Kolumbien – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 10 Jul 2018 21:47:46 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Südamerika bei der WM 2018: Zu wenig echte Weltklasse https://ballverliebt.eu/2018/07/10/wm-2018-suedamerika-brasilien-argentinien-uruguay-kolumbien-peru/ https://ballverliebt.eu/2018/07/10/wm-2018-suedamerika-brasilien-argentinien-uruguay-kolumbien-peru/#comments Tue, 10 Jul 2018 08:42:33 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15004 Südamerika bei der WM 2018: Zu wenig echte Weltklasse weiterlesen ]]> Zum vierten Mal hintereinander kommt der Weltmeister nicht aus Südamerika – Rekord. Schon im Viertelfinale war für den letzten des Conmebol-Quintetts Endstation – erstmals seit 2006. Brasilien muss sich einerseits ärgern, dass man die sicher größte Chance seit langem nicht genützt zu haben.

Andererseits aber festigte dieses Turnier die Vormachtstellung der Seleção, die bis zum Amtsantritt von Teamchef Tite vor zwei Jahren geraume Zeit nicht gegeben war. Argentinien ist am Ende, Kolumbien stecken geblieben, Chile nicht einmal qualifziert. So heißt der erste Verfolger am Kontinent derzeit Uruguay.

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LINK-TIPP: Südamerika bei der WM 2014

Brasilien: Ausgewogen und stark genug – eigentlich

2006 war Brasilien zu statisch, 2010 zu vorsichtig, 2014 mental nicht für die Heim-WM gerüstet (vor allem die längst in China untergetauchten Oscar und Hulk). Diesmal hat eigentlich alles gestimmt. Bis auf die Chancenauswertung im Viertelfinale. Denn obwohl Belgien einen perfekten Plan hatte: Was die Chancen und deren Qualität betrifft, hätte Brasilien dieses Spiel dennoch gewinnen können bzw. müssen.

Es ist argumentierbar, dass dies die beste brasilianische Mannschaft seit dem Titel von 2002 ist. Die Abwehr ist routiniert und lässt praktisch nichts zu, im Tor gibt es zwei Weltklasse-Optionen (neben Alisson noch Éderson von Man City). Im Mittelfeld gibt es die richtige Balance aus Absicherung und Vorwärtsgang, und vorne einen Neymar. Dieser hat seinem Image zwar mit seiner übergroßen Theatralik keinen Gefallen getan, grundsätzlich aber ein gutes Turnier gespielt. Er hat zwei Tore erzielt (darunter das wichtige 1:0 im Achtelfinale gegen Mexiko), ein weiteres augfelegt, hat im Schnitt 4,6 Torschüsse pro Spiel vorbereitet. Gemeinsam mit Coutinho (der aus dem Mittelfeld heraus ähnlich produktiv war, aber weniger Risiko einging – logisch, wenn man seine Position berücksichtigt) bestimmte er den brasilianischen Angriff.

Man kann durchaus hinterfragen, ob Gabriel Jesus (statt Firmino) und Willian (statt Douglas Costa) wirklich die Optimalbesetzungen waren. Fagner ist nur dritte Wahl als Linksverteidiger (hinter den verletzten Dani Alves und Danilo) und das sah man auch. Weil aber auch alle anderen Teams ihre Schwächen hatten, hätte das vollauf zum Titel reichen können. Wenn man nur das Belgien-Spiel überstanden hätte.

Nach den peinlichen Auftritten bei den letzten drei Copa-América-Turnieren (Viertelfinale 2011 und 2015, Vorrunde 2016) hat sich Brasilien unter Tite – der nach dem 2016er-Turnier von Dunga übernommen hat – eindrucksvoll an der Spitze der südamerikanischen Hackordnung zurückgemeldet. Unter dem auch in der Heimat hochgeschätzten Tite, der als Trainer bereit bestätigt wurde, gab es bis zum unglücklichen 1:2 gegen Belgien in 16 Spielen 13 Siege und drei Remis.

Uruguay: Unspektakulär und kaum zu bezwingen

Glücklich, wer als Nationalteam über die Stamm-Innenverteidigung von Atlético Madrid verfügt. Godín und Giménez haben auch im Trikot der Celeste de facto nichts zugelassen, sind ohne Gegentor durch Vorrunde marschiert und sind danach nur von einem Eckball, einem Freistoß und einem Fehler von Keeper Muslera bezwungen.

Glücklich auch, wer Luis Suárez und Edinson Cavani als Stürmer aufbieten kann. Vor allem Cavani zeigte ein großartiges Turnier, war nach vorne stets brandgefährlich und arbeitete stark auch nach hinten. Im Viertelfinale bestätigte sich aber der Eindruck von der Copa Centenario vor zwei Jahren: Es geht nur mit beiden. Damals war nur Cavani dabei (neben ihm versuchten sich Rolán, Stuani und Hernández), Uruguay schied sang- und klanglos in der Vorrunde aus. Diesmal war im Viertelfinale gegen Frankreich ohne den verletzten Cavani nur Suárez dabei, die Offensiv-Power war gleich Null.

Dazwischen hat Óscar Tabárez, mit 71 Jahren der älteste Trainer des Turniers, den fälligen Generationswechsel aber vollzogen. Mit Bentancur (20), Torreira (22) und Nández (22) spielten drei ganz junge Spieler im Mittelfeld, das im Turnierverlauf auch in der Anordnung verändert wurde. Die ersten zwei Matches absolvierte Uruguay im flachen 4-4-2, dann kam Torreira auf die Sechs und Bentancr übernahm die Spitze einer Raute.

Mit dem verdienten Viertelfinale-Einzug etabliert sich Uruguay nach dem zweiten Platz in der Qualifikation weiterhin als zweite Kraft auf dem Kontinent. Dass es nicht für mehr reicht, liegt auch an den ein wenig fehlenden personellen Alternativen. Aber hey, Uruguay hat kaum halb so viele Einwohner wie Österreich.

Argentinien: Der komplette Kollaps

Viel erinnerte an Frankreich 2010. Eine Revolte unter den Spielern, ein entmachteter Trainer, internes Chaos und sportlicher Kollaps. Der Finalist von WM 2014, Copa América 2015 und Copa Centenario 2016 zerfiel in seine Einzelteile.

Man wirkte auch nie wie eine von Jorge Sampaoli – einem Apostel des Offensivspiels, des wütenden Pressings, der ungewöhnlichen Formationen – gecoachtes Team. Lahm und einfallslos in einem 4-2-3-1 beim 1:1 gegen Island. Komplett kollabierend gegen Kroatien in einem nicht funktionierenden 3-4-3, das völlig an Messi vorbei lief. Eine Halbzeit lang gegen Nigiera solide in einem 4-4-2, das danach dem Panikmodus wich. Man kämpfte aneinander vorbei, erzwang aber noch den nötigen Sieg. Im Achtelfinale (im 4-3-3 spielend) stemmte man sich mit Einsatz gegen die Niederlage, aber Frankreich konnte stets einen Gang höher schalten. Das von Sampaoli angekündigte 2-3-3-2 blieb eine Ankündigung.

In vier Spielen war nie erkennbar, was die Spielidee bei Argentinien sein soll, welche Rolle Messi einnehmen soll, wer nun eigentlich die Kommandos gibt. Mascherano geht das Spiel mittlerweile viel zu schnell, Di María war gegen Frankreich sagenhaft schlecht. Die in der durch 30 teilnehmende Klubs katastrophal verwässerten heimischen Liga spielenden Maximiliano Meza und Cristian Pavón haben kein internationales Format. Enzo Pérez ist kaum mehr als ein Mitläufer, Éver Banega spielt gute Pässe, aber ist zu langsam. Und Torhüter von Weltformat hatte Argentinien ohnehin nie.

Eine große Generation ist in Russland mit einem Knall abgetreten. Messi, Mascherano, Higuaín, Di María, Agüero, Banega, Otamendi – für sie alle war dies höchstwahrscheinlich ihre letzte WM. Mehr als zwei, drei Spieler aus dem aktuellen Team werden 2022 nicht mehr dabei sein. Oder muss man sich gar um die Teilnahme für Katar sorgen? Ohne Messi ist Argentinien nur das achtbeste Team in Südamerika. Achtmal trat man in der Quali ohne ihn an, sieben Punkte gab es in diesen Spielen.

Und es kommt auch zu wenig nach. In den letzten fünf U-20-Weltmeisterschaften hat Argentinien nur einmal die Vorrunde überstanden, ist 2015 gegen Österreich ausgeschieden, war zweimal nicht einmal qualifiziert. Die neuen Zentralfiguren in den kommenden Jahren werden wohl Paulo Dybala (der aber teamintern offenbar überhaupt keine Lobby hat) und Giovanni Lo Celso sein. Rundherum gibt es einige Kandidaten – Mauro Icardi von Inter, Manuel Lanzini von West Ham, eventuell Lucas Alario von Leverkusen. Aber längst nicht so viele, dass man automatisch von einem WM-Titelkandidaten sprechen könnte.

Kolumbien: Kein eindeutiges Urteil möglich

Juan Quintero wurde nach vier Jahren wieder ins kolumbianische Team zurückgeholt, spielte eine ansprechende WM. Radamel Falcao, der 2014 verletzt gefehlt hatte, machte endlich sein erstes WM-Tor. Yerry Mina und Davínson Sánchez gaben die Visitenkarte ab, nach dem nahenden Karriereende von Godín das beste Verteidiger-Duo Südamerikas zu werden.

Und doch: Es hing bei Kolumbien zu viel an James Rodríguez. Wenn der von Real zu den Bayern abgeschobene Kreativ-Spieler dabei war, war Kolumbien eine Macht – wie beim 3:0 gegen Polen. Wenn er fehlte, wie beim Achtelfinale gegen England, gibt es zwar immer noch einen Plan B (Dreierkette, um gegnerische Wing-Backs zu beschäftigen) und einen Plan C (Härte, um den Rhythmus und die Nerven des Gegners runterzuziehen). Aber spielerisch ist dann nicht mehr viel los.

Natürlich ist es auch Pech, dass man im ersten Spiel gleich nach fünf Minuten in Unterzahl ist – wiewohl Kolumbien dennoch Gruppensieger wurde. Natürlich ist es Pech, dass der wichtigste Spieler schon nicht fit zum Turnier kommt und sich nach anderthalb Spielen wieder verletzt. Natürlich ist es auch Pech, wenn man im Elfmeterschießen rausfliegt.

Darum sind die Kolumbianer einerseits unter Wert geschlagen worden, weil ein Halbfinal-Einzug genauso möglich gewesen wäre. Und andererseits haben sie auch wieder bekommen, was sie verdienen, wenn am Ende eben doch zu viel mit einem Spieler steht und fällt. Ein eindeutiges Urteil über dieses Turnier ist bei Kolumbien also nicht zu fällen. Aber: Dieses Team ist noch nicht am Ende. In den kommenden vier Jahren wird kaum ein Spieler aus Altersgründen rausfallen.

Peru: Gut, aber es fehlte Durchschlagskraft

Für Peru war es schon das Größte, erstmals seit 36 Jahren überhaupt an einer WM teilnehmen zu können. Mit einem verdienten Sieg gegen Australien im Gepäck ging es nach der Vorrunde wieder nach Hause, wirklich böse ist den Peruanern auch offenbar keiner. Dabei wäre eine Achtelfinal-Teilnahme nicht nur möglich, sondern eigentlich auch verdient gewesen.

Gegen Dänemark scheiterte man im ersten Spiel an der fehlenden internationalen Cleverness, aber keineswegs an einem besseren Gegner. Die sowohl auf einem solidem Defensiv-Block und einem ballbesitzorientierten Kurzpass-Spiel angelegte Strategie sorgte dafür, dass man im Grunde alle drei Spiele über weite Strecken unter Kontrolle hatte. Peru zeigte keinen Hauruck-Fußball, aber es fehlte die Durchschlagskraft.

Das Team hat nicht nur in der Qualifikation, sondern auch nun bei der WM selbst gezeigt, dass eine klare Philosophie und ein guter Teamgeist es ermöglichen, mehr zur erreichen, als eigentlich drin ist. Die Semifinal-Einzüge bei Copa América 2011 und 2015 wurden eher glücklichen Umständen zugeschrieben. Aber spätestens, als man 2016 bei der Centenario Brasilien eliminierte und danach zum WM-Ticket stürmte, zeigte sich echte Substanz. Viele Spieler werden auch noch einige Jahre für Peru spielen können.

Dennoch steht hinter der Nachhaltigkeit der Entwicklung ein Fragezeichen. Die peruanische Liga ist extrem schwach, in der Copa Libertadores – der südamerikanischen Champions Leauge – gewannen Perus Klubs nur 6 der letzten 60 Spiele. Zum fünften Mal in Folge findet 2018 das Achtelfinale ohne peruanische Beteiligung statt. Sogar die Klubs aus Venezuela und Bolivien haben bessere Bilanzen. Das sind keine guten Voraussetzungen, neues Talent an die Spitze heranzuführen.

Wer hat gefehlt?

In erster Linie hat man natürlich Chile vermisst. Der Sieger von Copa América 2015 und Copa Centenario 2016 sowie Finalist des Confed-Cups 2017 wurde hinter Peru nur Sechster in der Eleminatoria Sudamericana.

Zum Verhängnis wurde den Chilenen wohl vor allem die Altersstruktur. Da viele maßgeblichen Spieler praktisch gleich alt waren (und 2007 bei der U-20-WM vor Österreich Dritter wurden), verfügte Chile praktisch ein Jahrzehnt lang über ein extrem eingespieltes Team von gutklassigen Spielern. Nun sind sie allerdings alle gleichzeitig alt geworden. Bravo (35), Valdivia (34), Beausejour (34), Jara (32), Vidal (31), Medel (30), Isla (30), Alexis Sánchez (29): Diese acht Spieler alleine kommen auf 840 Länderspiel-Einsätze.

Marcelo Bielsa hat das Team aufgebaut, Jorge Sampaoli hat es zum Höhepunkt des Copa-Sieges im eigenen Land getrieben, Juan Antonio Pizzi hat mit dem Titel 2016 für das letzte Hurra gesorgt. Jetzt ist es die Aufgabe von Reinaldo Rueda, eine völlig neue Mannschaft zusammen zu stellen. Mit Namen, die man in Europa (noch?) nicht kennt und wohl auch mit einer anderen Spielweise. Rueda, der 2010 mit Honduras und 2014 mit Ecuador bei der WM war, steht eher für staubigen Fußball. Die Zeit der chilenischen Kunst ist vermutlich erst einmal vorbei.

Ein ähnliches Problem, also ein abrupt erzwungener Generationswechsel, macht Paraguay zu schaffen. Das Team, die von 1998 bis 2010 bei jeder WM dabei war (2x Achtelfinale, 1x Viertelfinale), 2004 Olympia-Silber holte und 2011 noch im Finale der Copa América stand, hatte keine Nachfolger. In der Quali für diese WM hatte man zwar bis zum letzten Spieltag eine Chance zur Teilnahme, verschenkte sie aber leichtfertig. Statt Legionären in Spanien, England und Deutschland tummeln sich die Spieler heute vor allem in der eigenen Liga. Der prominenteste Spieler in Europa ist Antonio Sabaría von Betis Sevilla.

Ähnliches gilt auch für Ecuador (WM-Teilnahme 2002, 2006 und 2014), wo die mittelfristige Prognose nicht so gut aussieht. Venezuela (viele Legionäre in Europas zweiten Ligen und in der MLS) hat derzeit ohnehin andere Probleme als Fußball und Bolivien (fast alle Spieler in der eigenen Liga aktiv) ist seit Jahrzehnten irrelevant.

So geht es weiter

Wie auch Asien, Afrika sowie Nord- und Mittelamerika geht es auch in Südamerika 2019 mit der nächsten Kontinentalmeisterschaft weiter. Im kommenden Sommer rittern die zehn Conmebol-Teams um den Titel. Turnusmäßig ist nun Brasilien mit der Austragung dran. In den WM-Arenen von Rio de Janeiro, Sao Paulo, Belo Horizonte, Porto Alegre und Salvador wird gespielt, zum Auffüllen – es wird in drei Vierergruppen gespielt – hat man sich diesmal Japan und Katar eingeladen.

Danach wird umgestellt. Ab 2024 findet die Copa dann stets parallel zur Europameisterschaft statt. Als sportlich wie finanziell hochwertigen Pausenfüller schiebt man 2020 erneut ein gesamt-amerikanisches Turnier ein. Diese Copa Panaméricana wird, wie schon die baugleiche Copa Centenario 2016, in den USA stattfinden.

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Europa, Südamerika, Asien: Die Frauen-WM-Quali kommt in Schwung https://ballverliebt.eu/2018/04/02/europa-suedamerika-asien-die-frauen-wm-qualifikation-2019/ https://ballverliebt.eu/2018/04/02/europa-suedamerika-asien-die-frauen-wm-qualifikation-2019/#respond Mon, 02 Apr 2018 12:01:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14541 Europa, Südamerika, Asien: Die Frauen-WM-Quali kommt in Schwung weiterlesen ]]> Die Qualifikation für die Frauen-WM 2019 in Frankreich nimmt nun, nach der Winterpause, endgültig Schwung auf. In Europa fallen jetzt vermehrt Vorentscheidungen. In Asien und Südamerika werden die kontinentalen Champions und gleichzeitig die jeweiligen WM-Teilnehmer gesucht. Und in Deutschland wurde erstmals eine Bundestrainerin gefeuert.

Ein Round-up.

WM-Qualifikation in Europa

First things first: Steffi Jones ist nicht mehr DFB-Bundestrainerin. Nach einer schwachen EM mit frühem Aus, einer peinlichen Heimniederlage in der WM-Quali im Herbst gegen Island, kaum mehr zu rechtfertigenden Auftritten beim SheBelieves Cup und einer ungeschickten bis boshaften Handhabung des 100. Länderspiels von Lena Goeßling (Einwechslung in der Nachspielzeit) hatte der DFB genug.

Horst Hrubesch, einst Kopfball-Monster und Kurzzeit-Austria-Coach, zuletzt seit fast zwei Jahrzehnten höchst erfolgreich Trainer im Jugendbereich des DFB (zweimal U-21-Europameister, einmal U-19-Europameister, einmal Olympia-Silber), hat das Team jetzt mal für die beiden Quali-Spiele gegen Tschechien und Slowenien übernommen. Wer der Nachfolger oder die Nachfolgerin wird, ist noch völlig offen.

Es werden übrigens die ersten Spiele seit 22 Jahren sein, in denen die DFB-Frauen von einem Mann trainiert werden.

Kurz noch einmal der Modus: Die sieben Gruppensieger sind fix qualifiziert, die vier besten Zweiten spielen um einen weiteren Platz. Alles zur Österreich-Gruppe 7 gibt es hier.

In dieser der Österreich-Gruppe steigt das Rückspiel zwischen den beiden topgesetzten Teams (eben Österreich und Spanien) schon jetzt, in manchen anderen Gruppen kommt es nun erst zum Hinspiel. Die individuell starke Schweiz und das unter der neuen Trainerin Kerr mit starken Resultaten aufzeigende Team aus Schottland kreuzen erstmals die Klingen, auch die EM-Teilnehmer Italien und Belgien sind vor ihrem ersten direkten Duell beide noch ohne Punktverlust.

Von den Favoriten sind neben Spanien (4:0 daheim gegen Österreich) auch Schweden (strafbeglaubigtes 3:0 gegen Dänemark), Europameister Holland (Last-Minute-1:0 gegen Norwegen) und England (6:0-Kantersieg gegen Russland, jetzt geht’s in Southampton gegen das stark gestartete Topf-3-Team Wales) auf dem programmierten Weg. Deutschland hat sich mit dem 2:3 gegen Island blamiert, hat aber immer noch alles in der eigenen Hand – auch, weil Island danach gegen Tschechien nur 1:1 spielte.

Und Portugal hat nach dem starken dritten Platz beim Algarve Cup nun beim Match in Belgien die letzte Chance, doch noch in Richtung Platz zwei zu schnuppern

Women’s Asian Cup

Die Top-2 jeder Gruppe sind fix für die WM qualifiziert (und spielen sich dann in Semifinale und Finale den Kontinental-Meister aus), die beiden Gruppendritten spielen in einem Entscheidungsspiel um das fünfte WM-Ticket. Eigentlich sind die Top-5 des Kontinents auch recht eindeutig (Japan, Australien, China, Nordkorea, Südkorea). Zwei Umstände verleihen dem Asien-Cup in Jordanien aber die Chance auf ein wenig Unberechenbarkeit.

Zum einen, da Nordkorea (Weltranglisten-Zehnter, amtierender U-17- und U-19-Weltmeister) gar nicht mehr dabei ist – eine Spätfolge des Doping-Skandals bei der WM 2011 (fünf positive Doping-Tests). In der Vorqualifikation musste man gegen Südkorea ran und zog knapp den Kürzeren. Und zum anderen, weil Gastgeber Jordanien als Gruppenkopf gesetzt ist und Südkorea bei der Auslosung in die schwerere Gruppe gekommen ist.

Gruppe mit China – Duell Jordanien vs. Thailand

China spielt mit dem isländischen Trianer Siggi Eyjólfsson (der sein Heimatland 2013 ins EM-Viertelfinale geführt hatte) einen biederen 4-4-2-Zerstörerfußball, der so gar nicht zur Mentalität der flinken und technisch gut gedrillten, allerdings körperlich nicht besonders robusten Mannschaft passen will. Beim Algarve Cup erlitt man damit völligen Schiffbruch, für den Asiencup-Gruppensieg muss es schon wegen der individuellen Qualität aber trotzdem locker reichen.

Den zweiten Fixplatz und den Spot im Entscheidungsspiel machen sich Thailand und Gastgeber Jordanien aus – der Dritte aus dieser Gruppe wird aber höchstwahrscheinlich das Entscheidungsspiel verlieren. Jordanien spielt einen gepflegten Ball mit Drang nach vorne. Sollte Jordanien bei der WM dabei sein, werden auch erstmals Spielerinnen mit Kopftuch bei einer WM spielen: Rechtsverteidigerin Anfal Al-Sufy, Sechser Rima Yasen Tasnim und Außenstürmerin Luna Al-Masri.

Thailand war 2015 schon bei der WM dabei (mit dem Platz, der wegen der Nordkorea-Sperre frei geworden war), gab dort zuminest kein allzu peinliche Figur ab und gewann sogar ein Spiel (3:2 gegen die Elfenbeinküste). In den letzten Monaten gab es einen Testspiel-Sieg gegen die Ukraine (Europa-Topf 3) und ein 0:0 gegen Neuseeland. Das Team ist gegenüber der WM praktisch unverändert, ist also eingespielt und hat Routine.

Das Team der Philippinen – eine Mischung aus in den USA geborenen College-Spielerinnen und Kräften aus der eigenen, recht schwachen Liga – ist chancenlos. Das gilt auch für die Mannschaft aus Vietnam in der anderen Gruppe: Vor vier Jahren hat man das Entscheidungsspiel knapp gegen Thailand verloren, diesmal wird Vietnam dieses wegen der Auslosung kaum erreichen können.

Gruppe mit drei WM-Kandidaten (AUS, JPN, KOR)

Es ist ein bissi bitter für Südkorea – in der anderen Gruppe hätte man sich keine echten Sorgen um das WM-Ticket machen müssen. So aber steht ihnen als etatmäßigen Dritten der Gruppe vermutlich ein Do-or-Die-Spiel gegen Jordanien oder Thailand ins Haus. Natürlich: Südkorea, Achtelfinalist bei der WM 2015, sollte sich durchsetzen, aber nachdem man in der Vorqualifikation schon Nordkorea eliminieren musste, werden nun die nächsten Brocken vorgesetzt. Den leichten Weg zur WM nimmt das Team nicht.

Unmöglich ist es für Südkorea aber auch keineswegs, vor Japan zu landen und direkt zur WM zu fahren. Japan, Weltmeister 2011 und WM-Finalist 2015, hatte das Olympia-Turnier 2016 (neben Niederlagen gegen China und Australien) auch durch ein 1:1 gegen Südkorea verpasst. Das einzige Duell seither hat Japan mit viel Mühe und ein spätes Tor 3:2 gewonnen. Seit ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren hat Teamchefin Asako Takakura das damals heillos überalterte Team deutlich verjüngt. Aber was die Spielidee betrifft, probiert und versucht und experimentiert Takakura herum, ohne bisher auf einen grünen Zweig gekommen zu sein. Die Defensive ist beim Verteidigen schneller Vertikalbälle zu langsam, der Aufbau zu schlampig.

Die andere Richtung hat zuletzt Australien eingeschlagen. Man war nach 2007 und 2011 auch 2015 im WM-Viertelfinale, hat sich aber erst in den letzten vier Jahren tatsächlich zu einem Team aus der erweiterten Weltklasse entwickelt. Angeführt von Sam Kerr (der derzeit deutlich weltbesten Stürmerin) und ausgestattet mit einer eingespielten und mittlerweile auch routinierten Mannschaft sowie einer klaren Spielidee (Vorwärtsverteidigen) sind die „Matildas“ zwischenzeitlich auf Platz vier in der Weltrangliste geklettert – Rekord – und klarer Favorit auf den Turniersieg.

Bisherige Titelträger: 1975 Neuseeland, 1977 1979 1981 Taiwan, 1983 Thailand, 1986 1989 1991 1993 1995 1997 1999 China, 2001 2003 Nordkorea, 2006 China, 2008 Nordkorea, 2010 Australien, 2014 Japan.

Copa América Femenino

Die Top-2 jeder Gruppe qualifizieren sich für die Finalrunde, wo noch einmal jeder gegen jeden spielt. Der Sieger und der Zweite des in Chile ausgetragenen Turniers fahren direkt zur WM (das werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Brasilien und Kolumbien sein), weshalb es in Wahrheit wohl nur darum geht, wer Dritter wird und ins Playoff gegen den Concacaf-Vierten (also wohl Costa Rica oder Mexiko) einzieht.

Die Favoriten

Bei Brasilien herrscht nach der schlimmen WM 2015 (Aus im Achtelfinale) und dem enttäuschenden olympischen Heim-Turnier 2016 (nur Vierter) latente Unruhe. Der weithin als unfähig betrachtete Teamchef Vadão musste gehen, mit Emily Lima wurde erstmals eine Frau engagiert. Nach nur einem Jahr wurde Lima letzten Herbst aber nach Niederlagen gegen Deutschland, USA und Australien – also die Creme de la Creme – wieder entlassen.

Vadão wurde zurückgeholt, mutmaßlich nur, weil er ein Mann ist. Empört traten langjährige Stammspieler wie Cristiane und Rosana umgehend aus dem Team zurück – zumindest vorläufig, denn Cristiane ist wieder im Kader zurück. Einem Kader, bestehend fast ausschließlich aus USA- und Europa-Legionären – dieser ist absolut erweiterte Weltklasse, auch die langjährige Neulengbach-Verteidigerin Mônica ist mit dabei. Der Trainer kann da wohl nicht ganz mithalten.

Bei Kolumbien gibt es deutlich weniger individuelle Qualität, aber dafür deutlich mehr Ruhe und Kontinuität. Seit 2017 gibt es auch eine nationale Meisterschaft, letztes Jahr hat der langjährige Co-Trainer Nelson Abadia den Posten des Teamchefs übernommen (Vorgänger Taborda wurde Sportdirektor), und mit Catalina Usme und Yoreli Rincon gibt es auch gute Spielerinnen – aber die Leistungsdichte dahinter ist nicht ganz höchstes Niveau.

Die Außenseiter

In der (wohl etwas stärkeren) Brasilien-Gruppe ist Argentinien der Favorit auf Platz zwei. Das Team war die traditionelle zweite Kraft am Kontinent, bis Kolumbien vor knapp zehn Jahren etwas mehr Ernsthaftigkeit zeigte und locker vorbeizog. Die letzten zwei Pflichtspiele gegen Brasilien konnte die Albiceleste um Estefanía Banini (von US-Profiklub Washington Spirit) sogar gewinnen. Eines davon war aber gegen ein B-Team der Seleção bei den Südamerika-Spielen (mit nur vier brasilianischen A-Stammspielerinnen, ohne Marta und Cristiane).

Der andere Sieg, bei der letzten Südamerika-Meisterschaft (die auch als WM-Quali diente), brachte nichts: Nach dem 2:0 über Brasilien verlor man im entscheidenden Spiel gegen Ecuador nach schneller 2:0-Führung noch 2:3. So löste damals Ecuador das WM-Ticket. Bei diesem Team ist aber das ganz Drama des südamerikanischen Frauenfußballs sichtbar: Auf der Verbands-Homepage wurde das Team bis eine Woche vor Turnierstart nicht einmal erwähnt, das letzte Länderspiel datiert aus dem Juli 2015 und nach 18 inaktiven Monaten flog Ecuador aus der Weltrangliste raus. Damals war man so um Platz 50 herum klassiert.

Daher ist Venezuela vermutlich der größere Konkurrent für Argentinien. Dieses Team verfügt mit Deyna Castellanos über den wohl größten Social-Media-Star der Frauenfußball-Welt. Die bald 19-Jährige hat zweifellos großes Talent. Aber sie spielt US-College-Liga und ihr größter Erfolg ist Platz vier bei der U-17-WM (zweimal) – dennoch pushten sie ihre vielen Follower zu Platz drei bei der letzten Wahl zur Welt-Fußballerin des Jahres. Hier gibt es auch Österreich-Bezug: Kapitänin und Stürmerin Ysaura Viso hat 2017 den FFC Vorderland in die Bundesliga geschossen (und sich dann schwer verletzt) und ist im Winter nach Kolumbien gewechselt. Ihre Landsfrauen Yaribeth Ulacio und Sheila Sanchez spielen immer noch für den Klub aus Vorarlberg, stehen aber nicht im Team-Kader.

In der anderen Gruppe wird höchstwahrscheinlich Turnier-Gastgeber Chile mit Kolumbien in die Finalrunde einziehen. Seit man sich vor einem Jahr entschlossen hat, das Turnier auszurichten, wurde viel im Bereich Frauenfußball gemacht; Chile fegte in Testspielen 5:0 über die Argentinierinnen (die da aber ohne die Legionäre gespielt haben) und gar 12:0 über Peru hinweg, gegen Frankreich gab es eine erstaunlich knappe 0:1-Niederlage.

Mangels Konkurrenz hat der Titel selbst nicht den ganz großen Stellenwert – zumindest nicht für Brasilien. Sollte Kolumbien den Abo-Champion entthronen, wäre das sehr wohl ein riesiger Erfolg.

Bisherige Titelträger: 1991 1995 1998 2003 Brasilien, 2006 Argentinien, 2010 2014 Brasilien.

Hier gibt’s den genauen Zeitplan über die Spiele.

Auch in Afrika gibt’s Spiele: Hier wird die erste Qualifikationsrunde für den Afrikacup im Herbst ausgespielt. Der sportliche Wert ist dabei aber überschaubar und große Konsequenzen werden diese Matches auch nicht haben.

Von den fünf besten Teams im FIFA-Ranking haben vier für diese Runde ein Freilos (Nigeria, Kamerun, Südafrika und Äquatorialguinea), der fünfte (Ghana) ist als Endrunden-Veranstalter sowieso für das mit acht Teilnehmern ausgetragene Turnier gesetzt. Äquatorialguinea übrigens kann sich für den Afrikacup qualifizieren, nicht aber für die WM: Die FIFA hat den Verband wegen allzu kreativer Auslegung von Einbürgerungs-Zertifikaten für die Endrunde 2019 gesperrt.

Die Elfenbeinküste, WM-Teilnehmer von 2015, muss jetzt schon ran (gegen Marokko). Auch Simbabwe, Olympia-Teilnehmer von 2016, hat schon zwei K.o.-Spiele vor sich (gegen Namibia) – allerdings waren beide Teams recht überraschend bei den jeweiligen Turnieren dabei und es wäre eine große Überraschung, wenn sie sich auch für die WM 2019 in Frankreich qualifzieren würden.

Es gibt in Afrika auch zahlreiche Verbände, die gar kein Frauen-Team stellen: Ägypten beispielsweise, aber auch Tunesien, die DR Kongo oder der Benin.

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Südamerika bei der WM: Zwar wieder kein Titel, aber erneut breiter geworden https://ballverliebt.eu/2014/07/18/zwar-wieder-kein-titel-aber-suedamerika-stellt-sich-immer-noch-breiter-auf/ https://ballverliebt.eu/2014/07/18/zwar-wieder-kein-titel-aber-suedamerika-stellt-sich-immer-noch-breiter-auf/#comments Thu, 17 Jul 2014 22:34:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10428 Südamerika bei der WM: Zwar wieder kein Titel, aber erneut breiter geworden weiterlesen ]]> Nur ein Team von außerhalb konnte südamerikanische Teams in der K.o.-Runde besiegen. Eines! Was nur zeigt, wie stark und vor allem mit welcher beeindruckenden Breite die Teams aus Südamerika bei der WM auftrumpften. Mittlerweile sind nicht nur zwei Teams da, die Weltmeister werden können, sondern vier, die von extrem hoher Qualität sind. Und ein Fünfter war vor vier Jahren ja immerhin im Semifinale. In dem das Team des Gastgebers diesmal ja ein historisches Debakel erlitt.

Brasilien: Wo sind die ganzen Samba-Kicker hin?

Als die Seleção vor einem Jahr den Confed-Cup gewann, sah man eine Mannschaft, die nichts besonders innovatives machte, aber eine solide Mischung aus allen Einflüssen war, die es im modernen Fußball so gibt. Keine aufregende, aber eine grundsolide Truppe. Zwölf Monate später gab es den krachenden Einsturz eines Teams, das offenbar alles verlernt hatte, nicht als Mannschaft funktionierte und in dem Teamchef Scolari zu viel und zu lange an „seinen“ Spielern festhielt.

Brasilien
Brasilien: Wenn Fred der beste Mittelstürmer ist, hat die Seleção ein ziemlich massives Problem.

Dabei war eben in der Tat alles weg. Paulinho, der aus dem Mittelfeld den Punch bringen sollte, ist nach einem verlorenen Jahr in Tottenham ein Schatten seiner selbst. Hulk stagniert oder enwickelte sich sogar zurück. Fred ist eine Gemeinheit von einem Mittelstürmer, verglichen mit ihm war Toni Polster ein Dauerläufer.

In keinem Spiel konnte Brasilien wirklich überzeugen. Gegen Kroatien hätte man ohne das Elfer-Geschenk wohl nur 1:1 gespielt, Kamerun war kein Gegner, gegen Chile und Kolumbien wackelte man bedenklich, ehe es gegen Deutschland das 1:7-Desaster im Halbfinale setzte. Die vermutlich beste Leistung konnte man gegen Mexiko abrufen. Bezeichnenderweise gewann Brasilien dieses Spiel nicht.

Das Halbfinale, das in die WM-Geschichte eingehen wird, offenbarte drastisch, wie sehr die Mannschaft von Thiago Silva (der den Laden hinten zusammenhielt) und Neymar lebte. Unter dem Druck des Gewinnen-Müssens warfen die Spieler übermotiviert alle Grundlagen der Taktik über Bord und liefen Deutschland nicht ins Messer, sondern mit Anlauf in ein deutsches Katana.

Die grundsätzliche Frage, die sich Brasilien nach Platz vier bei der Heim-WM (was ja rein als Ergebnis eh nicht so schlecht ist) stellt, ist eine aus brasilianischer Sicht erschreckende: Wie kann es sein, dass es ausgerechnet im Land des Samba-Fußballs, im Land von Pelé, Garrincha, Zico, Romario, Ronaldo und Ronaldinho nur einen einzigen Offensiv-Akteur von Weltformat gibt? Inhaltliche Fehlleistungen und Spiele, in denen alles daneben geht, können immer mal passieren. David Luiz und Thiago Silva sind dennoch Weltklasse-Spieler, Luiz Gustavo trotz allem ein Sechser von internationalem Format. Aber Oscar tauchte völlig unter, Hulk ebenso. Alles hing an Neymar.

Die Seleção ist nicht in einem so tiefen Loch, wie es nun scheint. Der neue Teamchef, wer immer es sein wird, muss aber einen Weg finden, dass nicht alles zusammenklappt, wenn Neymar nicht dabei ist oder einen schlechten Tag hat. Und ganz generell muss sich der Verband etwas einfallen lassen, wie man wieder ein paar ordentliche Offensiv-Spieler und vor allem Mittelstürmer aus dem Zuckerhut zaubert. Denn was den Zug zum Tor angeht, ist man alleine in Südamerika nicht mehr unter den Top-3.

Argentinien: Wo ist die Hilfe für Messi?

Nein, dass die Albicelete prickelnden Offensiv-Fußball gezeigt hätte, könnte man nicht gerade behaupten. Auch, dass Lionel Messi zu jeder Zeit Herr der Lage ist und ein Kapitän, der vorangeht und die Kollegen pusht, wenn’s mal nicht läuft, kann man nicht sagen. Allerdings war der große kleine Mann von Barcelona fast immer zur Stelle, wenn seine Mannschaft mal ein Tor oder zumindest einen Assist von ihm brauchte.

Argentinien
Argentinien: Es lebte mehr von Messi, als bei der Besetzung nötig war. Aber es funktionierte.

Seltsam, aber obwohl die Qualität der Spieler direkt um Messi herum – Higuaín, Lavezzi, Agüero, natürlich Di María – deutlich höher ist als die der Nebenleute von Neymar, steht und fällt auch bei Argentinien alles mit einem Spieler. Die Auftritte des knapp unterlegenen Finalisten waren selten wirklich unterhaltsam und fußten vornehmlich auf einer außergewöhnlich sicheren Defensiv-Abteilung.

Die vom wahren Chef auf dem Feld dirigiert wurde, nämlich von Javier Mascherano. Er hatte mit Biglia einen patenten Adjutanten, hatte mit Garay und Demichelis sichere Hinterleute und Torhüter Romero zeigte ein sehr gutes Turnier, obwohl er bei Monaco nur in internen Trainings-Spielchen Praxis bekam.

Im Grunde spielte Argentinien so, wie Finalisten oft spielen: Hinten wenig anbrennen lassen, vorne im entscheidenden Moment zuschlagen. Wiewohl es Alejandro Sabella, so sehr es ihm an Charisma zu fehlen scheint, gelungen ist, die Gruppe zu vereinen, und sei es nur, um gemeinsam Sabellas Autorität öffentlich in Frage zu stellen. Seinen Grundsatz von „Humilidad y Trabajo“, von Demut und Arbeit, haben aber alle angenommen.

Nach dem überforderten Clown Maradona und dem ahnungslosen Selbstdarsteller Batista hatte Argentinien einen Teamchef gefunden, der sich ausschließlich mit dem sportlichen beschäftigt. Das wurde belohnt, aber um in vier Jahren auch wieder eine gute Rolle zu spielen, muss es gelingen, neue Schlüsselfiguern zu finden. Mascherano ist schon 30, Messi befindet sich seit einem, anderthalb Jahren am absteigenden Ast. Es wird sicherlich noch mehr Verantwortung auf Angel di María zukommen.

Denn Messi wird schon ein wenig mehr Hilfe benötigen, in Zukunft.

Kolumbien: Wäre mit Falcao noch mehr möglich gewesen?

Er war eine Augenweide, dieser James Rodríguez (der, um das ein für allemal festzuhalten, NICHT „dscheims“ heißt, sondern „chames“). Vorbereiter, Vollstrecker, Gegenspieler-Verrückt-Macher, und das alles mit einem Babyface, das das genau Gegenteil der wilden Erscheinung Carlos Valderrama ist. Kolumbien stürmte unaufhaltsam ins Viertelfinale und hatte dort gegen Brasilien zu spät gemerkt, dass man gar keine Angst vor dieser Truppe haben muss.

Kol
Kolumbien: Eine Augenweide. Tolle Spieler, viel Initiative, und das nicht mal in Bestbesetzung

Weshalb sich die Frage stellt: Wäre mit einem fitten Radamel Falcao vielleicht sogar noch mehr möglich gewesen? Denn Teo Gutiérrez zeigte sich als hervorragender Arbeiter, als guter Mitspieler für James und Cuadrado, aber nicht als Vollstrecker. Während hinter im die vermutlich beste offensive Mittelfeld-Reihe des Turniers wirbelte. Dazu verwirrte man die Gegner mit permanenten Rochaden: Da agierte James mal als Sturmspitze, mal links, da ging Jackson Martínez mal ins Zentrum, dazu gab’s mit Armero und Zuñíga zwei forsche Außenverteidiger. Eine Augenweide.

Die Cafeteros bestätigten den Aufwärtstrend, der schon unter Hernán Dário Gomez begonnen wurde und José Néstor Pekerman, an sich ja ein ruhiges Gemüt, formte Kolumbien zu einer ähnlich aufregenden Mannschaft wie seine „Fabelhaften Peker-Boys“ aus Argentinien bei der WM 2006. Und das Schöne ist: Bis auf Kapitän Mario Yepes fällt in näherer Zukunft kein Stammspieler aus Altersgründen aus dem Team.

Kolumbien kann also als Ganzes noch besser werden. Und Falcao ist bald wieder zurück.

Chile: Ist diese Form konservierbar?

Nächsten Sommer findet in Chile die Cópa America statt. Die Roja hat dieses Turnier noch nie gewonnen und nach dem knappen und auch eigentlich nicht verdienten Achtelfinal-Aus gegen Brasilien versprach Arturo Vidal, dass sich das ändern wird. Die Vorzeichen sind gut: Die Mannschaft ist mit einem Schnitt von 26,5 Jahren noch relativ jung, alle haben die komplexen Taktik-Varianten von Teamchef Jorge Sampaoli verinnerlicht, und Vidal selbst war nicht mal voll fit.

Chile
Chile: Das mit Abstand aufregendste, was dieses WM-Turnier zu bieten hatte. Viel zu früh raus.

Und die Chilenen waren, wie schon vor vier Jahren unter Marcelo Bielsa, eine überaus geile Mannschaft. Sampaoli ist ein im positiven Sinne fußballerischer Geistesgestörter, ein Besessener, ein Freak. Und so spielen auch seine Teams. Wie einst das 3-1-4-2-Monster von La U, wie das 2-1-3-4-0-Gebilde, das Australien eine halbe Stunde lang verzweifeln ließ. Wie das Pressing-Ungetüm, das Xabi Alonso so sehr in den Wahnsinn trieb, dass dieser sich nach einer Halbzeit traumatisiert auswechseln ließ.

Und mit Eduardo Vargas hat man nun auch endlich einen Stürmer, der auch mal Tore macht, Alexis Sánchez in Top-Form bringt auch die nötige Direktheit mit. Marcelo Díaz auf der Sechs – neben Mena, Aranguiz und Silva einer von vier Stammkräften, die unter Sampaoli bei La U gespielt haben – ist die personifizierte Balance. Dazu ist Claudio Bravo ein exzellenter Torhüter.

Und wohlgemerkt: Im ganzen Kader gibt es nicht einen einzigen gelernten Innenverteidiger. Keinen.

Chile hat es absolut drauf, auf absehbare Zeit eine bestimmende Kraft in Südamerika und damit auch in der Welt zu werden bzw. zu bleiben. Wenn Pinilla gegen Brasilien in der 120. Minute nicht die Latte, sondern das Tor getroffen hätte, wer weiß, wie weit Chile gekommen wäre.

Eines ist nur klar: Kein Team bei dieser WM ist mit dem nackten Resultat – Aus im Achtelfinale – so massiv unter Wert geschlagen worden wie Chile. Jetzt muss nur noch die Form bis nächstes Jahr konserviert werden.

Uruguay: Wer folgt den alten Herren?

José Maria Giménez erspielte sich schon einen Stammplatz bei den Großen, Stürmer Nico López kommt bei Udinese regelmäßig zum Einsatz, Linksaußen Diego Laxalt bei Serie-A-Absteiger Bologna. Aber sonst? Keiner der Mannschaft aus Uruguay, die vor einem Jahr Vize-Weltmeister bei der U-20-WM wurde, ist auch nur in der Nähe eines Stammplatzes bei einem halbwegs vernünftigen Klub, geschweige denn in der Nähe der Nationalmannschaft. Das wird über kurz oder lang zum Problem werden.

Uruguay
Uruguay: Fast alles hing an Godín und Suárez. Folgt nun der Generationswechsel bei der Celeste?

Denn obwohl man sich alte Willenskraft zeigte und somit England und Italien in 50:50-Spielen nieder ringen konnte, bleibt nach dem WM-Turnier, das mit einer Demontage im Achtelfinale gegen Kolumbien endete, die Erkenntnis: Besser ist Uruguay nicht geworden. Noch mehr als zuletzt schon hängt praktisch alles an Luis Suárez vorne und Diego Godín hinten.

Der Rest ist, bei allem Respekt, braver Durchschnitt und es ist weit und breit niemand in Sicht, der etwa im Mittelfeld das Spiel an sich reißen könnte. Arévalo ist nicht der Typ dafür, Lodeiro ist ein seit Jahren steckengebliebenes Talent, Cavani ist im Trikot von PSG wesentlich gefährlicher.

Und dann wird auch noch der ganze Auftritt überschattet von Suárez ekelhafter Dummheit gegen Italien. Die folgende Sperre heißt, dass Suárez die Copa America nächstes Jahr verpasst. Das wird für Langzeit-Teamchef Tabárez die Nagelprobe werden. Noch ein weiteres Mal mit den alten Recken, aber ohne den besten Spieler versuchen, alles rauszuquetschen, oder im Wissen um die Chancenlosigkeit, um den Titel mitzuspielen, den Umbau starten?

Die Antwort darauf wird gleichzeitig die Antwort auf die Frage sein, ob sich Tabárez, 67 Jahre alt, den Generationswechsel noch antun will.

Ecuador: Wäre die Quali auch ohne Höhenlage gelungen?

Immerhin: Seine drei Tore (also alle, die Ecuador bei dieser WM schoss) brachten Enner Valencia einen Premier-League-Vertrag bei West Ham ein. Sehr viel mehr wird aber nicht bleiben. La Tri verlor zwar nur knapp gegen die Schweiz und rang Frankreich ein verdientes Remis ab, aber dennoch hinterließen die drei Spiele vor allem eines: Verwunderung ob des antiquierten Spielstils der auch nicht mehr ganz jungen Mannschaft.

Ecuador
Ecuador: Mit dem flachen 4-4-2 und Konzentration auf die Flügel war das reichlich antiquiert.

Neben Honduras kam nur noch Ecuador mit einem flachen 4-4-2 mit zwei defensiven Mittelfeld-Leuten in einem damit unterbesetzten Zentrum auf, das Spiel nach vorne passierte praktisch ausschließlich über die Flügelspieler Valencia und Montero. Sturmspitze Caicedo fiel in den ersten zwei Spielen nur durch seine Mähne auf, und im dritten nicht mal mehr das, weil er zwischendurch beim Friseur war.

Anders als Enner Valencia. Der Angreifer, der nur durch den plötzlichen Tod von Chicho Benítez vor einem Jahr in die Mannschaft gerutscht war, war beweglich, hatte Übersicht und war auch torgefährlich.

Inhaltlich aber hat sich Ecuador seit der WM 2006, als man mit einem flachen 4-4-2 souverän das Achtelfinale erreichte und dort eher unglücklich England unterlag, keinen Zentimeter weiterentwickelt. Das Team vor acht Jahren war auch individuell echt gut (mit Leuten wie Delgádo, Méndez, dazu Reasco und De la Cruz als AV). Dieses ist eher wieder eines wie 2002, das sich wegen der Höhenlage in den Quali-Heimspielen zur Endrunde gemogelt hat.

Natürlich: Mit Carlos Gruezo von Stuttgart gibt es ein Riesen-Talent im zentralen Mittelfeld. Aber der hat vor drei Jahren noch U-17-WM gespielt. Für eine tragende Rolle bei einer WM der Großen war’s noch ein wenig früh.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Juni 2015 in Chile

Die Brasilianer, die viel gutzumachen haben. Die Argentinier mit Messi, der so knapp dran war, aber nun immer noch keinen Nationalteam-Titel gewonnen hat. Der Offensiv-Wirbel der Kolumbianer. Und natürlich die positiv Verrückten von Gastgeber Chile. Nicht zu vergessen Titelverteidiger Uruguay, der zeigen muss, wie er sich selbst neu erfindet.

Die Copa America, die in einem Jahr stattfindet, ist von der Ausgangslage elf Monate davor die wohl spannendste seit Jahrzehnten, weil sie mehr ist als nur das programmierte Finale zwischen Brasilien und Argentinien, sondern  es gleich zwei Teams gibt, die mindestens auf Augenhöhe mit ihnen sind, wenn nicht sogar schon besser. Die Teams des südamerikanischen Kontinents rücken immer weiter zusammen. Eine Entwicklung, die nur gut sein kann.

Fünf der sechs CONMEBOL-Teams überstanden die Vorrunde, und es gab nur ein Team von außerhalb, das K.o.-Spiele gegen das Quintett gewinnen konnte (Deutschland). Anders gesagt: Hätte man sich nicht gegenseitig eliminiert, wäre die kollektive Stärke noch viel augenfälliger geworden. Andererseits hat es nun drei Turniere hintereinander keinen südamerikanischen Weltmeister gegeben – die längste Durststrecke der Geschichte. Weil die beiden Großen im entscheidenden Moment wieder Federn ließen und die Nachrücker halt doch noch nicht ganz so weit sind.

Noch.

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Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/ https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/#comments Sun, 17 Jul 2011 01:37:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5327 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! weiterlesen ]]> Es hatte sich schon in der Gruppenphase angedeutet. Und im Viertelfinale war es nun soweit: Gastgeber Argentinien scheidet bei der Copa América aus! Weil Uruguay auch in Unterzahl das Konzept eisenhart durchzog, Torhüter Muslera eine Weltklasse-Leistung bot. Und Tévez im Elfmeterschießen nicht traf. Der Lohn für Uruguay: Halbfinale gegen Senstations-Team Peru, das Kolumbien eliminierte!

Argentinien - Uruguay 1:1 n.V., 4:5 i.E.

Die Formation, die Sergio Batista in dieses Viertelfinale schickte, war die selbe wie beim überzeugenden 3:0 gegen Costa Rica. Allerdings schafften es die Urus, wie nicht anders zu erwarten war, deutlich besser, damit umzugehen: Sie spielten kompromisslos gegen den Mann, sehr körperlich und robust. Ohne den weiterhin nicht fitten Edinson Cavani griff Teamchef Tabárez auf jenes 4-4-2 zurück, mit dem er Mexiko mit 1:0 geschlagen hatte.

Der frühe Führungstreffer für Uruguay – Diego Pérez war am langen Pfosten alleinegelassen worden, sodass er die Kopfballablage nach einem Freistoß über die Linie drücken konnte – spielte der Celeste natürlich zusätzlich in die Hände. Was Tabárez spielen ließ, hatte mitunter etwas von Manndeckung

Mann gegen Mann

So passte in der Zentrale Egídio Arévalo explizit auf Messi auf, Diego Pérez übernahm den wiederum auf halblinker Position agierenden Di María; der von der linken Flanke nach innen ziehenden Kun Agüero wurde von Maxi Pereira, mit der Ausnahme von ein oder zwei Szenen, zur Unsichtbarkeit degradiert.

Der Schlüsselspieler bei Uruguay war aber einmal mehr Álvaro Pereira auf der linken Mittelfeldseite. Er schaffte es zum einen, den gegen Costa Rica noch sehr starken Mariano Zabaleta weit hinten zu binden, was dem argentinischen Spiel das letzte Fünkchen Breite nahm. Und andererseits war er der Hauptlink zwischen Defensive und dem Stürmerduo Forlán/Suárez. Keine neue Rolle für ihn: Das war schon bei der WM in Südafrika sein Job.

Ausgleich änderte nichts, Ausschluss wenig…

Argentinien kam nach einer Viertelstunde zum Ausgleich, Higuaín hatte sich bei einem Freistoß von Messi im Rücken von Lugano gelöst. Weiterhin attackierte die Uru-Mittelfeldreihe relativ hoch und früh, während sich die Abwehrkette eher passiv dahinter aufreihte. Im Spiel nach vorne war vor allem Suárez von der argentinischen Hintermannschaft kaum anders als mit Foul zu stoppen.

Aber weil auch die Urus mit einiger Härte weitermachten, zeichnete sich bald ab, dass das Spiel nicht mit 11 gegen 11 zu Ende gehen würde. Kurz vor der Pause war es dann so weit: Diego Pérez, der Bewacher von Di María, sah nach einem taktischen Foul kurz vor der Halbzeit die Ampelkarte. Die Reaktion von Uruguay: Praktisch keine. Tabárez ließ einfach in einem 4-3-2 weiterspielen.

…weil Zanetti völlig nutzlos war

Das ging sich aus, weil von Zanetti auf der Position des Rechtsverteidigers nicht die geringsten Impulse kamen, der Oldie völlig nutzlos für das Spiel der Argentinier war. Überspitzt formuliert reichte es völlig aus, ihn von Álvaro González und Maxi Pereira von der weite böse Blicke zuzuwerfen. Die Dreierkette im Mittelfeld teilte sich nun Messi und Di María einfach untereinander auf, auch weil Gago weiterhin keine wirkliche Rolle zugedacht bekam. Es gab niemanden, den er zu bewachen hatte – allenfals Álvaro Pereira, der nun aber selbst vermehrt defensiv zu tun hatte.

Das Signal zum Schlussspurt war die Einwechslung von Javier Pastore für den abmontierten Di María. Der neue Mann ging ind Zentrum und Messi wich etwas weiter auf den rechten Flügel aus, die beiden Edeltechniker spielten viel besser zusammen als das zuvor mit Di María geklappt hatte. Dass die Uru-Defensive ob der vermehrten Laufarbeit müder wurde, spielt da natürlich auch eine Rolle.

Muslera rettet, Mascherano „gleicht aus“

Auch, wenn Uruguay aus Kontern ständig brandgefährlich blieb, war Argentinien am Drücker, und nur einige unglaubilche Rettungstaten von Fernando Muslera im Uru-Tor hielten das 1:1 fest. Ehe Javier Mascherano auf dem Feld wieder für Gleichstand sorgte: Obwohl es kaum mehr als ein Allerweltsfoul war, musste der Sechser in Minute 86 mit Gelb-Rot vom Platz. So ging es mit gleich vielen Spielern und gleich vielen Toren in die Verlängerung.

Batista hatte schon zuvor Tévez für den gegen Maxi Pereira absolut chancenlosen Agüero gebracht, in Unterzahl fädelten sich dann Tévez, Messi und Pastore vor Gago (und dann vor Biglia, der als echter Sechser dann hineinkam) als kreative Dreiekette auf, Higuaín arbeitete vorne gegen Lugano und Scotti. Erstaunlich: Der verletzungsbedingte frühe Tausch von Scotti für Victorino blieb trotz eigenem und gengerischem Ausschluss der einzige von Tabárez bis zur 109. Miunte. Da gingen die müde gelaufenen Álvaro Pereira und Elgidio Arévalo (der zudem am Rande des Ausschlusses wanderte).

Unterhaltsame und spannende Verlängerung

Der von beiden Teams gut genützte vermehrte Platz auf dem Feld sorgte ebenso für eine äußerst kurzweilige Verlängerung wie die Tatsache, dass beide Mannschaften ganz offensichtlich kein dringendes Bedürfnis hatten, ins Elfmeterschießen zu gehen und dieses somit aktiv verhindern wollten. Chancen gab es auf beiden Seiten und letztlich wäre ein Sieg weder für Uruguay noch für Argentinien nicht unverdient gewesen.

Am Ende ging es aber doch ins Shoot-Out. Bei dem Lionel Messi zwar für Argentinien seinen Versuch sicher verwertete, das taten danach aber auch alle fünf Urus – Forlán, Suárez, Scotti, Gargano und Cáceres. Bei Argentinien allerdings brauchten Pastore und Higuaín schon mächtig Glück. Tévez hatte das nicht: Der überragende Muslera parierte seinen Versuch.

Womit der Gastgeber aus dem Turnier raus ist…

Fazit: Unglücklich verloren, aber verdient ausgeschieden

…und Sergio Batista seinen Job wohl los. Denn seine Mannschaft war in diesem Spiel gegen Uruguay sicherlich nicht die klar schlechtere Mannschaft. Aber über das Turnier gesehen hat Argentinien einfach viel zu wenig gezeigt, um irgend welche Ansprüche auf einen Halbfinal-Einzug oder gar mehr zu stellen. Der haarsträubende Auftritt gegen Bolivien, danach sie exakt selben Fehler gegen Kolumbien – Batista hat sich selbst geschlagen. Ein einziger Sieg bei einem Heimturnier, und das gegen eine U23 aus Costa Rica, ist für einen Titelanwärter eine beschämende Bilanz.

Batista schaffte es nicht, Messi dauerhaft zum funktionieren zu bringen. Er fand keine Antwort auf den Mangel an Außenverteidigern (Dreierkette wäre eine Idee gewesen). Er konnte nicht konsequent für Breite sorgen. Es kam zu wenig aus dem Mittelfeld hinter Messi. Alles spielerische Brandherde, die nicht einmal ausgetreten wurden, geschweige denn gelöscht.

So darf sich Uruguay über ein vermeintlich leichtes Halbfinale gegen Peru freuen. Die Celeste zog ihr gut funktionierendes Defensiv-Konzept auch nach dem Ausschluss unbeirrt durch und wurde damit belohnt, dass Messi viel auf sich alleine gestellt war, weil Di María, Agüero, Zabaleta und damit auch Higuaín kaum ein Faktor waren. Außerdem hat ein Team das Weiterkommen einfach verdient, dass nach 120 aufregenden und kräftezehrenden Minuten noch fünf Elfmeter so bombensicher verwandeln kann.

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Was kann Kolumbien wirklich? Mäßig gegen Costa Rica, stark gegen ein nicht funktionierendes Team aus Argentinien, überhaupt nicht gefordert von Bolivien. Es war nicht möglich, Kolumbien einzuschätzen – aber Peru legte die Stärken der Cafeteros lahm und offenbarte so deren Schwächen.

Peru - Kolumbien 2:0 n.V.

Das größte Problem der Kolumbianer in ihrer Formation war das zu große Loch zwischen den fünf defensiven Spielern und den offensiven. In diesem Bereich konnten sich die Peruaner ohne große Mühe so stellen, dass es den Kolumbianern nicht möglich war, durch das Zentrum Guarín und Aguilar zu bedienen.

Was aber nötig gewesen wäre, denn durch die hohe Positionierung von Advincula und vor allem Vargas waren die im Turnierverlauf so starken kolumbianischen Außenverteidiger Zuñíga und Armero so zurückgedrängt, dass sie auf den Flügeln das im Zentrum entstandenen Loch nicht umgehen konnten. Die Folge: Kolumbien hatte es extrem schwer, den Ball sinnvoll in die gegnerische Hälfte zu bringen. Die wenigen echten Chancen, die es gab, vergab vor allem Falcao.

Peru neutralisiert Guarín

Beim Außenseitern aus Peru war die Aufteilung im Mittelfeld durchaus interessant. Hier stand mit Balbín der Sechser recht tief, Cruzado spielte schräg vor ihm aber weder einen zweiten Sechser, noch war er auf der Höhe der Offensivreihe. Er mischte sich auch nicht, wie für einen Achter sonst üblich, in das Spiel nach vorne ein – er hatte nur einen Auftrag: Die Kreise von Fredy Guarín so nachhaltig wie möglich zu stören.

Chiroque neben ihm rückte indes immer wieder in die Spitze auf und spielte mitunter beinahe auf einer Höhe mit Guerrero. Peru-Teamchef Makarián hatte offenbar deutlich weniger Angst vor Aguilar, an dem das Spiel auch ohne Sonderbewachung vorbei lief. Die Offensive der Peruaner hatte vor allem zwei Mittel zu Bieten: Lange Bälle zum einen und Vargas zum anderen. Letzterer sorgte er für viel Betrieb, aber wenig Gefahr.

Zusätzliche Kontrolle im Mittelfeld

In der Halbzeit ließ Makarián Advincula in der Kabine und brachte mit Carlos Lobatón dafür einen zusätzlichen Mann für das defensive Mittelfeld, einen, über den das Umschalten von Defensive auf Offensive laufen kann. Er stand etwas tiefer im Zentrum, wodurch Peru im Ballbesitz ein recht klares 4-3-3 spielte. So gelang es weiterhin, die Flügel in Schach zu halten und im Zentrum hatte Peru die gegnerische Offensive nun auch im Griff.

Wenn es mal so weit ist, dass Mondbälle von Innenverteidiger Yepes noch die gefährlichste Variante sind, dem Gegner zuzusetzen, spricht das nicht für Kolumbien – die Gelben agierten auch nach der Pause behäbig und uninspierert, langsam und auch etwas lustlos.

Aufbäumen in Ansätzen

Umso bitterer wäre es gewesen, durch einen wirklich dämlichen Elfmeter – Rodríguez hatte Moreno umgerissen – dann doch in Rückstand zu geraten, aber Falcao nahm die Einladung nicht an und knallte den Strafstoß links am Tor vorbei. Hernán Darío Gómez brachte in der Folge Rodallega für den völlig enttäuschenden Ramos, das Problem wurde damit aber nicht behoben: Ohne Unterstützung von hinten waren die kolumbischen Außenstürmer völlig wertlos.

So orientierte sich Rodallega oftmals in die Mitte und Guarín wich etwas aus, wirklich gebracht hat das aber kaum – so war ein kolumbianisches Aufbäumen in Ansätzen zwar erkennbar, aber wirklich zwingend war das lange nicht. Und doch hätte Guaríns Lattenschuss in der Nachspielzeit beinahe doch noch für den späten Sieg gesorgt.

Peru nützt die Fehler aus

Auch in der Verlängerung änderte sich das Bild des Spieles nicht – Peru legte die Seiten lahm und machte die Mitte zu. Unterschied zur regulären Spielzeit: Der Kolumbianische Schlussmann Neco Martínez patzte! Er konnte einen Freistoß wegen eines Crashs mit seinem eigenen Mitspieler Yepes nicht festhalten und Lobatón wuchtete den Ball von der Strafraumgrenze zum 1:0 unter die Latte.

Die Reaktion von Kolumbien? Außer Panik-Wechseln keine. Mit Teó Gutiérrez und Jackson Martínez kamen noch zwei Stürmer, aber ohne die ausgewechselten Aguilar und Sánchez fehlten nun nicht nur Spieler, welche die vielen Spitzen nun bedienen hätten können, sondern auch die Absicherung nach hinten. So fand Peru bei Kontern natürlich mehr Platz vor – und nachdem Martínez wieder zu kurz geklärt hatte und Vargas zum 2:0 traf, war alles entschieden.

Fazit: Kolumbien fehlt der Plan B

Peru hat gezeigt: Wenn man die so starken Außenverteidiger Zuñíga und Armero aus dem Spiel nimmt, steht das komplette Spiel der Kolumbianer still. Das alleine wäre aus Sicht der Unterlegenen noch halb so schlimm, aber es wurde 120 Minuten lang offensichtlich, dass es keinen Plan B gibt, wenn von den Außen nichts kommt und Guarín ständig einer auf den Füßen steht.

So hat Peru letztlich verdient gewonnen, weil man den eigenen Matchplan wunderbar durchgebracht hat und spät, aber doch auch selbst getroffen hat. Ja, zweimal auf Einladung des kolumbianischen Schlussmannes, aber immerhin. Im Semifinale sind die Peruaner wiederum Außenseiter und müssen das Spiel nicht selbst gestalten – und das liegt ihnen ja besonders.

(phe)

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Copa, Tag 9: Kolumbien spaziert locker zum Gruppensieg https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-9-kolumbien-spaziert-locker-zum-gruppensieg/ https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-9-kolumbien-spaziert-locker-zum-gruppensieg/#comments Sun, 10 Jul 2011 21:49:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5185 Copa, Tag 9: Kolumbien spaziert locker zum Gruppensieg weiterlesen ]]> Im Schongang, ohne Mühe, mit Halbgas – alles Attribute, die auf den souveränen 2:0-Sieg von Kolumbien gegen die erschreckend harmlosen Bolivianer zutreffen. Unnötiger Kräfteverschleiß wurde erfolgreich vermieden.

Kolumbien - Bolivien 2:0

Hoch stehen und dem kolumbianischen Mittelfeld den Platz zum Lenken nicht gewähren – das war die Marschroute des bolivianischen Teams in der ersten Phase des Spiels. Teamchef Quinteros war nach den beiden Ausschlüssen beim Kollaps gegen Costa Rica zu personellen Umstellungen gezwungen, aber am 4-4-2 änderte er nichts.

Bei Kolumbien startete die erwartete Stammelf, mit dem einzigen sichtbaren Unterschied, dass Ramos und Moreno höher standen als in den Spielen zuvor und aus dem 4-1-4-1 somit eher ein 4-3-3 wurde. Fredy Guarín und Radamel Falcao kennen das ja, unter André Villas-Boas bei Porto wurde ja genauso gespielt, und auch dort haben diverse Gegner versucht, hoch zu stehen (sehr eindrucksvoll ist etwa Villarreal im EL-Semifinale daran gescheitert).

Auch Dayro Moreno beherrscht den Lochpass

Dem kolumbianischen Team fehlte es zunächst am Tempo vor allem im Umschalten nach Ballgewinn, aber auch an der Bewegung, um die beiden bolivianischen Viererketten in Verlegenheit zu bringen. Somit plätscherte das Spiel eine Viertelstunde lang vor sich hin, ehe nicht der eigentlich dafür vorgesehene Guarín, sondern Dayro Moreno aus der Tiefe einen sensationellen Lochpass auf Falcao spielte, der alleine acht Bolivianer aus dem Spiel nahm. Falcao musste nur noch den vielen Raum im Rücken der Viererkette nützen und schob mühelos zum 1:0 ein.

Womit wiederum die Bolivianer gefragt waren, schließlich brauchten sie einen Sieg, um noch ans Viertelfinale denken können zu dürfen. Aber wie schon gegen Costa Rica zu sehen war, können die Männer aus dem Hochland ein Spiel nicht selbst gestalten – und was gegen die U23 von Costa Rica nicht geht, funktioniert gegen das abgebrühte Team aus Kolumbien noch viel weniger.

Elfmeter entscheidet Spiel…

Den Kolumbianern boten sich nun etwas mehr Räume, vor allem über die Flügel, weil Bolivien dort am ehesten versuchte, nach vorne zu kommen. So war es fast logisch, dass sich mit Zuñíga und Armero die beiden bisher wohl besten Außenverteidiger dieser Copa genüsslich nach vorne einschalteten, und es Armero war, der im gegnerischen Strafraum recht plump von Amador gelegt.

Falcao verwandelte sicher, womit die Bolivianer natürlich endgültig geschlagen waren. Das Tempo wich nun merklich aus dem Spiel, weil beide Teams wussten, dass der Leistungsunterschied viel zu groß war, um noch ernsthaft von einer radikalen Wende träumen zu können.

…und beendet es

Und so verwundert es nicht, dass die verbleibende Stunde zu einem tempo- und einsatzarmen Freundschaftsspiel mutierte. Die Kolumbianer verteidigten nicht mehr allzu konsequent am Mann, konnten aber mit geschicktem Stellungsspiel die vielen Ungenauigkeiten im bolivianischen Aufbau nützen, um die Partie zu jedem Zeitpunkt ohne jede Mühe im Griff zu haben.

Die Bolivianer versuchtes es ihrerseits sehr wohl, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln noch für so etwas wie Torgefahr zu sorgen, aber dazu fehlte es an der Präzision und an der Durchschlagskraft. So konnte es sich Hernán Dario Gómez erlauben, die gelbvorbelasteten Guraín und Moreno vom Platz zu nehmen, ohne die geringsten Befürchtungen haben zu müssen.

Fazit: Bolivien einfach zu schwach

Von den zehn südamerikanischen Teams ist jenes aus Bolivien, dem beachtlichen 1:1 zum Auftakt gegen Argentinien zum Trotz, schon mit einigem Abstand das Schwächste. Es fehlt jeglicher Plan, wie auf eine halbwegs durchdachte Art und Weise die Stürmer ins Spiel gebracht werden sollen, und ist der Ball doch einmal vorne, verstümpert vor allem Marcelo Moreno. Bolivien hat in 270 Minuten Copa América ein einziges Tor zu Wege gebracht, und das war ein über die Linie genudeltes halbes Eigentor aus einer Ecke. Das ist kein Zufall.

Die Kolumbianer mussten sich wirklich nicht anstrengen, um zu einem extrem kräfteschonenenden und nie auch nur im geringsten gefährdeten 2:0 im Schongang zu kommen. Nun warten für den damit feststehenden Sieger der Gruppe A allerdings fünf freie Tage, ehe es gegen einen Gruppendritten ins Viertelfinale geht – genug Zeit also, um nach diesen 90 Minuten Bewegungstherapie den Rhythmus zu verlieren. Als Gradmesser für den weiteren Turnierverlauf kann diese Partie natürlich nicht herhalten, weil man auf kein so schwaches Team mehr treffen wird.

(phe)

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Copa, Tag 5: Kolumbien vergrößert die argentinischen Schmerzen https://ballverliebt.eu/2011/07/07/copa-tag-5-kolumbien-vergrosert-die-argentinischen-schmerzen/ https://ballverliebt.eu/2011/07/07/copa-tag-5-kolumbien-vergrosert-die-argentinischen-schmerzen/#respond Thu, 07 Jul 2011 03:36:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5132 Copa, Tag 5: Kolumbien vergrößert die argentinischen Schmerzen weiterlesen ]]> Zweites Spiel, zweite Enttäuschung für den Gastgeber der Copa América: Auch gegen Kolumbien kommt Argentinien nicht über ein glückliches Remis hinaus. Was an eigenen taktischen Unzulänglichkeiten ebenso liegt wie an einer hervorragend eingestellten Elf aus Kolumbien, in der jeder genau wusste, was er zu tun hat.

Argentinien - Kolumbien 0:0

Wenn der argentinische Teamchef Sergio Batista überzeugt ist, auf dem richtigen Weg zu sein, rückt er nur ungern davon ab – selbst wenn das letzte Spiel gezeigt hat, dass er sich mit seinem Versuch, Barcelona zu imitieren, ohne dabei die Flügel adäquat zu besetzen, auf einem Holzweg befindet. So verzichtete er auch gegen Kolumbien auf die Dienste von Kun Agüero, der gegen Bolivien noch ordentlich Schwung in ein recht lahmes Spiel der Albiceleste gebracht hatte.

Wieder kaum argentinisches Flügelspiel

Dafür waren Tévez und Lavezzi wieder auf den Außenpositionen zu finden – zumindest nominell. Denn in der Praxis kamen beide eher aus dem Halbfeld als vom Flügel, was das argentinische Spiel sehr eng machte. Auch deshalb, weil Zanetti, der gegen Bolivien schon ein Totalausfall war, diesmal auf der linken Seite das machte, was er schon im Eröffnungsspiel gemacht hatte; gar nichts nämlich. Tévez war völlig auf sich alleine gestellt, am ehesten bekam er noch von Cambiasso Bälle. Aber auch so war seine Leistung schlecht: Er setzte sich in kaum einer Eins-gegen-eins-Situation durch, stand oft im Abseits, brachte seine Bälle nicht an den Mann.

Die einzige leichte Verbesserung, die bei Argentinien zu erkennen war, betifft den rechten Flügel. Zwar agierte auch Lavezzi wieder im überschaubaren Bereich, aber Mariano Zabaleta sorgte zumindest auf seiner Seite für deutlich mehr Vorwärtsbetrieb als bei Zanetti zu erkennen war.

Kolumbien presst im Zentrum

Der kolumbianische Teamchef Hernán Dario Gómez hatte schon vor dem Spiel zu Protokoll gegeben, dass er er für sinnlos erachtete, Messi manndecken zu wollen. Zwar ließ er ihn durch Sánchez durchaus bewachen, beließ es aber nicht dabei: Denn hinzu kam heftiges Pressing  in der Mittelfeldzentrale. Es war vor allem der Job von Fredy Guarín, auf den ballführenden Argentinier zu pressen, solange der Ball bei Mascherano, Banega oder dem noch etwas höher stehenden Cambiasso war. So wurde das Spiel auf die Flügel gezwungen und Messi, der höher stand als gegen Bolivien, war etwas abgeschnitten.

So hatte Kolumbien das Zentrum im Griff, und zudem brachten die Außenverteidiger Zuñíga und Armero sowohl defensiv als auf offensiv herausragende Leistungen. Sie erkannten, dass sie sich gefahrlos von Tévez und Lavezzi nach innen ziehen lassen konnten, weil es keine argentinischen Außen gab, die nachrückten. Gleichzeitig marschierten sie aber beide nach Ballgewinnen konsequent nach vorne, um die ständig rochierenden Ramos und Moreno zu unterstützen und die gegnerische Defensive auseinander zu ziehen, somit die extrem unsicheren Milito und Burdisso im Zentrum bloßzustellen.

Klarer Plan, klare Chancen – aber nur bei Kolumbien

Der Unteschied war greifbar: Während sich Batista praktisch ausschließlich auf die individuelle Klasse seiner Spieler verließ, ohne ihnen einen offensichtlichen Matchplan mit auf den Weg zu geben, wusste bei den Kolumbianern jeder genau um seine Rolle, und die ganze Mannschaft hielt sich mit großer Disziplin und großem Einsatz an die Direktiven: Defensiv pressen im Zentrum, offensiv kommen über die Außen. So war Kolumbien das klar bessere Team und hatte auch die klar besseren Chancen.

Es ist ausschließlich der Abschlussschwäche der Kolumbianer zu verdanken, dass die mit der Situation etwas überfordert wirkenden Argentinier nicht schon zur Pause mit 0:2 im Rückstand lagen – denn erst vergab Ramos alleine vor dem Tor stehend (19.), dann konnte Dayro Moreno einen haarsträubenden und viel zu kurzen Rückpass von Milito nicht nützen (25.), nachdem der in den Pass gesprintete Ramos elfmeterreif von Burdisso gefoult worden war; doppeltes Glück also für die Argentinier.

Umstellungen? Diesmal erst noch später

Hatte Batista gegen Bolivien noch in der Halbzeit umgestellt, einen zentralen Stürmer gebracht und das Flügelspiel aktiviert, blieb er diesmal tatenlos. So verstrich eine weitere Viertelstunde, ehe er sich doch zu einem Doppelwechsel durchringen konnte: Gago und Agüero kamen für Cambiasso und den einmal mehr enttäuschenden Lavezzi.

Immerhin, beide Maßnahmen zeigten durchaus Wirkung. Vor allem Fernando Gago brachte statt des hibbeligen Cambiasso deutliche Beruhigung ins defensive Mittelfeld, er strahlte mehr Ruhe am Ball aus, ließ sich vom Pressing nicht aus der Ruhe bringen und hielt seine Fehlpassquote gering. Und vor allem nahm der den zuvor sehr dominanten Guarín komplett aus der Gleichung. So war es mit der defensiven Kontrolle, die Kolumbien eine Stunde lang im Mittelfeld hatte, vorbei.

Breite fehlt immer noch

Ab ca. Minute 70

Was aber nichts daran änderte, dass es vorne immer noch an der Breite fehlte, um in der kolumbianischen Defensive Platz zu schaffen. Agüero nahm im Grunde nur die Position von Lavezzi ein, er machte das zwar mit mehr Klasse und mehr Energie, aber letztlich auch ohne echte Wirkung zu erzielen. Erst, als Batista 20 Minuten vor Schluss Higuaín statt des im Mittelfeld wegen des erhöhten Drucks und der dominanteren Rolle von Gago obsolet gewordenen Banega brachte, besserte sich die Situation.

Denn nun rochierten Tévez, Agüero und Higuaín vorne so, dass das Zentrum besetzt war, gleichzeitig aber auch die Flügel (vor allem der extrem fleißige Hugaín tat sich da hervor). Die letzten 10 bis 20 Minuten waren die mit Abstand besten der Argentinier in diesem Spiel, dennoch fehlte es offenbar am Glauben daran, wirklich noch etwas bewegen zu können – der gedankenversunkene Geischtsausdruck von Messi zehn Minuten vor Schluss, als ihn die Kamera in einer Behandlungspause lange in Großaufnahme zeigte, sprach Bände.

Und das, obwohl die ob ihres kräftezehrenden Spiels die Kolumbianer nur noch bedacht waren, das mehr als verdiente Unentschieden über die Runden zu bringen. Nach und nach nahm Gómez seine Angreifer aus dem Spiel – erst Falcao, dann noch Ramos und Moreno. Was sich in der 89. Minute noch rächen sollte: Denn Falcao hätte das Geschenk eines abgefangenen Querpasses von Burdisso wohl nicht so leichtfertig neben das Tor gesetzt als der für ihn eingewechselte Teo Gutierrez, als er alleine auf Romero zulief…

Fazit: Die selben Probleme, immer wieder

Zum zweiten Mal setzte Batista seine Startformation komplett in den Sand, seine Mannschaft wirkte planlos und hatte keine Antwort auf das intelligente Spiel der Kolumbianer. Wieder fehlte es an der Breite (wo blieb Di María?), wieder fehlte es am Tempo, wieder fehlte es an der Spielgenauigkeit. Wieder lieferten Lavezzi und Tévez eine enttäuschendes Spiel ab, wieder waren Cambiasso schwach und Zanetti richtig schlecht, wieder wackelte die Defensive, wieder waren die Mitspieler nicht in der Lage, Messi in Szene zu setzen, weil es wieder an der Gedankenschnelligkeit fehlte (wo war Pastore?), wieder brachte erst Agüero Schwung.

Immerhin, die Einwechslungen von Batista zeigten auch in diesem Spiel Wirkung, auch wenn das Resultat am Ende eine Enttäuschung bleibt. Nachdem seine Startformation aber nun schon zum zweiten Mal nicht funktioniert hat, muss man schon die Frage stellen, wo notwendige Konsequenz und eine gewisse Unbeirrbarkeit medialen Forderungen gegenüber aufhört, und wo selbstverliebte Sturheit anfängt.

Den Kolumbianern muss man ein Kompliment aussprechen für den hervorragenden Matchplan und die überzeugende Vorstellung. Vorwerfen muss sich das Team von Hernán Dario Gómez lediglich die mangelnde Chancenverwertung. Denn hätte Kolumbien dieses Spiel mit 3:0 gewonnen, hätte das den Chancen entsprochen und wäre  auch nicht ganz unverdient gewesen.

(phe)

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Copa, Tag 2 – Phase des Chaos bestraft https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-2-phase-des-chaos-bestraft/ https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-2-phase-des-chaos-bestraft/#respond Sun, 03 Jul 2011 10:52:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5097 Copa, Tag 2 – Phase des Chaos bestraft weiterlesen ]]> Geheimtipp Kolumbien? Mit einem matten Auftritt gegen Costa Rica hielten Falcao und Co. diese Rolle erfolgreich geheim. Ohne Tempo und ohne Inspiration brauchte es einen Ausschluss und folgendes Chaos beim Underdog, um zu einem 1:0-Erfolg zu kommen.

Kolumbien - Costa Rica

Ein mit Spielern in Europas Top-Ligen gespicktes Team auf der einen Seite, eine mit drei älteren Spielern verstärkte U23-Olympiaauswahl auf der anderen – eine klare Sache? Nur auf dem Papier. Denn Costa Rica machte Kolumbien das Leben deutlich schwerer als erwartet.

Kolumbiens Hernán Dario Gómez, der neben seiner Heimat (1998) auch Ecuador (2002) zur WM geführt hatte, schickte sein Team in einem 4-1-4-1 auf’s Feld, in dem Gustavo Bolívar als Sechser sehr tief stand. Über die Flügel sollten Dayro Moreno und Adrian Ramos für Betrieb sorgen, das klappte aber überhaupt nicht.

Räume eng im Zentrum, Räume eng auf den Flügeln

Ricardo la Volpe – der kettenrauchende Teamchef des Underdogs ist seit der WM 2006, als er Mexiko betreute, vor allem in deutschen Sprachraum als „El Fluppe“ bekannt – ließ sein junges Team in einem 3-1-4-2 auflaufen. Was die Mannschaft aus Costa Rica gut spielte und überall die Räume eng machte: In der Zentrale mit drei Mann plus den beiden Stürmern, die sich weit zurückzogen. Auf den Flügeln auch, indem im Notfall immer drei Mann Ramos und Moreno daran hinderten, zur Grundlinie durchzugehen: Der Wing-Back, der schnell nach außen rückende Mann im Halbfeld und schließlich auch der Vertreter aus der Dreier-Abwehr. Diese wiederum nahm Radamel Falcao quasi in den Kessel und ließ dem Porto-Superstürmer überhaupt keine Chance zur Entfaltung.

So schoben sich Yepes, Perea und Bolívar die Bälle hin und her, bis einer – meist Bolívar – den langen Ball auf die Flügel versuchte. Und dieser kam fast nie an. Costa Rica selbst allerdings schaltete nach Ballgewinn blitzschnell um und stürmte mit mindestens vier Mann, mitunter auch mehr, schnell in die sich noch sortierende kolumbianische Abwehr nach vorne. So kam der Favorit, trotz deutlichem Plus an Ballbesitz, kaum zu Chancen, während die Costaricaner mit ihren Gegenstößen eine ständige Gefahr ausstrahlten.

Ausschluss und Umstellungen

Nach einer halben Stunde sah der Costaricaner Randall Brenes nach einem Tritt auf Pereas Knie die rote Karte, was bei beiden Teams Umstellungen zur Folge hatte. Bei Costa Rica rückte nun Calvo immer wieder ins Mittelfeld auf, Leal ließ sich dafür zurückfallen und spielte den linken Mann in der Dreierkette, bzw. einen Linksverteidiger, wenn Calvo aufgerückt und auf der rechten Seite Salvatierra tief agierte. Das System bei Costa Rica schwankte nun zwischen einem 3-5-1 und einem 4-4-1, je nachdem, wo sich Calvo gerade aufhielt.

Auch Hernán Dario Gómez reagierte auf das unbefriedigende Spiel seiner Mannschaft und auf den dezimierten Gegner: Er nahm Aguilar vom Platz und brachte mit England-Legionär Rodallega eine zweite Sturmspitze zu Falcao, stellte gleichzeitig auf 4-4-2 um. So brachte er, weil Guarín nun auf einer Höhe mit Bolívar spielte, mehr Kontrolle ins Zentrum und sorgte für kürzere Passwege auf die Flügel, und hatte zudem eine zusätzliche Anspielstation in der Spitze.

Guaríns größte Stärke: Tore auflegen

Die Vorstöße der Costaricaner gingen deutlich zurück, auf den Flügeln wurde es etwas luftiger und Kolumbien hatte da mehr Platz, zudem wirkte der Außenseiter durch die etwas unklare Rolle von Calvo nicht immer so kompakt wie vor dem Ausschluss. Was seltsam ist, schließlich wurde ein Stürmer ausgeschlossen, was üblicherweise auf die Abwehrformation ja keine Auswirkungen hat.

So oder so, Guarín machte kurz vor dem Pausenpfiff, was er auch in einer starken Saison beim FC Porto am besten macht: Durch kluge Pässe Tore vorbereiten. So fand einer seiner Steilpässe den die Abseitsfalle einer in dieser Situation etwas porösen Abwehr austricksenden Ramos, der ohne Mühe zum 1:0 verwertete.

Ordnung wieder hergestellt

2. Halbzeit

In der Pause beendete La Volpe die 15-minütige Phase der Unordnung und brachte wieder Linie in das Spiel der Seinen. Calvo blieb wieder brav hinten in der Dreierkette, die Wing-Backs orientierten sich überwiegend defensiv, und eine offensive Raute sollte das kolumianische Mittelfeld unter Druck setzen, wie das in der ersten halben Stude so gut geklappt hatte. Elizondo kam für die Position ganz vorne.

Und sofort taten sich die Kolumbianer wieder schwer. Es fehlte das Tempo, um die Costaricaner auseinander zu reißen, zudem hatten diese wieder überall auf dem Feld eine Überzahl hergestellt – trotz des Ausschlusses in der ersten Halbzeit. Falcao und Rodallega standen gegen drei Verteidiger, Guarín und Bolívar standen gegen vier Mittelfeldspieler.

Zu wenig über die Flügel, zu wenig Tempo

Vor allem von Armero und Zuñíga kam viel zu wenig. Sie hätten Moreno und Ramos auf den Flügeln unterstützen müssen, statt dessen blieben sie vorsichtig und zurückhaltend.

So fehlte es Kolumbien an der Breite, und am Tempo sowieso. Sie spürten, dass man von Costa Rica keine Druckphase mehr befürchten musste und verwalteten die Führung etwas behäbig über die Zeit. Und als Gómez eine Viertelstunde vor Schluss Falcao rausnahm und Elkin Soto neben Bolívar in die Mittelfeld-Zentrale stellte, somit wieder zurückging auf ein etwas verwaschenes 4-1-4-1, war das auch ein Signal an die Mannschaft: Lasst es bleiben, das passt schon.

Fazit: Kolumbien wird sich steigern müssen

Es war im Endeffekt ein verdienter Arbeitssieg, aber die Leistung der Kolumbianer war alles in allem schon enttäuschend. Es ist das wohl am besten besetzte Team aus dem Land seit der Blütezeit des Narco-Fútbol bis Mitte der 90er-Jahre, da darf und muss man mehr erwarten als einen mühsamen 1:0-Erfolg gegen eine dezimierte U23-Mannschaft aus Costa Rica. Vor allem das Tempo und das Spiel über die Flügel fehlte.

Costa Rica hingegen zeigte sich durchaus couragiert und schaffte es erfolgreich, den Kolumbianern das Leben schwer zu machen: Gute Raumaufteilung, schnelle Gegenstöße. Was den Mittelamerikanern letztlich zum Verhängnis wurde, war die viertelstündige Phase der Unordnung zwischen Ausschluss und Halbzeit. Dennoch haben sie sich besser verkauft, als das zu erwarten gewesen wäre.

(phe)

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Verunsicherte, Experimentierende und heiße Außenseiter – Vorschau zur Copa America https://ballverliebt.eu/2011/07/01/verunsicherte-experimentierende-und-heise-ausenseiter-vorschau-zur-copa-america/ https://ballverliebt.eu/2011/07/01/verunsicherte-experimentierende-und-heise-ausenseiter-vorschau-zur-copa-america/#comments Fri, 01 Jul 2011 08:08:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5078 Verunsicherte, Experimentierende und heiße Außenseiter – Vorschau zur Copa America weiterlesen ]]> Als ob Gastgeber Argentinien nicht so recht an eine Euphorie geglaubt hat… Die Copa America 2011 sieht nur ein einziges Spiel, das Finale, in Buenos Aires, dafür kommen Provinzstädte wie Jujuy, Salta und San Juan zu Ehren. Sportlich ist der Veranstalter Favorit – aber einer mit Fragezeichen. Das steht aber nicht nur beim argentinischen Team.

Argentinien ist Gastgeber, Argentinien ist der Topfavorit, im Vorfeld wird nur über die Albiceleste berichtet – nur im Land des Veranstalters kommt man nach der beinahe nationalen Katastrophe des River-Abstiegs erst langsam zu sich. Für Teamchef Sergio Batista ist es ein Jahr nach Amtsübernahme eine zwiespältige Situation: Einerseits muss er den ersten Titel seit 1993 holen, andererseits will er schon in Richtung WM 2014 aufbauen und ein wenig experimentieren.

Gruppe A: Eine Barça-Kopie für Messi

Bei der Copa wird es Batista mit einem 4-3-3 versuchen, in dem Messi die falsche Neun gibt, also genau wie bei Barcelona. Nur: Ob ihn Mascherano, Cambiasso und Banega genauso bedienen können wie Xavi, Iniesta und Busquets bei den Katalanen? Nicht das einzige Fragezeichen. Offen ist auch die Frage, wer auf den Flügeln spielt. Batista wollte eigentlich Mega-Talent Pastore als Mann hinter einem höher stehenden Messi aufbauen, auf dem Flügel ist das schmächtige Kerlchen von Palermo eher nicht zu Hause. Tévez hat nicht das beste Verhältnis mit Batista, seit er offen für Madarona Partei ergriffen hatte. Milito und Higuaín sind im Zentrum stärker, Agüero genauso. Lavezzi und Di María düfen sich da größere Hoffnungen machen. Dazu kommt eine Defensive, die große Kopfschmerzen bereitet. Mit dem Duo Burdisso/Milito innen, und Rojo und dem antiken Javier Zanetti auf den Außen ist man hier nicht übertrieben gut besetzt…

Immerhin, in der Gruppe gibt es nur einen nennenswerten Gegner – Kolumbien. Das Team um Porto-Superstürmer Radamel Falcao ist nicht zu unterschätzen, zumal das Team fast schon sprichwörtlich stark in der Defensive steht. Argentiniens Auftaktgegner Bolivien wird wie seit der WM-Teilnahme 1994 eigentlich immer kaum eine Rolle spielen, die Gäste aus Costa Rica füllen auch eher das Feld auf, als dass sie eine wirkliche Chance hätten.

Gruppe B: Menezes testet

Brasiliens Teamchef Mano Menezes ist in einer eher luxuriösen Situation – und dann auch wieder nicht. Für die Seleção sind es die letzten Bewerbsspiele für zwei Jahre, bis zum Confed-Cup 2013. Die nützt Menezes, um kräftig zu experimentieren und viele Junge einzubauen: Neymar und Ganso springen da in erster Linie ins Auge, André Santos und Thiago Silva hinten, Pato vorne. Auch, wenn das in Brasilien keiner offen sagt, aber Menezes muss die Copa nicht gewinnen, und läuft alles normal, wird er sie auch nicht gewinnen. Aber wichtige Erkenntnisse wird er schon mitnehmen.

Paraguay ist bei der WM ins Viertelfinale gekommen, ohne etwas Außergewöhnliches dafür tun zu müssen und ohne annähernd das Potential auszuschöpfen, außerdem ist Erfolgs-Teamchef Gerardo Martino geblieben, sodass von diesem Team einiges zu erwarten ist. Ecuador will nach der verpassten WM wieder Schwung aufnehmen – vor allem über den Flügel von Antonio Valencia. Und von Venezuela soll nach starken Ergebnissen im Nachwuchsbereich in Zukunft einiges zu sehen, aber ob das schon bei dieser Copa etwas wird? Die Gruppengegner sind schon stark…

Gruppe C: Die heißen Geheimtipps

Uruguay und Chile – zwei der ganz großen positiven Überraschungen bei der WM! Und beide rechnen sich gute Chancen aus, den experimentierenden Brasilianern und den verunsicherten Argentiniern den Titel weg zu schnappen. Chile versucht das mit Arturo Vidal und Alexis Sánchez, aber ohne den im Streit mit dem Verband abgewanderten Ex-Teamchef Marcelo Bielsa – Nachfolger Claudio Borghi lässt nicht ganz so spektakulär spielen wie „El Loco“, aber die Chilenen müssen dennoch als möglicher Kandidat auf ein gutes Abschneiden gelten, zumal die Gruppenspiele alle in Andenstädten unweit der chilenischen Grenze stattfinden.

Und der WM-Vierte aus Uruguay ist natürlich auch nicht zu unterschätzen. Bei der Celeste gibt es aber einen signifikaten Unterschied zur Weltmeisterschaft: Nach einem schrecklichen Jahr bei Atlético Madrid ist nicht mehr Diego Forlán der Mann, auf den sich alles konzentriert, sondern Edinson Cavani. Der langhaarigen Superstürmer von Napoli hat eine sensationelle Saison hinter sich und strotzt vor Selbstvertauen, so ist es ihm durchaus zuzutrauen, sein Team weit zu führen.

Degegen wird Peru eher ein Prügelknabe werden: Mit Claudio Pizarro und Jefferson Farfán fallen dem eh schon schlechtesten südamerikanischen Team der letzten Jahre auch noch die besten Spieler verletzt aus. Und Mexiko wird nach dem Sieg beim Gold-Cup eher mit einer B-Truppe daherkommen – etwa ohne Javier Hernández, ohne Salcído, ohne Rafa Márquez, ohne Torrado. Die Tri nimmt das Turnier eher mit, aber nicht so richtig ernst.

Mit dem Match Argentiniens gegen Bolivien geht es also los. Eine vermeintlich leichte Aufgabe zum Start für den Favoriten. Was aber auch die Gefahr birgt, dass bei einer Niederlage der Katzenjammer nach dem River-Abstieg nahtlos verlängert wird…

(phe)

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