Das Sensationsteam aus Montpellier war nicht in den Pariser Prinzenpark gekommen, um sich die Szenerie erst einmal anzuschauen: Der letzte verbliebene Titel-Konkurrenz von PSG übernahm von Beginn an die Kontrolle. Was angesichts der Formation und der sich daraus ergebenden Probleme in punkto Raumaufteilung beim Team von Carlo Ancelotti aber auch nicht ganz unlogisch war.
Italiener durch und durch
Denn anders als sein auf eher stillose Art und Weise entlassener Vorgänger Antoine Kombouaré, der mit einem 4-2-3-1 spielen ließ, stellte Ancelotti um auf einen 4-3-2-1-Tannenbaum. Das heißt: Alles konzentriert sich auf die Mitte und die Breite im Spiel kommt fast nur noch von den Außenverteidigern. Sissoko und Matuidi, die in der defensiven Dreierreihe den von Inter geholten Thiago Motta flankieren, verschoben jeweils auf die Seite, auf der die gerade defensiv gebraucht wurden. Aber eine aktive Rolle im Auseinanderziehen der gegnerischen Abwehr nahmen sie nicht ein.
Was auch Néné und Ménez nicht machten. Das Duo, das unter Kombouaré noch als echte Flügelzange agiert hatte, stellte sich von vorhnherein im Halbfeld auf und zog von dort auch nicht nach außen. So ensteht bei PSG ein praktisch flügelloses Spiel, wie es charakteristisch für italienische Teams ist. Nicht zuletzt etwa jene von Milan, mit denen Ancelotti in der Champions League große Erfolge gefeiert hat mit drei Finals in fünf Jahren.
Das Überraschungsteam aus dem Süden
So ist PSG unter Ancelotti auch zu eher zu einer Ergebnismaschine mit begrenztem Unterhaltungswert geworden. Ganz anders Montpellier: Der Fußballzwerg aus dem Süden des Landes hat ligaweit die meisten Tore erzielt und hat eine ganze Reihe von international (noch) eher unbekannten, aber sehr aufregenden Spielern in seinen Reihen. Wie etwa Sturmspitze Olivier Giroud (25), der die Torschützenliste der Ligue 1 mit großem Abstand anführt. Oder der Marokkaner Younes Belhanda (21), der in der zentralen Offensive mit großem Einsatz, toller Technik und mit rotzfrecher Spielweise die Gegner narrt. Oder wie Kapitän Mapou Yanga-Mbwia (22), der als einer der besten Innenverteidiger der nächsten Jahre gehandelt wird.
Geführt wird die Truppe von René Girard, der nach vielen Jahren als Trainer diverser Junioren-Nationalteams beim französischen Verband vor zweieinhalb Jahren Montpellier übernommen hat. Er machte aus der Mannschaft eine kompakte Einheit, die schon letzte Saison einige gute Phasen hatte, und in dieser Spielzeit über sich hinauswächst – wenn man nicht noch komplett zusammenklappt, ist ein Fix-Platz in der Champions League so gut wie sicher.
Platz auf den Seiten ausnützen
In diesem Spitzenspiel übernahm Montpellier auch sofort die Initiative und bearbeitete vor allem die Flanken, die von PSG wie erwähnt nicht gerade aktiv genützt wurden. Hier marschierten die Außenverteidiger Henri Bedimo (links) und Garry Bocaly (rechts) nach vorne und unterstützten die Flügelspieler Camara und Utaka, die eher spät nach innen zogen und sich erst sehr weit in der gegnerischen Hälfte hinterlaufen ließen. Die Pariser verschoben zwar ihre Dreierkette im Mittelfeld immer entsprechend, aber den Druck konnten sie nicht kanalisieren.
Interessant war die Rolle von Younes Belhanda in der Zentrale. Der Marokkaner spielte keinen klassischen Zehner in einem 4-2-3-1, sondern stand recht hoch und platzierte sich eher als hängende Spitze in einem 4-4-1-1. Sein riesiger Aktionsradius und die fleißige Arbeit von Giroud beschäftigte die Mittelfeld-Zentrale von PSG recht ordentlich, sodass diese trotz nomineller Überzahl gegen diese beiden kaum dazu kam, das Spiel zu eröffnen.
Unverdiente Führung, verdienter Ausgleich
Die Pariser waren im eigenen Angriffsspiel damit zusehens auf schnelle Konter durch die Mitte angewiesen, hier rächte sich aber, dass die Flanken einfach nicht besetzt waren. Im Zentrum verstanden es die Montpellier-Sechser Saihi und Estrada jedoch gut, Passwege auch bei Kontern zuzustellen – PSG blieb harmlos. So war es fast logisch, dass ein Tor für den Tabellenführer eigentlich nur aus einer Standardsituation fallen konnte – und mit Alex‘ sich böse nach außen drehenden Freistoß aus 35 Metern am chancenlosen Montpellier-Goalie Jourdreau vorbei war es in der 41. Minute auch so weit.
Eine Führung gegen den Spielverlauf. Montpellier war aber nicht geschockt und kam noch vor dem Seitenwechsel zum Ausgleich: Die PSG-Abwehr verschob bei einem schnellen Seitenwechsel nach einer Montpellier-Ecke zu behäbig, der aufgerückte Innenverteidiger Hilton konnte unbedrängt flanken und Belhanda in der Mitte per Kopfball den hochverdienten Ausgleich markieren.
Spiel immer mehr ein Patt
Nach der Pause zeigte sich PSG deutlich bemühter, selbst die Kontrolle über das Spiel zu bekommen. Die Außenverteidiger Bisevac und der vom FC Barcelona verpflichtete Maxwell attackierten ihre Gegenspieler, die Montpellier-Flügel Utaka und Camara, deutlich früher und nahmen damit merklich Schwung aus dem Spiel des frechen Außenseiters. Zudem spielte das Mittelfeld-Trio die Bälle nun schneller und direkter nach vorne. Die Genauigkeit ließ dabei zwar zu wünschen übrig, aber durch die gestiegene Eigeninitiative konnte man vor allem Belhanda einbremsen.
Das Niveau des Spiels ließ in dieser Phase merklich nach: Kein Team konnte sich aus eigener Kraft Torchancen erarbeiten, weil bei beiden Mannschaften das defensive Mittelfeld hervorragend stand und dem Gegner keinen Zugriff auf den Strafraum erlaubte. Einen stärkenden Effekt hatte dabei auch der nach einer Stunde vorgenommene Wechsel von Montpellier-Coach Girard, bei dem er den robusten Benjamin Stambouli für den eher filigranen Saihi brachte. Durch die Mitte gab’s für PSG nun erst recht kein durchkommen mehr, Flügelspiel existierte weiterhin kaum.
Wie auch bei Montpellier. Utaka und Camara zogen sich merklich zurück und positionierten sich weiter innen. Damit wurden die PSG-Mittelfeld-Leute im Halbfeld, Matuidi und Sissoko, beschäftigt, aber nach vorne kam kaum noch etwas. Montpellier schien mit dem 1:1 ganz gut leben zu können.
Pastore kommt, neues System kommt, Schwung kommt
Eine Viertelstunde vor Schluss brachte Ancelotti dann mit Javier Pastore den Superstar des Vereins. Der Argentinier hatte einen tollen Start im Sommer, eher seine Form immer weiter nach unten ging und er sich dann auch noch verletzte. Mit Pastore in der Mannschaft und einem 4-2-3-1, in dem Pastore auf der Zehn agierte und Ménez und Néné merklich weiter außen agierten als zuvor, entwickelte PSG sofort mehr Schwung und hatte prompt gute Chancen.
Doch diesmal war es das Team aus Montpellier, das etwas entgegen des Spielverlaufs in Führung ging: Utaka wurde weder von Sakho noch von Lugano (war für den verletzten Alex gekommen) beachtet und verwertete die Maßflanke von Giroud ohne die geringste Mühe per Kopf zum 2:1. Für PSG ein peinliches Gegentor, weil es zum einen viel zu billig fiel und zum anderen eine exakte Kopie des ersten Gegentores war: Flanke von der linken Abwehrseite, keiner beim Kopfball in der Mitte, und drin.
Doch die Schlussphase der ersten Hälfte sollte sich wiederholen, nur eben gespiegelt: Die Pariser drückten nun vehement auf den Ausgleich und sie bekamen ihn. Ménez ließ den sonst so sicheren Yanga-Mbwia aussteigen, legte auf den für dem unsichtbaren Gameiro eingewechselten Hoarau quer und der drückte den Ball zum verdienten Ausgleich über die Linie.
PSG hatte nun endlich endgültig so richtig Gefallen an dieser Partie gefunden und nahm auch nach dem Ausgleich den Fuß nicht mehr vom Gaspedal. Der Siegtreffer fiel aber nicht mehr – er wäre auch zu viel des Guten gewesen.
Fazit: Montpellier mit Mut zur Initiative zum Erfolg
Für PSG ist die Tatsache, dass diese beiden Teams ein Spiel auf Augenhöhe absolviert haben, eigentlich peinlich – schließlich verfügt Montpellier über vielleicht ein Viertel des Budgets des Hauptstadt-Klubs. Aber das Team von René Girard präsentiert sich als flinke, kompakte Einheit, in der die einzelnen zum Teil wirklich hochtalentierten Spieler tatsächlich eine funktionierende Mannschaft bilden.
Bei den Parisern sah das bis zur Einwechslung von Pastore deutlich mühsamer aus. Die Konzentration auf ein dichtes Zentrum im Spiel nach vorne macht es der Mannschaft unglaublich schwer, sich Chancen zu erarbeiten – und die französische Liga ist dafür bekannt, sehr athletisch und kompakt zu verteidigen. Zudem wird die Frage sein, ob Ancelotti von seinem Tannenbaum-System abweicht, wenn er Pastore von Anfang an bringt.
Paris St. Germain bleibt mit diesem 2:2 in der Tabelle einen Punkt vor Montpellier und bleibt natürlich der klare Favorit auf den Titel. Aber dieses Überraschungs-Team aus Montpellier hat gezeigt, dass es nicht umsonst so weit vorne steht und auch auswärts beim Tabellenführer nicht davor zurückschreckt, selbst die Initiative zu ergreifen. So hat man im modernen Fußball als Außenseiter Erfolg.
(phe)
]]>Platz 11 | Premier League | Chelsea – Liverpool 0:1
„Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierkette gefunden hat. Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem “Torres und Drogba und Anelka” zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war ein totaler Flop.“ – Die einen waren mit King Kenny auf der Bank auf dem Weg nach oben, zum Teil mit unüblichen Aufstellungsvarianten. Die anderen begannen zu erkennen, dass es vielleicht doch keine so einfach war, Torres sinnvoll einzubauen. Er verlor hier sein erstes Spiel im Chelsea-Dress ausgerechnet gegen sein altes Team. Süße Rache, nennt man so etwas wohl.
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Platz 10 | Asien-Cup | Japan – Syrien 2:1
„In der offensiven Dreierreihe wird rochiert, was das Zeug hält. Da taucht Matsui schon mal auf der ganz anderen Seite auf, Kagawa in der Mitte oder gar als Sturmspitze, Honda mal zurückhängend, mal auf die Seiten, dann wieder ganz vorne. Fàbregas, Nasri, Rosický und Konsorten lassen grüßen. Und vorne macht Ryoichi Maeda, was bei Arsenal einen Robin van Persie ausmacht. Vom Toreschießen mal abgesehen.“ – Was der Italiener Alberto Zaccheroni aus den Japanern gemacht hat, war atemberaubend. Ein Tempo, eine Ballsicherheit eine Dominanz: Man war beim ganzen Asien-Cup, nicht nur im Gruppenspiel gegen Syrien, die mit sehr viel Abstand beste Mannschaft. Und wenn man etwas konsequenter im Ausnützen der Torchancen gewesen wäre, hätte das Arsenal Asiens nicht so sehr um den Titel zittern müssen.
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Platz 9 | Europa League | ZSKA Moskau – FC Porto 0:1
Platz 8 | Frauen-WM | USA – Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.
Platz 7 | Europa League | SV Ried – Brøndby IF 2:0
Platz 6 | EM-Qualifikation | Frankreich – Bosnien 1:1
Platz 5 | Deutsche Bundesliga | Bayern München – Borussia Dortmund 1:3
Platz 4 | EM-Qualifikation | Aserbaidschan – Österreich 1:4
Platz 3 | La Liga, Copa del Rey, Champions League | Der Clásico-Vierteiler
Platz 2 | Copa América | Uruguay – Chile 1:1
Platz 1 | La Liga | FC Barcelona – Villarreal CF 5:0
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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2011 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2012 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!
Wie üblich in den letzten Wochen, und wie durchaus erfolgreich im Viertelfinale der Champions League eben gegen Chelsea, stellte sich United im 4-4-1-1 auf. Valencia bekam den Vorzug vor Nani, ansonsten spielte bei Manchester das beste, was das Lazarett hergab – also wiederum das sehr gut funktionierende Mittelfeld-Duo Carrick und Giggs, und vorne Hernández. Der gleich nach einer halben Minute die Tatsache ausnützte, dass Terry und David Luiz zu weit auseinander standen, und prompt stand’s 1:0 für United.
Was für Chelsea natürlich die reinste Katastrophe war, sclhießlich war das ja das Spiel der letzten Chance im Kampf um den Titel. Ancelotti kam mit einem 4-3-3 daher, ließ dabei Torres zunächst auf der Bank und flankierte Drogba mit Malouda links und Kalou rechts. Die Blues spielten sehr eng, versuchten das zentrale Dreieck von United mit einem eigenen (Mikel, Essien und Lampard) zu neutralisieren und die Flügel zogen früh nach innen, um sich so den Umklammerung der Außenverteidiger zu entziehen.
Fehlende Breite
Das erforderte natürlich von Ashley Cole und Branislav Ivanovic viel Arbeit nach vorne, genau dabei haperte es aber. Denn Cole wurde sehr viel von Valencia beschäftigt, der recht konsequent die Linie hielt und sich mangels eines zweiten Gegenspielers im Mittelfeld auch immer wieder hervorragend für Anspiele anbot. Auf der anderen Seite war Ivanovic ganz schlicht und einfach schlecht – Park Ji-Sung konnte den Serben unbehelligt lassen und selbst ins Halbfeld ziehen und sich mit Rooney verbinden, ohne dass Ivanovic wirklich ins Spiel kam. Im Gegenteil, oft musste sogar David Luiz aus dem Zentrum raus und die Löcher stopfen, die Ivanovic hinterließ.
Mit der frühen Führung im Rücken hatte United natürlich nicht mehr den unbedingten Drang nach vorne, aber dennoch waren es in einer flotten Partie die Hausherren, die einen besseren Eindruck hinterließen. Vor allem die langen Anspiele auf Valencia streckten das Spiel sehr gut, Chelsea vermochte es oftmals nicht, wirklich Druck auf den Ballführenden auszuüben und so kam das 2:0 für Manchester, wenn auch aus einem Eckball gefallen, durchaus nicht unverdient.
United leht sich ein wenig zurück
Da Chelsea nun schon drei Tore brauchte, um den Titel weiterhin aus halbwegs eigener Kraft zu erringen, zogen die Blues natürlich etwas an, auch wurde ihnen nun immer mehr Ballbesitz überlassen, aber ein Anschlusstreffer gelang ihnen zumindest bis zur Pause nicht. Beim Team von Sir Alex hatte man aber trotzdem nie den Eindruck, dass ihnen die Partie wirklich aus den Händen gleitet.
Ancelotti nahm zur Pause zwei Wechsel vor – Alex für David Luiz in der IV und Ramies für Mikel. Essien übernahm nun den Part auf der Sechs und Ramires im rechten Halbfeld, wirklich Unterschied machte das aber nicht. Ja, Ramires zeigte etwas mehr Präsenz als Essien auf dieser Position, aber wirkliche Änderung brachte erst die Maßnahme von Ancelotti, nach einer Stunde den glücklosen Kalou für Torres aus dem Spiel zu nehmen.
Die alte Leier mit Drogba & Torres
Es ist ja nichts Neues: Mit beiden Stoßstürmern auf dem Feld fehlt Chelsea einfach das kreative Moment aus dem Mittelfeld, weil Ancelotti mit den beiden fast gezwungen ist, auf ein 4-4-2 umzustellen – und hier fehlt es im Kader von Chelsea nun mal an einem Spieler, der aus dem Mittelfeld die beiden sinnvoll bedienen kann. Im vorliegenden Fall ging Ramires auf die rechte und Malouda auf die linke Seite, mit Lampard und Essien im Zentrum – und vorne zwei Immobilien. Ja, Lampard gelang wenige Minute später der Anschlusstreffer, aber mit der Umstellung hatte das wenig zu tun.
Das Problem mit Torres ist, dass er absolut nichts dazu beiträgt, ein 4-4-2 funktionstüchtig zu machen. Das braucht nun mal zwei Stürmer, die ständig in Bewegung sind, sich anbieten, die gegnerische Spieleröffnung zu stören, und auch mal ein paar Schritte mit dem Ball am Fuß in Kauf nehmen. Torres macht nichts davon: Verglichen mit dem Spanier spulte sogar Toni Polster wahre Marathondistanzen ab. Mangelnde Fitness ist ein Jahr nach der Verletzung keine Ausrede mehr, mangelnde Spielpraxis auch nicht. Immer mehr drängt sich einem der Eindruck auf, bei Torres fehlt es am Willen.
United ohne echte Probleme
So fügte Ancelotti mit der Hereinnahme von Torres seiner Mannschaft letztlich mehr Schaden zu, als er wirklich geholfen hätte. United erkannte daher bald: Um die beiden Stürmer braucht man sich keine Sorgen machen, die haben Vidic und Ferdinand locker im Griff, und letztlich brauchte es auch keine übertriebene Angst vor dem Mittelfeld von Chelsea zu haben, da aus dem Zentrum nichts kam und die Außen ziemlich abgemeldet waren.
So hatte Manchester nicht nur keine Probleme, den Sieg über die Zeit zu bringen, sondern kann sich sogar noch ärgern, nicht eine der zahllosen guten Chancen in der Schlussphase genützt zu haben, ein drittes oder gar viertes Tor zu erzielen.
Fazit: Manchester ist ein verdienter Meister
Es braucht sich niemand mehr etwas vormachen: Manchester United ist zum 19. Mal englischer Meister, die sechs Punkte Vorsprung gibt das Team von Sir Alex in den letzten beiden Spielen nicht mehr ab. Nach dem schnellen Rückstand fehlten Chelsea die Mittel, einem cleveren und kompakten Gegner noch zwei Tore zu schießen, und mit der Hereinnahme des inferioren Torres nahmen sich die Blues den letzten Funken Hoffnung.
So ist United zweiffellos ein verdienter Meister, wiewohl es sicherlich nicht der glanzvollste von Sir Alex‘ Titeln ist. Nein, Manchester war alles andere als glanzvoll und den Vergleich mit diversen früheren Meister-Teams von Old Trafford – jene von 2008 etwa – hält die aktuelle Mannschaft eher nicht stand. Aber das Meister-Team von 2011 zeigte die wenigsten Schwächen und war ohne jeden Zweifel die konstanteste der Saison.
Dabei hat auch sicher geholfen, dass Ferguson nicht mitten im Jahr einen 60 Millionen teuren, aber absolut willenlosen Stürmer in die Mannschaft gepflanzt bekam…
(phe)
]]>Nach dem 0:1 im Hinspiel musste Chelsea im Old Trafford das Spiel machen. und Ancelotti entschied sich für eine eher überraschende Variante: Weniger das 4-3-3, das er auf das Feld schickte war unerwartet, sondern die Interpretation und die Besetzung: Denn zum einen agierte Florent Malouda nicht als Linksaußen, sondern sehr weit hinten und eher zentral halblinks im Mittelfeld, dafür ging Lampard sehr weit nach vorne und spielte halblinks hinter Torres. Ihm zur Seite stand Anelka, der sich sehr viel bewegte und sich auch in tieferen Regionen immer wieder anbot. Generell aber versuchte Chelsea natürlich, so weit wie möglich nach vorne zu schieben und United so unter Druck zu setzen – was sicher auch eine Überlegung hinter der Maßnahme war, Malouda nach hinten zu stellen. Er und Ramires sollten Giggs und Carrick in der Zentrale von Manchester aus dem Spiel nehmen. das gelang aber nur begrenzt.
Die Breite im Spiel der Blues kam ausschließlich über die sehr aktiven Außenverteidiger Ivanovic und Cole. Zudem kam durch die Spielstarken Malouda und Ramires einiges an Vorwärtsdrang aus dem defensiven Mittelfeld. United wusste zunächst nicht so recht, wie man darauf reagieren sollte.
Alles über Rooney…
Sir Alex schickte wieder jenes 4-4-1-1 ins Spiel, das ihm schon das Hinspiel an der Stamford Bridge mit 1:0 gewann, wenn auch mit leichten Änderungen: Park Ji-Sung spielte rechts statt Valencia, dafür kam Nani auf links ins Team. Außerdem ersetzte rechts hinten John O’Shea Rafael. Nach vorne ging bei den Hausherren zunächst aber sehr, sehr wenig. Durch Malouda und Ramires waren das Mittelfeld von Manchester viel mit Defensivarbeit beschäftigt, so war der entscheidende Mann Rooney: Wenn etwas ging, dann über ihm. Der spulte ein großes Laufpensum ab und löste sich so immer wieder von Essien.
Am gefährlichsten wurde Chelsea, wenn es schnell und direkt mit Steilpässen in Richtung Grundlinie ging, nur gelang dies zu selten. Die Außenverteidigier machten zwar viel nach vorne, aber die Flankenbälle brachten wenig – vor allem jene von Ivanovic waren zumeist grässlich. So konnte sich United sogar den Luxus erlauben, Rio Ferdinand 75 Minuten lang humpeln zu lassen wie ein angeschossenes Reh, ohne ihn auszuwechseln.
…und Giggs
Nach etwa einer halben Stunde nahm neben Rooney auch Giggs das Spiel seiner Mannschaft etwas in die Hand. United muss erkannt haben, dass es eines eigenen Flügelspiels bedarf, um jenes von Chelsea etwas zu bremsen, und so ging der Waliser gegen Ende der Halbzeit immer mehr auf die rechte Seite hinaus. Im Gegenzug nahm Park Ji-Sung weiterhin vermehrt Defensivaufgaben wahr und rückte auch etwas ein. Mit all seiner Erfahrung verteilte Giggs die Bälle aus dem Zentrum und nun verursachte er auch bei Ashley Cole große Probleme.
Die Folge war, dass es United sofort besser gelang, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und ihn auch in die Spitze zu bringen – etwas, was der auf sich allein gestellte Rooney zuvor nicht bewerkstelligen konnte. Die unmittelbare Folge war das vermeintliche 1:0 für die Hausherren nach einer Flanke von Rechts, bei dem Hernández zu Recht wegen Abseits zurückgepfiffen wurde – und in der 43. Minute beinahe eine Kopie der Szene, nur dass diesmal Hernández die Flanke von Giggs verwertete. Zwar wohl wieder aus haarscharfer Abseitsposition, aber das Tor zählte.
Mehr Präsenz durch Drogba
Chelsea hatte nun noch eine Hälfte Zeit, zwei Tore zu erzielen, und dafür brachte Ancelotti statt des einmal mehr enttäuschenden Torres nun Drogba. Der Ivorer zeigte sofort eine ganz andere Präsenz und eine deutlich selbstbewusstere Körpersprache, allerdings schaffte es Chelsea nun noch weniger als vor der Pause, Zugriff auf den gegnerischen Strafraum zu entwickeln.
Vor allem Evra und Nani steigerten sich nun massiv. Sie drückten Ivanovic immer mehr in seine eigene Hälfte und nahmen den rechten Flügel von Chelsea somit komplett aus dem Spiel – machten also das, was Giggs schon vor der Pause mit dem anderen Flügel gemacht hatte. Chelsea blieb somit nur noch der Weg über das Zentrum. Doch Malouda, der aus der Etappe kam, biss sich am defensiv sehr starken Carrick die Zähne aus, Anelka hatte generell keinen guten Tag und Lampard alleine konnte die sicher stehende Deckung auch nicht überwinden.
Erst mehr Breite, dann weniger Spieler
Die logische Reaktion von Carlo Ancelotti war, Salomon Kalou statt Anelka zu bringen. Der Ivorer sollte die eingeschlafene linke Offensivseite etwas beleben. Das Pech bei dieser Maßnahme: Nur kurze Zeit später flog Ramires mit seiner zweiten Verwarnung vom Platz und Chelsea war nur noch zu zehnt…
Somit stellte Ancelotti nun auf ein 4-3-2 um, was von Kalou verlangte, ins Zentrum neben Drogba zu gehen. Dahinter blieb Lampard zentral, Malouda halblinks und Essien als Quarterback in der Defensive. Die rechte Seite blieb vor Ivanovic unbesetzt – und es musste nun die Brechstange herhalten. Das klappte in Minute 76 für einmal sehr gut: Ein lange Ball von Essien aus der Tiefe, und die sonst so sichere Defensive von United war überrumpelt, Drogba schloss zum mittlerweile eher überraschenden 1:1 ab.
Die prompte Reaktion
Womöglich wäre ein noch eine richtig heiße Schlussphase geworden, hätte sich Chelsea nicht 50 Sekunden später im direkten Gegenzug das 1:2 durch Park Ji-Sung eingefangen. Damit war alles entschieden, denn in den verbleibenden 15 Minuten noch zwei Tore zu schießen, daran fehlte auch den Blues der Glaube, was an der eindeutigen Körpersprache abzulesen war.
Außerdem hatten Evra und Park Ji-Sung (der auf links gegangen war, der für Nani gekommene Valencia ging auf rechts) nun einen Spaß mit der unterbesetzten rechten Abwehrseite von Chelsea. Paulo Ferreira versuchte zwar, den Ball nach vorne zu tragen, aber letztlich brachte United das 2:1 sicher über die Zeit
Fazit: Chelsea fehlt die Klasse
Chelsea versuchte es mit der unüblichen Besetzung des 4-3-2-1 vor der Pause, Druck von hinten heraus aufzubauen. Das Prinzip war gut, hätte aber noch viel besser funktioniert, hätten die Flankenbäller der sehr hoch stehenden Außenverteidiger besser gepasst – hier
United sah sich das eine halbe Stunde an und reagierte dann angemessen. Giggs mit seiner Übersicht und Rooney mit seiner enormen Laufbereitschaft waren hierbei die entscheidenden Spieler. Chelsea fehlte es schlicht an den Mitteln und wohl auch ein wenig an der Klasse, United wirklich entscheidend unter Druck zu setzen.
Die Red Devils waren über zwei Spiele gesehen fraglos die bessere Mannschaft.
(phe)
]]>Drogba, Torres und Anelka – so viele Plätze hat Chelsea-Trainer Ancelotti in seinem Team nicht, dass alle drei zum Einsatz kommen und die Mannschaft dennoch funktioniert. So entschloss sich der Italiener im Heimspiel gegen United dazu, Anelka draußen zu lassen und mit einem 4-4-2 mit flachem Mittelfeld zu spielen. Bei United setzte Sir Alex auf ein 4-4-1-1, in dem Rooney hinter Hernandez als hängende Spitze agierte.
Die überrschendste Maßnahme in den Formationen war, dass Ryan Giggs im defensiven Mittelfeldzentrum agierte. Dafür beackerte Park Ji-Sung den linken Flügel. Auf die Schnelligkeit kann man ja bei Giggs immer noch in einzelnen Aktionen bauen, aber für das dauerhafte Bearbeiten der Seitenlinie hat der Koreaner einfach mehr Luft. Zudem kann Giggs auch aus dem Zentrum heraus seine Spielübersicht einbringen.
So oder so, keine der beiden Mannschaften schaffte es, wirklich Konstruktives mit dem Ball anzustellen. Bei Manchester war zuerst das Verteidigen des eigenen Strafraums angesagt und Vorstöße kamen in vielen Fällen auch über lange Bälle auf Rooney bzw. Park und Valencia an den Flanken, immer wieder aber kamen diese nicht an oder wurden gut verteidigt. Auffällig bei Valencia: Er ging nicht mit dem Ball am Fuß steil, sondern verlagerte oft mit hohen Pässen Richtung Spitze oder gar mit Seitenwechseln das Spiel wieder weg von ihm. Dennoch hatte United gegenüber Chelsea einen großen Vorteil im Spiel nach vorne: Die Positioniertung von Wayne Rooney als hängender Spitze.
Klassisches Problem bei Chelseas flachem 4-4-2
Chelsea hatte durch das flache 4-4-2 nämlich mit dem altbekannten Problem dieses Systems zu kämpfen: Wie kommt der Ball zu den Stürmern? Torres und Drogba spielten beide sehr hoch und hinter ihnen tat sich ein großes Loch auf. So mussten Lampard und Essien aus dem Zentrum erst einmal an drei Gegenspielern vorbei (Rooney, Giggs und Carrick), ehe auf die Sputzen immer noch Ferdinand und Vidic aufpassten. So blieb mehr Verantwortung an den Außenverteidigiern hängen, die hinte den einrückenden Shirkov bzw. Ramires nach vorne gingen.
Das Problem dabei: Rückten sie zu weit auf, waren wiederum Park und Valencia frei für lange Anspiele aus der Verteidigung heraus. So pläterschte das Spiel auf nicht allzu unterhaltsamem Niveau dahin – ehe Giggs doch einmal einen schnellen Antritt nach vorne wagte. Er nahm den tollen Pass des heute sehr starken Carrick an, ging bis zur Grundlinie durch, legte zurück und aus der Tiefe kam Rooney angeschossen und drückte die Kugel zum 1:0 über die Linie.
Wenig Reaktion bei Chelsea
Die Hausherren reagierten zunächst kaum auf den Rückstand, eher zogen sich die Gäste nun ein wenig zurück. Lampard orientierte sich im Gegenzug etwas weiter nach vorne, was sich in einer geisteigerten Passquote manifestierte. Außerdem versuchte Chelsea nun auch häufiger, aus der Distanz zum Abschluss zu kommen – denn Zugriff auf den Strafraum bekamen sie nicht. So hätte es kurz vor dem Seitenwechsel den Ausgleich geben können, doch dieser gelang nicht.
Erstaunlicherweise nahm Ancelotti in der Pause keine Veränderungen vor, sondern beorderte lediglich Lampard weiterhin nach vorne. Juri Shirkov indes blieb auf der linken Seite blass und dieser Eindruck verstärkte sich noch, als sein Gegenspieler Rafael verletzt vom Platz musste. Ferguson nämlich brachte nun Nani, dafür ging Valencia zurück auf die Rechtsverteidigier-Position – somit sah sich der Russe nun zwei offensiven Leuten gegenüber und konnte gar nicht mehr ins Spiel eingreifen.
Ancelotti stellt doch noch um – nicht ohne Wirkung
Erst in der 70. Minute konnte sich Chelsea-Coach Ancelotti zu einer Veränderung seiner Grundordnung durchringen: Er brachte Anelka für Drogba, und der Franzose orientierte sich auf den rechten Flügel, bzw. immer wieder auch ganz weit zurück, um sich die Bälle im defensiven Mittelfeld schon zu holen. Die Blues agierten in den letzten 20 Minute mit einem etwas schiefen 4-2-3-1, mit Torres vorne und dem Trio Malouda/Lampard/Anelka dahinter. Durchaus mit Erfolg, denn nun bekam Chelsea den Gegner unter Kontrolle und drückte ihm endlich das eigene Spiel auf.
Das sichtbare Zeichen des Umstellens bei United war der Tausch von Berbatov für Hernandez, aber Ferguson stellte für die Schlussphase auch sein System um: Rooney ging vom Zentrum auf die linke Seite, dafür gesellte sich Park Ji-Sung ins Zentrum, um gemeinsam mit Carrick und Giggs dort zuzumachen. Das gelang aber nicht wirklich, Chelsea kam in der Schlussphase zu einigen guten Möglichkeiten (zumeist wiederum aus durchaus gefährlichen Weitschüssen) und hätte auch in der Nachspielzeit noch zumindest einen Elfmeter bekommen können, wenn nicht müssen…
Fazit: Ancelotti reagierte zu spät
Es ist eine viel diskutierte Frage, vor allem seit Torres bei Chelsea ist: Stellt Ancelotti wirklich nach Leistung auf und dem Versuch, eine funktionierende Formation zu finden, oder doch eher nach Name und Ego? Denn das Duo Torres/Drogba mit einem flachen Mittelfeld dahinter hat überhaupt nicht funktioniert. Chelsea schaffte es nich in ausreichendem Maße, die beiden Stoßstürmer mit den nötigen Bällen zu versorgen. Erst, als Anelka kam und deutlich mehr aus der Tiefe kam, wurde Chelsea wirklich gefährlich.
United verteidigte gegen ein lange Zeit zu einfallsloses Chelsea recht gut und brachte den Ball vor allem durch Park Ji-Sung und den tief spielenden Rooney immer wieder schnell vor das gegnerische Tor. Es war sicherlich keine weltbewegende Leistung, die auf ewig in Erinnerung bleiben wird, aber grundsolide und auf die Schwächen des Gegners gut eingestellt. Erst in der Schlussphase kam United wirklich unter Druck, so aber sieht alles nach einem Semifinale gege Schalke aus.
(phe)
Link-Tipp: Im Liga-Spiel am 1. März hat Chelsea noch 2:1 gewonnen.
]]>Wie schon zuletzt gegen Stoke ließ Kenny Dalglish auch an der Stamford Bridge seine vor allem auf der Insel völlig ungewohnte Dreier-Abwehrkette ran, aber ihre Spielweise unterschied sich nicht nur in der Besetzung vom 2:0 gegen die Potters. Denn da war der zentrale Mann Kyrigiakos wie ein Libero oftmals weit mit nach vorne geprescht, beim Spiel gegen Chelsea aber blieb das aus. Zum einen, weil die Blues mit zwei Stürmern agierten. Und zum anderen, weil diesmal Martin Skrtel in der Mitte spielte – ein rustikaler Zweikämpfer und Ball-Wegdrescher, aber kein Mann für den kontrollierten Spielaufbau.
Das in Zahlen kaum zu definierende Dalglish-System war auf den Gegner perfekt abgestimmt, zumindest defensiv. Die Mittelfeld-Raute von Chelsea, die vier Spieler am Mittelkreis versammelte und so sicherlich auf einen numerischen Vorteil im Mittelfeld gehofft hatte, wurde von ebenso vielen Liverpool-Spielern neutralisiert. Vor allem Lucas Leiva machte einen sensationellen Job gegen Nicolas Anelka: Der Franzose, dessen Position die des Zehners ohnehin nicht ist, fand de facto nicht statt. Oftmals ließ er sich noch weiter zurückfallen, was ihm noch weniger lag; wenn er auf die Seiten auswich, stand ihm der jeweilige Außenmann der Dreierkette oder der Wing-Back auf den Füßen.
So blieb Chelsea nur das Spiel über die Außenverteidiger Cole und Bosingwa, die beide quasi im Alleingang für ihre Flanken zuständig waren. Sie wurden aber beide schon recht früh von den Liverpool-Wingbacks Kelly und Johnson empfangen. Die Folge: Chelsea kam (von einem Leichtsinns-Querpass von Maxi Pereira in der 2. Minute, den Torres abfing) nicht sinnvoll in den Liverpool-Strafraum. Es blieben nur Fernschüsse, die keine Gefahr darstellten.
Liverpool hatte hinten Überzahl, in der Zentrale zumindest Gleichstand – was hieß, dass es vorne zwangsläufig dünn wurde mit dem Personal. Kuyt lief sich die Lunge aus dem Leib und kämpfte wie ein Berseker, rieb sich so aber ziemlich auf. Raul Meireles war derjenige Spieler, der bei den Reds noch am ehesten vorne unterstützend wirkte, auch Maxi Rodríguez ging, wenn sich die Gelegenheit bot, gerne mal mit. Aber mehr als schnelle Gegenstöße waren nicht möglich. Die beste Chance der ersten Halbzeit hatte Rodríguez, der eine Traumflanke von Gerrard (der im Duell mit Lampard Punktsieger war) aus zwei Metern Entfernung an die Latte knallte.
Torres raus, Schwung rein
Bewegung kam erst in das statische und für englische Verhältnisse auch nicht allzu schnelle Spiel, als in der 66. Minute Fernando Torres den Platz verließ. Er spielte so, wie er in dem (noch) ungewohnten blauen Trikot ausshieht: Blass. Für ihn kam mit Salomon Kalou ein Flügelstürmer, Ancelotti stellte also von dem 4-4-2 mit Raute, das seinem Team sichtlich nicht liegt, auf das gewohnte 4-3-3 um. Kalou spielte den Rechtsaußen, Anelka den Linksaußen.
Das bedeutete für Liverpool: Erst mal abtasten und austesten, wie man selbst darauf reagieren sollte. Johnson und Kelly blieben nun erst einmal hinten, um auzuloten, inwieweit sie gegen die nun vorhandenen Außenstürmer und die so entstehende Breite im Chelsea-Spiel Agger bzw. Carragher helfen sollten. Und genau in diese Phase fiel ein Konter über Gerrard, der sich auf der rechten Seite gegen Lampard durchsetzte. Seine Flanke vor das Tor segelte sowohl an Terry und Ivanovic (die sich beide auf Kuyt konzentrierten, der in die Flanke zu laufen drohte), als auch am unsicher nur halb herauslaufenden Cech vorbeisegelte. Meireles sagte am zweiten Pfosten „Danke“ – 1:0 für Liverpool.
Was Ancelotti zu einem erneuten Wechsel zwang. Malouda kam für Essien, kurz darauf auch mit Innenverteidiger David Luiz der zweite Neuzugang des Transder Deadline Day. Vor allem die Spielweise und Positionierung von Malouda sorgte nun aber eher für Verwirrung in den eigenen Reihen als beim Gegner. Der Franzose spielte, als ob er nicht genau wüsste, wo er jetzt genau sein sollte und was im Detail sein Job war. Er kam zumeist über die halblinke Position im Mittelfeld, ging aber oft auch so halb in die Spitze und so halb auf die andere Seite, aber wirklich Bindung zum Spiel fand er nie.
Chelsea glich die etwas verlorene Maßnahme Malouda daruch aus, dass einer der Innenverteidiger – zumeist der dabei eher starksige Terry – nach vorne mit ging. Liverpool reagierte darauf, indem die Flügelspieler nun hinten blieben und mit Gerrard (über rechts) und dem für Maxi Rodríguez eingewechselten Fábio Aurélio (über links) die Konter vortrugen. Meireles wich in der Schlussphase Poulsen, der Malouda zusätzlich neutralisierte.
Es fehlte den Blues eindeutig an den Mitteln, sich gegen die massierte Liverpool-Defensive durchzuspielen – und ein wenig Pech hatten sie am Ende auch noch: Weder ein zumindest nicht völlig unverdächtiges Handspiel von Lucas, noch ein Bodycheck von Johnson gegen Ivanovic – beide Aktionen im eigenen Strafraum – wurden geahntet.
Fazit: Torres ein Nicht-Faktor, die Liverpool-Defensive stark
Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierketten und den damit verbundenen weiteren Umstellungen gefunden hat. Zumindest, wenn es gegen weniger gut besetzte Mansnchaften geht (wie gegen Stoke), oder man sich gegen starke Teams auf die Defensive verlegt (wie diesmal). Zudem zeigt sich der eigentlich als Sechser bzw. Achter geholte Meireles immer mehr als wunderbarer Dreh- und Angelpunkt für schnelle Konter.
Eine Frage bleibt beim neuen System aber weiterhin offen: Die nämlich nach dem Plan B, wenn Liverpool – vor allem gegen starke Mannschaften – in Rückstand gerät und selbst das Spiel zu machen hat. So oder so aber hat Kenny Dalglish die Defensive der Reds zu einem kaum überwindbaren Hindernis für die Gegner gemacht (dies ist das vierte Zu-Null-Spiel in Folge), was dem Rest der Mannschaft sichtlich Sicherheit verleiht.
Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem „Torres und Drogba und Anelka“ zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war in diesem Spiel ein totaler Flop – der Franzose machte gegen Lucas keinen Stich, Drogba und Torres waren nur physisch anwesend.
Und vor allem der Spanier somit ein absoluter Nicht-Faktor. Was den Sieg für die Reds umso mehr zu einer Art süßen Rache macht. Zumindest für jetzt hat Torres (zumindest sportlich…) nicht den besseren Deal gemacht.
(phe)
]]>Ist Arsenal wirklich aus dem Holz geschnitzt, um Manchester United ernsthaft den Titel in der Premier League streitig machen zu können? Die Erkenntnisse aus dem mit 0:1 verlorenen direkten Duell vor zwei Wochen sagen eigentlich „nein“. Umso wichtiger für Arsène Wenger, nun im Heimspiel gegen Chelsea einen Sieg einzufahren, der eben nicht nur in der Tabelle helfen soll. Sondern auch für das Selbstvertrauen.
In den Anfangsminuten des Spiels gelang es Arsenal vor allem mit Steilpässen, schnell in die Spitze zu kommen. Das Dreiermittelfeld von Chelsea brauchte einige Minuten, um die Löcher ein wenig zu stopfen – dann rückte auch die Abwehrreihe der Blues auf und attackierte früher. Die Folge: Chelsea kam nach 10 Minuten besser in die Partie. Wenn auch nur kurzfristig. Arsenal machte die Räume gegen den Ball extrem eng, zwischen erstem um letztem Mann waren da mitunter kaum 30 Meter.
Bei Arsenal begann Fàbregas nach etwa einer Viertelstunde, sich vermehrt Bälle von hinten zu holen – er hatte gemerkt, dass von Wilshere an diesem Tag offensiv nicht allzu viel kam und der Jungstar defensiv mitunter ein Unsicherheitsfaktor war. Walcott, der diesmal von Anfang an ran durfte, konnte Ashley Cole gut beschäftigen und hinten binden, viel Gefährliches in den Strafraum kam von ihm aber nicht. Dafür agierte der Flügelflitzer defensiv sehr diszipliniert und kochte Cole bei dessen (seltenen) Vorstößen gut ab.
Auf der anderen Seite konnte sich indes Nasri nicht wie erhofft gegen Ferreira durchsetzen. Wie überhaupt die Defensive von Chelsea einen äußerst disziplinierten Eindruck machte: Die Viererkette zog sich immer wieder eng zusammen und machten den Strafraum zu; Malouda und Kalou arbeiteten viel nach hinten und hielten so die Seiten unter Kontrolle, und das Duo Mikel/Essien machte das Zentrum zu. So spielte Arsenal mit Fortdauer der ersten Hälfte immer mehr in der Chelsea-Hälfte fest, allerdings nur um den Strafraum herum. Es gelang den Gunners nicht, Zugriff auf die Penalty Box zu erhalten bzw. gar zur Grundlinie durchzukommen.
Wodurch das Spiel für Liebhaber von chancenreichem Action-Fußball nicht viel hergab – die erste echte Arsenal-Chance war ein Heber von Nasri; (natürlich) von außerhalb des Strafraums. Erst kurz vor der Pause gab es bei den Gunners die erste echte Aktion bis zur Grundlinie, und in der 44. Minute kam Arsenal erstmals wirklich in den Strafraum – und da blockte Fàbregas dem bärenstarken Alex Song den Weg frei, sodass der Kameruner zum 1:0 einschießen konnte. Eine vorentscheidende Szene!
Räume nach er Pause
Denn so war Ancelotti gezwungen, in der Pause seine Mannschaft offensiver einzustellen. Ramies kam statt Mikel, um Lampard (dem man die mangelnde Spielpraxis deutlich ansah) im Umschalten des Mittelfelds von Abwehr auf Angriff zu unterstützen. Essien ließ sich dafür weiter fallen, Cole und Ferreira orientierten sich weiter nach vorne. Die Dreier-Abwehrreie Ivanovic/Essien/Terry stand in dieser Phase extrem hoch, das Mittelfeld presste aber nicht entsprechend – und so ergab sich für Arsenal die leichte Chance, in den nun unglaublich riesigen Raum hinter der Chelsea-Abwehr vorzudringen.
In der 51. Minute ließ sich Terry vom sich zurück fallen lassenden Van Persie aus der Verteidigung ziehen, Walcott sprintete in das sich bietende Loch und bediente Fàbregas für der 2:0, kaum 100 Sekunden später verschluderte Essien ein Zuspiel und Walcott sorgte für das 3:0. Was im Grunde die Entscheidung war und nur möglich, weil Chelsea nach dem Rückstand aufrücken musste.
Dem Team von Carlo Ancelotti gelang es postwendend, zum 1:3 zu kommen – Kocielny und Djourou waren bei einem Drogba-Freistoß nur interessierte Beobachter von Ivanovic‘ Kopfball – und so zumindest noch eine Hoffnung zu bewahren, dass das Spiel noch nicht ganz verloren war. Erst nach dem 1:3 fand Ramires ein wenig besser ins das Spiel und war bemüht, die Spitzen von hinten heraus direkter und mir mehr Tempo zu bedienen. Das klappte einige Minuten ganz gut, wirklich gefährlich wurde Chelsea aber nicht. Mehr positiven Effekt auf die Bemühungen der Blues hatte dafür die Einwechslung des offensiv wesentlich stärkeren Bosingwa für Ferreira.
Er versuchte, einigermaßen durchdacht nach vorne zu kommen, zudem hatte er nicht nur Kalou vor sich, sondern auch den ebenfalls eingewechselten Kakuta, der nicht die Linksaußen-Position von Malouda einnahm, sondern sich eher in die Zentrale orientierte. Wenger reagierte darauf, indem er Walcott vom Feld nahm und mit Diaby den Mittelkreis stärkte. Die Flanke überließ er somit gänzlich Bacari Sagna – mit der Folge, dass nun auch Ashley Cole ein Faktor auf seiner Seite wurde.
Dass Arsenal aber dennoch nicht mehr in echte Verlegenheit kam und das 3:1 nach Hause spielte, hatte vor allem einen Grund: Alex Song! Denn während Clichy und Sagna ihre Seiten zumindest defensiv einigermaßen dicht halten konnte, machte der Kameruner im Zentum die Tür zu. Indem er extrem viel lief, masshaft Pässe abfing, überall zu finden war und die Chelsea-Zentrale zur Verzweiflung trieb. Ohne Zweifel, Song war der klar beste Mann am Platz.
Fazit: Von glücklichem Spielverlauf begünstigt, aber verdient
Arsenal feiert einen verdienten Heimsieg, weil man über weite Strecken die deutlich aktivere Mannschaft war und die wenigen Fehler in der Chelsea-Hintermannschaft einigermaßen cool ausnützte – lediglich Diabys etwas kläglicher Fehlschuss kurz vor Schluss hätte noch ein Tor sein müssen. Die Gunners profitierten aber auch vom Spielverlauf, denn ohne das 1:0 des überragenden Alex Song hätten sich die Gelegenheiten zum zweiten und zum dritten Tor nie ergeben.
So seltsam es klingt, aber defensiv spielte Chelsea an sich gar nicht schlecht. Die Gegentore zwei und drei dürfen nie und nimmer passieren, aber ansonsten konnte die flinke Arsenal-Offensive recht gut in Schach gehalten werden. Das größere Problem der Blues ist das Mittelfeld: Lampard braucht noch Zeit, Mikel und Essien alleine waren gegen Fàbregas und Co. überfordert. In dieser Form hat Chelsea keine Chance, ein ernsthaftes Wort um den Titel mitzureden.
(phe)
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