Hoffer – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 20 Mar 2013 15:21:59 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Ballverliebt Classics: Färöer II. https://ballverliebt.eu/2013/03/20/ballverliebt-classics-faroer-ii/ https://ballverliebt.eu/2013/03/20/ballverliebt-classics-faroer-ii/#comments Wed, 20 Mar 2013 14:56:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8442 Ballverliebt Classics: Färöer II. weiterlesen ]]> Vom Winde verwehrt: 18 Jahre nach Landskrona versuchte sich wieder ein österreichisches Nationalteam auswärts gegen die Färinger, und wieder war das Resultat eine Blamage. Keine Jahrhundert-Peinlichkeit wie das Spiel im September ’90 zwar, aber in ihrer Entstehung nicht weniger dämlich – und in der Erinnerung auch wegen der „Radio-Übertragung“ von Thomas König (der ORF bekam kein Bildsignal) berüchtigt. Im teils heftigen Sturm auf den Schafsinseln agierte das Team fast ausschließlich mit hohen Bällen. Das 1:1 war letztlich auch der Anfang vom Ende der kurzen Ära Brückner.

Färöer - Österreich 1:1 (0:0)
Färöer – Österreich 1:1 (0:0)

„Du kannst bei so einem Gegner nicht sagen, ‚du musst auf das oder auf das aufpassen‘, wenn die davor 21 Spiele lang ohne Sieg waren!“ – So bilanzierte Herbert Prohaska das Spiel danach. Es hätte vermutlich aber schon gereicht, wenn man der Mannschaft gesagt hätte: „Da hat’s einen ziemlich üblen Wind, vermeidet hohe Bälle um jeden Preis.“

Das Gegenteil war der Fall: Die allzu offensichtliche Vorgabe war, es ausschließlich mit hohen Bällen zu versuchen.

System und Raumaufteilung

In seinem vierten Länderspiel als Teamchef war Karel Brückner erstmals von seinem Hybrid aus 4-1-4-1 und 4-3-3 abgegangen und stellte ein 4-4-2 auf. Gegen den wie erwartet sehr tief stehenden Gegner mit dessen zwei dichten Viererketten standen vorne Leuchtturm Janko und Wusler Hoffer. Der Plan war klar: Janko soll die hohen Bälle annehmen und Hoffer bedienen bzw. diesem den Weg freiblocken.

Die Flügel waren nicht synchron besetzt. Auf der rechten Seite hatte RV Garics durchaus den Vorwärtsgang drin, Vordermann Harnik rückte relativ früh ein und sollte von Garics – zumindest in der Theorie – hinterlaufen werden. Links hingegen war Emanuel Pogatetz deutlich vorsichtiger, wodurch sich mitunter hinten eine De-facto-Dreierkette ergab.

Der Wind fängt die hohen Bälle

Die beiden Viererketten der Färinger fingen rund 30 Meter vor dem eigenen Tor an, den ballführenden Österreicher aggressiv zu doppeln. Nicht aber im Sinne von Pressing, sondern mit ganz erdigen, körperbetonten Zweikämpfen. Dass der slowenische Referee Ceferin das Spiel eher an der langen Leine ließ, kam den Färingern da durchaus zu Pass.

Die Folge war, dass die hohen Bälle von immer weiter hinten in die grobe Richtung von Janko und Hoffer geschlagen wurden. Das Hauptproblem dabei war der Wind: In der ersten Hälfte spielte Österreich mit Rückenwind und dieser fing die Bälle ab einer Höhe von etwa fünf Metern ein. Präzision war dadurch völlig unmöglich, zudem waren die Gastgeber diese Bedingungen natürlich gewöhnt.

Kaum Kombinationsspiel

Von einem Aufbauspiel der Färinger zu sprechen, wäre eine Übertreibung: Die Abschläge von Torhüter Mikkelsen plumpsten, gegenwindbedingt, schon deutlich vor der Mittellinie zu Boden. Versuche, aus dem Mittelfeld die beiden Stürmer Hansen und Holst zu bedienen, scheiterten an der Ungenauigkeit und der Hast, mit der diese Pässe gespielt wurden. Versuche, den Ball mal ein wenig in den eigenen Reihen zu halten, endeten zumeist beim eigenen Torhüter und einem Abschlag, der wiederum Opfer des Windes wurde.

Der die Österreicher aber weiterhin nicht davon abhielt, den Ball in die Höhe zu bringen. Was auch deshalb nötig war, weil es de facto kein Kombinationsspiel ab. Auf den Außenbahnen preschten zwar Garics und Fuchs nach vorne, sie taten das zumeist allerdings ohne einmal mit einem Doppelpass den Gegner auszuspielen.

Dennoch genug gute Chancen

Einen Schönheitspreis hat niemand verlangt, und auch wenn die Herangehensweise mit den langen Bällen kein wirklich taugliches Rezept war, heißt das nicht, dass es nicht dennoch genug Chancen gegeben hätte. So wurde ein Schuss von Hoffer aus spitzem Winkel auf der Linie geklärt (9.), konnte Färöer-Goalie Mikkelsen einen Janko-Kopfball aus kurzer Distanz halten (16.), verpasst Harnik eine Flanke von links nur knapp (18.). Nach einem zu kurzen und zu ungenauen Freistoß der Färinger an der Mittellinie fing Ivanschitz den Ball ab und schickte Janko in den für einmal offenen Rücken der Abwehr, aber auch aus dieser Chance wurde nichts (26.). Und schließlich schob der für den verletzten Harnik eingewechselte Andi Hölzl einen Abpraller nach einem Freistoß am Tor vorbei (32.).

Stranzl etwas unglücklich

Prödl und Stranzl waren in der ersten Hälfte null gefordert – die Gastgeber brachten in der ersten Hälfte nur einen Schuss auf das Gehäuse von Alex Manninger – und vor allem Stranzl machte in der Folge einen eher schläfrigen Eindruck. Eine Minute und 20 Sekunden nach Beginn der zweiten Hälfte rückte er bei einem Angriff der Färinger etwas halbherzig heraus und ließ Bogi Løkin in seinem Rücken entwischen. Der 19-Jährige, der den angeschlagenen Borg auf der rechten Mittelfeld-Seite ersetzte, schob mühelos zum 1:0 ein.

Im direkten Gegenzug machte Stranzl seinen Patzer wieder gut, indem er eine von Arnbjørn Hansen per Kopf verlängerte Ivanschitz-Ecke im Fallen aus kurzer Distanz zum 1:1 über die Linie drückte, aber hinten blieb er weiterhin anfällig – wenige Minuten nach dem Ausgleich ließ er erneut einen Färinger laufen. Diesmal wurde die Schläfrigkeit aber nicht bestraft.

Österreich spielte in dieser zweiten Hälfte nun mit Gegenwind. Das mag auch ein Grund sein, warum nun deutlich weniger schnell nachgerückt wurde. Dadurch wurden auch weniger zweite Bälle erkämpft und es fiel den Färingern zunehmend leichter, gute österreichische Chancen zu verhindern. In der 61. Minute scheiterte Janko aus einem Meter an Goalie Mikkelsen, sonst war nicht viel los. Weshalb Brückner nach 67 Minuten ein ein 3-4-3 umstellte.

Mit dem Kopf durch die Wand

Ab Minute 67
Ab Minute 67

Je länger das Spiel aber dauerte, umso mehr war es geprägt von immer verzweifelteren Einzelaktionen, anstatt sich am Zusammenspiel zu versuchen. Das sah in der Regel so aus, dass einer einen Alleingang startete und die Teamkollegen ihm, ohne sich groß selbst zu bewegen, dabei zusahen.

Nicht selten war ein Spieler in Rot von drei Weißen umringt, aber niemand bot sich zum Helfen an. Die Abstimmung der drei Stürmer vorne passte nicht, daran konnte auch der zehn Minuten vor Schluss für Janko eingewechselte Arnautovic nichts mehr ändern. In Minute 75 zielte Jimmy Hoffer bei einem Torschuss ein wenig zu hoch – es war die einzige echte Tormöglichkeit in der letzten halben Stunde.

Die Färinger brachten das 1:1 ohne wirklich in Gefahr zu kommen über die Zeit. Das zweite Mal, dass man dem ÖFB-Team ein starkes Resultat abtrotzen konnte.

Die Auswirkungen

So blöd es klingt: Rein sportlich hatte der Punktverlust in Tórshavn keine allzu gravierenden Folgen – zu weit war man am Ende ohnehin von der Konkurrenz in der Gruppe entfernt. Viel schlimmer waren aber einerseits die psychischen Folgen einer erneuten Blamage gegen die Färöer-Inseln und die unmittelbar nach dem Spiel einsetzenden Selbstzerfleischung. Dass die Funktionäre schnellstmöglich ausgeflogen wurden, während sich die Spieler die Nacht am Flughafen um die Ohren schlagen mussten – wegen des Windes wurde ein Startverbot verhängt – monierte etwa Marc Janko lautstark und bekam dafür einen ordentlichen Rüffel und viel Häme.

Zermürbt von den medialen Prügeln, der unglücklichen Heimreise und dem Wissen um die Blamage war Österreich vier Tage später im Heimspiel gegen Serbien völlig chancenlos und lag nach 25 Minuten schon 0:3 im Rückstand. Die Hoffnung auf eine WM-Qualifikation war schon nach dem vierten Spiel endgültig dahin, der Schwung aus der eh ganz okay verlaufenen Heim-EM, dem Test-Remis gegen Italien und dem erfreulichen 3:1-Sieg im ersten WM-Quali-Spiel gegen Frankreich war komplett verfolgen.

Teamchef Karel Brückner, der nach der EM und sieben Jahren als tschechischer Teamchef eigentlich in Pension gehen wollte und von ÖFB-Präsident Stickler aus selbiger geholt wurde, war nach dem 0:2 in Litauen schon ein wenig angezählt. Nach dem Doppelspieltag mit dem 1:1 in Tórshavn und dem 1:3 gegen Serbien bildete sich endgültig eine massive Front gegen den Tschechen. Ihm wurde vorgehalten, sich zu wenig in Österreichs Stadien blicken zu lassen, seinen Wohnsitz nicht von Olmütz nach Wien zu verlegen, mitunter die Vornamen der Spieler nicht zu kennen. Kurz: Desinteresse am Teamchef-Posten.

Es folgten eine schlechte Leistung beim 2:4 in einem Freundschaftsspiel gegen Türkei und eine desaströse im Februar 2009 beim 0:2 gegen Schweden, ehe Brückner nach nur sieben Spielen im Amt das Handtuch warf. Der kurz zuvor als Stickler-Nachfolger ins Amt des ÖFB-Präsidenten gekommene Leo Windtner installierte Didi Constantini als neuen Teamchef. Es folgte eine Ära, die gemeinhin, nun ja, nicht so gut davonkommt.

Das Personal

Österreich: Alex Manninger (31, Juventus) – Gyuri Garics (24, Atalanta), Sebastian Prödl (21, Bremen), Martin Stranzl (28, Spartak Moskau), Emanuel Pogatetz (25, Middlesbrough) – Martin Harnik (21, Bremen), Paul Scharner (28, Wigan), Andreas Ivanschitz (24, Panathinaikos), Christian Fuchs (22, Bochum) – Jimmy Hoffer (21, Rapid), Marc Janko (25, Salzburg). Eingewechselt: Andreas Hölzl (23, Sturm Graz), Roman Kienast (24, Helsingborg), Marko Arnautovic (19, Twente). Teamchef: Karel Brückner (Tscheche, 68, seit zwei Monaten).

Färöer: Jakup Mikkelsen (38, Klaksvík) – Jónas Tór Næs (21, Köge/Dänemark), Egil Bø (34, Streymur), Jón Rói Jacobsen (25, Frem Kopenhagen), Jóhan Davidsen (20, Runavík) – Jákup Borg (28, HB Tórshávn), Atli Danielsen (25, Frem Kopenhagen), Mikkjal Thomassen (32, Streymur), Christian Høgni Jacobsen (28, AB Kopenhagen) – Christian Holst (26, Silkeborg/Dänemark), Arnbjørn Hansen (22, Streymur). Eingewechselt: Bogi Løkin (19, Runavík), Frodi Benjaminsen (30, HB Tórshavn), Andrew Fløtum (29, HB Tórshavn). Teamchef: Jógvan Martin Olsen (47, seit drei Jahren).

(phe)

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Euro-Classics 2008 – „Komm, Ümit, nimm deine Leiter mit auf’s Feld!“ https://ballverliebt.eu/2012/05/30/euro-classics-2008-komm-umit-nimm-deine-leiter-mit-aufs-feld/ https://ballverliebt.eu/2012/05/30/euro-classics-2008-komm-umit-nimm-deine-leiter-mit-aufs-feld/#comments Wed, 30 May 2012 08:23:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7215 Euro-Classics 2008 – „Komm, Ümit, nimm deine Leiter mit auf’s Feld!“ weiterlesen ]]> Was bleibt für Österreich von der Heim-EM? Ein paar gute Sprüche von Josef Hickersberger („Haben nur unsere Stärken trainiert, darum war die Einheit nach 15 Minuten vorbei“). Zu spätes Aufwachen gegen Kroatien. Eine Lastwagenladung vergebener Großchancen gegen Polen. Und ein Endspiel gegen Deutschland, in dem Michael Ballacks Gewaltschuss das Ende besiegelte. Aber auch Formationen, in denen seither kein ÖFB-Team mehr gespielt hat – vor allem das 3-4-2-1 gegen Kroatien und das für dieses Spiel perfekt passende 3-4-3 gegen die Deutschen. In in dieser Gruppe auch so ihre Mühe hatten.

Österreich - Kroatien 0:1 (0:1)

Österreich-Kroatien 0:1 (0:1)

Ein Rempler von Aufhauser, ein Pfiff von Referee Vink – das Spiel war 2 Minuten und 42 Sekunden alt, als es die richtige Entscheidung auf Elfmeter gab. Luka Modrić verwandelte sicher.

Die Österreicher? In einer Schockstarre, und die ultra-defensive Aufstellung half dabei nicht weiter. Nominell schickte Hickersberger ein 3-4-2-1 auf’s Feld, mit nur drei offensiv denkenden Spielern, und die waren zunächst weitgehend vom Spiel abgeschnitten. Das lag auch an den Wings-Backs – was Standfest und vor allem Gercaiu an Pässen ins Nirwana schlugen oder gleich direkt zum Gegner, war ein Wahnsinn.

Hinzu kam, dass die Kroaten mit der Art und Weise, wie sie ihr 4-4-2 interpretierten, die Schwächen der Österreicher gut nützten. Kranjčar zug vom linken Flügel gerne in die Mitte, beschäftigte dort Aufhauser, während Pranjić auf dem Flügel blieb und Standfest dort hielt. Womit er Modrić half, die Zeit für seine intelligenten Pässe zu haben. Auf der anderen Seite hielt sich Ćorluka eher zurück und unterstützte Niko Kovač, dafür preschte Darijo Srna viel nach vorne und hatte gegen den überforderten Gercaliu keine Probleme.

Vorne bewegten sich Olić und Petrić viel und gut, kam gegen die Dreierkette eher von außen oder bewegten sich von innen nach außen, um einen Verteidiger rauszuziehen und in der Mitte Löcher zu schaffen. Eine halbe Stunde lang zogen die Kroaten Österreich am Nasenring durch’s Stadion. Die Lage entspannte sich für den Gastgeber erst, als sich die Kroaten etwas zurücknahmen.

Doch nicht nur dass Hickersberger nicht sofort auf die Unzulänglichkeiten reagiert hätte, nein, sogar zu Beginn der zweiten Halbzeit änderte er genau nichts. Der effektivste Weg nach vorne blieben 60m-Bälle von Pogatetz zu Harnik (die gab’s im Fünf-Minuten-Takt) und selbst, als er nach einer Stunde Vastic für Säumel brachte, bedeutete das keine offensive Umstellung. Weil Vastic genau jene Position im defensiven Mittelfeld einnahm, die zuvor Säumel inne gehabt hatte. Erst nach 70 Minuten drehte sich die Partie zu Gusten der Österreicher, als Ümit Korkmaz statt Gercaliu kam und Hickersberger auf ein 4-3-3 umstellte – mit Korkmaz links und Harnik rechts als Außenstürmer, Kienast als Stoßstürmer; dahinter Ivanschitz als Zehner, Vastic als Achter und Aufhauser als Sechser.

Vor allem die jugendliche Energie von Korkmaz und das Tempo von Harnik gegen den langsamen Šimunić nagelten die Kroaten hinten fest. Denen war bis dahin alles viel zu leicht gegangen und sie hatten sich selbst eingelullt. Auf die plötzliche Gefahr und den Sturmlauf der bis dahin komplett harmlosen Österreicher reagierten sie mit greifbarer Nervosität, billigen Fehlpässen und einem gehetzten Gesichtsausdruck.

Erst, als Bilić sieben Minuten vor dem Ende mit Vukojević (statt Olić) einen zweiten Sechser brachte und auf ein 4-2-3-1 ging, beruhigte sich die Lage, weil die Sechser nun außen helfen konnten und die Mitte durch Modrić immer noch abgedeckt war. Die Auftaktpartie der Österreicher ging also mit 0:1 verloren, und es blieb die Erkenntnis, dass es 70 Minuten zu lang gedauert hat, bis man sich endlich getraut hat, die Kroaten unter Druck zu setzen.

Deutschland - Polen 2:0 (1:0)

Deutschland – Polen 2:0 (1:0)

Die Polen sind so etwas wie Quali-Experten: Der Weg zu einem Großereignis wird recht souverän bestritten, aber beim Turnier selbst geht nicht viel. Das war 2002 der Gall, 2006 ebenfalls, und 2008 machte da auch keine Ausnahme.

Mit ihrem holländischen Teamchef Leo Beenhakker stellten sich die Polen in ihrem ersten Spiel den Deutschen in einem 4-2-3-1 entgegen, allerdings nicht ohne Flaws. Die Außenverteidiger Golański und Wasilewski machten sehr wenig nach vorne und der auf die Zehn gestellte Jacek Krzynówek ist eher ein Flügelspieler.

Immerhin: Gegen das Mittelfeld-Duo im deutschen 4-4-2, Ballack und Frings, gelang es gemeinsam mit den Sechsern Dudka und Lewandowski, das Zentrum zu kontrollieren und die Deutschen auf die Flügel zu zwingen. Dort spielten Podolski links (was zu diesem Zeitpunkt eine komplette Neuheit war) und Fritz ersetzte den nicht ganz fitten Schweinsteiger auf der rechten Außenbahn.

Die Deutschen kontrollierten den Ball, rieben sich aber im Zentrum auf und bekamen überhaupt keinen Zugriff auf den Mittelkreis. Die erste Aktion, in der es doch mal über die Mitte ging, verwertete Podolski zum 1:0 nach zwanzig Minuten. Das Problem mit dem Zentrum blieb aber bestehen. Die Polen wurden zwar (mit einer einzigen Ausnahme nach rund einer halben Stunde) überhaupt nicht gefährlich, aber das zugemachte Zentrum setzte den Deutschen zu – Vorwärts-Läufe von Metzelder sollten immer wieder Abhilfe schaffen, taten das aber nicht wirklich.

Für die zweite Hälfte stellte Beenhakker um, brachte Guerreiro für die Zehn, stellte Krzynówek auf dessen linke Seite und Smolarek ging für den ausgewechselten Żurawski in die Spitze. Mit dem gebürtigen Brasilianer kam merklich Schwung ins Offensiv-Spiel der Polen, auch weil Krzynówek gegen Fritz ganz gut agierte. Löw konterte wenige Minuten später, indem er Schweinsteiger für Fritz brachte – aber weniger für die rechte Seite, sondern eher in eine zentralere Rolle um die Unterzahl dort etwas auszugleichen. Das erforderte im Gegenzug von Lahm, dass er deutlich mehr nach vorne marschierte als zuvor.

Zudem kam mit Schweinsteiger mehr Kampfkraft ins deutsche Spiel und eine zusätzliche Option für Angriffe, die nicht nur über die Flanken gingen. Ehe es ein guter Einsatz des neuen Mannes war, der in der 70. Minute das 2:0 für Deutschland einleitete. Das sicherte den Arbeitssieg der deutschen Mannschaft, aber die Probleme wurden selbst gegen die harmlosen Polen schon angedeutet: Im 4-4-2 fehlt es an Optionen im Zentrum, auch weil Frings ein reiner Zerstörer ist und Ballack in der Gestaltung aus dem Zentrum auf sich alleine gestellt war.

Stand nach dem ersten Spieltag: Deutschland 3, Kroatien 3, Österreich 0, Polen 0.

Kroatien – Deutschland 2:1 (1:0)

Wenn das die biederen Polen schon zumindest kontrollieren können, nützen das die individuell deutlich besseren Kroaten natürlich gnadenlos aus. Bilić stellte Kranjčar als hängende Spitze hinter Olić. Dadurch, dass sich Kranjčar bei Bedarf ins Mittelfeld zurückziehen konnte, war dort ein 3-gegen-2 gegen Frings und Ballack.

Kroatien - Deutschland 2:1 (1:0)

Womit die Kroaten das Zentrum in der Hand hatten und durch die aktiven Außenspieler von den Deutschen nichts befürchte mussten. Vor allem Ćorluka und Srna hatten keinerlei Mühe, auf der anderen Seite ließen sich Lahm und Fritz von den sich sehr gut bewegenden Pranjić und Raikitić oft aus der Position ziehen – so entstand das 1:0 von Srna nach einer Flanke von Pranjić.

Doch nicht nur die deutschen Spieler lieferten eine schwache Performance ab, auch Joachim Löw trug dazu bei. Er brachte für die zweite Hälfte Odonkor statt Jansen, dafür ging Lahm nach links, Fritz nach hinten und Odonkor auf die rechte Mittelfeld-Seite. Ein Komplett-Flop – denn Odonkor konnte kaum Bälle halten. Konnte sein Tempo nicht ausspielen, weil er erstens zu hoch stand und zweitens nie steil geschickt wurde. Und drittens war Pranjić noch freier als zuvor.

Zudem wurde auch das fragwürdige Positionsspiel der Außenverteidiger im Rücken der offensiven Mittelfeld-Außen nicht besser, so fiel das 2:0 durch Olić nach einer Stunde, weil Rakitić unbedrängt flanken hatten dürfen. Löw stellte wiederum nur innerhalb des Systems um – Gomez raus, Podolski nach vorne, Schweinsteiger rein – und behob das Grundproblem nicht. Ballack rückte zwar auf, aber Frings war mit dem sehr mobilen und gerne auf der Tiefen kommenden Modrić etwas überfordert.

Zwar fiel zehn Minuten vor Schluss der Anschlusstreffer durch Podolski. Doch schoss sich Löw mit seiner dritten Umstellung endgültig ins Knie: Kuranyi kam (für Fritz), es wurde auf ein 4-3-3 mit drei klaren Stürmern umgestellt, und Odonkor musste auf die LV-Position. Dort war dieser aber dermaßen verunsichert, dass es da wieder vermehrt Gefahr gab – während die Kroaten hinten nun mit einer Fünferkette (Knežević war für Kranjčar gekommen) das 2:1 über die Zeit schaukelte. Und am Ende sogar einer mehr war, weil Schweinsteiger nach einer Tätlichkeit die rote Karte sah.

Eine verdiente Niederlage für Deutschland in einem der wenigen Spiele, dass Jogi Löw komplett vercoacht hat.

Österreich - Polen 1:1 (0:1)

Österreich – Polen 1:1 (0:1)

Nein, eine Offensiv-Taktik gegen Polen werde es nicht geben. Nein, Ümit Korkmaz wird nicht von Beginn an spielen. Ja, es wird wieder genauso ultra-vorsichtig angelegt wie gegen Kroatien. Pepi Hickersberger verscheißerte mit seinen Aussagen im Vorfeld der Partie nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Leo Beenhakker, denn der stellte Żewłakow auf die linke Abwehr-Seite, um dort auf Harnik aufzupassen, dafür mit Bąk und Jop zwei robuste, aber langsame Innenverteidiger gegen Linz.

Zudem trug er seiner Mannschaft auf, mit einer extrem hohen Verteidigungslinie zu spielen, um die Österreicher, wenn sie sich schon hinten einigelten, wenigsten mit Manpower zu überfahren. Was für ein grandioser Fehler das war! Hickersberger schickte ein seltsames Mittelding aus 4-3-3 und 4-2-4 auf’s Feld, in dem Linz und Harnik zentraler agierten, Ivanschitz tendenziell von der linken Seite kam. Und in dem die hohe Linie der Polen höchst offensichtlich bloßgestellt wurde – weil Jop fürchterlich spielte, Wasilewski mit Korkmaz nicht mitkam, Żewłakow keine Ahnung hatte, wen er decken sollte, und man daraus auch nicht lernte.

Zumindest nicht, ehe Harnik und Leitgeb diverse Male im Rücken der Abwehr alleine auf Boruc zugelaufen waren, es aber immer irgendwie geschaffte hatten, den Ball nicht im Tor unterzubringen. Und bis Roger Guerreiro, den Beenhakker diesmal auf die Zehn in seinem 4-2-3-1 stellte, völlig entgegen des Spielverlaufs zum 1:0 für Polen traf. Dabei stand er zwar meterweit im Abseits, aber das Tor zählte.

Die Polen reagierten auf den unverhoffte Führung gut: Zum einen zogen sie ihre Vertedigungslinie 30 bis 40 Meter zurück, zum anderen setzten sie den jeweils ballführenden Österreicher unter Druck, sodass das ÖFB-Team erst mal gar nicht dazu kam, sich schnell zu erholen und sofort zurück zu schlagen. Zudem stellte Beenhakker für die zweite Hälfte seine Viererkette um, nahm den inferioren Jop raus und brachte mit Golański einen gelernten Linksverteidiger. Somit stand auch die Abwehr besser, Korkmaz kam kaum mehr durch und die Fehlpässe im österreichischen Aufbau häuften sich.

Daran änderte sich auch nichts, als Vastic für Ivanschitz kam – der 39-Jährige war unsichtbar, schlug schreckliche Ecken, noch schrecklichere Freistöße und war eigentlich ein untragbarer Zustand – und auch nicht, obwohl mit Kienast (für Linz) ein Stürmer kam, der die Bälle besser halten konnte. Die Polen standen tief, machten die Räume eng; raubten den Österreichern so deren größter Stärke (dem Tempo) und förderten deren größte Schwäche (Spielgestaltung gegen einen defensiven Gegner) zu Tage. Die Maßnahme, Passgeber Säumel statt des Zerstörers Aufhauser zu bringen, war ein Schritt in die richtige Richtung, aber es brauchte einen Elfer in der Nachspielzeit, um doch noch zum Ausgleich zu kommen. Referee Webb ahndete ein Trikotvergehen von Bąk an Prödl, Vastic verwertete eiskalt. Die einzige gelungene Aktion des Oldies, aber sie rettete das 1:1 und damit die Chance auf das Viertelfinale.

Stand vor dem letzten Spieltag: Kroatien 6, Deutschland 3, Österreich 1, Polen 1.

Polen - Kroatien 0:1 (0:0)

Polen – Kroatien 0:1 (0:0)

Die Kroaten waren indes bereits fix Gruppensieger, weswegen Slaven Bilić gegen Polen die Reservisten ran ließ. Was aber nicht bedeutete, dass diese locker ließen. Im Gegenteil, vor allem Vukojević  und Porkivač im zentralen Mittelfeld machten komplett zu.

Beenhakker ließ mit Murawski einen zusätzlichen Mann für das offensive Mittelfeld ran, dahinter spielte der grimmige Lewandowski als alleiniger Sechser; Dudka ging in die Innenverteidigung. Was aber alles nichts daran änderte, dass das Spiel der Polen zu langsam und zu umständlich von Statten ging. Da Lewandowski keiner für die Spieleröffnung ist, standen Murawski und Guerreiro alleine gegen Vukojević  und Porkivač, da gab es kein Durchkommen.

Und weil mit Wasilewski und Wawrzyniak auch die Außenverteidiger nicht genug Dampf nach vorne machten um die Flügelspieler Łobodziński und Krzynówek zu unterstützen, hatte Kroatien keine groben Probleme. Im Gegenteil, vor allem Danijel Pranjić zeigte große Spielfreude, hinterlief Rakitić oft und legte auch das Siegtor von Rakitić kurz nach der Pause auf.

Beenhakker versuchte für die zweite Halbzeit, das Passspiel im Mittelfeld zu stärken, indem er Lewandowski aus dem Spiel nahm, Dudka nach vorne zu und Kokoszka neu für die Verteidigung brachte, und tatsächlich merkte man nun schon, dass das Mittelfeld einen sichereren Eindruck machte. Aber dennoch: Chancen konnte man sich bis zum Schluss keine herausspielen. Eine Qualitätsfrage; bei Kroatien machte auch die B-Elf einen guten Eindruck, bei den Polen fand man eben kein Rezept. Darum ist die eine Mannschaft Gruppensieger, die andere Gruppenletzte.

Österreich – Deutschland 0:1 (0:0)

Österreich - Deutschland 0:1 (0:0)

Nein, großgewachsen sind die österreichischen Offensiv-Kräfte nicht. Mertesacker und Metzelder in der deutschen Abwehr aber schon. „Soll ich jetzt sagen“, sagte Hickersberger vor der Partie, „Komm, Ümit, nimm deiner Leiter mit auf’s Feld?“ Ob er es tat, ist nicht überliefert. Korkmaz spielte aber. Genau wie Harnik – und Hoffer statt Linz in der Zentrale.

Überhaupt war das System ziemlich un-österreichisch. Mit einem astreinen 3-4-3 lief Österreich auf. Als Folge einer Reihe von Überlegungen, die allesamt Sinn machten. Hinten standen also Stranzl, Hiden (statt des gesperrten Prödl) und Pogatetz in einer Dreier-Kette gegen das Sturm-Duo Klose/Gomez. Im Zentrum kümmerte sich Aufhauser um Ballack, während Ivanschitz den Spielgestalter gab – ausgeglichene personelle Verhältnisse, bei Ballack und Frings war die Aufteilung ähnlich.

Der Clou war aber, dass Garics (rechts) und Fuchs (links) als Wing-Backs sehr hoch agieren konnten, somit einerseits Fritz und vor allem Podolski am Offensiv-Drang hindert konnten. Und andererseits, dass sie die beiden Außenstürmer Korkmaz und Harnik unterstützen konnten, ohne dabei defensiv in Troubles zu kommen, weil ja noch die Außenspieler der Dreierkette absichern konnten. Womit Friedrich und Lahm komplett hinten festegenagelt wurden.

Und weil eh kein Österreicher gegen Merte und Metze ein Kopfballduell holen könnte, durfte Wusler Jimmy Hoffer im Zentrum ran – den langen Kienast behielt Hicke als Joker auf der Bank. Hoffer war zwar extrem nervös, konnte kaum einen Ball stoppen und verstolperte einige gute Möglichkeiten, die Überlegung hinter seiner Nominierung war aber nachvollziehbar.

Nach einem von Gomez – der ein schreckliches Turnier spielte – aus einem Meter vergeben Torchance spielte dann auch nur noch Österreich. „Die Deutschen scheißen sich jetzt in die Hose“, hatte Martin Harnik im Vorfeld etwas gar vollmundig gemeint – der U20-Held von Kanada war zum Zeitpunkt des Turniers immerhin Stammspieler in Bremens Regionalliga-Team – und eine gewisse Verunsicherung war beim DFB-Team durchaus zu spüren. Weil eben wie schon in den ersten beiden Spielen das Mittelfeld-Zentrum neutralisiert wurde und durch die extrem offensiven Außen der Österreicher auf über die Flanken keine Impulse gesetzt werden konnten.

Alleine, die Konsequenz im Abschluss fehlte. Gerade Per Mertesacker machte eine starke Partie und Jens Lehmann war, anders als noch beim Testspiel im Februar ’08, recht sicher. So war Österreich die aktivere Mannschaft, die den Gegner mit einem passenden System erfolgreich bekämpfte, aber zur Halbzeit stand es Null zu Null. Übrigens nicht nur an Toren, sondern auch an Trainern in den Coaching-Zonen: Löw und Hickersberger mussten in der 40. Minute beide auf die Tribüne, weil sich der vierte Offizielle, Damir Skomina, bemüßigt fühlte, sich zwischen den lautstark Anweisungen gebenden Teamchefs etwas wichtig machen zu müssen.

Ein Unentschieden reichte den Deutschen für das Viertelfinale, aber sich auf ein 0:0 zu verlassen war gegen die beherzten Österreich doch etwas riskant. Ehe sich in der 48. Minute das Spiel mit nur einem Sechser rächte und Ivanschitz im Zurücklaufen in einen Defensiv-Zweikampf mit Lahm zu spät kam. Gelb, Freistoß aus 30 Metern – und dieser wurde per Gewaltschuss von Ballack, unhaltbar für Macho, zum 1:0 für Deutschland verwertet.

Letzte halbe Stunde

Der ein halbes Jahr nach diesem Spiel an Krebs verstorbene Peter Persidis, der nun in Vertretung von Hickersberger die Geschicke auf der Bank leitete, stellte nach einer Stunde um. Er löste die Dreierkette auf, brachte die Ballverteiler Säumel und Leitgeb statt der Zerstörer Aufhauser und Hiden; zudem stellte er mit Kienast (statt Harnik) nun doch einen Langen in den Strafraum.

Österreich warf mit dem Mut der Verzweiflung alles nach vorne. Garics übernahm die rechte Seite im Alleingang, auf der linken taten Fuchs und Korkmaz ihr möglichstes; dazu war Leitgeb sehr aktiv. Aber bis auf einen Drehschuss von Hoffer, der knapp links am Tor vorbeiging, gab es keine wirklichen Chancen mehr. Ein Spiegelbild des Turniers für das ÖFB-Team: Bemüht, zuweilen durchaus ansehnlich, aber harmlos vor dem Tor.

Am Ende schwanden neben der Hoffnung nach naturgemäß auch die Kräfte. Vor allem Philipp Lahm nützte das vermehrt für Vorstöße, und in der Schlussphase war die deutsche Mannschaft doch die mit den größeren Reserven. Der kurz vor Schluss für den schwachen Podolski gekommene Neuville vergab in der Nachspielzeit noch die Chance auf das 2:0. Aber das machte keinen Unterschied mehr.

Endstand der Gruppe: Kroatien 9, Deutschland 6, Österreich 1, Polen 1.

Österreich belegte am Ende verdientermaßen den dritten Gruppenplatz. Man zeigte sich engagierte und kompakter als das Team aus Polen, das in zweieinhalb Spielen klar schlechter war als der Gegner. Es wurde aus Sicht des Gastgebers nicht die allseits befürchtete Total-Blamage, konditionell war man voll dabei und ab der zweiten Hälfte gegen Kroatien passte auch der Einsatz. Das alles konnte aber nicht über die fehlende Klasse, das fehlende technische Rüstzeug und die fehlende internationale Erfahrung in Teilen der Mannschaft hinweg täuschen.

Das alles zeigten die Kroatien klar am Besten, die zittrige Schlussphase gegen Österreich war der Mannschaft ganz deutlich eine Warnung, das Spiel gegen Polen wurde selbst vom B-Team mit großer Ernsthaftigkeit durchgespielt. Die deutsche Mannschaft zeigte in allen drei Spielen, dass das 4-4-2 mit Frings und Ballack im Zentrum keine Option mehr war, mit der man im Turnier noch viel erreichen hätte können. Darum war der 1:0-Arbeitssieg gegen den Gastgeber auch das letzte Spiel mit dieser Formation. Schon im Viertelfinale gegen Portugal kam die System-Umstellung…

(phe)

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Die inhaltliche Selbstblockade bringt verdiente Pleite gegen die Slowakei https://ballverliebt.eu/2011/08/10/selbstblockade-bringt-12-im-test-gegen-die-slowakei/ https://ballverliebt.eu/2011/08/10/selbstblockade-bringt-12-im-test-gegen-die-slowakei/#comments Wed, 10 Aug 2011 21:06:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5517 Die inhaltliche Selbstblockade bringt verdiente Pleite gegen die Slowakei weiterlesen ]]> Der Ballbesitz war das einzige, wo Österreich einen Voreil hatte. Denn ansonsten blockerte sich ein wirres Team selbst. Flache Sololäufe, statt Janko einzusetzen. Ein Kulovits als Spielgestalter. Ein verschenkter Junuzovic. So reichte den nicht übertrieben starken, aber inhaltlich gut aufgestellten Slowaken eine absolute Durchschnittsleitung.

Österreich - Slowakei 1:2

Österreich ist rechts, Deutschland ist links – nein, das ist keine politische Zuschreibung (obwohl man auf die Idee kommen könnte), sondern die Aufteilung der Flanken beim ÖFB-Team. Auf der linken Außenbahn waren Klein und Junuzovic aufgeboten, auf der linken wie gehabt Fuchs und Alaba. Und auch, wenn keine der beiden wirklich funktionierte, so war doch – wenig überraschend – die „deutsche“ deutlich aktiver.

Seltsame Besetzung der Zentrale

Eine weitere Auffälligkeit in der österreichischen Aufstellung war die Tatsache, dass Spieleröffner Julian Baumgartlinger als tiefer Sechser aufgeboten war, Zerstörer Kulovits hingegen als Achter. Womöglich war die Absicht dahinter, dass Kulovits den Kettenhund für Marek Hamsik geben hätte sollen – der Napoli-Star spielte nur dummerweise auf der Flanke.

So tapste Kulovits eher verloren durch das Zentrum und war zu jenen Pässen in der Eröffnung gezwungen, die Baumgartlinger viel besser kann. Auch konnte er keinerlei Druck auf Jez und vor allem das Duo Guédé/Kucka ausüben. Im Gegenteil – der eingebürterte Guédé war der einzige Slowake, der einigermaßen konsequent auf den Gegner presste, in seinem Fall eben Kulovits.

Alleinunterhalter Martin Harnik

Hamsik auf der Flanke bedeutete, dass Christian Fuchs nicht annähernd so viel nach vorne machen konnte, wie das erhofft und geplant war; während Rechtsverteidiger Klein deutlich mehr mit sich selbst zu tun hatte. Er machte (einmal mehr) viel zu wenig nach vorne, er ging (einmal mehr) viel zu zögerlich in die Zweikämpfe. So musste Zlatko Junuzovic auf der für ihn ungewohnten rechten Seite viel mehr Defensivarbeit leisten, als ihm lieb war. Und so blieb auch viel zu viel Arbeit an Martin Harnik hängen.

Denn aus der Zentrale kam nichts (Baumgartlinger zu tief) und auf der linken Seite war Alaba ohne den gebundenen Fuchs ziemlich der Alleinunterhalter. Er machte dort aber viel mehr Wirbel als Junuzovic, an dem das Spiel komplett vorbei lief. Die Folge: Harnik orientierte sich viel mehr auf die linke Flanke, während Alaba oft sehr früh ins Zenturm zog und nicht selten alleine den Weg zum Tor suchte.

Das war sehr durchsichtig und die slowakische Zentrale mit Kucka und Guédé hatte in der Regel wenig Probleme, das zu verteidigen. Harnik tankte sich zwar immer wieder durch, allzu viele wirklich gefährliche Aktionen vor das Tor von Jan Mucha waren aber nicht dabei. Die ärmste Sau bei der ganzen Sache war indes Marc Janko: Weil hinter ihm oft Solos über die Halbpositionen kamen, aber nicht ein einziges Mal eine Flanke von der Grundlinie, KONNTE der Twente-Stürmer gar nichts ausrichten – völlig unmöglich.

Slowakei schaltet hoch

Weil Hamsik über die Fuchs-Seite wenig zur Geltung kam, ging er nach rund zwanzig Minuten für einmal ins Zentrum. Kulovits hatte diese Möglichkeit überhaupt nicht auf der Rechnung, und so war es Hamsik ein leichtes, sich im Rücken von Kulovits davon zu stehlen und einen Eckball heraus zu holen. Aus dem fiel dann das 1:0 für die Slowakei, weil Dragovic das Kopfballduell mit Juraj Kucka verlor.

Das war für die Slowaken der Startschuss. Während sich der WM-Achtelfinalist in der ersten Hälfte der ersten Hälfte vornehm zurückhielt, pressten sie nun deutlich aggressiver und auch deutlich höher, sodass den Österreichern kaum noch Zeit blieb, das Spiel auch nur zu eröffnen. Die Folge waren immer mehr lange Bälle, die kaum einen Abnehmer fanden. Andererseits ging es bei Ballgewinn der Slowaken nun aber sehr schnell und direkt nach vorne, und auch wenn es Abseits war, das 2:0 war nur folgerichtig.

Für die zweite Hälfte nahm Constantini den eher sinnlosen Kulovits heraus und brachte mit Daniel Royer einen neuen Mann für den linken Flügel, Alaba übernahm die Position als Achter. Das brachte allerdings wenig, weil bei den Slowaken gleichzeitig mit Erik Jendrisek ein neuer Gegenspieler statt Hamsik kam, der sich für den ausgewechselten Jez ins Zentrum orientierte. Die Folge: Royer war durch den aktiven Jendrisek viel hinten gebunden, Alaba durch Hamsik im Zentrum, und das Spiel stockte weiterhin.

Noch weniger Plan nach Systemumstellung

Letzte halbe Stunde

In der 55. Minute stellte das ÖFB-Team auf ein 4-4-2 um. Hoffer kam statt des unsichtbaren Junuzovic, Harnik besetzte die rechte Seite. Das ging zunächst gar nicht, weil es das ÖFB-Team im Mittelfeld und auf den Seiten falsch spielte: Wenn man aus einem 4-4-2 das Spiel gestalten will, müssen die Außen im Mittelfeld einrücken und die Außenverteidiger brutal nach vorne preschen – so wie etwa bei Villarreal.

Das passierte bei den Österreichern nicht: Baumgartlinger stand zentral tief, Alaba deckte vor ihm das Zentrum ab, aber Harnik und Royer wurden von ihren Gegenspielern auf die Flügel gezwungen, weil vor allem Klein überhaupt nicht mithalf. Es ist nur der fehlenden Konsequenz der Slowaken zu verdanken, dass sie das ziemlich aufgerissene österreichische Mittelfeld überhaupt nicht bestraften.

Komplette inhaltliche Leere

Wie zum Hohn für diese Umstellung Österreich nach der einzigen wirklich guten Flanke im ganzen Spiel (eine einzige, in 90 Minuten) den Anschlusstreffer erzielte, übertüncht nur die inhaltliche Leere. Dass ausgerechnet der kleine Hoffer dem eher bemitleidenswerten Janko den Ball vom Schädel nahm und ihm auch noch das Tor wegnahm, war für den Holland-Legionär sicher auch kein Boost für das Selbstvertrauen.

Zumal das Spiel der Österreicher in der letzten halben Stunde fast nur noch auf lanke Seitenwechsel „aufgebaut“ war, obwohl Alaba und Baumgartlinger durchaus aufrückten und auch die Abwehrreihe hoch stand. Aber die Slowaken spielten ihre Umstellungen deutlich klüger aus, weil sie innerhalb ihres Systems durchwechseln konnten, ohne dass sich an der klar erkennbaren Linie im Spiel auch nur das geringste änderte.

Sebo vorne, dafür Holosko auf der Seite? Kein Problem. Jendrisek ins Zentrum, dafür Guédé raus und Hamsik zurück auf die Acht? Nur für Alaba eine Umstellung, weil er defensiv mehr tun musste – ein weiterer Grund, warum Österreich nur noch durch langen Hafer nach vorne kam. So ist es am Ende zwar für das Resultat aus ÖFB-Sicht bitter, dass der vermeintliche Ausgleich von Hoffer wegen Abseits zurecht nicht zählte. Dem Spiel entspricht die österreichische Niederlage aber durchaus.

Fazit: Da passte sehr, sehr wenig. Eigentlich nichts.

Kulovits auf der Acht? Ein seltsames Manöver, das ein Schuss in den Ofen war. Junuzovic auf die rechte Seite stellen? Keine gute Idee, weil auch von Klein nichts kam. Nach innen ziehende Angriffe über Alaba und Harnik? Funktionierte nicht, zudem wurde so Janko aus dem Spiel genommen. Umstellung auf 4-4-2? Raubte dem Team den letzten Funken Kreativität.

Das slowakische Team ist von der Besetzung und dem Potenzial her weder wirklich etwas Besonderes noch wirklich über die Mannschaft aus Österreich zu stellen. Doch Teamchef Vladimir Weiss versteht es, seinem Team eine klare Linie zu verschaffen, innerhalb er ohne Reibungsverluste wechseln kann und das zwar recht bieder daherkommt (vor allem, wenn wie in diesem Spiel Marek Hamsik nicht so zur Geltung kommt), aber weil jeder genau weiß, wann er was zu tun hat, reichen letztlich gute 25 Minuten, um einen Gegner wie Österreich in der aktuellen Verfassung verdient zu besiegen.

(phe)

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Ballverliebt Classics: Drei Wochen im Juli https://ballverliebt.eu/2011/07/27/ballverliebt-classics-drei-wochen-im-juli/ https://ballverliebt.eu/2011/07/27/ballverliebt-classics-drei-wochen-im-juli/#comments Wed, 27 Jul 2011 21:24:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5427 Ballverliebt Classics: Drei Wochen im Juli weiterlesen ]]> Es war der größte Erfolg einer österreichischen Auswahlmannschaft seit 1954 – der Semifinal-Einzug der U20 bei der Weltmeisterschaft 2007 in Kanada – der ein Jahr vor der Heim-EM die Hoffnung belebte. Und tatsächlich sind viele aus der damaligen Mannschaft aus der rot-weiß-roten Fußball-Landschaft nicht mehr wegzudenken.

Stammformation des ÖFB-Teams in Kanada 2007

Zur Einstimmung knallte die von Teamchef Paul Gludovatz und Co Gerhard Schweitzer trainierte Mannschaft ausgerechnet Ried in einem Testspiel mit 6:1 vom Platz. Nachdem der Semifinal-Einzug bei der U19-EM in Polen im Jahr davor die Teilnahme fixiert hatte, ging es ambitioniert, aber ohne übertriebene Erwartungshaltung nach Nordamerika. In einer Gruppe mit Geheimfavorit Chile, Gastgeber Kanada – und Afrikameister Congo.

Gemischte Gefühle nach dem Auftakt

Österreich - Kongo 1:1

Gegen die Afrikaner schickte Gludovatz gleich jene Formation aufs Feld von Edmonton, die auch den Grundstock des weiteren Turnierverlaufs bestreiten sollte. Ein 4-2-3-1 mit Kapitän Prödl und Madl hinten, Panny und Raswalder auf den Seiten, Stanislaw als Sechser, Kavlak als Achter, Junuzovic als Zehner, Harnik auf dem rechten und Hackmair auf dem linken Flügel – und einer Solospitze. Und Jimmy Hoffer setzte mit seinem Tor in der 7. Minute auch gleich den Ton für den weiteren Turnierverlauf

Vor allem der Schachzug, Veli Kavlak hinter Junuzovic aus der Tiefe kommen zu lassen, sollte sich im Turnierverlauf als Goldgriff erweisen. Delvin Ndinga, heute beim AJ Auxerre einer der teuersten Sechser der französischen Liga, war nicht der letzte, der mit den beiden Probleme bekam. Das ÖFB-Team schnürte den Gegner massiv in dessen Hälfte ein.

Dennoch war man im rot-weiß-roten Lager nach dem Auftakt enttäuscht: Ibara – der vor allem nach der Pause immer wieder gut den Platz hinter Harnik nützte – sorgte nach einer Stunde per Strafstoß für den Ausgleich zum 1:1, den körperliche Rückfall nach der Pause erklärte Gludovatz mit fehlenden Möglichkeiten in der Vorbereitung: „Man sieht, dass zwei Kurzlehrgänge da nicht reichen!“

Dennoch hätte es noch den Sieg geben müssen: Erst wurde ein Foul an Hoffer nicht mit dem fälligen Elfmeter geahndet, in der Nachspielzeit schafften es drei alleine auf das Tor zustürmende Österreicher nicht, den Ball im Kasten unterzubringen – zumindest nicht, ehe der Referee ein Foul am Torwart gegeben hatte.

Als Zweiter ins Achtelfinale

Weil der Gastgeber im Parallelspiel gegen Chile mit 0:3 chancenlos war, stand er im Spiel gegen Österreich schon mächtig unter Druck. Das ÖFB-Team seinerseits wusste aber: Mit einem Sieg sähe es für das Achtelfinale schon sehr gut aus. Paul Gludovatz stellte für dieses Spiel um: Er ließ – zum einzigen Mal im ganzen Turnier – vorne Hoffer und Okotie gemeinsam starten, dafür wurde im Mittelfeld Harnik geopfert, Kavlak auf die rechte Seite gestellt und mit Stanislaw gab’s nur einen Sechser.

Österreich - Kanada 1:0

Es wurde eine Hitzeschlacht, in der die Österreicher schnell das Kommando übernahmen, gegen den mit dem Rücken zur Wand stehenden Gastgeber gelang es aber zunächst nicht, diese Überlegenheit auch in Tore umzumünzen. Erst unmittelbar nach der Pause wurde Asmir Begovic – heute der National-Torwart von Bosnien – bezwungen: Ein Okotie-Kopfball nach einer Ecke sorgte für die verdiente Führung in der 48. Minute.

Was wichtig war, denn wie schon gegen den Kongo schwanden auch in diesem Spiel nach einer Stunde die Kräfte. Nachdem die Kanadier Lukse, der in der Torhüter-Rotation diesmal den Zuschlag bekommen hatte, aber nicht mehr überwinden konnten, war der Achtelfinaleinzug nach dem 1:0-Sieg so gut wie fixiert – nur noch eine Niederlage gegen Chile und eine Reihe von Sensationsergebnisn in den anderen Gruppen (wie ein Sieg von Jordanien gegen Spanien) hätten das verhindern können.

Österreich - Chile 0:0

Weil sich derlei Spekulationen schon am Tag nach dem Kanada-Spiel endgültig erledigt hatten, konnte man schon als fixer Achtelfinalist in das letzte Gruppenspiel gegen Chile (u.a. mit Mauricio Isla und Arturo Vidal) gehen – es ging „nur noch“ um den Sieg der Gruppe A.

Und entgegen den Befürchtungen, der Turnier-Mitfavorit – die U20 von Chile spielte schon einige Monate, bevor Marcelo Bielsa die A-Mannschaft übernahm uns sein 3-4-3 perfektionierte, ein ebensolches – würde Österreich überfahren, spielte das ÖFB-Team ordentlich mit und verdiente sich den Punkte, den es für das 0:0 gab, redlich. Vor allem Junuzovic und Harnik machten eine durchaus ansehnliche Partie – so ansehnlich, dass sich der sonst ja eher nüchterne Paul Gludovatz zu öffentlichen Lobeshymnen hinreißen ließ.

So beendete man die Gruppenphase ungeschlagen auf dem zweiten Platz hinter Chile – dass es nicht zum Sieg gereicht hat, muss nicht mal ein Nachteil gewesen sein. Denn so ersparte man sich im Achtelfinale jene Portugiesen (mit dem späteren WM-Star und Neo-Galaktischen Fabio Coentrão), die Chile mit 1:0 schlug.

Achtelfinale: Unnötigers Zittern gegen Gambia

Stattdessen ging es von Toronto, wo die Chile-Partie stattfand, wieder zurück nach Edmonton, gegen Gambia. Die Afrikaner hatten in der Gruppe eben Portugal hinter sich gelassen, mussten aber auf den gesperrten Kapitän, Innenverteidiger Ken Jammeh, verzichten.

Österreich - Gambia 2:1

Und zunächst sah es auch ganz danach aus, als sollte Österreich einen ungefährdenten Sieg einfahren können. Vor allem Harnik und Kavlak sorgten für mächtig Wirbel in der gambischen Defensive: Harnik war der auffälligste Mann den Spiels, nützte jede sich bietende Gelegenheit um nach vorne zu preschen und machte seinen Gegenspieler Pierre Gomez immer wieder lächerlich. Alleine die Torgefahr fehlte so ein wenig.

Veli Kavlak war auf seine Position vom Kongo-Spiel zurück – nämlich auf die Acht, halbrechts hinter Junuzovic. Mit seiner Präsenz aus der Tiefe kam Gambia überhaupt nicht zurecht und so sammelten sich fleißig gelbe Karten nach Fouls an Kavlak an; kurz vor der Pause sah Jaiteh seine zweite – und flog somit vom Platz. Die Überzahl, verbunden mit dem Kopfballtor von Prödl zum 1:0, ließ das Viertelfinale schon mit anderthalb Beinen erreicht erscheinen.

Alleine, das war es natürlich nicht. Gambia-Teamchef Paul Johnson zog Mendy zurück und ließ ihn als Libero spielen, dafür rückte Bojang bei Bedarf ins Mittelfeld auf, um das von Jaiteh gerissene Loch zu stopfen. Gambia gab im Grunde die Zentrale auf, konzentrierte sich auf die Flügel und darauf, vorne immer anspielbare Optionen zu haben – was Wirkung zeigte.

Der schwer gelb-rot-gefährdete Madl musste von Gludovatz per Auswechslung geschützt werden, der in der Luft liegende und hochverdiente Ausgleich fiel in der 69. Minute aber dennoch – nach einem eher peinlichen Rettungsversuch des zurückgeeilten Martin Harnik, der ausgerechnet seinem lange Zeit eher bemitleidenswerten Gegenspieler Pierre Gomez den Ball genau in die Füße spielte. Die Strafe von Gludovatz folgte prompt: Harnik wurde augenblicklich ausgewechselt.

Mit dem für den Beute-Österreicher gekommenen Hoffer gab es eine zweite Anspielstation vorne – vor allem aber wurde Bojang wieder hinten gebunden, womit jenes Loch im Mittelfeld, das zuvor völlig ungenützt blieb, endlich schlagend wurde. Nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung schoss Hoffer zum 2:1 ein. Was alle zu Jubelstürmen veranlasste, nur Paul Gludovatz nicht. „Oans miasst’s nu schiaßen, habt’s g’hört!?“, fuhr er die Spielertraube vor ihm an.

Mussten sie nicht mehr – das 2:1 hatte bis zum Schluss bestand.

Viertelfinale: Harnik zeigt bei US-Boys Wirkung – mit Verspätung

Österreich - USA 2:1 n.V.

Die Amerikaner hatten in der Gruppe Brasilien (mit Pato, Marcelo, Jô und Renato Augusto) geschlagen und im Achtelfinale Uruguay (mit Luis Suárez und Edinson Cavani) eliminiert, hatte zudem quasi Heimvorteil. Darum galt das US-Team im Viertelfinale als recht klarer Favorit und nach der Zitterpartie gegen Gambia wurde in der Heimat ein Weiterkommen gegen die Amerikaner auch nicht wirklich erwartet.

Gludovatz beließ Harnik, trotz seiner starken Partie gegen Gambia, nach seinem beinahe verhängnisvollen Fehler auf der Bank und ließ dafür Bernhard Morgenthaler auflaufen, Hackmair ging auf die rechte Harnik-Seite. Mit dem Effekt, dass diese komplett tot war, auch über Morgenthaler nichts ging und Junuzovic von Szetala und Michael Bradley neutralisierte wurde. Andererseits musste Kavlak wegen der Bedrohung, die von Freddy Adu ausging, relativ weit hinten stehen.

Die US-Boys überrannten Österreich aber vor allem über die Seiten, weil sie dort defensiv überhaupt nichts zu tun hatten und führten nach einem Tor von Jozy Altidore hochverdient mit 1:0, als Gludovatz in Minute 37 reagierte und Harnik doch brachte. Morgenthaler ging raus, Hackmair auf links und Harnik gab nun über rechts Gas. Mit Erfolg, die US-Abwehr fing beinahe augenblicklich zu wackeln an, sobald sie ein wenig gefordert war, und Chris Seitz im Tor hatte im Dauerregen arge Probleme, den Ball zu fangen. In der 39. Minute wurde ihn von Harnik nach einem Abpraller noch (sinngemäß) das halbe Gebiss aus dem Mund geschossen, zwei Minuten vor der Pause nützte Okotie einen weiteren Seitz-Patzer zum 1:1.

Nach der Pause hatte Österreich das Geschehen dann ziemlich sicher im Griff und man kam auch zu zwei Topchancen zum Führungstreffer, ansonsten hielt das US-Team in erster Linie mit Härte dagegen, was einige gelbe Karten zur Folge hatte – fünf Stück sammelten sie alleine in der zweiten Hälfte. Die Amerikaner retteten sich so in die Verlängerung, wo die vielen Verwarnungen in der 104. Minute den beinahe unvermeidlichen Effekt hatten, dass dann doch einer runter musste – Linksverteidiger Wallace hatte es erwischt, nach einem Foul an (natürlich) Harnik.

Kurz zuvor war wiederum Jimmy Hoffer gekommen, diesmal für Junuzovic, Kavlak verblieb als Kreativspieler im Zentrum. Und wieder stach der Joker Jimmy: Nachdem die US-Abwehr einen Freistoß nicht hatte klären können, drückte Hoffer den Ball über die Linie. Somit war das Team aus den Staaten eliminiert und Österreich unglaublicherweise unter den letzten Vier – nachdem vor dem Turnier das Achtelfinale als schöner Erfolg gesehen und selbst das Viertelfinale nur von kühnen Optimisten angedacht worden war.

Semifinale: Schnelles Ende gegen Tschechien

Im Halbfinale gegen die Tschechein allerdings war Paul Gludovatz zu groben Umbaumaßnahmen gezwungen, weil mit Madl und Stanislaw zwei absolute defensive Stützen gelbgesperrt waren – und dazu kam noch der Schock um Thomas Panny. Der Rechtsverteidiger von der Admira, der ein richtig starkes Turnier gespielt hatte, brach sich im Training das Wadenbein. Eine Verletzung, die seine viel versprechende Karriere letztlich beendet hat, denn Panny konnte nach der Heilung nie mehr im Profifußball Fuß fassen.

Tschechien - Österreich 2:0

Die Tschechen, die im Viertelfinale Spanien im Penalty-Shoot-Out eliminiert hatten, nützten die Schwächen der nicht eingespielten neu formierte österreichische Defensive sofort aus und lagen nach 15 Minuten durch Tore von Micola (Zaglmair hatte einen auf’s Tor gezirkelten Freistoß aus spitzem Winkel prallen lassen) und Fenin (nach Stanglpass von links) schon 2:0 in Führung. Was letztlich auch schon die Entscheidung war.

Vor allem bei Flankenbällen in den Strafraum brannte es ein ums andere Mal lichterloh. Nach dem 2:0 lösten die Tschechen dann den Würgegriff etwas und man ließ das ÖFB-Team ein wenig gewährlich, es entstand aber nie der Eindruck, Österreich hätte wirklich einen Chance. Die Tschechen dominierten weiterhin den Ballbesitz (bei ca. 60%) und verhinderten mit konsequentem Pressing im Mittelfeld, dass sich Österreich entfalten hätte können.

Für die zweite Hälfte beerbte Junuzovic dann Harnik, aber auch der gerade vom gecrashten GAK zu Austria Kärnten gewechselte Zehner konnte auf der rechten Seite postiert nicht für die entscheidenden Akzente sorgen. Im Gegenteil: Die Tschechen blieben konsequenter im Zweikampf, körperlich robuster und präsentierten sich als kompakteres Team. Die letzten 75 Minuten dieses Semifinals waren im Grunde genommen ein Non-Contest, das Juli-Märchen hatte ein Ende.

0:1 trotz starker Leistung zum Abschied

Chile - Österreich 1:0

Zum Abschluss des Turniers ging es drei Wochen nach dem noch nicht allzu viel beachteten Start gegen Kongo im Spiel um den dritten Platz ein zweites Mal in diesem Turnier gegen die Mannschaft aus Chile – und es war praktisch nur Torhüter Christopher Toselli, der einen klaren Sieg des ÖFB-Teams verhinderte.

Der Hintergrund war klar: Während Österreich deutlich mehr erreicht hatte als erwartet und im Halbfinale gegen Tschechien ohne Wenn und Aber chancenlos war, fühlten sich die Chilenen in ihrem Semifinal-Spiel gegen Argentinien vom deutschen Referee Stark betrogen. Dieser hatte sieben Chilenen verwarnt und zwei vom Platz gestellt und musste nach dem argentinischen 3:0-Sieg unter Polizeischutz das Spielfeld verlassen, danach gab es noch heftige Zusammenstöße zwischen chilenischen Spielern und der Polizei, die sogar in kurzfristigen Festnahmen einiger Spieler gemündet hatten.

Im kleinen Finale, dem Vorspiel zum großen Endspiel (das Argentinien mit Agüero, Banega und Romero, dazu saß Angel di María auf der Bank, gegen die Tschechen mit 2:1 gewann) hatte Österreich deutlich mehr Lust auf Fußball, letztlich blieb das Tor von Hans Martínez quasi mit dem Halbzeitpfiff aber das einzige des Spiels – obwohl das ÖFB-Team Chancen für drei Spiele vorfand. Nach dem 0:1 war Österreich Vierter, und das mit lediglich fünf Toren in sieben Spielen – allesamt von Okotie (2) und Hoffer (3) erzielt.

Nachwirkungen

Aus einer „Schön, dass die dabei sind“-Stimmung wurde innerhalb von drei Wochen einer der größten Hypes, die Fußball-Österreich seit dem unsäglichen Córdoba-Spiel gesehen hatte. Schlüsselspiel war dabei das Viertelfinale gegen die USA, das – anders als die anderen – mit einer moderaten Anstoßzeit (20.15 Uhr) an einem Samstag Abend mit einer Live-Übertragung im ORF absolute Traumquoten erziele und dieses Team mit einer großartigen vor allem kämpferischen Leistung erst so richtig in das öffentliche Bewusstsein schoss.

Waren in der Vorrunde Anstoßzeiten zu nachtschlafender Zeit (1.45 Uhr gegen Kongo und Kanada, 2.00 Uhr gegen Chile) und die Aussicht auf ein von Wolfgang Koczi kommentiertes Spiel auf TW1 noch eher abschreckend, küsste das U20-Team ab der zweiten Woche den ein Jahr vor der Heim-EM auf dahinsiechenden und auf dem stimmungsmäßigen Tiefpunkt angelangten österreichischen Fußball (die unglaublichen Entgleisungen der Rapid-Fans gegenüber Ivanschitz beim Länderspiel in Schottland waren gerade einen Monat her) so richtig wach.

Sowohl für die Spieler als auch für den Teamchef bedeutete der Halbfinal-Einzug bei der WM einen Karriere-Kickstart. Paul Gludovatz, zuvor als Junioren-Teamchef und Trainer-Ausbildner beim ÖFB in der Öffentlichkeit völlig unbekannt, war plötzlich ein Star. Exakt ein Jahr nach dem Turnier übernahm er mit Ried als 62-Jähriger erstmals einen Bundesliga-Klub und führte den Provinz-Klub mit seinem 3-3-3-1  in ungeahnte Höhen.

Auch die meisten Spieler der Stammformation schafften es – lediglich Siegi Rasswalder und die Torhüter fielen durch den Rost; Thomas Panny und Peter Hackmair wurden ihre Karrieren von Verletzungen verbaut. Alle anderen sind aber (zumindest) zu absoluten Stammkräften in der Bundesliga geworden. Auffällig aber auch, dass aus der zweiten Reihe die meisten keine große Karriere machten.

Dennoch: Im Nachhinein war das Turnier nicht nur für eine unglaubliche Quote von zehn Spielern (Suttner und Simkovic muss man noch dazurechnen) ein nachhaltiger Erfolg, sondern er rückte vor allem das Bewusstsein für die Wichtigkeit und auch die Erfolgschancen bei internationalen Jugend-Turnieren sehr viel weiter in das öffentliche Bewusstsein, als das vorher der Fall gewesen war. Lediglich für die damalige U19 kam der Erfolgslauf der 20er zu einem etwas doofen Zeitpunkt – so fiel die zeitgleiche Heim-EM von Baumgartlinger, Arnautovic, Beichler und Walch etwas unter den Tisch. Das Team schied übrigens in der Vorrunde aus.

Das Personal…

Tor: Bartolomej Kuru (20, Austria), Andreas Lukse (19, Rapid), Michael Zaglmair (19, LASK). Abwehr: Daniel Gramann (20, Hartberg), Michael Madl (19, Austria), Thomas Panny (20, Admira), Thomas Pirker (20, FC Kärnten), Sebastian Prödl (20, Sturm), Siegfried Rasswalder (20, Leoben), Markus Suttner (20, Austria). Mittelfeld: Ingo Enzenberger (19, Salzburg), Peter Hackmair (20, Ried), Thomas Hinum (19, Schwanenstadt), Zlatko Junuzovic (19, GAK), Veli Kavlak (18, Rapid), Bernhard Morgenthaler (20, Admira), Tomas Simkovic (20, Austria), Michael Stanislaw (20, Schwanenstadt). Angriff: Martin Harnik (20, Bremen), Erwin Hoffer (20, Rapid), Rubin Okotie (20, Austria). Teamchef: Paul Gludovatz (61). Co-Trainer: Gerhard Schweitzer (44). Torwart-Trainer: Manfred Kohlbacher (59).

(phe)

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Sieg? Ja. Vercoacht? Auch. https://ballverliebt.eu/2010/09/08/sieg-ja-vercoacht-auch/ https://ballverliebt.eu/2010/09/08/sieg-ja-vercoacht-auch/#comments Wed, 08 Sep 2010 00:40:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2639 Sieg? Ja. Vercoacht? Auch. weiterlesen ]]> 2:0 gegen Kasachstan – pures Glück. Denn was sollte Roland Linz als hängende Spitze? Warum wurde auf die Isolation von Dag nicht reagiert? Warum musste Jimmy Hoffer ins rechte Mittelfeld – was schon Brückner angekreidet wurde? Und: Warum wurde die bessere Seite beinhart ignoriert?

Die Aufstellung? Ein Lotteriespiel, jedes mal wieder. Diesmal durfte sich Roland Linz als Mittelding aus hängender Spitze und Zehner versuchen, weil Kavlak den kreuzbiederen Sechser zu geben hatte. Die Formation? Rein von der Aufstellung her wär’s ein 4-1-3-2 gewesen, im Endeffekt war’s ein 4-4-1-1. Der Schlüsselspieler? Veli Kavlak. Aber alles der Reihe nach.

Österreich - Kasachstan 2:0 ... Startformationen

Die Anfangsphase der österreichischen Mannschaft war vor allem von der rechten Seite sehr schwungvoll, weil Ekrem Dag mit der Untestützung von Veli Kavlak als zu Beginn rechten der beiden DM sehr gut mit Martin Harnik harmonierte. Diese drei hatten untereinander viele Pässe, und der schnelle Harnik konnte seinen Platz immer wieder durch seine Schnelligkeit ausnützen. Das ging etwa 20 Minuten so, bis der deutsche Teamchef der Kasachen, Bernd Storck, zwei kleine Justierungen vornahm: LM Averchenko ging fünf Meter nach innen, um Dag den Passweg zu Kavlak zu versperren und, wenn möglich, aggressiv auf den Besiktas-Legionär zu pressen; und LV Kirov ging fünf Meter nach vorne und konnte den abgeschnittenen so Harnik früher und effektiver empfangen. Die Folge: Mit dieser simplen Maßnahme war mit einem Mal war die rechte Seite komplett tot.

Womit sofort das komplette Spiel des ÖFB-Teams lahmte. Denn auf der linken Seite agierte zwar Fuchs, der zuletzt auch in Mainz hervorragend spielte, sehr fleißig und mit viel Vorwärtsdrang. Sein Schwung verpuffte aber komplett, weil Jakob Jantscher einen rabenschwarzen Tag hatte. Dem Neo-Salzburger gelang 66 Minuten lang rein gar nichts, er war eine komplette Vorgabe. Somit war die linke Seite daraufhin zwar die aktivere, sie konnte aber nie Torgefahr entwickeln.

Was nach einer kurzen Orientierungsphase jedoch wieder Martin Harnik konnte. Er reagierte auf die Situation, indem er ins rechte Halbfeld rückte (die verstellte Flanke mithin aufgab) und sofort wieder zwei, drei absolut zielstrebige und auch gefährliche Aktionen starten. Was auch notwendig war, denn mit Roland Linz als de-facto-Spielmacher geschah in der Zentrale sehr wenig. Linz lief zwar extrem viel, bewirkte damit aber extrem wenig. Die Bälle segelten beinahe im Minutentakt über den Austria-Stürmer hinweg, der zudem beide kasachischen Sechser gegen sich hatte und kaum etwas wirklich Sinnvolles zu Wege brachte.

Die Kasachen waren ihrerseits in ihren Offensivbemühungen recht limitiert – sehr viel mehr als lange Bälle in Richtung Sturmspitze Shumalkaliev hatten sie nicht anzubieten, vereinzelte schnelle Konter endeten in der Regel spätestens beim umsichtigen Pogatetz.

In der Pause gab es eine wichtige Veränderung: Veli Kavlak und Fränky Schiemer wechselten im defensiven Mittelfeld die Plätze. Somit stand Kavlak nun bereit, um Fuchs und Jantscher zu unterstützen. Die Folge: Nun wurde nur noch über die linke Seite gespielt, die rechte komplett ignoriert – in den 21 Minuten zwischen der Halbzeit und dem Austausch von Martin Harnik hatte der Neo-Stuttgarter exakt sechs Ballkontakte. Die rechte Seite wurde komplett geschnitten, Linz machte weiterhin zahllose leere Meter in der Zentrale, und auf der linken wurde Jantscher einfach nicht besser. Kein Wunder, dass das Spiel den ÖFB-Teams lahm, uninspiriert und eindimensional wirkte.

Wer glaubt, ein kaputtes Spiel könne man nicht noch mehr zerstören, hat allerdings die Rechnung ohne den ÖFB-Teamchef gemacht. Er nahm den entnervten Harnik und den schlechten Jantscher runter, und brachte dafür einen Stürmer und einen Zentralen Mittelfeldspieler – um mit ihnen die Flanken neu zu besetzen, und auf endgültig auf ein 4-2-3-1 umzustellen: Macho – Dag, Prödl, Pogatetz, Fuchs – Kavlak, Schiemer – Hoffer, Linz, Alaba – Janko/Maierhofer.

Zwei Jahre nach dem Brückner-Experiment mit Hoffer auf der rechten Seite beim 1:3 gegen Serbien, das als Sinnbild für die vermeintliche Ignoranz und das Unwissen von Brückner herhalten musste. Damals schrieb ich, „Hoffer war überfordert, sodass Garics die Arbeit für zwei erledigen musste“ – diesmal hätte Ekrem Dag als Putzfrau da sein sollen. Er blieb aber nach der kasachischen Umstellung in der ersten Hälfte die restlichen 70 Minuten komplett vom Spiel abgeschnitten. Und wie damals war Hoffer als RM eine völlige Fehlbesetzung. Schreckliche Flanken, verlorene Zweikämpfe und null Torgefahr.

Warum nicht auf die linke Seite ausgewichen wurde, wo nun Alaba werkte? Weil Veli Kavlak nun wieder im rechten defensiven Mittelfeld spielte. Wo immer Kavlak war, war auch die Stoßrichtung des österreichischen Spiels. Ja, er agierte für seine Fähigkeiten viel zu defensiv (eine Vorgabe vom Teamchef, wie ich vermute), aber er war es, der im Mittelfeld Verantwortung im Spielaufbau übernahm. Nicht immer mit der richtigen Nase, wen es nun zu unterstützen gilt – aber wer weiß, womöglich war auch das eine Vorgabe vom Teamchef.

Nun war also die rechte Seite wieder aktiver, ob des hilflosen Hoffer aber wirkungslos; die linke Seite mit Alaba war nicht im Spiel. Nein, eigentlich war das ganze offensive Mittelfeld nicht im Spiel – Alaba wurde nicht mit eingebunden, Mittelstürmer Linz musste nun einen klassischen Zehner geben, und Hoffer auf rechts, eh schon wissen. Also: Laaaaaange Bälle. Anstatt Schiemer zurück zu ziehen (also Dreierkette) und Klein für Dag zu bringen (um die rechte Seite auch mit etwas Inhalt zu füllen), brachte Constantini Maierhofer für Janko. Ein komplett sinnloser Wechsel: Gleicher Spielertyp, gleiche Statur, nur unbeweglicher und technisch limitierter. Was wollte der Teamchef mit diesem Wechsel bezwecken?

Die Kasachen änderten ihr Grundsystem (4-2-3-1) neunzig Minuten praktisch nicht (nur kurz zu Beginn der zweiten Hälfte, als der ZM sich eine Zeit lang als zweite Spitze versuchte), neben zwei direkten Wechseln mit wurde mit einem zwar leicht rochiert, aber nicht umstellt. Und sie hatten keine allzu gravierenden Probleme, sich das 0:0 zu verdienen, das sie zweifellos als großen Erfolg hätten verbuchen können. Wenn, ja wenn da nicht Alexej Popov gewesen wäre. Der Innenverteidiger servierte erst Roland Linz den Ball, ließ sich dann noch von ihm austanzen – und in der 91. Minuten stand’s doch noch 1:0 für Österreich.

Ein typisches Roland-Linz-Tor: Auf den Fehler der Gegner lauern, eiskalt zuschlagen. So spielt Linz am Besten – nicht als Spielmacher aus dem zentralen Mittelfeld. Es hat ja seinen Grund, warum er bei der Austria den Mittelstürmer gibt, und Tomáš Jun den Arbeiter aus dem offensiven Mittelfeld. Und auch das zweite Tor, kurz danach, war typisch für seinen Schützen: Langer Flachpass von Linz in den Lauf von Hoffer, und er macht, was er am Besten kann – seine Schnelligkeit ausspielen. Dieses Tor hatte nichts mit rechtem Flügel zu tun, sondern mit dem Konterstürmer, der Hoffer nun mal ist.

Kurz zusammengefasst: Linz out of position, Hoffer out of position. Beide erst gut, als sie ihr gewohntes Spiel aufziehen können. Schiemer im Spielaufbau nutzlos, die komplette Arbeit bleibt an Kavlak hängen. Harnik unerklärlicherweise von der eigenen Mannschaft ignoriert, Jantscher war zu lange am Feld; und Wechsel, die einem kaputten Spiel noch mehr geschadet haben.

Der Grund für diesen Sieg ist Glück, und nichts anderes. Der Teamchef hatte eine ganze Woche lang Zeit, die Mannschaft auf diesen Gegner vorzubereiten (unsicherer Torwart, wackelige Innenverteidigung, hölzernes zentrales Mittelfeld – wurde alles nicht angebohrt. Unglaublich). Er hatte eine Woche lang Zeit, mit dem Mannschaft Standards zu üben (war auch nur einer der sechs Eckbälle wirklich gefährlich?) Eine Woche, um die Mannschaft aufeinander einspielen zu lassen (die Anzahl der ungenauen Pässe war erstaunlich hoch).

Was genau wurde in der letzten Woche eigentlich gemacht – außer verbalen Rückzugsgefechten…?

(phe)

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Was beim 2:1 gegen Rumänien so alles auffiel https://ballverliebt.eu/2009/04/02/was-beim-21-gegen-rumanien-so-alles-auffiel/ https://ballverliebt.eu/2009/04/02/was-beim-21-gegen-rumanien-so-alles-auffiel/#comments Thu, 02 Apr 2009 14:10:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1335 Was beim 2:1 gegen Rumänien so alles auffiel weiterlesen ]]> aut-ro1
Eines vorweg: Der einzige Unterschied zu den Spielen gegen die Türkei und Schweden war die Einstellung, die schon was von Pflichtspiel statt Testspiel hatte. Aber spielerisch und taktisch war das so ziemlich der gleiche Dreckskick, den man in den letzten Spielen schon sah. Nicht von ungefähr kommt, dass sich das ÖFB-Team keine einzige Torchance (!) selbst herausgespielt hat.

– Der große Gewinner des Abends (neben Jimmy Hoffer, der in den zwei Situationen, in denen er am Spiel teilnahm, das exakt richtige gemacht hat) war ohne Zweifel der junge Yasin Pehlivan. 20 Jahre und fünf Bundesliga-Spiele alt, spielte er wie ein Routinier. Unglaubliche Spielübersicht, kaum ein Fehlpass (auch in Bedrängnis), mit Mut zum Direktspiel. In den letzten zwanzig, dreißig Minuten ging ihm etwas die Luft aus, aber der Junge hat gefallen. Weiter so!

– Während Pehlivan den Ruhepol im zentralen Mittelfeld gab, war Pauli Scharner das positive Dreckschwein, der Aufräumer, der Grätscher. Er war sich für keinen Zweikampf zu schade, legte ebenso gute Übersicht an den Tag. Er weiß, welche Wege er gehen muss.

– Womit die Positiva im Mittelfeld schon erledigt wären. Denn über die Außen kam gar nichts. Arnautovic war leider bis auf einen sehenswerten Weitschuss und ein paar fürchterliche Freistöße in der Offensive komplett unsichtbar. Auch Beichler brachte nach vorne, vor allem vor der Pause, so gut wie gar nichts zu Stande, kam kaum zum Zug. Defensiv dafür bestritt er einige giftige Zweikämpfe.

– Die Folge: Viel Kreatives hatte das Mittelfeld nicht zu bieten. Arnautovic und Beichler kamen nicht ins Spiel, bei Scharner und Pehlivan hatten andere Aufgaben Priorität. So kam es, dass nicht selten das Mittelfel per hohem Ball überbrückt werden sollte (Ortlechner schlug da einige 60m-Pässe, auch Prödl). Kein Wunder, dass da nicht Gefährliches herauskam.

– Was heißt: Als Kapitän ist Ivanschitz zwar locker zu ersetzen (Pogatetz machte das gut), für das spielerische Element, das von ihm an guten Tagen ausgeht, konnte in dieser Mannschaft an diesem Abend keiner sorgen. Während hingegen Stranzl… ähm… wer war dieser Stranzl nochmal?

– Maierhofer wirkte, wie immer, etwas patschert am Ball und oft auch unbeherrscht. Er erfüllte jedoch seinen Zweck: Unruhe stiften, Gegenspieler binden. Er ging auch erstaunlich weite Wege. Wühlmaus Jimmy Hoffer kam nicht so richtig zur Geltung, was aber komplett wurscht ist – zwei Mal wurde er gebraucht, zwei Mal stand er richtig, zwei Mal behielt er die Ruhe. Seine ersten beiden Team-Tore sind dafür der verdiente Lohn.

– Ja, die Viererkette. Da Constantini eine Abwehrkette mit vier gelernten Innenverteidigern aufbot, waren die Außenpositionen mit Schiemer rechts und Ortlechner links natürlich nicht optimal besetzt. Was aber nichts daran ändert, dass diese beiden ihre Sache recht ordentlich gemacht haben. Ortlechner hatte vor allem in der Anfangsphase große Probleme mit dem Stellungsspiel, seine Anspiele kamen nicht und er ist auch sichtlich nicht der Schnellste. Aber über sein gutes Zweikampfverhalten fand er ins Spiel.

– Prödl und Pogatetz spielten eine zumeist recht ordentliche Partie. Aber die Tatsache, dass sie beide schon vor der Pause (vermeidbare) gelbe Karten kassierten, half ihnen vor allem in der rumänischen Druckphase in der letzten halben Stunde natürlich nicht. Je länger das Spiel dauerte und je größer der Druck der Rumänen wurde, desto mehr postierten sich die vier gelernten Innenverteidiger in der Kette aiuch tatsächlich also solche. Dadurch überließen sie den Rumänen die Flanken – logisch, dass die Bälle fast im Minutentakt durch den österreichischen Strafraum flogen.

– Daher konnte sich auch der eingewechselte Ümit nicht so richtig entfalten, weil er oft die halb verwaiste Defensivpostion hinter ihm mitübernehmen musste. Ähnliches gilt für den ebenfalls eingewechselten Hölzl.

– Torwart Gspurning darf seinen Kasten beim 0:1 natürlich nie verlassen, es bestand nicht die geringste Gefahr, aber ansonsten hielt er, was zu halten war. Schön zu sehen, dass er sich von einem derartigen Lapsus nicht komplett aus der Ruhe bringen lässt.

FAZIT: Bei Licht betrachtet war das Spiel der Österreicher über weite Strecken der gleiche Scheiß wie in den letzten Spielen. Es war eigentlich genau nichts besser als unter Brückner, außer dem Ergebnis. Erschreckend harmlos nach vorne, Kreativität im Mittelfeld nicht vorhanden (bzw. daran vorbeigespielt), die dünne Personaldecke auf den defensiven Außenpositionen ist ohnehin ein bekannte Umstand.

Hoffentlich glaubt jetzt keiner der Verantwortlichen, dass wir auf dem Weg der Besserung sind, nur weil dieses Spiel rein zufällig gewonnen wurde. Besser war nämlich, den wirklich braven Pehlivan mal ausgenommen, genau gar nichts.

Ach ja, meine Noten noch: Gspurning 4; Schiemer 4, Prödl 2, Pogatetz 2, Ortlechner 3; Arnautovic 5, Pehlivan 2, Scharner 3, Beichler 4; Hoffer 3, Maierhofer 4

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„War doch alles richtig…!“ https://ballverliebt.eu/2008/06/09/war-doch-alles-richtig/ https://ballverliebt.eu/2008/06/09/war-doch-alles-richtig/#comments Mon, 09 Jun 2008 10:53:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=201 „War doch alles richtig…!“ weiterlesen ]]> Ich fasse kurz Hickersbergers zentrale Aussagen von der PK am „Tag danach“ sinngemäß zusammen.

Wir haben so defensiv gespielt, weil die Kroaten so stark sind. Wir dürfen nicht versuchen, Kroatien unser Spiel aufzuzwingen.

Wir konnten nicht damit rechnen, dass wir nach 4 Minuten hinten liegen.

Die langen Bälle waren das richtige Mittel, weil Kroatien sehr massiert hinten gestanden ist.

Die guten Einwechselspieler werden sicher nicht gegen Polen spielen, nur weil sie gegen Kroatien gut waren.

Jimmy Hoffer wurde nicht eingewechselt, weil man gegen diese Verteidigung mit Schnelligkeit nichts erreicht.

Wer einen schnellen Ersatz für Hicke organisieren kann, der auch noch einen Hauch von Ahnung hat: Bitte ab damit nach Stegersbach!

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