rumänien – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 14 Oct 2020 21:49:04 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Diesmal bringt Umstellung Erfolg – 1:0 in Rumänien https://ballverliebt.eu/2020/10/14/rumanien-osterreich-nations-league-foda-umstellung/ https://ballverliebt.eu/2020/10/14/rumanien-osterreich-nations-league-foda-umstellung/#comments Wed, 14 Oct 2020 21:49:02 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17218 Diesmal bringt Umstellung Erfolg – 1:0 in Rumänien weiterlesen ]]> Kein Arnautovic, kein Sabitzer, kein Laimer – und doch gab es für Österreich den dritten Länderspiel-Sieg innerhalb einer Woche. Das 1:0 in Rumänien basierte auf einer Umstellung zu Beginn der zweiten Halbzeit: Damit löste Teamchef Franco Foda das zerfahrene Spiel etwas auf und sein Team nützte die Schwächen, welche Rumänien schon zuvor in defensiven Umschaltmomenten offenbart hatte.

Rumänien – Österreich 0:1 (0:0)

Im Hinspiel in Klagenfurt überrumpelte Rumänien das ÖFB-Team mit einem aggressiven, hohen Pressing. Darauf war Österreich diesmal besser eingestellt, zumindest reaktiv. Denn da es beide Teams gut verstanden, dem Gegner die Zeit am Ball zu nehmen und damit die Passgenauigkeit nach unten zu drücken, wurde es vom ästhetischen Standpunkt nicht gerade eine Augenweide von einem Fußballspiel.

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Zerfahrene erste Hälfte

Auffällig waren die Mannorientierungen, welcher das österreichische Mittelfeld – vor allem Schlager und Baumgartlinger gegenüber Stanciu und Marin – bediente, wenn Rumänien das Spiel eröffnen wollte. Kam der Pass aus der rumänischen Abwehr ins Mittelfeldzentrum, standen sofort Österreicher parat. Auch auch die Außenverteidiger wurde von den ÖFB-Spielerin schnell isoliert. Generell stellte Österreich rasch und geschickt Überzahl in Ballnähe her.

Spielerisch fiel den Rumänen nicht viel ein. Wenn sie doch in die Nähe des Strafraums gekommen sind, halfen Österreichs Spieler gut zusammen, um den ballführenden Rumänen abzudrängen. Mehr als ein Weitschuss zu Spielbeginn und eine Chance, nachdem Baumgartlinger in der Vorwärtsbewegung sehr robust vom Ball getrennt wurde, schaute vor der Pause für Rumänien nicht heraus. Kurz nach Wiederanpfiff folgte das Tor, welches wegen (vorgeblichem) Abseits nicht zählte.

Österreich hatte etwas mehr Torszenen, allen voran natürlich der Lattenschuss von Gregoritsch nach etwa 20 Minuten. Vor allem, wenn man mit Tempo gegen ein etwas aufgerücktes rumänisches Team kontern konnte, waren die Gastgeber zuweilen unsortiert. Am auffälligsten war dies nach rund zehn Minuten, als Schlager den Konter nicht erfolgreich abschließen konnte.

Fodas Umstellung auf 5-4-1

Zehn Minuten nach Wiederanpfiff kam Posch für Hinteregger, mutmaßlich, um den früh gelb-belasteten Hinteregger vor einem Ausschluss zu bewahren. Im Zuge dieses Austausches wurde aber auch das System und die generelle Herangehensweise beim ÖFB-Team geändert. Posch nahm Hintereggers Position ein, aber Ilsanker rückte von der Sechs zurück in die Abwehr. Dadurch entstand ein recht klares 5-4-1.

Nach der Umstellung

Die Absicht war offensichtlich: Das offene Spiel um den Ball brachte nichts ein und man rieb sich zunehmen darin auf. Letztlich war dies die Art von Spiel, die Rumänien zu wollen schien. Also schob Österreich nach der Umstellung im Block etwas weiter zurück und man ließ die rumänischen Abwehrspieler den Ball zirkulieren, ohne viel Raumgewinn zu gewähren. Früher oder später kam aber ein Pass nach vorne, hier war Österreich wieder schnell in Überzahl und nach Ballgewinn ging es schnell in Richtung Tătăruşanu.

Man lud dadurch zwar durchaus Druck ein und Rumänien war sehr bemüht, für Gefahr zu sorgen. Aber nur Österreich näherte sich dem Tor an: Einmal, in der 62. Minute, wurde gerade noch vor Schlager geklärt; wenig später näherte sich Schlager noch weiter an, dann rettete der rumänische Keeper bei einem Gewaltschuss von Baumgartner. Alle diese Angriffe wurden über die rechte Seite lanciert, als in der 75. Minute Alaba und Baumgartner von links in den Strafraum kamen und Schöpf freistehend fanden, war das 1:0 für Österreich gefallen.

Kurze Unsicherheit über weitere Marschroute

Das Problem, wenn man sich zurückzieht, um offensiv für sich Räume zu schaffen: Wenn der Plan aufgeht und man in Führung geht, wie geht’s dann weiter? Doch wieder offener, um die Entscheidung herbeizuführen, oder weiterhin auf Konter lauern? In den ersten Minuten nach dem Führungstor schien man auch innerhalb des österreichischen Teams nicht so richtig zu wissen, wie es gehen soll. Schlager beispielsweise drängte vermehrt nach vorne. Letztlich setzte sich das Rückzug-Denken durch.

Die Rumänen warfen alles nach vorne, Mirel Rădoi brachte mit Puşcaş einen zweiten Stürmer und stellte vom variablen Mix aus 4-1-4-1 (gegen den Ball) und 4-2-3-1 (im Ballbesitz) auf ein klares 4-4-2 um. Im Rückstand wurde aber deutlich, dass Rumänien recht patent darin ist, den Gegner zu stören und dessen Fehler zu nützen. Wenn aber eine eigene Idee gefragt ist, ist nicht viel los.

Fazit: Diesmal war defensive Umstellung zielführend

Beim Sieg in Belfast war Österreich klar besser, schaltete nach der Führung zurück und suchte nicht mehr die Entscheidung und machte damit einen unterlegenen Gegner unnötig stark. Auch in Ploieşti erfolgte eine defensive Umstellung, sogar im System, aber der Kontext war ein völlig anderer.

In Rumänien rieb man sich eine Halbzeit lang mühsam gegen einen zumindest gegen den Ball recht geschickt agierenden Kontrahenten auf, konnte sich aber keine zählbaren Vorteile erarbeiten. Die Umstellung vom 4-2-3-1 auf das 5-4-1 nach einer knappen Stunde war ein Versuche, das Gesamtgefüge des Spiels zu verändern und einen Vorteil daraus zu ziehen.

Das hat auch funktioniert.

Die erste Halbzeit in Belfast war erheblich besser als alles, was man in Ploieşti zu sehen bekam. Dennoch hinterlässt der Sieg bei dem zerfahrenen, mühsamen und unansehnlichen Spiel in Rumänien einen wesentlich angenehmeren Nachgeschmack: Diesmal wurde im laufenden Match die Marschroute gewinnbringend geändert.

Damit bleibt Österreich an der Spitze der Gruppe, punktgleich mit Norwegen. Das heißt auch: Wenn am 14. November daheim gegen Norwegen gewonnen wird, ist das ÖFB-Team fix Gruppensieger und auch Aufsteiger in den A-Pool – unabhängig davon, was drei Tage zuvor gegen Nordirland passiert.

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Österreich verliert 2:3 gegen geschickte Rumänen https://ballverliebt.eu/2020/09/08/osterreich-rumanien-nations-league/ https://ballverliebt.eu/2020/09/08/osterreich-rumanien-nations-league/#comments Tue, 08 Sep 2020 08:06:33 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17178 Österreich verliert 2:3 gegen geschickte Rumänen weiterlesen ]]> Drei Tage nach dem sehr ordentlichen 2:1-Erfolg in Olso verlor Österreich das zweite Nations-League-Spiel daheim gegen Rumänien mit 2:3. Neben individuellen Schnitzern in der österreichischen Abwehr trug auch ein punktgenau eingestelltes rumänisches Team dazu bei, dass dies auch ein verdientes Resultat darstellt.

Österreich – Rumänien 2:3 (1:1)

Das rumänische Team

Für Mirel Rădoi war dies der erste Doppel-Spieltag als rumänischer Teamchef und es ist bereits eine klare Handschrift zu erkennen. Bei seinem Debüt gegen Nordirland (wo Rumänien als klar besseres Team in Überzahl kurz vor Schluss noch einen sicher scheinenden Sieg verschenkt hat) zeigte Rumänien ein zielgerichtetes Spiel gegen den Ballführenden, nahm dem Gegner dadurch Zeit und vor allem Passoptionen weg und setzte im Ballbesitz auf schnelle, kurze Pässe.

Nun, gegen Österreich, änderte Rădoi sein System (4-1-4-1 statt 4-3-1-2), blieb dem Spielstil vom 1:1 gegen Nordirland jedoch im Wesentlichen treu und adaptierte auf jede Stärken, die Österreich beim Erfolg in Norwegen an den Tag gelegt hatte.

Rumänien mit Blitzstart

Das Team von Franco Foda lief gegenüber Oslo personell leicht verändert auf (Baumgartlinger und Grillitsch im DM, Schlager als Zehner, dafür Sabitzer rechts); ein geduldiger Spielaufbau gegen einen defensiven Gegner wie in Norwegen ging sich gegen die Rumänien aber von Anpfiff an nicht aus. Sie zeigen einerseits sofort ihr Angriffspressing, während sie sich aus jenem des ÖFB-Teams recht sicher befreien konnten.

So bot sich schon in der 3. Minute ein Gegenzug hinter die österreichische Pressingwelle und die entblößte Restverteidigung konnte das 1:0 für Rumänien nicht mehr verhindern. Auch in der Folge wirkte Österreich eher gehetzt, sichtlich überrumpelt von der rumänischen Spielweise und im Bemühen, schnell den Ball weiter zu spielen, auch sehr ungenau.

Flügel frei, Secherraum zu

Wenn sich die Gelegenheit bot, Österreich an der Spieleröffnung zu hindern, machte Rumänien das. Wenn das ÖFB-Team Ballbesitz etabliert hatte, zogen sich die Gäste jedoch weit zurück und machten das Zentrum eng. Damit überließ man Österreich zwar die Außenbahnen, gerne auch bis zur Grundlinie, verdichtete aber den Sechserraum so geschickte, dass Österreich hier keinen Zugriff fand.

In Norwegen hatte Österreich genau diesen Raum vor dem gegnerischen Strafraum selbst in den Griff bekommen und bespielte die Außenbahnen nur so weit, dass Ulmer und Lainer 20 bis 30 Meter vor der Grundlinie zwischen die Linien passen konnten. Diese Möglichkeit wurde ihnen nun aber von den Rumänen genommen.

Nur einmal fand das ÖFB-Team etwas Platz, als die Schnittstelle zwischen rumänischem LV und LM aufging, Lainer durch dieses Loch bedient und seine Hereingabe von Baumgartner sehenswert zum 1:1 verwertet wurde.

Stärken genommen, Chancen genützt

Grillitsch und Baumgartlinger fiel es, selbst wenn sie Zeit am Ball bekamen, wahnsinnig schwer, Räume für Pässe zu finden, die das Spiel nicht auf die Außenbahn lenkten. Gleichzeitig blieb die Gefahr eines schnellen rumänischen Konters durch einen Fehlpass in der eigenen Vorwärtsbewegung stets präsent – so fehlte Österreich der Punch und damit auch die echten Torchancen.

Und Rumänien hatte nach der Halbzeitpause zudem den Vorteil, zwei Geschenke zu Toren zu nützen: Erst ein Freistoß (der eher keiner war, aber sei’s drum), bei dem vor dem Tor eher zufällig Grigore zum Ball kommt und ihn verwertete. Dann Poschs verhungerter Querpass, den Maxim abfing. Das ermöglichte dem früheren langjährigen Deutschland-Legionär Maxim das Tor zum 3:1.

Versuch einer Aufholjagd

Schon vor dem dritten Gegentor hatte Foda umgestellt; Baumgartlinger ging raus, dafür kam Onisiwo für den rechten Flügel, Sabitzer ging ins Zentrum und Schlager auf die Acht zurück. Österreich setzte in dieser Phase vermehrt auf weite Diagonalpässe, aber das Grundprinzip blieb: Rumänien lenkt das ÖFB-Team auf die Flügel, um die Österreicher dort zu isolieren. Einmal, in der 80. Minute, bekam Baumgartner ein wenig Zeit, seine Flanke nützte Onisiwo zum 2:3-Anschlusstreffer.

Das mag auch damit zusammen gehängt sein, dass Österreich nun versuchte, von weiter hinten heraus die Offensivspieler steiler zu schicken, um die Staffelung der rumänischen Ketten auseinander zu ziehen. Onisiwo und Baumgartner konnten dadurch vermehrt mit Tempo auf den rumänischen Strafraum zulaufen. So verlegte sie Rumänien darauf, den Strafraum selbst zu verteidigen, umso mehr, als mit Monschein (statt Grillitsch) ein zweiter echter Stürmer neben dem für Gregoritsch eingewechselten Grbic gekommen war.

Dies zwang Rumänien in den letzten zehn Minuten zu einer Abwehrschlacht, Grbic vergab in der Nachspielzeit noch die Ausgleichs-Chance für Österreich. Es blieb beim rumänischen 3:2-Sieg.

Fazit: Rumänien hat’s gut gemacht

In Oslo war es nicht ins Gewicht gefallen, dass einige Stammkräfte fehlten, weil gegen das hölzerne und berechenbare norwegische Team der gut ausgelegte Plan funktionierte und den Sieg brachte. Nun, gegen die wesentlich stärkere rumänische Mannschaft, war dies ein wenig anders.

Mirel Rădoi stellte seine Truppe punktgenau auf die Stärken des ÖFB-Teams, wie sie sich ohne Arnautovic, Alaba, Laimer und Lazaro boten, ein. Österreich wurde zunächst überrumpelt, danach auf die ungefährliche Außenbahn gelenkt. Dennoch gab es den Ausgleich und am Ende war es auch der Spielverlauf mit den zwei Gegentoren, die zwar ärgerlich waren, aber nichts mit der Spielweise der beiden Teams an sich zu tun hatten.

Mit den individuellen Einfällen eines Marko Arnautovic und der Übersicht eines David Alaba hätte Österreich noch hochklassige Elemente gehabt, um dam individuelle fraglos schlechter besetztem, aber eben sehr geschickt eingestelltem rumänischem Team noch mehr zum Überlegen zu geben.

So ist es eine ärgerliche Niederlage, die allerdings weniger durch dramatische inhaltische Schwächen heraufbeschworen wurde, sondern durch einen cleveren Gegner und individuelle Schnitzer. Solche Spiele gibt es nun mal.

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Die Vorrunden-Verlierer: Viele Ost-Teams, viele einfallslose Truppen https://ballverliebt.eu/2016/06/24/die-vorrunden-verlierer-viele-ost-teams-viele-einfallslose-truppen/ https://ballverliebt.eu/2016/06/24/die-vorrunden-verlierer-viele-ost-teams-viele-einfallslose-truppen/#comments Thu, 23 Jun 2016 22:13:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12701 Die Vorrunden-Verlierer: Viele Ost-Teams, viele einfallslose Truppen weiterlesen ]]> Die Vorrunde ist vorbei, die ersten acht Teams haben sich aus der Europameisterschaft verabschiedet. Bei den meisten konnte man damit rechnen, schon in der ersten der geplanten drei Teamanalyse-Teile vertreten zu sein, andere (von denen man es auch erwartet hatte), haben sich zumindest in die zweite (die nach dem Achtelfinale kommt) gerettet.

Wenn man es vereinfacht sagen will: Viele Teams aus Osteuropa sind schon auf dem Heimweg, und vor allem viele Teams, die nicht wirklich wissen, wie sie selbst ein Spiel gestalten sollen.

Die Sorgenkinder mit der Heim-WM: Die heillosen Russen

Team RusslandIn zwei Jahren geht Russland in die Heim-WM – und nach dem furchtbaren Auftritt der Sbornaja lässt erwarten, dass man eher mit bangen Erwarten statt mit Vorfreude in das Turnier gehen wird. Russland war spielerisch eines der ärmlichsten Teams dieses Turniers.

Querpässe der Abwehr-Holzhacker Beresutzki und Ignashevitch, bis einer der beiden den Ball in die grobe Richtung des bulligen Stürmers Artom Dzyuba drischt: Sehr viel mehr war in fünf der sechs Halbzeiten „spielerisch“ nicht zu sehen. Am hektisch eingebürgerten Roman Neustädter und dem jungen Alexander Golovin (tatsächlich der einzige im Kader unter 25 Jahren) im defensiven Mittelfeld lief das Spiel komplett vorbei; Glushakov und Mamajev waren zumindest in der zweiten Hälfte gegen die Slowakei sinnvoll zu sehen – die einzigen guten 45 Minuten, die die Russen zustande brachten.

Der Kader ist vor allem im Defensiv-Bereich hoffnungslos überaltert und gereicht nicht mehr den Ansprüchen modernen Fußballs von internationalem Format. Auch weiter vorne gibt es kein wirkliches Entwicklungspotenzial mehr. Teamchef Leonid Slutski dankt ab und wird sich nun wieder ganz auf ZSKA Moskau konzentrieren – Sportminister und Verbands-Präsident Vitali Mutko muss also praktisch bei Null anfangen. Russland hat keinen Trainer, keine brauchbare Mannschaft, kaum nennenswerten Nachwuchs und eine Liga, die lieber auf bewährte Einheimische und Legionäre vertraut.

Zwei reichen nicht, Teil 1: Die punkt- und torlosen Ukrainer

Team UkraineDass auch eine UdSSR-Mannschaft dieser Tage weitgehend wertlos wäre, liegt auch daran, dass es dem ungeliebten Nachbarn der Russen aus der Ukraine kaum besser geht. Der Gastgeber von vor vier Jahren krachte ebenso wie damals in der Vorrunde raus, diesmal allerdings ohne einen Sieg (da gab’s 2012 immerhin ein 2:1 gegen Schweden) und sogar ohne ein einziges Tor erzielt zu haben.

Bei den Ukrainern stimmt zwar die Altersstruktur – drei Routiniers, eine Handvoll Jungspunde und viel zwischen 25 und 30 – aber dafür fehlt es an der Klasse. Die Konzentration auf die beiden Flügelstars Jarmolenko und Konoplyanka machte das Team sehr ausrechenbar, was vor allem die Nordiren und die Polen weidlich nützten: Sie überließen den Gelben einfach den Ball und sie konnten sich darauf verlassen, dass ihnen nichts damit einfällt, was nicht das Flügel-Duo involvierte. Das zu verteidigen ist keine Kunst.

Eine gute Viertelstunde gegen Deutschland gab es und man kontrollierte eine Halbzeit lang etwas unsortierte Polen, aber sonst war nichts los. Teamchef Fomenko nahm wie sein russischer Amtskollege Slutski den Hut, aber auch sein Nachfolger wird es schwierig haben. Zwar gibt es mit Sinchenko und Kovalenko hoffnungsvolle, wirklich junge Offensiv-Kräfte, aber in der Breite fehlt es an der Qualität – weil bei den beiden Spitzenklubs Dynamo Kiew und Shachtar Donetsk die Legionäre den sportlichen Ton angeben.

Ein Wort noch zu der Spielerei einer UdSSR-Mannschaft: Bis auf den Armenier Henrikh Mkhitayan käme auch aus den anderen altsowjetischen Republiken kein Spieler, der eine echte Aufwertung brächte. Eine Fußball-Krise ist also kein singuläres Thema, sondern ein generelles in diesem Kulturkreis. Es gibt keine fünf Spieler von internationaler Klasse aus dem Bereich der früheren Sowjetunion.

Zwei reichen nicht, Teil 2: Die knapp gescheiterten Türken

Team TürkeiEin ähnliches Phänomen wie bei der Ukraine zeigt sich bei den Türken: Wie die Ukrainer verfügen auch sie nur über zwei international höherklassige Spieler, der Rest des Teams besteht aus Spielern aus der eh okayen, aber in der Breite nur mittelmäßigen nationalen Ligen. Das reicht, um sich knapp aber doch zu qualifizieren (sowohl die Türkei als auch die Ukraine waren in der Quali Gruppendritte), aber nicht, um dort auch eine wirkliche Rolle zu spielen.

Schon im ersten Spiel gegen Kroatien wurde die limitierte Klasse des Teams offenbart (aber nicht wirklich bestraft), gegen die Tschechen gewann man auch eher nur, weil man besser aufeinander abgestimmt war als der Gegner, nicht, weil man wirklich besser gewesen wäre. Auch die für Terim ja üblichen Umstellungen halfen nicht immer: Gegen Kroatien wurde ohne Wirkung zweimal das System gewechselt, das 4-2-3-1 beim Sieg gegen die Tschechen allerdings tat dem Team merklich gut.

it dem Dänen Emre Mor, den man sich rechtzeitig vor der EM für das türkische Team gesichert hatte, gibt es ein absolutes Kronjuwel, das bei seinen Einsätzen schon die Gefährlichkeit angedeutet hat und bei Borussia Dortmund perfekt weiter geschult wird. Dafür deutet sich an anderer Stelle, nämlich in der Abwehr, in näher kommender Zukunft eine personelle Umstellung an. Womöglich findet man ja auch wieder außerhalb der Türkei neue Kräfte: Neben dem Dänen Mor und dem Holländer Oguzhan waren mit Balta, Calhanoglu und Stürmer Cenk Tosun auch drei Deutsche im Einsatz.

Unausgegoren und widersprüchlich: Die seltsamen Tschechen

Team TschechienAuch so eine Truppe, die wie die Russen tendenziell überaltert ist und über keine außergewöhnlichen Spieler verfügt, ist die aus Tschechien. Das sang- und klanglose Vorrunden-Aus ist aber aus mehreren Gründen etwas seltsam. Nicht nur, weil die Tschechen die Quali-Gruppe mit Island, der Türkei und Holland siegreich beendet hatten.

Einerseits spielte man die vermutlich disziplinierteste Leistung aller 24 Teams in der Vorrunde im Match gegen Spanien, wo der Abwehrverbund 90 Minuten lang praktisch überhaupt nichts zugelassen hat. Andererseits war es mit der Kompaktheit und dem gegenseitigen Aushelfen in der Raumaufteilung völlig vorbei, als man selbst etwas mehr tat und das Mittelfeld-Zentrum (vor allem im letzten Spiel gegen die Türken) eine an sich spannende und im Idealfall auch sicherlich wirksame Fluidität an den Tag legte. So einig man in der Defensive agierte, so sehr spielten die Tschechen nach vorne jeder für sich aneinander vorbei.

Was erstaunlich ist, denn Sparta Prag (wo die Flügelspieler Dockal und Krejci sowie Joker Sural unter Vertrag stehen) kam gerade wegen der taktischen Flexibilität ins Viertelfinale der Europa League. Außerdem fehlte es dem Team gerade an der Routine nicht. Rosicky ist 35, Plasil 34, die Abwehr-Leute Limbersky, Hubnik und Sivok 32, Sturm-Joker Lafata 34. Mittelfristig wird von der aktuellen Mannschaft nicht viel übrig bleiben.

Trainer Pavel Vrba hat nach seinen Erfolgen mit Viktoria Pilsen und der starken Qualifikation noch Kredit, der passive Auftritt gegen die Kroaten und der planlose gegen die Türken hat aber daran gekratzt.

Eh okay, aber halt harmlos: Die biederen Rumänen

Team RumänienNicht großartig, aber auch nicht dramatisch schlecht war der EM-Auftritt der Rumänen. Dass es dem Team eklatant an jeglicher Klasse in der Offensive fehlt, war vorher schon allen klar, dafür schlug man sich allerdings recht wacker. Man traute sich im Eröffnungsspiel, die Rumänen anzugehen und richtig zu ärgern und ließ gegen die optisch überlegenen Schweizer nicht so arg viel zu.

Die auf dem Papier recht mittelmäßige Verteidigung mit einem Serie-A-Reservisten, einem Endzwanziger aus Katar, einem ehemaligen Porto-Legionär auf Heimat-Karriere-Auskling-Tour und einem altersschwachen spanischen Absteiger machte wie schon in der Qualifikation (nur zwei Gegentore, allerdings in einer recht schwachen Gruppe) eine äußerst solide Figur.

Was letztlich zum Aus führte, war die fehlende Klasse im Vorwärtsgang. Mit einem Punkt und -1 Toren aus den beiden Spielen gegen Frankreich und die Schweiz war die Ausgangslage vor dem abschließenden Albanien-Spiel sehr akzeptabel; aber der bombensicheren und aufopferungsvoll kämpfendenDefensiv-Darbietung der Albaner stand Rumänien ziemlich ratlos gegenüber. Dem fälschlicherweise wegen angeblichen Abseits aberkannten vermeintlichen Ausgleich zum Trotz: Das war zu wenig.

So ist man zwar Gruppenletzter, hat sich aber im Rahmen der ziemlich begrenzten Möglichkeiten relativ ordentlich präsentiert. Das ist aber auch das Optimum, das der aktuellen Spielergeneration möglich ist – wie bei den Tschechen stehen auch bei den Rumänen zahlreiche Spieler recht unmittelbar vor dem internationalen Karriereende.

Quälender Zeitlupen-Fußball: Die alterschwachen Schweden

Team SchwedenDas internationale Karriereende hat mit dem schwedischen Aus in der Vorrunde nun auch Zlatan Ibrahimovic vor sich. Und nicht nur er: Neben dem bei Fast-Absteiger Sunderland zum Bankangestellten degradierten Seb Larsson und dem bei diesem Turnier einmal mehr völlig abgetauchten Markus Berg wird auch Zlatans Intimfeind Kim Källström, mit dem sich Zlatan abseits des Platzes nie vertragen hatte, unter dem neuen Teamchef Janne Andersson mit höchster Wahrscheinlichkeit keine Chance mehr haben.

Gerade Källström war das Sinnbild für den Zeitlupen-Fußball, den das Trekronor-Team in Frankreich zeigt. Fehlende Kreativität, wie sie den Schweden seit vielen Jahren eigen ist, ist das eine. Aber wie sehr vor allem Källström in der Mitte praktisch immer jegliches Tempo auch aus potenziellen Gegenstößen genommen hat, war schon erstaunlich. Würde man sagen, er spielt wie einer, der sich aufs Altenteil in die Schweizer Liga zurückgezogen hat, wäre das eine Beleidigung für die Schweizer Liga.

Von den Jungen, die letztes Jahr U-21-Europameister wurden, durfte nur Abwehrspieler Victor Lindelöf als Stammkraft ran, John Guidetti war Joker, Oscar Lewicki nur einmal im Einsatz. Oscar Hiljemark (auf der Källström-Position daheim) sah sich alle drei Spiele von der Bank an, Linksverteidiger Ludwig Augustinussen ebenso. Der vermutlich talentiertste der Europameister, der potenziell großartige Alleskönner Simon Tibbling, war nicht einmal im Kader.

Nach dem Ende der Generation mit Ljungberg, Mellberg und Henrik Larsson vor acht Jahren steht nun der nächste Generationswechsel an – ähnlich wie bei Rumänien, bei den Tschechen und bei den Russen. Dass mit dem Abgang diverser Spieler und Förbundskapten Erik Hamrén auch die quälende Ideenlosigkeit seiner sechsjährigen Amtszeit vorbei ist, ist nicht ganz unwahrscheinlich.

Hinter den Erwartungen: Die verunsicherten Österreicher

ÖsterreichEine ausführliche Evaluierung, aber keine Palastrevolution – weder im Kader, noch auf der Trainerbank – steht nach dem enttäuschenden Auftritt von Österreich bei diesem Turnier an. Nach einer glanzvollen Qualifikation (28 von 30 möglichen Punkten) galt das Erreichen des Achtelfinals als absolutes Minimalziel, zumal man eine nicht gerade problematische Gruppe erwischt hatte.

Viele verschiedene Umstände führten dann aber dazu, dass praktisch nichts so klappte wie erwünscht. Coaching-Fehler, die Verletzung von Junuzovic und der Ausschluss von Dragovic führten zu einem 0:2 gegen Ungarn, die nach einer harzigen Vorbereitung angeknackste Psyche krachte nun in sich zusammen. Mit einer ungewohnten Defensiv-Taktik und einigem Glück trotze man den Portugiesen ein 0:0 ab, erst in der zweiten Hälfte des letzten Spiels gegen Island konnte man erstmals erahnen, wie dieses Team eine so starke Qualifikation gespielt hatte.

Hohe Erwartungshaltung (sowohl öffentlich als auch an sich selbst) traf auf gut eingestellte Gegner, Formschwächen von Schlüsselspielern (Alaba, Harnik), verletzte oder gerade genesene Spieler (Junuzovic, Dragovic, Janko). Der Teamchef traute sich, auf diese Umstände zu reagieren und experimentierte mit Spielanlage und System. Das ging auch nur teilweise auf.

Bis auf Keeper Almer und Wechselspieler Schöpf geht kein Österreicher als Gewinner aus dem Turnier raus, aber mehr als ein oder zwei Stammkräfte werden aus dem Team, das sich derzeit im besten Alter befindet, erstmal nicht rausfallen. Man wird personell nur punktuell verändert in die WM-Quali gehen.

Sich ordentlich verkauft: Die Albaner aus aller Herren Länder

Team AlbanienDas einzige in der Vorrunde ausgeschiedene Team, das mit einem zufriedenen Gefühl nach Hause fahren darf, ist jenes aus Albanien – wiewohl auch hier mehr möglich gewesen wäre. Ein wenig cooler gegen die in Überzahl implodierenden Schweizer, noch drei Minuten länger stand gehalten gegen die Franzosen, und die Albaner wären alles andere als unverdient in der nächsten Runde gestanden.

Natürlich war wie bei vielen Teams die Grundausrichtung eher defensiv, aber nicht so unterkühlt wie bei Island, nicht so planlos wie bei den Ukrainern. Man erwischte die richtige Balance aus taktischer Disziplin und feuriger Leidenschaft. Für viel mehr als einen vierdienten Sieg und zwei unglückliche Niederlagen reicht halt die individuelle Klasse halt nicht aus.

Außerdem haben das Team und dem vernehmen nach auch die Fans alles dafür getan, das aus der Qualifikation etwas ramponierte Image (Stichwort Fight Night von Belgrad) aufzupolieren. Das Team kämpfte hart, aber nie unfair (Canas Ausschluss war patschert, aber mehr nicht), ließ in keinem Spiel nach, wirkte geschlossen und kameradschaftlich; die Anhänger brachten bedingungslose und lautstarke Unterstützung, aber machten keine Troubles. So sind die Albaner auf jeden Fall ein gern gesehener Gast bei Turnieren (wiewohl es in der WM-Quali-Gruppe gegen Italien und Spanien, nun ja, eher schwierig wird).

Albanien und die nationale Jugendarbeit kann übrigens so gut wie nichts für den Aufschwung: Fast der halbe Kader (Abrashi, Ajeti, Aliji, Basha, Gashi, Kukeli, Lenjani, Veseli und Xhaka) ist in der Schweiz geboren und/oder aufgewachsen, Mavraj ist Deutscher, Memushaj Italiener, Kace Grieche. Kapitän Cana (der seine Teamkarriere beendet) und Goalie Berisha sind Kosovaren und wären ab sofort auch für die Kosovo-Auswahl spielberechtigt.

Fazit: Viel Biederheit ohne Idee nach vorne

Wer hat das Turnier also verlassen? Überwiegend biedere Truppen ohne echte Idee nach vorne (Russland, Ukraine, Rumänien, Tschechien, Schweden), Teams die von einigen wenigen Individualisten leben (Ukraine, Türkei), eine höher gehandelte Truppe, bei der viel zusammen gekommen ist (Österreich) und eine Mannschaft, die in jedem Bereich alles gegeben hat und nicht eigentlich nichts vorwerfen muss (Albanien).

Auf ins Achtelfinale also.

turnier

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0:0 gegen Rumänien: Hinten immer besser, vorne weiter mäßig https://ballverliebt.eu/2012/06/06/00-gegen-rumanien-hinten-gut-vorne-masig/ https://ballverliebt.eu/2012/06/06/00-gegen-rumanien-hinten-gut-vorne-masig/#comments Wed, 06 Jun 2012 01:11:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7374 0:0 gegen Rumänien: Hinten immer besser, vorne weiter mäßig weiterlesen ]]> Scharner ist schlau genug für Vorstöße aus der Innenverteidigung und das defensive Pressing greift immer besser – das die positiven Aspekte von Österreichs 0:0 gegen Rumänien. Was gegen einen erschreckend passiven Gegner noch nicht nach Wunsch klappte: Räume schaffen für das eigene Spiel nach vorne. 

Österreich - Rumänien 0:0

Es ist kaum zu glauben, dass es erst fünf Jahre her ist, als die rumänische Mannschaft in der Qualifikation für die Euro 2008 so brilliant aufgespielt und die Quali-Gruppe vor Holland gewonnen hat. Das rumänische Team des Jahres 2012 ist für den Beobachter hingegen eine ziemlich frustrierende Angelegenheit. Die Kreativität ging offenbar mit dem Altern und dem Aus von Adrian Mutu flöten, die Kampfkraft mit dem Rücktritt von Christian Chivu.

Der ideale Gegner also für die österreichische Mannschaft, um auszutesten, wie weit man mit der eigenen Spielgestaltung schon ist, wenn man gegen einen Gegner, der über das Niveau von Fußballzwergen hinausgeht dazu gezwungen ist. Somit auch ein Testlauf für die WM-Qualispiele gegen Kasachstan (wir erinnern uns an eine grausame Leistung beim Zufallssieg in Salzburg und eine blutleere, weil als letztes Spiel eher sinnlose Nullnummer in Astana), Färöer und wohl auch Irland.

Das zentrale Mittelfeld

Wie nicht anders erwartet worden war, zogen sich die Rumänen recht schnell recht weit zurück. Das 4-2-3-1 von Victor Piţurcă baute sich dreißig Meter vor dem Tor quasi als Mauer auf, durch die das österreichische Team durchzukommen hatte. Die Hauptlast im Taktgeben und Löcher suchen lag bei David Alaba: Der Bayern-Legionär war, einmal mehr, überall zu finden. Zu Beginn mal kurz als Linksverteidiger hinter dem aufgerückten Suttner, dann auch mal halbrechts vorne, aber grundsätzlich war seine Position halblinks als Achter.

Neben ihm agierte Veli Kavlak als Abfangjäger bei rumänischen Kontern (sehr zweikampfstark!) und natürlich nach vorne als Passgeber. Dass Kavlak aus der Tiefe heraus spielen kann, ist schon seit fünf Jahren bekannt, und auch bei Beşiktaş spielt er in dieser Position. Der auch optisch seit seinem Abschied aus Österreich stark veränderte Kavlak ist auf jeden Fall eine ernsthafte Alternative zu Julian Baumgartlinger.

Pressing: Immer besser, immer konsequenter

Das erfreulichste Detail an diesem Spiel war, dass wie schon zuletzt gegen die Ukraine ein klarer Plan beim Pressing in der eigenen Hälfte zu sehen war, und dieser auch sehr konsequent durchgeführt wurde. Anders als in jenem Spiel wurde aber gegen die Rumänen schon früher draufgegangen, oft schon der Pass in die Nähe des österreichischen Strafraums verhindert und die Rumänen damit offensiv komplett aus dem Spiel genommen.

Folge: Im kompletten Spiel hatten die Gäste drei Torchancen – zwei Konter und einmal nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Keine Frage: Gegner, die sich eher auf das Reagieren beschränken, können so sehr gut vom eigenen Tor weggehalten werden. In diesem Bereich wurden in den Spielen unter Koller zweifellos die größten Fortschritte gemacht.

Scharners taktisch gute Vorstöße

Über weite Strecken der Partie war die österreichische Innenverteidigung defensiv überhaupt nicht gefordert. Was vor allem Paul Scharner zu Vorstößen nützte. Genau das, das Verständnis und die Fähigkeit zur Spieleröffnung, ließ er gegen die Ukraine zumeist vermissen. Gegen Rumänien traute er sich viel mehr nach vorne zu gehen, das Mittelfeld zu verstärken, und so vor allem David Alaba zu erlauben, sich aus seiner Position zu bewegen.

Genau das ist von spielintelligenten Verteidigern gefordert: Wenn sich der Gegner zurückzieht und nur mit einer Spitze vorne agiert, ist es nicht nur völlig sinnlos, wenn beide Innenverteidiger stur hinten bleiben. Nein, es ist sogar kontraproduktiv: Einer der beiden kann locker aufrücken, das Mittelfeld verstärken und so für zusätzliche Optionen im Spiel nach vorne sorgen. Scharner, als gelernter Mittelfeld-Spieler, kann das hervorragend und in der Premier League hat er auch das nötige taktische Rüstzeug mitbekommen, das umzusetzen. Und Koller lässt ihm mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nur die Freiheit zu Vorstößen, nein, er wird sie sogar fordern.

Die Außenverteidiger: Fleißig, immerhin

Dieser Schritt hat die Mannschaft, was das eigene Gestalten eines Spiels angeht, noch vor sich. Was im Vergleich zum Ukraine-Spiel als positiv zu vermerken ist, sind die Außenverteidiger. Auch Suttner traute sich viel öfter und viel mehr, sich ins Offensiv-Spiel einzuschalten. Zwar hatten über links weiterhin Arnautovic (der nach wenigen Minuten auf der rechten Seite auf die linke Bahn wechselte) und Alaba die inhaltliche Hauptlast über, aber Suttner  war durchaus präsent. Alleine seine Flanken waren der pure Horror.

Eine ansprechende Partie lieferte auf der rechten Seite Gyuri Garics ab. Defensiv ließ der Mann von Bologna überhaupt nichts anbrennen und nach vorne war er immer wieder eine Anspielstation, agierte zum Teil weit vorne – aber wie auch bei Suttner kam der entscheidende Pass zu selten an. Dass er eine Klasse besser ist als Florian Klein, hat er trotz insgesamt zweier für seine Verhältnisse durchschnittlichen Partien eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Die Akte Arnautovic

Was wurde nach dem Ukraine-Spiel nicht alles über Marko Arnautovic diskutiert. Fakt ist: Konnte man nach dem 3:2 noch über seine Körpersprache und seine Rolle innerhalb des Teams diskutieren, ist das nach dieser Leistung nicht mehr nötig. Der Bremer lieferte eine seiner besten Spiele im Team-Trikot ab – vor allem im kämpferischen Bereich. Er er grätschte Bälle von der Linie weg, er hängte sich in die Zweikämpfe rein und er presste auf die Gegner, dass es eine Freude war.

Durch seine Rochaden – erst mit Burgstaller, dann immer wieder mit Junuzovic – war er auch für die Rumänen nie wirklich greifbar, wiewohl er in seinem Arbeitseifer ein wenig auf den Zug zum Tor vergaß. Das lag aber auch am engmaschigen Defensiv-Netz der Rumänen und daran, dass das mit dem eigenen Offensiv-Spiel ganz deutlich noch die größte Baustelle im österreichischen Spiel ist.

Das Spiel zum gegnerischen Tor

Denn das ÖFB-Team sammelte zwar Ballbesitz weit jenseits der 60-Prozent-Marke, aber Zugriff auf den rumänischen Strafraum gab es kaum. Marcel Koller weiß, dass man es sich als Mittelklasse-Nation nicht erlauben kann, vorne auf Halli-Galli zu spielen und hinten halt zu beten, dass schon nichts passiert. Koller wollte und will erst einmal der Defensive einen funktionierenden Plan mit auf den Weg geben, wie man nicht dauernd Tore schluckt. Dann kommt der Rest.

Im Spiel nach vorne ging allerdings weiterhin vieles ohne das nötige Tempo, sodass die Rumänen sich mit dem Verteidigen nicht übertrieben schwer taten. Funktionierende Laufwege waren in dem Sinn noch keine zielführenden erkennbar, vor allem das Positionsspiel und die Laufwege ohne Ball waren sehr durchsichtig. Das war mehr ein generelles Sich-Richtung-Ball-Bewegen, aber nichts überraschendes. Nichts, was einen gegnerischen Verteidiger aus seiner Position zieht, was Löcher riss, was eine neue Option ergäbe.

Was man bei alldem nicht außer Acht lassen darf: Mit Martin Harnik hat ein Spieler, der extrem viel Zug zum Tor entwickelt und sich auch schon einen entsprechenden Ruf erarbeitet hat, nicht dabei. Guido Burgstaller ist ein Arbeiter, jemand, der auf seine ihm eigene Art und Weise auch Löcher ziehen kann – dafür ist er aber wohl ganz vorne besser aufgehoben. Es wird eh in immer mehr Mannschaften so, dass Stürmer nicht mehr primär zum Tore schießen da sind, sondern zum Bälle halten und Verteidiger binden – darum agierte er auch bei Rapid in vorderster Front.

Der Gegner: Brrrrrr.

Nach der Euro 2008, in der die Rumänen wegen der ängstlichen Herangehensweise mehr an sich selbst als an Italien und Frankreich gescheitert waren, landete man in der Quali für die 2010 sogar hinter Constantini-Österreich und war auch für die Euro 2012 meilenweit von einer Teilnahme entfernt, gewann jeweils nur drei von den zehn Spielen. Und in der Quali für Brasilien 2014 wird gegen Vize-Weltmeister Holland, gegen die Türken, die sich deutlich im Aufwind befindlichen Ungarn und die für die EM erst im Play-Off gescheiterten Esten nichts drin sein, wenn man sich präsentiert wie in diesem Spiel in Innsbruck.

Es gibt keinerlei Kreativität in dieser Mannschaft. Gepresst wird nur an vorderster Front, und auch nicht in einem Ausmaß, das einen ins Schwitzen bringen müsste. Das Spiel aus dem Zentrum ist ungenau, den Flügelspielern fehlt es an Durchsetzungskraft. Aber immerhin: Die Defensive steht – wenn auch gegen eine diesbezüglich (noch) eher biedere Truppe wie Österreich – recht sicher. Aber mit 0:0 auswärts bei Topf-3 und Topf-4-Teams wird Rumänien keinen Stich machen.

Fazit: Hinten immer solider, vorne fehlt’s noch

Marcel Koller wollte explizit sehen, wie weit sein Team in der eigenen Spielgestaltung ist, und das muss man sagen: Da fehlt’s noch ziemlich. Einzelaktionen von Arnautovic werden nicht immer von Erfolg gekrönt sein, Janko war wiederum zu wenig im Spiel, weil es nicht gelungen ist, durch Laufwege ohne den Ball Löcher zu kreieren. Das war noch recht überschaubar und hat noch sehr viel Luft nach oben. Immerhin: Die Standards waren nicht kompletter Ramsch, sondern zumindest so mittel-gefährlich. Muss man aber sicher auch noch dran feilen, wenn es aus dem Spiel heraus kaum Chancen gibt.

Hinten allerdings schaut das in der Tat immer besser aus, hier wurde in diesen eineinhalb Wochen ein riesiger Schritt nach vorne gemacht. Mit dem konsequenten Pressing in der eigenen Hälfte wurde es den Ukrainern und den Rumänen, beides Mittelklasse-Teams, mehr oder weniger vergleichbar stark wie Österreich, praktisch unmöglich gemacht, zu Chancen zu kommen. Hier agiert das ÖFB-Team sehr diszipliniert, verfolgt einen genauen Plan und ist auf einem richtig guten Weg.

Damit, und mit dem Test gegen die Türkei im August noch vor der Brust, kann man zumindest schon mal ohne ganz großes Bauchweh in das erste WM-Quali-Spiel gegen Deutschland gehen, da wird man das Spiel nicht selbst machen müssen. Und vom Teamchef verordnetes Null-Attackieren im Mittelfeld, wie beim 2:6 in Gelsenkirchen vor einem Jahr, wird es dabei sicher auch nicht geben. Dann allerdings, beim Doppel in bzw. gegen Kasachstan im Oktober, sind gute Laufwege ohne Ball zum Löcher reißen schon eher gefragt.

(phe)

PS: Ein Wort an dieser Stelle noch zur APA. Hier wurde jene rumänische Aufstellung, die auch der ORF vor Spielbeginn eingeblendet hatte – also mit Dorin Goian im Mittelfeld und Vlad Chiricheş in der Innenverteidigung – auch genau so ausgeschickt, was auch die darauf zurückgreifenden Medien ebenso brav wie blind übernommen haben. Tatsächlich war es genau umgekehrt: Chiricheş spielte als Sechser und Goian, wie immer, in der Innenverteidigung.

Einmal eine halbe Minute auf’s Spielfeld zu schauen, ob das Eingeblendete auch der Realität entspricht, ist wohl zu viel verlangt.

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Euro-Classics 2008 – Die Todesgruppe https://ballverliebt.eu/2012/05/31/euro-classics-2008-die-todesgruppe/ https://ballverliebt.eu/2012/05/31/euro-classics-2008-die-todesgruppe/#comments Thu, 31 May 2012 08:48:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7191 Euro-Classics 2008 – Die Todesgruppe weiterlesen ]]> Der Weltmeister, Italien. Der Vize-Weltmeister, Frankreich. Die personell großartig besetzten Holländer. Und Underdog Rumänien, der eine starke Qualifikation absolviert hat. Die Gruppe C der Euro2008, in Bern und Zürich ausgetragen, wurde unisono als die „Todesgruppe“ des Turniers bezeichnet…

Holland - Italien 3:0 (2:0)

Holland – Italien 3:0 (2:0)

Womit kann Italien nicht umgehen? Mit Pressing! Die Holländer traten von Beginn an dominant auf und setzten dem Weltmeister mit schnellem Gegenpressing bei Ballverlusten zu. Und mit hohem Tempo vor allem von Sneijder und Van der Vaart, die den personellen Nachteil im offensiven Zentrum des 4-2-3-1 von Bondscoach Marco van Basten so ausgleichen konnten.

Roberto Donadoni, der italienische Teamchef, hatte wie bei italienischen Mannschaften üblich ein Trio vor die Viererkette gestellt. Davor allerdings baute er auf Breite im Spiel: Di Natale und Camoranesi kamen von den Flanken, ganz vorne stand Luca Toni. Die Folge war, dass die Holländer mit De Jong und vor allem Orlando Engelaar im Zentrum seelenruhig das Spiel aufbauen konnten. Van der Vaart und Sneijder versuchten, durch ihre Laufwege Löcher zu reißen, was aber kaum gelang – so musste ein Weitschuss herhalten, den Van Nistelrooy fünf Meter vor dem Tor aufnahm und zum 1:0 versenkte. Nicht aus Abseits-Postion, denn Panucci hob dieses neben dem Tor liegend auf.

Die Italiener mussten nun etwas aufrücken und wurden nur wenige Minuten nach dem Rückstand dafür bestraft: Ein sensationeller Konter über Van Bronckhorst und Kuyt, den Sneijder mit einem Drehschuss vollendete, sorgten für das 2:0.

Holland stellte das Pressing nun komplett ein und ließ den Gegner kommen, blieb aber im Zweikampf giftig. Vor allem Kuyt machte gegen Zambrotta ein hervorragendes Spiel. Donadoni stellte nach einer Stunde erstmals um, brachte Del Piero (für Di Natale) und ging auf ein etwas schiefes 4-4-2, eine Viertelstunde vor Schluss kam Cassano (für Camoranesi) und aus dem System wurde ein wiederum etwas schiefes 4-3-1-2, mit Cassano hinter den Spitzen. Die Maßnahme fruchtete: Nun gab es endlich auch sinnvolle Aktionen durch das zuvor verwaiste Zentrum, Italien war – obwohl immer etwas langsam wirkend – die bestimmende Mannschaft und hatte drei große Ausgleichs-Chancen. Ehe ein weiterer blitzsauberer Konter der Holländer zehn Minuten vor Schluss das 3:0 zur Folge hatte. Die Entscheidung.

Rumänien - Frankreich 0:0

Rumänien – Frankreich 0:0

Schleppend hatte sie allerding zuvor begonnen, diese Gruppe. Was beim Spiel im Zürcher Letzigrund an beiden Teams lag. Zum einen also an den Rumänen, die in einem 4-1-4-1 mit einem sehr kompakten Mittelfeld auftraten und die Franzosen kommen ließen. Offensiv gab’s zwei Optionen: Lange Bälle auf Stürmer Daniel Niculae, der diese mit seinem robusten Körper halten sollte, oder über Adrian Mutu. Der damalige Fiorentina-Spieler spielte einen Linksaußen, der aber viele Freiheiten genoss und sich deutlich öfter im Zentrum aufhielt als Banel Nicolita auf der anderen Seite.

So mussten die Franzosen das Spiel machen, und das gelang nicht. Raymond Domenech ließ in einem 4-2-2-2 spielen. Die Probleme wurden schnell offensichtlich: Von der Doppel-Sechs mit Toulalan und Makélélé gab’s wenig Ideen gegen die drei Rumänen im Zentrum, Ribéry wirkte auf Rechts deplaziert und Malouda rieb sich in Zweikämpfen mit Cosmin Contra von Getafe auf. So blieben Flanken, die Sagnol und Abidal zum Teil von 40 Meter von der Grundlinie entfernt Richtung Strafraum segeln ließen. Alles harmlos.

Den Franzosen ging zwar Henry mit einer Zerrung ab, ja, aber Domenech versuchte erst in der 78. Minute, mit Nasri (statt Benzema) das kreative Loch im Zentrum zu schließen und auf ein 4-2-3-1 zu gehen. Doch Nasri – dessen Wechsel zu Arsenal schon festgestanden war – wurde auf der Zehn von seinem Team ignoriert, es spielte auch die Schlussphase uninspiriert über die Außen. So gab’s ein logisches 0:0.

Stand nach dem ersten Spieltag: Holland 3, Frankreich, Rumänien 1, Italien 0.

Italien - Rumänien 1:1 (0:0)

Italien – Rumänien 1:1 (0:0)

Nach der Pleite gegen Holland drehte Roberto Donadoni sein Team komplett um: Fünf personelle Wechsel nahm er vor, dazu begann er in jenem System, das in der letzten halben Stunde gegen Holland guten Druck nach vorne ausüben konnte. Im 4-3-1-2 spielte nun Camoranesi auf der Zehn, er zeigte dabei deutlichen Rechtsdrall. Auch im defensiven Mittelfeld gab’s Wechsel: Statt Gattuso und Ambrosini von Milan kamen De Rossi und Perrotta von der Roma.

Damit gab es keinen echten Tackler mehr, sondern drei Ballverteiler. Maßnahmen, die Wirkung zeigten, zumal auch Grosso und Zambrotta massiv nach vorne marschierten und für Breite im Spiel sorgten. Italien hatte das Spiel komplett im Griff und kam auch zu einigen guten Chancen, allerdings zeigte wie schon gegen Holland vor allem Luca Toni eine grausame Leistung.

Die Rumänen ihrerseits versuchten, die offensive Ausrichtung der Italiener zu nützen, indem sie ihrerseits in den Rücken der Mittelfeld-Achse zu kommen versuchten und den Platz hinter den oft weit aufgerückten italienischen Außenvertedigern zu nützen. Zudem waren Mutu und Co. vor allem mit gut platzierten Weitschüssen immens gefährlich.

So entwickelte sich eine sehr sehenswerte Partie, in der Mutu nach einer Stunde einen schweren Patzer von Zambrotta zur rumänischen Führung nützte, die im direkten Gegenzug von Panucci (nach einem Eckball) ausgeglichen wurde. Doch weil beide Teams wegen des guten Auftretens der Holländer im ersten Spiel wussten, dass sie eigentlich gewinnen mussten, gaben auch beide weiterhin Gas. Die Italiener rückten immer mehr auf, wodurch sich für die ballsicheren Rumänen Platz ergab. Zehn Minuten vor Schluss schien das Pendel dann zu Gusten der Rumänen auszuschlagen, als Panucci im Strafraum Niculae niederriss – doch Mutu scheiterte mit seinem Elfer an Buffon. So blieb’s beim 1:1.

Holland - Frankreich 4:1 (1:0)

Holland-Frankreich 4:1 (1:0)

Das französische Team hatte viele Probleme, das gespannte Verhältnis der Spieler zu Domenech war nur eines davon. Das Team war außerdem alt. Zidane hatte zwei Jahre davor aufgehört. Thuram, 36, bekam zusehens Tempo-Probleme. Makélélé, 35, in seiner Glanzzeit für bombensicheres Passspiel berühmt, wusste sich oft nur noch mit Härteeinlagen zu helfen. Thierry Henry, 30, hatte eine schwierige Saison in Barcelona, und ihm fehlte es zudem nach einer Muskelzerrung an Spielpraxis. Kapitän Vieira, 31, konnte wegen Knieproblemen überhaupt nicht eingreifen, für ihn musste Toulalan spielen. Ein braver Kämpfer, aber mehr auch nicht.

So verwundert es nicht, dass die Équipe Tricolore gegen Holland zunächst einen ähnlich leblosen Auftritt hinlegte wie zuvor gegen Rumänien, auch nachdem die Holländer schon nach zehn Minuten durch einen Kuyt-Kopfball nach einer Ecke in Führung gegangen waren.

Dabei war die Überlegung hinter Domenechs System-Umstellung gut gewesen: Er stellte im 4-2-3-1 auf, mit Franck Ribéry auf der Zehn, wodurch das kreative Loch in der Theorie geschlossen wurde. In der Praxis auch, aber erst nach einer halben Stunde.

Die Holländer stellten ihr anfängliches Pressing nach dem 1:0 wiederum ein, aber von den Franzosen kam gar nichts. Erst, als Ribéry merkte, dass Orlando Engelaar in seinem Positions-Spiel immer übermütiger wurde, riss er das Spiel an sich. Mit seinen Dribblings und Tempo-Läufen in Engelaars Rücken zog er Gegenspieler auf sich, so entstanden Löcher und vor allem Govou nützte diese immer wieder. Zur Halbzeit wäre der Ausgleich durchaus verdient gewesen.

Marco van Basten nahm Engelaar umgehend aus dem Spiel und brachte Arjen Robben, der wegen einer Leisten-Verletzung die erste Partie aussetzen hatte müssen, für die linke Seite. Dafür ging Sneijder ins Zentrum und Van der Vaart auf die Acht. Logisch: Denn während auf der rechten Flanke der defensiv bekannt starke Kuyt den bemühten Evra unter Kontrolle hatte, konnte Sagnol gegen den einrückenden und gegen den Ball inkonsequenten Sneijder ungehindert durchgehen. Mit Robben hatte Sagnol zu tun, wodurch das Spiel der Franzosen sich nun komplett nur noch über die Mitte abspielte.

Das zwar nicht schlecht, aber nach einer Stunde schlug es in die Drangphase der Franzosen dennoch ein – Van Nistelrooy hielt mit einem Fersler den Ball für Robben im Spiel, dieser ging zur Grundlinie durch, flankte auf den kurz zuvor für Kuyt eingewechselten Van Persie, und es stand 2:0. Das Risiko von Van Basten, nun auf beiden Seiten auf eine defensive Absicherung im Mittelfeld zu verzichten, hatte sich ausgezahlt.

Domenech reagierte, indem er mit Gomis (statt Malouda) einen zweiten Stürmer brachte und wieder auf jenes 4-2-2-2 ging, das schon gegen Rumänien nicht funktioniert hatte. Auch, wenn das zwischenzeitliche Anschlusstor der Franzosen über die rechte Seite fiel (Flanke Sagnol, Tor Henry): Weiterhin war einzig Ribéry ein ständiger Gefahrenherd. Und als Robben nur acht Sekunden nach Wiederanpfiff nach dem 1:2 mit einem Kunstschuss aus spitzem Winkel das 3:1 erzielte, war die Partie entschieden. Holland hatte den Weltmeister und den Vize-Weltmeister mit insgesamt 7:1 Toren geschlagen – Sneijder setzte in der Nachspielzeit noch ein viertes Tor drauf – und war damit Gruppensieger.

Frankreich hatte zwar ab der 30. Minute eine an sich gar nicht so schlechte Leistung gezeigt, doch lebte diese praktisch ausschließlich von Franck Ribéry. Mit 24 Jahren der Zweitjüngste im Team.

Stand vor dem letzten Spieltag: Holland 6, Rumänien 2, Italien, Frankreich 1.

Holland - Rumänien 2:0 (0:0)

Holland – Rumänien 2:0 (0:0)

Die Lage für die Rumänen war klar: Nach dem beiden respektablen Remis gegen Italien und Frankreich würde gegen Holland ein Sieg in jedem Fall zum Viertelfinal-Einzug reichen. Angesichts der Tatsache, dass Marco van Basten ob des schon feststehenden Gruppensiegs seine Reservisten spielen ließ und sich die etatmäßigen Starter auf der Bank mehr um die Blähungen von Rafael van der Vaart kümmerten als ums Match, standen die Vorzeichen gar nicht so schlecht.

Doch die Rumänen wirkten seltsam gehemmt. Ähnlich wie im Spiel gegen Frankreich zog man sich sehr weit zurück, überließ den Holländern den Ballbesitz (bis zu 65%) und harrte der Dinge. Oranje spielte in dieser Partie eher mit einem 4-4-1-1, weil Robin van Persie – nominell auf der Zehn – sehr weit aufrückte und zuweilen als zweiter Stürmer neben Huntelaar stand. Holland machte es gegen die passiven Rumänen nicht ungeschickt: Afellay und De Cler sorgten für die Breite im Spiel, Robben orientierte sich eher feldeinwärts, und vorne waren Huntelaar und Van Persie ständige Gefahrenherde.

Auch, wenn das Tempo bei den Holländern nicht rasend war, hatte man die Rumänen doch gut im Griff. Bei Adrian Mutu hatte man den Eindruck, dass ihm sein verschossener Elfer aus dem Italien-Spiel immer noch nachhängt, Nicolita kam gegen De Cler überhaupt nicht zum Zug – so war Razvan Cocis der auffälligste bei Rumänien. Der Mann von Lok Moskau half hinten aus und war mit seinen Vorstößen lange noch der gefährlichste Spieler seines Teams. Und er war es auch, der kurz vor der Pause die einzige wirkliche Torchance hatte, aber aus wenigen Metern über das Tor hämmerte. Ansonsten kam Rumänien nur aus Weitschüssen zum Abschluss.

Und wurde nach der Pause auch hinten schludrig. So stand Tamas bei einer Flanke von Afellay nur entspannt neben Huntelaar, sodass dieser problemlos zum 1:0 nach 54 Minuten verwerten konnte. Erstaunlicherweise wurde das Spiel der Rumänen aber weiterhin nicht aktiver und auch von der Bank kamen nur direkte Wechsel, aber keine echten Impulse. Selbst im Schongang hatte Holland alles im Griff und Van Persie nützte kurz vor dem Schluss eine weitere Schlafmützigkeit zum 2:0-Endstand.

Die Holländer nahmen den leichten Sieg gerne mit, taten aber selbst nicht sehr viel dazu. Das Tempo war überschaubar, das Pressing ebenso, und selbst im Rückstand und im Wissen um den Stand im Parallelspiel schafften es die Rumänen nie, aus der eigenen Lethargie zu erwachen. So haben sie das Viertelfinale letztlich selbst verbockt.

Frankreich - Italien 0:2 (0:1)

Frankreich – Italien 0:2 (0:1)

Schlimmer kann eine erste halbe Stunde nicht verlaufen wie für die Franzosen in diesem Entscheidungsspiel um den Einzug ins Viertelfinale. Nach acht Minuten reißt sich Franck Ribéry bei einem Foul an Zambrotta das Syndesmose-Band – somit musste der einzige Spieler, der das französische Team am Leben erhalten hatte, raus. Für ihn kam Nasri, aber schon 15 Minuten später musste auch der wieder raus. Abidal hatte nach einer Notbremse an Toni die rote Karte gesehen, mit Boumsong kam ein neuer Innenverteidiger.

Somit waren die Franzosen, die zum 4-2-2-2 aus der ersten Partie zurückgingen, gefühlt schon geschlagen. Einer weniger, ein Tor hinten, und der beste Spieler weg, was sollte da noch möglich sein. Zumal man nun auf ein 4-2-3 wechselte und im Mittelfeld nicht mehr viel übrig war. Toulalan rückte bei Bedarf etwas auf.

Seltsamerweise wirkten aber die bis dahin starken Italiener mindestens genauso irritiert wie die Franzosen. Es stellte sich ein Gefühl von Unkonzentriertheit ein, durch das die Franzosen – die  zu diesem Zeitpunkt schon wesentlich deutlicher als 0:1 im Rückstand hätte liegen müssen – merklich Luft schnappen konnten.

Fabio Grosso war ungewohnt zurückhaltend, obwohl seinem Gegenspieler Govou erstens wenig gelang und der durch die personell ausgedünnte Offensive der Franzosen auch wenig Anspielstationen hatte. Das Mittelfeld-Trio rückte immer wieder etwas gar weit auf, ohne dass jemand den Blick nach hinten behielt, so konnten Henry (zentral) und Benzema (von der linken Seite) zwischen die Reihen stoßen. Und auch das Offensiv-Trio wirkte ungenügend abgestimmt.

Trotzdem musste Italien nie Sorge haben, den Sieg zu verspielen. Frankreich kam im ganzen Spiel zu zwei ernsthaften Torchancen und mit dem 2:0 nach einer Stunde, einem abgefälschten Freistoß, war das Spiel im Grunde schon entschieden. Was man merkte: Die Franzosen steckten auf und den Italienern fehlte die Notwendigkeit, das eigene Spiel auf die Reihe zu bekommen. Die Folge: Eine unansehnliche letzte halbe Stunde.

Endstand der Gruppe: Holland 9, Italien 4, Rumänien 2, Frankreich 1

Italien war nur in einem Spiel wirklich gut, kam aber letztlich dennoch verdient als Gruppenzweiter ins Viertelfinale. In einer überalterten und uninspirierten französischen Mannschaft gab es nur einen Spieler, der Verantwortung übernehmen wollte, und der musste im entscheidenden Spiel nach zehn Minuten raus. Die Rumänen agierten nach einer starken Qualifikation viel zu zurückhaltend, ja fast feig. Gegen Frankreich und Holland wurde viel zu wenig Initiative übernommen und außer dem Hoffen auf Mutu war an Offensiv-Plan nicht viel zu erkennen.

Die Holländer waren ohne Zweifel die klar beste Mannschaft der Gruppe, allerdings mit zwei kleinen Einsprüchen. Erstens waren die Gegner schwach und mit sich selbst beschäftigt, zweitens kam in den beiden Spielen gegen Italien und Frankreich der Spielverlauf entgegen. In beiden gab’s eine verhältnismäßig frühe Führung, nach der man sich zurückziehen und auf Konter lauern konnte. Zwei Kontertore gegen Italien, eines gegen Frankreich – und Rumänien forderte das B-Team einfach nicht,

(phe)

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LIVE: Österreich – Rumänien 2:1 https://ballverliebt.eu/2009/04/01/ballverliebt-tickert-osterreich-rumanien/ https://ballverliebt.eu/2009/04/01/ballverliebt-tickert-osterreich-rumanien/#respond Wed, 01 Apr 2009 15:15:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1323 aut-ro
Wir waren für und mit euch live dabei im interaktiven Ticker zum WM-Qualispiekl Österreich – Rumänien in Klagenfurt. Danke für eure rege Teilnahme, ihr findet das Tickerprotokoll zum Nachlesen unter diesem Text!

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Gruppenrunde 1 vorbei. Wer wird Europameister? https://ballverliebt.eu/2008/06/11/em-2008-die-erste-gruppenrunde-ist-vorbei-wer-wird-europameister/ https://ballverliebt.eu/2008/06/11/em-2008-die-erste-gruppenrunde-ist-vorbei-wer-wird-europameister/#respond Wed, 11 Jun 2008 14:52:23 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=204 Gruppenrunde 1 vorbei. Wer wird Europameister? weiterlesen ]]> Die erste Runde ist vorbei, und die ballverliebt.eu-Leute haben alle Spiele gesehen. Welche Mannschaften nun die besten Chancen auf den Turniersieg haben, zeigt unsere Dreier-Kurz-Analyse.

Gruppe A:

Portugal

Hat die Türken dominiert und war mit Sicherheit die stärkste Mannschaft in Gruppe A. Von einer bis ins letzte Detail überzeugenden Vorstellung würde ich aber nicht sprechen. Die Mannschaft wird sich noch steigern müssen. (EM-Chancen: )

Gute Vorstellung gegen die Türkei. Spielten aber nicht wirklich am Limit, sondern erwischten einen eher mauen Tag und waren nicht gut eingestellt. Sind sicher ein heisser Tipp, werden sich dafür aber steigern müssen. ()

Hatten mit biederen Türken keinerlei Probleme. Nur war die große Schwäche der Quali augenscheinlich: Sie machen den Sack nicht zu. Eine Klassemannschaft wäre noch zum Ausgleich gekommen. ()

GESAMT: (10)

Schweiz

Hat ein gewinnbares Spiel gegen den möglicherweise schwächsten Gruppengegner verloren und zusätzlich jetzt nur noch zwei fitte Stürmer im Kader. Da ist für unsere Nachbarn nichts mehr zu machen. ()

Waren über die gesamte Spielzeit feldüberlegen – trotz des frühen Ausfalls von Kapitän Frei. Gemangelt hat es an der Fähigkeit, mit dem Ball am Strafraum Chancen zu generieren und selbige auch noch zu verwerten. Würde ich aber nicht ganz abschreiben: Kommen sie weiter, könnte die eine oder andere Überraschung drin sein. ()

Hatte viel Pech im Eröffnungsspiel. Blödes Gegentor, Stangenschuss, Kapitän verletzt. Dennoch war die Leistung in Ordnung. Gewinnen sie gegen die Türkei, ist noch alles drin. Schwachpunkt: Mangelnde Alternative in der Spitze. ()

GESAMT: (6)

Türkei

Hat gegen Portugal nicht wirklich geglänzt, war aber auch nicht völlig unterlegen. Das Team hat noch ein wenig Potential und den Segen einer leichten Gruppe. Sie müssen die nächsten zwei Spiele gewinnen um aufzusteigen, können sie aber auch noch nutzen um in Schuss zu kommen. Realistisch betrachtet gibt es da die Chance auf das Viertelfinale. Mehr nicht. ()

Sehr schwache Performance gegen Portugal. Da steckt mehr drin. Das Schweiz-Spiel (brisant) wird es weisen. Ich gehe von einem emotionalen, offensiven Spiel mit vielen Karten aus. Gelingt die Revanche, ist die Schweiz raus, und das Viertelfinale sicher drin – dann könnte man mit einer Überraschung spekulieren. ()

Standen gegen Portugal völlig auf verlorenem Posten, nutzten zudem die Chance nicht, als Portugal das Spiel nicht entscheiden konnte. Heißer Tipp auf null Punkte. ()

GESAMT: (4)

Tschechien

Eines der schwächsten Teams der ersten Runde. Ohne Rosicky lauft da einfach in der Kreativabteilung überhaupt nichts. Durch den Sieg ist der Aufstieg zwar im Bereich des Möglichen, aber was die Mannschaft nach dieser ersten Leistung im Viertelfinale soll, weiß ich nicht. ()

Konnte sich dank eines einzigen Abwehrfehlers unverdient und mit Dusel drei Punkte sichern. Gefühlsmäßig glaube ich nicht, dass da noch viel mehr geht. Trotz des Sieges gegen die Schweizer gehe ich aufgrund der sicheren Niederlage gegen Portugal und dem Surprise-Potential der zwei Erstrundenverlierer nicht einmal vom Viertelfinale aus. ()

Wie und warum sie gegen die in allen Belangen besseren Schweizer gewonnen haben, wissen sie wohl selbst nicht. Die Offensive ist (trotz, oder gerade wegen) Koller ein Lüfterl. Immerhin: Zeigten dann Effizienz im Abschluss. ()

GESAMT: (4)

Gruppe B:

Deutschland

Beeindruckende erste Partie gegen die Polen, allerdings nicht ganz ohne Schwächen zu zeigen. Mit etwas mehr polnischem Spielglück hätte das nicht unbedingt ein Sieg sein müssen. Nichts desto trotz: Die Mannschaft hat das Zeug für das Semifinale, und dann ist alles möglich. Hilfreich ist der leichtere Auslosungsast – ein echter Stolperstein ist nur Portugal ( )

Mit Polen dürften sie bereits den schwierigsten Teil des Vorrundenprogramms absolviert haben. Das 2-0 war sicherlich verdient, aber auch glanzlos. Erlebten wir bei der Heim-WM schon kombinierfreudiger. Trotz allem beinahe ein Fixticket für das Finale, zeigen sie sich doch stets (trotz vereinzelter Ausrutscher) als wahres Turnierteam. ()

Souveräner Startsieg, der so nicht zu erwarten war, nach den mäßigen Leistungen zuletzt. Hatten die Polen im Griff und schossen die notwendigen Tore zum richtigen Zeitpunkt. ()

GESAMT: (11)

Kroatien

Schwach. In Wirklichkeit war der Sieg gegen den himmelhohen Aussenseiter und das taktisch mies eingestellte Österreich nicht verdient. Möglicherweise können die Kroaten mehr, und sie haben eine leichte Gruppe gemessen am ersten Spiel aber ein Kandidat für den spätestens das Viertelfinale das Ende bedeutet. ( )

Hatten gegen Österreich eine Hälfte lang leichtes Spiel. Zu einer gewissen Überheblichkeit kam dann auch noch der neue Schwung der rotweißroten Equipe. Resultat: Wenig brillierende Kroaten spielten 10-Mann Abwehrmauer ab der 70. Minute, konnten sich aber drei Punkte holen. Fürs Viertelfinale – vom Titel ganz zu schweigen – wirds höchstwahrscheinlich zuwenig. ()

Haben in der ersten Hälfte Torgefährlichkeit und Bissigkeit, dabei aber auch ein gewisses Maß an Souveränitat gezeigt. Fühlten sich aber nach der Pause zu sicher. Haben das Potential für das Viertelfinale, aber vielleicht nicht den nötigen Einsatzwillen.()

GESAMT: (5)

Österreich

Schwacher Trainer, nervöser Start. Aber eine Kämpfertruppe. Hat sich im Auftaktspiel trotz Schock nicht aufgegeben. Das Viertelfinale ist noch möglich, wenn auch wirklich viel zusammenstimmen muss. Alles andere wäre kein Wunder, sondern schlicht und einfach surreal. ()

Bei jedem anderen Ergebnis gegen Kroatien wäre ich nun optimistischer und würde ein zweites Bällchen an die Wertung anhängen. Hicke scheint nicht viel gelernt zu haben. Oder er blufft, was mich nur bedingt positiver stimmen würde. Kroatien war der schlagbarste der drei Gegner. Jetzt braucht es ein größeres Wunder um in der KO-Runde zu landen. ()

Haben gezeigt, dass sie könnten, wenn sie dürften. Von einem Viertelfinal-Einzug braucht man nicht mehr träumen, aber das Polen in Schlagdistanz liegt (wenn man sich das zutraut), wurde in den letzten 30 Minuten deutlich. ()

GESAMT: (4)

Polen

Hat gegen Deutschland aufblitzen lassen, dass man durchaus was drauf hat. Hat aber auch aufblitzen lassen, dass man merkbare Schwächen ins Turnier mitbringt. Wird sich mit Kroatien und Österreich um den Einzug ins Viertelfinale matchen. Darüber hinaus? Keine Chance. ()

Gegen die Elf von Löw insgesamt klar unterlegen, trotz starker 20 Minuten zwischendrin. Mittelfeld und Angriff machten da die eine oder andere Freude. Die behäbige Abwehr lädt aber jeden besseren Gegner zum Toreschiessen ein. Wird sich auch nicht großartig steigern. Das Viertelfinale ist drin. Darüberhinaus sehe ich schwarz am Ende des Tunnels. ()

Wirkten gegen Deutschland mitunter hilflos. Hölzerne Defensive, zwei überforderte Sechser, offensiv kaum vorhanden. Ihr Glück könnte sein, dass die die Österreicher nicht trauen, Salz in die Wunden zu streuen. ()

GESAMT: (3)

Gruppe C:

Frankreich

Undankbarer Auftakt gegen einen extrem defensiven Gegner. Sah aber schlechter aus, als das Team vermutlich ist. Kommt gegen gleichwertige Mannschaften wahrscheinlich besser zurecht, kann das im nächsten Spiel zeigen. Schwächen im Kreativspiel und in der Chancenauswertung machen den Turniersieg schwierig. ()

Zeigten alles andere als eine Glanzleistung gegen Rumänien. Dabei ist das individuelle Potential da. Domenech hatte gegen Rumänien taktische Probleme und nicht die ideale Spielerkombination auf den Rasen geschickt. Traue ihm zu, dass er das gegen Holland besser macht. Italien präsentierte sich als dritter Kontrahent gegen Holland als absolut schlagbar. ()

Fanden gegen die clevere Defensive der Rumänen kein Mittel. Sind aber dennoch eine Mannschaft, die weiterhin das Zeug hat, die Gruppe zu überstehen. Die Partie gegen Holland wird zum Schlüsselspiel. ()

GESAMT: (8)

Italien

Sah gegen Holland zeitweise ganz schlecht aus, ließ die Klasse aber schon aufblitzen. Spielt immer noch Fußball, der auf Effizienz ausgerichtet ist. Ist offensiv aber zu jeder Zeit gefährlich. Ein heißer Kandidat für den Aufsteig – hat dann aber Spanien und wieder Holland? ()

Wird gegen Frankreich und Rumänien die gleichen Schwierigkeiten haben und sich nur im Offensivspiel verbessern können, weil Cannavaro als Defensivkoordinator und hinterer Angriffsarchitekt fehlt. Wird schon um den Gruppenaufstieg bangen müssen, den Anspruch auf den Titel habe ich dem Weltmeister von 2006 großteils aberkannt. ()

Die Enttäuschung des ersten Durchgangs. Cannavaro ist nicht zu ersetzen, Donadonis Hosenscheisser-Taktik wurde von den drei (!) Sechsern torpediert, die allesamt neben sich standen, und vorne war Toni mangels Anspielen ein armer Hund. Perrotta muss gegen Rumänien rein, sonst droht ein Debakel. ()

GESAMT: (6)

Niederlande

Beste Mannschaft der ersten Runde – mit deutlichem Abstand. Dominierte gegen einen guten Gegner jede Phase des Spiels und zeigte Mut. Muss beweisen, dass es gegen offensivere Mannschaften hinten sauber bleiben kann. Kann, wenn diese Leistung bleibt, sonst aber nur über sich selbst stolpern. War beim Tippspiel mein Europameister. Habe ich da aber noch gar nicht so stark erwartet. ()

Das Team, dass von einer „solide“ spielenden Österreich-Mannschaft über 60 Minuten an die Wand spielen ließ und in der Vorbereitung schwach war, schiesst den WM-Sieger kalt ab. Bei aller Finesse und Kombination, die die Oranjes da an den Tag gelegt haben – es war nicht nur die Eigenleistung. Bin hier optimistisch, zähle sie aber nicht zum ganz engen Favoritenkreis. ()

Hatten mit Italien unerwartet leichtes Spiel. Nützten deren Fehler gnadenlos aus. Konnten aber in der Gesamtheit noch nicht zeigen, was sie drauf haben, weil sie hinten nicht gefordert wurden. ()

GESAMT: (10)

Rumänien

Wird schwierig bis unmöglich, die Gruppenphase mit solchen Leistungen zu überleben. War im Auftaktspiel rein auf zerstören aus. Das wird gegen schlagkräftigere Mannschaften nicht mehr funktionieren. Wie viel Potential noch da ist, kann ich zu schlecht abschätzen. Turniersieg wird es aber ziemlich sicher keiner. ()

Brav gekämpft, sonst aber kaum herausragend gespielt gegen Frankreich – und trotzdem einen Punkt gegen die Bleus. Das Gleiche könnte beim Treffen mit Italien auch passieren, da ist neben einem knappen Sieg für einen der beiden ein weiteres Unentschieden die wahrscheinlichste Variante für mich. Viertelfinale: Unwahrscheinlich. Titel: Nope. Jedenfalls nicht 2008. ()

Hielt Frankreich großartig in Schach. Und dass sie Tore schißen können, wenn sie wollen, haben sie in der Quali gezeigt: Nur 2 Teams haben da mehr Tore erzielt! ()

GESAMT: (5)

Gruppe D:

Griechenland

Ganz einfach. Die fahren wieder nach Hause. Und das ist gut so. Das will nämlich niemand sehen. Haben sich seit 2004 keinen Deut weiterentwickelt und spielen einen grauenhaften Fußball. Wurde selbst von ideenlosen Schweden geknackt. Kriegt gegen Spanien die Hütte voll. Ist als Titelverteidiger die schwächste Mannschaft des Turniers. ()

Was hat Rehakles wohl gedacht, als sein Team nach 20 Minuten Kombinationsspiel light den Spielbetrieb einstellte? Wurde wegen Ballstaffetten in der eignen Abwehr von 30.000 Zusehern ausgepfiffen. Das Gefährlichste der zweiten Hälfte war ein Distanzschuss. Werden in acht Tagen wieder Aufwärmrunden um die Akropolis laufen. ()

Gut, dass es die Hellenen gibt – eine Mannschaft, die sich noch weniger traut, Fußball zu spielen, wie die ÖFB-Elf. Eine Fünfer-Abwehr ist eines EM-Teilnehmers schlicht unwürdig (und eines Titelverteidigers erst recht). Dass sie gegen die wirklich auch lahm agierenden Schweden zurecht verloren, ist wohl ein deutliches Zeichen. ()

GESAMT: (3)

Russland

Nicht schlecht, aber zu naiv. Hat gegen Spanien einige Zeit gut ausgesehen, dann aber die taktische Disziplin vermissen lassen. Das ist für ein Hiddink-Team eine negative Überraschung. Wird für zukünftige Turniere vermutlich ganz gefährlich und könnte vielleicht hier sogar trotzdem noch die Gruppenphase überstehen. ()

Die Sbornaja hat sich redlich angestrengt. Man sah, dass viel Potential drin steckt, und man bald zu großen Überraschungen fähig sein könnte. Gegen Spanien gabs trotzdem ein zu hohes 1:4. Noch fehlt an einigen Ecken und Enden die nötige Klasse. Könnte es mit Steigerung ins Halbfinale schaffen. Titelgewinn? Riesensensation. ()

Stellten sich gegen Spanien etwas einfältig an. Sind aber dennoch nicht zu unterschätzen, vor allem dank der schwachen Konkurrenz in ihrer Gruppe. ()

GESAMT: (6)

Schweden

Das Spiel der Griechen war derart veraltet und auf zerstören ausgerichtet, dass die Schweden kaum zu beurteilen waren. Gab auffällig wenig kreative Ideen. Ljungberg wirkt nicht ganz fit, Larsson harmlos, Wilhelmsson könnte ausfallen. Hat allerdings einen ganz harten Abwehrriegel schlussendlich doch geknackt. Wird gegen stärkere Gegner besser aussehen. ()

Gegen absolut indiskutabel kickende Hellenen hätten die Gelb-Blauen eigentlich doppelt soviele Tore schiessen müssen. Letztlich kam der Sieg aber nur durch einen spontanen Geistesblitz und ein (Zitat Schwedenfan in der Salzburger Fanzone) „Arschtor“ zustande. Gegen Russland wird effizienter und kreativer angreifen müssen. Gegen Spanien sind die Erfolgsaussichten gering. ()

Kamen trotz unkreativem Holzfuß-Spiel zu einem Sieg gegen Griechenland, haben diesen aber nur dem Geniestreich von Ibra zu verdanken. Torhüter Isak könnte mangels Spielpraxis zusätzlich zum Risikofaktor werden. ()

GESAMT: (5)

Spanien

Super erster Auftritt, aber mit Anzeichen von Arroganz gegen Ende. Personell ein absolutes Superteam, taktisch sicher gut aufgestellt. Vom hohen Sieg sollte man sich nicht täuschen lassen, der resultierte auch aus taktischen Fehlern der Russen. Klarer Halbfinal-Kandidat. Waren schon vor dem Turnier mein zweiter Tipp. Pech mit der Auslosung – Holland ist im K.O.-Ast. ()

Wow, das war ein echter „Glimpse of Glory“. Der zusammengewürfelte Haufen von Individualisten, zeigte auf, was passiert, wenn man aus kreativen Multitalenten eine funktionierende Einheit macht. Allein das Iniesta-Villa-Tor verdient sich einen Fußball-Oscar. Bei kontinuierlicher Leistung sind alle Hürden überwindbar. Sind mein zweiter, konkreter Finaltipp. ()

Eine Meisterleistung zum Turnierstart. Zugegeben, sie haben wohl sie leichteste Gruppe – aber gegen die Russen, die nicht zu Unrecht dabei sind, muss man erstmal so eine Leistung vollbringen. ()

GESAMT: (11)

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