Klopp – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 05 Sep 2013 22:36:42 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/ https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/#comments Mon, 27 May 2013 11:54:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8776 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! weiterlesen ]]> In der Bundesliga haben die Bayern in dieser Saison praktisch jeden existierenden Rekord gebrochen, international wurde Juventus klar 4:0 besiegt und Barcelona mit 7:0 zu Kleinholz zersägt – aber alles wäre nur halb so viel Wert gewesen, wenn es dennoch nicht zum Titel in der Champions League gereicht hätte. Und Dortmund tat alles, um es in einem hochklassigen und spannenden Finale genau dazu kommen zu lassen. Letztlich fehlte dem BVB trotz eines vor allem zu Beginn perfekten Matchplans aber die Effizienz – und auch die Kraft.

Bayern München - Borussia Dortmund 2:1 (0:0)
Bayern München – Borussia Dortmund 2:1 (0:0)

Wüstes Pressing, das ganz hoch startet, den Gegner so einschüchtern und diese Dominanz letztlich in Siege ummünzen – so wurde Dortmund 2011 und 2012 deutscher Meister. So schied Dortmund in der letzten Saison aber auch sang- und klanglos in einer schwachen Gruppe als Letzter aus. Nicht nur, weil man teils derbe Abwehr-Schnitzer einbaute. Sondern auch, weil hintenraus die Kraft fehlte. Beim 0:3 in Marseille gab’s zwei Tore nach der 60. Minute, beim 1:3 bei Olympiakos die endgültige Entscheidung in Minute 78, den K.o.-Schlag beim 1:2 bei Arsenal in der 86. Minute und beim 2:3 daheim gegen Marseille führte man bis zur 85. Minute noch mit 2:1.

Vintage Dortmund

In dieser Saison hat BVB-Coach Jürgen Klopp das Pressing deutlich zurücknehmen lassen. Üblicherweise legt Dortmund nun die Pressing-Linie in den Bereich direkt vor der Mittellinie. Nicht aber so in diesem Finale. Da ließ Klopp wieder, wie früher, in den ersten 20, 25 Minuten extrem hoch und extrem heftig pressen. So neutralisierte der das Ballbesitz-Spiel der Bayern und seine Mannschaft war die klar gefährlichere.

Dafür rückte mit Reus der nominelle Zehner so weit auf, dass Dortmund in einem 4-4-1-1 bzw. gar in einem 4-4-2 auf dem Platz standen – ganz ähnlich wie das in der letzten Saison mit Kagawa in dieser Rolle so hervorragend funktioniert hatte. Wie generell die Marschroute der Borussia jener beim 5:2 im Pokalfinale vor einem Jahr ziemlich exakt entsprach. Reus und Lewandowski pressten vor allem auf die Innenverteidiger der Bayern, während die Außenspieler Blaszczykowski und Großkreutz die AV der Bayern, Lahm und Alaba, bearbeiteten – hier aber fast nie alleine, sondern mit Unterstützung entweder der ballnahen Stürmer oder der aufrückenden eigenen Außenverteidiger.

Bayern mit Problemen

Den Münchnern behagte das überhaupt nicht. Schweinsteiger, der sich beim Aufwärmen eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte und damit längst nicht die gewohnte Präsenz im Mittelfeld verbreiten konnte, kippte oft zwischen die Innenverteidiger ab, um etwas von dem massiven Druck abzufedern, den Dortmund ausübte. Das änderte aber nichts daran, dass die Bayern ihr Spiel nicht eröffnet bekamen, sich auf lange Bälle verlegen mussten und damit das offensive Mittelfeld nicht wie gewünscht einbinden konnte.

Andererseits schaltete Dortmund überfallsartig um, wenn man den Ball eroberte – ein Verdienst vor allem des sehr umsichtigen Ilkay Gündogan und von Jakub Blaszczykowski, der nicht nur selbst das Umschaltspiel ankurbelte, sondern auch einige gute Chancen hatte, die Neuer aber hervorragend parierte. Wie überhaupt Dortmund in diesen ersten 20 bis 25 Minuten mindestens ein Tor aus der Überlegenheit schießen hätten müssen, wenn nicht zwei.

Würgegriff wird gelöst

Wie früher, löste Dortmund nach rund 25 Minuten den Würgegriff etwas. Dante und Boateng hatten nun etwas mehr Luft zum Armen, Lahm und Alaba – die beide nicht die gewohnte Abenteuerlust ausstrahlten – konnten sich nun etwas mehr um den Aufbau kümmern. Das erlaubte vor allem Ribéry, etwas einzurücken, ohne die Außenbahn zu verwaisen. So konnte das Mittelfeld-Zentrum, das Dortmund bis dahin komplett im Griff hatte, etwas angebohrt werden.

Ein Problem blieb aber bestehen: Von einer ziemlich massiven Unachtsamkeit abgesehen, hatte Schmelzer Robben ganz gut unter Kontrolle, auch dank der Hilfe des sehr fleißigen Kevin Großkreutz. Und Thomas Müller, der (wie Reus) eher als hängende Spitze agierte, weniger als Zehner, konnte nicht dauerhaft sein gefürchtetes Spiel zwischen den Linien aufziehen. Er hatte gegen Ende der ersten Halbzeit zwar einige gute Aktionen, eine konstante Gefahr, wie etwa gegen Barcelona, war er aber nicht.

Robben ins Zentrum, Müller nach rechts

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Schon in der ersten Halbzeit hatten Müller, Robben und Ribéry immer wieder rochiert, nach dem Seitenwechsel kam es aber zu einer entscheidenden und auch dauerhaften Umstellung: Arjen Robben nahm nun halblinks zentral die Position der hängenden Spitze ein, während Thomas Müller auf die rechte Seite wechselte.

So musste sich Schmelzer auf einen neuen und vom Typ her völlig anderen Gegenspieler einstellen, während Robben im Zentrum nicht Müllers Arbeit zwischen den Linien zu verrichten versuchte, sondern vertikal ging und die Eins-gegen-Eins-Situationen suchte. Hieß: Die Bayern trachteten nun nach jener Direktheit im Zug zum Tor, die in der ersten Hälfte vor allem Dortmund gezeigt hatte.

Bayern erobern auch Zentrale

Bei der Borussia agierte Reus nun etwas tiefer, wodurch sich nun tatsächlich ein 4-2-3-1 ergab – wohl auch, weil Schweinsteiger mehr Vertrauen in seinen Oberschenkel fand und zunehmend aktiver wurde. Damit hatte auch Martínez eine Rückversicherung, wodurch er mit mehr Risiko in die Zweikämpfe gehen konnte – die Bayern eroberten immer mehr auch die Zentrale.

Der Clou an der Maßnahme, Robben ins Zentrum zu stellen, war zudem, dass er damit auch direkt mit Ribéry zusammen spielen konnte. Erstaunlich, dass das nicht schon viel öfter so praktiziert wurde, es funktionierte nämlich hervorragend – und ein Vertikal-Lauf von Robben leitete auch das mittlerweile nicht mehr unverdiente 1:0 für die Bayern durch Mandzukic ein.

Dortmund gleicht aus, kann aber nicht nachsetzen

In der direkten Folge verlor Dortmund ein wenig die Kompaktheit. Bender und Gündogan rückten auf, um das Spiel in die Hand zu nehmen, Subotic und Hummels rückten aber nicht entsprechend mit auf. In diese Lücke hinein versuchten die Bayern vor allem mit hohen Bällen zu kommen – also eher ein direktes Nützen entstehender Unordnung, als der Bayern-typische kontrollierte Aufbau. Ehe Dantes ungeschicktes Elfer-Foul den Ausgleich für Dortmund ermöglichte.

Nachsetzen konnte die Borussia aber nicht. Das extrem laufintensive Spiel der ersten Hälfte im Allgemeinen und das extreme Pressing in der Anfangsphase im Speziellen forderten ihren Tribut – Dortmund schien langsam, aber sicher K.o. zu gehen. Die Räume wurden auch nach dem 1:1 nicht mehr konsequent genug zugestellt, die Kompaktheit in der Zentrale ging zuweilen völlig flöten – die Abwehrlinie wurde aber dennoch relativ hoch zu stellen versucht. Ein Traum für Robben und seine neue Positionierung.

Mit Steilpässen in den Rücken der Abwehr oder mit Läufen in eben jenen und von dort geschlagenen Flanken (wie von Müller) hatten die Bayern genug Möglichkeiten, schon früher wieder die Führung herzustellen, aber ein exzellenter Roman Weidenfeller hielt die Borussia noch im Spiel. Bis zur 89. Minute, als bei einem weiteren hohen Ball in die Spitze die BVB-Abwehr nicht mit Robben UND Ribéry zu Rande kam und der Holländer zum 2:1 verwertete. Die Entscheidung.

Fazit: Dortmund geht zum alten Erfolgsrezept und scheitert

Für dieses eine Spiel ging Klopp zum alten Rezept zurück, das gegen die Bayern einst so großen Erfolg gebracht hat – und letztlich scheiterte man nicht daran, dass dieses Vorhaben falsch gewesen wäre. Im Gegenteil: Die Bayern fühlten sich sichtlich unwohl, und so lange Dortmund das hohe Pressing aufrecht erhalten konnte, waren die Münchner im Grunde chancenlos. Die Borussia ist letztlich daran gescheitert, dass man die frühe Überlegenheit nicht in Tore ummünzen konnte und dass in der Schlussphase die Kraft fehlte.

Die Bayern behielten nach der auch mit Glück ohne Schaden überstandenen Anfangsphase die Ruhe und nützten jeden kleinen Teilrückzug von Dortmund gnadenlos aus, um sich selbst immer mehr Kontrolle zu krallen. Die Maßnahme von Jupp Heynckes, Robben ins Zentrum zu stellen und damit statt der Kampfkraft Müllers auf die vertikalen Laufwege des Holländers gegen eine eher hoch stehende Abwehr zu setzen, machte sich voll bezahlt – beide Bayern-Tore waren dieser Umstellung geschuldet.

Dass die Bayern über die ganze Saison gesehen die klar beste Mannschaft Europas waren, darüber kein ohnehin kein Zweifel bestehen. Jetzt haben sie es mit dem letztlich nicht unverdienten Finalsieg in der Champions League auch Schwarz auf Weiß.

(phe)

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Hummels fehlt BVB mehr als Ribéry den Bayern – Münchner siegen 1:0 https://ballverliebt.eu/2013/02/28/hummels-fehlt-bvb-mehr-als-ribery-den-bayern-munchner-siegen-10/ https://ballverliebt.eu/2013/02/28/hummels-fehlt-bvb-mehr-als-ribery-den-bayern-munchner-siegen-10/#comments Wed, 27 Feb 2013 23:16:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8411 Hummels fehlt BVB mehr als Ribéry den Bayern – Münchner siegen 1:0 weiterlesen ]]> Extreme Intensität, hohes Tempo, dabei aber fast immer fair und respektvoll geführt: Genau so soll ein echtes Spitzenspiel sein. Im Pokal-Viertelfinale behielten die Bayern mit 1:0 die Überhand, weil man das fehlen eines eigenen Schlüsselspielers besser kaschieren konnte als es Dortmund mit dem Fehlen einer eigenen Stütze konnte. Ohne Hummels fehlte dem BVB das schnelle Umschalten aus dem Rückraum. Und letztlich auch die Mittel, um gegen das proaktive Verteidigen des Bayern-Mittelfelds anzukommen.

Bayern München - Borussia Dortmund 1:0 (1:0)
Bayern München – Borussia Dortmund 1:0 (1:0)

Wie schon beim 1:1 in der Bundesliga im Herbst stellte Jürgen Klopp ein 4-3-3 auf das Feld; im Mittelfeld-Zentrum wurde Sechser Sven Bender von Kevin Großkreutz (halblinks) und Ilkay Gündogan (halbrechts) flankiert. Aus diesem Trio rückte immer einer auf, wenn die Bayern von hinten das Spiel eröffnen wollten – zumiest war das Gündogan – während die anderen zwei absicherten. Ansonsten verschoben die drei im Verbund, aber sie ließen in ihrem Rücken etwas zu viel Raum.

Damit ergab sich bei den Bayern immer wieder die Gelegenheit, mit längeren Pässen zur Seitenverlagerung in die freien Räume im Rücken des Mittelfeld-Trios zu gelangen. Diese Pässe kamen mit schöner Regelmäßigkeit auch an, jedoch fehlte es dann am Tempo-Aufbau gegen die Dortmunder Viererkette. Außerdem schafften es die drei auch nicht, Toni Kroos wie gewünscht aus dem Spiel zu nehmen. Die extreme Flexibilität und die hohe Spielintelligenz von Kroos ermöglichte es dem Bayern-Zehner, immer wieder anspielbar zu sein.

Die Bayern ohne Ribéry

Die größte Änderung zum gewohnten Spiel der Bayern war das Fehlen des gesperrten Franck Ribéry. Statt dem Franzosen rückte Arjen Robben auf die linke Seite vor David Alaba. Es wurde aber sehr schnell sehr deutlich, dass dem Österreicher mit Robben jenes blinde Verständnis fehlt, dass er mit Ribéry hat. Alaba schien nie so recht zu wissen, was Robben vorhat, und so traute er sich auch nicht, konsequent nach vorne zu gehen – obwohl ihm das wiederholt von Schweinsteiger aufgetragen wurde und dieser sich auch oft als De-facto-Linksverteidiger positionierte, um Alaba zum Aufrücken zu ermutigen.

Andererseits aber war Robben in der ersten Hälfte von Defensiv-Aufgaben weitgehend entbunden. Da kümmerte sich Alaba natürlich um Götze und Schweinsteiger um Piszczek, wenn der ungewohnt zurückhaltende Pole doch einmal die Mittellinie überquerte. Wie überhaupt die Dortmunder Außenverteidiger vornehmlich auf Robben und Müller aufpassten, anstatt selbst nach vorne zu marschieren. Womit das Spiel der Borussia ziemlich eng wurde und es nicht gelang, selbst auf konstanter Basis sinnvolle Angriffe zu kreieren.

Dennoch: Die linke Bayern-Seite war nicht so auffällig wie sonst, weshalb mehr Verantwortung auf die Mitte zukam – die Klopp eigentlich zugestellt haben wollte. Weil Schweinsteiger diesmal den tieferen Part im Zentrum übernahm, war Javi Martínez nach vorne deutlich vitaler als etwa zuletzt beim 6:1 über Bremen. Dort hatte sich der Baske darauf beschränkt, kräfteschonend im Mittelkreis herumzutraben, weil er nach hinten nicht gefordert und nach vorne nicht gebraucht wurde. Diesmal aber war Martínez sehr aktiv nach vorne und unterstützte vor allem Müller und Lahm, wo es möglich war, und er ging auch keinem Zweikampf aus dem Weg.

Dortmund ohne Hummels

Ein extrem wichtiger Faktor, warum es den Bayern trotz des Dortmunder Mittelfeld-Trios gelang, sich durch das Zentrum zu spielen, war – neben der extremen Ballsicherheit vor allem unter dem Druck des Dortmunder Pressing und auch in personeller Unterzahl auf engem Raum – das krankheitsbedingte Fehlen von BVB-Innenverteidiger Mats Hummels. Was das Antizipieren von Spielsituationen und das perfekt getimte Herausrücken aus der Kette zum Abfangen von Pässen und dem daraus folgenden gleichzeitigen Umschalten auf Offensive angeht, gibt es weltweit kaum bessere Verteidiger als Hummels.

Diese Gabe hat sein Ersatzmann Felipe Santana nicht einmal im Ansatz. Damit fehlte den Borussen genau jene Präsenz vor der Abwehrkette, die sie normalerweise auszeichnet und so war es den Bayern auch möglich, vor der Viererkette zu agieren, ohne Angst haben zu müssen, dass Hummels einen Ball abfängt und die Münchner auf dem falschen Fuß erwischt. Letztlich war es, neben einem Fehler von Schmelzer, vor allem auch ein allzu Zögerliches Herausrücken von Santana, das Robben kurz vor der Pause das verdiente 1:0 ermöglichte.

Gastgeber im Halten-Modus

Ab ca. 60. Minute
Ab ca. 60. Minute

Was Heynckes in der zweiten Halbzeit mit der Besetzung seiner Positionen angeht, war eher ungewöhnlich. Weniger, dass zu Beginn der Hälfte Robben und Müller ihre Seiten tauschten – Robben war sehr zentral unterwegs und die Abstimmung mit Alaba klappte überhaupt nicht – und Mandzukic praktisch mit Robben die Seite wechselte, zu der er von der Spitze aus eher tendierte.

Viel mehr aber, als nach rund einer Stunde Mandzukic auf der rechten Flügel ging, währen Robben wieder nach links ging und – vor allem – Kroos und Müller die Spitzen gaben. Die aber eigentlich die vordersten Verteidiger waren, denn die Bayern schalteten nun um in den Halten-Modus. Der aber eben nicht darin bestand, sich tief zu stellen und abzuwarten, sondern einen sehr proaktiven Ansatz besaß.

Das hieß: Mandzukic und Robben relativ tief gegen die nun doch aufrückenden Schmelzer und Piszczek mit dem Versuch, die beiden mit Technik, Wendigkeit und schnellem Umschalten zu zermürben. Dazu Kroos und Müller, die es der Innenverteidigung erschwerten, den ersten Pass zu spielen. Und mit dem Duo Schweinsteiger/Martinez, das sehr hoch stand – teilweise deutlich höher als Mandzukic und Robben auf den Flügeln – und gemeinsam mit Kroos und Müller verhinderte, dass Dortmund Dreiecke aufgebaut bekam.

Klopp merkt: Spielerisch wird’s nichts

Das sah so aus, dass einer auf den Ballführenden presste, während die anderen die Passwege zustellten. Das ist, wenn es schief geht, extrem gefährlich, weil sich hinter den attackierenden Spielern Räume ergeben. Hin und wieder schaffte es Dortmund auch, vor die Viererkette der Bayern zu kommen, aber Van Buyten und vor allem Dante brachten immer ein Bein dazwischen. Zumeist aber verendeten Dortmunder Angriffsversuche schon an der Mittellinie, weil es nicht gelang, mehrere Anspiele hintereinander an den Mann zu bringen.

Weil Klopp merkte, dass seine Mannschaft mit spielerischen Mitteln nicht zu einem Torerfolg kommen würde, packte er in der unmittelbaren Schlussphase die Brechstange aus und brachte statt Reus – der die zuweilen auftretenden defensiven Unachtsamkeiten von Lahm nicht nützen konnte – Stoßstürmer Julian Schieber. Mit der Ordnung im Spiel der Dortmunder war es nun dahin, und echte Torgefahr konnten sich damit auch nicht mehr aufbauen. Weshalb die Bayern verdient 1:0 gewannen.

Fazit: Vor allem im Mittelfeld Bayern überlegen

Inwieweit man diesen 1:0-Sieg der Bayern als echte Trendwende ansehen kann, ist Ansichtssache. Dieses Spiel wurde auch dadurch charaktierisiert, welches Team mit dem Ausfall eines wichtigen Spielern besser zurecht kam, und es lässt sich konstatieren, dass den Dortmundern Hummels mehr fehlte als Ribéry den Bayern – wiewohl den Münchnern ohne die gemeinsame Achse Alaba/Ribéry doch einiges abgeht.

Außer Frage steht aber, dass die Bayern in dieser Saison deutlich konstanter spielen als die Dortmunder und in diesem Spiel das erste Mal seit längerem der Borussia auch inhaltlich überlegen waren. Zumindest national gehört diese Saison eindeutig den Bayern, vor allem, weil sie so stark in der Defensive sind. Das hat nicht nur mit einem Dante in einer Gala-Saison zu tun, sondern vor allem mit dem Mittelfeld. Der Ansatz, mit eigener Initiative den Gegner schon im Mittelfeld defensiv zu begegnen, zog Dortmund den Zahn.

Vor allem Schweinsteiger und Martínez taten sich dabei hervor. Wahrscheinlich bilden die beiden das derzeit beste Sechser/Achter-Duo Europas.

(phe)

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Die ’12-Besten https://ballverliebt.eu/2012/12/27/die-12-besten/ https://ballverliebt.eu/2012/12/27/die-12-besten/#respond Wed, 26 Dec 2012 23:01:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8142 Die ’12-Besten weiterlesen ]]> Das Jahr 2012 verlässt uns, aber die Erinnerungen an viele tolle Spiele aus den vergangenen zwölf Monaten wird uns natürlich bleiben. Darum gibt’s wie schon 2010 und 2011 noch mal die besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge dieser zwölf Spiele aus 2012 ist natürlich willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 12 | Europa League | Rapid Wien – PAOK Thessaloniki 3:0

Rapid Wien – PAOK Thessaloniki 3:0 (1:0)

„So sehr man nach dem Hinspiel verleitet war, Schöttel ob seines allzu vorsichtigen Wechsels in Überzahl zu kritisieren, so sehr darf man ihm nun gratulieren. Mit seiner Maßnahme, die rechte Seite so offensiv zu gestalten und dennoch nicht auf die nötige Absicherung zu vergessen, hebelte er die vorsichtige und passive Spielanlage von PAOK aus.“ Im Rückblick betrachtet war es wohl das einzige Europacup-Spiel einer österreichischen Mannschaft im ganzen Jahr, dass auf europäischem Niveau absolviert wurde. Der Lohn für Rapid: Als einziges rot-weiß-rotes Team ging’s in eine Gruppenphase – wiewohl es in dieser nicht mehr viel zu Lachen gab. Gegen PAOK aber nützte man den Vorteil durch die aktive Spielanlage.

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Platz 11 | Ligue 1 | Paris St. Germain – HSC Montpellier 2:2

Paris St. Germain – Montpellier HSC 2:2 (1:1)

„Der letzte verbliebene Titel-Konkurrenz von PSG übernahm von Beginn an die Kontrolle. Was angesichts der Formation und der sich daraus ergebenden Probleme in punkto Raumaufteilung beim Team von Carlo Ancelotti aber auch nicht ganz unlogisch war.“ Es war eine der größten Sensationen in der Geschichte des französischen Fußballs: Montpellier, sogar eher Fahrstuhlklub denn Mittelständler, düpierte das von Scheichs gepimpte Team von Paris St. Germain und wurde vollkommen verdient Meister. Auch, wenn man in der neuen Saison wieder in die untere Tabellenhäfte abstürzte und international chancenlos war – der Titel wird bleiben. Weil man es genützt hat, dass Ancelotti PSG mit dem Italien-Virus infiziert hat.

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Platz 10 | Champions League | RB Salzburg – F91 Dudelange 4:3

Red Bull Salzburg – F91 Dudelange 4:3 (2:1)

„Die Salzburger schoben sich nur bedächtig den Ball hin und her. Wer nicht gerade am Ball war, bewegte sich auch nicht – oft lief der Pass-Empfänger erst los, wenn der Pass schon geschlagen war und er merkte, dass er wohl als Ziel des Passes gedacht war. Was es den Luxemburgern nicht gerade schwer machte.“ Nichts symbolisert die (mit einigen Ausreißern nach oben) bislang eher nicht so erfolgreichen Versuche, europäisch Fuß zu fassen, so sehr wie das Wörtchen „Düdelingen“. Weil sich das Team nicht mal nach der peinlichen Hinspiel-Niederlage genötigt sah, sich in der Retourpartie anzustrengen. Kein Tempo, keine Breite, keine Phantasie, schlechtes Zweikampfverhalten, Schwächen des Gegners nicht ausgenützt. So haben sich die Bullen mit einem lahmen Larifari-Kick ins Aus befördert.

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Platz 9 | EURO 2012 | Spanien – Italien 1:1

Spanien – Italien 1:1 (1:1)

„Weil sich Maggio und Giaccherini gegen den Ball recht weit hinten positionierten, mussten die spanischen Außenverteidiger weit nach vorne kommen – schließlich waren sonst die italienischen Außenspieler immer frei und das spanische Pressing im Zentrum wäre sinnlos. Wenn sie allerdings aufrückten, ließen sie hinter sich viel Raum für Balotelli und Cassano, den die beiden ungemein schnellen und trickreichen Stürmer gut ausnützen konnten.“ Drei Wochen später im Endspiel waren die Italiener körperlich am Ende und nach Mottas Verletztung war die Luft raus. Im Gruppen-Duell der späteren Finalisten aber, wo sich eine Dreierkette einer Falschen Neun entgegen stellte, begegneten sich die Teams auf Augenhöhe. Mehr noch – da war Italien zumindest taktische Punktsieger.

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Platz 8 | Bundesliga | Sturm Graz – Red Bull Salzburg 0:2

Sturm Graz – Red Bull Salzburg 0:2 (0:2)

„Die Folge des gegenseitigen Drucks war natürlich, dass beide Mannschaften dazu gezwungen waren, den Ball schnell wieder los zu werden. Das ergab eine unglaubliche Beschleunigung, ein für österreichische Verhältnisse irrwitziges Tempo und diverse gute Möglichkeiten. Vor allem für Salzburg, weil die Bullen ihr Pressing konsequenter durchzogen und mehr Zug zum Tor entwickelten.“ Erst zwei deutsche Zweitliga-Trainer brachten echtes Pressing in die Bundesliga – die beiden Spiele zwischen Hyballas Sturm und Schmidts Salzburgern war mit das Beste, was die Liga in den letzten Jahren hergab. Ihr Duell am 1. Spieltag war ein flotter Auftakt, der Lust auf mehr machte.

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Platz 7 | EURO 2012 | Spanien – Portugal 0:0 n.V., 4:2 i.E.

Spanien – Portugal 0:0 n.V.

„Die drei Mann im portugiesischen Zentrum hatten eine ganz hervorragende Abstimmung beim Pressen auf ihre spanischen Gegenspieler. Die Folge war, dass die Spanier öfter, als ihnen lieb war, auf lange Balle zurückgreifen mussten. Das ist nicht ihr Spiel, und so kamen sie auch nicht dazu, sich dauerhaft in der gegnerischen Hälfte festzusetzen.“ Langweilig, nicht mehr anzusehen, Spannungskiller – was musste sich die spanische Spielanlage bei der EM nicht alles nachsagen lassen. Aber ist es der Fehler der Spanier, dass jeder nur das Kurzpass-Spiel über sich ergehen lässt? Wobei, nicht jeder. Denn auch, wenn es im Elferschießen nichts wurde: Im Semifinale haben die Portugiesen im besten Spiel der EM gezeigt, wie man Spanien richtig nerven kann.

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Platz 6 | Frauen-EM-Qualifikation | Österreich – Dänemark 3:1

Österreich – Dänemark 3:1 (1:0)

„War die dänische Spielgestaltung in der ersten Hälfte eher lauwarm, war auch die Reaktion auf das von niemandem erwartete 0:2 halbgar und nicht wirkte nicht fertig durchdacht. Einen Rückstand – noch dazu einen von zwei Toren – konnte Dänemark eben schon lange nicht mehr üben.“ In einem Zeitraum von anderthalb Jahren vollzogen die ÖFB-Frauen einen Quantensprung. Nie war man auch nur in der Nähe eines großen Turniers, diesmal scheiterte man erst im Play-off an Russland – und das auch noch knapp. Und die endgültige Initialzündung war der Sieg gegen das Top-Team aus Dänemark. Das erste Heimspiel überhaupt, dass live im TV übertragen wurde, geriet zur Sternstunde, die auch noch verdient war.

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Platz 5 | Copa Libertadores | Universidad de Chile – SD Quito 6:0

Universidad de Chile – SD Quito 6:0 (3:0)

„Eine pervers hohe Abwehrlinie mit zuweilen nur einem einzigen Verteidiger, brutale Dominanz im Zentrum, irrsinnig bewegliche und sich zurückfallen lassende Stürmer, die dann selbst aus der Tiefe kommen oder selbst für steil gehende Kollegen die Vorlagen geben – klingt so gut wie unmöglich zu verteidigen. Und es klingt unmöglich, so selbst zu verteidigen. Ist es auch.“ Der mittlerweile zum chilenischen Teamchef bestellte Jorge Sampaoli installierte beim besten Klub-Team des Landes eine Spielanlage, die so ziemlich das attraktivste ist, was der moderne Fußball zu bieten hat. Ein Jahr nach dem Titelgewinn in der Copa Sudamericana ging’s in der Copa Libertadores bis ins Halbfinale. Mit nichts anderem als hochriskantem Harakiri-Fußball reinster Prägung.

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Platz 4 | DFB-Pokal | Borussia Dortmund – Bayern München 5:2

Borussia Dortmund – Bayern München 5:2 (3:1)

„So ging über rechts nicht viel nach vorne, über links auch nicht, und im Zentrum ging auch nichts weiter. Weil Luiz Gustavo erstens verunsichert war und zweitens ohnehin kein Künstler am Ball ist, blieb die Verantwortung an Schweinsteiger und Kroos hängen. Doch Ersterem fehlt nach seiner Verletzungspause noch die Spielpraxis, und Letzerer war von den herausragend spielenden Kehl und Gündogan aus dem Spiel genommen.“ Im Grunde machte der BVB, was er immer macht. Im Pokalfinale geschah das allerdings in einer Klasse, mit der die Bayern überhaupt nicht mitkamen. Die Borussia zerlegte die Münchener und so holte Dortmund hochverdient auch den Pokal.

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Platz 3 | Afrika-Cup | Gabun – Marokko 3:2

Gabun – Marokko 3:2 (0:1)

„Vor allem Moussono auf der linken Seite konnte mit Mouloungui für solchen Wirbel sorgen, dass sich Eric Gerets schnell gezwungen sah, den damit überforderten Mickaël Basser rauszunehmen und mit Jamal Alioui einen frischen Mann für rechts hinten zu bringen. Aber der Schaden war bereits angerichtet, die Hausherren warfen alles nach vorne.“ Taktisch war das kein allzu kompliziertes Spiel – dafür zum Zusehen umso aufregender. Die Wucht, mit der sich der Co-Gastgeber des Afrikacups gegen die Niederlage gegen Marokko gestemmt hat, war herzerfrischend und das Spiel dramatisch. Und letztlich hat Gabun mit dieser unfassbaren Partie das Viertelfinale erreicht.

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Platz 2 | WM-Qualifikation | Österreich – Deutschland 1:2

Österreich – Deutschland 1:2 (0:1)

„Endlich traut sich auch ein rot-weiß-rotes Team gegen einen übermächtig scheinenden Gegner zu, selbst die Initiative zu ergreifen. Und stellt sich, überspitzt formuliert, nicht mehr nur auf das Feld und hofft, dass sich die sportliche Katastrophe in Grenzen halten möge.“ Obwohl es am Ende eine 1:2-Niederlage war: In diesem Spiel war die beste Leistung einer österreichischen Mannschaft seit, naja, zumindest sehr langer Zeit zu bewundern. Deutschland zeigte sich vor der Pause zuweilen ratlos und danach in Zweikämpfen etwas überfordert. Sodass bei Österreich trotz des bitteren 1:2 die tolle Leistung im Vordergrund steht.

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Platz 1 | Europa League | Manchester Utd – Athletic Bilbao 2:3

Manchester United – Athletic Bilbao 2:3 (1:1)

„Das Team von Marcelo Bielsa zeigte sich flinker, wacher, schneller, übte mehr Druck aus, erzeugte mehr Torgefahr, war in der Zentrale dominant und dominierte die Flügel. Rooney war, trotz seiner zwei Tore, kaum ein Faktor, Hernández fand überhaupt nicht statt. Giggs sah gegen das heftige Pressing noch älter aus, als er ist.“ Athletic war Europas aufregendste Mannschaft, zumindest in der ersten Jahreshälfte. Unter der Leitung des genialen, aber schwierigen Marcelo Bielsa verzückten die Basken die Fachwelt und verprügelten auf dem Weg ins Europa-League-Finale Manchester United zweimal nach allen Regeln der Kunst. So gab’s für die Red Devils im Hinspiel ein 2:3 mit Option auf Debakel. Und weil es auch im Rückspiel nicht besser wurde und United (viel zu niedrig) mit 1:2 verlor, titelte die Sun gewohnt phantasievoll:

athletic 2 pathetic 1
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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2012 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2013 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

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Klopps Mittelfeld-Trio zeigt Wirkung: Dortmund holt 1:1 bei den Bayern https://ballverliebt.eu/2012/12/02/klopps-mittelfeld-trio-zeigt-wirkung-dortmund-holt-11-bei-den-bayern/ https://ballverliebt.eu/2012/12/02/klopps-mittelfeld-trio-zeigt-wirkung-dortmund-holt-11-bei-den-bayern/#comments Sun, 02 Dec 2012 01:52:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8101 Klopps Mittelfeld-Trio zeigt Wirkung: Dortmund holt 1:1 bei den Bayern weiterlesen ]]> Erstmal schauen, dann man den Bayern-Wirbelwind bremst – dachte sich Dortmund. Erstmal schauen, dass wir kein Tor kriegen, ein Remis ist ja auch okay – dachten sich die Bayern. Die daher nie volles Risiko gingen, das Dortmunder Defensiv-Konzept mit einem zentralen Mittelfeld-Trio auszuhebeln. Erst, als Klopp die Räume aufmacht, kommen die Bayern zu Chancen. Dennoch blieb’s beim 1:1.

Bayern München – Borussia Dortmund 1:1 (0:0)

Das bestimmende Element in diesem Spiel war logischerweise die Aufteilung im Mittelfeld bei Borussia Dortmund. Jürgen Klopp stellte sein Team in einem 4-3-3 auf, in dem neben Sven Bender und Ilkay Gündogan auch Jakub Blaszczykowski in die Zentrale beordert wurde. Ziel dieser für Dortmund ungewohnten Formation war klar: Durch die Mitte nichts zulassen und auf den Außenbahnen Überzahl herstellen.

Effekte der Dortmunder Mittelfeld-Dreierkette

Obwohl Dortmund auf das übliche Pressing verzichtete und zudem ziemlich desaströse Zweikampfwerte aufwies – nur 39% wurden gewonnen – ging der Plan durchaus auf.

Zweikämpfe des BVB-Mittelfeld-Trios: vor allem Gündogan (8) und Kuba (16) schnitten auf den Halbpositionen viele Bayern-Angriffe ab.

Kuba Blaszczykowski rückte immer nach außen, wenn es galt, den Weg für Ribéry abzuschneiden; während sich Bender und Gündogan beide eher um das andere Halbfeld kümmerten. Logisch – denn hier rückte Schweinsteiger aus der Tiefe immer wieder auf, um Toni Kroos zu unterstützen. Das Trio agierte durchaus gut abgestimmt und verhinderte praktisch jeden Versuch der Bayern, durch die Mitte zu kommen und so Mandzukic einzusetzen.

Bayern-Zehner Kroos spielte fast nur horizontal, weil er durch das dichte Mittelfeld-Trio von Dortmund kein Durchkommen sah.

Druch die vertikale Inexistenz von Kroos war das Spiel der Bayern auf die Außenbahnen gezwungen. Genau das wollte Klopp ohne Zweifel erreichen, und hier griff der eigentliche Clou in seinem System: Durch das geschickte Rausschieben von Gündogan und Blaszczykowski sahen sich Ribéry und Müller permanenter Unterzahl gegenüber.

Müller (25) war isoliert und holte sich auch keine Bälle von hinten; Ribéry (7) hatte einen schweren Stand und brachte kaum was vors Tor.

Ribéry hatte permanent Blaszczykowski auf seinen Füßen stehen, und hatte er den überwunden, stand immer noch Piszczek vor ihm. Der Franzose arbeitete auch viel nach hinten, war sich für keinen Defensiv-Zweikampf zu schade, brachte nach vorne aber wenig Konkretes zu Stande. Auf der anderen Seite war Thomas Müller, was die Rückwärtsbewegung angeht, deutlich fauler und er blieb isoliert – weil der es mit Gündogan und Schmelzer zu tun hatte und Bender einen guten Job machte, wenn es darum ging, Schweinsteiger bei begrenzter Wirkung zu halten.

Bayern defensiv diszipliniert, aber ohne offensives Risiko

Die Bayern spielten mit einer sehr hohen Verteidigungslinie und sammelten viel Ballbesitz, erwischten die Dortmunder aber kaum einmal in Unordnung. Andererseits ließen sie aber auch bei sich selbst keine zu: Wenn der Ball verloren wurde, geschah das Umschalten von Offensive auf Defensive blitzschnell, man bekam extrem flink genug Leute hinter den Ball und kam so auch kaum in Gefahr. Lediglich, wenn es Fehlpässe in der Vorwärtsbewegung gab, konnte Dortmund Neuer wirklich prüfen, wie bei Reus‘ Schuss kurz vor der Halbzeit.

Die andere Seite der Medaille war aber, dass auch die Außenverteidiger Lahm und Alaba ihre Rollen eher konservativ anlegten und es vermieden, sich allzu weit nach vorne zu bewegen – um nicht den Dortmunder Flügelstürmern Götze und Reus Raum in ihrem Rücken zu geben.

Lahm (21) und Alaba (27) vor der Halbzeit-Pause: Sehr zurückhaltend. Alaba kam trotz hoher Verteidiguns-Linie kaum über die Mittellinie, und auch Lahm kam nicht in einmal in die Nähe der Grundlinie.

Nach der Pause öffnet sich das Spiel

Nach dem Seitenwechel wich bei beiden Seiten die Vorsicht ein wenig dem Willen zu mehr Gestaltung. Dortmund achtete nun darauf, die Bälle schneller in die Spitze zu bekommen und mehr nachzurücken. Das hatte zur Folge, dass die Borussia ihre Präsenz in der gegnerischen Hälfte deutlich erhöhte. Aber auch die Bayern zeigten sich eine Spur offensiver.

Vor allem Lahm (21) tauchte in der 2. Hälfte deutlich öfter in der gegnerischen Hälfte auf, auch Alaba (27) zeigte mehr Konkretes.

Vor allem Philipp Lahm hatte die Zeichen der Zeit erkannt und belebte mit vermehrten Vorstößen die vor der Pause praktisch tote rechte Seite der Bayern merklich. Das alles änderte aber nichts daran, dass sowohl Lewandowski bei Dortmund als auch Mandzukic bei Bayern eher frustrierende Abende verlebten, weil sie kaum ins Spiel kamen und auch weiterhin ihre Kollegen nicht mit letzter Konsequenz nachrückten.

So war es auch folgerichtig, dass die Tore aus einer feine Einzelleistung von Kroos waren (1:0) und schlampiges Verteidigen eines Eckballs (1:1), und nicht aus taktischen Fehlleistungen oder Stellungsfehlern aus dem Spiel heraus.

Klopp stellt um – und gibt Spiel aus der Hand

Unmittelbar vor dem Tor zum Dortmunder Ausgleich, rund eine Viertelstunde vor Schluss, stellte Jürgen Klopp um: Er nahm Blaczszykowski vom Feld und brachte Perisic, stellte damit sein System auf das gewohnte 4-2-3-1 um.

Schlussphase

Eine Entscheidung, die sich als nicht so glücklich herausstellen sollte. Denn mit dem Auflassen des Mittelfeld-Trios und der Umstellung auf ein Duo, das sich um die defensive Zentrale kümmern sollte, öffnete Klopp den Bayern genau jene Räume, die sie in den 75 Minuten davor nicht hatten.

Das nützte der Tabellenführer auch schnell aus. Vor allem Thomas Müller blühte auf, nun da er etwas Platz zum Bearbeiten hatte – zudem musste Neven Subotic bei Dortmund angeschlagen raus und Felipe Santana war nicht sofort voll im Spiel. Logische Folge: Die Bayern kamen in der Schlussphase massiv auf und Roman Weidenfeller musste in drei, vier Situationen sein ganzes Können auspacken, um Dortmund zumindest noch das 1:1 zu retten.

Fazit: Klopp macht’s lange richtig – und vercoacht dann fast noch

Die Bayern hatten schon beim 1:1 in Nürnberg mit einem Mittelfeld-Trio, das die Mitte zumachte und auf den Flügeln aufpasste, große Probleme. Sehr ähnlich gestaltete sich dieses Spiel, in dem Klopp erst einmal darauf achtete, dass man die in dieser Saison so flink nach vorne Spielenden Bayern erstmal einbremst und über die trickreichen Reus und Götze die Kanäle Richtung Tor bearbeitet.

Auf der anderen Seite wussten die Bayern, dass auch ein Remis ein recht akzeptables Resultat ist und gingen daher auch nie das letzte Risiko. Die Außenverteidiger blieben lange zurückhaltend; kein Tor zu kassieren war auch hier wichtiger als selbst eines zu erzielen. So steht letztlich ein logisches und auch leistungsgerechtes Remis – wäre da nicht die letzte Viertelstunde gewesen.

Die die Umstellung von Klopp, weg vom Mittelfeld-Trio, eröffnete den Bayern die Chance, das Spiel doch noch zu gewinnen. So ist der Punkt für Dortmund zwar immer noch nicht völlig unverdient, aber wenn der BVB das Spiel noch verloren hätte, dann hätte sich Klopp das wohl auf die eigene Kappe zu heften gehabt.

Aber – es ging ja nochmal gut.

(phe)

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Ajax zeigt sich als äußerst spannendes Team – Dortmund siegt dennoch https://ballverliebt.eu/2012/09/18/ajax-zeigt-sich-als-auserst-spannendes-team-dortmund-siegt-dennoch/ https://ballverliebt.eu/2012/09/18/ajax-zeigt-sich-als-auserst-spannendes-team-dortmund-siegt-dennoch/#comments Tue, 18 Sep 2012 21:45:23 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7882 Ajax zeigt sich als äußerst spannendes Team – Dortmund siegt dennoch weiterlesen ]]> Deutscher Meister gegen holländischer Champ – und klar war: Wer eine Chance haben will, gegen Real und Man City im Kampf ums Achtelfinale einzugreifen, muss das Spiel gewinnen. Ajax schaffte es mit einer sehr geschickten und hochinteressanten Spielanlage, das Pressing von Dortmund zu neutralisieren. Einer geschickten Umstellung des BVB konnte man aber nichts mehr entgegen setzten. So kam die Borussia zum 1:0-Sieg.

Borussia Dortmund – Ajax Amsterdam 1:0 (0:0)

Beim deutschen Meister spielten erstmals Mario Götze und Neuzugang Marco Reus gemeinsam in der Start-Elf. Götze war dabei auf der Zehn postiert, agierte in dieser Position allerdings nicht ganz so hoch wie Kagawa in der letzten Saison. Reus kam von der linken Seite. Ansonsten ist es ausnahmslos jedes Personal, das zuletzt das Double geholt hatte.

Und die Borussia spielte von Beginn an, wie man es von ihr kennt, mit aggressivem Angriffs-Pressing. Das bereitete Ajax in der Anfangsphase auch durchaus Probleme: Aus der De-facto-Dreierkette, die die beiden Innenverteidiger Moisander und Alderweireld mit dem sich fallen lassenden Christian Poulsen bildeten, gab’s zunächst kaum ein nach vorne kommen.

Dass Dortmund diesen Vorteil nicht in größere Chancen ummünzen konnte, lag an der engagierten Abwehr-Arbeit des holländischen Meisters – zumeist war noch ein Bein im Weg und verhinderte den letzten Pass. Die restliche Mannschaft bei Ajax war so allerdings gezwungen, weiter nach hinten zu rücken, als ihr Lieb war. So konnte zwar etwas mehr Ballsicherheit hergestellt werden, aber wenn der Ball man halbwegs an der Mittellinie war, gab es keine Ajax-Akteure mehr, die vor dem Ball waren.

Ajax macht’s breit

Der Champion aus der Eredivise hatte eine sehr interessante Taktik, die sich gegen das Pressing von Dortmund nach rund einer Viertelstunde immer mehr bezahlt machte. Ajax machte das eigene Spiel extrem breit, das Begann schon ganz hinten. Dort rückte eben Sechser Christian Poulsen zwischen und oftmals hinter die Innenverteidiger, die so extrem weit nach außen schieben konnten. Das wiederum erlaubte den Außenverteidigern, sich fast wie Wing-Backs nach vorne zu orientieren. Die Außenstürmer standen in der Regel ebenfalls sehr weit außen.

Am interessantesten war aber die Spielweise des verbleibenden Duos im Mittelfeld. In der Arbeit gegen den Ball, vor allem wenn Dortmund von hinten heraus das Spiel eröffnen wollte, standen Eriksen und De Jong sehr eng und verhinderten so flache Bälle durch die Mitte auf Götze oder gar Lewandowski. Im Ballbesitz hingegen rissen die beiden oft extrem weit auseinander – sowohl horizontal, als auch vertikal.

Interessantes Mittelfeld, Falsche Neun

Diese oftmals massiven Abstände zwischen den einzelnen Spielern erschwerten Dortmund zusehens ein effektives Pressing. Um den erwünschten Druck aufzubauen, wäre ein vielfaches der ohnehin schon exorbitanten Laufarbeit nötig gewesen. Um sich nicht schon in der ersten halben Stunde totzulaufen, ließ die Borussia alsbald vom Pressing ab, ließ Ajax den Ball in der Abwehr hin und herschieben, ließ den Holländern Zeit am Ball. Den ersten Kampf hatte der Gast damit gewonnen.

Christian Eriksen, Supertalent aus Dänemark, bewegte sich vorwiegend vertikal, rückte auf, trug das Spiel gemeinsam mit Blind und Boerrigter gut nach vorne. Das bereitete Kehl Probleme und verhinderte zudem, dass sich Piszczek groß nach vorne einschalten konnte. Kapitän Siem de Jong hingegen war deutlich mehr horizontal unterwegs, und deutlich weiter hinten. Er hatte das Spiel eher vor sich und konnte Pässe abfangen, die vor allem Götze zum Ziel hatten.

Vorne spielte Ryan Babel nominell als Spitze, viel eher war der Neuzugang aus Hoffenheim aber eine Falsche Neun. Er spielte sehr tief, entzog sich so der Umklammerung von Subotic und Hummels. Zudem konnte er so im Mittelfeld den zahlenmäßigen Nachteil von Ajax ausgleichen, beschäftigte mit Gündogan den anderen Dortmunder im defensiven Mittelfeld. Durch geschicktes Spiel über die Außen und die herausragende Technik von Eriksen gelang es Ajax bis zur Halbzeit, das Spiel absolut ausgeglichen zu gestalten. Man fand sogar zwei gute Chancen vor, in Führung zu gehen.

Hummels rückt auf

Ganz offensichtlich hat Dortmund-Trainer Jürgen Klopp das Problem im Mittelfeld erkannt und reagierte für die zweite Halbzeit darauf. Das Innenverteidiger-Duo war in der ersten Hälfte zumeist zu zweit gegen keinen Gegenspieler gestanden. Also nahm Dortmund nach dem Seitenwechsel das Risiko, einen der beiden – zumeist war es Hummels – ins Mittelfeld aufrücken zu lassen und neben Kehl de facto den zweiten Sechser zu geben. Das wiederum erlaubte es Ilkay Gündogan, sich weiter nach vorne zu orientieren.

So brachte Dortmund eine numerische Überlegenheit in jeden Bereich, in dem Ajax zuvor durch die geschickten Laufwegen von Erisken und De Jong einen Vorteil hatten. Damit konnte auch der Druck auf die Spieleröffnung von Ajax erhöht und der holländische Meister nach hinten gedrückt werden. Dortmund hatte ganz klar das Spiel in den Griff bekommen und hätte durch einen Elfmeter nach eine Stunde in Führung gehen müssen, Hummels vergab allerdings kläglich.

Dennoch: Ajax hatte massive Probleme mit der subtilen Umstellung von Dortmund und konnte sich kaum noch befreien. Auch wenn bei der Borussia längst nicht alles funktionierte – so agierte Reus über weite Strecken ähnlich glücklos wie mit der Nationalmannschaft in Österreich, so baute Kuba Blaszczykowski nach einer starken Anfangsphase bedenklich ab, so fehlte es in der letzten Konsequenz an der nötigen Eigenverantwortung beim Suchen des Abschlusses.

Ehe Robert Lewandowski die Borussia kurz vor Schluss mit seinem Tor zum 1:0-Endstand doch noch erlöste.

Fazit: Ajax interessanter, Dortmund mit höherer Klasse

Die Spielanlage von Ajax unterschied sich deutlich von vielem, was man sonst dieser Tage so zu sehen bekommt: Extrem breit angelegt, mit seinem in Ballbesitz massiv auseinanderdriftenden Mittelfeld, ohne einen echten Stürmer. Gerade mit der markanten Breite im Spiel und den großen Abständen ließ Ajax das Pressing von Dortmund lange weitgehend ins Leere laufen.

Dass Dortmund letztlich dennoch als Sieger vom Platz ging (und angesichts der Gruppen-Konkurrenz namens Real Madrid und Manchester City den holländischen Meister damit im Grunde wohl schon aus dem Bewerb kegelte), hängt mit zwei Faktoren zusammen: Der klugen Adaptierung von Dortmund in der zweiten Hälfte und der über die ganze Mannschaft gesehen höheren individuelle Klasse des deutschen Meisters.

Der letztlich nicht unverdient gewinnt. Aber dennoch muss man vor Ajax den Hut ziehen.

(phe)

 

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Dortmund zerlegt die Bayern 5:2! Der BVB holt hochverdient auch den Pokal https://ballverliebt.eu/2012/05/13/dortmund-zerlegt-die-bayern-52-der-bvb-holt-hochverdient-auch-den-pokal/ https://ballverliebt.eu/2012/05/13/dortmund-zerlegt-die-bayern-52-der-bvb-holt-hochverdient-auch-den-pokal/#comments Sun, 13 May 2012 01:21:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7167 Dortmund zerlegt die Bayern 5:2! Der BVB holt hochverdient auch den Pokal weiterlesen ]]> Die Bayern hatten mehr Ballbesitz, aber dennoch war dieses Pokal-Finale eine Macht-Demonstration von Borussia Dortmund. Beim 5:2-Sieg im Berliner Olympiastadion hatten die Münchner dem Meister inhaltlich einmal mehr nur wenig entgegen zu setzen und liefen in ein bitteres Debakel. Der fünften Niederlage gegen den BVB in Folge.

Borussia Dortmund – Bayern München 5:2

„Bei Dortmund rückte Kagawa aus dem offensiven Zentrum so weit nach vorne, dass er zumeist auf einer Höhe mit Lewandowski spielte, aber die beiden Flügel blieben eher hinten und achteten darauf, dass auf den Außenbahnen nichts anbrannte. So war Dortmund eher in einem 4-4-2 angeordnet. Was zusätzlich den Effekt hatte, dass die beiden Spitzen Kagawa und Lewandowski beiden jeweils auf einen Innenverteidiger pressen und somit die Spieleröffnung der Bayern behindern konnten. Die Stürmer waren somit die vordersten Abwehrspieler.“

Dortmund – Bayern (1:0) am 11. April

Klingt vertraut? Kein Wunder. Diese Sätze stammen von der Analyse zum 1:0-Sieg der Dortmunder über die Bayern ziemlich genau einen Monat vor diesem Pokal-Finale. Und sie treffen exakt genauso auf dieses Spiel zu. Haben die Bayern nichts gelernt – oder fanden sie einfach kein Mittel?

Dortmund lässt die Bayern nicht aufs Gaspedal

Es war wohl ein Mix aus beidem. Weil, wie schon vor einem Monat, Badstuber durch das Pressing und das geschickte Positionsspiel der Dortmunder die Möglichkeit zu einer sinnvollen Spieleröffnung oftmals genommen wurde, gab es viele Querpässe hintenrum, aber wenig konkretes nach vorne. Anders als beim Duell in der Bundesliga wurden aber auch die anderen Bayern-Spieler konsequent angelaufen – was ebenso zu vielen Rückpässen bei den Münchnern führte.

Was auch daran lag, dass es Dortmund einmal mehr hervorragend verstand, die Flügel der Bayern aus dem Spiel zu nehmen. Vor allem die in den letzten Wochen so enorm starke Achse mit Alaba und Ribéry auf der linken Angriffsseite der Roten wurde komplett gekappt. Der jeweils weiter außen stehende der beiden Bayern wurde von zwei Spielern an der Außenlinie gestellt und vom Rest der Mannschaft isoliert. Wenn schon so der Pass ins Zentrum nicht immer ganz verhindert werden konnte, dann war doch zumindest das Tempo aus dem Bayern-Angriff entwichen.

Kagawa und die linke Seite bei Dortmund

Dieses Grundprinzip änderte sich weder durch die schnelle Dortmunder Führung, noch durch den Ausgleich der Bayern. Und es wurde dadurch noch verstärkt, dass Alaba an seine Überform der letzten Wochen in keinster Weise anschließen konnte und eine recht schwache Partie ablieferte. Zudem schalteten die beiden polnischen Gegenspieler der Bayern, Piszczek und vor allem Blaszczykowski, wie die komplette Dortmunder Mannschaft nach Ballgewinn extrem schnell um und waren eine ständige Bedrohung für die Bayern.

Noch mehr waren das aber Shinji Kagawa und Robert Lewandowski. Die beiden Dortmunder Spitzen machten nämlich nicht nur die Bayern-Spieleröffnung unmöglich, sondern sie machten auch in der Offensive ein grandioses Spiel. Kagawa war in seinem wohl letzten Spiel für die Borussia ein überragender Ballverteiler, der mit seiner Omnipräsenz und seiner Technik praktisch nicht zu verteidigen war. Luiz Gustavo, der als Zweikämpfer im defensiven Bayern-Mittelfeld für den Japaner zuständig gewesen wäre, kam mit Kagawa überhaupt nicht mit und spielte, derart zermürbt, auch immer wieder haarsträubende Fehlpässe. Einer führte zum 0:1, und als Kagawa das 1:3 vorbereitete, war der Brasilianer auch nicht im Bilde.

Linke Seite und Zentrale der Bayern

Nicht im Spiel war bei den Bayern indes Arjen Robben. Einmal mehr wurde er von Schmelzer abgemeldet, zudem arbeitete Kevin Großkreutz im linken BVB-Mittelfeld gewohnt stark gegen den Ball. Man ließ Philipp Lahm zwar nach vorne marschieren, schnitt ihn aber von den Anspielstationen ab. Robben ist bekanntlich gerade dann besonders gefährlich, wenn er zwischen den Linien die Kanäle auf dem Weg nach innen bearbeiten kann, aber genau das ließ Dortmund in 90 Minuten nur ein einziges Mal zu – ansonsten war der Holländer abgemeldet.

So ging über rechts nicht viel nach vorne, über links auch nicht, und im Zentrum ging auch nichts weiter. Weil Luiz Gustavo erstens verunsichert war und zweitens ohnehin kein Künstler am Ball ist, blieb die Verantwortung an Schweinsteiger und Kroos hängen. Doch Ersterem fehlt nach seiner Verletzungspause noch die Spielpraxis, und Letzerer war von den herausragend spielenden Kehl und Gündogan aus dem Spiel genommen.

Logische, aber gefährliche Umstellung von Heynckes

Und nach vorne nützte Dortmund die Fehler der Bayern eiskalt. Billige Ballverluste beim ersten und beim dritten Tor, dazwischen ein Elfmeter nach klarem Foul von Boateng. So entschloss sich Bayern-Coach Heynckes beim Pausenstand von 1:3 und angesichts des nicht vorhandenen Zugs in Richtung Dortmunder Tor (wo der verletzte Weidenfeller nach einer halben Stunde von Mitch Langerak ersetzt worden war) zu einer an sich logischen Umstellung.

Zweite Halbzeit

Statt des indisponierten Luiz Gustavo kam Thomas Müller. Dieser ging auf die Zehner-Position, dafür rückte Toni Kroos zurück neben Schweinsteiger. Doch die Überlegung von Heynckes – mit zwei Gestaltern im defensiven Mittelfeld die Oberhand über das Zentrum zu gewinnen – wurde von den Dortmundern ausgehebelt.

Denn Luiz Gustavo – der in Spielen gegen wirklich starke Teams permanent der größte Wackelkandidat ist – spielte zwar nicht gut, aber ohne den Brasilianer fehlte der Zweikämpfer, der Ballgewinner in der Zentrale. Was im Rücken von Kroos und Schweinsteiger Räume gewährte, die Dortmund konsequent nutzte. Vor allem, weil neben Kagawa auch Robert Lewandowski einmal mehr eine absolute Weltklasse-Leistung bot.

Lewandowski, Rücken zum Tor

Was den Polen so stark macht, ist seine Fähigkeit im Spiel mit dem Rücken zum gegnerischen Tor. Er kann wie derzeit wohl weltweit kaum ein anderer die Bälle vorne auch gegen zwei, drei Gegenspieler halten, bis die Kollegen nachgerückt sind. So hatten die Bayern zwar weiterhin mehr Ballbesitz, aber ohne das Tempo und das kreative Element bei den Münchnern waren es die Dortmunder, die im Konter die klar besseren Chancen hatten. Schnell verfestigte sich der Eindruck, dass eher die Gelben das 4:1 schießen würden, als die Roten das 3:2. und genau so kam es auch. Großkreutz ging im Rücken von Lahm durch, der Ball wurde zu Lewandowski quergelegt, und der brauchte nur noch „Danke“ zu sagen.

Was im Spiel der Bayern falsch lief, wurde zehn Minuten nach dem 1:4 deutlich. Da nämlich schafften es die Münchner zum einzigen Mal in der kompletten Partie, mal von hinten nach vorne Tempo aufzubauen, einen Spielzug schnell vor das Dortmunder Tor zu bringen und dort auch flink zum Abschluss zu kommen. Gomez‘ Kopfball klatschte zwar an die Latte, aber genau das war die Art von Fußball, mit der die Bayern den Gegner hätten knacken können. Mit ihrem umständlichen, langsamen und letztlich durchschaubaren Aufbauspiel hatte Dortmund kaum Probleme und auch das 2:4 (Einzelaktion von Ribéry) warf den BVB nicht aus der Bahn.

Nein, nur wenige Minuten später nützte der Meister einen Fehler von Neuer sogar zum 5:2 aus. Damit gaben die Roten das Pokal-Finale endgültig verloren und Jürgen Klopp konnte Shinji Kagawa nach einer seiner besten Leistungen im BVB-Trikot den verdienten Abgangs-Applaus zum Abschied gönnen.

Fazit: Der BVB zeigte eindrucksvoll, was ihn so stark macht

Dortmund spielte das typische Dortmund-Spiel: Gegner anlaufen vorne, keinen Spielaufbau zulassen. Blitzschnelles Umschalten nach Ballgewinn. Mit der Überischt von Kagawa und den Fähigkeiten von Lewandowski, den Ball zu halten, den Gegner in Probleme zu bringen. Die Flügelzange der Bayern durch das Isolieren vom Rest der Mannschaft aus der Gleichung nehmen. Und hinten nichts anbrennen lassen.

Letzlich war es die gleiche Partie wie die beiden 1:0-Siege der Dortmunder in der abgelaufenen Bundesliga-Saison, mit dem Unterschied, dass diesmal die Toren fielen wie reife Früchte. Was die Bayern eine Woche vor dem Champions-League-Finale im eigenen Stadion sorgen muss, ist weniger die fünfte Niederlage gegen den BVB en suite an sich. Sondern die Tatsache, dass man dem Gegner einmal mehr inhaltlich unterlegen war, kein Mittel fand.

Für Dortmund markiert dieser 5:2-Sieg den Schluss- und vor allem den Höhepunkt einer (zumindest national) überragenden Saison. Das Team von Jürgen Klopp zeigte noch einmal alles, was es so stark macht und hat damit unterstrichen, wie hochverdient auch der Meistertitel ist. Ein Sieg, ein Statement. Und das erste Double der Vereinsgeschichte.

(phe)

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The Big Lewandowski mit dem goldenen Tor – Dortmund praktisch Meister! https://ballverliebt.eu/2012/04/12/the-big-lewandowski-mit-dem-goldenen-tor-dortmund-praktisch-meister/ https://ballverliebt.eu/2012/04/12/the-big-lewandowski-mit-dem-goldenen-tor-dortmund-praktisch-meister/#comments Thu, 12 Apr 2012 00:17:16 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7047 The Big Lewandowski mit dem goldenen Tor – Dortmund praktisch Meister! weiterlesen ]]> Zum vierten Mal in Folge gewinnt Dortmund gegen die Bayern. Zum 24. Mal hintereinander bleibt die Borussia in der Bundesliga ungeschlagen. Keine Frage: Der BVB, nach dem 1:0-Sieg im heiß erwartete Duell mit den Münchnern praktisch Meister, ist ein verdienter Titelträger. Auch, wenn auch in diesem Spiel ein Remis verdient gewesen wäre. Aber die Ferse von Lewandowski hatte etwas dagegen.

Borussia Dortmund - Bayern München 1:0

Schon lange wurde um ein Spiel der deutschen Bundesliga kein so großer Hype mehr veranstaltet wie um das Duell zwischen Leader Dortmund und Verfolger Bayern – das letzte Mal, dass etwas vergleichbares zu erleben war, war im Dezember 2008, als die Münchner den in diesem Herbst unglaublich aufgeigenden Herbstmeister Hoffenheim empfingen.

Sechs Mann hinten gegen Pressing

Diesmal ging es aber de facto um die Meisterschaft, und die Bayern wussten: Eine Niederlage, und alles ist vorbei. Die größte Frage, die sich Jupp Heynckes im Vorfeld stellen musste: Wie soll man mit dem Pressing von Dortmund umgehen? Im „Aufwärmspiel“, dem mühsamen 2:1 über Augsburg, presste etwa der Außenseiter konsequent auf  Holger Badstuber und neutralisierte so den wesentlich spielintelligenteren der beiden Innenverteidiger.

Die Folge war, dass die Spieleröffnung ziemlich litt. In Dortmund agierte, wenn der Ball in der eigenen Verteidigung zirkulierte, auch das Duo im zentralen Mittelfeld realtiv tief. So ergab sich auch bei Dortmunder Pressing – das ohnehin vergleichsweise zahm daherkam – zumindest keine Unterzahl und es gab praktisch immer eine Anspielstation, an die man sich unter Bedrängnis wenden konnte.

4-4-2 gegen 4-2-4

Das Problem im Spiel nach vorne ergab sich dabei aus den verschiedenen Interpretationen der Systeme, die sich grundsätzlich beide aus einem 4-2-3-1 heraus ableiten. Bei Dortmund rückte Kagawa aus dem offensiven Zentrum so weit nach vorne, dass er zumeist auf einer Höhe mit Lewandowski spielte, aber die beiden Flügel blieben eher hinten und achteten darauf, dass auf den Außenbahnen nichts anbrannte. So war Dortmund eher in einem 4-4-2 angeordnet. Was zusätzlich den Effekt hatte, dass die beiden Spitzen Kagawa und Lewandowski beiden jeweils auf einen Innenverteidiger pressen und somit die Spieleröffnung der Bayern behindern konnten. Die Stürmer waren somit die vordersten Abwehrspieler.

Und auch bei den Münchnern gab es de facto zwei Spitzen: Thomas Müller positionierte sich sehr hoch und war so nur leicht versetzt hinter Gomez zu finden. Hintergedanke war fraglos der gleiche wie beim Gegner: Die Innenverteidigung daran hintern, einen gefahrlosen ersten Pass zu spielen. Das klappte zumeist ganz gut, Kehl und Gündogan waren oft nicht direkt anzuspielen.

Weil aber Ribéry und Robben auf den Flanken ebenfalls recht hoch standen, ergab sich bei den Bayern eher eine Art 4-2-4. Logische Folge: Zwischen den sechs defensiven Akteuren und den vier offensiven entstand ein Loch. Aufbauspiel, das über das defensive Mittelfeld hinausging, hatte es durch das Zentrum recht schwer und auf den Flügeln gelang es nicht, Überzahlsituationen herzustellen und/oder Flanken in den Strafraum zu bringen, die auch Torgefahr erzeugen hätten können.

Dortmund mit mehr Zug zum Tor

Luiz Gustavo und Toni Kroos lieferten vor der Pause fast nur Querpässe, aber wenig Direktes... (dfl.de)

Das Pressing der Borussia bereitete den Bayern also nicht allzu viele Probleme und die Fehlpass-Quote hielt sich in der ersten Hälfte mit 12,4 Prozent im Rahmen. Aber den Bayern fehlte es ganz dramatisch am Zug nach vorne. Vor allem aus der Mittelfeld-Zentrale kamen fast nur Querpässe auf die Flanken, anstatt Robben und Ribéry mit Tempo zu schicken. So hatten die Dortmunder – vor allem Großkreutz machte defensiv eine blitzsaubere Partie – wenig Probleme, Torgefahr von den Bayern gar nicht erst zuzlassen.

...während Ilkay Gündogan das Dortmunder Spiel im gleichen Zeitraum nach vorne beschleunigte. (dfl.de)

Die Fehlpass-Quote bei Dortmund war verglichen mit der des Gegners deutlich höher – nämlich 18.8 Prozent – dafür zeigte die Borussia ein wesentlich schnelleres und direkteres Spiel nach vorne, vor allem, wenn Ilkay Gündogan sein Team aus dem Zentrum heraus beschleunigte und vor allem Blaszczykowski schickte. Dass der Deutsch-Türke sich mit diesen Pässen immer mehr vertraut macht – zu Saisonbeginn war das beim Sahin-Ersatz noch eine große Schwäche – ist sicher ein gewichtiger Grund, warum er sich immer mehr in der Dortmunder Mannschaft festbeißt.

Zudem erlaubt es das beinahe blinde Verständnis mit den Mitspielern den Borussen, sich flink durch die Reihen zu kombinieren und so zu deutlich besseren Torchancen zu kommen. Die beste hatte dabei Robert Lewandowski, er traf aber nur den Pfosten.

Bayern übernehmen das Kommando…

Das mangelnde Futter aus der Zentrale war sicherlich das größte Problem bei den Bayern, denn ohne schnelle Bälle in die Spitze erlaubte man den Dortmundern, die Angriffe allzu leicht abzufangen und den Bayern somit die Gelgenheit zu geben, von hinten aufzurücken und den Druck zu verstärken. Das hat Jupp Heynckes in der Halbzeit sicher angesprochen, denn nach dem Seitenwechsel funktionierte bei den Bayern vieles wesentlich besser.

In der 2. Hälfte schickte Luiz Gustavo die Flügelspieler eher steil, was dem Bayern-Spiel gut tat (dfl.de)

Denn anstatt, wie noch vor der Pause, Querpässe auf Ribéry und Robben zu spielen, schickte Luiz Gustavo die beiden nun eher mit Steilpässen. Es kamen zwar längst nicht alle dieser Pässe an – ganz im Gegenteil – aber weil die Bayern nun auch wesentlich aktiver waren, was das Nachrücken angeht, konnte man die Dortmunder dennoch immer mehr in deren Hälfte einschnüren. Alleine, wirkliche Chancen konnten die Bayern nicht herausspielen, weil sich Gomez vorne nicht gut bewegte und bei den BVB-Verteidigern Hummels und Subotic in guten Händen war.

…aber die entscheidenden Situationen gehen an Dortmund

So sah es immer mehr nach einem 0:0 aus (auch, nachdem Schweinsteiger, für die Start-Elf noch nicht fit genug, für Müller kam; Kroos ging nun auf die Zehn), mit leichten Vorteilen für die Bayern, ehe die zwei entscheidenden Situationen den Dortmundern den Sieg bescherten. Erst, als Robert Lewandowski – der als ballhaltender Mittelstürmer eine sehr ansprechende Partie ablieferte – nach einer Ecke einen Großkreutz-Schuss mit der Ferse den Ball unhaltbar für Neuer zum 1:0 ablenkte.

Und dann, als Weidenfeller den von ihm selbst an Robben verursachten Elfmeter parierte. Womit die Meisterschaft so gut wie entschieden ist.

Fazit: Glücklicher Sieg, aber BVB verdienter Meister

Nach dem 1:0 in München im Herbst – mit dem dieses Aufeinandertreffen nicht ganz mithalten konnte – holt Dortmund nun also auch im Rückspiel einen 1:0-Sieg – was in der Tabelle genau jene sechs Punkte sind, die die Borussia vier Spiele vor Saisonende nun Vorsprung haben. Angesichts der Stabilität, mit der sich der amtierende Meister seit Monaten präsentiert – es ist dies das 24. ungeschlagene Bundesliga-Spiel in Folge – es kaum anzunehmen, dass die Bayern das noch aufholen können.

Das ist einerseits etwas bitter für die Bayern, weil in beiden Saisonduellen ein 0:0 dem Spiel eher entsprochen hätte und in beiden Saisonduellen Bastian Schweinsteiger entweder gar nicht zur Verfügung stand oder nur eine halbe Stunde, und das nach Verletzungspause ohne Spielpraxis. Dennoch war über die Saison gesehen Dortmund ganz einfach die stabilere Mannschaft und verdient sich den Titel absolut.

Damit holen die Münchner Bayern erstmals seit 1996 zwei Jahre hintereinander nicht die deutsche Meisterschaft. Titelträger damals? Borussia Dortmund. Zweimal.

(phe)

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Die ’11-Besten https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/ https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/#comments Wed, 28 Dec 2011 23:02:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6279 Die ’11-Besten weiterlesen ]]> Das Jahr 2011 verlässt uns, aber die Erinnerungen an viele tolle Spiele aus den vergangenen zwölf Monaten wird uns natürlich bleiben. Darum gibt’s wie schon letztes Jahr noch mal die besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge dieser elf Spiele aus 2011 ist natürlich willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 11 | Premier League | Chelsea – Liverpool 0:1

Chelsea-Liverpool 0:1

„Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierkette gefunden hat. Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem “Torres und Drogba und Anelka” zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war ein totaler Flop.“ – Die einen waren mit King Kenny auf der Bank auf dem Weg nach oben, zum Teil mit unüblichen Aufstellungsvarianten. Die anderen begannen zu erkennen, dass es vielleicht doch keine so einfach war, Torres sinnvoll einzubauen. Er verlor hier sein erstes Spiel im Chelsea-Dress ausgerechnet gegen sein altes Team. Süße Rache, nennt man so etwas wohl.

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Platz 10 | Asien-Cup | Japan – Syrien 2:1

Japan - Syrien 2:1

„In der offensiven Dreierreihe wird rochiert, was das Zeug hält. Da taucht Matsui schon mal auf der ganz anderen Seite auf, Kagawa in der Mitte oder gar als Sturmspitze, Honda mal zurückhängend, mal auf die Seiten, dann wieder ganz vorne. Fàbregas, Nasri, Rosický und Konsorten lassen grüßen. Und vorne macht Ryoichi Maeda, was bei Arsenal einen Robin van Persie ausmacht. Vom Toreschießen mal abgesehen.“ – Was der Italiener Alberto Zaccheroni aus den Japanern gemacht hat, war atemberaubend. Ein Tempo, eine Ballsicherheit eine Dominanz: Man war beim ganzen Asien-Cup, nicht nur im Gruppenspiel gegen Syrien, die mit sehr viel Abstand beste Mannschaft. Und wenn man etwas konsequenter im Ausnützen der Torchancen gewesen wäre, hätte das Arsenal Asiens nicht so sehr um den Titel zittern müssen.

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Platz 9 | Europa League | ZSKA Moskau – FC Porto 0:1

ZSKA Moskau - FC Porto 0:1
„Zwei der interessantesten Trainer Europas: Wunderkind André Villas-Boas vom FC Porto und der etwas schrullige Leonid Slutski von ZSKA Moskau. So unterschiedlich die beiden Trainer der zwei womöglich aufregendsten Mannschaften sind, die sich unter den letzten 16 der diesjährigen Europa League befinden, so ähnlich ist das Leistungsvermögen.“ – Auf dem Weg zum Sieg in der Europa League mit Porto bekam es André Villas-Boas im Achtelfinale mit einem ähnlich tollen Team und einem ganz anderen Trainer-Typen zu tun. Die beiden Mannschaften neutralisierten sich. Und wer weiß, womöglich wäre der Portugiese heute nicht Chelsea-Coach, hätte nicht Fredy Guarín das 1:0-Goldtor erzielt. In einem Spiel, das gezeigt hat, wie ähnlich sich so verschiedene Typen doch sein können.
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Platz 8 | Frauen-WM | USA – Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.

USA - Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.
„Kurioserweiser übernahmen die US-Amerikanerinnnen sofort wieder das Kommando. Mit der ganzen Wut über den harten Strafstoß samt Ausschluss und der überaus kleinlichen Entscheidung, den Elfer wiederholen zu lassen, drückten sie das brasilianische Team nun vor allem über die Flanken nach hinten.“ – Es war beileibe nicht das beste Spiel der Frauen-WM in Deutschland, dieses Viertelfinale. Im Gegenteil: Zwei hypernervöse Teams überboten sich lange in Fehlpässen. Aber die ganze Dramatik, die der Partie durch eine schreckliche Schiedsrichter-Leistung und dem US-Ausgleich in der 122. Minute eigen war, ließ sie doch zum zentralen Spiel des Turniers werden. Ein Spiel, in dem krass benachteiligte US-Girls Brasilien bestraften.
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Platz 7 | Europa League | SV Ried – Brøndby IF 2:0

SV Ried - Brøndby IF 2:0
„Weswegen Brøndby umso mehr schauen musste, über die Flügel nach vorne zu kommen. Damit hatte Ried das Ziel im Grunde erreicht: Die Mitte zwar offenlassen, aber keine Kreativität zulassen, das Spiel des Gegners so auf die Flügel zu verlagern, und dort den numerischen Vorteil ausspielen.“ – Zwar waren die Rieder letztlich die einzige österreichische Mannschaft, die sich nicht für die EL-Gruppenphase qualifizieren konnte, aber dennoch sind die Innviertler der große Gewinner des Jahres 2011. Nicht nur wegen des Cup-Siegs, sondern auch deshalb, weil man dank einer konsequent verfolgten Vereinsphilosophie auch den Abgang der halben Mannschaft verkraften konnte und zum zweiten Mal hintereinander Herbstmeister wurde. Weil sich eben nicht nur Brøndby am Rieder System die Zähne ausbiss.
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Platz 6 | EM-Qualifikation | Frankreich – Bosnien 1:1

Frankreich - Bosnien 1:1
„Was alles in einem irren Tempo geschah, weil der Spielplan der Bosnier in einem Guss funktionierte: Pressing, Ball erobern, blitzschnell umschalten und die freien Räume ausnützen. Die Franzosen wussten in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht, wie ihnen geschah.“ – Bosnien ist die wohl beste Nationalmanschaft Europas, die bei der EM nicht dabei sein wird. Denn bevor Dzeko und Co. im Playoff gegen Portugal die Nerven verließen, spielten sie Frankreich komplett her und nur zwei Faktoren rettete den Bleus das Remis und die direkte Qualifikation: Eine Umstellung von Blanc und ein starker Nasri.
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Platz 5 | Deutsche Bundesliga | Bayern München – Borussia Dortmund 1:3

Bayern München - Borussia Dortmund 1:3
„Dortmund verfügt über ein hervorragendes Flügelspiel und nahm Ribéry und Robben ziemlich aus dem Spiel. Die beiden sahen sich, wann immer sie am Ball waren, sofort mit mindestens zwei Gegenspielern konfrontiert; oftmals sogar mit noch mehr. Das, und das für die Borussia so typische aggressive Pressing führte dazu, dass die Bayern nicht zu einem geordneten Spielaufbau kamen.“ – Die Bayern-Kapitel „Van Gaal“ endete als großes Missverständnis. Wirre Aufstellungs-Varianten, die Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen und natürlich atmosphärische Störungen führten zum vorzeitigen Ende. Und natürlich die brutale Überlegenheit von Dortmund, die sich vor allem im direkten Duell zeigte. Jürgen Klopp manövrierte seinen Kontrahenten auf jeder Position aus und machte damit im Titelrennen den Deckel drauf.
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Platz 4 | EM-Qualifikation | Aserbaidschan – Österreich 1:4

Aserbaidschan - Österreich 1:4
„Willi Ruttensteiner hatte es angekündigt, und er machte es auch wahr: Der Interims-Teamchef wollte vom ÖFB-Team beim Spiel in Aserbaidschan frühes Pressing sehen, er wollte die Gastgeber unter Druck setzen, sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen. Und tatsächlich: Die Spielanlage der Österreicher war gegenüber den letzten Spielen kaum noch wiederzuerkennen.“ – Kaum war Constantini nicht mehr Teamchef, war sofort zu erkennen, was für ein Potential wirklich in der Mannschaft steckt. Ja, es war „nur“ Aserbaidschan, aber jeder Spieler machte den Eindruck, genau zu wissen, welche Aufgabe er genau hat. So machte vor allem die Art und Weise des Spiels beim 4:1 in Baku Freude.
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Platz 3 | La Liga, Copa del Rey, Champions League | Der Clásico-Vierteiler

1:1-Remis, 1:0 n.V. Real, 2:0 Barça, 1:1-Remis
„Real ging viel aggressiver zu Werke als beim 1:1 am Wochenende, störte deutlich früher, presste auf den Gegner und stand teilweise verteufelt hoch – die Mittelfeldreihe machte sich genau dort breit, wo Barcelona eigentlich das eigene Spiel aufziehen wollte. So kamen die Katalanen kaum wirklich dazu und Real war gut im Spiel.“ – Groß war die Vorfreude auf vier Clásicos in nur 17 Tagen, aber nachdem die letzte Schlacht geschlagen war, blieben im Rückspiegel vor allem Härteeinlagen in Erinnerung. Und nach den Titeln in Liga und Champions League ein Punktsieg für Barcelona. Nach den Spielen am 16. April (1:1 in Madrid in der Liga), am 20. April (1:0 n.V. für Real im Cupfinale), am 27. April (2:0 für Barça im CL-Semi-Hinspiel in Madrid) und am 3. Mai (1:1 in Barcelona im CL-Semi-Rückspiel).
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Platz 2 | Copa América | Uruguay – Chile 1:1

Uruguay - Chile 1:1
„Und in dieser Tonart ging es weiter: Chile spielte nun Rambazamba-Fußball wie in besten Bielsa-Tagen, zudem kam mit Paredes statt dem müder werdenden Suazo noch ein frischer Mann. Die Chilenen spielten sich in einen Rausch, in dem Uruguay unterzugehen drohte.“ – Die Copa América wurde zum Triumph für Uruguay, aber eine Mannschaft setzte der Celeste schon in der Gruppe ganz extrem zu: Chile! Jenes Team, dass unter Claudio Borghis Vorgänger Marcelo Bielsa bei der WM für tollen Offensivfußball stand, zeigte in diesem grandiosen Spiel ein Feuerwerk. Das mit Abstand beste Spiel einer eher enttäuschenden Copa. Weil Chile weiterhin ein Team zum Verlieben ist.
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Platz 1 | La Liga | FC Barcelona – Villarreal CF 5:0

FC Barcelona - Villarreal CF 5:0
„Weil es dank des Verzichts auf eine nominelle Abwehr mehr Ballverteiler gibt, weil die Breite dennoch gegeben ist, und weil Messi und Fàbregas jetzt schon zuweilen miteinander harmonieren, als spielten sie schon seit Jahren zusammen. Pep Guardiola ist gerade dabei, die Pyramide mit diesem 3-3-4-ähnlichen System wieder zurückzudrehen. Womit er potentiell ein neues Kapitel der Fußballgeschichte aufschlägt.“ – Im Grunde war es „nur“ ein Liga-Spiel. Aber was Barcelona hier spielte, war ein Blick in eine mögliche Zukunft. Ob es ein Modell für die ganze Fußball-Welt ist oder nur für eine Mannschaft von der Qualität Barças, ist eine andere Frage. Aber Villarreal war tatsächlich nicht die letzte Mannschaft, die dieser Formations-Variante rein gar nichts entgegensetzen konnte. Weil Barcelona damit noch stärker aussieht als vorher.

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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2011 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2012 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

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1:0 bei den Bayern! Dortmund ist endgültig wieder zurück im Titelrennen https://ballverliebt.eu/2011/11/19/10-bei-den-bayern-dortmund-ist-endgultig-wieder-zuruck-im-titelrennen/ https://ballverliebt.eu/2011/11/19/10-bei-den-bayern-dortmund-ist-endgultig-wieder-zuruck-im-titelrennen/#comments Sat, 19 Nov 2011 22:49:44 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6089 1:0 bei den Bayern! Dortmund ist endgültig wieder zurück im Titelrennen weiterlesen ]]> Dortmund, die unbarmherzige Pressing-Maschine auf dem unerbittlichen Weg vor das gegnerische Tor? Nein, die Borussia kann auch anders: Im Hit der deutschen Bundesliga wurden die Bayern von einem defensiven BVB an der Entfaltung gehindert. So gewann der Meister 1:0 und das Rennen um den Titel ist neu eröffnet!

Bayern München - Borussia Dortmund 0:1

International hintennach, in der Bundesliga schwach gestartet – aber der amtierende deutsche Meister Borussia Dortmund hat sich zuletzt deutlich stabilisiert. So war das Spiel bei den bislang überragenden Bayern tatsächlich nicht nur das Duell der zwei großen Titelkandidaten der deutschen Bundesliga – sondern auch das des Tabellenersten gegen den Zweiten. Wobei die Bayern einen personellen Nachteil hatten: Mit Schweinsteiger (verletzt) und Tymoschuk (gesperrt) fehlten beide etatmäßigen Männer im defensiven Mittelfeld. Und das merkte man.

Abstecken der Claims

In den ersten zehn Minuten machten gleich beide Mannschaften deutlich, was ihre Intention war: Die Bayern gingen vor allem mit Müller und Gomez konsequent sogar den Dortmunder Torhüter Weidenfeller an, sodass dieser keine Gelegenheit hatte, eine geregelte Spieleröffnung zu versuchen; die Dortmunder pressten ab etwa 10 Metern in der gegnerischen Hälfte ebenso konsequent auf die Innenverteidiger der Bayern – sodass diese ebenso wenig zum Aufbau beitragen konnten.

Schon beim Match im Frühjahr stand Müller zu hoch und war somit vom Spiel abgeschnitten

Die Dortmunder verlegten sich danach allerdings schnell auf das Reagieren und darauf, im Mittelfeld so kompakt wie möglich zu stehen und es den Bayern zu verunmöglichen, das Spiel nach vorne zu tragen. Das schaffte der BVB vor allem dadurch, dass man durch enorme Laufarbeit das Zentrum unter Kontrolle brachte – und weil die Bayern einen Fehler beim 1:3 im Frühjahr wiederholten: Die zu hohe Rolle von Thomas Müller in der Zentrale.

Müller zu hoch

Dortmund schaffte es dadurch, das Spiel der Bayern in deren Hälfte festzusetzen: Die Viererkette hinten und die beiden defensiven Mittelfeldspieler, Luiz Gustavo auf der Sechs und Toni Kroos auf der Acht, waren nicht in der Lage, aus dem Zentrum heraus für Akzente im Spiel zu sorgen. Müller, der auf der linken Flanke eine tolle Saison spielt, fühlte sich im Zentrum sichtlich unwohl – wegen der Rückkehr des zuletzt verletzten Robben war er aber zur der zentralen Rollen gezwungen.

Und Kroos, der auf der Zehn ebenso eine herausragende Saison absolviert hatte, bekam auf der Acht von Dortmund praktisch nie Zeit und Platz – vor allem Kagawa, der so eine irrsinnige Defensiv-Arbeit leistete, stand ihm immer wieder auf den Füßen, zudem machten Kehl und der extrem lauffreudige Sven Bender Kroos immer wieder die Räume eng. So kam dieser nicht zur Geltung, und wenn er doch einmal Raum bekam, verpasste er das Abspiel oder den Abschluss zur rechten Zeit.

Keine Akzente durch Kroos

Toni Kroos war zu extrem vielen horizontalen Pässen gezwungen, er kam nur zu einer Handvoll erfolgreicher Bälle nach vorne. Grafik: dfl.de

Wie diese Grafik zeit, hatte Kroos zwar viele Ballkontakte, war aber mangels Optionen im Spiel nach vorne zu vielen Querpässen gezwungen. Es gab nur eine Handvoll erfolgreicher Pässe nach vorne – Dortmund hatte das Geschehen im Griff.

Und zwar auch deshalb, weil mit Schmelzer und Piszczek die beiden Außen-Verteidiger sich, anders als es bei der Borussia sonst Usus ist, im Spiel nach vorne ziemlich zurück hielten und sich vornehmlich darauf verlegte, Ribéry und Robben möglichst aus dem Spiel zu nehmen. Zudem setzte Schmelzer seinen Körper gegen Robben sehr intensiv ein, womit der Holländer überhaupt nicht zurecht kam.

Was auch deshalb gelang, weil die beiden, wenn sie denn Ball mal hatten – vor allem Ribéry ging viel nach hinten, um sich die Kugel dort zu holen – mit der Hilfe von Götze und Großkreutz, oft auch mit Kehl und Bender, gedoppelt wurden und sich nie wirklich entfalten konnten. Und für Lahm und Rafinha war dann auch noch immer ein Gegenspieler übrig.

Kehl agierte konkreter

Anders als Kroos, der den Ball zwar viel hatte, aber wenig damit machen konnte, legte mit Sebastian Kehl sein Gegenüber auf der Achter-Position das Spiel an. Er lief viel, machte Räume eng, presste und doppelte Gegenspieler, hatte aber den Ball selbst nicht annähernd so häufig wie Kroos. Doch wenn er ihn einmal hatte, versuchte der Routinier sofort, das Spiel schnell zu machen und nach vorne zu bringen.

Sebastian Kehl versuchte vor allem über die link Seite, das Spiel schnell nach vorne zu bringen. Grafik: dfl.de

Das deutlich konkretere Spiel von Kehl mit dem Ball verdeutlicht die Ausrichtung im Spiel von Dortmund: Die Bayern weit vom eigenen Tor weghalten und nach Ballgewinn schnell Umschalten. Durch diese ständig lauernde Gefahr des Gegenstoßes nach einem Ballverlust in der Bewegung nach vorne minimierte sich das Risiko, das die Bayern zu nehmen bereit waren, immer mehr. So spielten die Gastgeber im Zweifel immer den sicheren Quer- oder Rückpass, vermieden jeden Pass nach vorne, der auch nur annähernd Gefahr ausstrahlte und bekamen somit natürlich überhaupt keinen Zugriff auf die Hälfte der Gäste, vom Strafraum ganz zu schweigen.

Hier spiegelte sich auch die generelle Ausgangslage im Spiel wider: Es ist noch die erste Saisonhälfte, es geht noch lange nicht um Alles oder Nichts und im Endeffekt wären die Bayern auch mit einem torlosen Remis alles andere als todunglücklich gewesen. Die Vorsicht dominierte bei den Münchnern.

Götzes Tor bringt neue Impulse

Gerade als ein nicht uninteressantes, aber auf jeden Fall unspektakuläres Spitzenduell immer mehr seinem beinahe logischen 0:0 entgegen ging, erzielte Mario Götze das 1:0 für Dortmund, bei dem der diesmal nicht immer ganz sattelfest Jerome Boateng etwas die Übersicht verloren hatte.

Was hieß, dass die Bayern deutlich mehr Riskiko im Spiel nach vorne nehmen mussten und die auf Ballsicherung basierende Spielweise zugunsten eines direkteren Zugangs aufgeben musste. Dortmund reagierte auf die Führung, ähnlich wie beim überragenden 3:1 im Februar, mit dem Anziehen der Daumenschraube: Der BVB orientierte sich deutlich höher, attackierte noch früher und konnte sich sogar in der gegnerischen Hälfte festsetzen. Von erhöhter Torgefahr vor dem Dortmunder Tor konnte keine Rede sein.

Schlussphase

Heynckes stellt um

Jupp Heynckes sah natürlich, dass sich ohne Impulse von seiner Seite am Spiel der Bayern nichts ändern würde und reagiert: Erst brachte er Alaba (statt Robben für die rechte Seite) und Olic (als zweiten Stürmer statt des ganz schwachen Müller), stellte somit auf ein 4-4-2. Das ergab zwei Probleme: Erstens standen sich Olic und Gomez vorne auf den Füßen, der Abstand zwischen den beiden war viel zu klein. Und zweitens fehlte die Offensivzentrale nun komplett und Dortmund hatte im Zentrum zusätzlich zur besseren Laufarbeit nun auch eine 3-gegen-2-Überzahl. Diese wurde natürlich ausgespielt und der BVB sah im Spiel nach vorne deutlich besser aus, ein 2:0 schien näher als ein Ausgleich.

Woraufhin Heynckes auch Rechtsverteidiger Rafinha aus dem Spiel nahm und mit Petersen noch einen dritten echten Stürmer brachte. Mit der Ordnung im Spiel der Bayern war es nun endgültig dahin: Alaba hatte die komplette rechte Seite über, mit Moritz Leitner brachte Klopp im Gegenzug einen frischen Mann für die defensive Mittelfeld-Zentrale. Mehr als die Brechstange – lange Bälle nach vorne und hoffen, dass die drei Stürmer was daraus machen – kam nicht mehr.

Fazit: Der Dortmunder Matchplan ging voll auf

Natürlich hat den Bayern die Energie eines Bastian Schweinsteiger in Bestform absolut gefehlt, keine Frage. Aus dem Mittelfeld kamen ohne den verletzten Taktgeber nicht die nötigen Impulse, um die ungewohnt tief stehenden Dortmunder auszumanövrieren.

Die mit ihrer fleißigen Laufarbeit und ihrem guten Pressing für die Defensive extrem gut arbeitende offensive Dreierreihe des amtierenden Meisters aus Dortmund verunmöglichte es den Bayern, von hinten heraus das Spiel zu lenken. Ein zu hoch stehender Müller war isoliert, Robben wurde vom ungemütlichen Schmelzer neutralisiert und auch Ribéry kam gegen das ständige Doppeln kaum zum Zug. So fehlte es Kroos an den Optionen, um seine Mannschaft vor das gegnerische Tor zu bringen.

Das Vorhaben von Klopp, „die Bayern auf unser Niveau herunterzuziehen“, spricht nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, klappte hervorragend und beweist, dass der BVB auch im Reagieren auf einen starken Gegner eine Partie gut bestreiten und sogar gewinnen kann. Das wird für die verbleibenden Spiele in der Champions League sicherlich Auftrieb geben und auch in der Bundesliga ist man nach dem holprigen Start, wo man noch auf der Suche nach einer passenden Adjustierung nach dem Abgang von Nuri Sahin war, bereits wieder auf zwei Punkte an den Bayern dran.

Natürlich: Angesichts der Pattstellung, die bis zum Tor herrschte, wäre ein 0:0 genauso ein passendes Resultat gewesen. Beschweren dürfen sich die Bayern über die Niederlage aber nicht: Über 90 Minuten kam nie die zündende Idee. Ausfälle von Schweinsteiger und Tymoschuk können also nicht einmal die in der bisherigen Saison so bärenstarken Bayern kompensieren.

(phe)

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Zu vorsichtiges Arsenal wird bestraft – Dortmund rettet das 1:1 https://ballverliebt.eu/2011/09/13/zu-vorsichtiges-arsenal-wird-bestraft-dortmund-rettet-das-11/ https://ballverliebt.eu/2011/09/13/zu-vorsichtiges-arsenal-wird-bestraft-dortmund-rettet-das-11/#respond Tue, 13 Sep 2011 21:22:58 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5737 Zu vorsichtiges Arsenal wird bestraft – Dortmund rettet das 1:1 weiterlesen ]]> Erstaunlich vorsichtig gingen beide Teams die Partie an – erst das lösen der Handbremse und ein Prachttreffer von Ivan Perisic retten dem deutschen Meister Dortmund ein hochverdientes 1:1 gegen Arsenal. Die Gunners zeigten sich erstaunlich defensiv. Neuer Look oder Reaktion auf das Fehlen von Sahin im BVB-Mittelfeld?

Dortmund - Arsenal 1:1

Eine breite Brust sieht anders aus… sowohl Arsenal (2:8 gegen Manchester United vor der Länderspielpause) als auch Dortmund (1:2 daheim gegen Hertha BSC) starten nicht gerade mit überbordendem Selbstvertrauen in die Champions League. Was man beim direkten Duell durchaus sah: Weder die Gunners noch der BVB spielten wirklich ihr gewohntes Spiel.

Gunners abwartend

Arsenal sah nicht nur personell gegenüber der letzten Saison deutlich verändert aus, sondern auch die Formation an sich hat sich verändert. Vor allem die Rolle von Yossi Benayoun sorgt für einen neuen Look, denn er agierte ganz und gar nicht als Zehner. Nein, er zog sich vornehmlich auf die halbrechte Position zurück und formte gemeinsam mit Song (zentral) und Arteta (im linken Halbfeld) zumeist eine Dreierkette aus defensiven Mittelfeldspielern. Im Ballbesitz orientierte sich Benyaoun ins offensive Zentrum.

Diese Formation hatte zur Folge, dass es keine wirkliche Anspielstation für die Spieleröffnung gab. Mit Walcott und (vor allem) Gervinho rückten die Außenstürmer deutlich ein, aber auch dort waren sie bei der Dortmunder Defensive recht gut aufgehoben. So blieb das Angriffsspiel der Gunners zumeist relativ früh hängen.

Dortmund mit Handbremse

Bei Dortmund war auffällig, dass das teils brutale und atemberaubende Pressing, mit dem man in der letzten Saison so grandiosen Erfolg hatte, nur sehr schaumgebremst zum Einsatz kam. Es wurde zwar sehr wohl darauf geachtet, dem ballführenden Gegner nicht allzu viel Zeit zu gewähren, aber den Eindruck einer etwas angezogenen Handbremse machte das schon.

Die besseren Chancen in der Anfangsphase hatten die Dortmunder, weil sie die oft weit aufgerückte Viererkette von Arsenal mit schnellen Lochpässen an der Abseitsfalle vorbei austrickste und zwei-, dreimal den Raum dahinter mit Tempo auszunützen versuchte; doch letztlich fehlte die Präzision, das auch in Tore umzumünzen, ehe Arsenal tiefer stand und das Problem so abstellte.

Was bei Dortmund in den ersten Saisonspielen fehlte, war der Punch aus dem Mittelfeld, seitdem Nuri Sahin nicht mehr da ist. Ilkay Gündogan konnte dafür nicht sorgen, und Sebastian Kehl ist, obwohl Kapitän, auch nicht derjenige, der das mit hohem Tempo geplante Spiel der Dortmunder von hinten heraus lenken kann – vor allem dann nicht, wenn ihm der Gegner (der um diese über den Sommer entstandene Schwäche natürlich weiß) drei defensive Mittelfeldspieler zwischen sich und die Angriffsspieler stellt.

Individueller Fehler führt zum Tor

So verging die erste Hälfte ohne allzu viele wirkliche Höhepunkte und wenigen konkreten Aktionen, und es war beinahe logisch, dass es einen individuellen Fehler brauchte, um einer Mannschaft einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Kehl lud mit einem leichtsinnigen Querpass Arsenal zum 1:0 ein, Robin van Persie nützte die sich etwas unverhofft bietende Chance cool aus.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst nichts, außer dass bei Dortmund die Innenverteidiger (vor allem Hummels) mit dem Ball weit aufrückten und bis deutlich in die gegnersichen Hälfte hinein gingen, um etwas mehr Manpower gegen die weiterhin eher abwartende Mannschaft von Arsenal zu bringen. Wirklich Bewegung kam aber erst in der 70. Minute in das Spiel.

Klopp reagiert richtig

BVB-Trainer Klopp brachte Blaszczykowski (rechts) und Perisic (links) neu für die Außenbahnen für die beiden schwächsten Dortmunder an diesem Tag, also Kehl und Großkreutz. Götze ging dafür ins Zentrum und gab den Achter, wie er das zuletzt auch in der Nationalmannschaft gemacht hat. Eine Umstellung, die wirkte: Denn mit dem spielintelligen Götze im Zentrum und frischem Wind auf beiden Flügeln gelang es nun deutlich besser, Arsenal zu kontrollieren und nach hinten zu drücken.

Pat Rice, der an der Seitenlinie Arsene Wenger ersetzte, reagierte kaum fünf Minuten später seinerseits, indem er vom 4-3-3 mit drei defensiven im Mittelfeld auf ein 4-2-3-1 umstellte: Frimpong (für Walcott) gab den zweiten Sechser neben Song, dafür rückte Arteta auf (gegen Götze), Benayoun auf die linke Seite (gegen Blaszszykowski) und Gervinho auf die rechte (gegen Perisic). Damit sollten die drei kreativen Spieler, die immer besser ins Spiel kamen, weiter hinten festgezurrt werden.

Starke Schlussphase des BVB

Formationen am Spielende

Was aber nur mit Blaszczykowski gelang. Perisic machte auf seiner Flanke so ziemlich, was er wollte – wehalb Rice kurz darauf zur nächsten Umstellung gezwungen war. Er nahm Gervinho, der Perisic defensiv nichts entgegen zu setzen hatte, vom Feld und brachte André Santos vor links hinten, womit Gibbs nun den RV und Sagna den RM gab, um Perisic zu kontrollieren, Arsenal igelte sich mit einem 4-1-4-1 hinten ein.

Auch, wenn bei Dortmund die letzten Ergebnisse nicht passten und Sahin schon abgeht, der BVB ist immer noch eine wahnsinnig gut aufeinander abgestimmte Mannschaft. Die Lauf- und die Passwege unter Druck stimmen und so war der Gastgeber in den letzten 20 Minuten die klar dominierende Mannschaft und hatte auch einige gute Chancen auf einen hochverdienten Ausgleich – es war dann ein Prachtschuss von Perisic aus 20 Metern ins Kreuzeck, der das 1:1 für den deutschen Meister sicherte.

Fazit: Eingespieltheit rettet Dortmund

Abwartend, eher vorsichtig, mit drei defensiven Mittelfeldspielern – ist das der neue Look von Arsenal oder war es nur eine Reaktion auf die nach dem Sahin-Abgang etwas geänderte Spielanlage von Dortmund aus der Zentrale heraus? So oder so: Was gegen einen etwas verunsicherten Gegner eine Stunde lang gut funktioniert hat, krankte gegen eine immer stärker werdende Mannschaft aus Dortmund am Link zu den Offensivspielern.

Dortmund kämpfte sich regelrecht in die Partie rein, was nicht nur mit dem Rückstand zusammen hängt, sondern wohl auch damit, dass der BVB spätestens nach einer Stunde gemerkt hat, dass Arsenal die knappe Führung über die Zeit schaukeln will und nicht wirklich daran interessiert war, selbst groß die Initiative zu ergreifen. Hier kam dem deutschen Meister die Tatsache massiv entgegen, dass in der Startformation kein einziger (!) Neuzugang stand (mit Perisic war es am Ende auch nur einer).

Was hieß: Die Mannschaft zeigte sich hervorragend aufeinander abgestimmt, während bei Arsenal mit vier Neuen (darunter drei, die erst am letzten Drücker gekommen sind) in der Schlussphase jene Kompaktheit gefehlt hat, die zu Beginn gegen einen ebenfalls eher abwartenden Gegner noch gepasst hat.

Der Punkt für Dortmund ist verdient – mindestens.

(phe)

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