Suttner – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 03 Jun 2014 23:35:13 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Wackelig, kopflos, konfus und passiv – schlimmer Auftritt trotz 2:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2014/06/04/wackelig-kopflos-konfus-und-passiv-schlimmer-auftritt-trotz-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2014/06/04/wackelig-kopflos-konfus-und-passiv-schlimmer-auftritt-trotz-21-sieg/#comments Tue, 03 Jun 2014 23:35:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10263 Wackelig, kopflos, konfus und passiv – schlimmer Auftritt trotz 2:1-Sieg weiterlesen ]]> Cech, Kadlec, Suchy, Rosicky, Hübschman, Plasil, Necid – die internationalen Spieler ließ Tschechiens Teamchef Pavel Vrba allesamt draußen. Die Mischung aus den nationalen Top-Teams Sparta Prag und Viktoria Pilsen hatte gegen ein seltsam passives und erschreckend konfuses österreichisches Team das Spiel weitgehend im Griff, machte aber die entsprechenden Tore nicht. So kam die ÖFB-Elf im letzten Test vor der EM-Quali zu einem extrem schmeichelhaften 2:1-Sieg. Bei dem bis auf die Chancenverwertung so gut wie nichts funktionierte.

Tschechien - Österreich 1:2 (1:1)
Tschechien – Österreich 1:2 (1:1)

Kein Pressing

Hatte das Pressing bei Österreich zuletzt gegen Island nicht geklappt, weil aus dem Mittelfeld zu wenig nachgerückt worden war, gab es diesmal erst gleich gar keines. Die Mittelfeld-Kette im 4-1-4-1 verschob im Verbund horzitonal und auch Sturmspitze Sabitzer lief die ballführenden Innenverteidiger nicht an. Bei den Tschechen hingegen wurde gut variiert: Zum einen mit längeren, halbdiagonalen Bällen in Richtung der offensiven Mittelfeldreihe, zum anderen – vor allem am österreichischen Strafraum angekommen – mit kurzen Pässen. Dabei rückten auch beide defensiven Mittelfeld-Leute der Tschechen weit über die Mittellinie auf, wodurch Österreich nach Ballgewinnen die Räume für einen schnellen Aufbau genommen wurden.

Damit taten sich die Österreicher dann auch extrem schwer, weil – ebenfalls wie gegen Island – komplett die Bewegung fehlte, nicht selten lief nur der Ballführende, und die anderen schauten ihm zu. So als ob es eintrainierte Angriffs-Spielzüge gar nicht gäbe. Oft wurden dann auch längere Vertikalbälle eingestreut (vor allem von Garics), was das Tempo dann vollends rausnahm. Junuzovic agierte mehr vertikal, womit sich Garics und Weimann schwer taten, ihn einzubeziehen. Die Partnerschaft von Arnautovic mit Ivanschitz auf der rechten Seite klappte deutlich besser.

Schwächen in der Abwehr

Vor allem Emanuel Pogatetz war in der österreichischen Hintermannschaft ein ständiger Gefahrenherd. Das sahen natürlich auch die Tschechen: Stürmer Vydra tendierte in den Zweikämpfen dazu, eher auf Prödl zu gehen, lief aber Pogatetz voll an, wenn dieser den Ball führte. Dazu ließ sich der Nürnberg-Legionär oft viel zu billig aus der Position ziehen, wodurch in seinem Rücken Lücken entstanden. Hinzu kam, dass die Viererkette oft im Strafraum tief stand und Ilsanker alleine den Platz davor abdecken musste, wodurch die Tschechen den Raum vor dem gegnerischen Strafraum weitgehend im Griff hatten.

Dass auch Robert Almer, der nicht mal beim abgeschlagenen Letzten der 2. deutschen Liga zu Einsätzen kam, keine Sicherheit ausstrahlte, half da natürlich auch nicht weiter. Zu sagen, Gyuri Garics wäre der bessere Torhüter gewesen, wäre wohl ein wenig hart, aber Garics klärte zweimal in höchster Not, Almer nur einmal – dafür ließ Letzterer einige Bälle unnötig fallen bzw. prallen. Dazu war er im Aufbau völlig nutzlos, weil er stur die Bälle einfach blind nach vorne drosch.

Keine Balance, kaum ein Nachrücken, viel Ungenaues

Hauptproblem war aber, dass im Vorwärtsgang keine Balance, keine Kompaktheit und kaum ein Nachrücken erkennbar war. Viele Bälle wurden leicht verloren, auch von Stefan Ilsanker, der zwar wusste, wann er mal ein taktisches Foul machen musste, wann er wohin verschieben musste und wann er wo welche Lücken schließen musste, aber ebenso eine erstaunliche Fehlpass-Quote an den Tag legte.

Wie eklatant die Schwäche der Österreicher nach vorne war, wurde in der Aktion deutlich, die zur völlig unverdienten 1:0-Führung führte. Es war das erste Mal, dass mal ein Angriff schnell und direkt und vertikal über Ivanschitz und Arnautovic nach vorne getragen wurde, Sabitzer (oder Innenverteidiger Prochazka) vollendete die Hereingabe von Arnautovic. Eine Aktion als völliges Gegenteil zu so ziemlich allem, was davor gewesen ist.

In der Folge versuchte Österreich auch deutlich mehr als davor, direkter in die Spitze zu kommen, aber kurz vor der Pause gelang Hořava der hochverdiente Ausgleich – fast logischerweise in einer der vielen Situationen, in denen Österreich den Raum vorm eigenen Sechzehner nicht im Griff hatte und Hořava per Fernschuss traf.

Darum spielt Alaba im zentralen Mittelfeld

Für die zweite Hälfte blieb der völlig indisponierte Junuzovic – er half weder dem Duo auf der rechten Seite, noch brachte er nach vorne etwas, wirkte ein wenig überspielt – in der Kabine, für ihn kam Julian Baumgartlinger und mit ihm eine Änderung des Systems auf ein 4-2-3-1. Defensiv passte die Raumaufteilung da deutlich besser, aber offensiv passte es immer noch nicht. Oder, genauer gesagt: noch viel weniger.

Beginn 2. Halbzeit
Beginn 2. Halbzeit

Weil nämlich Ivanschitz weiterhin seine halblinke Seite bearbeitete und nicht von der Seite von Arnautovic und Suttner wich, klaffte auf der anderen Seite eine Lücke und er blieb auch dann noch im ballfernen Halbfeld, wenn Garics und Weimann auf der rechten Seite eigentlich seine Hilfe benötigt hätten. So blieben den beiden oft nur Quer- oder Rückpässe, aber keinerlei Impulse nach vorne.

Anders gesagt: Genau jene Räume, die sonst ein David Alaba bearbeitet (oder stopft, je nachdem), blieben nun leer und Österreich damit harmlos. Wie überhaupt einer im Mittelfeld fehlte, der das Spiel antreibt. Das ist Ilsanker nicht, schon von seinem Typ her, das ist Baumgartlinger nicht nach einem halben Jahr Verletzungspause.

Und das ist auch der Grund, warum Alaba im Nationalteam eben im zentralen Mittelfeld spielt und nicht, wie bei den Bayern, als Linksverteidiger.

Unwucht erkannt, aber auch Neue ändern wenig

Koller erkannte die Unwucht und nahm Ivanschitz nach einer Stunde ebenso wie den einmal mehr alles andere als beeindruckenden Andi Weimann vom Feld. Michael Liendl spielte von nun an den Zehner tatsächlich zentral.

Was aber auch nichts daran änderte, dass die tschechische Mannschaft defensiv einen sehr organisierten Eindruck machte, selten in Panik verfiel und technisch sicherer agierte. Inhaltlich ist es eine typische Pavel-Vrba-Mannschaft: Wie schon bei Viktoria Pilsen lässt er auch beim Nationalteam ein sehr klar strukturiertes 4-2-3-1 spielen, mit einem Pressing mittlerer Intensität, mit konsequentem Nachrücken, aber ohne echte Überraschungen.

Überwunden wurde Torhüter Štěch dann aber doch, weil seine Vorderleute den Ball nicht wegbrachten und Baumgartlinger aus 18 Metern abzog und traf. Einmal mehr entgegen dem Spielverlauf, und auch in der verbleibenden Spielzeit drückten die Tschechen auf den Ausgleich. Ohne Erfolg, teils wegen eigener Unfähigkeit, teils wegen guten Defensiv-Stellungsspiels von Garics, und auch teils wegen des Referees, der ein Tor nicht gab, von dem keiner so genau wusste, warum er es nicht gab.

Fazit: Ein Rückschritt nach dem anderen

Es war fraglos eines der schlechteren Spiele unter Marcel Koller, die Probleme waren mannigfaltig, aber auch keineswegs neu. Es fehlte wieder das Tempo und die Genauigkeit im eigenen Aufbau, es gab zu wenig Nachrücken im Mittelfeld, es wurde die Kompaktheit im mannschaftstaktischen Verschieben (vor allem in den diesmal äußerst spärlichen Pressing-Situationen) vermisst. Die rechte Seite funktioniert nicht, egal ob dort Garics oder Klein als RV spielen.

Die beiden größten Problemstellen waren aber Robert Almer und Emanuel Pogatetz. Als vor rund zwei Jahren an dieser Stelle Pogatetz recht deutlich kritisiert wurde, hagelte es Kritik an der Analyse – nun kann es aber keine zwei Meinungen mehr geben, dass Pogatetz nicht mehr das nötige Niveau mitbringt. Es kann ja auch kein Zufall sein, dass er in den letzten zwei Jahren unter den Trainern Magath, Allardyce und Verbeek wenig bis gar nicht spielte.

Von Koller waren diesmal keine Reaktionen auf einen sich adaptierenden Gegner gefordert, weil die Tschechen inhaltlich nicht umstellten. Dass es ein Glückssieg war, räumte er dann auch selbst ein, und in der EM-Quali wird sich vieles bessern müssen, was in der Vergangenheit schon deutlich besser funktioniert hat. Das Mannschaftsgefüge beim Pressing klappt überhaupt nicht, und bis auf Arnautovic gibt es kaum einen, der wirklich Verantwortung übernimmt.

Kurz: Im Herbst muss so ziemlich alles anders werden. Denn in den letzten Spielen, so okay die Ergebnisse auch waren, macht man einen Rückschritt nach dem anderen.

(phe)

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Ein ÖFB-Trio zeigte auf, aber als Ganzes war es nicht so gut – 1:1 gegen Island https://ballverliebt.eu/2014/05/31/ein-oefb-trio-zeigte-auf-aber-als-ganzes-war-es-nicht-so-gut-11-gegen-island/ https://ballverliebt.eu/2014/05/31/ein-oefb-trio-zeigte-auf-aber-als-ganzes-war-es-nicht-so-gut-11-gegen-island/#comments Fri, 30 May 2014 22:28:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10206 Ein ÖFB-Trio zeigte auf, aber als Ganzes war es nicht so gut – 1:1 gegen Island weiterlesen ]]> Zum vierten Mal hintereinander nicht verloren – aber gegen eine biedere Auswahl aus Island auch nicht gerade geglänzt. Österreich offenbarte beim 1:1 gegen die Nordmannen altbekannte Schwächen im Aufbau, ungewöhnliche Schwächen im Pressing und eine allgemeine Schwächung durch den Ausfall von David Alaba. Dafür übernahm Marko Arnautovic Verantwortung, zeigte Markus Suttner eine sehr ordentliche Leistung und Stefan Ilsanker war sofort einer der besten auf dem Platz.

Österreich - Island 1:1 (1:0)
Österreich – Island 1:1 (1:0)

Kein kompaktes Verschieben im Pressing-Rückraum

Auffällig: Zwar wurde auf Seiten Österreichs vorne versucht, die Spieleröffnung der Isländer anzupressen, das klappte aber aus zwei Gründen nicht wunschgemäß. Erstens bestand diese ohnehin hauptsächlich aus langen Bällen und zweitens wurde im Mittelfeld nicht so recht nachgerückt. Ilsanker und Leitgeb verblieben bei ihren Pendants in der isländischen Zentrale und Klein agierte überhaupt ausnehmend passiv.

So entstanden Lücken zwischen Mittelfeld und Angriff, die zwar Island nicht auf spielerischem Wege zu nützen vermochte, die aber das Anlaufen der isländischen Spieleröffnung ziemlich ins Leere rennen ließen. Das gruppentaktischer Verschieben in Richtung des gegnerischen Ballführenden, wie es in der abgelaufenen Saison etwa Salzburg so brillant gezeigt hat, war nicht erkennbar. Was insofern erstaunlich ist, da ja Ilsanker und Leitgeb von den Bullen genau dieses kompakte Verschieben kennen und können.

Flügelspiel gegen biedere Gäste

Das Konzept von Lars Lagerbäck variiert de facto nicht von jenem, das er in seinen zwölf Jahren als Teamchef der Schweden spielen ließ, passierte aufgrund der weniger hohen Klasse defensiver als früher: Gegen den Ball mit zwei Viererketten das Zentrum eng machen, aber nicht die Ballführenden attackieren. Den Gegner ruhig mal über die Außenbahnen kommen lassen, aber im Zentrum alles abräumen. Und im Ballbesitz einen der beiden zentralen Mittelfeldspieler tiefer stehen lassen – in diesem Fall Kapitän Gunnarsson – um eine kurze Anspielstation von hinten zu haben und ansonsten schauen, die Stürmer zu bedienen.

Gegen diese Spielanlage gilt es, die Ketten vor allem horizontal auseinander zu ziehen, dafür braucht es intelligentes Flügelspiel. Das brachte auf der rechten Seite Arnautovic mit dem sehr aktiven Suttner durchaus zustande: Mit gutem Hinterlaufen und geschickten Doppelpässen gelang es ihnen immer wieder, Räume zu schaffen. Arnautovic zeigte zwar vor allem zu Beginn immer wieder die für ihn bekannten hängenden Schultern, wenn etwas nicht gelang, aber er war im Offensivspiel der mit Abstand beste Österreicher.

Klein zu passiv, Aufbau zu statisch

Junuzovic hätte das vom Spielverständnis genauso drauf, er konnte durch seine Positionierung in der Mitte nicht viel ausrichten. Auf der linken Seite war Startelf-Debütant Sabitzer sehr bemüht, aber ihm fehlte es ohne die dringend nötige Hilfe von Klein (wovor hatte er Angst, dass er so wenig nach vorne machte? Der blonden Mähne von Birkir Bjarnason?) an der Durchschlagskraft. Immerhin: Er blieb cool, als er von Arnauovic einen starken Pass in den Lauf bekam und erzielte sein erstes Länderspiel-Tor zum 1:0 nach einer halben Stunde.

In dieser Szene wurde gut und schnell von Defensive auf Offensive umgeschalten und auch mit Tempo der Weg nach vorne gesucht. Ansonsten aber fehlte im eigenen Aufbau gegen die kompakten Viererketten der Isländer aber genau dieses Tempo und die Bewegung. So hatten die Isländer gegen den Ball meist alles im Griff.

Ilsanker sehr ansprechend

Neben Arnautovic zeigte vor allem Debütant Stefan Ilsanker eine äußerst ansprechende Leistung. Sein entschlossenes Handeln leitete den Führungstreffer ein, und auch sonst war Ilsanker sehr präsent, sehr umsichtig. Er ist kein Alleskönner wie David Alaba, aber von Ilsanker darf man auch im Team eine sehr solide Defensiv-Arbeit erwarten, ein sicheres Passspiel, ein gutes Auge und dank des Salzburger Europacup-Laufs auch auf dem für das Nationalteam nötigen Niveau.

Defensivtaktisch war bei Österreich auffällig, dass bei Flankenläufen der Isländer beide Innenverteidiger im Strafraum blieben und keine Hilfestellung für die Außenverteidiger gaben, die im 1-gegen-1 verblieben. Das sah ob den vielen leeren Raumes, der dazwischen entstand, zuweilen etwas seltsam aus, ist aber vom vermutlichen Gedanken dahinter nicht unlogisch: Es ist in solchen Fällen so gut wie immer mit Flanken auf die robusten Stürmer zu rechnen, da braucht man Manpower vorm Tor.

Arnautovic als Flügelspieler UND Spielmacher

Nachdem die zweite Halbzeit mit dem 1:1 begonnen hat, änderte sich bei Österreich gegenüber der ersten Hälfte vor allem die Positionierung von Marko Arnautovic. Er rückte nun deutlich früher ein und übernahm zusätzlich zu seiner Rolle als Flügelspieler auch immer mehr jene des zentralen Spielmachers – Junuzovic agierte dafür etwas zu hoch.

Das hieß, dass Suttner nun noch mehr Verantwortung an der Außenbahn übernehmen musste und das auch tat. Die Folge: Arnautovic agierte im Ballbesitz als halblinks agierender Zehner, Suttner hatte die komplette Außenbahn über und Junuzovic hing seltsam in der Luft. Das änderte sich mit einem Doppelwechsel nach einer Stunde.

Nur noch durch die Mitte

Mit Hinterseer (statt Leitgeb) kam eine neue hängende Spitze, mit Weimann (statt Janko) eine neue Speerspitze und Junzovic ging zurück ins zentral-defensive Mittelfeld. Der Effekt war, dass mit Junuzovic (aus der Tiefe), Hinterseer (von weiter vorne) und Arnautovic (von der Seite einrückend) drei Mann das Spiel tenendziell noch enger machten und viel nur noch versucht wurde, den Ball vertikal nach vorne zu bringen bzw. auf eigene Faust aus der Entfernung abzuziehen.

So bekam man die isländischen Ketten aber natürlich nicht auseinander gezogen, und als in der 75. Minute Arnautovic ausgewechselt wurde, war das Flügelspiel tatsächlich praktisch tot. Debütant Lazaro (vermutlich ein Abchecken, wie er sich in die Gruppe einfügt, auf und vor allem außerhalb des Platzes) ging nach rechts, Sabitzer (der zunehmend nachließ) nach links. Ohne Arnautovic fehlte das kreative Moment nun volleds – es blieb beim 1:1.

Fazit: Team ohne Fortschritt, aber Trio zeigte Gutes

Wenn man bedenkt, dass Island im WM-Playoff war, ist ein 1:1 okay. Wenn man sieht, wie passiv und altbacken Island spielt, ist das 1:1 zu wenig. Echte gruppentaktische Fortschritte brachte der Test nicht: Zu wenig Balance herrschte zwischen den Flügeln (fast alles über links), zu wenig Nachrücken im Pressing (wirklich gute Teams nützen das aus), zu wenig Tempo und Bewegung im eigenen Aufbau. Die Position Rechtsverteidiger ist und bleibt eine Problemstelle und wie sich Klein in Stuttgart durchsetzen will, wenn er sich nicht dramatisch steigert, bleibt ein Rätsel.

Die positiven Aspekte waren mehr individueller Natur: Arnautovic ist in der Tat besonnener geworden, seit er in Stoke ist, und er versuchte auch, in Abwesenheit von David Alaba mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch hat man gesehen, dass man sich auf Stefan Ilsanker verlassen kann. Und wenn Suttner so spielt, wie er gegen Island gespielt hat, braucht man an den seit anderthalb Jahren völlig außer Form spielenden (und daher bei Schalke ausgemusterten) Christian Fuchs gar nicht denken.

Klar ist aber auch: Ohne die Weltklasse eines David Alaba fehlt Österreich natürlich sehr viel und wenn Martin Harnik fit und halbwegs in Form ist, kann Marcel Sabitzer (noch?) keinen Platz im Team haben.

(phe)

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Joe Ledley zerstört Österreichs Spiel fast im Alleingang – Wales gewinnt mit 2:1 https://ballverliebt.eu/2013/02/07/joe-ledley-zerstort-osterreichs-spiel-fast-im-alleingang-wales-gewinnt-mit-21/ https://ballverliebt.eu/2013/02/07/joe-ledley-zerstort-osterreichs-spiel-fast-im-alleingang-wales-gewinnt-mit-21/#comments Thu, 07 Feb 2013 00:47:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8319 Joe Ledley zerstört Österreichs Spiel fast im Alleingang – Wales gewinnt mit 2:1 weiterlesen ]]> Ein fahriger Veli Kavlak, den sich die Waliser ins Fadenkreuz genommen hatten. Eine ungewohnt schwache Leistung von David Alaba. Nach vorne de facto nicht vorhandene Außenverteidiger. Und der Waliser Joe Ledley, der das österrechische Mittelfeld-Zentrum und damit das rot-weiß-rote Spiel fast im Alleingang erledigt hat. Das waren die Zutaten der 1:2-Niederlage von Marcel Kollers Team im ersten Länderspiel des Jahres – weil ein starker Marko Arnautovic alleine das alles nicht ausgleichen kann.

Wales - Österreich 2:1 (1:0)
Wales – Österreich 2:1 (1:0)

Zwar schoss Gareth Bale ein Tor selbst und bereitete das zweite vor – aber der entscheidende Mann für die Waliser war dennoch ganz eindeutig Joe Ledley von Celtic. Er machte vor allem in der zweiten Hälfte Veli Kavlak das Leben zur Hölle und zerstörte damit das zuvor schon wackelige Spiel der Österreicher vollends.

Das Schlüssel-Duell: Veli Kavlak…

Dazu muss gesagt werden, dass im rot-weiß-roten Konzept schon von Beginn an Kavlak der Schwachpunkt war. Wie gewohnt pressten Ivanschitz und Janko auf die gegnerische Spieleröffnung. Das klappte defensiv nicht so schlecht, aber aus dem Mittelfeld wurde nie in ausreichendem Maße nachgerückt. Daher gelang es Österreich auch nicht, Ballverluste so zu provozieren, dass man mit Druck von hinten die walisische Abwehr in Verlegenheit bringen hätte können – vor allem Kavlak ließ oft ein gar großes Loch zwischen sich und Ivanschitz. Alaba alleine war zum Auffüllen zu wenig.

Andererseits verabsäumte es Kavlak aber, weit genug zurück zu rücken, wenn die Waliser nach vorne kamen oder wenn Prödl und Pogatetz einen Empfänger für die Spieleröffnung suchten. Kavlak wirkte etwas gestrandet, machte weder nach vorne noch nach hinten konsequent mit. Das wurde in der ersten Halbzeit noch dadurch aufgefangen, dass erstens Alaba wieder die Aufgaben von drei im Mittelfeld zu übernehmen bereit war und vor allem auch deshalb, weil da oft das Duo die Seiten tauschte – also Alaba im rechten und Kavlak im linken Halbfeld agierte.

…gegen Joe Ledley

Start zur 2. Hälfte: Kavlak blieb nun permanenter Gegenspieler von Ledley
Start zur 2. Hälfte: Kavlak blieb nun permanenter Gegenspieler von Ledley

Nach dem Seitenwechsel war Kavlak dann permanent halblinks aufgestellt und dort der unmittelbare Gegenspieler von Joe Ledley. Zweifelsohne hat auch der walisische Teamchef Chris Coleman den fahrigen Besiktas-Legionär als Schwachpunkt ausgemacht und die Order ausgegeben: Presst auf den Kerl, was das Zeug hält!

Vor allem war es hier eben an Ledley, diese Vorgabe umzusetzen – er orientierte sich deutlich höher und machte aus dem System so sogar beinahe ein 4-4-2. Es war sofort extrem auffällig, dass Kavlak mit voller Macht angegangen wurde, sobald er den Ball hatte. Das zerstörte den eh schon verunsicherten Kavlak komplett und es hatte zur Folge, dass der österreichische Spielaufbau komplett kollabierte und de facto zu einer Solo-Show von Marko Arnautovic wurde.

Denn Prödl und Pogatetz hatten nun endgültig keine Optionen mehr in der Spieleröffnung. Ivanschitz versäumte es, sich fallen zu lassen und im Zentrum mehr in den Aufbau einzugreifen. Und Alaba hatte schlicht einen schlechten Tag und konnte das Zentrum gegen King und vor allem den enorm pass-sicheren Joe Allen nicht alleine zusammen halten.

Frühe Dominanz

Dabei fing Österreich zu Beginn der Partie durchaus vielversprechend an. Mit dem bereits erwähnten und bereits gewohnten hohen Pressing wurden die Waliser früh hinten festgenagelt und ein geordneter Spielaufbau des Heimteams unterbunden. Allerdings hatten es die Waliser offenbar ohnehin nicht auf eigene Gestaltung angelegt – schließlich agierten die Außenverteidiger Davies und Matthews extrem passiv, überquerten so gut wie nie die Mittellinie und sorgten so auch für wenig Gefahr.

Der einzige, der bei Wales wirklich presste, war mit Craig Bellamy die Sturmspitze im 4-3-3 von Chris Coleman. Der rannte dafür alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Sinnbildlich die Szene nach rund 10 Minuten, als Österreich nach einer eigenen Ecke im Rückwärtsgang war und Bellamy jeden einzelnen Österreicher so unter Druck setzte, dass Prödl den Ball letztlich halb panisch wegdrosch.

Respekt vor Österreichs Flügeln

Sie machten zwar wenig nach vorne, dafür hatten Davies und Matthews die Aufgabe, Österreichs Flügelstürmer nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Das war nicht besonders schwer, weil sie sich voll auf Weimann und Arnautovic konzentrieren konnten – weil sie von Österreichs Außenverteidigern Klein und Suttner absolut nichts zu befürchten hatten. Hier fehlte es Österreich eindeutig an Spielzügen, um die defensiv orientierten AV der Waliser auszuhebeln, zumal die Außenstürmer Collison und Bale in der Rückwärtsbewegung sehr fleißig waren.

Im Gegenzug hieß das, dass Bale und Collison nach vorne wenig Unterstützung hatten und eher auf Zuspiele aus der Mitte angewiesen waren, vor allem von Joe Allen. Da Allens kurze Pässe zwar äußerst sicher waren, aber die langen auf die Außen zunächst nicht wie gewünscht ankamen, war Collison nach vorne gar nicht und Bale kaum involviert.

Problemzone Außenverteidiger

Dass dann doch mal ein lange Ball von Allen in den Lauf von Bale ankam und Suttner nicht mehr hinterher kam, musste man einkalkulieren – über 90 Minuten (bzw. 60, wie diesmal) kann man einen Bale einfach nicht an der kurzen Leine halten. Wesentlich bedenklicher müssen einen da schon die eklatanten Schwächen von Österreichs Zweitbesetzung auf den Außenverteidiger-Positionen stimmen.

Weimann und Arnautovic hatten auch deshalb Probleme, ins Spiel zu kommen, weil von hinten einfach keine taugliche Unterstützung kam. Als Suttner nach einer halben Stunde zum ersten Mal überhaupt Arnautovic ernsthaft und mit Tempo hinterlief, war sofort Unruhe in der walisischen Abwehr und Platz für Arnautovic, weil Ricketts und Matthews beide zögerten. Solche Szenen gab es von Suttner überhaupt nicht – obwohl durch den oft sehr tief agierenden Bale durchaus die Notwendigkeit gegeben war, selbst aufzurücken. Hätte Suttner an der Mittellinie auf Bale gewartet, hätte der Tottenham-Star eine deutlich bessere Figur gemacht.

Keine Frage, Suttner ist noch der beste österreichische Außenverteidiger in der heimischen Liga. Einer Liga, in der vor allem ein Faktum viele Spiele mühsam werden lässt: Die absolute Unfähigkeit, vernünftige Flanken in den Strafraum zu bringen. Wales merkte recht schnell, dass man Klein bedenkenlos flanken lassen konnte, weil im Gegensatz zu seinen Versuchen jede Schrotflinte ein Präzisionsgewehr ist. Und wohlgemerkt: Klein ist auf der RV-Position in der Ö-Liga weitgehend konkurrenzlos.

Nur Arnautovic sticht heraus

Es lag aber keineswegs nur an den Außenverteidigern – das zweite Gegentor etwa war eine formidable Gruppenarbeit. Erst ein eher unmotivierter und schon im Ansatz gefährlicher Cross von Alaba, dem Weimann nicht entgegen ging. Es folgte ein weiter Ball auf Bale, den Suttner unbedrängt flanken ließ, während Kavlak – mal wieder – nicht konsequent zurück rückte, und dann ging auch noch Prödl recht halbherzig ins Kopfball-Duell mit Vokes.

Der einzige Österreicher, dem man ein wirklich gutes Spiel unterstellen kann, ist Marko Arnautovic. Er bewegte sich ungemein viel, arbeitete auch gut defensiv (indem er etwa Matthews von Bale abzuschneiden versuchte), bot sich immer an. Er verschob bis hin zur Spielfeldmitte, wenn der Ball mal auf der anderen Seite war, er suchte 1-gegen-1-Situationen. Natürlich gelang auch ihm nicht alles, aber er war mit deutlichem Abstand der beste Österreicher auf dem Feld – und bereitete mit einer Top-Flanke (zu der die AV offenbar nicht in der Lage waren) das Anschluss-Tor von Marc Janko vor.

Warum war Hosiner mit?

Und man muss auch sagen, dass nicht alle Entscheidungen von Marcel Koller wirklich einen sinnvollen Eindruck machten. Sein Doppelwechsel nach einer Stunde (Junuzovic und Jantscher für den zu hoch stehenden Ivanschitz und den glücklosen Weimann) war absolut richtig, auch wenn er keinen wirklichen positiven Effekt auf das Spiel hatte. Was im Falle von Jantscher auch daran lag, dass Arnautovic, der nach der 60. Minute keine Augen mehr auf Bale haben musste, das Spiel komplett an sich riss.

Aber warum Kavlak bis zur 75. Minute spielen durfte, ist etwa ein Rätsel. Er war in der ersten Hälfte schon der schwächste Österreicher, wurde danach komplett zerstört – allerspätestens nach 55 Minute hätte er, leider, raus müssen. Vor allem aber hinterlässt einen die Personale Hosiner mit einem dicken Fragezeichen auf der Stirn. Warum genau war Philipp Hosiner mit? Der taktisch kluge Austria-Stürmer saß 90 Minuten auf der Bank, obwohl es offensichtlich war, dass ein Strafraum-Stürmer wie Janko ewig auf brauchbare Flanken waren konnte.

Und wann sollte man einen wie Hosiner ausprobieren, wenn nicht in einem Testspiel, in dem das Resultat im Grunde komplett wurscht ist?

Fazit: Ein Fehlstart, aus dem man schlau werden kann

Aber wenn es schon auf die Frage, ob Hosiner eine taugliche Variante ist, keine Antwort gab – man kann durchaus einige Erkenntnisse aus dieser 1:2-Niederlage ziehen. Etwa, dass es überhaupt keine Alternative zu einem Fuchs in halbwegs brauchbarer Form gibt, vor allem offensiv. Dass Garics zwar heftigen Leistungsschwankungen unterliegt, aber selbst ein wackliger Garics bringt noch mehr als ein Klein, dessen Flanken ein Desaster waren.

Man kann auch mitnehmen, dass Veli Kavlak – der zwar in einem guten türkischen Team spielt, aber eben in der nicht so guten türkischen Liga – nicht gut auf Pressing reagiert. Ein Julian Baumgartlinger, der diese Spielweise aus Deutschland kennt, dürfte da wohl resistenter sein. Es wurde auch deutlich, dass es Prödl und vor allem Pogatetz sichtbar an der Phantasie für eine sinnvollen Spieleröffnung fehlt, Aleks Dragovic stünde aber Gewehr bei Fuß.

Die deutlichste Erkenntnis von allen ist aber alles andere als neu: Österreich kann einen grundsätzlich defensiv ausgerichteten Gegner nicht knacken. Bedenklicherweise häufen sich in jüngster Zeit die schwachen Länderspiel-Leistungen, wie beim 0:0 in Astana oder beim 0:3 gegen die Ivorer. Mit solchen Performances wird in Irland und gegen Schweden wenig herausschauen.

Und nicht vergessen: Auch die Färinger können kompakt verteidigen und dem Gegner das Toreschießen schwer machen.

(phe)

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Angepresst zu werden mag das ÖFB-Team gar nicht – 0:3 gegen die Ivorer https://ballverliebt.eu/2012/11/15/angepresst-zu-werden-mag-das-ofb-team-gar-nicht-03-gegen-die-ivorer/ https://ballverliebt.eu/2012/11/15/angepresst-zu-werden-mag-das-ofb-team-gar-nicht-03-gegen-die-ivorer/#comments Thu, 15 Nov 2012 01:57:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8010 Angepresst zu werden mag das ÖFB-Team gar nicht – 0:3 gegen die Ivorer weiterlesen ]]> Das gab’s in den ziemlich genau zwölf Monaten unter Marcel Koller eigentlich noch nie: Gegen die Ivorer wirkte das ÖFB-Team seltsam gehemmt, etwas körperlos. Das eigene Pressing griff nicht, dafür fand man gegen jenes der Ivorer gegen Alaba und Leitgeb kein Mittel. So stand am Ende ein 0:3. Absolut kein Drama, aber es wird immer klarer, woran es noch hapert.

Österreich – Côte d’Ivoire 0:3 (0:1)

Dass jeder der Ivorer ein potentieller Bodybuilder ist, also der Afrikacup-Finalist dieses Jahres physisch dem ÖFB-Team haushoch überlegen war, ist kein Geheimnis – über die Zweikämpfe zu versuchen, ins Spiel zu kommen, wäre also von Haus aus aussichtslos gewesen. Das versuchte Österreich zum Glück dann auch gar nicht. Eher wollte man den Gegner mit dem mittlerweile gewohnten, eigenen Pressing zu Fehlern zwingen und mit gutem Passspiel aus dem Zentrum heraus punkten.

Battleground Mittelfeld-Zentrale

Marcel Koller stellte in seinem 4-4-1-1 mit Alaba und Leitgeb zwei Spieler ins Zentrum, die eher Passgeber sind als Balleroberer. Ein Zeichen dafür, dass man einerseits die Ivorer grundsätzlich eher defensiv erwartete und andererseits auch als Bekenntnis zum eigenen Gestaltungswillen verstanden werden kann. Das Problem dabei: Die Ivorer haben sich unter Sabri Lamouchi, der nach dem Afrikacup das Trainer-Amt übernommen hatte, vom gemächlichen Spiel unter François Zahoui, bei dem in erster Linie auf gegnerische Fehler gelauert wurde, verabschiedet.

Die Schlüsselspieler für die Spielanlage der Ivorer (die in der Start-Elf auf Drogba, Yaya Touré und Kalou verzichteten) waren Cheikh Tioté von Newcastle und der Hannoveraner Didier Ya-Konan. Die Aufgabe dieses Duos, das vor Sechser Romaric agierte, war klar definiert: Mit heftigem Pressing gegen Alaba und Leitgeb den österreichischen Spielaufbau schon im Keim ersticken.

Alaba läuft sich frei, Leitgeb geht unter

Das funktionierte gut. Alaba konnte sich durch sein äußerst flexibles Positionsspiel immer wieder etwas befreien, aber hinten neben den Innenverteidigern kann er das Spiel natürlich nicht so lenken wie aus der Mittelfeld-Zentrale heraus. Christoph Leitgeb hingegen, der gegenüber Alaba etwas vorgezogener agierte, wurde hergespielt. So viel Druck und so wenig Zeit am Ball hat er in der heimischen Liga nicht, er kennt die Situation nicht. Die Folge: Nach vorne war Leitgeb eine Vorgabe, komplett inexistent.

Und wenn es zu defensiven Zweikämpfen kam, war er den Kraftbröckerln aus Afrika unterlegen oder er stellte sich nicht besonders geschickt an (wie vor dem 0:1, dass in der Folge dieses Zweikampfs aber auch einfach absolut genial von den Ivorern gespielt war). Leitgeb wurde schon vor Jahren von Arsène Wenger als zwar grundsätzlich talentiert, aber als mit damals 23 schon deutlich zu alt für einen Wechsel ins Ausland abgeschrieben. Jetzt, mit 27 Jahren, und einer eher hilflosen Vorstellung gegen international handelsübliches Pressing, kann er sich wohl endgültig von der Hoffnung auf den Sprung aus der heimischen Liga verabschieden.

Veränderte Voraussetzungen für Baumgartlinger und Kavlak

Ab ca. 60. Minute

Julian Baumgartlinger und Veli Kavlak, die zur zweiten Hälfte bzw. nach einer Stunde ins Spiel kamen, hatten andere Grundbedingungen als ihre Vorgänger, weil Lamouchi inzwischen (mit der Einwechslung von Drogba) auf ein 4-4-2 umgestellt hatte und auch, weil die Ivorer nach einer Stunde dank eines Fehlgriffs von Lindner schon 2:0 in Front lagen.

Die beiden wurden von Razak und Romaric (bzw. dann von Yaya Touré) nicht so angegangen wie ihre Kollegen zuvor, mussten aber darauf achten, dass sich nun statt einem gleich zwei zentrale Stürmer in ihrem Rücken anboten, während auf den Flügeln weiterhin zwei gefährliche und schnelle Spieler darauf lauerten, die Kanäle zwischen Abwehr und Mittelfeld des ÖFB-Teams zu bearbeiten. Als dies einmal nicht gelang und man Lacina Traoré (vom Neo-Geldadel von Anshi Machatshkala) mit Tempo in den Zweikampf mit Prödl schickte, bedeutete dies prompt das 0:3.

Problemfeld Flügel

Dadurch, dass das Mittelfeld-Zentrum des ÖFB-Teams also, was das Kreativ-Spiel anging, weitgehend ausgeschaltet war, kam dem Flügelspiel eine noch größere Bedeutung zu. Hier ergaben sich allerdings einige Probleme. Zum einen, dass von den Außenverteidigern nichts kam: Gyuri Garics war ein Totalausfall – schreckliche Pässe, fehlende Übersicht im Defensiv-Verhalten, billig verlorene Zweikämpfe – und Markus Suttner ist zwar ein braver Linksverteidiger in der österreichischen Liga, aber eine Weltklasse-Mannschaft wie jene der Ivorer ist ihm um zwei Nummern zu hoch. Einen Christian Fuchs kann er in keinster Weise ersetzen.

Die fehlende Hilfe von hinten hieß, dass Arnautovic und Jantscher praktisch auf sich alleine gestellt waren. Was bei Jantscher hieß, dass er praktisch nur mit langen Bällen von Alaba oder Pogatetz angespielt wurde, und sich Jantschers Gegenspieler Arthur Boka natürlich längst platziert hatte, wenn der Österreicher den Ball bekam bzw. ihn unter Kontrolle hatte. Natürlich war der Russland-Legionär somit wirkungslos. Ihm das zum Vorwurf zu machen und ihm eine schlechte Leistung zu unterstellen, ist aber nicht ganz fair. Er wurde nie so eingesetzt, dass er mal mit Tempo auf die gegnerische Verteidigung zugehen hätte können.

Wen man dafür lobend erwähnen muss, ist Marko Arnautovic. So richtig viel wollte ihm zwar nicht gelingen. Aber er scheute keinen Zweikampf, versuchte immer anspielbar zu sein und arbeitete vor allem mit vollstem Einsatz in der Defensive mit. Selbst in der 87. Minute grätschte er am eigenen Strafraum einen Ball ab, während der frisch eingewechselte Harnik auf der anderen Außenbahn vorne stand und wartete.

Vorne: Der eine fleißig, der andere unglücklich

In der Rolle der Pressing-Maschine, die zuletzt in der Regel Zlatko Junuzovic (der auf der Stadion-Vidiwall übrigens als „Slatko Junuzovic“ vorgestellt wurde) ausfüllte, spielte diesmal Andreas Ivanschitz. Seine Rolle darf aber keinesfalls als „Spielmacher“ missinterpretiert werden: In Kollers System hat die hängende Spitze gar nicht die Aufgabe, das Spiel zu gestalten, dafür sind Sechser und Achter da. Nein, hier geht es primär darum, mit Forechecking die gegnerische Spieleröffnung zu erschweren. Und das machte Ivanschitz ausgesprochen gut. Er lief unermüdlich den ballführenden Ivorer an. Zwar provozierte er nicht die erhofften Ballverluste (wie das etwa gegen die Türkei zwei Tore ermöglichte), aber verlangsamte den Aufbau des Gegners durchaus.

So fleißig und so ansprechend Ivanschitz war, so unglücklich verlief der Abend für Marc Janko. Der ein, zwei Chancen eher billig vergab, und auch ein, zweimal schwere Anspiele nicht aufs Tor brachte. Zudem bewegte er sich nicht so, dass er zumindest halbwegs risikolos anspielbar war. So hing er eher in der Luft, war kaum involviert und sein Frust wurde sicher nicht kleiner angesichts der Tatsache, dass das Linzer Publikum jede missglückte Aktion von ihm mit höhnischem Applaus quittierte.

Weimann, wirkungsloser Wusler

Nach rund einer Stunde kam Andi Weimann, zuletzt Doppel-Torschütze für Aston Villa gegen Man United, für Ivanschitz in die Partie. Er war nun nicht mehr derjeniger, der alles anpressen sollte – gegen einen sich zurück ziehenden Gegner, der 2:0 führt, auch gar nicht mehr nötig – sondern präsentierte sich als Angriffs-Hilfe für Marc Janko. Weimann wuselte rund um Janko herum, kam eher aus der Tiefe, rochierte auch viel.

Alleine: Wirkung konnte Weimann nicht die geringste erzielen. Er band keinen Gegenspieler, seine Laufwege rissen somit keine Löcher auf, in denen dann ein Kollege stoßen konnte. Ein klares Anzeichen dafür, dass man in zwei Tagen vor so einem Match einen relativen Neuankömmling wie Weimann nicht sinnvoll ins System einbauen kann, vor allem, wenn er gar nicht für die Startformation vorgesehen ist. Was der England-Legionär tatsächlich einbringen kann, wird man erst sehen können, wenn er mal über einen längeren Zeitraum mit der Mannschaft arbeiten kann.

Fazit: Gegnerisches Pressing größtes Problem

Ganz ohne Christian Fuchs und Zlatko Junuzovic, lange ohne Harnik und Baumgartlinger, und das gegen einen Gegner von Weltklasse-Format – das ist dem ÖFB-Team noch zu steil. Das ist eine Erkenntnis des Abends: Es gibt, dem immer größeren Pool an Alternativen zum Trotz, gewisse Spieler, die Koller nicht ohne massiven Qualitäts-Verlust ersetzen kann.

Die wesentlich wichtigere Lehre aus dem Spiel ist aber eine ganz andere: Österreich kann pressen, und an guten Tagen (wie gegen Deutschland) sogar so gut, dass man selbst Weltklasse-Teams damit schwer in Bedrängnis bringt. ABER: Wenn man selbst von einer gegnerischen Mannschaft so sehr das Zentrum angepresst bekommt, gibt es noch überhaupt kein Mittel dagegen. Zumindest nicht, wenn ein Spieler wie Leitgeb – der im Alltag ja nie mit Pressing eines ohnehin besseren Gegners konfrontiert wird – auf dem Feld steht. Man kann davon ausgehen, dass Schwedens Teamchef Erik Hamrén genau das auch erkennen wird, wenn er sich dieses Spiel ansieht.

Hier muss Marcel Koller Gegenstrategien entwickeln. Zwar wird es natürlich helfen, wenn mit Fuchs ein Linksverteidiger gehobener internationaler Klasse im Team ist, wenn ein Junuzovic (noch dazu wenn, wie derzeit, in Über-Form) spielt, und so weiter. Aber die anderen Teamchefs sind natürlich auch nicht blöd und werden ihre Notizen zu diesem Spiel machen.

Und in ihren Notizblöcken wird stehen: „Spielgestalter anpressen. Das mag Österreich gar nicht“.

(phe)

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Kollers Pressing-Maschine läuft immer besser – 2:0 gegen die Türkei https://ballverliebt.eu/2012/08/16/kollers-pressing-maschine-lauft-immer-besser-20-gegen-die-turkei/ https://ballverliebt.eu/2012/08/16/kollers-pressing-maschine-lauft-immer-besser-20-gegen-die-turkei/#comments Thu, 16 Aug 2012 00:24:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7729 Kollers Pressing-Maschine läuft immer besser – 2:0 gegen die Türkei weiterlesen ]]> ÖFB-Teamchef Marcel Koller darf sich freuen. Seine Mannschaft hat gegen die Türkei 2:0 gewonnen. Hat dabei mitunter ein geradezu wildes Pressing gezeigt, das man von österreichischen Teams überhaupt nicht kennt. Hat gezeigt, auch ohne Alaba eine gute Figur abgeben zu können. Und doch: Es war vier Wochen vorm Start in die WM-Quali noch längst nicht alles Gold, was glänzte.

Österreich – Türkei 2:0 (2:0)

Natürlich: Dass der türkische Torhüter Mert den Ball nach 70 Sekunden genau Veli Kavlak in die Beine spielt, kann man als Geschenk interpretieren. Es trifft den Kern der Sache aber nicht. Denn wenn nicht die Österreicher buchstäblich von Anpfiff weg ein Pressing gezeigt hätten, dass den Türken Hören und Sehen vergeht, wenn Harnik nicht den Torhüter anläuft wie ein wilder Stier, wenn Mert mehr Zeit gehabt hätte – den überhasteten Panik-Pass in die Mitte zum bereit stehenden Kavlak hätte es nie gegeben.

Extremes Offensiv-Pressing

Das setzte den Ton für den weiteren Verlauf in einem Spiel, das nach Merts sinnlosem Rempler gegen Harnik per Elfmeter schon nach fünfeinhalb Minuten 2:0 für die Gastgeber stand. ÖFB-Teamchef Koller schien sich in Auf- und Einstellung der Mannschaft einiges von Borussia Dortmund abgeschaut zu haben: Zum einen war da natürlich das heftige Pressing. Interessant war aber auch die Positionierung von Zlatko Junuzovic, denn der Werder-Legionär stand sehr hoch und machte so aus dem nominellen 4-2-3-1 eher ein 4-4-1-1. Genauso, wie es im letzten Jahr Shinji Kagawa beim deutschen Meister gemacht hatte.

Neben/Vor/Um ihn herum beteiligte sich natürlich auch Harnik am extremen Offensiv-Pressing gegen die türkische Spieleröffnung. Da Marc Janko nicht ganz fit war, war Koller zur Umstellung gezwungen und er traute es dem international erfahrenen Stuttgart-Stürmer offenbar eher zu als Mattersburgs Patrick Bürger, die Vorgaben aufrecht erhalten zu können. Harnik wich zudem immer wieder auf die Flanken aus (vor allem die linke), um dort schnelle Gegenstöße lancieren zu können.

Österreich nimmt den Türken die Außenbahnen…

Die Aufgabenverteilung auf den Außenbahnen war recht genau auf die Stärken und Schwächen der eigenen Leute, aber sehr deutlich auch auf jene des Gegners abgestimmt. Auf der linken Seite spielten bei Österreich gleich zwei gelernte Linksverteidiger – Markus Suttner hinten, Christian Fuchs offensiv.  Einerseits wahrscheinlich, um mit Hamit Altintop den stärkeren der beiden türkischen AV mit einem in der Rückwärtsbewegung gut geschulten Mittelfeld-Mann zu konfrontieren (eben Fuchs).

Zudem war zwischen Suttner und Fuchs der türkische Offensiv-Flügelspieler Umut Bulut komplett abgemeldet. Markus Suttner, einziger Nicht-Legionär in der Startformation, konnte sich auf seine Defensiv-Aufgaben konzentrieren und interpretierte seine Rolle eher konservativ, während Fuchs vor ihm Altintop das Spiel zur Hölle machte. Weniger durch Offensiv-Aktionen und den für ihn typischen, punktgenauen Flanken. Sondern, immer mit der Hilfe von Kavlak und Junuzovic, mit heftigem Pressing.

Auf der rechten Seite rückte indes Andi Ivanschitz oft sehr weit ein. Schnell wurde bei den Türken klar, dass sich LV Caner Erkin nicht ins Zentrum ziehen ließ, dafür aber Emre mit Junuzovic und Ivanschitz oft zwei Stör-Faktoren in der Nähe hatte. Den sich an der Außenbahn bietenten Platz nützte Garics zu oft gut getimten Vorstößen. Erkin, der bei Galatasaray als Flügelstürmer spielt, war damit hinten gebunden und fand, eben durch das auch von Garics und Ivanschitz ausgeübte Pressing, selten sinnvolle Passempfänger.

…und lässt sie zentral an Kavlak zerschellen

Der routinierte Altintop, der eigentlich über seine Seite das türkische Spiel ankurbeln hätte sollen, hatte also nicht selten Probleme, einen halbwegs sicheren Querpass zu IV Semih Kaya oder Sechser Emre anzubringen. Von Zuspielen nach vorne konnte Altintop – der vor allem an seinem permanent gehetzt und leicht panischen Gesichtsausdruck zu erkennen war – nur träumen. Und weil eben das selbe für Erkin galt, blieb den Türken nur noch der Weg durch die Mitte.

Dort allerdings trieb Veli Kavlak sein Unwesen. Der Mann von Besiktas war der mit Abstand beste Mann im österreichischen Trikot, dabei war er erst durch die Verletzung von David Alaba in die Start-Elf gerückt. Von allen Österreichern zeigte er nicht nur das heftigste Pressing, sondern hielt das auch als einziger bis zum Schluss durch. Der türkische Achter, Inan, zerschellte an Kavlak, sodass sich Arda Turan die Bälle oft selbst abholen musste.

Der Europa-League-Sieger von Atlético Madrid, üblicherweise eher auf Linksaußen daheim, machte aber in seiner Rolle als Zehner bei den Türken keine besonders glückliche Figur. Julian Baumgartlinger hatte ihn zumeist im Griff, zudem zog es Arda immer wieder auf „seine“ linke Seite – wodurch das Zentrum für Anspiele von Emre und Inan erst recht keine Option mehr war. Ob Sturmspitze Burak in den 45 Minuten, in denen er spielen durfte, mehr als drei Ballkontakte hatte, ist eher fraglich.

Mit Sahin und Topal kommt Struktur

Die Türken waren auf Weitschüsse und Eckbälle reduziert, mit den meisten hatte die österreichische Defensive kein Problem. Die Gäste hatten zwar konstant zwischen 70 und 75 Prozent Ballbesitz, aber das rot-weiß-rote Team hatte das türkische Team dennoch praktisch immer bombensicher unter Kontrolle. Nur nach rund 20 Minuten, als die erste Welle des Pressing ein wenig nachließ, nahmen die Türken ein wenig Fahrt auf. Wirklich bessern sollte sich die Lage aber erst nach einer Stunde.

Ab ca. 60. Minute

Da kamen nämlich zwei Faktoren zusammen. Zum einen brachte der türkische Teamchef Abdullah Avci eine neue Paarung in die Mittelfeld-Zentrale: Statt Emre, der seinen Zenit schon viele, viele Jahre hinter sich gelassen hat und Inan, der sich außer bei Standards überhaupt nicht zeigen konnte, kamen Nuri Sahin und Mehmet Topal. Und zum anderen ließen im österreichischen Zentrum merklich die Kräfte nach, ob des extrem intensiven Spiels.

Das Umschalten von Offensive auf Defensive brauchte nun zeit. Julian Baumgartlinger nahm sich deutlich zurück, ebenso Fuchs und Junuzovic. Nicht nur also, dass Topal und Sahin eine deutlich höhere Klasse haben als Inan und Emre, sie bekamen auch mehr Zeit am Ball, um das zu zeigen. Sofort kam merklich Struktur ins türkische Spiel. Was auch daran lag, dass sich Torun (statt Arda gekommen) viel besser anbieten konnte und sich Mevlüt (statt Burak gekommen) deutlich geschickter bewegte.

Kritikpunkte bei Österreich: Fehlende Konsequenz…

In den letzten 84 Spielminuten war es ein Test, wie man eine Führung gegen einen guten Gegner über die Zeit bringt. Das gelang. Was aber beileibe nicht heißt, dass alles superklasse war – es gibt einige Kritikpunkte, die bei allem Lob über der herzerfrischende Pressing nicht unter den Tisch gekehrt werden dürfen.

Schon aber der 15. Minute (als Harnik fast schon das 3:0 erzielt hätte) wurden etwa Konter nicht mehr konsequent fertig gespielt, vor allem über die Außenbahnen. Fuchs beschränkte sich in erster Linie darauf, Altintop aus dem Spiel zu halten und Ivanschitz wirkte zwischen Halbzeit und seiner Auswechslung zunehmend fahrig. Mag der harten Vorbereitung geschuldet sein; jedenfalls wurde das mit Jakob Jantscher auf dem Feld wieder deutlich besser. Auch, weil Jantscher auch mal komplett die Seiten wechselte und so als einziger den Türken mal etwas zum Nachdenken gab.

…und fehlender konstruktiver Spielaufbau

Aufgrund des Ergebnisses und des Spielverlaufs mag es nicht so sehr aufgefallen sein, aber Tatsache ist: Mit dem eigenen, konstruktiven Aufbau eines Angriffs-Spielzugs tut sich Österreich weiterhin sehr schwer – um es milde auszudrücken. So herrlich das explosive Umschalten von Defensive auf Offensive funktioniert: Wenn es mal Zeit gab und die Gelegenheit, durchdachte Aktionen nach vorne zu zeigen, war der Ball entweder lange in der Luft und/oder schnell wieder weg. Oder ein Österreicher ins Abseits gestellt.

Das ist kein massives Problem, wenn man gegen die Türkei einen Vorsprung verwalten will oder gegen einen übermächtigen Gegner wie Deutschland ohnehin nicht zum Gestalten des Spiels kommen wird. Allerdings warten schon in diesem Herbst auch zwei Spiele gegen Kasachstan. Das Glücks-2:0 durch zwei Nachspielzeit-Tore 2010 (unter Constantini) bzw. das zähe 0:0 im Dead-Rubber-Spiel 2011 (unter Ruttensteiner) haben diese Defezite recht schmerzhaft vor Augen geführt.

Man kann zwar davon ausgehen, dass die Mannschaft in das Kasachstan-Doppel im Oktober nicht so lustlos reingeht wie Salzburg gegen Düdelingen. Aber das Prinzip bleibt: Sich gegen einen kompakten Gegner Chancen erarbeiten, selbst das Spiel gestalten müssen, das wird eine Herausforderung.

Fazit: Es ist weiterhin ein Fortschritt zu erkennen

Ja, das türkische Team befindet sich im Umbruch, hat nicht mal eine Handvoll international relevanter Spieler, ist meilenweit von der europäischen Spitze entfernt und hat sich bei beiden frühen Toren nicht gerade geschickt angestellt. Zudem war es ein Testspiel, dessen Ergebnisse man ohnehin nicht überbewerten sollte. Dennoch hat das Spiel, neben den angeführten Kritikpunkten, auch einiges an positiven Aspekten für Österreich gebracht: Das Pressing funktioniert schon wirklich gut; man kann auch ohne Alaba und Arnautovic gegen Teams auf Augenhöhe bestehen. Jeder weiß, was er zu tun hat, es ist Struktur im Team, es ist ganz deutlich die Handschrift des Teamchefs zu erkennen. Der extreme Fortschritt, den die Mannschaft unter Koller gemacht hat, wurde fortgesetzt.

Wichtig wird für Marcel Koller im Vorfeld des Spiels gegen Deutschland sein, dass er den unausweichlichen Hype, der um dieses Spiel gemacht werden wird, von der Mannschaft weghält. Denn er ist vernünftig genug zu wissen: Die Partien gegen Deutschland werden in der Endabrechnung wohl die unwichtigsten der ganzen Qualifikation sein, gegen den haushohen Gruppenfavoriten wird niemand viel holen. Viel wichtiger werden die zwei Spiele gegen Kasachstan im Oktober. Denn nur, wenn in diesen nichts liegen gelassen wird, kann man von der WM träumen.

(phe)

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0:0 gegen Rumänien: Hinten immer besser, vorne weiter mäßig https://ballverliebt.eu/2012/06/06/00-gegen-rumanien-hinten-gut-vorne-masig/ https://ballverliebt.eu/2012/06/06/00-gegen-rumanien-hinten-gut-vorne-masig/#comments Wed, 06 Jun 2012 01:11:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7374 0:0 gegen Rumänien: Hinten immer besser, vorne weiter mäßig weiterlesen ]]> Scharner ist schlau genug für Vorstöße aus der Innenverteidigung und das defensive Pressing greift immer besser – das die positiven Aspekte von Österreichs 0:0 gegen Rumänien. Was gegen einen erschreckend passiven Gegner noch nicht nach Wunsch klappte: Räume schaffen für das eigene Spiel nach vorne. 

Österreich - Rumänien 0:0

Es ist kaum zu glauben, dass es erst fünf Jahre her ist, als die rumänische Mannschaft in der Qualifikation für die Euro 2008 so brilliant aufgespielt und die Quali-Gruppe vor Holland gewonnen hat. Das rumänische Team des Jahres 2012 ist für den Beobachter hingegen eine ziemlich frustrierende Angelegenheit. Die Kreativität ging offenbar mit dem Altern und dem Aus von Adrian Mutu flöten, die Kampfkraft mit dem Rücktritt von Christian Chivu.

Der ideale Gegner also für die österreichische Mannschaft, um auszutesten, wie weit man mit der eigenen Spielgestaltung schon ist, wenn man gegen einen Gegner, der über das Niveau von Fußballzwergen hinausgeht dazu gezwungen ist. Somit auch ein Testlauf für die WM-Qualispiele gegen Kasachstan (wir erinnern uns an eine grausame Leistung beim Zufallssieg in Salzburg und eine blutleere, weil als letztes Spiel eher sinnlose Nullnummer in Astana), Färöer und wohl auch Irland.

Das zentrale Mittelfeld

Wie nicht anders erwartet worden war, zogen sich die Rumänen recht schnell recht weit zurück. Das 4-2-3-1 von Victor Piţurcă baute sich dreißig Meter vor dem Tor quasi als Mauer auf, durch die das österreichische Team durchzukommen hatte. Die Hauptlast im Taktgeben und Löcher suchen lag bei David Alaba: Der Bayern-Legionär war, einmal mehr, überall zu finden. Zu Beginn mal kurz als Linksverteidiger hinter dem aufgerückten Suttner, dann auch mal halbrechts vorne, aber grundsätzlich war seine Position halblinks als Achter.

Neben ihm agierte Veli Kavlak als Abfangjäger bei rumänischen Kontern (sehr zweikampfstark!) und natürlich nach vorne als Passgeber. Dass Kavlak aus der Tiefe heraus spielen kann, ist schon seit fünf Jahren bekannt, und auch bei Beşiktaş spielt er in dieser Position. Der auch optisch seit seinem Abschied aus Österreich stark veränderte Kavlak ist auf jeden Fall eine ernsthafte Alternative zu Julian Baumgartlinger.

Pressing: Immer besser, immer konsequenter

Das erfreulichste Detail an diesem Spiel war, dass wie schon zuletzt gegen die Ukraine ein klarer Plan beim Pressing in der eigenen Hälfte zu sehen war, und dieser auch sehr konsequent durchgeführt wurde. Anders als in jenem Spiel wurde aber gegen die Rumänen schon früher draufgegangen, oft schon der Pass in die Nähe des österreichischen Strafraums verhindert und die Rumänen damit offensiv komplett aus dem Spiel genommen.

Folge: Im kompletten Spiel hatten die Gäste drei Torchancen – zwei Konter und einmal nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Keine Frage: Gegner, die sich eher auf das Reagieren beschränken, können so sehr gut vom eigenen Tor weggehalten werden. In diesem Bereich wurden in den Spielen unter Koller zweifellos die größten Fortschritte gemacht.

Scharners taktisch gute Vorstöße

Über weite Strecken der Partie war die österreichische Innenverteidigung defensiv überhaupt nicht gefordert. Was vor allem Paul Scharner zu Vorstößen nützte. Genau das, das Verständnis und die Fähigkeit zur Spieleröffnung, ließ er gegen die Ukraine zumeist vermissen. Gegen Rumänien traute er sich viel mehr nach vorne zu gehen, das Mittelfeld zu verstärken, und so vor allem David Alaba zu erlauben, sich aus seiner Position zu bewegen.

Genau das ist von spielintelligenten Verteidigern gefordert: Wenn sich der Gegner zurückzieht und nur mit einer Spitze vorne agiert, ist es nicht nur völlig sinnlos, wenn beide Innenverteidiger stur hinten bleiben. Nein, es ist sogar kontraproduktiv: Einer der beiden kann locker aufrücken, das Mittelfeld verstärken und so für zusätzliche Optionen im Spiel nach vorne sorgen. Scharner, als gelernter Mittelfeld-Spieler, kann das hervorragend und in der Premier League hat er auch das nötige taktische Rüstzeug mitbekommen, das umzusetzen. Und Koller lässt ihm mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nur die Freiheit zu Vorstößen, nein, er wird sie sogar fordern.

Die Außenverteidiger: Fleißig, immerhin

Dieser Schritt hat die Mannschaft, was das eigene Gestalten eines Spiels angeht, noch vor sich. Was im Vergleich zum Ukraine-Spiel als positiv zu vermerken ist, sind die Außenverteidiger. Auch Suttner traute sich viel öfter und viel mehr, sich ins Offensiv-Spiel einzuschalten. Zwar hatten über links weiterhin Arnautovic (der nach wenigen Minuten auf der rechten Seite auf die linke Bahn wechselte) und Alaba die inhaltliche Hauptlast über, aber Suttner  war durchaus präsent. Alleine seine Flanken waren der pure Horror.

Eine ansprechende Partie lieferte auf der rechten Seite Gyuri Garics ab. Defensiv ließ der Mann von Bologna überhaupt nichts anbrennen und nach vorne war er immer wieder eine Anspielstation, agierte zum Teil weit vorne – aber wie auch bei Suttner kam der entscheidende Pass zu selten an. Dass er eine Klasse besser ist als Florian Klein, hat er trotz insgesamt zweier für seine Verhältnisse durchschnittlichen Partien eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Die Akte Arnautovic

Was wurde nach dem Ukraine-Spiel nicht alles über Marko Arnautovic diskutiert. Fakt ist: Konnte man nach dem 3:2 noch über seine Körpersprache und seine Rolle innerhalb des Teams diskutieren, ist das nach dieser Leistung nicht mehr nötig. Der Bremer lieferte eine seiner besten Spiele im Team-Trikot ab – vor allem im kämpferischen Bereich. Er er grätschte Bälle von der Linie weg, er hängte sich in die Zweikämpfe rein und er presste auf die Gegner, dass es eine Freude war.

Durch seine Rochaden – erst mit Burgstaller, dann immer wieder mit Junuzovic – war er auch für die Rumänen nie wirklich greifbar, wiewohl er in seinem Arbeitseifer ein wenig auf den Zug zum Tor vergaß. Das lag aber auch am engmaschigen Defensiv-Netz der Rumänen und daran, dass das mit dem eigenen Offensiv-Spiel ganz deutlich noch die größte Baustelle im österreichischen Spiel ist.

Das Spiel zum gegnerischen Tor

Denn das ÖFB-Team sammelte zwar Ballbesitz weit jenseits der 60-Prozent-Marke, aber Zugriff auf den rumänischen Strafraum gab es kaum. Marcel Koller weiß, dass man es sich als Mittelklasse-Nation nicht erlauben kann, vorne auf Halli-Galli zu spielen und hinten halt zu beten, dass schon nichts passiert. Koller wollte und will erst einmal der Defensive einen funktionierenden Plan mit auf den Weg geben, wie man nicht dauernd Tore schluckt. Dann kommt der Rest.

Im Spiel nach vorne ging allerdings weiterhin vieles ohne das nötige Tempo, sodass die Rumänen sich mit dem Verteidigen nicht übertrieben schwer taten. Funktionierende Laufwege waren in dem Sinn noch keine zielführenden erkennbar, vor allem das Positionsspiel und die Laufwege ohne Ball waren sehr durchsichtig. Das war mehr ein generelles Sich-Richtung-Ball-Bewegen, aber nichts überraschendes. Nichts, was einen gegnerischen Verteidiger aus seiner Position zieht, was Löcher riss, was eine neue Option ergäbe.

Was man bei alldem nicht außer Acht lassen darf: Mit Martin Harnik hat ein Spieler, der extrem viel Zug zum Tor entwickelt und sich auch schon einen entsprechenden Ruf erarbeitet hat, nicht dabei. Guido Burgstaller ist ein Arbeiter, jemand, der auf seine ihm eigene Art und Weise auch Löcher ziehen kann – dafür ist er aber wohl ganz vorne besser aufgehoben. Es wird eh in immer mehr Mannschaften so, dass Stürmer nicht mehr primär zum Tore schießen da sind, sondern zum Bälle halten und Verteidiger binden – darum agierte er auch bei Rapid in vorderster Front.

Der Gegner: Brrrrrr.

Nach der Euro 2008, in der die Rumänen wegen der ängstlichen Herangehensweise mehr an sich selbst als an Italien und Frankreich gescheitert waren, landete man in der Quali für die 2010 sogar hinter Constantini-Österreich und war auch für die Euro 2012 meilenweit von einer Teilnahme entfernt, gewann jeweils nur drei von den zehn Spielen. Und in der Quali für Brasilien 2014 wird gegen Vize-Weltmeister Holland, gegen die Türken, die sich deutlich im Aufwind befindlichen Ungarn und die für die EM erst im Play-Off gescheiterten Esten nichts drin sein, wenn man sich präsentiert wie in diesem Spiel in Innsbruck.

Es gibt keinerlei Kreativität in dieser Mannschaft. Gepresst wird nur an vorderster Front, und auch nicht in einem Ausmaß, das einen ins Schwitzen bringen müsste. Das Spiel aus dem Zentrum ist ungenau, den Flügelspielern fehlt es an Durchsetzungskraft. Aber immerhin: Die Defensive steht – wenn auch gegen eine diesbezüglich (noch) eher biedere Truppe wie Österreich – recht sicher. Aber mit 0:0 auswärts bei Topf-3 und Topf-4-Teams wird Rumänien keinen Stich machen.

Fazit: Hinten immer solider, vorne fehlt’s noch

Marcel Koller wollte explizit sehen, wie weit sein Team in der eigenen Spielgestaltung ist, und das muss man sagen: Da fehlt’s noch ziemlich. Einzelaktionen von Arnautovic werden nicht immer von Erfolg gekrönt sein, Janko war wiederum zu wenig im Spiel, weil es nicht gelungen ist, durch Laufwege ohne den Ball Löcher zu kreieren. Das war noch recht überschaubar und hat noch sehr viel Luft nach oben. Immerhin: Die Standards waren nicht kompletter Ramsch, sondern zumindest so mittel-gefährlich. Muss man aber sicher auch noch dran feilen, wenn es aus dem Spiel heraus kaum Chancen gibt.

Hinten allerdings schaut das in der Tat immer besser aus, hier wurde in diesen eineinhalb Wochen ein riesiger Schritt nach vorne gemacht. Mit dem konsequenten Pressing in der eigenen Hälfte wurde es den Ukrainern und den Rumänen, beides Mittelklasse-Teams, mehr oder weniger vergleichbar stark wie Österreich, praktisch unmöglich gemacht, zu Chancen zu kommen. Hier agiert das ÖFB-Team sehr diszipliniert, verfolgt einen genauen Plan und ist auf einem richtig guten Weg.

Damit, und mit dem Test gegen die Türkei im August noch vor der Brust, kann man zumindest schon mal ohne ganz großes Bauchweh in das erste WM-Quali-Spiel gegen Deutschland gehen, da wird man das Spiel nicht selbst machen müssen. Und vom Teamchef verordnetes Null-Attackieren im Mittelfeld, wie beim 2:6 in Gelsenkirchen vor einem Jahr, wird es dabei sicher auch nicht geben. Dann allerdings, beim Doppel in bzw. gegen Kasachstan im Oktober, sind gute Laufwege ohne Ball zum Löcher reißen schon eher gefragt.

(phe)

PS: Ein Wort an dieser Stelle noch zur APA. Hier wurde jene rumänische Aufstellung, die auch der ORF vor Spielbeginn eingeblendet hatte – also mit Dorin Goian im Mittelfeld und Vlad Chiricheş in der Innenverteidigung – auch genau so ausgeschickt, was auch die darauf zurückgreifenden Medien ebenso brav wie blind übernommen haben. Tatsächlich war es genau umgekehrt: Chiricheş spielte als Sechser und Goian, wie immer, in der Innenverteidigung.

Einmal eine halbe Minute auf’s Spielfeld zu schauen, ob das Eingeblendete auch der Realität entspricht, ist wohl zu viel verlangt.

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3:2 über die Ukraine – es geht was weiter https://ballverliebt.eu/2012/06/02/32-uber-die-ukraine-es-geht-was-weiter/ https://ballverliebt.eu/2012/06/02/32-uber-die-ukraine-es-geht-was-weiter/#comments Sat, 02 Jun 2012 00:47:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7328 3:2 über die Ukraine – es geht was weiter weiterlesen ]]> Eine Woche vor EM-Start ist ein 2:3 in Österreich für den Co-Gastgeber nicht gerade ein Boost für’s Selbstvertrauen. Für das ÖFB-Team allerdings sind neben dem Erfolg über die Ukraine vor allem die Erkenntnisse aus dem Testspiel nicht schlecht: Ein klares Defensiv-Konzept, gute Chancenverwertung und eine immer klarerer erkennbare Handschrift des Teamchefs darf man als positiv vermerken. Fehlende Breite von den Außenverteidigern und überhasteter Spielaufbau als negativ.

Österreich - Ukraine 3:2 (1:0)

Ein Freistoß-Tor von Junuzovic und zwei Prachtschüsse von Marko Arnautovic – es waren die Tore des Duos von Werder Bremen, das im Heimspiel gegen die Ukraine in Innsbruck für den 3:2-Sieg gegen den EM-Co-Gastgeber sorgten. Auch, wenn die Ukrainer durch zwei Gusev-Tore (ein Abstauber nach abgefälschtem Freistoß und ein Weitschuss) zweimal ausgleichen konnten, war der zweite Sieg im dritten Einsatz von Teamchef Marcel Koller nicht unverdient. Auch, weil man die Handschrift des Schweizers immer besser erkennen kann.

Defensives Pressing

Man sah, dass im Laufe der Trainingswoche das Augenmerk in erster Linie am Defensiv-Verhalten gelegen hat. Durchaus mit Erfolg, denn hier war ein klarer Plan zu erkennen, der auch recht konsequent durchgezogen wurde. Wie international längst üblich, schob Zehner Junuzovic, wenn die Ukrainer hinten den Ball hatten, nach vorne auf annähernd eine Höhe mit Janko, um von hinten heraus die Spieleröffnung zu verhindern. Vor allem Dortmund hat das zuletzt zur Perfektion getrieben.

Wesentlich interessanter war aber das Pressing-Verhalten in der eigenen Hälfte. Die Österreicher ließen die Ukrainer unbehelligt, wenn sie sich auf Höher der Mittellinie daran machten, eine Anspielstation zu suchen. Diese wurde aber, sobald der Ball in der Nähe war, konsequent angepresst, oftmals mit zwei Mann, sodass dem Ukrainer kaum Zeit blieb, den Ball sinnvoll anzunehmen – von einer durchdachten Weiterverarbeitung oder gar einem Pass nach vorne ganz zu schweigen. Das machte das ÖFB-Team hervorragend und die Ukrainer wurden, bis auf zwei Szenen, in der ersten Hälfte nicht gefährlich.

Die Innenverteidigung mit Scharner

Es war gut zu erkennen, dass die österreichische Viererketten sofort nach vorne schob, wenn das eigene Team vorne Ballbesitz hatte. Das hatte zwei Effekte: Zum einen wurde so quasi die Fallhöhe verringert, sollte es einen Rückpass geben müssen; zum anderen vermied man so, dass sich die Ukrainer zwischen den Linien breit machen konnten. Das allerdings schafften Devic und Jarmolenko ganz gut, wenn die Gelben in Ballbesitz waren und die österreichische Kette nach hinten sackte.

Der Versuch, Paul Scharner in die Innenverteidigung zu stellen, war sinnvoll. Schließlich kommt es immer mehr in Mode, defensive Mittelfeld-Spieler in der zentralen Abwehr aufzustellen, um schon von hinten heraus mit guten Pässen das Spiel zu eröffnen. Pep Guardiola machte das etwa mit Busquets und Masch, Marcelo Bielsa mit Javi Martinez. Erstaunlicherweise aber kamen vor allem von Scharner relativ wenige Pässe nach vorne, sondern hauptsächlich Richtung Suttner. In der unmittelbaren Defensiv-Arbeit kann man Scharner nicht viel vorwerfen, aber in der Spieleröffnung durfte man sich schon etwas mehr erwarten.

Die Außenverteidiger

Sowohl Markus Suttner als auch Florian Klein haben klar gezeigt, warum sie auf den AV-Positionen nicht erste wahl sind. Vor allem beim Bald-Salzburger Klein wurde der Unterschied zu Garics durch die frühe Auswechslung sehr deutlich. Als Garics in der ersten Aktion nach seiner Einwechslung in einem Höllentempo hinter Arnautovic die Linie entlang nach vorne spurtete, merkte man erst, wie sehr genau das bei Klein gefehlt hatte. Garics ließ defensiv gegen Konoplyanka wenig zu und sorgte mit seinem Offensiv-Drang auch für gute Unterstützung für Arnautovic bzw. Ivanschitz.

Vor allem in der generell stärkeren zweiten Halbzeit war das Spiel von Österreich zunehmend rechtslastig. Auch, weil Suttner zwar brav agierte, aber an einem Christian Fuchs nicht vorbeikommt. In der Rückwärtsbewegung hatte er trotz recht konservativem Stellungsspiel gegen den mit Tempo auf ihn zu oder nach innen laufenden Jarmolenko immer wieder leichte Probleme; nach vorne kam praktisch gar nichts. Das erledigte auf der linken Seite ein anderer.

Das zentrale Mittelfeld

David Alaba nämlich. Der Shooting Star von Bayern München, eigentlich als Achter aufgestellt, hatte einen recht deutlichen Linksdrall und preschte oftmals so die linke Seite nach vorne, wie man das von seinen starken Auftritten als Linksverteidiger der Bayern macht. Das erlaubte es Ivanschitz bzw. Arnautovic, nach innen zu ziehen. Der 19-Jährige war, wie man es von ihm kennt wenn er im Mittelfeld postiert wird, im Grunde überall zu finden, schaltete sich nach vorne ein, presste und war so ein wenig der Mann für alle Fälle.

Julian Baumgartlinger neben ihm war viel defensiver eingestellt. Im Erkämpfen des Balles und in Sachen Pressing auf den ukrainischen Pass-Empfänger machte er eine ganz ordentliche Figur, aber überhastete und ungenaue Abspiele in der Vorwärtsbewegung, die immer wieder billige Ballverluste zur Folge hatten, machten ihm und dem ganzen Abwehrverbund das Leben schwer. Das zweite Gegentor wurde genau so eingeleitet.

Marko Arnautovic

Anders als in den ersten beiden Spielen unter Marcel Koller, dem 1:2 in Lemberg und dem 3:1 über Finnland, spielte Marko Arnautovic diesmal nicht als versetzter Zehner zentral hinter bzw. neben Janko, sondern auf den Flügeln. Zu Spielbeginn war er rechts postiert, nach einer halben Stunde wechselte er die Seite, nach einer Stunde kam er wieder zurück auf die rechte Außenbahn. Entgegen anders lautender Meinungen (ORF und so) war das Bremer Enfant Terrible aber keineswegs unsichtbar, sondern verrichtete viel Arbeit. Auch in der Defensive, wo er Konoplyanka den einen oder anderen Ball von den Füßen grätschte und sich gut am Pressing gegen den ukrainischen Pass-Empfänger beteiligte.

Schlussphase

Wenn man von Arnautovic nur Tempo-Dribblings und technische Gustostückerl erwartet, ist man natürlich enttäuscht, wenn man solche Einlagen nicht so oft sieht (und die sieht man mit Recht nicht so oft, denn einige überflüssige Ballverluste fabrizierte er durch seinen Übermut sehr wohl). Dennoch, und das monierte Koller auch nach dem Spiel, muss Arnautovic öfter auch mal geradlinig in den Strafraum kommen. Da ist er brandgefährlich, wie auch seine beiden Tore zeigten.

Das Problem: Janko ins Spiel bekommen

Unter Didi Constantini klappte es praktisch nie, und auch bei Marcel Koller funktioniert es noch nicht nach Wunsch – das Einsetzen von Marc Janko. Der Porto-Legionär erfüllte seine Aufgaben im Anpressen der ukrainischen Innenverteidiger gegen den Ball ganz ordentlich, fand aber im eigentlichen Offensiv-Spiel, wie auch der für ihn nach einer Stunde eingewechselte Patrick Bürger, nicht statt. Das mag zum Teil an der eher auf Reaktion ausgelegten Spielanlage liegen.

Aber sicher auch an den Spielertypen, die Ivanschitz und Arnautovic nun mal sind: Der eine hat es bei Mainz hauptsächlich mit schnellen, wendigen Stürmern zu tun, die er schicken soll. Der andere ist halt eher einer, der seine Stärken mit dem Ball am Fuß hat. Nur: Das kann kein Problem sein – wenn denn die Außenverteidiger ihren Job erledigen würden. Das Spiel breit zu machen, die gegnerische Viererkette auseinander ziehen, von der Grundlinie flanken. Das passierte bei Klein gar nicht, bei Suttner ebenso, und ein Garics alleine ohne Gegenstück auf der anderen Seite richtet auch nicht viel aus.

Der Gegner: EM-Reife sieht anders aus

Natürlich: Es war für die Ukrainer nur ein Testspiel. Allerdings war die Vorstellung des Co-Gastgebers zehn Tage vor seinem ersten EM-Spiel weit davon entfernt, um den Eindruck von EM-Reife zu erwecken. Anatoli Tymoschuk etwa wirkte im defensiven Mittelfeld geistig oft völlig abwesend, schlecht im Zweikampf, ungenau im Spielaufbau. Funktionierender Rückhalt und notwendiger Taktgeber für seine Mannschaft ist er in dieser Form keinesfalls.

Wie generell das Tempo bei den Ukrainern völlig fehlte. Voronin bewegte sich in der ersten Hälfte ähnlich schlecht wie Shevchenko und Milevskyi nach dem Seitenwechsel, weswegen sie alle um nichts weniger wirkungslos waren wie Janko bei Österreich. Nie schafften es die Ukrainer, ihre Stürmer einzusetzen, aus dem Spiel heraus gab es nicht mal eine handvoll Torchancen. Impulse von Außen, wie den kompakt stehenden Österreichern beizukommen ist, kamen auch keine: Blochin wechselte nur innerhalb seines 4-1-3-2.

Es wurde ganz deutlich, dass sich die Ukrainer ebenso mit dem Reagieren deutlich leichter tun als mit dem Agieren – wie schon im November, als sie EM-Mitfavorit Deutschland beim 3:3 am Rande der Niederlage hatten und wenige Tage später eben gegen Österreich nur mit Glück ein 2:1 einfahren konnten und dabei nicht mal ansatzweise überzeugen konnten.

Das muss bei der EM gegen Frankreich und womöglich auch gegen England kein so großes Problem sein, weil man in diesen Spielen ohnehin das Spiel kaum selbst gestalten wird müssen. Im ersten Spiel gegen die Schweden allerdings könnte das zu einem Geduldspiel werden. Vielleicht nicht gar so übervorsichtig wie vor vier Jahren bei Schwedens Spiel gegen Griechenland – aber die Ukraine wird mit einem Erfolg starten müssen, um nicht gegen England und Frankreich unter Siegzwang zu stehen.

Mit einer Leistung wie in Innsbruck wird das aber kaum gelingen.

Fazit: Defensive gut, Offensive ausbaufähig, Chancenverwertung stark

Gut an der Vorstellung der Österreicher war das stringente Defensiv-Konzept, das durchgezogen wurde und an sich funktioniert hat. Gut war auch, dass man in der zweiten Halbzeit nicht mehr so viele Bälle durch überhastete Aktionen allzu leicht wieder verloren und im Ansatz gute Aktionen somit länger am Leben erhalten konnte – wodurch man die Partie deutlich in den Griff bekam. Und ebenfalls sehr zufriedenstellend muss man die Chancenverwertung nennen: Geradezu un-österreichisch wurden die wenigen echten Torgelegenheiten auch wirklich genützt, was letztlich den erfreulichen Sieg brachte.

Nicht so gut ist weiterhin das Spiel der Außenverteidiger, wenn nicht die jeweilige Einserlösung auf dem Feld ist. Klein ist in keinster Weise ein adäquater Ersatz für Garics auf der rechten Seite (und der bei seiner Hochzeit weilende Schiemer erst recht nicht). Ebenso wie Suttner auf der linken Seite zwar sicherlich einer der besten und konstantesten Linksverteidiger der österreichischen Liga ist, aber auch im zweiten Länderspiel nicht annähernd den Schwung und den Mut zur Offensive mitbringt wie Christian Fuchs. Und natürlich wäre es von Vorteil, einen Weg zu finden, wie man auch Marc Janko ins Spiel einbinden kann.

Dennoch: Im dritten Spiel unter Marcel Koller wurde wieder ein schöner Schritt nach vorne gemacht. Inhaltlich ist das natürlich alles nichts übertrieben Weltbewegendes, aber die Richtung zu einem Fußball, wie er den aktuellen internationalen Anforderungen entspricht, ist deutlich erkennbar. Das war ja davor nicht immer so.

(phe)

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Jetzt auch in Österreich: Subtile und richtige Umstellungen https://ballverliebt.eu/2012/02/29/jetzt-auch-in-osterreich-subtile-und-richtige-umstellungen/ https://ballverliebt.eu/2012/02/29/jetzt-auch-in-osterreich-subtile-und-richtige-umstellungen/#comments Wed, 29 Feb 2012 22:56:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6799 Jetzt auch in Österreich: Subtile und richtige Umstellungen weiterlesen ]]> Fünf Meter weiter rechts oder links, fünf Meter weiter hinten oder vorne – es waren zwei ganz subtile Umstellungen, die Marcel Koller beim Testspiel gegen Finnland während der Partie vorgenommen hatte, die Österreich dazu verhalfen, Vorteile in der individuellen Klasse auch auf das Feld zu bringen. Das hatte in der ersten Hälfte nämlich noch nicht so richtig geklappt.

Österreich - Finnland 3:1

Der erste Sieg unter Marcel Koller, dabei drei Tore erzielt – Janko wurde vom finnischen Goalie zum 1:0 angeschossen, Harnik verwertete ein starkes Zuspiel von Baumgartlinger zum 2:0, Ivanschitz traf aus einem (etwas schmeichelhaften) Elfmeter zum 3:0 – und bis zum Stellungsfehler vom eingewechselten Ortlechner kurz vor Schluss, der zum 3:1-Endstand führte, hinten dicht gehalten.

Das ist ein schönes Erfolgserlebnis, aber letztlich war es halt doch ein Testspiel, und in einem solchen ist das genaue Resultat weitgehend irrelevant – vor allem, wenn es das zweite einer gänzlich neuen Ära ist. Wichtiger sind da die Details. Und da stach eines heraus: Zwei sehr subtile Umstellungen, eine rechts und eine im Zentrum, die zeigen, was für einen Unterschied ein paar Meter im Stellungsspiel machen.

Das Zentrum und die rechte Seite – 1. Halbzeit

In den ersten 45 Minuten das das Schema der Österreicher so aus wie auf der Grafik oben: Arnautovic, der im nominellen 4-2-3-1 als Zehner agierte, war zumeist annähernd auf einer Höhe mit Marc Janko und damit eher im Rücken der finnischen Dreierkette im defensiven Mittelfeld. Das hieß, dass er von den Zuspielen aus dem defensiven Zentrum eher abgeschnitten war. Zudem orientierte er sich tendenziell auf die linke Seite mit Ivanschitz, weil das jene war, über die das österreichische Spiel zumeist lief.

Während die rechte Seite große Probleme hatte, ins Spiel einzugreifen. Harnik hielt die Außenbahn recht konsequent und versuchte, außen an den drei Finnen im Zentrum vorbeizugehen. Das Trio mit Eremenko, Sparv und Hetemaj verschob aber recht geschickt und machte so vor allem die rechte österreichische Flanke ziemlich zu. Das ging, weil sie durch die Mitte (wegen des hoch stehenden Arnautovic) wenig zu befürchten hatte.

Außerdem schien Garics durch das Positionsspiel von Kasper Hämäläinen schwer verunsichert. Der linke Offensivmann im finnischen 4-3-2-1-Tannenbaum stand nämlich relativ weit innen und zog so auch Garics etwas aus der Position. Der Bologna-Legionär musste bei seinem Comeback nach über zwei Jahren aber auf Hämäläinen aufpassen, weil dieser als Verbindungsspieler bei finnischen Kontern immer wieder gesucht wurde. Nach vorne traute sich Garics praktisch gar nichts zu.

Das Zentrum und die rechte Seite – 2. Halbzeit

Ab ca. 60. Minute

An diesen beiden Problemfeldern nahm Koller dann subtile, aber wirksame Veränderungen vor – jeweils im Bereich von etwa fünf Metern. Martin Harnik rückte um diese Distanz ins Zentrum – was einen Rattenschwanz von Effekten hatte. Zum einen war der linke Mann im finnischen Defensiv-Trio (nun Sparv, der mit Eremenko Positionen getauscht hatte) mit Harnik gebunden und konnte nicht mehr nach außen verschieben.

Das gab Garics Platz und Gelegenheit, sich nun auch offensiv um seine Außenbahn zu kümmern. Was notwendig war, schließlich gehörte die nun praktisch ausschließlich ihm. Die Hemmungen wegen der Bewachung seines finnischen Gegenspielers musste er ablegen und das tat er auch. War vor der Pause die linke Seite die klar dominante, gab es nun auch eine rechte Flanke.

Die zweite Änderung war die Einwechslung von Zlatko Junuzovic für den eher blassen Arnautovic. Der Neo-Bremer stellte sich eben jene erwähnten fünf Meter weiter hinten auf als sein Werder-Kollege vor ihm, was ihn für den immer aktiver werdenden Alaba und den immer sicherer werdenden Baumgartlinger zu einer gern gesehenen Anspielstation machte.

Womit nun auch das Zentrum immer mehr funktionierte und die Österreicher, die individuell ganz klar über die Finnen zu stellen sind, ihre Überlegenheit auch ausspielen konnten, den zuvor ausgeglichenen Ballbesitz nach oben trieben, den Finnen immer weniger Möglichkeit zur Entlastung gaben und letztlich den Sieg sicherten.

Wo war das Pressing?

Was aber nicht heißt, dass das ÖFB-Team eine Klasse-Leistung abgeliefert hat. Ganz und gar nicht – vor allem in der ersten Halbzeit passte da relativ wenig. Von einem konsequenten und hohen Pressing etwa, wie es in Absichtserklärungen angekündigt worden war, blieben die Finnen zum Beispiel komplett verschont. Anstatt den Gegner wirklich unter Druck zu setzen, wenn sich vor allem Moisander, Pasanen und Sparv sich die Kugel zuschoben, wurde nur langsam in die vage Richtung des Ballführenden getrabt. So konnten die Finnen von hinten heraus unbedrängt mögliche Empfänger für lange Bälle suchen.

Die Spielanlage der Mannschaft aus Finnland war weder besonders einfallsreich noch wirklich spektakulär, setzte auf Overcrowding im Zentrum – und damit fast zwangsläufig auf lange Bälle, weil die Breite im Spiel fast nur über die nicht besonders abenteuerlustigen Außenverteidiger kam. Dennoch war der gerade vor der Pause ungemein flinke, antrittsschnelle und selbstbewusste Teemu Pukki ein ständiger Gefahrenherd.

Viel Laufarbeit, aber wenig Impulse aus der Zentrale

Auffallend war auch die extreme Laufarbeit vor allem von David Alaba. Die Spielpraxis bei den Bayern tut dem 19-Jährigen sichtlich gut, er strotzt vor Selbstbewusstsein und muss eine absolute Pferdelunge haben, anders ist es nicht machbar, dass er bis tief in die zweite Hälfte (im Grunde bis zu seiner Auswechslung kurz vor Schluss) so gut wie überall am Platz zu finden war. Er trug den Ball selbst nach vorne, wenn er keine leichte Anspielstation fand. Er holte sich die Bälle tief, versuchte sich ständig anzubieten. Darunter litt aber ein wenig die Klarheit in seinen Aktionen. Man hat das Gefühl, er will überall zu jedem Zeitpunkt helfen und Verantwortung übernehmen, das wird ihm aber wohl etwas zu viel.

Julian Baumgartlinger machte neben ihm vor allem in der ersten Halbzeit einen etwas gehemmten Eindruck. Zum einen natürlich aufgrund des Wirbelwinds Alaba neben ihm, aber auch, weil ihm eben lange Zeit, wie erwähnt, die Optionen fehlten: Garics machte zu wenig nach vorne, Harnik und Arnautovic waren abgeschnitten. So blieben ihm anstatt der kurzen, intelligenten Pässe, die er so gut kann, lange nur etwas längere Anspiele, die zwangsläufig ein wenig das Tempo aus dem Spiel nahmen. Auch hier zahlten sich die subtilen Umstellungen in der zweiten Halbzeit aus, da ging die Leistungskurve des Mainz-Legionärs nach oben.

Die linke Seite: Bemüht, aber harmlos

Christian Fuchs war angeschlagen, konnte nicht dabei sein – so feierte Markus Suttner, zweifellos der beste Linksverteidiger der österreichischen Liga, sein ohnehin längst überfälliges Nationalteam-Debüt. Der Austrianer zeigte sich bemüht, aber es wurde auch deutlich, dass ihm vor allem offensiv die internationale Erfahrung eines Christian Fuchs fehlt. Suttner brachte nicht den Schub nach vorne, den man vom Schalker gewohnt ist, und spielte auch defensiv immer eher die Sicherheits-Variante als die Risiko-Karte.

Das hieß auch, dass Andreas Ivanschitz sich öfter die Bälle hinten holen musste und damit natürlich in der Arbeit nach vorne limitiert war. Immerhin: Er ließ Suttner nicht hängen, sondern half ihm, so weit ihm das möglich war. Er kam aber selten zur Grundlinie durch, seine Anspiele nach vorne waren ungenau und die Impulse blieben so natürlich ein wenig aus.

Die Abwehr: Zumeist sattelfelst

Das langjährige Sorgenkind des ÖFB-Teams machte diesmal auch ohne Emanuel Pogatetz, Sebastian Prödl und Christian Fuchs (allesamt nicht fit) eine recht guten Eindruck. Aleksandar Dragovic strotzt nach dem Sieg von Basel gegen die Bayern nur so vor Selbstvertrauen und bekam nach einigen Anfangsschwierigkeiten gemeinsam mit Schiemer den wuseligen Pukki immer besser in den Griff. Ab etwa der 20. Minute war der Blondschopf kaum noch ein Thema.

Umso weniger, als er nach einer Stunde auf die halbrechte Angriffsposition ging und Leuchtturm Njazi Kuqi ganz vorne agierte. Torhüter Robert Almer musste nur 48 Stunden seit seinem letzten Liga-Spiel für Düsseldorf nur zwei-, dreimal eingreifen und hatte kaum Probleme. Erst ganz in der Schlussphase, nachdem Ortlechner für Schiemer gekommen war, gab es noch einen gefährlichen Eckball und letztlich noch das finnische Ehrentor, nachdem Ortlechner den kurz zuvor eingewechselten Furuholm entwischen hatte lassen.

Fazit: Zähes Spiel, gute Umstellungen, verdienter Sieg

Augenschmaus war das Heim-Debüt von Marcel Koller ganz sicher keiner, der Unterhaltungswert hielt sich in Grenzen. Aber nach Jahren mit diversen durch abstruse Wechsel vergeigten Spielen wie dem 4:4 in Belgien (als mit Kavlak der beste Mann am Feld nach einer Stunde runtermusste), bzw. solchen, die durch seltsame Umstellungen komplett kaputt gemacht wurden (wie dem Dusel-2:0 gegen Kasachstan damals) ist es eine Wohltat zu sehen, dass es nun auch beim ÖFB-Team intelligente und nuancierte Umstellungen gibt, die sich tatsächlich auf Problemfelder im laufenden Spiel beziehen und diese auch tatsächlich beheben.

Es wurde aber auch offensichtlich, was noch fehlt. Das mit dem Pressing etwa klappte noch gar nicht. Offensiv ist ein Spieler wie Christian Fuchs nicht zu ersetzen. David Alaba will zu viel auf einmal. Gyuri Garics wird wohl noch ein paar Spiele brauchen, um erstens nach seinem Kreuzbandriss wieder voll da zu sein (die wird er in Bologna sicher kriegen) und auch, um nach zwei Jahren ohne ÖFB-Team wieder in die Mannschaft zu finden.

Man kann dieses 3:1 gegen Finnland als Schritt in die richtige Richtung werten. Wenn auch nur einen kleinen.

(phe)

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