegen Russland im Europacup: 9:7 für Österreich.
Letzte fünf Duelle AUT-RUS: 2013/14, Champions League, Gruppe: Zenit St. Petersburg – Austria 0:0 und 1:4. 2011/12, Europa-League, Gruppe: Sturm – Lok Moskau 1:2 und 1:3. 2005/06, Champions League, Play-Off: Rapid – Lok Moskau 1:1 und 1:0. 2005/06, UEFA-Cup, Qualifikation: Pasching – Zenit St. Petersburg 2:2 und 1:1. 2004/05, UEFA-Cup, Qualifikation: Fasching – Zenit St. Petersburg 3:1 und 0:2. 2004/05, UEFA-Cup, Qualifikation: Rapid – Rubin Kasan 0:2 und 3:0.
Als Fünfter der abgelaufenen Saison landete Guimarães hinter den „Großen Drei“ (Benfica, Porto, Sporting) sowie Braga. Überregional bekannte Namen sind bei Vitória nicht zu finden, dafür die in Portugal übliche Vielzahl an Brasilianern, technisch gut ausgeblidete Spieler, die durchaus hohes Tempo gehen können – auch wenn’s heiß ist.
Da die Meisterschaft in Portugal erst in zweieinhalb Wochen startet, gibt es noch keine wirklichen Erfahrungswerte, wie der neue Coach Armando Evangelista (der nach dem Abgang von Vorgänger Rui Vitória zu Benfica vom „Co“ zum Chef befördert wurde“) genau spielen lässt. In der Aufstellung beim letzten Test gegen Chaves waren zwei Talente aus der zweiten Mannschaft (Arrondel und Vigário), dazu auch Licá und U-21-Vize-Europameister Tozé, beides Leihgaben vom FC Porto. Vermutlich wird das Line-up gegen Altach aber ähnlich aussehen: Otávio sollte statt Bouba ins Team kommen, dazu Tomané oder Neuzugang Henrique ins Sturmzentrum.
Zwei wichtige Spieler vom letzten Jahr nicht nicht mehr dabei: Mittelfeld-Mann Mensah (zu Atlético Madrid) und Sechser André André (zum FC Porto). Dennoch ist Vitória gegen Altach natürlich recht deutlich zu favorisieren: Ein Team aus der erweiterten Spitze aus Portugal ist in der Regel per se schon klar stärker als der Dritte aus Österreich – noch dazu, da dort kaum einer jemals Europacup gespielt hat.
Bilanzen: Österreicher gegen Guimarães: noch keine Spiele. Österreich gegen Portugal im Europacup: 13:2 für Portugal (die österreichischen Erfolge waren Salzburg und Rapid in den EC-Final-Saisonen, jeweils gegen Sporting).
Letzte fünf Duelle AUT-POR: 2013/14, Champions League, Gruppe: Austria – FC Porto 0:0 und 0:1. 2013/14, Europa-League, Play-Off: Estoril – Pasching 2:0 und 2:1. 2010/11, Europa League, Gruppe: FC Porto – Rapid 3:0 und 3:1. 2009/10, Europa League, Gruppe: Austria – Nacional Funchal 1:1 und 1:5. 2006/07, Champions League, Play-Off: Austria – Benfica 1:1 und 0:3.
Natürlich hat der WAC keine Chance. Ohne Zweifel wird Dortmund zwei, wenn nicht drei Nummern zu groß für den Europacup-Debütanten aus Kärnten werden. Das wissen sie beim WAC aber selbst auch. Dort sieht man die Spiele gegen den deutschen Renommier-Klub als Belohnung für den Aufschwung der letzten Jahre und als nette Einnahme-Quelle dank eines mit 30.000 Zusehern knallvollen Stadions in Klagenfurt.
Zudem kommt Dortmund nicht aus England und nimmt die Europa League daher so ernst, wie man sie nur ernst nehmen kann. Eine Peinlichkeit gegen einen österreichischen Mittelständler kann sich der Klub und Neo-Coach Thomas Tuchel nicht erlauben. Darum wird auch – zumindest im Hinspiel – die volle Panier auflaufen. Zudem wird dies das erste Pflichtspiel unter Tuchel sein, wo die in der Vorbereitung angetesteten Änderungen gegenüber der Klopp-Zeit schon greifen sollen: Vermutlich ein 4-1-4-1 als Grundvormation, konsequentes Herstellen von Überzahl auf den Außenbahnen, unspektakuläre Ballbesitz-Sicherung statt schneller Steilpässe im Zentrum, und eine Hinwendung zu mehr Ballbesitz gegenüber dem Pressing- und Umschaltspiel unter Klopp.
Gegen die bisher sichere Defensive des WAC (kein Gegentor in zwei Spielen gegen Soligorsk, nur eines im Test gegen Schalke) wird man schon einen Einblick bekommen, wie gut das Spiel unter Tuchel wirklich schon läuft. Zumal davon auszugehen ist, dass der WAC nicht die letzte defensiv orientierte Mannschaft ist, auf die Dortmund in dieser Saison treffen wird.
Bilanzen: Österreicher gegen Dortmund: 1:0 für Dortmund. Österreich gegen Deutschland im Europacup: 21:4 für Deutschland (Bilanz gegen DDR-Klubs: 7:3 für Österreich).
Letzte fünf Duelle AUT-GER: 2012/13, Europa League, Gruppe: Rapid – Leverkusen 0:4 und 0:3. 2009/10, Europa League, Gruppe: Rapid – Hamburg 3:0 und 0:2. 2009/10, Europa League, Gruppe: Austria – Bremen 2:2 und 0:2. 2005/06, Champions League, Gruppe: Rapid – Bayern 0:1 und 0:4. 2003/04, UEFA-Cup, 1. Runde: Austria – Dortmund 0:1 und 1:2.
Salzburg ist gegen Malmö Favorit, Sturm gegen Rubin im Idealfall zumindest gleichwertig. Altach und Rapid haben eine kleine Chance, der WAC normalerweise keine. Anders gesagt: Sollten mehr als zwei Teams die Hürden von dieser und nächste Woche überstehen, wäre das schon eine Überraschung.
Ein Team im CL-Playoff und maximal zwei im EL-Playoff – darauf kann man sich einstellen. Mehr wird es praktisch sicher nicht.
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Wüstes Pressing, das ganz hoch startet, den Gegner so einschüchtern und diese Dominanz letztlich in Siege ummünzen – so wurde Dortmund 2011 und 2012 deutscher Meister. So schied Dortmund in der letzten Saison aber auch sang- und klanglos in einer schwachen Gruppe als Letzter aus. Nicht nur, weil man teils derbe Abwehr-Schnitzer einbaute. Sondern auch, weil hintenraus die Kraft fehlte. Beim 0:3 in Marseille gab’s zwei Tore nach der 60. Minute, beim 1:3 bei Olympiakos die endgültige Entscheidung in Minute 78, den K.o.-Schlag beim 1:2 bei Arsenal in der 86. Minute und beim 2:3 daheim gegen Marseille führte man bis zur 85. Minute noch mit 2:1.
In dieser Saison hat BVB-Coach Jürgen Klopp das Pressing deutlich zurücknehmen lassen. Üblicherweise legt Dortmund nun die Pressing-Linie in den Bereich direkt vor der Mittellinie. Nicht aber so in diesem Finale. Da ließ Klopp wieder, wie früher, in den ersten 20, 25 Minuten extrem hoch und extrem heftig pressen. So neutralisierte der das Ballbesitz-Spiel der Bayern und seine Mannschaft war die klar gefährlichere.
Dafür rückte mit Reus der nominelle Zehner so weit auf, dass Dortmund in einem 4-4-1-1 bzw. gar in einem 4-4-2 auf dem Platz standen – ganz ähnlich wie das in der letzten Saison mit Kagawa in dieser Rolle so hervorragend funktioniert hatte. Wie generell die Marschroute der Borussia jener beim 5:2 im Pokalfinale vor einem Jahr ziemlich exakt entsprach. Reus und Lewandowski pressten vor allem auf die Innenverteidiger der Bayern, während die Außenspieler Blaszczykowski und Großkreutz die AV der Bayern, Lahm und Alaba, bearbeiteten – hier aber fast nie alleine, sondern mit Unterstützung entweder der ballnahen Stürmer oder der aufrückenden eigenen Außenverteidiger.
Den Münchnern behagte das überhaupt nicht. Schweinsteiger, der sich beim Aufwärmen eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte und damit längst nicht die gewohnte Präsenz im Mittelfeld verbreiten konnte, kippte oft zwischen die Innenverteidiger ab, um etwas von dem massiven Druck abzufedern, den Dortmund ausübte. Das änderte aber nichts daran, dass die Bayern ihr Spiel nicht eröffnet bekamen, sich auf lange Bälle verlegen mussten und damit das offensive Mittelfeld nicht wie gewünscht einbinden konnte.
Andererseits schaltete Dortmund überfallsartig um, wenn man den Ball eroberte – ein Verdienst vor allem des sehr umsichtigen Ilkay Gündogan und von Jakub Blaszczykowski, der nicht nur selbst das Umschaltspiel ankurbelte, sondern auch einige gute Chancen hatte, die Neuer aber hervorragend parierte. Wie überhaupt Dortmund in diesen ersten 20 bis 25 Minuten mindestens ein Tor aus der Überlegenheit schießen hätten müssen, wenn nicht zwei.
Wie früher, löste Dortmund nach rund 25 Minuten den Würgegriff etwas. Dante und Boateng hatten nun etwas mehr Luft zum Armen, Lahm und Alaba – die beide nicht die gewohnte Abenteuerlust ausstrahlten – konnten sich nun etwas mehr um den Aufbau kümmern. Das erlaubte vor allem Ribéry, etwas einzurücken, ohne die Außenbahn zu verwaisen. So konnte das Mittelfeld-Zentrum, das Dortmund bis dahin komplett im Griff hatte, etwas angebohrt werden.
Ein Problem blieb aber bestehen: Von einer ziemlich massiven Unachtsamkeit abgesehen, hatte Schmelzer Robben ganz gut unter Kontrolle, auch dank der Hilfe des sehr fleißigen Kevin Großkreutz. Und Thomas Müller, der (wie Reus) eher als hängende Spitze agierte, weniger als Zehner, konnte nicht dauerhaft sein gefürchtetes Spiel zwischen den Linien aufziehen. Er hatte gegen Ende der ersten Halbzeit zwar einige gute Aktionen, eine konstante Gefahr, wie etwa gegen Barcelona, war er aber nicht.
Schon in der ersten Halbzeit hatten Müller, Robben und Ribéry immer wieder rochiert, nach dem Seitenwechsel kam es aber zu einer entscheidenden und auch dauerhaften Umstellung: Arjen Robben nahm nun halblinks zentral die Position der hängenden Spitze ein, während Thomas Müller auf die rechte Seite wechselte.
So musste sich Schmelzer auf einen neuen und vom Typ her völlig anderen Gegenspieler einstellen, während Robben im Zentrum nicht Müllers Arbeit zwischen den Linien zu verrichten versuchte, sondern vertikal ging und die Eins-gegen-Eins-Situationen suchte. Hieß: Die Bayern trachteten nun nach jener Direktheit im Zug zum Tor, die in der ersten Hälfte vor allem Dortmund gezeigt hatte.
Bei der Borussia agierte Reus nun etwas tiefer, wodurch sich nun tatsächlich ein 4-2-3-1 ergab – wohl auch, weil Schweinsteiger mehr Vertrauen in seinen Oberschenkel fand und zunehmend aktiver wurde. Damit hatte auch Martínez eine Rückversicherung, wodurch er mit mehr Risiko in die Zweikämpfe gehen konnte – die Bayern eroberten immer mehr auch die Zentrale.
Der Clou an der Maßnahme, Robben ins Zentrum zu stellen, war zudem, dass er damit auch direkt mit Ribéry zusammen spielen konnte. Erstaunlich, dass das nicht schon viel öfter so praktiziert wurde, es funktionierte nämlich hervorragend – und ein Vertikal-Lauf von Robben leitete auch das mittlerweile nicht mehr unverdiente 1:0 für die Bayern durch Mandzukic ein.
In der direkten Folge verlor Dortmund ein wenig die Kompaktheit. Bender und Gündogan rückten auf, um das Spiel in die Hand zu nehmen, Subotic und Hummels rückten aber nicht entsprechend mit auf. In diese Lücke hinein versuchten die Bayern vor allem mit hohen Bällen zu kommen – also eher ein direktes Nützen entstehender Unordnung, als der Bayern-typische kontrollierte Aufbau. Ehe Dantes ungeschicktes Elfer-Foul den Ausgleich für Dortmund ermöglichte.
Nachsetzen konnte die Borussia aber nicht. Das extrem laufintensive Spiel der ersten Hälfte im Allgemeinen und das extreme Pressing in der Anfangsphase im Speziellen forderten ihren Tribut – Dortmund schien langsam, aber sicher K.o. zu gehen. Die Räume wurden auch nach dem 1:1 nicht mehr konsequent genug zugestellt, die Kompaktheit in der Zentrale ging zuweilen völlig flöten – die Abwehrlinie wurde aber dennoch relativ hoch zu stellen versucht. Ein Traum für Robben und seine neue Positionierung.
Mit Steilpässen in den Rücken der Abwehr oder mit Läufen in eben jenen und von dort geschlagenen Flanken (wie von Müller) hatten die Bayern genug Möglichkeiten, schon früher wieder die Führung herzustellen, aber ein exzellenter Roman Weidenfeller hielt die Borussia noch im Spiel. Bis zur 89. Minute, als bei einem weiteren hohen Ball in die Spitze die BVB-Abwehr nicht mit Robben UND Ribéry zu Rande kam und der Holländer zum 2:1 verwertete. Die Entscheidung.
Für dieses eine Spiel ging Klopp zum alten Rezept zurück, das gegen die Bayern einst so großen Erfolg gebracht hat – und letztlich scheiterte man nicht daran, dass dieses Vorhaben falsch gewesen wäre. Im Gegenteil: Die Bayern fühlten sich sichtlich unwohl, und so lange Dortmund das hohe Pressing aufrecht erhalten konnte, waren die Münchner im Grunde chancenlos. Die Borussia ist letztlich daran gescheitert, dass man die frühe Überlegenheit nicht in Tore ummünzen konnte und dass in der Schlussphase die Kraft fehlte.
Die Bayern behielten nach der auch mit Glück ohne Schaden überstandenen Anfangsphase die Ruhe und nützten jeden kleinen Teilrückzug von Dortmund gnadenlos aus, um sich selbst immer mehr Kontrolle zu krallen. Die Maßnahme von Jupp Heynckes, Robben ins Zentrum zu stellen und damit statt der Kampfkraft Müllers auf die vertikalen Laufwege des Holländers gegen eine eher hoch stehende Abwehr zu setzen, machte sich voll bezahlt – beide Bayern-Tore waren dieser Umstellung geschuldet.
Dass die Bayern über die ganze Saison gesehen die klar beste Mannschaft Europas waren, darüber kein ohnehin kein Zweifel bestehen. Jetzt haben sie es mit dem letztlich nicht unverdienten Finalsieg in der Champions League auch Schwarz auf Weiß.
(phe)
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Wie schon beim 1:1 in der Bundesliga im Herbst stellte Jürgen Klopp ein 4-3-3 auf das Feld; im Mittelfeld-Zentrum wurde Sechser Sven Bender von Kevin Großkreutz (halblinks) und Ilkay Gündogan (halbrechts) flankiert. Aus diesem Trio rückte immer einer auf, wenn die Bayern von hinten das Spiel eröffnen wollten – zumiest war das Gündogan – während die anderen zwei absicherten. Ansonsten verschoben die drei im Verbund, aber sie ließen in ihrem Rücken etwas zu viel Raum.
Damit ergab sich bei den Bayern immer wieder die Gelegenheit, mit längeren Pässen zur Seitenverlagerung in die freien Räume im Rücken des Mittelfeld-Trios zu gelangen. Diese Pässe kamen mit schöner Regelmäßigkeit auch an, jedoch fehlte es dann am Tempo-Aufbau gegen die Dortmunder Viererkette. Außerdem schafften es die drei auch nicht, Toni Kroos wie gewünscht aus dem Spiel zu nehmen. Die extreme Flexibilität und die hohe Spielintelligenz von Kroos ermöglichte es dem Bayern-Zehner, immer wieder anspielbar zu sein.
Die größte Änderung zum gewohnten Spiel der Bayern war das Fehlen des gesperrten Franck Ribéry. Statt dem Franzosen rückte Arjen Robben auf die linke Seite vor David Alaba. Es wurde aber sehr schnell sehr deutlich, dass dem Österreicher mit Robben jenes blinde Verständnis fehlt, dass er mit Ribéry hat. Alaba schien nie so recht zu wissen, was Robben vorhat, und so traute er sich auch nicht, konsequent nach vorne zu gehen – obwohl ihm das wiederholt von Schweinsteiger aufgetragen wurde und dieser sich auch oft als De-facto-Linksverteidiger positionierte, um Alaba zum Aufrücken zu ermutigen.
Andererseits aber war Robben in der ersten Hälfte von Defensiv-Aufgaben weitgehend entbunden. Da kümmerte sich Alaba natürlich um Götze und Schweinsteiger um Piszczek, wenn der ungewohnt zurückhaltende Pole doch einmal die Mittellinie überquerte. Wie überhaupt die Dortmunder Außenverteidiger vornehmlich auf Robben und Müller aufpassten, anstatt selbst nach vorne zu marschieren. Womit das Spiel der Borussia ziemlich eng wurde und es nicht gelang, selbst auf konstanter Basis sinnvolle Angriffe zu kreieren.
Dennoch: Die linke Bayern-Seite war nicht so auffällig wie sonst, weshalb mehr Verantwortung auf die Mitte zukam – die Klopp eigentlich zugestellt haben wollte. Weil Schweinsteiger diesmal den tieferen Part im Zentrum übernahm, war Javi Martínez nach vorne deutlich vitaler als etwa zuletzt beim 6:1 über Bremen. Dort hatte sich der Baske darauf beschränkt, kräfteschonend im Mittelkreis herumzutraben, weil er nach hinten nicht gefordert und nach vorne nicht gebraucht wurde. Diesmal aber war Martínez sehr aktiv nach vorne und unterstützte vor allem Müller und Lahm, wo es möglich war, und er ging auch keinem Zweikampf aus dem Weg.
Ein extrem wichtiger Faktor, warum es den Bayern trotz des Dortmunder Mittelfeld-Trios gelang, sich durch das Zentrum zu spielen, war – neben der extremen Ballsicherheit vor allem unter dem Druck des Dortmunder Pressing und auch in personeller Unterzahl auf engem Raum – das krankheitsbedingte Fehlen von BVB-Innenverteidiger Mats Hummels. Was das Antizipieren von Spielsituationen und das perfekt getimte Herausrücken aus der Kette zum Abfangen von Pässen und dem daraus folgenden gleichzeitigen Umschalten auf Offensive angeht, gibt es weltweit kaum bessere Verteidiger als Hummels.
Diese Gabe hat sein Ersatzmann Felipe Santana nicht einmal im Ansatz. Damit fehlte den Borussen genau jene Präsenz vor der Abwehrkette, die sie normalerweise auszeichnet und so war es den Bayern auch möglich, vor der Viererkette zu agieren, ohne Angst haben zu müssen, dass Hummels einen Ball abfängt und die Münchner auf dem falschen Fuß erwischt. Letztlich war es, neben einem Fehler von Schmelzer, vor allem auch ein allzu Zögerliches Herausrücken von Santana, das Robben kurz vor der Pause das verdiente 1:0 ermöglichte.
Was Heynckes in der zweiten Halbzeit mit der Besetzung seiner Positionen angeht, war eher ungewöhnlich. Weniger, dass zu Beginn der Hälfte Robben und Müller ihre Seiten tauschten – Robben war sehr zentral unterwegs und die Abstimmung mit Alaba klappte überhaupt nicht – und Mandzukic praktisch mit Robben die Seite wechselte, zu der er von der Spitze aus eher tendierte.
Viel mehr aber, als nach rund einer Stunde Mandzukic auf der rechten Flügel ging, währen Robben wieder nach links ging und – vor allem – Kroos und Müller die Spitzen gaben. Die aber eigentlich die vordersten Verteidiger waren, denn die Bayern schalteten nun um in den Halten-Modus. Der aber eben nicht darin bestand, sich tief zu stellen und abzuwarten, sondern einen sehr proaktiven Ansatz besaß.
Das hieß: Mandzukic und Robben relativ tief gegen die nun doch aufrückenden Schmelzer und Piszczek mit dem Versuch, die beiden mit Technik, Wendigkeit und schnellem Umschalten zu zermürben. Dazu Kroos und Müller, die es der Innenverteidigung erschwerten, den ersten Pass zu spielen. Und mit dem Duo Schweinsteiger/Martinez, das sehr hoch stand – teilweise deutlich höher als Mandzukic und Robben auf den Flügeln – und gemeinsam mit Kroos und Müller verhinderte, dass Dortmund Dreiecke aufgebaut bekam.
Das sah so aus, dass einer auf den Ballführenden presste, während die anderen die Passwege zustellten. Das ist, wenn es schief geht, extrem gefährlich, weil sich hinter den attackierenden Spielern Räume ergeben. Hin und wieder schaffte es Dortmund auch, vor die Viererkette der Bayern zu kommen, aber Van Buyten und vor allem Dante brachten immer ein Bein dazwischen. Zumeist aber verendeten Dortmunder Angriffsversuche schon an der Mittellinie, weil es nicht gelang, mehrere Anspiele hintereinander an den Mann zu bringen.
Weil Klopp merkte, dass seine Mannschaft mit spielerischen Mitteln nicht zu einem Torerfolg kommen würde, packte er in der unmittelbaren Schlussphase die Brechstange aus und brachte statt Reus – der die zuweilen auftretenden defensiven Unachtsamkeiten von Lahm nicht nützen konnte – Stoßstürmer Julian Schieber. Mit der Ordnung im Spiel der Dortmunder war es nun dahin, und echte Torgefahr konnten sich damit auch nicht mehr aufbauen. Weshalb die Bayern verdient 1:0 gewannen.
Inwieweit man diesen 1:0-Sieg der Bayern als echte Trendwende ansehen kann, ist Ansichtssache. Dieses Spiel wurde auch dadurch charaktierisiert, welches Team mit dem Ausfall eines wichtigen Spielern besser zurecht kam, und es lässt sich konstatieren, dass den Dortmundern Hummels mehr fehlte als Ribéry den Bayern – wiewohl den Münchnern ohne die gemeinsame Achse Alaba/Ribéry doch einiges abgeht.
Außer Frage steht aber, dass die Bayern in dieser Saison deutlich konstanter spielen als die Dortmunder und in diesem Spiel das erste Mal seit längerem der Borussia auch inhaltlich überlegen waren. Zumindest national gehört diese Saison eindeutig den Bayern, vor allem, weil sie so stark in der Defensive sind. Das hat nicht nur mit einem Dante in einer Gala-Saison zu tun, sondern vor allem mit dem Mittelfeld. Der Ansatz, mit eigener Initiative den Gegner schon im Mittelfeld defensiv zu begegnen, zog Dortmund den Zahn.
Vor allem Schweinsteiger und Martínez taten sich dabei hervor. Wahrscheinlich bilden die beiden das derzeit beste Sechser/Achter-Duo Europas.
(phe)
]]>Während Bayerns 4-2-3-1 ein Dauerbrenner ist, ließ Jürgen Klopp gegen Ballbesitz-dominierende Gegner wie die Münchner zuletzt erfolgreich sein System kippen. Spielverlagerung interpretiert es als 4-5-1, Philipp hat es hier als 4-3-3 beschrieben.
Dies beschneidet die Offensivfähigkeiten des BVB etwas, dass Dortmund dadurch aber nicht zuviel an Potenz verliert, liegt daran, dass sie an den Seiten extrem flinke Spieler haben und dass das Zentrum mit Druck umgehen kann. Und defensiv scheint es besser geeignet um bedächtig vorgehenden Mannschaften den Schrecken der Breite zu nehmen und gleichzeitig die Mitte abzudichten. Der Kniff auch gegen den englischen Meister Manchester City gut funktioniert und im Dezember immerhin mit einem 1:1 in München die Serie der Spiele gegen Bayern ohne Niederlage verlängert.
Dortmund spielt ohnehin schon seit Jahren ein beeindruckendes Umschaltspiel. Aber auch die Bayern haben in dieser Saison an schneller Vertikalität gewonnen. Durch die Mitte zu Kontern ist gegen die Bayern schwierig, das hat zuletzt schon Arsenal trotz Speedy Walcott feststellen müssen. Mit Lewandowski hat Dortmund dort einen anderen Charakter stehen, der Bälle behaupten und an die flinken Außenspieler abgeben kann. Ob wir heute zwei Teams sehen, die sich neutralisieren, oder ein flottes Hin und Her, die entscheidenden Positionskämpfe dürften sich zwischen David Alaba und Mario Götze bzw. Philip Lahm und Marco Reus abspielen. Wer kann die Flügelspieler des Gegners neutralisieren und seine eigenen vorne in Stellung bringen?
Zur Einstimmung nochmal unsere beiden letzten Analysen von Spielen zwischen Bayern und Dortmund:
Bundesliga 2012/13, 13. Spieltag: 1:1
DFB-Cup 2011/12, Finale: 5:2 für Dortmund
(tsc)
]]>Platz 12 | Europa League | Rapid Wien – PAOK Thessaloniki 3:0
„So sehr man nach dem Hinspiel verleitet war, Schöttel ob seines allzu vorsichtigen Wechsels in Überzahl zu kritisieren, so sehr darf man ihm nun gratulieren. Mit seiner Maßnahme, die rechte Seite so offensiv zu gestalten und dennoch nicht auf die nötige Absicherung zu vergessen, hebelte er die vorsichtige und passive Spielanlage von PAOK aus.“ Im Rückblick betrachtet war es wohl das einzige Europacup-Spiel einer österreichischen Mannschaft im ganzen Jahr, dass auf europäischem Niveau absolviert wurde. Der Lohn für Rapid: Als einziges rot-weiß-rotes Team ging’s in eine Gruppenphase – wiewohl es in dieser nicht mehr viel zu Lachen gab. Gegen PAOK aber nützte man den Vorteil durch die aktive Spielanlage.
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Platz 11 | Ligue 1 | Paris St. Germain – HSC Montpellier 2:2
„Der letzte verbliebene Titel-Konkurrenz von PSG übernahm von Beginn an die Kontrolle. Was angesichts der Formation und der sich daraus ergebenden Probleme in punkto Raumaufteilung beim Team von Carlo Ancelotti aber auch nicht ganz unlogisch war.“ Es war eine der größten Sensationen in der Geschichte des französischen Fußballs: Montpellier, sogar eher Fahrstuhlklub denn Mittelständler, düpierte das von Scheichs gepimpte Team von Paris St. Germain und wurde vollkommen verdient Meister. Auch, wenn man in der neuen Saison wieder in die untere Tabellenhäfte abstürzte und international chancenlos war – der Titel wird bleiben. Weil man es genützt hat, dass Ancelotti PSG mit dem Italien-Virus infiziert hat.
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Platz 10 | Champions League | RB Salzburg – F91 Dudelange 4:3
„Die Salzburger schoben sich nur bedächtig den Ball hin und her. Wer nicht gerade am Ball war, bewegte sich auch nicht – oft lief der Pass-Empfänger erst los, wenn der Pass schon geschlagen war und er merkte, dass er wohl als Ziel des Passes gedacht war. Was es den Luxemburgern nicht gerade schwer machte.“ Nichts symbolisert die (mit einigen Ausreißern nach oben) bislang eher nicht so erfolgreichen Versuche, europäisch Fuß zu fassen, so sehr wie das Wörtchen „Düdelingen“. Weil sich das Team nicht mal nach der peinlichen Hinspiel-Niederlage genötigt sah, sich in der Retourpartie anzustrengen. Kein Tempo, keine Breite, keine Phantasie, schlechtes Zweikampfverhalten, Schwächen des Gegners nicht ausgenützt. So haben sich die Bullen mit einem lahmen Larifari-Kick ins Aus befördert.
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Platz 9 | EURO 2012 | Spanien – Italien 1:1
„Weil sich Maggio und Giaccherini gegen den Ball recht weit hinten positionierten, mussten die spanischen Außenverteidiger weit nach vorne kommen – schließlich waren sonst die italienischen Außenspieler immer frei und das spanische Pressing im Zentrum wäre sinnlos. Wenn sie allerdings aufrückten, ließen sie hinter sich viel Raum für Balotelli und Cassano, den die beiden ungemein schnellen und trickreichen Stürmer gut ausnützen konnten.“ Drei Wochen später im Endspiel waren die Italiener körperlich am Ende und nach Mottas Verletztung war die Luft raus. Im Gruppen-Duell der späteren Finalisten aber, wo sich eine Dreierkette einer Falschen Neun entgegen stellte, begegneten sich die Teams auf Augenhöhe. Mehr noch – da war Italien zumindest taktische Punktsieger.
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Platz 8 | Bundesliga | Sturm Graz – Red Bull Salzburg 0:2
„Die Folge des gegenseitigen Drucks war natürlich, dass beide Mannschaften dazu gezwungen waren, den Ball schnell wieder los zu werden. Das ergab eine unglaubliche Beschleunigung, ein für österreichische Verhältnisse irrwitziges Tempo und diverse gute Möglichkeiten. Vor allem für Salzburg, weil die Bullen ihr Pressing konsequenter durchzogen und mehr Zug zum Tor entwickelten.“ Erst zwei deutsche Zweitliga-Trainer brachten echtes Pressing in die Bundesliga – die beiden Spiele zwischen Hyballas Sturm und Schmidts Salzburgern war mit das Beste, was die Liga in den letzten Jahren hergab. Ihr Duell am 1. Spieltag war ein flotter Auftakt, der Lust auf mehr machte.
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Platz 7 | EURO 2012 | Spanien – Portugal 0:0 n.V., 4:2 i.E.
„Die drei Mann im portugiesischen Zentrum hatten eine ganz hervorragende Abstimmung beim Pressen auf ihre spanischen Gegenspieler. Die Folge war, dass die Spanier öfter, als ihnen lieb war, auf lange Balle zurückgreifen mussten. Das ist nicht ihr Spiel, und so kamen sie auch nicht dazu, sich dauerhaft in der gegnerischen Hälfte festzusetzen.“ Langweilig, nicht mehr anzusehen, Spannungskiller – was musste sich die spanische Spielanlage bei der EM nicht alles nachsagen lassen. Aber ist es der Fehler der Spanier, dass jeder nur das Kurzpass-Spiel über sich ergehen lässt? Wobei, nicht jeder. Denn auch, wenn es im Elferschießen nichts wurde: Im Semifinale haben die Portugiesen im besten Spiel der EM gezeigt, wie man Spanien richtig nerven kann.
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Platz 6 | Frauen-EM-Qualifikation | Österreich – Dänemark 3:1
„War die dänische Spielgestaltung in der ersten Hälfte eher lauwarm, war auch die Reaktion auf das von niemandem erwartete 0:2 halbgar und nicht wirkte nicht fertig durchdacht. Einen Rückstand – noch dazu einen von zwei Toren – konnte Dänemark eben schon lange nicht mehr üben.“ In einem Zeitraum von anderthalb Jahren vollzogen die ÖFB-Frauen einen Quantensprung. Nie war man auch nur in der Nähe eines großen Turniers, diesmal scheiterte man erst im Play-off an Russland – und das auch noch knapp. Und die endgültige Initialzündung war der Sieg gegen das Top-Team aus Dänemark. Das erste Heimspiel überhaupt, dass live im TV übertragen wurde, geriet zur Sternstunde, die auch noch verdient war.
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Platz 5 | Copa Libertadores | Universidad de Chile – SD Quito 6:0
„Eine pervers hohe Abwehrlinie mit zuweilen nur einem einzigen Verteidiger, brutale Dominanz im Zentrum, irrsinnig bewegliche und sich zurückfallen lassende Stürmer, die dann selbst aus der Tiefe kommen oder selbst für steil gehende Kollegen die Vorlagen geben – klingt so gut wie unmöglich zu verteidigen. Und es klingt unmöglich, so selbst zu verteidigen. Ist es auch.“ Der mittlerweile zum chilenischen Teamchef bestellte Jorge Sampaoli installierte beim besten Klub-Team des Landes eine Spielanlage, die so ziemlich das attraktivste ist, was der moderne Fußball zu bieten hat. Ein Jahr nach dem Titelgewinn in der Copa Sudamericana ging’s in der Copa Libertadores bis ins Halbfinale. Mit nichts anderem als hochriskantem Harakiri-Fußball reinster Prägung.
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Platz 4 | DFB-Pokal | Borussia Dortmund – Bayern München 5:2
„So ging über rechts nicht viel nach vorne, über links auch nicht, und im Zentrum ging auch nichts weiter. Weil Luiz Gustavo erstens verunsichert war und zweitens ohnehin kein Künstler am Ball ist, blieb die Verantwortung an Schweinsteiger und Kroos hängen. Doch Ersterem fehlt nach seiner Verletzungspause noch die Spielpraxis, und Letzerer war von den herausragend spielenden Kehl und Gündogan aus dem Spiel genommen.“ Im Grunde machte der BVB, was er immer macht. Im Pokalfinale geschah das allerdings in einer Klasse, mit der die Bayern überhaupt nicht mitkamen. Die Borussia zerlegte die Münchener und so holte Dortmund hochverdient auch den Pokal.
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Platz 3 | Afrika-Cup | Gabun – Marokko 3:2
„Vor allem Moussono auf der linken Seite konnte mit Mouloungui für solchen Wirbel sorgen, dass sich Eric Gerets schnell gezwungen sah, den damit überforderten Mickaël Basser rauszunehmen und mit Jamal Alioui einen frischen Mann für rechts hinten zu bringen. Aber der Schaden war bereits angerichtet, die Hausherren warfen alles nach vorne.“ Taktisch war das kein allzu kompliziertes Spiel – dafür zum Zusehen umso aufregender. Die Wucht, mit der sich der Co-Gastgeber des Afrikacups gegen die Niederlage gegen Marokko gestemmt hat, war herzerfrischend und das Spiel dramatisch. Und letztlich hat Gabun mit dieser unfassbaren Partie das Viertelfinale erreicht.
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Platz 2 | WM-Qualifikation | Österreich – Deutschland 1:2
„Endlich traut sich auch ein rot-weiß-rotes Team gegen einen übermächtig scheinenden Gegner zu, selbst die Initiative zu ergreifen. Und stellt sich, überspitzt formuliert, nicht mehr nur auf das Feld und hofft, dass sich die sportliche Katastrophe in Grenzen halten möge.“ Obwohl es am Ende eine 1:2-Niederlage war: In diesem Spiel war die beste Leistung einer österreichischen Mannschaft seit, naja, zumindest sehr langer Zeit zu bewundern. Deutschland zeigte sich vor der Pause zuweilen ratlos und danach in Zweikämpfen etwas überfordert. Sodass bei Österreich trotz des bitteren 1:2 die tolle Leistung im Vordergrund steht.
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Platz 1 | Europa League | Manchester Utd – Athletic Bilbao 2:3
„Das Team von Marcelo Bielsa zeigte sich flinker, wacher, schneller, übte mehr Druck aus, erzeugte mehr Torgefahr, war in der Zentrale dominant und dominierte die Flügel. Rooney war, trotz seiner zwei Tore, kaum ein Faktor, Hernández fand überhaupt nicht statt. Giggs sah gegen das heftige Pressing noch älter aus, als er ist.“ Athletic war Europas aufregendste Mannschaft, zumindest in der ersten Jahreshälfte. Unter der Leitung des genialen, aber schwierigen Marcelo Bielsa verzückten die Basken die Fachwelt und verprügelten auf dem Weg ins Europa-League-Finale Manchester United zweimal nach allen Regeln der Kunst. So gab’s für die Red Devils im Hinspiel ein 2:3 mit Option auf Debakel. Und weil es auch im Rückspiel nicht besser wurde und United (viel zu niedrig) mit 1:2 verlor, titelte die Sun gewohnt phantasievoll:
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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2012 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2013 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!
]]>Das bestimmende Element in diesem Spiel war logischerweise die Aufteilung im Mittelfeld bei Borussia Dortmund. Jürgen Klopp stellte sein Team in einem 4-3-3 auf, in dem neben Sven Bender und Ilkay Gündogan auch Jakub Blaszczykowski in die Zentrale beordert wurde. Ziel dieser für Dortmund ungewohnten Formation war klar: Durch die Mitte nichts zulassen und auf den Außenbahnen Überzahl herstellen.
Effekte der Dortmunder Mittelfeld-Dreierkette
Obwohl Dortmund auf das übliche Pressing verzichtete und zudem ziemlich desaströse Zweikampfwerte aufwies – nur 39% wurden gewonnen – ging der Plan durchaus auf.
Kuba Blaszczykowski rückte immer nach außen, wenn es galt, den Weg für Ribéry abzuschneiden; während sich Bender und Gündogan beide eher um das andere Halbfeld kümmerten. Logisch – denn hier rückte Schweinsteiger aus der Tiefe immer wieder auf, um Toni Kroos zu unterstützen. Das Trio agierte durchaus gut abgestimmt und verhinderte praktisch jeden Versuch der Bayern, durch die Mitte zu kommen und so Mandzukic einzusetzen.
Druch die vertikale Inexistenz von Kroos war das Spiel der Bayern auf die Außenbahnen gezwungen. Genau das wollte Klopp ohne Zweifel erreichen, und hier griff der eigentliche Clou in seinem System: Durch das geschickte Rausschieben von Gündogan und Blaszczykowski sahen sich Ribéry und Müller permanenter Unterzahl gegenüber.
Ribéry hatte permanent Blaszczykowski auf seinen Füßen stehen, und hatte er den überwunden, stand immer noch Piszczek vor ihm. Der Franzose arbeitete auch viel nach hinten, war sich für keinen Defensiv-Zweikampf zu schade, brachte nach vorne aber wenig Konkretes zu Stande. Auf der anderen Seite war Thomas Müller, was die Rückwärtsbewegung angeht, deutlich fauler und er blieb isoliert – weil der es mit Gündogan und Schmelzer zu tun hatte und Bender einen guten Job machte, wenn es darum ging, Schweinsteiger bei begrenzter Wirkung zu halten.
Bayern defensiv diszipliniert, aber ohne offensives Risiko
Die Bayern spielten mit einer sehr hohen Verteidigungslinie und sammelten viel Ballbesitz, erwischten die Dortmunder aber kaum einmal in Unordnung. Andererseits ließen sie aber auch bei sich selbst keine zu: Wenn der Ball verloren wurde, geschah das Umschalten von Offensive auf Defensive blitzschnell, man bekam extrem flink genug Leute hinter den Ball und kam so auch kaum in Gefahr. Lediglich, wenn es Fehlpässe in der Vorwärtsbewegung gab, konnte Dortmund Neuer wirklich prüfen, wie bei Reus‘ Schuss kurz vor der Halbzeit.
Die andere Seite der Medaille war aber, dass auch die Außenverteidiger Lahm und Alaba ihre Rollen eher konservativ anlegten und es vermieden, sich allzu weit nach vorne zu bewegen – um nicht den Dortmunder Flügelstürmern Götze und Reus Raum in ihrem Rücken zu geben.
Nach der Pause öffnet sich das Spiel
Nach dem Seitenwechel wich bei beiden Seiten die Vorsicht ein wenig dem Willen zu mehr Gestaltung. Dortmund achtete nun darauf, die Bälle schneller in die Spitze zu bekommen und mehr nachzurücken. Das hatte zur Folge, dass die Borussia ihre Präsenz in der gegnerischen Hälfte deutlich erhöhte. Aber auch die Bayern zeigten sich eine Spur offensiver.
Vor allem Philipp Lahm hatte die Zeichen der Zeit erkannt und belebte mit vermehrten Vorstößen die vor der Pause praktisch tote rechte Seite der Bayern merklich. Das alles änderte aber nichts daran, dass sowohl Lewandowski bei Dortmund als auch Mandzukic bei Bayern eher frustrierende Abende verlebten, weil sie kaum ins Spiel kamen und auch weiterhin ihre Kollegen nicht mit letzter Konsequenz nachrückten.
So war es auch folgerichtig, dass die Tore aus einer feine Einzelleistung von Kroos waren (1:0) und schlampiges Verteidigen eines Eckballs (1:1), und nicht aus taktischen Fehlleistungen oder Stellungsfehlern aus dem Spiel heraus.
Klopp stellt um – und gibt Spiel aus der Hand
Unmittelbar vor dem Tor zum Dortmunder Ausgleich, rund eine Viertelstunde vor Schluss, stellte Jürgen Klopp um: Er nahm Blaczszykowski vom Feld und brachte Perisic, stellte damit sein System auf das gewohnte 4-2-3-1 um.
Eine Entscheidung, die sich als nicht so glücklich herausstellen sollte. Denn mit dem Auflassen des Mittelfeld-Trios und der Umstellung auf ein Duo, das sich um die defensive Zentrale kümmern sollte, öffnete Klopp den Bayern genau jene Räume, die sie in den 75 Minuten davor nicht hatten.
Das nützte der Tabellenführer auch schnell aus. Vor allem Thomas Müller blühte auf, nun da er etwas Platz zum Bearbeiten hatte – zudem musste Neven Subotic bei Dortmund angeschlagen raus und Felipe Santana war nicht sofort voll im Spiel. Logische Folge: Die Bayern kamen in der Schlussphase massiv auf und Roman Weidenfeller musste in drei, vier Situationen sein ganzes Können auspacken, um Dortmund zumindest noch das 1:1 zu retten.
Fazit: Klopp macht’s lange richtig – und vercoacht dann fast noch
Die Bayern hatten schon beim 1:1 in Nürnberg mit einem Mittelfeld-Trio, das die Mitte zumachte und auf den Flügeln aufpasste, große Probleme. Sehr ähnlich gestaltete sich dieses Spiel, in dem Klopp erst einmal darauf achtete, dass man die in dieser Saison so flink nach vorne Spielenden Bayern erstmal einbremst und über die trickreichen Reus und Götze die Kanäle Richtung Tor bearbeitet.
Auf der anderen Seite wussten die Bayern, dass auch ein Remis ein recht akzeptables Resultat ist und gingen daher auch nie das letzte Risiko. Die Außenverteidiger blieben lange zurückhaltend; kein Tor zu kassieren war auch hier wichtiger als selbst eines zu erzielen. So steht letztlich ein logisches und auch leistungsgerechtes Remis – wäre da nicht die letzte Viertelstunde gewesen.
Die die Umstellung von Klopp, weg vom Mittelfeld-Trio, eröffnete den Bayern die Chance, das Spiel doch noch zu gewinnen. So ist der Punkt für Dortmund zwar immer noch nicht völlig unverdient, aber wenn der BVB das Spiel noch verloren hätte, dann hätte sich Klopp das wohl auf die eigene Kappe zu heften gehabt.
Aber – es ging ja nochmal gut.
(phe)
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