hickersberger – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 14 Jun 2016 08:42:58 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 18 Jahre im Zeitraffer: Wie das ÖFB-Team wurde, was es heute ist https://ballverliebt.eu/2016/06/14/18-jahre-im-zeitraffer-wie-das-oefb-team-wurde-was-es-heute-ist/ https://ballverliebt.eu/2016/06/14/18-jahre-im-zeitraffer-wie-das-oefb-team-wurde-was-es-heute-ist/#comments Tue, 14 Jun 2016 08:30:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12606 18 Jahre im Zeitraffer: Wie das ÖFB-Team wurde, was es heute ist weiterlesen ]]> Fünf Trainer versuchten sich vergeblich, zahllose Spieler kamen zum Einsatz, aber das Resultat war immer das gleiche: Österreich verpasst die Qualifikation für die Endrunde. Das war seit der WM 1998 immer so – bis der Bann nun gebrochen wurde. Wir blicken kurz zurück: Das waren die Teams, die die jeweiligen Zwei-Jahres-Zyklen für das ÖFB-Team bestritten haben.

Vorrunde bei der WM 1998

Österreich WM 98
WM 1998 – Ø-Alter 31 Jahre

Das Team von 1998 war das letzte, das sich auf sportlichem Wege für ein großes Turnier qualifiziert hat, als Gruppensieger vor Schottland und Schweden. Der Höhepunkt dieses Teams war das 1:0 in der Qualifikation gegen Schweden – jenes Spiel, das das die Weichen für den Gruppensieg endgültig stellte.

Zur WM selbst schleppte sich das Team eher, als dass es eine wirkliche Euphorie gegeben hätte: Polster stieg mit Köln ab, Herzog lief seiner Form hinterher, die Testspiele waren furchtbar (0:3 gegen die USA, 2:3 gegen Ungarn). Seinen Zenit hatte das Team überschritten und die Spielanlage bei der WM war recht defensiv; gegen Kamerun spielten drei DM hinter Herzog, gegen Chile drei DM und gar kein Herzog davor – in beiden Partien wurde Roman Mählich neben Kühbauer und Pfeifenberger eingesetzt. Beide Partien endeten dank österreichischen Ausgleichs-Toren in der Nachspielzeit 1:1.

Hannes Reinmayr, im Vorfeld der WM deutlich besser in Form als Herzog, kam erst im letzten Spiel gegen Italien von Beginn an ran, der eingewechelste Herzog erzielte das 1:2-Ehrentor per Elfer in der Nachspielzeit.

Quali zur Euro 2000

Österreich EM 2000
Quali für die EM 2000 – Ø-Alter 30 Jahre

Nach der WM waren die Team-Karrieren von Konsel (eher freiwillig) und Polster (eher weniger freiwillig) beendet, Wolfgang Feiersinger spielte nur noch eine Partie.

Eine wirkliche Verjüngung fand aber nicht statt – die neuen Leute Winklhofer, Mayrleb und vor allem Wohlfahrt waren keine echten Jungspunde mehr. Auch am System änderte Herbert Prohaska nichts (auf was auch, es spielte kein Bundesliga-Team anders als mit Libero, Manndecker und Zehner); allenfalls verzichtete er auf eine zweite Spitze zugunsten eines weiteren DM.

Nach drei mühsamen Spielen mit sieben Punkten (gegen Israel, Zypern und San Marino) lief man in Valencia in das längst legendäre 0:9. Otto Baric übernahm, suchte eifrig einen neuen Libero (und probierter etwa Zoki Barisic und Ivica Vastic auf dieser Position aus). Nach dem 0:5 in Tel-Aviv beendete Österreich die Gruppe als Dritter hinter Spanien und Israel und knapp vor Zypern.

Quali zur WM 2002

Österreich WM 02
Quali für die WM 2002 – Ø-Alter 30 Jahre

Für seine erste volle Quali-Kampagne legte sich Baric auf den in Hochform agierenden Routinier Michael Baur von Serienmeister FC Tirol fest, er grub Thomas Flögel aus der schottischen Liga aus und setzte von Beginn an auf den jungen Martin Stranzl, der sich beim deutschen Bundesliga-Mittelständler 1860 München festgespielt hatte. Dafür waren Schöttel, Pfeffer, Mählich und Cerny kein Thema mehr.

Am grundsätzlichen Fußball änderte sich aber nichts: Libero und Manndecker, Andi Herzog als Zehner, zwei Stürmer davor. Die restliche Fußballwelt hatte sich zum großen Teil schon weiter entwickelt, Österreich lebte von Elfer-Killer Wohlfahrt und Andi Herzog in seinem letzten Frühling.

Nach dem der Setzliste gemäßen zweiten Platz hinter Spanien und vor Israel ging es mit einem Haufen von Replacements (Stichwort Israel-Verweigerer) in zwei Playoff-Niederlagen gegen die Türkei.

Quali zur Euro 2004

Österreich EM 04
Quali für die WM 2004 – Ø-Alter 28 Jahre

Hans Krankl übernahm, probierte tonnenweise mehr oder weniger (überwiegend weniger) talentierte Spieler und kündigte großmundig den radikalen Schnitt und die totale Verjüngung des ÖFB-Teams an.

Der radikale Schnitt passierte (nur drei Stammkräfte der letzten Quali überlebten), das mit der Verjüngung war eine oft wiederholte, aber dadurch nur umso dreistere PR-Lüge: Die neuen Fixleiberl-Kicker waren an die bzw. über der 30er-Marke. Krankl stellte auf Viererkette um (wiewohl das ziemlich stocksteif interpretiert wurde), oft mit Roland Kirchler als hängende Spitze.

Herzog war nach einem mäßigen Intermezzo bei Rapid in die MLS zu den L.A. Galaxy gewechselt und kein Thema mehr; anonsten galt: Wenn wir schon verlieren, dann wenigsten mit 28-Jährigen und nicht mit 31-Jährigen. Es wurden die Gesichter getauscht, aber nicht das Prinzip. Es war die verlorene Generation.

In der Quali für die EM 2004 gab es im Grunde nur ein einziges gutes Spiel (das 5:0 gegen Weißrussland), dafür eine Niederlage mit einer besonders untauglichen Leistung in Moldawien. Gegen die Gruppen-Favoriten Tschechien und Holland gab es keinen Punkt und in der Gruppe mit Monster-Rückstand den dritten Platz.

Quali zur WM 2006

d
Quali für die WM 2006 – Ø-Alter 28 Jahre

Nach zwei Jahren des personellen Irrlichterns hatte Krankl erkannt, dass es eh nix bringt und holte Kühbauer (längst im biblischen Alter) zurück, setzte verstärkt auf Christian Mayrleb in seinem dritten Frühling und wechselte wild die Torhüter durch. Mit Ivanschitz und Pogatetz durften auch zwei tatsächlich noch eher junge Spieler ran.

Das Team hatte zu dieser Zeit eine deutlich merkbare GAK-Schlagseite (Standfest, Ehmann, Pogatetz, Aufhauser und auch Schranz wurden mit den Grazern 2004 Meister) – was logisch war, da beim anderen Top-Team jener Zeit (der Austria) praktisch keine Österreicher spielten und man Legionäre von nennenswerter Qualität bequem an einer Hand abzählen konnte.

Nach einem erfreulichen 2:2 gegen England zum Auftakt ging in der Folge aber einiges schief – Heimniederlage (trotz ansprechender Leistung) gegen Polen und ein 3:3 in Nordirland ließen Krankls Elf schnell wieder ins Hintertreffen geraten. In Wales gab es einen verdienten Sieg, weil Krankl versehentlich mal was richtig gemacht hatte (Stranzl statt des gesperrten Aufhauser im Mittelfeld), was er vier Tage später gleich wieder rückgängig machte – und Österreich war wieder so planlos aus wie sonst auch. Nach zwei erschütternd ambitionslosen Spielen in Polen (2:3) und Aserbaidschan (0:0) war Krankl Geschichte.

Vorrunde bei der EM 2008

Vorrunde der EM 2006 – Ø-Alter 25 Jahre

Für die Heim-EM 2008 und die beiden Jahre der Vorbereitung durfte Pepi Hickersberger ran und er eliminierte alles, was er für zu alt oder für nicht tauglich oder beides hielt – wenn auch nur nach und nach. Davon abgesehen probierte er jeder Personalie, die nicht bei drei auf den Bäumen war – von Ertl bis Feldhofer, von Atan bis Mörz, von Eder bis Salmutter.

Er setzte in seinem ersten Jahr auf ein 4-4-2 und verlor damit gegen Ungarn und Costa Rica. Er setzte in seinem zweiten Jahr auf ein 4-2-3-1 und holte zumindest Remis gegen Ghana, England und Tunesien. Und erst kurz vor der EM stellte er auf die Dreierkette um, die in zwei der drei EM-Spiele zum Einsatz kam. Dazu baute er die ersten von jenen Burschen ein, die 2007 im Halbfinale der U-20-WM waren – Harnik, Prödl und Hoffer.

Bei der EM selbst startete man gegen Kroatien ultra-feig und erst die Einwechslung von Ümit Korkmaz brachte Schwung. Im zweiten Spiel gegen Polen dominierte Österreich, geriet aber durch ein Abseits-Tor in Rückstand und rettete gerade noch das 1:1. Und gegen die Deutschen hielt man gut mit, aber ein Ballack-Gewaltschuss brachte den deutschen Sieg und das österreichische Aus.

Man hatte sich weder blamiert noch wirklich aufgezeigt.

Quali für die WM 2010

Österreich WM 2010
Quali für die WM 2010 – Ø-Alter 24 Jahre

Der ÖFB schaffte es, als Hickersberger-Nachfolger den Tschechen Karel Brückner aus der geplanten Pension zurück zu holen und er baute erst einmal auf dem EM-Kader auf, brachte zudem die von Hicke ausgebooteten Scharner und Janko zurück. Mit ihnen gab es zum Start gleich mal ein 3:1 gegen Frankreich, danach aber ein peinliches 0:2 in Litauen, ein peinliches 1:1 auf den Färöern und ein bitteres 1:3 daheim gegen Serbien.

Dem ausgebrannten Brückner ließ immer wieder durchklingen, dass er sich eigentlich nicht wirklich für den Job interessiert, hinzu kamen Sprachschwierigkeiten und fehlende Chemie zur Mannschaft, die sich etwas vernachlässigt fühlte. Darum wurde Brückner nach nur einem halben Jahr im Amt entsorgt und durch Didi Constantini ersetzt. Der Tiroler verfrachtete gleich mal Andi Ivanschitz ins Aus, dafür holte er ein paar junge Burschen mit erst einer Handvoll Bundesliga-Einsätzen: Dragovic und Baumgartlinger von der Austria, Pehlivan von Rapid, Jantscher und Beichler von Sturm. Man brachte die Qualifikation mit Anstand zu Ende und landete hinter Frankreich und Serbien auf dem dritten Rang; beim letzten Match im Stade de France durfte auch David Alaba debütieren.

Quali für die EM 2012

Österreich EM 2012
Quali für die EM 2012 – Ø-Alter 27 Jahre

Constantini ekelte in der Folge einige weitere Teamspieler raus, die gerne etwas besser auf Spiele vorbereitet werden wollten und das auch so artikulierten – Garics und Stranzl etwa, auch Manninger hatte von Constantinis Sprunghaftigkeit schnell genug.

In der Quali für die EM 2012 startete man mit einem äußerst glücklichen Erfolg gegen Kasachstan und einem Arbeitssieg gegen Aserbaidschan, es folgte ein turbulentes Remis in Belgien. Mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen wähnte sich der Boulevard schon auf halbem Weg zur EM – aber im verbleibenden Jahr von Constantinis Amtszeit gab es keinen einzigen Sieg in einem Quali-Spiel mehr.

Die Auftritte wurden immer noch planloser, Constantinis Wortmeldungen immer noch pampiger, und nach einem lähmenden Jahr des DiCo’schen Abwehrkampfes gegen das 21. Jahrhundert war seine Zeit als Teamchef endlich abgelaufen. In seinen knapp drei Jahren holte der fünf Siege in Pflichtspielen.

Die übermächtigen Besiegten: Rumänien, Färöer, Litauen, Kasachstan und Aserbaidschan.

Quali für die WM 2014

Österreich WM 2014
Quali für die WM 2014 – Ø-Alter 26 Jahre

Sehr zum Unmut von Alt-Teamspielern von Polster über Krankl bis Prohaska zauberte ÖFB-Sportchef Ruttensteiner danach den Schweizer Marcel Koller aus dem Hut. Unter ihm hatte das chaotische und selten nachvollziehbare Herumgewurstle der DiCo-Zeit ein Ende, dafür hielt nun endlich Bedacht und Seriosität Einzug. Koller legte sich recht schnell auf eine erste Elf fest (die jener von Constantinis Team beim 0:2 daheim gegen Belgien schon frappant ähnelte). Kein Teil des Teams mehr war Paul Scharner, der Koller daraufhin öffentlich die Fähigkeit für den Job absprach.

Personelle Kontinuität und eine stringente Strategie, die auf hohem Pressing und schnellem Umschalten aufgebaut war, wurde immer besser verinnerlicht. In der Qualifikation für die WM in Brasilien forderte man Deutschland, erkämpfte vier Punkte gegen Irland, remisierte daheim gegen Schweden und ließ nur einmal wirklich unnötig Punkte liegen – beim 0:0 in Kasachstan. Natürlich war das Team noch sehr von der Präsenz eines Junuzovic und den Toren von Alaba abhängig, aber es entwickelte sich etwas. Vor allem Marko Arnautovic, von Bremen nach Stoke gewechselt, kam in ruhigeres Fahrwasser. Und Veli Kavlak ersetzte den am Ende der Quali verletzten Baumgartlinger auch recht patent.

Bis zum vorletzen Spiel, jenem in Schweden, bestand eine realistische Chance auf das WM-Playoff, aber in Stockholm waren die Schweden (noch) zu abgezockt. Österreich wurde Dritter und hatte Schlagdistanz zum zweiten Topf hergestellt.

Quali für die EM 2016

Österreich EM 2016
Quali für die EM 2016 – Ø-Alter 28 Jahre

Praktisch unverändert ging Koller, der den Vertrag trotz heftigem Bezirzen des 1. FC Nürnberg und des Schweizer Verbandes verlängerte, in den nächsten Anlauf. Und es wurde immer besser.

Einem okayen 1:1 daheim gegen Schweden folge ein mühsames 2:1 auswärts in Moldawien, aber dann ging’s los mit der Siegesserie: Heim-Erfolge gegen Montenegro (verdient) und Russland (etwas glücklich), danach ein 1:0-Sieg in Moskau und, als Meisterstück, das 4:1 in Stockholm – damit war fix, dass Österreich erstmals nach 18 Jahren wieder auf sportlichem Wege für ein Großereignis qualifiziert war. Und der Sieg in Montenegro nach Rückstand und widrigem Spielverlauf war womöglich sogar der wichtigste – weil er gezeigt hat, dass das Team auch dann einen unbändigen Willen hat und nicht aufsteckt, wenn es nicht läuft und es eigentlich auch um nichts mehr geht.

Nun geht diese seit vier Jahren gewachsene Truppe also in die Europameisterschaft. Gegen Ungarn, Portugal und Island in der Vorrunde, und hoffentlich noch mit dem einen oder anderen Match in der K.o.-Phase.

Und der Aussicht, vielleicht nicht wieder 18 Jahre warten zu müssen, ehe es in eine Endrunde geht. Das wäre übrigens 2034.

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15 Jahre voller Schweizer Prügel für Österreich https://ballverliebt.eu/2015/11/15/15-jahre-voller-schweizer-pruegel-fuer-oesterreich/ https://ballverliebt.eu/2015/11/15/15-jahre-voller-schweizer-pruegel-fuer-oesterreich/#comments Sun, 15 Nov 2015 20:16:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11849 15 Jahre voller Schweizer Prügel für Österreich weiterlesen ]]> Unglaublich aber wahr: Das letzte Pflichtspiel des ÖFB-Teams gegen die Schweizer Nati liegt 58 Jahre zurück. Seit dem Spiel im Gerö-Cup 1957 wurden 33 Turniere und die dazu gehörenden Qualifiaktionen ausgelost, nie kamen Österreich und Schweiz zusammen. Am Dienstag kommt es dafür zum 15. Mal in diesem Zeitraum zu einem freundschaftlichen Aufeinandertreffen der Nachbarn.

Die Bilanz der letzten 15 Jahre spricht dabei klar für die Schweiz, da verlor Österreich vier der fünf Spiele. Und zwar immer hochverdient: Auf Augenhöhe, wie es aktuell der Fall ist, befand sich das ÖFB-Team mit der Schweiz schon lange nicht mehr. Hier ein kleiner Rückblick auf diese fünf Spiele.

1:2 in Wien, August 2001

Österreich - Schweiz 1:2 (0:1). Herzog 61 bzw. Vogel 10, H. Yakin 64.
Österreich – Schweiz 1:2 (0:1). Herzog 61 bzw. Vogel 10, H. Yakin 64.

Im August 2001 traf man sich beim Debüt von Köbi Kuhn als Nati-Coach. Für Österreich war es ein Probelauf für die letzten drei Spiele für die WM-Quali für Korea/Japan, im Speziellen für das Spiel in Spanien zweieinhalb Wochen danach. Als ob das Flutlicht die grausame Leistung des ÖFB-Teams verhindern wollte, fiel es pünktlich drei Minuten vorm Anpfiff aus.

Es half nichts, eine halbe Stunde später ging es doch los mit dem Trauerspiel. Mehr als eine Handvoll Spieler aus dem ohnehin nicht besonders grandios besetzten Team von Otto Baric trugen nur lässig ihr Trikot spazieren, der Endstand von 1:2 sah deutlich besser aus, als die österreichische Vorstellung tatsächlich war. „So verlieren wir in Valencia wieder mit 0:9“, war Kapitän Andi Herzog bedient. „Ich brauche nur Spieler, die auch in einem Testspiel mit maximalem Einsatz spielen, ich werde einige eliminieren“, kündigte Baric an.

Vor dem Spiel in Spanien eliminierte er aber nur Muhammet Akagündüz. Den einzigen Spieler, der gegen die Schweiz gar nicht gespielt hat. Das Spiel in Spanien endete 0:4.

2:3 in Basel im August 2002

Schweiz - Österreich 3:2 (2:1). H. Yakin 19, Frei 41, M. Yakin 76p bzw. Wallner 11, 81.
Schweiz – Österreich 3:2 (2:1). H. Yakin 19, Frei 41, M. Yakin 76p bzw. Wallner 11, 81.

Ein Jahr später war Hans Krankl der Bank-Angestellte beim ÖFB und im letzten Testlauf vor dem Start in die EM-Quali für 2004 ließ er erstmals überhaupt ein österreichisches Nationalteam in einer Vierer-Abwehrkette ohne Libero aufs Feld – zumindest nominell. Denn Michael Baur stürmte in alter Gewohnheit schon in der 3. Minute in Libero-Manier aus der Innenverteidigung bis in die gegnerische Hälfte durch.

Gerd Wimmer und Jürgen Panis bekamen recht offensich nicht gesagt, was sie als Außenverteidiger tun sollten – sie agierten so eng als zusätzliche Innenverteidiger, als wollten sie die eigene Innenverteidiger decken. Die Abstimmung war eine Katastrophe. Und das Spiel nach vorne war holprig bis eindimensional. Die Schweizer merkten das, darum brachte sie das frühe Tor von Roman Wallner auch nicht aus der Ruhe.

Aber Hauptsache, Hans Krankl gab Minuten vor dem Spiel jenes Interview, in dem er berüchtigterweise ankündigte, dass Österreich mal von ganz Europa um das Sturm-Duo Linz/Wallner beneidet werden würde.

Die Schweiz war 2004 bei der EM und 2006 bei der WM. Österreich war bei beiden nicht dabei.

2:1 in Innsbruck im Oktober 2006

Österreich - Schweiz 2:1 (2:0). Linz 24p, Kuljic 36 bzw. Streller 70.
Österreich – Schweiz 2:1 (2:0). Linz 24p, Kuljic 36 bzw. Streller 70.

Ein paar Tage nach einem besonders betrüblichen Auftritt in Vaduz, bei dem Österreich als klar schlechtere Mannschaft mit mörderisch viel Dusel das Team aus Liechtenstein 2:1 besiegt hat, dachter Teamchef Hickersberger laut darüber nach, eine Dreier-Abwehr zu installieren. Das war bei der EM dann auch tatsächlich der Fall (und es hat dort auch wirklich exzellent funktioniert, als einziger Mannschaftsteil), beim dem Vaduz-Desaster folgenden Spiel in Innsbruck gegen EM-Co-Gastgeber Schweiz aber noch nicht.

Statt der zwei Legionäre in Vaduz (Ivanschitz und Linz) liefen nun derer sieben auf (Macho, Stranzl, Ivanschitz, Prager, Weissenberger, Kuljic und Linz) und das merkte man auch. Die Brust war nicht mehr ganz so schmal, nach einer durchaus sehenswerten ersten Hälfte führte Österreich bereits 2:0. Wie überhaupt die Abwehr (in Vaduz spielten noch Standfest, Eder, Feldhofer und Plassnegger) eine recht sichere Figur machte, Prager setzte im Zentrum mehr Akzente als Leitgeb, Weissenberger auf der Außenbahn mehr als Mörz.

Die Schweizer, vor der Pause sichtlich überrascht vom forschen österreichischen Auftreten, fingen sich nach dem Seitenwechsel und erhöhten das Tempo auf ein Maß, mit dem das ÖFB-Team merklich Probleme hatte. Es reichte aber nur noch zum Anschlusstreffer. Für Österreich war es (gemeinsam mit dem 1:1 gegen Ghana) die beste Leistung der ganzen Länderspiel-Saison

1:3 in Zürich im Oktober 2007

Schweiz - Österreich 3:1 (2:0). Streller 2, 55, H. Yakin 36; Aufhauser 11.
Schweiz – Österreich 3:1 (2:0). Streller 2, 55, H. Yakin 36; Aufhauser 11.

Ein Jahr später waren die Leistungen bei Österreich immer noch nicht besser. So wurde im Vorfeld des Eröffnungs-Spiels des frisch renovierten Letzigrunds in Zürich sogar ein 5:0-Sieg in einem Trainingsspielchen gegen die U-19 der Vorarlberger Akademie mit Erleichterung zu Kenntnis genommen.

Dass die Schweizer, immerhin Achtelfinalist bei der vorangegangenen WM in Deutschland, Österreich meilenweit überlegen waren, war auch ein dreiviertel Jahr vor der gemeinsamen EM unübersehbar. Martin Hiden gewann im Abwehrzentrum genau null Prozent seiner Zweikämpfe in der ersten Hälfte, Christian Fuchs (der bei Mattersburg in der Liga der taktisch Blinden einen Wing-Back neben einer Dreierkette gab) hatte defensiv nicht viel zu melden und Joachim Standfest hatte eine Streuung bei der Richtung seiner Flanken, auf die jede Schrotflinte stolz wäre.

Die Schweiz nahm das Spiel, anders als jenes ein Jahr davor, tatsächlich ernst und spielte Österreich souverän aus. Mit der ersten Aktion nach vorne durfte Marco Streller schon alleine auf Manninger zulaufen, der schnelle Ausgleich durch René Aufhauser brachte das diesmal in einem 4-2-3-1 spielnde ÖFB-Team nur resultatsmäßig auf Augenhöhe. Die Schweizer gewannen locker mit 3:1, Österreich rehabilitierte sich (wie genau ein Jahr zuvor) mit einer braven Leistung im zweiten Spiel des Länderspiel-Doppels (einem Sieg gegen Drogbas Ivorer).

Bei der Heim-EM schieden beide Gastgeber schon in der Vorrunde aus. Die Schweizer als Gruppenletzter, aber mit einem Sieg. Die Österreicher ohne Sieg, aber immerhin als Gruppendritter. Die Schweiz qualifizierte sich danach als Gruppensieger für die WM 2010, Österreich war trotz eines Sieges gegen Frankreich meilenweit selbst vom Playoff-Platz entfernt.

0:1 in Klagenfurt im August 2010

Österreich - Schweiz 0:1 (0:0). Costanzo 73.
Österreich – Schweiz 0:1 (0:0). Costanzo 73.

Direkt nach der WM durften sich die Schweizer einen Spaß aus dem haarsträubenden, steinzeitlichen inhaltichen Nichts machen, das das ÖFB-Team unter Constantini darstellte. Internationalen Klasse-Spielern wie Stephan Lichtsteiner, Gökhan Inler und Xherdan Shaqiri stellte er, weil er grade lustig war, Patrick Wolf entgegen.

Dazu eine Doppel-Sechs, die defensiv nur Abschirmdienste verrichtete, nach vorne die Mittellinie (ganz offensichtlich) nicht überqueren durfte und so letztlich völlig nutzlos war. Die Schweizer spielten mit Halbgas und hatten trotzdem alles im Griff, aber im Abschluss haperte es ein wenig. Österreich hatte nur aus Standard-Situationen so etwas wie Torgefahr zur bieten, dazu einen geschenkten Elfmeter in der zweiten Hälfte, den Christian Fuchs, ein fairer Sportsmann, recht kläglich verschoss.

Eine Viertelstunde vor Schluss bestrafte Joker Moreno Costanzo (mit seinem einzigen Länderspiel-Tor) die an taktischer Stupidität kaum zu überbietende Darbietung der Österreicher mit dem 1:0.

Die Schweiz blieb in der Quali für EM 2012 ausnahmsweise mal hängen, cruiste aber souverän zur WM 2014. In Österreich dauerte die lähmende Amtszeit von Constantini noch etwas mehr als ein Jahr, ehe Marcel Koller endlich anfing, aus dem Team etwas rauszuholen.

Position der Stärke im November 2015

Nun trifft Österreich erstmals seit dem 4:2 in St. Gallen im Februar 1999 (damals als WM-Teilnehmer und EM-Qualigruppen-Führender) wieder aus einer Position der Stärke heraus auf die Schweizer. Mit einem Schweizer Teamchef.

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Als Kader-Bekanntgaben in Österreich noch spannend waren https://ballverliebt.eu/2015/09/03/oesterreich-koller-krankl-constantini-vergleich/ https://ballverliebt.eu/2015/09/03/oesterreich-koller-krankl-constantini-vergleich/#comments Thu, 03 Sep 2015 20:55:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11527 Als Kader-Bekanntgaben in Österreich noch spannend waren weiterlesen ]]> Kaderbekanntgaben sind unter ÖFB-Teamchef Marcel Koller zu einem völligen Non-Event geworden. Seit Jahren gibt es keine nennenswerten Überraschungen peronseller Natur, flockige und/oder jenseitige Aussagen des grundseriösen Schweizers gibt es auch so gut wie nie. Das war in der Vergangenheit anders: Da waren die Kader-Bekanntgaben nicht selten unterhaltsamer als das folgende Match. Eine kleine Rückschau.

„Man muss wieder vor uns Zittern“, gab der neue Teamchef zu Protokoll, als er in Eisenstadt seinen ersten Kader präsentierte. Ein Testspiel gegen die Slowakei stand an. Eine neue Ära sollte anbrechen. Drei Mann waren dabei, die noch nie im Kader waren. Vier weitere, die zwar schon mal im Kader waren, aber noch kein Länderspiel absolviert hatten, ebenso. Eine Kader-Bekanntgabe war das, die viel Slapstickhaftes hatte und doch ein Vorgeschmack werden sollte auf das, was in den nächsten Jahren noch so allem kommen sollte.

Es waren aber auch echte Kapazunder von internationalem Format, die Hans Krankl am 21. März 2002 da nominierte. Die 29-jährige Nachwuchshoffnung Thomas Hickersberger von Salzburg, der 25-jährige Thomas Höller von Aufsteiger FC Kärnten und Jürgen Panis, 27, vom FC Tirol. Das waren die drei Teamkader-Debütanten – auch René Aufhauser (25) vom GAK, Ferdinand Feldhofer (22) von Rapid, Goalie Roland Goriupp (30) vom FC Kärnten und Roland Linz (20) von der Austria sollten Europa erzittern lassen.

Didn’t quite work out.

Dafür waren Kader-Bekanntgaben von Krankl immer spannend. In seinem zweiten Spiel ließ er Rolf Landerl debütieren, 26 Jahre und bei Fortuna Sittard unter Vertrag. „Ich werde mir weiter Spieler anschauen, mit denen niemand rechnet“, gab Krankl nach dem 2:6 in Deutschland zu Protokoll – Landerls einzigem Länderspiel. Alleine in seinem ersten Jahr ließ Krankl 18 (!) Spieler debütieren (Durschnitts-Alter: 24 Jahre), in den neun Spielen kamen 39 (!!) verschiedene Spieler zum Einsatz. Dazu kamen arme Teufel wie Robert Golemac und und Helmut Riegler, die nominiert waren, aber nie spielen durften.

Völliges Irrlichtern

Auch in seinen drei weiteren Jahren wurde jede Kader-Bekanntgabe zu einem heiteren Rätselraten, welchen Spieler er denn diesmal aus dem Hut zaubern würde. Da die Ausländer-Quote in der Bundesliga damals bei rund 50 % lag, konnte sich eigentlich jeder Österreicher, der halbwegs regelmäßig zum Einsatz kam, darauf verlassen, früher oder später mal einen Anruf vom Teamchef zu bekommen. „Niemand ist vor Krankl sicher“, unkte die OÖN nach Krankls erstem Jahr. „Man könnte behaupten, dass man Hans Krankl so lange als Teamchef einberufen lässt, bis er einen Weltrekord im Ausprobieren von Spielern aufgestellt hatte“, in seinem dritten.

hanseSeine Nominierungs-PKs waren immer spannend. Einmal trat GAK-Goalie Franz Almer aus dem Team zurück, unmittelbar nachdem er als 31-Jähriger erstmals nominiert worden war („Sie haben mich 10 Jahre ignoriert, jetzt interessiert’s mich auch nimmer“). Alen Orman berief Krankl, „weil ich ihn kenne, da ich ihn als 18-Jährigen bei Gerasdorf trainiert habe“. „Ich werde einen Kader nominieren, über den sich viele wundern werden“, meinte Krankl, ehe er nach anderthalb Jahren Didi Kühbauer (damals 32 Jahre alt) von Zweitligist Mattersburg reaktivierte. Dieser musste danach verletzungsbedingt absagen und noch weitere anderthalb Jahre auf sein Team-Comeback warten.

Der Beste wo gibt

„Wir schlogn Wales zwoamoi“, hatte Krankl im TV-Interview nach dem 3:3 in Nordirland gesagt. „Keiner verlangt von uns, Wales zweimal zu schlagen“, als er drei Monate später den Kader für die beiden Spiele einberief.

Alex Hörtnagl wurde nominiert, einen Tag nachdem er sich einen doppelten Bänderriss zugezogen hatte und gerade operiert wurde. „Es gibt keinen besseren für den Teamchef-Job als mich“, sagte Krankl dennoch (nach einem Test-2:0 über Costa Rica). Und: „Morientes ist um nichts besser als Glieder“ – wohlgemerkt ein paar Wochen, nachdem er Glieder wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht in den Kader aufgenommen hatte. „Ich habe meinen Stamm gefunden“, erklärte er der verdutzten Reporterschar auch einmal – vier Monate später nominierte er die Spieler 49 und 50 in seiner bis dahin zweijährigen Amtszeit.

Hicke und Brückner

Es folgten sachliche und im Ton zuweilen einschläfernde Kader-PKs von Josef Hickersberger, der sich nur selten zu einem Bonmot hinreißen ließ. „Im Gegensatz zu Färöer sind Trinidad und Tobago zwei Inseln, also gleich doppelt gefährlich“, war eines der seltenen Highlights. Ansonsten regierte die Vernunft: „Kavlak und Junuzovic sind nicht dabei, weil ein U-21-Auswärtsspiel in Italien wertvoller ist als zehn Minuten im A-Team auf Malta“, erklärte Hickersberger etwa ganz ohne Pathos.

Vor gefühligen Ausbootungen war aber auch Hicke nicht gefeit: Scharner flog raus, weil er die schlechte Stimmung im Team monierte. Pogatetz, weil er inhaltliche Kritik übte. Prager, weil er sich über eine Auswechslung ärgerte. Linz, weil er zu Larifari-Trainingsleistungen neigt. Linz und Prager wurden nach vier Monaten pardoniert, Pogatetz nach einem Jahr, Scharner gar nicht.

Nachfolger Brückner kommunizierte zunächst nur via Dolmetsch und ließ diesen ausrichten, dass über seine Kader-Entscheidungen keine Fragen beantwortet werden. Überhaupt war der „Weiße Vater“ nicht gerade der Wuchtldrucker der Nation. Kritik an ihm kommentierte er lapidar mit „gehört zum Job“, über den Rücktritt von ÖFB-Präsident Stickler meine er knapp: „Das ist seine Sache, nicht meine.“ Und den Wechsel von Marko Stankovic in die Serie B nach Triest hielt Brückner schlicht für „keine gute Idee“.

Deutschland sollte sich hinterfragen

Es folgte der grummelige und tirolerisch-bärbeißige Constantini „Ich möchte ihn aus der medialen Schusslinie nehmen“, gab er sich bei seiner ersten Nominierungs-PK gegenüber Andreas Ivanschitz väterlich-fürsorglich, nur um nach dem Spiel (einem 2:1 über Rumänien trotz einer ganz schlechten Leistung) zu grinsen: „Damit er und Stranzl wiederkommen, müssen sie die anderen erst mal rausspielen!“

dicoStranzl trat etwas später sauer aus dem Team zurück, Ivanschitz war unter Constantini nie dabei. „Wenn er in Mainz weiter so aufspielt, gehört er ins Team“, sagte der Teamchef im August 2009. „Wer eine Stammplatz-Garantie haben will, den nehm ich ihn nicht mit“, einen Monat später. Ivanschitz‘ Konter („Hab‘ ich nie gefordert, ich bin doch kein Trottel“) quittierte Constantini bei der nächsten Kader-PK mit der nächsten Nicht-Berufung und einem „Das Leben ist halt ungerecht, ich muss nicht alles rechtfertigen“. In weitere Folge kam dann DiCos berühmter Sager, dass sich die deutsche Bundesliga hinterfragen muss, wenn Ivanschitz dort eine gute Figur abgibt.

Gute Gründe

Als der zuvor ausgebootete Alex Manninger seine folgende Nominierung mit dem Team-Rücktritt ablehnte, sagte Constanitini: „Soll ich vor ihm auf die Knie fallen und betteln?“ Als Ivanschitz mit Mainz in Flachau auf Trainingslager war, sprach der Teamchef nicht mit ihm: „Da standen 20 Autogrammjäger um ihn herum.“  „Er ist verrückt“, war dafür die offizielle Begründung dafür, dass Stefan Maierhofer berufen wurde, obwohl er nie beobachtet wurde.

Janko wurde einmal quasi prophylaktisch nicht berufen, weil Constantini nicht wusste, wie es um eine Knieblessur steht: „Ich hab‘ ihn drei, viermal angerufen, aber er hat nicht abgehoben.“ Arnautovic wurde im März 2011 trotz ständiger Espakaden in Bremen berufen: „Bei uns trifft er regelmäßig und liefert gute Leistungen ab. Deshalb ist er dabei.“ Beim nächsten Spiel fehlte Arnautovic im Aufgebot. Constantini: „Um wieder einberufen zu werden, muss er sich normalerweise total ändern.“

Constantini peitschte die Kader-Bekanntgaben üblicherweise in Rekordtempo durch, selten dauerte die PK länger als eine Viertelstunde. Seine pampige und nicht selten grantige Art und Weise, auf Nachfragen zu reagieren, trieb es den Anwesenden bald aus, ihn lange mit Fragen zu traktieren. Und als sich Veit Vinenz Fiala von 90minuten.at bei einer PK erdreistete, ihm eine spezielle Taktik-Frage zu stellen, war „Trottelgate“ die Folge.

Peinlichkeiten sind Vergangenheit

Nach vier Jahren Marcel Koller werden nun diese Kaderbekanntgeban kaum noch wahrgenommen. Und das ist gut so. Sätze wie „Die, die dabei sind, haben sich bewährt und genießen mein Vertrauen“ haben bei Koller in der Tat Hand und Fuß. Großartige Nachfragen sind gar nicht mehr wirklich nötig, weil eh alles eingespielt ist und nicht erklärt werden muss.

Peinliche Laviertänze wie von Constantini vor allem mit Ivanschitz gehören der Vergangenheit an. Krankls erstaunlicher Spagat zwischen absurder Selbstüberschätzung und clownesker Überforderung ebenso. Der Teamchef stellt sich weder mit übergroßem Ego noch mit betonter Griesgrämigkeit selbst in den Mittelpunkt.

Weil er es nicht nötig hat. Er lässt seine Arbeit für sich sprechen. Und die kann sich sehen lassen. Wenn nicht alles mit dem Teufel zugeht, qualifiziert sich Österreich für die EM in Frankreich 2016. An so einem Erfolg waren weder Krankl (wiewohl der auch nicht das Spielermaterial dazu hatte) noch Constantini auch nur nahe dran.

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Ballverliebt Classics – 25 Jahre DDR-Mauerfall: Die Wende, das Ende https://ballverliebt.eu/2014/11/12/die-wende-das-ende-ddr-mauerfall/ https://ballverliebt.eu/2014/11/12/die-wende-das-ende-ddr-mauerfall/#comments Wed, 12 Nov 2014 01:47:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10639 Ballverliebt Classics – 25 Jahre DDR-Mauerfall: Die Wende, das Ende weiterlesen ]]> Nach 78 Minuten wurde Matthias Sammer ausgewechselt. Enttäuscht vom aussichtslosen Spielstand von 0:3 ließ er sich auf einer Erste-Hilfe-Box nieder. Innerhalb von Sekunden saß ein Mann mit Fotographen-Leibchen neben ihm. „Sach ma, willste nich zu Bayer Leverkusen kommen?“ Es war kein Fotograph, sondern ein als solcher getarnter Scout des Bundesligisten, eingeschleust von Bayer-Manager Reiner Calmund. Alle anderen Beobachter der westdeutschen Vereine saßen derweil auf der Tribüne und waren damit schon im Hintertreffen.

Diese Szene, die Calmund und Sammer kürzlich in einer Sky-Doku bestätigten, zeigt nur, unter welch ungewöhnlichen Umständen das letzte Qualifikation-Spiel der DDR zur WM 1990 im Wiener Prater ablief, sechs Tage, nachdem die Mauer gefallen war. Das 0:3 sollte das letzte Pflichtspiel der Verbandsgeschichte werden. Es ist 25 Jahre her.

Österreich - DDR 3:0 (2:0)
Österreich – DDR 3:0 (2:0)

Dass die Auswahl der DDR eine echte Erfolgsgeschichte war, könnte man – dem Olympiasieg von 1976 zum Trotz – nicht behaupten. Außerhalb der SED-Diktatur war das Team eigentlich allen ziemlich egal und im Land des „real existierenden Sozialismus“ musste das Team schon alleine aus Propaganda-Zwecken so viel Staatsnähe wie möglich demonstrieren. Genau das ließ die Popularität aber sinken. Die DFV-Elf war für die eigenen Fans ein Symbol jenes Staates, der Menschen erschoss, die raus wollten.

Im Mai 1989, als sich die Bevölkerung immer mehr gegen Honecker und Co. aufzulehnen begann, blieben im Leipziger Zentralstadion drei Viertel der Zuschauerplätze beim 1:1 gegen Österreich leer. Und das hatte eben nicht vordergründig damit zu tun, dass die Mannen von Trainer Manfred Zapf fünf der letzten sechs Spiele nicht gewonnen hatte und damit die Chance auf eine WM-Teilnahme fast schon verspielt war.

Auferstanden aus Ruinen…

Schon zu ihren Klubs-Teams hatten die Ostdeutschen zuweilen ein eher ambivalentes Verhältnis, schließlich waren das zumeist keine Vereine im eigentlich Sinn, sondern Betriebssport-Gemeinschaften. Dynamo-Teams waren dem Ministerium für Staatssicherheit unterstellt, Lokomotive der Eisenbahn, Vorwärts dem Militär, usw. – und selbst die zehn „Fußballclub“ (darunter etwa RW Erfurt und der FC Magdeburg) unterstanden staatlicher Lenkung.

WM-Vorrunde 1974: BRD-DDR 0:1 (0:0)
WM-Vorrunde ’74: BRD-DDR 0:1

Wirklich schwer fiel es den Fans aber, Wärme zu ihrem Nationalteam aufzubauen. Einerseits freute man sich zwar, den westlichen Nachbarn im einzigen Aufeinandertreffen bei der WM 1974 mit 1:0 besiegt zu haben. Andererseits aber bildete sich schnell Neid gegenüber den Spielern, denen plötzlich Privilegien nachgesagt wurden, die dem Normalmenschen schon qua System nie zugänglich waren. Siegtorschütze Jürgen Sparwasser etwa sollte sich ob der vielen Anfeindungen bald wünschen, das Tor nie geschossen zu haben.

Aber in der Folge trieb eben auch der ausbleibende Erfolg die Fans nicht gerade in die Arme der Nationalmannschaft. WM- und EM-Endrunden wurden in schöner Regelmäßigkeit verpasst. Anders sah es auch im Herbst 1988 nicht aus, als es nach einem 2:0-Pflichheimsieg gegen Island eine 1:3-Schlappe in der Türkei gab und Teamchef Bernd Stange, ein strammer Sozialist und Stasi-Helfer, gehen musste. Statt ihm kam Manfred Zapf, ebenso strammer Sozialist, aber ein nicht annähernd so guter Trainer.

…und der Zukunft zugewandt…

DDR - Österreich 1:1 (0:1)
DDR – Österreich 1:1 (0:1)

Unter ihm gab’s ein 0:2 daheim gegen die Türken und ein 0:3 in Kiew gegen die UdSSR. Vor einem spärlichen und weitgehend apathischen Publikum in Leipzig geriet man dann auch gegen Österreich früh durch ein Polster-Tor in Rückstand und blieb trotz eines erschreckend blutleeren Auftritts nur deshalb am Leben, weil sich das ÖFB-Team früh auf Verwalten verlegte. Fünf Minuten vor Schluss besorgte ein Glücksschuss von Ulf Kirsten aus der Drehung nach einem Einwurf das 1:1.

Dennoch: Mit einer Bilanz von einem Sieg und einem Remis, dafür drei Niederlagen (darunter beide Spiele gegen Topf-5-Team Türkei) schien die WM-Qualifikation in weite Ferne gerückt. Zapf wurde entlassen und Eduard Geyer sollte retten, was zu retten war. Er hatte als Dresden-Coach gerade die Serie von zehn Titeln in Folge von Stasi-Boss Mielkes Lieblingsklub BFC Dynamo gebrochen und fügte sich mit einem 3:0 in Island ein, ehe gegen EM-Finalist Sowjetunion durch Tore von Andreas Thom (81.) und Matthias Sammer (83.) aus einem 0:1-Rückstand ein 2:1-Sieg wurde. Angesichts der 0:3-Ohrfeige, die sich Österreich in der Türkei abholte, hatte man vorm letzten Spiel in Wien plötzlich alles in eigener Hand.

Ehe der 9. November 1989 kam.

…lasst uns dir zum Guten dienen: Deutschland, einig Vaterland…

SED-Politbüro-Mitglied Günther Schabowski sollte an diesem Donnerstag Nachmittag – fünf Tage, nachdem über eine Million Menschen am Alexanderplatz gegen das Regime demonstriert hatte – der Presse verkünden: Man darf man ohne besonderen Anlass ausreisen. Und zwar ab dem nächsten Tag, dem 10. November. Diese letzte, nicht ganz unwichtige Passage, hatte Schabowski überlesen. So stotterte auf die Frage, ab wann denn der Passus in Kraft tritt etwas unbeholfen: „Das tritt… nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich!“

Prompt stürmten die Ostberliner die Mauer und überranten sie. Das Symbol der Teilung hatte seine Wirkung verloren.

Das DDR-Team befand sich zu diesem Zeitpunkt im Trainingslager vor dem Österreich-Match und allen war klar: Das kann für die eigene Karriere ebenso eine Wende sein. Genauso wie die Klubs in der Bundesliga sofort ihre Augen auf das Reservoir an DDR-Spielern warf. Vor allem Stratege Matthias Sammer (22) und Vollstrecker Ulf Kirsten (23) von Meister Dynamo Dresden und das Sturmduo von BFC Dynamo mit Andreas Thom (24) und Thomas Doll (23) standen auf den Wunschlisten ganz weit oben, auch dem 21-jährigen Mittelfeld-Motor Rico Steinmann aus Karl-Marx-Stadt (nach der Wende wieder Chemnitz) wurde Bundesliga-Potenzial beschieden.

Man bereitete sich auf das Match vor. „Aber wir hatten überhaupt keinen Fokus auf dieses Spiel“, gestand Sammer später.

gruppe 3

Der Gruppensieger und der Zweite qualifizierten sich für die WM in Italien, parallel zum Spiel Österreich-DDR empfing die Sowjetunion die Türkei. Bei einem Punktverlust der Türken war die Tür für die Konkurrenten weit offen. Weil sich aber auch die UdSSR-Kicker nicht sicher sein konnten, womöglich bei einem hohen Sieg der um Aufmerksamkeit im Westen suchenden DDR-Spieler gar noch auf Rang drei zu fallen, war auch bei Michailitschenko und Co. Vorsicht angesagt.

Bei Österreich fehlten vom Stammpersonal Kurt Russ – der rechte Flügelspieler war gesperrt – sowie Libero Heribert Weber und Spielmacher Andi Herzog. Die beiden waren gerade von einem Virus genesen, Teamchef Hickersberger traute ihnen nicht die vollen 90 Minuten zu. Vor allem, weil Österreich gewinnen MUSSTE und entsprechend Vollgas gefordert war. Herzog setzte sich ohne zu Murren auf die Bank, Weber mockte. Das letzte Riss im Tischtuch zwischen Hickersberger und seinem Kapitän. Weber fühlte sich schon länger respektlos behandelt, Hickersberger fand, dass sich Weber zu viel herausnahm.

…alte Not gilt es zu zwingen, und wir zwingen sie vereint…

Österreich - DDR 3:0 (2:0)
Österreich – DDR 3:0 (2:0)

In schnelle Not gerieten aber die Ostdeutschen in Wien. Nach einer halben Minute wurde Döschner zum ersten Rückpass zu Goalie Heyne gezwungen, nach einer Minute feuerte der zum Kapitän aufgerückte Zsak einen Weitschuss ab, und nach anderthalb Minuten versetzte Polster erstmals seinen Bewacher Lindner und schoss zum 1:0 ein.

Die fehlende Schärfe beim DDR-Team wurde schnell deutlich und noch verstärkt durch das extrem aggressive Auftreten des österreichischen Teams. Mit der unverhofften WM-Chance nach einer doch recht mäßigen Qualifikation vor Augen, war keine Spur mehr von der Lethargie vom 0:0 in Island zu sehen, von der Selbstzufriedenheit beim 1:1 in Leipzig, von der Verkrampftheit des mühsamen 2:1 über Island in Salzburg oder der kopflosen Aufgescheuchtheit vom 0:3 in Istanbul.

Weil Kirsten und Thom bei den Manndeckern Pfeffer und Pecl abgemeldet waren, war das kreative DDR-Duo Sammer/Steinmann gezwungen, die Bälle länger zu halten, um Optionen zu checken – dabei wurden sie von Zsak und Keglevits aber stets extrem schnell unter Druck gesetzt. Die deutschen Flügelspieler Kreer und Döschner kamen ebenso kaum zum Zug, vor allem der Admiraner Peter Artner degradierte den routinierten Döschner zum Statisten.

Nach den so provozierten Ballverlusten im Mittelfeld schaltete Österreich immer schnell um, suchte den bemühten Linzmaier oder vor allem den extrem schnellen Andi Ogris und natürlich Toni Polster. Der war in der WM-Quali zum Feinbild der Fans geworden, weil er zwar für Sevilla in der Primera Division Tore am Fließband erzielte, im Team aber oft einen lustlosen Eindruck machte. Der aber auch dadurch entstanden war, dass Österreich oft sehr vorsichtig und destruktiv auftrat, Stramraum-Stürmer Polster seine Stärken somit selten ausspielen konnte.

…denn es muss uns doch gelingen…

Die DDR konnte sich aus der Umklammerung kaum befreien, weil Österreich im Mittelfeld nach der Führung nichts an Konsequenz nachließ, anders als die defensive Ordnung bei den Deutschen. Das nützte nach 21 Minuten Christian Keglevits (der Offensiv-Allrounder wurde als Kampfschwein ins defensive Mittelfeld gestellt) durchbrach und einen Lufthauch von DDR-Libero Stahmann spürte. Keglevits ging zu Boden. Eine Schwalbe, aber der 40-jährige Pole Pjotr Werner, der das Spiel leitete, fiel darauf herein. Toni Polster verwandelte den Elfmeter sicher zum 2:0.

Die letzte Chance, ins Spiel zurückzukommen, bot sich den Gästen wenige Minuten später. Ernst Aigner, der auf der Libero-Position statt Heribert Weber spielte, legte an der Strafraumgrenze Andreas Thom, Referee Werner deutete erneut auf den Punkt und Rico Steinmann legte sich den Ball zurecht. Er lief an, zielte in die aus seiner Sicht linke Ecke.

Und Klaus Lindenberger klärte den Ball am Pfosten vorbei.

…dass die Sonne schön wie nie…

„Diese ganzen Ereignisse in unserem Land sind nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen. Es wurde viel diskutiert über Verträge, über Transfers, über eventuell Profifußball…“ DDR-Teamchef Geyer beklagte sich zwar auch über den geschenkten Elfmeter zum 0:2, aber er wusste auch, dass der Referee aus Polen nicht die Schuld daran trug, dass das Spiel schon in der ersten halben Stunde komplett den Bach runter gegangen war, während die Zukunft einiger seiner talentierteren Spieler in einem sehr hellen Licht sein sollte.

Für die meisten der Spieler, die an diesem 15. November 1989 in Wien das DDR-Trikot trugen, erfüllten sich diese Hoffnungen aber nicht. Das Team hatte ein Durchschnitts-Alter von 27,7 Jahren und von den Objekte der West-Begierde (Sammer, Kirsten, Thom, Doll und Steinmann) hatte noch keiner den 25. Geburtstag hinter sich. Die Routiniers, die fünf Ü-30-Kicker, blieben auf der Strecke.

Atze Döschner, der von Artner entnervt noch vor der Pause ausgewechselt wurde, spielte noch ein Jahr bei Fortuna Köln in der 2. Liga, ehe eine Knieverletzung seine Karriere 1991 beendete. Manndecker Lindner, den Polster wie einen Schulbuben aussehen ließ, spielte mit Leipzig noch ein Jahr Bundesliga, in der er (neben Libero Dieter Hecking) sportliche Prügel bezog. Keeper Heyne war noch drei Jahre die Nummer zwei in Mönchengladbach. Jörg Stübner brachte es auf fünf Bundesliga-Einsätze für Dresden. Libero Stahmann blieb Magdeburg treu und ging mit dem Klub in die Bedeutungslosigkeit des Amateur-Fußballs. Kapitän Kreer beendete seine Karriere nach einem Zweitliga-Jahr mit Leipzig.

Lediglich Manndecker Schößler (vier Jahre Stamm in Dresden) und Joker Uwe Weidemann (lange Jahre unverzichtbar beim MSV Duisburg) brachten es noch auf respektable Bundesliga-Karrieren.

…über Deutschland scheint…

Zweite Hälfte
Zweite Hälfte

Geyer brachte beim Spiel in Wien schon vor der Pause Thomas Doll statt Döschner, als die 51.000 Österreicher im Praterstadion die elf Spieler und die 4.000 mitgereisten Fans des DDR-Teams schon mit „Auf Wiedersehen“-Rufen bedachten.

Doll kam in der Folge über die rechte Angrifsseite (Kreer wechselte nach links), seine Wirkung blieb aber überschaubar. Was vor allem an der Hektik lag, mit der sein Team nach dem Seitenwechsel spielte. Viel zu überhastet gespielt versandeten die meisten Angriffe schon früh, während die Österreicher bemüht waren, das Tempo etwas herauszunehmen und vereinzelte Nadelstiche zu setzen. Wie in der 56. Minute, als Polster alleine auf Heyne zulief und dieser noch retten konnte.

Und wie fünf Minuten später, als Keglevits einen schnellen Konter in den Rücken des aufgerückten DDR-Mittelfelds anzog, Ogris vor Polster kreuzte und Keglevits den Ball zu Polster chipte. Dieser konnte die Kugel in aller Ruhe annehmen, narrte einmal mehr Lindner und sein platzierter Schuss landete zum 3:0 im Tor. Die endgültige Entscheidung in diesem Spiel, in dem zehn Minuten später Ronald Kreer nach einer Tätlichkeit an Ogris Rot sah. Die Verzweiflung und die Enttäuschung war ihm in den beinahe zwei Minuten, die er für seinen Abgang brauchte, anzusehen.

Die Augen der österreichischen Beobachter hatten sich da aber schon längst nach Simferopol gerichtet, wo sich die UdSSR gegen die Türkei schwer tat, Keeper Dassajev einmal sogar in höchster Not retten hatte müssen.

Beinahe süß, wie ORF-Kommentator Kuhn und der neben ihm auf der Tribüne sitzende Sigi Bergmann gut hörbar über das offene Mikro debattieren, ob es denn nun tatsächlich stimmte, dass die Sowjets das erlösende 1:0 schossen. Richtig putzig sogar, wie nach der Bestätigung Kuhn erklärt: „Regisseur Lucky Schmidleitner sagt, ich solle mich nicht so aufregen. Schließlich kann es ja immer noch sein, dass die Türkei das Spiel noch dreht!“

Sie drehten es nicht mehr, im Gegenteil. Die UdSSR gewann 2:0 und blieb Erster, Österreich siegte mit 3:0 und hüpfte von Platz vier auf Rang zwei und hatte sich für die WM-Endrunde qualifiziert.

…über Deutschland scheint!

Kaum eine Woche nach dem 0:3 in Wien hatte Leverkusen-Manager Calmund bereits Andreas Thom geködert, drei Wochen später war der erste reguläre Transfer nach der Wende von Ost nach West in Sack und Tüten. Bayer war sich wenig später auch mit Sammer und Kirsten einig, ehe die BRD-Regierung intervenierte und mahnte, es sollte nicht nur ein Klub, noch dazu unterstützt von einem Riesen-Werk wie Bayer, alle guten DDR-Kicker abgreifen. So kam im Sommer 1990 „nur“ Kirsten, Sammer ging zu Stuttgart.

Noch fünf weitere DDR-Spieler wechselten vor der Saison 90/91 in die Bundesliga (Rohde, Milde, Hain, Ernst und Binke), sieben in die 2. Liga. Für die Qualifikation zur EM 1992 wurden im Februar die BRD und die DDR in die selbe Gruppe gelost, obwohl die Wiedervereinigung Deutschlands längst nur noch eine Frage der Zeit war. Das erste geplante Quali-Spiel gegen Belgien fand noch als Freundschaftsspiel statt, die DDR siegte durch zwei Sammer-Tore mit 2:0.

Exakt drei Wochen später, am 3. Oktober 1990, hörte die DDR zu existieren auf. Die Wende in Deutschland war das Ende für die ungeliebte DFV-Auswahl. Am 19. Dezember 1990 debütierten Matthias Sammer und Andreas Thom für die gesamtdeutsche Nationalmannschaft. Beim 4:0 über die Schweiz erzielte Thom das 3:0.

Wenn wir brüderlich uns einen…

Die von Franz Beckenbauer nach dem WM-Titel 1990 angekündigte jahrzehntelange Unschlagbarkeit des geeinten Deutschland blieb zwar aus. Aber immerhin drei in der DDR geborene Spieler wurde 1996 Europameister (Sammer, Freund und René Schneider), sieben waren 2002 im Kader, der das WM-Finale erreichte (Ballack, Jeremies, Bernd Schneider, Jancker, Böhme, Linke und Rehmer). Von der guten und straff organisierten Jugendarbeit der DDR profitierte Deutschland.

DDR 2014Doch mit dem Niedergang der Ost-Klubs schwand auch die Zahl der guten Ost-Kicker. Mit Toni Kroos wurde nur ein einziger 2014er-Weltmeister im Gebiet der ehemaligen DDR geboren, und möchte man ein aktuelles Team von Spielern aus den neuen Bundesländern zusammen stellen, bekommt man mit den bei den 18 Bundesligisten unter Vertrag stehenden Akteuren nicht mal eines zusammen.

Dass kaum ein Klub aus der DDR den Umstieg in den Kapitalismus raus aus der geschützten Werkstätte des Systems geschafft hat, ohne zumindest einmal in einen Konkurs zu krachen, ist gut dokumentiert. Mit Union Berlin und Erzgebirge Aue (damals Wismut Aue) sind zwei Fahrstuhlklubs von damals aktuell in der 2. Liga, während sich die bestimmenden Klubs von einst – BFC Dynamo, Dresden, Magdeburg, Chemnitz, Jena, Cottbus am Ende auch der letzte Meister Rostock – auf die dritte und vierte Liga verteilen. Der aktuell und auf Sicht beste Klub am ehemaligen Staatsgebiet der DDR ist RB Leipzig.

Den gab’s zu DDR-Zeiten noch nicht.

…lasst das Licht des Friedens scheinen

Der Umsturz in der DDR war der plakativste, aber nicht der einzige im Jahr 1989 und zwei Jahre später schaffte sich dann auch die UdSSR ab. Vorbei waren damit die Zeiten, in denen WM- und EM-Qualis schön übersichtlich waren, man zum Teil mit hübschen, kleinen Vierergruppen sein Auslangen fand.

wm quali 1990

Denn mit der Wiedervereinigung fiel zwar ein Land weg, dafür zersplitterte die UdSSR und mittlerweile nehmen elf ehemalige Sowjet-Republiken an UEFA-Qualifikationen teil, aus der Tschechoslowakei wurden 1993 zwei Staaten und aus dem einen jugoslawischen Team sind bis heute sechs Nationalmannschaften geworden. Während die Gesamtzahl an europäischen Teilnehmern pro WM in etwa gleich geblieben ist.


ÖFB-Teamchef Hickersberger war im Triumph nüchtern, sagte, man habe die Qualifikation auch dem Glück zu verdanken, eine ausgeglichene (was er nicht sagte: ausgeglichen schwachen) Gruppe erwischt zu haben, in der sich die Teams fleißig gegenseitig die Punkte wegnahmen. „Wir hatten jetzt Erfolg, aber von echter Klasse sind wir noch weit entfernt“, gab Hickersberger zu Protokoll. Das junge Team – Durchschnittsalter nur 25,4 Jahre – schied in Italien nach 0:1-Niederlagen gegen Italien und die Tschechoslowakei sowie einem 2:1-Sieg über die USA als Gruppendritter nach der Vorrunde aus. Elf Monate nach dem Triumph über die DDR passierte Landskrona.

Und von den elf Versuchen seither, sich auf sportlichem Weg für WM- oder EM-Endrunden zu qualifizieren, scheiterten zehn.

Das Personal

Akteure von Österreich: Klaus Lindenberger (32 Jahre, FC Tirol, bis dahin 31 Länderspiele); Ernst Aigner (23, Austria, 2); Robert Pecl (24, Rapid, 13), Toni Pfeffer (24, Austria, 17); Peter Artner (24, Admira, 15), Christian Keglevits (28, Rapid, 10), Manfred Zsak (24, Austria, 24, Kapitän), Alfred Hörtnagl (24, FC Tirol, 5); Manfred Linzmaier (27, FC Tirol, 14); Andi Ogris (25, Austria, 22), Toni Polster (25, Sevilla, 31). Eingewechselt: Andi Herzog (21, Rapid, 12), Heimo Pfeifenberger (22, Rapid, 1). Teamchef: Josef Hickersberger (41, seit knapp zwei Jahren).

Akteure der DDR: Dirk Heyne (32 Jahre, FC Magdeburg, bis dahin 5 Länderspiele); Dirk Stahmann (31, FC Magdeburg, 44); Detlef Schößler (26, Dynamo Dredsen, 16), Matthias Lindner (33, Lok Leipzig, 20); Ronald Kreer (29, Lok Leipzig, 64, Kapitän), Jörg Stübner (33, Dynamo Dresden, 43), Matthias Sammer (22, Dynamo Dresden, 17), Rico Steinmann (21, FC Karl-Marx-Stadt, 17), Matthias Döschner (31, Dynamo Dresden, 39); Ulf Kirsten (23, Dynamo Dresden, 43), Andreas Thom (24, BFC Dynamo, 49). Eingewechselt: Thomas Doll (23, BFC Dynamo, 24), Uwe Weidemann (26, Rot-Weiß Erfurt, 9). Teamchef: Eduard Geyer (45, seit drei Monaten).

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Österreich kurz vor Toreschluss, Teil 2: Verweigerer, Irreregulär und Alaba https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-2-verweigerer-irreregular-und-alaba/ https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-2-verweigerer-irreregular-und-alaba/#respond Wed, 09 Oct 2013 02:33:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9607 Österreich kurz vor Toreschluss, Teil 2: Verweigerer, Irreregulär und Alaba weiterlesen ]]> Am Freitag kommt es zum Showdown: Österreich gastiert in der Friends-Arena von Stockholm, dann geht’s auf die Färöer-Inseln. Die entscheidenden Spiele, ob sich das ÖFB-Team erstmals seit 16 Jahren auf sportlichem Wege für ein Großereignis qualifizieren kann oder nicht. Aus diesem Anlass unser großer Zweiteiler: Österreich im Quali-Endspurt, ein Rückblick auf die letzten 24 Jahre: So lief es für Österreich in den Qualifikationen und so sah es kurz vor Ultimo aus.

Hier nach Teil 1 (1988-1999) nun hier Teil 2: Herzogs Tor in Israel, Krankls Ausraster in Belfast, und die Wiederauferstehung unter Koller.

2001: Ohne neun

Für die Quali zur WM 2002 in Japan und Südkorea kam es zum großen Déjà-vu – schon wieder ging’s gegen Spanien und Israel. Nach einigen mäßigen Testspielen (1:4 in Griechenland, 1:1 gegen Schweden, 1:2 gegen Kroatien) und einem erstaunlichen 5:1 bei Toni Polsters Abschiesspiel gegen den Iran lief die Quali mit einem ziemlich mühsamen 1:0-Sieg in Liechtenstein an. Ehe die Nation im Oktober 2000 mal für zwei Stunden von „Taxi Orange“ zu Österreich gegen Spanien umschaltete und das nicht bereute – das Spiel endete 1:1 und so lange der junge Martin Stranzl bis zu einer Verletzung auf dem Feld war, war Österreich sogar die bessere Mannschaft.

Dennoch: Das ÖFB-Team zu dieser Zeit war im Grunde nichts anderes als Andreas Herzog, Elferkiller Wohlfahrt und noch neun recht beliebig aufstellbare andere. Beim 1:1 gegen Spanien bereitete Herzog ebenso das österreichische Tor per Ecke vor wie beim 1:1 in Bosnien. Beim hart erkämpften 2:1 über Israel schoss Herzog das Siegtor und Wohlfahrt hielt einen Elfmeter, und beim nicht wirklich beeindruckenden 2:0 gegen Liechtenstein bereitete der alternde Spielmacher beide Treffer vor. Das 0:4 in Spanien sieht schlimmer aus als es war: drei Tore fielen erst in der Schlussphase.

Quali zur WM 2002 in Japan und Südkorea
Quali zur WM 2002 in Japan und Südkorea

Vor den letzten beiden Spieltagen lag Österreich punktgleich mit Israel und hatte neben dem Heimspiel gegen Bosnien noch die Reise nach Tel-Aviv am Spielplan stehen. Dabei war es ohne Relevanz, ob das ÖFB-Team gegen Bosnien gewann oder nur Remis spielte, in Israel dürfte so oder so auf keinen Fall verloren werden. Und selbst bei einer Pleite gegen Bosnien hätte man mit einem Sieg in Israel noch alles selbst in der Hand.

Gegen Bosnien war es einmal mehr Herzog, der ein ziemlich schwaches ÖFB-Team rettete, sein Doppelpack sicherte den 2:0-Sieg. Doch das eigentlich am 6. Oktober angesetzte Spiel in Israel wurde zwei Tage vor diesem Termin nach einem ungeklärten Absturz eines russischen Flugzeugs über Israel – Fehlgeleitete Rakete? Terroranschlag? – abgesagt; drei Tage, nach dem neun Spieler von Haus aus die Dienstreise nach Tel-Aviv wegen Sicherheitsbedenken verweigert hatten: Walter Kogler, Roland Kirchler, Robert Ibertsberger, Alfred Hörtnagl, Edi Glieder (alle Tirol), Christian Mayrleb, Martin Hiden (beide Austria), Günther Neukirchner (Sturm) und Didi Kühbauer (Wolfsburg).

Ohne diese neun aber mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus Replacements, darunter dem 39-jährigen Teamdebütanten Zeljko Vukovic, ging es mit dreiwöchiger Verspätung nach Israel, wo die Israeli nach einer Stunde durch einen Elfer in Führung gingen, Österreich sich aber nicht hängen ließ und Herzog in der Nachspielzeit einen Freistoß durch eine furchtbar gestellte israelischen Mauer hindurch zum 1:1 versenkte, woraufhin ORF-Kommentator Hans Huber mit Steinen und Orangen beworfen wurde.

Österreich war Gruppenzweiter – bis heute zum letzten Mal – und durfte (oder musste?) im Play-Off gegen die Türkei ran. Kogler, Ibertsberger, Hörtnagl und Neukirchner hatten sich mit der Verweigerungs-Aktion für alle Zeit selbst aus dem ÖFB-Kader eliminiert, alle anderen Israel-Boykottierer zumindest noch für die Türkei-Spiele. Gegen den späteren WM-Dritten standen Herzog und die noch beliebiger als zuvor schon aufgestellten zehn anderen auf verlorenem Posten – 0:1 und 0:5.

2003: Mörderische Gegner, mörderisches Loch

Nach der Demission von Otto Baric war erneut Ivica Osim – der bei Sturm nicht mehr ganz so glücklich war – einer der gehandelten Kandiaten, aber ÖFB-Präsident Mauhart hievte in einer seiner letzten Amtshandlungen Hans Krankl auf die Teamchef-Position. Nach dem Chaos um die Verweigerer, dem unweigerlich näher rückenden Ende von Herzogs Team-Karriere und mit der Qualifikation für die EM 2004 in Portugal vor der Brust versuchte es Krankl vor allem mit Händeauflegen und unübersichtlich vielen verschiedenen Spielern – in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit trugen 48 verschiedene Spieler das ÖFB-Trikot.

Nach durchwachsenen Testspielen (2:0 gegen die Slowakei, 0:0 gegen Kamerun, 2:6 in Deutschland und 2:3 in der Schweiz) und der Ankündigung, dass Österreich in naher Zukunft von ganz Europa um das Sturmduo Roman Wallner/Roland Linz beneidet werden würde, ging’s mit einem von zwei Herzog-Elfmetern gesicherten 2:0 gegen Moldawien los, gefolgt von einem erfreulichen 2:0 in Weißrussland.

So gut der Start war, so mörderisch waren aber die anderen beiden Gegner. Tschechien war gerade auf dem besten Weg dazu, Europas womöglich beste und mit Sicherheit aufregendste Mannschaft zu werden; und Holland hatte nach dem peinlichen Verpassen der WM 2002 auch einiges gutzumachen. Wenig überraschend war Österreich beim 0:3 gegen die Niederlande vor der Winterpause ebenso völlig chancenlos wie beim 0:4 in Prag nach der Winterpause. Der wahre Tiefpunkt sollte aber erst noch kommen, und zwar in Form des Trauerspiels von Tiraspol, der 0:1-Pleite in Moldawien. Chancen auf eine EM-Teilnahme hatte Österreich sowieso nie wirklich, und nun hatte man es auch geschafft, sich standesgemäß zu blamieren. Das 5:0 gegen Weißrussland vier Tage später war da nur ein kleiner Trost. Zumal man beim 1:3 in Rotterdam brav kämpfte, aber außer dem ersten Länderspieltor von Emanuel Pogatetz nichts zu holen war.

Quali für die EM 2004 in Portugal
Quali für die EM 2004 in Portugal

Das Loch, in das Österreich nach dem Ende der „Generation Frankreich“ gefallen war, war ein ganz schön enormes. Dennoch: Selbst wenn der ÖFB zu dieser Zeit ein besseres Team gehabt hätte, gegen die beiden kommenden EM-Halbfinalisten wäre kein Kraut gewachsen gewesen. Auch, wenn man am letzten Spieltag gegen die Tschechen, die schon als Gruppensieger feststanden und daher mit einer B-Elf daherkamen, fast eine Überraschung gegeben hätte. Erst zwei späte tschechische Tore sorgten für das 2:3 aus österreichischer Sicht.

2005: Irre-regulär

Für die Qualifikation zur WM in Deutschland durfte Krankl bleiben, aber für die Heim-EM zwei Jahre später, für die Österreich in der Zwischenzeit den Zuschlag bekommen hatte, verlängerte sich Krankls Vertrag nur, sollte er bei der WM-Endrunde das Achtelfinale erreichen. Eine pure Illusion, Utopie – wiewohl der Weg dorthin zumindest gut anfing.

Nämlich mit einem 2:2 im Heimspiel gegen England, für das man sich vor allem bei David James zu bedanken hatte, und einem 2:0-Pflichtsieg gegen Aserbaischan. Und auch gegen Polen machte man keine schlechte Figur, kassierte aber recht einfache Tore und verlor daheim mit 1:3 – der erste Rückschlag, dem vier Tage später ein weiterer folgen sollte. Und zwar das 3:3 in Nordirland, nach dem Krankl seine legendäre emotionsgeladene Rede im ORF-Studio hielt. Stichwort: „Irre-regulär“.

In jener Rede kündigte Krankl auch an, Wales zweimal zu schlagen. Hierbei hielt er Wort: Einem verdienten 2:0-Sieg in Cardiff folgte ein ziemlich glücklicher 1:0-Sieg über die Waliser in Wien. Damit hatte man die drei Nachzügler klar distanziert, und nach vorne war zumindest noch nicht aller Tage Abend. Der Stand in der Gruppe: England 16, Polen 15, Österreich 11. Hieß: Ein Sieg in Polen, und es ist noch was möglich. In Chorzów machte sich Krankls ultra-defensive Aufstellung mit drei defensiven Mittelfeld-Spielern, ohne Zehner und mit einer Spitze nicht bezahlt: Österreich verlor mit 2:3, die Sache war erledigt und die Luft draußen. Einen beängstigend blutleeren Auftritt beim 0:0 in Aserbaidschan später war Krankl Geschichte.

Quali für die WM 2006 in Deutschland
Quali für die WM 2006 in Deutschland

Für die letzten beiden Spiele, die eigentlich schon die ersten Tests für die zweieinhalb Jahre später anstehende Heim-EM waren, übernahm Willi Ruttensteiner das Team und mit ihm gab es einen erstaunlich strukturierten Auftritt in England. Die Three Lions brauchten den Sieg unbedingt, um Polen noch abzufangen, und sie bekamen ihn – wenn auch nur mühsam und durch ein Elfmeter-Tor mit 1:0. Vier Tage später verabschiedete sich das ÖFB-Team mit einem 2:0 gegen Nordirland von der Gruppe und Emanuel Pogatetz mit einer roten Karte von der Heim-EM, ehe er ein Jahr später von der UEFA pardoniert wurde.

2007: Keine Quali, aber erstaunlich schlechter Fußball

Vor der Europameisterschaft im eigenen Land lief die Qualifikation natürlich ohne Österreich ab. Josef Hickersberger, der 15 Jahre nach Landskrona auf den Teamchef-Posten zurückkehrte, experimentierte viel und nahm dabei sowohl grässliche Leistungen als auch maue Resultate in Kauf. Wie gleich mal ein 0:2 daheim gegen Kanada zum Start, oder ein 2:1 gegen Liechtenstein – bei dem die Liechtensteiner das um eine Klasse bessere Team waren. Auf Malta sorgte ein abgefälschter Freistoß von Ivanschitz mit dem einzigen halbweg ernst zu nehmenden österreichischen Torschuss im ganzen Spiel für ein glückliches 1:1.

Der spielerische Tiefpunkt war im September 2007 erreicht, mit erbärmlichen Darbietungen bei einem Mini-Turnier gegen Japan und Chile, ein maues 1:3 bei EM-Co-Gastgeber Schweiz folgte. Einige Witzbolde in Tirol initiierten sogar eine Petition, dass Österreich bitte nicht teilnehmen muss, um sich die drohende Blamage zu ersparen. Es flackerte lange nur vereinzelt ein wenig Hoffnung durch, wie etwa bei einem anständigen 1:1 gegen Ghana oder einem richtig guten 3:2 gegen die Côte d’Ivoire. Zudem erreichte die U-20 bei der WM in Kanada sensationell das Halbfinale, mit Harnik, Hoffer und Prödl sprangen sogar noch drei aus dieser Truppe auf den EM-Zug. auf.

Erst unmittelbar vor der EM und mit der Umstellung auf eine Dreierkette besserte sich Österreich merklich. Beim 0:3 gegen Deutschland spielte man das DFB-Team trotz der letztlich klaren Niederlage lange her, ebenso die Holländer beim 3:4 – als Österreich zwischenzeitlich aber 3:0 geführt hatte. Bei der EM selbst gab’s ein 0:1 gegen Kroatien (bei dem mehr möglich war), ein 1:1 gegen Polen (bei dem mehr möglich war) und ein 0:1 gegen die Deutschen (die dabei wiederum nicht zu überzeugen wussten). Es war weder ein wirklicher Erfolg, noch eine echte Blamage.

2009: Kurz-Tripp mit dem Weißen Vater

Nach der EM und Hickersbergers Abgang konnte ÖFB-Präsident Stickler den scheidenden tschechischen Teamchef Karel Brückner überreden, Österreich zu übernehmen. Mit dem „Weißen Vater“ gab es gleich mal ein erfreuliches 2:2 in einem Test gegen Italien und zum Start in die Quali für die WM in Südafrika ein wundervolles 3:1 gegen Frankreich. Alle waren happy. Oder, naja, viele.

Erste Verfallserscheinungen gab’s schon vier Tage später in Litauen. In einer an sich klassischen 0:0-Partie trafen die Litauer zweimal, gewannen 2:0. Ein Spiel, das auch durch die erstaunliche Performance von Stefan Maierhofer berühmt wurde. Das de-facto-Aus kam dann schon beim dritten Spiel, bei dem Österreich auf den Färöern trotz heftigen Winds konsequent auf hohe Bälle setzte und nur 1:1 spielte. Vier Tage später gab’s ein 1:3 daheim gegen Serbien und die Quali war schon wieder gelaufen, bevor es überhaupt Winter geworden war.

In diesen Chaos-Herbst 2008 hinein trat dann auch noch Stickler zurück. Sein Nachfolger Leo Windtner legte Brückner alsbald die Pension nahe und Didi Constantini sollte retten, was noch zu retten war – also in erster Linie Gruppenplatz drei. Constantini eliminierte in einer ersten Amtshandlung Kapitän Ivanschitz und ließ ihn demonstrativ bis zum Ende seiner Amtszeit draußen, dafür gab er Jungspunden wie Dragovic und Pehlivan die Chance. Es gab trotz furchtbarer Leistung ein 2:1 gegen Rumänien und trotz einer sehr guten Leistung ein 0:1 in Serbien. Nach der Sommerpause wurden die Färöer locker 3:1 geschlagen und in Rumänien gab es ein 1:1, mit dem der dritte Platz schon recht sicher schien.

Quali für die WM 2010 in Südafrika
Quali für die WM 2010 in Südafrika

Da Frankreich noch ein Heimspiel gegen die Färöer offen hatte (und das dann auch 5:0 gewann), war Platz zwei schon vor den letzten beiden Spielen außer Reichweite. Gegen Litauen wollte Constantini seine Mannschaft partout nicht als Favorit sehen, und so spielte sie letztlich auch – erst ein Elfer-Geschenk brachte den 2:1-Sieg und damit auch rechnerisch Platz drei. Das weitgehend sinnbefreite letzte Spiel in Frankreich nützte Constantini dazu, noch einmal eine ganz besonders abstruse Aufstellungs-Variante an den Start zu bringen und dazu, David Alaba sein Debüt im Nationalteam zu ermöglichen. Frankreich gewann 3:1, aber das Ergebnis war nicht mal zweitrangig.

2011: Lähmend bis zum Ende

Deutschland in der Gruppe, dazu die aufstrebenden Belgier und die immer ganz guten Türken: Österreich hatte keine leichte Gruppe für die Quali zur EM in Polen und der Ukraine bekommen. Dass man aber schon im ersten Spiel daheim gegen Kasachstan bis zur 91. und 93. Minute braucht, um einen nicht wirklich verdienten 2:0-Sieg einzufahren, hatte dann doch keiner geglaubt. Es war aber ein Omen, wie lähmend die Quali verlaufen sollte und wie offensichtlich die Rückschritte waren, die das Team unter dem grummeligen Constantini machte. Gegen Aserbaidschan ging man früh in Front, kam so zu einem unspektakulären 3:0.

Das folgende Spiel in Belgien sollte zum Sinnbild werden: Eine Mannschaft, in der richtig Talent steckt, und ein Teamchef, der damit nicht wirklich schritthalten kann. Am Ende stand ein 4:4, dem eine große Euphorie folgte, und der Euphorie folgte nach dem Jahreswechsel ein 0:2 zuhause gegen die Belgier. Die Konsequenz war, dass sich das ÖFB-Team auch in Istanbul nichts zutraute und mit einer ähnlich mutlosen Performance ebenso 0:2 verlor, was eigentlich schon dem Ende gleichkam. Das letzte Aufbäumen gab’s daheim gegen Deutschland, wo Österreich die sicherlich beste Leistung unter Constantini zeigte, aber in der Nachspielzeit mit 1:2 verlor.

Spätestens da war klar, dass die Quali-Chancen endgültig dahin waren, aber dennoch konnte sich beim ÖFB niemand zu einer Entscheiung pro oder contra Constantini durchringen. Erst nach dem 2:6 in Deutschland und dem 0:0 gegen die Türkei im September machte man dann doch Nägel mit Köpfen: Constantini war weg.

Quali für die EM 2012 in Polen und der Ukraine
Quali für die EM 2012 in Polen und der Ukraine

Wie schon 2005 übernahm auch diesmal Willi Ruttensteiner für die beiden bedeutungslosen letzten Spielen, und beim 4:1 in Aserbaidschan wirkte die Mannschaft wie von einer schweren Last befreit. Damit war Österreich fix auf Rang vier einzementiert und beim 0:0 in Kasachstan ging’s nur noch darum, sich nicht mehr zu verletzen.

2013: Zurück im Bereich der Quali-Chancen

Mit Marcel Koller übernahm danach ein Trainer das Teamchef-Amt, den keiner auf der Rechnung hatte, der sich aber als Goldgriff erwies. Nach einigen verlorenen Jahren verpasste er der talentierten Truppe nach und nach ein zumeist funktionierendes taktisches Grundkonzept. Außerdem hat der Schweizer das Glück, dass erstmals seit Andreas Herzog ein Spieler dem ÖFB-Team wirklich alleine helfen kann und der zur absoluten Weltklasse aufgestiegen ist: David Alaba.

Beim ersten Pflichtspiel unter Koller, dem Auftakt zur Quali für die WM in Brasilien, zeigte Österreich eine der besten Leistungen überhaupt jemals und brachte ein zuweilen ziemlich hilfloses Deutschland zur Verzweiflung. Das typisch österreichische daran: Deutschland gewann dennoch mit 2:1. Das einzige, wenn man so will, Bogey der Qualifikation passierte danach beim 0:0 in Kasachstan, Punkte, die auch beim 4:0 über die Kasachen vier Tage danach nicht auf das Konto zurückzuholen waren, genausowenig wie durch das 6:0-Schützenfest gegen die Färöer nach dem Jahreswechsel.

Alaba hatte schon gegen Kasachstan und die Färöer getroffen, wirklich wichtig war aber erst sein später Ausgleich zum 2:2-Endstand beim Spiel in Irland. Damit blieb Österreich halbwegs im Fahrplan, und beim wichtigen 2:1-Heimsieg gegen Schweden war Alaba natürlich auch wieder voll dabei – er verwandelte den Elfer zur Führung. Beim 0:3 in Deutschland war Österreich chancenlos, umso wichtiger war danach das Heimspiel gegen Irland. Ein Krampfspiel, nicht schön anzusehen, keine gute Leistung von beiden Teams. Und wer sorgte kurz vor Schluss für die Entscheidung? Eh klar, Alaba. Österreich gewann 1:0.

Quali für die WM 2014 in Brasilien
Quali für die WM 2014 in Brasilien

Und hier sind wir nun. Gewinnt Schweden am vorletzten Spieltag gegen Österreich, ist das Trekronor-Team fix zumindest Zweiter. Geht es Remis aus, reicht den Schweden ein Punkt gegen Deutschland am letzten Spieltag. Und gewinnt Österreich, hat das ÖFB-Team alle Trümpfe in der Hand – einen Sieg zum Abschluss auf den Färöer-Inseln bräuchte es dann noch, um sicher zu sein.

Unabhängig davon, ob es klappt oder nicht: Österreich ist erstmals seit zwölf Jahren vor den letzten beiden Spielen wieder voll dabei im Kampf um die Endrunden-Tickets. Das alleine ist schon aller Ehren wert.

(phe)

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Österreich kurz vor Toreschluss, Teil 1: Toni, Andi, Kegelabend https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-1-toni-andi-kegelabend/ https://ballverliebt.eu/2013/10/09/osterreich-kurz-vor-toreschluss-teil-1-toni-andi-kegelabend/#comments Wed, 09 Oct 2013 02:33:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9596 Österreich kurz vor Toreschluss, Teil 1: Toni, Andi, Kegelabend weiterlesen ]]> Am Freitag kommt es zum Showdown: Österreich gastiert in der Friends-Arena von Stockholm, dann geht’s auf die Färöer-Inseln. Die entscheidenden Spiele, ob sich das ÖFB-Team erstmals seit 16 Jahren auf sportlichem Wege für ein Großereignis qualifizieren kann oder nicht. Aus diesem Anlass unser großer Zweiteiler: Österreich im Quali-Endspurt, ein Rückblick auf die letzten 24 Jahre: So lief es für Österreich in den Qualifikationen und so sah es kurz vor Ultimo aus.

Hier Teil 1: Von Polsters Gala gegen die DDR über die Regenschlacht von Belfast bis zu jenem Jahr, in dem die Vorwahl des ÖFB auf „0905“ geändert wurde.

1989: Mit Tonis Hattrick nach Italien

In die erste Quali unter Josef Hickersberger, jene für die WM 1990 in Italien, ging Österreich mit recht anständigen Test-Resultaten im Rücken: Siege über Ungarn und Dänemark, dazu ein 2:4 in Prag und ein 0:2 gegen Brasilien. Im Auftaktspiel in Kiew gegen die UdSSR gab’s ein 0:2, ehe man in Wien ein zwischenzeitliches 3:0 über die Türkei fast noch verschenkt hätte – 3:2 hieß es am Ende.

Nach dem Jahreswechsel gab’s den ersten echten Dämpfer: Im erschreckend leeren Leipziger Zentralstadion führte man nach einem frühen Polster-Tor lange mit 1:0 und hatte das Spiel fest im Griff, ehe ein Glücksschuss von Kirsten drei Minuten vor Schluss das 1:1 bedeutete. Fast noch schlimmer war das folgende 0:0 in Island, dem ein äußerst mühevoller 2:1-Heimsieg über die Skandinavier folgte. Wirklicher Glaube, es schaffen zu können, kam erst mit dem starken 0:0 daheim im rappelvollen Praterstadion gegen Vize-Europameister UdSSR auf.

Quali für die WM 1990 in Italien
Quali für die WM 1990 in Italien

So war zwei Spieltage vor Schluss Island schon fertig und auch schon raus, Österreich musste noch in die Türkei und hatte dann die DDR zur Gast – beide direkten Gegner. Die Euphorie nach dem tollen Punkt gegen die Sowjets wurde aber mit einem bitteren 0:3 in Istanbul ordentlich zusammen gefaltet. Nun brauchte es neben einem eigenen Sieg auch Schützenhilfe der Sowjets – weil diese völlig unerwartet in der DDR verloren hatten, daher gegen die Türkei zumindest noch einen Punkt brauchten.

Stand vorm letzten Spieltag: UdSSR 9, Türkei 7, DDR 7, Österreich 7. Die Stimmung in Österreich war alles andere als positiv. Vor allem Toni Polster hatten sich Fans und Medien als Sündenbock Nummer eins herausgepickt: Für Sevilla traf er in Spanien nach Belieben, im Nationalteam wirkte er oft lustlos. Was sich am 15. November 1989 ändern sollte: Weil Polster einen absoluten Gala-Tag erwischte, die Spieler aus Ostdeutschland mit den Köpfen aber eher bei der sechs Tage zuvor gefallenen Berliner Mauer waren und auch noch einen Elfmeter verschossen.

Toni Polsters Hattrick beim 3:0-Sieg  – einem geschenkten Elfer zum 2:0 inklusive – bedeutete auch wegen des gleichzeitigen 2:0 der Sowjets gegen die Türkei Gruppenplatz zwei, damit das WM-Ticket. In Italien gab es jeweils 0:1-Niederlagen gegen den Gastgeber und gegen die Tschechoslowakei, der abschließende 2:1-Erfolg gegen die USA reichte nicht mehr für das Achtelfinale.

1991: Nach Landskrona war alles aus

In der Qualifikation für die Euro 92 erwischte Österreich eine mörderisch starke Gruppe: Neben WM-Viertelfinalist Jugoslawien auch die Dänen, die nach einem Generationswechsel auf dem Weg nach oben waren. Dass das de-facto-Ende für Österreich in Schweden kam, hieß aber nicht, dass man sich für die Endrunde dort qualifiziert hatte – im Gegenteil, weil Pflichtspiel-Debütant Färöer nicht über ein eigenes Stadion verfügte, musste man für das allererste Spiel in das südschwedische Städtchen Landskrona ausweichen und besiegte dort prompt das rot-weiß-rote Team mit 1:0. Ein Spiel, über das im Grunde eh schon längst alles erzählt wurde.

Die Endrunde war abgeschrieben, Teamchef Hickersberger seinen Job los, und Österreich mit einem Schlag in ein dramatisches Loch gefallen. Unter dem neuen Trainer Alfred Riedl taumelte das zum Gespött Europas gewordene Team trotz früher Führung in ein 1:4 bei Ivica Osims Jugoslawen, holte nur ein 0:0 gegen Nordirland, und das 3:0 im Rückspiel gegen die Färöer war der einzige Sieg in der ganzen Quali – dazwischen gab’s in einem Test noch ein 0:6 gegen Schweden, danach ein 1:2 in Dänemark und nach dem 0:3 im Rückspiel gegen die Dänen war die Amtszeit von Riedl auch schon wieder vorbei.

Quali für die EM 1992 in Schweden
Quali für die EM 1992 in Schweden

Interimistisch war für die zwei letzten Spiele Didi Constantini der Verantwortliche, aber natürlich hatte weder das 1:2 in Belfast noch das abschließende 0:2 gegen Jugoslawien für das ÖFB-Team eine nennenswerte Relevanz. Für die Jugoslawen schon, weil sie sich erstens damit sportlich für die EM qualifizierten, es zweitens aber das letzte Pflichtspiel als kompletter Staatenbund sein sollte.

Die Geschichte ist hinlänglich bekannt: Nach dem Ausbruch des Krieges wurde das Team wenige Wochen vor der Endrunde ausgeschlsosen, der Gruppenzweite Dänemark rückte nach und wurde prompt Europameister.

1993: Gruppe war viel zu stark

Nach dem totalen Absturz sollte der schon von seiner Krebkskrankheit gezeichnete Ernst Happel die Zukunft auf den Weg bringen, letztlich ohne den unmittelbaren Siegdruck. Schließlich bekam man es in der Quali für die 1994er-WM in den USA mit gleich drei Weltklasse-Teams zu tun: Den amtierenden EM- und späteren WM-Semifinalisten Schweden, dazu Frankreich und auch noch jenen Bulgaren, die in den Staaten in ins Halbfinale kommen sollen.

Die Gruppe war für das umformierte ÖFB-Team natürlich viel zu stark. Dem 0:2 zum Start in Frankreich (mit einem großartigen Tor von Papin nach feiner Vorlage von Cantona) folgte ein 5:2-Sieg gegen Israel im letzten Spiel, das Happel erleben sollte – vier Wochen später starb er. Für das anstehende Freundschaftsspiel in Deutschland übernahm wieder Didi Constantini, dann wurde der U-21-Teamchef zum A-Teamchef befördert: Herbert Prohaska.

Nach dem 0:1 daheim gegen Frankreich (wieder Papin nach Cantona-Assist) folgte mit dem starken 3:1-Heimerfolg gegen Bulgarien ein Spiel, dass die Hoffnung auf eine WM-Teilnahme durchaus nährte. Man wähnte sich in einem Dreikampf mit den Bulgaren und den Schweden um den zweiten Gruppenplatz hinter den schon enteilt scheinenden Franzosen, ehe ein peinliches 1:3 in Finnland und dann das 0:1 in Schweden mit einem reichlich patscherten Gegentor dieses zarte Pflänzchen schnell zum verwelken brachte, daran änderte auch das 3:0 gegen Finnland nichts mehr.

Quali für die WM 1994 in den USA
Quali für die WM 1994 in den USA

So galt schon vor dem folgenden 1:4 gegen Bulgarien der Fokus schon der kommenden EM-Quali und das das 1:1 in Tel-Aviv und auch das 1:1 daheim gegen Schweden waren kaum noch mehr als Testspiele unter Wettkampf-Bedingungen. Österreich beendete die vermutlich schweste Gruppe, in der man jemals war, als Vierter, während Bulgarien mit einem der unglaublichsten Finishes der Fußball-Geschichte mit einem Kontertor in der 90. Minute des letzten Spiels beim direkten Gegner Frankreich noch 2:1 gewann und damit in allerletzter Minute das WM-Ticket buchte.

1995: Vom Winde verweht (und vom Regen auch)

Österreich sah sich mit WM-Achtelfinalist Irland und den chronischen Under-Achievern Portugal in einer grundsätzich nicht unmachbaren Gruppe für die Euro-96-Quali, allerdings waren die Testspiele davor der pure Horror. 1:2 gegen Schottland, 4:3 mit Emmentaler-Abwehr gegen die irrelevanten Polen, eine 1:5-Ohrfeige daheim von Deutschland, und nach einer ganz besonders erbärmlichen Darbietung beim 0:3 im letzten Test, Walter Schachners Abschiedsspiel gegen Russland, wollte Prohaska schon hinschmeißen – nur ein ihn zum Bleiben anflehender ÖFB-Präsident Mauhart konnten Prohaska umstimmen.

Immerhin: Zum Auftakt gab es dann den ersten Pflichtspiel-Auswärtssieg seit einem 1:0 in Albanien über sechs Jahre (!!!!!) davor – ein 4:0 bei Fußball-Weltmacht Liechtenstein. Danach ging aber erst einmal alles den nach der Vorbereitung erwarteten Gang: Von Nordirland im Happel-Stadion beim 1:2 klar ausgespielt (einem herrlichen Gillespie-Tor inklusive), dann 0:1 in Portugal verloren – trotz einigermaßen okayer Leistung. Dann passierte aber etwas, womit man nicht rechnen konnte: Salzburg schwang sich zu einem unglaublichen Lauf bis ins Uefa-Cup-Finale auf, ein Schwung, von dem auch das ÖFB-Team getragen wurde.

Denn es folgte ein Frühling mit starken Leistungen, einem 5:0-Kantersieg gegen Lettland und einem 7:0-Erfolg gegen Lichtenstein – beide im alten Lehener Stadion von Salzburg; gekrönt vom 3:1-Auswärtssieg in Irland. Plötzlich war Österreich wieder voll im Geschäft, bis… Ja, bis die Schmach von Riga kam. Ein völlig unnötiger 2:3-Umfaller auswärts in Lettland schien die Chancen zu begraben, doch ein reichlich glücklicher 3:1-Heimerfolg gegen Irland, der neben Dreifach-Torschütze Stöger vor allem einem Konsel in Gala-Form zu verdanken war, und alles war wieder drin.

Quali für die EM 1996 in England
Quali für die EM 1996 in England

Österreich hatte noch ein Heimspiel gegen Portugal auf dem Programm und musste nach Nordirland; die Iren hatten ein Heimspiel gegen Lettland und die Reise nach Lissabon noch vor sich. Irland gewann erwartungsgemäß gegen die Letten, aber auch Österreich zeigte beim 1:1 gegen Portugal eine ansprechende Leistung, bei der auch ein Sieg absolut nicht unverdient gewesen wäre.

Vorm letzten Spieltag stand es also: Portugal 20, Irland 17, Österreich 16, Nordirland 14. Die Nordiren hatten wegen den gegen Irland verlorenen Direktvergleichs keine Chance mehr, Österreich wäre also bei einem eigenen Sieg und gleichzeitigem Punktverlust von Irland bei den Portugiesen (die ihrerseits noch einen Punkt brauchten, um sicher zu sein) fix bei der EM gewesen und hätte nicht einmal ins Play-Off der beiden schlechteren Gruppenzweiten gemusst.

Und Portugal gewann auch gegen die Iren, mit 3:0 sogar. Aber Österreich… Im böigen Wind, der eisigen Kälte und dem sintflutartigen Regenfall von Belfast zeigte sich das ÖFB-Team von seiner allerschlechtesten Seite und verlor sang- und klanglos 3:5, wobei das Resultat noch deutlich besser aussieht als die Leistung war. So beendete Österreich die Quali sogar nur auf Platz vier.

1997: Frankreich, wir kommen!

Die Stimmung hellte sich bei der Auslosung für die Gruppen der WM-Quali für Frankreich merklich auf. Mit EM-Teilnehmer Schottland und den Schweden, die die EM sogar verpasst hatten, blieb man von wirklichen Kalibern verschont. In den Testspielen würgte man sich mit teils äußerst unansehnlichen Leistungen zu Siegen gegen die Schweiz, Ungarn und Tschechien, im Auftakt-Spiel wollte man wie Gegner Schottland möglichst keinen Fehler machen, was in einem eher trostlosten 0:0 mündete.

Was folgte, war die Initialzündung für einen denkwürdigen Durchmarsch. Andi Herzog brachte Österreich in Schweden früh in Führung, daraufhin wurde man vom Trekronor-Team eigentlich nach allen Regeln der Kunst zerlegt, war komplett chancenlos – aber rettete ein hochgradig unverdientes, aber immens wichtiges 1:0 über die Zeit. Das folgende 2:1 gegen Lettland war zwar nicht besonders schön, erfüllte aber den Zweck und brachte Toni Polster das 45. Länderspieltor, das ihm zum Rekordhalter machte.

Das 0:2 in Schottland nach Jahreswechsel war der letzte Ausrutscher. Es folgte ein 2:0 gegen Estland (mit Ivica Vastic‘ erstem Länderspieltor), ein 3:1 in Lettland und ein 3:0 mit Polster-Hattrick in Estland. Im September kam es dann in Wien zum großen Showdown gegen Schweden. Ein Spiel, dass diese Spieler-Generation definieren sollte, ein enges Spiel, mit drei Ausschlüssen von einem fehlerfreien Referee, wenig gutem Fußball, aber höchster Spannung von An- bis Abpfiff. Andi Herzogs Weitschusstor eine Viertelstunde vor Schluss bescherte Österreich den 1:0-Erfolg und damit die Pole-Position in der Gruppe.

Quali für die WM 1998 in Frankreich
Quali für die WM 1998 in Frankreich

Mit dem WM-Ticket vor Augen verkrampfte das ÖFB-Team beim Auswärtsspiel in Weißrussland aber völlig. Das goldene Tor von Heimo Pfeifenberger brachte einen äußerst glücklichen 1:0-Sieg und damit auch schon fix die WM-Teilnahme, weil man selbst bei einer Pleite im letzten Spiel gegen die Weißrussen bester Gruppenzweiter gewesen wäre. Ein Rechenspielchen, das nicht in der Praxis angewandt werden musste: Österreich fuhr bei der großen Party im Happel-Stadion lockerleicht 4:0 über die Weißrussen drüber und war Gruppensieger.

Nach acht Jahren war das ÖFB-Team wieder bei einer Endrunde dabei, in Frankreich gab es durch Last-Minute-Tore jeweils 1:1-Remis gegen Kamerun und Chile und ein 1:2 gegen Italien zum Abschluss. Wie 1990 Gruppendritter, wie 1990 nicht genug für das Achtelfinale.

1999: Der Kegelabend von Valencia

Die Mannschaft hatte ein Durchschnittsalter von knapp 30 Jahren, war also eigentlich bei der WM schon über den Zenit hinaus. Dennoch glaubte man für die EM 2000 in Holland und Belgien gute Karten zu haben, schließlich hatte man eine wirklich nicht allzu schwere Gruppe erwischt. Außerdem gab’s vorm Auftakt noch ein starkes 2:2 gegen den frischgebackenen Weltmeister Frankreich.

Auch, wenn das 1:1 zum Start in der Regenschlacht gegen Israel nicht ganz das war, was man sich erwartete, man auch beim 3:0 in Zypern und ganz speziell beim 4:1 in San Marino nicht direkt glänzte: Der Fahrplan stimmte, und wegen des Fehlstarts von Spanien (Niederlage in Zypern) überwinterte Österreich sogar als Tabellenführer.

Und dann kam der Kegelabend von Valencia. Doch anders als die letzte Blamage diesen Ausmaßes, der von Landskrona, beendete das 0:9 in Spanien zwar die Amtszeit des Teamchefs, nicht aber die Chancen auf die EM. Denn am Ende war es letztlich auch nur eine Niederlage und die Tordifferenz war ja im Kampf um Platz zwei völlig irrelevant, es zählte schließlich der Direktvergleich.

Weil Ivica Osim, um den ÖFB-Präsident Mauhart heftig buhlte, nicht seinen guten Posten bei Sturm Graz aufgeben wollte und Roy Hodgson am Veto von Fans, Medien („kein Externer!“) und Experten („keiner, der Viererkette spielt, das macht in Österreich keiner!“) scheiterte, wurde Otto Baric als Teamchef installiert und er führte sich gleich mit einem 7:0 über San Marino ein. Ehe er sich in Tel-Aviv sein persönliches Valencia abholte. Das 0:5 in Israel beendete dann auch die letzten Hoffnungen auf eine EM-Teilnahme und vor dem Heimspiel gegen Spanien beschränkten sich die Hoffnungen darauf, bitte vielleicht nicht wieder wie ein kranker Vogel abgeschossen zu werden. Die Iberer waren gnädig, gewannen „nur“ mit 3:1.

Quali für die EM 2000 in Belgien und Holland
Quali für die EM 2000 in Belgien und Holland

Da Israel am vorletzten Spieltag gegen San Marino spielte und Österreich da spielfrei war, war die Quali auch rechnerisch nicht mehr möglich. Zum Abschluss gab es ein 3:1 gegen Zypern, das angesichts des gerade ansetzenden Champions-League-Wunders von Sturm Graz genau gar keinen interessierte. Österreich wurde Dritter und die Israeli gingen im Play-Off gegen Dänemark mit 0:5 und 0:3 ein wie die Primeln.

In Teil 2: Von einer schlecht postierten israelischen Mauer über ein irre-reguläres Spiel bis zu David Alaba.

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Österreich in der Champions League: Ein etwas nostalgischer Rückblick https://ballverliebt.eu/2013/09/16/osterreich-in-der-champions-league-ein-etwas-nostalgischer-ruckblick/ https://ballverliebt.eu/2013/09/16/osterreich-in-der-champions-league-ein-etwas-nostalgischer-ruckblick/#comments Mon, 16 Sep 2013 15:46:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9465 Österreich in der Champions League: Ein etwas nostalgischer Rückblick weiterlesen ]]> 42 Spiele haben österreichische Mannschaften bisher in der Champions League absolviert. 8 Siegen und 7 Remis stehen dabei 27 Niederlagen gegenüber. Es ist nicht anzunehmen, dass die Austria diese Bilanz gegen Porto, Zenit und Atlético massiv verschönern wird. Aber immerhin: Nach Salzburg, Rapid und Sturm kommt endlich wieder mal ein rot-weiß-rotes Team in den Genuss der Königsklasse. Hier blicken wir auf die bisherigen Auftritte zurück!

Seit der Saison 1991/92 gibt es im Meistercup die Gruppenphase, ein Jahr später erfolgte die Umbenennung in „Champions League“ – und mit der Austria hat es nun zum siebenten Mal eine österreichische Mannschaft in diese Gruppenphase geschafft.

1991 scheiterte die Austria klar an Arsenal, 1992 eliminierte man erst ZSKA Sofia, ehe gegen Brügge Schluss war, 1993 gab es erst ein starkes Comeback gegen Rosenborg, ehe es in der letzten Runde vor der Gruppenphase gegen Barcelona nichts zu holen gab.

Salzburg 1994

Die erste Mannschaft, die es aus Österreich schaffte, war Salzburg nach der Erweiterung von acht auf 16 Teams für die Saison 1994/95. Nach dem denkwürdigen Lauf ins UEFA-Cup-Finale über Dunajska Steda, Antwerpen, Sporting Lissabon, Frankfurt und Karlsruhe und den beiden 0:1-Niederlagen im Finale gegen Inter Mailand, qualifizierte man sich mit zwei Siegen über Maccabi Haifa.

1994/95, Salzburg: 1 Sieg, 3 Remis, 2 Niederlagen
1 Sieg, 3 Remis, 2 Niederlagen

Wie schon im Europacup-Frühjahr 1994 zog Salzburg auch für die drei Gruppen-Heimspiele gegen Titelverteidiger Milan, die mega-talentierte Truppe von Ajax und den griechischen Meister AEK Athen ins Wiener Happel-Stadion um. Gegen AEK gab es zunächst ein 0:0 daheim (vor „nur“ 25.000 Zusehern), ehe man im San Siro gegen Milan ein 0:3 kassierte. Ein Sieg, der den Rossoneri aber keine Punkte brachte: Weil Otto Konrad von einem Becher getroffen wurde, bekam Milan die zwei Punkte abgezogen.

Die Highlights waren dann aber die beiden Spiele gegen Ajax. Erst hielt man Litmanen und Co. in Wien bei einem 0:0, dann führte mal im Olympiastadion von Amsterdam durch ein Kocijan-Tor lange mit 1:0, holte schließlich ein 1:1. Es waren in der ganzen Europacup-Saison die einzigen zwei Spiele, die der spätere Champions-League-Sieger Ajax nicht gewann.

Den Schwung nahm Salzburg mit und gewann in Athen mit 3:1 (durch einen Doppelpack von Pfeifenberger und einen Treffer von Ralph Hasenhüttl) und brauchte damit – wegen des Milan-Punktabzugs – im abschließenden „Heimspiel“ gegen die Italiener nur ein Remis zum Viertelfinal-Einzug. Eine Unsicherheit von Konrad und ein Abstauber-Tor von Daniele Massaro brachten aber eine 0:1-Niederlage, Gruppenplatz drei und damit das Aus.

Ajax und Milan trafen sich im Finale wieder und Salzburg-Boss Quehenberger konnte sich immerhin über 72,5 Millionen Schilling (5,2 Millionen Euro) an CL-Einnahmen freuen. Salzburg wurde 1995 erneut Meister, scheiterte dann in der Qualifikation aber an Steaua Bukarest. Die Mannschaft zerfiel in den folgenden Jahren (Feiersinger zu Dortmund, Pfeifenberger zu Bremen, Konrad zu Saragossa, Jurcevic zu Freiburg, Mladenovic nach Japan) und wurde 1996 inferiorer Achter. Mit Trainer Heri Weber gelang 1997 dann wieder der Meistertitel, in der CL-Quali blieb man dann aber mit beschämenden Leistungen an Sparta Prag hängen. Wenige Jahre später war der Klub finanziell am Ende.

Rapid 1996

Nur zwei Jahre nach Salzburgs UEFA-Cup-Finale kämpfte sich Rapid 1995/96 mit Erfolgen über Ploiesti, Sporting Lissabon, Dinamo Moskau und Feyenoord Rotterdam ins Europacup-Finale der Cupsieger, wo man auf N’Gottys abgefälschtes Weitschusstor keine Antwort fand. Parallel dazu holte man unter Ernst Dokupil den Meistertitel und setzte sich in der Qualifikation gegen Dynamo Kiew durch.

xxx
2 Remis, 4 Niederlagen

Gegenüber der Meistermannschaft mussten Stürmer Carsten Jancker (zu Bayern) und Flügelspieler Stephan Marasek (zu Freiburg) ersetzen, dafür holte man sich den Tschechen René Wagner und den Polen Krzystof Ratajczyk. Wagner schlug voll ein, aber Ratajczyk konnte Marasek nicht ersetzen – der bullige Verteidiger war eine von mehreren Notlösungen auf der linken Seite, aber keine funktionierte wirklich.

Im ersten Spiel holte man ein etwas glückliches 1:1 gegen Feberhaçe Istanbul (Tor von „Büffel“ Stumpf) und holte sich danach im Old Trafford dank Treffern von Solskjær und Beckham ein 0:2 ab – nur ein Konsel in Gala-Form bewahrte Rapid vor einem schlimmen Debakel.

Juventus reiste im Oktober ohne einige Stars an – Zinedine Zidane, Alessandro del Piero und auch Torhüter Angelo Peruzzi kamen nicht zum Einsatz. So brachte ein Lesiak-Tor ein mehr als achtbares 1:1. Zwei Wochen später kannten die Turiner aber keine Gnade mehr: Mit allen Stars auf dem Feld fuhr Juve 5:0 über Rapid drüber.

Wegen der gleichzeitigen sensationellen 0:1-Niederlage von United daheim gegen Fenerbahçe war Rapid aber immer noch nicht aus dem Rennen. Mit dieser Chance vor Augen lieferte man auswärts bei Fenerbahçe die wohl beste Leistung des Europacup-Herbstes ab, kassierte aber in der Schlussphase das 0:1. Damit war Rapid aus dem Rennen und Manchester brauchte nicht nur einen Sieg in Wien, sondern gleichzeitige Schützenhilfe von Juventus für den Viertelfinal-Einzug. Beides gab’s: Giggs und Cantona sorgten für ein sicheres 2:0 im Happel-Stadion und Juve besiegte Fener ebenfalls mit 2:0.

Rapid beendete die Gruppe also mit zwei Punkten als Letzter, ehe dem Kader das gleiche Schicksal wiederfuhr wie jenem von Salzburg zuvor. Konsel (Roma), Kühbauer (Real Sociedad), Ivanov (Austria), Stöger (LASK), Prosenik (1860 München) verließen den Verein. Nachdem sich das von Salzburgern getragene Nationalteam 1995 aber durch Aussetzer wie die „Schmach von Riga“ und das 3:5 in der Regenschlacht von Belfast selbst aus dem Rennen schoss, qualifizierte sich das von Rapidlern getragene Nationalteam 1997 für die Weltmeisterschaft.

Sturm 1998

Während Salzburg und Rapid die Zeit Mitte der Neunziger dominierten, entwickelte sich in deren Schatten Sturm Graz zu einer Spitzenmannschaft, die 1998 schon am 29. von 36 Spieltagen (!!!) als Meister feststand und danach in der Qualifikation gegen Ujpest Budapest nicht die geringsten Probleme hatte, in die mittlerweile von 16 auf 24 Teams erweitere Champions League einzuziehen.

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1 Remis, 5 Niederlagen

Prunkstück des Teams von Ivica Osim war das „magische Dreieck“ von Spielmacher Hannes Reinmayr und den beiden Stürmern Vastic (technisch stark) und Haas (extrem schnell). In der unfassbar stark besetzten Gruppe mit CL-Titelverteidiger Real Madrid, UEFA-Cup-Titelverteidiger Inter Mailand und UEFA-Cup-Semifinalist Spartak Moskau reichte das aber nicht.

Gegen die Russen startete man mit einem 0:2 daheim, ehe man in Mailand bis in die Nachspielzeit ein torloses Remis ermauert hatte – bis Youri Djorkaeff praktisch mit dem Schlusspfiff doch noch das 1:0 für Inter markierte.

Die zwei Spiele gegen Real Madrid glichen sich in der Folge bis aufs Haar: Jeweils ging Sturm früh in Führung (im Bernabéu durch Vastic in Minute 8; im Schwarzenegger durch Haas in Minute 3), jeweils bekam Sturm danach richtig die Bude angefüllt. Am Ende standen ein 1:6 und ein 1:5 und die Erkenntnis, dass die nicht mehr ganz junge Abwehr mit Franco Foda, Darko Milanic und Ranko Popovic internationalen Ansprüchen nicht genügte.

Durch ein in der klirrenden November-Kälte von Moskau errungenes 0:0 blieb Sturm wenigstens ein Null-Punkte-Herbst erspart, im abschließenden Heimspiel gegen Inter gab’s ein 0:2.

Sturm 1999

Die Grazer konnten ihren Titel von 1998 verteidigen (wenn auch längst nicht mehr so haushoch überlegen) und rackerten sich mit einem 2:1 und einem 2:2 über Servette Genf in die von 24 auf 32 Teams aufgestockte Gruppenphase – als erstes österreichisches Team zum zweiten Mal. Das schaffte Vize-Meister Rapid nicht – Valletta aus Malta war noch kein existenzielles Problem, gegen Galatasaray war man in der letzten Quali-Runde aber chancenlos.

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2 Siege, 4 Niederlagen

Genauso chancenlos, wie sich dann auch Sturm in den ersten Spielen in der Gruppe präsentierte. Osim hatte auf die Ohrfeigen aus dem Jahr zuvor reagiert, indem er international öfters nur mit einer Spitze agierte und dafür einen dritten defensiven Mittelfeld-Mann einzog – es war dies zumeist György Korsós, der Ungar mit dem wallenden, blonden Pferdeschwanz.

Außerdem wurde die Abwehr neu besetzt und mit Jan-Pieter Martens kam ein neuer Mann auf die linke Seite. Zunächst fruchtete das alles aber nicht: Bei Olympique Marseille gab’s ein 0:2, daheim gegen Manchester United ein 0:3 und auch in Zagreb rannte man der Musik eher hilflos hinterher und ging 0:3 unter.

Der Knotenlöser war das Heimspiel gegen Croatia Zagreb. Wieder agierten die Kroaten grundsätzlich als das bessere Team, durch einen Konter und eine völlig missglückte Abseitsfalle von Croatia gelang Kocijan das 1:0 – dabei blieb es. Der erste Sieg, dem eine Woche später mit dem 3:2 (Doppelpack von Kocijan nach einem Tor von Mählich) gegen Marseille gleich der zweite folgte. Zwar ebenfalls mit etwas Glück (weil sich die Franzosen ein Tor quasi selbst auflegten und Blondeau nach einer Tätlichkeit vom Platz flog), aber vor dem letzten Spiel lebte die Chance auf Platz drei und damit den in diesem Jahr eingeführten Umstieg in den UEFA-Cup.

Sturm verlor am letzten Vorrunden-Spieltag zwar 1:2 bei Manchester United – Vastic gelang das Sturm-Tor – aber weil gleichzeitig auch Zagreb verlor, durfte man im UEFA-Cup weitermachen. Gegen den dortigen Titelverteidiger Parma gab es auswärts ein achtbares 1:2 (Tor von Schopp) und kam durch eine 2:1-Führung nach 90 Minuten im Rückspiel in die Verlängerung, von sogar das 3:1 fiel. Die Sensation war greifbar nahe, aber Pepi Schicklgruber fing eine Stanic-Flanke erst hinter der Torlinie, was die Vorentscheidung war. Am Ende hieß es nach zwei Reinmayr- und einem Vastic-Tor 3:3 nach Verlängerung.

Sturm 2000/01

Im Jahr 2000 holte sich der FC Tirol den Titel, war aber in der Qualifikation gegen CL-Finalist Valencia trotz eines 0:0 im Hinspiel ohne wirkliche Chance, verlor danach im Mestalla 1:4 (Ehrentor von Gilewicz). Besser machte es Vizemeister Sturm: Nach Hapoel Tel-Aviv wurde auch Feyenoord Rotterdam, damals ein Team aus der erweiterten europäischen Spitze, eliminiert. Die dritte Champions-League-Teilnahme in Folge – und die mit Abstand erfolgreichste.

3 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen (Vorrunde); 2 Siege, 4 Niederlagen (Zwischenrunde)
3 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen (Vorrunde); danach 2 Siege, 4 Niederlagen (Zwischenrunde)

Auch, wenn es zunächst gar nicht danach aussah. Vor allem eine Bänderverletzung von Vastic, die ihn wochenlang außer Gefecht setzte, zwang Osim neben einigen anderen Ausfällen dazu, immer wieder zu improvisieren. Beim ersten Spiel im Ibrox Park von Glasgow lief man gleich in ein derbes 0:5 bei den Rangers, danach gab es gegen den amtierenden UEFA-Cup-Sieger Galatasaray aber ein sensationelles 3:0 – auch dank Sergej Juran. Der Russe, der zuvor in Deutschland für Düsseldorf und Bochum gespielt hatte, ersetzte Vastic richtig gut. Er erzielte das erste Tor, Schopp und Schupp legten nach

Auch sie konnten aber nicht verhindern, dass es danach auswärts gegen Monaco die nächste 0:5-Faustwatsch’n setzte. Doch wie schon im Jahr zuvor kam man danach im Oktober richtig in Schwung und nützte die restlos ausverkuften Heimspiele. Monaco wurde zu einem 2:0 ausgekontert (Doppelpack von Schopp), eine Woche später holte sich Sturm mit einem 2:0 gegen die Glasgow Rangers (Juran, Prilasnig) sogar die Tabellenführung in der Gruppe.

Die aber so eng war, dass vorm letzten Spieltag noch sehr viel möglich war (Sturm 9, Gala 7, Rangers 7, Monaco 6). Sturm musste ins gefürchtete Ali Sami Yen von Istanbul, begann dort sehr ängstlich und geriet auch recht schnell in Rückstand. Wurde mit dem Ausgleichstreffer von Juran aber mutiger und ließ sich in der Folge auch vom erneuten Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Als Gala-Verteidiger Hakan Ünsal eine Viertelstunde vor Schluss den Ball zum 2:2 ins eigene Netz beförderte und es auch im Parallelspiel unentschieden stand, reichte dieses Ergebnis beiden Teams zum Weiterkommen – und so blieb es auch dabei.

Mit Sturm als Gruppensieger.

In der Zwischenrunde, in der noch 16 Teams dabei waren, wurde man mit Manchester United (Sieger anderthalb Jahre davor) und Valencia (Finalist ein halbes Jahr davor) gezogen, dazu kam noch Panathinaikos Athen. Durch die kuriose Situation, dass mit den Bayern auch nur eine deutsche Mannschaft noch übrig war und RTL aber nur mittwochs übertragen durfte, kam Sturm sogar in den Genuss eines Live-Spiels im deutschen Free-TV – es war das 0:2 gegen Manchester United im zweiten Spiel. Zwei Wochen davor war man in Unterzahl (Prilasnig flog vom Platz) ein die dritte 0:5-Niederlage dieser Europacup-Saison gelaufen, diesmal gegen Valencia.

In die Winterpause holte sich Sturm den zwischenzeitlich nach Straßburg abgewanderten Mario Haas zurück, der gegen Panathinaikos gleich ein Comeback nach Maß feiern sollte. Sowohl beim 2:0-Sieg im Heimspiel (Haas, Kocijan) als auch beim 2:1-Sieg in Athen (Schopp, Haas) gehörte er zur den Torschützen. Mit dem Effekt, dass Sturm nun auch in der Gruppenphase sechs Punkte auf dem Konto hatte und sogar das Viertelfinale zumindest theoretisch möglich schien.

Doch in den letzten beiden Partien erwiesen sich Valencia (0:2 auswärts) und Manchester United (0:3 daheim) dann doch um zumindest eine Nummer zu groß. Immerhin: Sturm wurde Zwischenrunden-Gruppendritter.

Erste Dürrephase – Tirol-Crash und GAK-Anläufe

Sturm konzentrierte sich in dieser Saison voll auf den Europacup und stürzte national völlig ab. Am Ende reichte es gerade einmal für Rang vier, im UI-Cup kam das schnelle Aus gegen Lausanne, die Mannschaft war im totalen Umbruch und Präsident Hannes Kartnig gab deutlich mehr von dem Champions-League-Geld aus, als gesund gewesen wäre. Als Sturm 2002 nach dem Tirol-Crash in die CL-Quali aufrückte und gegen Maccabi Haifa ausschied, waren mit Günther Neukirchner und Roman Mählich nur noch zwei Stammspieler und mit Gerry Strafner und Imre Szabics nur zwei Ergänzungsspieler aus der großen Zeit übrig. Bis 2007 schlitterte der Verein vollends in die Pleite.

Das hat der FC Tirol deutlich schneller geschafft. Dem Titel 2000 mit dem (erwartbaren) Aus gegen Valencia folgte der Titel 2001 und ein Quali-Duell mit Lok Moskau. Einem 1:3 in Moskau (Tor von Kirchler) folgte ein 0:1 in Innsbruck – ein Spiel, das aber annulliert wurde, weil Referee Van der Ende einen Russen zweimal verwarnt, aber nicht ausgeschlossen hatte. So kam es drei Tage vor dem Start der Gruppenphase zum Wiederholungsspiel am Neuen Tivoli, in dem ein Brzeczek-Tor für die 1:0-Führung gesorgt hatte. Ein Tor wurde noch gebraucht – aber Roland Kirchler traf in der Nachspielzeit nur die Latte, statt ins Tor. Ein Schuss, der zur Legendenbildung taugt, ein Schuss, so heißt es, der den Verein endgültig in die Pleite schickte. Die Wahrheit ist aber wohl eher: Er hätte das Sterben des Klubs bestenfalls hinausgezögert. 2002 war Tirol zwar wieder Meister, stand aber ohne Lizenz da, wurde liquidiert und nahm daher auch nicht mehr als der CL-Quali teil.

In diese rückte neben Sturm (mit dem erwähnten Aus gegen Maccabi Haifa) auch Vizemeister GAK nach, der aber nach lockeren Siegen gegen Sheriff Tiraspol gegen Lok Moskau ausschied. Das Spielchen wiederholte sich 2003, als es nach lockeren Siegen gegen Tirana zwei starke Leistungen gegen Ajax Amsterdam gab, die aber nicht ganz reichten. Ebensowenig wie Meister Austria gegen Marseille etwas erreichen konnte.

2004 versuchte es der GAK, diesmal als Meister, zum dritten Mal. Und wieder scheiterte er – obwohl es nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel gegen Liverpool immerhin den ersten Sieg eines österreichischen Teams in England gab. Das 1:0 an der Anfield Road (Tor von Tokic) reichte aber nicht. Neun Monate später hielt Liverpool den Cup in Händen.

Rapid 2005

Die Dürrephase endete erst, als Rapid 2005 gegen Düdelingen weiterkam (ist ja auch nicht mehr selbstverständlich) und danach als drittes österreichisches Team in fünf Jahren Lok Moskau zugelost bekam. Einem von einem Valachovic-Elfmeter gesicherten 1:1 im Hanappi-Stadion folgte ein von einem späten Valachovic-Kopfball gesicherter 1:0-Sieg in Moskau, und Rapid war zum zweiten Mal in der Gruppenphase dabei.

6 Niederlagen
6 Niederlagen

Die Mannschaft reflektierte aber vor allem die tiefgraue Mittelmäßigkeit, in der sich der österreichische Fußball in dieser Zeit generell befand. Nur vier einheimische Spieler in der Startformation, dazu einige nicht mehr ganz junge Legionäre aus Osteuropa.

Im heiß erwarteten ersten Spiel gegen die Bayern zeigten sich die Münchner, die damals selbst ein schönes Stück von der echten europäischen Spitze entfernt waren, eher gelangweilt und nudelten sich mit einem Guerrero-Roller zu einem äußerst glanzlosen 1:0-Sieg, zwei Wochen später stand Rapid auswärts bei Juventus auf verlorenem Posten. Neun Jahre nach dem 0:5 im Delle Alpi gab’s ein 0:3.

Die beste Leistung gab es dann zweifellos im Heimspiel gegen Brügge. Rapid dominierte, spielte sich Chancen in Hülle und Fülle heraus, schaffte es aber auch im dritten Spiel nicht, die Kugel zumindest einmal über die Linie zu befördern. So kam, was kommen musste: Brügge schoss völlig entgegen dem Spielverlauf kurz vor Schluss das Tor und gewann.

Beim Rückspiel in Belgien brach Marek Kincl zwar nach 26 Sekunden die Torsperre, am Ende stand aber dennoch eine verdiente 2:3-Niederlage; Steffen Hofmann hatte das zweite Rapid-Tor erzielt. Damit war schon vor den zwei letzten Auftritten fix, dass Rapid als Gruppenletzter auch nicht in den UEFA-Cup kommen kann.

In der Allianz Arena erstarrten die Wiener dann vollends in Ehrfurcht und ließen sich 0:4 abschießen, und auch beim abschließenden 1:3 daheim gegen Juventus gab es keine Punkte mehr – aber immerhin noch ein Tor von Marek Kincl. Als einzige österreichische Mannschaft bisher schloss Rapid eine Champions-League-Teilnahme mit sechs Niederlagen in sechs Spielen ab.

Zweite Dürrephase – die Bullen-Ära

Aber immerhin war Rapid da noch einmal dabei. Das schaffte Salzburg, nach der Übernahme von Red Bull von einem chronisch klammen Abstiegskandidaten zu einem finanziell potenten Titelkandidaten geworden, nicht. 2006 durfte sich neben den Salzburgern (die erst mit Glück den FC Zürich eliminierten, dann nach einem 1:0 gegen Valencia auswärts 0:3 verloren) auch die Austria versuchen. Ohne Erfolg, gegen Benfica.

Am knappsten dran war Salzburg sicher 2007, als die Bullen erst locker über die Letten aus Ventspils hinweg fegten, dann das Heimspiel gegen Shachtar Donetsk 1:0 gewannen und auswärts mit dem ersten Angriff in Führung gangen. Shachtar brauchte in der Folge drei Tore, bis zehn Minuten vor Schluss stand es 1:1 und Salzburg sah wie der sicherere Sieger aus. Ehe ein (äußerst fragwürdiger) Elfer Donetsk 2:1 in Führung brachte und Brandão in der 87. Minute das entscheidende 3:1 markierte.

2008 bremste Rapid die Bullen in der Meisterschaft aus, rasselte aber schon im Juli gegen Anorthosis Famagusta aus dem Europacup. Im Jahr darauf war wieder Salzburg dran, kam mit extrem viel Glück über Bohemians Dublin und mit einigem Glück über Dinamo Zagreb drüber, ehe man gegen Maccabi Haifa chancenlos war. 2009 war ziemlich baugleich: Weiter gegen HB Tórshavn (trotz 0:1 auf den Färöern), weiter gegen Omonia Nicosia (mit mehr Glück als der Gesamtscore von 5:2 ausdrückt), Aus gegen Hapoel Tel-Aviv.

2011 schnappte sich überraschenderweise Sturm den Titel. In der CL-Quali mühte man sich mit Erfolg gegen Fehervar, mühte man sich mit Erfolg gegen Zestafoni und mühte sich mit einem 1:1 und einem 0:2 ohne Erfolg gegen BATE Borisov. Ehe 2012 Salzburgs Mega-Peinlichkeit gegen Düdelingen passierte.

Nun also die Austria

Mit dem mühseligen Weiterkommen gegen Hafnarfjardar und dem, so ehrlich muss man sein, doch eher glücklichen Weiterkommen gegen Dinamo Zagreb ist nun also nach achtjähriger Pause wieder ein Team der heimischen Bundesliga im Konzert der Großen mit dabei. Mehr als eine Statistenrolle wird es realistischerweise nicht zu spielen geben und ein Nuller-Auftritt wie von Rapid 2005 scheint deutlich wahrscheinlicher als der erste Sieg seit dem 2:1 von Sturm bei Panathinaikos am 20. Februar 2001.

Nur: Zumindest ist wieder mal ein rot-weiß-roter Vertreter mit dabei.

(phe)

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Euro-Classics 2008 – „Komm, Ümit, nimm deine Leiter mit auf’s Feld!“ https://ballverliebt.eu/2012/05/30/euro-classics-2008-komm-umit-nimm-deine-leiter-mit-aufs-feld/ https://ballverliebt.eu/2012/05/30/euro-classics-2008-komm-umit-nimm-deine-leiter-mit-aufs-feld/#comments Wed, 30 May 2012 08:23:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7215 Euro-Classics 2008 – „Komm, Ümit, nimm deine Leiter mit auf’s Feld!“ weiterlesen ]]> Was bleibt für Österreich von der Heim-EM? Ein paar gute Sprüche von Josef Hickersberger („Haben nur unsere Stärken trainiert, darum war die Einheit nach 15 Minuten vorbei“). Zu spätes Aufwachen gegen Kroatien. Eine Lastwagenladung vergebener Großchancen gegen Polen. Und ein Endspiel gegen Deutschland, in dem Michael Ballacks Gewaltschuss das Ende besiegelte. Aber auch Formationen, in denen seither kein ÖFB-Team mehr gespielt hat – vor allem das 3-4-2-1 gegen Kroatien und das für dieses Spiel perfekt passende 3-4-3 gegen die Deutschen. In in dieser Gruppe auch so ihre Mühe hatten.

Österreich - Kroatien 0:1 (0:1)

Österreich-Kroatien 0:1 (0:1)

Ein Rempler von Aufhauser, ein Pfiff von Referee Vink – das Spiel war 2 Minuten und 42 Sekunden alt, als es die richtige Entscheidung auf Elfmeter gab. Luka Modrić verwandelte sicher.

Die Österreicher? In einer Schockstarre, und die ultra-defensive Aufstellung half dabei nicht weiter. Nominell schickte Hickersberger ein 3-4-2-1 auf’s Feld, mit nur drei offensiv denkenden Spielern, und die waren zunächst weitgehend vom Spiel abgeschnitten. Das lag auch an den Wings-Backs – was Standfest und vor allem Gercaiu an Pässen ins Nirwana schlugen oder gleich direkt zum Gegner, war ein Wahnsinn.

Hinzu kam, dass die Kroaten mit der Art und Weise, wie sie ihr 4-4-2 interpretierten, die Schwächen der Österreicher gut nützten. Kranjčar zug vom linken Flügel gerne in die Mitte, beschäftigte dort Aufhauser, während Pranjić auf dem Flügel blieb und Standfest dort hielt. Womit er Modrić half, die Zeit für seine intelligenten Pässe zu haben. Auf der anderen Seite hielt sich Ćorluka eher zurück und unterstützte Niko Kovač, dafür preschte Darijo Srna viel nach vorne und hatte gegen den überforderten Gercaliu keine Probleme.

Vorne bewegten sich Olić und Petrić viel und gut, kam gegen die Dreierkette eher von außen oder bewegten sich von innen nach außen, um einen Verteidiger rauszuziehen und in der Mitte Löcher zu schaffen. Eine halbe Stunde lang zogen die Kroaten Österreich am Nasenring durch’s Stadion. Die Lage entspannte sich für den Gastgeber erst, als sich die Kroaten etwas zurücknahmen.

Doch nicht nur dass Hickersberger nicht sofort auf die Unzulänglichkeiten reagiert hätte, nein, sogar zu Beginn der zweiten Halbzeit änderte er genau nichts. Der effektivste Weg nach vorne blieben 60m-Bälle von Pogatetz zu Harnik (die gab’s im Fünf-Minuten-Takt) und selbst, als er nach einer Stunde Vastic für Säumel brachte, bedeutete das keine offensive Umstellung. Weil Vastic genau jene Position im defensiven Mittelfeld einnahm, die zuvor Säumel inne gehabt hatte. Erst nach 70 Minuten drehte sich die Partie zu Gusten der Österreicher, als Ümit Korkmaz statt Gercaliu kam und Hickersberger auf ein 4-3-3 umstellte – mit Korkmaz links und Harnik rechts als Außenstürmer, Kienast als Stoßstürmer; dahinter Ivanschitz als Zehner, Vastic als Achter und Aufhauser als Sechser.

Vor allem die jugendliche Energie von Korkmaz und das Tempo von Harnik gegen den langsamen Šimunić nagelten die Kroaten hinten fest. Denen war bis dahin alles viel zu leicht gegangen und sie hatten sich selbst eingelullt. Auf die plötzliche Gefahr und den Sturmlauf der bis dahin komplett harmlosen Österreicher reagierten sie mit greifbarer Nervosität, billigen Fehlpässen und einem gehetzten Gesichtsausdruck.

Erst, als Bilić sieben Minuten vor dem Ende mit Vukojević (statt Olić) einen zweiten Sechser brachte und auf ein 4-2-3-1 ging, beruhigte sich die Lage, weil die Sechser nun außen helfen konnten und die Mitte durch Modrić immer noch abgedeckt war. Die Auftaktpartie der Österreicher ging also mit 0:1 verloren, und es blieb die Erkenntnis, dass es 70 Minuten zu lang gedauert hat, bis man sich endlich getraut hat, die Kroaten unter Druck zu setzen.

Deutschland - Polen 2:0 (1:0)

Deutschland – Polen 2:0 (1:0)

Die Polen sind so etwas wie Quali-Experten: Der Weg zu einem Großereignis wird recht souverän bestritten, aber beim Turnier selbst geht nicht viel. Das war 2002 der Gall, 2006 ebenfalls, und 2008 machte da auch keine Ausnahme.

Mit ihrem holländischen Teamchef Leo Beenhakker stellten sich die Polen in ihrem ersten Spiel den Deutschen in einem 4-2-3-1 entgegen, allerdings nicht ohne Flaws. Die Außenverteidiger Golański und Wasilewski machten sehr wenig nach vorne und der auf die Zehn gestellte Jacek Krzynówek ist eher ein Flügelspieler.

Immerhin: Gegen das Mittelfeld-Duo im deutschen 4-4-2, Ballack und Frings, gelang es gemeinsam mit den Sechsern Dudka und Lewandowski, das Zentrum zu kontrollieren und die Deutschen auf die Flügel zu zwingen. Dort spielten Podolski links (was zu diesem Zeitpunkt eine komplette Neuheit war) und Fritz ersetzte den nicht ganz fitten Schweinsteiger auf der rechten Außenbahn.

Die Deutschen kontrollierten den Ball, rieben sich aber im Zentrum auf und bekamen überhaupt keinen Zugriff auf den Mittelkreis. Die erste Aktion, in der es doch mal über die Mitte ging, verwertete Podolski zum 1:0 nach zwanzig Minuten. Das Problem mit dem Zentrum blieb aber bestehen. Die Polen wurden zwar (mit einer einzigen Ausnahme nach rund einer halben Stunde) überhaupt nicht gefährlich, aber das zugemachte Zentrum setzte den Deutschen zu – Vorwärts-Läufe von Metzelder sollten immer wieder Abhilfe schaffen, taten das aber nicht wirklich.

Für die zweite Hälfte stellte Beenhakker um, brachte Guerreiro für die Zehn, stellte Krzynówek auf dessen linke Seite und Smolarek ging für den ausgewechselten Żurawski in die Spitze. Mit dem gebürtigen Brasilianer kam merklich Schwung ins Offensiv-Spiel der Polen, auch weil Krzynówek gegen Fritz ganz gut agierte. Löw konterte wenige Minuten später, indem er Schweinsteiger für Fritz brachte – aber weniger für die rechte Seite, sondern eher in eine zentralere Rolle um die Unterzahl dort etwas auszugleichen. Das erforderte im Gegenzug von Lahm, dass er deutlich mehr nach vorne marschierte als zuvor.

Zudem kam mit Schweinsteiger mehr Kampfkraft ins deutsche Spiel und eine zusätzliche Option für Angriffe, die nicht nur über die Flanken gingen. Ehe es ein guter Einsatz des neuen Mannes war, der in der 70. Minute das 2:0 für Deutschland einleitete. Das sicherte den Arbeitssieg der deutschen Mannschaft, aber die Probleme wurden selbst gegen die harmlosen Polen schon angedeutet: Im 4-4-2 fehlt es an Optionen im Zentrum, auch weil Frings ein reiner Zerstörer ist und Ballack in der Gestaltung aus dem Zentrum auf sich alleine gestellt war.

Stand nach dem ersten Spieltag: Deutschland 3, Kroatien 3, Österreich 0, Polen 0.

Kroatien – Deutschland 2:1 (1:0)

Wenn das die biederen Polen schon zumindest kontrollieren können, nützen das die individuell deutlich besseren Kroaten natürlich gnadenlos aus. Bilić stellte Kranjčar als hängende Spitze hinter Olić. Dadurch, dass sich Kranjčar bei Bedarf ins Mittelfeld zurückziehen konnte, war dort ein 3-gegen-2 gegen Frings und Ballack.

Kroatien - Deutschland 2:1 (1:0)

Womit die Kroaten das Zentrum in der Hand hatten und durch die aktiven Außenspieler von den Deutschen nichts befürchte mussten. Vor allem Ćorluka und Srna hatten keinerlei Mühe, auf der anderen Seite ließen sich Lahm und Fritz von den sich sehr gut bewegenden Pranjić und Raikitić oft aus der Position ziehen – so entstand das 1:0 von Srna nach einer Flanke von Pranjić.

Doch nicht nur die deutschen Spieler lieferten eine schwache Performance ab, auch Joachim Löw trug dazu bei. Er brachte für die zweite Hälfte Odonkor statt Jansen, dafür ging Lahm nach links, Fritz nach hinten und Odonkor auf die rechte Mittelfeld-Seite. Ein Komplett-Flop – denn Odonkor konnte kaum Bälle halten. Konnte sein Tempo nicht ausspielen, weil er erstens zu hoch stand und zweitens nie steil geschickt wurde. Und drittens war Pranjić noch freier als zuvor.

Zudem wurde auch das fragwürdige Positionsspiel der Außenverteidiger im Rücken der offensiven Mittelfeld-Außen nicht besser, so fiel das 2:0 durch Olić nach einer Stunde, weil Rakitić unbedrängt flanken hatten dürfen. Löw stellte wiederum nur innerhalb des Systems um – Gomez raus, Podolski nach vorne, Schweinsteiger rein – und behob das Grundproblem nicht. Ballack rückte zwar auf, aber Frings war mit dem sehr mobilen und gerne auf der Tiefen kommenden Modrić etwas überfordert.

Zwar fiel zehn Minuten vor Schluss der Anschlusstreffer durch Podolski. Doch schoss sich Löw mit seiner dritten Umstellung endgültig ins Knie: Kuranyi kam (für Fritz), es wurde auf ein 4-3-3 mit drei klaren Stürmern umgestellt, und Odonkor musste auf die LV-Position. Dort war dieser aber dermaßen verunsichert, dass es da wieder vermehrt Gefahr gab – während die Kroaten hinten nun mit einer Fünferkette (Knežević war für Kranjčar gekommen) das 2:1 über die Zeit schaukelte. Und am Ende sogar einer mehr war, weil Schweinsteiger nach einer Tätlichkeit die rote Karte sah.

Eine verdiente Niederlage für Deutschland in einem der wenigen Spiele, dass Jogi Löw komplett vercoacht hat.

Österreich - Polen 1:1 (0:1)

Österreich – Polen 1:1 (0:1)

Nein, eine Offensiv-Taktik gegen Polen werde es nicht geben. Nein, Ümit Korkmaz wird nicht von Beginn an spielen. Ja, es wird wieder genauso ultra-vorsichtig angelegt wie gegen Kroatien. Pepi Hickersberger verscheißerte mit seinen Aussagen im Vorfeld der Partie nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Leo Beenhakker, denn der stellte Żewłakow auf die linke Abwehr-Seite, um dort auf Harnik aufzupassen, dafür mit Bąk und Jop zwei robuste, aber langsame Innenverteidiger gegen Linz.

Zudem trug er seiner Mannschaft auf, mit einer extrem hohen Verteidigungslinie zu spielen, um die Österreicher, wenn sie sich schon hinten einigelten, wenigsten mit Manpower zu überfahren. Was für ein grandioser Fehler das war! Hickersberger schickte ein seltsames Mittelding aus 4-3-3 und 4-2-4 auf’s Feld, in dem Linz und Harnik zentraler agierten, Ivanschitz tendenziell von der linken Seite kam. Und in dem die hohe Linie der Polen höchst offensichtlich bloßgestellt wurde – weil Jop fürchterlich spielte, Wasilewski mit Korkmaz nicht mitkam, Żewłakow keine Ahnung hatte, wen er decken sollte, und man daraus auch nicht lernte.

Zumindest nicht, ehe Harnik und Leitgeb diverse Male im Rücken der Abwehr alleine auf Boruc zugelaufen waren, es aber immer irgendwie geschaffte hatten, den Ball nicht im Tor unterzubringen. Und bis Roger Guerreiro, den Beenhakker diesmal auf die Zehn in seinem 4-2-3-1 stellte, völlig entgegen des Spielverlaufs zum 1:0 für Polen traf. Dabei stand er zwar meterweit im Abseits, aber das Tor zählte.

Die Polen reagierten auf den unverhoffte Führung gut: Zum einen zogen sie ihre Vertedigungslinie 30 bis 40 Meter zurück, zum anderen setzten sie den jeweils ballführenden Österreicher unter Druck, sodass das ÖFB-Team erst mal gar nicht dazu kam, sich schnell zu erholen und sofort zurück zu schlagen. Zudem stellte Beenhakker für die zweite Hälfte seine Viererkette um, nahm den inferioren Jop raus und brachte mit Golański einen gelernten Linksverteidiger. Somit stand auch die Abwehr besser, Korkmaz kam kaum mehr durch und die Fehlpässe im österreichischen Aufbau häuften sich.

Daran änderte sich auch nichts, als Vastic für Ivanschitz kam – der 39-Jährige war unsichtbar, schlug schreckliche Ecken, noch schrecklichere Freistöße und war eigentlich ein untragbarer Zustand – und auch nicht, obwohl mit Kienast (für Linz) ein Stürmer kam, der die Bälle besser halten konnte. Die Polen standen tief, machten die Räume eng; raubten den Österreichern so deren größter Stärke (dem Tempo) und förderten deren größte Schwäche (Spielgestaltung gegen einen defensiven Gegner) zu Tage. Die Maßnahme, Passgeber Säumel statt des Zerstörers Aufhauser zu bringen, war ein Schritt in die richtige Richtung, aber es brauchte einen Elfer in der Nachspielzeit, um doch noch zum Ausgleich zu kommen. Referee Webb ahndete ein Trikotvergehen von Bąk an Prödl, Vastic verwertete eiskalt. Die einzige gelungene Aktion des Oldies, aber sie rettete das 1:1 und damit die Chance auf das Viertelfinale.

Stand vor dem letzten Spieltag: Kroatien 6, Deutschland 3, Österreich 1, Polen 1.

Polen - Kroatien 0:1 (0:0)

Polen – Kroatien 0:1 (0:0)

Die Kroaten waren indes bereits fix Gruppensieger, weswegen Slaven Bilić gegen Polen die Reservisten ran ließ. Was aber nicht bedeutete, dass diese locker ließen. Im Gegenteil, vor allem Vukojević  und Porkivač im zentralen Mittelfeld machten komplett zu.

Beenhakker ließ mit Murawski einen zusätzlichen Mann für das offensive Mittelfeld ran, dahinter spielte der grimmige Lewandowski als alleiniger Sechser; Dudka ging in die Innenverteidigung. Was aber alles nichts daran änderte, dass das Spiel der Polen zu langsam und zu umständlich von Statten ging. Da Lewandowski keiner für die Spieleröffnung ist, standen Murawski und Guerreiro alleine gegen Vukojević  und Porkivač, da gab es kein Durchkommen.

Und weil mit Wasilewski und Wawrzyniak auch die Außenverteidiger nicht genug Dampf nach vorne machten um die Flügelspieler Łobodziński und Krzynówek zu unterstützen, hatte Kroatien keine groben Probleme. Im Gegenteil, vor allem Danijel Pranjić zeigte große Spielfreude, hinterlief Rakitić oft und legte auch das Siegtor von Rakitić kurz nach der Pause auf.

Beenhakker versuchte für die zweite Halbzeit, das Passspiel im Mittelfeld zu stärken, indem er Lewandowski aus dem Spiel nahm, Dudka nach vorne zu und Kokoszka neu für die Verteidigung brachte, und tatsächlich merkte man nun schon, dass das Mittelfeld einen sichereren Eindruck machte. Aber dennoch: Chancen konnte man sich bis zum Schluss keine herausspielen. Eine Qualitätsfrage; bei Kroatien machte auch die B-Elf einen guten Eindruck, bei den Polen fand man eben kein Rezept. Darum ist die eine Mannschaft Gruppensieger, die andere Gruppenletzte.

Österreich – Deutschland 0:1 (0:0)

Österreich - Deutschland 0:1 (0:0)

Nein, großgewachsen sind die österreichischen Offensiv-Kräfte nicht. Mertesacker und Metzelder in der deutschen Abwehr aber schon. „Soll ich jetzt sagen“, sagte Hickersberger vor der Partie, „Komm, Ümit, nimm deiner Leiter mit auf’s Feld?“ Ob er es tat, ist nicht überliefert. Korkmaz spielte aber. Genau wie Harnik – und Hoffer statt Linz in der Zentrale.

Überhaupt war das System ziemlich un-österreichisch. Mit einem astreinen 3-4-3 lief Österreich auf. Als Folge einer Reihe von Überlegungen, die allesamt Sinn machten. Hinten standen also Stranzl, Hiden (statt des gesperrten Prödl) und Pogatetz in einer Dreier-Kette gegen das Sturm-Duo Klose/Gomez. Im Zentrum kümmerte sich Aufhauser um Ballack, während Ivanschitz den Spielgestalter gab – ausgeglichene personelle Verhältnisse, bei Ballack und Frings war die Aufteilung ähnlich.

Der Clou war aber, dass Garics (rechts) und Fuchs (links) als Wing-Backs sehr hoch agieren konnten, somit einerseits Fritz und vor allem Podolski am Offensiv-Drang hindert konnten. Und andererseits, dass sie die beiden Außenstürmer Korkmaz und Harnik unterstützen konnten, ohne dabei defensiv in Troubles zu kommen, weil ja noch die Außenspieler der Dreierkette absichern konnten. Womit Friedrich und Lahm komplett hinten festegenagelt wurden.

Und weil eh kein Österreicher gegen Merte und Metze ein Kopfballduell holen könnte, durfte Wusler Jimmy Hoffer im Zentrum ran – den langen Kienast behielt Hicke als Joker auf der Bank. Hoffer war zwar extrem nervös, konnte kaum einen Ball stoppen und verstolperte einige gute Möglichkeiten, die Überlegung hinter seiner Nominierung war aber nachvollziehbar.

Nach einem von Gomez – der ein schreckliches Turnier spielte – aus einem Meter vergeben Torchance spielte dann auch nur noch Österreich. „Die Deutschen scheißen sich jetzt in die Hose“, hatte Martin Harnik im Vorfeld etwas gar vollmundig gemeint – der U20-Held von Kanada war zum Zeitpunkt des Turniers immerhin Stammspieler in Bremens Regionalliga-Team – und eine gewisse Verunsicherung war beim DFB-Team durchaus zu spüren. Weil eben wie schon in den ersten beiden Spielen das Mittelfeld-Zentrum neutralisiert wurde und durch die extrem offensiven Außen der Österreicher auf über die Flanken keine Impulse gesetzt werden konnten.

Alleine, die Konsequenz im Abschluss fehlte. Gerade Per Mertesacker machte eine starke Partie und Jens Lehmann war, anders als noch beim Testspiel im Februar ’08, recht sicher. So war Österreich die aktivere Mannschaft, die den Gegner mit einem passenden System erfolgreich bekämpfte, aber zur Halbzeit stand es Null zu Null. Übrigens nicht nur an Toren, sondern auch an Trainern in den Coaching-Zonen: Löw und Hickersberger mussten in der 40. Minute beide auf die Tribüne, weil sich der vierte Offizielle, Damir Skomina, bemüßigt fühlte, sich zwischen den lautstark Anweisungen gebenden Teamchefs etwas wichtig machen zu müssen.

Ein Unentschieden reichte den Deutschen für das Viertelfinale, aber sich auf ein 0:0 zu verlassen war gegen die beherzten Österreich doch etwas riskant. Ehe sich in der 48. Minute das Spiel mit nur einem Sechser rächte und Ivanschitz im Zurücklaufen in einen Defensiv-Zweikampf mit Lahm zu spät kam. Gelb, Freistoß aus 30 Metern – und dieser wurde per Gewaltschuss von Ballack, unhaltbar für Macho, zum 1:0 für Deutschland verwertet.

Letzte halbe Stunde

Der ein halbes Jahr nach diesem Spiel an Krebs verstorbene Peter Persidis, der nun in Vertretung von Hickersberger die Geschicke auf der Bank leitete, stellte nach einer Stunde um. Er löste die Dreierkette auf, brachte die Ballverteiler Säumel und Leitgeb statt der Zerstörer Aufhauser und Hiden; zudem stellte er mit Kienast (statt Harnik) nun doch einen Langen in den Strafraum.

Österreich warf mit dem Mut der Verzweiflung alles nach vorne. Garics übernahm die rechte Seite im Alleingang, auf der linken taten Fuchs und Korkmaz ihr möglichstes; dazu war Leitgeb sehr aktiv. Aber bis auf einen Drehschuss von Hoffer, der knapp links am Tor vorbeiging, gab es keine wirklichen Chancen mehr. Ein Spiegelbild des Turniers für das ÖFB-Team: Bemüht, zuweilen durchaus ansehnlich, aber harmlos vor dem Tor.

Am Ende schwanden neben der Hoffnung nach naturgemäß auch die Kräfte. Vor allem Philipp Lahm nützte das vermehrt für Vorstöße, und in der Schlussphase war die deutsche Mannschaft doch die mit den größeren Reserven. Der kurz vor Schluss für den schwachen Podolski gekommene Neuville vergab in der Nachspielzeit noch die Chance auf das 2:0. Aber das machte keinen Unterschied mehr.

Endstand der Gruppe: Kroatien 9, Deutschland 6, Österreich 1, Polen 1.

Österreich belegte am Ende verdientermaßen den dritten Gruppenplatz. Man zeigte sich engagierte und kompakter als das Team aus Polen, das in zweieinhalb Spielen klar schlechter war als der Gegner. Es wurde aus Sicht des Gastgebers nicht die allseits befürchtete Total-Blamage, konditionell war man voll dabei und ab der zweiten Hälfte gegen Kroatien passte auch der Einsatz. Das alles konnte aber nicht über die fehlende Klasse, das fehlende technische Rüstzeug und die fehlende internationale Erfahrung in Teilen der Mannschaft hinweg täuschen.

Das alles zeigten die Kroatien klar am Besten, die zittrige Schlussphase gegen Österreich war der Mannschaft ganz deutlich eine Warnung, das Spiel gegen Polen wurde selbst vom B-Team mit großer Ernsthaftigkeit durchgespielt. Die deutsche Mannschaft zeigte in allen drei Spielen, dass das 4-4-2 mit Frings und Ballack im Zentrum keine Option mehr war, mit der man im Turnier noch viel erreichen hätte können. Darum war der 1:0-Arbeitssieg gegen den Gastgeber auch das letzte Spiel mit dieser Formation. Schon im Viertelfinale gegen Portugal kam die System-Umstellung…

(phe)

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1:4 gegen Koreaner – Hicke out https://ballverliebt.eu/2010/12/11/3473/ https://ballverliebt.eu/2010/12/11/3473/#respond Sat, 11 Dec 2010 21:19:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3473 1:4 gegen Koreaner – Hicke out weiterlesen ]]> Wie erwartet war für Hickersbergers Al-Wahda gegen Seongnam, den südkoreanischen Sieger der asiatischen Champions League, bei der Klub-WM Endstadtion – beim 1:4 hatte die Hicke-Elf im Grunde keine Chance, für die Koreaner geht’s am Mittwoch gegen Inter Mailand. Aus technischen Gründen muss die Analyse leider entfallen, aber eine Formations-Grafik und Video-Highlights gibt’s.

Al-Wahda - Seongnam Ilhwa 1:4

Der Vollständigkeit halber: Al-Wahda wieder mit drei Brasilianern und acht Einheimischen, Seongnam-Trainer Shin Tae-Yong schickte acht Koreaner, einen Kolumbianer, einen Australier und einen Montenegriner auf’s Feld. Torfolge: 0:1 Molina (4.), 1:1 Baíano (27.), 1:2 Ognenovski (30.), 1:3 Choi SK (71.), 1:4 Cho DG (81.).

Highlights:

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3:0 für biederes Hicke-Team https://ballverliebt.eu/2010/12/09/30-fur-biederes-hicke-team/ https://ballverliebt.eu/2010/12/09/30-fur-biederes-hicke-team/#comments Thu, 09 Dec 2010 01:58:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3453 3:0 für biederes Hicke-Team weiterlesen ]]> Josef Hickersberger hat ein WM-Spiel gewonnen! Wenn auch eher deshalb, weil sein Team Al-Wahda beim Auftakt zur Klub-WM technisch besser und cooler vorm Tor war. Denn taktisch flexibler als das biedere Hicke-Team war eindeutig der Gegner aus der Südsee. Zumindest bis zu Al-Wahdas Doppelschlag vor der Pause.

Al-Wahda - Hekari United 3:0

Biedere Viererketten, wenig Ideen im Mittelfeld, Hoffen auf individuelle Genieblitze im Angriff – wer fühlt sich jetzt spontan an das ÖFB-Team in den zwei Jahren vor der Heim-EM erinnert? Die Spielweise von Al-Wahda, Meister in den Emiraten und Gastgeber der Klub-WM in Abu Dhabi, spielt nicht bahnbrechend anders. Kein Wunder, wird sie auch von Pepi Hickersberger betreut, der nach einem kurzen Intermezzo als Teamchef von Bahrain dorthin zurück kehrte, wo er in der letzten Saison als Trainer eben den Titel geholt hatte.

Mit seinem Team, bestehend aus drei Brasilianern (dem Sechser Magrão und den Stürmern Hugo und Fernando Baíano – letzterer holte den Weltpokal 2000 mit Corinthians São Paulo) und acht Einheimischen musste Hickersberger im Auftaktspiel, einer Art Zwergenrunden-Vorausscheidung, gegen Hekari United ran. Dieser Klub aus Papua-Neuguinea hat die Ozeanien-Champions-League gewonnen und sich so für die Klub-WM qualifiziert. Dort spielen im Grunde die besten Südsee-Fußballer: In der Aufstellung gegen Al-Wahda standen je vier Spieler von den Fischi-Inseln und Papua-Neuguinea und drei von den Salomonen.

Natürlich hat keines dieser beiden Teams eine Chance, wenn es gegen die Sieger der fünf starken kontinentalen Klub-Bewerbe geht. Umso wichtiger ist für beide ein Sieg in diesem Spiel, um sein Antreten zumindest halbwegs rechtfertigen zu können. Hickersberger versuchte dies mit einem wie zu Beginn beschriebenen 4-4-1-1, wobei Hugo halblinks eine hängende Spitze gab und Baíano ganz vorne agierte. Alles in allem war die Anlage von Al-Wahda recht statisch. Wie schon dem Österreich unter Hickersberger fehlt es auch dem Al-Wahda unter ihm vor allem an der Fähigkeit, ein Spiel sinnvoll nach vorne gestalten zu können.

Da machten die Südsee-Kicker erstaunlicherweise einen deutlich flexibleren Eindruck. Die Formation von Hekari orientierte sich immer stark an Ballbesitz und Ort des Balles. Wenn Al-Wahda von hinten einen Angriff einleitete, stellten sich dem zwei tief stehende Viererketten in einem 4-4-2 entgegen. Wenn Al-Wahda schon tiefer in die gegnerische Hälfte eingedrungen war, orientierte sich Iniga von rechts eher in die Mitte, wodurch im Zentrum eine Dreierkette stand, um gegen Hugo und Baíano eine Überzahl schaffen zu können.

Hatte Hekari selbst den Ball, stellte sich das Team des salomonischen Trainers Tommy Mana in einem 4-2-3-1 auf: Vorne blieb stets Osea Vaketalesau, der erfolgreichste Torschütze der WM-Qualifikation; unterstützt in der Offensive vor allem von Kema Jack, der sich aus dem offensiven Mittelfeld-Zenturm oft nach vorne oder gerne auf auf die Seiten orientierte, um anspielbar zu sein und das Offensivspiel ankurbeln zu können. Wenn bei Hekari etwas Konstruktiven nach vorne ging, hatte aber zumeist Malakai Tiwa seine Füße mit im Spiel: Der linke Mittelfeld-Mann war sehr fleißig nach vorne, was auch deshalb möglich war, weil er hinter sich mit Koriak Upaiga auch einen Außenverteidiger hatte, der ihm nach Kräften den Rücken frei hielt. Eine solche Hilfe war der wesentlich vorsichtigere RV Abraham Iniga für seinen Vordermann Pita Bolatoga nicht, weswegen der sich wesentlich schwerer tat, Bindung zum Spiel zu finden.

Auf Seiten von Al-Wahda war es genau der Gegenspieler von Upaiga, der die beste Figur machte. Masud Fahad war im rechten Mittelfeld deutlich aktiver, deutlich fleißiger und auch deutlich zielstrebiger als etwa die hängende Spitze Hugo. Auch hier galt: Wenn etwas nach vorne ging, dass über diese Seite. Was aber nichts daran änderte, dass die Spielanlage von Al-Wahda sehr bieder war, von Vorsicht geprägt, die Außenverteidiger nicht mit einbezog und sehr statisch wirkte.

Was man den Wüstensöhnen aber zu Gute halten muss: Vor dem Tor sind sie eiskalt. In der 40. Minute nützte Hugo den kompletten Tiefschlaf in der Hekari-Defensive und drosch völlig freistehend mit mächtig viel Anlauf den Ball zum 1:0 in die Maschen, und noch vor der Halbzeit leitete Fahad – wer sonst – mit einem überragenden Lochpass auf Baíano dessen Tor zum 2:0 vor. Die Führung für Al-Wahda hatte sich keineswegs angedeutet, und dass noch vor der Pause sogar der zweite Treffer gelang, hatte für die Südsee-Kicker natürlich einen Genickbrecher-Effekt.

Denn mit der sicheren Führung im Rücken konnte sich Al-Wahda in der zweiten Hälfte zurücklehnen, hinten die Räume eng machen und Hekari erwarten, ohne selbst wirklich noch etwas für das Spiel tun zu müssen. Beim Team von Hekari zeigten die beiden Gegentreffer deutlich Wirkung. Die Luft war war komplett entwichen, auch in der Kabine konnte Tommy Mana seine Mannschaft offenbar nicht mehr so wieder aufbauen, dass ein Aufbäumen wirklich erkennbar war. Viele Pässe gingen nun ins Nichts, zum letzten Pass – der vor der Pause schon ein Problem war – kam es nun gar nicht mehr. Das Gestalten des Spiels gegen einen tiefer stehenden Gegner haben die Neuguineaner sichtlich auch nicht erfunden.

Nur Fahed hatte Spaß, dort auf seiner rechten Seite. Er narrte zumindest in den Anfangsminuten der zweiten Halbzeit seine Gegenspieler fröhlich weiter. Und was machen gestandene österreichische Trainer mit solchen Spielern? Genau, sie wechseln sie aus. Für Fahed (der in den letzten Minuten vor seinem Abgang allerdings schon Ermüdungserscheinungen erkennen ließ) war der Arbeitstag jedenfalls in der 63. Minute vorbei, für ihm kam mit Jumaa ein weiterer Offensivspieler. Al-Wahda spielte nun souverän die Tatsache aus, dass man dem Gegner aus Ozeanien im balltechnischen Bereich haushoch überlegen war – und als Jumaa in Minute 71 das 3:0 besorgte (nachdem Hekari-Goalie Tamanisau eine Flanke nicht entschärfen konnte), war der Deckel natürlich endgültig drauf.

Fazit: Mit dem Doppelschlag war alles entschieden

Die Mannschaft aus der Papua-Neuguineanischen Hauptstadt Port Moresby zeigte sich, solange es 0:0 stand, zwar recht willig und taktisch flexibel, aber letztlich fehlte es an der Durchschlagskraft und an echten Ideen in der Spielgestaltung. Mit dem Doppelschlag kurz vor der Halbzeit war Hekari erlegt – und fährt somit auch schon wieder nach Hause.

Al-Wahda war zwar recht statisch und die Ideen nach vorne kamen im Grunde nur von Masud Fahed – dem mit sehr viel Abstand besten Spieler auf dem Feld – aber die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und die technische Überlegenheit ermöglichen dem Team von Pepi Hickersberger dennoch einen verdienten Erfolg und somit ein Spiel gegen Asien-Meister Seongnam aus Südkorea. Wo Al-Wahda kaum eine Chance haben wird.

Denn das Niveau dieses Spiels war nicht so, das es zwingend das Prädikat „Klub-WM“ verdienen würde. Den Vergleich mit einer durchschnittlich guten Partie der österreichischen Bundesliga hält das Gezeigte schon eher stand.

(phe)

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