tschechien – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 12 Jul 2021 15:38:50 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 Die Top-8 der EM: Echte Top-Teams und einige Glücksritter https://ballverliebt.eu/2021/07/12/die-top-8-der-em-echte-top-teams-und-einige-gluecksritter/ https://ballverliebt.eu/2021/07/12/die-top-8-der-em-echte-top-teams-und-einige-gluecksritter/#comments Mon, 12 Jul 2021 15:38:02 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17680 Die Top-8 der EM: Echte Top-Teams und einige Glücksritter weiterlesen ]]> Europameister Italien, Finalist England, Halbfinalist Spanien: Auch wenn sich viele prominente Namen schon im Achtelfinale aus dieser EM verabschiedet haben, hatte die Finalphase immer noch einiges an Prominenz zu bieten. Die meisten Teams, die im Viertelfinale vertreten waren, haben sich den Platz unter den Top-8 der EM redlich verdient. Es waren aber auch Glücksritter dabei, die es bei einem Turnier mit 16 Teams wohl eher nicht so weit geschafft hätten.

Hier der dritte und letzte Teil unserer Team-Analysen der nun zu Ende gegangenen EM: Jene acht Teams, die im Viertelfinale, Semifinale und Finale dabei waren.

Italien: Stabil, balanciert, clever

Da schau her: Italien kann auch feinen, attraktiven Vorwärts-Fußball spielen. Die Truppe ohne echte Superstars begeisterte in der Vorrunde, in der sie – zugegeben ohne allzu große Gegenwehr – dreimal locker gewann. In der K.o.-Runde zeigte Italien, dass man auch harzige Spiele (wie gegen Österreich im Achtelfinale) gewinnen, solche gegen wirklich starke Teams drüberverteidigen (wie gegen Belgien im Viertelfinale) und solche gegen dominante Teams ohne großen Schaden aussitzen kann (wie gegen Spanien im Halbfinale).

Das prominenteste Feature war die asymmetrische Angriffsformation, in der links der Außenverteidiger Leonardo Spinazzola – bis zu seiner Verletzung gegen Belgien – hoch aufrückte, um Insigne nach innen dribbeln zu lassen, während rechts der Achter Nicolò Barella erst Berardi, dann Chiesa ähnlich unterstützte. Dafür sorgten Jorginho und Verratti aus dem Sechserraum für die Gestaltung und der defensivere Rechtsverteidiger Di Lorenzo gemainsam mit den Juve-Zwillingen für die stabile Abwehr.

Italien zeigte sich als gut balanciertes Team mit einer Handvoll Alternativen im Kader – Locatelli vertrat Verratti in der Vorrunde stark, Emerson war als Spinazzola-Ersatz sehr ordentlich, Belotti und Bernardeschi sorgten im Angriff für Entlastung der Starter. Mancini musste allerdings auch nie wirklich tief in seinen Kader greifen.

Ob das jetzt wirklich der strukturelle Neustart ist, der nach der verpassten WM-Teilnahme von 2018 nötig war, oder doch „nur“ wieder ein gutes Abschneiden aufgrund von sehr gutem Coaching, wie 2012 mit Prandelli und 2016 mit Conte, bleibt aber trotz des EM-Titels noch abzuwarten. Gerade die Innenverteidigung wird spannend – denn hinter Bonucci und Chiellini ist aktuell nur Inters Alessandro Bastoni als gutklassiger Nachrücker in Sicht.

England: Viel Talent, tendenziell zu zögerlich

45 Minuten lang hatte England die Dänen im Halbfinale hergespielt. Als das Tor in der 104. Minute endlich fiel, stellte Southgate auf ein 5-4-1 um und erweckte den Halbfinal-Gegner wieder zum Leben. Im Endspiel gelang schon in der 2. Minute das Führungstor, aber danach kam nicht mehr allzu viel – und bis zur 120. Minute gab es nur einen einzigen offensiven Wechsel.

Das junge englische Team, das ein Produkt von 10 Jahren gezielter Aufbauarbeit (Stichwort „England DNA“) ist, langweilte sich kraftsparend durch die Vorrunde, trieb im Achtelfinale die deutschen Geister der Vergangenheit aus und überfuhr ein defensiv heillos überfordertes Team der Ukraine im Viertelfinale mühelos. Aber Southgate scheute in Halbfinale und vor allem im Finale, nach einem sich erarbeiteten Vorteil weiter die Daumenschrauben anzuziehen. Die Defensive war mega-stabil (kein einziges Gegentor aus dem Spiel in sieben Partien), das Mittelfeld mit Rice und Phillips defensive herausragend, aber die Verbindung ins Angriffsdrittel war ausbaufähig. Es war am Ende etwas zu viel Kontrolle und etwas zu wenig Kaltblütigkeit.

England hatte den ersten großen Titel seit 1966 mit sechs Heimspielen, einer unproblematischen Gruppe und den jeweils leichteren Gegnern in Viertel- und Halbfinale auf dem Tablett, ließ die Möglichkeit aber aus den Händen flutschen. Dieses englische Team kann über Jahre hinweg eine starke Rolle bei WM- und EM-Turnieren einnehmen. Aber ob die Chance noch einmal so groß wird wie 2021?

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Spanien: Neue Spieler, alter Stil

Es ist ein neues Spanien, aber mit altbekannten Tugenden. Es war das Team mit dem meisten Ballbesitz der EM (67,2 Prozent) und der höchste Passgenauigkeit (89,6 Prozent), übte damit Dominanz über die Spiele aus – wobei sich zumindest fünf der sechs Gegner auch bewusst defensiv eingestellt hatten. Es gab unzählige Halbchancen, von denen in den ersten zwei Spielen nur eine genützt wurde. Es gab auch zahlreiche Top-Chancen – in den kommenden zwei Matches erzielte Spanien ZEHN Tore.

Aber am Ende, als es darauf an kam, fehlten einfach wieder die Tore. Es war wieder der ewige spanische Grat zwischen einem Stürmer, der sich aufreibt, aber im Strafraum präsent ist (Morata) und einer falschen Neun, die für mehr Dominanz in Mittelfeld und Zehnerraum sorgt, dafür ist im Strafraum zu wenig los. Das geht sich mit einer starken Abwehr aus – wie 2010 und 2012, als man in zusammen 13 Spielen nur drei Tore kassierte, davon kein einziges in einem K.o.-Spiel.

Diesmal war das Mittelfeld mit dem unfassbaren Pedri extrem stark, die Angriffsreihe zumindest in Ordnung, aber die Abwehr der Schwachpunkt. Weder die Paarung Laporte/Pau Torres noch die Paarung Laporte/Eric Garcia überzeugte vollends und Unai Simón war ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Fünf Gegentore in drei K.o.-Spielen, das geht sich einfach irgendwann nicht mehr aus.

Dennoch: Die stark verjüngte Truppe hat Zukunft. Mit Pedri (der für seine 18 Jahre eine nicht zu glaubende Reife und Übersicht bewies) als legitinem Xavi-Nachfogler, mit den jungen Flügelspielern Ferrán Torres und Dani Olmo, mit dem immer noch erst 24-jährigen Rodri als demjenigen, der Busquets auf der Sechs ablösen wird und, durchaus bemerkenswert, keinem einzigen Kaderspieler von Real Madrid. Luis Enrique ist vor der EM alles andere als unumstritten gewesen. Im Ganzen hat er und sein Team aber für überwiegend zufriedene Gemüter im eigenen Land gesorgt.

Dänemark: Kein normales Turnier

Mit normalen Maßstäben ist die Performance des dänischen Teams bei diesem Turnier nicht zu beurteilen. Der Herzstillstand von Christian Eriksen nach 44 Minuten des ersten Spiels hat alles verändert: Von der mentalen Einstellung des Teams über die Wahrnehmung von Außen bis hin zum System und auch ein wenig des Spielstils.

Ohne Eriksen fehlte Hjulmand der Zehner, um den herum das 4-2-3-1 aufgebaut war. Also installierte er ein 3-4-3 ohne Zehner, dafür mit einer offensiveren Doppelbesetzung der Außenbahnen – vor allem das Duo mit dem großartigen Joakim Mæhle und dem jungen Mikkel Damsgaard auf der linken Seite sorgte für ordentlich Wirbel. Da Damsgaard erst für Eriksen ins Team gerutscht war, hätte es dieses Wirbelwind-Duo sonst gar nicht gegeben.

Ein weiterer Aspekt der dänischen Flexibilität war das situative Aufrücken von Andreas Christensen in den Sechserraum – vor allem gegen Russland beim 4:1-Sieg im emotionalen dritten Gruppenspiel im gefühlt randvollen Parken – um im Mittelfeld-Zentrum schon für mehr Stabilität zu sorgen. Das Aufrücken eines Innenverteidigers wurde somit zum defensiven Move.

Der körperliche Stress, den vor allem die drei Spiele gegen Russland (daheim), Wales (in Amsterdam) und Tschechien (in Baku) verursacht haben sorgte in Kombination mit dem nicht besonders tiefen Kader dafür, dass die emotionale Welle, auf der Dänemark ins Halbfinale geritten ist, dort an einer englischen Mauer gebrochen wurde. Ja, den entscheidenden Elfmeter hätte es eher nicht geben sollen. Aber das Team war einfach leer.

Dennoch: Diese EM war für Dänemark mit der dritten EM-Halbfinal-Teilnahme nicht nur ein sportlicher Team-Erfolg – und für den überragenden Kasper Schmeichel auch ein persönlicher – sondern sie hat auch den Weg in eine wahrscheinliche Zukunft ohne Eriksen vorgezeigt. Und, dass es Danish Dynamite nach der quälend lähmenden Spielweise unter Hjulmands Vorgänger Åge Hareide doch noch gibt.

Belgien: Letzte Chance… vorbei?

Durch die Vorrunde war Belgien im Cruise-Modus gegangen, mit kurzen Tempo-Verschärfungen. Eden Hazard und Kevin de Bruyne, angeschlagen ins Turnier gegangen, wurden geschont. Die betagten Herren in der Abwehr rotierten raus und wieder rein. Das Achtelfinale gegen Portugal wurde zu einer Demonstration in der richtigen Balance aus Vorsicht und und Gegner locken, einem Katz-und-Maus-Spiel mit den ähnlich veranlagten Portugiesen, das ein Glücksschuss entschied.

Belgien schien sich immer irgendwie für die spätere Turnierphase schonen zu wollen, ja nicht zu früh zu viele Körner verpulvern, die man später brauchen könnte. Zu diesem „später“ ist es aber nicht mehr gekommen. Weil man im Viertelfinale im wahrscheinlich hochklassigsten Spiel dieses Turnieres den Italienern zweimal einen halben Meter zu viel Platz ließ, aus wenig zwei Tore kassierte, und man das gegen Italien nun mal nicht wieder gut machen kann.

Natürlich werden Kevin de Bruyne und Romelu Lukaku, die beide ein recht vernünftiges Turnier gespielt haben, zumindest noch einen EM-Zyklus zur Weltspitze gehören; wird Youri Tielemans ein großartiger Sechser bleiben und Jérémy Doku ein großartiger Außenstürmer werden. Und doch fühlt es sich so an, als wäre dies die letzte Chance für Belgien gewesen. Die Abwehr ist zu alt und zunehmend zu langsam, das hat das Italien-Spiel gezeigt. Kein Innenverteidiger im Kader war jünger als 25 Jahre, zehn Spieler gehören schon zur Ü-30-Fraktion.

Das auf Augenhöhe geführte, aber durch einen Eckball 0:1 verlorene WM-Halbfinale gegen Frankreich 2018 – ein Wendepunkt wie das gegen Maradona verlorene WM-Halbfinale von 1986?

Schweiz: Gläsernen Plafond durchbrochen

Die Vorrunden-Spiele der Schweiz ließen einen Exploit wie jenen im Achtelfinale gegen Frankreich nicht gerade erahnen. Tempolos beim 1:1 gegen Wales, heillos überfordert beim 0:3 gegen Italien und, ja, klar besser beim 3:1 über die Türkei, aber die Türken waren bei dieser EM auch wirklich unterirdisch schlecht.

Teamchef Petkovic baute nach den ersten beiden Spielen seine linke Seite etwas um – Rodriguez einen Schritt nach hinten, dafür der gerade gegen die Türkei überragende Zuber rein und Innenverteidiger Schär raus – und das sorgte für spürbare Belebung. Ebenso viel wird es aber wohl die psychologische Gemengelage gewesen sein, welche den Schweizern das erstmalige Durchbrechen des gläsernen Achtelfinal-Plafonds ermöglicht hat. Man ging die Franzosen von Beginn an aktiv an und erkannte die französische Arroganz, als der Weltmeister das Match vermeintlich doch gewonnen hatte.

Man sah Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri an, dass sie das Gefühl hatten, allen etwas beweisen zu müssen. Für Seferovic galt ähnliches. Sie trugen die Nati gemeinsam mit dem gewohnt starken Torhüter Yann Sommer, sie führten das Comeback gegen Frankreich an und auch ohne den im Viertelfinale gelbgesperrten Xhaka setzten sie dem Gegner 120 Minuten lang zu, weil dieser es wiederum mit verringertem Tempo versucht hatte, einen Führung gegen die Schweizer über die Zeit zu bringen.

Ein wenig erinnerten die K.o.-Partien der Schweizer an jene der ÖFB-Frauen bei der EM 2017: Im ersten Spiel einen auf dem Papier deutlich besseren Kontrahenten ins Elferschießen hinein nerven und ihn dort mit breiter Brust bezwingen, aber in der nächsten Runde – trotz bester Absichten – mit der noch historischeren Chance vor Augen nicht mehr die 100 Prozent im Kopf zusammen zu bekommen. Gegen Frankreich haben alle fünf Schweizer getroffen. Gegen Spanien haben drei von vier vergeben.

Was machen die Schweizer nun mit diesem Turnier? Der als etwas unbeweglich gescholtene Vladimir Petkovic geht auf jeden Fall gestärkt aus der EM hervor. Die Teilnahme an der WM in Katar wird dennoch ein Kraftakt. Man ist in der Quali-Gruppe mit Italien gelandet – und wird vermutlich durch die Playoff-Lotterie müssen.

Tschechien: Solide wie immer

Gehört Tschechien zu den besten acht Teams Europas? Nein, ganz sicher nicht. Aber man machte das Maximum aus den Möglichkeiten. Bezwang ein im Spiel klar besseres, aber auch sehr harmloses schottisches Team. Kam gegen ein undynamisches und suchendes Kroatien zu einem 1:1, was schon für das Achtelfinale reichte. Neutralisierte dort Holland geschickt und schlug zu, als sich Oranje dezimierte.

Patrik Schick machte die Tore, fünf an der Zahl, niemand traf bei dieser EM öfter. Souček war ein umsichtiger und fleißiger Motor im Mittelfeldzentrum, man merkt ihm die Erfahrung aus der Premier League an. Slavia Prag war in den letzten drei Jahren zweimal im Europa-League-Viertelfinale, hat dabei etwa Sevilla und Leicester besiegt, holte in der Champions League Auswärtspunkte bei Inter und in Barcelona. An Qualität fehlt es nicht.

Die Tschechen verstanden es gut, den Gegnern – vor allem Kroatien in der ersten Hälfte, Holland im Achtelfinale und Dänemark im Viertelfinale in der zweiten Hälfte – die Zeit zum Spielaufbau zu nehmen. Die Anlaufstrukturen waren gut, Tschechien ein unangenehmer und vor allem einigermaßen furchtloser Gegner. Die eigene Kreation lief vor allem über Außenverteidiger Coufal, Souček und lange Bälle, aber in erster Linie war das Spiel darauf angelegt, den Gegner nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.

Immerhin: Das war deutlich weniger plump als der ultra-defensive Zugang, der 2016 zum EM-Desaster geführt hat. Und es war auch erfolgreicher. Gute Mittelklasse kann man den Tschechen nun guten Gewissens zuschreiben. Vom Unterhaltungswert war es eher nur so mittel, aber was die Tschechen gemacht haben, hat durchaus funktioniert.

Ukraine: Mehr als zugestanden

Was ist jetzt die wahre Ukraine? Jene, die sich gegen Holland und Schweden ins Spiel zurück gekämpft hat? Oder jene, die sich Österreich und England ohne spürbare Gegenwehr opferte und dabei erstaunliche defensive Unzulänglichkeiten offenbarte?

Dass die erste Wahl auf der Sechs (Taras Stepanenko) verletzungsbedingt nur sporadisch zur Verfügung stand, merkte man vor allem, wenn er nicht dabei war (also gegen Österreich und England). Dass Shevchenko die erste Wahl auf der linken Außenbahn (Viktor Tsygankov) verletzungsbedingt nur sporadisch und dessen Back-up (Marlos) aus dem gleichen Grund de facto gar nicht zur Verfügung stand, merkte man vor allem, weil die linke Seite immer die Problemzone war. Malinovski, eigentlich ein Achter, war dort so schwach, dass der Teamchef ihn in der K.o.-Phase strich und lieber auf ein 5-3-2 umstellte.

Das hat im Achtelfinale gegen Schweden funktioniert, weil er Alexander Zinchenko als linken Wing-Back postierte und dieser dort Raum vorfand, den er bespielen konnte. Das ging im Viertelfinale gegen England gar nicht, weil Zinchenko als Achter von Rice und Phillips aufgeschluckt wurde. Hinzu kam, dass Jarmolenko als einzige wirkliche Alternative im Vorwärtsspiel gewohnt unkonstant war und gegen starke Gegenspieler wie Alaba oder Maguire kein Land sah.

Die Ukraine hat zumindest eine Runde mehr erreicht, als dem jungen und nicht gänzlich talentfreien, aber doch überwiegend biederem Team mit zwei bis drei Spielern von internationalem Potenzial zustehen würde. Denn die Limits nicht nur in der Offensive, sondern vor allem in der Abwehr wurden beim 0:4 gegen England im Viertelfinale nur allzu offensichtlich.

Kurzer Ausblick

Die zweite EM-Endrunde mit 24 Teams war wesentlich unterhaltsamer und kurzweiliger als die ausgesprochen zähe Erstauflage von 2016. Die kommende Europameisterschaft steigt in drei Jahren in Deutschland, die zehn Spielorte sind Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart.

Schon zuvor ist natürlich die WM in eineinhalb Jahren in Katar auf dem Spielplan, zu der die Qualifikation ja bereits im Gange ist und für die sich 13 europäische Teams qualifizieren werden – die offensichtlichen Kandidaten auf die zehn Direkt-Tickets sind Italien, England, Spanien, Dänemark, Belgien, Frankreich, Portugal, Deutschland, Kroatien und Holland. Die zehn Gruppenzweiten und die zwei besten nicht anderweitig qualifizierten Nations-League-Gruppensieger spielen im März 2022 um die verbleibenden drei Plätze. Das wird ein Gemetzel.

Link Tipps:
Analyse der Vorrunden-Verlierer (FIN, HUN, MKD, POL, RUS, SCO, SVK, TUR)
Analyse der Achtelfinalisten (AUT, CRO, FRA, GER, NED, POR, SWE, WAL)

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ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup: Neues probiert, nicht alles funktioniert https://ballverliebt.eu/2018/03/09/cyprus-cup-oesterreich-2018-bilanz/ https://ballverliebt.eu/2018/03/09/cyprus-cup-oesterreich-2018-bilanz/#comments Fri, 09 Mar 2018 11:19:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14518 ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup: Neues probiert, nicht alles funktioniert weiterlesen ]]> „Die Ergebnisse hätten besser sein können.“ Ein Sieg, ein Remis, zwei Niederlagen und der siebente Platz – dass der Auftritt der ÖFB-Frauen rein von den Zahlen her kein Grund für Jubelstürme war, weiß auch Teamchef Dominik Thalhammer. Es war erkennbar, was ihm vorschwebt. Es war aber auch erkennbar, dass es noch Zeit braucht.

Mehr Varianten im Spiel nach vorne hatte Thalhammer angekündigt. In der Praxis stellte sich dem eigenen Gestalten aber vor allem ein Problem: Der Verbindung zwischen Abwehr und Sechserraum zur den offensiven Spielerinnen. Es klappte selten, den Ball durch die gegnerischen Mittelfeld-Ketten nach vorne zu bringen. So folgen viele lange Bälle über das Mittelfeld drüber.

Warum das so war? Zum einen, weil nach der EM niemand mehr Österreich unterschätzt und jeder weiß, wie wichtig Puntigam und Zadrazil für das Spiel sind (und zwar in jeder der vielen möglichen) Spielanlagen – und entsprecht spielt. Zum anderen, weil nun neue Automatismen einstudiert werden und diese noch nicht greifen. „Es ist komplexer geworden“, sagt Thalhammer über die Weiterentwicklung gegenüber dem erfolgreichen EM-Jahr 2017.

Komplexere Strategie

Bei der EM gab es gegen starke Teams (Frankreich, Spanien) eine Zielspielerin vorne, das Spiel war sehr direkt. Thalhammer: „Jetzt ist es komplexer, darum wurden auch mehr Fehler gemacht.“ Der Idealvorstelung kommt das Tor zum 2:0 gegen Tschechien am nächsten – ein Chip von Zadrazil auf Feiersinger, die im Rücken der aufrückenden tschechischen Abwehr plötzlich völlig frei stand.

„Wir können nicht fünf Abwehrspielerinnen ausdribbeln. Darum müssen wir andere Wege finden, im Angriffsdrittel zu agieren, um zu Chancen zu kommen.“ Aufeinander abgestimmte Laufwege, um Löcher zu reißen: So soll es gehen. Thalhammer: „So bekommt die gegnerische Abwehr Stress. Aber man muss dafür selbst viel wahrnehmen und schnell entsprechend reagieren können. Das ist sehr anspruchsvoll.“ Und das braucht Zeit.

Diese Laufwege sind auch der Grund, weshalb Laura Feiersinger – eigentlich auf dem rechten Flügel daheim – viel im Mittelfeld-Zentrum gespielt hat. „Sie ist sehr laufstark und hat ein gutes Gespür für die richtigen Wege“, erklärt Thalhammer. Wenn einen der Gegner einlädt, wie Tschechien, klappt die Umsetzung schon gut. Wenn einen der Gegner anläuft oder sich eisern hinten einbunkert (wie Belgien bzw. Wales), haut das noch nicht so hin.

Zu wenig Tore, Besetzung der linken Seite

Drei Tore in vier Spielen, davon eines (jenes gegen Wales) eher ein Flipper-Zufallstreffer – viel ist das nicht. „Man kann immer noch mehr herausspielen, das ist uns auch bewusst. Es hat viele Situationen gegeben, in denen wir im Spiel nach vorne nicht die Schnittstelle treffen, oder eine falsche Entscheidung treffen.“ Aber auch beim Finale zwischen Spanien und Italien (2:0) habe es nicht viele Torszenen gegeben.

Die etatmäßige linke Seite mit Verena Aschauer und Lisa Makas hat verletzungsbedingt gefehlt, das merkte man auch. Katharina Naschenweng von Sturm Graz ist die Körperlichkeit auf internationalem Niveau nicht gewohnt und dass sich Routinier Nadine Prohaska vor ihr in der Defensive tendenziell zu passiv verhielt, half ihr auch nicht gerade. Recht zufrieden ist der Teamchef mit Sophie Maierhofer: „Sehr solide.“

Die neue Vision

Vor dem Turnier wurde angekündigt, dass es eine „neue Vision“ braucht, einen neuen Grund-Antrieb. Die öffentliche Anerkennung, dessen Erreichen jahrelang Triebfeder war, ist ja nun da. Von heute auf morgen geht das aber nicht. „Wir sind diesbezüglich noch in der Findungsphase, aber auch die alte Vision hatte sich ja nicht von heute auf morgen gebildet“ so der Trainer.

Wichtig war ihm beim Cyprus Cup vor allem, die Zeit zu nützen, sowohl was sportliche Dinge anbelangt („Man kann viel im Detail arbeiten und wir haben Veränderungsprozesse eingeläutet“) als auch gruppendynamische Gesichtspunkte („Es sind viele Prozesse im Bereich der Teamentwicklung angestoßen worden“).

Der enge Zeitplan von vier Spielen in acht Tagen war „grenzwertig“: „Die Belastungssteuerung bei den Aufstellungen viel bestimmt“, sagt Thalhammer. Der sich andererseits über die Gelegenheit freute, Back-up-Torhüterin Jasmin Pfeiler Einsatzzeit geben zu können und auch junge Spielerinnen auf das Feld zu schicken – wie Jenny Klein und Viktoria Pinther, die mehr als nur Kurzauftritte erhielten.

Und Laura Wienroither, die nachnominiert wurde, durfte debütieren. Laura junior, die im Herbst auch oft mit der gleichen Frisur wie Feiersinger gespielt hatte, ist die erste Oberösterreicherin im Nationalteam seit acht Jahren. Die energiegeladene 19-Jährige ist mit 1.65m kleinste Spielerin im Kader und bei Meister SKN St. Pölten Linksverteidigerin. In der letzten Viertelstunde gegen Wales spielte sie rechts hinten.

0:2 gegen Spanien

Österreich – Spanien 0:2 (0:1)

Im Auftaktspiel gegen Spanien stellte sich Österreich in einem 4-4-2 (defensiv) bzw. 4-3-3 (im Ballbesitz) auf und Unterschiede zur Spielanlage beim 0:0 n.V. im EM-Viertelfinale und zum 0:4 im November in der WM-Quali waren deutlich zu erkennen.

Die ÖFB-Frauen standen viel höher, Sarah Puntigam rückte zumindest vor der Pause fast nie in die Abwehrkette zurück. Die Zweikampfführung war deutlich aggressiver. In diesem (rein vom Resultat) belanglosen Spiel ging man also das Risiko ein, hinten Räume oder Standards herzugeben, mit dem Benefit, dass man aktiv Ballgewinne suchte, um schnell umzuschalten.

Der Unterschied zu den beiden Spielen letztes Jahr war hierbei, dass nicht eine Spielerin in Kopf-durch-die-Wand-Manier alleine auf die spanische Abwehr zulief, sondern mit drei, vier Spielerinnen Passoptionen auch im Angriffsdrittel gestellt wurden.

Andererseits jedoch wurde im Angriffspressing nicht konsequent aus dem Mittelfeld heraus nachgerückt, was Raum hinter der Pressingwelle eröffnete. Das 0:1 resultierte aus einer Unterzahl auf der linken Abwehrseite (Prohaska wurde zunächst beim spanischen Pass auf Sampedro überhoben, dann half sie Naschenweng nicht, als auch Spaniens RV Corredera aufrückte), das 0:2 aus einem individuellen Fehler der eingewechselten Marina Georgieva.

Erstmals seit dem EM-Halbfinale war auch Viktoria Schnaderbeck wieder im Einsatz, die verletzt den ganzen Herbst gefehlt hatte.

Tore: 0:1 (35.) O. García, 0:2 (78.) Mari Paz. Wechsel: Schnaderbeck für Wenninger (Halbzeit), Maierhofer für Naschenweng (Halbzeit), Enzinger für Pinther (64.), Georgieva für Kirchberger (75.), Dunst für Prohaska (75.), Eder für Puntigam (82.).

2:0 gegen Tschechien

Österreich – Tschechien 2:0 (0:0)

Im Spiel gegen eine tschechische B-Elf (nur vier Stammkräfte wurden von Trainer Karel Rada eingesetzt) kam bei Österreich erstmals ein 3-1-4-2 zum Einsatz.

Solange die beiden tschechischen Viererketten einigermaßen diszipliniert standen (also in der ersten Hälfe), wurde das Problem mit der Involvierung des Mittelfeld-Zentrums bei Österreich erstmals bei diesem Turnier wirklich sichtbar. So hatte Tschechien zwei große Chancen auf die Führung (einmal nach Ballverlust von Schnaderbeck, einmal durch Elfmeter nach zu kurzem Rückpass der aufgerückten Kirchberger).

In der zweiten Halbzeit  rissen die beiden tschechischen Sechser (Buzkova und Svitkova) aber riesige Löcher auf. Österreich schaffte es sehr gut, Gegner aus der Position zu ziehen und damit auch in Tornähe Räume zu schaffen und zwei Tore zu erzielen (jeweils Assist Zadrazil und Abschluss Feierisinger).

Dennoch: es waren nicht alle auf der Höhe. Prohaska war (wie schon gegen Spanien) defensiv nicht immer konsequent und nach vorne uneffektiv, und Gini Kirchberger wurde zwischen ihrer höheren Positionierung (um für Prohaska abzudecken) und den ungewohnten Aufgaben in der Spieleröffnung (was generell nicht ihre große Stärke ist) aufgerieben. Sie stabilisierte sich in der zweiten Hälfte aber merklich.

Tore: 1:0 (68.) Feiersinger, 2:0 (70.) Feiersinger. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Schiechtl für Prohaska (Halbzeit), Zadrazil für Klein (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (71.), Enzinger für Burger (75.), Georgieva für Schnaderbeck (75.).

0:2 gegen Belgien

Österreich – Belgien 0:2 (0:1)

68 Spiele hintereinander war Nina Burger immer in der Startformation gestanden – mutmaßlich ein Rekord für die Ewigkeit. Erstmals seit Oktober 2011 (gegen Armenien) startete ein Spiel ohne Burger. Gegen Belgien begannen Pinther und die von einer Grippe genesene Billa ganz vorne.

Wieder gab es aber Probleme, die Offensive einzusetzen. Das Team aus Belgien ging gezielt die österreichische Abwehrkette an und hinderte sie so schon am ersten Pass. Dabei agierte Belgien sehr fluid, aus dem grundsätzlichen 4-1-3-2 wurde schnell auch ein 4-2-3-1, je nach Bedarf und Situation. Diese Vorwärts-Verteidigung ist bei den in der Vergangenheit eher staubigen Belgierinnen neu.

Bis zum 0:1-Rückstand (Fehler Zinsberger) fand Österreich kaum ein passendes Mittel, die größte Chance resultierte aus einem Solo von Schiechtl. Erst als sich die ÖFB-Frauen nach dem Rückstand etwas zurücknahmen und Belgien mehr selbst machen musste, merkte man, dass das eigene Kreieren bei den Belgierinnen auch keine Offenbarung war.

Das Hauptproblem aus österreichischer Sicht war, dass man die Räume nicht nützte, die Belgien im Anlaufen aufmachte. „Und in der zweiten Hälfte haben wir dann oft auch zu kurz gespielt“, moniert Thalhammer. Ein Gegentor nach einem Freistoß brachte die Entscheidung.

Tore: 0:1 (36.) Coryn, 0:2 (74.) Jaques. Wechsel: Burger für Pinther (34.), Puntigam für Klein (Halbzeit), Dunst für Billa (Halbzeit), Naschenweng für Prohaska (63.), Enzinger für Feiersinger (70.), Maierhofer für Schnaderbeck (81.).

1:1 gegen Wales

Österreich – Wales 1:1 (1:0)

Im Spiel um Platz sieben gegen Wales war Steineklopfen angesagt. Die Waliserinnen agierten sehr defensiv, die Grundordnung des 5-4-1 wurde erst in der Schlussphase aufgelöst.

Österreich versuchte aus einem 4-2-2-2 (mit Nina Burger in ihrem 100. Länderspiel wieder zurück in der Startformation) heraus, wiederum durch gegenläufige Laufwege Löcher zu reißen – daher auch die eingerückte Positionierung der Mittelfeld-Außen Zadrazil und Dunst; die AV Schiechtl und Maierhofer sorgten für die offensive Breite. Auch nach der frühen Führung (Weitschuss von Puntigam) blieb Wales beim passiven Stellen der Ketten, ohne wirklich Druck auszuüben.

Die walisische Abwehr agierte zuweilen etwas schwindlig, aber große Torgefahr kam dennoch fast nie auf. Auf der anderen Seite kam Wales zwar zu zwei, drei guten Einschussmöglichkeiten, aber dass ein Missverständnis zwischen Zinsberger und Kirchberger nach einem verunglückten Rückpass von Maierhofer kurz vor Schluss tatsächlich für den Ausgleich sorgt, hatte sich ganz und gar nicht abgezeichnet.

Tore: 1:0 (13.) Puntigam, 1:1 (86.) Green. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Wenninger für Schnaderbeck (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (Halbzeit), Enzinger für Billa (62.), Klein für Eder (65.), Wienroither für Schiechtl (78.).

Was bedeutet der Cyprus Cup für die WM-Quali?

Am 5. April (Heimspiel gegen Serbien) und 10. April (Heimspiel gegen Spanien) geht es in der WM-Qualifikaiton weiter. „Wir haben auch jetzt in Zypern wieder gesehen, dass wir gegen alle Gegner Lösungen finden können. Aber: Wir dürfen natürlich nicht so viele Fehler machen“, sagt Thalhammer mit einem Blick auf diese Spiele. Spanien hat das Turnier auf Zypern gewonnen, dabei aber recht wenig rotiert – die Aufstellung gegen Österreich war exakt jene wie beim 2:0 im Finale gegen Italien. Der Turniersieg war das klare Ziel der spanischen Delegation, wie diese auch selbst bestätigte.

Finnland hat im Jänner beim 0:0 in Israel Punkte in der WM-Quali abgegeben und war auch beim Cyprus Cup nicht direkt überragend (0:4 gegen die Schweiz, 0:1 gegen Wales). Video-Analyst Wolfgang Fiala war abgestellt, um die finnischen Spiele zu beobachten. „Sie agieren noch direkter als 2013/14, als wir gegen sie in der damaligen WM-Quali gespielt haben“, berichtet Thalhammer. „Sie sind mit ihrer neuen Trainerin noch in der Phase der Findung, aber wir dürfen sie auf keinen Fall unterschätzen.“

Weniger diplomatisch formuliert könnte man auch sagen: Finnland spielt einen schönen Mist und die größte Gefahr ist, dass man schon vor den beiden Spielen im Juni (auswärts) und September (daheim) glaubt, dass es eine g’mahte Wies’n wird.

Die drei anderen März-Turniere

Beim SheBelieves Cup in den USA standen alle vier Teilnehmer (die Nummern 1, 2, 3 und 6 der Weltrangliste) unter Erwartungsdruck. Deutschland, nachdem Bundestrainerin Steffi Jones schon vor dem Turnier schwer angezählt war – erschütternde Auftritte, nur ein Punkt und ein 0:3 gegen Frankreich (die höchste Niederlage seit acht Jahren) haben ihre Position nicht gerade gestärkt. Frankreich, weil es nach einem 0:4-Test-Debakel in Deutschland (ohne das Jones wohl schon damals gefeuert worden wäre) im Herbst um Rehabilitation ging – die Leistungen schwankten zwischen blutleer beim 1:4 gegen England und stark beim 3:0 gegen Deutschland.

England, weil es nach der peinlichen Posse um seine Bestellung die ersten Spiele überhaupt für Neo-Teamchef Phil Neville waren – der Eindruck war positiv, das Team willig und fast hätte man das Turnier sogar gewonnen. Ein vielversprechender Beginn. Und Weltmeister USA, weil man jetzt, anderthalb Jahre vor der nächsten WM, schön langsam wissen möchte, wie und mit welchem Personal sich Trainerin Jill Ellis die Marschroute zur Titelverteidiung denn nun wirklich vorstellt. Eine echte Antwort darauf gab es nicht, aber immerhin den Turniersieg.

Die dritte Auflage des SheBelieves Cups könnte auch die letzte gewesen sein: Deutschland überlegt die Rückkehr an die Algarve, England jene nach Zypern – der logistische Aufwand der USA-Reise steht für sie in keinem Verhältnis zum Nutzen des Turniers.

Zumal der Algarve Cup weiterhin stark besetzt ist. Die Jubiläums-Auflage des Turniers (Nummer 25) sah erstmals zwei Sieger: Schweden und Europameister Holland, die im Finale gestanden wären, wurden beide zum Sieger erklärt, nachdem das Endspiel buchstäblich ins Wasser gefallen war.

Portugal hat mit Siegen gegen Norwegen (!), China (!!) und Australien (!!!) und dem resultierenden dritten Platz die Erwartungen auf unglaubliche Weise übertroffen. Japan ist in ein 2:6 gegen Holland gelaufen, Norwegen tritt auf der Stelle, China wurde erstaunlicher Vorletzter. Der erste Auftritt von Lars Söndergaard als Trainer von Vize-Europameister Dänemark verlief zwar sieglos, aber zwei Remis gegen Island und knappe Niederlagen gegen Holland und Vize-Weltmeister Japan sind keine Schande.

Der erstmals ausgetragene Turkish Women’s Cup in Alanya ersetzt den gestrichenen Istria Cup, gewonnen wurde er von Frankreich B (verstärkt etwa mit Claire Lavogez). Final-Gegner Mexiko dürfte unter dem neuen Trainer Fortschritte machen, erst dahinter folgen die europäischen Topf-3-Teams wie Ukraine, Polen, Rumänien und Nordirland.

100. Länderspiel, einmal anders

Während Nina Burger ihr 100. Länderspiel 90 Minuten plus Elfmeterschießen auskosten durfte, hat DFB-Bundestrainerin Steffi Jones ihrer Spielerin Lena Goeßling den Hunderter gleich zweimal vergällt: Im Herbst wurde sie für das Spiel gegen Frankreich in ihrer Heimatstadt Bielefeld gar nicht einberufen, nun war es doch so weit – mit einer Einwechslung in der Nachspielzeit.

Auch so kann man sich Feinde machen.

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Die Vorrunden-Verlierer: Viele Ost-Teams, viele einfallslose Truppen https://ballverliebt.eu/2016/06/24/die-vorrunden-verlierer-viele-ost-teams-viele-einfallslose-truppen/ https://ballverliebt.eu/2016/06/24/die-vorrunden-verlierer-viele-ost-teams-viele-einfallslose-truppen/#comments Thu, 23 Jun 2016 22:13:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12701 Die Vorrunden-Verlierer: Viele Ost-Teams, viele einfallslose Truppen weiterlesen ]]> Die Vorrunde ist vorbei, die ersten acht Teams haben sich aus der Europameisterschaft verabschiedet. Bei den meisten konnte man damit rechnen, schon in der ersten der geplanten drei Teamanalyse-Teile vertreten zu sein, andere (von denen man es auch erwartet hatte), haben sich zumindest in die zweite (die nach dem Achtelfinale kommt) gerettet.

Wenn man es vereinfacht sagen will: Viele Teams aus Osteuropa sind schon auf dem Heimweg, und vor allem viele Teams, die nicht wirklich wissen, wie sie selbst ein Spiel gestalten sollen.

Die Sorgenkinder mit der Heim-WM: Die heillosen Russen

Team RusslandIn zwei Jahren geht Russland in die Heim-WM – und nach dem furchtbaren Auftritt der Sbornaja lässt erwarten, dass man eher mit bangen Erwarten statt mit Vorfreude in das Turnier gehen wird. Russland war spielerisch eines der ärmlichsten Teams dieses Turniers.

Querpässe der Abwehr-Holzhacker Beresutzki und Ignashevitch, bis einer der beiden den Ball in die grobe Richtung des bulligen Stürmers Artom Dzyuba drischt: Sehr viel mehr war in fünf der sechs Halbzeiten „spielerisch“ nicht zu sehen. Am hektisch eingebürgerten Roman Neustädter und dem jungen Alexander Golovin (tatsächlich der einzige im Kader unter 25 Jahren) im defensiven Mittelfeld lief das Spiel komplett vorbei; Glushakov und Mamajev waren zumindest in der zweiten Hälfte gegen die Slowakei sinnvoll zu sehen – die einzigen guten 45 Minuten, die die Russen zustande brachten.

Der Kader ist vor allem im Defensiv-Bereich hoffnungslos überaltert und gereicht nicht mehr den Ansprüchen modernen Fußballs von internationalem Format. Auch weiter vorne gibt es kein wirkliches Entwicklungspotenzial mehr. Teamchef Leonid Slutski dankt ab und wird sich nun wieder ganz auf ZSKA Moskau konzentrieren – Sportminister und Verbands-Präsident Vitali Mutko muss also praktisch bei Null anfangen. Russland hat keinen Trainer, keine brauchbare Mannschaft, kaum nennenswerten Nachwuchs und eine Liga, die lieber auf bewährte Einheimische und Legionäre vertraut.

Zwei reichen nicht, Teil 1: Die punkt- und torlosen Ukrainer

Team UkraineDass auch eine UdSSR-Mannschaft dieser Tage weitgehend wertlos wäre, liegt auch daran, dass es dem ungeliebten Nachbarn der Russen aus der Ukraine kaum besser geht. Der Gastgeber von vor vier Jahren krachte ebenso wie damals in der Vorrunde raus, diesmal allerdings ohne einen Sieg (da gab’s 2012 immerhin ein 2:1 gegen Schweden) und sogar ohne ein einziges Tor erzielt zu haben.

Bei den Ukrainern stimmt zwar die Altersstruktur – drei Routiniers, eine Handvoll Jungspunde und viel zwischen 25 und 30 – aber dafür fehlt es an der Klasse. Die Konzentration auf die beiden Flügelstars Jarmolenko und Konoplyanka machte das Team sehr ausrechenbar, was vor allem die Nordiren und die Polen weidlich nützten: Sie überließen den Gelben einfach den Ball und sie konnten sich darauf verlassen, dass ihnen nichts damit einfällt, was nicht das Flügel-Duo involvierte. Das zu verteidigen ist keine Kunst.

Eine gute Viertelstunde gegen Deutschland gab es und man kontrollierte eine Halbzeit lang etwas unsortierte Polen, aber sonst war nichts los. Teamchef Fomenko nahm wie sein russischer Amtskollege Slutski den Hut, aber auch sein Nachfolger wird es schwierig haben. Zwar gibt es mit Sinchenko und Kovalenko hoffnungsvolle, wirklich junge Offensiv-Kräfte, aber in der Breite fehlt es an der Qualität – weil bei den beiden Spitzenklubs Dynamo Kiew und Shachtar Donetsk die Legionäre den sportlichen Ton angeben.

Ein Wort noch zu der Spielerei einer UdSSR-Mannschaft: Bis auf den Armenier Henrikh Mkhitayan käme auch aus den anderen altsowjetischen Republiken kein Spieler, der eine echte Aufwertung brächte. Eine Fußball-Krise ist also kein singuläres Thema, sondern ein generelles in diesem Kulturkreis. Es gibt keine fünf Spieler von internationaler Klasse aus dem Bereich der früheren Sowjetunion.

Zwei reichen nicht, Teil 2: Die knapp gescheiterten Türken

Team TürkeiEin ähnliches Phänomen wie bei der Ukraine zeigt sich bei den Türken: Wie die Ukrainer verfügen auch sie nur über zwei international höherklassige Spieler, der Rest des Teams besteht aus Spielern aus der eh okayen, aber in der Breite nur mittelmäßigen nationalen Ligen. Das reicht, um sich knapp aber doch zu qualifizieren (sowohl die Türkei als auch die Ukraine waren in der Quali Gruppendritte), aber nicht, um dort auch eine wirkliche Rolle zu spielen.

Schon im ersten Spiel gegen Kroatien wurde die limitierte Klasse des Teams offenbart (aber nicht wirklich bestraft), gegen die Tschechen gewann man auch eher nur, weil man besser aufeinander abgestimmt war als der Gegner, nicht, weil man wirklich besser gewesen wäre. Auch die für Terim ja üblichen Umstellungen halfen nicht immer: Gegen Kroatien wurde ohne Wirkung zweimal das System gewechselt, das 4-2-3-1 beim Sieg gegen die Tschechen allerdings tat dem Team merklich gut.

it dem Dänen Emre Mor, den man sich rechtzeitig vor der EM für das türkische Team gesichert hatte, gibt es ein absolutes Kronjuwel, das bei seinen Einsätzen schon die Gefährlichkeit angedeutet hat und bei Borussia Dortmund perfekt weiter geschult wird. Dafür deutet sich an anderer Stelle, nämlich in der Abwehr, in näher kommender Zukunft eine personelle Umstellung an. Womöglich findet man ja auch wieder außerhalb der Türkei neue Kräfte: Neben dem Dänen Mor und dem Holländer Oguzhan waren mit Balta, Calhanoglu und Stürmer Cenk Tosun auch drei Deutsche im Einsatz.

Unausgegoren und widersprüchlich: Die seltsamen Tschechen

Team TschechienAuch so eine Truppe, die wie die Russen tendenziell überaltert ist und über keine außergewöhnlichen Spieler verfügt, ist die aus Tschechien. Das sang- und klanglose Vorrunden-Aus ist aber aus mehreren Gründen etwas seltsam. Nicht nur, weil die Tschechen die Quali-Gruppe mit Island, der Türkei und Holland siegreich beendet hatten.

Einerseits spielte man die vermutlich disziplinierteste Leistung aller 24 Teams in der Vorrunde im Match gegen Spanien, wo der Abwehrverbund 90 Minuten lang praktisch überhaupt nichts zugelassen hat. Andererseits war es mit der Kompaktheit und dem gegenseitigen Aushelfen in der Raumaufteilung völlig vorbei, als man selbst etwas mehr tat und das Mittelfeld-Zentrum (vor allem im letzten Spiel gegen die Türken) eine an sich spannende und im Idealfall auch sicherlich wirksame Fluidität an den Tag legte. So einig man in der Defensive agierte, so sehr spielten die Tschechen nach vorne jeder für sich aneinander vorbei.

Was erstaunlich ist, denn Sparta Prag (wo die Flügelspieler Dockal und Krejci sowie Joker Sural unter Vertrag stehen) kam gerade wegen der taktischen Flexibilität ins Viertelfinale der Europa League. Außerdem fehlte es dem Team gerade an der Routine nicht. Rosicky ist 35, Plasil 34, die Abwehr-Leute Limbersky, Hubnik und Sivok 32, Sturm-Joker Lafata 34. Mittelfristig wird von der aktuellen Mannschaft nicht viel übrig bleiben.

Trainer Pavel Vrba hat nach seinen Erfolgen mit Viktoria Pilsen und der starken Qualifikation noch Kredit, der passive Auftritt gegen die Kroaten und der planlose gegen die Türken hat aber daran gekratzt.

Eh okay, aber halt harmlos: Die biederen Rumänen

Team RumänienNicht großartig, aber auch nicht dramatisch schlecht war der EM-Auftritt der Rumänen. Dass es dem Team eklatant an jeglicher Klasse in der Offensive fehlt, war vorher schon allen klar, dafür schlug man sich allerdings recht wacker. Man traute sich im Eröffnungsspiel, die Rumänen anzugehen und richtig zu ärgern und ließ gegen die optisch überlegenen Schweizer nicht so arg viel zu.

Die auf dem Papier recht mittelmäßige Verteidigung mit einem Serie-A-Reservisten, einem Endzwanziger aus Katar, einem ehemaligen Porto-Legionär auf Heimat-Karriere-Auskling-Tour und einem altersschwachen spanischen Absteiger machte wie schon in der Qualifikation (nur zwei Gegentore, allerdings in einer recht schwachen Gruppe) eine äußerst solide Figur.

Was letztlich zum Aus führte, war die fehlende Klasse im Vorwärtsgang. Mit einem Punkt und -1 Toren aus den beiden Spielen gegen Frankreich und die Schweiz war die Ausgangslage vor dem abschließenden Albanien-Spiel sehr akzeptabel; aber der bombensicheren und aufopferungsvoll kämpfendenDefensiv-Darbietung der Albaner stand Rumänien ziemlich ratlos gegenüber. Dem fälschlicherweise wegen angeblichen Abseits aberkannten vermeintlichen Ausgleich zum Trotz: Das war zu wenig.

So ist man zwar Gruppenletzter, hat sich aber im Rahmen der ziemlich begrenzten Möglichkeiten relativ ordentlich präsentiert. Das ist aber auch das Optimum, das der aktuellen Spielergeneration möglich ist – wie bei den Tschechen stehen auch bei den Rumänen zahlreiche Spieler recht unmittelbar vor dem internationalen Karriereende.

Quälender Zeitlupen-Fußball: Die alterschwachen Schweden

Team SchwedenDas internationale Karriereende hat mit dem schwedischen Aus in der Vorrunde nun auch Zlatan Ibrahimovic vor sich. Und nicht nur er: Neben dem bei Fast-Absteiger Sunderland zum Bankangestellten degradierten Seb Larsson und dem bei diesem Turnier einmal mehr völlig abgetauchten Markus Berg wird auch Zlatans Intimfeind Kim Källström, mit dem sich Zlatan abseits des Platzes nie vertragen hatte, unter dem neuen Teamchef Janne Andersson mit höchster Wahrscheinlichkeit keine Chance mehr haben.

Gerade Källström war das Sinnbild für den Zeitlupen-Fußball, den das Trekronor-Team in Frankreich zeigt. Fehlende Kreativität, wie sie den Schweden seit vielen Jahren eigen ist, ist das eine. Aber wie sehr vor allem Källström in der Mitte praktisch immer jegliches Tempo auch aus potenziellen Gegenstößen genommen hat, war schon erstaunlich. Würde man sagen, er spielt wie einer, der sich aufs Altenteil in die Schweizer Liga zurückgezogen hat, wäre das eine Beleidigung für die Schweizer Liga.

Von den Jungen, die letztes Jahr U-21-Europameister wurden, durfte nur Abwehrspieler Victor Lindelöf als Stammkraft ran, John Guidetti war Joker, Oscar Lewicki nur einmal im Einsatz. Oscar Hiljemark (auf der Källström-Position daheim) sah sich alle drei Spiele von der Bank an, Linksverteidiger Ludwig Augustinussen ebenso. Der vermutlich talentiertste der Europameister, der potenziell großartige Alleskönner Simon Tibbling, war nicht einmal im Kader.

Nach dem Ende der Generation mit Ljungberg, Mellberg und Henrik Larsson vor acht Jahren steht nun der nächste Generationswechsel an – ähnlich wie bei Rumänien, bei den Tschechen und bei den Russen. Dass mit dem Abgang diverser Spieler und Förbundskapten Erik Hamrén auch die quälende Ideenlosigkeit seiner sechsjährigen Amtszeit vorbei ist, ist nicht ganz unwahrscheinlich.

Hinter den Erwartungen: Die verunsicherten Österreicher

ÖsterreichEine ausführliche Evaluierung, aber keine Palastrevolution – weder im Kader, noch auf der Trainerbank – steht nach dem enttäuschenden Auftritt von Österreich bei diesem Turnier an. Nach einer glanzvollen Qualifikation (28 von 30 möglichen Punkten) galt das Erreichen des Achtelfinals als absolutes Minimalziel, zumal man eine nicht gerade problematische Gruppe erwischt hatte.

Viele verschiedene Umstände führten dann aber dazu, dass praktisch nichts so klappte wie erwünscht. Coaching-Fehler, die Verletzung von Junuzovic und der Ausschluss von Dragovic führten zu einem 0:2 gegen Ungarn, die nach einer harzigen Vorbereitung angeknackste Psyche krachte nun in sich zusammen. Mit einer ungewohnten Defensiv-Taktik und einigem Glück trotze man den Portugiesen ein 0:0 ab, erst in der zweiten Hälfte des letzten Spiels gegen Island konnte man erstmals erahnen, wie dieses Team eine so starke Qualifikation gespielt hatte.

Hohe Erwartungshaltung (sowohl öffentlich als auch an sich selbst) traf auf gut eingestellte Gegner, Formschwächen von Schlüsselspielern (Alaba, Harnik), verletzte oder gerade genesene Spieler (Junuzovic, Dragovic, Janko). Der Teamchef traute sich, auf diese Umstände zu reagieren und experimentierte mit Spielanlage und System. Das ging auch nur teilweise auf.

Bis auf Keeper Almer und Wechselspieler Schöpf geht kein Österreicher als Gewinner aus dem Turnier raus, aber mehr als ein oder zwei Stammkräfte werden aus dem Team, das sich derzeit im besten Alter befindet, erstmal nicht rausfallen. Man wird personell nur punktuell verändert in die WM-Quali gehen.

Sich ordentlich verkauft: Die Albaner aus aller Herren Länder

Team AlbanienDas einzige in der Vorrunde ausgeschiedene Team, das mit einem zufriedenen Gefühl nach Hause fahren darf, ist jenes aus Albanien – wiewohl auch hier mehr möglich gewesen wäre. Ein wenig cooler gegen die in Überzahl implodierenden Schweizer, noch drei Minuten länger stand gehalten gegen die Franzosen, und die Albaner wären alles andere als unverdient in der nächsten Runde gestanden.

Natürlich war wie bei vielen Teams die Grundausrichtung eher defensiv, aber nicht so unterkühlt wie bei Island, nicht so planlos wie bei den Ukrainern. Man erwischte die richtige Balance aus taktischer Disziplin und feuriger Leidenschaft. Für viel mehr als einen vierdienten Sieg und zwei unglückliche Niederlagen reicht halt die individuelle Klasse halt nicht aus.

Außerdem haben das Team und dem vernehmen nach auch die Fans alles dafür getan, das aus der Qualifikation etwas ramponierte Image (Stichwort Fight Night von Belgrad) aufzupolieren. Das Team kämpfte hart, aber nie unfair (Canas Ausschluss war patschert, aber mehr nicht), ließ in keinem Spiel nach, wirkte geschlossen und kameradschaftlich; die Anhänger brachten bedingungslose und lautstarke Unterstützung, aber machten keine Troubles. So sind die Albaner auf jeden Fall ein gern gesehener Gast bei Turnieren (wiewohl es in der WM-Quali-Gruppe gegen Italien und Spanien, nun ja, eher schwierig wird).

Albanien und die nationale Jugendarbeit kann übrigens so gut wie nichts für den Aufschwung: Fast der halbe Kader (Abrashi, Ajeti, Aliji, Basha, Gashi, Kukeli, Lenjani, Veseli und Xhaka) ist in der Schweiz geboren und/oder aufgewachsen, Mavraj ist Deutscher, Memushaj Italiener, Kace Grieche. Kapitän Cana (der seine Teamkarriere beendet) und Goalie Berisha sind Kosovaren und wären ab sofort auch für die Kosovo-Auswahl spielberechtigt.

Fazit: Viel Biederheit ohne Idee nach vorne

Wer hat das Turnier also verlassen? Überwiegend biedere Truppen ohne echte Idee nach vorne (Russland, Ukraine, Rumänien, Tschechien, Schweden), Teams die von einigen wenigen Individualisten leben (Ukraine, Türkei), eine höher gehandelte Truppe, bei der viel zusammen gekommen ist (Österreich) und eine Mannschaft, die in jedem Bereich alles gegeben hat und nicht eigentlich nichts vorwerfen muss (Albanien).

Auf ins Achtelfinale also.

turnier

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Wackelig, kopflos, konfus und passiv – schlimmer Auftritt trotz 2:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2014/06/04/wackelig-kopflos-konfus-und-passiv-schlimmer-auftritt-trotz-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2014/06/04/wackelig-kopflos-konfus-und-passiv-schlimmer-auftritt-trotz-21-sieg/#comments Tue, 03 Jun 2014 23:35:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10263 Wackelig, kopflos, konfus und passiv – schlimmer Auftritt trotz 2:1-Sieg weiterlesen ]]> Cech, Kadlec, Suchy, Rosicky, Hübschman, Plasil, Necid – die internationalen Spieler ließ Tschechiens Teamchef Pavel Vrba allesamt draußen. Die Mischung aus den nationalen Top-Teams Sparta Prag und Viktoria Pilsen hatte gegen ein seltsam passives und erschreckend konfuses österreichisches Team das Spiel weitgehend im Griff, machte aber die entsprechenden Tore nicht. So kam die ÖFB-Elf im letzten Test vor der EM-Quali zu einem extrem schmeichelhaften 2:1-Sieg. Bei dem bis auf die Chancenverwertung so gut wie nichts funktionierte.

Tschechien - Österreich 1:2 (1:1)
Tschechien – Österreich 1:2 (1:1)

Kein Pressing

Hatte das Pressing bei Österreich zuletzt gegen Island nicht geklappt, weil aus dem Mittelfeld zu wenig nachgerückt worden war, gab es diesmal erst gleich gar keines. Die Mittelfeld-Kette im 4-1-4-1 verschob im Verbund horzitonal und auch Sturmspitze Sabitzer lief die ballführenden Innenverteidiger nicht an. Bei den Tschechen hingegen wurde gut variiert: Zum einen mit längeren, halbdiagonalen Bällen in Richtung der offensiven Mittelfeldreihe, zum anderen – vor allem am österreichischen Strafraum angekommen – mit kurzen Pässen. Dabei rückten auch beide defensiven Mittelfeld-Leute der Tschechen weit über die Mittellinie auf, wodurch Österreich nach Ballgewinnen die Räume für einen schnellen Aufbau genommen wurden.

Damit taten sich die Österreicher dann auch extrem schwer, weil – ebenfalls wie gegen Island – komplett die Bewegung fehlte, nicht selten lief nur der Ballführende, und die anderen schauten ihm zu. So als ob es eintrainierte Angriffs-Spielzüge gar nicht gäbe. Oft wurden dann auch längere Vertikalbälle eingestreut (vor allem von Garics), was das Tempo dann vollends rausnahm. Junuzovic agierte mehr vertikal, womit sich Garics und Weimann schwer taten, ihn einzubeziehen. Die Partnerschaft von Arnautovic mit Ivanschitz auf der rechten Seite klappte deutlich besser.

Schwächen in der Abwehr

Vor allem Emanuel Pogatetz war in der österreichischen Hintermannschaft ein ständiger Gefahrenherd. Das sahen natürlich auch die Tschechen: Stürmer Vydra tendierte in den Zweikämpfen dazu, eher auf Prödl zu gehen, lief aber Pogatetz voll an, wenn dieser den Ball führte. Dazu ließ sich der Nürnberg-Legionär oft viel zu billig aus der Position ziehen, wodurch in seinem Rücken Lücken entstanden. Hinzu kam, dass die Viererkette oft im Strafraum tief stand und Ilsanker alleine den Platz davor abdecken musste, wodurch die Tschechen den Raum vor dem gegnerischen Strafraum weitgehend im Griff hatten.

Dass auch Robert Almer, der nicht mal beim abgeschlagenen Letzten der 2. deutschen Liga zu Einsätzen kam, keine Sicherheit ausstrahlte, half da natürlich auch nicht weiter. Zu sagen, Gyuri Garics wäre der bessere Torhüter gewesen, wäre wohl ein wenig hart, aber Garics klärte zweimal in höchster Not, Almer nur einmal – dafür ließ Letzterer einige Bälle unnötig fallen bzw. prallen. Dazu war er im Aufbau völlig nutzlos, weil er stur die Bälle einfach blind nach vorne drosch.

Keine Balance, kaum ein Nachrücken, viel Ungenaues

Hauptproblem war aber, dass im Vorwärtsgang keine Balance, keine Kompaktheit und kaum ein Nachrücken erkennbar war. Viele Bälle wurden leicht verloren, auch von Stefan Ilsanker, der zwar wusste, wann er mal ein taktisches Foul machen musste, wann er wohin verschieben musste und wann er wo welche Lücken schließen musste, aber ebenso eine erstaunliche Fehlpass-Quote an den Tag legte.

Wie eklatant die Schwäche der Österreicher nach vorne war, wurde in der Aktion deutlich, die zur völlig unverdienten 1:0-Führung führte. Es war das erste Mal, dass mal ein Angriff schnell und direkt und vertikal über Ivanschitz und Arnautovic nach vorne getragen wurde, Sabitzer (oder Innenverteidiger Prochazka) vollendete die Hereingabe von Arnautovic. Eine Aktion als völliges Gegenteil zu so ziemlich allem, was davor gewesen ist.

In der Folge versuchte Österreich auch deutlich mehr als davor, direkter in die Spitze zu kommen, aber kurz vor der Pause gelang Hořava der hochverdiente Ausgleich – fast logischerweise in einer der vielen Situationen, in denen Österreich den Raum vorm eigenen Sechzehner nicht im Griff hatte und Hořava per Fernschuss traf.

Darum spielt Alaba im zentralen Mittelfeld

Für die zweite Hälfte blieb der völlig indisponierte Junuzovic – er half weder dem Duo auf der rechten Seite, noch brachte er nach vorne etwas, wirkte ein wenig überspielt – in der Kabine, für ihn kam Julian Baumgartlinger und mit ihm eine Änderung des Systems auf ein 4-2-3-1. Defensiv passte die Raumaufteilung da deutlich besser, aber offensiv passte es immer noch nicht. Oder, genauer gesagt: noch viel weniger.

Beginn 2. Halbzeit
Beginn 2. Halbzeit

Weil nämlich Ivanschitz weiterhin seine halblinke Seite bearbeitete und nicht von der Seite von Arnautovic und Suttner wich, klaffte auf der anderen Seite eine Lücke und er blieb auch dann noch im ballfernen Halbfeld, wenn Garics und Weimann auf der rechten Seite eigentlich seine Hilfe benötigt hätten. So blieben den beiden oft nur Quer- oder Rückpässe, aber keinerlei Impulse nach vorne.

Anders gesagt: Genau jene Räume, die sonst ein David Alaba bearbeitet (oder stopft, je nachdem), blieben nun leer und Österreich damit harmlos. Wie überhaupt einer im Mittelfeld fehlte, der das Spiel antreibt. Das ist Ilsanker nicht, schon von seinem Typ her, das ist Baumgartlinger nicht nach einem halben Jahr Verletzungspause.

Und das ist auch der Grund, warum Alaba im Nationalteam eben im zentralen Mittelfeld spielt und nicht, wie bei den Bayern, als Linksverteidiger.

Unwucht erkannt, aber auch Neue ändern wenig

Koller erkannte die Unwucht und nahm Ivanschitz nach einer Stunde ebenso wie den einmal mehr alles andere als beeindruckenden Andi Weimann vom Feld. Michael Liendl spielte von nun an den Zehner tatsächlich zentral.

Was aber auch nichts daran änderte, dass die tschechische Mannschaft defensiv einen sehr organisierten Eindruck machte, selten in Panik verfiel und technisch sicherer agierte. Inhaltlich ist es eine typische Pavel-Vrba-Mannschaft: Wie schon bei Viktoria Pilsen lässt er auch beim Nationalteam ein sehr klar strukturiertes 4-2-3-1 spielen, mit einem Pressing mittlerer Intensität, mit konsequentem Nachrücken, aber ohne echte Überraschungen.

Überwunden wurde Torhüter Štěch dann aber doch, weil seine Vorderleute den Ball nicht wegbrachten und Baumgartlinger aus 18 Metern abzog und traf. Einmal mehr entgegen dem Spielverlauf, und auch in der verbleibenden Spielzeit drückten die Tschechen auf den Ausgleich. Ohne Erfolg, teils wegen eigener Unfähigkeit, teils wegen guten Defensiv-Stellungsspiels von Garics, und auch teils wegen des Referees, der ein Tor nicht gab, von dem keiner so genau wusste, warum er es nicht gab.

Fazit: Ein Rückschritt nach dem anderen

Es war fraglos eines der schlechteren Spiele unter Marcel Koller, die Probleme waren mannigfaltig, aber auch keineswegs neu. Es fehlte wieder das Tempo und die Genauigkeit im eigenen Aufbau, es gab zu wenig Nachrücken im Mittelfeld, es wurde die Kompaktheit im mannschaftstaktischen Verschieben (vor allem in den diesmal äußerst spärlichen Pressing-Situationen) vermisst. Die rechte Seite funktioniert nicht, egal ob dort Garics oder Klein als RV spielen.

Die beiden größten Problemstellen waren aber Robert Almer und Emanuel Pogatetz. Als vor rund zwei Jahren an dieser Stelle Pogatetz recht deutlich kritisiert wurde, hagelte es Kritik an der Analyse – nun kann es aber keine zwei Meinungen mehr geben, dass Pogatetz nicht mehr das nötige Niveau mitbringt. Es kann ja auch kein Zufall sein, dass er in den letzten zwei Jahren unter den Trainern Magath, Allardyce und Verbeek wenig bis gar nicht spielte.

Von Koller waren diesmal keine Reaktionen auf einen sich adaptierenden Gegner gefordert, weil die Tschechen inhaltlich nicht umstellten. Dass es ein Glückssieg war, räumte er dann auch selbst ein, und in der EM-Quali wird sich vieles bessern müssen, was in der Vergangenheit schon deutlich besser funktioniert hat. Das Mannschaftsgefüge beim Pressing klappt überhaupt nicht, und bis auf Arnautovic gibt es kaum einen, der wirklich Verantwortung übernimmt.

Kurz: Im Herbst muss so ziemlich alles anders werden. Denn in den letzten Spielen, so okay die Ergebnisse auch waren, macht man einen Rückschritt nach dem anderen.

(phe)

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Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/ https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/#comments Mon, 25 Mar 2013 00:30:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8517 Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien weiterlesen ]]> WM-Quali kompakt – quasi Häppchen in Form von Kurz-Analysen von der Jagd nach den Startplätzen für Brasilien 2014! Wo Kroatien mit einer aufregenden Mannschaft wahrscheinlich dabei sein werden. Die Bosnier, die Griechenland 3:1 besiegten, mit einem sehr schiefen 4-2-3-1 ebenso. Auch die Ukraine war systematisch schräg unterwegs und gewann auswärts in Polen. Während Dänemark in einem seltsamen Spiel in Tschechien die Chance auf das WM-Ticket wahren konnte!

Kroatien – Serbien 2:0 (2:0). Mandžukić 23, Olić 37.

Kroatien - Serbien 2:0 (2:0)
Kroatien – Serbien 2:0 (2:0)

Schon bei der EM unter Slaven Bilić war das kroatische Team eines der interessanteren des Turniers, und das ist auch unter Nachfolger Igor Štimac so. Er lässt das Team in einem Hybrid aus 4-2-3-1 und 4-4-2 antreten. Der große Rivale Serbien hatte der gewaltigen Klasse dieses Teams auf fast jeder Position nichts entgegen zu setzen.

Einzige Schwachstelle bei Kroatien ist die Innenverteidigung. Ćorluka und der alte Šimunic sind keine Spieleröffner, erstens, und könnten mit internationalen Klasse-Stürmern sicherlich nicht mithalten. Štimac geht aber deswegen keinen Kompromiss im zentralen Mittelfeld ein und stellt eine robuste Absicherung hin – nein, er wählt den Weg mit zwei Passgebern. Der gebürtige Linzer Mateo Kovačić (im Winter von Dinamo Zagreb zu Inter Mailand gewechselt) und Luka Modrić sind für die Impulse aus dem Zentrum zuständig. Vor allem der 18-jährige Kovačić beeindruckt dabei mit seiner extremen Ruhe am Ball und der Resistenz gegen Pressing-Versuche des Gegners. Was Modrić kann, ist eh bekannt.

Die beiden nominellen Außenspieler, Rakitić und Kranjčar, rücken sehr weit ein und erlauben den extrem offensiven Außenverteidigern Srna und Strinić das hinterlaufen. Damit ist nicht nur Überzahl im Zentrum hergestellt, sondern auch die Breite. Vorne steht Ivica Olić als hängende Spitze und Mario Mandžukić als Knipser. Beide arbeiten extrem viel.

Die Serben, die sich unter Teamchef Siniša Mihajlović im völligen Umbau befinden, waren komplett überfordert. Das teilweise heftige kroatische Pressing verhinderte jeden Versuch von Spielaufbau bei den Serben, die Flügelspieler waren von Strinić und Srna komplett abgemeldet, Kolarov war ein komplettes Desaster (das 1:0 für Kroatien resultierte etwa aus einem schlimmen Schnitzer von Kolarov), Ivanović wurde hinten festgenagelt und konnte Strinić und Olić trotzdem nie Einhalt gebieten. Die beiden armen Teufel, die im serbischen 4-4-1-1 vorne agierten, sahen kaum einen Ball. Kroatien kam zu einem mühelosen und nie gefährdeten 2:0-Sieg.

In der Gruppe A liegt Kroatien punktgleich mit Spitzenreiter Belgien an zweiter Stelle. In dieser Form ist davon auszugehen, dass sich die Kroaten für die WM qualifizieren werden. Dieses aufregende Team wäre sicher eine Bereicherung für das Turnier.

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Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0). Džeko 30, 54, Ibišević 35; Gekas 90.

Bosnien - Griechenland 3:1 (2:0)
Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0)

Dass auch die Bosnier ein ziemlich attraktives Team sind, ist schon seit längerem bekannt. Nun haben sie nach zwei Play-off-Niederlagen endlich auch eine Gruppe bekommen, in der sie sich durchsetzen sollten und endlich eine Endrunde erreichen dürften.

Der interessanteste Aspekt im Team von Safet Sušić, wie es sich beim womöglich schon vorentscheidenden Spitzenspiel der Gruppe gegen EM-Viertelfinalist Griechenland darstellte, ist die Assymmetrie im 4-2-3-1. Weil Sušić sowohl Edin Džeko von Man City als auch Vedad Ibišević von Stuttgart in seiner Start-Formation haben will, stellt er Ibišević nominell auf die rechte Mittelfeld-Seite. Er spielt aber recht weit innen und rückt auch oft ins Sturmzentrum, wodurch Rechtsverteidiger Mujdža gezwungen ist, extrem offensiv zu agieren, um die Flanke nicht offen zu lassen.

Auf der anderen Seite jedoch agiert Lulić (von Lazio) eher aus der Tiefe heraus und er hält auch die Außenbahn. Somit kann Linksverteidiger Zukanović hinten bleiben und sich, wie in diesem Spiel, um Salpingidis kümmern, ohne dass nach vorne etwas abgehen würde.

Das Hauptaugenmerk im Zentrum bei Zahirović und Medunjanin liegt im gezielten Pressing, dabei unterstützen sie vor allem Zehner Misimović. Weil sich aber die Griechen darauf recht gut eingestellt hatten und mit Torosidis und Holebas auf den Flügeln sowie dem robusten Salpingidis und dem großen Samaras vorne Anspielpunkte hatte, konnte Bosnien das gewohnte schnelle Umschaltspiel nicht etablieren. Stattdessen bestand der Spielaufbau vor allem aus langen Flankenwechseln auf Lulić oder Ibišević bzw. auf den robust verteidigten Džeko. Das klappte gar nicht.

Nach rund 20 Minuten erkannte Džeko das Problem und ließ sich extrem weit zurückfallen – also sogar hinter die Mittelfeld-Reihe – um besser anspielbar zu sein, während Misimović und vor allem Ibišević sich vorne anboten. Damit war Griechenland im Zentrum in Unterzahl und Bosnien flugs 2:0 in Front. Die Tore waren zwar ein Freistoß und ein Elfer-Nachschuss (der ziemlich erbärmlich verteidigt wurde), waren aber ein logisches Produkt der etwas veränderte Spielanlage der Bosnier.

Die das Spiel mit der Führung im Rücken in der Folge beinahe nach Belieben kontrollierten. Griechenlands Teamchef Fernando Santos nahm in der Pause Linksverteidiger Tzavellas raus und brachte mit Gekas einen neuen Mittelstürmer, dafür ging Samaras auf die linke Angriffs- und Holebas auf die linke Abwehrseite. So wollte er mehr Zug Richtung bosnischen Strafraum bringen – doch konnte diese Maßnahme nicht greifen, ehe Džeko, wieder nach einem Freistoß, das 3:0 markierte. Die Entscheidung.

Nach einer kurzen Orientierungsphase kontrollierte Bosnien also den stärksten Gruppengegner und gewann hochverdient. Damit führt man die Gruppe dank der hervorragenden Tordifferenz de facto vier Punkte vor den Griechen an und hat bereits beide Spiele gegen diese absolviert. Es sollte als endlich mit einer Endrunde klappen.

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Polen – Ukraine 1:3 (1:3). Piszczek 17; Jarmolenko 2, Gusev 6, Sosulia 45.

Polen - Ukraine 1:3 (1:3)
Polen – Ukraine 1:3 (1:3)

Die beiden Gastgeber der letzten EM sind in ihrer Gruppe (gegen England und Montenegro) beide schon ziemlich im Hintertreffen – sowohl für Polen als auch für die Ukraine war das ein Spiel der letzten Chance.

Der Schlüssel, um mit Polen umzugehen, hat sich seit der EM nicht verändert: Die extrem starke rechte Seite mit Piszczek und Błaszczykowski muss kontrolliert werden, denn der Rest der Mannschaft genügt internationalen Ansprüchen nicht. Michailo Fomenko, der das Amt des ukrainischen Teamchefs von Oleg Blochin übernommen hatte, ließ sich auch etwas einfallen: Ein extrem schiefes 3-4-3, mit dem die starke polnische Seite personell in Unterzahl gestellt werden sollte.

Während also Andrej Jarmolenko de facto alleine die rechte Angriffsseite beider Ukraine bildete und sich mit dem unauffälligen Rybus und dem schwachen Boenisch vor allem in der Anfangsphase einen Spaß machte, blieb mit Shevchuk der linke Wing-Back hinten und achtete auf Błaszczykowski, während Linksaußen Gusev an der Seitenlinie blieb und sich um Piszczek kümmerte. Unterstützt wurden die beiden, wenn es ernst wurde, von Sechser Stepanenko und dem linken Mann in der Dreier-Abwehr, Alexander Kutcher.

Der Clou war, dass dann immer noch mit Fedetski und Khacheridi zwei Innenverteidiger übrig waren, um Lewandowski nicht zur Geltung kommen zu lassen. Zusätzlich spielte den Ukrainern natürlich massiv in die Hände, mit zwei Weitschüssen in den ersten sieben Minuten – die von Boenisch bzw. Wasilewski aber leicht zu unterbinden gewesen wären – blitzschnell 2:0 in Front lagen und sich in der Folge auf die Defensive konzentrieren konnten.

Natürlich kann man Klasse-Leute wie Piszczek und Błaszczykowski nie ganz kaltstellen, wie die hervorragend herausgespielte Aktion zum Anschlusstreffer wie Piszczek zeigt, aber im Großen und Ganzen hatte die Ukraine die Angelegenheit im Griff. Und als kurz vor der Pause Boenisch einmal mehr schlief, schlug es durch den fleißig laufenden Stürmer Sosulia von Dnipropetrovsk zum 3:1 für die Ukrainer ein.

Polens Teamchef Waldemar Fornalik, der wie sein Gegenüber nach der EM übernommen hatte, brachte für die zweite Hälfte Kosecki statt Rybus und ließ den neuen Mann deutlich höher agieren, um Jarmolenko effektiver nach hinten zu drücken. Weil aber erstens mit Fedetski der rechte Mann in der Dreierkette der Ukraine mehr aufrückte und zweitens Boenisch weiterhin grobe Schwächen im Zweikampf und auch im Positionsspiel zeigte, kam Polen trotz des Wechsels nicht zurück ins Spiel – im Gegenteil, die Ukrainer hatten zwei Topchancen und hätten schon 5:1 führen können, als nach einer Stunde mit Obraniak ein neuer Zehner bei den Polen kam.

Fomenko reagierte prompt und brachte Tymoschuk statt des müdegelaufenen Stepanenko. So wurde Obraniak neutralisiert – und die Ukrainer kontrollierten den 3:1-Sieg ohne gröbere Probleme über die Zeit. Nach dem Punktverlust in Moldawien und der Heimniederlage gegen Montenegro wahrte die Ukraine somit die verbliebene Mini-Chance, aber es wurde auch deutlich, dass die spielerischen Mittel begrenzt sind – und man wird nicht in jedem Spiel zwei Weitschuss-Tore erzielen und danach kontern können.

Eine Teilnahme an der WM ist für die Ukrainer damit ebenso unwahrscheinlich wie für die Polen. Mit einer Heimniederlage gegen die Ukraine im Gepäck werden wohl zwei Überraschungen gegen England und Montenegro nötig sein, um nach von der Endrunde träumen zu dürfen. Dafür ist die Mannschaft mit der Konzentration auf die rechte Seite aber wohl zu berechenbar.

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Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0). Cornelius 57, Kjær 67, Zimling 82.

Tschechien - Dänemark 0:3 (0:0)
Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0)

Jeweils Unentschieden gegen die seit Jahren wertlosen, sich aber auf dem Weg nach oben befindenden Bulgaren bedeuteten sowohl für Tschechien als auch für Dänemark einen eher durchwachsenen Start in die WM-Quali.

Grundsätzlich haben sich aber beide Teams gegenüber der EM nicht großartig verändert. Tschechien ist weiterhin ein eher gesichts- und konturloses Team: Keine glanzvollen Spieler, kein ungewöhnliches System, kein besonderes Flügelspiel. Ein ordentliches, aber nicht brutales Pressing gegen die gegnerische Spieleröffnung. Solide Arbeiter, die aber auch keinen Kampf-Fußball zeigen. Auf die Frage, wofür das tschechische Team Anno 2013 steht, wird man eher ratlose Blicke ernten.

Und auch die Dänen sind sich treu geblieben: Ein 4-4-1-1 mit extrem nach vorne pushenden Außenverteidigern, die von einem zwischen die Innenverteidiger abkippenden Sechser (in diesem Fall Stokholm) abgesichert werden; einrückende Außenstürmer, in Eriksen einen trickreichen, aber noch immer nicht besonders gefährlichen zentralen Gestalter – und vorne ein Pflock von einem Stürmer. In Abwesenheit des nach einer Alko-Fahrt suspendierten Bendtner ist das der Shooting-Star der dänischen Liga, Andreas Cornelius vom FC Kopenhagen.

Dadurch, dass beide Teams darauf achteten, die Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr eng zu halten, war im Spiel nach vorne jeweils erhöhte Präzision gefordert. Die es aber nicht gab: Viele schlampige Abspiele (vor allem von Jørgensen und Krohn-Dehli) und die Tatsache, dass Eriksen von Plašil und Darida gut in Schach gehalten wurde, hinderte die Dänen an Torchancen.

Aber auch die Tschechen konnten sich nicht nach vorne kombinieren, weil immer ein Däne da war, der das zu verhindern wusste. Mit ihrer sehr kompakten und taktisch äußerst disziplinierten Defensiv-Arbeit im Mittelfeld schafften es so auch die Skandinavier, von Tschechien nicht nachhaltig in Gefahr gebracht zu werden. Die Folge: Ein zwar intensives, aber in Ermangelung von konkreten Aktionen nicht besonders unterhaltsames Spiel und ein logisches 0:0 zur Pause.

In der zweiten Hälfte stieg bei Dänemark nach vorne die Konzentration und damit auch die Genauigkeit und Cornelius drosch bei seinem Start-Elf-Debüt nach knapp einer Stunde einen Ball, der ihm eher zufällig an der Strafraumgrenze vor die Füße gefallen war, unhaltbar für Cech in den Winkel. Der tschechische Teamchef Bilek brachte im Gegenzug mit Rosický einen echten Gestalter statt Kämpfer Jiráček. Ein guter Wechsel, denn in das auffallend unkonkrete Offensiv-Spiel der Tschechen kam sofort viel mehr Direktheit und Zug zum Tor.

Die Gastgeber waren also drauf und dran, das Spiel auszugleichen, als Simon Kjær nach einem Eckball per Kopf das 2:0 erzielte. Das lässt sich eine so kompakte Mannschaft wie jene der Dänen natürlich nicht mehr nehmen – und Zimlings 3:0 in der Schlussphase machte den Deckel drauf.

Was nichts daran ändert, dass es ein seltsames Spiel war. Keines der beiden Teams wusste wirklich zu überzeugen und vor allem in der Offensive ist extrem viel pures Stückwerk. Dennoch: Bei den Dänen ist ein konkreterer Plan zu erkennen als bei den Tschechen, denen in der Startformation eklatant die Kreativität und die Qualität im gegnerischen Strafraum abgeht. Mit David Lafata muss ein Stürmer ran, der vor Jahren bei der Wiener Austria keinen bleibenden Eindruck hinterließ.

Aber trotz des 3:0-Erfolgs vermittelte auch Dänemark nicht den Eindruck, dass man zwingend viel Geld auf eine WM-Teilnahme setzen sollte. Freilich: Viel dramatisch negatives ist resultatsmäßig noch nicht passiert (Remis gegen Tschechien und in Bulgarien, Niederlage in Italien). Aber dieser Sieg war auch das erste positive Ausrufezeichen. Sollte im nächsten Spiel daheim gegen Bulgarien ein weiterer Dreier folgen, stimmt der Fahrplan in Richtung Play-Off.

(phe)

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Acht Spiele zum (vorläufigen) Glück https://ballverliebt.eu/2012/10/19/acht-spiele-zum-vorlaufigen-gluck/ https://ballverliebt.eu/2012/10/19/acht-spiele-zum-vorlaufigen-gluck/#respond Fri, 19 Oct 2012 21:58:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7943 Acht Spiele zum (vorläufigen) Glück weiterlesen ]]> Playoff gegen Russland – die Chance für Österreichs Fußball-Frauen, sich erstmals für ein großes Turnier zu qualifizieren. Die Teilnahme bei der EM 2013 im kommenden Juli in Schweden winkt. Dass man es aber überhaupt in diese Entscheidungsspiele geschafft hat, ist schon eine noch vor einem Jahr nicht für möglich gehaltene Leistung. Die Gruppenspiele, sie waren acht Spiele zum (vorläufigen) Glück. Ballverliebt blickt vor dem Hinspiel gegen die Russinnen auf die letzten 13 Monate zurück. Und lässt Teamchef Dominik Thalhammer zu jeder der acht Partien zu Wort kommen.

Österreich – Tschechien 1:1 (0:0)

 1:1 gegen Tschechien
[17. Sept. ’11 in Vöcklabruck, 800 Zuschauer. Tore: 0:1 (55.) Mocová, 1:1 (60.) Hanschitz. Wechsel: Entner für Hanschitz (64.), Makas für Ruiss (73.)]

Der Beginn der Reise in Oberösterreich. Gegen das Topf-2-Team aus Tschechien hieß es schon im ersten Spiel „verlieren verboten“, wollte man die als minimal gehandelte Chance auf Rang zwei nicht schon in der Start-Partie verspielen. Vor der Pause gaben die Gäste klar den Ton an, trafen die Stange, aber erzielten kein Tor. Das kam erst nach dem Seitenwechsel, durch einen einen Mocová-Freistoß, den Torfrau Kristler falsch berechnete.

Doch die ÖFB-Frauen steckten nicht auf, kamen postwendend zum Ausgleich – mit einer Aktion, in der Kapitänin Hanschitz ihr Nasenbein opferte. In der letzten halben Stunde war Österreich dank der besseren körperlichen Verfassung dem Siegtor näher, es blieb aber bei der Punkteteilung.

Thalhammer: „Da waren noch viele Lernfelder offen, taktisch und generell inhaltlich waren wir da noch ziemlich weit weg. Die Tschechinnen waren an diesem Tag sicher schlechter als im Rückspiel, aber letztlich war das Ergebnis gerecht.“

Stand in der Gruppe: Portugal 3, Tschechien 1, Österreich 1, Dänemark (-1 Spiel) 0, Armenien 0

Dänemark – Österreich 3:0 (2:0)

0:3 in Dänemark
[22. Okt. ’11 in Vejle, 2.600 Zuschauer. Tore: 0:1 (32.) Harder, 0:2 (41.) Harder, 0:3 (90.) Harder. Wechsel: Manhart für Walzl (46.), Eder für Makas (75.), Gstöttner für Prohaska (80.)]

Die Erwartungen für das Spiel beim haushohen Favoriten der Gruppe waren sehr gering – und letztlich gab es in Vejle auch nichts zu holen. Ohne die im Tschechien-Spiel verletzte Hanschitz und ohne die verletzte Nina Burger stand man letztlich auf verlorenem Posten. Blondschopf Pernille Harder sorgte für alle drei Tore zum erwarteten dänischen Sieg.

Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte: Es sollte der letzte Punktverlust für Österreich in dieser Quali-Gruppe bleiben.

Thalhammer: „Wir haben zu diesem Zeitpunkt die optimale Formation noch nicht gefunden. Da habe ich auch einiges probiert. Das Problem in dieser Partie war in erster Linie, dass das Abwehrverhalten zu passiv war. Sowas nützt Dänemark dann natürlich aus.“

Stand: Dänemark 6, Tschechien 4, Portugal 3, Österreich 1, Armenien 0.

Österreich – Armenien 3:0 (2:0)

3:0 gegen Armenien
[26. Okt. ’11 in Bruck an der Mur, 700 Zuschauer. Tore: 1:0 (17.) Feiersinger, 2:0 (40.) Tasch, 3:0 (71.) Gstöttner. Wechsel: Manhart für Schnaderbeck (59.), Rappold für Prohaska (74.), Makas für Manhart (86.)]

An einem frischen Herbst-Nachmittag wartete in der Obersteiermark der Punktelieferant der Gruppe. Dass es gegen Armenien einen Sieg geben würde, stand nie außer Diskussion. Die österreichische Abwehr verlebte einen ruhigen Tag, aber das Aufziehen eines eigenen Spiels klappte nicht wunschgemäß. Es brauchte zwei armenische Fehler, um den Riegel zu knacken.

Am Ende stand ein Erfolg, der keinen großen Glanz hinterließ, in einem Spiel, in dem es im Grunde außer drei Punkten auch nichts zu holen gab.

Thalhammer: „Es war ein klar verdienter Pflichsieg. Man muss aber sagen, dass wir da auch einige gute Chancen auf einen höheren Sieg ausgelassen haben.“

Stand in der Gruppe: Dänemark 9, Tschechien (-1 Spiel) 4, Österreich 4, Portugal 3, Armenien 0.

Portugal – Österreich 0:1 (0:1)

1:0 in Portugal
[19. Nov. ’11 in Pombal, 1.000 Zuschauer. Tor: 1:0 (13.) Feiersinger. Wechsel: Entner für Tasch (46.), Reischer für Kristler (65.), Gstöttner für Fischer (83.).]

Für das wichtige Spiel in Portugal waren Burger und Hanschitz wieder fit, aber das goldene Tor im 15.000-Seelen-Städtchen zwischen Lissabon und Porto erzielte Laura Feiersinger schon nach einer Viertelstunde. Die Österreicherinnen hätten den Sack schon vor der Pause zumachen können, aber nach dem Seitenwechel kam der Gastgeber auf.

So mussten einige bange Momente überstanden werden und die für die verletzte Anna-Carina Kristler eingewechselte Bibi Reischer einmal in extremis retten, eher der 1:0-Zittersieg feststand. Wichtig – denn damit war Portugal erst einmal distanziert.

Thalhammer: „Das war ein heroischer Kampf! Wir haben Portugal rund eine Stunde absolut beherrscht, aber dann sind wir noch ins Wanken kommen. Das war der erste große Schritt in Richtung des zweiten Platzes, ein extrem wichtiger Auswärtssieg.“

Stand in der Gruppe: Dänemark (-1 Spiel) 9, Tschechien (-1 Spiel) 7, Österreich 7, Portugal 3, Armenien 0.

Armenien – Österreich 2:4 (2:3)

4:2 in Armenien
[1. April ’12 in Jerevan, 120 Zuschauer. Tore: 0:1 (7.) Armenyan, 0:2 (10.) Ghukasyan, 1:2 (21.) Burger, 2:2 (27.) Haas, 3:2 (35.) Burger, 4:2 (59.) Burger. Wechsel: Prohaska für Puntigam (52.), Makas für Haas (62.), Eder für Feiersinger (70.)]

Das war ganz anders geplant – aber Fehler hinten resultierten in einem schnellen 0:2-Rückstand. Den einzigen Toren, die Armenien in der kompletten Quali schießen sollte. Was folgte, war ein österreichischer Sturmlauf, nach 27 Minuten war der Spielstand ausgeglichen, nach 35 war Österreich vorne. Dass Nina Burger kurz vor der Halbzeit einen Elfmeter verschoss, machte sie nach der Pause mit ihrem dritten Treffer wieder gut.

Am Ende gab es den eingeplanten Sieg, allerdings kostete er allen Beteiligten einiges an Nerven. Positiv allerdings: Man hat selbige nach dem kapitalen Fehlstart nicht weggeworfen.

Thalhammer: „Nach zehn Minuten hab‘ ich geglaubt, im bin im falschen Film! Wir haben uns dann noch rund zwanzig Torchancen erarbeitet und verdient gewonnen. Aber wir haben dabei viel mehr Kraft gelassen, als notwendig gewesen wäre.“

Stand in der Gruppe: Dänemark (-1 Spiel) 12, Tschechien (-1 Spiel) 10, Österreich 10, Portugal (+1 Spiel) 6, Armenien (+2 Spiele) 0.

Österreich – Portugal 1:0 (0:0)

1:0 gegen Portugal
[5. April ’12 in Wr. Neustadt, 2.300 Zuschauer. Tor: 1:0 (85.) Feiersinger. Wechsel: Makas für Haas (79.), Trödthandl für Burger (90.).]

Dauerregen in Wr. Neustadt, und Portugal hatte den klar besseren Start in die Partie. Nach und nach übernahm daraufhin das ÖFB-Team das Kommando, brachte das portugiesische Tor aber kaum in Gefahr. Ein Gestocher nach einer Ecke war die beste Chance vor der Pause, ein Abseits-Tor nach dem Seitenwechsel.

Vor Portugal musste man, je länger das Spiel andauerte, immer weniger Angst haben. Ein torloses Remis würde für das nächste Spiel in Prag aber absoluten Siegzwang bedeuten. Umso wichtiger, dass Laura Feiersinger fünf Minuten vor dem Ende doch noch zum entscheidenden Treffer nützen konnte.

Thalhammer: „Unser erstes Spiel vor einer großen Kulisse. Wir sind sehr geduldig aufgetreten, haben auf unsere Chance gewartet und sie dann auch wirklich noch genützt. Da war schon eine wirklich reife Leistung.“

Stand in der Gruppe: Dänemark (-1 Spiel) 15, Österreich 13, Tschechien 10, Portugal 6, Armenien (+1 Spiel) 0.

Tschechien – Österreich 2:3 (1:2)

3:2 in Tschechien
[16. Juni ’12 in Prag, 400 Zuschauer. Tore: 1:0 (40., Elfmeter) Puntigam, 1:1 (44.) I. Martínková, 2:1 (45.) Prohaska, 3:1 (65.) Burger, 3:2 (87.) Divišová. Wechsel: Pöltl für Kirchberger (46.), Makas für Haas (48.), Eder für Puntigam (85.)]

Der Sieg gegen Portugal hieß: Ein Remis in der brütenten Hitze des Viktoria-Stadions von Prag, und die Chance auf den Playoff-Platz lebt. Ein Sieg aber, und dieser wäre schon fix. Wie im Hinspiel dominierte Tschechien das Geschehen in der ersten Hälfte, ehe Kapitänin Mocová einen Ball mit der Hand von der Linie kratzte. Ausschluss, Elfer, 1:0 – und nach dem postwendenden Ausgleich sofort das 2:1 nachgelegt.

Damit hatte Österreich in der zweiten Halbzeit totales Oberwasser, nützte einen Goalie-Fehler zum 3:1 und sah, wie die Tschechinnen völlig implodierten. Nur, um in der Schlussphase selbst die Flatter zu kriegen und den sicher geglaubten Sieg fast noch zu verspielen. Doch die drei Punkte wurden aus Prag entführt. Womit zumindest Gruppenplatz zwei bereits nicht mehr zu nehmen war.

Thalhammer: „Das war eine Nervenschlacht… Wir wollten unbedingt gewinnen und haben alles in die Waagschale geworfen. Es war auch etwas Glück dabei, weil uns der Spielverlauf in die Hände gespielt hat. Aber man muss das auch erst einmal ausnützen!“

Stand in der Gruppe: Österreich 16, Dänemark (-1 Spiel) 15, Tschechien 10, Portugal (-1 Spiel) 6, Armenien 0.

Österreich – Dänemark 3:1 (1:0)

3:1 gegen Dänemark
[15. Sept. ’12 in St. Pölten, 2.600 Zuschauer. Tore: 1:0 (42.) Aschauer, 2:0 (47.) Burger, 3:0 (78.) Burger, 3:1 (90.) Nadim. Wechsel: Makas für Tieber (76.), Eder für Burger (86.), Pöltl für Aschauer (90.)]

Das Sahnehäubchen zum Ende: Elf Monate zuvor war Dänemark noch zumindest eine Nummer zu groß gewesen, nun erwischte man den Gruppen-Favoriten aber völlig auf dem falschen Fuß. Zwar hatte Dänemark zunächst die etwas besseren Chancen, aber nach österreichischen Toren kurz vor bzw. kurz nach der Pause – den ersten dänischen Gegentreffern überhaupt – fand sich der Favorit plötzlich 0:2 im Rückstand.

Und konnte damit überhaupt nicht umgehen, machte das Mittelfeld auf und wurde ein ums andere Mal ausgekontert. Als Nina Burger in Minute 78 gar auf 3:0 stellte, war die Sensation perfekt, Nadims Tor in der Nachspielzeit nur noch Kosmetik. Die Däninnen schlichen mit einem Gesichtsausdruck vom Feld, der sagte, „was hat uns den da jetzt erwischt…?“ Dennoch fixierten sie vier Tage später doch noch den Gruppensieg.

Thalhammer: „Wir haben viel Willen gezeigt, viel Disziplin, warn athletisch gut und haben, obwohl die Mannschaft blutjung ist, eine erstaunliche Routine gezeigt. Das war umso wichtiger, weil erstmals ein Spiel von uns live im Fernsehen übertragen worden ist.“

Endstand der Gruppe: Dänemark 21, Österreich 19, Tschechien 13, Portugal 6, Armenien 0.

Der Lohn für die sechs Siege in Serie? Zwei Spiele gegen Russland. Das erste am Sonntag in St. Pölten, das zweite am Donnerstag in Rostov am Don. Bei beiden Partien ist wiederum eine Live-Übertragung von ORF Sport+ geplant.

Und wenn Österreich auch die Hürde Russland nimmt, darf man sich beim ÖFB schon um ein Quartier in Schweden umsehen. Dann wären das Frauen-Nationalteam nämlich erstmals bei einer Europameisterschaft mit dabei.

(phe)

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Portugal zeigt Tschechien die Grenzen auf: Hochverdienter 1:0-Sieg https://ballverliebt.eu/2012/06/22/portugal-zeigt-tschechien-die-grenzen-auf-hochverdienter-10-sieg/ https://ballverliebt.eu/2012/06/22/portugal-zeigt-tschechien-die-grenzen-auf-hochverdienter-10-sieg/#respond Fri, 22 Jun 2012 00:04:25 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7561 Portugal zeigt Tschechien die Grenzen auf: Hochverdienter 1:0-Sieg weiterlesen ]]> Sie waren länger dabei als erwartet. Im Viertelfinale wurde den Tschechen nun die Grenze aufgezeigt: Gegen Portugal zeigte man sich zwar zunächst engagiert, aber ohne den verletzten Rosický verbreitete man genau Null Torgefahr. Das machte Portugal, gelenkt von Moutinho und vollstreckt von Ronaldo, vor allem nach der Pause besser. Und kommt daher zu einem verdienten 1:0-Arbeitssieg.

Tschechien - Portugal 0:1 (0:0)

Kein Tomáš Rosický – auch im Viertelfinale konnte der wichtigste Mann im Offensiv-Spiel der Tschechen nicht mit dabei sein. Statt seiner stellte Michal Bílek diesmal aber nicht Daniel Kolař auf, sondern ließ Jungsprung Vladimír Darida auf der Zehn spielen. Der Rest der Mannschaft war wie gehabt, wie auch bei den Portugiesen.

Wo Ronaldo ist, ist Meireles nicht weit

Wie schon gegen Dänemark agierte bei den Portugiesen Cristiano Ronaldo recht zentral, zuweilen als Zehner, mal aus dem Halbfeld, aber nur recht selten wirklich auf dem Flügel. Das war gegen Dänemark durchaus ein Problem, weil diese in den freien Raum hinein selbst nach vorne sehr aktiv wurden und dort oft gegen Coentrão in Überzahl waren. Dieses Defizit wurde diesmal mit einer geschickten Maßnahme ausgeglichen: Wo Ronaldo ist, dort ist Meireles nicht weit.

Der Mann von Chelsea spielte immer auf jeder Seite im zentralen Halbfeld, auf der sich Nani jeweils nicht bewegte. Nani nämlich blieb – egal, ob er nun wie nominell rechts spielte, oder mit Ronaldo die Seiten tauschte – recht konsequent an der Außenlinie und machte es so dem jeweiligen tschechischen Außenverteidiger recht schwer, selbst aktiv zu werden. Auf der Seite von Ronaldo hingegen rückte Meireles, wenn nötig, nach außen, um zuzumachen.

Tschechen mit Handbremse

Was zwar grundsätzlich nichts daran änderte, dass Theo Gebre Selassie einiges an Freiheiten genoss, aber nicht so bedingungslos nach vorne marschierte wie in der Gruppenspielen. Weil vor ihm Petr Jiráček in der Vorwärtsbewegung eher nach innen zog und nur gegen den Ball konsequent die Außenlinie hielt, fehlte es den Tschechen ein wenig an der Breite, um die sehr zentrale Positioniertung von Ronaldo wirklich ausnützen zu können.

So war die rechte Seite zu vorsichtig, die linke mit Limberský gegen Nani sehr vorsichtig, und im Zentrum wurde schnell deutlich, dass die Tomáš Hübschmann um Ronaldo kümmerte, sobald dieser seine Außenbahn verlassen hatte. Die Folge war, dass Tschechien zwar durchaus ein Plus an Ballbesitz hatte, aber wenig damit anzufangen wusste. Die Portugiesen standen sicher und ohne Rosický fehlte es den Tschechen an der Kreativität.

Darida: Gegen den Ball okay, nach vorne ein Totalausfall

Was vor allem deutlich wird, wenn man Darida mit Moutinho vergleicht. Natürlich ist das ein Vergleich, der ein wenig hinkt – Moutinho hatte drei Spieler vor sich und ist international um Lichtjahre erfahrender als der 21-Jährige von Viktoria Pilsen – aber er verdeutlicht schon, woran es den Tschechein gefehlt hat.

Vladimír Darida war kaum konstruktiv ins tschechische Spiel eingebunden.

Darida war zwar extrem lauffreudig und auch im anpressen des Gegners – vor allem in den ersten 20 Minuten des Spiels wurde das von den Tschechen relativ hoch praktiziert – recht brauchbar, aber im Spiel selbst war er überhaupt nicht drin. Konkrete Pässe kam von ihm im Grunde kein einziger, und nach dem Seitenwechsel baute seine Widerstandskraft, wenn seine Defensiv-Qualitäten gefragt waren, gemeinsam mit seiner Kraft merklich nach, sodass er nach einer Stunde ausgewechselt wurde.

Was diese Grafik nicht aussagt, ist Daridas Wirkung auf das portugiesische Aufbauspiel. Denn Miguel Veloso war durchaus mit dem jungen Mann beschäftigt und tat sich entsprechend schwer, von hinten heraus die Bälle schnell an den Mann zu bringen und so die dringend benötigte Geschwindigkeit in das eher behäbige porugiesische Spiel zu bringen.

Moutinho lenkt die Portugiesen

Das besserte sich erst im Laufe der ersten Halbzeit so ein wenig, und nach dem Seitenwechsel endgültig. Die relativ strikte Zuteilung bei den Tschechen – Hübschmann und Gebre Selassie gegen Ronaldo, Limberksý gegen Nani, Darida gegen Veloso – hatte zur Folge, dass Moutinho quasi ins direkte Duell gegen Plašil gehen musste. Und da war Moutinho ganz eindeutiger Punktsieger.

Das geduldige Passspiel von Moutinho lenkte das portugiesische Spiel vor allem nach der Pause.

Vor allem die Maßnahme der Portugiesen, in der zweiten Halbzeit generell höher zu stehen und die Tschechen früher zu attackieren, spielte Moutinho in die Karten. Sein Einfluss auf der rechten Seite war es, der das Spiel nach rund einer Stunde immer mehr auf die Seite mit João Pereira und Nani driften ließ.

Was von den massiv nachlassenden Kräften bei den Tschechen unterstützt wurde. Vor allem Linksverteidiger Limberksý kam überhaupt nicht mehr in die Zweikämpfe gegen Nani, weshalb der quirlige, aber nicht besonders robuste Pilař, der im linken Mittelfeld agierte, sich sehr weit zurück ziehen musste, um zu helfen. Das nützten Nani und João Pereire geschickt aus und Moutinho verteilte aus dem Zentrum heraus die Bälle.

Schon nach rund einer Stunde fiel ein von dieser rechten Seite vorbereitetes Tor, das wegen Abseits zu Recht nicht zählte. Aber da hatte sich schon angedeutet: Portugal kontrollierte das Spiel nicht nur, sondern machte sich auch daran, nun aktiv die Entscheidung zu suchen.

Mit Almeida im Strafraum

Dabei spielte Portugal auch die Muskelverletzung von Hélder Postiga ein wenig in die Karten. Hugo Almeida, der für Postiga kurz vor der Halbzeit eingewechselt wurde, ist ein statischerer Spieler, aber robust im Zweikampf und Durchsetzungsfähig bei Flanken. Die Tschechen machten einen guten Job, wenn es darum ging, Portugiesische Angriffe Richtung Eckfahne abzuleiten und keinen Zugriff auf den Strafraum bekommen zu lassen. Was wohl ein Grund war, warum sich Paulo Bento für Almeida und gegen U20-Vizeweltmeister Nélson Oliveira entschied, der in den Gruppenspielen zum Einsatz gekommen war.

Mit Almeida konnte man es bedenkenlos auch mit Flanken versuchen. Weshalb man gar nicht mehr so vehement probierte, den Strafraum mit spielerischen Mitteln anzubohren, sondern sich darauf verlegen konnte, die Tschechen einzuschnüren und darauf zu warten, dass sich eine Lücke auftat. In der 79. Minute war es dann soweit: Ein simpler Doppelplass ließ den wie angewurzelt stehenden Limberský aussteigen, die Flanke fand Cristiano Ronaldo, und dieser zielte nach zwei Pfostenschüssen nun besser und markierte das längst überfällige 1:0.

Tschechische Wechsel ohne positiven Effekt

Bílek hatte nach einer Stunde, wie erwähnt, Darida vom Platz genommen. Nun spielte Jiráček zentrale und der einwechselte Rezek auf der rechten Seite. Ein Wechsel, der sich nicht auszahlte. Denn Rezek konnte sich gegen Coentrão überhaupt nicht durchsetzen, dazu war Pilař auf der linken Außenbahn zusehends defensiv gebunden. Und Jiráček im Zentrum war zwar der mit Abstand fitteste Tscheche (kein Wunder, er hat beim VfL Wolfsburg auch Felix Magath als Trainer), aber ohne Unterstützung von hinten oder von den Flügeln konnte er auch wenig ausrichten.

Nach dem Rückstand warf Bílek mit Pekhart (statt Sechser Hübschman) noch einen zweiten Stürmer in die Schlacht, das machte aber nicht den geringsten Unterschied. Auch nach dem Rückstand blieben die Tschechen völlig harmlos und der Sieg der Portugiesen war überhaupt nicht mehr in Gefahr. Auch wegen einer nicht ungeschickten Maßnahme von Paulo Bento: Er schickte statt Meireles nun Rolando auf’s Feld, er bildete hingen mit Pepe und Bruno Alves eine Dreierkette gegen die zwei tschechischen Stürmer. So konnten João Pereira und Coentrão noch mehr nach vorne gehen, das Flügelspiel der Tschechen kappen. Alles war unter Kontrolle.

Fazit: Verdienter portugiesischer Arbeitssieg

Obwohl es keine Gala-Leistung der Portugiesen war, zeigten sie sich doch als deutlich stärkere Mannschaft als die Tschechen. Die müssen mit ihrem Turnier nicht unzufrieden sein, es wurde mehr erreicht, als man realistischerweise hatte erwarten können. Aber die Grenzen wurden hier ganz deutlich aufgezeigt – vor allem, wenn mit Rosický einer der ganz wenigen echten Klasse-Spieler im Team verletzt fehlt. Team Tschechien zeigte sich als recht ordentlich organisierte, aber wenig aufregende Mannschaft. Nichts, wofür man sich schämen müsste, aber eben auch nichts, mit dem man wirklich Bäume ausreißen kann.

Portugal brauchte eine Weile, bis man sich auf das Spiel eingestellt hatte, dann ging es aber recht gut. Meireles als Absicherung auf der Ronaldo-Seite war eine positive Erscheinung, Moutinho als Ballverteiler war wichtig, Nani als Flügelarbeiter entscheidend im Totspielen von Limberský, und Ronaldo ein ständiger Gefahrenherd, dessen Kollegen seine mäßige Rückwärtsbewegung gut ausgleichen. Natürlich gilt auch hier: Frühere portugiesische Mannschaften waren deutlich glanzvoller, aber das Halbfinale hat sich diese Mannschaft zu Recht erarbeitet.

(phe)

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3:2 in Prag! Die ÖFB-Frauen buchen sensationell das Playoff-Ticket https://ballverliebt.eu/2012/06/17/32-in-prag-die-ofb-frauen-buchen-sensationell-das-playoff-ticket/ https://ballverliebt.eu/2012/06/17/32-in-prag-die-ofb-frauen-buchen-sensationell-das-playoff-ticket/#comments Sun, 17 Jun 2012 00:07:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7527 3:2 in Prag! Die ÖFB-Frauen buchen sensationell das Playoff-Ticket weiterlesen ]]> Es galt Schrecksekunden zu überwinden. Aber es ist geschafft! Mit einem 3:2-Sieg in Prag sichert sich das österreichische Frauen-Nationalteam den zweiten Gruppenplatz und somit die Teilnahme am Play-Off für die EM 2013 in Schweden – was vor einem Jahr noch kaum einer für möglich gehalten hatte. Vor allem profitierte man beim Sieg in Tschechien davon, die Fehler des Gegners eiskalt ausgenützt zu haben.

Tschechien – Österreich 2:3 (1:2)

Die Ausgangslage war klar: Ein Sieg im Stadion von Viktoria Žižkov, und Österreich steht fix zumindest im Play-Off für die EM nächstes Jahr in Schweden. Ein 2:2 und jedes höhere Remis, und es würde zumindest gut aussehen. Alles andere – und der Traum ist vorbei.

Nichts neues an der System-Front: Tschechien wieder mit schiefer Formation

Die Systeme waren die gleichen wie beim 1:1 zum Auftakt in die EM-Quali letzten September. Also ein klassisches, flaches 4-4-2 bei Österreich und ein Hybrid-System bei den Tschechinnen: In der Grundformation war das, wie vor zehn Monaten in Vöcklabruck, ebenfalls ein 4-4-2, aber ein ziemlich schiefes. Wieder ging die Rechtsverteidigerin, Iva Mocová, oft weit nach vorne und trieb das Spiel ihrer Mannschaft so an. Linksverteidigerin Petra Vyštejnová blieb dann strikt hinten und bildete mit den beiden nominellen IV eine astreine Dreierkette. Es gab auch den umgekehrten Fall – also Vyštejnová geht und Mocová bildet die Dreierkette – aber das war selten.

Gut zu sehen: Die De-Facto-Dreierkette von Tschechien (r.)

Das machte defensiv gegen die zwei Stürmerinnen bei Österreich durchaus Sinn. Zudem kümmerte sich die im linken Mittelfeld postierte Klara Cahynová besonders liebevoll um Laura Feiersinger – auch nicht unlogisch, schließlich war die 19-Jährige (neben Wenninger, Schnaderbeck und Puntigam eine von vier Legionärinnen vom DFB-Pokal-Sieger Bayern München in der Start-Formation) gerade in den engen Spielen gegen Portugal mit ihrem Zug zum Tor entscheidend gewesen.

So ergab das beim Gastgeber in der Praxis eher ein System mit einer Dreierkette hinten, dazu einem offensiven und einem dezidiert defensiven Wing-Back. Mit dem Effekt, dass wie schon im Hinspiel vor allem die rechte tschechische Angriffsseite die deutlich gefährlichere war. Wohl mit ein Grund, warum ÖFB-Teamchef Thalhammer wie schon gegen Portugal Nadine Prohaska auf den Flügel stellte. Gemeinsam mit Virginia Kirchberger, die in Vertretung der etatmäßigen Kapitänin Hanschitz spielte, war es ihr Job, die Vorstöße von Mocová einzudämmen.

Probleme durch das Zentrum

Das funktionierte nicht so schlecht, dafür ergaben sich andere Probleme. Die österreichische Viererkette stand im Ballbesitz recht hoch. Das hat sich aber mit dem Offensiv-Pressing, das die Tschechinnen in der Anfangsphase praktizierten, gar nicht vertragen. Immer wieder provozierten die Tschechinnen so Ballverluste in der Nähe der österreichischen Viererkette, und in Eins-gegen-Eins-Situationen in der Rückwärtsbewegung Richtung eingenem Tor wurden erstaunliche Schwierigkeiten sichtbar. So musste Torfrau Pfeiler einmal in höchster Not retten (16.), einmal zielte Divišová zu hoch (18.), und die größte Schrecksekunde gab es, als Divišova den Pfosten traf und Pivoncová im Nachschuss an Pfeiler scheiterte.

War es beim Hinspiel noch gefährlich, dass die Tschechinnen oft an die Grundlinie durchgehen konnten, war diesmal das Verteidiger der Angriffe aus dem Zentrum die größte Hürde, sonst erinnerte aber sehr viel an das 1:1 zum Start. Ein Pfostenschuss von Tschechien, zunächst eher harmlose Österreicherinnen (das erste Schüsschen aufs Tor kam in Minute 20 von Conny Haas). Und wieder kam das in weiß-schwarz spielende rot-weiß-rote Team mit Fortdauer des Spiels besser hinein.

Österreich mit einem Schlag obenauf

Das war in Vöcklabruck ein schleichender Prozess, der vor allem auf die Konditions-Vorteile beim ÖFB-Team gefußt hat. Und das war in Prag ein Aussetzer ausgerechnet von Iva Mocová: Die tschechische Kapitänin klärte nach einer Ecke einen Kopfball von Carina Wenninger auf der Linie in Volleyball-Manier mit der Hand. Die norwegische Schiedsrichterin Pedersen zögerte nicht, zeigte auf den Punkt und Mocová die rote Karte. Für Tschechien doppelt bitter: Nicht nur, dass man nun 0:1 im Rückstand war – Sarah Puntigam verwertete den Elfer sicher ins rechte Eck – sondern auch die beste und wichtigste Spielerin war nicht mehr auf dem Feld.

Doch anstatt mir der Führung aus der 40. Minute in die Pause zu gehen, fing sich Österreich noch den Ausgleich. Und zwar aus einer Ecke – was eher untypisch war, denn bis auf das Gegentor und zuvor einem Corner, den die Tschechinnen knapp über das Tor köpften, brannte da nicht viel an. Doch im direkten Gegenzug, ebenso noch vor der Pause, nützte Nadine Prohaska eine Nachlässigkeit in der tschechischen Abwehr, stellte auf 2:1 – psychologisch extrem wertvoll.

Ab 53. Minute

Tschechien im 3-3-1-2

Nach dem Ausschluss spielten die Tschechinnen vom System her erst einmal genauso weiter wie vorher, nur halt ohne Mocová. Sprich: Es wurde ein recht klares 3-4-2, was vorher de facto eine Dreierkette war, wurde nun endgültig und tatsächlich eine.

In der 53. Minute brachte Teamchef Vladimír Hruška statt Bertholdová (die aus defensiven Mittelfeld einige gute Pässe schlug) mit Nikola Dahihelková eine zusätzliche Spitze. Was nun auf dem Feld stand, war ein 3-3-1-2 wurde, in dem Lucia Martínková zentral hinter den beiden Spitzen agierte. Man hatte dabei aber kaum einmal wirklich den Eindruck, dass daraus etwas entstehen könnte.

Was vor allem daran lag, dass das Offensiv-Trio überhaupt nicht mehr zurück ging und den sechs Kolleginen hinten die Defensiv-Arbeit alleine machen ließ. Die Folge war nicht nur Harmlosigkeit vorne, sondern vor allem unglaublich viel Raum zwischen Mittelfeld und Angriff, in dem sich Schnaderbeck und Puntigam so richtig austoben konnten.

Es wurde von tschechischer Seite nicht mehr gepresst, es wurden die Räume im Mittelfeld überhaupt nicht mehr eng gemacht – es hatte da schon etwas von Hau-Ruck-Fußball, der mehr auf die Kraft des Betens vertraut.

Österreich bekam nun extrem viel Platz im Zentrum, weil das tschechische Offensiv-Trio keine Lust mehr hatte, nach hinten zu arbeiten. Tschechien spielte in dieser Phase mit einer Dreierkette hinten (l.) und drei Mittelfeld-Leuten davor.

Nach 3:1 ist Tschechien fertig mit der Welt – aber Österreich wackelt dennoch

Nach rund einer Stunde schien das Spiel dann gelaufen. Nadine Prohaska chippte einen Freistoß von außerhalb der linken Strafraumseite zum tschechischen Tor, wo Keeper Sara Vršatová den harmlosen Ball völlig unbedrängt fallen ließ. Nina Burger stand goldrichtig, schoss das 3:1 und damit die vermeintliche Entscheidung.

Denn nach dem Ausschluss, dem sich nicht gerade abzeichnenden Rückstand und dem 1:2 sofort nach dem Ausgleich schien das dem tschechischen Team nun endgültig den Rest gegeben zu haben, die waren fertig mit der Welt. Es herrschte beim Gastgeber das pure Chaos, jede schien zu machen, was sie gerade für richtig hielt. So wurde aus der Dreierkette flott eine Zweierkette, dann ließ sich Irina Martínková als Libero hinter die Verteidigung fallen, da tauchte Innenverteidigerin Pincová in der Spitze auf.

Und doch kam Österreich noch ins Wackeln. Ob es die Angst vor der eigenen Courage war, oder ob das Wissen eingesetzt hat, dass mit einem Sieg etwas wirklich Großes erreicht werden kann, ob man sich zu sicher war, oder ob in der brütenden Hitze von Prag schlicht die Kräfte schwanden – müßig zu spekulieren. In jedem Fall stiftete das Chaos im tschechischen Team zunehmend auch solches im österreichischen. So liefen sich in der 87. Minute zwei Verteidigerinnen gegenseitig um, was Divišová freie Bahn gab. Das 2:3, noch insgesamt sieben Minuten zittern. Aber es reichte.

Fazit: Österreich hat schon gewonnen; wurscht, was im Play-Off kommt

Die ÖFB-Frauen profitierten natürlich vom Ausschluss und dem Elfmeter, es war aber über das Spiel betrachtet dennoch alles andere als ein glücklicher Sieg. Denn in der Phase, als Tschechien in der ersten Halbzeit Druck ausübte, bewahrte man die Ordnung; anders als Tschechien, als die Felle davon zu schwimmen drohten. Dass am Ende noch gezittert werden musste – geschenkt.

Denn die Entwicklung, die diese Mannschaft in den letzten anderthalb Jahren genommen hat, ist enorm. Österreichs Frauen-Team war in seiner Geschichte noch nie auch nur nah dran, sich irgendwelche Hoffnungen auf ein großes Turnier machen zu können. Und nun steht der Play-Off-Platz bereits fest! Natürlich: Es gibt prominente Gruppenzweite. Vize-Europameister England etwa. Die starken Russinnen. Den Verlierer des Duells zwischen Norwegen und Island.

Da wird wohl nicht viel möglich sein. Nur: Wer hätte noch vor einem Jahr geglaubt, dass man Tschechien vier Punkte abknöpft, und das verdient? Dass man in Portugal Nervenstärke bewiesen hat und daheim gegen Portugal die Geduld, auch ganz am Ende noch zuzuschlagen? Dass man sich auch von einem nie für realistisch gehaltenen 0:2-Rückstand nach zehn Minuten in Armenien nicht aus der Fassung bringen lässt?

Die ÖFB-Frauen haben schon ganz Großes erreicht. Ganz egal, ob man das Play-Off nun übersteht oder nicht.

(phe)

Von links nach rechts: Höller, Puntigam, Wenninger, Gröbner, Prohaska, Feiersinger, Schnaderbeck, Kirchberger, Haas, Pfeiler, Burger

Alle Bilder: phe

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Jiracek macht den Unterschied – Polen verpasst den Aufstieg https://ballverliebt.eu/2012/06/17/jiracek-macht-den-unterschied-polen-verpasst-den-aufstieg/ https://ballverliebt.eu/2012/06/17/jiracek-macht-den-unterschied-polen-verpasst-den-aufstieg/#respond Sat, 16 Jun 2012 22:49:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7526 Jiracek macht den Unterschied – Polen verpasst den Aufstieg weiterlesen ]]> Turnier-Fehlstarter Tschechien holte sich im Duell mit Co-Gastgeber Polen heute den Gruppensieg. Nach 72 Minuten war es Flankenflitzer Jiracek, der in einem mittelklassigen Spiel dem dominanteren Team zum Sieg verhalf. Trotz, oder vielleicht gerade wegen der Hop-oder-Drop-Ausgangssituation ließen beide Teams das letzte Risiko vermissen.

Tschechien -- Polen 1:0 (0:0)

Es ist nicht so, dass man den Tschechen oder den Polen Feigheit vorwerfen müsste. Ein Offensivspektakel sieht jedoch anders aus, und auch diese Anmerkung muss letztlich im Lichte der dem starken Regen geschuldeten Platzverhältnisse gesehen werden. Letztlich wirkte sich die Tatsache, dass Sieg und Niederlage heute mit Aufstieg oder Ausscheiden gleichbedeutend waren, aber doch lange auf das Geschehen am Rasen aus.

Kein Weg führt durchs Zentrum

Tschechen-Coach Michal Blek schickte ein 4-2-3-1 auf den Rasen, dessen Ausrichtung in der Defensive das Zustellen der Mitte war, während Angriffe in der Regel über die Seiten gefahren wurden.Ähnlich legte es auch Franciszek Smuda an, wenngleich sein Team über weiter Strecken als 4-1-4-1 mit Dudka als Vorstopper vor der Abwehr bzw. Antreiber im hinteren Zentrum agierte. Offensiv baute das Team auf die Dortmund-Achse Blaszczykowski-Lewandowski, was eine deutliche Rechtslastigkeit des Angriffspiels zur Folge hatte. Dort funktionierte das Zusammenspiel mit Obraniak und Murawski in der Regel auch harmonischer.

Im Zentrum neutralisierten sich beide Mannschaften über 70 Minuten. Ging der Ball doch einmal über die Mitte, wurde es dort sehr schnell so eng, dass die agierende Mannschaft entweder den Weg zurück bzw. auf die Seite antreten musste, oder den Ballbesitz durch einen ungenauen Pass oder im Zweikampf verlor. Hier standen beide Teams vor dem eigenen Sechzehner dicht, diszipliniert und verschoben ihre Reihen konsequent mit. Die Innenverteidiger beider Teams rückten nach vorne nicht besonders weit und oft erst mit Verzögerung nach.

Vertrauen in die Flügel

Auf den Flügeln war es individuelle Klassen, die den Unterschied darüber machte, ob einem der Teams ein Ball in den Strafraum glückte. Konkret hieß auf Seiten der Tschechen die treibende Kraft Jiracek, der gut mit Gebe Selassie zusammenarbeite und vorn Support von Kolar bekam. Bei den Polen ließ der bereits erwähnte Blaszczykowski seine Gegner im Zusammenspiel mit Obraniak verzweifeln. Sein Hintermann, Pisczek, spielte nach vorne deutlich verhaltener als sein Pendant bei den Tschechen. Die Feldbreite wurde von beiden Teams nicht übermäßig effizient genutzt.

Insgesamt wirkten die Tschechen frischer und besser abgestimmt, spielten weniger fehlerbehaftet und waren bereits in der an gefährlichen Chancen armen ersten Halbzeit feldüberlegen Für beide Mannschaften ergaben sich gefährliche Situationen aber oft nur aus hoch gespielten Standards und dem folgenden Getümmel im Strafraum. Vereinzelte Konter brachten aufgrund der stets auf Backup bedachten Matchpläne so gut wie keine Überzahlsituationen und endeten selten mit nennenswerter Gefahr. Angesichts dessen verwundert es wenig, dass ein Weitschuss von Boenisch auf das Tor vot.t, zumal auch das Spiel in die Breite bei den Polen eher mangelhaft.

Jiracek belohnt sich im Konter

In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild der Partie. Der Wandel war kein drastischer, jedoch erhöhten beide Truppen ihre Risikobereitschaft angesichts der verstreichenden Zeit und des Spielstands in der Parallelpartie, der bei einem 0:0 in Breslau sowohl die Griechen als auch die Russen in die KO-Runde geschickt hätte. Das punktuelle Pressing wurde verstärkt, die Abwehr- und Mittelfeldreihen rückten früher auf.

Es waren die Tschechen, die letztlich von dieser Veränderung profitieren sollten, obwohl Polen zuerst mit einer personellen Änderung aufwartete. Der für den brav ackernden, aber letztlich kaum auffallenden und immer unsichtbar werdenden Polanski schickte Smuda Grosicki auf das Grüne, der nach einer kurzen Schwungphase aber ebenfalls gesichtslos bleiben sollte. Nach einer Stunde war anhand  des steigenden Drucks der Tschechen und einer wachsenden Fehlerquote beim Gastgeber langsam zu merken, an welchem Team die verstreichende Zeit größere Spuren hinterließ. Polen trug seine Angriffe zwar beherzt vor, scheiterte aber nicht selten schon deutlich vor der Strafraumgrenze in seinen Bemühungen.

So auch beim entscheidenden und einzigen Gegentor in der 72. Minute, als Unglücksrabe Wasilewski im vorderen Mittelfeld einen Kurzpass in den Lauf von Milan Baros setzte, der davonzog und schließlich Jiracek bediente, dem ein Haken ausreichte, um seinen Gegenspieler am nassen Rasen zu versetzen und den Ball mit einem Flachschuss einzunetzen. Der gerechte Lohn für das Arbeitstier am rechten Flügel und das überlegene Team.

Gastgeber bemüht, aber harmlos

Smuda reagierte mit einem Doppeltausch, jedoch konnten auch Brozek und Miercejewski das Ruder nicht mehr herumreissen. Die Tschechen gingen es nun gelassener an und strahlten selbst dabei noch mehr Gefahr aus, als die immer überstürzend spielenderen Polen. Im Verlauf der letzten zehn Minuten ersetzte Blek nicht nur den Torschützen, sondern auch sein Gegenüber auf der linken Seite, Pilar, mit frischen Kräften in Form von Rajtorac und Rezek. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit war dann auch für Baros der Arbeitstag vorbei.

Mehr durch Zufall als durch spielerisches Geschick hatte „Kuba“ in der letzten der vier Minuten Nachspielzeit dann doch noch den Ausgleich am Fuß. Gerettet hätte es die Russen, die nach einem beeindruckenden 4:1-Start gegen die Tschechen, deren Viertelfinalauftritt nun zur allgemeinen Überraschung daheim im TV verfolgen müssen. Genauso wie die Polen, die dafür zumindest kein Flugticket benötigen.

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Błaszczykowski schießt Polen zurück ins Turnier – Tschechen wackeln wieder https://ballverliebt.eu/2012/06/12/blaszczykowski-schiest-polen-zuruck-ins-turnier-tschechen-wackeln-wieder/ https://ballverliebt.eu/2012/06/12/blaszczykowski-schiest-polen-zuruck-ins-turnier-tschechen-wackeln-wieder/#respond Tue, 12 Jun 2012 21:57:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7471 Błaszczykowski schießt Polen zurück ins Turnier – Tschechen wackeln wieder weiterlesen ]]> Nein, einen Sieg hat es für Polen auch im zweiten Spiel der Heim-EM nicht gegeben. Aber das 1:1 gegen die Russen fühlt sich fast wie einer an, zumal man es nach dem Traumtor von Błaszczykowski und einer ansprechenden Leistung in der eigenen Hand hat, ins Viertelfinale zu kommen. Jetzt muss nur noch ein Sieg gegen die Tschechen her – und das scheint möglich, weil diese trotz Blitz-Führung zum 2:0 gegen Griechenland wieder keine gute Figur gemacht haben.

Polen - Russland 1:1 (0:1)

Russland hatte gegen die Tschechen viele Freiheiten. Was daran lag, dass die Tschechen im eigenen defensiven Mittelfeld zu viel Räume gewährt haben – genau diesen Fehler wollte Franciszek Smuda, der polnische Teamchef, natürlich nicht machen. Darum machte er aus dem 4-4-1-1 der ersten Partie nun gegen die Russen ein 4-1-4-1, um eben genau den Aufbau der Russen über Shirokov und Siryanov zu verhindern, und die Sbornaja damit auf die Flügel zu drängen.

Dort lauerten zwar Arshavin und Dzagoyev, dazu die Außenverteidiger Shirkov und Anyukov, aber für erstere standen ja als Hilfe für Boenisch und Piszczek die Kollegen aus dem Halbfeld bereit, und auf Letztere sollten Błaszczykowski und Obraniak Druck ausüben, sodass diese gar nicht erst zu ihren gefährlichen Vorstößen kommen konnten.

Polens Strategie gegen den Ball

Teil A des Plans ging ganz gut auf. Shirokov versuchte zwar wiederum, mit seinen vertiaklen Vorstößen auch ohne Ball Unruhe zu stiften, aber Dudka agierte recht umsichtig und die polnische Defensive als Ganze ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken. Siryanov postierte sich deutlich tiefer, mitunter auf eine Höhe mit Sechser Denisov; er hatte so zwar mehr vom Ball, aber weil Polanski und Murawski die Räume exzellent zustellten, kamen kaum russische Anspiele an – da brauchte es gar kein Pressing von Seiten der Polen.

Das Verteidigen gegen die Außenstürmer Arshavin und Dzagoyev klappte dagegen nur so halb. Obraniak arbeitete sehr gut defensiv und half Boenisch – mit Abstand dem schlechtesten Teil der polnischen Mannschaft – so gut er konnte. Dzagoyev war über die meiste Zeit des Spiels kaltgestellt. Aber Arshavin war überall zu finden: Er sah schnell, dass er gegen Błaszczykowski und Piszczek wenig anrichten konnte und verlegte sich schnell darauf, sich ins Halbfeld zu positionieren, den Raum zwischen polnischem Mittelfeld und Abwehr zu bearbeiten und verließ sich auf seine Qualitäten am Ball.

Russland nicht so gut wie gegen Tschechien

Man kann auch sagen: Arshavin agierte oftmals recht eigensinnig, verpasste regelmäßig den Zeitpunkt zum Abspiel und rannte sich immer wieder in der polnischen Verteidigung fest. Aus dem Spiel heraus waren die Russen etwas zu statisch und ausrechenbar, um gegen die diszipliniert und kompakt stehenden Polen etwas auszurichten. Fast logisch daher, dass das 1:0 für Russland in der 37. Minute nach einem Standard fiel: Dzagoyev verwertete einen Arshavin-Freistoß per Kopf.

Die Polen zeigten sich gegenüber dem 1:1 gegen die Griechen also deutlich verbessert, was ihre Abwehrarbeit anging und auch, was die generelle psychische Lage betrifft: Die Übernervosität von gerade der zweiten Hälfte gegen Griechenland war deutlich verfolgen. Was aber in den vier Tagen natürlich nicht korrigiert werden kann, ist die unglaubliche Rechtslastigkeit im Spiel. Piszczek und Błaszczykowski tragen das Aufbauspiel quasi alleine.

Polen versuchen, ihre Stärken ins Spiel zu bringen

Das ist zwar sehr eindimensional, aber wenn man vorne einen Robert Lewandowski hat, kann sich das trotzdem ausgehen. In der abgelaufenen Saison gab es kaum Stürmer in Europa, die Bälle besser halten können, abdecken, Zeit gewinnen bis die Mitspieler aufgerückt sind – und dabei dennoch so gedanken- und handlungsschnell sind, dabei jederzeit den Abschluss suchen zu können. Seine unbestrittenen Tempo- und Technik-Vorteile gegen Beresutski und Ignashevitch (die beiden russischen Innenverteidiger sind fraglos die limitiertesten Kicker in ihrem Team) konnte er zwar kaum ausspielen, aber alleine seine Präsenz sorgte für Entlastung.

Bei alldem war aber doch klar, dass die Polen um den Umstand wussten, fußballerisch nicht mit den Russen mithalten zu können. Natürlich war das Einziehen einen Zerstörers im Mittelfeld und das damit verbundene Verzichten auf eine hängende Spitze dem geschuldet und, keine Frage, die Polen überließen den Russen ganz bewusst die Initiative. Weil sie wussten: Die größten Chancen, zum Torerfolg zu kommen, bestehen, wenn man nach Ballgewinn in den Rücken der aufgerückten Außenverteidiger kommt und die gegnerischen Innenverteidiger mit Tempo kommt.

Nach Ausgleich nicht auf Defensive umgestellt

Natürlich war das Ausgleichstor von Błaszczykowski nach einer Stunde in erster Linie ein herausragender Schuss, den Malafeev nie im Leben halten kann, aber die Entstehung war genau so: Schneller Gegenzug, der spätere Torschütze bekommt einen Ball in den Lauf hinter Shirkov, Lewandowski zieht einen Innenverteidiger, und Błaszczykowski kann abziehen.

Interessanterweise gab Smuda in der Folge seinen Vorsichts-Kurs auf: Er hatte einerseits bemerkt, dass die Russen an diesem Tag nicht so stark in der Vorwärtsbewegung waren und wollte daher zweitens etwas mehr Struktur in die eigene Spielgestaltung bringen. Daher nahm er Dudka vom Feld und brachte mit Mierzejewski einen kreativeren Mittelfeld-Spieler, der genauere Pässe mit mehr Übersicht spielen kann.

Und tatsächlich: Das Zentrum der Polen verlor nicht etwa an Balance, sondern konnte nun Bälle auch besser halten. Das bewirkte, dass Shirokov und Siryanov sind nun endgültig aus dem russischen Spielaufbau verabschiedeten. Advocaat versuchte daher, mit Ismailov statt dem (trotz seines Tores) diesmal nicht so starken Dzagoyev jenen Flügel zu stärken, auf dem Boenisch stand. Ein Wechsel dessen Wirkung verpuffte, womit es beim korrekten 1:1 blieb.

Fazit: Polen verdient sich den Punkt, von den Russen kam zu wenig

Die Polen haben gezeigt, dass sie mit der passenden taktischen Marschroute auch einem Gegner wie Russland Paroli bieten können. Sie haben das Zentrum der Sbornaja sehr gut neutralisiert und sie damit ausrechenbarer gemacht. Zudem gelang es Lewandowski hervorragend, die russische Abwehr zu beschäftigen und die starke rechte Seite muss als Punktsieger gegen Shirkov gelten.

Die Russen verließen sich zu sehr auf Einzelaktionen von Arshavin. Im Mittelfeld fehlte es an den nötigen Laufwegen, um das kompakte und robuste, aber spielerisch nicht unbedingt auf Top-Niveau stehende polnische Zentrum auseinander zu reißen. Vor allem Siryanov und Shirokov müssen sich anlasten lassen, einen etwas lustlosen Eindruck gemacht zu haben, als man nicht so leicht durchkam wie gegen das recht offene tschechische Zentrum.

Im Endeffekt war es ein interessantes und flottes Spiel, nachdem wohl beide Teams mit dem Resultat leben können. Die Russen, weil die die Gruppe immer noch anführen und sie mit einem Sieg gegen die Griechen diese auch gewinnen. Und die Polen, weil sie den Einzug ins Viertelfinale in eigener Hand haben: Ein Erfolg gegen Tschechien, und alles ist gut. Und der ist allemal möglich.

Überfahren ist er worden, im ersten Spiel, von Blaszczykowski und Piszczek. Dennoch durfte José Holebas auch gegen die Tschechen als Linksverteidiger anfangen – und wieder ging’s schief. Einmal ließ er Jiráček innen entwischen, einmal Gebre Selassie außen, und nach fünf Minuten waren die Tschechen schon mit 2:0 voran. Die schnellste Zwei-Tore-Führung der EM-Geschichte…

Tschechien - Griechenland 2:1 (2:0)

Was die Tschechen aber auch gut heraus gefordert haben. Michal Bilek reagierte auch von der Aufstellung her gut auf die Problemstellen beim 1:4 gegen Russland. Oder, viel mehr, setzte er dort fort, wo er schon beim ersten Spiel reagiert hatte: Statt nämlich Plašil auf die Sechs zu stellen, ohne einen Tackler um sich herum – was sie gegen die flinken Russen anfällig für Konter gemacht hatte – zog er Plašil auf die Acht und ließ Hübschmann hinter ihm die Aufräum-Arbeit machen.

Das klappte zunächst hervorragend, weil Plašil und Rosický ein ganz gutes Verständnis untereinander hatten, und weil Jirácek den defensiv wie erwähnt überforderten Holebas permanent narrte, ihn überlief, ihn aus der Position zog – was auch für den exzellenten Theo Gebre Selassie ein Fest war. Die Tschechen kontrollierten das Spiel.

Tschechen lassen Zügel schleifen

Man könnte allerdings auch sagen, dass sie sich selbst einlullten. Mit der billigen frühen Führung im Rücken ließ schon im Laufe der ersten Hälfte die Initiative immer mehr ein. Was der selbe Fehler war, den die Polen schon gegen die Griechen gemacht hatten. Und in selbem Maße kam auch Holebas, defensiv entlastet, immer besser ins Spiel.

Natürlich war das sich anbahnende Angriffsspiel der Hellenen eher durchschaubar. Setzte auf lange Bälle Richtung Samaras, mehr auf Willen als auf Klasse. Und auf die Tatsache, dass die Tschechen das Spiel schon gewonnen glaubten. Aber Maniatis und Fotakis im Zentrum bekamen nun immer mehr Zeit am Ball und das Bemühen, das Spiel von hinten heraus zu lenken, war durchaus erkennbar.

Griechen versuchen es, aber es fehlt das Zwingende

Natürlich: Dass Petr Čech den Griechen mit einem ähnlichen Aussetzer wie vor vier Jahren gegen die Türkei den Anschlusstreffer schenkte, half natürlich. Aber man darf auch nicht verschweigen, dass bei Fernando Santos wie schon im ersten Spiel die Wechsel gut funktioniert haben. Mit Gekas kam ein schnellerer, wendigerer Mann für das Sturmzentrum, dafür ging Samaras auf den Flügel; dazu konnte Fortounis seine Pässe aus dem Zentrum heraus besser gestalten als zuvor auf dem Flügel. Als Santos merkte, dass Fortounis‘ Pässe (und wohl auch seine Kräfte) nachließen, warf er Kostas Mitroglou in die Schlacht: Einen grimmigen, robusten Spieler, der den Tschechen zusätzliche Probleme bereitete.

Anders hingegen die Wechsel von Michal Bilek. Er sah sich in der Pause gezwungen, den am Rande der gelb-roten Karte wandelnden Rosický in der Kabine zu lassen. Sein Ersatz Kolař agierte zwar giftig, aber hat natürlich nicht annähernd die Klasse von Rosický, wenn es um das Lenken und das Gestalten des Spiels geht. In der Spitze bewegte sich Milan Baroš schlecht und war so kaum eine Anspiel-Option. Und Jiráček, so gut er im Vorwärtsgang ist, zeigte ungewohnte Schwächen in den Zweikämpfen.

So konnten die Griechen in der Schlussphase mit de facto vier Stürmern angreifen, aber in der letzten Konsequenz fehlte dann doch die Klasse. Die Tschechen hatten das Spiel komplett aus der Hand gegeben und hingen in den Seilen wie ein überraschend getroffener Boxer, aber die wirklich zwingenden Chancen auf das 2:2 konnten sich die Hellenen nicht mehr heraus arbeiten.

Fazit: Tschechen fühlen sich zu früh sicher, Griechen können es nicht nützen

Vielleicht ging es am Beginn des Spiels zu einfach – aber das wäre auch als Erklärung zu einfach. Die Tschechen standen zunächst zwar im Zentrum durch die höhere Positionierung und die Absicherung hinter Plašil deutlich sicherer als noch gegen die Russen, aber dennoch fehlt es im restlichen Team – den wirklich exzellenten Rechtsverteidiger Gebre Selassie mal ausgenommen – an der Qualität. Und wenn dann noch ein Gefühl von vermeintlich sicherem Sieg hinzu kommt, kann die Mannschaft den Schalter nicht mehr umlegen.

Die Griechen, das muss man ihnen zu Gute halten, sind unter Fernando Santos längst nicht mehr so negativ wie in den späten Rehhagel-Jahren (in den früheren war das ja durchaus offensiver, auch bei der vermeintlich so negativ angelegten Euro 2004). Allerdings fehlt es an einem Passgeber im Mittelfeld, der das Auge und die Klasse hat, so einem Spiel eine Struktur zu geben; an echten Flügelstürmern, die auch mal brauchbare Flanken schlagen können; an Außenverteidigern, wo man nicht entweder gegen den Ball Angst haben muss (Holebas) oder in der Vorwärtsbewegung beim Gegner keine Angst verbreiten (Torosidis).

Beide haben das Viertelfinal-Ticket zwar noch in eigener Hand. Aber ob es für die Griechen gegen die Russen reicht, nachdem diese beim 1:1 gegen Polen gesehen haben, dass es mit Halbgas nicht geht? Zweifelhaft. Und auch die Tschechen werden am letzten Spieltag gegen den Gastgeber Probleme haben, wenn man wieder so nachlässig agiert und so bereitwillig dem Gegner das Spiel überlässt.

(phe)

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