Salzburg – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 05 Apr 2022 06:52:29 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 Sturm 2000 vs. Salzburg 2021: Einendes und Trennendes https://ballverliebt.eu/2021/12/09/sturm-2000-vs-salzburg-2021-einendes-und-trennendes/ https://ballverliebt.eu/2021/12/09/sturm-2000-vs-salzburg-2021-einendes-und-trennendes/#respond Thu, 09 Dec 2021 10:06:42 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17960 Sturm 2000 vs. Salzburg 2021: Einendes und Trennendes weiterlesen ]]> Nach 21 Jahren hat es wieder eine österreichische Mannschaft geschafft, die Letzten 16 der Champions League zu überstehen. Auch wenn Sturm damals in eine zweite Gruppenphase kam und Salzburg nun direkt ins Achtelfinale, ist es doch die gleiche Leistung – sogar erstaunlich gleich, was einige Aspekte betrifft. Wo sind nun die Ähnlichkeiten zwischen Sturm 2000 und Salzburg 2021, wo die Unterschiede? Hier ein kleiner Überblick.

Sturm Graz in der Champions League 2000/01 und Salzburg im Herbst 2021

Die Bilanz gegen die Gruppengegner

Die frappanteste Ähnlichkeit ist die genaue Bilanz. Nicht nur, dass sowohl Sturm 2000 als auch Salzburg 2021 mit zehn Punkten weitergekommen sind, es ist auch die Verteilung der Punkte exakt gleich.

Beide haben alle drei Heimspiele gewonnen (Sturm 3:0 gegen Galatasaray, 2:0 gegen Monaco und 2:0 gegen die Rangers – Salzburg 1:0 gegen Lille, 3:1 gegen Wolfsburg und 1:0 gegen Sevilla). Und beide haben einen Punkt aus den drei Auswärtspartien geholt (Sturm 0:5 in Glasgow und Monaco sowie 2:2 in Istanbul – Salzburg 1:1 in Sevilla sowie 1:2 in Wolfsburg und 0:1 in Lille).

Bei Sturm reichte das für den Gruppensieg, bei Salzburg für Rang zwei.

Anzahl der Teilnahmen

Ebenfalls gleich: Sowohl Sturm 2000 als auch Salzburg 2021 schafften den Aufstieg in ihrer dritten Teilnahme hintereinander. Sturm hatte zuvor zunächst Lehrgeld bezahlt (ein Punkt gegen Real Madrid, Inter Mailand und Spartak Moskau) und im zweiten Versuch Platz drei geholt (gegen Manchester United, Olympique Marseille und Croatia Zagreb, wie Dinamo damals hieß).

Salzburg kam gleich mit einem Paukenschlag 2019 hinein – 6:2 gegen Genk, 3:4 in Liverpool – und wurde vor den Belgiern, aber hinter Napoli Dritter. Der zweite Versuch war weniger überzeugend, aber man rettete im Herbst letzten Jahres zumindest wieder Platz drei vor Lok Moskau und hinter Bayern München und Atético Madrid.

Das Alter der Mannschaft

Hier ist der größte Unterschied zu bemerken. Sturm war damals als Ganzes schon über dem Zenit und Hannes Kartnig hatte auch schon den einen oder anderen wunderlichen Transfer getätigt. Fünf Stammkräfte waren über 30 Jahre alt und so wichtig die Leistungen von Sergej Juran und dem im Winter aus Straßburg zurückgekehrten Mario Haas waren: Auch sie waren letztlich Spieler, die in größeren Ligen keine Möglichkeiten mehr hatten. Eine signifikante Verstärkung war letztlich nur Andrés Fleurquín; György Korsós blieb immerhin noch lange in der Liga und spielte 2005 auch mit Rapid wieder in der Champions League.

Kartnig holte sich Spieler, die ihm und dem eigentlichen Manager Schilcher irgendwo untergekommen sind (wie Masudi im UI-Cup bei Lausanne oder zuvor schon Angibeaud bei der WM 1998) und verlangte von Osim, diese einzubauen. Im September 2002 hatte Osim genug. Man zog schnell Amateure-Trainer Foda nach oben, holte sich dann das Missverständnis Gress für zwei Monate auf die Bank, ehe man eher zufällig über Mischa Petrovic stolperte, der den Neuaufbau um Säumel und Salmutter moderierte.

Salzburg zieht das Pferd von der anderen Seite auf: Nur Urgestein Andi Ulmer ist älter als 24 Jahre, im Grunde spielte Salzburg mit einer frisierten U-21. Bei Salzburg gehört es praktsich zum Business Plan, dass auch die Trainer nach längstens zwei Jahren abwandern. Dann steht aber schon längst der Nachfolger bereit. Rose folgte auf Garcia, Marsch folgte auf Rose, Jaissle folgte auf Marsch und es wird wohl Aufhauser auf Jaissle folgen.

Die finanzielle Umsetzung

Sturm verlieh Fleurquín für ein Jahr nach Galatasaray und 2002 kassierte man immerhin noch zwei Millionen Euro Ablöse aus Rennes für den Uru, ein lukrativer Italien-Transfer von Schopp zog sich wegen der Preisvorstellungen Kartnigs, am Ende bekam er von Brescia noch acht Millionen Schilling – kaum 600.000 Euro – und als Bonus 27 Klos fürs Trainingszentrum. Ansonsten hatte niemand aus dem relativ alten Kader Wiederverkaufswert, alle anderen verließen den Klub ablösefrei und schon anderthalb Jahre später waren nur noch zwei Stammkräfte und zwei Ergänzungsspieler übrig. Der Aufbau einer neuen Mannschaft war teuer und verlief planlos, es gab den Österreich-Rekord-Transfer von Stürmer-Flop Charles Amoah (54 Millionen Schilling, als knapp vier Millionen Euro) und alleine 2002 warf Kartnig fünf Millionen für Rojas, Mujiri, Masudi, Bosnar, Panadić und Pregelj auf den Markt. Der sportliche Erfolg blieb aus, die Einnahmen waren gering, 2007 war Sturm in Konkurs.

Bei Salzburg ist so gut wie jeder Spieler ein potenzieller Millionen-Transfer. In den letzten acht Jahren hat Salzburg 430 Millionen Euro an Transfererlösen kassiert (denen 130 Millionen gegenüberstehen, die man für Neuzugänge ausgegeben hat). Dass Adeyemi, Aaronson, Camara, Okafor, Sučić und Seiwald viel Geld bringen und das Potenzial für große Karrieren haben, steht außer Frage. Und wenn sie weg sind, stehen die nächsten Talente schon bereit: Šeško, Šimić, Kjærgaard und Amankwah zeigen bei Liefering schon auf, es gibt auch wieder drei neue Spieler aus Mali (Dorgeles, Guindo, Diambou) und die Youth-League-Mannschaft steht als Gruppensieger ebenso im Achtelfinale.

Die Lage in der Liga

Das Eine hängt mit dem Anderen zusammen: Bei Sturm konzentrierte sich die routinierte Truppe auf die glanzvollen Spiele in der Champions League, die Bundesliga ließ man ziemlich schleifen. Man hatte die Saison schon mit einem 1:4 bei Rapid begonnen, man verlor in der Folge auch das Grazer Derby (0:2), zweimal gegen Salzburg (0:1 und 1:2), in Bregenz und beim LASK sowie in Ried (jeweils 1:2) und nach dem Erfolg von Istanbul auch bei der Wiener Austria.

Eine Rückkehr in die Champions League war in der laufenden Saison so gut wie ausgeschlossen, ehe man überhaupt die Gegner für die Zwischenrunde kannte (es wurden Manchester United, Valencia und Panathinaikos Athen). Sturm rettete mit Mühe und Not den vierten Platz und verlor im UI-Cup, über den man noch den UEFA-Cup erreichen hätte können, gegen Lausanne.

Das Salzburg des Herbstes 2021 strauchelte in der Liga parallel zu den Niederlagen in Wolfsburg und Lille auch ein wenig, aber hier reden wir von einem 2:2 in Ried, einem 0:0 gegen die Admira und einer unglücklichen 1:2-Niederlage in Klagenfurt, ehe man vor dem entscheidenden Match gegen Sevilla das Bundesliga-Spiel gegen Hartberg in den Schlussminuten noch zu einem knappen Sieg drehen konnte. In der Tabelle hat Salzburg 12 Punkte Vorsprung und selbst die Punkteteilung und der eine oder andere Winter-Abgang wird den neunten Titel in Folge kaum verhindern können.

Das heißt: Man kann davon ausgehen, dass Salzburg auch im Herbst 2022 wieder Champions League spielen wird und sich dort die nächste junge Truppe in internationale Notizblöcke spielen wird können.

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Salzburg, Inter, der UEFA-Cup, der Lattenpendler und das Lied https://ballverliebt.eu/2020/05/14/salzburg-inter-uefa-cup-1994-finale/ https://ballverliebt.eu/2020/05/14/salzburg-inter-uefa-cup-1994-finale/#respond Thu, 14 May 2020 06:34:22 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16950 Salzburg, Inter, der UEFA-Cup, der Lattenpendler und das Lied weiterlesen ]]> Von der rechten Stange an die linke und von dort zurück ins Feld: Marquinhos Lattenpendler im Rückspiel des UEFA-Cup-Finales von Salzburg gegen Inter Mailand 1994 ist eine der bekanntesten Szenen der österreichischen Fußball-Geschichte.

Aber wie war das damals wirklich?

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Wir waren Außenseiter, man hat über uns gelacht:
„Ihr seid doch keine Mannschaft, ihr habt’s zu nichts gebracht“

Der 3. Juni 1992, ein verregneter Abend im Wiener Praterstadion. Salzburg geht als Tabellenführer in den Showdown am letzten Spieltag, ein Remis bei der Austria würde zum ersten Meistertitel der Klubgeschichte reichen. Aber nach 20 Minuten zieht Ogris von der Strafraumgrenze ab, Salzburg-Keeper Ilsanker berechnet den tückisch aufsetzenden Ball völlig falsch – das 0:1.

Es ist ein giftiges, aufgeheiztes Spiel voller Feindseligkeiten. Peter Stöger will einen Elfer schinden, sieht Gelb wegen Schwalbe; Austria-Trainer Prohaska stürmt zu Linienrichter Hitzenhammer und brüllt ihm aus etwa 10 Zentimetern Entfernung ins Ohr: „Des gibt’s jo goa net! Heast, sog amoi!“ Nach dem Seitenwechsel verwertet Toni Pfeffer nach einer Ecke zum 2:0, Salzburg gelingt nur noch der Anschlusstreffer, der Titel ist am letzten Spieltag gegen die Austria verloren.

Ein Jahr später, der 22. Mai 1993: Salzburg hat in der Tabelle vier Punkte (also zwei Siege, Zwei-Punkte-Regel!) Vorsprung und empfängt die Austria am viertletzten Spieltag. Man ist besser, lässt sich auch vom Rückstand nicht schocken und gleicht schnell aus. Die Austria geht aber erneut in Führung, legt nach der Pause das 3:1 nach und gewinnt. Salzburg verliert eine Woche später auch bei Rapid, die Austria wird wieder Meister.

Wir gingen oft zu Boden, doch niemals waren wir K.o.

Wenn es gegen die Austria hart auf hart kommt, knickt Salzburg ein: Dieses Image hat man sich ab 1991, als Otto Barić Trainer in Lehen geworden war, mit großen Enttäuschungen aufgebaut – 1:2 und 1:3 in den entscheidenden Spielen um die Titel von 1992 und 1993, dazu zwei Niederlagen im Cup in jenen beiden Jahren.

Für die Saison 1993/94 startete man unverdrossen den nächsten Anlauf zum Premieren-Titel. Präsident Rudi Quehenberger („Westbahn-Rudi“) lotste Routinier Peter Artner (von der Admira) und den jungen Adi Hütter (von Zweitligist GAK) sowie Damir Mužek (von Sturm Graz) an die Salzach. Salzburg setzte sich im Herbst zusammen mit der Austria und der Admira vom Rest der Liga ab.

Nach der Winterpause kam die Admira nicht mehr ganz mit, es spitze sich also wieder auf ein Titelduell zwischen Austria und Salzburg zu. Vier Jurčević-Tore sorgten im März für einen 4:0-Sieg der Salzburger im Horr-Stadion.

Wir standen auf und kämpften, lernten unseren Job

Die Spielweise des Teams entsprach der Zusammenstellung des Kaders und das Zauberwort, um es mit einem heute geläufigen Terminus zu beschreiben, ist „Polyvalenz“. Es gab gefühlt sechs verschiedene Spieler, die man als Achter spielen lassen konnte – dafür nur einen wirklichen Stürmer (Jurčević, zumindest nach dem Weggang von Sabitzer im Herbst) und zwei bis drei echte Manndecker (Fürstaller, Lainer, Garger) sowie ein Duo, das praktisch nur am Flügel spielte (Winklhofer und Aigner) und einen Jungspund, der wahlweise am Flügel oder im Angriff zum Einsatz kam (Amerhauser).

Alle anderen konnten jederzeit eine sowohl offensive als auch defensive Rolle im Mittelfeld-Zentrum spielen. Vor Torhüter Otto Konrad war Routinier Heribert Weber Stamm-Libero, Feiersinger übernahm diesen Posten später sogar im Nationalteam. Pfeifenberger spielte je nach Bedarf Sturmspitze vorne oder Manndecker hinten. Hütter war von links hinten bis zur Zehn überall denkbar. Artner war die Lunge im Zentrum. Der elegante Passgeber Mužek war bis zu seiner Schulterverletzung gegen Sporting gesetzt. Der im Winter aus der peruanischen Liga geholte Brasilianer Marquinho, eigentlich ein Zehner, war sich auch nicht zu schade, den defensiven Kettenhund für gegnerische Gestalter zu geben. Und wenn alle personellen Stricke am Reißen waren, war immer noch Michael Steiner da.

Sieht man sich die Bundesliga-Tabelle zum Zeitpunkt des Final-Hinspieles an, sieht man damit aber auch sofort, wo die Stärken des Salzburger Teams waren.

Man hatte jede Menge Läufer, unermüdlich und kampfstark, die auch mit dem Ball umgehen konnten. Aber echte offensive Kreativspieler gab es kaum – dafür waren die Salzburger in einer Liga, in der es primär ums Zerstören ging, in ihrem Element: Weil man so ungewöhnlich viele ballsicherere Mittelfeldspieler hatte, kamen die Gegner oft gar nicht erst dazu, Salzburg unter Druck zu setzen.

Siebenmal spielte Salzburg in dieser Bundesliga-Saison 0:0, fünfmal gewann man 1:0, siebenmal 2:0. Nur dreimal kassierte man mehr als ein Gegentor, in 23 der 36 Partien hielt Torhüter Otto Konrad seinen Kasten sauber. Salzburg spielte elegant, aber der Erfolg basierte primär darauf, dass hinten nichts anbrannte.

Der Schnitt von nur 0,5 Gegentoren pro Spiel – also 18 in 36 Matches – ist eine vorher und seither niemals erreichte Marke.

Unsere Träume, die haben sich erfüllt

Im Herbst 1992 hatte Salzburg im UEFA-Cup noch Pech mit der Auslosung, musste gleich gegen Ajax Amsterdam ran und war chancenlos. Im Herbst 1993 nützte man es aus, gegen nicht ganz so große Gegner spielen zu dürfen: Mit vier Siegen ohne Gegentor gegen Dunajská Streda und Antwerpen (fünf Monate zuvor noch im Finale des Cups der Cupsieger) qualifizierte sich Salzburg für das Achtelfinale gegen Sporting aus Lissabon.

Dem 0:2 im Hinspiel in Lissabon folgte – trotz allem, was danach noch kommen sollte – das wohl legendärste Spiel der Klubgeschichte. Im schon winterlich kalten Salzburg überstand man die Anfangsoffensive des von Luis Figo und Krassimir Balakov orchestrierten Teams, kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit stellte Leo Lainer – der Vater von Stefan Lainer – auf 1:0. In der Folge suchte Salzburg das Tor zur Verlängerung, aber wie fast immer tat man sich schwer mit dem Kreieren großer Chancen und kurz vor Schluss musste auch noch Kurt Garger mit Gelb-Rot vom Platz.

Dann zog Adi Hütter in der Nachspielzeit einfach mal aus 25 Metern ab und traf tatsächlich zum 2:0. So ging es in die Verlängerung. Sporting war psychisch angeschlagen, eingeschüchtert vom engen, lauten Stadion in Lehen und auf dem halb gefrorenen Boden konnten die Portugiesen auch ihre Technik kaum ausspielen. Amerhauser erzielte das 3:0, Salzburg hatte das Viertelfinale erreicht.

Denn wir sind die Glücklichsten auf dieser Welt

Eintracht Frankfurt war mit feinem Offensiv-Fußball Herbstmeister in der deutschen Bundesliga geworden: Der elegante Uwe Bein, der trickreiche Jay-Jay Okocha und Maurizio Gaudino gestalteten das Spiel, Anthony Yeboah und Jan Furtok sorgten für die Tore. Die Form wurde aber nicht gehalten: Als es am 3. März ins Hinspiel gegen Salzburg ging, war die Eintracht seit acht Spielen (bei 4:16 Toren) ohne Sieg.

Trainer Klaus Toppmöller brach den sensiblen Manni Binz (indem er ihn den Libero-Posten zugunsten des jungen Mirko Dickhaut wegnahm und Binz ins Mittelfeld degradierte), war im Clinch mit dem schwierigen Maurizio Gaudino (der nach dem Hinspiel kurzfristig sogar aus dem Kader flog), Uwe Bein bastelte an seinem Abschied. Okocha blieb daheim, weil nur drei Ausländer erlaubt waren und Toppmöller neben den gesetzten Tskhadadze und Manndecker Komljenović lieber Stürmer-Flop Mihajlović mitnahm – in der Bundesliga belastete Tskhadadze wegen seines offiziellen Amateur-Status nicht das Ausländer-Kontingent, im Europacup schon. Winter-Neuzugang Doll durfte im UEFA-Cup nicht spielen, Yeboahs Sturmpartner Furtok lag wie Bein mit Grippe im Bett.

Kurz: Die Voraussetzungen für Salzburg waren gut, weil Frankfurt zwar Qualität hatte, aber sehr mit sich selbst beschäftigt war. Salzburg gewann in Wien 1:0 und Quehenbergers Entscheidung, auf den Heimvorteil im kleinen Lehener Stadion zugunsten eines mit knapp 50.000 Zusehern ausverkauften Happelstadions zu verzichten, erwies sich als richtig. Die Entscheidung, Tskhadadze in der Hitze des Gefechtes anzuspucken, war für Otto Barić dafür keine gute, er wurde für vier Spiele gesperrt. Auch die unverholen rassistischen Rufe, welche die Ballkontakte Yeboahs begleiteten, führten zu Frankfurter Unmut.

Eintracht-Legende und Vorstandsmitglied Bernd Hölzenbein ärgerte sich, weil ja eigentlich „selbst Freiburg stärker ist als Salzburg“, zwei Wochen später gewann die Eintracht das Rückspiel 1:0 und das Elferschießen musste entscheiden. Konrad parierte gegen Gaudino, Feiersinger zielte zu hoch. Torhüter Uli Stein verwertete den fünften Versuch von Frankfurt selbst. Nachdem Konrad gegen Binz gehalten hatte, ging Thomas Winklhofer zum Punkt. Konrad schickte ihn wieder weg, trat selbst an, traf. Salzburg war im Halbfinale.

Dort traf man auf Karlsruhe. Der KSC war zwar grundsätzlich in starker Form – 7:0 gegen Valencia, Siegesserie in der Bundesliga – aber hatte personelle Schwierigkeiten. Ex-Teamspieler Rolff und Stürmer „Euro-Eddy“ Edgar Schmitt waren gesperrt; dazu fehlten die Manndecker Slaven Bilić und Burkhard Reich, Spielmacher Manni Bender und Offensiv-Allrounder Eberhard Carl mit Verletzungen.

Trainer Winnie Schäfer spielte dafür auf der Medien-Klaviatur. Am Cover der „Sport-Bild“ verkündete er eine Woche vor dem Hinspiel: „Ich will Salzburgs Super-Torwart“! Dieser war beim Hinspiel in Wien, wie so oft, auch nicht zu überwinden, aber mit dem 0:0 war in Karlsruhe niemand wirklich unzufrieden. „Der KSC holt aus zum ganz großen Wurf“, schrieb Harald Kaiser im Kicker, und umso größer war die Ernüchterung, als zwei Wochen später ein 1:1 im Karlsruher Wildpark nicht die Badener, sondern die Salzburger ins Endspiel brachte.

„Mit viel Herz, aber wenig Hirn“ stemmte sich Karlsruhe nach Stadlers frühem 1:0 gegen das Ausscheiden, hieß es im deutschen Fachblatt. Lainer vertrat den gelbgesperrten Heri Weber als Libero und hätte Christian Fürstaller nicht einmal geschlafen und das Abseits aufgehoben, wäre Karlsruhe wohl nicht mal der Ausgleich gelungen.

Die gelben Karten für Feiersinger, Hütter und Jurčević schmerzten aber. Das Trio war für das Final-Hinspiel gesperrt.

Denn wir, nur wir, wir sind die Sieger

Die Euphorie um die Salzburger trieb derweil ungekannte Blüten. Herbert Prohaska, mittlerweile Teamchef, schonte beim zwischen Halbfinale und Finale angesetzten Länderspiel gegen Schottland die Europacup-Helden und er berief nur einen Salzburger ein (Hütter, der dann auch gleich ein Tor erzielte); beim Liga-Match gegen Sturm (0:0) platzte das Lehener Stadion aus allen Nähten und selbstverständlich waren auch die knapp 50.000 Karten für das Final-Hinspiel gegen Inter Mailand in kürzester Zeit vergriffen.

Es wurde sogar ein Song aufgenommen, „Wir sind die Sieger“ (dessen Versen die Zwischentitel dieses Textes entnommen sind), der nach dem Finale als Single erschien und auf Platz zwei der österreichischen Charts schoss. Weil man außer Innsbruck und Platzhirsch Austria keine natürlichen Feinde hatte, war Salzburg fast jedem irgendwie sympathisch und die breite Masse vergönnte dem Verein nach den Tiefschlägen der letzten Jahre den Erfolg.

Gleichzeitig gab es in Otto Barić eine Reizfigur, aber der Erfolg ließ Kritik an „Otto Maximale“ verstummen und die unverkennbare Balkan-Färbung in seiner Sprache auch noch nach fast drei Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum war sein Markenzeichen. Der spröde Barić, humorloser Vorgesetzter einer Truppe voller Sunnyboys, wirkte gerade dadurch etwas aus der Zeit gefallen und wurde zur Kultfigur.

Wir, wir trösten nicht Verlierer

Und man rechnete sich auch gegen Inter Mailand Chancen aus. Die Nerazzurri hatten eine fürchterliche Saison hinter sich. Trainer Osvaldo Bagnoli war im Februar auf Platz sechs liegend entlassen worden, weil das den Ansprüchen nicht genügte; Nachfolger Giampiero Marini rettete mit zwei Siegen und zwei Remis aus zwölf Spielen gerade noch einen Punkt vor einem Abstiegsplatz (!) ins Ziel. Im UEFA-Cup kam man im Viertelfinale nach einem 3:1-Auswärtssieg in Dortmund daheim noch ins Zittern, ebenso im Halbfinale nach der Hinspiel-Niederlage in Cagliari. Der Borussia konnte man eine gewisse Klasse unterstellen, die in der Serie A gegen den Abstieg kämpfenden Sarden hatten, nun ja, kein Weltformat.

Im März kündigte Präsident Pellegrini an, dass man bei neuen Verträgen wegen finanzieller Schwierigkeiten fortan 30 Prozent weniger Gehalt anbieten muss. Torhüter Walter Zenga war bei den Fans dermaßen untendurch, dass er zuweilen Polizeischutz brauchte und seine Frau im Fernsehen eine Nachricht von ihm verlesen musste, in der er sich über undankbare Fans beklagte.

„Wir haben Probleme im psychischen, körperlichen und taktischen Bereich“, konstatierte Marini nach zwei Wochen Amtszeit, wenig später stellte er das komplette System um – und verlor 1:4 in Parma. Nach nicht einmal einem Monat hatte Präsident Pellegrini von Marinis Volten und dem freien Fall in der Tabelle genug und verpflichtete Ottavio Bianchi als neuen Coach – aber erst für die kommende Saison. Marini war als Inter-Trainer ab Ende März eine lebende Leiche.

Nun sind wir eine Mannschaft, wir haben es geschafft

Inter hatte in seiner Zusammensetzung 1993/94 zwei Probleme. Zum einen ein taktisches, da es keinen echten Stürmer gab, aber zwei Spieler, die sich als Bindeglied zwischen den Linien verstanden, mit Platz für sich und einer echten Sturmspitze vor sich: Dennis Bergkamp und Rubén Sosa. „Bergkamp gefällt es, von hinten zu kommen. Ich will aber auch nicht ganz vorne spielen“, erklärte Sosa im Kicker: „Ich brauche Raum, in dem ich mich bewegen kann. Wenn ich links hängend spiele, bin ich wertvoller.“

Das zweite Problem war ganz profan das Tempo in der Defensive. Giuseppe Bergomi war schon über 30 Jahre alt, Libero Sergio Battistini ebenso, und die schnellsten waren sie ohnehin nie. In der Startformation des Hinspiels gegen Salzburg war nur ein einziger Spieler jünger als 27 Jahre, nämlich Dennis Bergkamp (25).

Der Plan von Otto Barić war relativ simpel: Inters Zentrum abtöten, aggressives Flügelspiel nach vorne zeigen und mit Tempo in der Spitze die langsame Inter-Abwehr aushebeln. Und oh boy, hat das funktioniert. Zumindest die ersten beiden Punkte.

Die Namen im Line-up – Pfeifenberger, Marquinho und Amerhauser, dazu Stadler UND Flügelspieler Aigner – deuteten auf eine offensive Strategie an. Aber Pfeifenberger (gegen Jonk) und Marquinho (gegen Manicone) waren wie Artner (gegen Berti) defensive Manndecker im Zentrum. Im Angriff wurde aus der Personalnot eine Tugend gemacht – mit den schnellen, wendigen Amerhauser und Stadler.

Inter versuchte, nach Ballgewinnen schnell nach vorne zu kommen, aber das Zentrum bekam keine Luft und die Zuspiele nach ganz vorne waren zu ungenau. Salzburg hingegen nützte die dennoch relativ offenen Spielweise und das Aufrücken bei Inter zu überfallsartigen Angriffen.

Bianchi konnte Aigner kurz vor der Strafraumgrenze nur noch per Foul stoppen und sah Gelb (11.), Amerhauser verpasste einen Stanglpass von Winklhofer knapp vor dem Tor (13.), Paganin klärte nach einem Stadler-Solo gerade noch vor Amerhauser (14.). Einige Zeit später strich ein Kopfball von Pfeifenberger knapp über die Latte und nach einem Lochpass von Marquinho wurde Pfeifenberger gerade noch ausreichend bedrängt.

Nach einer halben Stunde war Inter noch nicht planvoll vor das Tor von Otto Konrad gekommen, aber Salzburg hätte schon deutlich führen können. Und weil das bei Inter eben abgezockte Italiener waren, nützten sie eine kleine Unachtsamkeit sofort aus: Ein schnell abgespielter Freistoß, Berti entwischte Artner, und zack, führte Inter 1:0.

Wir kämpfen immer weiter, was immer auch kommen mag

Das ganze Gefüge des Spiels änderte sich mit Inters Auswärtstor schlagartig. Die Mailänder schalteten nun nicht mehr so schnell um, vermieden vertikale Risiko-Pässe. Damit erkauften sie sich längere Ballbesitz-Phasen, sie konnten das Tempo herausnehmen und erhielten Kontrolle über das Spiel. Salzburg war geschockt und mit der letzten Aktion der ersten Hälfte hämmerte Sosa den Ball auch noch an die Latte. Ein 0:2 wäre wohl das Ende aller österreichischen Hoffnungen gewesen.

Gleich nach Wiederanpfiff entwischte Aigner ein weiteres Mal seinem Gegenspieler Bianchi, wieder folgte ein taktisches Foul, und damit musste Bianchi mit Gelb-Rot vom Platz gehen. Der personeller Vorteil war aber keineswegs ein spielerischer Vorteil für Salzburg. Denn Bergkamp orientierte sich nun eben auf die linke Abwehrseite und Inter stellte sich hinten hinein und drehte an der Uhr. Satte 40 Minuten lang.

„Wir haben in der Serie A zu oft auf Remis gespielt und dann doch knapp verloren“, hatte Sosa im Vorfeld moniert. In der zweiten Halbzeit von Wien spielte Inter nun wieder auf halten, aber mit allen taktischen Vorteilen auf seiner Seite. Ein Gegentor wäre kein Drama, ein Auswärts-1:1 in Unterzahl immer noch ein gutes Resultat. Mit dem tiefen Block, in dem Inter nun verteidigte, verpuffte Salzburgs geplantes Tempospiel in der Spitze komplett. Und das Fehlen von Kreativspielern, die eine massierte Abwehr mit tonnenweise internationaler Erfahrung knacken könnten, wurde nun überdeutlich.

Ohne eine zweite Spitze rückte Weber ins Mittelfeld auf und Lainer übernahm den Libero-Posten, aber bei aller Kontrolle im Mittelfeld kam Salzburg praktisch nie in gute Schuss-Positionen. Einmal übersah die Inter-Abwehr Stadler, der aber überhastet abschloss und verzog (60.), genau wie der für Amerhauser gekommene Mužek (71.), der dann noch einmal aus 20 Meter draufhielt (79.). Sonst war nicht viel los.

Als Marini für die Schlussviertelstunde Verteidiger Ferri für die verbliebene Spitze Sosa brachte und damit der schnellere, technisch beschlagenere Bergkamp wieder in den Angriff ging, konnte Inter sogar einige Kontersituationen aufziehen. Am Ende war Inter dem 2:0 näher als die ratlosen Salzburger dem Ausgleich, Jonk hatte in der 85. Minute das zweite Inter-Tor auf dem Fuß.

„Das Hinspiel mag verloren sein, aber das Finale ist es für Salzburg noch lange nicht“, beschwor ORF-Kommentator Robert Seeger zwar. Aber die Art und Weise, wie Salzburg nach dem Gegentor und auch in Überzahl an der Inter-Abwehr aufgelaufen war, sprach eine andere Sprache. Und als in der Liga eine Heim-Niederlage gegen Schlusslicht Sportclub und ein 1:1 in Innsbruck folgten, drohte auch der Traum vom ersten Meistertitel aus den Fingern zu gleiten. Schon wieder.

Wir kämpften heute im Endspiel und trugen den Sieg davon

Fünf Tage vor dem Rückspiel gegen Inter war Salzburg also schon im Heimspiel gegen die Austria gefordert. Diese lag nach Verlustpunkten gleichauf mit den Salzburgern (die noch einen Nachtrag gegen Steyr offen hatten) und hatte eine ähnliche Tordifferenz, allerdings mit dem klar besten Angriff der Liga – Hasenhüttl, Ogris und Co. hatten 19 Tore mehr erzielt als die Mozartstädter. Und dann das.

Austria-Coach Hickersberger stellte zu Libero Zsak noch fünf Manndecker auf, dafür nur eine Spitze und trachtete danach, zumindest nicht zu verlieren. Während aber Sekerlioglu als Manndecker ohne Gegenspieler ebenso verloren wie ideenlos herum irrte und nicht wusste, was er tun soll, rückte Feiersinger als freier Manndecker auf, Salzburg flutete das Zentrum und nützte praktisch jede Torchance.

Eine gallige, angriffige Mannschaft aus Salzburg rächte sich für alle Demütigungen, welche ihr die Austria in den vergangenen zwei Jahren zugefügt hatte und prügelte die Veilchen mit 6:0 aus dem Lehener Stadion. Das war die Vorentscheidung: Die Wiener legten eine Niederlage bei der Admira und ein 0:0 daheim gegen den Tabellen-Siebenten Sturm Graz nach und Salzburg konnte schon nach dem vorletzten Spiel über den lange ersehnten ersten Meistertitel jubeln.

Wir, die Champions der Liga

Die Meisterschaft war rechnerisch zum Zeitpunkt des Rückspiels natürlich noch nicht gewonnen, gefühlt war das 6:0 gegen die Austria aber natürlich sehr wohl die Vorentscheidung und entsprechend breit glaubte man die Brust für das Rückspiel im restlos ausverkauften San Siro. Es braucht einen Auswärtssieg, die Italiener glauben den Cup sicher schon in der Tasche und na, wir wollen mal sehen, wie es mit dem Nervenküstom bei Inter bestellt ist.

Feiersinger, Jurčević und Hütter waren nach abgesessener Sperre zurück, dafür mussten Pfeifenberger und Stadler nach ihren Verwarnungen im Hinspiel zuschauen. Feiersinger und Hütter übernahmen mit Artner die aus dem Hinspiel bekannte Deckung des zentralen Trios bei Inter, dafür rückte Marquinho auf und spielte hängende Spitze hinter Jurčević. Bei Inter kehrte Fontolan für Bianchi ins Team zurück.

Salzburg begann aber nicht mit breiter Brust, sondern eingeschüchtert. War es die Kulisse? Die Stadien in Frankfurt und Karlsruhe waren uralte Bruchbuden mit Laufbahn, bei der Eintracht noch dazu halbleer. Jetzt: Stadio Meazza, steil aufragende Tribünen, über 80.000 laute Fans. Und ein Gegner, der keineswegs gehemmt auftrat und das 1:0 verteidigen wollte, sondern im Gegenteil dem dem Ende der verkorksten Serie-A-Saison gelöst auftrat und den Vorwärtsgang einlegte. Und wie.

Bergkamp machte sich aus Fürstaller einen Spaß, dass einem der arme Kerl fast leid tun musste. Der Holländer ließ sich fallen und rückte auf, narrte seinen Manndecker mit überragender Technik, das ging Fürstaller einfach alles viel zu schnell. In der 9. Minute brachte er gleich bei zwei Klärungs-Versuchen die Kugel nicht weg, der Ball springt zu Jonk, Konrad pariert.

Schon zuvor hatte Salzburg einmal in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren und Sosa scheiterte an Konrad (5.). In der 10. Minute, wieder ein schneller Konter über Bergkamp, Weber bedrängt ihn. Nach einer halben Stunde ein Freistoß für Salzburg, Inter kommt im eignen Strafraum an den Ball, Bergkamp und Sosa überbrücken 90 Meter in 10 Sekunden und wieder muss Otto Konrad in allerhöchster Not retten. Ein paar Minuten später: Heribert Weber passt die Kugel genau in den Lauf von Sosa, der nur um Zentimeter rechts am Tor vorbei zielte.

Wir haben es geschafft, aus eigener Kraft

Die Salzburger Spieler hatten nervös begonnen und wurden in der ersten halben Stunde immer poröser. Die Inter-Spieler rückten nach Ballgewinnen im Verbund auf und schnüren Salzburg ein. Sie gingen in jeden Zweikampf, gingen einmal nach, zweimal, dreimal, viermal. Die Österreicher hatten keine Luft zum Atmen. Nach einer Viertelstunde säbelte Winklhofer Fontolan rücksichtslos nieder, erst nach 33 Minuten musste Inter-Keeper Zenga erstmals eingreifen – nach einem 25-Meter-Schuss von Adi Hütter.

Danach fand sich Salzburg ein wenig, ging selbst ein wenig aggressiver auf den Ballführenden. Die Pässe ins Angriffsdrittel waren weiterhin ungenau, aber statt aussichtslos 0:4 im Rückstand zu liegen, hatte Salzburg immerhin ein 0:0 gehalten.

Salvatore Bagni, in den 1980ern italienischer Teamspieler und bei diesem Finale Co-Kommentator bei Italia-1, stellt fest, dass Jurčević „ein armer Hund“ ist: „Er bekommt keinen einzigen vernünftigen Ball. Und Marquinho ist komplett unsichtbar.“ Und Bagni philosophierte weiter: „Die Salzburger haben solide Einzelspieler, aber niemanden von internationaler Klasse. Barić hat gute Arbeit geleistet, dieses Team ins Finale zu führen.“

Weniger höflich ausgedrückt: Net bös sein, aber Salzburg hat in einem Endspiel eigentlich nix verloren. Schön für sie, dass sie’s überhaupt irgendwie hierher geschafft haben.

Nun waren wir hier um zu gewinnen, in diesem Stadion

Mit dem 0:0 ging es in die Pause – ein beidseitiges Ziehen zwischen Bergomi und Jurčević hatte Referee McCluskey nicht als elfmeterwürdig erachtet, eine Auseinandersetzung zwischen Fontolan und Feiersinger mit doppeltem Gelb entschärft – und Salzburg musste erkannt haben: Glück gehabt, aber so werden wir das Ding hier sicher nicht gewinnen. Da braucht’s schon etwas mehr Initiative.

Und schon schüttelte Sosa in der 48. Minute Fürstaller ab und rannte wieder alleine auf Konrad zu, aber wieder ließ der Uru die Österreicher am Leben.

Die Salzburger rückten in dieser zweiten Hälfte mehr auf und versuchten, die Initiative an sich zu reißen. Das ergab zwar Räume für Inter-Konter – Konrad musste einmal aus dem Strafraum heraus und mit dem Kopf vor Bergkamp klären – aber es zahlte sich insofern aus, da man sich nun doch etwas nachhaltiger in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnte. Ein Weitschuss von Artner in der 51. Minute, den Zenga mit Mühe entschärfen konnte, war der Startschuss.

Denn beim folgenden Eckball vergaß die Inter-Abwehr auf Lainer, der frei zum Kopfball kam und nur knapp das Tor verfehlte. Salzburg setzte nun nach, Winklhofer drückte Orlando hinten rein und konnte Stanglpässe vor das Tor anbringen. Feiersinger ließ Berti jetzt Berti sein, schaltete sich voll ins Offensivspiel ein. Das italienische Publikum wachte wieder auf, unterstützte Inter, aber die Gäste waren nun am Drücker.

Und dann, in der 57. Minute, die Schlüsselszene.

Nach all den vergebenen Sitzern gegen eine überforderte Salzburger Mannschaft in der ersten Halbzeit hing Inter nach diesen zehn Minuten in den Seilen. „Das Spiel biegt jetzt in Richtung Salzburg ab“, konstatierte Italia-1-Kommentator Sandro Piccinini und Inter war jetzt krampfhaft um ein Stück Spielkontrolle bemüht. Statt, wie zuvor, schnell umzuschalten, wurde nach Ballgewinnen nun schnell das Tempo rausgenommen. „Inter muss jetzt den Rhythmus von Salzburg brechen“, beschwor der langjährige Inter-Spieler Bagni am TV-Mikro.

Das gelang. In der 61. Minute am Bergkamp zum Abschluss, Konrad hielt. Eine Minute später bediente Sosa den halblinks in den Strafraum eindringenden, aufgerückten Jonk, dieser schob den Ball an Lainer vorbei und hob die Kugel aus spitzem Winkel über den heraus eilenden Konrad hinweg ins Tor.

Das 1:0 für Inter. Wie im Hinspiel endete eine Salzburger Drangperiode mit einem Tor für Mailänder.

Wir müssen uns beweisen, Tag für Tag

Es blieb eine halbe Stunde für zwei Tore und um noch irgendwie einen Fuß ins Spiel zu bekommen, kam der frische Amerhauser für den fleißigen Winklhofer; Aigner ging nun auf rechts und Amerhauser kam über die linke Seite. Marini, sichtlich erleichtert, zog mit Ferri einen Innenverteidiger für den verletzten Fontolan ein.

In der 72. Minute fiel Bergomi im eigenen Strafraum bei einem Zweikampf mit Jurčević hin, von Bergomis Popsch hüpfte der Ball aus kürzester Distanz an den Arm, mit dem er sich abstützte. Salzburg reklamierte auf Elfmeter, aber McCluskey winkte sofort ab. Berti hätte wenig später nach einem schnell abgespielten Freistoß – wie in Wien – beinahe getroffen, in Minute 76 drosch Lainer noch einmal aus 20 Metern drauf. Der Schuss zischte haarscharf an drei Inter-Spielern vorbei, aber nicht an Zenga.

Damit war die Luft raus. Salzburg hatte in der letzten Viertelstunde nicht mehr die Kraftreserven, nicht mehr die Klasse und offenkundig auch nicht mehr den Glauben daran, das Spiel noch drehen zu können. Nach 92 Minuten pfiff McCluskey ab. Zenga drehte sich um und warf demonstrative Kusshände zu den Fans. Inter war UEFA-Cup-Sieger.

Nun stehen wir auf und fighten und halten das Niveau

Hatte Salzburg die Chance, das Finale zu gewinnen? Ja, natürlich – in der ersten halben Stunde im Hinspiel hatte man Inter am Haken und wenn Marquinhos Lattenpendler im Rückspiel beim Stand von 0:0 einen Zentimeter weiter rechts an den Pfosten aufschlägt, steht es pari und Inter hatte da schon deutliche Anzeichen von Panik offenbart.

War der Sieg von Inter dennoch verdient? Selbstverständlich – nach dem Tor im Hinspiel hatte man die Partie eine Stunde lang, selbst in Unterzahl, bombensicher im Griff. Im Rückspiel zog man Salzburg eine Halbzeit lang am Nasenring durch das San Siro. Der Schlüssel zu beiden Siegen war der Zeitpunkt der Tore: Beide Male stach Inter damit wie mit einer Nadel in den Ballon einer Salzburger Drangphase und ließ diese zerplatzen.

Trotz der beispiellosen Krise, die Inter in den drei Monaten vor dem Finale in der Serie A hingelegt hat: Die Mailänder hatten die besseren Einzelspieler und die klar größere Routine. Wenn Inter den Titel in der zweiten Halbzeit im Rückspiel tatsächlich noch vergeigt hätte, wäre das ausschließlich ihre eigene Schuld gewesen.

Die Überlieferung, die aus Marquinhos Billard-Schuss gesponnen wurde – einer überlegenen Salzburg-Elf wurde der UEFA-Cup-Sieg nur von dem Pech verwehrt, dass sich alle Fußballgötter gegen sie verschworen hatten – ist eine schöne, wenn auch typisch österreichische. „When legend becomes fact, print the legend“, hieß es schon in „The Man Who Shot Liberty Valance“. Auch bei Salzburg-Inter 1994 gilt: Die Wahrheit ist deutlich weniger poetisch als die Geschichte, die in Erinnerung blieb. Leider.

Immerhin: Mit dem im Europacup verdienten Geld sanierte Rudi Quehenberger den Klub und als Meister hatte man die Chance, in der von acht auf 16 Teilnehmer erweiterten Gruppenphase der Champions League weiter zu verdienen. Weber hörte auf, Marquinho ging zurück nach Peru, Mužek und Garger wechselten innerhalb der Liga. Dafür kamen Ralph Hasenhüttl von der Austria, Mladen Mladenović als Marquinho-Ersatz aus Rijeka und Martin Hiden als Manndecker von Sturm Graz, dazu Kocijan von Vorwärts.

Mit mehr Glück, als die Ergebnisse von 2:1 und 3:1 aussagen, mühte sich Salzburg in der Quali über Maccabi Haifa hinweg, in der Gruppenphase blieb man gegen Ajax Amsterdam ungeschlagen, besiegte AEK Athen und nach dem Wasserflaschen-Wurf von Mailand lebte bis zum letzten Match gegen den AC Milan sogar die Chance auf das Viertelfinale.

Wir, wir werden immer zueinander stehen

Wie alle großen Geschichten hatte auch jene von Salzburg ein Ende. 1995 wurde der Bundesliga-Titel mit 47 Punkten (62 mit Drei-Punkte-Regel) verteidigt, so wenig reichte seither nie wieder. Die innere Hygiene im Team hatte sich aber verändert. „Wir sind keine Mannschaft mehr, einige Spieler sind überheblich geworden“, schlug Barić im Spätsommer 1995 Alarm, als man in der Champions-League-Quali mit zwei erstaunlich harmlosen Darbietungen an Steaua Bukarest scheiterte.

Nach dem folgenden 0:3 gegen die Austria stand sogar eine gezielte Arbeitsverweigerung im Raum, weil sich Führungsspieler mit Barić überworfen hatten. Der neuer Trainer Hermann Stessl konnte die internen Bruchstellen nicht kitten und riss bis zum Winter einen Neun-Punkte-Rückstand auf Herbstmeister Rapid auf, nach einem besonders peinlichen 0:3 zum Rückrunden-Start daheim gegen Ried wurde Stessl gefeuert und Salzburg-Legende Heribert Weber vom ÖFB, wo er U-21-Teamchef war, verpflichtet.

Acht Niederlagen in 17 Spielen später schloss Salzburg als Titelverteidiger die Saison 1995/96 als Achter ab, man kassierte mehr als doppelt so viele Gegentore wie in der Vorsaison und was vom Erfolgs-Team übrig war, wurde in die Luft gesprengt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Die Abgänge von Pfeifenberger (Bremen) und Feiersinger (Dortmund) brachten noch ein bisschen Kleingeld, Hiden ging zurück zu Sturm, Artner nach Spanien zu Alicante, Stadler hörte auf und der zwischenzeitlich zurückgekehrte Marquinho war nach einem enttäuschenden Halbjahr auch wieder weg. Dazu verlor man Ralph Hasenhüttl nach Belgien.

Der fast komplett neu formierte Kader – mit Leuten wie Roman Szewczyk und Heiko Laessig, mit Edi Glieder und László Klausz, mit Walter Kogler und Routinier Walter Hörmann – wurde eine Einheit wie zu besten Tagen und düpierte den besser besetzten, aber in internem Zoff verstrickten SK Rapid im Titelrennen 1997.

Mit Hütter, Winklhofer, Aigner und Amerhauser sowie Konrad (der während der Saison nach Spanien wechselte) waren nur noch eine Handvoll Spieler übrig – drei Jahre nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

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Die Aussichten der fünf österreichischen Teams im Europapokal-Herbst https://ballverliebt.eu/2019/06/03/die-aussichten-der-fuenf-oesterreichischen-teams-im-europapokal-herbst/ https://ballverliebt.eu/2019/06/03/die-aussichten-der-fuenf-oesterreichischen-teams-im-europapokal-herbst/#respond Mon, 03 Jun 2019 17:21:39 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15864 Die Aussichten der fünf österreichischen Teams im Europapokal-Herbst weiterlesen ]]> Österreich hat im Herbst fünf Starter im Europapokal. Drei davon stehen fix in einer Gruppenphase. Wir haben uns angeschaut, was man schon jetzt darüber sagen kann, was den Klubs bei den Auslosungen bevorsteht. Einiges.

Falls du dir das lieber anhörst: Wir haben auch im aktuellen Podcast über das Thema gesprochen.

Salzburg

Sicher ist jetzt schon, dass RB Salzburg in der Champions League aus Topf 3 gelost wird. Dort wird auch Leverkusen, Valencia und Inter sein. Der Rest entscheidet sich noch über die Qualifikation. In Topf 4 kann man zwar auch Kaliber wie Leipzig, Atalanta, Galatasaray oder Lille bekommen, aber immerhin sind auch ein paar leichtere Gegner möglich (nach aktuellem Stand sind dort auch Genk, Zagreb, Kopenhagen und Lok Moskau).

Topf 1 (mit dem CL- und EL-Sieger sowie den Meistern der Top 6-Nationen) und Topf 2 (mit dem Rest gereiht nach UEFA-Koeffizienten) haben fast nur harte Brocken übrig. Zenit St. Petersburg aus Topf 1 und Ajax, Shakhtar Donetsk oder Porto aus Topf 2 wäre schon so etwas wie ein Glückslos. Platz 3 ist aber also wenn es nicht ganz deppert läuft ein realistisches Ziel für die Salzburger in der Gruppenphase. Für den nötigen kleinen Umbruch im Sommer mit dem neuen Trainer hat man dank der fixen Qualifikation diesmal etwas mehr Zeit.

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LASK und WAC

Der LASK spielt in der vorletzten Runde der Champions-League-Quali und wird dort das Team mit dem schlechtesten Koeffizienten sein. Die möglichen Gegner sind dort in absteigender Wahrscheinlichkeit Porto, Dinamo Kiew, Basel, Olympiakos, Brügge, Eindhoven, Krasnodar und Viktoria Pilsen. Das ist alles am Papier eine Nummer zu groß.

Besonders weil die Linzer sich ja über den Sommer mit dem Abgang von Trainer Glasner und Neo-Trainer Valérien Ismaël auch ein wenig neu aufbauen müssen. Man wird sehen, wie schnell sich der 43-jährige Franzose, der sein Handwerk mehr oder weniger im Wolfsburg-Nachwuchs gelernt hat, einarbeiten kann und wie viel sich beim Klub deshalb verändert. In der EL-Gruppenphase ist der LASK aber dank des EL-Siegs von Chelsea fix – auch für den Fall, dass er in der Champions League sofort rausfliegt garantiert das Reglement den Platz. In der Gruppe wird man aber in Topf 4 landen und wird schlicht Außenseiter sein.

Das genau gleiche gilt im Prinzip zur Gänze auch für den WAC, der ja überhaupt erst in der Gruppenphase einsteigt und dort ebenfalls in Topf 4 sein wird. Dort ist der neue Trainer Gerhard Struber aus dem Salzburger Red Bull-Kosmos geholt worden. In Kärnten erwartet man sich davon eine inhaltliche Kontinuität. Der Stamm der Mannschaft soll laut Plan gehalten werden können, drum herum wird sich im Kader ein bisserl was tun.

Die Europa League-Töpfe sind insgesamt noch etwas schwieriger absehbar. Für den WAC und den LASK wird es aber ziemlich sicher zumindest ein sehr attraktives Los geben. Kaliber wie Sevilla, Arsenal, Manchester United, Besiktas, Sporting, ZSKA Moskau, Wolfsburg, Lazio, Milan und Mönchengladbach warten im Bewerb. Ein paar Champions-League-Exiter (Basel und Olympiakos wären denkbar) und EL-Qualifikanten (AS Rom und Eintracht Frankfurt) kommen dann laut Plan auch noch in die zwölf Vierergruppen dazu. Für den Aufstieg in den Frühling wird es für beide österreichische Teams sicher schwierig – aber das ein oder andere an guten Tagen machbares Los aus Topf 2 und 3 gibts in der Europa League immer. Punkten von Spiel zu Spiel wird angesagt sein.

Austria und Sturm

Mit Rapid ist die Mannschaft mit dem zweithöchsten Koeffizienten der Bundesliga nicht am Start. Die Hütteldorfer wären quer durch alle Qualifikationsrunden gesetzt gewesen.

Für die in der dritten von vier Runden einsteigende Austria und das in der zweiten Runde einsteigende Sturm wird jeweils schon in der dritten Qualirunde ein Gegner mit Setzung warten. Man kann da bei der Auslosung noch Glück oder Pech haben. Gesetzt sind sowohl Teams wie AS Roma aber auch solche wie Arsenal Tula oder Apollon Limassol.

Ziemlich sicher schwierig wird es dann in der letzten Runde. Die wird aber ausgelost, bevor die dritte fertig gespielt wird – das heißt: Sturm und Austria könnten da gesetzt sein, falls sie in der dritten Runde einen starken Gegner schlagen und deshalb dessen Koeffizienten „erben“. Leicht ist deshalb noch lange nichts. Teams wie Wolverhampton, Spartak Moskau und AEK-Athen dürften ungesetzt sein. Ein paar machbare Lose wären dann aber schon dabei. Erwartbar ist das freilich alles nicht, wenn man die heurige Saison als Maßstab der Leistungsfähigkeit beider heimischer Klubs annimmt.

Fazit

Die Quali und natürlich auch die Gruppenphase sind also harte Brocken für die heimische Teams. Mehr als die drei fix vergebenen Starter in der Gruppenphase wären eine positive Überraschung. Mehr als ein RB Salzburg im EL-Frühling ebenfalls. Das erste Ziel muss für die kleineren vier Klubs im Prinzip sein, zu punkten, wo man kann. Dann kann es beim nächsten Mal vielleicht für eine bessere Setzung reichen. Und dafür muss man eben auch regelmäßig dabei sein. Außer Salzburg ist das keinem der heuer startenden Teams in den letzten fünf Jahren gelungen.

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21 Cupfinals – kein Rapid-Sieg. Ein Rückblick. https://ballverliebt.eu/2017/05/29/cupfinals-seit-rapid/ https://ballverliebt.eu/2017/05/29/cupfinals-seit-rapid/#respond Mon, 29 May 2017 20:04:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13504 21 Cupfinals – kein Rapid-Sieg. Ein Rückblick. weiterlesen ]]> Es ist ziemlich genau 22 Jahre her, dass der große und stolze SK Rapid zum letzten Mal den ÖFB-Cup gewonnen hat. Nun ergibt sich wieder einmal die Chance, diese unglaubliche Unserie zu beenden. Wir blicken kurz auf die Zwischenzeit: Alle Cup-Finals seit dem letzten Rapid-Triumph

Finale 1995: Rapid-Leoben 1:0

Ein Weitschuss-Tor von Peter Guggi war eines der wenigen Highlights in einer sehr zähen und zerfahrenen Partie, als Rapid 1995 im Finale im Happel-Stadion auf den Zweitligisten DSV Leoben traf. Die Steirer neutralisierten die Hütteldorfer, die in der Meisterschaft in einem extrem knappen Finish nur einen Punkt hinter Meister Salzburg auf Platz drei gelandet waren, so gut es eben ging.

Rapid hatte nicht viele Chancen und Walter Schachner – der bei Leoben seine Karriere ausklingen ließ – prüfte in der zweiten Hälfte einmal Michael Konsel, der aber parierte. Rapid brachte das 1:0 über die Zeit, war Cup-Sieger und spielte sich in der Saison darauf im Europacup der Cupsieger nach Erfolgen u.a. gegen Sporting Lissabon, Feyenoord Rotterdam und Dinamo Moskau bis ins Finale durch. Dort verlor das Team von Trainer Ernst Dokupil dann mit 0:1 gegen Paris St. Germain, einem abgefälschten Schuss von Bruno N’Gotty sei Dank.

Nach Rapid: Dauergast Sturm

Finale 1996: Sturm-Admira 3:1

Die einen hatten gerade das entscheidende Spiel um den Titel gegen Rapid verloren, die anderen hatten die Abstiegsrelegation noch vor sich: So richtig mit vollem Enthusiasmus gingen 1996 weder Sturm Graz noch Admira Wacker in das Finale, und auch die Zuseher nahmen das Spiel nicht an: Kaum 8.000 Leute verirrten sich ins Happel-Stadion.

Dann ließ es auch noch der Favorit aus Graz eher defensiv angehen. Nach einer halben Stunde brachte Manndecker Milanic Sturm in Führung, nach einer Stunde legte Arnold Wetl das 2:0 nach und wenige Minuten später machte wiederum Wetl mit dem 3:0 den Deckel drauf. Das Tor von Joker Igor Ogris zum 3:1-Endstand war nur noch Kosmetik.

Die Admira hielt ein paar Tage danach gegen Gerasdorf die Klasse, Sturm scheiterte im Cupsieger-Bewerb schon in der ersten Runde an Sparta Prag – mit einem 1:1 und einem 2:2.

Finale 1997: Sturm-Vienna 2:1

Im Jahr danach war Sturm wieder im Finale. Diesmal nicht mit dem Frust einer verlorenen Meisterschaft (man wurde hinter Salzburg und Rapid Dritter), dafür mit dem guten Gefühl, selbst bei einer Niederlage im UEFA-Cup zu spielen. Gegner war die Vienna, die in der Zweiten Division unter dem Ex-Teamchef Helmut Senekowitsch (Cordoba!) ebenso Dritter geworden war.

Vienna-Libero Blizenec verursachte schon einen Elfmeter, da hatte das Spiel kaum begonnen; Ivica Vastic verwertete zum 1:0 – auf dem ruhte sich Sturm danach ein wenig aus. Die Vienna agierte brav, aber harmlos und nach einem Kopfballtreffer von Jens Dowe (der später auch bei Rapid spielen sollte) war nach 75 Minuten alles klar – daran änderte auch das Eigentor von Mario Posch kurz vor Schluss nichts mehr. In der kommenden Saison sollte Sturm im Cupsieger-Europacup die erste Runde gegen Apoel Nicosia (mit Trainer Kurt Jara) überstehen und dann im Achtelfinale gegen AEK Athen ausscheiden.

Finale 1998: Ried-Sturm 3:1

1998 war Sturm rund um das „Magische Dreieck“ mit Reinmayr, Vastic und Haas überlegen mit 19 Punkten Vorsprung Meister geworden. Bei der Meisterfeier ist Markus Schopp von einem Auto gefallen und zog sich dabei eine Beckenprellung zu – er war beim Cupfinale im Hanappi-Stadion gegen Ried nicht dabei. Die Innviertler hatten gerade zum dritten Mal den Klassenerhalt geschafft und hatten nichts zu verlieren.

Sturm ging etwas überheblich und halbherzig ins Spiel, Ried voller Feuer. Schon nach zehn Minuten flog Markus Schupp nach einem Foul im Strafraum vom Platz, Goran Stanisavljevic verwertete zum 1:0; Herwig Drechsel besorgte nach einer halben Stunde das verdiente 2:0. Nachdem auch Ried-Verteidiger Steininger vom Platz flog, kam Sturm auf, aber Ronnie Unger hielt bis zur 88. Minute stand. Reinmayrs Anschluss-Tor wurde aber unmittelbar von Markus Scharrers Treffer zum 3:1-Endstand gekontert. Im letzten Cupsieger-Europacup eliminierte Ried MTK Budapest und lieferte im Achtelfinale Maccabi Haifa einen großen Kampf.

Finale 1999: Sturm-LASK 1:1 nV, 4:2 iE

Sturm schaffte es dann auch zum vierten Mal in Folge in ein Finale, auch 1999 war man Meister geworden (knapp vor Rapid); der LASK war im Endspiel im Happel-Stadion der Gegner. Bei den Linzern war der Angriff auf den Titel in Folge des Rieger-Bank-Crashs abgesagt, statt Otto Baric war Marinko Koljanin Trainer geworden, Markus Weissenberger war auf dem Sprung in die deutsche Bundesliga.

Sturm dominierte das Match fast nach Belieben, geriet nach einem LASK-Freistoß nach einer halben Stunde aber 0:1 in Rückstand – Vastic hatte im Kopfball-Duell mit Zeljko Miliovic ein Eigentor erzielt. Nach der Pause aber musste Haas-Bewacher Cheikh Sidy-Ba verletzt vom Platz, und prompt markierte Mario Haas den 1:1-Ausgleich. Die Linzer hielten tapfer das Unentschieden über 90 und dann auch über 120 Minuten, ehe im Elfmeterschießen die ersten zwei LASK-Schützen (Kauz und Rohseano) vergaben. Sturm blieb makellos und eroberte den dritten Cup-Titel in vier Jahren. Weil die Grazer Meister wurden, durfte der LASK dennoch in den UEFA-Cup. In der ersten Runde war gegen Steaua Bukarest Endstation.

Die GAK-Jahre

GAK-Salzburg 2:2 nV, 4:3 iE

Der bei Gladbach ausgebootete Toni Polster ließ im Frühjahr 2000 seine Karriere bei Salzburg ausklingen, er erreichte mit den Mozartstädtern auch das Cup-Finale. Dort aber ging alles recht schnell in die falsche Richtung aus Sicht von Polster: Schon nach drei Minuten brachte der kroatische Glatzkopf Igor Pamic den GAK per Elfmeter in Führung, nach einer halben Stunde markierte der bullige Stürmer das 2:0.

Salzburg-Libero Szewczyk brachte sein Team mit einem Gewaltschuss zum 1:2 kurz vor der Pause zurück ins Spiel; danach verlegte sich der GAK auf das Verwalten des Spiels. Polster schlich mit einer Zerrung nach einer Stunde vom Platz (es kam Herfried Sabitzer, Marcels Vater), die Grazer hätten die knappe Führung fast über die Zeit gebracht – aber René Aufhausers Kopfballtor tief in der Nachspielzeit rettete Salzburg in die Verlängerung. Dort fiel keine Entscheidung, so ging es ins Elferschießen. Der Salzburger Lipcsei vergab den entscheidenden Schuss, der GAK holte die Trophäe. Im UEFA-Cup kamen die Grazer im Herbst über Kosice drüber und schied dann gegen Espanyol Barcelona aus.

FInale 2001: FC Kärnten-Tirol 2:1 nV

Der überlegene Meister 2001 war der FC Tirol und im Cupfinale trafen die Innsbrucker auf den Zweitliga-Champion FC Kärnten. Walter Schachner führte die Klagenfurter in seiner ersten Profi-Trainerstation zum Aufstieg – mit Routiniers wie dem 40-jährigen Zeljko Vukovic und Talenten wie dem 19-jährigen Emanuel Pogatetz.

Wenige Tage nach einer großen Meisterparty agierte der FC Tirol, nun ja, nicht so richtig fokussiert, die beiden Schachner’schen Viererketten standen gut und noch in der ersten Hälfte nützte Roland Kollmann einen fürchterlichen Tiroler Fehlpass zum unbedrängten 1:0. Halb durch die zweite Hälfte glich Edi Glieder für den Meister aus, es ging in die Verlängerung. Dort war ein ein Weitschuss-Traumtor des eingewechselten Mario Steiner, das die Entscheidung zugunsten des Noch-Zweitligisten gab. In der kommenden Saison schnupperte der FC Kärnten lange um die Europacup-Plätze mit (und rückte nach der Tirol-Pleite sogar auf einen nach), im UEFA-Cup war davor im Herbst 2001 aber PAOK Saloniki eine Nummer zu groß.

Finale 2002: GAK-Sturm 3:2

Weil 2002 Sturm und der GAK ins Endspiel kamen, wurde das Finale kurzfristig vom Happel-Stadion ins Grazer Schwarzenegger-Stadion verlegt. Sturm war zwar hinter den finanziell zerfallenden Tirolern Vizemeister geworden, das einstmals große Champions-League-Team war aber am Zerfallen. Schopp, Kocijan, Fleurquin, Schupp, Juran und Foda waren schon weg; Vastic hatte gerade seinen Vertrag in Japan unterschrieben. Der GAK war indes erst auf dem Weg zum Spitzenteam.

Dieses Derby-Finale jedenfalls schien schon nach einer halben Stunde entschieden: Ein Doppelpack von Ronnie Brunmayr und ein Tore des Schweden Jones Kusi-Asare sorgten für eine komfortable 3:0-Führung des GAK. Nach dem Anschlusstreffer von Vastic nach einer Stunde drückte Sturm dann doch noch, mehr als ein 2:3 (Elfer von Vastic in der Nachspielzeit) schaute aber nicht mehr heraus. Dank des Tirol-Konkurses durften beide danach CL-Quali spielen, der Vierte und der Fünfte aus der Liga (Austria und Kärnten) rückten in den UEFA-Cup nach.

Finale 2003: Austria-FC Kärnten 3:0

Genau die Wiener Austria und der FC Kärnten standen sich ein Jahr später im Finale gegenüber, wiederum in Graz. Das war jene Saison, bei der in der Austria Trainer Christoph Daum kam (für den trotz überlegener Tabellenführung von Stronach entlassenen Schachner), sah (und dabei den Spruch vom Plattensee-Kellner tätigte), siegte (Double) und wieder ging.

Der FC Kärnten hatte mit viel Schwitzen den Klassenerhalt geschafft und Hannes Haubitz war schon der dritte Trainer in jener Saison (nach Hochhauser und Abramczik). Im Cup-Finale war früh klar, in welche Richtung es geht; Vladimir Janocko brachte die Austria per Freistoß in Führung, Sigurd Rushfeldt legte einen Doppelpack zum völlig ungefährdeten 3:0-Sieg der Austria nach. Da die Austria eben auch Meister wurde, durfte Kärnten dennoch (zum letzten Mal) im Europacup antreten, man zitterte sich über Grindavik drüber, ehe man gegen Feyenoord Rotterdam chancenlos war. Ein Jahr nach diesem Finale stieg der FC Kärnten (für immer) ab.

Finale 2004: GAK-Austria 3:3 nV, 5:4 iE

2004 war das große Jahr des GAK und von Trainer Walter Schachner. Die Grazer düpierten die Austria (unter dem im März entlassenen Jogi Löw) in der Meisterschaft, ehe es auch im Cup-Finale zum Duell der zwei Top-Teams des Jahres kam.

Das Endspiel in Salzburg wogte hin und her und die Austria ließ sich auch von den frühen Ausfällen von Blanchard und Rushfeldt nicht irritieren. In der ersten Hälfte ging die Austria in Führung (Gilewicz), der GAK glich auch (Bazina). In der zweiten Hälfte ging die Austria erneut in Führung (der eingewechselde Sean Dundee), wieder glich der GAK spät aus (Kollmann). Und in der Verlängerung ging die Austria zum dritten mal in Führung (Gilewicz), und zum dritten Mal glich der GAK aus (Aufhauser). Nach dem 3:3 ging es ins Elferschießen, wo nur Dundee verschoss – und der GAK hatte das Double sowie den dritten Cup-Triumph in fünf Jahren.

Die Austria kämpfte sich via Legia Warschau in die neue UEFA-Cup-Gruppenphase, wo man gegen Saragossa, Dnipropetrovsk, Brügge und Utrecht in die K.o-Runde aufstieg, dort Athletic Bilbao und wieder Real Saragossa besiegte und erst im Viertelfinale mit 1:1 und 0:0 an Parma scheiterte.

Die Austria-Jahre

Finale 2005: Austria-Rapid 3:1

Wie überhaupt die Austria unter Stronach in den folgenden Jahren zum Cup-Spezialisten wurde – obwohl es trotz horrender Ausgaben nur zu zwei Meisterschaften reichte (2003 und 2006). Im Jahr 2005 war es der SK Rapid, welcher der Austria den Titel wegschnappte, während die Violetten im Europacup Kräfte ließen und sich mit Kurzzeit-General-Manager Toni Polster sowie der etwas würdelosen Entlassung von Kronsteiner und Söndergaard nur einen Monat nach dem Europacup-Aus selbst zerfleischte.

Ins Finale – erstmals seit vier Jahren wieder im Happel-Stadion – kam Meister Rapid aber nicht mehr frisch. Nach dem Titelgewinn wurden die letzten drei Liga-Spiele verloren, dazu fielen Valachovic, Hlinka und Katzer verletzt aus. Thomas Burgstaller brachte Rapid zwar früh in Führung, in der Folge aber hatten die Hütteldorfer den Favoritenern nur noch wenig entgegen zu setzen. Treffer von Mila, Vastic und Sionko sorgten für einen am Ende ungefährdeten 3:1-Sieg der Austria. Der erste Rapid-Cup-Sieg seit 1995 musste weiter warten.

FInale 2006: Austria-Mattersburg 3:0

In der Saison 2005/06 schied die Austria international früh gegen Viking Stavanger aus, national aber wehrte man den Angriff von Salzburg im ersten Jahr der Red-Bull-Ära ab. Im Cup musste die Austria dank etwas Losglück nur einen einzigen Bundesligisten eliminieren (den Liga-Neunten Tirol) und traf dort auf den Liga-Siebenten Mattersburg.

Der erste burgenländische Klub in einem Klub-Endspiel (der im Viertelfinale Rapid eliminiert hatte) kämpfte brav an, aber nach einer halben Stunde unterlief Mattersburg-Libero Adnan Mravac ein heftiges Black-Out, Filip Sebo staubte zum 1:0 ab. Noch vor der Halbzeit erhöhte Sigurd Rushfeldt für den Meister zum 2:0, womit das Spiel im Grunde gelaufen war. Fernando Ariel Troyansky, argentinischer Wadlbeißer und langmähniger Lieblingsspieler von Frank Stronach, besorgte kurz vor Schluss den 3:0-Endstand. Für Mattersburg war bei der UEFA-Cup-Premiere schon in der ersten Qualifikations-Runde gegen Wisla Krakau Endstation.

Finale 2007: Austria-Mattersburg 2:1

Ein Jahr später holte Salzburg überlegen den ersten Red-Bull-Titel, erster Verfolger waren lange Mattersburg und Pasching, ehe Ried Zweiter wurde – und die Austria nur Sechster, nachdem Violett sogar als Tabellen-Letzter (!!!) überwintert hatte. Mit Elferschießen-Siegen gegen Pasching und die Red Bull Juniors sowie einem Erfolg in Ried rettete sich die Austria aber ins Cupfinale, wo wie im Vorjahr Mattersburg der Gegner war – diesmal aber im Hanappi-Stadion.

Die Vorzeichen waren diesmal völlig anders als im Vorjahr, Mattersburg war kein Außenseiter, und ging nach einem Freistoß durch ein Kopfballtor von Markus Schmidt hochverdient in Führung. Die Austria zeigte eine erschütternd schlechte Leistung, die sich erste besserte, als Trainer Zellhofer eine zweite Spitze brachte. Nach dem Seitenwechsel gelang der Austria ein schneller Doppelschlag (Lafata und Lasnik) zur 2:1-Führung, damit war Mattersburg gebrochen und die Austria hatte noch einige weitere gute Chancen. Als Cupsieger in den UEFA-Cup gekommen, erreichte der FAK dort wieder die Gruppenphase, schied aber gegen Bordeaux, Panionios, Zulte-Waregem und Galatasaray aus.

2008 wurde der ÖFB-Cup gestrichen, damit die Meisterschaft vor der Heim-EM schon im April enden konnte. Es wurde ein Amateur-Cup ausgetragen, der so wertlos war, dass es die meisten Klubs auf ein schnelles Aus anlegten. Horn gewann im Finale 1:1 und 2:1 gegen Feldkirchen.

Finale 2009: Austria-Admira 3:1 nV

Ein Jahr später war der „echte“ Cup zurück, mit allen Teams ab der ersten Runde dabei (also ohne Freilos für die EC-Teilnehmer, wie davor), aber der Finalist war wieder der selbe wie in den Jahren zuvor: Die Austria, deren Amateure noch dazu das Halbfinale erreicht hatten. Endspiel-Gegner war diesmal die Admira, die erstmals nach 13 Jahren wieder um den Titel spielte.

Nach einer ereignisarmen ersten Hälfte in der brütenten pannonischen Sonne von Mattersburg brachte Rubin Okotie die Austria mit 1:0 in Führung, aber Sascha Laschet brachte den Zweitligisten wieder auf Level, und so ging es in die Verlängerung. Dort hatte die Austria dann doch den längeren Atem, ein Acimovic-Doppelpack brachte den 3:1-Endstand.

Das generelle Setting in Mattersburg aber, mit einer halb unter der Rohrtribüne versteckten Siegerehrung und dem Mini-Pokal, der kaum größer als ein Weißbier-Glas war, sorgten für ein Umdenken: Der Cup sollte wieder einen fixen Finalort bekommen (Klagenfurt? Wien?), außerdem wurde die Trophäe ab 2010 etwa viermal so groß gestaltet.

Die Austria scheiterte danach im Europacup früh an Aris Saloniki. Es war auch bis heute der letzte Cup-Sieg der Violetten.

Übergangsjahre

2010 besiegte Sturm Graz am Weg ins Finale Meister Salzburg, für den Endspiel in Klagenfurt fand eine wahre Völkerwanderung über die Pack statt – fast 20.000 Grazer wollten den ersten nationalen Titel der Ihren seit elf Jahren erleben. Dabei hatten die Blackies schon nach wenigen Sekunden riesiges Glück: Schon in der 1. Minute hätte es einen Foul-Elfmeter für Gegner Magna Wr. Neustadt geben müssen. Aber Referee Grobelnik verzichtete auf den Pfiff.

Neustadt blieb deutlich tonangebend, aber traf nicht. Und so klammerten sich die Grazer zunehmend im Spiel fest, errangen immer mehr Kontrolle über das Match und zehn Minuten vor Schluss sorgte Klemen Lavric tatsächlich für das goldene Tor. Nur dank dieses Sieges qualifizierte sich Sturm nach einer mittelguten Saison noch für den Europacup, dort war man im Europa-League-Playoff niemand geringerem als Juventus Turin unterlegen.

Finale 2011: Ried-Lustenau 2:0

Ein Jahr später kam es zu einem Außenseiter-Duell im Finale, das diesmal wieder im Happel-Stadion vonstatten ging. Es war der Höhepunkt der an Höhepunkten nicht gerade armen Ära von Paul Gludovatz und seinem 3-3-3-1 in Ried – einer Zeit, in der die Innviertler gleich zweimal Herbstmeister wurden und mit dem 2:0-Arbeitssieg gegen den Zweitligisten aus Lustenau auch tatsächlich etwas Zählbares gewannen.

Die Rieder – die am Weg dorthin Sturm und Rapid eliminiert hatten – ließen aber, die Lustenauer – erster Klub aus Vorarlberg im Endspiel – erst einmal gewähren und sich müde laufen. Kurz vor der Halbzeit schlug dann Markus Hammerer zu, halb durch die zweite Hälfte wieder. Lustenau fehlten danach die Kraft und auch die Mittel, um noch etwas am Ergebnis zu drehen. Im Europacup konnte Ried tatsächlich Brøndby ausschalten, der PSV Eindhoven war dann aber zu gut.

Die Salzburg-Jahre

Dass es das Red-Bull-Team aus Salzburg in seinen ersten sechs Jahren nie auch nur ins Finale geschafft hatte, war schon ein Running Gag. 2012 aber wurde der Bann gebrochen und seither sind die Bullen Dauergast und auch Dauersieger.

Finale 2012: Salzburg-Ried 3:0

Ried schaffte es wie in der Saison davor wieder ins Endspiel, Paul Gludovatz war aber zwei Monate zuvor als Ried-Coach abgedankt, hatte sich Sturm Graz als Sportchef angeschlossen – eine kurzfristige und eher unsägliche Liaison.

Salzburg hatte sich nach einem schwachen Herbst gefangen, mit einem starken Frühjahr den Meistertitel gesichert und machte dann auch im Cup-Endspiel mit Ried kurzen Prozess. Schon nach 10 Minuten verwertete Leonardo einen Elfer zum 1:0, vier Minuten später legte Fränky Schiemer das 2:0 nach, und die restlichen 75 Minuten des Matches waren, wie der Engländer sagt, „dead rubber“. In der Nachspielzeit packte Stefan Hierländer noch das dritte Tor drauf und Salzburg bejubelte das erste (von vielen) Doubles der Vereinsgeschichte. Für Ried, als unterlegener Cupfinalist in der Europa-League-Quali startberechtigt, war schnell gegen Legia Warschau Schluss.

Finale 2013: Pasching-Austria 1:0

Es folgte das große Jahr von Drittligist Pasching. Der Linzer Vorortklub war aus der Hand von Franz Grad in die Hand von Red Bull übergegangen, man hielt sich Pasching als Kooperationsklub und als Rückversicherung, um neben Liefering noch einen zweiten potenziellen Aufsteiger in die Erste Liga zu haben. Umso größer war das Gelächter, als das Team des von Salzburg nach Pasching abkommandierten Trainers Gerald Baumgartner im Halbfinale genau wen besiegen konnte? Exakt, Salzburg.

Finalgegner war die Wiener Austria, die den Salzburgern in der Meisterschaft den Titel weggeschnappt hatten. Dass Peter Stöger und sein Team drei Tage vor dem Cup-Finale die große Meisterparty feierten, erwies sich eher als Eigentor, weil Pasching wacher, frischer und williger war – und dank Daniel Sobkovas Tor kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit nicht einmal unverdient gewann. Der erste Drittligist, der den Pokal gewann, schlug sich im Europacup gegen die Portugiesen aus Estoril achtbar, verlor aber.

Finale 2014: Salzburg-St. Pölten 4:2

Gerald Baumgartner nützte die Chance, die ihm die plötzliche Prominenz gab, und wechselte zu Zweitligist SKN St. Pölten. Und dort wiederholte er sein Kunststück und führte wieder ein unterklassiges Team ins Endspiel – im Halbfinale wurde Sturm Graz nach Verlängerung niedergerrungen.

Das Problem aber: Das Salzburger Team von 2013/14 war das beste österreichische Team seit langer, langer Zeit, war schon im März rechnerisch fix Meister und für den SKN einfach viel zu stark. Die Salzburger Führung durch Klein (der statt Sadio Mané spielte) glich Jano noch aus, aber auf die Treffer von Kampl sowie zweimal Soriano fand man keine wirkliche Antwort mehr. Immerhin konnte aber Joker Gary Noel noch auf 2:4 verkürzen – der Endstand. Im Europacup kam St. Pölten über Botev Plovdiv drüber, aber der PSV Eindhoven war zu gut. Der SKN war der letzte unterlegene Cupfinaleist, der ins internationale Geschäft durfte: Ab 2015 musste man den Pokal schon gewinnen.

Finale 2015: Salzburg-Austria 2:0 nV

Das war auch die Hoffnung der Austria, die sich Baumgartner holte und eine furchtbare Saison spielte – Baumgartners Vorstellungen und der Kader passten einfach nicht zusammen. Andi Ogris sollte retten, was zu retten war – also den Europacup-Platz via Pokal.

Die in Textmarker-Neongelb spielenden Violetten machten nichts besonderes, aber sie schafften es, Salzburg nicht so recht zur Geltung – erst recht, nachdem sich Peter Gulacsi per Kung-Fu-Einlage und fälliger roter Karte kurz vor der Halbzeit aus seinem letzten Einsatz für Salzburg verabschiedet hat. Es dauerte bis zur Verlängerung, ehe einem Team der entscheidende Schnitzer unterlief – es war James Holland, der mit einem Doppelfehler das 1:0 durch Jonatan Soriano ermöglichte. Felipe Pires, der ein Jahr später zur Austria wechseln sollte, sorgte danach für das 2:0 und die Entscheidung. Damit hatte Salzburg das Double verteidigt und der Austria stand eine Saison ohne internationale Spiele bevor.

Finale 2016: Salzburg-Admira 5:0

Also Oliver Lederer noch Trainer bei der Admira war, formte er aus einem Haufen unerfahrener Jungspunde ein Team, das im Herbst 2015 im Spitzenfeld der Liga mitmitschte, in der Folge als Vierter die Saison beendete und das Europacup-Ticket damit schon vor dem Cupfinale sicher hatte.

In Salzburg hingegen wandelte Oscar Garcia eine wilde Pressingmaschine in eine pragmatische Ergebnismaschine. Unaufgeregt schossen im Finale – mit nur noch drei Spielern, die von jenem zwei Jahre zuvor übrig waren – durch Soriano und Naby Keita schon in der ersten halben Stunde einen komfortablen 2:0-Vorsprung heraus, auch nach der Pause ließ Salzburg nicht nach. Am Ende stand es 5:0, Jonatan Soriano hatte dreimal genetzt und durfte danach zum letzten Mal in seiner Salzburg-Karriere eine Trophäe als Kapitän übernehmen – für das dritte Double hintereinander.

Und Rapid?

Rapid hat in der Zwischenzeit gegen Drittligisten wie Pasching und LASK, mehrere Male gegen Ried, auch mal gegen Bad Bleiberg verloren, mit Kottingbrunn und Ranshofen schafften es sogar zwei Viertligisten, die Hütteldorfer zu eliminieren. Seit ihrem letzten Cupsieg 1995 hat es Rapid nun, 2017, überhaupt erst zum zweiten mal auch nur ins Finale geschafft.

Erstaunlich.

 

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Champions League 2017/18: Lostöpfe und Qualifikations-Setzungen https://ballverliebt.eu/2017/05/25/champions-league-201718-lostoepfe-und-qualifikations-setzungen/ https://ballverliebt.eu/2017/05/25/champions-league-201718-lostoepfe-und-qualifikations-setzungen/#respond Thu, 25 May 2017 19:38:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13481 Champions League 2017/18: Lostöpfe und Qualifikations-Setzungen weiterlesen ]]> Nächste Woche endet die Champions League 2016/17 mit dem Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin. Schon an diesem Wochenende müssen damit alle nationalen Ligen und Cup-Bewerbe beendet sein – womit feststeht, wer in der Champions League spielt, wer in der Qualifikation, und wie sich die Setzlisten gestalten. Wir blicken drauf.

Der erste Topf

Da der Top-Lostopf ja aus den Meistern der acht besten Ligen im UEFA-Ranking besteht, sieht er in der kommenden Saison folgendermaßen aus:

Es ist für diese Setzung unerheblich, wer nächste Woche das CL-Finale gewinnt, da ja Real und Juventus ohnehin auch ihre nationalen Meisterschaften gewonnen haben. Die Bayern wären auch so im ersten Topf gewesen.

Die anderen fünf Meister profitieren von dieser Regelung, die nun zum zweiten Mal Anwendung findet: Premier-League-Champion Chelsea, Benfica (4. Meistertitel in Folge), Donetsk (erster Titel ohne Trainer Lucescu), aber auch CL-Halbfinalist Monaco und Spartak Moskau (unglaublich: erster Titel seit 16 Jahren!) wären sonst in den Töpfen zwei bis vier gewesen.

Der zweite Topf

Die G’schnapsten dieser Regelung mit den Meistern sind Barcelona, Atlético Madrid, Paris St. Germain, Borussia Dortmund und Sevilla, die vom reinen Ranking her vor fünf Teams des Meister-Topfes wären.

Erstaunlich: Obwohl Manchester United gerade die Europa League gewonnen hat (und damit überhaupt erst in der Champions League dabei ist), retteten sich die Red Devils gerade mal so in den 2. Lostopf.

Anmerkung: Die fett gedruckten Teams sind fix in der Gruppenphase, die dünn gedruckten müssen noch in die Qualifikation.

Der dritte Topf

Der dritte Topf ist so etwas wie der Hoffnungs-Topf – denn hier kann man nur hoffen, eventuell aus dem von den Meistern einen eher nicht ganz so guten zu erwischen. Ist das nicht der Fall, sieht man sich recht schnell in einer Situation, wo man womöglich im Kampf um das Achtelfinale schon von Haus aus eher im Eck ist.

Das betrifft natürlich eher potenziell starke Teams wie Napoli (kann in der Serie A noch Zweiter werden und sich direkt qualifizieren), Tottenham, Liverpool oder Ajax. Der Schweizer Dauer-Champion Basel oder Europa-League-Viertelfinalist Anderlecht müssen da schon eher nach hinten schauen – für sie geht es realistischerweise ohnehin eher darum, Gruppendritter zu werden und dann in der Europa League weiter zu machen.

Die Nachrücker / Der vierte Topf

Im dritten Topf muss schon die Mehrheit der Teams noch in die Qualifikation. Das heißt: Es ist durchaus möglich, dass da der eine oder andere noch rausfällt. Dann rücken natürlich Teams auf.

Für den österreichischen Meister Salzburg müssten allerdings schon fünf besser klassierte Teams auslassen, um bei einer eigenen Qualifikation (und das alleine war ja bislang immer das Problem) in den dritten Topf zu kommen. Bei nur sechs vor Salzburg gerankten Teams, die überhaupt in die Quali müssen (Roma oder Napoli sind als Serie-A-Zweite fix in der Gruppe dabei), ist diese Möglichkeit ins Reich der Fabel zu verorten.

Die Roma kann durchaus noch spekulieren, dass es sich mit dem dritten Lostopf ausgeht, auch der türkische Meister Besiktas. Dahinter wird’s aber wohl schon eher illusorisch.

Anmerkung: Hollands Meister Feyenoord und der deutsche Vizemeister Leipzig sind auch noch fix in der Gruppenphase, sie werden aber definitiv im vierten Topf landen.

Die Qualifikation (Liga-Route)

Die Verfolger aus den besseren Ligen haben ja ihre eigene Quali-Route (die sogenanne „Liga-Route“). Sie besteht aus zwei Runden. In der letzen Runde sind die Viertplatzierten aus Spanien, Deutschland und England sowie die Dritten aus Italien und Portugal gesetzt.

Die zehn restlichen Teams spielen in einer K.o.-Runde fünf Teilnehmer am Playoff aus. Under den gesetzten Teams ist Europa-League-Finalist Ajax Amsterdam, auch der ukrainische Top-Klub Dynamo Kiew und Viktoria Pilsen, der Verein von Andreas Ivanschitz.

Anmerkung: Sollte Pilsen noch Meister werden, würde Slavia Prag in dieser Runde spielen. Das würde Steaua Bukarest freuen, die Rumänen wären dann nämlich gesetzt und Slavia Prag ungesetzt.

Unter den ungesetzten Teams befinden sich PAOK Saloniki (sollten die Griechen Vizemeister werden, alles sieht derzeit danach aus), aber auch Adi Hütters Young Boys aus Bern, Lucien Favres Nizza und der Überraschungs-Zweite aus der Türkei, Istanbul Basaksehir.

Setzen sich in der ersten Runde alle Gesetzten durch (was eher unwahrscheinlich ist, wie die Vergangenheit gezeigt hat), sähe die Setzliste für die Playoff-Runde so aus:

Liverpool ist froh, dass sich Dortmund gleich für die Gruppenphase qualifiziert hat und Zenit St. Petersburg nicht einmal für die Quali-Runden – so sind die Reds nämlich auf jeden Fall im Playoff gesetzt. Das gilt auch für Kiew und Ajax (sollten sie die erste Runde überstehen) sowie für Napoli (oder die Roma, sollte Napoli noch Liga-Zweiter werden) und Sevilla.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sporting Lissabon bei den Ungesetzten sein wird, Hoffenheim ist es definitiv – nur Istanbul Basaksehir hat noch weniger Ranking-Punkte als der Europacup-Debütant aus Deutschland.

Die Champions-Route (Achtung, Salzburg!)

Kommen wir zur Route der Landesmeister, und hier wird es für den österreichischen Meister Salzburg interessant. Die Mozartstädter steigen in der zweiten von vier Runden ein. In der ersten spielen die Meister der schwächsten zehn Ligen – also von Armenien über die Färöer bis zum Kosovo.

Alle fünf Sieger dieser Runde sind mögliche Gegner von Salzburg, dazu kommen folgende zwölf Teams: Honved Budapest (sollte der Klub Meister werden, letzte Runde steht noch aus), Zalgiris Vilnius (Litauen), Dundalk (Irland), Vardar Skopje (Mazedonien), F91 Düdelingen (Luxemburg, eh klar), Kukes (Albanien), Zrinjski Mostar (Bosnien), Dacia Chisinau (Moldawien), der Meister aus Montenegro (letzte Runde steht noch aus), IFK Mariehamn (Finnland), Spartaks Jurmala (Lettland) und der FC Samtredia (Georgien).

Anmerkung: Sollte Székesfehérvár noch ungarischer Meister werden, wäre für Salzburg auch der MSK Zilina (Slowakei) möglich, aber noch nicht die Ungarn.

Ein Ausscheiden in dieser Runde wäre gleichbedeutend mit dem Ende der Europacup-Saison (wie bei Salzburg damals gegen Düdelingen oder bei Rapid gegen Anorthosis Famagusta). In der dritten Runde sind noch 20 Teams übrig. Wer hier ausscheidet, darf zumindest im Europa-League-Playoff mitmachen.

Hier sieht man, dass die Setzung vermutlich gar nicht mal so arg viel bringt, weil selbst bei den ungesetzten Teams einige Gegner dabei sind, die kaum schwächer sind als Salzburg – wenn überhaupt. Hapoel Be’er-Sheva etwa hat im letzten Herbst Inter Mailand in der Europa League eliminiert, ein Meister in Tschechien ist grundsätzlich nicht schlecht, und so weiter.

Anmerkung: Legia Warschau könnte theoretisch den Titel in Polen in der letzten Runde noch verlieren. Wer auch immer sonst polnischer Meister wird (neben Legia sind noch drei Teams mit Chancen) ist definitiv ungesetzt.

Die zehn Teams, die hier übrig bleiben, gehen ins Playoff – und auch hier wären die Salzburger, sollten sie es erreichen, auf jeden Fall bei den gesetzten Teams. Leichter als in der dritten Runde wird es wohl kaum.

Andererseits gilt: Wer in die Champions League will, sollte BATE Borisov, Maribor oder auch Gheorghe Hagis rumänischen Meister aus Constanta schon besiegen können.

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Bundesliga 2016/17: Die Speed-Prognose in 216 Worten https://ballverliebt.eu/2016/07/23/die-bundesliga-prognose-201617-in-10x140-zeichen/ https://ballverliebt.eu/2016/07/23/die-bundesliga-prognose-201617-in-10x140-zeichen/#respond Sat, 23 Jul 2016 11:11:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12802 Bundesliga 2016/17: Die Speed-Prognose in 216 Worten weiterlesen ]]> Es geht los: Die österreichische Bundesliga geht wieder los! Und weil viele von euch sicher noch genauso wie wir ein wenig an dem Folgen des EM-Fußball-Overkills leiden, hier unsere kurze Saisonprognose.

Salzburg wird normalerweise Meister. Kader trotz Keita-Abgangs wohl stärker als letztes Jahr, wirkt auf okayem Niveau verbreitert.

Rapid: Trainer ist nicht schlechter als zuletzt, der Kader – abwarten. Stadion wird eher langfristig als unmittelbar was bringen – 2. oder 3

Austria wird gegen „Kleine“ Punkte hergeben, was die echte Titel-Chance kostet. Außerdem ist Kader nicht sehr breit – 2. oder 3.

Admira hat Substanz verloren, aber soliden Stamm, tollen Trainer, viele gute Junge und wenig Druck. Keine Abstiegsangst – 4. bis 7.

Bei Sturm wird dank Foda und viel Schönrednerei Kader wieder besser sein als das Resultat. Halte sogar Abstiegskampf für möglich – 4. bis 8.

WAC: Wundertüte. Verstehe einige Transfers nicht, aber Offenbacher ist ein tolles Upgrade. Heuer 4. bis 8., langfristig aber Zweifel.

Ried hat vermutlich den schwächsten Kader der Liga, der Trainer ist schwer einschätzbar. Übrraschung ist möglich, es wird aber eher aber Abstiegskampf – 8 bis 10.

Altach könnte etwas an Variabilität verloren haben, hat aber noch Canadi. Weniger dämliche Gegentore und alles ist gut – 5 bis 7.

Halte Vastic immer noch für schwachen Coach, hat aber nun Russ als Co. Mattersburg-Kader nix besser als im Horror-Frühjahr – Rang 8 bis 10.

St. Pölten
wird den Daxbacher-Simpel-Fußball beibehalten. Solide, wenig fehleranfällig, sehr berechenbar. Dieng könnte fehlen. Platz 5 bis 8.

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Die Teams der Bundesliga: Mannschaft oder One-Man-Show? https://ballverliebt.eu/2015/11/27/bundesliga-mannschaft-one-man-show/ https://ballverliebt.eu/2015/11/27/bundesliga-mannschaft-one-man-show/#comments Fri, 27 Nov 2015 08:10:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11881 Was ist Salzburg ohne Soriano wert? Wie breit ist die Austria wirklich aufgestellt? Wie groß ist der Einfluss von Rapid-Oldboy Steffen Hofmann noch? Ob Mannschaften im Vorwärtsgang wirklich Mannschaften sind oder doch eher One-Man-Shows hat einen enormen Einfluss darauf, wie nachhaltig Erfolgsserien oder Krisen sind.

Ein Blick auf das „Attacking Output Percentage“ sagt viel über die tatsächliche Beschaffenheit der Teams in der österreichischen Bundesliga aus.

Die Berechnung ist hier im Original-Artikel von @redrobbery auf Miasanrot.com genau erklärt: Um auslesen zu können, wie groß der Einfluss einzelner Spieler auf die Produktion in der Offensive ist, werden Torschüsse und Torschuss-Vorlagen addiert und auf 90 Minuten umgerechnet. So soll ausgeglichen werden, wenn ein Spieler alleine durch viel Spielzeit gute Zahlen sammelt – während andere, die weniger Einsatzzeit haben, aber aus dieser mehr herausholen, sonst unterrepräsentiert wären.

Je größer der Punkt, desto mehr Spielzeit hat ein Spieler bekommen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit kommen nur Spieler in die Grafik, die zumindest 25 Prozent der gesamt möglichen Spielzeit auf dem Platz waren.

Der Meister

salzburg

Vergleicht man die aktuelle Salzburger Mannschaft (links) mit jeder aus der letzten Roger-Schmidt-Saison (2013/14, als man schon im März Meister war und Ajax demütigte), fällt erst so richtig auf, was die Abgänge mit den Bullen angerichtet haben. Im Herbst 2013 war es überhaupt kein Problem, dass Soriano zwei Monate verletzt ausfiel – Kampl, Mané und Alan fingen den Ausfall locker auf. Die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmte, mit Leitgeb als Balancegeber im Zentrum.

Und nun? Wenn Soriano spielt, ist er an drei von vier Salzburger Torschüssen direkt beteiligt. Wunsch-Angriffspartner Omer Damari (der kleine Kreis bei Naby Keita) kann da nicht annähernd mithalten. Was los ist, wenn Soriano fehlt, wurde im August deutlich: Man riss sofort acht Punkte Rückstand auf Rapid auf und scheiterte im Europacup erst an Malmö, dann an Dinamo Minsk. Das heißt: Solange Soriano spielt und halbwegs in Form ist, wird Salzburg vorne dabei bleiben. Wenn Soriano aber nochmal ein paar Wochen ausfällt, haben den Bullen – offensiv der Prototyp eines One-Man-Teams – keine Chance auf den Titel.

Die Verfolger

austria rapid sturm

Ganz anders das Bild bei der Austria. Das offensive Mittelfeld mit Gorgon, Grünwald und Kayode teilt sich die offensiven Agenden recht ausbalanciert auf. Hat einer einen schlechten Tag, sorgen die anderen beiden immer noch für Gefahr. Mit Roi Kehat steht ein patenter Back-up bereit, wenn Kayode vorne spielt. Dazu setzt Holzhauser aus dem defensiven Mittelfeld Akzente. Lediglich die Involvierung der Mittelstürmer (zu Saisonbeginn Zulechner, in den letzten Wochen vermehrt Friesenbichler) ist noch ausbaufähig.

Bei Rapid mauserte sich Flo Kainz zum wichtigsten Offensiv-Spieler, er ist in dieser Saison deutlich torgefährlicher als Philipp Schobesberger. Auch das Zentrum (Hofmann bzw. Schaub) ist gut involviert, Schwab und (wenn er spielt) vor allem Petsos ebenso. Wie bei der Austria ist der Strafraum selbst das größte Problem: Seit dem Beric-Abgang schafften es weder Prosenik noch Jelic, den Slowenen zu ersetzen.

Sturm zeigt sich von den „Großen Vier“ am meisten als kaputtes Team. Gibt es bei Salzburg zumindest noch Keita und Berisha, die das Spiel in die Hand nehmen können, ist bei den Grazern pures Chaos zu erkennen. Avdijaj bläst seine Zahlen durch viele harmlose Distanzschüsse auf, die Außenverteidiger haben zwar so viel Ballbesitz wie bei kaum einem anderen Team, aber sind auch so harmlos wie bei keinem anderen Team. Ein nennenswert produktives Mittelfeld-Zentrum fehlt völlig.

Der Mittelbau aus Außenseitern

matbg admira grödig

Bei Aufsteiger Mattersburg zeigt die Offensive zwar einen klaren Linksdrall, aber auch eine gesunde Verteilung. Linksaußen Onisiwo wenig überraschend als involviertester Assist-Geber, Pink als Poacher im Strafraum, dazu Perlak aus dem Mittelfeld-Zentrum heraus. Ein gesundes Team, das sich keine großen Sorgen machen muss.

Bei der Admira fällt vor allem auf, dass Innenverteidiger Schösswendter bei knapp 15 Prozent liegt – ein klarer Indikator für 1. die extrem vertikale Spielweise und für 2. viele Torschüsse nach Standards. Sturmspitze Dominik Starkl kommt bei dieser Taktik eine Schlüsselrolle zu, er löst seine Aufgabe sehr ansprechend. Das Mittelfeld ist von Haus aus nicht besonders spielstark und Lederer rotiert da auch viel – aber die Qualitätsvorteile von Srdjan Spiridonovic (der seit einem Monat als RM spielt) gegenüber seinem RM-Vorgänger Eldis Bajrami sind augenfällig. Genauso wie der Unterschied des DM-Duos Toth und Lackner.

Ähnliches gilt für Grödig, das Team mit dem wenigsten Ballbesitz ligaweit. Auch hier ist im Umschaltspiel vieles auf die Sturmspitzen (zu Saisonbeginn eher Wallner, zuletzt eher Sulimani) ausgerichtet. Es ist eine ganz deutliche Abstufung zu sehen (Wallner/Sulimani vorne, Venuto/Schütz/Djuric/Denner im offensiven Mittelfeld, Brauer/Rasner im DM). Grödig ist zwar nicht besonders aufregend, aber extrem stabil. Guter Job von Peter Schöttel.

Die Krisen-Teams

altach wac riedAltach ist bis zu einem gewissen Grad ein Spezialfall, weil Trainer Damir Canadi im Mittelfeld jedes Mal eine andere Aufstellung wählt. So kommen wenige seiner Kicker auf wirklich viel Spielzeit. Grundsätzlich ist man nicht weniger balanciert aufgestellt wie letzte Saison, aber es fehlt die konstante Belieferung von RV Andi Lienhart (der letzte Saison immer spielte, nun aber einige Wehwehchen hat). Die erneute Leihe von Tajouri war wohl ein guter Griff.

Letze Saison zehrte der WAC lange von einem Saisonstart mit extrem stabiler Verteilung in der Offensive, erholte sich aber nie mehr vom zweimonatigen Ausfall von Sturmspitze Trdina im Herbst – die Zahlen schlitterten ins Chaos. Das selbe Bild bietet sich in dieser Saison, zumal sich Trdina erneut schwer verletzte und Ersatz Hellquist ebenfalls selten fit ist. Für einen Zehner sind die Werte von Silvio eine Katastrophe. Das Qualitäts-Loch vorne (Ouedraogo schießt viel, aber trifft wenig) ist das WAC-Hauptproblem: Man nimmt deutlich mehr Schüsse als letzte Saison und als fünf andere Klubs in dieser Saison. Aber 11 Tore aus 202 Versuchen… naja. Da das Team seit einem Jahr das selbe Problem hat und Kühbauer nie die Spielanlage verändert hat, um dem Rechnung zu tragen, darf er sich auch nicht über seinen Rauswurf wundern.

Und Ried ist einfach nur das pure Chaos. Es ist keine irgendwie geartete Struktur zu erkennen. Oliver Kragl hat als linker Mittelfeldspieler nicht nur mit Abstand die meisten Ballkontakte seines Teams, sondern ist auch an den meisten Abschluss-Aktionen beteiligt. Stürmer Sikorski hat in 17 Einsätzen drei Tore geschafft, die rechte Seite ist völlig unterrepräsentiert. Die Spieler der Dreierkette sind auch im Aufbauspiel quasi außen vor (bei den Ballkontakten ist keiner aus dem Trio in den Top-6).

Fazit

Im Titelkampf hat Salzburg nur eine Chance, wenn Soriano fit bleibt. Sturm ist ein völlig eigenes Kapitel. Mattersburg, Admira, Grödig und Altach fallen nur noch einen kollektiven Absturz noch zurück. Und wenn Heimo Pfeifenberger es schafft, dass seine Mannen aus besseren Positionen schießen und auch mal das Tor treffen, schaut es für Ried ziemlich finster aus.

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Die Gegner von Salzburg und Altach: Nichts zum fürchten https://ballverliebt.eu/2015/08/18/die-gegner-von-salzburg-und-altach-nichts-zum-fuerchten/ https://ballverliebt.eu/2015/08/18/die-gegner-von-salzburg-und-altach-nichts-zum-fuerchten/#comments Tue, 18 Aug 2015 18:44:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11467 Die Gegner von Salzburg und Altach: Nichts zum fürchten weiterlesen ]]> Salzburg und Altach sind die beiden österreichischen Vertreter im Europa-League-Playoff. Ihre Gegner sind weder besonders attraktiv, noch sind sie Grund zum Fürchten: Dinamo Minsk ist eine solide und vom Positionsspiel interessante Truppe, den Weißrussen fehlt es aber an individueller Qualität. Belenenses aus Lissabon kommt mit der Empfehlung von Platz sechs in Portugal, ist aber auf dem Feld stückwerklerisch unterwegs.

Kurz gesagt: Nichts, wovor man sich wirklich fürchten müsste. Hier unsere Scouting-Berichte der Gegner von Salzburg und Altach.

Dinamo Minsk – Salzburg (Do., 18.00 Uhr)

Der Klub: Über Jahrzehnte war Dinamo Minsk der Vorzeigeklub aus der weißrussischen SSR, als einziger Klub der Teilrepublik wurde man 1982 sogar sowjetischer Meister. Nach der Unabhänigkeit dominierte Dinamo die neue, nationale Liga, ehe man vor allem hinter BATE Borisov zurückfiel. Die Lücke soll nun mit dem Geld von Juri Tshish, einem schwerreichen Unternehmer mit enger Bande zum diktatorischen Lukaschenko-Regime, geschlossen werden. In der aktuellen Saison (Weißrussland spielt nach Kalenderjahr) ist Dinamo wiederum klar hinter BATE Zweiter, obwohl der Leader zuletzt auswärts 1:0 geschlagen wurde.

1995: Austria - D. Minsk 1:2 (0:2)
1995: Austria – D. Minsk 1:2 (0:2)

Der Österreich-Bezug: Im September 1995 spielte Dinamo in der 1. UEFA-Cup-Runde gegen die Wiener Austria. Weil das bestellte Video mit einem Spiel nie in Wien ankam und die letzte Liga-Partie vorm Hinspiel abgesagt wurde, hatte man bei der Austria – die unter dem neuen Trainer Hrubesch schlecht in die Saison gestartet war – keine Ahnung vom Gegner.

Hrubesch war in Österreich ein Viererketten-Pionier, seine Austria spielte in einem 4-1-3-2 mit Rashid Rachimov als Staubsauger, Ballverteiler und Taktgeber auf der Sechs. Rachimov legte sein Spiel nur so dermaßen quälend langsam an und hielt den Ball so lange, dass sich die Weißrussen problemlos stellen konnten. Zudem patzten die jungen Außenverteidiger zweimal (erst René Glatzer, 18 Jahre, dann Jürgen Leitner, 19) und Dinamo führte zur Pause 2:0. Das Tempo wurde weiterhin nicht erhöht, vor allem von Rachimov nicht. Nur Ogris warf alles in die Waagschale und legte Mons Ivar Mjelde ein paar gute Chancen auf, es reichte aber nur noch zum 1:2 durch Toni Pfeffer.

Bei der Austria (und ORF-Co-Kommentator Manfred Zsak) rechtfertigte man die Niederlage damit, dass für die junge Mannschaft der Europacup noch zu früh käme, was angesichts von vier Ü-30-Spielern und nur drei U-23-Spielern besonders putzig war. Dinamo gewann das Rückspiel 1:0 und bekam dann vom deutschen Vizemeister Bremen den Hintern versohlt. Spannend: Stürmer Valentin Bialkevitch und Libero Alexander Khatskevitch waren vier Jahre später als Mittelfeld-Duo die eigentlichen Schlüsselspieler bei Dynamo Kiew mit Shevchenko und Rebrov, als man 1999 beinahe ins CL-Finale eingezogen wäre.

Für die Austria war es das letzte Europacup-Duell für sieben Jahre.

Dinamo Minsk - FC Zürich 1:1 n.V. (0:1, 0:1)
Dinamo Minsk – FC Zürich 1:1 n.V. (0:1, 0:1)

Dinamo Minsk aktuell: Vor zwanzig Jahren war Dinamo eine technisch versierte und flotte Truppe, die schnell umschalten konnte. Dinamo heute ist ein eher unspektakuläres, aber nicht uninteressantes Team.

Grundsätzlich agiert Trainer Vuk Rasovic (in Dortmund geboren, weil sein Vater damals beim BVB gespielt hat) mit einem 4-4-2, in dem praktisch nicht gepresst wird. Die beiden Ketten stehen extrem eng, aber durchaus relativ hoch – so nahm man dem FC Zürich in der letzten Quali-Runde die Option des Vertikalpasses von hinten heraus, weil dieser fast zwangsläufig im engmaschigen Netz hängen blieb. Die Außenverteidiger gehen nicht konsequent nach vorne, sondern agieren sehr passiv. Dafür waren zwei andere Aspekte erwähnenswert.

Zum einen, dass Vladimir Koritko (Nr. 10) von der linken Seite oft in die Spitze ging und sich dabei mit Stürmer Gleb Rassadkin (Nr. 8) abwechselte. So testete man die Schnittstelle zwischen der Dreier-Abwehr des FC Zürich und dessen rechtem Wing-Back, Philippe Koch. Zum anderen aber, und das sieht man praktisch nie: Nenad Adamovic (Nr. 88) geht immer wieder vom rechten Flügel auf den linken, ohne dass dabei Koritko mit ihm die Seiten tauscht.

Nein, wenn der glatzköpfige Serbe auf links ging, rückten alle anderen im Mittelfeld eine Position nach rechts. Also mit Koritko und Korsun im Zentrum und Tigorev an der Außenbahn. In diesen Fällen wird aus einem Team mit zwei Sechsern (die zwar konsequent aufrücken, wenn der Ball vorne ist, aber selbst wenig Vertikales von hinten heraus anbieten) eines, das über einen klassischen Zehner im Zentrum verfügt.

Spieler zum Beachten: Bei Dinamo spielen mit Torhüter Khutar, Innenverteidiger Politevitch und Außenverteidiger Veretilo drei Spieler, die 2011 im Halbfinale der U-21-EM standen und dort beinahe die Spanier um Thiago Alcantara, Javi Martinez und Juan Mata eliminiert hätten (und in der Quali auch Österreich mit Alaba und Arnautovic hinter sich ließen). Vorne ist der bullige Montenegriner Fatos Beciraj ein Spieler der von seine Spielstil ein wenig an Markus Rosenberg erinnert. Auch beachtenswert: Zwar verfügt man über eine Vielzahl an Legionären aus Nigeria, Kap Verde bis zu Liyben, aber nur drei (Beciraj, Adamovic und Bangoura) auch auch tatsächlich Stammspieler.

Prognose: Salzburg ist schon Favorit, sollte sich aber vorsehen.

Altach – Os Belenenses (Do., 20.30 Uhr)

Der Klub: Neben Boavista Porto ist der Klub aus dem Lissaboner Stadtteil Belem der einzige Nicht-Big-3-Verein, der jemals portugiesischer Meister wurde. Das ist aber schon schlanke 69 Jahre her. Der Club de Futebol Os Belenenses ist heute so etwas wie die Admira in Österreich: Den Verein gibt’s halt, aber es gibt kaum jemanden, der sich wirklich für ihn interessiert. Letzte Saison, als Belenenses immerhin Fünfter wurde, lag der Zuschauer-Schnitt bei 1.500, beim Saisonauftakt am Wochenende gegen Rio Ave verirrten sich kaum 400 Leute in das nicht gerade kleine Stadion.

Der Österreich-Bezug: Belenenses war im Herbst 2014 der bislang letzte Klub von Roland Linz. Der einstige Teamstürmer brachte es immerhin auf fünf Einwechslungen (dreimal in der Liga, zweimal im Cup). Das war’s aber auch schon: In der handvoll Europacup-Spiele, die der Klub in seiner langen Geschichte hinter sich hat, traf man nie auf ein Team aus Österreich.

Os Belenenses - Rio Ave 3:3 (1:1)
Os Belenenses – Rio Ave 3:3 (1:1)

So spielt Belenenses: Unüblich für Portugal gibt es keinen einzigen Brasilianer im Kader, und überhaupt nur einen einzigen Legionär (Stürmer Abel Camará aus Guinea-Bissau). Trainer Ricardo Sá Pinto, einstiger Teamstürmer, stellte gegen Rio Ave ein 4-3-3 aufs Feld. Sechser Rúben Pinto agiert dabei sehr tief, die offensive Dreierreihe sehr hoch, die beiden Achter André Sousa und Carlos Martins verschoben in erster Linie horizontal.

Auffällig war, wie schlecht die Raumaufteilung im Zentrum war: Routinier Carlos Martins (einst bei Sporting und Benfica) machte was er wollte, Sousa glich die Laufwege nicht adäquat aus. Die Spielanlage ist in erster Linie auf lange Bälle und Einzelaktionen aufgebaut. Ein koherentes Zusammenspiel war nicht erkennbar, die verschiedenen Mannschaftsteile greifen nicht ineinander. Zudem war das Tempo extrem überschaubar, das mag aber auch an den hohen Temperaturen gelegen haben. Rio Ave ging nach einem Fehlgriff von Belenenses-Goalie Ventura (der ein großer Unsicherheitsfaktor ist!) in Führung, aus einer Ecke gelang dem Altach-Gegner das 1:1.

Nach der Pause zog Sá Pinto seinen Mittelfeld-Routinier nach vorne. Was in der Theorie wohl ein 4-2-3-1 mit Carlos Martins als Zehner sein sollte, war in der Praxis ein 4-2-4 mit weiterhin riesigen Abständen zwischen den Mannschaftsteilen. Mit Martins in der Spitze gelang es aber besser, die Bälle vorne zu halten und Rio Ave (in einem 4-4-2 gestaffelt) fand keinen gewinnbringenden Weg an dem Quartett vorbei. Nach einer Ecke erzielte Belenenses das 2:1, wenig später aus einem berechtigten Foul-Elfmeter das 3:1.

Rio Ave erhöhte das Risiko und rückte weiter auf, Belenses machte aber weiterhin nichts anderes als hinten auszuputzen und die Bälle nach vorne zum Offensiv-Quartett zu schlagen. Ein Eigentor (nach Ecke) brachte Rio Ave auf 2:3 heran, in der Nachspielzeit fiel auch noch das 3:3. Das Match fühlte sich aber nicht nur von der Kulisse ein wenig an wie Kapfenberg gegen Lustenau, sondern auch vom Spielniveau. Das waren der Fünfte und der Zehnte der laut UEFA-Ranking fünftbesten Liga Europas, aber es war erschütternd schlecht.

Prognose: Altach muss sich nicht fürchten, Vitória Guimarães wirkte deutlich stärker als Belenenses beim Liga-Start gegen Rio Ave. Unterschätzen wird der Lissaboner Klub, anders als Vitória, die Vorarlberger aber nicht.

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Playoff oder heimwärts: Europacup-Aussichten des Ö-Quintetts https://ballverliebt.eu/2015/08/03/playoff-oder-heimwaerts-europacup-aussichten-des-oe-quintetts/ https://ballverliebt.eu/2015/08/03/playoff-oder-heimwaerts-europacup-aussichten-des-oe-quintetts/#comments Mon, 03 Aug 2015 19:23:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11417 Playoff oder heimwärts: Europacup-Aussichten des Ö-Quintetts weiterlesen ]]> Europacup-Woche, Teil 2: Zum ersten Mal seit acht Jahren und zum letzten Mal für vermutlich wieder längere Zeit gibt es in einer Woche gleich fünf internationale Spiele mit heimischer Beteiligung. Wie die Lage für das Quintett nach den Hinspielen aussieht und was passieren muss, damit sie den Aufstieg in die Playoffs von Champions- bzw. Europa-League schaffen, ist in unserer Übersicht aufgedröselt.

Ajax – Rapid (Di., 20.15, Hinspiel 2:2)

Rapid Wien - Ajax Amsterdam 2:2 (0:2)
Rapid Wien – Ajax Amsterdam 2:2 (0:2)

So lief das Hinspiel: Ajax bediente sich der offensichtlichen Schwächen von Rapid (so großer Abstand zwischen den Mannschafts-Teilen, instabiles gruppentaktisches Vorgehen, ein Greenhorn auf der rechten Abwehrseite), um mit einem lockeren und eigentlich deutlich zu knappen 2:0 in die Pause zu gehen. Erst nach Schwabs Ausschluss agierte Rapid kompakter, nahm Ajax den Raum und kam noch zu einem 2:2-Remis. Personal: Für den gesperrten Schwab wird vermutlich Srdjan Grahovac spielen – der Bosnier wartet seit einem Jahr auf eine ernsthafte Chance. Ob er sie nützt, hängt nicht nur von ihm ab. Sondern auch, ob er wieder nur mit Petsos zu zweit rund 50 Meter abdecken muss. Bei Ajax ist denkbar, dass Neuzugang Yaya Sanogo etwas mehr Spielzeit bekommt.

So spielte Rapid am Wochenende: 2:1-Sieg in Salzburg. Notova – Auer, Sonnleitner, Dibon, Stangl – Petsos, Schwab – Huspek (55. Schobesberger), Schaub (80. Grahovac), Kainz – Prosenik (63. Beric). So spielte Ajax am Wochenende: Gar nicht. Nicht mal ein Testspiel wurde absolviert. Das muss passieren, damit Rapid weiterkommt: Rapid wird die Flügel von Ajax kontrollieren müssen, ohne das Zentrum zu entblößen. Lässt man Auer und Stangl auf sich alleine gestellt, wird man keine Chance haben. Heißt: Kompakt stehen und gut im Mannschaftsverbund verschieben. Oder natürlich, Rapid traut sich wie Salzburg vor anderthalb Jahren volle Panier nach vorne zu pressen. Dann muss aber auch die Abwehrkette merklich in der gegnerischen Hälfte stehen. Chancen: Schlecht.

Malmö – Salzburg (Mi., 20.30, Hinspiel 0:2)

RB Salzburg - Malmö FF 2:0 (0:0)
RB Salzburg – Malmö FF 2:0 (0:0)

So lief das Hinspiel: Salzburg drückte die Schweden von Beginn an nach hinten, wiewohl Malmö das auch durchaus einkalkuliert hatte und die Räume entsprechend eng machte. Die Bullen hatten mehr vom Spiel, es brauchte aber einen Weitschuss von Ulmer nach der Pause, um die verdiente Führung herzustellen. Ein paterschertes Foul kurz vor dem Ende ermöglichte Salzburg, per Elfmeter den verdienten 2:0-Endstand herzustellen. Personal: Jonatan Soriano fehlt bei Salzburg auch weiterhin, ebenso wie Yabo. Stankovic setzte gegen Rapid wegen einer gegen Malmö zugezogenen Oberschenkel-Blessur aus. Malmö ließ beim enttäuschenden 2:2 gegen den abgeschlagenen letzten aus Åtvitaberg (wo man zur Pause sogar 0:2 zurück lag) Rosenberg und Lewicki im Hinblick auf das Salzburg-Spiel draußen. Der an sich ebenso geschonte Tinnerholm musste nach 20 Minuten eingewechselt werden. Die beiden Tore (eines per Elfer) erzielte Djurdjic, die Titelchancen sind wohl endgültig dahin und selbst mit einem EC-Platz wird es langsam eng.

So spielte Salzburg am Wochenende: 1:2-Niederlage gegen Rapid. Walke – Schmitz, Miranda, Hinteregger, Ulmer – Atanga, Laimer (46. Leitgeb), Keita, Berisha (73. Minamino) – Djuricin (46. Oberlin), Pires. So spielte Malmö am Wochenende: 2:2 in Åtvitaberg. Wiland – Vindheim (22. Tinnerholm), Árnason, Carvalho, Yotún – Rodic (76. Mehmeti), Eikrem (72. Adu), Rakip, Sana – Berget, Djurdjic. Das muss passieren, damit Salzburg weiterkommt: Die Leistung beim 1:2 daheim gegen Rapid war über weiter Strecken haarsträubend schlecht, wieder einmal schaffte es Salzburg nicht, über die Flügel den Gegner auseinander zu ziehen – also genau wie letztes Jahr beim 0:3 in Malmö. Der Gegner ist aber genauso am Sand, wenn nicht sogar noch viel mehr. Dazu muss Malmö offensiv spielen. Wenn es die Bullen schaffen, nicht komplett zu implodieren, kann eigentlich kaum etwas schiefgehen. Chancen: Sehr gut.

Rubin Kasan – Sturm (Do., 18.00, Hinspiel 3:2)

Sturm Graz - Rubin Kasan 2:3 (1:2)
Sturm Graz – Rubin Kasan 2:3 (1:2)

So lief das Hinspiel: Das Offensiv-Quartett von Sturm schaffte es zwar durchaus, die Rubin-Abwehr vor Probleme zu stellen, aber die Russen nützten den bereitwillig gewährten Raum zwischen Sturm-Offensive (sehr hoch) und Sturm-Abwehrkette (viel zu tief), um gefährlich zu werden. Hinzu kamen individuelle Fehler von Ehrenreich, so führte Kasan zur Halbzeit 2:1. Sowohl das erste Tor von Sturm (Freistoß) als auch das zweite (Eckball) fielen nach Standards. Nach dem Ausschluss von Avdijaj und dem dritten Tor der Russen war das Spiel für Sturm verloren. Personal: Beim wiederum enttäuschenden 1:1 gegen Grödig am Sonntag verletzte sich Linksverteidiger Klem, in der Folge spielte Potzmann links und Schick rechts hinten. Die logische Vertretung für Klem in Kasan wäre Neuzugang Charalambos Lykogiannis, der einzige verbleibende Linksverteidiger im Kader, der aber noch keine Pflichtspiel-Minute für Sturm absolviert hat. Dass Horvath nach seinem vor allem was die körperliche Robustheit angeht schlechten Auftritt gegen Grödig den gesperrten Avdijaj ersetzt, ist eher zu bezweifeln.

So spielte Sturm am Wochenende: 1:1 gegen Grödig. Esser – Potzmann, Madl, Spendlhofer, Klem (20. Schick) – Piesinger, Offenbacher – Dobras, Horvath (46. Edomwonyi), Avdijaj – Kienast (60. Tadic). Potzmann in Minute 82 ausgeschlossen. So spielte Rubin am Montag: 0:1 bei Spartak Moskau. Rishikov – Kusmin, Kambolov, Lemos, Cotugno – Georgiev – Carlos Eduardo, Osdoyev, Bilyaletdinov (66. Portnyagin), Gökdeniz – Kanunnikov. Kusmin in Minute 86 ausgeschlossen. Nach drei Spielen hält Rubin weiter bei null Punkten. Das muss passieren, damit Sturm weiterkommt: Wenn die Grazer wieder das Zentrum so aufmachen, wird man böse unter die Räder kommen. Es wird notwendig sein, das man das Mittelfeld angeht, und zwar durchaus mit robustem körperlichen Einsatz. So wie es Spartak Moskau am Montag vorgezeigt hat: Die Moskauer legten ihr Spiel darauf an, im Mittelfeld-Zweikämpfen den Ball zu erobern und dann extrem schnell umzuschalten. Damit hatte die Rubin-Abwehr große Probleme. Außerdem verlor Rubin gegen Spartak in der Vorwärtsbewegung permanent die Kompaktheit. All dass könnte man sehr schön ausnützen. Chancen: Da Foda vermutlich stur bleibt und auf ein kompaktes Mittelfeld verzichtet, sehr schlecht.

Dortmund – WAC (Do., 20.30, Hinspiel 1:0)

WAC - Borussia Dortmund 0:1 (0:1)
WAC – Borussia Dortmund 0:1 (0:1)

So lief das Hinspiel: Der WAC igelte sich mit zwei Viererketten plus einem Zerstörer dazwischen äußerst passiv hinten ein und hoffte auf Konterstöße via langen Bällen auf Solo-Spitze Silvio. Dortmund hatte sehr viel Ballbesitz, ging nach einer Viertelstunde in Führung und hatte genug Möglichkeiten, diese in der Folge auch auszubauen. Erst in der zweiten Hälfte kamen die Kärntner merklich aus ihrem Schneckenhaus hervor (wiewohl auch die Einwechslung von Stürmer Trdina für Putsche nichts am 4-1-4-1 änderte, Silvio ging ins Mittelfeld-Zentrum), was beim BVB in seinem ersten Pflichtspiel unter Thomas Tuchel bei zwei, drei Standards für Knieschlottern sorgte. Es blieb aber beim 0:1 aus Sicht der Wolfsberger. Personal: Die Verletzten Hellquist, Drescher und Weber stehen weiterhin nicht zur Verfügung. Will Kühbauer nach seinem Ausflug zum 4-1-4-1 wieder auf das gewohnte 4-4-1-1 zurückkehren, wird der Platz neben Silvio zwischen Peter Zulj (aus der Etappe kommend) und Tadej Trdina (als vorderer Mann, dann würde sich Silvio etwas zurückfallen lassen) fallen. Zudem wird die Frage sein, ob der WAC eher auf Dynamik am linken Flügel setzt (was für Wernitznig spricht) oder auf Standards hofft (was für Jacobo spricht). Dortmund absolvierte am Wochenende einen Test gegen Real Betis Sevilla, gewann diesen 2:0, allerdings ohne einen einzigen Spieler, der zuvor gegen den WAC in der Startformation war.

So spielte der WAC am Wochenende: 0:0 in Ried. Kofler – Standfest, Sollbauer, Hüttenbrenner, Baldauf (76. Palla) – Zündel, Putsche, Tschernegg, Jacobo – P. Zulj (67. Seidl) – Trdina. So spielte Dortmund am Wochenende: 2:0 in einem Test gegen Real Betis Sevilla. Weidenfeller – Stenzel, Ginter, S. Bender, Kirch – Leitner, Castro (73. Sarr) – Blaszczykowski (46. Großkreutz), Kagawa (73. Sauerland), Kampl – Ramos (46. Dudziak). Das muss passieren, damit der WAC weiterkommt: Puh. Beten könnte helfen. Im Ernst: Etwas anderes, als wiederum defensiv gut zu stehen versuchen und über die Konter zum Erfolg zu kommen, kann angesichts des Qualitätsunterschieds kaum funktionieren. Auch, weil der WAC auf Pressing in der Regel verzichtet, wäre es ein unkalkulierbares Risiko, das gerade in einem annähernd vollen Westfalenstadion zu versuchen. Chancen: Praktisch inexistent.

Guimarães – Altach (Do., 22.15, Hinspiel 1:2)

Altach - Vitória Guimarães 2:1 (0:0)
Altach – Vitória Guimarães 2:1 (0:0)

So lief das Hinspiel: Altach schaffte es, gegen das zuweilen etwas windschiefe Zentrum der Portugiesen (in deren ersten Saison-Pflichtspiel) im Mittelfeld nicht in Nachteil zu geraten, was am geschickten und stets an der Spielsituation orientierten Stellungsspiel von Prokopic und Netzer lag. Diese trauten sich durchaus, auch mal nach vorne zu rücken, während die Mitspieler in der Mittelfeld-Reihe aufpassten. Die Portugiesen schafften es aber vor allem über von den Außenbahnen ins Halbfeld zielenden Passkombinationen, durch die Schnittstellen der Vorarlberger in den Strafraum zu kommen. Altach hatte zunächst etwas Glück, dass die Abschlussversuche von Vitória eine große Streuung hatten und profitierte dann von einem eher geschenkten Elfmeter. Personal: Wie gewohnt wechselte Canadi sein Personal am Wochenende wieder in Abstimmung mit taktischen Detail-Überlegungen, die Aufstellung gegen die Austria lässt also genau gar keine Rückschlüsse zu, wie Altach es im EM-Stadion von 2004 (Italien spielte dort 0:0 gegen Dänemark und 2:1 gegen Bulgarien) angehen wird.

So spielte Altach am Wochenende: 1:3 bei der Austria. Lukse – Zech, Ortiz, Zwischenbrugger, Schreiner – Salomon, Roth, Netzer (73. Jäger), Hofbauer – Mahop (67. Barrera), Aigner (67. Seeger). So spielte Vitória am Wochenende: Die Portugiesen verzichteten auf ein Testspiel, konzentrieren sich voll auf das Rückspiel. Das muss passieren, damit Altach weiterkommt: Gegen die Austria versuchte Altach, den Gegner im Mittelfeld mit mannorientierten Pressingformationen zu kontrollieren, was allerdings nur teilweise gelang und mit hohem Risiko verbunden ist – das muss Altach in Portugal zunächst nicht gehen. Altach muss allerdings sehr wohl danach trachten, die Schnittstellen-Pässe von Vitória besser zu kontrollieren als im Hinspiel, sonst wird es sicherlich deutlich öfter einschlagen als nur einmal. Wichtig wird neben den Spielanteilen vor allem die Körpersprache in der Anfangsphase sein: Man muss den Portugiesen signalisieren, dass man ohne Angst auftritt. Chancen: Intakt, es wird aber extrem schwer.

Fazit: Wohl nur einer aus fünf

Es wäre keine Überraschung, sollten vier der fünf österreichischen Teams diese Europacup-Runde als Verlierer beenden, also in den Playoffs für Champions- und Europa-League nur noch Salzburg und Rapid vertreten sind. Für Altach und den WAC wäre das kein Drama, weil man sich (zumindest im Hinspiel) gegen nominell deutlich stärkere Gegner gut aus der Affäre gezogen hat.

Für Sturm wäre es allerdings alles andere als ein Ruhmesblatt, gegen ein Team auszuscheiden, dass vom grundsätzlichen Potenzial her kaum besser ist – und man sich vor allem die Hinspiel-Niederlage durch eine absurde Taktik selbst eingebrockt hat.

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Europacup: Die Gegner des Österreich-Quintetts https://ballverliebt.eu/2015/07/28/europacup-die-gegner-des-oesterreich-quintetts/ https://ballverliebt.eu/2015/07/28/europacup-die-gegner-des-oesterreich-quintetts/#comments Tue, 28 Jul 2015 07:27:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11363 Europacup: Die Gegner des Österreich-Quintetts weiterlesen ]]> Die erste große Europacup-Woche wartet! Fünf heimische Klubs treten gegen teils nahmafte, teils wirklich starke Klubs an: In der CL-Quali spielt Meister Salzburg wie letztes Jahr gegen Malmö und Rapid versucht sich gegen Ajax, in der Europa League debütiert Altach (gegen Vitoria Guimaraes), stemmt sich der WAC gegen Dortmund und muss Sturm gegen Rubin Kasan ran.

Darum stellen wir kurz jeden der fünf Gegner dieser internationalen Woche vor.

Salzburg – Malmö (Mi., 19.00)

Forsberg (Leipzig) und Albornoz (Hannover) in Deutschland, Thelin (Bordeaux) in Frankreich, Halsti (Washington) in der MLS, Johansson (Gent) nach Belgien, Ricardinho (Gabala) in Aserbaidschan, Goalie Olsen (PAOK) nach Griechenland: Von jenem Team des Malmö FF, das letztes Jahr Salzburg bezwungen in der Champions League gespielt hat, ist kaum noch etwas übrig. So rasselte MFF im Sommer auch in eine feste Krise. Der wirklich nicht besonders starke litauische Meister Zalgiris Vilnius wurde mit ganz viel Mühe 0:0 und 1:0 ausgeschaltet.

Malmö - Sundsvall 3:0 (2:0)
Malmö – Sundsvall 3:0 (2:0)

Die Vereinsführung reagierte und engagierte, zack zack, fünf neue Spieler, die allesamt beim Ligaspiel am Wochenende gegen Sundsvall debütierten. Mit Wiland, Djurdjic, Rodic, Arnason und Carvalho gab es ein lockeres 3:0 gegen den Abstiegskandidaten (allerdings auch darum, weil Sundsvall verteidigt hat wie eine Wirtshaus-Truppe). An der Spielanlage bei MFF hat sich aber gegenüber letztem Jahr wenig geädert: Weiterhin lässt Trainer Age Hareide mit einem biederen 4-4-2 mit Doppelsechs spielen, weiterhin ist der Hauptfokus – vor allem gegen auf dem Papier bessere Teams – auf der Defensive.

Nach dem Abgang von Daniel Kiese-Thelin ist wieder Routinier Markus Rosenberg die größte Waffe im Angriff – Augsburg-Leihgabe Djurdjic hinterließ in der Bundesliga genau gar keine Spuren. Natürlich fehlt auch bei Salzburg gegenüber dem letzten Jahr einiges an individueller Klasse (Kampl und Alan in erster Linie), dennoch sollte es diesmal nicht schief gehen. Salzburg ist Meister einer deutlich stärkeren Liga als jene, in der MFF nach einer halben Saison Fünfter ist.

Bilanzen: Österreicher gegen Malmö: 2:2. Österreich gegen Schweden im Europacup: 5:5.

Letzte fünf Duelle AUT-SWE: 2014/15, Champions League, Play-Off: Salzburg – Malmö 2:1 und 0:3. 2013/14, Europa-League, Gruppe: Salzburg – Elfsborg 4:0 und 1:0. 2011/12, Europa League, Gruppe: Malmö – Austria 1:2 und 0:2. 2007/08, UEFA-Cup, Gruppe: Helsingborg – Austria 3:0. 2000/01, UEFA-Cup, 1. Runde: Rapid – Örgryte 3:0 und 1:1.

Rapid – Ajax Amsterdam (Mi, 21.05)

Ajax - Salzburg 0:3 (0:3)
Ajax – Salzburg 0:3 (0:3)

Anderthalb Jahre ist es schon her, dass Ajax Amsterdam von Salzburg zweimal so richtig lächerlich gemacht wurde. Nun ist die aktuelle Mannschaft der Holländer nicht mehr annähernd mit jener von damals vergleichbar: Moisander (Sampdoria), Blind (Man Utd), De Jong (Newcastle), Krkic (Stoke), Sigthorsson (Nantes) und auch die im Rückspiel eingesetzten Denswil (Brügge), De Sá (Willem II) und Poulsen (vereinslos) sind nicht mehr beim Klub. Wohl auch darum verpasste Ajax in der letzten Saison erstmals seit 2010 den Meistertitel.

Da die neue Saison der Eredivise erst nach dem Rückspiel gegen Rapid steigt, gibt es noch keine wirkliche Erkenntnisse, mit welchem Personal genau der holländische Vizemeister gegen den österreichischen Vizemeister antritt. Am wahrscheinlichsten ist es, dass Frank de Boer vorne El Ghazi, Milik und Fischer vertraut, im Mittefeld Klaassen, Bazoer und Neuzugang Gudelj und in der Viererkette Van Rhijn, Veltman, Riedewald und Dijks. Ob es der Trainer wirklich riskiert, in diesem wichtigen Spiel schon die Neuen Sanogo und Heitinga zu bringen, die noch kein Pflichtspiel mitgemacht haben, ist fraglich. Der dritte prominente Neuzugang, Deutschlands U-21-Teamspieler Amin Younes, ist gar nicht erst mitgefahren.

Stilistisch ist Ajax eben Ajax: Handelsübliches 4-3-3, viele junge und gut ausgeblidete Spieler, der Wille zur Spielgestaltung und recht patentes Kombinationsspiel. Mit dem Polen Arkadiusz Milik verfügt man – ein wenig untypisch – über einen klassischen Strafraum-Knipser, der sowohl im Klub als auch im Nationalteam eine ganz starke Saison 2014/15 absolviert hat. Da kommt einiges auf die grundsätzlich recht sichere Rapid-Defensive zu.

Allerdings gilt es auch zu beachten, dass die Defensive von Ajax kaum mehr als internationaler Durchschnitt ist, also von einem Ich-scheiß-mich-nix-Spieler wie Philipp Schobesberger, einem Strafraum-Gespenst wie Robert Beric und intelligenten Vertikalpässen von Thanos Petsos (wie beim Tor zum 1:0 gegen Ried) durchaus knackbar ist. Im Heimspiel kann Rapid sicher ein gutes Resultat holen. Das Auswärtsspiel vor 50.000 in der Amsterdam ArenA ist da aber wohl schon eine andere Sache.

Bilanzen: Österreicher gegen Ajax: 3:3. Österreich gegen Holland im Europacup: 12:9 für Holland, ein unentschiedenes Duell.

Letzte fünf Duelle AUT-NED: 2014/15, Europa League, Quali: Eindhoven – St. Pölten 1:0 und 3:2. 2013/14, Europa League, 1/16-Finale: Ajax – Salzburg 0:3 und 1:3. 2011/12, Europa League, Gruppe: Alkmaar – Austria 2:2 und 2:2. 2011/12, Europa League, Quali: Ried – Eindhoven 0:0 und 0:5. 2006/07, UEFA-Cup, Gruppe: Ajax – Austria 3:0.

Sturm Graz – Rubin Kasan (Do., 19.00)

Rubin Kasan, da war doch was? Stimmt: Im August 2004 drehte Rapid eine 0:2-Heimniederlage gegen Rubin im Auswärtsspiel noch mit einem 3:0-Sieg um. In der Zwischenzeit war die Truppe aus Tatarstan zweimal Meister und einmal im Europacup-Viertelfinale (wo man Chelsea unterlag). Die Gegenwart sieht, trotz Platz fünf in der abgelaufenen Saison, nicht so gut aus. Der Saisonstart ging kräftig in die Hose (2 Spiele, 2 Niederlagen, 0:3 Tore, Tabellenletzter), und ein Blick auf das 0:2 daheim gegen Abstiegskandidat Amkar Perm am Wochenende zeigt, warum.

Rubin Kasan - Amkar Perm 0:2 (0:0)
Rubin Kasan – Amkar Perm 0:2 (0:0)

Rubin ist unter Rinat Bilyaletdinov nicht gerade eine vor Kreativität sprühende Augenweide. Im Gegenteil: Die beiden DM im 4-2-3-1 blieben konsequent hinten, damit wurde das Loch zur Offensivreihe riesig und Amkar konnte sich schön dazwischen ausbreiten. Auch nach dem Rückstand zu Beginn der 2. Hälfte wurde Rubin nicht risikofreudiger, im Gegenteil, es wurden nur noch mehr 60-Meter-Bälle in die grobe Richtung von Stürmer Portnyagin gedroschen. Carlos Eduardo, einst bei Hoffenheim aktiv, versteckte sich, so gab es überhaupt keinen auch nur halbwegs kultiviertes Offensiv-Spiel.

Hinzu kommt, dass Bilyaletdinov nicht auf Qualitätsspieler wie Mubarak Wakaso (der Neuzugang von Celtic hat Malaria) oder Yann M’Vila (will weg) zurückgreifen kann. An sich gute Neue wie Trainersohn Diniyar (Ex-Teamspieler Russlands, von Spartak) oder Marko Livaja (der kroatische Spielmacher kam aus Bergamo) haben noch kein Spiel für Rubin absolviert.

Kurz: Die Zeiten, als Rubin eine Mannschaft aus der erweiterten europäischen Spitze war, sind vorbei. Natürlich ist der reine Marktwert des Kaders höher als der von Sturm Graz, der tatsächliche Qualitätsunterschied ist aber mit Sicherheit deutlich geringer. Wenn Sturm das Potenzial abruft, ist Rubin garantiert alles andere als unschlagbar.

Bilanzen: Österreicher gegen Rubin Kasan: 1:0 für Österreich. Österreich gegen Russland im Europacup: 9:7 für Österreich.

Letzte fünf Duelle AUT-RUS: 2013/14, Champions League, Gruppe: Zenit St. Petersburg – Austria 0:0 und 1:4. 2011/12, Europa-League, Gruppe: Sturm – Lok Moskau 1:2 und 1:3. 2005/06, Champions League, Play-Off: Rapid – Lok Moskau 1:1 und 1:0. 2005/06, UEFA-Cup, Qualifikation: Pasching – Zenit St. Petersburg 2:2 und 1:1. 2004/05, UEFA-Cup, Qualifikation: Fasching – Zenit St. Petersburg 3:1 und 0:2. 2004/05, UEFA-Cup, Qualifikation: Rapid – Rubin Kasan 0:2 und 3:0.

Altach – Vitória Guimarães (Do., 19.00)

So spiele Guimarães beim letzten Test
So spiele Guimarães beim letzten Test

Als Fünfter der abgelaufenen Saison landete Guimarães hinter den „Großen Drei“ (Benfica, Porto, Sporting) sowie Braga. Überregional bekannte Namen sind bei Vitória nicht zu finden, dafür die in Portugal übliche Vielzahl an Brasilianern, technisch gut ausgeblidete Spieler, die durchaus hohes Tempo gehen können – auch wenn’s heiß ist.

Da die Meisterschaft in Portugal erst in zweieinhalb Wochen startet, gibt es noch keine wirklichen Erfahrungswerte, wie der neue Coach Armando Evangelista (der nach dem Abgang von Vorgänger Rui Vitória zu Benfica vom „Co“ zum Chef befördert wurde“) genau spielen lässt. In der Aufstellung beim letzten Test gegen Chaves waren zwei Talente aus der zweiten Mannschaft (Arrondel und Vigário), dazu auch Licá und U-21-Vize-Europameister Tozé, beides Leihgaben vom FC Porto. Vermutlich wird das Line-up gegen Altach aber ähnlich aussehen: Otávio sollte statt Bouba ins Team kommen, dazu Tomané oder Neuzugang Henrique ins Sturmzentrum.

Zwei wichtige Spieler vom letzten Jahr nicht nicht mehr dabei: Mittelfeld-Mann Mensah (zu Atlético Madrid) und Sechser André André (zum FC Porto). Dennoch ist Vitória gegen Altach natürlich recht deutlich zu favorisieren: Ein Team aus der erweiterten Spitze aus Portugal ist in der Regel per se schon klar stärker als der Dritte aus Österreich – noch dazu, da dort kaum einer jemals Europacup gespielt hat.

Bilanzen: Österreicher gegen Guimarães: noch keine Spiele. Österreich gegen Portugal im Europacup: 13:2 für Portugal (die österreichischen Erfolge waren Salzburg und Rapid in den EC-Final-Saisonen, jeweils gegen Sporting).

Letzte fünf Duelle AUT-POR: 2013/14, Champions League, Gruppe: Austria – FC Porto 0:0 und 0:1. 2013/14, Europa-League, Play-Off: Estoril – Pasching 2:0 und 2:1. 2010/11, Europa League, Gruppe: FC Porto – Rapid 3:0 und 3:1. 2009/10, Europa League, Gruppe: Austria – Nacional Funchal 1:1 und 1:5. 2006/07, Champions League, Play-Off: Austria – Benfica 1:1 und 0:3.

WAC – Dortmund (Do., 21.05)

2003 kam Dortmund ohne echte Probleme gegen Jogi Löws Austria weiter
2003 kam Dortmund ohne echte Probleme gegen Jogi Löws Austria weiter – 1:0 und 2:1

Natürlich hat der WAC keine Chance. Ohne Zweifel wird Dortmund zwei, wenn nicht drei Nummern zu groß für den Europacup-Debütanten aus Kärnten werden. Das wissen sie beim WAC aber selbst auch. Dort sieht man die Spiele gegen den deutschen Renommier-Klub als Belohnung für den Aufschwung der letzten Jahre und als nette Einnahme-Quelle dank eines mit 30.000 Zusehern knallvollen Stadions in Klagenfurt.

Zudem kommt Dortmund nicht aus England und nimmt die Europa League daher so ernst, wie man sie nur ernst nehmen kann. Eine Peinlichkeit gegen einen österreichischen Mittelständler kann sich der Klub und Neo-Coach Thomas Tuchel nicht erlauben. Darum wird auch – zumindest im Hinspiel – die volle Panier auflaufen. Zudem wird dies das erste Pflichtspiel unter Tuchel sein, wo die in der Vorbereitung angetesteten Änderungen gegenüber der Klopp-Zeit schon greifen sollen: Vermutlich ein 4-1-4-1 als Grundvormation, konsequentes Herstellen von Überzahl auf den Außenbahnen, unspektakuläre Ballbesitz-Sicherung statt schneller Steilpässe im Zentrum, und eine Hinwendung zu mehr Ballbesitz gegenüber dem Pressing- und Umschaltspiel unter Klopp.

Gegen die bisher sichere Defensive des WAC (kein Gegentor in zwei Spielen gegen Soligorsk, nur eines im Test gegen Schalke) wird man schon einen Einblick bekommen, wie gut das Spiel unter Tuchel wirklich schon läuft. Zumal davon auszugehen ist, dass der WAC nicht die letzte defensiv orientierte Mannschaft ist, auf die Dortmund in dieser Saison treffen wird.

Bilanzen: Österreicher gegen Dortmund: 1:0 für Dortmund. Österreich gegen Deutschland im Europacup: 21:4 für Deutschland (Bilanz gegen DDR-Klubs: 7:3 für Österreich).

Letzte fünf Duelle AUT-GER: 2012/13, Europa League, Gruppe: Rapid – Leverkusen 0:4 und 0:3. 2009/10, Europa League, Gruppe: Rapid – Hamburg 3:0 und 0:2. 2009/10, Europa League, Gruppe: Austria – Bremen 2:2 und 0:2. 2005/06, Champions League, Gruppe: Rapid – Bayern 0:1 und 0:4. 2003/04, UEFA-Cup, 1. Runde: Austria – Dortmund 0:1 und 1:2.

Fazit

Salzburg ist gegen Malmö Favorit, Sturm gegen Rubin im Idealfall zumindest gleichwertig. Altach und Rapid haben eine kleine Chance, der WAC normalerweise keine. Anders gesagt: Sollten mehr als zwei Teams die Hürden von dieser und nächste Woche überstehen, wäre das schon eine Überraschung.

Ein Team im CL-Playoff und maximal zwei im EL-Playoff – darauf kann man sich einstellen. Mehr wird es praktisch sicher nicht.

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