Es ist kaum zu glauben, dass es erst fünf Jahre her ist, als die rumänische Mannschaft in der Qualifikation für die Euro 2008 so brilliant aufgespielt und die Quali-Gruppe vor Holland gewonnen hat. Das rumänische Team des Jahres 2012 ist für den Beobachter hingegen eine ziemlich frustrierende Angelegenheit. Die Kreativität ging offenbar mit dem Altern und dem Aus von Adrian Mutu flöten, die Kampfkraft mit dem Rücktritt von Christian Chivu.
Der ideale Gegner also für die österreichische Mannschaft, um auszutesten, wie weit man mit der eigenen Spielgestaltung schon ist, wenn man gegen einen Gegner, der über das Niveau von Fußballzwergen hinausgeht dazu gezwungen ist. Somit auch ein Testlauf für die WM-Qualispiele gegen Kasachstan (wir erinnern uns an eine grausame Leistung beim Zufallssieg in Salzburg und eine blutleere, weil als letztes Spiel eher sinnlose Nullnummer in Astana), Färöer und wohl auch Irland.
Das zentrale Mittelfeld
Wie nicht anders erwartet worden war, zogen sich die Rumänen recht schnell recht weit zurück. Das 4-2-3-1 von Victor Piţurcă baute sich dreißig Meter vor dem Tor quasi als Mauer auf, durch die das österreichische Team durchzukommen hatte. Die Hauptlast im Taktgeben und Löcher suchen lag bei David Alaba: Der Bayern-Legionär war, einmal mehr, überall zu finden. Zu Beginn mal kurz als Linksverteidiger hinter dem aufgerückten Suttner, dann auch mal halbrechts vorne, aber grundsätzlich war seine Position halblinks als Achter.
Neben ihm agierte Veli Kavlak als Abfangjäger bei rumänischen Kontern (sehr zweikampfstark!) und natürlich nach vorne als Passgeber. Dass Kavlak aus der Tiefe heraus spielen kann, ist schon seit fünf Jahren bekannt, und auch bei Beşiktaş spielt er in dieser Position. Der auch optisch seit seinem Abschied aus Österreich stark veränderte Kavlak ist auf jeden Fall eine ernsthafte Alternative zu Julian Baumgartlinger.
Pressing: Immer besser, immer konsequenter
Das erfreulichste Detail an diesem Spiel war, dass wie schon zuletzt gegen die Ukraine ein klarer Plan beim Pressing in der eigenen Hälfte zu sehen war, und dieser auch sehr konsequent durchgeführt wurde. Anders als in jenem Spiel wurde aber gegen die Rumänen schon früher draufgegangen, oft schon der Pass in die Nähe des österreichischen Strafraums verhindert und die Rumänen damit offensiv komplett aus dem Spiel genommen.
Folge: Im kompletten Spiel hatten die Gäste drei Torchancen – zwei Konter und einmal nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Keine Frage: Gegner, die sich eher auf das Reagieren beschränken, können so sehr gut vom eigenen Tor weggehalten werden. In diesem Bereich wurden in den Spielen unter Koller zweifellos die größten Fortschritte gemacht.
Scharners taktisch gute Vorstöße
Über weite Strecken der Partie war die österreichische Innenverteidigung defensiv überhaupt nicht gefordert. Was vor allem Paul Scharner zu Vorstößen nützte. Genau das, das Verständnis und die Fähigkeit zur Spieleröffnung, ließ er gegen die Ukraine zumeist vermissen. Gegen Rumänien traute er sich viel mehr nach vorne zu gehen, das Mittelfeld zu verstärken, und so vor allem David Alaba zu erlauben, sich aus seiner Position zu bewegen.
Genau das ist von spielintelligenten Verteidigern gefordert: Wenn sich der Gegner zurückzieht und nur mit einer Spitze vorne agiert, ist es nicht nur völlig sinnlos, wenn beide Innenverteidiger stur hinten bleiben. Nein, es ist sogar kontraproduktiv: Einer der beiden kann locker aufrücken, das Mittelfeld verstärken und so für zusätzliche Optionen im Spiel nach vorne sorgen. Scharner, als gelernter Mittelfeld-Spieler, kann das hervorragend und in der Premier League hat er auch das nötige taktische Rüstzeug mitbekommen, das umzusetzen. Und Koller lässt ihm mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nur die Freiheit zu Vorstößen, nein, er wird sie sogar fordern.
Die Außenverteidiger: Fleißig, immerhin
Dieser Schritt hat die Mannschaft, was das eigene Gestalten eines Spiels angeht, noch vor sich. Was im Vergleich zum Ukraine-Spiel als positiv zu vermerken ist, sind die Außenverteidiger. Auch Suttner traute sich viel öfter und viel mehr, sich ins Offensiv-Spiel einzuschalten. Zwar hatten über links weiterhin Arnautovic (der nach wenigen Minuten auf der rechten Seite auf die linke Bahn wechselte) und Alaba die inhaltliche Hauptlast über, aber Suttner war durchaus präsent. Alleine seine Flanken waren der pure Horror.
Eine ansprechende Partie lieferte auf der rechten Seite Gyuri Garics ab. Defensiv ließ der Mann von Bologna überhaupt nichts anbrennen und nach vorne war er immer wieder eine Anspielstation, agierte zum Teil weit vorne – aber wie auch bei Suttner kam der entscheidende Pass zu selten an. Dass er eine Klasse besser ist als Florian Klein, hat er trotz insgesamt zweier für seine Verhältnisse durchschnittlichen Partien eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Die Akte Arnautovic
Was wurde nach dem Ukraine-Spiel nicht alles über Marko Arnautovic diskutiert. Fakt ist: Konnte man nach dem 3:2 noch über seine Körpersprache und seine Rolle innerhalb des Teams diskutieren, ist das nach dieser Leistung nicht mehr nötig. Der Bremer lieferte eine seiner besten Spiele im Team-Trikot ab – vor allem im kämpferischen Bereich. Er er grätschte Bälle von der Linie weg, er hängte sich in die Zweikämpfe rein und er presste auf die Gegner, dass es eine Freude war.
Durch seine Rochaden – erst mit Burgstaller, dann immer wieder mit Junuzovic – war er auch für die Rumänen nie wirklich greifbar, wiewohl er in seinem Arbeitseifer ein wenig auf den Zug zum Tor vergaß. Das lag aber auch am engmaschigen Defensiv-Netz der Rumänen und daran, dass das mit dem eigenen Offensiv-Spiel ganz deutlich noch die größte Baustelle im österreichischen Spiel ist.
Das Spiel zum gegnerischen Tor
Denn das ÖFB-Team sammelte zwar Ballbesitz weit jenseits der 60-Prozent-Marke, aber Zugriff auf den rumänischen Strafraum gab es kaum. Marcel Koller weiß, dass man es sich als Mittelklasse-Nation nicht erlauben kann, vorne auf Halli-Galli zu spielen und hinten halt zu beten, dass schon nichts passiert. Koller wollte und will erst einmal der Defensive einen funktionierenden Plan mit auf den Weg geben, wie man nicht dauernd Tore schluckt. Dann kommt der Rest.
Im Spiel nach vorne ging allerdings weiterhin vieles ohne das nötige Tempo, sodass die Rumänen sich mit dem Verteidigen nicht übertrieben schwer taten. Funktionierende Laufwege waren in dem Sinn noch keine zielführenden erkennbar, vor allem das Positionsspiel und die Laufwege ohne Ball waren sehr durchsichtig. Das war mehr ein generelles Sich-Richtung-Ball-Bewegen, aber nichts überraschendes. Nichts, was einen gegnerischen Verteidiger aus seiner Position zieht, was Löcher riss, was eine neue Option ergäbe.
Was man bei alldem nicht außer Acht lassen darf: Mit Martin Harnik hat ein Spieler, der extrem viel Zug zum Tor entwickelt und sich auch schon einen entsprechenden Ruf erarbeitet hat, nicht dabei. Guido Burgstaller ist ein Arbeiter, jemand, der auf seine ihm eigene Art und Weise auch Löcher ziehen kann – dafür ist er aber wohl ganz vorne besser aufgehoben. Es wird eh in immer mehr Mannschaften so, dass Stürmer nicht mehr primär zum Tore schießen da sind, sondern zum Bälle halten und Verteidiger binden – darum agierte er auch bei Rapid in vorderster Front.
Der Gegner: Brrrrrr.
Nach der Euro 2008, in der die Rumänen wegen der ängstlichen Herangehensweise mehr an sich selbst als an Italien und Frankreich gescheitert waren, landete man in der Quali für die 2010 sogar hinter Constantini-Österreich und war auch für die Euro 2012 meilenweit von einer Teilnahme entfernt, gewann jeweils nur drei von den zehn Spielen. Und in der Quali für Brasilien 2014 wird gegen Vize-Weltmeister Holland, gegen die Türken, die sich deutlich im Aufwind befindlichen Ungarn und die für die EM erst im Play-Off gescheiterten Esten nichts drin sein, wenn man sich präsentiert wie in diesem Spiel in Innsbruck.
Es gibt keinerlei Kreativität in dieser Mannschaft. Gepresst wird nur an vorderster Front, und auch nicht in einem Ausmaß, das einen ins Schwitzen bringen müsste. Das Spiel aus dem Zentrum ist ungenau, den Flügelspielern fehlt es an Durchsetzungskraft. Aber immerhin: Die Defensive steht – wenn auch gegen eine diesbezüglich (noch) eher biedere Truppe wie Österreich – recht sicher. Aber mit 0:0 auswärts bei Topf-3 und Topf-4-Teams wird Rumänien keinen Stich machen.
Fazit: Hinten immer solider, vorne fehlt’s noch
Marcel Koller wollte explizit sehen, wie weit sein Team in der eigenen Spielgestaltung ist, und das muss man sagen: Da fehlt’s noch ziemlich. Einzelaktionen von Arnautovic werden nicht immer von Erfolg gekrönt sein, Janko war wiederum zu wenig im Spiel, weil es nicht gelungen ist, durch Laufwege ohne den Ball Löcher zu kreieren. Das war noch recht überschaubar und hat noch sehr viel Luft nach oben. Immerhin: Die Standards waren nicht kompletter Ramsch, sondern zumindest so mittel-gefährlich. Muss man aber sicher auch noch dran feilen, wenn es aus dem Spiel heraus kaum Chancen gibt.
Hinten allerdings schaut das in der Tat immer besser aus, hier wurde in diesen eineinhalb Wochen ein riesiger Schritt nach vorne gemacht. Mit dem konsequenten Pressing in der eigenen Hälfte wurde es den Ukrainern und den Rumänen, beides Mittelklasse-Teams, mehr oder weniger vergleichbar stark wie Österreich, praktisch unmöglich gemacht, zu Chancen zu kommen. Hier agiert das ÖFB-Team sehr diszipliniert, verfolgt einen genauen Plan und ist auf einem richtig guten Weg.
Damit, und mit dem Test gegen die Türkei im August noch vor der Brust, kann man zumindest schon mal ohne ganz großes Bauchweh in das erste WM-Quali-Spiel gegen Deutschland gehen, da wird man das Spiel nicht selbst machen müssen. Und vom Teamchef verordnetes Null-Attackieren im Mittelfeld, wie beim 2:6 in Gelsenkirchen vor einem Jahr, wird es dabei sicher auch nicht geben. Dann allerdings, beim Doppel in bzw. gegen Kasachstan im Oktober, sind gute Laufwege ohne Ball zum Löcher reißen schon eher gefragt.
(phe)
PS: Ein Wort an dieser Stelle noch zur APA. Hier wurde jene rumänische Aufstellung, die auch der ORF vor Spielbeginn eingeblendet hatte – also mit Dorin Goian im Mittelfeld und Vlad Chiricheş in der Innenverteidigung – auch genau so ausgeschickt, was auch die darauf zurückgreifenden Medien ebenso brav wie blind übernommen haben. Tatsächlich war es genau umgekehrt: Chiricheş spielte als Sechser und Goian, wie immer, in der Innenverteidigung.
Einmal eine halbe Minute auf’s Spielfeld zu schauen, ob das Eingeblendete auch der Realität entspricht, ist wohl zu viel verlangt.
]]>Ein Freistoß-Tor von Junuzovic und zwei Prachtschüsse von Marko Arnautovic – es waren die Tore des Duos von Werder Bremen, das im Heimspiel gegen die Ukraine in Innsbruck für den 3:2-Sieg gegen den EM-Co-Gastgeber sorgten. Auch, wenn die Ukrainer durch zwei Gusev-Tore (ein Abstauber nach abgefälschtem Freistoß und ein Weitschuss) zweimal ausgleichen konnten, war der zweite Sieg im dritten Einsatz von Teamchef Marcel Koller nicht unverdient. Auch, weil man die Handschrift des Schweizers immer besser erkennen kann.
Defensives Pressing
Man sah, dass im Laufe der Trainingswoche das Augenmerk in erster Linie am Defensiv-Verhalten gelegen hat. Durchaus mit Erfolg, denn hier war ein klarer Plan zu erkennen, der auch recht konsequent durchgezogen wurde. Wie international längst üblich, schob Zehner Junuzovic, wenn die Ukrainer hinten den Ball hatten, nach vorne auf annähernd eine Höhe mit Janko, um von hinten heraus die Spieleröffnung zu verhindern. Vor allem Dortmund hat das zuletzt zur Perfektion getrieben.
Wesentlich interessanter war aber das Pressing-Verhalten in der eigenen Hälfte. Die Österreicher ließen die Ukrainer unbehelligt, wenn sie sich auf Höher der Mittellinie daran machten, eine Anspielstation zu suchen. Diese wurde aber, sobald der Ball in der Nähe war, konsequent angepresst, oftmals mit zwei Mann, sodass dem Ukrainer kaum Zeit blieb, den Ball sinnvoll anzunehmen – von einer durchdachten Weiterverarbeitung oder gar einem Pass nach vorne ganz zu schweigen. Das machte das ÖFB-Team hervorragend und die Ukrainer wurden, bis auf zwei Szenen, in der ersten Hälfte nicht gefährlich.
Die Innenverteidigung mit Scharner
Es war gut zu erkennen, dass die österreichische Viererketten sofort nach vorne schob, wenn das eigene Team vorne Ballbesitz hatte. Das hatte zwei Effekte: Zum einen wurde so quasi die Fallhöhe verringert, sollte es einen Rückpass geben müssen; zum anderen vermied man so, dass sich die Ukrainer zwischen den Linien breit machen konnten. Das allerdings schafften Devic und Jarmolenko ganz gut, wenn die Gelben in Ballbesitz waren und die österreichische Kette nach hinten sackte.
Der Versuch, Paul Scharner in die Innenverteidigung zu stellen, war sinnvoll. Schließlich kommt es immer mehr in Mode, defensive Mittelfeld-Spieler in der zentralen Abwehr aufzustellen, um schon von hinten heraus mit guten Pässen das Spiel zu eröffnen. Pep Guardiola machte das etwa mit Busquets und Masch, Marcelo Bielsa mit Javi Martinez. Erstaunlicherweise aber kamen vor allem von Scharner relativ wenige Pässe nach vorne, sondern hauptsächlich Richtung Suttner. In der unmittelbaren Defensiv-Arbeit kann man Scharner nicht viel vorwerfen, aber in der Spieleröffnung durfte man sich schon etwas mehr erwarten.
Die Außenverteidiger
Sowohl Markus Suttner als auch Florian Klein haben klar gezeigt, warum sie auf den AV-Positionen nicht erste wahl sind. Vor allem beim Bald-Salzburger Klein wurde der Unterschied zu Garics durch die frühe Auswechslung sehr deutlich. Als Garics in der ersten Aktion nach seiner Einwechslung in einem Höllentempo hinter Arnautovic die Linie entlang nach vorne spurtete, merkte man erst, wie sehr genau das bei Klein gefehlt hatte. Garics ließ defensiv gegen Konoplyanka wenig zu und sorgte mit seinem Offensiv-Drang auch für gute Unterstützung für Arnautovic bzw. Ivanschitz.
Vor allem in der generell stärkeren zweiten Halbzeit war das Spiel von Österreich zunehmend rechtslastig. Auch, weil Suttner zwar brav agierte, aber an einem Christian Fuchs nicht vorbeikommt. In der Rückwärtsbewegung hatte er trotz recht konservativem Stellungsspiel gegen den mit Tempo auf ihn zu oder nach innen laufenden Jarmolenko immer wieder leichte Probleme; nach vorne kam praktisch gar nichts. Das erledigte auf der linken Seite ein anderer.
Das zentrale Mittelfeld
David Alaba nämlich. Der Shooting Star von Bayern München, eigentlich als Achter aufgestellt, hatte einen recht deutlichen Linksdrall und preschte oftmals so die linke Seite nach vorne, wie man das von seinen starken Auftritten als Linksverteidiger der Bayern macht. Das erlaubte es Ivanschitz bzw. Arnautovic, nach innen zu ziehen. Der 19-Jährige war, wie man es von ihm kennt wenn er im Mittelfeld postiert wird, im Grunde überall zu finden, schaltete sich nach vorne ein, presste und war so ein wenig der Mann für alle Fälle.
Julian Baumgartlinger neben ihm war viel defensiver eingestellt. Im Erkämpfen des Balles und in Sachen Pressing auf den ukrainischen Pass-Empfänger machte er eine ganz ordentliche Figur, aber überhastete und ungenaue Abspiele in der Vorwärtsbewegung, die immer wieder billige Ballverluste zur Folge hatten, machten ihm und dem ganzen Abwehrverbund das Leben schwer. Das zweite Gegentor wurde genau so eingeleitet.
Marko Arnautovic
Anders als in den ersten beiden Spielen unter Marcel Koller, dem 1:2 in Lemberg und dem 3:1 über Finnland, spielte Marko Arnautovic diesmal nicht als versetzter Zehner zentral hinter bzw. neben Janko, sondern auf den Flügeln. Zu Spielbeginn war er rechts postiert, nach einer halben Stunde wechselte er die Seite, nach einer Stunde kam er wieder zurück auf die rechte Außenbahn. Entgegen anders lautender Meinungen (ORF und so) war das Bremer Enfant Terrible aber keineswegs unsichtbar, sondern verrichtete viel Arbeit. Auch in der Defensive, wo er Konoplyanka den einen oder anderen Ball von den Füßen grätschte und sich gut am Pressing gegen den ukrainischen Pass-Empfänger beteiligte.
Wenn man von Arnautovic nur Tempo-Dribblings und technische Gustostückerl erwartet, ist man natürlich enttäuscht, wenn man solche Einlagen nicht so oft sieht (und die sieht man mit Recht nicht so oft, denn einige überflüssige Ballverluste fabrizierte er durch seinen Übermut sehr wohl). Dennoch, und das monierte Koller auch nach dem Spiel, muss Arnautovic öfter auch mal geradlinig in den Strafraum kommen. Da ist er brandgefährlich, wie auch seine beiden Tore zeigten.
Das Problem: Janko ins Spiel bekommen
Unter Didi Constantini klappte es praktisch nie, und auch bei Marcel Koller funktioniert es noch nicht nach Wunsch – das Einsetzen von Marc Janko. Der Porto-Legionär erfüllte seine Aufgaben im Anpressen der ukrainischen Innenverteidiger gegen den Ball ganz ordentlich, fand aber im eigentlichen Offensiv-Spiel, wie auch der für ihn nach einer Stunde eingewechselte Patrick Bürger, nicht statt. Das mag zum Teil an der eher auf Reaktion ausgelegten Spielanlage liegen.
Aber sicher auch an den Spielertypen, die Ivanschitz und Arnautovic nun mal sind: Der eine hat es bei Mainz hauptsächlich mit schnellen, wendigen Stürmern zu tun, die er schicken soll. Der andere ist halt eher einer, der seine Stärken mit dem Ball am Fuß hat. Nur: Das kann kein Problem sein – wenn denn die Außenverteidiger ihren Job erledigen würden. Das Spiel breit zu machen, die gegnerische Viererkette auseinander ziehen, von der Grundlinie flanken. Das passierte bei Klein gar nicht, bei Suttner ebenso, und ein Garics alleine ohne Gegenstück auf der anderen Seite richtet auch nicht viel aus.
Der Gegner: EM-Reife sieht anders aus
Natürlich: Es war für die Ukrainer nur ein Testspiel. Allerdings war die Vorstellung des Co-Gastgebers zehn Tage vor seinem ersten EM-Spiel weit davon entfernt, um den Eindruck von EM-Reife zu erwecken. Anatoli Tymoschuk etwa wirkte im defensiven Mittelfeld geistig oft völlig abwesend, schlecht im Zweikampf, ungenau im Spielaufbau. Funktionierender Rückhalt und notwendiger Taktgeber für seine Mannschaft ist er in dieser Form keinesfalls.
Wie generell das Tempo bei den Ukrainern völlig fehlte. Voronin bewegte sich in der ersten Hälfte ähnlich schlecht wie Shevchenko und Milevskyi nach dem Seitenwechsel, weswegen sie alle um nichts weniger wirkungslos waren wie Janko bei Österreich. Nie schafften es die Ukrainer, ihre Stürmer einzusetzen, aus dem Spiel heraus gab es nicht mal eine handvoll Torchancen. Impulse von Außen, wie den kompakt stehenden Österreichern beizukommen ist, kamen auch keine: Blochin wechselte nur innerhalb seines 4-1-3-2.
Es wurde ganz deutlich, dass sich die Ukrainer ebenso mit dem Reagieren deutlich leichter tun als mit dem Agieren – wie schon im November, als sie EM-Mitfavorit Deutschland beim 3:3 am Rande der Niederlage hatten und wenige Tage später eben gegen Österreich nur mit Glück ein 2:1 einfahren konnten und dabei nicht mal ansatzweise überzeugen konnten.
Das muss bei der EM gegen Frankreich und womöglich auch gegen England kein so großes Problem sein, weil man in diesen Spielen ohnehin das Spiel kaum selbst gestalten wird müssen. Im ersten Spiel gegen die Schweden allerdings könnte das zu einem Geduldspiel werden. Vielleicht nicht gar so übervorsichtig wie vor vier Jahren bei Schwedens Spiel gegen Griechenland – aber die Ukraine wird mit einem Erfolg starten müssen, um nicht gegen England und Frankreich unter Siegzwang zu stehen.
Mit einer Leistung wie in Innsbruck wird das aber kaum gelingen.
Fazit: Defensive gut, Offensive ausbaufähig, Chancenverwertung stark
Gut an der Vorstellung der Österreicher war das stringente Defensiv-Konzept, das durchgezogen wurde und an sich funktioniert hat. Gut war auch, dass man in der zweiten Halbzeit nicht mehr so viele Bälle durch überhastete Aktionen allzu leicht wieder verloren und im Ansatz gute Aktionen somit länger am Leben erhalten konnte – wodurch man die Partie deutlich in den Griff bekam. Und ebenfalls sehr zufriedenstellend muss man die Chancenverwertung nennen: Geradezu un-österreichisch wurden die wenigen echten Torgelegenheiten auch wirklich genützt, was letztlich den erfreulichen Sieg brachte.
Nicht so gut ist weiterhin das Spiel der Außenverteidiger, wenn nicht die jeweilige Einserlösung auf dem Feld ist. Klein ist in keinster Weise ein adäquater Ersatz für Garics auf der rechten Seite (und der bei seiner Hochzeit weilende Schiemer erst recht nicht). Ebenso wie Suttner auf der linken Seite zwar sicherlich einer der besten und konstantesten Linksverteidiger der österreichischen Liga ist, aber auch im zweiten Länderspiel nicht annähernd den Schwung und den Mut zur Offensive mitbringt wie Christian Fuchs. Und natürlich wäre es von Vorteil, einen Weg zu finden, wie man auch Marc Janko ins Spiel einbinden kann.
Dennoch: Im dritten Spiel unter Marcel Koller wurde wieder ein schöner Schritt nach vorne gemacht. Inhaltlich ist das natürlich alles nichts übertrieben Weltbewegendes, aber die Richtung zu einem Fußball, wie er den aktuellen internationalen Anforderungen entspricht, ist deutlich erkennbar. Das war ja davor nicht immer so.
(phe)
]]>Er biete sich selbst an, als Spielertrainer für die letzten beiden Qualifikationsspiele in Aserbaidschan und Kasachstan, gab Paul Scharner im Zuge der Salami-Trennung von Didi Constantini zu Protokoll. An der Mannschaft wäre er genauso nah dran wie der Teamchef, und der Erfolg ist offenbar eh zweitrangig. Der Aufschrei, der um die „Selbstüberschätzung“ des offenbar wahnsinnig gewordenen Exzentrikers von West Brom durch das Land ging, war immens.
Und traurig zugleich.
Denn keiner schien die eigentlich unverhohlene Kritik an Teamchef und ÖFB verstanden zu haben. Schlechter als Constantini könne er es selbst auch nicht machen, so die Botschaft, und wie Ried-Trainer Paul Gludovatz zuletzt meinte: Im ÖFB kommt es auf andere Sachen an als Erfahrung und Qualifikation für den Job. Der Erfolg ist wohl tatsächlich nur zweitrangig – und Gludovatz muss es wissen, er war selbst lange genug im ÖFB. Weshalb er den Teamchef-Job von vornherein ablehnt. Sinngemäß: Das tu‘ ich mir nicht mehr an.
Zumal Scharner schon direkt nach dem 0:0 gegen die Türkei gesagt hatte, er hätte sich etwas Input von der Bank erhofft, zur Halbzeit – mehr Risiko? Sicherer stehen? Stattdessen kam erst gar nichts und dann ein Wechsel im System, bei dem ein Konterstürmer kam, obwohl man das Spiel selbst in die Hand nehmen musste. Offensichtlicher, als es Scharner gemacht hat, geht es kaum, und doch scheint seine Absicht keiner verstanden zu haben.
Das muss für Scharner noch frustrierender sein als es die letzten Spiele waren.
Denn auch, wenn mit Christoph Zöpfl der Sportchef der OÖ-Nachrichten nicht ohne durchklingender Geringschätzung schreibt, dass „heimischen Netzwerker derzeit fast euphorisch ihren ersten Teamchef-Abschuss feiern“ (der Fairness halber muss man aber sagen, dass Zöpfl sonst durchaus zu den kritischeren seiner Zunft gehört) – so sehr ich die Rolle der Kollegen von 90Minuten, von Martin Blumenau, abseits.at und auch von uns selbst gerne so groß sehen würde, waren es letztlich wohl doch eher die Folgen als die Ursachen, die zum Ende der Ära Constantini führten. Sprich, die desaströse Bilanz, die nackten Ergebnisse. Denn selbst nach dem Spiel gegen die Slowakei, in dem man dem Gegner inhaltlich heillos unterlegen war, wurde nur von Pech und fehlender Chancenverwertung geredet.
Keine Frage: Die wegen kritischer Fragen abgebrochen PK mitsamt „Trottelgate“ war sicher nicht hilfreich für Constantini und sein Gespann und etablierte die nachdrängende Generation der „Netzwerker“ (wie es Zöpfl nennt) weiter in der Mitte des öffentlichen Diskurses. Das ist auch sicher ein Mitgrund, warum nun hektisch von einem Anforderungsprofil geredet wird. Wie ernst es damit ist, entblätterte aber zuletzt die Heute recht schonungslos: Alles nur Blabla.
Denn die fehlende Bekenntnis zur inhaltlichen Arbeit im sportlichen Bereich sind nur ein Teil des Problems.
Was noch schwerer wiegt, ist die komplette Verweigerung jedes noch so kleinen Schrittes zur Modernität bei denjenigen, die den Nachfolger von Constantini bestimmen. Wie die Aussagen von TFV-Boss Geisler, die anmuten wie eine Mischung aus Steinzeit und finsterstem Mittelalter. Oder wie von NÖFV-Präsident Gartner, die vor Wischiwaschi nur so strotzen. Oder denen von BFV-Chef Kaplan, dem es gleich komplett wurscht ist, „ob der Teamchef nun Maier, Huber oder sonstwie“ heißt. So war es dem ÖFB auch egal, dass ein Spielerberater U19-Teamchef wird – eine Ungeheuerlichkeit.
Als Deutschland vor einigen Jahren komplett am Boden war, wurden, wie es die Manager von Augsburg und Bremen, Andreas Rettig und Klaus Allofs, zuletzt beim Talk im Hangar-7 erklärten, „alle persönlichen Eitelkeiten“ von Vereinen und Verband hintangestellt, ein Generalbevollmächtiger im Nachwuchsbereich installiert (Matthias Sammer) und ein Teammanager für die Nationalmannschaft – Oliver Bierhoff, dynamisch, vergleichsweise jung, am Puls der Zeit und mit einem abgeschlossenen Wirtschaftsstudium in der Tasche. Der DFB ist hochmodern aufgestellt – der ÖFB mutet dagegen wie ein in den 1970ern verkrusteter Verein an, von lobenswerten Ausnahmen wie Pressechef Peter Klinglmüller abgesehen unwillig/unfähig zur Modernisierung.
Was sich auch bei einigen der öffentlich gehandelten Kandidaten für die Constantini-Nachfolge manifestiert.
Otto Rehhagel etwa. Ist er mit seinen 73 Jahren wirklich der Richtige für einen langfristigen Aufbau? Oder Leo Beenhakker. Der bei seiner letzten Station in Polen vor allem im Zuge der Euro2008 ähnliche Planlosigkeit offenbarte wie jene, die man Constantini vorwarf – mit einem 4-2-3-1 gegen die Deutschen zu harmlos, mit einem 4-4-2 mit Raute gegen Österreich überrant, mit einem 4-1-4-1 gegen ein kroatisches B-Team zu behäbig. Und Beenhakker ist auch schon 69 Jahre alt.
In diesem Zusammenhang ist es durchaus positiv, dass sich mit Christian Fuchs in der „Kronen Zeitung“ zuletzt eine gewichtige Stimme für einen modernen, jungen Trainer ausgesprochen hat. Einen wie Marco Pezzaiuoli – der die Strukturen des DFB kennt, darin mit dem U17-Europameister-Titel großen Erfolg hatte, in Hoffenheim David Alaba zum Stammspieler machte und trotz mäßiger Resultate einen modernen Angriffsfußball zu zeigen versuchte.
Zumal es ja sportlich gar keinen wirklichen Neuanfang braucht, die im Frühjahr auch abschätzig als „linke Partie“ dimmamierte Internet-Gemeinde den auch gar nicht fordert, wie Zöpfl in den OÖN fälschlicherweise annimmt. Die paar logischen Figuren (Garics und Ivanschitz in erster Linie) zurück zu bringen ist kein Neustart.
Eher wäre angebracht, wenn man so etwas von sich gibt, ob es nicht vielleicht doch einen Grund gibt, warum die Internet-Gemeinde fast einstimmig ein so vernichtendes Urteil über die Ära Constantini fällt. Einen Grund, der nicht nur in schlechten Resultaten zu suchen ist.
Denn wenn die Kollegen von 90Minuten, FM4, abseits.at, Laola1 und wir selbst uns über eines erhaben fühlen, dann über simplen Resultatsjournalismus.
(phe)
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Rückwärtsgang nach 20 Minuten
Nach 20 Minuten stoppte Österreich die von Anfang an geringen Ambitionen sich bei der Spielgestaltung federführend zu betätigen. Frankreich war quasi unbedrängt in der eigenen Hälfte, zumeist wurde frühestens ab dem eigenen Halbfeld attackiert. Die Devise war klar: Neben sporadischen Bemühungen selbst Schussmöglichkeiten heraus zu kombinieren setzte Brückner auf Konter. Die liefen teilweise wirklich gut, doch mangelte es zu oft an einem präzisen letzten oder vorletzten Pass oder die Schnelligkeit wurde mit unnötigen Querpässen herausgenommen. Kurzfristig versuchte man sich absolut erfolglos an langen hohen Bällen in den Offensivraum, ließ es aber bald wieder bleiben.
Standards und Konter gegen Dribbelkunst
[ad#bv_test]Die Tore fielen trotz der Spielanlage völlig anders. Zweimal profitierten Janko bzw. Aufhauser von Freistoßbällen die im Strafraumgewühle durchkamen, den dritten Treffer machte Kapitän Ivanschitz per (fragwürdigem) Elfmeter. Der „auch-weiterhin-Kapitän“ zeigte zwar keine Glanzpartie, aber durchaus eine Verbesserung zum Italien-Match. Der wahre Dirigent des Mittelfelds war aber Paul Scharner, der uns wohl noch viel Freude machen wird.
Frankreich probierte sich häufig in der Mitte an Kurzpässen bis vor dem Strafraum, kam aber selten bis kaum zu wirklich gefährlichen Schussmöglichkeiten (wurde aber gefährlich oft erst knapp davor gestoppt), die dann ein ausgezeichnet spielender Alex Manninger entschärfte. Eine Ballverliebt-Nachfrage auf der Pressekonferenz machte dann auch klar, dass es „sicher keine Rotation“ beim Torwart geben und somit Manninger auch gegen Litauen und Serbien im Tor stehen würde. Die Keeperfrage ist wohl entschieden. Bleibt zu hoffen, dass Manninger sich bei Juve vielleicht doch eine Gelegenheit bietet sich zu etablieren. Wenngleich dies gegen ein Kaliber wie Buffon eher unwahrscheinlich scheint.
„Hättiwari“ und die Schwachpunkte
Das Team der „Grande Nation“ versuchte sich mit fortschreitender Zeit auch an den Seiten, wo es nur zu einer wirklich brenzligen Situation kam. Nur wenige Minuten nach dem 1:2 in der französischen Aufholjagd kam Benzema zur Volleyabnahme einer scharfen, halbhohen Flanke. Hätte er diese gut getroffen, so wäre das Spiel nach einem 2:2 vermutlich anders verlaufen. Obwohl sich alle Mannschaftsteile verbessert zeigten fehlt immer noch die Nervenstärke, um Gegentreffer schnell wegzustecken.
Grundsätzlich gab es in dieser Partie einige „Hättiwari“-Situationen, an deren Vermeidung Brückner wohl noch arbeiten muss. Sieht man von kuriosen Schirientscheidungen ab, die nicht in seiner Hand liegen. Auffallend oft gab der wenig solide dänische Referee Fouls von Österreich, ließ dafür einige französische Attacken komplett ungeahndet. Letztlich (wenn auch seine Leistung nicht unbedingt verbessernd) wetzte er dieses Manko mit der Elfmeterentscheidung für Rot-Weiß-Rot aus, über deren Begründung ich mir bis jetzt noch nicht im Klaren bin.
Fazit
Um den Bogen zurück zur Taktik zu spannen: Brückners defensive Spielanlage hat funktioniert, aber nicht reibungslos. Etwas zu oft rettete uns Glück oder ein Last-Second Tackling vor drohendem Unheil, zu wacklig war die Defensive speziell direkt nach dem 1:2. Zudem gelang es Frankreich drei mal, Österreich auf längere Zeit komplett im letzten Drittel einzuschnüren und den Ball auf mehrere Minuten nicht herzugeben. Verursacht wurde dies allerdings nicht durch einen eklatanten Fehler im Konzept (im Gegenteil, es war genau das richtige gegen den Domenech’schen Offensivfußball) sondern an der technischen Schwäche vieler Österreich-Kicker. Dass sich ein Franzose oft durch 2 oder 3 Gegner durchtanzen konnte, kann gegen effizientere und bessere Mannschaften als die „Bleus“ des heutigen Abends grob ins Auge gehen.
Letztlich hat aber Cleverneß über weite Strecken und unbestechlich effiziente Chancenauswertung alles gerechtfertigt, was sich der „weiße Vater“ ausgedacht hat. Die Blockverteidigung in der Mitte hat insgesamt solide gearbeitet, dafür opferte man die Flanken gegen Ende, woraus die Franzosen aber keinen Nutzen schlagen konnten. Man darf Brückner und seinen Kickern zu einem in taktischer Hinsicht verdienten 3-1 Überraschungssieg gegen Frankreich gratulieren. Es wird interessant zu sehen, wie dieses Team gegen „kleine“ Gegner spielt. Wie etwa Litauen nächste Woche, das heute in Rumänien zu aller Überraschung mit 3-0 gewann.
]]>Paul Scharner in „Talk und Tore“ auf Premiere (phe)
]]>Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass die Einberufung von Pogerl und Roligoal, wie auch die angekündigte Möglichkei einer Aussöhnung mit Scharner nicht nur Scheingefechte bleiben, um Anfang Februar die Deutschen zu täuschen…
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