Nationalteam – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 10 Sep 2017 15:09:47 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Koller-Nachfolge: Die Fürsten rüsten zur Gegenreformation https://ballverliebt.eu/2017/09/10/koller-nachfolge-gegenreformation-herzog/ https://ballverliebt.eu/2017/09/10/koller-nachfolge-gegenreformation-herzog/#comments Sun, 10 Sep 2017 12:18:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14075 Koller-Nachfolge: Die Fürsten rüsten zur Gegenreformation weiterlesen ]]> Drei Jahrzehnte, nachdem Luther seine Thesen an die Kirche von Wittenberg genagelt hatte, rüsteten die katholischen Kirchenfürsten zur Gegenreformation – vor allem mit Hilfe der in Wien regierenden Habsburger wollten sie ihre alte Macht wieder zurück erobern.

Und sechs Jahre, nachdem ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner mit der Inthronisierung von Marcel Koller klar gestellt hat, dass Fachkenntnis wichtiger ist als Seilschaften, rüsten auch in Österreich vor dem bevorstehenden Ende der Ära Koller die damals Entmachteten zur Gegenreformation.

Das ist brandgefährlich.

>>> Verpasst außerdem nicht unsere Podcast-Folge zur Teamchef-Debatte. Dort diskutieren wir einige medial genannte Nachfolge-Kandidaten.

Wir erinnern uns an die unsägliche ORF-Runde am 7. Oktober 2011 – als sich Herbert Prohaska, Werner Gregoritsch, Toni Polster und Frenkie Schinkels gegenseitig bemitleideten und die Bestellung von Marcel Koller zum ÖFB-Teamchef betrauerten. Sie sagten es nicht explizit, aber ihr Grundgefühl war klar. Jetzt ist es vorbei mit uns, weil man jetzt Fachwissen für den Teamchef-Posten braucht und nicht einfach nur Geduld.

An dieser Stelle haben wir hier damals – drei Tage vor dieser ORF-Runde – über die Koller-Bestellung geschrieben:

„Das ist eine grandiose Chance, aber auch ein Risiko, denn wenn es mit Koller nicht den erhofften Erfolg gibt, besteht die Gefahr, dass diese Tendenz, sich tatsächlich an den Typus “Akribische, taktischer Arbeiter” heran zu wagen, wieder abgewürgt wird.“

In seinen sechs Jahren im Amt hatte Koller viereinhalb bis fünf Jahre großartigen Erfolg. Ein weniger gutes letztes Jahr hat aber all jenen wieder Aufwind gegeben, die Koller wegen seines Erfolges geachtet und akzeptiert haben, aber tief drin dennoch lieber einen kernigen, österreichischen Schmähtandler sehen wollten.

Eher einen Andreas Gabalier als einen Parov Stelar.

Medien bringen Herzog in Stellung

Und schon wird von jenen, die ihre Wirkmächtigkeit 2011 beschnitten sahen, zur Gegenreformation gerüstet. Von der Kronen Zeitung beispielsweise, wo nicht nur Sportchef Peter Frauneder schon länger den Namen Andreas Herzog am Köcheln hält, sondern unter anderem auch ein Ex-Profi und sogar die Tochter des burgenländischen Landespräsidenten für den 48-jährigen Rekord-Teamspieler Partei ergreifen dürfen.

Dass Vorarlbergs Verbandspräsident Horst Lumper Andreas Herzog für ministrabel hält, ist schlimm genug. Aber: Er selbst hätte den Namen wohl nicht ins Spiel gebracht, wenn ihn nicht Thomas König vom ORF in diese Richtung gefragt hätte. Auch die „Österreich“ drängt vehement in Richtung Herzog. Mal wieder.

Weder ORF, noch Krone oder Österreich sind für die Entscheidung über den Koller-Nachfolge maßgeblich. Aber die Saat ist gelegt. In Umfragen und Postings ist gerade bei der Krone die Tendenz eindeutig: Andreas Herzog habe es verdient. Und: Die faulen, schäbigen, überbezahlten Herren Fußball-Profis bräuchten jemanden, der ihnen kräftig in den Hintern treten würde.

Der Teamchef-Posten ist keine Belohnung

Dem liegt die seltsame Annahme zu Grunde, dass man sich den Teamchef-Posten verdienen würde, wenn man nur lange genug darauf wartet. Das war ganz besonders bei Didi Constantini so – obwohl dieser in den 15 Jahren, bevor er 2009 den Job bekam, nirgendwo länger als ein paar Monate war. Aber er ist halt schon ewig da und populär und, naja, da hat er sich den Posten halt verdient.

Ähnlich war es mit Otto Baric – er hatte Rapid und Salzburg zu Meistertiteln und Europacup-Endspielen geführt, war schon ewig da und auch gerade verfügbar. Dann wurde er halt Teamchef. Seine Vorstellungen vom Fußball hatten zwar damals schon einen Bart, aber immerhin war seine Amtszeit zumindest okay. Oder Hans Krankl: Ihm verhalfen nostalgische Gefühle und sein pathetischer Patriotismus dazu, 2002 ÖFB-Teamchef zu werden, aber keinesfalls seine (nicht vorhandene) fachliche Qualifikation.

Dabei ist genau die fachliche Qualifikation das einzige, was eigentlich maßgeblich ist (oder: sein sollte). Die Frage: Hat der Kandidat die Befähigung, mit den 20 besten Fußballern des Landes zu arbeiten? Ihnen die bestmöglichen Anweisungen zu geben und sich damit den Respekt zu erarbeiten?

Was eignet Herzog zum Teamchef? Fachlich: Nichts

Niemand würde heute noch ernsthaft auf die Idee kommen, Andreas Ogris als Teamchef vorzuschlagen. In seinen drei Monate als Austria-Trainer, in denen das Spiel irgendwo zwischen übervorsichtig und phantasielos angesiedelt war, hat jeder gesehen, dass der Job als Nationaltrainer zu hoch für Ogris wäre.

Toni Polster hat sich in seinen drei Spielen als Admira-Trainer (und seinem Verhalten dabei) so nachhaltig beschädigt, dass ihn in den vier Jahren (!) seither kein Profiklub mehr auch nur mit Schutzhandschuhen angreift. Der einzige, der das nicht versteht, ist Polster selbst.

Bei Constantini wurde schon in seinen ersten paar Spielen deutlich, dass das Team ohne nennenswertes Coaching spielen musste. Es gab Zufallssiege gegen Rumänien und ein wirklich nicht besonders gutes Team aus Litauen (wo ein Spielaufbau auf Höhlenmenschen-Niveau gezeigt wurde). Die völlig inadäquate Arbeit von Constantini war für ÖFB-Präsident Windtner damals dennoch kein Grund, Constantinis Vertrag nicht dennoch zu verlängern.

Andreas Herzog aber gilt vielen als geeigneter Teamchef, obwohl auch er bereits mehrmals gezeigt hat, dass er das inhaltliche Rüstzeug nicht besitzt. Wie beim U-21-Nationalteam, das trotz stärkster Besetzung (Arnautovic, Alaba, Burgstaller, Lindner) die EM verpasste. Auch wegen völliger trainerischer Fehlleistungen von Herzog, der völlig abstruse Wechsel vollzog, die halbe Mannschaft auf fremden Positionen einsetzte und damit auch eigentlich sichere Spiele noch hergab (wie beim 3:3 gegen Weißrussland).

Er war Scout und besserer Hütchenaufsteller für Klinsmann beim US-Verband und verpasste mit der U-23 die Olympia-Qualifikation. Und auch hier war Herzog alles andere als frei von Schuld am Scheitern. Obwohl das US-Team im vorentscheidenden Spiel gegen Honduras dank einer Raute eine 4-gegen-2-Überzahl im Zentrum gehabt hat, wurde überwiegend mit langen Bällen aufgebaut. Wenn das die Vorgabe war, war sie katastrophal. Wenn nicht, wurde es aber dennoch nicht korrigiert – auch katastrophal.

Das Team war heillos unkompakt, und zwar völlig ohne Not. Kurz: Das Team wirkte weitgehend ungecoacht und verlor völlig zurecht.

Die in der Krone veröffentlichte Aussage von Bettina Milletich, Tochter des burgenländischen Landesverbands, Österreich wäre nun wieder dort angelangt, wo das Team vor Kollers Bestellung war, ist schlicht und einfach Blödsinn. Jedes noch so schlechte Spiel unter Koller und die kompletten letzten anderthalb Jahre waren immer noch um mehrere Klassen besser als alles, was die Spieler und auch die Zuseher in der verheerenden Constantini-Ära erdulden mussten.

Einen Peitschenknaller braucht es genau nicht

Was stimmt ist, dass es einen Trainer braucht, der den uneingeschränkten Respekt der Spieler hat. Das heißt auch, dass sie auf jenen Positionen spielen, die der Trainer für sie vorgesehen hat. Dass Österreich in der Schlussphase gegen Irland ohne Linksverteidiger gespielt hat und in Cardiff ein Alaba auf einmal im rechten Mittelfeld spielte, darauf kann kein vernünftiger Trainer kommen. Das inkludiert Koller selbstverständlich.

Aber: Einen Peitschenknaller in dem Sinne, wie ihn viele fordern – und, noch einmal, einfach die Kommentare auf krone.at lesen, oder mal auf einen Bezirksliga-Platz gehen und den Leuten zuhören – ist das Allerletzte, was dieses Team braucht. An Motivation, Einsatz und dem Wollen fehlte es praktisch nie. Sehr wohl aber an der Idee, wie man mit eigenen Mitteln einen destruktiven Gegner ausspielt.

Man stelle sich vor, ein (nur um mal einen beliebigen, ungeeigneten Namen zu nennen) Gregoritsch pflaumt einen Arnautovic an, er sollte sich gefälligst bemühen, weil’s sonst Granada spielt. Wie wird die Szene wohl enden?

Nein, im Gegenteil: Das Team braucht einen Trainer, der seinen Respekt nicht über Drohungen, Schimpftiraden und Straftrainings bezieht, sondern rein über seine fachliche Kompetenz. Ist dieser Respekt einmal verspielt – und das geht bei Profis aus der deutschen Bundesliga und der englischen Premier League sehr schnell, die sind höchstes Coaching-Niveau gewohnt – ist der Trainer verloren.

Die Suche nach dem Teamchef ist richtungsweisend

Es ist deutlich zu erkennen, dass die 2011 gehörnten Medien – also ORF, Krone und auch die deutlich weniger relevante Österreich – ihre Wirkmacht zurückhaben wollen. Die Saat ist gelegt, viele Fans wünschen sich tatsächlich einen Andreas Herzog als Teamchef – zumindest jene, denen die Bedeutung von inhaltlichen Vorgaben nicht klar ist bzw. die den Posten tatsächlich als irgendeine Form von Belohnung für die bisherige Karriere ansehen (und sei es nur jene als Spieler, wie bei Herzog).

Die Position von Willi Ruttensteiner innerhalb des ÖFB ist offenbar erheblich weniger gefestigt als sie das zur Zeit von Kollers Bestellung bzw. während der Zeit der großen Erfolge 2015 war. Die neun Landespräsidenten (9 von 13 Stimmen) und auch die Bundesliga (3 von 13 Stimmen) haben in dieser Frage eine unproportional große Macht, die ihnen von ihrer fachlichen Kompetenz her nicht zusteht.

Als Beispiel sei hier mal nur Tirols Landespräsident Josef Geisler genannt. Ich habe bis heute keinen effektiveren Weg gefunden, diesen Mann zu diskreditieren, als ihn einfach nur zu zitieren. Auch viele der anderen Stimmberechtigen glauben, dass es recht egal ist, was der Teamchef kann, weil ja ohnehin die Spieler auf dem Platz stehen – dann kann es gleich einer sein, den man persönlich cool findet.

Kommt die Gegenreformation?

Diese Teamchefsuche ist deshalb so wichtig und richtungsweisend, weil sie die Frage beantwortet, was sich durchsetzt: Die alte Denke, dass der Teamchef unabhängig von seiner Kompetenz populär und Österreicher sein muss. Oder die seit 2011 geltende, dass einzig die fachliche Qualifikation zählt.

Sie wird zeigen, was den Funktionären im ÖFB wichtiger ist: Die eigene Macht oder die sportliche Zukunft des Nationalteams.

>>> Verpasst außerdem nicht unsere Podcast-Folge zur Teamchef-Debatte. Dort diskutieren wir einige medial genannte Nachfolge-Kandidaten.

tl;dr: Niemand, der jemals ein von Andreas Herzog gecoachtes Team gesehen hat, kann ernsthaft der Meinung sein, dass er die richtige Besetzung für den Posten des ÖFB-Teamchefs ist. Dennoch schieben u.a. ORF und Krone in Richtung Andreas Herzog. Das ist Zeichen eines Machtkampfs gegen das 21. Jahrhundert.

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Was uns beim wurschtigen Österreich – Niederlande auffiel https://ballverliebt.eu/2016/06/05/oesterreich-niederlande-2016-testspiel-0-2/ https://ballverliebt.eu/2016/06/05/oesterreich-niederlande-2016-testspiel-0-2/#comments Sun, 05 Jun 2016 00:26:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12561 Was uns beim wurschtigen Österreich – Niederlande auffiel weiterlesen ]]> In etwa einer Woche beginnt die EURO 2016. Österreich ist bekanntlich dabei und alle, die Fußball nicht nur jeden zweiten Sommer interessant finden, wissen, was die Mannschaft kann. Deshalb war das letzte Testspiel vor dem Ernstfall gegen die Niederlande am Samstag so spannungsentladen, wie kein anderes Spiel der österreichischen Fußballgeschichte, an das ich mich bisher erinnern konnte.

Die 0:2-Niederlage muss mangels konsequenter Ernsthaftigkeit des Spiels auch niemanden nervös machen. Ja: Es war zum ersten Mal seit dem 0:3 gegen Deutschland im September 2013, dass Österreich kein Tor erzielt hat. Aber die Spieler haben sich sichtbar vor engen Situationen zurückgenommen, um sich nur ja nicht zu verletzen und sich vor allem in der fast komplett wertlosen zweiten Hälfte gelegentlich den ein oder anderen Meter erspart, den sie im Bewerb laufen würden. Wenn man aus dem Spiel etwas lernen will, muss man sich deshalb schon ein bisserl anstrengen. Wir haben uns ein paar Erkenntnisse abgerungen.

Startaufstellung
Startaufstellung – Österreich im bekannten 4-2-3-1/4-4-2-System, die Niederlande in einem 4-2-3-1/4-3-3-Mix.

1. Auch die spielschwächste Innenverteidigung ist kein Beinbruch: Eine der wenigen Positionen über die vielleicht noch Unklarheit herrscht, ist die des zweiten Innenverteidigers neben dem wohl gesetzten Aleksandar Dragovic. Tottenham-Legionär Kevin Wimmer scheint derzeit Kollers letzte Wahl dafür zu sein. Gegen Holland durfte Sebastian Prödl sich beweisen (gegen Malta Martin Hinteregger). Gezeigt hat sich dabei, was man schon wusste: Österreich hat an dieser Position zwar unterschiedliche Stärken und Schwächen, aber in keinem Fall ein nennenswertes Problem.

Dass Hinteregger sicherer mit dem Ball am Fuß ist, hat er auch am Samstag nach seiner Einwechslung schnell bewiesen (er spielte eigentlich fast nur flach und vertikal). Doch obwohl das Duo Dragovic-Prödl das spielerisch wahrscheinlich Schwächste aller möglichen Kombinationen ist, konnte sich auch Prödl immer wieder in den Spielaufbau einschalten. Seine Vertikalpässe waren wesentlich seltener als Hintereggers, dafür sorgten sie fast immer für Gefahr. Nahezu alle Chancen von Österreich liefen über Prödl als eine der letzten Stationen vor dem Abschluss. (Er leitete z.B. in den ersten Minuten zwei Chancen ein, weshalb ihm Janssen beim vierten Versuch doch mal reingrätschte und dafür die Gelbe Karte sah.) Seine Initiative war wichtig, denn da Wijnaldum großteils enge Manndeckung gegen Baumgartlinger spielte, mussten Impulse aus der Abwehr kommen – und vom extrem konservativen und praktisch immer horizontal abspielenden Dragovic kam keiner.

Auch ansonsten hatte Watford-Legionär Prödl sich nichts vorzuwerfen. Die Gegentore entstanden an anderer Stelle (beim 0:1 verlor Dragovic einen wichtigen Zweikampf im Mittelfeld und Klein verzichtete auf Deckungsarbeit im Fünferraum; auch das 0:2 entstand auf der rechten Abwehrsseite) und gewann praktisch alle seine Zweikämpfe.

2. Martin Harnik wird in Frankreich erstmal erste Wahl bleiben: Harnik ist nach einer verkorksten Stuttgart-Saison sichtbar noch nicht in Top-Form, aber er dürfte seinen Startplatz trotzdem nicht verlieren. Marcel Sabitzer bekam gegen die Niederlande seine Chance, war sichtbar um ein Zeichen bemüht war und spielte nicht schlecht, trotzdem kam von ihm und über seine Seite einfach zu wenig, um ein Plädoyer für eine Veränderung der Stammformation in letzter Minute abzuliefern. Und Alessandro Schöpf wurde dort gar nicht erst ausprobiert.

3. Das Koller-Team hat auf eine seiner verlässlichsten Varianten verzichtet: Wann immer man in der Vergangenheit einem guten Mittelfeld gegenüberstand, hatte Österreich die Option zur Hand, mit einem hohen Ball auf Janko Meter zu machen, der dann verlängerte oder ablegte. Darauf hat man gegen die Niederlande ohne ersichtlichen Grund fast vollständig verzichtet. Vielleicht um den noch nicht ganz Match-fitten Janko (eine der noch offenen Hürden) die Ellbogen zu ersparen, die er dabei regelmäßig ins Genick bekommt (was vielleicht auch gegen die extrem sportliche Portugal-Abwehr ein schmerzhaftes Thema werden könnte)? Stattdessen wurde stets versucht, die Bälle flach oder per Kombination nach vorne zu bringen. Auch diese Dinge kann man besser, als es am Samstag zu sehen war, aber klar ist: Diese Selbstlimitierung wird man sich bei der EURO eher nicht auferlegen.

4. Österreichs Standards sind zu harmlos: Man schwärmt gerne davon, wie super Zlatko Junuzovic und David Alaba ihre Freistöße schießen können. Doch im Team klappen die direkten Freistöße schon länger nicht mehr so richtig (falls jemand aus dem Stand weiß, wann das letzte direkte Tor war, bitte posten) und auch indirekte Standards sorgen viel zu selten für Gefahr, geschweige denn Zählbares. Auch gegen die Niederlande konnte man da nichts Erinnerungswürdiges produzieren. Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel deutete Marcel Koller an, dass man da in Frankreich womöglich noch einen Trainingsschwerpunkt setzen wird.

Außerdem lesenswert zur EURO 2016:

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https://ballverliebt.eu/2016/06/05/oesterreich-niederlande-2016-testspiel-0-2/feed/ 7
Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/ https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/#comments Sat, 15 Nov 2014 22:33:30 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10668 Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! weiterlesen ]]> Der Sieg an sich war schon etwas glücklich. Dass das goldene 1:0 durch Okotie aus Abseitsposition fiel, kommt noch dazu. Dennoch: Österreich steht nach dem Erfolg über Russland, eingefahren ohne Alaba und ohne Baumgartlinger, blendend da. Obwohl Fabio Capello eigentlich ein gutes Rezept gegen das ÖFB-Team gefunden hatte.

Österreich - Russland 1:0 (0:0)
Österreich – Russland 1:0 (0:0)

Leitgeb statt Alaba, Ilsanker statt Baumgartlinger: Dass statt des langfristig verletzten Bayern-Stars und des kurzfristig lädierten Mainzers die Salzburger Zentrale zum Einsatz kommen würde, war beinahe logisch. Schließlich startete Österreich so, wie man das lange auch von Salzburg kannte: Mit Druck im Mittelfeld, mit Pressing und Gegenpressing, mit dem kompromisslosen Fight um zweite Bälle.

Russland zunächst beeindruckt…

Von der Agilität, mit der das Offensiv-Quartett Österreichs mit der Unterstützung von Christoph Leitgeb in der Startphase spielte, war die routinierte, aber doch etwas hüftsteife russische Defensive durchaus beeindruckt. Vor allem Sechser Glushakov produzierte viele zuweilen billige Fehlpässe im Aufbau, nach denen Österreich sehr flink umschaltete. Schnell hatte sich Glushakov zudem die gelbe Karte abgeholt.

Echte Torgefahr konnte Österreich so zwar nicht erzeugen, aber man nahm den Russen komplett den eigenen Spielaufbau. In den ersten 15 Minuten kam die Sbornaja nur ein einziges Mal kontrolliert vor den österreichischen Strafraum, dazu gab’s einen Konter über Tcherishev. Der eher verzweifelte Weitschuss, mit dem Kokorin den Pfosten traf (15.) und die übertriebene Hast, mit der Tcherishev kurz danach abschloss und weit daneben schoss (18.) waren sichtbarer Beweis davon, dass Österreich den Russen vermittelt hatte, keine Zeit am Ball zu haben.

…erarbeitet sich dann aber Kontrolle

Kam Russland aber doch einmal halbwegs kontrolliert in die österreichische Hälfte, was vor allem ab etwa der 20. Minute öfter der Fall war, fiel vor allem ein extremes horizontales Verschieben der Vierer-Offensivreihe auf. Faisullin und Shirokov besetzten nicht selten gemeinsam das ballnahe Halbfeld, während der jeweilige Außenspieler – aufgrund des Linksdralls des russischen Teams zumeist RM Shatov – in der Spielfeld-Mitte agierte.

So konnte Russland das Zentrum überladen, womit die Sbornaja immer mehr die Kontrolle über diesen Bereich und damit auch über das Spiel übernahm. Zusätzlich verstärkt wurde dieser Effekt durch zwei Faktoren: Zum einen agierte Ilsanker recht tief hinter Leitgeb (was er ja von Salzburg gewöhnt ist). Russland konnte so die durch die vertikale Staffelung etwas fehlende österreichische Kompaktheit nützen.

Und zum anderen ließ bei Österreich der Druck und das Anlaufen der Gegner immer mehr aus.

Aufbau in die Zentrale gelockt

Dennoch blieb Russland von der Grundeinstellung her eher vorsichtig und staffelte sich bei österreichischem Ballbesitz eher tief. Die beiden Achter Shirokov und Faisullin stellten sich nicht zwischen die österreichische Innenverteidigung und Ilsanker/Leitgeb, sondern zwischen Ilsanker/Leitgeb und dem eigenen Tor. Man verzichtete also darauf die österreichische Eröffnung von hinten heraus anzupressen (Stürmer Kokorin alleine hätte da wenig machen können).

Dafür versuchte man, den österreichischen Aufbau durch das Zentrum zu locken – logisch, weil dort ohne Alaba der kreative Chef fehlte (dass Baumgartlinger beim Aufwärmen auch w.o. geben musste, hatte Capello bei der Erstellung seiner Taktik ja noch nicht wissen können). Auf den Außenbahnen jedoch lauerte mit Arnautovic und Harnik sehr wohl Gefahr. Weshalb Shatov und Tcherishev auch ganz offensichtlich die Order hatten, auf diese beiden aufzupassen.

Leichte Adaptierung von Koller

Teamchef Koller nahm in der Pause einige Adaptionen vor, wie etwa, dass der ballentfernte Außenspieler ins Zentrum rückt. Das funktionierte etwa bei Harniks Lauf über die linke Seite und seine Rückgabe auf Arnautovic kurz nach Wiederbeginn auch schon ganz gut. Keine Frage: Diese Maßnahme war eine Reaktion auf das konsequente ballorientierte Verschieben der Russen, mit dem sie ja das Zentrum kontrollierten.

Was den Russen aber weiterhin nicht nach Wunsch gelang, war das Erzeugen eigener Torgefahr. Weil Hinteregger immer wieder antizipierte und intelligent aus der Kette rückte, wenn es notwendig war, kam Russland bei aller Kontrolle nicht über das Zentrum in den Strafraum, dazu war Tcherishev links ein Totalausfall und der hochtalentierte Shatov auf rechts kam gegen Fuchs nicht zum Zug. Daher änderte Capello nach einer Stunde erst einmal seine Flügelbesetzung.

Okotie statt Janko

Statt des enttäuschenden Tcherishev kam Jonov, der nun die rechte Angriffsseite besetzte; Shatov wechselte dafür nach links. An der Charakteristik des Spiels änderte sich aber wenig – umkämpftes Mittelfeld, wenig Torgefahr auf beiden Seiten. Für merkliche Bewegung sorgte aber die Einwechslung von Okotie statt Janko nach einer Stunde.

Der 1860-Stürmer ist zwar nicht so bullig wie Janko, aber beweglicher, was gegen die alten und langsamen russischen Innenverteidiger nicht schlecht war. Vor allem, wenn es Österreich gelang, für Gewusel im Strafraum zu sorgen, wie beim Beinahe-Tor nach 70 Minuten. Aus dem Spiel heraus war Österreich aber an sich ebenso ungefährlich wie aus Standard-Situationen.

So war es ein langer Abschlag von Almer, der das 1:0 einleitete. Von Junuzovic‘ Kopf geschickt auf Harnik weitergeleitet flankte der Stuttgart-Legionär auf Okotie, der Ignashevitch entwischt war und zum 1:0 verwertete. Es war zwar Abseits, aber Referee-Assistent Stephen Child hatte es übersehen.

Er brachte Sturmspitze Dzyuba für den enttäuschenden Tcherishev und stellte auf ein 4-4-1-1 um, mit Dzyuba vorne und Kokorin etwas hinter ihm.

Capello ändert das System

Ab 75. Minute
Ab 75. Minute

Die direkte Reaktion von Russlands Temachef Fabio Capello war, sein System umzustellen. Statt Achter Faizullin kam nun Stoßstürmer Dzyuba und damit hatte die Sbornaja nun ein 4-4-1-1 auf dem Feld.

Damit verzichtete er auf die Kontrolle im Zentrum und wollte dafür mehr Anspielstationen in der Spitze haben – der flinke Kokorin mit etwas mehr Aktionsradius, der bullige Dzyuba als Anspielpunkt im Strafraum. Wenig später kam dann auch Alan Dzagoyev, ewiges Talent von ZSKA Moskau, für den hoch veranlagten Shatov von Zenit St. Petersburg.

Die Folge von Capellos Umstellung im System war auch eine Umstellung im Stil: In der Schlussphase war die Brechstange gefragt. Dabei bewahrte die österreichische Abwehr aber etwas mehr Sicherheit als gegen Montenegro und deutlich mehr Sicherheit als in Moldawien.

Der zweite 1:0-Heimsieg war die Folge.

Fazit: Russland passte sich Österreich an

Ohne die Einser-Besetzung in der Mittelfeld-Zentrale mit Alaba und Baumgartlinger fehlt dem österreichischen Team ziemlich offensichtlich die ordnende Hand und die Übersicht in der Spielfeld Mitte. Logisch – Alaba ist Weltklasse, Leitgeb und Ilsanker „nur“ gutes Europa-League-Niveau. Aber: Glückliches Österreich, wenn man ein gutes Europa-League-Duo als Back-up hat.

Denn es wird immer mehr deutlich, dass sich das ÖFB-Team immer breiter aufstellt, wenn es darum geht, ein Spiel zusammenzuhalten und zu kontrollieren. Es war eine recht ordentliche Leistung, aber keine überragende und der Sieg ist dann doch eher glücklich und ein Remis hätte den gezeigten Leistungen fraglos eher entsprochen. Aber man behält mittlerweile die Nerven und kann auch wackelige Spiele gegen gute Gegner über die Zeit bringen.

Vor allem aber zeugt es von dem internationalen Respekt, den Österreich in den drei Jahren unter Koller gewonnen hat, dass sich ganz deutlich Capello dem ÖFB-Team angepasst hat und nicht so sehr Koller den Russen. Österreichs Anlage war, wie Österreichs fast immer ist – berechenbares 4-2-3-1 mit Pressing in der Anfangsphase und Vorstößen über die Außen. Capello aber ließ Österreich im Aufbau über das Zentrum locken, in dem Alaba fehlte.

Russland muss sich ärgern, nicht zumindest ein 0:0 aus Wien mitgekommen zu haben, und ein solches wäre absolut verdient gewesen. Österreich hingegen hat nach vier Spielen schon drei Siege auf dem Konto – keine andere Mannschaft der Gruppe hat mehr als einen. In den nun allesamt absolvierten Heimspielen gegen die drei Gegner um die EM-Tickets gab es sieben Punkte. Das ist großartig.

Das letzte Mal, dass Österreich mit 10 Punkten aus vier Spielen startete, ist 14 Jahre her. Zwei der Spiele damals gab’s allerdings gegen Liechtenstein, am Ende wurde man Gruppenzweiter. Das würde diesmal reichen.

gruppe g

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Mehr oder weniger englische Engländer https://ballverliebt.eu/2013/10/09/mehr-oder-weniger-englische-englaender/ https://ballverliebt.eu/2013/10/09/mehr-oder-weniger-englische-englaender/#respond Wed, 09 Oct 2013 10:15:02 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12306 Mehr oder weniger englische Engländer weiterlesen ]]> Das Mutterland des Fußballs ist nicht so erfolgreich, wie es sein möchte – Daran entzünden sich auch Fragen der Nationalität Englands Fußball-Nationalteam sieht seit geraumer Zeit alt aus. Kleinere Länder – etwa Österreich – mögen sich immer noch neidvoll nach den Problemen einer Nation sehnen, die bei den letzten vier Weltmeisterschaften und der letzten Europameisterschaft immer die Gruppenphase überstand. Aber England hat die Ambitionen einer Fußballnation, die gerade den 150. Geburtstag ihres Verbandes feiert. Während zwei Amateurteams vor dem Buckingham Palace am Montag das Spiel ihres Lebens feierten, stellt sich dem Rest des Landes eine Identitätsfrage: Wer ist eigentlich englisch genug, um für England zu spielen?

Die Erfolglosigkeit der letzten Jahre wurde im Sommer mit einer gewissen Perspektivlosigkeit verschärft, als das U21-Team bei der EM und das U20-Team bei der WM klanglos in der Vorrunde ausschieden. Der Optimismus, der sich vor wenigen Jahren aus zwei Vizeeuropameistertiteln (2009: U19, U21) und einem Europameistertitel (U17 2010) speiste, scheint verflogen, und eine gewisse Resignation köchelt – vielleicht zu Recht, vielleicht zu Unrecht – immer wieder hoch. Immer wieder in der allgemeinen Kritik steht, dass so wenige junge Engländer in der Premier League zum Durchbruch kommen – trotz Jungspieler-fördender Maßnahmen. Die FA gründet nun eine Arbeitsgruppe dazu.

Ein Januzaj hat die Wahl

Jüngst trieb die Debatte auch etwas skurrile Blüten, als sie sich an Manchester Uniteds Youngster Adnan Januzaj entzündete. Der hat sein Team bei seinem ersten Einsatz über 90 Minuten mit zwei Toren zum Sieg in Sunderland geschossen. Spekulationen über eine Zukunft im englischen Team entstanden. Teamtrainer Roy Hodgson beobachtet Spieler und Situation, obwohl die Wahrscheinlichkeit nicht groß ist, dass der junge Überflieger jemals für England spielen darf.

Januzaj ist seit zwei Jahren in Manchester am Werken. Er ist 18 Jahre alt und wurde in Brüssel geboren, seine Eltern sind Kosovo-Albaner, seine Mutter hat angeblich auch einen türkischen Pass. Theoretisch könnte er für Belgien, Albanien, den Kosovo, Serbien oder die Türkei spielen. Und würde der junge Mann noch fünf Jahre in England spielen, ohne vorher für ein anderes Land aufzulaufen, wäre eben auch England ein Thema.

Dass er so lange auf seine internationale Karriere wartet, ist nicht nur angesichts der Fülle an Möglichkeiten zu bezweifeln, aber Einberufungen ins aufregende belgische Teams hat Januzaj bislang immerhin abgelehnt. Gleichzeitig steht noch nicht fest, ob er überhaupt bis über den nächsten Sommer hinaus in England bleiben wird. Mit Interessenbekundungen von unter anderen Bayern München, Juventus Turin und Real Madrid in der Hinterhand pokert Januzaij derzeit um den bestmöglichen Vertrag.

Ein Wilshere will sie nicht

Womit wir von einer fernen Hoffnung für das englische Team zu einer sehr konkreten, aktuellen kommen: Jack Wilshere. Arsenals Mittelfeldspieler kämpft sich gerade von seiner Verletzungsgeschichte zurück ins vielversprechende Fußballerleben und rettete seinem Team jüngst einen Punkt bei West Bromwich Albion. Er lief zwar kürzlich spätabends mit einer Tschick in der Pappalatur einem Paparazzo in die Arme, ansonsten gilt der nun vom Laster geläuterte 21-Jährige aber als große Hoffnung für England. Er ist einer, der von seinem Trainer Arsene Wenger als Spieler mit „spanischer Technik, aber englischem Herzen“ quasi zum multikulturellen Fußballer geadelt wurde.

Von der Aufweichung des Englischen hält Wilshere aber ganz konservativ und nationalitätsbewusst wenig. Der „Guardian“ zitiert ihn folgendermaßen: „Fünf Jahre hier zu spielen macht dich nicht zu einem Engländer. Wenn ich fünf Jahre in Spanien spiele, spiele ich auch nicht für Spanien. Wenn du Engländer bist, bist du Engländer und solltest für England spielen.“ Es ist eher ein sehr einfaches als ein sehr ausgeklügeltes Argument. Wilshere ist in einem Londoner Vorort geboren, hat nie woanders gelebt und bereits für England gespielt. Es ist eine Frage, die sich ihm persönlich nie gestellt hat und nie stellen wird.

England hofft auf die Zuwanderer

Das gilt eigentlich auch für Gareth Southgate, und doch sieht der neue U21-Teamtrainer die Sache nuancierter – zwangsläufig, denn vier seiner Spieler wurden nicht in England geboren: Wilfried Zaha (Elfenbeinküste), Raheem Sterling (Jamaika), Saido Berahino (Burundi) und Nathaniel Chalobah (Sierra Leone) gelten trotzdem als englische Hoffnungsträger. Southgate: „Die Welt verändert sich, viele Familien ziehen immer wieder um. Wir haben viele Jungs in unserem Team, die nicht in England geboren wurden. Aber ihre Familien sind hierher geflohen, und sie sind unglaublich stolz, für England zu spielen.“ Solange ein Spieler sich für kein anderes Land entschieden habe, solle man sich vor allem ansehen, ob er die richtige Motivation mitbringt.

Es mag die progressivere Position im Vergleich zu Wilshere sein, aber es ist im Prinzip einfach nur der Modus, den die FIFA seit 2004 vorgegeben hat. Und früher wurde das auch durchaus liberaler gehandhabt. Der große Real-Madrid-Star der 50er- und 60er-Jahre, Alfredo di Stefano, spielte für Argentinien, Kolumbien und Spanien. UEFA-Chef Michel Platini wurde nicht nur Europameister mit Frankreich, sondern spielte nach seiner Teamkarriere auch ein Match für Kuwait. Unser Zeitalter mag Globalisierung heißen, doch während Waren und Transaktionen um den Erdball fließen, werden für Menschen manche Grenzen heute schwerer überwindbar.

Der Nationalismus prallt gegen die Welt

Die Frage nach der nationalen Zugehörigkeit ist wahrlich keine Neue. Aber wenn sie dem Fußball in England gestellt wird, wirkt die nationale Einkastelei noch ein wenig seltsamer und antiquierter als sonst.

Ausgerechnet in diesem ehemaligen Weltreich und multikulturellen Einwandererland, das sich noch vergangenen Sommer stolz als olympischer Schmelzkübel der Kulturen präsentierte.

Ausgerechnet in diesem Sport, dem größten der Welt, der von England aus ein global geliebtes Spektakel und globalisiertes Geschäft geworden ist.

Ausgerechnet dort, wo sich das zur erfolgreichsten, populärsten und internationalisiertesten Liga vermengt hat.

Ja, ausgerechnet dort prallen die nationale Idee des 18. Jahrhunderts, die Realität des 21. Jahrhunderts und der größte Sport des 20. Jahrhunderts aufeinander.

Wenn aber das langfristige Leben in einem Land und das Bekenntnis zu dessen Nationalteam nicht genügen, um als Spieler akzeptiert zu werden, was bleibt jungen Menschen mit vielfältigeren Wurzeln dann? Welche einzig wahre nationale Identität hat ein Adnan Januzaj? Und wer soll sie festlegen, wenn nicht er selbst?

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Österreichs Stellenwert im Fußball heute und 2014 – und die Gründe dafür https://ballverliebt.eu/2008/11/27/den-stellenwert-des-osterreichischen-fusballs-heute-und-2014-und-die-grunde-dafur/ https://ballverliebt.eu/2008/11/27/den-stellenwert-des-osterreichischen-fusballs-heute-und-2014-und-die-grunde-dafur/#comments Wed, 26 Nov 2008 23:34:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1120 Österreichs Stellenwert im Fußball heute und 2014 – und die Gründe dafür weiterlesen ]]> Wir sind das Witzland. Wirklich. Das sollte im Moment jeder anerkennen. Unsere Liga ist in Europa viertklassig. Ihr Niveau ist bestenfalls mit den zweiten Ligen der Topp-Nationen vergleichbar. Keine Mannschaft könnte sich in den besten Ligen (England, Spanien, Italien, Deutschland) sicher halten. An ihren besten Tagen sind heimische Topp-Teams dort Abstiegskandidaten. (Nein ich erkläre jetzt nicht genau warum. Wer es nicht weiß, schaut sich am Wochenende zwei Abstiegsduelle dieser Ligen an, achtet mal auf Tempo, Taktikdynamik und Ballbehandlung und macht sich klar, dass das im Gegensatz zu Sturm – Rapid kein Ausnahmeereignis ist. Co Adriaansen hat absolut recht damit, dass Mark Janko es wie jeder andere heimische „Topp-Kicker“ im Ausland sauschwer hätte.).

Das ist nicht schön, ich sage es nicht gern. Bei der Europameisterschaften haben uns eineinhalb Ausnahmeleistungen des Nationalteams kurzfristig international über und selbst gestellt. Das Ausland hat das anerkannt, aber auch schnell verstanden, dass es kein dauerhafter Trend ist. In Österreich glauben viele, es wäre Normalität gewesen und hätte Österreichs aktuellem Status entsprochen, dass es Kroatien fordern kann. So kann es wieder werden, aber so ist jetzt noch nicht. Dafür fehlt es an entscheidenden Stellen an Klasse und insgesamt an Breite.

Tschechien: Vergleichbare Nation mit clevereren Klubs

Letzten Sonntag waren die Teambetreuer Jan Kocian und Andreas Herzog im ORF zu sehen und haben in einem Nebensatz klipp und klar verraten, was die Zielvorgabe des ÖFB für Karel Brückners Team ist: Wieder etwa Platz 40 in der Weltrangliste zu erreichen. Mit Tschechien, das nur zwei Millionen Einwohner mehr hat (also prinzipiell nicht so viel mehr Potential), war Brücker Weltspitze. Hier hat er nur den Auftrag aus der Peinlichkeit zu entfliehen. Ob er das erreichen kann, wird nicht von ihm abhängen. Brückner hat seine Eigenheiten, aber er ist ein Weltklassetrainer. Wenn er etwas ausprobiert, dann hat es Hand und Fuß, einen Grund und für gewöhnlich auch die beabsichtigte Folge.

Die Voraussetzungen in Tschechien waren freilich anders. Brückner kam in Tschechien aus der Nachwuchsarbeit. Seine Leute die er von dort ins A-Nationalteam mitzog, spielten sowohl in der gar nicht schwachen heimischen Liga als auch in internationalen Top-Ligen. Ein Tomas Rosicky etwa, spielte mit 18 Jahren bei Sparta Prag, mit 21 bei Dortmund, mit 26 bei Arsenal. Ergänzt wurde dieses Team durch Leute, die schon bis zu ein Jahrzehnt vor ihm richtig aus dem Nachwuchs- in den Profibetrieb geführt wurden. Pavel Nedved, Karel Poborsky, Jan Koller und wie sie alle hießen, wurden alle in den frühen Neunzigern bei Sparta Prag integriert wechselten später ins Ausland und waren schon bei der EM 1996 wichtige Leute. Die Ausnahmemannschaft die Österreich 1998 zur WM aufstellte war fast durchgehend ein halbes bis ganzes Jahrzehnt älter als die tschechische 1996.

Ausnahme Aufhauser

Es ist sehr oft die gute Arbeit einzelner Klubs, die eine Nationalmannschaft eines kleinen Landes stark macht. Österreichische Klubs hatte in den 90er-Jahren Erfolge bei Otto Barics Salzburg, Ernst Dokupils Rapid und ganz am Ende Ivica Osims Sturm. Dieses erfolgreiche Jahrzehnt war die Basis für die WM-Teilnahme 1998, denn die Leistungsträger waren bei allen Vereinen eine gute Mischung aus heimischen und ausländischen Kickern. Alle drei Klubs wurden, sagen wir, „nah am betrügerischen“ geführt. Salzburg ging fast Pleite. Rapid ging fast Pleite. Sturm ging fast Pleite. (Und mit Tirol und dem GAK gingen zwei weitere Top-Ligateams sogar wirklich Pleite).

Falsch gemacht hatten alle dasselbe. Sie haben sich übernommen und die Nachwuchsarbeit vernachlässigt. Nein, falsch. Sie haben die Integration der Nachwuchsspieler vernachlässigt und diese konnten sich folglich auch nicht ins Ausland spielen. Und diese Generation fehlt Österreich heute. Die zwischen Kühbauer, Schopp, Amerhauser, Haas und Andreas Ivanschitz, Paul Scharner & Co.. In dieser Spalte fällt mir spontan nur ein Name ein, der es weit brachte, aber am letzten Schritt ins Ausland gescheitert ist: Rene Aufhauser.

Das Ende der Jugendfeindlichkeit(?)

Die Fehlentwicklung der Jugendfeindlichkeit hielt im Großen und Ganzen an (und ein paar individuelle Versäumnisse wie das selbst verkackte Dortmund-Engagement von Andi Ivanschitz kamen dazu)- und sie würde vielleicht noch heute anhalten, wenn nicht zwei glückliche Faktoren zusammen gekommen wären: Sturm Graz musste Konkurs anmelden und unser U20-Nationalteam erreichte mit Glück, hungrigen Ausnahmetalenten und einem herausragenden Nachwuchstrainer den vierten Weltmeisterschaftsplatz.

Sturm musste nun junge Spieler integrieren (und hatte mit Trainer Franco Foda auch Glück), und die mittlerweile in der internationalen Lächerlichkeit angekommenen Vereine konnten gar nicht anders, als jene U20-Talente einzusetzen, die den selbst erarbeiteten Sprung über die heimische Liga hinweg ins Ausland verpassten (oder der ihnen versaut wurde – wie bei Veli Kavlak). Übrigens geschah auch das fast zu spät (wie lange hat Rubin Okotie in die Stammmanschaft bei der Austria gebraucht?), aber im Nachwuchs erfolgreiche frühere Generationen wurden kurz davor noch verhunzt (die Generation Salmutter und Leitgeb ist mit 23-24 Jahren heute für die Spitzenklubs Europas zu alt – Arsene Wenger hat es laut gesagt.).

Es sind diese beiden Glücksfälle, die Österreichs Fußball eine Perspektive bieten. Denn sie haben gezeigt, dass in einer Ausbildungsliga ein echter Reiz, Attraktivität und eine gewisse Sicherheit steckt.

Ab jetzt keine Pausen mehr

Aber das ist noch Zukunftsmusik. Erst wenn die fehlende Generation aus dem Alter fällt und durch gute Arbeit ersetzt wird und nur wenn richtig weiter gearbeitet wird, könnten wir ab 2010 mit Höhepunkt 2012 oder 2014 die Früchte davon ernten. Und außerdem braucht es in diesem Aufbau, auch wenn die Ergebnisse im Moment nicht alle passen, einen Spitzentrainer wie Karel Brückner, der dem Nationalteam einen Stil verleiht und sie über Jahre hinweg prägt. (Und so nebenbei: Das muss so lange ein ausländischer Trainer sein, bis sich hierzulande auch die Trainer ins Ausland trauen, dort ein professionelles Umfeld kennenlernen und sich dort durchsetzen.)

Und danach wird man dafür sorgen müssen, das in Zukunft keine Generationen mehr verloren gehen. Wer heute nicht an nach 2014 denkt, könnte dann vielleicht wieder ein kurzes 1998 erleben, wird dann aber wieder zur Witznation.

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Wahre Worte im Kurier https://ballverliebt.eu/2008/06/18/wahre-worte-im-kurier/ https://ballverliebt.eu/2008/06/18/wahre-worte-im-kurier/#comments Tue, 17 Jun 2008 22:54:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=226 Kurzer Verweis auf diesen Artikel im Kurier, in dem sehr viel sehr Richtiges steht.

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Falsches Spiel https://ballverliebt.eu/2007/11/29/falsches-spiel/ https://ballverliebt.eu/2007/11/29/falsches-spiel/#comments Thu, 29 Nov 2007 21:52:14 +0000 http://ballverliebt.wordpress.com/2007/11/29/falsches-spiel/ Falsches Spiel weiterlesen ]]> Falsches Spiel VON Roland Linz – oder falsches Spiel MIT Roland Linz? Diese Frage durfte einen schon beschäftigen, als unser Teamverweser H. den Portugal-Legionär auf drigendes Geheiß unseres ÖFB-Verwesers S. aus dem Team eliminierte, weil der einzige ersthafte Goalgetter aus Österreich so spielt, wie ein Goalgetter nun mal zu spielen hat – auf Chancen lauern und dann abdrücken. Wer sich nun nicht das (vorhersehbare) Unspiel der Austria in Schweden angetan, sondern sich das UEFA-Cup-Spiel Braga-Bayern bei den Kollegen des ZDF gegeben hat, der wurde in dieser Frage schlauer.

Denn, oh Wunder: Roland Linz spielte genauso wie im Nationalteam. Soll heißen: Über weite Strecken des Spiels steht er vorne, als alleinige Spitze, und tut gar nichts. Er hat auch keinerlei Defensiv-Aufgaben – sogar gegen den übermächtig scheinenden FC Bayern. In der kompletten 1. Hälfte war er vielleicht drei Mal am Ball. Er machte dabei sogar ein wunderschönes Tor aus einem sehenswerten Drehschuss; dass dieses wegen eines vorangegangen Fouls eines Mannschaftskollegen nicht zählte, war nicht sein Fehler.

Selbst, als die Bayern früh in der 2. Hälfte in Führung gingen, änderte sich der Spielstil der Portugiesen kaum, detto die von Roland Linz. Hie und da ließ er sich zurück zur Mittellinie fallen, aber im Großen und Ganzen wartete er weiterhin in der Spitze auf Zuspiele seiner Teamkollegen. Einmal kam eines an, Linz fackelte nicht lange, traf prompt zum Ausgleich. Ein weiteres Mal stand Linz völlig frei im Fünfmeterraum, wartete jedoch vergeblich auf das Zuspiel seines Mitspielers, der es (erfolglos) selbst versuchte.
Das Offensivspiel der Portugiesen aus dem Mittelfeld beschränkte sich zumeist auf Ball halten und Lücke suchen, ein- oder zweimal war eine da, es folgte der Pass auf Linz, Tor. Wenn man mal gnädig davon absieht, dass Braga technisch und taktisch natürlich besser war als das ÖFB-Team: Ein oder zwei Pässe auf die Spitze müsste auch die österreichische Nationalmannschaft zusammenbringen. Und wenn da vorne ein kaltblütiger Strafraumstürmer vom Spielstil Linz (oder analog Polster, wenn man so will) steht, anstatt einer nationalen Größe wie Kuljic, kann sogar ein Tor herausschauen. Selbst wenn der Gegner objektiv gesehen klar besser ist als man selbst.

Übrigens, Braga erreichte durch das Tor von Roland Linz ein sehr respektables 1:1. Die Frage wir also immer aktueller: Spielt Linz falsch, oder wird mit Linz falsch gespielt…?

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Vaduz, wir kommen nicht! https://ballverliebt.eu/2007/11/20/vaduz-wir-kommen-nicht/ https://ballverliebt.eu/2007/11/20/vaduz-wir-kommen-nicht/#comments Tue, 20 Nov 2007 20:19:28 +0000 http://ballverliebt.wordpress.com/2007/11/20/vaduz-wir-kommen-nicht/ Vaduz, wir kommen nicht! weiterlesen ]]> Kommenden Sonntag ist es soweit: Die WM 2010 nimmt auch für Europa konkrete Formen an, indem die neun Qualifikationsgruppen ausgelost werden. Der ORF wird, so wie es derzeit aussieht, dieses Ereignis nicht live übertragen, weil zeitgleich das mit Sicherheit hochkarätige Wiener Derby läuft. Das mag man bedauern oder auch nicht – aber bevor ich mir dieses Ereignis (die Auslosung, nicht das Derby) mit den mehr oder weniger kompetenten Worten von Thomas König oder Oliver Polzer anschaue, hätte ich ohnehin eher auf den Kollegen Reif (Premiere) umgeschaltet. Aber das ist ein anderes Thema.

Auf was ich hinauswill, ist etwas ganz anderes. Da die Auswahlmannschaft des ÖFB in der Weltrangliste (auch von der mag man halten, was man will) mittlerweile auf dem 88. Platz angekommen ist, landet das Team im fünften Topf. Von Sechs. So, wie sich das derzeit darstellt (also vorbehaltlich der letzten Ergebnisse aus der Euro-Quali) befinden wir uns in diesem Topf in der Gesellschaft von Slowenien und Lettland (immerhin Euro-Teilnehmer 2000 bzw. 2004), mit Island, Litauen, Armenien. Auch mit Aserbaidschan (gegen die wir 05/06 immerhin vier Punkte geholt haben) und Weißrussland (gegen die wir 02/03 sogar zwei Mal klar gewonnen haben). Und mit Liechtenstein.

Ja, wir sind in einem Topf mit Liechteinstein angekommen, sollte nicht Kasachstan noch vorbeizeiehen. Kurz zur Erinnerung: Das ist jene Mannschaft, die die unsere am 6. Oktober 2006 nach allen Regeln der Fußballkunst vorgeführt hatte, und am Ende dennoch verlor. Die gute Nachricht: Eine weitere Beinahe-Blamage in Vaduz steht in der WM-Quali nicht zu befürchten. Dass wir gegen die Weltklasse-Teams aus dem sechsten Topf keine Probleme haben sollten, hoffe ich zwar – aber kaum jemand kann besser beurteilen als wir Österreicher, dass auch Färöer und Malta so ihre Tücken haben. Vielleicht wäre es kein Fehler, wenn wir in diese eine Fünfergruppe kämen, die keinen aus dem letzten Topf bekommt…

Dass wir uns keine wirklich realistischen Hoffnungen darauf machen können, mit einer (hoffentlich endlich wirklich verjüngten Mannschaft und einem AUSLÄNDISCHEN Teamchef) schon in der kommenden Qualifikation ein ernsthaftes Wort mitsprechen zu können, so will ich doch hoffen, dass es schlimmer als derzeit ganz einfach nicht mehr kommen kann. Darum lasse ich meinen Blick über den 4. Topf schweifen und stelle fest, dass wir mit Mazedonien (1 Topspieler plus 2 Österreich-Legionäre…) sicher mithalten können, auch Albanien und Moldawien bereiten mir kein Kopfzerbrechen – eher schon, dass diese Teams tatsächlich zum Teil deutlich vor uns klassiert sind. Vorsicht ist bei Bosnien, der Slowakei und Belgien geboten – aber gerade die Belgier sind ja derzeit ähnlich hin wie wir. Wenn wir also nicht gerade die Slowaken bekommen, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir vor diesen Teams stehen können.

Womit ich zu Topf 3 komme, und da wird’s schon dünn mit den Erfolgsaussichten. Türkei, Dänemark, Irland, aber auch Bulgarien und die Schweiz könnten uns da blühen. An einem guten Tag mag da eventuell ein Punkt drin sein, aber für viel mehr wird’s da aus heutiger Sicht kaum reichen. Und darauf zu hoffen, dass uns die Ungarn zugelost werden, ist ein dünner Strohhalm – die Chancen dafür stehen 1 zu 8. Und über die Teams aus den ersten beiden Töpfen brauchen wir ohnehin nicht zu reden, gegen die haben wir ohnehin nix zu verlieren. Das Problem: Nur die Gruppensieger sind fix dabei, und die acht besten Gruppenzweiten spielen im Play-Off vier weitere Plätze aus. Ein Gruppenzweiter ist da aber auch schon raus.

Das heißt: Selbst wenn wir Gruppenzweiter würden (wovon ich derzeit nicht einmal träume), dürfte man immer noch nicht der Schlechteste von denen sein, und müsste dann auch noch einen anderen Gegner besiegen. Schwer vorstellbar. Darum gehe ich persönlich mit der Einstellung in diese Auslosung, dass man nach der (hoffentlich nicht völlig desaströsen Euro) versucht, wieder nach oben zu orientieren. Ohne den ganz großen Druck. Denn ob man am Ende Dritter oder Fünfter wird, ist im Grunde egal, und mehr ist eh nicht drin.

Nur nach Vaduz, ja, dahin wird’s wohl nicht gehen.

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