Russland 2018 – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 20 Jul 2018 10:22:09 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Balance, Absicherung, Video-Referee: Das war die WM 2018 https://ballverliebt.eu/2018/07/18/wm-russland-2018-bilanz-balance-system-standards-var/ https://ballverliebt.eu/2018/07/18/wm-russland-2018-bilanz-balance-system-standards-var/#comments Wed, 18 Jul 2018 13:22:59 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15084 Balance, Absicherung, Video-Referee: Das war die WM 2018 weiterlesen ]]> Exakt 20 Jahre nach ihrem ersten WM-Titel jubelt auch 2018 ein französisches Team mit dem Pokal in der Hand. Es war im Ganzen ein recht unterhaltsames Turnier. Es brachte, wie jede WM-Endrunde, einige positive wie negative Überraschungen, und auch eine kompakte Übersicht, wie sich die Fußball-Welt in genereller und taktischer Hinsicher derzeit darstellt.

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1. Die Balance entscheidet

Das Finale

Dafür, ein Spektakel zu liefern, sieht sich Didier Deschamps nicht zuständig. Der Mann war einer der weltbesten Sechser. Und man wird das Gefühl nicht los, dass er genau das in seiner tiefsten Überzeugung auch heute noch ist.

Zinedine Zidane, sein vier Jahre jüngerer Welt- und Europameister-Kollege von 1998 und 2000, war das genaue Gegenteil: Ein individuelles Genie, das sich nicht viel um die Struktur des Teams scherte. Einer, der durch Individualität hilft, nicht durch Mitdenken.

Der eine ist nun Teamchef des Weltmeisters, der andere hat Real Madrid als Trainer zu drei Champions-League-Siegen in Folge geführt. Ihre beiden Teams, so unterschiedlich sie auch sind – das Kreativspiel von Real mit relativ viel Ballbesitz hier, das zurückgenommene Konterspiel Frankreichs mit relativ wenig Ballbesitz da – eines eint sie: Die Balance. Sie ist zum zentralen Thema in diesen späten Zehner-Jahren geworden.

Die Pressing-Welle ist längst abgeebbt. Das war bei der WM 2014 schon erkennbar. Das in den letzten Jahren vor allem in der Champions League so erfolgreiche Team von Real zeichnet sich nicht durch Pressing aus, nicht allein durch eine stringente Defensiv-Arbeit, nicht allein durch hohe individuelle Klasse; nicht durch atemberaubendes Tempo-Spiel oder rasante Umschaltsituationen. Es ist die perfekte Abstimmung aus solider Defensive, guter Balance zwischen Abwehr und Kreativität im Mittelfeld und individueller Qualität ganz vorne.

Viele maßgebliche Teams bei der WM legten es ähnlich an. Kroatien etwa, auch weil Modrić dieses Spiel von Real verinnerlicht hat. Frankreich ebenso, mit dem emsigen Kanté und dem polyvalenten Pogba im Zentrum. Auch Brasilien sah so solide, unspektakulär und ungefährdet aus, wie es Real im Idealfall ist – es fehlte allerdings ein tauglicher Rechtsverteidiger, der einen Gegenpol zur linken Seite mit Coutinho und Neymar hätte bilden können.

Aber, und das ist eh nix Neues: Es muss vorne und hinten stimmen. Eine schöne defensive Balance hatte etwa auch Nigeria. Dafür war es vorne ziemlich dünn. Ähnlich war es bei Australien, dem Iran oder Island. Umgekehrt war es beispielsweise bei Tunesien: Das war nach vorne recht brauchbar, aber hinten bekam man die Tore reihenweise eingeschenkt.

2. – Stabile Absicherung im Mittelfeld

Wer sich den Spaß macht und sich ein paar Spiele der WM 2002 nach heutigen Gesichtspunkten ansieht, wird erschocken sein: So etwas wie ein „kompaktes Mittelfeld“ oder eine nennenswerte Absicherung gab es de facto nicht. Nun, 16 Jahre später, gibt es im Grunde kein einziges Team mehr, das bei eigenem Ballbesitz die Staffelung in der Zentrale vernachlässigt. Die wenigen, die es taten – wie Deutschland – wurden bestraft. Das heißt aber auch: Echte, offene Schlagabrtäusche waren selten. Es gab eigentlich nur ein Spiel, in dem es alle Beteiligten mit der Absicherung im Zentrum nicht so genau nahmen. Das war jedes von Japan gegen den Senegal (2:2).

Bei der EM 2016 hieß das bei vielen Teams: Strikte Defensive. Bei diesem Turnier dachten viele Mannschaften schon einen Schritt weiter nach vorne. Dadurch wirkte das Turnier als Ganzes offener, offensiver, weniger mühsam. Es hatten zwar immer noch viele Teilnehmer Probleme, im Angriffsdrittel sich Konkretes zu erarbeiten. Aber es igelte sich nicht das halbe Starterfeld von Haus aus im eigenen Verteidigungsdrittel ein.

Auch das trägt zum balancierten Gesamteindruck, siehe Punkt 1, bei.

Diese stets vorhandene Absicherung verhindert auch, dass man bei Ballverlusten in gefährliche Konter läuft. So sind bei dieser WM lediglich elf Tore aus Kontern entstanden, alleine Deutschland hat drei davon kassiert und Belgien zwei davon erzielt. Auch hier ist das Real von Zidane durchaus eine Blaupause: Die Achter Modrić und Kroos decken defensiv gut die Halbfelder ab un sichern, wenn die Außenverteidiger Carvajal  und Marcelo nach vorne marschieren. Das hat in der Liga zuletzt nicht mehr so gut funktioniert wie gewünscht, aber international hat man so seit drei Jahren nicht mehr ausgeschieden.

3. – Außenverteidiger: Wenig aufregend

Es war lange eine Faustregel: Das Team mit dem besten Außenverteidiger-Paar wird Weltmeister. Thuram und Lizarazu 1998, Cafu und Roberto Carlos 2002, Zambrotta und Grosso 2006, Ramos und Capdevila 2010 – sie alle waren nicht nur defensiv eine Bank, sondern lieferten auch Impulse nach vorne. Deutschland hat 2014 ein wenig damit gebrochen: Da stellte Löw in Ermangelung eines tauglichen Linksverteidigers den Innenabwehr-Mann Höwedes auf die Seite.

2018 hat sich die Rolle des Außenverteidigers merklich in Richtung Defensive verschoben. Die beiden auffälligsten Rechts-Läufer des Turniers – Kieran Tripper und Thomas Meunier – spielten als Wings-Backs neben einer Dreierkette. Benjamin Pavard ist eigentlich Innenverteidiger, er gab gute Balance und sicherte stark hinter Mbappé ab, viel mehr aber nicht. Šime Vrsaljko spielte eine solide WM, ein Wiedergänger von Darijo Srna ist er im offensiven Sinn aber nicht.

Auf links sieht es kaum aufregender aus. Marcelo, derzeit der beste LV der Welt, war von seinem Hexenschuss gehandicapt. Laxalt war okay, Lucas Hernadez auch. Strinić war da und sicherte ab, Eindruck hinterließ er nicht. Mehr als Durchschnitt war Ashley Young auch nicht. Jordi Alba ist zu früh ausgeschieden.

Auch hier gilt: Absicherung schaffen, Balance geben. Die Zeit der Ein-Mann-Büffelherden des Typus Roberto Carlos ist (vorläufig) eher vorbei.

4. – Der vermeintliche Standard-Boom

So viele Tore aus Standards! Mehr als die Hälfte der Treffer aus ruhenden Bällen! Das Ausspielen gegnerischer Defensivreihen ist tot! In der Vorrunde wurde schon eine Ära ausgerufen, in der Bälle – wie beim Feldhockey – fast nur noch aus Standardsituationen fallen. In der K.o.-Phase war davon schon kaum noch etwas zu hören.

Warum? Weil der Wert bis zum Ende auf 31 Prozent gesunken ist, sich also wieder dem Normalwert angenähert hat. In den Turnieren von 1994 bis 2014 lag der Anteil an Toren aus Standardsituationen bei 26 Prozent.

Auffällig war es aber natürlich sehr wohl, dass bei so manchem der ruhende Ball einen signifikanten Teil der Offensiv-Strategie ausmachte. Das ist nach der generell unsäglichen EM vor zwei Jahren und der ständigen Präsenz einer tauglichen gegnerischen Defensiv-Staffelung auch nicht ganz unlogisch. So wie bei den Engländern, die sich mit Eckbällen, Freistößen und Elfmetern bis ins Halbfinale durchgekämpft haben. Aus dem Spiel heraus war der offensive Output recht gering.

Der Variantenreichtum und die clever ausgeführten Laufwege, welche vor allem England bei Standards gezeigt haben, können durchaus auch für den Klub-Betrieb inspirierend sein. Wie sagte schließlich schon Gianni Vio, Italiens Standard-Trainer-Gott: Der Ruhende Ball ist ein Torjäger, der zuverlässig für 20 Tore pro Saison gut ist. Das gilt heute noch mehr als früher.

5. – Das Ende des Ballbesitz-Fußballs? Ähm, nein.

Spanien (69 Prozent Ballbesitz): Null Torgefahr, raus im Achtelfinale. Deutschland (67 Prozent Ballbesitz): Keine defensive Absicherung, raus in der Vorrunde! Mit dem frühen Scheitern der beiden dezidierten Ballbesitz-Teams wurde – oftmals mit unverhohlener Häme und triumphierender Freude – schon das Ende des Ballbesitz-Fußballs proklamiert.

Aber: Immer mit der Ruhe. Der Ballbesitz-Fußball geht so schnell nirgendwo hin.

Denn, erstens: Spanien und Deutschland (und auch Argentinien, 64 Prozent) sind nicht am Grundprinzip des Ballbesitz-Fußballs gescheitert. Die Spanier bekamen zwei Tage vor dem ersten Spiel einen Trainer, der kein Detailwissen über die taktischen Abläufe hatte, mit der Julen Lopetegui eine geradezu aufregende Vertikalität ins spanische Ballgeschiebe gebracht hatte.

Die Deutschen waren geistig nicht bereit, anzuerkennen, dass es eben nicht von selbst geht, nur weil man eben Deutschland ist. Die DFB-Delegation ließ Unruhe im Umfeld zu, es gab kein Gegenpressing mehr bei Ballbesitz und man war für Konter offen, und man hat die zuhauf vorhandenen Torchancen auch einfach nicht genützt.

Und, zweitens: Mit dem FC Barcelona (60 Prozent), Manchester City (66 Prozent) und Bayern München (62 Prozent) haben drei dezidierte Ballbesitz-Teams die großen Ligen in Europa mit Leichtigkeit dominiert und jeweils völlig ungefährdete Meistertitel eingefahren.

Mit Atlético Madrid (49), Valencia (48) und Schalke (48) weisen nur drei der 19 Teams, welche sich in den Top-5-Ligen für die Champions League qualifiziert haben, eine negative Ballbesitz-Bilanz auf. Sogar das Liverpool unter Jürgen Klopp, quasi dem Erfinder des Pressing- und Umschaltspiels, kam in der Premier League auf 58 Prozent Ballbesitz.

Spanien hat sich mit Luis Enrique einen Trainer geholt, der bei Barcelona auf dieses Spiel setzte und es zuvor bei der Roma schon installieren wollte. Spanien denkt also überhaupt nicht daran, den Ballbesitz zu reduzieren. Wozu auch? Er dominiert den Weltfußball immer noch auf relativ breiter Basis.

6. – An der System-Front: Comeback des 4-4-2

Diejeningen aber, die mit dem Ball schnelle Gegenstöße vollziehen wollen, haben ein altes System für sich entdeckt, das vermeintlich schon am aussterben war. Das 4-4-2.

Nach dem Ende des Liberos (letzte Ausläufer 2002 mit Kroatien und Slowenien sowie 2004 mit Griechenland) war kurzzeitig das 4-4-2 das praktisch allgemeingültige System. Bei der EM 2004 sind 60 Prozent (!) der Teams mit einer Viererkette hinten und zwei Stürmern vorne angetreten. Dann, mit dem Siegeszug des 4-2-3-1-Systems mit der Blütezeit in den frühen Zehner-Jahren, ist das 4-4-2 zum Minderheiten-Programm geworden – vor vier Jahren in Brasilien spielten nur noch 12 Prozent der Teilnehmer mit einem 4-4-2.

Nun ist das gute, alte 4-4-2 wieder zurück. Von den 12 Prozent in Brasilien hat sich der Anteil bei diesem Turnier auf 34 Prozent fast verdreifacht. Anders als in der letzten Hochphase vor anderthalb Jahrzehnten ist es aber nun ein dezidiert reaktives System geworden. Von den elf 4-4-2-Teams bei dieser WM in Russland haben nur drei mehr als 50 Prozent Ballbesitz gehabt – Portugal (54), Peru (52) und Australien (51).

Blau: 4-3-3 bzw. 4-1-4-1      /     Rot: 4-2-3-1     /     Grün: 4-4-2     /     Lila: Dreierkette

Mit den zwei Viererketten ist die besten Balance gegeben aus defensivem Block und dennoch Zugriff und horzitonaler Abdeckung im Mittelfeld. Das ist mit einem Dreier- bzw. Fünferketten-System auch möglich, ist aber komplizierter.

Varianten mit Dreier- bzw. Fünfterkette, die eine Zeitlang wie der neueste heiße Scheiß ausgesehen haben, der wieder voll am Kommen ist, sind hingegen Varianten geblieben. Nur vier Teams (Belgien, England, Nigeria und Costa Rica) haben ganz oder überwiegend so gespielt. In Südafrika 2010 waren es vier (kein einziger Europäer), in Brasilien 2014 waren es fünf bzw. sechs (Holland, zeitweise Italien). Das bleibt also relativ konstant.

7. – Der Video Assistant Referee

Der erste Test bei einem internationalen Turnier war ein Debakel. Beim Confederations Cup vor einem Jahr sorgte der Video-Hilfssschiedsrichter für mehr Chaos und Verwirrung, als dass er beim Bereinigen strittiger Situationen geholfen hätte. Ähnlich war die Erfahrung in der deutschen Bundesliga, wo die Zahlen zwar gut sind, die Wahrnehmung aber nicht.

Darum war die Vorgabe für die WM auch ganz klar: Nur bei eindeutigen Elfmeter-Situationen, potenziellen Platzverweisen und Abseitsstellungen bei Toren – also unmissverständlich spielentscheidenden Situationen – wird der Referee an den Monitor gebeten. Natürlich wurde sich im „VAR Room“ in Moskau jede Szene genau angesehen, jedes Tor gecheckt, jeder Elfmeter kontrolliert. Dann stand der Referee eben zehn Sekunden da und griff sich ans Headset.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Fouls, die zu Elfmetern führten und kontrolliert wurden, waren unstrittig. Nur ein möglicher Platzverweis nach Videobeweis wurde nicht ausgesprochen (Ronaldo gegen den Iran). Die Handhabung der Handspiele sorgte zwar für Frust, der mal mehr verständlich war (wie bei Saudi-Arabien gegen Ägypten oder Dänemark-Australien) und mal weniger (wie im Finale).

Aber: Alle diese Entscheidungen folgten der Direktive, die vor dem Turnier auch allen Teams mitgeteilt wurde (was Nigerias Teamchef Gernot Rohr bestätigte): Ausgestreckte Hand –> Elfmeter. Das ist zwar nicht immer fair, aber zumindest eine Linie.

Die Leistungen der Schiedsrichter waren im ganzen sehr solide, es gab fast keine Ausrutscher nach unten. Dramatische, spielentscheidende Fehler wurden mit wenigen Ausnahmen vom VAR ausgebügelt. So darf es gerne bleiben.

8. – Europäische Dominanz

Knapp zwei Punkte pro Spiel in der Vorrunde: Europa zeigte dem Rest der Welt, wo der Hammer hängt. Von den 14 Vertretern blieb nur einer sieglos (Island). Seit 1986 der Modus mit Vorrunde und Achtelfinale eingeführt wurde, waren Europas Teams nur einmal noch eifrigere Punktesammler (2006 nämlich).

Südamerika ist zwar in puncto Vorrunden-Punkteschnitt erstmals seit 1994 hinter Europa zurückgefallen (1,97 zu 1,94 Punkte), thront aber immer noch überlegen vor allen anderen (Asien 1,00 Punkte; Nord- und Mittelamerika 0,77 Punkte; Afrika 0,73 Punkte). Wie immer. Dass Europa und Lateinamerika die stärksten Fußball-Länder haben, weiß man ja. Was aber auffällt ist, dass sich vor allem bei den nicht-europäischen Ländern feststellen lässt, dass Europa dominiert.

Wie das gemeint ist? Nun: Bei den nicht-europäischen Teams, welche die Vorrunde überstanden haben, sind im Schnitt acht der elf Spieler auf dem Feld in einer der fünf europäischen Top-Ligen engagiert. Bei jenen, die ausgeschieden sind, waren es im Schnitt nur drei.

Kein außer-europäisches Team mit weniger als sechs Stammspielern aus einer europäischen Top-Liga hat die Vorrunde überstanden. Und nur ein einziges Land mit mehr als sechs solchen Kickern hat den Sprung ins Achtelfinale verpasst (der Senegal nämlich, und das auch nur hauch-hauchdünn).

Wie sehr der europäische Klub-Fußball mittlerweile selbst dem südamerikanischen enteilt ist, sieht man jedes Jahr bei der Klub-WM. Der Copa-Libertadores-Sieger kann den Champions-League-Sieger kaum ernsthafter fordern als ein beliebiger Mittelständler in der spanischen Liga.

So geht es weiter

In Europa startet im September die neue Nations League, ab März 2019 wird dann um die Plätze für die pan-europäische EM 2020 gekämpft. In den anderen Kontinenten geht es schon 2019 wieder um Titel: Im Jänner beim Asiencup in den Emiraten, im Sommer beim Afrikacup im Kamerun sowie der Copa América in Brasilien und beim Gold-Cup in den USA.

Die nächste Weltmeiserschaft ist in viereinhalb Jahren, enden wird sie am 18. Dezember 2022. Eine Fußball-WM zur Glühwein-Zeit ist für uns mal was Neues. Und auch die Brasilianer, Südafrikaner und Australier werden sich denken: Hui, eine WM im Hochsommer, das ist ja strange. Geplant ist, dass es die letzte WM mit dem weithin als perfekten Modus angesehen 32 Team ist. Angedacht sind in Katar acht Stadien, sieben davon in der Hauptstadt Doha bzw. dessen Vororten. Aber man weiß ja nie, was der FIFA und seinem irrlichternden Präsidenten in nächster Zeit noch so alles einfällt.

Einzel-Bilanzen aller 32 Teams

Europas Große: Dominanz trotz zwei Total-Ausfällen

Europas zweite Reihe: Fundament der Top-Bilanz

Südamerika: Zu wenig echte Weltklasse

Nord- & Mittelamerika: Alles wie immer, nur ohne die Amis

Asien: Wohl mehr Schein als Sein

Afrika: Kein Rückschritt trotz Debakels

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Europas Große bei der WM 2018: Dominanz trotz zwei Totalausfällen https://ballverliebt.eu/2018/07/16/wm-2018-bilanz-europa-frankreich-kroatien-belgien-england-spanien-portugal-deutschland-italien-holland/ https://ballverliebt.eu/2018/07/16/wm-2018-bilanz-europa-frankreich-kroatien-belgien-england-spanien-portugal-deutschland-italien-holland/#comments Mon, 16 Jul 2018 17:18:47 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15055 Europas Große bei der WM 2018: Dominanz trotz zwei Totalausfällen weiterlesen ]]> Einer von Europas Schwergewichten war gar nicht dabei (Italien), ein weiteres ist in der Vorrunde gescheitert (Deutschland), die Sieger der letzten drei EM-Turniere (Spanien und Portugal) haben es nur bis ins Achtelfinale geschafft – und dennoch kamen alle vier Halbfinalisten bei diesem WM-Turnier aus Europa.

Die Vorherrschaft des alten Kontinents war 2018 in Russland so erdrückend wie selten zuvor. Frankreich darf sich ab sofort einen zweiten Stern in sein Verbandslogo stellen. Aber auch Kroatien, Belgien und England gehen allesamt mit gestärkten Positionen aus dieser WM hervor.

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LINK-TIPP: Europas Große bei der WM 2014

Frankreich: Zum zweiten Mal Weltmeister

Dass es immer Spaß gemacht hätte, den Franzosen zuzusehen, könnte man nicht behaupten. Aber: Als erst drittes Team in der WM-Geschichte haben sie vier K.o.-Spiele in 90 Minuten gewonnen. Sie haben in vier der sieben Spiele kein Gegentor erhalten. Und wenn es notwendig war, stets selbst die Tore erzielt. Sie haben sich im Finale gegen Kroatien nicht eine einzige echte Torchance herausgespielt und dennoch 4:2 gewonnen.

Frankreich ist sicher ein korrekter Weltmeister. Sie haben, wenn es darauf ankam, die wenigsten Schwächen gezeigt. Sie lagen im ganzen Turnier nur in 8 von 679 gespielten Minuten im Rückstand. Und man hatte stets den Eindruck, dass man immer noch zusetzen könnte, wenn man müsste.

Die Grundausrichtung von Didier Deschamps war defensiv. Das ist angesichts der zur Verfügung stehenden Offensiv-Kräfte zwar etwas frustrierend, passt aber sehr gut zu Spielern wie Antoine Griezmann und vor allem Kylian Mbappé. Deren Tempo, kombiniert mit Olivier Giroud (der zwar null Torgefahr ausstrahlte, aber stets Gegenspieler band und somit Räume freimachte) und dem unauffälligen, aber hoch-effektiven Spiel von Paul Pogba – es funktionierte einfach. Dazu passt auch, dass mit Pavard und Hernández eher die defensivstärkeren Außenverteidiger gegenüber Sidibé und Mendy zum Einsatz gekommen sind.

Diese französische Generation ist nur ein Tor gegen Portugal vor zwei Jahren davon entfernt, nun Welt- UND Europameister zu sein. Und angesichts der Jugend des Weltmeisterteams und der enormen Qualität vieler Spieler, die es nicht einmal in den 23-Mann-Kader geschafft haben, spricht wenig dagegen, dass auch die kommenden Turniersiege nur über Frankreich gehen. Wie bei Spanien vor zehn Jahren. Wie bei den Franzosen selbst vor 20 Jahren.

Kroatien: Verdienter Finaleinzug

„Vizeweltmeister Kroatien“ klingt einerseits immer noch ein wenig seltsam. Andererseits hat das Vier-Millionen-Land vom Balkan in seinen Reihen Leistungsträger von Real Madrid, FC Barcelona, Juventus Turin, Inter Mailand, Atlético Madrid und Liverpool.

Zlatko Dalić, der als Spieler keine große Nummer war und als Trainer bislang auch nicht, hatte grundsätzlich zwei Formationen, unter denen er wählte. Die eine, gegen Nigeria und gegen Russland, war  ein 4-2-3-1 mit Modrić und Rakitić vor der Abwehr und Kramarić auf der Zehn. Es brannte wenig an, aber die Abstände im Aufbau waren oft zu groß. Viel besser funktionierte das 4-3-3, welches in allen anderen Spielen zum Einsatz kam: Hier agierte das kreative Duo höher und mit Brozović gab es eine Absicherung. Diese Raumaufteilung war die Basis zu jener Balance, welche die Kroaten auszeichnete.

Angesichts der Abwehr, die den individuell schwächsten Teil der Mannschaft darstellt, setzte Kroatien auf Ballbesitz (55 Prozent im Turnierverlauf – das ist der höchste Wert der Halbfinalisten und Platz 7 generell) und Luka Modrić war der Lenker, er hatte die Ideen, er verteilte die Bälle. Rebić (nur Tempo) und Perišić (Tempo und Technik) brachten die Pace in ein sonst eher von gemäßigter Geschwindigkeit geprägtes Team.

Kroatien stellte ein gut balanciertes Team, das unermüdlich kämpfte, in jedem der vier K.o.-Spiele im Rückstand lag, drei davon noch drehte und dabei dreimal über 120 Minuten musste. Man hat sich den Finaleinzug redlich verdient.

Belgien: Nuancen haben entschieden

Ähnlich wie Kroatien (bisherige Bestmarke: Platz drei 1998) hat auch Belgien mit dem Bronze-Rang (bisherige Bestmarke Vierter 1986) das beste WM-Resultat der Verbandsgeschichte erreicht. Vollauf verdient – und selbst im Halbfinale gegen Frankreich haben nur Nuancen gegen Belgien entschieden. Ein verlorenes Kopfballduell, ein nicht gegebener Freistoß. Und dann wird man eben „nur“ Dritter.

Roberto Martínez stellte die wohl spannendste Truppe der WM auf den Rasen. Aus dem gewohnten 3-4-3 heraus, zunächst mit De Bruyne neben Witsel in der Mittelfeld-Zentrale, war man gegen Panama und Tunesien überlegen, geriet im Achtelfinale gegen Japan aber schwer in die Bredouille. Erst, als der Teamchef Mertens opferte, De Bruyne nach vorne stellte und Marouane Fellaini für die Zentrale brachte, erhielt man Oberhand im Mittelfeld. Das schützte die eher langsame Abwehr (sicher am Ehesten die Schwachstelle) und belebte gleichzeitig die Offensive. Innerhalb einer halben Stunde wurde gegen Japan aus einem 0:2 ein 3:2.

Gegen Brasilien wurde De Bruyne als falsche Neun ins Zentrum gestellt und der Gegner bei Kontern aufgemacht – assistiert, wie schon gegen Japan, vom überragenden Romelu Lukaku. Seine Laufwege waren das mit Abstand Beste, was Spieler auf seiner Position an dieser Weltmeisterschaft zeigten. Dazu kam noch Eden Hazard, der (anders als noch unter Wilmots) mannschaftsdientlich arbeitete und gleichzeitig dennoch für individuelle Glanzpunkte sorgte. Und dass der großartige und unterschätzte Rechts-Verteidiger Thomas Meunier im Halbfinale gegen Frankreich gelbgesperrt fehlte, war auch ein wichtiger Faktor zur 0:1-Niederlage.

Martínez war sich auch nicht zu schade, auch mal Gegner in Manndeckung zu nehmen (wie Pogba, dem Fellaini im Halbfinale permanent auf den Füßen stand). Das asymmetrische Pendel-System zwischen 3-4-3 und 4-3-3 (mit Meunier bzw. Chadli, die gegen den Ball nach hinten rückten) neutralisierte viel von der brasilianischen bzw. französischen Offensive.

38 Jahre nach dem EM-Finale und 32 Jahre nach dem WM-Halbfinale (mit Ceuelemans, Gerets, Pfaff, Vercauteren und dem jungen Scifo) hat diese belgische Generation nun gezeigt, dass sie tatsächlich echte Weltklasse ist. Die Auftritte bei WM 2014 und EM 2016 hatten das ja lediglich andegeutet.

England: Das Ende der Lethargie

Fast ein Jahrzehnt lang waren die englischen Fans gegenüber ihrem Nationalteam in einer gewissen Lethargie versunken. Die bleiernen Jahre unter Roy Hodgson, der erst nur den Verfall verwaltete und dann die Verjüngung nur halbherzig anging, rissen auf der Insel niemanden mit.

Und dann wurde die FA zu ihrem Glück gezwungen. Nach dem ebenso schnellen wie unrühmlichen Ende der Amtszeit von Sam Allardyce legte man die Three Lions in die Hände von Gareth Southgate. Jener Spieler, dessen Elfer-Fehlschuss im Halbfinale der Heim-EM 1996 den Engländern mutmaßlich den Titel gekostet hat, krempelte alles um – vor allem die mentale Seite. Er ist der Meinung, dass man sich eben doch auf ein Elferschießen einstellen kann – und ließ es methodisch und psychologisch unterstützt trainieren.

Er verstand es, zwischendurch auch mal für Lockerheit im Team zu sorgen (wie die Plansch-Einlage mit den aufblasbaren Einhörnen), während es unter Capello schon mal halbe Meutereien gab, weil der Trainer Nutella vom Speiseplan gestrichen hat. Auf die Medien gingen Southgate und sein Team vor dem Team aktiv zu, nachdem man zwei Jahrzehnte – begonnen vor allem mit den Gascoigne-Eskapaden – ein feindseliges Misstrauen gehegt hatte.

Und: Es wurde intensiv an Standards gefeilt. Neun der zwölf Tore Englands fielen aus Freistößen, Eckbällen und Elfmetern. Spielerisch war man, das sagte Southgate nach dem verlorenen Platz-drei-Spiel auch selbst, sicher nicht unter den Top-4 des Turniers. Aber: Nun haben es Verband und auch Fans schwarz auf weiß, dass diese Generation durchaus Potenzial hat. Individuell sind sie wohl schwächer als in den Nuller-Jahren mit Gerrard, Lampard, Ferdinand, Beckham und Rooney. Aber die jetzigen Spieler sind teamfähiger.

Spanien: Sich selbst ins Bein geschossen

Das Kontrastprogramm zum demonstrativen, ruhigen Zusammenhalt im englischen Lager war die Delegation aus Spanien. Mit dem Rauswurf von Teamchef Julen Lopetegui zwei Tage vor dem ersten Spiel hat sich der Weltmeister von 2010 eindrucksvoll selbst ins Knie geschossen. Zumal hier keinerlei sportliche Gründe ausschlaggebend waren – Lopetegui hatte dem Team die lange vermisste Vertikalität zurück gegeben – sondern ausschließlich das gekrängte Ego von Verbands-Präsident Rubiales. Weil er vom bevorstehenden Wechsel des Trainers Real Madrid nur ein paar Minuten vor allen anderen informiert worden war.

Mit dem eilig installierten Hierro als Ersatz-Trainer ohne Detailwissen um die Pläne und Gedankengänge Lopeteguis kehrten die Spanier zu jenem Horizontal-Geschiebe ohne Drang nach vorne zurück, dessen Vorhersebarkeit und relativ leichte Kontrollierbarkeit ihnen schon in den späten Del-Bosque-Jahren immer wieder zum Verhängnis geworden war. Das fiel im wilden Auftakt-3:3 noch nicht so auf, mit Nachos Wundertor und Diego Costas individueller Bulligkeit. Aber schon gegen den Iran kam damit nur ein äußerst dünnes 1:0 heraus, gegen Marokko hätte Spanien schon beinahe verloren und in 120 Minuten gegen Russland spielte man zwar über 1.100 Pässe, blieb aber völlig harmlos und verlor dann auch noch das Elfmeterschießen.

2008, 2010 und 2012 hat Spanien die Turniere gewonnen. Das letzte Mal, dass Spanien bei einer anderen Endrunde als diesen dreien ein K.o.-Spiel überstanden hat, ist 16 Jahre her – ein Elferschießen-Sieg im Achtelfinale 2002 gegen Irland. Weiterin stellt Spanien einen der unbestreitbar besten Kader der Welt. Aber wie vor dem Titel-Hattrick ist man auch diesmal viel zu früh ausgeschieden.

Luis Enrique (der neue Teamchef) und José Francisco Molína (der neue Verbands-Sportchef) werden mittelfristig vor der Aufgabe stehen, das Team peronsell etwas umzubauen, schließlich stehen nach dem Rücktritt von Iniesta auch die internationalen Karrieren von langjähirgen Stützen wie Kapitän Ramos, Verteidiger Piqué und Offensiv-Allrounder David Silva tendenziell vor dem Ende. Der spanische Talente-Pool scheint unerschöpflich, aber gerade in der Defensive kommt gerade eher keine Weltklasse nach.

Portugal: Wenig Flair, wenig Blödsinn

Der Europameister hatte einst ein Überangebot an Offensiv-Superstars. Figo, Rui Costa, Deco, dann auch noch Cristiano Ronaldo – jetzt es es nur noch einer, und selbst der wird nicht jünger. Auch, wenn Ronaldo gerade für viel Geld zu Juventus Turin gewechselt ist: Viel mehr als die EM 2020 hat er wohl nicht mehr drin. Bei der WM in Katar ist Ronaldo knapp 38 Jahre alt.

Das gegenüber dem EM-Titel nur an zwei Positionen veränderte Team (Guedes statt Nani, Bernardo Silva statt Renato Sanches) zeigte sich wieder sehr solide und mit der Tendenz, keinen Blödsinn zu machen. Ein Ronaldo-Hattrick rettete das 3:3 gegen Spanien, dann verteidigte man den knappen Sieg gegen Marokko über die Zeit und gegen den Iran sah es bis kurz vor Schluss genauso aus. Im Achtelfinale zerschellte man an der individuellen Klasse von Cavani und der humorlosen Defensive aus Uruguay, aber das ist auch anderen schon passiert. Die Maßnahme, es gegen die Urus konsequent mit Flanken vor das Tor zu probieren, ist auf jeden Fall hinterfragenswert. Aber davon abgesehen kann sich Portugal nicht allzu viele Vorwürfe machen.

Und wie sieht es um die Zukunft aus? Gonçalo Guedes ist ein potenziell hoch-aufregender Spieler, der vor allem über die linke Außenbahn Weltklasse sein kann. Bernardo Silva gehört rechts zum Stammpersonal von Manchester City. Diese beiden können das Team ein Jahrzehnt tragen. Mehr als ordentlicher europäischer Durschnitt ist der Rest zwar sicher nicht. Aber das war es vor zwei Jahren beim EM-Titel auch nicht – und doch holte man den Titel. Weil Portugal ein gut coachbares Team ist und man im Verband auch immer ein Händchen für passende Teamchefs hat. Der Superstar-Streichler Scolari, der frech spielende Bento, der pragmatische Santos.

Santos hat einen Vertrag bis zur EM 2020 und der Verband steht zu diesem Kontrakt. Sollte sich Ronaldo – mit 154 Einsätzen Portugals Rekord-Teamspieler – entschließen, dass er schon jetzt seine internationale Karriere zu beenden, kann Santos‘ Pragmatismus der richtige Ansatz sein, oder aber genau der falsche. Dies ist eine Frage, die der portugiesische Verband für sich selbst beantworten wird müssen. Spätestens in zwei Jahren.

Deutschland: Zu selbstzufrieden und mit Wirbel

Da fliegt der Titelverteidiger nach der Vorrunde nach Hause und es wird über alles diskutiert, nur nicht über das Sportliche. Dass Sportdirektor Bierhoff und DFB-Präsident Grindel nun der Öffentlichkeit Özil nach dem Turnier als Sündenbock zum Fraß vorwerfen, nachdem sie selbst vor dem Turnier den Umgang mit den Erdogan-Fotos mit-verbockt haben. Über das teflon-hafte, überbordende Marketing-Blabla, mit dem Bierhoff das DFB-Team einhüllt. Darüber, ob es richtig ist, die Weiterarbeit von Löw einfach so durchzuwinken.

Tatsache ist jedenfalls: Dem Ballbesitz-Spiel fehlte die defensive Absicherung, weswegen Deutschland anfällig für Konter wurde. Das hat Mexiko gnadenlos ausgenützt, auch gegen Schweden geriet man deswegen in Rückstand. Das Offensivspiel an sich mit 67 Prozent Ballbesitz war gar nicht so sehr das Problem. Ja, man hatte Schwierigkeiten, massierte Defensiven wie jede der Schweden und der Koreaner auszuspielen. Aber: Der Expected-Goals-Wert ist der sechstbeste aller Teams in der Vorrunde. Mesut Özil spielte – wenn man alle Ressentiments bezüglich seines Verhaltens vor und während des Turniers beiseite schiebt  sich nicht von seiner Körpersprache täuschen lässt – ein sehr ordentliches Turnier. Andere aber nicht.

Sami Khedira war ein Haupt-Baustein der fehlenden Absicherung nach hinten. Thomas Müller wirkte überspielt und über seinem Zenit. Timo Werner konnte gegen destruktive Kontahenten sein Tempo nie ausspielen. Es gibt keinen Linksverteidiger von internationalem Format. Warnzeichen vor der WM in Form von mäßigen Testspiel-Auftritten wurden nicht als Warnzeichen erkannt, weil mäßige Testspiele eher die Regel als die Ausnahme sind. Selbst nach dem 0:1 gegen Mexiko und dem Last-Minute-2:1 gegen Schweden schimmerte die Einstellung durch, dass man natürlich gegen Südkorea den nötigen Sieg einfahren würde, weil man eben Deutschland ist.

Das Team, welches im Kern seit 2010 zusammen spielt, ist nun an seinem Ende angelangt. Mehr über Hintergründe und ein kleiner Ausblick auf die unmittelbare Zukunft gibt es HIER.

Wer hat gefehlt?

Italien und Holland. Die Probleme der Italiener, die nach langem Überlegen nun Robert Mancini als neuen Trainer installierten, haben wir HIER schon ausführlich dargelegt.

Neuer niederländischer Bondscoach ist seit einem halben Jahr Ronald Koeman. Der ehemalige Everton, der Ajax und Eindhoven schon insgesamt drei holländischer Meistertiteln geführt hat, steht vor einer Mammutaufgabe. Seit bald einem Jahrzehnt ist der ständige Strom an neuen Oranje-Talenten weitgehend versiegt – für vier der letzten fünf U-21-EM-Endrunden hat man sich nicht qualifiziert.

In der WM-Quali wirkte die von Danny Blind Elftal ungecoacht, beging elementare taktische Fehler, war leicht auszurechnen und relativ easy zu neutralisieren. Die Niederländer mit dem höchsten internationalen Profil sind derzeit ein Innenverteidiger (Virgil van Dijk) und  ein Spieler, der bei seinem ersten Anlauf in der Premier League gescheitert ist (Memphis Depay), dazu noch Georgino Wijnaldum. Große Stücke hält man auf Nachwuchs-Talent Tahith Chong – der 18-jährige Außenstürmer mit der wuscheligen Frisur wird bei Manchester United an Premier-League-Niveau herangeführt.

Das Minimalziel kann es nur sein, sich nach zwei verpassten Turnieren – sowas hat es bei den Niederlanden seit 30 Jahren nicht mehr gegeben – zumindest mal wieder für die WM 2020 zu qualifizieren.

So geht es weiter

Alle diese sieben Teams spielen im Herbst in der Top-Gruppe der neuen Nations League um den Sieg in diesem Bewerb und um eine Hintertür, sollte die 2019 gespielte EM-Qualifikation in die Binsen gehen.

Weltmeister Frankreich trifft in seiner Dreiergruppe auf Deutschland und die Niederlange. Belgien bekommt es mit Island und der Schweiz zu tun. Europameister Portugal trifft auch Italien und Polen. Und schließlich muss Kroatien gegen England und Spanien antreten.

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Neue Topf-Einteilung bei WM-Auslosung verhindert „Todesgruppen“ https://ballverliebt.eu/2017/11/16/russland-toepfe-auslosung-wm/ https://ballverliebt.eu/2017/11/16/russland-toepfe-auslosung-wm/#respond Thu, 16 Nov 2017 09:45:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14362 Neue Topf-Einteilung bei WM-Auslosung verhindert „Todesgruppen“ weiterlesen ]]> Mit dem 2:0-Heimsieg von Peru im Playoff gegen Neuseeland ist nun auch das letzte der 872 Spiele in der WM-Qualifikation absolviert. 31 Teams sind übrig geblieben, die im kommenden Sommer gemeinsam mit Gastgeber Russland den 21. Fußball-Weltmeister ausspielen werden. Am 1. Dezember werden im Kreml die acht Gruppen ausgelost.

Neu ist, dass die Topf-Einteilung diesmal nicht mehr nach geographischen Gesichtspunkten erfolgt ist, sondern rein nach FIFA-Ranking – das wurde erst vor zwei Monaten fixiert. Was sich aber nicht verändert hat: Es dürfen maximal zwei europäische Teams in einer Gruppe sein und aus von keinem anderen Kontinent mehr als ein Team.

Das heißt: Von der kontinentalen Zusammensetzung her werden die Gruppen genauso durchmischt sein wie immer, aber sie werden auch praktisch alle eine klare Hierarchie haben. Es ist damit zu rechnen, dass fast alle Gruppen zwei recht klare Favoriten auf den Einzug ins Achtelfinale haben. Eine „Todesgruppe“ im klasssichen Sinn, in der drei oder gar vier realistische Viertelfinal-Kandidaten landen, ist praktisch unmöglich.

Gedankenspiel

Nur zum Vergleich: Würde man die kontinentale Topf-Einteilung der letzten WM 2014 in Brasilien wieder verwenden, sähen die Töpfe zwei bis vier so aus:

Pot 2: Kolumbien, Uruguay, Peru, Tunesien, Ägypten, Senegal, Nigeria, Marokko
Pot 3: Iran, Australien, Japan, Südkorea, S.-Arabien, Mexiko, Costa Rica, Panama
Pot 4: Spanien, Schweiz, England, Kroatien, Dänemark, Island, Schweden, Serbien

Das würde beispielsweise eine Gruppe mit Deutschland, Kolumbien, Mexiko und Spanien möglich machen. Das geht jetzt nicht mehr. Der Hintergrund ist klar: Die FIFA will möglichst wenig Underdogs in der K.o.-Runde haben, weil Spiele mit den Größten der Großen mehr TV-Zuseher und damit mehr Einnahmen bedeuten.

Eine Underdog-Story á la Senegal 2002 ist verkaufsfördernd. Allzu viele Außenseiter in Achtel- und Viertelfinale sind eher geschäftsschädigend – man erinnere sich nur an das Geschrei beim Champions-League-Achtelfinale zwischen Wolfsburg und Gent vor anderthalb Jahren, während sich zeitgleich Arsenal und Barcelona bzw. Juventus und die Bayern sowie PSG und Chelsea gegenseitig eliminierten.

Die WM selbst

Das Spielplan-Skelett steht schon länger fest – in der Gruppenphase sind die Beginnzeiten in der Regel 14 Uhr, 17 Uhr und 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit während der ersten beiden Durchgängen, bzw. 16 Uhr und 20 Uhr am letzten Gruppen-Spieltag und in den K.o.-Runden.

Gespielt wird in 12 Stadien in 11 Städten (in Moskau kommt sowohl das große Luschniki-Nationalstadion, als auch die neue Arena von Spartak zum Einsatz), verteilt auf vier Zeitzonen. Das klingt aber wilder als es ist: Der östlichste Spielort Jekaterinburg liegt näher zu Moskau als beispielsweise Budapest. Die Entfernungen bei der letzten WM in Brasilien waren zum Teil doppelt so groß.

Alle Angaben: Mitteleuropäische Zeit
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Live: Serbien – Österreich 3:2 https://ballverliebt.eu/2016/10/07/live-serbien-oesterreich/ https://ballverliebt.eu/2016/10/07/live-serbien-oesterreich/#respond Fri, 07 Oct 2016 14:37:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13160 Österreichs Nationalteam gastierte in Serbien. Tom berichtete live!

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Round-up zur WM-Quali: Alle spielen schon, nur Europa nicht https://ballverliebt.eu/2016/04/01/round-up-zur-wm-quali-alle-spielen-schon-nur-europa-nicht/ https://ballverliebt.eu/2016/04/01/round-up-zur-wm-quali-alle-spielen-schon-nur-europa-nicht/#respond Fri, 01 Apr 2016 16:18:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12265 Round-up zur WM-Quali: Alle spielen schon, nur Europa nicht weiterlesen ]]> Gerade war der letzte Großkampftag für die laufende Saison – bis auf den Ozeanien-Cup geht das Rennen um die 31 freien Plätze für die WM-Endrunde in Russland erst im September wieder weiter. Bis auf Europa haben auch alle Kontinente längst losgelegt – und zum Teil sind auch schon ganze Gruppenphasen absolviert worden.

Darum hier unser Überblick, stand April 2016: So lief es bisher in der WM-Qualifikation, und so geht es weiter.

Asien

asien
Die Asien-Zwischenrunde (Klick zum Vergrößern)

So lief es bisher: Die Favoriten in Asien gaben sich in der Zwischenrunde überwiegend keine nennenswerten Blöße. Es holte zwar niemand das Punktemaximum, aber Asienmeister Australien kam ebenso problemlos durch wie die weiteren WM-Teilnehmer von 2014, also Japan, Südkorea und der Iran. Usbekistan verlor zwar zum Auftakt in Nordkorea, zog dann aber souverän durch; die alte kontinentale Größe Saudi-Arabien blieb ungeschlagen. Etwas überraschend kommen nach dem peinlichen Auftritt beim ohnehin schwachen Asiencup letztes Jahr der klare Gruppensieg von Katar. Auch, dass sich Thailand erstmals seit 16 Jahren für die Finalrunde qualifizieren konnte, war nicht zu erwarten.

Die Halbfinalisten des letzten Asiencups, also die Emirate und der Irak, kamen als bessere Gruppenzweite ebenso weiter, genau wie Syrien. Mächtig Glück hatte China: Nach einer Pleite in Katar und zwei Remis gegen Hongkong brauchte es am letzten Spieltag Schützenhilfe. Und die kam: Nordkorea verlor sensationell auf den Philippinen und fällt damit zu Gusten der Chinesen raus.

Bemerkenswert: Palästina hat sich drei Chilenen eingebürgert und wurde damit locker Gruppendritter. Ein schöner Erfolg. Traurig auch, wie viele Länder wegen Kriegen ihre Heimspiele nicht daheim spielen können: Afghanistan etwa (mit dem ehemaligen Ried-, Sportklub- und Leoben-Coach Petar Segrt als Teamchef), auch der Irak und Syrien (die dennoch weiter kamen) und der Jemen sowie Myanmar. Auch Palästina musste zweimal auf neutralem Boden spielen. Ausschlüsse: Indonesien wurde schon vor dem Start der Zwischenrunde wegen Einmischung der Regierung in Verbandsangelegenheiten disqualifiziert, Kuwait traf dieses Schicksal nach fünf der acht Spiele auf Platz zwei liegend. Ob alle Ergebnisse der Kuwaitis gestrichen werden (eher unwahrscheinlich) oder die restlichen Partien mit 0:3 gewertet werden (vermutlich, schon das Spiel gegen Myanmar wurde so verifiziert), macht keinen Unterschied: So oder so würde der Libanon zwar Zweiter, aber nicht mit genug Punkten, um noch in die Finalrunde zu kommen.

So geht’s weiter: Die Finalrunde besteht aus zwei Gruppen zu je vier Teams, die Auslosung erfolgt am 12. April. Die ersten beiden jeder Gruppe werden fix für die WM-Endrunde in Russland qualifiziert sein, die beiden Dritten rittern um einen Platz im interkontinentalen Play-Off.

Südamerika

südamerikaSo lief es bisher: Von einer Vorentscheidung um die vier Fix- und den einen Playoff-Platz kann man nach einem Drittel in der Eliminatoria Sudamericana – zumindest vorne – natürlich noch nicht sprechen. Es lässt sich aber schon erkennen, dass die schon traditionellen Backmarker aus Peru (letztmals 1978 bei einer WM), Bolivien (1994 das einzige Mal dabei) und Venezuela (noch nie qualifiziert) auch dieses Mal keine Chance haben werden.

Uruguay führt die Tabelle schon jetzt an und bekommt auch noch Luis Suárez nach abgelaufener Sperre zurück, Ecuador profitiert wie immer von der Höhenlage daheim und einem überraschenden 2:0-Sieg in Argentinien zum Auftakt. Dahinter kommen die Big Guns des Kontinents: Argentinien schießt unter Tata Martino zwar kaum Tore, bekommt aber noch weniger; Chile (unter dem neuen Teamchef Pizzi) und Kolumbien haben sich nach einem holprigen Start etwas gefangen.

Brasilien kommt in der zweiten Amtszeit von Carlos Dunga nicht so recht vom Fleck, rettete zuletzt mit mörderisch Dusel tief in der Nachspielzeit ein 2:2 in Paraguay. Dort hat man in Ingolstadts Dario Lezcano (vier Tore in den letzten drei Spielen) auf einmal wieder einen gefährlichen Torjäger. Realistischerweise wird es für das in einem recht biederen 4-4-2 spielende Team aber sehr schwierig werden, auf den Zug nach Russland aufzuspringen.

So geht es weiter: Im Juni steht die Copa América Centenario am Programm, alle zehn südamerikanischen Teams werden sich in den USA mit der Konkurrenz aus Nord- und Mittelamerika (also Mexiko, den USA, Costa Rica, Jamaika, Panama und Haiti) messen. Mit der Qualifikation für die WM in Russland geht’s dann im September mit einem Doppel-Spieltag weiter – für Brasilien gehts da gegen Ecuador und Kolumbien, für Argentinien gegen Uruguay und Venezuela und für Chile gegen Paraguay und Bolivien.

Nord- und Mittelamerika

concacafSo lief’s bisher: Nach dem 0:2 in Guatemala schrillten bei den USA alle Alarmglocken; nach dem 4:0 ein paar Tage später sind die zwar verstummt – aber fix ist der Platz unter den ersten zwei der Zwischenrunden-Gruppe (diese kommen in die Finalrunde) für Klinsmanns Team auch noch lange nicht.

Mexiko hat sich bereits für die „Hexagonal“ genannte Finalrunde qualifiziert, Costa Rica (nachdem verunglückten Intermezzo mit Paulo Wanchope als Teamchef) so gut wie. Trinidad (2006 zum einzigen Mal bei einer WM) hat gute Karten, sollte aber auf jeden Fall den einen nötigen Punkt gegen Guatemala holen – sonst droht das Aus. Honduras (zuletzt zweimal qualifiziert) hat gegenüber Kanada die besseren Karten, dafür steht Gold-Cup-Finalist Jamaika unter Winnie Schäfer (1998 das einzige Mal dabei) nach der Auftakt-Heimniederlage gegen Panama schon vor dem Aus.

So geht’s weiter: Erstmal mit der Copa América Centenario im Juni, dann gibt es im September die letzten beiden Zwischenrunden-Spieltage. In der Folge wartet die Finalrunde mit sechs Teams, drei davon qualifizieren sich fix, ein vierter darf noch ins interkontinentale Playoff.

Afrika

So lief’s bisher: In zwei K.o.-Runden wurde das Teilnehmerfeld auf 20 Teams zusammen gestutzt. Erwischt hat es dabei nur semi-prominente Teams: So ist die wild aus allerhand Ländern zusammen gekaufte Truppe aus Äquatorialguinea (Semifinale beim letzten Afrikacup) an Marokko gescheitert; dazu Angola und Togo (beide WM-Teilnahme 2006) an Südafrika bzw. Uganda.

Töpfe Afrika

So geht’s weiter: Bis September regiert noch die Qualifikation für den Afrikacup, der im Jänner/Februar 2017 in Gabun stattfindet (fix ohne die komplett in der Versenkung verschwundenen Nigerianer und höchstwahrscheinlich ohne Südafrika). Für die WM werden am 24. Juni fünf Vierergruppen ausgelost, deren Gruppensieger sich für die Endrunde qualifizieren werden.

Welche Kriterien genau für die Setzliste herangezogen werden, ist noch nicht kommuniziert worden, die Verwendung der FIFA-Rangliste liegt aber nahe – nach dieser sind in der Grafik die Teilnehmer an der Finalrunde auch gereiht. Und durch schwache Performances von nominellen Top-Teams in der jüngeren Vergangenheit (Kamerun zweimal nicht beim Afrikacup dabei, Nigeria einmal, Ägypten gar dreimal) drohen da Monstergruppen.

Eine Staffel mit den Ivorern, Kamerun, Nigeria und Südafrika wäre da also durchaus möglich.

Ozeanien

ozeanienAb Ende Mai geht es in Ozeanien so richtig los: Da steigt die kontinentale Meisterschaft (für die sich Samoa in einer Quali-Gruppe gegen Tonga, US-Samoa und die Cook-Inseln das Ticket gesichert hat). Die letzte vor vier Jahren hat überraschend Tahiti gewonnen, was den Insel-Kickern eine Teilnahme am Confederations-Cup bescherte. Neben diesem Titel geht es bei dem Turnier in Papua-Neuguinea auch um die WM-Qualifikation.

Diese ist in Ozeanien diesmal absurd in die Länge gezogen. Die ersten drei jeder Gruppe ziehen in die WM-Quali-Finalrunde ein, wo dann zwei Dreiergruppen ausgespielt werden. Deren jeweiligen Sieger spielen dann noch einmal in Hin- und Rückspiel aus, wer ins interkontinentale Play-Off darf (um dort vermutlich keine Chance zu haben).

Es fällt schwer zu glauben, dass sich jemand anderer als Neuseeland den Playoff-Spot sichern wird.

Europa

europaDer einzige Kontinent, in dem noch kein einziges WM-Quali-Spiel absolviert wurde, ist Europa; dort steht man bis zum Sommer noch ganz im Zeichen der kontinentalen Meisterschaft in Frankreich.

Neben Russland werden sich in der im September startenden WM-Quali noch 13 weitere Teams qualifizieren. Das sind die neun Gruppensieger, dazu spielen die acht besseren Zweiten im Playoff um vier weitere Plätze. Es handelt sich also um exakt den selben Modus wie in der letzten WM-Quali für die Endrunde 2014 in Brasilien.

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Russland 2018 im Visier: Die Quali-Auslosung https://ballverliebt.eu/2015/07/22/russland-2018-im-visier-die-quali-auslosung/ https://ballverliebt.eu/2015/07/22/russland-2018-im-visier-die-quali-auslosung/#comments Wed, 22 Jul 2015 20:44:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11286 Russland 2018 im Visier: Die Quali-Auslosung weiterlesen ]]> Am 25. Juli wird es in St. Petersburg eine große Show geben, mit vielen wichtigen und weniger wichtigen Leuten, mit mal mehr und mal weniger gelungenen Show-Acts, vielen prominienten Ex-Fußballern und dem ständigen Bemühen, die Übertragung sinnlos in die Länge zu ziehen. Oh, ach ja, und: Es werden ganz nebenbei auch ein paar Kugeln gezogen.

Es geht natürlich um die zentrale Auslosung für die kontinentalen Qualifikationen für die WM-Endrunde 2018 in Russland. Ist ja nicht so ganz unwesentlich, auch wenn das die Show-Leute bei der FIFA vermutlich anders sehen. Hier eine kleine Übersicht, wie der Weg nach Russland aussieht.

Europa (13 Teams + Russland)

Da gibt’s nicht viel zu erklären, denn der Modus ist im Grunde der selbe wie immer. Diesmal werden die 52 Teams (alle UEFA-Mitglieder außer Gibraltar, denn dieser Verband gehört nicht der FIFA an) in neun Gruppen eingeteilt. Die Sieger sind alle qualifiziert und die acht besten Zweiten rittern in K.o.-Duellen um die restlichen vier Tickets.

Da die Einteilung über die FIFA-Rangliste erfolgte, die ja nicht immer ganz logisch ist, dürfen sich etwa Wales und Rumänien darüber freuen, Gruppenköpfe zu werden und die Türkei darf sich darüber ärgern, auf einer Stufe mit den Färöer-Inseln zu sein.

europaquali

Kleine Anmerkung: Die Reihenfolge innerhalb der Töpfe haben wir nach Elo-Rating gereiht, wie es sich gehört.

Südamerika (4 Teams fix + 1 im Play-Off)

Noch einfacher ist es in der CONMEBOL-Gruppe. Auch hier ist es wie immer: Alle zehn Teams (Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Chile, Uruguay, Ecuador, Peru, Venezuela, Paraguay und Bolivien) spielen in einer Gruppe quasi in Liga-Form gegeneinander. Die Top-4 nach den 18 Spieltagen fahren zur WM, der Fünfte spielt im interkontinentalen Play-Off. Wie gehabt, also.

Afrika (5 Teams)

Vorrunde: 2 K.o.-Runden, 20 Teams bleiben übrig
Finalrunde: 20 Teams in 5 Gruppen, Sieger qualifiziert

Für die WM in Brasilien hatten die Afrikaner nach der Gruppenphase ihre K.o.-Spiele angesetzt, nun sind die Do-or-Die-Machtes DAVOR angesetzt. Nach zwei Runden – diese beiden werden in St. Petersburg ausgelost – bleiben von den 54 Teams des Kontinental-Verbandes noch 20 übrig. Das heißt, dass einige prominente Namen schon Ende 2015 wissen könnten, dass sie 2018 fehlen werden: Frühere WM-Teilnehmer wie Marokko, Togo und Angola gehören nämlich zu den ungesetzten Teams.

Die 20 Teams, die die zweite K.o.-Runde im November überstehen, werden dann in fünf Gruppen zu je vier Teams gelost. Die fünf Gruppensieger fahren dann zur Endrunde.

Asien (4 Teams fix + 1 im Play-Off)

Vorrunde: 12 Teams in K.o.-Duellen, Sieger weiter
Zwischenrunde: 40 Teams in 8 Gruppen, Sieger und 4 beste Zweite weiter
Finalrunde: 12 Teams in 2 Gruppe, Sieger und Zweite qualifiziert, Dritte um Play-Off

Die Asiaten haben bereit im März begonnen, den sportlichen Bodensatz auszusieben – für die Giganten aus Nepal, der Mongolei, Macau, Brunei, Sri Lanka und Pakistan ist die WM-Quali schon wieder vorbei. Die restlichen 40 Verbände aus Asien wurden bereits in acht Gruppen gelost.

asienqualiDie acht Gruppensieger und die vier besten Zweitplatzierten qualifizieren sich für die Finalrunde und damit nebenbei auch noch für den Asiencup 2019. Diese zwölf Besten werden dann in zwei Sechsergruppen aufgeteilt. Die Sieger und die Zweiten dieser Finalrunden-Gruppen sind bei der WM in Russland mit dabei, die beiden Dritten spielen in K.o.-Duell um den Platz im interkontinentalen Play-Off.

Asien wird bei der Auslosungs-Show in St. Petersburg nicht berücksichtigt; die ersten beiden Spieltage dieser Zwischenrunde sind auch schon gespielt. Indonesien wurde wegen Einmischung der Politik in Verbandsangelegenheiten bereits disqualifiziert.

Nord- & Mittelamerika (3 Teams fix + 1 im Play-Off)

Vorrunde: 3 K.o.-Runden, 6 Teams kommen durch
Zwischenrunde: 12 Teams in 3 Gruppen, Top-2 weiter
Finalrunde: 6 Teams in 1 Gruppe, Top-3 qualifiziert, Vierte im Play-Off

Wie in Asien wurde auch in der CONCACAF-Zone bereits begonnen. Zwei K.o.-Runden wurden bereits absolviert, eine dritte steht noch an. Die zwölf verbleibenden Teams – also sechs aus den K.o.-Runden und sechs Gesetzte (USA, Mexiko, Costa Rica, Honduras, Jamaika und Kuba) stehen in der Zwischenrunde.

In St. Petersburg gelost wird neben der dritten K.o.-Runde auch diese Zwischenrunde. Dort werden die zwölf Teams in drei Gruppen zu je vier Teams eingeteilt. Die Top-2 jeder Vierergruppe ziehen dann in die Finalrunde ein, wegen der Anzahl der Teilnehmer in der Region auch „Hexagonal“ oder schlicht „Hex“ genannt.

Die besten drei Teams des Hex sind bei der WM dabei, das vierte spielt im interkontinentalen Play-Off. Kurz gesagt: Der Modus in der CONCACAF-Zone ist im Grunde der selbe wie immer.

Ozeanien (1 Team im Play-Off)

Vorquali: 4 Teams in 1 Gruppe, Sieger weiter
Zwischenrunde: 8 Teams in 2 Gruppen, Top-3 weiter
Finalrunde: 6 Teams in 2 Gruppen, Sieger weiter
Entscheidungsspiele: 2 Teams im K.o.-Duell, Sieger im Play-Off

In der Südsee wurde diesmal ein besonders schöne und fast gar nicht langwierige Art und Weise gesucht, ehe Neuseeland den Platz im interkontinentalen Play-off bekommt (vorbehaltlich einer Peinlichkeit wie dem 1:2 gegen Vanuatu für 2006 oder dem Einsatz eines gesperrten Spielers wie in der Olympia-Quali zuletzt).

Also: In einer Vorqualifikation rittern West-Samoa, US-Samoa, die Cook-Inseln und Tonga um einen Platz bei der Ozeanien-Meisterschaft im Juni 2016. Die restlichen sieben Ozeanien-Teilnehmer (Neuseeland, Neukaledonien, Fidschi, Tahiti, Vanuatu, Salomonen und Papua-Neuguinea) sind für das Turnier gesetzt. Bei der Auslosungs-Show in St. Petersburg werden die beiden Vierergruppen ausgelost.

Während die Top-2 jeder Gruppe um den Ozeanien-Titel (und damit einen Platz beim Confed-Cup) rittern, kommen die Top-3 in die WM-Quali-Finalrunde. Diese sechs Teams werden dann noch einmal in zwei Gruppen eingeteilt, deren Sieger dann in einem K.o.-Duell den Teilnehmer am interkontinentalen Play-Off ermitteln.

Interkontinentales Play-Off (2 Teams)

Vier Teams qualifizieren sich für das interkontinentale Play-Off: Der Fünfte aus Südamerika, der Vierte aus Nord- und Mittelamerika, der Fünfte aus Asien und der Sieger der Ozeanien-Ausscheidung.

Wer gegen wen im November 2017 die beiden K.o.-Duelle um die beiden WM-Tickets bestreitet, wird ebenfalls in St. Petersburg ausgelost.

Was wird also alles ausgelost?

– die 9 Gruppen aus Europa
– die beiden K.o.-Runden in Afrika
– die beiden Zwischenrunden-Gruppen in Ozeanien
– die dritte K.o.-Runde und die Zwischenrunde in der CONCACAF-Zone
– das interkontinentale Play-Off

Was wird später gelost?

– die Play-Offs in Europa
– die fünf Finalrunden-Gruppen in Afrika
– die beiden Finalrunden-Gruppen in Asien
– die beiden Finalrunden-Gruppen in Ozeanien

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