Feiersinger – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 14 Jun 2018 07:42:05 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 Trotz 6:0 in Israel: WM-Chance für ÖFB-Frauen ist weg https://ballverliebt.eu/2018/06/13/oesterreich-frauen-israel-wm-quali-bundesliga/ https://ballverliebt.eu/2018/06/13/oesterreich-frauen-israel-wm-quali-bundesliga/#comments Wed, 13 Jun 2018 08:18:50 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=14768 Trotz 6:0 in Israel: WM-Chance für ÖFB-Frauen ist weg weiterlesen ]]> Mit einem deutlichen 6:0-Auswärtssieg bei Gruppen-Schlusslicht Israel verabschieden sich die ÖFB-Frauen in die Sommerpause – und aufgrund der Ergebnisse in den anderen Gruppen auch von der Chance auf eine WM-Teilnahme. Es war aber immerhin der höchste „echte“ Auswärtssieg in der Geschichte der ÖFB-Frauen und vor allem Laura Feiersinger glänzte mit einem Tor und vier Assists.

Israel-Österreich 0:6 (0:2)

Im November 2001 wurde ORF-Kommentator Hans Huber im Stadion von Ramat-Gan von einem wütenden Zuschauer-Mob im vollbesetzten Rund nach dem 1:1 mit Steinen, Feuerzeugen und Orangen beworfen. Diesmal waren kaum 100 Leute da, das Stadion ist längst eine vergessene, vor sich hin rottende Ruine und die einzige Orange lag friedlich neben dem Laptop von ÖFB-Pressemann Kevin Bell – als Souvenir eines Gags auf dem Facebook-Auftritt des Frauen-Nationalteams bzw. der Twitter-Seite des ÖFB.

Israel kann ein ziemlich zäher Gegner sein – so wie bei Österreichs 2:0-Sieg im Herbst in der Südstadt oder beim Auswärts-1:0 vor zweieinhalb Jahren. Diese Gefahr war diesmal schnell gebannt: Katharina Schiechtl drosch den Ball schon nach viereinhalb Minuten zum 1:0 in die israelischen Maschen.

Österreich spielte ein sehr fluides System mit der gewohnten Dreierkette hinten und Puntigam davor sowie Schiechtl und Aschauer auf den Außenbahnen. Barbara Dunst flankierte Puntigam als Verbindungsspielerin, vorne rochierten Billa, Feiersinger und Zadrazil extrem viel – mutmaßlich, um die israelische Manndeckung zu verwirren bzw. aus der Position zu ziehen.

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Die Israelis haben sich mit einer Deutschen verstärkt, nämlich der aus der Nähe von Krefeld stammenden Sharon Beck. Sie spielt bei Hoffenheim und ist seit vier Jahren Stammkraft in der deutschen Bundesliga – und das sah man. Beck ist mit dramatischem Abstand die beste Spielerin ihres Teams. Angeführt von der 23-Jährigen, die im 5-3-2 die linke Mittelfeld-Position besetzte, ging Israel auf die Ballführende und versteckte sich nicht komplett im eigenen Strafraum.

Bei Österreich war das Bemühen erkennbar, schneller in die Vorwärtsbewegung zu kommen als beim 2:0 in der Südstadt, als alleine die Dreierkette hinten auf 335 Ballaktionen kam (117 Wenninger, 115 Naschenweng, 103 Kirchberger) – aber im Aufbau wenig weiterging. In diesem Spiel kam ließ sich oft Dunst (situativ auch Zadrazil und Feierinsger) nach hinten fallen, um Vorwärtspässe ins Mittelfeld zu ermöglichen.

Bei 0:2 geht Israel volles Risiko

Österreich hatte die besten Momente, wenn man mit halbwegs Tempo durch das israelische Mittelfeld durchkam. Oft aber schaffte es Israels Fünfer-Abwehr durch die sehr gegnerorientierte Spielweise, rund um den Ball zu verdichten. Sprich: Durch die Manndeckung klumpte sich oft ein Knäuel aus Spielerinnen zusammen, und Österreich steckte fest. Dennoch: Es gab genug Chancen, um mit mehr als einem 2:0 (Wenninger traf nach einer außergewöhnlich schlecht verteidigten Ecke) in die Pause zu gehen.

Für die zweite Halbzeit stellte Israel auf ein 4-4-2 um. Die Manndeckung in der Abwehr blieb, es gab aber keine Absicherung mehr und die österreichische Offensive zog Israels Abwehr mit Leichtigkeit auseinander – es ergaben sich absurde Räume, die man von den sonst stets extrem kompakten Israelis nie erwartet hätte. Nachdem die ÖFB-Frauen die Einladung angenommen und innerhalb einer Viertelstunde das 3:0 (Billa), das 4:0 (Puntigam per Elfmeter) und das 5:0 (Aschauer) erzielt hatten, wurde das Experiment verschämt abgebrochen und wieder eine Fünferkette installiert.

Laura Feiersinger krönte ihre Leistung nach vier Assists (einmal durchgesteckt, eine Ecke, ein Stanglpass und eine, nun ja, Ahnung von Foul im Strafraum) noch mit dem 6:0, aber wie schon zuletzt in Finnland wurde das Tempo in der letzten halben Stunde nicht mehr mit aller Kraft hochgehalten. Wozu auch.

Die Jagd nach dem Playoff-Platz

Die Lage in der Gruppe ist klar: Spanien ist Gruppensieger, Österreich reicht am letzten Spieltag gegen Finnland ein Remis fix zu Platz zwei und höchstwahrscheinlich würde dazu sogar eine knappe Niederlage reichen. Aber: Platz zwei ist nur das Minimal-Ziel – um ins Playoff zu kommen, muss man unter die vier besten Zweiten kommen. Und da wird’s dunkel.

Wieder hat kein anderer designierter Zweiter gepatzt. Schottland (3:2 nach 0:2-Rückstand in Polen) war knapp dran, gewann aber noch. Norwegen besiegte Irland 1:0, Dänemark gegen Ungarn gar 5:1, Wales hat Russland (nach dem 0:0 auswärts) nun daheim 3:0 geschlagen.

Wie realistisch ist es also, dass noch genug Gegner hinter Österreich zurückfallen? Nun, Wales ist im Ranking schon fix vor Österreich, Dänemark und Norwegen ebenso. Deutschland, Europameister Holland und die Schweiz wären im Ranking der Zweiten fix vor Österreich, sollten sie ihre Gruppensiege noch vergeben.

Das heißt: Schottland müsste gegen Albanien verlieren, was praktisch auszuschließen ist. UND Island müsste daheim gegen Deutschland (gut möglich) und aber auch gegen Tschechien verlieren, was sehr unwahrscheinlich ist. UND Belgien müsste gegen Italien verlieren UND gegen Rumänien nicht höher gewinnen als Österreich gegen Finnland. Und Österreich muss naütrlich gegen Finnland gewinnen. Alle diese Dinge müssten passieren.

Einen Joker gibt es: Schweden müsste daheim gegen die Ukraine Remis spielten (nach einem ultra-peinlichen 0:1 in der Ukraine jetzt gerade) UND dann noch in Dänemark nicht gewinnen. Dann wäre Schweden als Zweiter hinter Österreich.

Also, let’s face it: Der WM-Zug ist abgefahren. Das war’s.

Ein Jahr nach der EM

Die EM mit dem sensationellen Halbfinal-Einzug und Traumquoten im Fernsehen ist nun ein Jahr her. Die Spiele des Nationalteams sind nun tatsächlich allesamt im ORF zu sehen, sogar die vier Partien beim Cyprus Cup. Auch die Bundesliga ist nun recht regelmäßig im TV zu sehen, geplant sind 10 Spiele pro Saison in den nächsten vier Jahren. Das sind die unmittelbaren, merkbaren Auswirkungen der EM. Das ist gut. Es soll außerdem, wie man hört, ein Ligasponsor gefunden worden sein. Das wäre auch sehr gut.

Was die Zuschauerzahlen, das sportliche Niveau und die generelle Struktur bei Liga und Vereinen betrifft, ist der EM-Hype – wie realistisch zu erwarten war – spurlos vorüber gegangen. Ob und wie nachhaltig mehr Mädchen zum Fußballspielen anfangen, wird man erst in ein paar Jahren seriös abschätzen können. Das das Interesse am heimischen Kick aber nicht spürbar gestiegen ist, liegt vor allem an einem: Das Engagement namhafter Klubs aus dem Herren-Bereich ist weiterhin halbherzig bzw. nicht vorhanden. Die Chance der breiten Öffentlichkeit, die 2017 geherrscht hat, wurde nicht ergriffen.

Rapid etwa hat sich immer darauf ausgeredet, dass man nicht die Infrastruktur habe und man erst den Stadionbau abschließen wolle. Das Stadion steht nun seit zwei Jahren, die EM wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, und passiert ist nichts. Die Infrastruktur kann keine Ausrede mehr sein, das Finanzielle auch nicht – mit 1% den Herren-Budgets wäre man locker aus dem Stand vorne mit dabei. Und sicher ist: Wenn Rapid ein Frauen-Team ankündigt, stehen sofort 300 Mädchen vor der Geschäftsstelle und wollen für Rapid spielen.

Zumal mit Katja Gürtler (vorm. Trödthandl) eine ehemalige Teamspielerin in der Marketing-Abteilung von Rapid arbeitet.

Die Kooperation der Austria mit Vizemeister Landhaus ist der Inbegriff von Halbherzigkeit. Bei Sturm Graz ist das Frauen-Team eine ziemlich freudlose Angelegenheit, bei der die interne Stimmung nicht optimal ist und die Aufstellungen zuweilen eher wirr daherkommen (da spielt schon mal Außenbahn-Expertin Naschenweng auf der Acht, dafür die normal in der Zentrale heimische Cancienne auf der linken Flanke). Wenn Rapid einsteigt, würde das wohl zumindest die Austria zu etwas mehr Ernsthaftigkeit anstacheln.

Und natürlich hilft es der Liga nicht, dass schon vor dem 1. Spieltag feststeht, wer Meister wird. Auch hier gilt: Die Austria und Sturm könnten bzw. müssten St. Pölten fordern können, wenn sie es vereinsseitig nur wirklich wollen würden. Selbiges würde für Rapid gelten. Die besten Spielerinnen gingen und gehen ja nicht nach St. Pölten, weil sie den SKN oder die Stadt so super finden. Sie sind beim SKN, weil es dort das beste Umfeld gibt, die professionellsten Bedingungen herrschen, man sich dort bestmöglich auf einen Transfer ins Ausland vorbereiten kann und weil es dort das meiste Geld zu verdienen gibt.

Derzeit ist es in der Tat nur SKN-Präsident Willi Schmaus, der bereit ist, die nötigen Summen zu investieren. Die andere Seite seines Wirkens aber ist: St. Pölten hat sich vor dieser Saison neun Spielerinnen geholt, von denen kaum die Hälfte wirklich gebraucht wurden. Der Rest hat vor allem die Konkurrenz geschwächt. Das ist das gute Recht von Schmaus und im Grunde hat’s Neulengbach unter Bruno Mangl, Gott hab ihn selig, genauso getan.

Bruno wusste zwar, dass es zwar schlecht für die Liga war, aber gut für den heimischen Frauenfußball. Weil sonst keiner was gemacht hat, auch der ÖFB noch nicht. Er wusste, dass er die Gegner höchst selbst zu Statisten degradiert hat, aber mit seiner Initiative hat er auch dem Nationalteam geholfen. Schmaus kauft die Konkurrenz leer, mit guter Infrastruktur, Aussicht auf Erfolg und, ja natürlich, auch mit Geld. Er beschwert sich dann aber gleichzeitig, dass die Konkurrenz so schwach ist und er in Wahrheit ein armer Hund ist, weil niemand anderer mitzieht.

Dieser innere Gegensatz – Gegner schwächen und sich dann beschweren, dass die Gegner so schwach sind – geht sich nicht aus. Wo Schmaus aber völlig recht hat: Die anderen sind gefordert.

Die abgelaufene Saison

Die Mehrheit des EM-Teams hat eine sehr ordentliche Saison gespielt. Carina Wenninger ist nach ein paar schwierigen Jahren wieder Stamm beim deutschen Vizemeister Bayern München, Manuela Zinsberger hat sich in München als Nummer 1 etabliert und Laura Benkarth, die von Freiburg kommt um Manu zu fordern, fällt verletzt noch bis Winter aus. Sarah Puntigam war ein integraler Teil der starken Saison von Freiburg; ist Sarah Zadrazil bei Potsdam so unumstritten, dass ihr Vertrag längst verlängert wurde.

Nina Burger vom SC Sand wurde mit 10 Toren Vierte der Torschützenliste, auch Verena Aschauer und Laura Feiersinger waren absolute Leistungsträger beim Mittelständler (Platz 7). Gini Kirchberger hielt mit Duisburg trotz null Punkten zur Winterpause noch die Klasse, Barbara Dunst wurde beim MSV in so gut wie jedem Spiel eingewechselt. Katharina Schiechtl schaffte mit Aufsteiger Bremen ebenso den Klassenerhalt.

Eine harzige Saison hat Nicole Billa hinter sich, ihr Klub Hoffenheim (8.) spielte einen fürchterlichen Frühling, Billa erzielte in der Saison nur drei Tore (davon zwei gegen Absteiger Jena). Auch für Viktoria Schnaderbeck war es eher ein verlorenes Jahr: Verletzt den Herbst komplett verpasst, im Frühjahr nicht mehr wirklich zurück ins Bayern-Team gefunden. Simona Koren kam beim englischen Mittelständler Sunderland (der sein Frauen-Team nun zusperrt) nicht über die Joker-Rolle hinaus. Kathi Aufhauser kehrte nach einem einem halben Jahr beim spanischen Mittelfeld-Klub Huelva entnervt vom vorsintflutlichen Umfeld nach Österreich zurück und wurde mit Landhaus Vizemeisterin.

Wie es jetzt weitergeht

Jetzt ist erstmal Sommerpause. Endlich – für das Team ist es die erste seit zwei Jahren, 2017 ist sie ja wegen der EM ausgefallen. Am 31. August (Österreich ist spielfrei, Finnland spielt in Spanien) und am 4. September (mit dem Heimspiel gegen Finnland) ist noch ein Doppelspieltag in der WM-Quali zu absolvieren.

Am 18. August startet die neue Bundesliga-Saison in Österreich, ebenfalls Ende August findet das Europacup-Vorrunden-Turnier mit Vizemeister Landhaus/Austria statt (Auslosung: 22. Juni). Die Saison in Deutschland beginnt erst am 15. September, die erste Euroacup-Runde (fix mit Meister St. Pölten, höchstwahrscheinlich gegen einen übermächtigen Gegner) steht ebenfalls im September an.

Für die neue Saison gibt es diverse Klub-Wechsel und auch wieder neue Legionärinnen.  Viktoria Schnaderbeck geht nach elf Jahren in München nun nach London zu Arsenal, Sarah Puntigam verlässt Freiburg nach drei Jahren und wird sich mit ihrem neuen Klub definitiv nicht verschlechtern. Laura Feiersinger und Verena Aschauer wechseln im Doppelpack von Sand zum verblassenden Rekordmeister FFC Frankfurt (wo eine Kooperation oder gar eine Fusion mit der Eintracht diskutiert wird). Gini Kirchberger geht von Abstiegskandidat Duisburg zu Freiburg, also zu einem Team der erweiterten Spitze.

Nadine Prohaska versucht es sieben Jahre nach ihrer Heimkehr nach Österreich noch einmal, wird Kollegin von Nina Burger und Adina Hamidovic in Sand; genau wie Marina Georgieva, die von Potsdam kommt und Viktoria Pinther, die wie Prohaska bei St. Pölten gespielt hat. Neu im Ausland sind Jenny Klein und Laura Wienroither, die zu Hoffenheim wechseln – also dem Klub von Nici Billa.

Lisa Makas ist nach einem Jahr Pause wegen Kreuzbandriss wie Barbara Dunst weiterhin bei Duisburg unter Vertrag, Kathi Schiechtl bleibt bei Bremen und Sarah Zadrazil wie erwähnt bei Potsdam. Katharina Naschenweng sollte nun endlich doch von Sturm Graz wegkönnen bzw. wegdürfen, das Ziel ist noch nicht bekannt. Weitere Auslands-Transfers sind nicht ganz ausgeschlossen.

Und das Nationalteam?

Nach dem zu 99,9 Prozent bedeutungslosen Abschluss der WM-Quali gegen Finnland wird die Konzentration und die Vorbereitung schon der nächsten Qualifikation für die WM 2021 gelten müssen. Das Turnier ist noch nicht offiziell vergeben, es wird aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in England stattfinden. Österreich hat den zweiten Topf für die im Frühjahr 2019 geplante Quali-Auslosung locker gehalten und sollte sich auch für die EM qualifizieren – dort sind 16 Teams dabei, für die WM gab es nur acht europäische Plätze.

Die Termine für das WM-Playoff wird man vermutlich zu Freundschaftsspielen nützen. Angesichts des Standings, das sich der ÖFB erarbeitet hat, sind attraktive Gegner durchaus möglich.

* Im Mai 2003 hatten die ÖFB-Frauen in Waidhofen/Ybbs innerhalb weniger Tage zweimal mit 11:0 gegen Armenien gewonnen. Einmal war es ein tatsächliches Heimspiel, einmal war es offiziell ein Auswärts-Match – weil Armenien darauf verzichtete, dieses Spiel wirklich daheim auszutragen. Darum ist das 6:0 in Israel der höchste tatsächliche Auswärtssieg, aber nicht der höchste offizielle.

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EM-Reise der ÖFB-Frauen endet in der Schlacht von Breda https://ballverliebt.eu/2017/08/04/oesterreich-frauen-daenemark-halbfinale-em/ https://ballverliebt.eu/2017/08/04/oesterreich-frauen-daenemark-halbfinale-em/#comments Thu, 03 Aug 2017 22:48:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13903 EM-Reise der ÖFB-Frauen endet in der Schlacht von Breda weiterlesen ]]> Die großartige EM-Reise der ÖFB-Frauen ist zu Ende: In einem physisch recht harten und taktisch zuweilen recht wilden Semifinale gegen Dänemark fallen 120 Minuten lang keine Tore, ehe Österreich im Elfmeterschießen unterliegt. Geprägt wurde die Partie aus österreichischer Sicht durch die Mischung aus unbedingtem Willen und sich leerenden Kraftreserven.

Dänemark – Österreich 0:0 n.V.

Vor exakt vier Wochen hatte Österreich das dänische Team im letzten EM-Test regelrecht vorgeführt. Dass man jenes Spiel aber in keinster Weise als Referenz für das Halbfinale des EM-Turniers heranziehen kann, wurde schnell klar.

ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer vertraute wieder dem 5-4-1 / 4-4-2 – Hybridsystem, allerdings wegen des Kreuzbandrisses von Lisa Makas mit verändertem Personal und leicht adaptierten Rollenverteilungen. Statt Makas rückte Nici Billa ins linke Mittelfeld, dafür übernahm Sarah Zadrazil die zentral-offensive Rolle von Billa. Kirchberger war wieder retour in der Innenverteidigung, Schnaderbeck rückte auf die Sechs.

Schnelles Aufrücken bei Ballgewinn

Auffällig war, dass seitens der ÖFB-Frauen von Beginn an ins 5-4-1 geswitcht wurde, sobald Dänemark in die Aufbau-Formation kam. Andererseits wurde die defensive Struktur aber schnell aufgelöst, sobald Österreich den Ball in der gegnerischen Hälfte hatte. In diesen Situationen wurde konsequent aufgerückt – so sehr, dass selbst Carina Wenninger in der Nähe des dänischen Strafraums auftauchte, um zu pressen.

In einer dieser Situationen prallte der Ball aus kurzer Distanz auf die über Kopfhöhe gestreckten Arme von Maja Kildemoes, aber Sarah Puntigam zielte beim fälligen Elfmeter zu hoch.

Wie schon gegen Spanien wurde bei Österreich vorwiegend mit langen Bällen aufgebaut (ein Stilmittel, das schon im Dänemark-Test vermehrt eingesetzt wurde). Vorteil ist, dass man damit nicht anfällig dafür, im Mittelfeld in der Vorwärtsbewegung den Ball zu verlieren (wie das etwas beim Test in Holland sehr oft und mit schwerwiegenden Folgen passiert war). Andererseits war es von Burger, Feiersinger und Zadrazil schon sehr viel verlangt, vorne Bälle zu behaupten.

Dänemark viel vertikaler als Spanien

Dänemark spielte wieder mit dem asymetrischen 3-4-1-2, in dem der rechte Wing-Back (Theresa Nielsen) im Zweifel zurück rückte und Sanne Troelsgaard rechts ausfüllte, während der linke Wing-Back (Katrine Veje) auch gegen den Ball eher im Mittelfeld blieb. Pernille Harder spielte als etwas zurückgezogene Spitze zumeist hinter Nadim und Troelsgaard, genoss aber viele Freiheiten in jede Richtung.

Die dänische Reaktion auf die extrem statische und damit sehr harmlose Spielweise von Spanien gegen Österreichs 5-4-1 war, dass man nicht so horizontal spielte wie Spanien im Viertelfinale, sondern deutlich schneller den Vertikalball suchte, oder von den Außenpositionen in bzw. vor den Strafraum in den Zwischenlinienraum flankte – oder mit Dribblings versuchte, Österreicherinnen in 1-gegen-1-Situationen zu verwickeln und so durchzukommen.

Eine Schlacht mit vielen Opfern

Die Folge waren vor allem mehr und schnellere dänische Ballverluste, die wiederum von Österreich dazu genützt wurden, selbst wieder den Ball schnell nach vorne zu bringen, nachzurücken und Dänemark so zum vorübergehenden Rückzug zu zwingen. So entstand ein Spiel, das wenig wirkliche Struktur entwickeln konnte und oft eher wild wirkte.

Außerdem begünstigte dieses gehetzte Spiel Zweikämpfe von hoher Intensität. Das bekam etwa Nici Billa zu spüren, die noch vor der Pause mit einem Knochenmarksödem an der Fußwurzel ausgewechselt werden musste. So wie auch Line Jensen, deren Bänder im Knie bei einem unglücklichen Duell mit Nadine Prohaska Schaden genommen haben, auch sie musste raus. Sarah Puntigam wurde von einer Gegenspielern im Gesicht getroffen, was zu Zahnschmerzen führte – und Manu Zinsberger bekam einen Schlag auf’s Jochbein.

Zu umständlich und zu ungenau

Wenn Österreich vorne in Strafraumnähe kam, wurde augenscheinlich versucht, sich in möglichst gute Schusspositionen zu bringen. Dabei wurden aber sehr oft die mittelguten Shot Locations nicht genommen – das sah sehr umständlich aus und ermöglichte es der dänischen Abwehr, letztlich die Szenen zu klären, bevor ein österreichischer Abschluss kam.

Laura Feiersinger kann symbolhaft für die Vorstellung ihres Teams gelten: Vollster Einsatz, gerannt und gekämpft und sich bis zur letzten Erschöpfung in das Spiel festgebissen, aber im entscheidenden Moment zu ungenau und nicht mit der geistigen Frische gesegnet, mit der Österreich durch das bisherige Turnier gesegelt ist. Dass sich der Kraft-Tank der ÖFB-Frauen nach vier intensiven Spielen leerte, merkte man mit Fortdauer des Spiels immer deutlicher.

Dänemark adaptiert System und Besetzung

2. Halbzeit

In der zweiten Hälfte adaptierte Dänemarks Trainer Nils Nielsen seine Formation ein wenig, diese ging – obwohl im Ballbesitz weiterhin eine Dreierkette hinten verteidigte – nun deutlicher in Richtung 4-2-3-1. Mit Frederikke Thøgersen kam eine dribbelstarke als neue Gegenspielerin für Aschauer, die eher kraftvolle Troelsgaard ging ins Mittelfeld-Zentrum – die schwer gelb-rot-gefährdete Maja Kildemoes hatte weichen müssen.

Mit dieser Umstellung konnte Nielsen für sein Team ein zuvor tendenziell ausgeglichenes Match immer mehr zu Gunsten seines Teams drehen. Troelsgaard schaffte es zunehmend besser, die Kreise der nach innen ziehenden Prohaska und der nach vorne pressenden Zadrazil einzuengen – umso mehr war Österreich offensiv auf den langen Ball in Richtung Feiersinger oder Burger limitiert. Und Aschauer war weiterhin viel defensiv gebunden und konnte selten gefahrlos nach vorne mitgehen.

Kaum noch Kraft

Österreich wollte zwar immer noch bei möglichst jedem Ballgewinn nach vorne aufrücken, aber es gelang immer seltener, sich vorne festzusetzen. Auf der anderen Seite häuften sich nun dafür die Chancen für Dänemark: Einmal rettete Zinsberger aus kürzester Distanz gegen Simone Boye, einmal entschärfte sie einen scharfen Schuss von Pernille Harder, dann war sie gegen Katrine Veje da. Auch bei den vielen Halbchancen der Däninnen war die Bayern-Legionärin sicher zur Stelle.

Als nach 90 torlosen Minuten die Verlängerung folgte, waren die leeren Akkus bei Österreich – wo nun Viktoria Pinther den Platz von Sarah Puntigam eingenommen hatte – immer deutlicher zu erkennen. Dänemark war in dieser halben Stunde die strukturiertere Mannschaft. Das Turnier zum einen, vor allem aber sicherlich auch das extrem physisch intensiv geführte Halbfinale sorgten dafür, dass sich Österreich nur noch ins Elfmeterschießen schleppen konnte.

Dort hielt Manuela Zinsberger zwar wieder einen Schuss, aber weder Feiersinger, noch Pinther oder Aschauer konnte ihre Versuche verwerten. Dänemark steht damit im Endspiel.

Fazit: Dänemark routinierter und mit mehr Reserven

Dass Sarah Zadrazil einmal recht früh im Spiel vorne draufpresste und nach danach verwundert die Arme gehoben hat, weil niemand mitgemacht hatte, zeigt, wie extrem diszipliniert die ÖFB-Frauen über das ganze Turnier gespielt haben – weil diese kleine und im Grunde bedeutungslose taktische Unsauberkeit so unüblich war, dass sie auffiel.

So weit es die Kräfte zuließen, war Österreich auch in diesem Halbfinale gegen Dänemark wieder taktisch diszipliniert und trat als absolute Einheit auf; aber wie schon gegen Spanien war die Präzision im Angriffsdrittel zu gering und damit die Torchancen kaum vorhanden. Andererseits schaffte man es aber – auch dank der einmal mehr sehr starken Manuela Zinsberger im Tor – wieder ohne Gegentor zu bleiben.

Österreich hat in 510 Turnierminuten nur ein einziges Gegentor kassiert – das ist die beste Quote von allen 16 Teilnehmern (auch Finalist Holland hat nur einen Gegentreffer geschluckt, aber 60 Minuten weniger gespielt). Wohlgemerkt aber ist Österreich vor dem Turnier im FIFA-Ranking nur die Nr. 14 unter den 16 Teilnehmern gewesen.

In diesem Halbfinale, dessen Erreichen alleine schon eine der größten Sensationen in der Geschichte des Frauenfußballs darstellt, war Dänemark die etwas bessere, etwas routiniertere Mannschaft. Und auch jene, die noch mehr Kraftreserven übrig hatte.

Holland – England 3:0

Holland – England 3:0 (1:0)

Der Gegner im Finale – und zweifellos der Favorit im Endspiel – ist Gastgeber Holland. Wie Dänemark stehen die niederländischen Frauen ebenso zum ersten Mal überhaupt in einem großen Finale. Und zwar hochverdient: Gegen das bislang recht souveräne Team aus England war man in allen Belangen besser. Nach 22 Minuten sorgte Miedema per Kopf für die Führung, damit hatte Holland den Gegner, wo Holland den Gegner haben wollte.

Das englische Spiel ist davon abhängig, nicht in Rückstand zu geraten. Da nämlich treten die Schwächen in der eigenen Spielgestaltung zu Tage, vor allem gegen ein Team von hoher Qualität. Dass Holland speziell im Mittelfeld das beste Team dieser EM ist, zeigten Danielle van de Donk und vor allem die einmal mehr überragende Jackie Groenen in der Folge. Man ließ England nie wirklich gefährlich werden, hielt die Lionesses immer auf Distanz – und als Van de Donk nach einer Stunde einen völlig verunglückten Rückas von Fara Williams zum 2:0 verwertete, war das die Entscheidung. Das 3:0 in der Nachspielzeit (Millie Bright fälschte nach einem Konter ins eigene Tor ab) war nur noch Draufgabe.

Vor allem die relative Leichtigkeit, mit der Holland dieses (auf dem Papier) vorweggenommene Finale für sich entschied, war extrem beeindruckend. Oranje ist bisher sicherlich jenes Team, das am stabilsten gespielt hat und die wenigsten Schwächen offenbarte. In einem Finale, mit dem vor dieser EM wirklich niemand gerechnet hat, ist Dänemark der klare Außenseiter.

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Aus Spaß am Gegner ärgern: ÖFB-Frauen eliminieren Spanien https://ballverliebt.eu/2017/08/01/frauen-em-oesterreich-spanien-viertelfinale/ https://ballverliebt.eu/2017/08/01/frauen-em-oesterreich-spanien-viertelfinale/#comments Tue, 01 Aug 2017 13:52:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13887 Aus Spaß am Gegner ärgern: ÖFB-Frauen eliminieren Spanien weiterlesen ]]> Mit einer über 120 Minuten sehr konzentrierten Leistung und guten Nerven im Elfmeterschießen eliminieren die ÖFB-Frauen Spanien und stehen damit sensationell im Halbfinale der Europameisterschaft. Der Schlüssel dazu war, wie schon gegen Frankreich, das die gegnerische Offensivreihe von den restlichen Spielerinnen des Gegners abschnitt.

Österreich – Spanien 0:0 n.V.

Spanien zeigte bei den bisherigen Spielen – vor allem beim 0:2 gegen England, aber auch bei der von viel Panik begleiteten, peinlichen 0:1-Niederlage gegen Schottland – die Tendenz, viel Ballbesitz zu haben, aber wenig daraus zu machen. Das war auch gegen Österreich nicht anders, allerdings auch aus viel eigenem Verschulden.

Links die spanische Offensiv-Reihe, rechts die beiden Sechser und die Abwehrkette. Dazwischen: Viel Platz für Österreich, mit disziplinierter Positionierung die Zufuhr für die Angreiferinnen aus Spanien zu kappen.

Das nominelle 4-3-3 des spanischen Teams wurde wegen der hohen Positionierung von Amanda Sampedro (eigentlich ein Achter) in der Realität eher zu einem 4-2-4. War es in der Vorbereitung – vor allem beim Algarve Cup, wo Spanien ungeheuer stark war – so, dass die Abstände zwischen den Mannschaftteilen sehr eng gehalten wurden, so war hier die Offensive durch den großen Abstand von Vornherein vom restlichen Team abgetrennt.

Jagd auf zweite Bälle

Das zwang Spanien vermehrt zu längeren Bällen aus dem Rückraum. Was wohl eine Reaktion auf die viel zu horizontale Spielweise aus dem England-Spiel war, konnte durch den großen Abstand der Mannschaftsteile hier aber nicht funktionieren. Und zwar auch, weil sich Österreich die perfekte Antwort auf diese Spielanlage des spanischen Teams parat hatte.

Die ÖFB-Frauen machten diesmal nicht so sehr Jagd auf die Ballführende, sondern auf zweite Bälle. Sprich: Wenn ein längerer Ball in Richtung der spanischen Offensive segelte, wurde konsequent auf den Abpraller gegangen. Das selbe galt, wenn eine Spanierin ein kurzes Anspiel nicht sofort unter Kontrolle bringen konnte. Sofort klebte ihr eine Österreicherin auf den Füßen, sofort war der Ball weg.

Viele Weitschüsse von Spanien

Nachdem sie sich kaum in den Strafraum kombinierten konnten, versuchten es die Spanierinnen vermehrt mit Schüssen aus der zweiten Reihe. Über den Tag hatte es in Tilburg zwei, dreimal ordentlich geschüttet – der Rasen war also alles andere als staubtrocken. Aber: Die wenigsten dieser Schüsse kamen wirklich auf das Tor, und wenn, war Zinsberger zur Stelle. Auch kleine Fehler in der Abwehr (Viktoria Schnaderbeck ließ sich z.B. zweimal etwas zu viel aus der Position ziehen, zog aber jeweils das Offensivfoul) wurden nicht genützt.

Bei Österreich wurde nach Ballgewinnen schnell umgeschaltet, im die Pässe im Offensivdrittel wurden aber oft überhastet gespielt, waren zu ungenau und damit für die spanische Defensive ohne größere Probleme zu verteidigen. Im Grunde hatte Österreich im ganzen Spiel nur zwei wirkliche Torchancen (Billa 18., Prohaska 53.) – aber laut Expected-Goals-Statistik waren diese beiden Chancen alleine gefährlicher als alle spanischen Versuche.

Man sieht also: Die Torschuss-Statistik von 20:4 für Spanien erzählt nicht einmal annähernd die ganze Wahrheit. Die vermeintliche Riesen-Chance für Burger in der 70. Minute, die den Ball etwas zu spät von Feiersinger zugesteckt bekommen hat, war übrigens Abseits – das passierte Österreich recht häufig, nämlich achtmal.

Reaktionen auf entstehende Defizite

In der zweiten Halbzeit stand Österreich als Ganzes ein wenig höher und ging nun auch vermehrt auf Ballgewinne schon im Mittelfeld los, das hieß: Gezielteres Pressing auf Losada und Meseguer im Zentrum, aber auch auf die Außenspielerinnen. Auch hier allerdings wurden die Ballgewinne oftmals nicht genützt, die für die verletzte Lisa Makas eingewechselte Nadine Prohaska beispielsweise verlor relativ viele der gut erkämpften Bälle schnell wieder. Und mit Fortdauer des Spiels fand auch das Nachrücken aus dem Mittelfeld nicht mehr wie gewünscht statt, das monierte Teamchef Dominik Thalhammer in der 72. Minute auch lautstark.

Vermutlich als Reaktion darauf – also, um Spanien in Umschaltphasen nicht zu große Räume zwischen Mittelfeld und Angriff anzubieten – und wegen der in dieser Phase bemerkbaren Häufung von eher billigen Fouls, um spanische Gegenstöße zu verhindern, wurde in dieser Phase vermehrt auf 5-4-1 umgestellt. Also auf jenes System, das Österreich auch gegen Frankreich mit hoher Präzision und mit großem Erfolg eingesetzt hatte.

Österreichische Fünfer-Abwehr (links) und davor das Vierer-Mittelfeld: Kein Platz und keine Anspielmöglichkeit für Spanien im Raum zwischen den beiden Ketten.

Thalhammer meinte am Tag nach dem Spanien-Spiel sinngemäß, dass es seinem Team eine diebische Freude bereiten würde, wenn es gelingt, dass sich starke Gegner daran die Zähne ausbeißen würde. Das Stellen von Deckungsschatten (Aufgabe der Mittelfeld-Kette) und das Herstellen des richtigen Abstands der beiden Ketten (Aufgabe der Abwehr-Kette) funktionierte auch gegen Spanien annähernd perfekt.

Kleine Adaption in der Verlängerung

Verlängerung: Österreich im 5-3-1-1

Auch nach 90 Minuten hatte kein Team ein Tor erzielt, so ging es in die Verlängerung. Auch dort aber veränderte Spaniens Trainer Jorge Vilda die Spielanlage und auch das System seines Teams nicht: Sogar die eingewechselte Alexia Putellas, eigentlich eine Flügelstürmerin, übernahm genau die Sechser-Position von Vicky Losada, für die sie eingewechselt worden war.

Dominik Thalhammer jedoch adaptierte das System sehr wohl: Aus dem 5-4-1 wurde immer mehr ein 5-3-1-1, in dem Laura Feiersinger sich zentral zwischen dem Mittelfeld und Stürmerin Nina Burger positionierte. Daran änderte sich auch nichts, als Viktoria Pinther (eigentlich eine klare Sturmspitze) für Sarah Zadrazil eingewechselt wurde: Pinther reihte sich genau auf der Zadrazil-Position ein und rückte auch in die Mitte, wenn sich Feiersinger situativ wieder zurück in ihre Position im rechten Mittelfeld fallen ließ.

Gemeinsam mit Nina Burger presste Feiersinger weiterhin auf Meseguer und Putellas und nahmen ihnen so die Zeit für gezielte lange Bälle. Aber auch ganz vorne blieben sie aktiv: Noch in der 115. Minute lief Burger die spanische Torfrau Panos in hohem Tempo an, als diese einen Ball nicht sofort unter Kontrolle brachte.

Spanien versuchte es weiterhin vor allem mit Weitschüssen, die auch immer den Geruch von Gefahr hatten, aber praktisch immer nicht genau genug waren. Genau gepasst hätte nur ein Heber der eingewechselte Torrecilla in Minute 115, da war Zinsberger allerdings gerade noch zur Stelle.

So wie auch danach beim Elfmeter von Silvia Meseguer – das war, neben den fünf verwandelten Versuchen von Feiersinger, Burger, Aschauer, Pinther und Puntigam der Schlüssel zum Sieg im Elfmeterschießen.

Fazit: „Diese Mannschaft hat’n Plan!“

ARD-Kommentator Bernd Schmelzer kam nach dem Spiel mit einer begeisterten Miene in den Medienbereich unterhalb der Tribüne: „Da hat man’s wieder gesehen: Diese Mannschaft hat’n Plan!“ Und dieser wurde auch gegen Spanien immer wieder leicht adaptiert und neuen Gegebenheiten bzw. dem Kraftlevel des Teams angepasst.

Spaniens Teamchef Jorge Vilda hingegen änderte über 120 Minuten nur das Personal, aber weder wurde die Spielanlage geändert, noch das System – und auch an dem großen Loch zwischen Aufbau und Offensivreihe hat sich nichts geändert. Im Mittelfeld wurde durchaus versucht, vertikal zu agieren, aber es fehlten vorne die freien Anspielstationen.

Österreich ließ sich nie aus der Ruhe bringen, machte diszipliniert die Räume eng und hielt Spanien überwiegend bei Weitschüssen. Dass man selbst nur selten Torgefahr erzeugen konnte, rüttelte nicht am Vertrauen der ÖFB-Frauen in ihre grundsätzlichen Stärken – das sah man dann auch beim Elfmeterschießen.

Vor allem dort sprach aus den Gesichtern der österreichischen Schützinnen die Freude an ihrem Tun, und nicht die Angst vor dem Scheitern.

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1:0 bei Frauen-EM-Debüt: Historischer Sieg der ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2017/07/18/frauen-em-oesterreich-schweiz-historischer-sieg/ https://ballverliebt.eu/2017/07/18/frauen-em-oesterreich-schweiz-historischer-sieg/#comments Tue, 18 Jul 2017 19:15:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13749 1:0 bei Frauen-EM-Debüt: Historischer Sieg der ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Mit einer bärenstarken ersten Hälfte und einem enorm willensstarken Auftritt nach dem Seitenwechsel kommen die ÖFB-Frauen bei ihrem ersten großen Turnier-Spiel überhaupt zu einem 1:0-Sieg über die Schweiz. Dieser gelang, weil man selbst seine Stärken lang genug auf den Rasen brachte und man so den Gegner entnervte.

Die große Schwäche des Teams aus der Schweiz – das vor zwei Jahre im WM-Achtelfinale stand – ist die langsame Innenverteidigung. Die Österreicherinnen – allen voran Nina Burger und Nici Billa – pressten also von der ersten Minute an die routinierte Caro Abbé, die große Rahel Kiwic und die Torhüterin Gaëlle Thalmann an.

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Schweiz gehetzt und unterlegen

So hatte die Schweiz zunächst nie die Gelegenheit, sich wunschgemäß zu stellen, um das Tempo und die individuelle Klasse der Offensivkräfte auszuspielen. Das 4-1-3-2 der Schweiz lässt traditionell die defensiven Halbräume sehr weit offen, speziell bei Ballverlusten im Mittelfeld. Auch diesen Schwachpunkt nützte Österreich gut aus, indem schnell in diesen freien Raum aufgerückt wurde. Vor allem Sarah Puntigam tat sich dabei hervor.

Durch das hohe Pressing und den Umstand, dass Österreich überall auf dem Platz praktisch sofort Überzahl in Ballnähe hatte, wurde die Schweiz sichtlich verunsichert. Trainerin Martina Voss-Tecklenburg sagte zwar nach dem Spiel auf SRF, dass man genau gewusst hätte, wie Österreich spielen würde. Hat aber nicht danach ausgesehen.

Führung und Spielweise zeigen Wirkung

Nach zehn Minuten und einer kleinen Unterbrechung – Lisa Makas bekam den Turban nach dem Ellbogen-Einsatz von Crnogorcevic – ließ Österreich erstmals ein wenig vom Druck ab, stellte sich und erwartete die Schweizerinnen. Diese ließen sich ein wenig locken und wurden promt für eine Nachlässigkeit im eigenen Sechserraum bestraft: Ballgewinn, schneller Pass von Zadrazil auf Burger, Tor (15.).

Auch bei der 20-Minuten-Marke ließ sich das druckvolle österreichische Team wieder etwas fallen, zuweilen mit Puntigam zwischen Kirchberger und Aschauer. Die schnellen Schweizerinnen – Ramona Bachmann war im Übrigen am Flügel aufgestellt, erst rechts, dann halb durch die erste Halbzeit auf links, gegen die lange Schiechtl – bekamen so nicht den Raum zwischen den Linien, in dem sie so großen Schaden anrichten können.

Die Folge des ungemütlichen Spiels der Österreicherinnen: Die Akteure aus der Schweiz legten sogar schon Pässe daneben, wenn sie nicht unter Druck standen. Die ÖFB-Frauen hatten zwar kaum wirkliche Torchancen, aber sie ließen der Schweiz deren Stärken zu keinem Zeitpunkt der ersten Hälfte ausspielen.

Auch individuell stark

Neben der umsichtigen Puntigam glänzte bei Österreich vor allem Laura Feiersinger. Sie zeigte defensiv eine herausragende Leistung mit einem überragenden Stellungsspiel; sie war im Umschaltspiel auf die Offensive immer einen Schritt schneller als ihre Gegenspielerinnen, sie setzte permanente Impulse und lief wie aufgezogen.

Auch Sarah Zadrazil muss man hervorheben. Offensiv war es vom Assist abgesehen nicht ihre beste Partie, aber defensiv war sie stark und es waren vor allem wieder die kleinen, unauffälligen Dinge, die sie so wertvoll machen – das Nachgehen nach einer eigenen Ecke, um einen gezielten Schweizer Befreiungsschlag zu verhindern, oder das Ziehen eines billigen Fouls, um eine Schweizer Druckaktion zu beenden.

Leider hat sich Zadrazil gegen Ende am Knöchel verletzt, vermutlich ist ihr Turnier schon vorbei. Auch die recht offensichtliche Gehirnerschütterung bei Lisa Makas hat nicht gut ausgesehen. War also wohl ein Pyrrhus-Sieg.

Anderes Spielgesicht nach einer Stunde

In der 57. Minute reagierte Martina Voss-Tecklenburg auf die chaotische Leistung mit einem Doppelwechsel (Abbé und Humm raus), drei Minuten später musste Kiwic per roter Karte aus dem Spiel: Sie hatte als letzte Abwehrspielerin Nina Burger umgerissen. Brunner kam für Reuteler. Nach dieser hektischen Phase bekam das Spiel dann ein völlig anderes Gesicht.

Die Schweiz ging nun mit einem 4-2-3 volles Risiko, bei Österreich – wo in dieser Phase nach einer Stunde extrem intensiven Spiels merkbar die Kräfte nachließen – wurde das Spiel entsprechend der neuen Schweizer Formation und des gesteigerten Drucks des Gegners adaptiert.

Billa nämlich ging nun aus dem Mittelfeld nach vorne, Prohaska rückte eher ein wenig ein (Makas war zuvor mehr an der Linie geblieben) und es wurde vor allem im Zentrum auf Ballgewinne gegangen. So wollte man die sich nun noch weiter öffnenden Räume in der Schweizer Defensive nützen, obwohl mit Brunner und Wälti nun zwei deutlich mobilere Innenverteidiger auf dem Platz standen als die beiden Immobilien Abbé und Kiwic zuvor.

Dafür kam ein Stilmittel nun sehr häufig zum Einsatz, das im April im Lehrgang vor dem Testspiel in England vermehrt eingeübt wurde: Die Chips aus dem Mittelfeld gegen eine aufrückende Abwehr-Kette. Vier-, fünfmal gelang es Österreich damit, die Schweizer Abwehr zu testen oder gar auszuhebeln, aber die äußerst aufmerksame Torhüterin Thalmann kam stets gut heraus.

Hektische Schlussphase

Viel Plan war im Vorwärtsgang bei der Schweiz zwar auch in der Schlussphase nicht zu erkennen – Bachmann verlor sich oft in aussichtslosen Dribblings, Pässe landeten irgendwo im Nirgendwo, Chancen waren eher Zufallsprodukte – aber die eine oder andere gefährliche Situation hatte Österreich dann doch zu überstehen. Dazu kam noch einmal Glück dazu, als Referee Bibiana Steinhaus einen von Aschauers Ellbogen abgefälschten Schuss nicht als absichtliches Handspiel wertete.

Nach 77 Minuten kam die etatmäßige Kapitänin Viktoria Schnaderbeck (die wegen einer Knieverletzung nicht von Beginn an spielen konnte) für Schiechtl ins Spiel, wenig später brachte Thalhammer auch Pinther für Billa – und just eine Minute später verletzte sich Sarah Zadrazil. Damit musste auch Österreich in den letzten zehn Minuten zu zehnt überleben.

Österreich ging in dieser Schlussphase auf ein 5-3-1 über, in dem man den Strafraum möglichst frei von Schweizerinnen halten wollte. Burger war nun die Alleinunterhalterin ganz vorne, die eingewechselte Pinther (eigentlich eine Sturmspitze) musste auf der linken Seite für die Balance sorgen.

Weil sich die ÖFB-Frauen sensationell gegenseitig unterstützten, Torhüterin Manuela Zinsberger stets die Ruhe bewahrte und diese auch zu jedem Zeitpunkt ausstrahlte, und weil die Brechstangen-Versuche der Schweizerinnen immer mehr an Genauigkeit vermissen ließen, klappte es aber doch mit dem historischen Sieg beim ersten großen Turnier-Spiel.

Fazit: Der bessere, ausgeklügeltere Plan hat gewonnen

Österreich – das Team mit dem jüngsten EM-Kader (23,3 Jahre) und einer mit 24,1 Jahren auch im Vergleich extrem jungen Startformation (nur Wenninger und Burger sind älter als 25 Jahre) – agierte eine Stunde lang extrem abgebrüht, unbeeindruckt vom großen Anlass und mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre man alle zwei Jahre wie selbstverständlich bei einem großen Turnier dabei. Das ist, noch mehr als das Ergebnis, das eigentlich Unglaubliche an diesem EM-Debüt.

Das Team aus der Schweiz – wohlgemerkt, 11 der 14 eingesetzten Spielerinnen spielten 2015 ein WM-Achtelfinale vor 54.000 Zusehern – wirkte wie überrannt von der extrem präzise eingestellten und sehr aggressiv auftretenden österreichischen Mannschaft. Das erging schon Australien so, auch Finnland, auch Norwegen, auch Dänemark – erstaunlich, dass es die vermeintlich großen und auf jeden Fall ambitionierten Teams immer noch nicht verstanden haben.

Der Sieg ist verdient, weil Österreich eine Stunde lange einen exakt ausgearbeiteten Plan hatte und diesen annähernd perfekt umgesetzt hat. Und weil die Schweiz danach nur mit Brechstange und Wucht zu antworten gewusst hat. Die Schweiz, wo das Viertelfinale als Minimalziel ausgegeben worden ist, kann sich im Grunde schon mehr oder weniger als in der Vorrunde gescheitert betrachten. Für Österreich ist das Viertelfinale nun absolut möglich.

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Bilanz des Algarve-Cups: Der gigantische Schatten kam 15 Minuten vor Schluss https://ballverliebt.eu/2014/03/13/bilanz-des-algarve-cups-der-gigantische-schatten-kam-15-minuten-vor-schluss/ https://ballverliebt.eu/2014/03/13/bilanz-des-algarve-cups-der-gigantische-schatten-kam-15-minuten-vor-schluss/#respond Wed, 12 Mar 2014 23:02:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9986 Bilanz des Algarve-Cups: Der gigantische Schatten kam 15 Minuten vor Schluss weiterlesen ]]> Vier Spiele lang austesten, wie man den verletzungsbedingten Ausfall von Abwehr-Boss Carina Wenninger kompensiert. So war der Plan beim Algarve Cup. Hat funktioniert. Was nicht geplant war: Dass sich eine Viertelstunde vor Ende des letzten Spiels Laura Feiersinger schwer verletzt. Schien- und Wadenbein sind durch, die Saison für die Bayern-Legionärin vorbei. Bitter! Denn in den 345 Spiel-Minuten davor war eine kontinuierliche Steigerung erkennbar – ausgehend vom völligen Fehlstart in das Turnier.

2:3 gegen Portugal

2:3 (2:2) gegen Portugal
2:3 (2:2) gegen Portugal

„So viele individuelle Fehler…“, stöhnte Teamchef Thalhammer nach dem 2:3 zum Auftakt gegen Gastgeber Portugal. Bei dem er Heike Manhart, zuletzt als RV eingesetzt, neben Gini Kirchberger in die Zentrale zog, jene Position also, die sie auch im Klub bei Szombathely spielt. Statt ihr musste Jenny Pöltl, eigentlich immer auf links unterwegs, als Rechtsverteidigerin aushelfen. Das klappte alles zusammen überhaupt nicht. Die Abstimmung innerhalb der Kette war schlecht, Portugal konnte schnell 2:0 in Führung gehen. Bis zur Halbzeit hatte Österreich auf 2:2 ausgeglichen, aber sowohl Manhart (von Bell ersetzt) als auch Pöltl (von Tieber ersetzt) erlebten die zweite Halbzeit nicht mehr auf dem Platz. Auf das 3:2 von Portugal gab’s keine Antwort mehr.

Das Problem: Mit der wackeligen Defensive ließ sich auch der erhoffte und geplante Druck im Mittelfeld nicht ausüben. Quasi als „Folge-Fehler“: Wenn das Fundament nicht steht, kann man darauf nicht aufbauen. So gab’s gegen ein Team, das man in der letzten Quali zweimal geschlagen und das eigentlich von Österreich deutlich distanziert werden sollte, eine Niederlage. „Ein Selbstfaller“, konstatierte Thalhammer.

0:2 (0:0) gegen Nordkorea
0:2 (0:0) gegen Nordkorea

0:2 gegen Nordkorea

Für das Spiel gegen Nordkorea kehrte Manhart in die IV zurück, rechts von ihr startete aber Lisi Tieber. Im zweiten Spiel mit umformierter Abwehr war die Abstimmung schon deutlich besser, aber die schnellen Vertikal-Pässe nach Ballgewinnen, um die Sturmspitzen Burger und Makas einzusetzen, fielen Österreich sehr schwer. Grund dafür: Die sehr kompakte, flinke und disziplinierte Spielweise des im (von Nordkorea gewohnten) 4-4-1-1 spielenden Gegners – dieses Team kratzt nicht umsonst an den Top-10 in der Weltrangliste. „Dadurch haben wir keinen Zugriff auf den Raum zwischen den Linien bekommen“, nickte Thalhammer nach dem Spiel, in dem man aber selbst so solide agierte, dass man den Koreanerinnen wenig Chancen ermöglichte.

Erstaunlich bei Nordkorea waren indes vor allem die Wechsel von Teamchef Kim Kwang-Min: Er vollzog drei Spielertäusche, alle drei in der ersten Hälfte, wobei er eine nach 19 Minuten gekommene Spielerin in der 36. Minute wieder vom Feld nahm. „Er war wohl nicht ganz zufrieden, das ist aber schon etwas gar wild“, schüttelte Thalhammer den Kopf, „das sind andere Methoden als bei uns…“ In der zweiten Hälfte setzte sich dann doch die höhere Klasse durch, Nordkorea erzielte zwei Tore, Österreich kam nicht wieder ins Spiel zurück. Aber immerhin: Die Leistung war deutlich sicherer als gegen Portugal zwei Tage zuvor.

3:2 gegen Russland

3:2 (2:1) gegen Russland
3:2 (2:1) gegen Russland

Eine Knöchelverletzung bei Gini Kirchberger zwang Thalhammer im dritten Spiel, der EM-Playoff-Revanche gegen Russland, zu einem so nicht ganz geplanten Experiment, das aber gut funktionierte: Neben Manhart rückte nun Sechser Viki Schnaderbeck in die Innenverteidigung zurück. Das hatte der Teamchef eigentlich nicht wollen, weil er auf die Präsenz, die Übersicht und das Passspiel von Schnaderbeck im Mittelfeld nicht verzichten wollte. So rückte Puntigam von der Acht auf die Sechs und Sarah Zadrazil, die im ersten Spiel ganz vorne agierte, wie schon im zweiten Spiel wieder ins zentrale Mittelfeld zurück. Den Gegentreffer nach 18 Minuten glich Nina Burger postwendend aus, nach einer halben Stunde erzielte Nadine Prohaska die Führung.

„Das war phasenweise schon so, wie ich mir das wünsche und vorstelle“, lobte der Trainer. Was heißt: Die Abwehr stand zumeist sicher, der Druck im Mittelfeld war vorhanden und die Russinnen kamen nicht so recht zur Entfaltung. Auch vom 2:2-Ausgleich durch einen Elfmeter ließ sich das Team nicht aus der Bahn werfen, sondern kam dank Nina Burgers Tor kurz vor dem Schlusspfiff sogar zu einem 3:2-Erfolg.

Nur ums nochmal zu sagen: Vor anderthalb Jahren kam Russland im EM-Playoff mit einem 2:0 in St. Pölten und einem 1:1 in Rostov über Österreich drüber und man hatte konstatieren müssen: Österreich hatte Russland Schwächen aufgezeigt, sie aber nicht nützen können.

2:1 gegen Portugal

Die Gruppe C hatte Nordkorea mit drei Siegen vor den jeweils punktgleichen Teams aus Russland, Österreich und Portugal gewonnen – Russland hatte im Dreiervergleich jedoch die bessere Tordifferenz, weshalb sich im Platzierungsspiel Österreich und Portugal noch einmal trafen.

2:1 (2:0) gegen Portugal
2:1 (2:0) gegen Portugal

Diesmal netzte Nadine Prohaska nach nicht einmal drei Minuten, Sarah Zadrazil legte nach einer halben Stunde nach. Die Mannschaft war personell gegenüber dem Russland-Sieg – von der Goalie-Rotation zwischen Kristler und Zinsberger abgesehen – unverändert geblieben. Auf eine abkippende Sechs wurde verzichtet, in der Eröffnung von hinten raus mussten immer wieder lange Bälle herhalten – aber wenn man den Ball mal in der gegnerischen Hälfte hatte, sah das ganz gut aus. Der Druck auf die portugiesische Spieleröffnung war präsent, nach Ballgewinnen wurde schnell der Vorwärtsgang eingelegt. Die Laufwege von Lisa Makas waren gewohnt gut, ihr Torabschluss allerdings leider ausbaufähig.

Hinten brannte nichts an, Portugal war nur aus Standards und aus Weitschüssen in der Lage, Torschüsse zu fabrizieren. Nach der Pause brachte Thalhammer Kirchberger für Manhart, so wurde die vermutliche Variante getestet, mit der es im April wohl in die WM-Quali-Auswärtsspiele in Bulgarien und Frankreich gehen wird.

Zu beobachten war allerdings ein Phänomen, dass schon im August beim Test gegen Belgien zu sehen war: Nachdem Österreich das Spiel kontrolliert hatte, lässt ein Gegentor alles ein wenig flattern – wiewohl sicherlich auch die Kräfte eine Rolle gespielt haben dürften, angesichts der fordernden Spielweise und vier Spielen in sieben Tagen. Unmittelbar vor dem Anschlusstreffer hatte Portugal bereits einen Elfmeter vergeben.

Dass die Mannschaft nach dem Vorfall um Laura Feiersinger, die von Regina Pereira (die dafür nicht mal gelb sah) frontal umgenietet wurde, auch psychisch erledigt war, ist durchaus verständlich. Unverständlich aber, warum Portugal auch in der Nachspielzeit dieses Spiels immer noch so reinholzte, dass Lisi Tieber auch noch ausgetauscht werden musste.

Gut: Variante in der Abwehr wohl gefunden & Standards

Sehr auffällig: Waren Standards, vor allem Eckbälle, in der Vergangenheit alles andere als österreichische Stärken, schlug es beim Algarve Cup häufig nach ruhenden Bällen ein. Beide Tore im ersten Spiel gegen Portugal, das zweite Tor gegen Russland und auch das zweite Tor im letzten Spiel gegen Portugal – vier der sieben rot-weiß-roten Treffer fielen aus Eckbällen. „Es ist uns oft gut gelungen, unmittelbar vor dem Tor unsere Spielerinnen freizublocken“, nickte Thalhammer.

Nach eigenen Ecken entwickelte Österreich (hier in weiß beim 2:1 gegen Portugal) eine ungemeine Torgefahr, aber auch an Defensiv-Standards wurde gefeilt.
Nach eigenen Ecken entwickelte Österreich (hier in weiß beim 2:1 gegen Portugal) gut Torgefahr, auch an Defensiv-Standards wurde gefeilt. (Screenshot: Twitter @iDesporto)

Ebenfalls sehr positiv zu bewerten: Nach anfänglichen Problemen klappte die Variante mit Heike Manhart in der Innenverteidigung ganz gut, auch von jener mit Viktoria Schnaderbeck in der zentralen Abwehr war der Teamchef durchaus angetan. Qualitativ wird Carina Wenninger natürlich weiter fehlen, aber diese vier Spiele waren extrem wichtig, um die Abstimmung mit einer anderen Besetzung zu finden.

Schlecht: Die Feiersinger-Verletzung

Die nicht so gute Chancen-Verwertung bei Möglichkeiten aus dem Spiel heraus ist ein alter Hut, vor allem bei Lisa Makas, daran änderte leider auch dieses Turnier nichts. Das ist aber verkraftbar und daran kann man arbeiten – nicht so tragisch.

Richtig beschissen ist aber die Verletzung von Laura Feiersinger. Natürlich in erster Linie für sie selbst, auch für ihren Klub Bayern München (der neben ihr bei diesem Algarve-Cup auch die Deutsche Leonie Maier durch Kreuzbandriss verlor). Und selbstredend auch für das ÖFB-Team. Bei den letzten 28 Länderspielen war die bald 21-Jährige immer in der Startformation, ihre Energie, ihr Zug nach vorne, ihre Bereitschaft ins 1-gegen-1 zu gehen, all das ist praktisch unverzichtbar.

Inhaltlich ist die rechte Mittelfeld-Seite natürlich weniger diffizil neu zu besetzen wie ein Platz in der Innenverteidigung (wiewohl Feiersinger oft auch ins Zentrum ging, dieses zu überladen half – dafür braucht’s Gespür), aber qualitativ wird’s hart. Jelena Prvulovic kann da eine Option sein – die 18-Jährige vom Wiener Klub Landhaus ersetzte Feiersinger in der Schlussphase. Lisi Tieber hat diese Position schon im Play-Off gegen Russland gespielt, kann das auch. Jenny Pöltl, obwohl die sich links wohler fühlt, kann auch eine Überlegung wert sein. Carina Mahr spielt RM bei Vizemeister St. Pölten und ist auch im U-19-Team auf der rechten Seite daheim – war aber noch nie im Kader der A-Nationalmannschaft.

Alles Spekulation. Und ein ziemlich gigantischer Schatten über einem ansonsten vielleicht nicht superguten, aber doch zumindest ganz okayen Turnier.

(phe)

PS: Ein großer Dank an Dominik Thalhammer und Iris Stöckelmayr für die gute Zusammenarbeit während dieses Algarve Cups. Und den Genesungswünschen für Laura Feiersinger schließen wir uns natürlich an!

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Hinten links nach rechts: Teammanagerin Watzinger, Schnaderbeck, Pöltl, Zadrazil, Kirchberger, Bell, Burger, Prvulovic und Puntigam. Vorne links nach rechts: Manhart, Zinsberger, Tabotta, Kristler, Eder, Prohaska, Aschauer, Tieber, Makas und Sportpsychologin Wolf. Foto: ÖFB/Freunde des ÖFB Frauen Nationalteams (Facebook)
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Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/ https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/#comments Thu, 26 Sep 2013 22:32:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9539 Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku weiterlesen ]]> Wer eine Chance auf das WM-Play-Off haben will, muss Spiele gewinnen – sie nicht zu verlieren, kann schon zu wenig sein. Dementsprechend spielten die ÖFB-Frauen auswärts bei EM-Teilnehmer Finnland, dem Hauptgegner um Platz zwei in der Gruppe, auch voll auf Sieg, gingen aber mit einem 1:2 und ganz ohne Punkte vom Platz. Auf dem Weg zur WM ein fast nicht mehr gutzumachender Rückschlag. Auf dem Weg zu einer auch spielerisch guten Mannschaft aber ein wichtiger Schritt nach vorne.

Finnland - Österreich 2:1 (1:0)
Finnland – Österreich 2:1 (1:0)

Anstoß, Ball auf die rechte Seite, Hereingabe, Schuss von Zadrazil – schon die ersten 24 Sekunden beim WM-Quali-Spiel in Turku waren deutlich konkreter als das meiste, was beim trotz des klaren Ergebnisses eher mauen 4:0 in der Start-Partie gegen Bulgarien. Wie generell vieles sehr viel besser aussah, im Spiel beim EM-Teilnehmer Finnland.

Österreich zuweilen in einem 3-1-6

Finnland spielte, anders als bei der EM, nicht in einem extrem defensiven 4-4-1-1, sondern stellten, wenn in Ballbesitz, eine der zentralen Mittelfeld-Spielerinnen – Emmi Alanen, in diesem Fall – höher, was beiden Stürmerinnen eine höhere Positionierung erlaubte (wiewohl es zumeist Engman war, die immer vorne blieb). Gegen den Ball wurde es ein klares, typisch nordisches 4-4-2.

Bei Österreich hingegen kam eine schon im Test gegen Belgien gezeigte Variente wieder zum Einsatz: Die abkippende Sechs. Gegen das Kanonenfutter aus Bulgarien war das nicht nötig gewesen, aber gegen Finnland kippte Viki Schnaderbeck, die diesmal die teil deutlich tiefere Postion im zentralen Mittelfeld spielte, wieder zwischen die Innenverteidigerinnen zurück. Was Vorteile hatte, aber nicht optimal funktionierte.

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Wenn Schnaderbeck abkippte, entstand ein 3-1-6 gegen das finnische, kompakte 4-4-2

Mit der Kapitänin als Quasi-Libero rückten die Außenverteidigerinnen extrem weit auf und die Mittelfeld-Außen extrem weit ein, während zwischen diesen beiden Reihen nur noch Sarah Puntigam übrig blieb – quasi ein 3-1-6. Finnland stand in diesen Situationen mit zwei Viererketten relativ eng und seht kompakt. Die beiden Stürmerinnen Engman und Talonen gingen das Defensiv-Trio überhaupt nicht an, was Österreich die Ballkontrolle erleichterte, aber aufgrund der großen Abstände waren in letzter Konsequenz längere Bälle vonnöten. Der Raum zwischen den Ketten wurde zu wenig bearbeitet.

Der SC Freiburg unter Streich
Der SC Freiburg unter Streich: Von der Formation her sah das ziemlich ähnlich aus.

Von der Idee erinnert das sehr an den SC Freiburg unter Christian Streich, der im Aufbau mit einer sehr ähnlichen Formation spielen lässt: Auch bei ihm kippt die Sechs ab, rücken die AV weit auf und bleibt der Achter am Mittelkreis; allerdings stehen bei Streich die Mittelfeld-Außen hinter den Stürmern, nicht mit ihnen auf einer Reihe.

Interessant: Obwohl „3-1-6“ nach absolutem Hochrisiko klingt, war das die Formation und waren das die Situationen, in denen Österreich am allerwenigsten Angst vor den generell nicht besonders kreativen und auch nicht besonders angriffslustigen Finninnen haben musste.

Druck und Risiko

Kurioserweise waren eigene Standards bei Österreich aber immer mit drohender Höchstgefahr verbunden. Schon in der ersten Halbzeit wurde dabei nämlich hohes Risiko gegangen: Eine Spielerin am Mittelkreis, eine vorm gegnerischen Strafraum – das war’s aber manchmal schon mit der Absicherung.

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Schon in der 1. Halbzeit wurde bei eigenen Standards fast alles nach vorne geworfen.

Nun sind Standards schon mal grundsätzlich nicht die ganz große Stärke des ÖFB-Teams und in der 19. Minute konnte ein finnischer Konter nur mit größter Mühe und dank einer beherzt mit nach hinten laufenden Laura Feiersinger zur Ecke für Finnland geklärt werden.

Hohen Druck auszuüben klappte aus dem Spiel heraus besser, vor allem dank einer wirklich starken Leistung von Sarah Zadrazil, die gegenüber dem Bulgarien-Match statt Lisa Makas in die Mannschaft gerückt war. Sie presste gut auf die finnische Innenverteidigung und auch Torfrau Korpela – fast immer waren Panik-Abschläge und damit Ballgewinn für Österreich die Folge. Nina Burger verschob mehr horizontal, übte Druck auf die finnischen Außenverteidiger aus und versuchte, die Flügelspielerinnen zu unterstützen.

So konnten zwar nicht Torchancen am laufenden Band produziert werden, man hielt Finnland aber sehr gut aus der eigenen Hälfte draußen.

Finnland mit bekannten Stärken

Die Erkenntnisse von der EM waren recht klar und Finnland bestätigte sie auch in diesem Spiel: Wenig Phantasie im Zentrum, aber körperlich gut und außerdem gefährlich bei Standardsituationen. Die 19-jährige Nora Heroum, die gegenüber der EM (wo sich im Zentrum und am rechten Flügel spielte) auf die linke Seite gerückt war, wurde von Feiersinger und Manhart komplett kaltgestellt, umso gefährlicher war allerdings Marianna Tolvanen auf der anderen Außenbahn. Sie verwickelte Verena Aschauer in 1-gegen-1-Situationen und behielt dabei zumeist die Oberhand, ebenso wie gegen Nadine Prohaska.

Die ganz eng vor's Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.
Die ganz eng vor’s Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.

Die wenigen finnischen Chancen in der ersten Halbzeit: Flanke von Tolvanen (14.), Engman nach einer Ecke (26.), Tolvanen nach Solo gegen Prohaska und Puntigam (31.). Und aus. Mehr war nicht – bis zur 42. Minute, als eine weitere fies praktisch auf die Torlinie gezogene Flanke von Kristler an die Latte gelenkt wurde, von dort direkt Westerlund auf die Füße (nicht Engman, wie fälschlicherweise offiziell angegeben) – und drin war der Ball.

Beim ersten Mal, als diese Variante so kam – eben in der 26. Minute – unterlief Kristler den Ball. Ihr einziger kleiner Fehler: Ansonsten hatte sie den Strafraum sicher im Griff.

Finnland verwaltet…

Mit der Führung im Rücken sah Finnland nach dem Seitenwechsel natürlich wenig Veranlassung dazu, die Spielanlage zu ändern. In dieser Phase hatte Österreich wie gehabt viel vom Ball, versuchte damit aber vor allem durch das Zentrum durchzukommen. Das ging erstaunlicherweise gar nicht sooo schlecht, wenn man bedenkt, dass Finnland da eigentlich am sichersten steht. Alleine: Wenn es um den letzten Pass ging, war Österreich oft ein wenig zu zaghaft, fehlte auch ein wenig die Übersicht. Es mag auch eine Kraftfrage gewesen sein, dass im Umschalten das Tempo zu fehlen begann. Abschlüsse wurden zu überhastet und zumeist von außerhalb des Strafraums versucht.

Auch mögliche Abspiele auf die an der Abseitslinie lauernde Nina Burger wurden gerne verpasst. Finnland erkannte in dieser Phase vermehrt die eigenen Vorteile in Sachen Zweikampf und versuchte, Österreich in mehr solche zu verwickeln. In der 57. Minute traute sich Stürmerin Talonen auch zum allerersten Mal, die Dreierkette mit der abgekippten Schnaderbeck anzugehen.

…und wird bestraft

Dafür war Tolvanen, in der ersten Hälfte noch einziger finnischer Gefahrenherd, kein echter Faktor mehr. ÖFB-Teamchef Thalhammer brachte schon recht früh in der zweiten Halbzeit Jenny Pöltl statt Prohaska und wie schon gegen Bulgarien war die burgenländische US-Legionärin ein belebendes Element. So war Tolvanen mehr gebunden und kam nicht mehr so zur Geltung. Kurz nach ihrer Einwechslung kam auch endlich mal eine vernünftige Flanke – bei diesen hatte Finnland bei der EM ja die größten Schwächen gezeigt.

Der Scout vom franzöischen Verband interessierte sich vor allem für die finnischen Standards. Die filmte er mit seinem iPad.
Während das französische Team 4:0 in Kasachstan gewann, filmte der französische Scout eifrig finnische Standard-Situationen mit seinem iPad.

Zum Ausgleich brauchte es letztlich aber einen Energieanfall von Viktoria Schnaderbeck, die an der rechten Strafraumkante alleine durch zwei finnische Verteidigerinnen durchging, einen Stanglpass zur Mitte schickte und Nina Burger zum 1:1 traf. Angesichts der gezeigten Initiative des Teams in rot bzw. der fehlenden solchen beim Team in weiß: Absolut verdient. Bei Finnland zeigte der Treffer zunächst auch merklich Wirkung.

Österreich wird nicht belohnt

Statt nun auf halten zu spielen, gab Österreich nach dem Ausgleich weiter Vollgas. Logisch und richtig: Denn will man unter die vier besseren der sieben Gruppenzweiten kommen, sind drei Auswärtspunkte in Finnland besser als einer. Zwei Minuten nach dem Ausgleich hatte Pöltl nach einer Hereingabe von Zadrazil die Chance auf die Führung, Korpela hielt aber.

In Minute 86 kam Finnland zu einem Entlastungsangriff, es war der erste wirklich ernsthaft zu Ende gespielte Angriff in der zweiten Halbzeit. Eine Flanke von Noksko-Koivistö auf die eingewechselten Sällström von links, Kristler pariert, Talonen schießt, Kristler pariert erneut – aber der Abpraller kommt zu Alanen, die verwertet. Das 2:1 für Finnland, der Endstand.

Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.
Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.

Fazit: Der Weg stimmt, das Resultat nicht

„Finnland hat aus wenig viel gemacht. Wir haben viel gemacht und zu wenig herausgeholt!“ Mit diesem Fazit trifft Teamchef Thalhammer das Spiel recht genau. Österreich machte deutlich mehr für das Spiel, zeigte die wesentlich variablere Anlage als der recht eindimensionale Gastgeber und zog sich am eigenen Schopf aus einer Durchhänger-Phase Mitte der zweiten Hälfte. Chancen wären genug da gewesen: Neben Zadrazils Abschluss in der 1. Minute war auch bei Ecken Wenninger zweimal nahe dran (44., 53.), Feiersinger nach einem Solo (30.), dazu eben auch viele zu hastig abgeschlossene Situationen.

Es ist viel der internationalen Erfahrung geschuldet, die Finnland hat, dass der Gastgeber in einem Spiel, nach dem Teamchef Jeglertz selbst die „teilweise zu große Passivität“ bei seinem Team beklagte, am Ende halt doch den Platz als Sieger verlässt und Österreichs Chancen auf eine Play-Off-Teilnahme damit ganz dramatisch sinken lässt. Mit drei Niederlagen (wenn man die beiden wahrscheinlichen gegen Frankreich mitrechnet) braucht es schon ein paar günstige Resultate in den anderen Gruppen, damit sich das noch ausgeht. Sechs eigene Siege in den verbleibenden acht Spielen vorausgesetzt.

Unübersehbar ist aber in jedem Fall, dass innerhalb eines Jahres der Schritt von einem fast reinen Konter-Team zu einer Mannschaft vollzogen wurde, die die spielerische Lösung sucht. Das ist kein leichter Weg, aber die Richtung stimmt. Auch wenn das Resultat in Finnland nicht stimmte.

PS: Der „Harter-Hund-Award“ für dieses Match geht an Finnlands Keeper Tinja-Riikka Korpela, die sich schon in der Anfangsphase einen Bänderriss im Knöchel zuzog, deren Saison beendet ist – die das Spiel aber dennoch durchgespielt hat.

(phe)

Group 7

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Schlampig und überhastet – 4:0 gegen Bulgarien sieht besser aus als es war https://ballverliebt.eu/2013/09/22/schlampig-und-uberhastet-40-gegen-bulgarien-sieht-besser-aus-als-es-war/ https://ballverliebt.eu/2013/09/22/schlampig-und-uberhastet-40-gegen-bulgarien-sieht-besser-aus-als-es-war/#comments Sat, 21 Sep 2013 22:59:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9524 Schlampig und überhastet – 4:0 gegen Bulgarien sieht besser aus als es war weiterlesen ]]> Hauptsache gewonnen, und am Ende schaute mit dem 4:0 über Bulgarien sogar noch ein ganz anständiges Ergebnis heraus. Das aber nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass die ÖFB-Frauen beim Start in die WM-Quali vieles von dem vermissen ließen, was sie in den letzten Testspielen auszeichnete. Zu wenig breite, zu wenig Spielwitz, aber zu viele Ungenauigkeiten: Die Zutaten zu einem ziemlich zähen Spiel, das erst in den letzten zehn Minuten ein hohes Resultat bekam.

Österreich - Bulgarien 4:0 (1:0)
Österreich – Bulgarien 4:0 (1:0)

4:0 klingt schon mal gut. Damit ist Österreich auch Tabellenführer (wiewohl das wenig aussagt, weil es erstens der 1. Spieltag war und zweitens Topfavorit Frankreich da auch noch gar nicht gespielt hat). Dennoch: Die Leistung der ÖFB-Frauen zum Start in die WM-Quali war trotz des nie gefährdeten Sieges gegen Bulgarien alles andere als gut.

Biedere und defensive Gäste

Zur bulgarischen Mannschaft muss man nicht viele Worte verlieren. Die Mannschaft spielte in einem sehr defensiv ausgerichteten 4-1-4-1, in dem vor allem Linksverteidigerin Boycheva (die in der 2. deutschen Liga spielt) gegen Laura Feiersinger sehr zurückgezogen agierte und praktisch nie aufrückte – noch weniger als ihr Pendant auf der rechten Seite, Monika Rashgeva. Vor Sechser Petrakieva verschoben die Halbfeld-Spielerinnen vor allem vertikal, im Versuch, an den Außenbahnen Überzahlsituationen zu schaffen.

Bis etwa zur 3. Minute versuchten die Außenspielerinnen im Mittelfeld, die ballführende Österreicherin anzupressen. Solo-Stürmerin Gospodinova sah im ganzen Spiel vielleicht vier, fünf Bälle. Im Aufbau limitiert und technisch Österreich unterlegen, versuchte Bulgarien vor allem, über körperbetontes Spiel das Ergebnis zu halten.

Zu eng und ungenau

Und trotzdem lag es neben dem humorlosen Gegner vor allem an den Österreicherinnen selbst, warum es nicht so recht klappte. Zum einen fehlte dem Spiel die Breite: Laura Feiersinger rückte immer wieder zuweilen recht weit ein, ohne dass aber Heike Manhart hinter ihr konsequent nachrückte. Oft zog sich viel im Zentrum zusammen, wo Bulgarien mit drei Leuten vor einer sich ebenso gerne recht eng zusammen ziehenden Viererkette stand. Dass einige Male sogar Viktoria Schnaderbeck (die diesmal den offensiveren Part gegenüber Puntigam gab) auf die rechte Außenbahn ging und Flanken zu schlagen versuchte, war so wohl eher nicht im Sinne des Erfinders.

fff
Österreich machte das Spiel nicht breit genug. Die Mittelfeld-Außen rückten weit ein, aber die Außenverteidiger rückten nicht entsprechend auf. So spielte Österreich dem defensiven Gegner, der das Zentrum verdichtete, zusätzlich in die Karten – genauso wie auch mit vielen Ungenauigkeiten im schlampigen Passspiel.

Hinzu kam, dass extrem viele Pässe bei Österreich unglaublich ungenau gespielt wurden, wodurch aus dem, was eigentlich als flüssiges Kombinationsspiel gedacht war, ziemlich abgehacktes Stückwerk wurde. Von all dem gedankenschnellen Handeln, der Kontrolle im Ballbesitz, dem herausspielen von Chancen gegen eine nicht direkt wendige Viererkette – wie das ja im letzten Test gegen Belgien, einem deutlich besseren Team als Bulgarien, wunderbar klappte – war praktisch nichts zu sehen.

Weder Führung noch Seitenwechsel löst Verkrampfung

Auch das 1:0 von Nina Burger nach einer halben Stunde – die weit aufgerückte Carina Wenninger hatte sie mit einem guten Pass in die Schnittstelle freigespielt – löste die Verkrampfung nicht und Verena Aschauers Lattenschuss aus 35 Metern zwei Minuten später war fast ein wenig bezeichnend für das generelle Spiel. Weil es so gar nicht gelang, bei allem Ballbesitz auch Zugriff auf den Strafraum zu bekommen, wurden nach dem Seitenwechsel auch immer mehr Schüsse von außerhalb des Strafraums versucht. Kein Problem für die erstaunlich sichere bulgarische Torfrau Shahanska.

Kaum jemand im ÖFB-Team erreichte wirklich Normalform, auch nach der Pause nicht. Laura Feiersinger etwa spielte ihre große Stärke – Eins-gegen-eins-Situationen – zu selten aus. Einmal in der ersten Hälfte, zwei oder dreimal in der zweiten. Immer wurde es sofort gefährlich. Stürmerin Lisa Makas suchte zu selten selbst den Abschluss, das Mittelfeldzentrum produzierte zu viele Fehlpässe, die Außenverteidiger fanden kaum ins Spiel. Andererseits kann man die Innenverteidiung mit Kirchberger und Wenninger und Goalie Kristler kaum bewerten – sie waren praktisch nicht gefordert. Wenn doch, brannte nichts an.

Gute Umstellung bringt Schwung

Ab 55. Minute
Ab 55. Minute

In der 55. Minute besetzte Teamchef Thalhammer die linke Außenbahn neu. Mit Jenny Pöltl, der nur 1.60m kleinen und eher unscheinbaren Neo-US-Legionärin, sollte nun Schwung in die bis dahin recht schwunglose Seite kommen; Nadine Prohaska ging dafür statt der ausgewechselten Puntigam ins Zentrum.

Und tatsächlich: Zwar wurden die Aktionen nicht merkbar genauer, aber mit der recht aktiven Pöltl kam neben einer frischen Kraft auch endlich sowas wie Breite und auch Zug zum Tor ins Spiel. Auf diese Weise wurde den körperlich schon nach einer Stunde deutlich nachlassenden Bulgarinnen zusätzlich zugesetzt.

Und als Laura Feiersinger in der 81. Minute das 2:0 gelang, nachdem sie von der zuvor für Makas eingewechselten Zadrazil (die dann auch noch das 4:0 vorbereitete) in Position gebracht wurde, war es mit der bulgarischen Gegenwehr dann vorbei. Ein Schuss von Feiersinger aus extrem spitzem Winkel wurde von Linksverteidigern Boycheva ins eigene Tor gelenkt, und am Ende belohnte sich Pöltl mit ihrem ersten Treffer im 12. Länderspiel. Der 4:0-Endstand.

Fazit: Schön war’s nicht, aber Ergebnis passt

Natürlich: Vor einem bulgarischen Tor brauchte man sich in den 90 Minuten praktisch nie fürchten, also war auch als es lange nur 1:0 stand der Sieg an sich nie gefährdet. Die drei späten Tore lassen den Sieg noch halbwegs hoch ausfallen, wiewohl die Leistung keine war, auf die man aufbauen könnte. Erfreulich aber, dass nach dem Spiel auch niemand versuchte, das Spiel schönzureden: Es war mühsam, es war zäh, es war nicht besonders gut (Hier ein Video mit den Toren und Stimmen zum Spiel).

Ein Pflichtsieg, nicht mehr, nicht weniger.

(phe)

Group 7

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Eine Mannschaft, ein Ziel: WM in Kanada! https://ballverliebt.eu/2013/09/19/eine-mannschaft-ein-ziel-die-wm-in-kanada/ https://ballverliebt.eu/2013/09/19/eine-mannschaft-ein-ziel-die-wm-in-kanada/#respond Thu, 19 Sep 2013 21:38:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9491 Eine Mannschaft, ein Ziel: WM in Kanada! weiterlesen ]]> Acht Tickets hat die FIFA den europäischen Mannschaften zugesprochen, für die Endrunde der Frauen-WM im Jahr 2015 in Kanada. An diesem Wochenende startet die sieben Qualifikations-Gruppen – und mit dabei ist natürlich auch Österreich. Letztes Jahr erst im Play-Off an der Teilnahme an der vor zwei Monaten ausgetragenen EM gescheitert, peilt die im Schnitt erst 21,5 Jahre alte Truppe nun Gruppenplatz zwei hinter den praktisch unschlagbaren Französinnen an. Der kann zum Play-Off reichen.

Zum Start geht’s am Samstag in Vöcklabruck gegen Bulgarien – da ist ein klarer Sieg zu erwarten – und am Mittwoch auswärts gegen EM-Teilnehmer Finnland. Ballverliebt stellt die Mannschaft vor, die für Rot-Weiß-Rot an den Start geht.

Voraussichtliche Startformation Österreichs
Voraussichtliche Startformation Österreichs

Zehn Monate sind vergangen, seit Österreichs Fußball-Frauen zum ersten Mal überhaupt in den Play-Offs für ein großes Turnier gespielt haben. Gegen Russland klappte es mit dem letzten Schritt nicht, die EM fand ohne Österreich statt – nun beginnt der nächste Anlauf. Der ungleich schwerer wird, weil für die Weltmeisterschaft 2015 in Kanada nur acht Plätze an Teams aus Europa gehen, davon sieben an die Gruppensieger.

group 7

Zum Start im Rennen um dieses achte Ticket geht es am Samstag in Vöcklabruck gegen Bulgarien, vier Tage später in Turku gegen Finnland. Ersteres ist ein Pflichtsieg, zweiteres schon eine vorentscheidende Partie im Rang um jenen zweiten Platz, der es sein muss, will man eine Chance haben. Die vier besseren Zweiten aus den sieben Gruppen ermitteln in K.o.-Duellen, wer die Gruppensieger nach Kanada begleitet.

Bei Österreich ist seit der EM-Quali manches gleich geblieben, manches hat sich aber auch grundlegend verändert. Hier ein Überblick.

Tor

Geht als Nr. 1 in die WM-Quali: Anna-Carina Kristler (Foto: Gerhard Möhsner)
Geht als Nr. 1 in die WM-Quali: Anna-Carina Kristler (Foto: Gerhard Möhsner)

Vor zwei Jahren ging Anna-Carina Kristler als Nummer eins in die Quali, wurde dann von Jasmin Pfeiler verdrängt und erlangte am Ende ihren Platz zurück. Auch weil sich Pfeiler in der Zwischenzeit in die Karenz verabschiedet hat, hat sich die 25-jährige Kärntnerin Kristler als klarer Einser-Goalie etabliert.

Sie verfügt über gute Reflexe und ist stark auf der Linie, mitunter war sie in der Vergangenheit jedoch etwas wackelig beim Herauslaufen, hat ihre Fehlerquote (die ihr vor anderthalb Jahren zwischenzeitlich den Startplatz gekostet hatten) mittlerweile aber deutlich reduziert. Kann sich zudem nicht über fehlende Beschäftigung bei ÖFB-Frauenliga-Aufsteiger Sturm Graz beklagen.

Ihr Einsatz war vor zwei Wochen noch äußerst fraglich: Im Liga-Spiel gegen Altenmarkt wurde sie von Olga Lasová ziemlich abgeräumt. Der Verdacht auf Oberschenkelbruch bewahrheitete sich gottlob aber nicht.

Ihr Back-up ist nun Manuela Zinsberger, 17 Jahre jung und hoch veranlagt, von Abo-Meister Neulengbach.

Verteidigung

Vor Kristler gab es die größten personellen Veränderungen. Aus der Abwehrkette von der EM-Quali ist nur noch Carina Wenninger übrig – Rechtsverteidigerin Marion Gröbner (10 Jahre Nationalspielerin), Innenverteidigerin Susi Höller (5 Jahre) und Kapitänin Marlies Hanschitz (10 Jahre), die auf links spielte, sind nicht mehr mit dabei.

Abwehr-Chefin Carina Wenninger (Foto: Gerhard Möhsner)
Abwehr-Chefin Carina Wenninger (Foto: Gerhard Möhsner)

Die mit 1,78 m recht große Wenninger ist seit vier Jahren Stammspielerin bei Bayern München, hat trotz ihrer erst 22 Jahre schon 36 Länderspiele in den Beinen (sie debütierte, wie auch Puntigam und Schnaderbeck, schon mit 16 Jahren) und ist auch außerhalb des Platzes für die Gruppe enorm wichtig – nicht umsonst setzten sich alle dafür ein, dass sie letztes Jahr trotz ihrer Gelbsperre zum Rückspiel nach Russland mitfliegen durfte.

Ihre neue Partnerin in der Zentrale ist jene Spielerin, die die gesperrte Wenninger in Rostov ersetzt hatte: Virginia Kirchberger vom deutschen Bundesliga-Aufsteiger Cloppenburg. Ihre Klubkollegin Verena Aschauer, die gegen Ende der EM-Quali als linke Mittelfeldspielerin ins Team kam und gegen Dänemark mit ihrem wunderbaren Tor das sensationelle 3:1 gegen den späteren EM-Halbfinalisten einleitete, ist die neue Linksverteidigerin.

Rechts dürfte nun Heike Manhart endlich ihre Position im Nationalteam gefunden haben. Die Steirerin war schon im zentralen Mittelfeld aufgeboten, auch schon links offensiv, musste im ÖFB-Trikot auch immer wieder verletzt vorzeitig vom Platz. Ob die platinblonde 20-Jährige, die ihrem ehemaligen Trainer vom FC Südburgenland, Csaba Mittersiller, zum ungarischen Top-Klub Szombathely folgte, eine Lösung aus Mangel an Alternativen ist oder sich wirklich festsetzt, wird sich zeigen. Zuletzt im Test gegen Belgien sah das schon mal nicht völlig verkehrt aus.

Mittelfeld

Die Besetzung des Mittelfelds blieb gegenüber der ersten Quali-Kampagne unter Dominik Thalhammer personell unverändert, die genaue Rollenverteilung wurde aber in den Trainingslagern und den fünf Testspielen im Jahr 2013 verfeinert. Gerade hier soll die Vorgabe umgesetzt werden, ballsicherer zu werden, mehr selbst aktiv zu werden, gedankenschneller zu handeln und sich mehr Chancen herauszuspielen. Was damit genau entgegen dem zuletzt bei der EM ganz massiv etablierten Trend geht, vor allem reaktiven Umschalt-Fußball zu spielen. Auch hier gilt aber: Das hat gegen Belgien, und auch dem vernehmen nach beim 2:2 in Irland im Juni, schon recht gut funktioniert.

Im Zentrum agiert weiterhin das bewährte steirische Duo mit Viktoria Schnaderbeck und Sarah Puntigam, die schon vor viereinhalb Jahren beim Algarve Cup erstmals zusammen agierten, als 18- bzw. 16-Jährige. Mehr als in der Vergangenheit lässt sich nun eine der beiden – zumeist eher Schnaderbeck – zwischen die Innenverteidiger fallen, um den Außenverteidigern das Aufrücken zu ermöglichen. Die jeweils andere – eben zumeist die letzten Winter von den Bayern in die Schweiz gewechselte Puntigam – agiert höher. Dadurch, dass sich beide schon lange kennen, ist die Abstimmung gut. Leichtes Problem war zuletzt nur, dass der Abstand zwischen Abwehr und Rest der Mannschaft mitunter etwas groß war.

Gefährlich von der rechten Seite: Laura Feiersinger (Foto: Gerhard Möhsner)
Gefährlich von der rechten Seite: Laura Feiersinger (Foto: Gerhard Möhsner)

Dass die AV aufrücken können, ist wichtig für die Außen-Spielerinnen im Mittelfeld. Auf der linken Seite hat sich Nadine Prohaska festgesetzt. Sie ist an sich gelernte zentrale Mittelfeld-Spielerin und hat dadruch ein Gespür für gutes Defensiv-Verhalten – vor allem gegen aufrückende AV des Gegners oft nicht unwichtig.

Auf der rechten Seite ist Laura Feiersinger gesetzt. Anders als ihr Vater, der ja Libero war, ist bei ihr vor allem der Vorwärtsgang gefragt. Mit ihrem Tempo, ihrem Zug nach vorne und ihrer Spielfreude ist sie von essenzieller Bedeutung für das Team. Im Trikot der Nationalmannschaft hat sie zwar bisher „nur“ fünf Tore erzielt, darunter waren aber zwei ganz extrem wichtige – nämlich jene bei den beiden 1:0-Siegen gegen Portugal in der EM-Quali. Sie ist zudem eine von drei aktuellen Team-Spielerinnen von Bayern München; mit Kirchberger, Puntigam und Prohaska gibt es dazu noch drei ehemalige im Kader.

Die beiden Außen rücken nun entweder hoch auf, wodurch sich ein 4-2-4 ergibt (mit dem vor allem die Abseitslinie hervorragend bespielt werden kann, wie sich gegen Belgien zeigte), oder rücken ein wenig ein, um von den AV die Breite hineinbringen zu lassen.

Angriff

Drei Tore fehlen Nina Burger noch, dann hat sie Gerti Stallinger eingeholt. Ein viertes, und die – man möchte es angesichts ihrer erst 25 Jahre kaum glauben – älteste Spielerin im Kader ist alleinige Rekord-Torschützin im ÖFB-Trikot. Stallinger hat zwischen 1990 und 2005 für ihre 30 Treffer 56 Länderspiele gebraucht, für Burger (deren ersten vier Länderspiele gleichzeitig die letzten vier für Stallinger waren) ist die Partie gegen Bulgarien die 48. im Trikot mit dem Bundesadler vorne drauf. Ihr selbst ist diese Marke zwar laut eigener Aussage egal, sie zeigt aber schon, wie sehr die Mannschaft von Burger abhängig ist.

Nina Burger ist bald Österreichs Rekord-Torschützin (Foto: Gerhard Möhsner)
Nina Burger ist bald Österreichs Rekord-Torschützin (Foto: Gerhard Möhsner)

Ihre Partnerin im Angriff steht auch in der Wahrnehmung im Schatten von Burger – was Lisa Makas gegenüber aber eigentlich nicht ganz fair ist. Die 21-Jährige von Cupsieger St. Pölten-Spratzern ist vor allem durch ihre Laufwege wichtig, die gegnerische Abwehrketten auseinander ziehen soll. Was allerdings dennoch nichts daran ändert, dass sie im Nationalteam ruhig etwas torgefährlicher werden könnte: Fünf ihrer acht Tore im ÖFB-Trikot erzielte Makas in ihren ersten vier Länderspielen.

Dennoch kann sich Makas ihres Platzes vor allem nach dem Kreuzbandriss von Conny Haas ziemlich sicher sein, weil es (noch?) keine wirklichen Alternativen gibt. Laura Feiersinger kann in der Spitze spielen, ist aber auf dem rechten Flügel besser aufgehoben; genau wie Team-Küken Jelena Prvulovic. Maria Gstöttner ist seit 2008 nur noch im Ausnahmefall dabei.

Die Gruppe

Die Ausgangslage ist recht simpel: Frankreich ist für alle außer Reichweite. Trotz des peinlichen Viertelfinal-Aus bei der EM, das Ex-Teamchef Bruno Bini den Job gekostet hat, ist Frankreich dennoch die wohl talentierteste und beste Mannschaft des Kontinents. Alles andere als das Punktemaximum am Ende der Qualifikation wäre eine kleine Sensation.

Auftaktgegner Bulgarien sammelte zuletzt in der EM-Quali in zehn Spielen null Punkte und 1:54 Tore, Kasachstan gewann zwar gegen die Schweiz (wie auch immer das zugegangen sein mag), wurde aber in Deutschland mit 0:17 abgeschossen. Und die Ungarinnen beendeten ihre Gruppe in der EM-Qualifkation als Vorletzter mit zehn Punkten, wobei es aber sechs dieser Punkte eben gegen Bulgarien gab. Kurz gesagt: Wenn man den Anspruch hat, in dieser Gruppe Zweiter zu werden, darf man in diesen sechs Spielen sehr wenig liegen lassen. Wenn man einer der vier besseren Zweiten werden will, müssen sechs möglichst klare Siege her.

scheduleBleibt Finnland. Bei der EM im Sommer schied Finnland nach der Vorrunde aus, mit zwei (glücklichen) Remis gegen Italien und Dänemark und einer 0:5-Ohrfeige von Schweden. Im Spiel nach vorne eher bieder, im Verteidigen von Flanken schwach, und beim Spiel in Turku auch ohne Kapitänin Saari (Verteidigerin) und Stürmer Sällström (beide verletzt). Aber mit der internationalen Erfahrung auch einer Heim-EM vor vier Jahren, und mit dem Selbstverständnis, in dieser Gruppe natürlich Zweiter zu werden.

Der erste Doppel-Spieltag

Dass es gegen Bulgarien einen Sieg gibt, steht eigentlich außer Frage und sollte, wenn nichts dramatisch schief geht, nur eine Frage der Höhe sein. In Finnland wird sich zeigen, wie weit die Mannschaft wirklich schon ist. Mit Zählbarem im Gepäck aus Turku heimzureisen, ist sicher nicht leicht, aber auch sicher nicht unmöglich.

(phe)

Ein ganz ganz großes Dankeschön an Gerhard Möshner und die Freunde des ÖFB-Frauen-Nationalteams dafür, dass wir die Bilder verwenden dürfen!

Kader: Tor: Anna-Carina Kristler (25 Jahre, Sturm Graz, 16 Länderspiele), Manuela Zinsberger (17, Neulengbach, 1). Abwehr: Verena Aschauer (19, Cloppenburg, 9), Gini Kirchberger (20, Cloppenburg, 13), Heike Manhart (20, Szombathely, 15), Julia Tabotta (19, St. Pölten, 2), Lisi Tieber (23, Sturm Graz, 10), Carina Wenninger (22, Bayern München, 36). Mittelfeld: Laura Feiersinger (20, Bayern München, 23), Jenny Pöltl (20, Eastern Tennessee State, 11), Nadine Prohaska (23, St. Pölten, 33), Sarah Puntigam (20, Kriens, 31), Viktoria Schnaderbeck (22, Bayern München, 23), Katja Trödthandl (24, Landhaus, 13), Sarah Zadrazil (20, Eastern Tennessee State, 8). Angriff: Nina Burger (25, Neulengbach, 47), Lisa Makas (21, St. Pölten, 23), Jelena Prvulovic (19, Landhaus, 2). Teamchef: Dominik Thalhammer (42, seit zweieinhalb Jahren)

Kader Bulgarien: Tor: Stanimira Matarova (24 Jahre, Sportika Blagoevgrad), Roxana Shahanska (21, NSA Sofia). Abwehr: Neli Atanasova (21, NSA), Nikoleta Boycheva (19, Magdeburg), Anelia Kukunova (19, Ekomet Plovdiv), Lidia Nacheva (20, Levante/ESP), Joana Papazova (21, NSA), Monika Rashgeva (20, NSA), Radoslava Slavcheva (29, Medik Konin/POL). Mittelfeld: Polina Georgieva (Supersport Sofia), Borislava Kireva (24, NSA), Liliana Kostova (25, Apollon Limassol/CYP), Dejana Petrakieva (31, NSA), Kristina Petrunova (21, Sportika). Angriff: Velislava Dimitrova (19, Magdeburg), Mariana Gagova (19, NSA), Valentina Gospodinova (26, NSA), Velika Koshuleva (22, NSA). Teamchef: Emil Kartselski (34, neu).

Kader Finnland: Tor: Tinja-Riikka Korpela (27 Jahre, Lilleström, 47 Länderspiele), Siiri Välimaa (23, NiceFutis, 0). Abwehr: Tuija Hyyrynen (25, Umeå, 56), Laura Kivistö (32, Vantaa, 12), Emma Koivisto (19, Espoo, 5), Susanna Lehtinen (30, Örebro, 71), Nea-Stina Liljedal (20, Espoo, 0), Katri Nikso-Koivisto (30, Lilleström, 77), Anna Westerlund (24, Piteå, 59). Mittelfeld: Emmi Alanen (22, Umeå, 29),>Adelina Engman (18, Åland, 9), Annika Kukkonen (23, Sunnanå, 41), Nora Heroum (19, Espoo, 15), Marianna Tolvanen (20, Espoo, 32), Leena Puranen (26, Jitex Mölndal, 55). Angriff: Juliette Kemppi (19, Åland, 0), Heidi Kivelä (24, Vantaa, 4), Jaana Lyytikäinen (30, Åland, 34), Sanna Talonen (29, Örebro, 90). Teamchef: Andrée Jeglertz (41, seit vier Jahren).

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Wieder Schritt nach vorne gemacht – nach 2:1 über Belgien kann WM-Quali kommen https://ballverliebt.eu/2013/08/16/wieder-schritt-nach-vorne-gemacht-nach-21-uber-belgien-kann-wm-quali-kommen/ https://ballverliebt.eu/2013/08/16/wieder-schritt-nach-vorne-gemacht-nach-21-uber-belgien-kann-wm-quali-kommen/#comments Fri, 16 Aug 2013 00:17:44 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9335 Wieder Schritt nach vorne gemacht – nach 2:1 über Belgien kann WM-Quali kommen weiterlesen ]]>

„Als wir im Februar in Belgien getestet haben, sind wir hergespielt worden. Nach dem Play-Off gegen Russland war mir spätestens da klar: So reicht das nicht. Wir brauchen mehr Kontrolle im Ballbesitz, mehr gedankenschnelles Handeln. Heute, ein halbes Jahr später, haben wir gegen den gleichen Gegner das Spiel kontrolliert, wenn wir den Ball hatten – und eigentlich auch, wenn wir ihn nicht hatten!“

– Dominik Thalhammer, 14. August 2013

Österreich - Belgien 2:1 (1:0)
Österreich – Belgien 2:1 (1:0)

Fünf Testpiele hatten die ÖFB-Frauen, um sich auf die im September startende WM-Qualifikation vorzubereiten – davon vier gegen zum Zeitpunkt des Spiels in der Weltrangliste besser klassierte Teams. Und die über weite Strcken absolut überzeugende Vorstellung beim 2:1 gegen Belgien legt den Schluss nahe: Man ist gerüstet.

Adjustierungen im Mittelfeld

Die Devise in der Zeit zwischen EM-Play-Off gegen Russland und dem ersten WM-Quali-Spiel am 21. September gegen Bulgarien war klar: Gegen gute Teams mehr Initiative und gegen Kanonenfutter konsequenter im Spiel nach vorne. Der Schlüssel dazu ist die Raumaufteilung im Mittelfeld und das Breitmachen des Spiels im eigenen Ballbesitz. Vom grundsätzlichen System des 4-4-2 ging Thalhammer nicht ab, sehr wohl wurden aber entscheidende Feinheiten in der Interpretation der einzelnen Positionen adjustiert.

Sehr positiv ist, dass das zentrale Mittelfeld-Duo mit Sarah Puntigam und Neo-Kapitänin Viki Schnaderbeck sehr gut aufeinander abgestimmt ist. Die beiden wechselten sich in der Vergangenheit schon ab, wenn es darum ging, sich nach vorne einzuschalten, bzw. dafür abzusichern. Neu ist aber, dass die defensivere der beiden – zumeist Schnaderbeck – zwischen die Innenverteidiger abkippt und so den Außenverteidigern erlaubt, weiter nach vorne zu schieben. Ganz ohne Probleme funktioniert das aber noch nicht – zuweilen war der Abstand zwischen der Reihe mit den IV und dem abgekippten Sechser zum Rest der Mannschaft etwas gar groß.

Gut zu erkennen: Aus dem 4-4-2 wurde zuweilen ein 4-1-3-2 (hier mit Puntigam auf der Sechs)
Aus dem 4-4-2 wurde zuweilen ein 4-1-3-2 (hier mit Puntigam auf der Sechs)

So wurde aus dem tendenziell flachen 4-4-2 von früher zuweilen ein 4-1-3-2. Eine weitere Möglichkeit, die die Mannschaft aus der Schublade ziehen kann, ist nun ein weites Aufrücken der Mittelfeld-Außen Feiersinger und Prohaska. Immer wieder spielten sie auf einer Linie mit den Sturmspitzen Burger und Makas, wodurch ein 4-2-4 entstand. Das hatte gleich zwei Effekte, die den Belgierinnen extrem zusetzten.

Belgiens Abwehrkette…

Zum einen nämlich konnte Belgien so nicht von hinten heraus einen geordneten Spielaufbau etablieren, weil jeder aus der Viererkette sofort eine Österreicherin auf den Zehen stand – so war der Ball sehr oft sehr schnell wieder weg, weil auch mögliche schnelle Passrouten gut zugestellt wurde (Stichwort: Gedankenschnelles Handeln). Österreich stellte geschickt Überzahlsituationen her und ließ Belgien so nie zur Entfaltung kommen.

Und zum anderen zeigte sich die belgische Abwehr extrem anfällig bei Steilpässen in den Rücken der Abwehr. Weil Österreich die Abseitslinie oft mit vier Spielerinnen bearbeitete, war es den Belgierinnen zumeist unmöglich, immer alle unter Kontrolle zu halten, wodurch es Österreich oft gelang, das Abseits auszuhebeln. So entstand das 1:0 in der 12. Minute: Feiner Pass von Feiersinger in den Lauf von Makas hinter die belgische Kette, Querpass auf die mitgelaufene Burger, Tor.

Erstaunlicherweise ließ sich vor allem Heleen Jaques, in der letzten Saison immerhin beim deutschen Top-Klub Turbine Potsdam unter Vertrag, beinahe im Minutentakt von solchen Steilpässen ausmanövrieren.

…wirkte überfordert

Sehr erfreulich aus österreichischer Sicht ist, dass Laura Feiersinger ihre Form-Delle vom Frühjahr – womöglich auch verursacht von System-Experimenten bei ihrem Klub Bayern München – überwunden haben durfte. Sie war überall zu finden, scheute keinen Zweikampf, hatte ein blendendes Auge für kluge Pässe und bildete vor allem mit Nina Burger ein Duo, das die belgische Abwehr vor beinahe unlösbare Probleme stellte. Hier war es vor allem Lorca van de Putte – die bei Kristianstad in der starken schwedischen Liga spielt – die einen arg verwirrten Eindruck machte.

Immer öfter rückte sie nämlich ein, vermutlich um Anspiele auf Nina Burger zu verhindern – dabei ließ sie aber ihre Außenbahn völlig frei, und weil auch die belgische LM Demoustier nicht half, hatte Feiersinger immer und immer wieder ganz freie Bahn und weit und breit keinen Gegenspieler.

Dass Österreich zur Halbzeit nur mit 1:0 führte, schmeichelte den Belgierinnen ganz massiv – sie hatten nur eine einzige echte eigene Torchance (Pfostenschuss von Mermans), hinten aber mehr Glück als Geschick.

Fünffach-Wechsel hilft Belgien

2. Halbzeit
2. Halbzeit

Nach einem Fünffach-Wechsel für die zweite Halbzeit kam Belgien nicht nur personell komplett neu auf’s Feld, sondern agierte auch deutlich aktiver. Ohne Jaques, Van de Putte und Demoustier (die allesamt einen rabenschwarzen Tag erwischten) machte das Gästeteam einen deutlich kompakteren und willigeren Eindruck. Was sich aber nicht änderte: Die wackelige Defensive.

Zwar hatte man durch die aktivere eigene Spielweise und eine bessere Abdeckung der Spielfeldbreite nun die allergrößten Problemzonen beseitigt, aber wie unfassbar passiv die belgischen Abwehr-Leute einer Makas-Flanke zusahen, die ewig in der Luft hing, und sich keine für die am zweiten Pfosten stehende Nina Burger zuständig fühlte, war schon eher erstaunlich. Das 2:0 für Österreich war die Folge.

In der Schlussphase war dann schließlich nur noch Belgien am Drücker. Das war vor allem auf den körperlichen Zustand der Spielerinnen zurückzuführen: Während Belgiens Teamchef Yves Serneels insgesamt sechs Wechsel durchführte und damit nur vier Feldspielerinnen die volle Distanz gingen, wechselte Thalhammer nur zweimal – ein signifikanter Unterschied. Belgien kam jedenfalls noch zum Anschlusstreffer, aber nicht mehr zum Ausgleich – anders als etwa Irland im Testspiel Mitte Juni. Da endete das Spiel nach 2:0-Führung für Österreich noch 2:2.

Fazit: Große Schritte vorwärts wurden schon gemacht – aber die Bewährungsprobe kommt erst

Das ist die Formation, mit der Teamchef Thalhammer in die WM-Qualifikation gehen will – daher ließ er diese schon in Dublin praktisch unverändert durchspielen, darum tauschte er auch gegen Belgien nur äußerst sparsam. Einspielen war angesagt. Und über weite Strecken sah das richtig gut aus: Die Belgierinnen – gegen die es zuvor in fünf Spielen ebensoviele Niederlagen und 4:15 Tore gegeben hatte – kamen erst zur Geltung, als sie durch die Wechsel Kräftevorteile hatten. Bis dahin aber erlaubte ihnen Österreich kaum einmal einen echten Spielaufbau, wurden die Schwächen erkannt und angebohrt, hatte Österreich alles im Griff.

Was aber nicht heißt, dass alles supergut war. Bei eigenen Eckbällen ist etwa noch ziemlich Luft nach oben, da fehlt noch die Variation (die mit Finnland etwa ein Gegner in der WM-Quali sogar in einem ziemlich gehobenem Maße hat) und auch die Genauigkeit. Auch die Chancenverwertung wird noch besser werden müssen, um in Bewerbsspielen gegen Teams wie Finnland (und natürlich auch Frankreich) auch etwas holen zu können. Dass es nach 70 Minuten „nur“ 2:0 stand, ist angesichts der vor allem inhaltlichen Dominanz zu wenig und es wurde auch deutlich, dass mit einem Gegentor und nachlassenden Kräften durchaus noch eine gewisse Labilität vorhanden ist.

Das wird am 21. September in Vöcklabruck beim Quali-Start gegen Bulgarien wohl noch kein Problem sein – bei allem Respekt, aber gegen ein Team, das in den zehn Spielen der EM-Quali für 2013 null Punkte holte und 1:54 Tore ansammelte, muss ein klarer und deutlicher Sieg her. Aber schon vier Tage später in Turku, wenn es zum wohl einzigen relevanten Gegner um Gruppenplatz zwei geht (dem Team aus Finnland nämlich), wird man sehen, wie weit das Team ist, wenn es im Ernstkampf gegen einen EM-Teilnehmer geht.

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Stehend v.l.n.r.: Schnaderbeck, Wenninger, Kristler, Manhart, Makas, Kirchberger, Puntigam. Hockend v.l.n.r.: Aschauer, Prohaska, Burger, Feiersinger.

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Keine Kontrolle im Zentrum, zu wenig mutiges Aufrücken – 1:3 gegen Italien https://ballverliebt.eu/2013/04/08/keine-kontrolle-im-zentrum-zu-wenig-mutiges-aufrucken-13-gegen-italien/ https://ballverliebt.eu/2013/04/08/keine-kontrolle-im-zentrum-zu-wenig-mutiges-aufrucken-13-gegen-italien/#comments Mon, 08 Apr 2013 00:54:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8648 Keine Kontrolle im Zentrum, zu wenig mutiges Aufrücken – 1:3 gegen Italien weiterlesen ]]> Erstmals seit 1995 wieder ein Frauen-Länderspiel in Kärnten – und dann gleich gegen eines der besten Teams Europas: Die ÖFB-Frauen verloren ihren Testlauf gegen Italien zwar mit 1:3, aber es gibt jede Menge Erkenntnisse, die man aus der Partie ziehen kann. Vor allem jene, dass der Druck auf die gegnerische Spieleröffnung noch nicht klappt – weil dahinter zu wenig mutig aufgerückt wird.

Österreich - Italien 1:3 (1:3)
Österreich – Italien 1:3 (1:3)

Das Ziel von Teamchef Thalhammer in diesem Jahr, bis zur im September startenden WM-Quali: „Im Ballbesitz besser werden. Also mir mehr Geduld das Spiel kontrollieren und konsequenter daraus Torchancen kreieren – dass wir gegen Armenien nur sieben Tore in den zwei Spielen erzielt haben, hat uns letztlich die Direkt-Quali für die EM gekostet!“ Der Ansatz des kompakt Verteidigens und schnellen Umschaltens hatte beim überraschenden 3:1 gegen Dänemark gut funktioniert. Gegen Punktelieferanten wie Armenien gab es hingegen glanzlosen Pflichtsiegen, aber nicht den nötigen Schützenfeste, weil genau diese Konsequenz im eigenen Ballbesitz fehlte.

Am wichtigsten ist es aber, sich gegen Mittelklasse-Mannschaften und Teams auf Augenhöhe zu verbessern, wenn der zuletzt klar erkennbare Aufwärtstrend bestätigt werden soll. Gegen Portugal mühte man sich zweimal ordentlich ab und kam jeweils zu 1:0-Zittersiegen, im Play-Off gegen Russland entwickelte man nicht die nötige Torgefahr, obwohl man in drei der vier Halbzeiten die optisch überlegene Mannschaft war.

Überlegenes italienisches Zentrum

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Stehend v.l.n.r.: Camporese, Gabbiadini, Manieri, Marchitelli, Tona. Hockend v.l.n.r.: Di Criscio, Parisi, Tuttino, Panico, Stracchi, Gama

Da Italien kein Team auf Augenhöhe ist, sondern das laut Weltrang- und auch EM-Setz-Liste sechstbeste Team Europas, wurde in diesem Test die (neben der Routine der jungen Mannschaft) wohl größte Schwäche der ÖFB-Frauen deutlich: Die fehlende körperliche Robustheit. Diese war zwar nicht ursächlich für die drei Gegentore (beim 0:1 ließ man Panico zu viel Platz, das 0:2 war ein direkter Freistoß und das 1:3 eine schlecht verteidigte Freistoß-Flanke) – sehr wohl aber für die Tatsache, dass Italien das Spiel zumeist recht problemlos im Griff hatte.

Vor allem das Trio im zentralen Mittelfeld von Cabrinis 4-3-3 agierte sehr konzentriert und überlegen. Stracchi, die den Sechser gab, harmonierte gut mit Parisi (halblinks) und der oft leicht vorgerückten Tuttino (halbrechts bzw. zentral). Die drei erstickten jeglichen Versuch Österreichs, über Puntigam und Prohaska einen zentralen Spielaufbau aufzuziehen, im Keim. Nicht nur also, dass man in und um den Mittelkreis in Überzahl war, man hatte eben auch noch körperliche Vorteile.

Und diese auch dabei nützte, sich zweite Bälle zu holen. Fast immer gingen zwei Italienerinnen aggressiv auf eben diese und fast immer holten sie sich diese auch. Das Resultat war nicht nur konsequentes Verhindern österreichischer Chancen, sondern auch das leichte kreieren eigener und ein gutes zusätzliches Unterbinden eines Aufbauspiels von Österreich.

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Das blau markierte Mittelfeld-Trio Italiens (Spielrichtung <–) hatte das Zentrum gegen das Österreich-Duo (Spielrichtung –>) immer komplett im Griff.

Österreich: Probleme auch auf Außen…

Im Zentrum fehlte bei Österreich Viki Schnaderbeck, das machte sich natürlich zusätzlich bemerkbar – wiewohl sie zuletzt im Bayern-Dress gegen das aggressive Mittelfeld-Pressing der ähnlich körperbetont agierenden Mannschaft aus Essen auch so ihre Probleme hatte. Puntigam und Prohaska ist allerdings das logische zentrale Duo in Abwesenheit der etatmäßigen Taktgeberin.

Deutlich mehr zum Improvisieren gezwungen war Thalhammer auf der linken Seite. Mit Hanschitz, Kirchberger und Aschauer fehlten ihm drei der fünf Spielerinnen, die normal für die zwei Plätze dort in Frage kommen; und mit Prohaska wurde die vierte im Zentrum gebraucht. So stellte er US-Legionärin Zadrazil (beim letzten Spiel in Belgien noch zentral) auf die linke Mittelfeld-Seite im 4-4-2, dahinter probierte er nicht Jenny Pöltl – wohl auch, weil die kleine 19-Jährige gegen die wuchtige und routinierte Gabbiadini ein ziemliches Mis-Match gewesen wäre – sondern Lisi Tieber.

…und zwar rechts…

Auf der rechten Seite im 4-4-2 agierte mit Marion Gröbner und Laura Feiersinger das Stamm-Duo, allerdings mit Problemen sowohl im Spiel nach vorne als auch in jenem nach hinten. Diese Seite ist die starke der Italienerinnen. Das Spiel der Azzurre ist praktisch komplett auf Mittelstürmerin Patrizio Panico (die schon 1997 im EM-Finale gespielt hat) und Linksausßen Elisa Camporese ausgerichtet, unterstützt von der stark aufrückenden Linksverteidigerin Manieri. Vor allem ihr Aufrücken verursachte immer wieder Unstimmigkeiten beim Übergeben zwischen Gröbner und Feiersinger.

Vor allem, weil Feiersinger – die zwei Tage vor dem Spiel 20 Jahre alt geworden ist – ihrer Form ziemlich hinterher läuft. Im 3-4-3-Experiment von Bayern-Trainer Thomas Wörle muss sie den Wing-Back geben. Das verlangt eine defensivere Grundausrichtung, als es ihrem Naturell entspricht. So ging ihr zuletzt für ihren Klub schon genau jener beinahe unbändige Zug nach vorne ab, mit dem sie etwa letztes Jahr das Spiel gegen Portugal entschieden hat. Auch in dieser Partie gegen Italien war sie sehr zögerlich im Drang nach vorne, verschleppte oft und kam nicht in die Zweikämpfe.

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Wen Susi Höller sucht? Nina Burger, die bei der Platzwahl ist und zu spät zum Team-Foto kommt! Stehend v.l.n.r.: Wenninger, Kristler, Höller, Gröbner, Tieber, Puntigam. Hockend v.l.n.r.: Prohaska, Feiersinger, Makas, Zadrazil

…wie auch links

Auf der anderen Seite war Tieber der Unsicherheitsfaktor. Dass sie bei in der deutschen Bundesliga bei ihrem Klub Sindelfingen im Herbst unregelmäßig und im Frühjahr noch gar nicht zum Einsatz gekommen ist, merkt man ihr leider an. Die italienischen Angriff liefen zumeist an ihrer Gegenspielerin Gabbiadini vorbei – obwohl es der österreichischen LV sichtlich am Timing fehlte. Alles eine Frage der Matchpraxis.

Die Tatsache, dass die Seite von Gabbiadini und Gama jene war, über die bei den Gästen deutlich weniger ging, konnte aber nicht ausgenützt werden. Vor Tieber verbreitete auch Zadrazil nicht direkt den totalen Unternehmungsgeist. Damit waren beide Außenbahnen im Spiel nach vorne keine großen Hilfen.

Druck auf die Spieleröffnung

Ein Plan, mit Italien umzugehen, war Ausüben von Druck auf die Spieleröffnung. Das war in erster Linie natürlich der Job der Stürmerinnen Nina Burger und Lisa Makas. Das Problem bei der Sache: Der Rest der Mannschaft rückte nicht entsprechend nach, wodurch sich im Rücken der beiden teilweise riesige Räume bilden konnten, die Italien genüsslich bespielen konnte. Siehe folgendes Bild:

Nicht von den vielen bunten Stichen und Kästen verwirren lassen! Erklärung im Text.
Nicht von den bunten Stichen und Kästen verwirren lassen! Erklärung im Text.

Tpyische Szene: Burger und Makas (grüner Kasten) pressen, dahinter kommt nichts nach. Wenn es Italien geschafft hat, den Ball ins Mittelfeld zu bekommen, gab’s Platz. In diesem Beispiel steht zwischen der Ballführenden Stracchi und vier (!) Anspielstationen (die blauen Kästen v.l.n.r.: Panico, Gabbiadini, Tuttino, Gama) nur eine einzige Österreicherin (Prohaska, ganzer roter Kasten). Weil Zadrazil (verdeckter roter Kasten) HINTER drei Italienierinnen steht und die Abwehrkette anders als die Mittelfeldkette zwar kompakt ist, aber ebenso wenig aufrückt.

Der österreichische Angriff

Einen im Großen und Ganzen guten Eindruck hinterließ bei Österreich Lisa Makas: Sie zeigte in ihrem ersten Start-Elf-Einsatz seit letztem August nicht nur ein Tor (trockener Schuss aus halblinker Position aus etwa zehn Metern), sondern hatte noch zwei weitere gute Möglichkeiten. Die 20-Jährige ist jetzt schon auf Rang sechs in der ewigen Torschützenliste der ÖFB-Frauen (hinter Stallinger, Burger, Scheubmayr, Aigner und Spieler). Es wäre aber noch mehr drin, wenn sie etwas weniger umständlich spielen würde: Sie neigt oft dazu, denn Ball zu halten und damit auf Mitspieler zu warten, wenn ein eigener Versuch die bessere Option wäre.

Nina Burger, in Abwesenheit von Marlies Hanschitz Kapitänin, ließ sich eher etwas zurückfallen. Sie versuchte, stets anspielbar zu sein, man hatte allerdings den Eindruck, dass sie zwischen Mittelfeld-Helfen und Als-Spitze-Spielen etwas hin- und hergerissen war. Eine logische Folge der Unterlegenheit im Zentrum.

Groß auf die Auswechslungen bei Österreich einzugehen, lohnt nicht – alles waren Direkte, welche den Lauf des Spiels kaum beeinflussten. Sehr wohl bemerkenswert ist allerdings, dass es bei Italien genau zwei Akteure gibt, die nicht zu ersetzen sind – Panico und Camporese. Diese beiden bilden die alles entscheidende Achse. Nach all den anderen Wechseln – Cabrini ließ nur drei Feldspielerinnen 90 Minuten absolvieren – änderte sich die defensive Kontrolle kaum.

Aber ohne Panico (nach einer Stunde raus) und Camporese (nach einem Zweikampf mit Gröbner angeschlagen zur Halbzeit raus) ging nach vorne praktisch nichts mehr. Ein Umstand, der vor allem für Italiens EM-Gruppengegner Schweden, Dänemark und Finnland interessant ist.

Fazit: Bekanntes bestätigt, Neues gelernt

Niemand konnte erwarten, dass es gegen Italien einen Sieg gibt – es ging nur um die Erkenntnisse aus einer Partie gegen einen Top-Gegner. Und die gab es. Weniger natürlich, dass es an der Robustheit fehlt, an der Routine ebenso, und das man auf eine Feiersinger in guter Form und eine Schnaderbeck in der Zentrale nur schwer verzichten kann. Das wusste man.

Aber: Der Druck auf die gegnerische Spieleröffnung war nicht effektiv, weil dahinter zu wenig nachgerückt wurde und dadurch Räume entstanden. Das ist Detailarbeit, das braucht Zeit, dazu natürlich den Mut, das auch gegen ein Team wie Italien durchzuziehen. Aber bis zum Start in die WM-Quali gibt’s ja noch ein paar Testläufe.

(phe)

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