freundschaftsspiel – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 18 Oct 2018 12:54:40 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Forum zu Dänemark – Österreich 2:0 https://ballverliebt.eu/2018/10/17/forum-zu-daenemark-oesterreich-02/ https://ballverliebt.eu/2018/10/17/forum-zu-daenemark-oesterreich-02/#respond Wed, 17 Oct 2018 07:37:37 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15326 Forum zu Dänemark – Österreich 2:0 weiterlesen ]]> Zum Testspiel von Österreich in Dänemark gibt es von unserer Seite leider keine Berichterstattung. Berufliche und private Verpflichtungen haben uns nicht die Zeit gelassen, uns darum gebührlich zu kümmern. (Unterstützt uns bitte, wenn ihr helfen wollt, dass wir uns in Zukunft mehr Zeit nehmen können.)

Dänemark – Österreich 2:0 (1:0)

Auf eine frühere Anregung von unserem User martidas eröffnen wir hier aber gern ein Forum für euch, in dem ihr euch über das Spiel unterhalten könnt. (Nebenbei könnt ihr ja den jüngsten Premier League-Podcast hören.)

Ums für die Zukunft festzuhalten: Österreich spielte bei der (wie wir hören) verdienten 0:2-Niederlage nach dem 4-4-2 gegen Nordirland diesmal im 3-5-2 – zudem personell in einer Variante, die wir wohl so schnell nicht wieder sehen werden.

Strebinger – Hinteregger, Prödl, Dragovic – Ulmer, Schlager, Schöpf, Lazaro – Schaub, Burgstaller, Sabitzer

Hatte das Spiel für euch trotzdem Aussagekraft?

]]>
https://ballverliebt.eu/2018/10/17/forum-zu-daenemark-oesterreich-02/feed/ 0
Kann dieser Fakt Österreichs Sieg gegen Deutschland schmälern? https://ballverliebt.eu/2018/06/05/kann-dieser-fakt-oesterreichs-sieg-gegen-deutschland-schmaelern/ https://ballverliebt.eu/2018/06/05/kann-dieser-fakt-oesterreichs-sieg-gegen-deutschland-schmaelern/#comments Tue, 05 Jun 2018 18:20:13 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=14683 Kann dieser Fakt Österreichs Sieg gegen Deutschland schmälern? weiterlesen ]]> Ich hatte vergangene Woche Klassentreffen, hab deshalb das Spiel zwischen Österreich und Deutschland also erst verspätet in der Zusammenfassung gesehen. Deshalb kann ich über die Leistung des Teams dort gar nicht so viel sagen und will das auch nicht tun (Philipp hat sicher mit allem recht, was er hier geschrieben hat). Aber etwas hat bei mir im Hinterkopf gekribbelt, als ich vom Ergebnis erfuhr.

Das Kribbeln ist lauter geworden, als die erstaunliche Jubeljaulerei der darauffolgenden Tage mir langsam auf die Nerven ging (ein Boulevard-Druckwerk hat sogar dermaßen mit der realen Welt abgeschlossen, dass es das „neue Wunderteam“ ausrief).

Als in Österreich groß gewordener Fußballfan kann ich die Freude über einen Sieg gegen Deutschland nun durchaus nachvollziehen. Als jemand, der versucht einen realistischen Blick auf den heimischen Fußball zu kriegen, habe ich mich aber schon gefragt, ob man irgendwie einschätzen kann, was das nun wirklich wert war.

Und dann erinnerte ich mich, was dieses Kribbeln war. Mein Gedächtnis erinnerte mich daran, dass die Deutschen vor Turnieren öfter nochmal einen kurzen Dämpfer erlitten haben. Also habe ich mir das einmal angesehen.

Seit Jogi Löw im Trainerstab ist (also seit der Ära Klinsmann) hat sich Deutschland auf vier Welt- und drei Europameisterschaften vorbereitet. Die Deutschen haben dabei ein sehr beständiges Muster, in dem zwei oder höchstens drei Testspiele (vor der Heim-WM 2006) unmittelbar vor dem Turnier bestritten werden – wobei eines ungefähr zwei Wochen vor und eines knapp über eine Woche vor dem ersten Bewerbsspiel gespielt werden. Im Normalfall sind die Gegner irgendwas zwischen „kein Topteam“ bis „Jausengegner“.

Schaut man sich die Ergebnisse an, kommt man zu einem erstaunlichen Entschluss: Ausgerechnet kurz vor einer Endrunde ist offenbar die allerschlimmste Zeit, um Fan der Turniermannschaft Deutschland zu sein.

Denn vor diesen sieben Endrunden hat Deutschland – inklusive diesem Spiel gegen Österreich – sechs Mal das vorletzte Testspiel nicht gewinnen können. Deutschland verlor gegen die Schweiz (2012, a) die Slowakei (2016, h) und Österreich (2018, a), remisierte gegen Kamerun, Weißrussland und Japan (jeweils zuhause) und gewann nur gegen Ungarn (2010, auswärts).

Vielleicht heißt das nichts. Man kann immer auch annehmen, dass es Zufall ist, dass Deutschland 85,7% dieser am Papier sehr einfachen Spiele nicht gewinnen konnte (was nur auf 19,3% der Bewerbsspiele zutrifft). Und man kann behaupten, dass es gegen Deutschland immer gleich schwer zu bestehen ist, auch wenn die Zahlen so aussehen:

Und obwohl ich kein bisschen über die konkrete Leistung der österreichischen Mannschaft sagen kann (und auch nicht will), behaupte ich, dass es das Ergebnis durchaus ein bisschen relativiert, dass Deutschland nicht in Bestbesetzung angetreten ist. Und dass es das Ergebnis eben schon auch relativiert, in welcher Phase der Trainingssteuerung Deutschland zu diesem Zeitpunkt gerade war.

Mit den Erwartungshaltungen an das österreichische Team sollte man also vielleicht noch ein bisschen bei Verstand bleiben. Aber freuen kann man sich ja trotzdem.

Fun Fact 1: Auch 2016 musste das vorletzte Testspiel gegen die Slowakei wegen eines Unwetters verspätet angepfiffen werden.

Fun Fact 2: Deutschland gewann in der besprochenen Ära alle abschließenden Testspiele vor den Endrunden. Nur falls jemand daran denkt, am Freitag Geld auf Saudi Arabien zu setzen. Ich würde es eher nicht tun.

Was meint ihr dazu? Her mit eurer Meinung in den Kommentaren.

]]>
https://ballverliebt.eu/2018/06/05/kann-dieser-fakt-oesterreichs-sieg-gegen-deutschland-schmaelern/feed/ 1
Was uns beim wurschtigen Österreich – Niederlande auffiel https://ballverliebt.eu/2016/06/05/oesterreich-niederlande-2016-testspiel-0-2/ https://ballverliebt.eu/2016/06/05/oesterreich-niederlande-2016-testspiel-0-2/#comments Sun, 05 Jun 2016 00:26:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12561 Was uns beim wurschtigen Österreich – Niederlande auffiel weiterlesen ]]> In etwa einer Woche beginnt die EURO 2016. Österreich ist bekanntlich dabei und alle, die Fußball nicht nur jeden zweiten Sommer interessant finden, wissen, was die Mannschaft kann. Deshalb war das letzte Testspiel vor dem Ernstfall gegen die Niederlande am Samstag so spannungsentladen, wie kein anderes Spiel der österreichischen Fußballgeschichte, an das ich mich bisher erinnern konnte.

Die 0:2-Niederlage muss mangels konsequenter Ernsthaftigkeit des Spiels auch niemanden nervös machen. Ja: Es war zum ersten Mal seit dem 0:3 gegen Deutschland im September 2013, dass Österreich kein Tor erzielt hat. Aber die Spieler haben sich sichtbar vor engen Situationen zurückgenommen, um sich nur ja nicht zu verletzen und sich vor allem in der fast komplett wertlosen zweiten Hälfte gelegentlich den ein oder anderen Meter erspart, den sie im Bewerb laufen würden. Wenn man aus dem Spiel etwas lernen will, muss man sich deshalb schon ein bisserl anstrengen. Wir haben uns ein paar Erkenntnisse abgerungen.

Startaufstellung
Startaufstellung – Österreich im bekannten 4-2-3-1/4-4-2-System, die Niederlande in einem 4-2-3-1/4-3-3-Mix.

1. Auch die spielschwächste Innenverteidigung ist kein Beinbruch: Eine der wenigen Positionen über die vielleicht noch Unklarheit herrscht, ist die des zweiten Innenverteidigers neben dem wohl gesetzten Aleksandar Dragovic. Tottenham-Legionär Kevin Wimmer scheint derzeit Kollers letzte Wahl dafür zu sein. Gegen Holland durfte Sebastian Prödl sich beweisen (gegen Malta Martin Hinteregger). Gezeigt hat sich dabei, was man schon wusste: Österreich hat an dieser Position zwar unterschiedliche Stärken und Schwächen, aber in keinem Fall ein nennenswertes Problem.

Dass Hinteregger sicherer mit dem Ball am Fuß ist, hat er auch am Samstag nach seiner Einwechslung schnell bewiesen (er spielte eigentlich fast nur flach und vertikal). Doch obwohl das Duo Dragovic-Prödl das spielerisch wahrscheinlich Schwächste aller möglichen Kombinationen ist, konnte sich auch Prödl immer wieder in den Spielaufbau einschalten. Seine Vertikalpässe waren wesentlich seltener als Hintereggers, dafür sorgten sie fast immer für Gefahr. Nahezu alle Chancen von Österreich liefen über Prödl als eine der letzten Stationen vor dem Abschluss. (Er leitete z.B. in den ersten Minuten zwei Chancen ein, weshalb ihm Janssen beim vierten Versuch doch mal reingrätschte und dafür die Gelbe Karte sah.) Seine Initiative war wichtig, denn da Wijnaldum großteils enge Manndeckung gegen Baumgartlinger spielte, mussten Impulse aus der Abwehr kommen – und vom extrem konservativen und praktisch immer horizontal abspielenden Dragovic kam keiner.

Auch ansonsten hatte Watford-Legionär Prödl sich nichts vorzuwerfen. Die Gegentore entstanden an anderer Stelle (beim 0:1 verlor Dragovic einen wichtigen Zweikampf im Mittelfeld und Klein verzichtete auf Deckungsarbeit im Fünferraum; auch das 0:2 entstand auf der rechten Abwehrsseite) und gewann praktisch alle seine Zweikämpfe.

2. Martin Harnik wird in Frankreich erstmal erste Wahl bleiben: Harnik ist nach einer verkorksten Stuttgart-Saison sichtbar noch nicht in Top-Form, aber er dürfte seinen Startplatz trotzdem nicht verlieren. Marcel Sabitzer bekam gegen die Niederlande seine Chance, war sichtbar um ein Zeichen bemüht war und spielte nicht schlecht, trotzdem kam von ihm und über seine Seite einfach zu wenig, um ein Plädoyer für eine Veränderung der Stammformation in letzter Minute abzuliefern. Und Alessandro Schöpf wurde dort gar nicht erst ausprobiert.

3. Das Koller-Team hat auf eine seiner verlässlichsten Varianten verzichtet: Wann immer man in der Vergangenheit einem guten Mittelfeld gegenüberstand, hatte Österreich die Option zur Hand, mit einem hohen Ball auf Janko Meter zu machen, der dann verlängerte oder ablegte. Darauf hat man gegen die Niederlande ohne ersichtlichen Grund fast vollständig verzichtet. Vielleicht um den noch nicht ganz Match-fitten Janko (eine der noch offenen Hürden) die Ellbogen zu ersparen, die er dabei regelmäßig ins Genick bekommt (was vielleicht auch gegen die extrem sportliche Portugal-Abwehr ein schmerzhaftes Thema werden könnte)? Stattdessen wurde stets versucht, die Bälle flach oder per Kombination nach vorne zu bringen. Auch diese Dinge kann man besser, als es am Samstag zu sehen war, aber klar ist: Diese Selbstlimitierung wird man sich bei der EURO eher nicht auferlegen.

4. Österreichs Standards sind zu harmlos: Man schwärmt gerne davon, wie super Zlatko Junuzovic und David Alaba ihre Freistöße schießen können. Doch im Team klappen die direkten Freistöße schon länger nicht mehr so richtig (falls jemand aus dem Stand weiß, wann das letzte direkte Tor war, bitte posten) und auch indirekte Standards sorgen viel zu selten für Gefahr, geschweige denn Zählbares. Auch gegen die Niederlande konnte man da nichts Erinnerungswürdiges produzieren. Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel deutete Marcel Koller an, dass man da in Frankreich womöglich noch einen Trainingsschwerpunkt setzen wird.

Außerdem lesenswert zur EURO 2016:

]]>
https://ballverliebt.eu/2016/06/05/oesterreich-niederlande-2016-testspiel-0-2/feed/ 7
Alternativ-Österreich unterliegt der Passiv-Schweiz https://ballverliebt.eu/2015/11/18/alternativ-oesterreich-unterliegt-passiv-schweiz/ https://ballverliebt.eu/2015/11/18/alternativ-oesterreich-unterliegt-passiv-schweiz/#comments Wed, 18 Nov 2015 11:13:31 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11868 Einserkeeper Robert Almer, Zlatko Junuzovic, Martin Harnik, Marc Janko und nach 15 Sekunden Sebastian Prödl fielen für Österreich beim Jahresabschluss-Länderspiel gegen die Schweiz aus. So konnte man die Negativ-Serie gegen die Eidgenossen nicht beenden. Teamchef Marcel Koller veranlassten die Ausfälle, um ein wenig zu experimentieren. Zehner Junuzovic, Stürmer Janko und Flügel Harnik wurden durch die Stürmer Marcel Sabitzer und Rubin Okotie sowie Flügel Jakob Jantscher ersetzt. 

Österreich vs. Schweiz 2015: 1:2

In einer zerfahrenen Partie mit vielen Zufallsaktionen ging die Schweiz früh durch eine Fehlerkette in der ÖFB-Defensive in Führung. Özcan setzte einen Abstoß auf den Ball-fordernden Florian Klein etwas kurz an. Der Stuttgarter konnte so nicht den Raum vor sich nutzen, sondern musste zurück auf David Alaba legen und dessen blinde Verlängerung zurück in die vermeintliche Innenverteidigung bediente stattdessen Seferovic. Die Innenverteidiger hatten sich vor dem Abstoß an den Seitenlinien angeboten und waren noch nicht zurück im Zentrum. Und Özcan machte Seferovic den Heber zu leicht. Er kam zu spät aus seinem Tor, um ihn zu verhindern und doch zu früh, um Hinteregger und Dragovic in den Zweikampf kommen zu lassen.

Nicht viel weniger zufällig entstand der umgehende Ausgleich durch Alaba. Der ungefährliche Angriff schien nach einem hektischen Abschluss des spielerisch allgemein schlecht in die Mannschaft integrierten Marcel Sabitzer vorbei, doch ein ungeahndetes Handspiel der Schweizer Innenverteidigung legte Alaba den Ball perfekt zum Abschluss vor die Füße.

Die Spielanlagen waren klar verteilt. Österreich wollte das Spiel machen, die im 4-4-2 abwartenden Schweiz nicht. Und damit hatte Österreich ein gewisses Problem. Im Zentrum blieb Julian Baumgartlinger meist solo zurück, weil David Alaba einen radikalen Freigeist gab. Seine Ausflüge wurden in Abwesenheit von Junuzovic (dem vielleicht unersetzbarsten aller ÖFB-Kicker) aber nicht immer verlässlich abgesichert, da sich Sabitzer an diesem gewohnten, zentralen Dreier-Karussell naturgemäß als Stürmer nicht beteiligte. Im Zentrum entstanden so durch Alabas weite Reisen größere Räume. In diesem alternativen Hybriden aus 4-4-2 und 4-1-3-2 hatte man bei Ballverlust und insbesondere nach der ersten Pressingphase sichtbare Probleme die Kompaktheit zu halten.

Zu spüren war das bei der von Özcan vereitelten Großchance durch Shaqiri (23.). Alaba blieb im Angriff hängen, den Konter hätte (der auch zu riskant vorgerückte) Baumgartlinger allein gegen sechs Gegenspieler im Zentrum absichern müssen. Und da auch die Innenverteidigung zuerst nicht hoch genug herausgerückt war und sich Hinteregger dann aber in Unterzahl in den Zweikampf verwickelte statt sich zurückfallen zu lassen, kombinierten sich die Schweizer zu einem Abschluss, der eigentlich ein Tor hätte sein müssen.

Österreich vs Schweiz 2015: 1:2
Gleich bleibt der österreichische Angriff hängen, die Mannschaft ist auf einen Konter aber überhaupt nicht eingestellt. Özcan verhindert das 1:2.

Österreich konnte kaum Chancen herausspielen. Okotie erzielte nach einem Standard in der 36. Minute zwar das reguläre 2:1, die Schiedsrichter verweigerten ihm aber die Anerkennung. Nur wenige Sekunden später kam ein weiter Ball der Schweiz über das Mittelfeld, wieder ließ sich Hinteregger in einen Zweikampf verwickeln und trabte dann nur langsam wieder nach hinten. Zwar wurde seine Position von Fuchs nachbesetzt, aber genau im Moment von dessen Übergabe des Gegenspielers zurück an Hinteregger flankte Mehmedi unbedrängte von Klein in genau diese Zone und der freie Seferovic überhob Özcan zum am Ende entscheidenden 1:2.

Mit der Hereinnahme von Ilsanker statt Sabitzer zur Pause übernahm Alaba offiziell die Zehnerrolle. Österreich kehrte in ein 4-2-3-1 zurück. Das Spiel funktionierte besser, zu Chancen kam es aber erst nach einer Spielstunde. Österreich drückte im letzten Drittel des Spiels vor allem auf Betreiben von Arnautovic, der selbst zwei Chancen vorfand. Der Stoke-Spieler rückte im Verlauf der zweiten Hälfte zunehmend ins Zentrum und am Ende in den Sturm. Der dann verweiste linke Flügel wurde spät im Spiel vom eingewechselten Debütanten Florian Kainz besetzt (gegenüber hatte schon davor Onisiwo statt Jantscher seine Chance bekommen), Baumgartlinger aus dem Spiel genommen.

Österreich nahm mehr Risiko, die Schweiz blieb mit ein oder zwei Ausnahmen aber sowohl harm- als auch ambitionslos. Das ÖFB-Team wirkte in dieser offensiven Variante sogar besser abgesichert. Hinteregger und Dragovic können fast all ihre Gegner im direkten Duell sehr verlässlich abmontieren, solange die nicht wie in den wenigen positiven Gäste-Aktionen des Spiels in Überzahl kommen – und dafür stand die Schweiz nun zu tief. Der Ausgleich wäre verdient und möglich gewesen, er gelang Österreich aber nicht mehr.

Der Dämpfer kommt zu einem „perfekten“ Zeitpunkt. Er stört niemanden wirklich, muss auch nicht beunruhigen und erinnert doch sanft daran, dass das Team natürlich nicht unverwundbar ist. Österreich verlor zum zweiten Mal in Folge erst im November sein erstes Match. Gelänge das noch ein drittes Mal, wäre der kommende Sommer eine riesige Party im Land.

]]>
https://ballverliebt.eu/2015/11/18/alternativ-oesterreich-unterliegt-passiv-schweiz/feed/ 2
England entschärft Spaniens Breite, siegt dann glücklich https://ballverliebt.eu/2011/11/13/england-entscharft-spaniens-breite-siegt-dann-glucklich/ https://ballverliebt.eu/2011/11/13/england-entscharft-spaniens-breite-siegt-dann-glucklich/#comments Sun, 13 Nov 2011 03:06:53 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6061 England entschärft Spaniens Breite, siegt dann glücklich weiterlesen ]]> Wer sieben Monate vor der Europameisterschaft den amtierenden Welt- und Europameister schlägt, muss auf der Rechnung für den Titel stehen? Abwarten. Aber Englands Leistung am Samstag in Wembley gegen Spanien war in Sachen taktischer Disziplin erste Güte.

England - Spanien 1:0 (1. Hälfte)

Capello ließ seit Team gegen Spaniens 4-3-3 mit einem 4-1-4-1 auflaufen. Parker übernahm den zentralen Mann und damit natürlich eine Schlüsselrolle. In Abwesenheit von Rooney, Ferdinand, Gerrard oder auch Wilshere spielte Phil Jones halbrechts im Mittelfeld, in der Verteidigung stellten Jagielka und Lescott das Zentrum. Kapitän Terry musste auf der Bank Platz nehmen. Bei Spanien war als einzige echte Überraschung Jordi Alba von Valencia auf dem linken Abwehrflügel zu finden. Der 22-jährige hatte gegen Schottland vor einem Monat erst sein Debüt in der Nationalmannschaft gefeiert.

Das englische Spiel war vor fast 90.000 Menschen in London darauf ausgerichtet, hinten die Null zu halten. Wenn man selbst zu Toren kommen wollte, dann vermutlich über Konter über die Seiten – etwa mit dem schnellen Walcott. „Plan“ B waren vermutlich die Standardsituationen, bei denen man naturgemäß immer gefährlich ist. Viele davon gab es nicht, aber eine solche hat schlussendlich den Ausschlag gegeben. Das kann man unter der Kategorie „mitgedachter Zufall“ einordnen. Interessanter war aber die Art und Weise, wie Capello die Furia Roja zähmte.

England schnitt die spanischen Spielverlagerungspässe ab und verdichtete zudem den Raum für das spanische Kurzpassspiel

England versuchte nicht den Ballbesitz an sich zu reißen, sondern erkannte die spanische Überlegenheit in dieser Statistik an. Wohl aber verhinderte man, dass die Iberer das in der gewohnten Form aufziehen konnten. Eine ganz wichtige Rolle spielte Solospitze Bent (bzw. später Welbeck) in diesem Konzept, obwohl er selbst nie aktiv attackierte oder Verteidiger angriff. Der Stürmer von Aston Villa platzierte sich gegen den Ball immer zwischen den beiden Innenverteidigern bzw. in Reichweite eines möglichen Querpasses. Auch an einen hohen Ball über die Breite des Feldes hatte Capello gedacht. Das 4-1-4-1 verschob sich bei Angriffen über die Seiten  zum Ball hin, der am weitesten weg stehende Mittelfeldspieler blieb aber weiter weg – quasi bewusst aus der Formation gerissen – und passte auf die aufrückenden Wingbacks der Spanier auf, die sonst gerne für unschöne Überraschungsmomente bei Verteidigungen sorgen. Mit all diesen gut ineinander greifenden Maßnahmen ließen die Three Lions keine einfache Spielverlagerung zu – ein Mittel das die Spanier gerne nutzen um die Gegner mit dem Zwang zum dauernden, schnellen Verschieben müde zu machen und auf Formationsfehler zu warten.

Das in Kombination mit zwei sehr eng beieinander stehenden Viererreihen (mit der man es auch den technisch beschlagenen Spanier erschwerte, 1 gegen 1-Situationen zu nutzen) und hervorragende Lesefähigkeiten des glänzenden Parker (stellte den Stürmer zu) in der Mitte reichte die meiste Zeit des Spiels über, um die Spanier vom Tor weg zu halten. Eine Gefahr war nur dann gegeben, wenn die Abwehrreihe zu weit aufrückte und der hohe Pass darüber hinweg versucht wurde. Dabei hatten die Briten auch Glück, dass zweimal ein falscher Abseitspfiff ertönte. Erst im Schlussviertel, als beide Teams längst mehrmals gewechselt hatten, kamen die Spanier zu mehr Druck. Da änderten sie dafür sogar das System, gingen mit einem 4-1-3-2 (65. Torres kam für Busquets) mehr Risiko. Das brachte naturgemäß mehr Anspielstationen im Schlussdrittel des Angriffs mit sich, problematischerweise kam man dort aber weiter nur selten hin.

Es war trotzdem auch Pech, dass etwa der Stangenschuss von Villa nicht ins Tor ging. England deutete in dieser Phase auch mehrmals die Kontergefährlichkeit an, Downing (45. für Walcott) und A. Johnson (76. für Milner) konnten die freiwerdenden Räume nutzen. Walcott und Milner hatten besonders vor dem Führungstreffer defensiv alle Hände voll zu tun und viel zu weite Wege um erfolgreiche Konter zu spielen, Bent war in der Spitze einsam auf weiter Flur und ohne Schuld selten fähig den Ball zu halten. In dem Sinn ging Spaniens vermuteter Gameplan auf, den Gegner wie immer möglichst weit vom eigenen Tor weg zu halten.

Fazit

Es war ein Test auf hohem taktischen Niveau, bei dem man aber auf beiden Seiten nicht das Gefühl hatte, dass schon alle Karten aufgedeckt wurden. Capello hat das Spiel der Spanier entschlüsselt und ist konsequent dagegen vorgegangen, brachte aber selbst kein spielerisches Element ein. England hat sich den Sieg deshalb mit schnörkeloser Disziplin erkämpft. Dass man ihn furios erzwungen hat, wird niemand behaupten. Gegen Weltmeister nimmt man was man kriegt. Schon am Dienstag gegen Schweden könnte England zeigen, dass man nach vorne mehr kann. Bis zur Euro muss man es wohl noch verbinden. Für die Three Lions wird einfach das Wissen wichtig sein, dass man auch den Weltmeister an guten Tagen schlagen kann – dafür noch nicht einmal die Bestbesetzung braucht. Zuletzt wurde doch ein größer werdender Pessimismus über die Medien auf der Insel vermittelt. Dieser Erfolg und die neue Kadertiefe werden dagegen helfen.

Und für Spanien? Ein kleiner Stich, eine minimale Ehrenkränkung – mehr nicht. Das könnte wohl sicherstellen, dass man nicht zu zufrieden Richtung EM arbeitet und kommt Del Bosque deshalb vielleicht gar nicht ungelegen. Grund zur Sorge gibt es nicht. Natürlich hätte auch dieses Spiel anders enden können ( das kann man das wohl über jeden ausbleibenden Sieg Spaniens in den letzten Jahren sagen). Die Spanier sind einfach zu gut und variantenreich, um über 90 Minuten völlig ohne Chance zu bleiben. Selbst wenn ein starker Gegner genau weiß, was zu tun ist. Und das ist auch in der Niederlage eine Ansage, die ohnehin niemand mehr braucht. (tsc)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/11/13/england-entscharft-spaniens-breite-siegt-dann-glucklich/feed/ 1
Niederlande – Österreich: Ein Trainingsspiel und drei Lehren https://ballverliebt.eu/2011/02/10/ein-trainingsspiel-und-drei-lehren/ https://ballverliebt.eu/2011/02/10/ein-trainingsspiel-und-drei-lehren/#comments Thu, 10 Feb 2011 02:21:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4031 Niederlande – Österreich: Ein Trainingsspiel und drei Lehren weiterlesen ]]> Obwohl sich Österreich  im Philips-Stadion von Eindhoven redlich abmühte, gab es schlussendlich am Klasseunterschied keinen Zweifel. Das flotte Trainingsspiel zeigte Verbesserungen wie auch Baustellen und lässt für das Qualispiel gegen Belgien alle Möglichkeiten offen.

Niederlande - Österreich (09.02.2011)

Neue Mittelschule

31.000 Zuschauer ergab die offizielle Zählung. Kein Zweifel, das 35.119 Leute fassende Philips-Stadion in der Industriestadt Eindhoven war zum Länderspielauftakt 2011 gut besucht. An dem noch ziemlich frischen Abend lief das Team der Gastgeber im üblichen Orange und einem nominellen 4-2-3-1 auf den Rasen. Die Gäste aus den Alpen kamen im klassischen Schwarz-Weiß-Outfit daher und stellten sich als 4-5-1 (effektiv als 4-1-4-1) auf. Den Underdogs stand eine Formation gegenüber, die zum Großteil aus WM-Teilnehmern bestand, eine B-Elf war wahrlich nicht am Werke.

Didi Constantini musste die Absage von Martin Harnik und Kapitän Marc Janko (ersetzt durch den Führenden der Torschützenliste, Roman Kienast, von Sturm Graz) hinnehmen. Verglichen mit den letzten Aufstellungen war der Einsatz von Stefan Maierhofer als Solospitze somit eine logische Konsequenz. Auch die Besetzung der Abwehr kam wenig überraschend und wie gehabt durfte Fränky Schiemer vor der Viererkette staubsaugen. Ein wenig Experimentierfreudigkeit zeigte DiCo immerhin in der Zentrale: Pehlivan nahm auf der Bank Platz, dafür starteten der Austrianer Julian Baumgartlinger und Neo-Hoffenheimer David Alaba. Die rechte Außenbahn beackerte Zlatko Junuzovic, gegenüber war es Arnautovic.

Die Gäste-Elf begann motiviert, schwungvoll und – man lese und staune – mit Pressing bis zur 2/3-Länge des Feldes. Dem Team allgemein und insbesondere den Bundesligisten Junuzovic und Baumgartlinger war anzusehen, dass sie mit dem Einsatz dieses Druckmittels noch nicht ganz vertraut sind, grundsätzlich gelang es aber, die Oranjes erst einmal zu verunsichern. Die Hausherren agierten besonders zu Beginn des Spiels auch noch betont nachlässig in der Defensive, sodass man das Gefühl bekam, hier könnte etwas drin sein. Und doch war es Liverpool-Legionär Dirk Kuyt, der für die erste Gefahrensituation des Spiels sorgte.

Mainz-Legionär Christian Fuchs rutschte im Zweikampf aus, und so konnte der Blondschopf in den freien Raum der rechten Strafraumseite marschieren. Dort stellte sich Emanuel Pogatetz geschickt ins Abspiel und verhinderte einen potentiell tödlichen Querpass auf Huntelaar. Zwei Minuten später schlief dann die Abseitsfalle – zwischen Prödl und Klein war der Abstand zu groß und beide hatten nicht gut aufgepasst – und der eben erwähnte Schalker war durch. Ein Tor blieb ihm verwehrt, denn Macho entschied das 1-v-1 für sich.

Zögerlich gefährlich

Während die Defensive schon früh Anfälligkeiten zeigte, kombinierte das rotweißrote Mittelfeld gefällig. Weil sich von den holländischen Offensivkräften lediglich Kuyt nennenswert ins Verteidigungsspiel einschaltete, kam man recht flott vor den 16er und verzichtete meist auf Mondbälle auf Maierhofer. Am Strafraum angekommen, fehlte es jedoch an Ideen. Die hintere Reihe – ausgenommen Christian Fuchs – rückte zu langsam nach, insbesondere Florian Klein gab erneut einen extrem biederen AV. Die Achse Alaba-Fuchs-Arnautovic war über die gesamte Spiellänge fast im Alleingang für sämtliche Gefahr verantwortlich.

So verwundert es nicht, dass Alaba mit einem Schuss aus etwa 20 Metern Stekelenburgs Arbeitslosigkeit beendete (12′). Technisch war die Ausführung dabei gelungen, jedoch landete das Leder mangels Präzision in den Armen von Edwin van der Sars Nachfolger als Nationaltorwart. Eine Minute später sorgte eine Attacke von Heitinga an Maierhofer für kurzen, unberechtigten Elferalarm.

Nach einer Viertelstunde beidseitiger, ansehnlicher Pass-Staffeten in Sparring-Geschwindigkeit begann das österreichische Team bereits, seine Pressingbemühungen zu reduzieren. Als direkte Folge blieb den Holländern die Kugel länger überlassen, und als indirekte Konsequenz eines Fehlpasses im Mittelfeld konnte Kuyt sich mit einigem Ballglück an der Toroutlinie an Fuchs vorbeimogeln (18′). Sein Versuch, den Ball aus spitzem Winkel ins Netz befördern, wurde von Macho vereitelt. Nach 20 Minuten wurde die erste Ballbesitzstatistik eingeblendet, und sie sprach deutliche Worte. Oranje führte mit 70:30.

Es mussten 27 Spielminuten verstreichen, ehe Österreich seinen ersten gefährlichen Angriff ablieferte. Arnautovic schickte Alaba an die Seite, und dessen Flanke verfehlte Junuzovic‘ Knopf nicht um viel. David Alaba darf man für seinen heutigen Auftritt ein großes Lob aussprechen. Halbrechts im Mittelfeld aufgeboten, erfüllte der quirlige Deutschland-Legionär die Rolle eines halboffensiven Freigeists. Während Arnautovic heute taktisch ziemlich diszipliniert vorging und sich erst unmittelbar vor dem gegnerischen Strafraum auch in die Breite bewegte, war Alaba im Zentrum, an der linken Aussenbahn und fallweise auch rechts zu finden. Dabei beackerte er das Feld hinter Arnautovic und Junuzovic, rückte gut mit auf, füllte oft die Lücke hinter dem vorstoßenden Fuchs und unterstützte beizeiten auch Schiemer beim Ausputzen. Nicht alles gelang, aber von der flexiblen und prinzipiell gut umgesetzten Spielanlage würde man zukünftig gerne mehr sehen.

Problemkind

Verhindern konnte aber auch er den Rückstand nicht. Die Uhr zeigte die 28. Minute, erneut stach ein Holländer in den Raum zwischen Prödl und Klein, brachte den Ball in die Mitte, wo Sneijder den Doppelpass mit einem sehenswerten Volley über Macho hinweg abschloss. Der österreichische Nationaltorwart stand möglicherweise etwas zu weit vorne, hatte mit einem Tausendguldenschuss (passend für einen Holländer) dieser Art aber auch nicht zu rechnen.

Das Problem waren ohnehin weniger die von Schiemer unterstützten Innenverteidiger, sondern Florian Klein. Das Bemühen kann man auch dem Austrianer nicht absprechen, jedoch zeigte er sich in der heutigen Partie nicht das erste Mal deutlich überfordert. Hauptsächlich ihm ist das Problem der räumlichen Zuordnung in der rechten Außenverteidigung anzulasten. Dies, sowie die fehlende Technik und Schnelligkeit, sorgten also nicht nur für zu viel Freiraum für den Gegner, sondern auch für eine Doppelbelastung von Sebastian Prödl. Aufgrund seines unsicheren Teamkollegen musste der Werderaner oft die Außenbahn mitabsichern, womit wiederum Schiemer und Pogatetz mehr gefordert waren. Für die ohnehin mangelhaft scheinende Aufgabenzuordnung war das natürlich Gift.

Mit der Führung gab sich das Team von Bert van Marwijk erst einmal zufrieden, es folgte eine eher ereignisarme Viertelstunde, in der der Ball zumeist in der Zentrale munter getauscht wurde. Die Wiedereinkehr einer gewissen Nachlässigkeit eröffente zum Ende der Spielhälfte noch einmal Möglichkeiten zum Ausgleich. Die mit Abstand beste Gelegenheit verbriet Schiemer, der eine Kopfballablage des ansonsten recht unsichtbaren Stefan Maierhofer aus wenigen Metern über Stekelenburgs Kasten beförderte (45′).

Ärgerlich und vermeidbar

Die vom ORF-Kommentator prophezeihte Wechselorgie in der Halbzeit blieb aus. Lediglich Innenverteidiger Mathijsen (Wisgerhof) und Torschütze Sneijder (Elia) durften ihren Arbeitstag beenden. Afellay orientierte sich nun mehr in die Mitte, Elia gab nun den Linksaußen. Und prolongierte dort die Problemserie von Flo Klein.

Ein Ferserl des eben genannten, in Folge eines Einwurfs, leitete das 2:0 nur drei Minuten nach Wiederanpfiff ein. Pieters flankte von der Toroutlinie über Macho hinweg, am langen Eck musste Huntelaar nur noch einnicken. Ein Gegentor der Marke „ärgerlich und vermeidbar“, hatte doch der gesamte Abwehrverband kollektiv geschlafen.

Und wieder ließ Oranje die Zügel etwas schleifen. Trotzdem gaben die Gäste erst in Minute 61 wieder ihr Stelldichein. Aus schwerer Bedrängnis heraus spielte David Alaba den Ball quer auf den völlig unbedrängten Junuzovic. Via Fuchs wurde Baumgartlinger bedient, dessen Schuss das kurze Eck nicht gar so weit verfehlte.

Gebremster Junu, gebrochener Klein

Junuzovic durfte wenige Sekunden danach den Gang in die Kabine antreten, für ihn kam Jimmy Hoffer. Der einstündige Auftritt des Austrianers bot wenige Highlights. In Ermangelung von Kleins Mitarbeit war auch er öfter mit Nebenschauplätzen befasst, als ihm lieb war und seine Teilzeitengagements in Offensivaktionen versprühten ebenfalls wenig Glanz. Ein paar Läufe auf seiner rechten Seite kann man ihm zugute halten, „Junu“ hat jedoch schon deutlich bessere Länderspielleistungen geboten. Wenig tröstend, dass es auch seinem Ersatzmann nicht besser erging, der einigermassen hilflos zwischen hängender Spitze und offensivem Mittelfeld hin- und herpendelte.

Noch weniger hilfreich war eine Ballannahme von Klein, der sich beim Abfangen einer holländischen Flanke grob verschätzte und den Ball mit dem Arm stoppte. Auch wenn das schlichtweg ungeschickt und keinesfalls Absicht war, blieb dem deutschen Schiri Brych keine andere Wahl, als auf den Elferpunkt zu deuten. Den fälligen Strafstoß verwandelte Dirk Kuyt gleich zwei mal auf die exakt gleiche Weise, und kürte damit die Gastgeber endgültig zu den Gewinnern (70′).

Nun war auch Constantini aufgefallen, dass Klein heute am Rasen nicht mehr besonders glücklich werden würde. Und so schickte er Yasin Pehlivan aufs Feld, der fortan den Part von Schiemer übernahm, welcher si h nun wiederum Kleins Aufgabengebiet kümmerte. Das funktionierte nicht optimal, war aber kadertechnisch die einzige halbwegs sinnvolle Umstellungsmöglichkeit.

Einsamer Riese

Die komfortable Führung nutzte Bert van Marwijk für Wechsel. Strootman ersetzte Janssen (71′) und feierte sein Debut im Nationaldress. Ruud van Nistelrooy lief wenig später für Huntelaar ein (73′) und last but not least gab auch Luuk de Jong (kleiner Bruder des bei Ajax kickenden Siem de Jong) von Twente Enschede seine Premiere im orangen Trikot (74′).

Die Niederländer probierten sich zwar noch an ein paar Angriffen, unbedingter Wille zum 4:0 war aber nicht vorhanden. Dafür sorgte Maierhofer in einem seiner seltenen Momente für Gefahr im Strafraum, was Wisgerhof nach einem Freistoß von Fuchs zum Anlass nahm, sich höchst tolpatschig um seinen Hals zu hängen. Generell ist zu sagen, dass der riesige Stürmer sich meist unauffällig, aber doch, ins Aufbauspiel integriert hat, in seiner Funktion als Solospitze aber nach wie vor einsam und ineffektiv agiert. Die drei letzten Länderspielelfmeter waren allesamt vergeben worden, mit dem 3:1-Anschlusstreffer beendete Marko Arnautovic den Mini-Fluch (84′). Dann war auch Alabas Arbeitstag vollbracht, Veli Kavlak kam zu einem Kurzeinsatz.

Ein abgefälschter und parierter Schuss von Jimmy Hoffer und zwei von Elia eingeleitete Chancen für Holland beschlossen schließlich die Trainingspartie im Philips-Stadion zu Eindhoven.

Fazit

Drei Lehren gibt es aus diesem freundschaftlichen Länderspiel zu ziehen:

  • Florian Klein ist nicht nationalteamtauglich. Der Austrianer bemüht sich zwar redlich, ist aber sehr fehleranfällig. Unsauberes Stellungsspiel und technische Defizite tragen ihr Übriges dazu bei, dass der 24-Jährige der Verteidigung mehr Komplikationen als Nutzen bringt. Hier sollte DiCo die Augen nach Kaderverstärkungen dringend offenhalten, es sei denn das Garics-Dilemma löst sich wundersamerweise in Luft auf. Die Liste der aussichtsreichen Ersatzleute ist kurz, am ehesten böten sich Tanju Kayhan (Rapid, gelernter AV)  und Jan-Marc Riegler (Ried, eigentlich ein IV) an.
  • David Alaba darf man mehr zutrauen. Der Hoffenheimer Neuzugang hat heute eindrucksvoll bewiesen, dass man ihm spielerischen Freiraum zumuten sollte. Auch wenn nicht alles immer perfekt funktioniert hat – im Großen und Ganzen war sein Auftritt für die Zentrale eine echte Bereicherung.
  • Auch wenn er sich heute besser geschlagen hat: Das Experiment „Solospitze Maierhofer“, ja eigentlich das Experiment „Solospitze“ an sich, ist in der derzeitigen Form schlichtweg gescheitert. Zumindest als hängende Spitze oder sehr offensiv ausgerichteten Mittelfeldspieler braucht es jemanden, der sich ebenfalls im Strafraum aufhält und dort Anspielstation ist als auch Chancen kreieren kann. Eine solche Rolle könnten z.B. Arnautovic (den man an der Seite jedoch zu schmerzlich vermissen würde), Junuzovic oder Kavlak ausfüllen. Langfristig könnte auch Hoffer in Frage kommen. Nur so kann man der Abhängigkeit von Einzelaktionen entrinnen.

Das Spiel war nett anzusehen, beide Mannschaften haben nicht ihr schnellstes Tempo gezeigt. Wenn Oranje aber mal aufgedreht hat, war meist Feuer am Dach. Schon beim nahenden Qualispiel gegen Belgien wird flotter gekickt werden (müssen). Trotz der Lichtblicke und Schattenseiten dieser Partie trägt dieser Fussballabend letztlich wenig zur Prognosenerstellung bei. Ob der Teamchef den Mut hat, Alaba auch am 25. März so einzusetzen und endlich die Offensive umzustellen, wird sich zeigen.

(gpi)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/02/10/ein-trainingsspiel-und-drei-lehren/feed/ 13
Pech, Unvermögen, Verzweiflung https://ballverliebt.eu/2010/11/18/pech-unvermogen-verzweiflung/ https://ballverliebt.eu/2010/11/18/pech-unvermogen-verzweiflung/#comments Thu, 18 Nov 2010 12:26:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3266 Pech, Unvermögen, Verzweiflung weiterlesen ]]> Österreich muss sich im letzten Länderspiel 2010 daheim Griechenland geschlagen geben. Samaras und Fotakis beweisen, dass Effizienz im Zweifelsfall vor Ballbesitz kommt und Langsamkeit keine Tugend ist.

Österreich - Griechenland 1:2 (0:0)
Österreich – Griechenland 1:2 (0:0)

Kein Zweifel bestand allerdings darin, dass Griechenland zwar einen neuen Trainer, aber immer noch die alte Taktik hat. Von Anfang an bewegte sich das 4-2-3-1 mit Solospitze Samaras keinen Milimeter zu weit nach vorne. Überrascht von der eigenen Statik hätte das beinahe zum Führungstreffer Österreichs (auch als 4-2-3-1 unterwegs) geführt.

Nach nicht einmal einer Minute wurde Maierhofer vor dem Strafraum gelegt und Arnautovic traf nur die Mauer. Drei Minuten darauf wurde der Sturmriese zu hart angepackt, diesmal nach einer Flanke im Strafraum. Der Schweizer Schiri Sascha Kever entschied auf Strafstoss.

Zum Elfmeterpunkt trat Geburtstagskind Florian Klein, der statt seiner selbst aber die Gäste beschenkte. Viel zu unplatziert schoß er in die linke Torhälfte, wo Tzorvas ihn abtauchend parierte. Auch für den Nachschuss reagierte der Rechtsverteidiger zu langsam, und so war die Topchance dahin.

Es folgten 10 Minuten fruchtlose Bemühungen Österreichs und solide Verteidigung der Griechen. Bis dann in Minute 16 Torossidis rechts durchbrach, mit dem Stanglpass aber keinen Abnehmer fand. Eine erste Warnung. Im Gegenzug setzte Arnautovic einen Ball aus 20 Metern neben das Tor.

Maierhofer zeigt, was er kann

Die Griechen hatten nun gemerkt, dass Angriffe und schnelle Gegenstösse über Rechts besser funktionieren (Torossidis, Kone). Denn Christian Fuchs bot wie üblich einen sehr offensiv ausgerichteten Linksverteidiger, was geeignet war um ein Loch aufzumachen und die gut spielenden Innenverteidiger mitzubeschäftigen. Der als linker Defensivmann spielende Klein hingegen nahm seine Rolle wahr wie schon beim Belgien-Spiel. Bieder und defensiv, kaum Vorstösse über die Mittellinie. Sein unmittelbarer Gegner war oft der AV Tzavellas, über den die Vorstösse auf der rechten Seite der Griechen meist liefen.

Bei den Griechen spielten also beide Aussenverteidiger wichtige Rollen in der Offensive. Bei Österreich musste die Zentrale mehr rackern. Als Ballverteiler fungierte hier hauptsächlich Junuzovic, sowie die bei Notwendigkeit oft in die Mitte rückenden Kavlak und Arnautovic.

Der eben angesprochene Neo-Bremer hatte nicht seinen besten Tag, zeigte aber neben mehr oder weniger erfolgreichen Technikeinlagen auf teamdienliches Spiel. Gleiches gilt für David Alaba, dem man jedoch die mangelnde Spielpraxis ansah – als Experiment war sein Einsatz durchaus gelungen.  In der Mitte wirbelten Junuzovic und Kavlak. Insbesondere die Achse Junuzovic-Arnautovic war in der ersten Hälfte das bestimmende Element für die rotweißrote Offensive, die oft als 4-3-3 funktionierte.

Es war dann auch der heute überraschend gute Stefan Maierhofer, der vom Schwung auf Links profitierte und nicht, wie schon gesehen, fremdkörperartig vorne herumirrte. Und nicht nur dass, sondern über weite Strecken konnte er allein mit seiner Präsenz die Griechen nervös machen. Einen Freistoss von der linken Strafraumgrenze erreichte er schließlich vor Griechengoalie Tzorvas, welcher daraufhin zu Unrecht reklamierte und vom Schiedsrichter bestätigt wurde. Nach dem verschossenen Elfmeter hätte es spätestens hier 1:0 stehen müssen. Zum Unvermögen gesellte sich nun Pech.

Wenig später hatte Maierhofer gleich zwei Gelegenheiten, für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen. Ein Schuss aus spitzem Winkel verfehlte das lange Eck. Und nachdem ein Fehlpass ihm eine 1 vs 2-Situation bescherte, zeigte er Nerven und vertendelte den Ball.

Führung für die Falschen

Es stand nach wie vor 0:0, es roch aber stark nach einer Führung der Gastgeber im Happel-Oval.

Geruch kann manchmal täuschen. Der in der Pause laut Abmachung für Macho eingewechselte Gratzei musste vier Minuten nach Wiederanpfiff schon hinter sich greifen. Der ebenfalls zur Pause eingewechselte Fotakis war über Rechts erfolgreich und brachte eine Flanke auf Samaras an. Die schlug im kurzen Eck ein, der am falschen Bein stehende Gratzei hatte zudem keine freie Sicht auf den Schützen und demnach auch keine Chance mehr (49′). Auch Florian Klein sah in dieser Szene nicht gut aus, denn er hätte den Torschützen eigentlich decken sollen.

Entgegen des Spielverlaufs, doch der griechischen Spieltradition folgend, führten die Südeuropäer dank ihrer ersten, echten Chance. Fairerweise muss man erwähnen, dass sie seit dem Wiederanstoss auf dieses Tor gedrängt hatten und das österreichische Kickerensemble darauf ganz und gar nicht eingestellt war.

Immerhin, Junuzovic hatte kurz darauf den Ausgleich am Fuss, als er sich nach einem Pass von Fuchs gut löste. Es folgten die Veli-Kavlak-Minuten.

Didi nimmt den Motor raus

Offenbar angespornt vom Rückstand, begann er nun damit, das Spiel nach vorne zu peitschen. Nicht nur durch entsprechende Passarbeit im Mittelfeld, sondern auch durch eigene Vorstöße. Hierzu wich er öfter auf die rechte Seite aus und vernaschte in einem Moment auch mal zwei Gegner.

Es zeigte sich nicht zum ersten Mal, dass die griechische Hintermannschaft mit schnellem Spiel leicht überfordert war.

In Minute 58 hatte Didi Constantini dann den Einfall, den eben groß aufspielenden Kavlak auszuwechseln und anstatt seiner Marc Janko zu bringen. Die Idee war wohl, die Griechen mit einem zweiten, großen Strafraumstürmer hinten noch mehr zu fordern.  Österreich spielte nun ein System, das zwischen 4-1-3-2 nd 4-2-2-2 pendelte.

Der fehlende Kavlak machte sich allerdings bemerkbar. Österreich blieb weiterhin dominierend im Ballbesitz, in den griechischen Strafraum gelang der Ball jetzt aber viel seltener. Über Arnautovic und Junuzovic gelangte er vor den Strafraum, aber nicht weiter. Maierhofer war mittlerweile eine gewisse Müdigkeit anzusehen und marc Janko brauchte seine Zeit um auf Touren zu kommen.

Verzweiflungstat

Es war Christian Fuchs, der das Stalemate vor dem Strafraum löste, in dem er in Minute 67 einen Gewaltschuss aus 25 Metern ins kurze Eck wuchtete. Die Griechen hatten bereits begonnen, sich einzuigeln, und ihr 4-2-3-1 auf ein dichtes 4-3-2-1 umgestellt – mit Samaras als vereinsamte Konterspitze. Dieser Wall wäre ohne dieser erfolgreichen Verzweiflungstat vermutlich nicht knackbar gewesen, denn die Griechen verstehen es, hinten geschlossen zu stehen.

Ein Sieg war wieder machbar, Fuchs rüttelte mit einem Freistoss am Führungstreffer, setzte den Schuss aber zu genau auf Tzorvas.

Maierhofers Müdigkeit war auch dem Teamchef aufgefallen, und so schickte er Roland Linz für ihn auf den Rasen des Happel-Stadions. Auch für den blass gebliebenen Yasin Pehlivan war der Arbeitstag beendet, und der Bad Boy aus Brüssel – Paul Scharner – lief ein. Bei den Griechen ersetzt Fetfazidis Salpingidis.

Wie man die ganz und gar nicht pfeilschnelle Abwehr der Gäste knacken kann, demonstrierte das Team in der 72. Minute. Junuzuovic entkam seinem Gegner auf der rechten Seite und brachte den Ball vor Strafraumhöhe in die Mitte zu Arnautovic. Der zögerte nicht lange und schob weiter für Linz – die Griechen hatten großzügigerweise ein Loch gelassen – der aus kurzer Distanz das Tor nicht traf.

Zweimal schnell, zweimal erfolgreich

Es war dies eine der mittlerweile sehr seltenen, herausgespielten Chancen. Österreich ließ sich vom langsamen Zentralspiel der Griechen einschläfern und agierte mit fortschreitender Zeit wesentlich fehlerhafter. Das Spiel plätscherte in Harmlosigkeit dahin, bis Griechenland wieder in Führung ging.

Mit der zweiten schnellen Aktion gelang den Gästen ihr zweiter Treffer. Ein Angriff der Hausherren wurde im hinteren Mittelfeld abgefangen. Der aufgerückte Tzavellas schickte Samaras. Auf den konzentrierten sich alle drei hinten verbliebenen Defensivleute. Fotakis hatte dementsprechend viel Platz auf der rechten Seite – Fuchs war erst am Rückweg von einem Offensivausflug – und wurde mustergültig bedient. 1:2. (81′)

In Minute 83 war es dann ORF-Kommentator Michael Roscher, der einen gewaltigen Aussetzer fabrizierte. Entgegen aller Tatsachen behauptete er in einer halbpathetischen Motivationsansprache, dass Österreich in Belgien mehrmals einen Rückstand aufgeholt hätte. Nichts gegen das Versprühen von Hoffnung, aber das geht dann doch ein wenig zu weit.

Gratzei verhindert Schlimmeres

Fünf Minuten vor Schluss legte Griechen-Coach Santos erneut den Hebel um. Georgadis ersetzte Christodoulopoulos. Der war dafür gedacht, weiter Konter zu unterstützen und mache es sich im Mittelfeld bequem. Griechenland verteidigte nun ausschließlich und wartete auf die Gelegenheit zum Gegenangriff.

Die sich auch bot, weil Österreichs Spiel in der aufkommenden Hektik zwar immer weiter nach vorne orientiert war, die Ordnung aber zerfiel. Einzig und allein Gratzei ist es zu verdanken, dass sich der Rückstand in den letzten Minuten nicht vergrößerte. Erst parierte er einen Distanzschuss von Karagounis, Sekunden später musste er sich mit einer Abwehr aus wenigen Metern auszeichnen.

Der als allerletzter Joker eingewechselte Jantscher brachte noch einen Pass auf Scharner an und vergab in den letzten Sekunden des Spiels selbst eine Ausgleichschance. Es blieb beim 1:2 und einer Heimniederlage zum Abschluss des Länderspieljahr.

Fazit

Griechenland siegte, weil sie ihre wenigen Chancen gut nutzten und sicher verteidigten. Trotzdem lieferten sie kein Meisterspiel und wären zu schlagen gewesen. Österreich scheiterte zuerst an der Chancenverwertung und im späteren Verlauf an der erzeugung gefährlicher Angriffen, nachdem Constantini die treibende Kraft namens Kavlak aus dem Spiel nahm. Erst gegen Ende, als auch die Griechen langsam müde wurden und das Wechseltriple Jako, Linz und Scharner besser ins Spiel fanden, gelangen wieder brauchbare Vorstöße in den Strafraum.

Florian Klein ist aktuell ein Schwachpunkt in der Defensive, da er als AV sehr wenig nach vorne arbeitet und aktuell nicht das beste Stellungsspiel abliefert. Hier sollte man Alternativen dringend andenken. Oder noch besser, eine Versöhnung mit Garics herbeiführen, der wesentlich moderner agiert als Klein.

Tore wie das 1:2 darf man schlichtweg nicht bekommen, dass sich drei Spieler auf einen Gegner stürzen und einem weiteren somit den Raum öffnen, weist auf ein Kompetenzproblem hin. Es fehlt die Ordnung beim Rückzug.

So muss man sich summa summarum einem Gegner geschlagen geben, der bis auf Kaltschnäuzigkeit heute keine Qualitäten bewiesen hat, mit denen man nicht fertigwerden könnte.

Constantini hat zwar die Offensive mit der Herausnahme von Kavlak spürbar geschwächt, trotzdem war seine trainerische Leistung heute nicht der Hauptgrund für die Niederlage. Das Team war zu Beginn richtig eingestellt. Dem vergebenen Elfmeter und dem zu Unrecht aberkannten Tor von Maierhofer darf man wohl ein, zwei Tränen nachweinen. Doch auch ohne diesen Gelegenheiten, hätte man schon in Halbzeit eins einen Vorsprung erarbeiten können, ja sogar müssen. Der Fehler lag in der Abwehr, die sich an die Harmlosigkeit des griechischen Spiels gewohnt hatte und von zwei schnellen Angriffen zwei mal überfordert war. Die Personalie Klein muss man diskutieren, von Schiemer und Prödl muss man jedoch mehr erwarten.

]]>
https://ballverliebt.eu/2010/11/18/pech-unvermogen-verzweiflung/feed/ 13
Gerechtigkeit und Gastgeschenke https://ballverliebt.eu/2010/08/11/osterreich-schweiz-gerechtigkeit-und-gastgeschenke/ https://ballverliebt.eu/2010/08/11/osterreich-schweiz-gerechtigkeit-und-gastgeschenke/#comments Wed, 11 Aug 2010 21:33:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2554 Gerechtigkeit und Gastgeschenke weiterlesen ]]> Vor 18.000 Zusehern traf Österreich im Wörthersee-Stadion im „Sommerländerspiel“ auf die WM-Teilnehmer und Nachbarn aus der Schweiz. Nach einem 2:1-Holpersieg gegen schwächelnde Dänen und einem 0:1 gegen Kroatien ging die ÖFB-Elf in ihr drittes Länderspiel des Jahres. Für die Schweiz war es die erste Partie nach der WM-Teilnahme, für Österreich wurde es ein weiteres Experiment.

Österreich - Schweiz 0:1

Schlechten Dag erwischt

Bundestrainer Didi Constantini mischte ordentlich durch und versuchte sich mit einem 4-5-1 (real zumeist ein 4-1-4-1) an den Eidgenossen, die nominell ein 4-4-2 aufboten, was sich als 4-1-3-2 mit variabler, hängender Spitze gestaltete (dem 4-1-4-1 also nahe kommend, aber tendentiell offensiver).

Einem fünfminütigen Abtasten folgten erste Gelegenheiten, die sich aber nur aus Standardsituationen ergaben. In der 10. Minute patzte Benaglio vor Pogatetz nach einem weiten Fuchs-Freistoß, es reichte aber nur zu einer Ecke. Kurz darauf bediente Hoffer nach Sololauf Wolf, der den  Ball aber von der Strafraumgrenze in die Ränge beförderte.

Die Schweizer kamen nun langsam aus ihrer Verhaltenheit und hatten einen Defensivschwachpunkt der Gastgeber erspäht. Stocker wirbelte links an Dag vorbei und bediente den freistehenden Yakin. Dem wurde der Winkel aber zu spitz und sein Ball aufs lange Eck rollte vorbei. An der Stange stand Dag, der das Leder zum Abstoß heraus rollen lassen wollte und dabei einen Gegner übersah. Aus dem folgenden Chaos in der Abwehr vermochte die Hitzfeld-Truppe aber kein Kapital zu schlagen.

In der Folge musste sich der heute in Superform agierende Goalie Gratzei auszeichnen. In Minute 23 parierte er einen Derdiyok-Kopfball, den Schiemer zugelassen hatte, zwei Minuten darauf entscheid er eine 1-gege-1-Situation mit Yakin für sich. Pogatetz hatte da gepatzt und generell nicht seinen besten Tag erwischt.

Pausenerkenntnis

Neben Dag, der immer mehr zum Unsicherheitsfaktor der rechten Abwehrseite avancierte, schwächelte nun auch ein weiterer Spieler: Patrick Wolf. Er hatte bis dato ohnehin nicht besonders viele Bälle gesehen, zeigte sich im Vorwärtsspiel aber wenigstens bemüht. Gegen Ende der ersten dreißig Minuten präsentierte sich der Wiener-Neustadt-Kicker als kaum noch vorhanden, nachdem seine Arbeit nach hinten ohnehin bereits mangelhaft war. Das sorgte über die rechte Aussenbahn freilich für noch mehr Last, die nun auf Dag und Pogatetz abfiel und für brenzlige Szenen im Strafraum sorgte, die zumeist vereinte Kräfte zur Klärung benötigten.

Nach einer kurzen „Verletzungspause“ für Jimmy Hoffer, der nach anfänglich gutem Spiel ebenfalls langsam verblasste und immer weniger Ballkontakte hatte, kamen die Schweizer über Stocker noch einmal gefährlich vors Tor. Den unplatzierten Schuss parierte Gratzei aber nur sicherheitshalber.

Es folgten die ersten fünf starken Minuten Österreichs, darunter ein Junuzovic-Weitschuss der Marke „okay“ und ein (schlecht getroffener) Freistoß-Nachschuss von Pogatetz.

In der Halbzeit wechselte Constantini dann – spät aber doch – die drei bisher größten Schwachpunkte aus (Klein kam für Dag, Korkmaz für Wolf und Harnik für Hoffer), was die Offensive in Schwung brachte. Denn mit Beginn der zweiten Hälfte nahm das rot-weiß-rote Heimteam das Heft wieder in die Hand.

Elfer und Latte

Korkmaz bereitete seinen Gegnern einiges Kopfzerbrechen und nahm damit den Druck von der rechten Defensivseite, wo Klein deutlich souveräner agierte als Dag. Auch Harnik wusste sich im Laufe der Zeit besser einzuschalten als Hoffer.

Wiederum zeigte die Schweiz Schwächen bei Standards, Schiemer konnte eine Ecke in der 49. Minute beinahe per Kopf  ins Eck setzen, ein Freistoß-Nachschuss von Fuchs wurde kurz darauf unerwartet lang. 20 Minuten lang gelang den Schweizern keine gefährliche Reaktion, Österreich machte aus der erspielten Dominanz jedoch zuwenig. Erst in der 60. bediente der eingewechselte Padalino die Sturmabteilung mit einem Querpass, Yakin (knapp vorei) und Stocker (sehr knapp vorbei) vermochten daraus aber nichts Zählbares zu machen.

Schließlich hätte ein Gastgeschenk in der 63. Minute die Constantini-Elf erlösen können. Beschenkt wurde das Heimteam allerdings nicht von der Schweiz, sondern vom spanischen Schiri Perez.  Ein leichtes Foul an Harnik, das zudem ausserhalb des 16ers begann, wurde als Elfer gegeben. Fuchs schoß jedoch viel zu unplatziert und ermöglichte Benaglio eine Parade. Der sich daraus ergebende Kopfball für den Schützen traf nur die Latte, es blieb beim 0:0.

Es dauerte weitere sieben Minuten, dann war es Baumgartlinger – der sich einige Male gut in Szene setzte – der Benaglios Können herausforderte. Ein Schuss vom Strafraumeck konnte der eidgenössische Goalie mit Mühe übers Tor lenken, die Ecke blieb harmlos.

Österreich = Spanien?

Hitzfelds Goldhändchen führte schließlich zum Goldtor. Costanzo wurde eingetauscht, für ihn ging Yakin. Wenige Augenblicke später verfehlte Florian Klein eine Klärung und ermöglichte eine gelupfte Vorlage auf den eben Aufgelaufenen. Der ließ aus kurzer Distanz Gratzei keine Chance.

Der Treffer – entgegen des Spielverlaufs der zweiten Häfte – drehte die Verhältnisse am Rasen langsam wieder zugunsten der Schweizer. Nur Harnik eröffnete in der 88., nach einem weiten Fuchs-Zuspiel, noch einmal eine Ausgleichschance – sein Schuß touchierte aber nur leicht die Stange.  Und ich weiß nicht, was den ORF-Kommentator Thomas König da wieder geritten hatte, denn er kam just darauf auf die Idee, Österreich mit Spanien zu vergleichen.

Zur Erinnerung: Spanien hatte im ersten WM-Gruppenspiel die Schweiz fast über 90 Minuten im Griff, schaffte aber gegen eine massierte Defensive den hochverdienten Ausgleich nicht, nachdem Gelson Fernandes die Eidgenossen via Konter in Führung gebracht hatte).

Den Abschluss des Spiels setzte schließlich Inler, der nach Vorlage von Ben Khalifa Gratzei zu einer weiteren Großtat nötigte.

Fazit

Was bleibt ist eine 0:1 Niederlage gegen die Schweiz, die gemessen am Spielverlauf durchaus verdient ist. Die Gäste waren-  über 90 Minuten betrachtet – überlegen und wussten vor allem ihre Überlegenheit wesentlich besser in Gefahr umzuwandeln. Ein Fehlgriff des Schiedsrichters hätte das Spiel anders drehen können, dass dem aber nicht so kam, kann als „gerecht“ betrachtet werden. Positiv zu sehen ist, dass DiCos Wechselpolitik heute durchaus nachvollziehbar und entsprechend erfolgreich war. Insbesondere der Dreiertausch in der Pause stabilisierte das Team enorm.

Negativ ist, dass der Bundestrainer die Niederlage – indirekt aber doch – auf Fuchs verschossenen Penalty schob, was ein weiteres Indiz seiner Kommunikationsunfähigkeit darstellt. Wichtig wäre es, zum nächsten Spiel ein Angriffskonzept zu entwickeln, denn ein solches war nur selten zu erkennen – die Offensive baut noch zu sehr auf spontanen Ideen auf, denn auf ausgereiften Konzepten. Insbesondere hapert es an der Anbindung zwischen Mittelfeld und Sturm, wo viel Geschwindigkeit und Chancenpotential verloren geht. Das Experiment „Patrick Wolf“ ist nicht nur in dieser Hinsicht reif für seine Beendigung. Eine weitere Baustelle ist die Defensive, für die immer noch keine harmonierende Besetzung gefunden wurde.

(gpi)

]]>
https://ballverliebt.eu/2010/08/11/osterreich-schweiz-gerechtigkeit-und-gastgeschenke/feed/ 2
Analyse & Kommentar: Italien – Österreich 2:2 https://ballverliebt.eu/2008/08/20/analyse-italien-osterreich-22/ https://ballverliebt.eu/2008/08/20/analyse-italien-osterreich-22/#comments Wed, 20 Aug 2008 21:32:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=583 Analyse & Kommentar: Italien – Österreich 2:2 weiterlesen ]]> Eine neue Ära hat begonnen. Gegen die Weltmeister aus Italien fand in Nizza Karel Brückners erstes Länderspiel mit der österreichischen Nationalmannschaft statt. Im Vorfeld wurden da natürlich ziemlich große Erwartungen aufgebaut. Wie sich das Ganze dann aber wirklich gestaltet hat, wage ich einmal kurz zu analysieren.

Der tschechische Trainer ließ das ÖFB-Team mit einem ungewohnten 4-1-4-1 auflaufen – mit der Rekordzahl von 10 Legionären.

Ob die Aufstellung bereit Rückschlüsse darüber gibt, was Brückner mit der Mannschaft in Zukunft plant, darf im Moment noch bezweifelt werden. Zum Einen ist mit Ümit Korkmaz ein wichtiger Spieler noch verletzt, der eher in eine andere Formation passen würde, zum anderen kannte Brückner die einzelnen Spieler noch nicht so gut.

Das Spiel war insgesamt nicht besonders gut. Das dürfte der Hitze geschuldet sein, und dass doch einige Spieler auf dem Platz noch nicht richtig oder gar nicht in der Saison drin waren – übrigens nicht nur bei den Italienern.

Trotzdem kamen die Gastgeber zu ein oder anderen Chance. Die aufwändigste Rolle im Österreichischen Spiel kam Paul Schaner zu, der als Vorstopper zwischen den Ketten agierte und alle sich auftuenden Räume schließen sollte. Das erledigte der England-Lgeionär in seinem Comeback ausgezeichnet. Aber die ÖFB-Elf zeigte im horizontalen Verschieben in den Viererketten des Mittelfelds und der Verteidigung so viele Schwierigkeiten, dass das nicht ausreichte. Immer wieder konnten schnelle Seitenwechsel die entscheidende Lücke vor der Verteidigung öffnen.

Freilich ist das auch darauf zurück zu führen, dass es eben ein gänzlich neues System für die Mannschaft war. Insbesondere das Mittelfeld musste sich als Ganzes an neue Rollen gewöhnen. Während Scharner (mit zwei Assists bester Mann am Platz – auch wenn die ORF-Kommentatoren es tunilchst vermieden, das zu sagen) das schnell gelangt, hatten Ivanschitz und Fuchs damit einige Probleme. Die beiden spielten ein grässliches Spiel, fielen mit vielen Fehlern auf und setzten keine Akzente.

Mark Janko mühte sich als alleinige Spitze ordentlich ab, wurde allerdings ziemlich abgeklopft. Sein Tor war das eines Stürmers in toller Form. Etwas glücklich freilich, aber mit dem Mut da aus der Drehung überhaupt draufzuschießen. Die Szene kurz davor war allerdings in meinen Augen kein schlechter Stanglpass von Harnik (der heute bemüht war, aber auch in einem offensiven Vierermittelfeld etwas zu wenig Raum hatte), sondern ein Schritt zu wenig von Janko.

Sein Ersatz Maierhofer konnte nicht überzeugen. Immer wieder musste er von Brückner zum defensiven Mithelfen angefeuert werden. Eine große Chance hat er stümperhaft vergeben (nein, da war kein Foul, sorry Thomas König). Aber man muss ihm wenigstens immerhin zugestehen, dass er weniger Zeit als Janko hatte, um sich zu beweisen.

[ad#bv_test]In der zweiten Hälfte habe ich nach all den Wechseln und Umstellungen ein wenig den Überblick verloren – vor allem aber auch die Lust noch genau zuzusehen. Das Spiel war denkbar unattraktiv, die Aufstellung bei all den Ausfällen für Rückschlüsse längst nicht mehr zukunftsweisend. Einen ganz guten Eindruck hat noch Christoph Leitgeb gemacht, der sich in diesem Jahr aus seiner zeitweiligen Krise anscheinend wieder rausspielen kann.

Dass Manninger sich verletzte (gut gespielt) und Özcan beim Einstand so unglücklich agierte (ansonsten auch gut) war schlussendlich Pech, sonst hätten die Italiener heute noch 120 Minuten lang spielen können und kein Tor geschossen. Alle vier Tore haben also Österreicher geschossen.

Nach dem Spiel ist man irgendwie so klug wie davor: Die besten Leute waren dieselben wie immer. Prödl, Pogatetz, Garics und Scharner. Um eine Pause bettelten Gercaliu, Fuchs und Ivanschitz (der wohl zum letzten Mal Kapitän war).

Insgesamt blieb bei mir der Eindruck, dass Österreich mit einem 4-2-3-1 nach Ümit Kormaz Rückkehr besser bedient wäre. Mit dieser Variante könnten sich die Außenverteidiger besser einschalten und mehr Druck über die Flügel erzeugt werden, während hinten weniger Löcher aufreissen würden.

Kommentar Georg

Wenn ich etwas aus diesem Spiel gelernt habe, dann dass ich nichts gelernt habe. Eine schlüssige Bewertung ließ dieses Spiel mit einer an wichtigen Positionen neu- und umbesetzten Mannschaft gegen wenig motivierte Italiener nicht zu. Das am Ende ein 2:2 steht mag schön sein, verdient ist es nicht. Schon gar nicht, wenn man weiß wie es zustande gekommen ist. Praktisch durchgehend erzeugten die Italiener Druck, schafften aber den finalen Schritt in den Strafraum nicht, oder vergaben ihre Chancen. Im Gegenzug verwertete Österreich dank einem engagierten Pogatetz und einem sonst verloren wirkenden Janko zwei Halbchancen zu Toren. Knapp vor der Pause stand es also 0:2, und keiner wusste so wirklich warum, da es mit dem Spielverlauf absolut gar nichts zu tun hatte.

Ganz speziell das Mittelfeld reagierte zu zögerlich, und in der Abwehr wurde mangelhaft kommuniziert und es fehlte die Organisation. Erschwerend kam dazu, dass einzelne Spieler trotz des für internationale Verhältnisse langsamen Tempos mit ihren Gegnern klar überfordert waren. Das traf z.B. für Fuchs phasenweise, für Gercaliu – der meiner Ansicht nach dringend eine Nationalteampause braucht, bis er sich wieder fängt – über die volle Distanz zu. In Summe gab es das überfällige 1:2 noch vor der Pause, und später den hochverdienten Ausgleich. Dass der Weltmeister von 2006 bei „seinen“ beiden Toren rotweißrote Hilfe benötigte sagt nicht viel aus, spielte doch nicht gerade die A-Formation. Zudem hätte Gilardino den Ball auch ohne Stranzls Intervention im Tor untergebracht. Weh tut da eher der überflüssige Patzer des Debutanten Özcan, dem man es angesichts seiner folgenden Weltklasseparade aber nachsehen kann. Hätte Italien seine Großchancen verwertet – wir hätten mit mindestens 2 Toren Unterschied verloren.

Auch wenn er Janko schon von der taktischen Anlage her vorne ziemlich einsam stehen ließ, rechne ich Brückner durchaus an. dass er ihn und Scharner von Beginn an gebracht hat. Konfus dafür, dass er keine ganze Minute nach Einwechslung von Linz als zweite Sturmspitze die ganze Mannschaft zur Abwehrschlacht nach hinten beorderte.

Hinsichtlich folgender Spiele lassen sich wie gesagt kaum Lehren ziehen. Mit geänderter Formation, neuem Personal und ungewohnter Spielanlage waren keine Wunder zu erwarten. Die werden vermutlich auch in den nächsten 17 Tagen nicht bewirkt werden, doch haben die Kicker dann das eine oder andere Pflichtspiel in ihren Ligen in den Beinen. Ich mag allerdings Brückners Art Interviews zu geben: Eloquent, Lob und Tadel ans Team wohl dosiert, ein bisschen wie der gute Ivica Osim. Auch wenn ich fürs Erste gerne Untertitel dazu hätte.

Frankreich wird, trotz Behalt der Skandalnudel Domenech, heiß auf die WM Quali sein. Die Bleus sind den Fans nach der komplett verpatzten EM einiges schuldig. Es bleibt zu befürchten, dass wir das nachträglich ausbaden werden, ergo rechne ich bestenfalls mit einem Punkt am 6. September. Dafür werden wir nach dem ersten „ernsten“ Match um einiges schlauer sein, hinsichtlich unserer Chancen auf die Endrunde in Südafrika.

]]>
https://ballverliebt.eu/2008/08/20/analyse-italien-osterreich-22/feed/ 4
Österreich – Malta: Taktikbesprechung Tom https://ballverliebt.eu/2008/05/31/osterreich-malta-taktikbesprechung-tom/ https://ballverliebt.eu/2008/05/31/osterreich-malta-taktikbesprechung-tom/#comments Sat, 31 May 2008 01:08:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=182 Österreich – Malta: Taktikbesprechung Tom weiterlesen ]]> Vercoacht nochmal. Einseitiges Flügelspiel auf zwei Seiten.

Für mich hat Teamchef Hickersberger (unter Vorbehalten) das Match gegen Malta genauso „vercoacht“ wie das Dienstagsspiel gegen Nigeria. Die Anfangsvariante mit den Außenspielern im Mittelfeld war vom Gedanken geprägt, dass Leitgeb und Korkmaz auf beiden Seiten ihren Dienst antreten können. Korkmaz begann links, Leitgeb rechts.

(Wenn rechts, wie Blumenau sagt, Ivanschitz sein sollte, dann war der dort so gut wie gar nicht – nominell war es für mich Leitgeb. Sowas ist aber im TV manchmal freilich schwer genau zu sehen.)

Nach den ersten 20 Minuten kam es zu einem Wechsel. Leitgeb ging nach links, Korkmatz nach rechts. Der Effekt: Der zu Beginn noch engagierte aber unsicherer Christoph Leitgeb ließ die linke Seite absterben (wieder, wenn da Ivanschitz hinsollte, war er dort auch nicht und Leitgeb war dann zusätzlich auch noch halbrechts unsichtbar).

Leitgeb gehört einfach nicht auf die Außenbahn (Ivanschitz auch nicht), ist ein waschechter Halbseitler im Mittelfeld und drängt permanent in die Mitte. Korkmaz, links noch ein reger Unruheherd, konnte rechts auch nicht so recht auf Touren kommen.

Logisch wäre es an dieser Stelle für mich gewesen, Harnik für Leitgeb zu bringen und Korkmaz wieder nach links zu schieben. Teamchef Hickersberger entschied sich in der Pause dafür, Korkmaz runter zu nehmen und an seiner Stelle Harnik zu bringen.

Der Grund muss nicht unbedingt Unfähigkeit gewesen sein – eventuell ist die „junge Flügelzange“ wirklich ein Instrument, dass sich Hicke für die Europameisterschaft aufspart. Die Handlungen des Trainers in den letzten beiden Spielen waren jedenfalls zum Teil so wirr, dass ich nicht anders kann, als für mich unerkennbare Motive dahinter zu vermuten.

Als Resultat seines Eintausches begann Harnik das zu tun, was er immer tut. Er war der beste Mann am Platz und beschäftigte die gegnerische Abwehr (gegen Deutschland war seine Auswechslung der Grund, warum die Deutschen sich hinten um nichts mehr kümmern müssten und die Österreicher an deren 16er festnageln konnten). Und erstmals in den beiden Mai-Spielen machte das Team Druck über die rechte Seite. Ganz beeindruckend ist das sogar auf der Spieler-Durchschnittspositionen-Grafik vom Standard zu sehen.


(Bildmontage basierend auf Ausschnitten von derStandard.at)

Rechts passiert dort bis zur 50. Minute gar nichts, dann werden erste Positionen von Harnik eingeblendet – und plötzlich ist da jemand. Krönung dieses schönen Offensiv-Flügelspiels (auch wenn es ein paar Ballkontakte Eingewöhnungszeit brauchte) war nicht nur der herausgeschundene Elfmeter, sondern vielmehr die „U20-Helden“-Kooperation Prödl-Harnik zum 5:1.

Harnik spielte (wie beauftragt) stark nach vorne ausgerichtet – gegen einen Gegner wie Malta verständlich und notwendig, bei der Euro wird er selbstverständlich ein wenig defensiver agieren müssen. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass auch Hickersberger dieses klar gelöste Stammformations-Ticket nicht übersehen konnte.

Die linke Seite verhungerte ohne Korkmaz in der zweiten Hälfte übrigens völlig. Auch das ist ein klares Statement. Wenn es bei der EM nach vorne gehen soll, dann sind diese beiden jungen Spieler unersetzlich. (Was übrigens auch Chefanalytiker Prohaska richtig erkannte.)

Hickersberger reagierte im Spiel weder auf diese Einseitigkeit mit sinnvollen Wechseln (nachdem Korkmaz ausgetauscht wurde, fehlte da auch die Alternative) noch auf das über weite Strecken ideenlose Spiel mit dem Versuch einer taktischen Umstellung. Er versuchte hingegen das 4-4-2-System zu halten und Vastic als echte Spitze einzusetzen, was ebenso leidlich funktionierte, wie die zurückhängende Variante vom Dienstag.

Sollte Vastic bei der EM spielen rate ich zu seiner Beobachtung, wenn ein Angriff läuft. In den meisten Fällen wird er irgendwann einen Haken schlagen um das Spiel zu verlangsamen, aufschauen und dann versuchen sein gutes Auge einzusetzen. Das war Anfang des Jahrtausends internationale Klasse, heute ist es (meiner bescheidenen Meinung nach) zu langsam.

Um bezüglich der Trainerkritik fair zu bleiben: Hickersberger hat nie behauptet, dass es ihm in dieser Partie um einen großartigen Systemtest geht. Das ist (hoffentlic) auch der Grund, warum eine echte klare Linie heute schwer zu erkennen war.

Wenigstens blieben ganz besonders waghalsige Stunts aus. Der arme Jimmy Hoffer musste sich nicht als Libero versuchen. Dessen Leistung war heute übrigens eher mau. Er ist eben weniger der Belagerungs-Stürmer, sondern braucht Situationen in denen er seine Schnelligkeit ausspielen kann. Bei der EM werden die mit Sicherheit häufiger kommen. Hoffer ist die perfekte Ergänzung zur jungen Flügelzange.

Zu meinem Verdruss ließ der Coach zum Ende dann noch die wandelnde Verstandsprovokation Martin Hiden einige Minuten einlaufen. Das ist für mich unverzeihlich. Ich hoffe, das hatte mit seiner „Die Leute, die bei der EM spielen, sollen Praxis bekommen“-Ankündigung nichts zu tun. (tsc)

PS: Weitere Beobachtungen gibt es bei Georg.

]]>
https://ballverliebt.eu/2008/05/31/osterreich-malta-taktikbesprechung-tom/feed/ 5