Bosnien – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 15 Nov 2018 22:47:28 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Schmeichelhaftes 0:0 gegen Bosnien: Abwärtstrend hält an https://ballverliebt.eu/2018/11/15/foda-oesterreich-bosnien/ https://ballverliebt.eu/2018/11/15/foda-oesterreich-bosnien/#comments Thu, 15 Nov 2018 22:26:22 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15392 Schmeichelhaftes 0:0 gegen Bosnien: Abwärtstrend hält an weiterlesen ]]> Mit einer weiteren deutlich unterdurchschnittlichen Leistung erreicht Österreich ein 0:0 gegen Bosnien. Der eher schmeichelhafte Punkt reicht, um sich vor dem letzten Spiel am Sonntag in Nordirland nicht mehr mit Abstiegsängsten herumplagen zu müssen. Er hat aber auch gezeigt, dass keine positive Entwicklung stattfindet. Diese Erkenntnis ist kurz vor dem Ende eines fürchterlichen Länderspiel-Herbstes das eigentlich Besorgniserregende.

Österreich – Bosnien-H. 0:0

Franco Foda setzte wieder auf ein 4-4-2, in dem Florian Kainz versetzt hinter Marko Arnautovic agierte. Alaba spielte tatsächlich einen echten Linksverteidiger, Alessandro Schöpf war vor ihm postiert, Peter Zulj blieb statt des verletzten Florian Grillitsch in der Startformation. Davon abgesehen war es das erwartete Personal.

Robert Prosinecki, Trainer des Teams von Bosnien-Herzegowina, stellte fast das selbe Team auf wie beim 1:0-Sieg über Österreich im September in Zenica, lediglich Ognjen Vranjes kam als Rechtsverteidiger statt Todorovic rein. Das Grundsystem war ein 4-1-4-1, in dem aber Achter Sehic situativ nach vorne rückte, um gemeinsam mit Dzeko die österreichische Spieleröffnung zu stören.

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Keine spielerische Lösung

Wie schon gegen Nordirland war die Spielanlage von Österreich ausgesprochen altbacken. Das machte es den Bosniern leicht, mit relativ simplen Mitteln zu verhindern, dass das ÖFB-Team mit Tempo ins Angriffsdrittel kommt. Die Flügelspieler Schöpf und Lazaro wurden konsequent gedoppelt und so vom Spiel isoliert. Das Trio im Zentrum verstand es ebenso exzellent, schnell Überzahl in Ballnähe herzustellen.

Ohne den verletzten Grillitsch, der sich auf das schnelle Finden und Bespielen von Räumen versteht, war das österreichische Mittelfeld auf verlorenem Posten. Recht früh ließen die Österreicher die Versuche bleiben, sich über das Mittelfeld nach vorne zu arbeiten. Von nun an folgen die Bälle eher über das Mittelfeld drüber, vor allem von Hinteregger (der lange Bälle an sich ganz gut kann).

Wie relativ verwundbar die Bosnier dennoch waren, zeigte die Häufung an Freistößen und Eckbällen, die sie Österreich oft auch aus eher harmlosen Situationen heraus gewährten. Dass diese wiederum (wie schon in den Koller-Jahren) eher mit dem Einfallsreichtum von Feierabend-Mannschaften ausgespielt wurden, war aus österreichischer Sicht wiederum nicht besonders hilfreich.

Bosnien besser im Spiel nach vorne

Die Gäste aus Bosnien-Herzegowina hatten deutliche Vorteile im Spiel nach vorne, obwohl sie in der Ballbesitz-Statistik hinten lagen (46:54). Natürlich hilft es, wenn man einen Sechser wie Miralem Pjanić hat, aber bei allem Respekt: Seine Mitstreiter im Zentrum spielen bei den Suwon Bluewings und bei Middlesbrough.

Auch hier wirkte sich das Fehlen von Grillitsch aus. Denn die Laufwege von Baumgartlinger und Zulj wirkten überhaupt nicht aufeinander abgestimmt, wodurch sich Räume für die Bosnier ergaben. Die Angriffe der Bosnier wurden durch diese Kanäle hindurch auch mit dem nötigen Tempo und der nötigen Konsequenz nach vorne getragen.

Ganz im Gegensatz dazu musste beim ÖFB-Team fast immer das Tempo aus den Angriffen genommen werden, weil kein Mitspieler anspielbar war. Die Laufwege ohne Ball waren, wie schon gegen Nordirland, schlecht. Man konnte den Eindruck gewinnen, es hätte diesbezüglich keine Vorgaben gegeben.

Schlager wirkt wie ein Pflaster

Wie nach Kainz‘ fürchterlicher erster Halbzeit zu erwarten war, musste der Bremen-Legionär in der Kabine bleiben. Xaver Schlager ersetzte ihn direkt. Dem Salzburger liegt die Position hinter der Spitze etwas besser als dem Flügelspieler Kainz, er war auch gleich besser ins Spiel eingebunden. Er stärkte durch etwas tiefere Positionierung das Zentrum und er war ein spürbares Upgrade gegenüber Kainz.

Mehr als ein Pflaster auf einen gröberen Defekt war aber auch er nicht. Und die gefühlte Drangphase zu Beginn der zweiten Halbzeit waren in Wahrheit ein Freistoß in der 48. Minute und ein Freistoß in der 52. Minute. Aus letzterem entwickelte sich der Seitfallzieher-Torschuss von Arnautovic, den Sunjic geschickt und halb versteckt mit dem Ellbogen ablenkte. In Realgeschwindigkeit: Unmöglich zu erkennen.

Höheres Attackieren

In der 55. Minute gab es noch eine Hereingabe auf Schlage und in der 60. Minute einen Konter für Österreich, aber generell änderte sich an der grundsätzlichen Statik des sehr zerfahrenen und auch niedrigem Niveau stehenden Spiels wenig. Das geschah erst mit der Einwechslung von Gregoritsch für den wirkungslosen Schöpf. Dafür ging Arnautovic auf die linke Außenbahn.

Nach diesem Tausch in der 67. Minute nämlich ging Österreich spürbar höheres Risiko. Mit Lazaro rechts, Arnautovic links, Gregoritsch vorne und dem extrem pressingstarken Schlager dahinter versuchte das ÖFB-Team nun, die Bosnier schon in der Eröffnung zu stören und Ballgewinne zu erzwingen. Nur: Die Bosnier ließen sich davon nicht wirklich beeindrucken. Zum einen wurden gewonnene Bälle bei Österreich schnell wieder verschenkt, zum anderen waren die Bosnier defensiv stets gut organisiert. Erstaunlich: Praktisch in keiner dieser Situationen wurde über Sechser Pjanic geklärt.

Außerdem ergaben sich durch den vorgeschoben österreichischen Block Kontergelegenheiten für Bosnien. Die deutlicheren Chancen und die spielerischen Vorteile lagen auch in der zweiten Halbzeit bei den Gästen. Es waren genug Tormöglichkeiten da, um 2:0 oder 3:0 in Front zu liegen und diverse Male mussten Risiko-Tacklings vor der Strafraumgrenze gefährliche Angriffe unterbinden. Dass es beim 0:0 blieb, schmeichelte den Österreichern. Für Bosnien war der Punkt aber völlig ausreichend.

Fazit: Die nächste Ernüchterung

In unserem Podcast zur Vorschau auf dieses Spiel haben wir die Frage gestellt, ob die Darbietungen im Herbst bisher dem wahren Gesicht des Teams unter Franco Foda darstellen. Nach dem schmeichelhaften 0:0 gegen Bosnien kristallisiert sich immer mehr heraus, dass dies tatsächlich so sein dürfte.

Und das ist jetzt völlig von den Resultaten losgelöst. Ein 0:1 und ein 0:0 gegen Bosnien sind für sich keine ultimativen Schandtaten. Nur die Art und Weise, wie diese Resultate zustande gekommen sind – auch das 1:0 mit einer wirklich nicht besonders guten Leistung gegen Nordirland – ist besorgniserregend. Das ist genug, um in einer schwachen B-Liga-Gruppe der Nations League einen hingenudelten zweiten Platz unter drei Teams zu erreichen. Das ist aber deutlich zu wenig, wenn es darum geht, in einer EM-Quali-Gruppe zumindest Zweiter zu werden.

Alaba zeigte auf seiner Bayern-Stammposition ein sehr anonymes Spiel. Zuljs Laufwege waren nicht gut. Kainz war kaum mehr als körperlich anwesend, bei Schöpf war es kaum anders. Lainer und Lazaro bekamen erst nach der Pause ein bisschen Schwung in ihre Seite. Dragovic brachte kaum einen geraden Vorwärtspass zustande. Diese erstaunliche Häufung ist kein Zufall. Einiges kann mit dem Ausfall von Grillitsch erklärt werden. Alles aber nicht.

Nicht jeder ist immer in Topform (wie an diesem Abend der glänzende Torhüter Lindner, der praktisch im Alleingang die Niederlage verhindert hat). Aber wenn praktisch niemand Normalform erreicht, muss sich auch der Trainer die Frage stellen lassen, warum das so war. Der Gegner setzte seine Marschroute gut um, aber Bosnien zeigte auch nichts Ungewöhnliches. Die individuelle Qualität ist okay, aber besser als das ÖFB-Team ist Bosnien auch nicht besetzt.

Dieser Herbst ist eine einzige große Ernüchterung. Wer nach den guten Vorstellungen im Frühjahr glaubte oder hoffte, dass man sich keine Sorgen um die Auftritte in der Nations League machen müsste, wurde eines besseren belehrt. Die Erwartungen für die EM-Quali wurden in den letzten fünf Spielen jedenfalls erfolgreich nach unten geschraubt.

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Österreich und die Entscheidung in der Nations League https://ballverliebt.eu/2018/11/13/oesterreich-und-die-entscheidung-in-der-nations-league/ https://ballverliebt.eu/2018/11/13/oesterreich-und-die-entscheidung-in-der-nations-league/#respond Tue, 13 Nov 2018 21:18:23 +0000 Die Nations League, das Turnier auf das die Welt gewartet hat, geht in die Zielkurve (die Zielgerade gibts dann Mitte nächsten Jahres und Auslaufen tut man dann nochmal ein bisschen später). Für Österreich sind noch alle Chancen gegeben, den Aufstieg in die Gruppe A zu packen – ebenso ist das Horrorszenario des Abstiegs in Gruppe C und Topf 3 der EM-Quali noch nicht ausgeräumt. Was sich Tom und Philipp vor den Spielen gegen Bosnien und Nordirland denken, das erzählen sie in der neuen Folge des Ballverliebt Fußball Podcast. Viel Spaß!

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Erstes Foda-Pflichtspiel: 0:1 und Ratlosigkeit gegen Bosnien https://ballverliebt.eu/2018/09/12/erstes-foda-pflichtspiel-01-und-ratlosigkeit-gegen-bosnien/ https://ballverliebt.eu/2018/09/12/erstes-foda-pflichtspiel-01-und-ratlosigkeit-gegen-bosnien/#comments Tue, 11 Sep 2018 22:46:40 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15216 Erstes Foda-Pflichtspiel: 0:1 und Ratlosigkeit gegen Bosnien weiterlesen ]]> Österreich ist mit einem enttäuschenden 0:1 in die Nations League gestartet. In Bosnien konnte das Team von Franco Foda in dessen erstem Pflichtspiel nicht viel zeigen, das nach Wunsch funktioniert hätte.

Österreich ging wie erwartet mit einem 3-4-3 in die Partie. Die einzige echte Überraschung am Feld war das zentrale Aufgebot von Michael Gregoritsch, der Marko Arnautovic auf den Flügel verdrängte. Wie schon beim Testspiel gegen Schweden interpretierte Arnautovic die Rolle dort ein wenig offenisver als sein Gegenüber am rechten Flügel. Wenn Bosnien aufrückte blieb er eher neben Gregoritsch vorne, während Lazaro mit nach hinten lief.

Bosnien empfing Österreich mit einem 4-1-4-1  in dem Duljevic oder Visca sich immer wieder zurückfallen ließ und die Verteidigungslinie spontan gegen Vorstöße von Lainer und Alaba zu erweitern.

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Pressing ohne Abstimmung

Das ÖFB-Team begann die Partie mit dem Versuch, den Gegner früh anzupressen. „Das mögen die Bosnier nicht“, war das Mantra. Und immer wieder zeigte sich, dass das tatsächlich stimmt. Die limitierten Gastgeber wussten mit dem Ball unter Druck wenig anzufangen und konnten ihr Spiel nicht aufbauen. Was dem Foda-Team allerdings nicht gelang, war den Ball in diesen Situation auch zu gewinnen um in die Gegenstöße zu kommen. Einzig einmal, als man Todorovic zu einem Abspielfehler zwang, folgte zumindest ein Abschluss (14., Arnautovic aus über zwanzig Metern).

Die mangelnde Effektivität mag daran gelegen haben, dass das Pressing zwar aggressiv, aber im Detail nicht wirklich abgestimmt schien und dadurch doch immer wieder zumindest Notausgänge offen ließ. Insbesondere Gregoritsch schien mit seinen Läufen oft auf verlorenem Posten.

Österreich hatte selbst zu Beginn einige Ansätze für Möglichkeiten, die aber rein über die individuelle Klasse von Arnautovic gespielt wurden. Über einen kontrollierten Aufbau kam man nicht gefährlich vor das Tor. Das laufen zwischen die Linien war zwar in Ansätzen zu sehen, aber darüber hinaus schien das Spiel doch zu fehleranfällig.

Fehlende Alternativen

Im Rückblick ist es leicht zu vergessen, aber trotz allenfalls durchschnittlicher Anfangsphase schien es nach 25 Minuten fast unmöglich, dass Österreich das Spiel verliert. Das ÖFB-Team kontrollierte das Spiel und wackelte nur ganz selten bei bosnischen Verzweiflungsangriffen.

Aber dann kippte das Spiel. „Weiß auch nicht wieso“, sagte der Teamchef im Anschluss beim ORF-Interview etwas ratlos. Plötzlich verloren seine Mannen schon beim Rausspielen aus der Verteidigung und im defensiven Mittelfeld die Bälle.  Einen einfachen, alles erklärenden Grund zu finden, gelang mir auch nicht. Ja, die Bosnier spielten natürlich körperbetont und vielleicht begann das die Österreicher zu irritieren, obwohl die Gegner das von Beginn weg taten.

Aber was auch ein Erklärungsansatz wäre: Die Bosnier ließen ihre Mittelfeldreihe anscheinend etwas höher stehen und dem defensiven Mittelfeld der Österreicher damit weniger Platz. Es konnte nicht mehr so einfach angespielt werden und Zulj und Grillitsch sich nicht mehr so ruhig ihre Optionen aussuchen. Darauf schien die Mannschaft keine Antwort zu haben. Die Unterstützung bei Bällen zwischen die Linien war nicht mehr da, gegebenenfalls waren auch die Außenverteidiger dafür zu hoch aufgerückt und zu weit vom Geschehen entfernt. Auch hier mangelt es an der Detailarbeit.

Ein alternativer Weg nach vorne war nicht zu finden. Einerseits weil die Spieler für hohe Bälle einfach fehlten. In den letzten Jahren ließ sich immer noch ein hoher Ball in Richtung Janko (oder auch Harnik) schlagen, der diesen schon zu verteilen wusste. Diese Option gibt es derzeit im Team nicht. Andererseits wurde auch wenig über ein klassisches Flügelspiel probiert. Alaba und Lainer wirkten in diesem System wie extrem gewöhnliche Spieler und nicht wie Bayern-Star und Europa League-Halbfinalist.

Die aus den Problemen entstandene Verunsicherung ließ die ebenfalls nicht gut spielenden Bosnier aufkommen, die ein paar Tage vorher schon in Nordirland nicht genau wussten, wie sie zu ihrem Sieg gekommen sind. Eine grauenvoll verteidigte Ecke und eine Riesenchance von Dzeko nach Duljevic-Vorarbeit blieben vor der Pause aber ungenützt.

Umstellung zur Pause ohne Wechsel

Foda brachte zur Pause kein neues Personal, aber er reagierte durchaus. Arnautovic rückte nun doch in die Mittelstürmerposition, in der er bei West Ham derzeit brilliert. Gregoritsch spielte hinter Arnautovic in einer Zehnerposition (wo er gegen den Ball einfach zum Manndecker von Pjanic wurde), Lazaro spielte rechts und Zuljs links vom Augsburger, Lainer und Alaba rückten in diese Linie ebenfalls immer wieder mit auf. Grillitsch war nun also der alleinige Mann im defensiven Mittelfeld vor der Dreierkette. Österreich spielte bei Ballbesitz eine Art 3-1-5-1.

Das zeigte tatsächlich Wirkung. Da im Aufbau zwischen den Linien wohl mehr Anspielstationen da waren, trauten sich die Bosnier nicht mehr so hoch zu attackieren- ließen sich sogar vom ballführenden Spieler gelegentlich wegfallen. Die Aufbauspieler (Grillitsch, Hinteregger, Ilsanker) hatten nun wieder Zeit, um das Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Abgesehen von einer haarsträubenden Aktion von Lindner beim gescheiterten Wegboxen einer Freistoßflanke fand Bosnien nicht mehr statt. In dem Sinn war die Umstellung von Foda durchaus geschickt.

Was sie aber nicht korrigieren konnte, war dass Österreich selbst nie den Eindruck vermittelte, dass ein Rädchen ins andere greift. Foda machte nach dem Spiel Fehlpässe und falsche Entscheidungen dafür verantwortlich und natürlich hatten ein paar Spieler sicher auch einfach einen schlechten Tag erwischt. Wenn man es so sehen will, ist es einfach blöd gelaufen.

Ungeglücktes Improvisationstheater

Aber Fehlpässe und falsche Entscheidungen sind oft auch das Ergebnis von mangelnder Detailarbeit in der Vorbereitung – wenn in der Situation deshalb zu oft improvisiert werden muss. Dass das 3-1-5-1 unter Foda bereits einmal gespielt wurde, wäre mir nicht in Erinnerung. Automatismen waren nicht zu erkennen und Ratlosigkeit im Spiel nach vorne machte sich breit.

Eine Zufallsaktion auf Gregoritsch wurde zurecht abgepfifen (64.), ein Lazaro-Distanzschuss war sonst die einzige Möglichkeit der Österreicher (66.). Auch zahlreiche Unsicherheiten von Gegner-Keeper Sehic (wieso Prosinecki bei solchen Alternativen mutwillig auf Begovic verzichtet, weiß man auch nicht) konnten sie nicht nutzen: Arnautovic wurde von einem durchgelassenen Ball völlig überrascht (58.), Lazaro verwertete zwar einen anderen Durchrutscher, davor stand aber Alaba haarscharf im Abseits (70.).

Es funktionierte fast nichts in diesem schmerzlichsten Pflichtspiel seit Jahren – trotzdem schien es wegen der harmlosen Gastgeber aber wieder fast unmöglich, dass Österreich die Partie verliert. Nach 72 Minuten reagierte Foda ziemlich spät auch personell auf die völlig vermurkste Vorstellung und brachte Sabitzer für den überfälligen Gregoritsch.

Die Ratlosigkeit führt zum Gegentor

Ein 0:0 wäre unter diesen Bedingungen okay gewesen. Doch nur ein paar Minuten später kam der Rückschlag. Die Führung für Bosnien war nicht wirklich verdient, aus der Gastgeber-Taktik heraus nicht schlüssig erklärbar und fiel nicht wirklich logisch aus dem Spielverlauf heraus. Das einzige Folgerichtige an diesem Treffer war, dass er aus einer Situation völliger Ratlosigkeit der Österreicher  heraus entstand.

Die Szene ging mit einem fragwürdigen hohen Ball von Hinteregger ins Zentrum los, der kaum einem einstudierten Spielzug entstammen konnte. Arnautovic versuchte das fehlende oder fehlerhafte Konzept (wie schon das ganze Spiel über) mit seinem Ausnahmetalent zu kompensieren und mit der Ferse weiterzuleiten um  irgendetwas aus dieser Vorlage zu retten. Der Ball sprang aber laut Prödl seinem Gegenspieler auf den Arm, was aber weder Kamera noch Schiri erkannte und ein Gegenstoß enstand. Ilsanker attackierte als Innenverteidiger unnötig aggressiv und rutschte an Ball und Gegner vorbei, sodass Prödl in ein Laufduell mit Dzeko musste. Der bei Watford aktuell nicht gesetzte Verteidiger zögerte mit seiner Attacke gegen Dzeko etwas zu lange und Lindner hatte bei dessen Abschluss schließlich keine Chance.

Chaos am Ende

Foda stellte wieder um – und zwar noch mehrmals. Burgstaller kam für Grillitsch und Ilsanker rückte auf die Sechserposition. Österreich spielte ein paar Minuten lang ein bisher ebenfalls nicht gesehenes 4-4-2 mit einer sehr breiten Raute. Dann ersetzte Schaub auch noch Ilsanker und Zulj musste plötzlich auch noch den Solosechser spielen. Am Schluss probierte Foda dann auch noch ein Hail Mary-System mit Prödl im Sturm.  War die Leistung bis dahin schlecht und ratlos, wirkte sie nun auch noch wirr und verzweifelt. Weil Fußball aber chaotisch sein kann und Bosnien alles andere als souverän gespielt hat, kam Österreich trotzdem noch zur großen Ausgleichschance. Schaub kam nach einem Lainer-Cross aber knapp nicht an den Ball.

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Fazit

Wie ein Team das etwas in der ersten Leistungsstufe der Nations League verloren hat, wirkten an diesem Abend beide nicht. Falls Nordirland in Bosnien keinen Punkt holt, braucht Österreich für den Aufstieg drei Siege aus den drei verbleibenden Spielen. Das ÖFB-Team hat von allen Teams der Gruppe das größte Potential. Man muss sich eine dramatische Steigerung erwarten können. Die Vorbereitung unter dem neuen Teamchef war lang und mit guten Ergebnisse hat man sich einigen Kredit erspielt  Aber noch so ein uninspirierter Auftritt und er wäre auch schon wieder verspielt.

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Die Nations League für Dummies und wie Österreich davor drauf ist https://ballverliebt.eu/2018/09/05/die-nations-league-fuer-dummies-und-wie-oesterreich-davor-drauf-ist/ https://ballverliebt.eu/2018/09/05/die-nations-league-fuer-dummies-und-wie-oesterreich-davor-drauf-ist/#respond Wed, 05 Sep 2018 20:37:32 +0000 Viele von euch haben uns gefragt, die neue UEFA Nations League doch noch einmal zu erklären. Deshalb widmen wir uns dieser Aufgabe im neuen Ballverliebt Fußball Podcast.  Spoiler Alert! Es ist alles total einfach, bis es dann kompliziert wird.

Außerdem sprechen wir natürlich über den aktuellen Zustand des österreichischen Fußball-Nationalteams. Österreich spielt in den kommenden Tagen im Test gegen die Schweeeden und im ersten Foda-Ernstfall gegen Bosnien-Herzegowina. Wie die Spieler drauf sind, welche Aufstellungen wir uns dafür erwarten und was wir derzeit schon über die Gegner sagen können hört ihr nur im Podcast!

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Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/ https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/#comments Tue, 31 Mar 2015 21:58:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10931 Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien weiterlesen ]]> Man wurde das Gefühl nicht so wirklich los, dass dieses Spiel für die Legionäre eher eine Fleißaufgabe von mäßiger Relevanz und geringer Konsequenz war. Andererseits konnten sich Spieler aus der österreichischen Liga, die beim 1:1 gegen Bosnien mehr als sonst zum Einsatz kamen, nicht nachhaltig beweisen. Mit dem Resultat gegen den WM-Teilnehmer kann man leben, aber mit dem Spiel nicht so ganz.

Österreich - Bosnien 1:1 (1:0)
Österreich – Bosnien 1:1 (1:0)

Die personellen Wechsel gegenüber der Stammformation hatten auf die Spielanlage Österreichs weniger Einfluss als die gegenüber den letzten Spielen wieder deutlich höhere Positionierung von Zlatko Junuzovic, der oft annähernd auf einer Höhe mit Marc Janko agierte. Etwa beim 5:0 in Liechtenstein war Junuzovic noch deutlich weiter hinten positioniert und verschob vorwiegend horizontal.

Das Loch weder geschlossen noch umspielt

Hier aber kam er wieder seiner Rolle als zweiter Presser gegen die Spieleröffnung nach. Der Umstand, dass Alaba aber oft wieder sehr tief agierte, ließ in Kombination mit Junuzovic‘ sehr hohem Spiel viel Raum im Mittelfeld, in dem es kaum Österreicher gab, aber einige Bosnier. Diese agierten recht passiv, zogen sich in zwei Viererketten zurück und überließen Österreich den Ball.

Dem ÖFB-Team gelang es nicht nachhaltig, das Loch im Zentrum entweder zu schließen oder es zu umspielen. Medunjanin und Hadžić in der bosnischen Zentrale machten die Passwege nach vorne gut zu (dafür machten sie sonst sehr wenig), dazu wurde Arnautovic auf seiner Seite von Mujdža und Vršajević konsequent gedoppelt. Mit Fortdauer des Spiels versuchte Arnautovic immer öfter, nach innen zu dribbeln, eine Belebung für die österreichische Offensive war dies aber nicht.

Probleme im Spielaufbau

Die rechte Seite mit Klein und Sabitzer agierte sehr zurückhaltend, gerade Klein achtete im Zweifel immer darauf, möglichst wenig Risiko zu gehen und eher den Rückwärtsgang einzulegen, kein Wunder, war doch sein Gegenspieler Hajrović durchaus ein Aktivposten im Umschaltspiel. Sabitzer vor ihm fehlte es auch dadurch allerdings merklich an der Bindung zum Spiel.

Das bosnische Forechecking bestand genau aus Pjanić und Džeko, die versuchten, den österreichischen Innenverteidigern die Zeit zum Suchen von Anspielstationen zu nehmen und sie so zu langen Bällen zu zwingen. Es gab bei Bosnien aber keine nennenswerte zweite Pressingwelle, die anderen acht Feldspieler machten eben vorwiegend defensiv die Räume eng.

Die Folge von alledem war ein Spiel, in dem Österreich zwar mehr Ball hatte, aber selten gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Als sowohl Alaba als auch Baumgartlinger aber für einmal beide weit aufrückten, rissen sie sofort die Löcher, die zum Anspiel auf Janko und in der Folge zum 1:0 führten.

Bosnien dreht die Partie

Besser wurde die österreichische Spielgestaltung nach der verletzungsbedingten Auswechslung von David Alaba in der zweiten Hälfte natürlich auch nicht. Zudem baute Bosniens Teamchef Baždarević ein wenig um, brachte einen neuen Linksverteidiger (Sunjic) und einen weiteren Mann für die Mittelfeld-Zentrale (Bešić). So gelang es Bosnien, im Raum um den Mittelkreis nicht mehr nur Österreich zu stoppen, sondern in der Tat dort die Kontrolle über das Spiel zu erlangen.

Natürlich: Fuchs, Alaba, Harnik und Janko waren da nicht auf dem Feld, und das merkte man. Der Wechsel von Harnik für Arnautovic machte da keinen gravierenden Unterschied. Andererseits legte Baždarević nach und brachte mit Štilić (statt Medunjanin) einen frischen Spieler als Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff. Mag der schnelle Ausgleich durch Hajrović in Minute 48 noch ein wenig gegen den Spielverlauf gefallen sein, baute Bosnien in der Folge durchaus Druck auf.

Viele Wechsel

Nicht zuletzt Edin Džeko hätte um ein Haar das 2:1 erzielt. Spätestens ab der 70. Minute aber nahmen die vielen Wechsel (jeweils sechs pro Team) dem Spiel den Fluss und auch den Rhythmus. Generell kann man den beiden Mannschaften, wenn schon nicht Lethargie, dann doch eine gewisse Zurückhaltung im Tempo attestieren. Klar, es war halt doch nur ein Freundschaftsspiel. Dass sich die Bosnier durchaus provozieren ließen und vor allem in der zweiten Halbzeit auch kräftig austeilten, mag aber ein Indiz dafür sein, dass die enttäuschende WM und die noch enttäuschendere EM-Quali durchaus ihren Tribut fordert.

Bemerkenswert ist in der Schlussphase noch gewesen, dass Aleks Dragovic, wie zuletzt vor anderthalb Jahren in Stockholm, für die letzte halbe Stunde auf die Position des Sechsers aufrückte. Das war gut für die defensive Kontrolle, ein Ersatz im Spielaufbau für einen Julian Baumgartlinger ist Dragovic aber nicht.

Fazit: Spieler aus heimischer Liga keine Alternative

Ein echter Schritt nach vorne war dieses Spiel natürlich nicht, dazu passte es auch nicht gut genug in den Kalender. Die größte Erkenntnis ist, dass es Alaba und Baumgartlinger wohl nicht mehr gewohnt sind, dass Junuzovic gar so hoch spielt, das Loch im Mittelfeld war jedenfalls eine erstaunliche Schwäche, die im Juni in Russland auf gar keinen Fall wieder so passieren darf.

Dazu konnte Koller die Gelegenheit nützen, sich mal Spieler wie Djuricin, Suttner und Sabitzer über einen längeren Zeitraum im Team anzusehen. Keiner der drei wird den Teamchef aber nachhaltig beeindruckt haben: Djuricin wird weiterhin (bestenfalls) Stürmer Nummer drei hinter Janko und Okotie bleiben, Suttner (bestenfalls) Linksverteidiger Nummer zwei hinter Fuchs und mit Ulmer als ernsthafter Konkurrenz. Auch Sabitzer war kaum ein Faktor, was aber auch an der fehlenden Unterstützung von Klein lag.

Dass es gerade den Spielern aus der heimischen Bundesliga an Tempohärte fehlt, sprach Koller nach dem Spiel ja auch offen an. Es wird also so bleiben: Im Zweifel wird auch in Zukunft der Legionär spielen. Was auf Sicht für Kevin Wimmer und gegen Martin Hinteregger spricht.

Der zuletzt ja auch in der SportZeitung gesagt hat, gar keine großen Ambitionen zu hegen, Salzburg zu verlassen und mit einer Karriere in Österreich absolut zufrieden wäre. Marcel Koller wird das nicht zu Freudensprüngen veranlasst haben.

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Europas zweite Reihe bei der WM: Von „recht gut“ bis „Katastrophe“ – und mit Luft nach oben https://ballverliebt.eu/2014/07/15/europas-zweite-reihe-von-recht-gut-bis-katastrophe-und-mit-luft-nach-oben/ https://ballverliebt.eu/2014/07/15/europas-zweite-reihe-von-recht-gut-bis-katastrophe-und-mit-luft-nach-oben/#comments Tue, 15 Jul 2014 20:09:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10393 Europas zweite Reihe bei der WM: Von „recht gut“ bis „Katastrophe“ – und mit Luft nach oben weiterlesen ]]> Sie sind die Länder mit den nicht ganz so großen Ligen im Rücken, die Nationalmannschaften, die sich zumeist eher aus Legionären rekrutieren – sie sind Europas zweite Reihe. Die sich mit sehr unterschiedlicher Fortune in Brasilien präsentiert haben. Mit dem Erreichten können manche von ihnen, vor allem Belgien und die Schweiz, durchaus zufrieden sein. Aber was sie alle gemeinsam haben: Sie haben nicht in allen Bereichen ihr Optimum ausgeschöpft.

Belgien: Enttäuschend zum nicht enttäuschenden Ergebnis

Das mit den Belgiern ist so eine Sache. Sie galten als Geheimtipp und sie wurden dann auch Gruppensieger und schieden erst im Viertelfinale knapp gegen Argentinien aus. Eigentlich eine Super-WM für ein Team, das 12 Jahre bei keinem Turnier mehr dabei war. Aber dennoch hatte das Spiel der Roten Teufel, bei allem Talent, immer so ein wenig die Aura von Dienst-nach-Vorschrift, von Uninspiriert- und Biederkeit.

Belgien
Belgien: Das talentierte Team hatte viel Kontrolle in seinen Spielen, aber wenig echten Zug zum Tor.

Marc Wilmots hat eine kompakte Mannschaft geformt, mit einer bärenstarken Abwehr, aber man bekam das eigene Spiel nach vorne selten wirklich gefährlich aufgezogen – dazu fehlte auch so ein wenig das Tempo. Die Außenverteidiger sind umgeschulte Innenverteidiger, die zwar ihr möglichstes machten, aber kein Gegner musste ihre Flanken fürchten.

Auch Marouane Fellaini fehlte aus dem Zentrum heraus die Direktheit und der Zug zum Tor, Eden Hazard wirkte ein wenig überspielt, dazu konnte der als Stamm-Mittelstürmer ins Turnier gegangene Romelu Lukaku überhaupt nicht überzeugen und verlor seinen Platz bald an Neo-Liverpooler Divock Origi. Dries Mertens, der ebenso im Turnierverlauf ins Team rutschte, war noch der mit dem meisten Punch.

So hat Belgien mit dem Viertelfinal-Einzug nicht direkt enttäuscht, aber gemessen an den Erwartungen irgendwie doch zumindest unterwältigend agiert. Was für das Team spricht: Nur eine Stammkraft hat sicher das letzte große Turnier gespielt, bis auf Daniel van Buyten können alle noch mindestens eine WM spielen und auf den Erfahrungen aufbauen.

Schweiz: Zu konservativ für den großen Wurf

Auch noch recht jung ist das Team aus der Schweiz. Auch dieses hat mit dem Achtelfinal-Einzug ein ordentliches Resultat zu Buche stehen, auch dieses verlor wie danach Belgien knapp gegen Argentinien. Und wie die Belgier schafften es auch die Schweizer nicht so richtig, aus einer extrem talentierten Mannschaft auch einen wirklich attraktiven Fußball herauszuholen. Was auch an der konservativen Grundhaltung von Ottmar Hitzfeld liegen mag.

Schweiz
Schweiz: Ein Top-Kader und ein gutes Team, aber nicht so aufregend, wie es hätte sein können.

Denn eine außergewöhnliche Spielanlage oder gar Experimente gibt es bei dem 65-Jährigen nicht. Er verstand es, der Nati ein nicht besonders komplizierte, aber grundsätzlich funktionierende Spielweise einzuimpfen, mit einer klaren Ordenung. Zwei starke Außenverteidiger, ein kampfstarken Sechser, ein guter Passgeber auf der Acht. Nur vorne wollte es nicht so recht flutschen.

Shaqiri startete in den ersten beiden Spielen auf der rechten Seite, tauschte dann jeweils in der Halbzeit mit Granit Xhaka die Plätze, und jedesmal wurde es deutlich besser. Erst im dritten Spiel konnte sich Hitzfeld überwinden, Shaqiri von Beginn an auf die Zehn zu stellen – der Bayern-Spieler dankte es mit drei Toren gegen Honduras.

Auch in der Abwehr zögerte Hitzfeld lange, ehe er sich über die funktionierende Lösung drübertraute. Johan Djourou, der beim HSV eine Katastrophen-Saison gespielt hat, konnte sich der Nibelungentreue von Hitzfeld sicher sein – warum auch immer, schließlich war Djourou auch bei der WM ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Nach der Verletzung von Nebenmann Steve von Bergen gab Hitzfeld aber immer noch nicht dem (von Experten schon vorm Turnier statt Djourou geforderten) Schär die Chance, sondern Senderos – und kassierte beim 2:5 gegen Frankreich die Rechnung.

Erst im dritten Spiel kam Schär, und mit ihm gab es in 210 Spielminuten nur noch ein Gegentor – das in der 118. Minute gegen Argentinien von Di María. Nun übernimmt Vladimir Petkovic für Hitzfeld, der sich nun endgültig in die Fußball-Pension verabschiedet. Der 50-Jährige, der zuletzt Lazio trainierte, übernimmt eine gutklassige Mannschaft, aus der man noch viel herausholen kann. Wenn man sich traut.

Griechenland: Wenig Glanz, aber wieder achtbar

Es ist so eine Sache mit den Griechen. Der praktisch flächendeckend als fußballhistorische Katastrophe aufgenommene EM-Titel von 2004 hängt ihnen noch immer nach. Dabei darf man aber nicht den Fehler machen, Negative Spielweise mit Pragmatismus zu verwechseln. Denn was Fernando Santos bei Hellas spielen lässt, ist nicht mehr der plumpe Destruktivismus der späten Rehhagel-Jahre, sondern einfach jene Spielweise, die am besten zu seiner Mannschaft passt.

Griechenland
Griechenland: Ein Team aus braven Arbeitern: Zusehen macht wenig Spaß, aber wieder einmal wurde die Gruppe überstanden – und das verdient.

Was aber nicht heißt, dass Griechenland immer nur verteidigt. Ganz im Gegenteil. Über weite Strecken des Spiels gegen die Ivorer waren sie die aktivere Mannschaft, was mit dem späten Siegtor und damit dem Achtelfinal-Einzug belohnt wurde. Gegen Costa Rica war man ebenso die fast über die ganzen 120 Minuten, jedenfalls aber in der letzten Stunde mit einem Mann mehr, zuweilen drückend überlegen. Und dass man in Unterzahl gegen Japan darauf schaut, das Spiel zumindest nicht zu verlieren, kann man dem Team schwer zum Vorwurf machen.

Im Grunde war Griechenland aber doch das, was Griechenland halt meistens ist: Eine nicht gerade prickelnde Mannschaft, die aus einer gesicherten Abwehr heraus vor allem dann seine Stärken hat, wenn man schnell und direkt umschalten und die Offensivkräfte die noch offenen Räume bearbeten können. Einen dezidiert kreativen Spieler im Mittelfeld gibt es nicht, es wird Fußball gearbeitet, nicht zelebriert.

Was das griechische Team unter Fernando Santos immerhin in zwei Versuchen zweimal in die K.o.-Phase einer EM bzw. einer WM gebracht hat. Und angesichts der Tatsache, dass der Kader nicht übertrieben alt ist und immer wieder Leute nachkommen – wie die U-19, die vor zwei Jahren Vize-Europameister war – muss damit auch noch nicht Schluss sein, nur weil Santos nach vier Jahren als Teamchef nicht mehr weitermacht.

Kroatien: Unter Wert geschlagen

Schon bitter. So furchtbar viel haben die Kroaten gar nicht falsch gemacht, und doch ging’s nach der Vorrunde nach Hause. Wegen eines erstaunlichen Paradoxons – obwohl man mit Modric und Rakitic zwei Gestalter im Mittelfeld-Zentrum stehen hatte und keinen Balleroberer, war es vor allem die fehlende Durchschlagskraft am Weg nach vorne, die das Aus bedeuteten. Und keine defensive Instabilität, wie man annehmen hätte können.

Team Kroatien
Kroatien: Zweieinhalb Spiele okay bis stark, aber dennoch hat es nicht fürs Achtelfinale gereicht.

Gegen Brasilien hätte man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verloren, wenn nicht der Referee einen Elfmeter gepfiffen hätte, den man nicht hätte pfeifen sollen. Gegen Kamerun nützte man die eklatanten Schwächen des Gegners konsequent aus. Nur gegen Mexiko wurde – vielleicht auch, weil Teamchef Kovac von seinem 4-4-1-1 abging und ein 4-3-3 versuchte, in dem sich das Team merklich nicht sonderlich wohl fühlte – es verpasst, die auf dem Papier bestehenden Stärken auszuspielen.

Weil vorne die hängende Spitze als Anspielstation fehlter – in den ersten beiden Spielen konnten weder Mateo Kovacic noch Sammir da wirklich überzeugen – war man dem mexikanischen Pressing ausgeliefert. Dennoch: Rakitic und Modric haben beide noch zumindest eine WM im Tank, mit Dejan Lovren sollte es auch bald wieder einen Innenverteidiger von Format geben, die meisten Spieler haben noch Steigerungspotenzial.

Wenn man Kovac die Zeit lässt, kann da bei der EM in zwei Jahren durchaus einiges herausschauen.

Bosnien: Zu viel Respekt gezeigt

Die große Stärke in der Qualifikation, die bei Bosnien schon lange überfällig war: Die herausragende Offensive mit dem brandgefährlichen Sturm-Duo Edin Dzeko und Vedad Ibisevic, mit Zvjedzan Misimovic dahinter an der Spitze der Mittelfeld-Raute. So fegte man über die Gegner hinweg – weshalb es schon sehr erstaunlich ist, dass Teamchef Safet Susic in der nicht gerade unüberwindbaren Gruppe mit dem Iran und Nigeria vom Erfolgs-Konzept abwich.

Bosnien
Bosnien: Beim Debüt zu wenig Mut gezeigt und auch etwas Pech gehabt. Da war mehr möglich.

Nicht nur, das er gegen Argentinien und Nigeria Ibisevic opferte und mit nur einer Spitze agierte, nein, auch sonst zeigte Bosnien vor allem im entscheidenden Spiel gegen Nigeria deutlich zu viel Respekt vor dem Anlass und deutlich zu wenig von dem Punch nach vorne, der Bosnien sonst auszeichnet. Die Herangehensweise war zu verhalten, zu langsam.

Natürlich war auch Pech dabei. Pech, dass ein korrekter Treffer gegen Nigeria nicht zählte, Pech, dass Dzeko in der Nachspielzeit den Pfosten traf, Pech, dass Messi eine leblose argentinische Mannschaft im Alleingang rettete, Pech, dass wegen der anderen Ergebnisse das Aus schon vor dem letzten Spiel feststand.

Aber das Vorrunden-Aus alleine am Pech festzumachen, würde zu kurz greifen. Der Abwehr fehlt es an internationalem Format, Misimovic ganz dramatisch am Tempo (noch ein weiterer Grund, warum es keine gute Idee war, ihm eine Anspielstation in der Spitze zu nehmen). Aber es gab auch einen Spieler, der positiv überraschte: Es ist kaum anzunehmen, dass der erst 21-jährige Sechser Muhamed Besic, der Messi an der ganz kurzen Leine hatte, noch lange bei Ferencváros in der sportlich völlig wertlosen ungarischen Liga spielt.

Vieles deutet darauf hin, dass dies eine einmalige, wenn man so will goldene Generation der Bosnier ist, die mit dem nahenden Karriere-Ende von Misimovic bald ihren ersten elementaren Baustein verliert. Wie lange man mit der Taktik auf hohem Niveau Erfolg haben wird, Flüchtlings-Kinder zu finden, die in anderen Ländern gut ausgebildet wurden, wird sich erst zeigen müssen. Die erste Teilnahme und den ersten Sieg bei einer WM kann Bosnien keiner mehr nehmen. Jedoch auch nicht die Gewissheit, dass mehr möglich gewesen wäre.

Russland: Bestenfalls biederer Durchschnitt

Furchteinflößend für die Gegner war das ja nicht von den Russen. Im Gegenteil. Die Auftritte der Sbornaja erinnerten mit einer erschreckenden Ähnlichkeit jener der Engländer vor vier Jahren. Was auch daran liegen mag, dass damals wie heute Fabio Capello der Trainer ist. Bei Österreichs Gruppengegner in der anstehenden EM-Quali stimmte über alle drei Spiele gesehen so gut wie nichts und so schaffte man es sogar in der vermutlich schwächsten Gruppe, auszuscheiden.

Russland
Russland: Weit von vergangener Form entfernt. Bieder, hölzern, harmlos und fehleranfällig.

Torhüter Akinfejev wirkte unsicher und machte teils haarsträubende Fehler. Die Innenverteidigung ist langsam und hüftsteif. Von den Außenverteidigern kommt zu wenig. Für die Position im linken Mittelfeld hatte Capello nur Notlösungen zu bieten. Kurz: Russland war von einer ungeheuerlichen Harmlosig- und Biederkeit.

Es war auch nie erkennbar, wofür diese Mannschaft eigentlich inhaltlich stehen möchte. Es gab kein echtes Pressing, keinen vernünftigen Aufbau, Alibi-Pässe im Mittelfeld. Lichtjahre von dem entfernt, was das russische Team 2008 unter Guus Hiddink zu einer der aufregendsten des Turniers gemacht hat.

Die russische Liga hat aber auch ein ähnliches Problem wie die englische, die Capello ja davor als Rekrutierungs-Becken zur Verfügung hatte, wenn auch nicht so extrem: Annährernd die Hälfte aller Spieler der russischen Liga, in der alle 23 Kader-Spieler unter Vertrag stehen, sind keine Russen – und viele besetzen bei den Klubs auch Schlüsselpositionen.

Anders gesagt: Wenn es bessere Spieler gegeben hätte, wären sie auch mit dabei gewesen. So aber konnte Capello nur Durchschnitt aufbieten, dazu sind nur zwei Stammspieler jünger als 27 Jahre. Sieht mittelfristig nicht so gut für Russland aus.

Portugal: Was schief gehen kann, ging schief

Es war ein ziemlicher Total-Kollaps, den die Portugiesen hingelegt haben – jene Portugiesen, die praktisch in der selben Besetzung vor zwei Jahren beinahe das EM-Finale erreicht hätten. Das ist aber nur in Einzelfällen wirklich Spielern anzulasten, gar beim Teamchef die Schuld zu suchen, wäre eigentlich völlig verkehrt.

Portugal
Portugal

Ob man Pepe im ersten Spiel wirklich ausschließen muss, sei mal dahingestellt, aber besonders intelligent war seine Aktion gegen Thomas Müller in keinem Fall. Nur: Fábio Coentrão schon im ersten Spiel verletzt zu verlieren, dazu mit Almeida (im ersten Spiel) und Postiga (im zweiten Spiel) mit Muskelblessuren nach jeweils 20 Minuten zu verlieren, was will man da machen.

Einen an sich verlässlicher Innenverteidiger, einen sehr guten Linksverteidiger und den Einser-Stürmer schon im ersten Spiel zu verlieren, das dann auch noch 0:4 in die Binsen ging, das verkraftet kein Team. So musste Veloso von der Sechs auf die Linksverteidiger-Position auswandern (wo er sich sichtlich unwohl fühlte), musste der international völlig unerfahrene William Carvalho auf der Schlüsselposition im defensiven Mittelfeld ran, musste der Dritte-Wahl-Stürmer Éder ganz vorne aushelfen. Und zum Drüberstreuen verletzte sich im letzten Spiel auch noch Torhüter Beto.

Derart verunsichert hätte man beinahe gegen die kampfstarken, aber individuell schwach besetzten US-Amerikaner verloren, da half dann auch der abschließende Sieg gegen Ghana nichts mehr. Und natürlich hätte Cristiano Ronaldo mehr zeigen können, aber wenn rund um ihn herum alles einstürzt, kann man das frühe Ausscheiden nicht dem Star von Real Madrid anlasten.

Es war ein Turnier nach dem Motto „Pech gehabt“. Abhaken, nach vorne schauen. Was soll’s.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Juni 2016 in Frankreich

Angesichts der Tatsache, dass sich neben dem Gastgeber noch 23 weitere Mannschaften für die aufgeblähte EM in zwei Jahren qualifizieren, ist anzunehmen, dass die komplette zweite Reihe aus Europa, die in Brasilien dabei war, auch dort dabei sein sollte. Einige davon werden auch sicher eine realistische Chance haben, dort gut auszusehen – vor allem Belgien, Kroatien und Portugal, aber auch die Schweizer.

Allen diesen Teams, den Mid-Majors aus dem alten Kontinent, ist beim Turnier in Brasilien aber eines gemeinsam: Bei allen herrschte Luft nach oben, niemand kann von sich sagen, das spielerische UND das resultatsmäßige Optimum herausgeholt zu haben. Die größten Sorgenkinder unter diesen Teams sind sicher die Russen (die mit Schweden, Österreich und Montenegro eine gemeine Quali-Gruppe haben) und die Bosnier, die wohl schon über dem Zenit sein dürfte (aber in der Gruppe mit Belgien, Israel und Wales kaum Probleme haben dürfte, sich zu qualifizieren).

Und klar ist auch: Viele Teams aus dieser zweiten Reihe sind nicht mehr auf Augenhöhe mit so manchem Vertreter der (vermeintlich) Großen, sondern hat diese schon überholt. Stellt sich nur die Frage, für wie lange.

(phe)

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Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/ https://ballverliebt.eu/2013/03/25/die-tollen-kroaten-die-feinen-bosnier-das-em-gastgeber-duell-und-das-danische-30-in-tschechien/#comments Mon, 25 Mar 2013 00:30:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8517 Die tollen Kroaten, die feinen Bosnier, das EM-Gastgeber-Duell und das dänische 3:0 in Tschechien weiterlesen ]]> WM-Quali kompakt – quasi Häppchen in Form von Kurz-Analysen von der Jagd nach den Startplätzen für Brasilien 2014! Wo Kroatien mit einer aufregenden Mannschaft wahrscheinlich dabei sein werden. Die Bosnier, die Griechenland 3:1 besiegten, mit einem sehr schiefen 4-2-3-1 ebenso. Auch die Ukraine war systematisch schräg unterwegs und gewann auswärts in Polen. Während Dänemark in einem seltsamen Spiel in Tschechien die Chance auf das WM-Ticket wahren konnte!

Kroatien – Serbien 2:0 (2:0). Mandžukić 23, Olić 37.

Kroatien - Serbien 2:0 (2:0)
Kroatien – Serbien 2:0 (2:0)

Schon bei der EM unter Slaven Bilić war das kroatische Team eines der interessanteren des Turniers, und das ist auch unter Nachfolger Igor Štimac so. Er lässt das Team in einem Hybrid aus 4-2-3-1 und 4-4-2 antreten. Der große Rivale Serbien hatte der gewaltigen Klasse dieses Teams auf fast jeder Position nichts entgegen zu setzen.

Einzige Schwachstelle bei Kroatien ist die Innenverteidigung. Ćorluka und der alte Šimunic sind keine Spieleröffner, erstens, und könnten mit internationalen Klasse-Stürmern sicherlich nicht mithalten. Štimac geht aber deswegen keinen Kompromiss im zentralen Mittelfeld ein und stellt eine robuste Absicherung hin – nein, er wählt den Weg mit zwei Passgebern. Der gebürtige Linzer Mateo Kovačić (im Winter von Dinamo Zagreb zu Inter Mailand gewechselt) und Luka Modrić sind für die Impulse aus dem Zentrum zuständig. Vor allem der 18-jährige Kovačić beeindruckt dabei mit seiner extremen Ruhe am Ball und der Resistenz gegen Pressing-Versuche des Gegners. Was Modrić kann, ist eh bekannt.

Die beiden nominellen Außenspieler, Rakitić und Kranjčar, rücken sehr weit ein und erlauben den extrem offensiven Außenverteidigern Srna und Strinić das hinterlaufen. Damit ist nicht nur Überzahl im Zentrum hergestellt, sondern auch die Breite. Vorne steht Ivica Olić als hängende Spitze und Mario Mandžukić als Knipser. Beide arbeiten extrem viel.

Die Serben, die sich unter Teamchef Siniša Mihajlović im völligen Umbau befinden, waren komplett überfordert. Das teilweise heftige kroatische Pressing verhinderte jeden Versuch von Spielaufbau bei den Serben, die Flügelspieler waren von Strinić und Srna komplett abgemeldet, Kolarov war ein komplettes Desaster (das 1:0 für Kroatien resultierte etwa aus einem schlimmen Schnitzer von Kolarov), Ivanović wurde hinten festgenagelt und konnte Strinić und Olić trotzdem nie Einhalt gebieten. Die beiden armen Teufel, die im serbischen 4-4-1-1 vorne agierten, sahen kaum einen Ball. Kroatien kam zu einem mühelosen und nie gefährdeten 2:0-Sieg.

In der Gruppe A liegt Kroatien punktgleich mit Spitzenreiter Belgien an zweiter Stelle. In dieser Form ist davon auszugehen, dass sich die Kroaten für die WM qualifizieren werden. Dieses aufregende Team wäre sicher eine Bereicherung für das Turnier.

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Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0). Džeko 30, 54, Ibišević 35; Gekas 90.

Bosnien - Griechenland 3:1 (2:0)
Bosnien – Griechenland 3:1 (2:0)

Dass auch die Bosnier ein ziemlich attraktives Team sind, ist schon seit längerem bekannt. Nun haben sie nach zwei Play-off-Niederlagen endlich auch eine Gruppe bekommen, in der sie sich durchsetzen sollten und endlich eine Endrunde erreichen dürften.

Der interessanteste Aspekt im Team von Safet Sušić, wie es sich beim womöglich schon vorentscheidenden Spitzenspiel der Gruppe gegen EM-Viertelfinalist Griechenland darstellte, ist die Assymmetrie im 4-2-3-1. Weil Sušić sowohl Edin Džeko von Man City als auch Vedad Ibišević von Stuttgart in seiner Start-Formation haben will, stellt er Ibišević nominell auf die rechte Mittelfeld-Seite. Er spielt aber recht weit innen und rückt auch oft ins Sturmzentrum, wodurch Rechtsverteidiger Mujdža gezwungen ist, extrem offensiv zu agieren, um die Flanke nicht offen zu lassen.

Auf der anderen Seite jedoch agiert Lulić (von Lazio) eher aus der Tiefe heraus und er hält auch die Außenbahn. Somit kann Linksverteidiger Zukanović hinten bleiben und sich, wie in diesem Spiel, um Salpingidis kümmern, ohne dass nach vorne etwas abgehen würde.

Das Hauptaugenmerk im Zentrum bei Zahirović und Medunjanin liegt im gezielten Pressing, dabei unterstützen sie vor allem Zehner Misimović. Weil sich aber die Griechen darauf recht gut eingestellt hatten und mit Torosidis und Holebas auf den Flügeln sowie dem robusten Salpingidis und dem großen Samaras vorne Anspielpunkte hatte, konnte Bosnien das gewohnte schnelle Umschaltspiel nicht etablieren. Stattdessen bestand der Spielaufbau vor allem aus langen Flankenwechseln auf Lulić oder Ibišević bzw. auf den robust verteidigten Džeko. Das klappte gar nicht.

Nach rund 20 Minuten erkannte Džeko das Problem und ließ sich extrem weit zurückfallen – also sogar hinter die Mittelfeld-Reihe – um besser anspielbar zu sein, während Misimović und vor allem Ibišević sich vorne anboten. Damit war Griechenland im Zentrum in Unterzahl und Bosnien flugs 2:0 in Front. Die Tore waren zwar ein Freistoß und ein Elfer-Nachschuss (der ziemlich erbärmlich verteidigt wurde), waren aber ein logisches Produkt der etwas veränderte Spielanlage der Bosnier.

Die das Spiel mit der Führung im Rücken in der Folge beinahe nach Belieben kontrollierten. Griechenlands Teamchef Fernando Santos nahm in der Pause Linksverteidiger Tzavellas raus und brachte mit Gekas einen neuen Mittelstürmer, dafür ging Samaras auf die linke Angriffs- und Holebas auf die linke Abwehrseite. So wollte er mehr Zug Richtung bosnischen Strafraum bringen – doch konnte diese Maßnahme nicht greifen, ehe Džeko, wieder nach einem Freistoß, das 3:0 markierte. Die Entscheidung.

Nach einer kurzen Orientierungsphase kontrollierte Bosnien also den stärksten Gruppengegner und gewann hochverdient. Damit führt man die Gruppe dank der hervorragenden Tordifferenz de facto vier Punkte vor den Griechen an und hat bereits beide Spiele gegen diese absolviert. Es sollte als endlich mit einer Endrunde klappen.

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Polen – Ukraine 1:3 (1:3). Piszczek 17; Jarmolenko 2, Gusev 6, Sosulia 45.

Polen - Ukraine 1:3 (1:3)
Polen – Ukraine 1:3 (1:3)

Die beiden Gastgeber der letzten EM sind in ihrer Gruppe (gegen England und Montenegro) beide schon ziemlich im Hintertreffen – sowohl für Polen als auch für die Ukraine war das ein Spiel der letzten Chance.

Der Schlüssel, um mit Polen umzugehen, hat sich seit der EM nicht verändert: Die extrem starke rechte Seite mit Piszczek und Błaszczykowski muss kontrolliert werden, denn der Rest der Mannschaft genügt internationalen Ansprüchen nicht. Michailo Fomenko, der das Amt des ukrainischen Teamchefs von Oleg Blochin übernommen hatte, ließ sich auch etwas einfallen: Ein extrem schiefes 3-4-3, mit dem die starke polnische Seite personell in Unterzahl gestellt werden sollte.

Während also Andrej Jarmolenko de facto alleine die rechte Angriffsseite beider Ukraine bildete und sich mit dem unauffälligen Rybus und dem schwachen Boenisch vor allem in der Anfangsphase einen Spaß machte, blieb mit Shevchuk der linke Wing-Back hinten und achtete auf Błaszczykowski, während Linksaußen Gusev an der Seitenlinie blieb und sich um Piszczek kümmerte. Unterstützt wurden die beiden, wenn es ernst wurde, von Sechser Stepanenko und dem linken Mann in der Dreier-Abwehr, Alexander Kutcher.

Der Clou war, dass dann immer noch mit Fedetski und Khacheridi zwei Innenverteidiger übrig waren, um Lewandowski nicht zur Geltung kommen zu lassen. Zusätzlich spielte den Ukrainern natürlich massiv in die Hände, mit zwei Weitschüssen in den ersten sieben Minuten – die von Boenisch bzw. Wasilewski aber leicht zu unterbinden gewesen wären – blitzschnell 2:0 in Front lagen und sich in der Folge auf die Defensive konzentrieren konnten.

Natürlich kann man Klasse-Leute wie Piszczek und Błaszczykowski nie ganz kaltstellen, wie die hervorragend herausgespielte Aktion zum Anschlusstreffer wie Piszczek zeigt, aber im Großen und Ganzen hatte die Ukraine die Angelegenheit im Griff. Und als kurz vor der Pause Boenisch einmal mehr schlief, schlug es durch den fleißig laufenden Stürmer Sosulia von Dnipropetrovsk zum 3:1 für die Ukrainer ein.

Polens Teamchef Waldemar Fornalik, der wie sein Gegenüber nach der EM übernommen hatte, brachte für die zweite Hälfte Kosecki statt Rybus und ließ den neuen Mann deutlich höher agieren, um Jarmolenko effektiver nach hinten zu drücken. Weil aber erstens mit Fedetski der rechte Mann in der Dreierkette der Ukraine mehr aufrückte und zweitens Boenisch weiterhin grobe Schwächen im Zweikampf und auch im Positionsspiel zeigte, kam Polen trotz des Wechsels nicht zurück ins Spiel – im Gegenteil, die Ukrainer hatten zwei Topchancen und hätten schon 5:1 führen können, als nach einer Stunde mit Obraniak ein neuer Zehner bei den Polen kam.

Fomenko reagierte prompt und brachte Tymoschuk statt des müdegelaufenen Stepanenko. So wurde Obraniak neutralisiert – und die Ukrainer kontrollierten den 3:1-Sieg ohne gröbere Probleme über die Zeit. Nach dem Punktverlust in Moldawien und der Heimniederlage gegen Montenegro wahrte die Ukraine somit die verbliebene Mini-Chance, aber es wurde auch deutlich, dass die spielerischen Mittel begrenzt sind – und man wird nicht in jedem Spiel zwei Weitschuss-Tore erzielen und danach kontern können.

Eine Teilnahme an der WM ist für die Ukrainer damit ebenso unwahrscheinlich wie für die Polen. Mit einer Heimniederlage gegen die Ukraine im Gepäck werden wohl zwei Überraschungen gegen England und Montenegro nötig sein, um nach von der Endrunde träumen zu dürfen. Dafür ist die Mannschaft mit der Konzentration auf die rechte Seite aber wohl zu berechenbar.

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Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0). Cornelius 57, Kjær 67, Zimling 82.

Tschechien - Dänemark 0:3 (0:0)
Tschechien – Dänemark 0:3 (0:0)

Jeweils Unentschieden gegen die seit Jahren wertlosen, sich aber auf dem Weg nach oben befindenden Bulgaren bedeuteten sowohl für Tschechien als auch für Dänemark einen eher durchwachsenen Start in die WM-Quali.

Grundsätzlich haben sich aber beide Teams gegenüber der EM nicht großartig verändert. Tschechien ist weiterhin ein eher gesichts- und konturloses Team: Keine glanzvollen Spieler, kein ungewöhnliches System, kein besonderes Flügelspiel. Ein ordentliches, aber nicht brutales Pressing gegen die gegnerische Spieleröffnung. Solide Arbeiter, die aber auch keinen Kampf-Fußball zeigen. Auf die Frage, wofür das tschechische Team Anno 2013 steht, wird man eher ratlose Blicke ernten.

Und auch die Dänen sind sich treu geblieben: Ein 4-4-1-1 mit extrem nach vorne pushenden Außenverteidigern, die von einem zwischen die Innenverteidiger abkippenden Sechser (in diesem Fall Stokholm) abgesichert werden; einrückende Außenstürmer, in Eriksen einen trickreichen, aber noch immer nicht besonders gefährlichen zentralen Gestalter – und vorne ein Pflock von einem Stürmer. In Abwesenheit des nach einer Alko-Fahrt suspendierten Bendtner ist das der Shooting-Star der dänischen Liga, Andreas Cornelius vom FC Kopenhagen.

Dadurch, dass beide Teams darauf achteten, die Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr eng zu halten, war im Spiel nach vorne jeweils erhöhte Präzision gefordert. Die es aber nicht gab: Viele schlampige Abspiele (vor allem von Jørgensen und Krohn-Dehli) und die Tatsache, dass Eriksen von Plašil und Darida gut in Schach gehalten wurde, hinderte die Dänen an Torchancen.

Aber auch die Tschechen konnten sich nicht nach vorne kombinieren, weil immer ein Däne da war, der das zu verhindern wusste. Mit ihrer sehr kompakten und taktisch äußerst disziplinierten Defensiv-Arbeit im Mittelfeld schafften es so auch die Skandinavier, von Tschechien nicht nachhaltig in Gefahr gebracht zu werden. Die Folge: Ein zwar intensives, aber in Ermangelung von konkreten Aktionen nicht besonders unterhaltsames Spiel und ein logisches 0:0 zur Pause.

In der zweiten Hälfte stieg bei Dänemark nach vorne die Konzentration und damit auch die Genauigkeit und Cornelius drosch bei seinem Start-Elf-Debüt nach knapp einer Stunde einen Ball, der ihm eher zufällig an der Strafraumgrenze vor die Füße gefallen war, unhaltbar für Cech in den Winkel. Der tschechische Teamchef Bilek brachte im Gegenzug mit Rosický einen echten Gestalter statt Kämpfer Jiráček. Ein guter Wechsel, denn in das auffallend unkonkrete Offensiv-Spiel der Tschechen kam sofort viel mehr Direktheit und Zug zum Tor.

Die Gastgeber waren also drauf und dran, das Spiel auszugleichen, als Simon Kjær nach einem Eckball per Kopf das 2:0 erzielte. Das lässt sich eine so kompakte Mannschaft wie jene der Dänen natürlich nicht mehr nehmen – und Zimlings 3:0 in der Schlussphase machte den Deckel drauf.

Was nichts daran ändert, dass es ein seltsames Spiel war. Keines der beiden Teams wusste wirklich zu überzeugen und vor allem in der Offensive ist extrem viel pures Stückwerk. Dennoch: Bei den Dänen ist ein konkreterer Plan zu erkennen als bei den Tschechen, denen in der Startformation eklatant die Kreativität und die Qualität im gegnerischen Strafraum abgeht. Mit David Lafata muss ein Stürmer ran, der vor Jahren bei der Wiener Austria keinen bleibenden Eindruck hinterließ.

Aber trotz des 3:0-Erfolgs vermittelte auch Dänemark nicht den Eindruck, dass man zwingend viel Geld auf eine WM-Teilnahme setzen sollte. Freilich: Viel dramatisch negatives ist resultatsmäßig noch nicht passiert (Remis gegen Tschechien und in Bulgarien, Niederlage in Italien). Aber dieser Sieg war auch das erste positive Ausrufezeichen. Sollte im nächsten Spiel daheim gegen Bulgarien ein weiterer Dreier folgen, stimmt der Fahrplan in Richtung Play-Off.

(phe)

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Die ’11-Besten https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/ https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/#comments Wed, 28 Dec 2011 23:02:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6279 Die ’11-Besten weiterlesen ]]> Das Jahr 2011 verlässt uns, aber die Erinnerungen an viele tolle Spiele aus den vergangenen zwölf Monaten wird uns natürlich bleiben. Darum gibt’s wie schon letztes Jahr noch mal die besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge dieser elf Spiele aus 2011 ist natürlich willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 11 | Premier League | Chelsea – Liverpool 0:1

Chelsea-Liverpool 0:1

„Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierkette gefunden hat. Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem “Torres und Drogba und Anelka” zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war ein totaler Flop.“ – Die einen waren mit King Kenny auf der Bank auf dem Weg nach oben, zum Teil mit unüblichen Aufstellungsvarianten. Die anderen begannen zu erkennen, dass es vielleicht doch keine so einfach war, Torres sinnvoll einzubauen. Er verlor hier sein erstes Spiel im Chelsea-Dress ausgerechnet gegen sein altes Team. Süße Rache, nennt man so etwas wohl.

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Platz 10 | Asien-Cup | Japan – Syrien 2:1

Japan - Syrien 2:1

„In der offensiven Dreierreihe wird rochiert, was das Zeug hält. Da taucht Matsui schon mal auf der ganz anderen Seite auf, Kagawa in der Mitte oder gar als Sturmspitze, Honda mal zurückhängend, mal auf die Seiten, dann wieder ganz vorne. Fàbregas, Nasri, Rosický und Konsorten lassen grüßen. Und vorne macht Ryoichi Maeda, was bei Arsenal einen Robin van Persie ausmacht. Vom Toreschießen mal abgesehen.“ – Was der Italiener Alberto Zaccheroni aus den Japanern gemacht hat, war atemberaubend. Ein Tempo, eine Ballsicherheit eine Dominanz: Man war beim ganzen Asien-Cup, nicht nur im Gruppenspiel gegen Syrien, die mit sehr viel Abstand beste Mannschaft. Und wenn man etwas konsequenter im Ausnützen der Torchancen gewesen wäre, hätte das Arsenal Asiens nicht so sehr um den Titel zittern müssen.

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Platz 9 | Europa League | ZSKA Moskau – FC Porto 0:1

ZSKA Moskau - FC Porto 0:1
„Zwei der interessantesten Trainer Europas: Wunderkind André Villas-Boas vom FC Porto und der etwas schrullige Leonid Slutski von ZSKA Moskau. So unterschiedlich die beiden Trainer der zwei womöglich aufregendsten Mannschaften sind, die sich unter den letzten 16 der diesjährigen Europa League befinden, so ähnlich ist das Leistungsvermögen.“ – Auf dem Weg zum Sieg in der Europa League mit Porto bekam es André Villas-Boas im Achtelfinale mit einem ähnlich tollen Team und einem ganz anderen Trainer-Typen zu tun. Die beiden Mannschaften neutralisierten sich. Und wer weiß, womöglich wäre der Portugiese heute nicht Chelsea-Coach, hätte nicht Fredy Guarín das 1:0-Goldtor erzielt. In einem Spiel, das gezeigt hat, wie ähnlich sich so verschiedene Typen doch sein können.
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Platz 8 | Frauen-WM | USA – Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.

USA - Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.
„Kurioserweiser übernahmen die US-Amerikanerinnnen sofort wieder das Kommando. Mit der ganzen Wut über den harten Strafstoß samt Ausschluss und der überaus kleinlichen Entscheidung, den Elfer wiederholen zu lassen, drückten sie das brasilianische Team nun vor allem über die Flanken nach hinten.“ – Es war beileibe nicht das beste Spiel der Frauen-WM in Deutschland, dieses Viertelfinale. Im Gegenteil: Zwei hypernervöse Teams überboten sich lange in Fehlpässen. Aber die ganze Dramatik, die der Partie durch eine schreckliche Schiedsrichter-Leistung und dem US-Ausgleich in der 122. Minute eigen war, ließ sie doch zum zentralen Spiel des Turniers werden. Ein Spiel, in dem krass benachteiligte US-Girls Brasilien bestraften.
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Platz 7 | Europa League | SV Ried – Brøndby IF 2:0

SV Ried - Brøndby IF 2:0
„Weswegen Brøndby umso mehr schauen musste, über die Flügel nach vorne zu kommen. Damit hatte Ried das Ziel im Grunde erreicht: Die Mitte zwar offenlassen, aber keine Kreativität zulassen, das Spiel des Gegners so auf die Flügel zu verlagern, und dort den numerischen Vorteil ausspielen.“ – Zwar waren die Rieder letztlich die einzige österreichische Mannschaft, die sich nicht für die EL-Gruppenphase qualifizieren konnte, aber dennoch sind die Innviertler der große Gewinner des Jahres 2011. Nicht nur wegen des Cup-Siegs, sondern auch deshalb, weil man dank einer konsequent verfolgten Vereinsphilosophie auch den Abgang der halben Mannschaft verkraften konnte und zum zweiten Mal hintereinander Herbstmeister wurde. Weil sich eben nicht nur Brøndby am Rieder System die Zähne ausbiss.
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Platz 6 | EM-Qualifikation | Frankreich – Bosnien 1:1

Frankreich - Bosnien 1:1
„Was alles in einem irren Tempo geschah, weil der Spielplan der Bosnier in einem Guss funktionierte: Pressing, Ball erobern, blitzschnell umschalten und die freien Räume ausnützen. Die Franzosen wussten in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht, wie ihnen geschah.“ – Bosnien ist die wohl beste Nationalmanschaft Europas, die bei der EM nicht dabei sein wird. Denn bevor Dzeko und Co. im Playoff gegen Portugal die Nerven verließen, spielten sie Frankreich komplett her und nur zwei Faktoren rettete den Bleus das Remis und die direkte Qualifikation: Eine Umstellung von Blanc und ein starker Nasri.
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Platz 5 | Deutsche Bundesliga | Bayern München – Borussia Dortmund 1:3

Bayern München - Borussia Dortmund 1:3
„Dortmund verfügt über ein hervorragendes Flügelspiel und nahm Ribéry und Robben ziemlich aus dem Spiel. Die beiden sahen sich, wann immer sie am Ball waren, sofort mit mindestens zwei Gegenspielern konfrontiert; oftmals sogar mit noch mehr. Das, und das für die Borussia so typische aggressive Pressing führte dazu, dass die Bayern nicht zu einem geordneten Spielaufbau kamen.“ – Die Bayern-Kapitel „Van Gaal“ endete als großes Missverständnis. Wirre Aufstellungs-Varianten, die Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen und natürlich atmosphärische Störungen führten zum vorzeitigen Ende. Und natürlich die brutale Überlegenheit von Dortmund, die sich vor allem im direkten Duell zeigte. Jürgen Klopp manövrierte seinen Kontrahenten auf jeder Position aus und machte damit im Titelrennen den Deckel drauf.
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Platz 4 | EM-Qualifikation | Aserbaidschan – Österreich 1:4

Aserbaidschan - Österreich 1:4
„Willi Ruttensteiner hatte es angekündigt, und er machte es auch wahr: Der Interims-Teamchef wollte vom ÖFB-Team beim Spiel in Aserbaidschan frühes Pressing sehen, er wollte die Gastgeber unter Druck setzen, sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen. Und tatsächlich: Die Spielanlage der Österreicher war gegenüber den letzten Spielen kaum noch wiederzuerkennen.“ – Kaum war Constantini nicht mehr Teamchef, war sofort zu erkennen, was für ein Potential wirklich in der Mannschaft steckt. Ja, es war „nur“ Aserbaidschan, aber jeder Spieler machte den Eindruck, genau zu wissen, welche Aufgabe er genau hat. So machte vor allem die Art und Weise des Spiels beim 4:1 in Baku Freude.
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Platz 3 | La Liga, Copa del Rey, Champions League | Der Clásico-Vierteiler

1:1-Remis, 1:0 n.V. Real, 2:0 Barça, 1:1-Remis
„Real ging viel aggressiver zu Werke als beim 1:1 am Wochenende, störte deutlich früher, presste auf den Gegner und stand teilweise verteufelt hoch – die Mittelfeldreihe machte sich genau dort breit, wo Barcelona eigentlich das eigene Spiel aufziehen wollte. So kamen die Katalanen kaum wirklich dazu und Real war gut im Spiel.“ – Groß war die Vorfreude auf vier Clásicos in nur 17 Tagen, aber nachdem die letzte Schlacht geschlagen war, blieben im Rückspiegel vor allem Härteeinlagen in Erinnerung. Und nach den Titeln in Liga und Champions League ein Punktsieg für Barcelona. Nach den Spielen am 16. April (1:1 in Madrid in der Liga), am 20. April (1:0 n.V. für Real im Cupfinale), am 27. April (2:0 für Barça im CL-Semi-Hinspiel in Madrid) und am 3. Mai (1:1 in Barcelona im CL-Semi-Rückspiel).
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Platz 2 | Copa América | Uruguay – Chile 1:1

Uruguay - Chile 1:1
„Und in dieser Tonart ging es weiter: Chile spielte nun Rambazamba-Fußball wie in besten Bielsa-Tagen, zudem kam mit Paredes statt dem müder werdenden Suazo noch ein frischer Mann. Die Chilenen spielten sich in einen Rausch, in dem Uruguay unterzugehen drohte.“ – Die Copa América wurde zum Triumph für Uruguay, aber eine Mannschaft setzte der Celeste schon in der Gruppe ganz extrem zu: Chile! Jenes Team, dass unter Claudio Borghis Vorgänger Marcelo Bielsa bei der WM für tollen Offensivfußball stand, zeigte in diesem grandiosen Spiel ein Feuerwerk. Das mit Abstand beste Spiel einer eher enttäuschenden Copa. Weil Chile weiterhin ein Team zum Verlieben ist.
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Platz 1 | La Liga | FC Barcelona – Villarreal CF 5:0

FC Barcelona - Villarreal CF 5:0
„Weil es dank des Verzichts auf eine nominelle Abwehr mehr Ballverteiler gibt, weil die Breite dennoch gegeben ist, und weil Messi und Fàbregas jetzt schon zuweilen miteinander harmonieren, als spielten sie schon seit Jahren zusammen. Pep Guardiola ist gerade dabei, die Pyramide mit diesem 3-3-4-ähnlichen System wieder zurückzudrehen. Womit er potentiell ein neues Kapitel der Fußballgeschichte aufschlägt.“ – Im Grunde war es „nur“ ein Liga-Spiel. Aber was Barcelona hier spielte, war ein Blick in eine mögliche Zukunft. Ob es ein Modell für die ganze Fußball-Welt ist oder nur für eine Mannschaft von der Qualität Barças, ist eine andere Frage. Aber Villarreal war tatsächlich nicht die letzte Mannschaft, die dieser Formations-Variante rein gar nichts entgegensetzen konnte. Weil Barcelona damit noch stärker aussieht als vorher.

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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2011 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2012 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

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Umstellung und ein starker Nasri: Frankreich „gewinnt“ 1:1 gegen Bosnien https://ballverliebt.eu/2011/10/11/umstellung-und-ein-starker-nasri-frankreich-gewinnt-11-gegen-bosnien/ https://ballverliebt.eu/2011/10/11/umstellung-und-ein-starker-nasri-frankreich-gewinnt-11-gegen-bosnien/#comments Tue, 11 Oct 2011 21:46:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5912 Umstellung und ein starker Nasri: Frankreich „gewinnt“ 1:1 gegen Bosnien weiterlesen ]]> In einem mitreißenden Match spielt die Mannschaft aus Bosnien vor allem vor der Pause phasenweise groß auf und presst Frankreich an die Wand. Doch Laurent Blanc reagiert richtig auf die Problemfelder – so holt Frankreich auch wegen eines starken Samir Nasri das zur Qualifikation nötige 1:1.

Frankreich - Bosnien 1:1

Vor zwei Jahren war Bosnien im Play-Off zur WM in Südafrika an Portugal gescheitert – mit Pech, alleine in Lissabon holzten Dzeko und Co. dreimal auf das Aluminium. Die eine Chance, die nicht wiederkommt? Weit gefehlt: Teamchef Safet Susic, der dem legendären Ciro Blazevic nachfolgte, hat es geschafft, das hohe Niveau auf solide Beine zu stellen.

Etwas, das Laurent Blanc noch zeigen muss – nach dem Desaster bei der WM machte der neue Mann an der Kommandobrücke eine radikalen Schnitt. Beide Teamchefs haben mit ihren Linien bislang durchaus Erfolg. In diesem Endspiel mussten aber die Bosnier gewinnen, um das Direkt-Ticket zur EM zu lösen. Und das merkte man.

Das Pendel schwingt zu den Bosniern…

Die Bosnier machten zwei Sachen sehr gut, die die Franzosen gar nicht im Programm hatten: Konsequentes Pressing und das Spiel über die Flanken. Das war auch systematisch bedingt: Weil die Franzosen in einem 4-3-3 antraten, in dem die Außenstürmer recht hoch standen, hatten die bosnischen Außenverteidiger in ihrem Rücken sehr viel Platz und dann nur noch Evra bzw. Revelliere vor sich. Hinzu kam, dass die Mittelfeld-Außen sehr gut in die Kanäle zwischen dem Dreiermittelfeld und der Abwehrkette stießen.

Was alles in einem irren Tempo geschah, weil der Spielplan der Bosnier in einem Guss funktionierte: Pressing, Ball erobern, blitzschnell umschalten und die freien Räume ausnützen. Die Franzosen wussten in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht, wie ihnen geschah und konnten von Glück sagen, dass Dzeko und Co. die sich ihnen bietenden Chancen nicht verwerteten. Revelliere wurde von Lulic permanent überlaufen, die vehement nach vorne drückenden Rahimic und Medunjanin machten den Franzosen den Raum noch enger.

…dann zu den Franzosen…

Was Bosnien in den ersten 15 bis 20 Minuten veranstaltete, war absolute Weltklasse. Dann aber schafften es die Franzosen, zum einen die Flügel etwas besser in den Griff zu bekommen, indem die Außenverteidiger etwas aufrückten und zweitens das Spiel von den Flanken weg hinein ins Zentrum zu bekommen. Hierbei waren zwei Spieler von zentraler Bedeutung: Zum einen Samir Nasri, der aus dem linken Halbfeld heraus mehr Bälle forderte und sie auch bekam, und zum anderen Jeremy Menez, der von einer nun eher tiefer angelegten Ausgangsposition in die Mitte zog und so Lulic auswich.

Zudem ließ das zuvor gnadenlose Pressing der Bosnier in dieser Phase merklich nach, sie ließen sich hinten hineindrängen und der sich gut auch Richtung Außen bewegende Loic Remy zog auch immer wieder einen Innenverteidiger aus der Position, wodurch sich für die anderen Räume ergaben. Zwischen der 15. und der 30. Minuten sammelten die Franzosen Ballbesitz ohne Ende und auch einige gute Chancen, aber auch sie konnten aus ihrer Drangperiode kein Kapital schlagen.

…und wieder zurück

Gegen Ende der ersten Halbzeit hatten die Bosnier dann aber ein Rezept gefunden, wie der Ansturm der Franzosen zu bremsen ist: Rahimic und Medunjanin nahmen Nasri und Menez immer besser auf, Misimovic, der als hängende Spitze vorne blieb. So machte er sich nach Ballgewinn schnell in den Rücken von Nasri breit und konnte gemeinsam mit Pjanic wieder die Kontrolle übernehmen. Zudem erkannten die Bosnier, dass Frankreich vor allem bei schnellen Seitenwechseln sehr behäbig verschob und so anfällig ist.

Und sie verwickelten die Gastgeber wieder mehr in schnelle Zweikämpfe, die sie immer mehr für sich entscheiden konnten. So machte sich im Spiel der Franzosen wiederum wachsende Ungenauigkeit breit, Bälle gingen schneller wieder verloren und die Gäste konnten machen, was sie am besten können: Von Defensive auf Offensive umschalten. Der Lohn: Das 1:0 durch ein wunderbares Tor von Edin Dzeko kurz vor der Halbzeit.

Reaktionen

Nach der Pause blieb Misimovic dort, wo er die meiste Gefahr entwickeln konnte, also als hängende Spitze; mitunter gar ganz auf Höhe von Dzeko. Durch die zwei kompakt stehenden Viererketten dahinter kamen die Franzosen aber nicht so richtig durch, weswegen Laurent Blanc nach etwa einer Stunde reagierte und seine Raumaufteilng endgültig so managte, wie sich das in der starken Phase in der ersten Hälfte schon angedeutet hatte: Er drehte sein Dreieck im Mittelfeld um.

Letzte halbe Stunde

War es zuvor M’Vila, der alleine hinten war und von Cabaye (eher defensiver, halbrechts) und Nasri (eher offensiver, halblinks) vorne flankiert wurde, stellte Blanc nun die Spitze des Dreiecks nach vorne und betraute Nasri mit der Spielgestaltung aus der Zentrale heraus. Abgesichert wurde er nun von M’Vila (halblinks) und dem neu gekommenen Martin (halbrechts). Mit der Konsequenz, dass jene Kanäle, die zuvor für Pjanic/Misimovic und Lulic offen waren wie ein Scheunentor, geschlossen waren.

Frankreich dominiert die Schlussphase

Ein Goldgriff. Denn Bosnien kam nun nicht mehr schnell ins Zentrum, und Misimovic war nun gleich von zwei Spielern abgesichert. Dazu kam Jeremy Menez nun über die rechte Seite und machte dort dem für den gelb-belasteten Mujdza gekommenen Maletic große Probleme. Das wurde nun zur Schwachstelle bei Bosnien: Mujdza machte extrem viel nach vorne; Maletic war hinten nicht der sicherste und nach vorne wirkungslos. Folge: Auch Patrice Evra hatte viel Muße, sich nach vorne einzuschalten.

Und Nasri gestaltete aus der Mitte heraus, verteilte die Bälle, ging auch mal selber, und war von Rahimic kaum zu halten. Nach dieser Umstellung hatte Frankreich das Spiel voll im Griff und die Bosnier konnten nur noch hoffen, über die Zeit zu kommen oder aus einem Konter das zweite Tor zu machen. An letzterem scheiterte Dzeko eine Viertelstunde vor Schluss. An ersterem scheiterte sein Team kurz danach – als Nasri gegen Spahic an der Strafraumgrenze einfädelte und Referee Thomson auf den Punkt zeigte. Nasri verwandelte – und Frankreich hatte das 1:1, das nötig war.

Fazit: Die Umstellung von Blanc brachte die Entscheidung

Erstaunlicherweise hat Laurent Blanc mit der Maßnahme, sein Dreieck im Mittelfeld umzudrehen, so lange gewartet. Denn es wäre eigentlich schon vorher die logische Reaktion auf die permanente Bedrohung gewesen, welche die Bosnier mit ihren Diagonalläufen von der Flanke ins Zentrum mit den konsequent Hinterlaufenden Außenverteidigern herstellen konnten.

Als die Kanäle dicht waren und die Bosnier ihrem schnellen, kräfteraubenden Spiel von vor der Pause Tribut zollen mussten, hatte Frankreich das Spiel im Griff und verdiente sich den nötigen Punkt voll und ganz. Es ist keine vor großen Namen strotzende Mannschaft, die Laurent Blanc da zur EM führt, aber eine, die in guten Momenten funktioniert und intelligent genug ist, Schwächen des Gegners zu nützen. Vor allem in der ersten Halbzeit merkte man aber auch, dass es vor allem im Torabschluss fehlt und die Hintermannschaft, wenn man ihr mit Pressing und hohem Tempo kommt, absolut verwundbar ist. In dieser Form ist Frankreich ein gutes Team, aber sicher kein Titelanwärter.

Die Bosnier müssen also in die Relegation und haben dort das Pech, wie schon vor zwei Jahren ungesetzt zu sein. Angesichts der Stärke, welche die Mannschaft im Verlauf dieser Qualifikation und in diesem Spiel gerade in der ersten Halbzeit phasenweise gezeigt hat, wäre ein erfolgreiches Absolvieren des Play-Offs keine Überraschung. Das Tempo und das Pressing, welches diese Mannschaft zeigen kann, sind für jeden Gegner unangenehm und mit einem Edin Dzeko in der Spitze haben die Bosnier eine Waffe.

Sie würden das Feld bei der EM zweifellos absolut bereichern.

(phe)

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