Matchbericht – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 07 Sep 2019 03:50:40 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Lockeres 6:0 gegen Lettland: ÖFB-Team ist auf Kurs https://ballverliebt.eu/2019/09/06/lockeres-60-gegen-lettland-oefb-team-ist-auf-kurs/ https://ballverliebt.eu/2019/09/06/lockeres-60-gegen-lettland-oefb-team-ist-auf-kurs/#comments Fri, 06 Sep 2019 20:42:35 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16420 Lockeres 6:0 gegen Lettland: ÖFB-Team ist auf Kurs weiterlesen ]]> Mit einem nie gefährdeten 6:0-Heimsieg gegen ein erschütternd schlechtes Team aus Lettland springt Österreich zur Halbzeit der EM-Quali auf den zweiten Gruppenplatz. Man war den Letten in allen Belangen haushoch überlegen und hätte sogar noch deutlich höher gewinnen können. Die Pflicht ist vor dem Match in Polen damit erfüllt.

Österreich – Lettland 6:0 (2:0)

Zentrum Überladen, Sechserraum kontrollieren

Alaba spielte nominell am linken offensiven Flügel, in Wahrheit war er aber eher ein Achter im linken Halbfeld. Während Linksverteidiger Ulmer die komplette Seite weitgehend alleine beackerte, sorgte Alaba somit für Überladungen im Zentrum. Dies zeigte im lettischen Sechserraum extreme Wirkung. Ciganiks und Bogaskins zeigten nämlich keinerlei Abstimmung aufeinander. Sie rissen die Besetzung im Sechserraum immer wieder auseinander, ohne das Mitspieler abdeckten.

In der Anfangsphase kam Österreich vor allem über die linke Seite mit Ulmer und Alaba mit sehr vertikalen Spielzugen und in kürzester Zeit ins Angriffsdrittel, wo ein Passe ins Zentrum folgte. Da die Letten in diesem Zentrum aber auch so große Räume offen ließen, verlegte sich Österreich in der Folge immer mehr darauf, gar nicht erst umstädnlich den Weg übder die Flügel zu nehmen, sondern spielte gleich direkt über Baumgarlinger und Laimer durch das Zentrum nach vorne.

Dort, wo eigentlich Ciganiks und Bogaskins die eigene Abwehrkette abschirmen sollten, konnten sich Alaba, Sabitzer und Arnautovic, gelegentlich unterstützt durch Lazaro, den Ball oft ungehindert gegenseitig auflegen. Mit Fortdauer der ersten Halbzeit wurde dies aber zunehmend übertrieben, wodurch einige ansprechende Schussgelegenheiten nicht wahrgenommen wurden.

Führung klar, aber nicht klar genug

Vorne ging Lettland mit Laizans und Gutkovskis zu Beginn zwar durchaus auf die österreichischer Eröffnung drauf, aber hinten gab es keinerlei Problembewusstsein, dasl österreichisches Pressing anging. Laimers gedankenschnelles Vorpreschen legte Arnautovic schon in der 7. Minute ein billiges Tor auf, ein paar Minuten späte nützte Sabitzer den Platz vor dem Strafraum für ein Weitschusstor. Ein weiterer Treffer des Leipzigers erhielt wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung keine Anerkennung. VAR gab es in diesem Spiel keinen.

Die technische Überlegenheit der ÖFB-Spieler gegenüber Lettland war eklatant, jene in puncto Gedankenschnelligkeit ebenso. Sieben der elf Letten in der Starformation spielen in der schwachen eigenen Liga, Sturmspitze Gutkovskis ist in der zweiten polnischen Liga aktiv. Den dramatischen Qualitätsunterschied brachte Österreich auf den Platz, aber nicht aufs Scorboard. Erst Arnautovic‘ Elfmeter kurz nach Wiederanpfiff sorgte für das längst überfällige 3:0. Der generell heillos überforderte Bogdaskins vom lettischen Liga-Mittelständler Valmiera hatte Lainer bei einer Ecke kräftig zurückgehalten.

Dominanz auch nach der Pause

Der Sieg war damit endgültig klar und Lettland offenbarte keinerlei Anzeichen dafür, ein ähnliches Comeback nach einer katastrophalen ersten Halbzeit hinzilegen wie Israel vor einem halben Jahr. So konnte das ÖFB-Team ohne Druck weiter auf ein viertes Tor spielen. Da die Tordifferenz in dieser Qualifikation ohne Belang ist – es geht bei Punktgleichheit nach Direktvergleich – ist die Höhe eines Sieges über Lettland völlig belanglos.

So durfte sich Julian Baumgartlinger auch die letzte Viertelstunde sparen und der bei Leipzig am Abstellgleis stehende Stefan Ilsanker (nicht für den CL-Kader nominiert) bekam etwas Spielpraxis und kaum eine halbe Minute auf dem Feld gab er den Kopfball ab, den Lettland-Keeper Steinbors letztlich etwas patschert zum 4:0 über die eigene Linie bugsierte.

Lettland versuchte nicht einmal, selbst vielleicht ein Ehrentor zu erzielen. Teamchef Stojanovic besetzte den Sechserraum neu (Rugins statt Cigankis), aber die Räume für Österreich wurden nicht weniger – selbst im eigenen Strafraum. Konrad Laimer erhöhte in der 80. Minute noch auf 5:0, Gregoritsch staubte nach einem Pfostenschuss von Sabitzer zum 6:0 ab.

Fazit: Schöner Sieg ohne große Aussagekraft

Nach der über weite Strecken recht flüssigen und positiven Vorstellung beim 4:1 in Skopje (das ja erst in den letzten Minuten mit zwei Toren endgültig entschieden wurde) knüpfte das ÖFB-Team in diesem Spiel gegen Lettland an den Aufwärtstrend an. Wie beim Sieg in Nordmazedonien aber muss man – was bei einem 6:0 etwas seltsam klingt – wieder die nicht optimale Chancenverwertung bemängeln.

Auskunft über die Stärke des österreichischen Teams kann dieses 6:0 über Lettland aber noch weniger bieten als das 4:1 in Skopje. Dafür war das lettische Team einfach viel zu schlecht. Es ist wohl keine Übertreibung, wenn man behauptet, dass sich die Qualität aktuell eher im Bereich von San Marino bewegt als auf jenem besserer „Kleiner“ wie Luxemburg.

Das überraschende 1:1 von Israel gegen Nordmazedonien ermöglichte Österreich den Sprung auf den zweiten Platz der Gruppe zur Halbzeit dieser EM-Qualifikation und die nicht minder überraschende 0:2-Niederlage Polens in Slowenien öffnet sogar die Tür zur Führung in der Gruppe. Dafür ist ein 2:0-Sieg oder jeder Ein-Tor-Sieg ab 2:1 am Montag in Polen notwendig. Der slowenische Erfolg bedeutet aber auch, dass die Luft nach hinten gleichzeitig dünner geworden ist.

Österreich hat sich mit den Siegen gegen Slowenien, in Nordmazedonien und gegen Lettland wieder in eine gute Position gebracht. Die Pflicht ist jetzt einmal erfüllt.

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Zu wenig Ideen bei 1:3 gegen clevere Dänen https://ballverliebt.eu/2019/06/20/zu-wenig-ideen-bei-13-gegen-clevere-daenen/ https://ballverliebt.eu/2019/06/20/zu-wenig-ideen-bei-13-gegen-clevere-daenen/#respond Thu, 20 Jun 2019 18:33:02 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16256 Zu wenig Ideen bei 1:3 gegen clevere Dänen weiterlesen ]]> Die Chance auf das EM-Halbfinale und damit auf Olympia sind für Österreichs U-21-Team nach dem 1:3 gegen Dänemark im zweiten Gruppenspiel dramatisch geschrumpft. Die Dänen agierten geschickt gegen den Ball, explosiv im offensiven Umschalten und profitierten auch davon, dass Österreich beim Stand von 1:1 einen Elfmeter verschoss.

Österreich – Dänemark 1:3 (0:1)

Die Teams

Werner Gregoritsch nahm gegenüber dem 2:0-Sieg über Serbien zwei personelle Änderungen vor: Für den verletzten Wolf rückte Kvasina in die Mannschaft, der ganz vorne postiert war; dafür ging Honsak auf den linken Flügel. Und in der Abwehrkette spielte Friedl statt Ullman auf der linken Seite.

Bei Dänemark stellte Trainer Niels Frederiksen gegenüber dem 1:3 gegen Deutschland auf vier Positionen um. Im Sturmzentrum spielte Wind statt Ingvartsen, dazu kamen Sörensen und Maehle (statt Koefod und Pedersen) in der Abwehr zum Zug sowie Stage statt Jensen im Mittelfeld-Zentrum.

Dänemark spielte mit zwei Legionären aus England (Billig und Iversen), einem von Ajax (Nissen-Kristensen), zwei aus Deutschland (Dortmunds Bruun-Larsen und Sörensen von Regensburg), einem aus Belgien (Maehle) und einem aus Italien (Rasmussen).

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Was auffiel

Dänemarks Formation. Niels Frederiksen stellte sein Team in einem ungewöhnlichen System auf – einem 5-2-3. Der Clou war dabei die Arbeit von Sechser Billing und Achter Stage in Verbindung mit den Wings-Backs bzw. den situativ zurück rückenden Außenstürmern. Sie stellten gegen den ÖFB-Aufbau ein 5-3-2 her und verhinderten, dass Österreich in den Raum zwischen den Linien kam. Dies machte den von Haus aus eher auf Reaktion eingestellten Österreichern das Leben zusätzlich schwer.

Gegen den dänischen Aufbau. Dänemark war aber nicht nur in der Defensive Punktsieger, sondern auch im Aufbau. Sie wollten sich gar nicht lange im Mittelfeld aufhalten, brachten den Ball stattdessen oft von der Dreierkette hinten über die Halbfelder zum Außenstürmer, der sich wiederum etwas zurückfallen ließ, um die Pässe kurz zu halten. Hier stellte Dänemark wiederum schnell Überzahl in Ballnähe her und mit schnellen, kurzen Pässen wurden Räume aufgemacht – auch, weil die Wing-Backs weit aufrückten und ein 3-2-5 herstellten. Zudem wurde nach Ballgewinnen blitzschnell umgeschaltet. Das 1:0 nach einer halben Stunde durch Linksverteidiger Maehle war verdient.

Pressing hüben und drüben. Wenn den Dänen im Angriffsdrittel ein Ballverlust unterlief, wurde sofort ein Gegenpressing aufgezogen. So verhinderte Dänemark ein schnelles österreichisches Umschalten – mit dem Serbien große Probleme hatte. Auf der anderen Seite lief Österreich die dänische Eröffnung ebenso an, hier zeigten sich die Skandinavier aber mit großer Ruhe  und sehr resistent.

Umstellungen und Spielverlauf

Quasi mit Beginn der zweiten Halbzeit glich Österreich durch einen Lienhart-Kopfball nach einer Ecke aus. Xaver Schlager rückte nach dem Seitenwechsel deutlich weiter nach hinten ins Mittelfeld – so wurde aus dem 4-4-1-1 ein 4-1-4-1. Mit dem kompakteren Mittelfeld sollte wohl der dänische Druck besser absorbiert und leichte Überzahl im Halbfeld und auf den Außenbahnen hergestellt werden und effektiver auf den dänischen Aufbau gepresst werden.

Dänemark kontrollierte weiterhin den Ball, zwingende Chancen konnte sich die Dänen aber kaum herausspielen. Nur einmal wurde es sehr eng für ein hoch aufgerücktes Österreich, als Bruun-Larsen alleine auf Schlager zu lief und traf – aber der dänische Stürmer war knapp im Abseits. Fast im direkten Gegenzug wurde Horvath von Nelsson im Strafraum gelegt, aber der für Ljubic eingewechselte Baumgartner vergab den Elfmeter.

Nach dem 2:1 für Dänemark (77., die Dänen waren auf der rechten Angrifsseite hinter die ÖFB-Abwehrkette gekommen, Maehle verwertete die Flanke) zogen sich die Skandiavier zurück. Der für die linke Angriffsseite gekommene Andreas Olsen ging gegen den Ball ganz weit zurück, formte somit eine Sechser-Abwehr.

Dem ÖFB-Team gelang es nicht mehr, eine ernsthafte Torchance zu erspielen. Dafür machte Dänemark mit dem 3:1 in der 93. Minute endgültig den Deckel drauf und wahrt somit die Chance auf Halbfinale und Olympia.

Fazit: Es fehlten die Mittel im Aufbau

Gegenüber den individuell gut besetzten, aber taktisch eher einfältigen Serben waren die Dänen um eine Klasse stärker. Sie neutralisierten den österreichischen Aufbau sehr gut, kamen defensiv aus dem Spiel heraus so gut wie nie in Verlegenheit und behielten auch nach dem völlig aus dem Nichts erzielten Ausgleich die Ruhe. Auch wenn Österreich einen Elfmeter vergeben hat, war es doch ein absolut korrekter Sieg von Dänemark.

Dem ÖFB-Team fehlte es an der Idee, gegen die geschickte dänische Mannschaft in gute Abschlusspositionen zu kommen. Weil die Kanäle zu waren, konnte Horvath sein Tempo nie ausspielen, Schlagers Pressing verpuffte an den stets ruhigen Abwehrspielern, Kvasina sah kaum Bälle – und es fehlte die Kreativität im Zentrum.

Die reaktive Grundidee von Gregoritsch‘ Strategie hat gegen Serbien perfekt gepasst, die Dänen konnten diese aber gut für sich nützen. Im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland (im Parallelspiel überlegener 6:1-Sieger gegen Serbien) wird es nun auf jeden Fall einen Sieg brauchen – ein 3:0 oder höher muss es sein – damit es noch für dass Halbfinale reicht.

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Starkes 2:0 über Serbien zum Start in U-21-EM https://ballverliebt.eu/2019/06/17/starkes-20-ueber-serbien-zum-start-in-u-21-em/ https://ballverliebt.eu/2019/06/17/starkes-20-ueber-serbien-zum-start-in-u-21-em/#respond Mon, 17 Jun 2019 19:05:32 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16244 Starkes 2:0 über Serbien zum Start in U-21-EM weiterlesen ]]> Österreichs U-21 startete mit einem 2:0-Sieg über Serbien in die Europameisterschaft. Beim Spiel in Triest konnte man die prominent besetzte gegnerische Offensive zumeist kontrollieren, während man selbst mit dem Tempo der eigenen Angriffsspieler punktete. Einziger negativer Aspekt: Hannes Wolf hat sich vermutlich gröber verletzt.

Österreich – Serbien 2:0 (1:0)

Die Aufstellungen

Werner Gregoritsch stellte das gewohnte 4-2-3-1 auf, mit Matthias Honsak ganz vorne und Xaver Schlager hinter bzw. neben ihm. Hannes Wolf und Sascha Horvath bearbeiteten die Flügel, Philipp Lienhart und Ivan Ljubic das Mittelfeld-Zentrum. Die Abwehr-Kette bildeten die Deutschland-Legionäre Posch und Danso (innen) sowie Ingolitsch rechts und Ullmann links. Im Tor stand Alexander Schlager.

Serbens Teamchef Goran Djorovic, als Spieler ein humorloser Verteidiger, hat seine profiliertesten Spieler in der Offensive, allen voran Neo-Real-Stürmer Luka Jovic. Auch die Flügelspieler Zivkovic (Benfica) und Radonjic (Marseille) waren letztes Jahr schon bei der WM der Großen dabei. Serbien spielte in einem 4-4-2, in dem allerdinge Lukic oft aus dem Zentrum mit nach vorne ging, womit sich situativ ein 4-3-1-2 ergab.

Was bei Österreich auffiel

Im Grunde reaktiv. Wenn es zu längeren Ballbesitzphasen in der gegnerischen Hälfte kommt, rückt die Abwehr auch bis zur Mittellinie auf. Das war aber nur sehr selten der Fall – denn im Grunde seines Herzens ist das Spiel dieser Mannschaft unter Trainer Gregoritsch reaktiv. Serbien hatte mehr Ballbesitz, Österreich stellte sich der serbischen Eröffnung in einem 4-2-4 entgegen.

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Die Serben wurden nicht angepresst, dafür wurde versucht, den serbischen Passempfänger in der Ballannahme zu stören, sofort in einen Zweikampf zu verwickeln und keine Zeit zur Verwertung zu geben. Das Funktionierte auch gut und mündete regelmäßig in Umschaltsituationen.

Umschalt-Fußball mit zaghaftem Umschalten. Erstaunlich war, dass Österreich zwar aktiv Ballgewinne forciert und Umschaltsituationen kreiert hat, dieses Umschalten selbst aber personell etwas zaghaft vollzogen wurde. Horvath und Schlager und auch Wolf preschten schon mit Tempo auf das Tor von Boris Radunovic zu, aber dahinter wurde selten konsquent nachgerückt. Wenn Österreich in hohem Tempo nach vorne zog, blieben fast immer sechs Mann hinten.

Wenig Raum zwischen den Linien. Das primäre Ziel war es aber, die offensiv prominent besetzten Serben nicht in gute Abschlusspositionen kommen zu lassen. Die beiden Viererketten, die das ÖFB-Team gegen den Ball aufstellte, standen sehr eng und erlaubten es den serbischen Spitzen Jovic und Pantic selten, zur Entfaltung zu kommen. Auf der Basis dieser zumeist gut disponierten Defensive konnte das Umschaltspiel aufgezogen werden.

Der Spielverlauf

Serbien versuchte, anders als Österreich, mit einer sehr hoch stehenden Offensiv-Abteilung, die Eröffnung des ÖFB-Teams zu unterbinden. Fünf bis sechs Serben kappten die Verbindung der österreichischen Abwehr zum Rest des Teams, dahinter ließ eine sehr tief stehende Abwehrkette aber viel freien Raum. Österreich schaffte es zwar nicht oft, diesen Raum direkt zu bespielen, hatte gegenüber der serbischen Defensive aber sehr wohl große Tempo-Vorteile.

Diese wurde umso mehr auffällig, als Wolf in der 37. Minute einen Pfosten-Abpraller von Horvath zum 1:0 verwertete. In der Folge mussten die Serben etwas mehr Risiko gehen und rückten mit der Abwehrkette weiter auf, um mehr Druck ausüben zu können. Gleich nach dem Seitenwechsel knallte der Ball nach einem Standard an die österreichische Latte und Radojnic drosch die Kugel einmal aus kürzester Distanz über das Tor.

Aber generell sah das ÖFB-Team in der zweiten Hälfte zumeist torgefährlicher aus. Das lag daran, dass die schnellen Österreichen in den riesigen freien Raum im Rücken der aufgerückten serbischen Abwehr – die sich beim Stellen von Abseitsfallen nicht gerade geschickt anstellte – diverse Male Gegenstöße zu starten. Bei vernünftiger Chancenverwertung wäre das Spiel schon wesentlich früher entschieden gewesen.

Die endgültige Entscheidung war ein Freistoß-Tor in der 78. Minute, dem ein Foul von Jovanovic an Wolf vorangegangen war. Für beide die letzte Aktion des Spiels: Jovanovic wurde ausgeschlossen, Wolf musste verletzt aus dem Spiel.

Fazit: Starker Sieg, Olympia bleibt im Blick

Österreich nützte seine Stärken – eine pfeilschnelle Offensive und eine in der deutschen Bundesliga ausgebildete Defensive – nahezu optimal aus. Auf der einen Seite war es Fehlervermeidung á la Foda, andererseits wurden Ballgewinne schon aktiv forciert und es gab auch im Angriffsdrittel sichtbar einstudierte Pass- und Laufwege.

Das Team hat schon beim ersten Auftritt gezeigt, dass es sich den Platz bei der Endrunde redlich verdient hat. Das Ziel – der Semifinal-Einzug und die damit verbundene Olympia-Qualifikation – ist nach dem ersten Spiel immer noch am Leben. Und wenn sich die Burschen wirklich ein Vorbild am EM-Auftritt der Frauen vor zwei Jahren nehmen, dann war der 2:0-Sieg über Serbien auch diesbezüglich ein idealer Start: Denn damals war es ein 1:0-Erfolg über die Schweiz im ersten Spiel, welche die Initialzündung zum erfolgreichen Turnier bedeutete.

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ÖFB-Team ultra-defensiv zum 0:0 – mit Glück und auch Geschick https://ballverliebt.eu/2016/06/19/oefb-team-portugal-defensiv-oesterreich-ronaldo-euro-2016/ https://ballverliebt.eu/2016/06/19/oefb-team-portugal-defensiv-oesterreich-ronaldo-euro-2016/#comments Sat, 18 Jun 2016 23:37:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12668 Österreich ermauert und erzittert und erkämpft sich im zweiten Gruppenspiel der EM ein äußerst glückliches 0:0 gegen Portugal. Teamchef Koller stellte das ÖFB-Team dabei extrem defensiv ein und profitierte auch von der Abschlussschwäche des Gegners, Ronaldo verschoss zudem einen Elfmeter. Immerhin: Mit diesem Punkt hat Österreich den Achtelfinal-Einzug noch selbst in der Hand.

Portugal - Österreich 0:0
Portugal – Österreich 0:0

Junuzovic verletzt, Harnik auf dem Flügel in absoluter Un-Form, Alaba seit Monaten ein schönes Stück von seinem Leistungspotenzial entfernt, dann auch noch den Rückschlag der 0:2-Auftaktniederlage gegen Ungarn im Rücken – und Portugal vor der Brust. Mit all diesen Parametern änderte Marcel Koller die Herangehensweise gegenüber den üblichen Gepflogenheiten völlig.

Strikte Defensive

Mit zwei Viererketten, die recht eng beinander standen, zog Österreich einen dichten Kordon vor dem eigenen Strafraum auf; davor waren Alaba und Harnik an vorderster Front aufgestellt. Man überließ Portugal (in einem 4-3-3 statt wie beim 1:1 gegen Island in einem 4-4-2) recht bereitwillig den Ball und achtete darauf, dass durch das Zentrum nichts durchkam.

Die Schlüsselspieler dafür waren Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker, die in der Mittelfeld-Viererkette die beiden mittleren Positionen einnahmen. Diese beiden hatten ganz offensichtlich keine nennenswerten Aufgaben im Spielaufbau, sondern waren einzig und allein dafür verantwortlich, dass Moutinho und André Gomes keine Steilpässe durch die Reihen durchspielen konnten.

Doppeln der Außenstürmer bei Vertikalläufen

Das klappte vorzüglich, weswegen der jeweilige Mittelstürmer der Portugiesen (zu Spielbeginn Nani, oft aber auch Ronaldo) keine sinnvollen Anspiele aus der Tiefe bekamen. Österreich drängte Portugal also auf die Flügel.

Hier war die Strategie darauf ausgelegt, dass der jewilige Außenstürmer Portugals, sobald er einen Lauf in den Strafraum bzw. in Richtung einer Position für eine aussichtsreiche Flanke startete, von zwei Österreichern verfolgt wird. Vor allem auf der linken Abwehrseite mit Fuchs (plus Arnautovic bzw. Ilsanker) wurden diese Situationen sehr gut gelöst, auch auf der anderen funktionierte zumindest dieser Move ganz gut.

Rechte Abwehrseite zu durchlässig

Portugal blieb damit quasi nur noch die Option, mit Bogenläufen zwischen die Linien zu kommen bzw. über die Außenverteidiger (Vieirinha rechts nicht so gut, der Neo-Dortmunder Raphaël links aktiver) hinter die Ketten des ÖFB-Teams zu kommen.

Gegen den defensiv ausgesprochen disziplinierten und eifrigen Arnautovic gab es kaum ein Durchkommen, aber Sabitzer auf der anderen Seite agierte defensiv ziemlich durchlässig. Praktisch immer, wenn Portugal gefährlich wurde, geschah dies über einen Vorstoß über die Seite von Sabitzer und Klein und eine Flanke vor den Fünferraum, zwischen die österreichischen Ketten hinein.

Ronaldo scheiterte nach Raphaël-Flanke knapp (21.), Nani setzte den Ball nach Raphaël-Flanke an den Pfosten (29.).

Österreichs Offensive

Der Aufbau der Österreicher – in den seltenen Fällen, in denen es einen solchen gab – ging eben nicht über Baumgartlinger, der spielte Pässe fast immer quer oder zurück, sicherte die Kugel ab. Es ging bei Österreich viel eher über die Außenverteidiger mit ihren Vorderleuten, und da im Speziellen einmal mehr fast ausschließlich über Fuchs und Arnautovic – oder über lange Bälle auf den Zielspieler Harnik.

In diesen Situationen wäre vermutlich Janko die geschicktere Option gewesen, aber es war recht offensichtlich, dass Koller hier Harniks Tempo als wichtiger für die defensive und auf Gegenstöße in möglichst offenen Raum ausgerichtete Spielanlage erachtete als den nach seiner Blessur gegen Saisonende ohnehin nicht ganz fitten Hünen Marc Janko.

Die portugiesische Strategie gegen einen geordneten Aufbau von hinten heraus bestand darin, dass die drei aus der Offensivkette (Ronaldo, Nani, Quaresma) sich nahe zur Abwehrkette bzw. zu Almer orientierten, sodass auch hier eher der lange Ball die Option war. Weil Österreich aber praktisch nie geordnet von hinten aufbaute, gab es diese Situation auch nur zwei-, dreimal.

Portugals Offensive

Auffälligstes Feature des portugiesischen Teams waren die ständigen Positionswechsel von Ronaldo, Nani und Quaresma. Jeder nahm jede Position ein (bis auf Quaresma in der Mitte), oft passierten diese Rochaden im Minutentakt. Moutinho und André Gomes wurden im Zentrum darauf limitiert, Querpässe zu spielen und kamen daher nicht ganz wie gewünscht zur Geltung.

Aufgrund der Kopfballstärke von Ronaldo waren gerade die Crosses fast immer brandgefährlich, auch, weil hier oft nicht ganz klar war, wie vor dem Tor die Zuordnung zu sein hatte. Jedenfalls kam Portugal so deutlich zu oft zu wirklich großartigen Torchancen, die Robert Almer ebenso großartig parierte.

Wenige Torchancen für ÖFB-Team

Genau nach 37 Minuten und 30 Sekunden, nach einem Eckball für Portugal, schaltete Österreich plötzlich völlig unvermittelt für fünf Minuten in den altbekannten Aggressiv-Modus um. Sofort wirkte Portugal etwas gehetzt, hatte sich ein wenig in defensiver Sicherheit gewogen – die einzige echte Torchance bis dahin war eine von Harnik knapp verpasste Flanke gleich zu Spielbeginn.

Auch in dieser Phase kam Österreich zu einer starken Chance, aber Vieirinha kratzte die Freistoß-Flanke gerade noch vor Harnik von der Linie. Sehr viel mehr Chancen hatte das ÖFB-Team im kompletten Spiel nicht, wie auch die Expected-Goals-Grafik beweist.

Die Kräfte schwinden

Garniert wurde die grundsätzliche Sicherheit in der Mitte des Feldes lange Zeit auch noch durch das gute Auge und das gute Timing von Sebastian Prödl beim Herausrücken, der auch zwei, drei Szenen durch beherztes Verlassen seiner Position entschärfte. So ab der 70. Minute etwa schlichen sich vermehrt Unsauberkeiten im Abdecken des Sechserraumes ein – höchstwahrscheinlich durch das Schwinden der Kräfte.

Die Abstände wurde in dieser Phase immer wieder etwas zu groß und Portugals Dreier-Angriff (dann mit João Mário statt Quaresma) lauerte da bereits gezielt in genau diesem Raum zwischen den Ketten. In dieser Phase nahm die Gefährlichkeit Portugals wieder zu und vor allem Ronaldo erkannte und nützte die kleinen Nachlässigkeiten immer mehr.

Hintereggers Ringkampf-Einlage gegen Ronaldo, die zum Elfmeter-Pfiff führte (78.) ist da nur die plakativste Szene gewesen. Glück für Österreich, dass Ronaldo – der ansonsten ein sehr engagiertes und auch ansprechendes Spiel abgeliefert hat, auch wenn man das seinem zunehmend genervten bis verzagten Gesichtsausdruck nicht ganz entnehmen konnte – den Strafstoß an den linken Pfosten knallte.

Alaba und Sabitzer

David Alaba in seiner Rolle als De-facto-Sturmspitze als klar schwächsten Österreicher zu bezeichnen, wäre (angesichts der Ungewohnheit der Rolle und Sabitzers Auftritt) ein wenig unfair. Aber die Tatsache, dass Koller den Bayern-Legionär nach einer Stunde durch Alessandro Schöpf ersetzte (der seine Aufgaben gegen den Ball schon präziser erfüllte als Alaba), spricht schon Bände.

Und auch Marcel Sabitzer muss man als Under-Performer bezeichnen. Nicht nur, dass er defensiv gegen Raphaël oft zu wenig herhielt, war er auch ein limitierender Faktor im Vorwärtsgang. Praktisch immer, wenn er an den Ball kam, beschleunigte er das Tempo im Gegenstoß nicht (so wie Fuchs und Arnautovic auf der anderen Seite), sondern nahm den Schwung heraus, verzettelte sich in Zweikämpfe, brachte seine Mitspieler nicht eingesetzt.

Ein wirkliches Upgrade gegenüber Martin Harnik, der diese Position zuletzt recht formschwach bekleidet hat, war Sabitzer also nicht.

Fazit: Mut zur Feigheit. Und viel Glück.

Man muss es Marcel Koller zugute halten, dass er nicht sklavisch an dem Fußball festhält, der ihm vorschwebt, wenn aufgrund von Verletzungen, Sperren und Formschwächen zwei der der Schlüsselspieler im Zentrum mehr oder weniger nicht zur Verfügung stehen (Junuzovic und Alaba) und auch Stammkräfte anderswo (Dragovic) fehlen. Koller weiß, dass sein Spiel ohne Junuzovic vor allem gegen einen spielstarken Gegner wie Portugal nicht durchzuführen ist. Darum lässt er es bleiben. Gerade Herbert Prohaska hielt ja 1998 nibelungentreu am seit Monaten formschwachen Andi Herzog fest, statt auf Hannes Reinmayr zu setzen, der eine tolle Saison gespielt hatte.

Die ultra-defensive Herangehensweise in diesem Spiel hat – wenn auch mit einem gehörigen Batzen Glück – zum erhofften Punkt geführt, wird in dieser Form aber garantiert nur eine Option für den Extremfall bleiben. Anstatt die Stärken des Stamm-Kaders zu betonen, wurde beim 0:0 gegen Portugal so gut es geht um die neu aufgetretenen Schwachpunkte herumgespielt.

Das sah alles andere als schön aus (4:23 Torschüsse und 0:10 Ecken, die 41% Ballbesitz wirken etwas viel, die 75%-Passquote ist eine Steigerung gegenüber dem Ungarn-Spiel), ging auch in diversen Situationen beinahe schief, aber es ist auch das Zeichen eines mutigen Trainers, in so einer Situation alles umzuwerfen, was bisher war. Es war nicht ganz das 5-5-0 von Andi Heraf bei der U-20-WM gegen Argentinien letztes Jahr, aber weit weg davon war es auch nicht. (Unterschied: Heraf stellte damals gegen ein schwaches Team ohne Not auf feig, Koller hatte im Grunde kaum eine andere Wahl).

Dieses 0:0, so glücklich der Tanz auf der Rasierklinge auch war, ermöglicht Österreich nun noch ein paar Tage auf das Achtelfinale zu hoffen. Mit einem Sieg gegen Island ist man fix Dritter (mit einem Sieg ab vier Toren Differenz ist man auch fix einer der besten vier Dritten, danke @LukasMatzinger). Sollte Ungarn etwas gegen Portugal holen, ist für Österreich sogar noch der zweite Platz möglich.

Es ist davon auszugehen, dass man gegen Island wieder anders agieren wird als beim 0:0 gegen Portugal. Andererseits kann Island ja mit der Bürde des Gestaltenmüssens recht wenig anfangen. Das letzte Duell mit den Isländern gab es im Übrigen vor zwei Jahren, es endete mit einem 1:1.

euro gruppe

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https://ballverliebt.eu/2016/06/19/oefb-team-portugal-defensiv-oesterreich-ronaldo-euro-2016/feed/ 4
Vier Phasen bei 2:2 der ÖFB-Frauen in Norwegen https://ballverliebt.eu/2016/06/02/vier-phasen-bei-22-der-oefb-frauen-in-norwegen/ https://ballverliebt.eu/2016/06/02/vier-phasen-bei-22-der-oefb-frauen-in-norwegen/#comments Thu, 02 Jun 2016 21:19:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12527 Es ist gelungen: Die ÖFB-Frauen haben in Norwegen ein 2:2 geholt und damit erstmals auswärts bei einem Topf-1-Team einen Punkt ergattert. Das Match beim amtierenden Vize-Europameister war von mehreren Phasen geteilt – zeitweise sah Österreich wie das deutlich bessere Team aus, dann wieder wirkte vieles eher kopflos. Über die Spieldistanz gesehen aber geht das Unentschieden in Ordnung.

2016 06 02 Nor-Aut 2-2
Norwegen – Österreich 2:2 (1:1)

Erstes Spielviertel: Wenig los.

Das ÖFB-Team begann, anders als in der letzten Zeit gewohnt, mal wieder in einem 4-4-2 und agierte zu Beginn ungewohnt bedächtig, fast passiv. Damit kopierte man die Spielweise von Norwegen ziemlich genau. Es wirkte so, als wollte man die Norwegerinnen entweder ein wenig locken, mehr Verantwortung im Gestalten des Spiels aufzubürden – im Wissen, dass Norwegen das gegen gute Gegner (und ein solcher ist Österreich mittlerweile) eigentlich nicht kann.

Norwegen agierte nicht ganz so statisch, wie das noch beim glücklichen Sieg in Steyr vor zwei Monaten der Fall war. Zunächst beschränkte man sich darauf, die österreichischen Außenverteidiger anzupressen und zu isolieren, ließ aber die rot-weiß-rote Innenverteidigung ziemlich unbehelligt; Hegerberg und Herlovsen stellten sich eng und kreierten so einen Deckungsschatten, der Schnaderbeck und Wenninger eine vertikale Eröffnung verunmöglichte.

Hinten kippte Sechser Maren Mjelde gerne ab, die Außenverteidiger rückten etwas auf – so wollte man die Eröffnung an den österreichischen Stürmerinnen Billa und Burger vorbei erleichtern. Klappte aber nicht so richtig.

Es war ein fürchterliche Schnitzer von Nora Holstad (bei den Bayern die IV-Kollegin von Schnaderbeck und Wenninger), die einen an sich harmlosen Ball von Prohaska scharf machte und Nina Burger nach einer Viertelstunde zum 1:0 für Österreich abstaubte. Ein paar Minuten später sprang auf der anderen Seite Maren Mjelde der Ball an der Strafraumgrenze vor den Fuß, ihr Weitschuss schlug zum 1:1 ein.

Zweites Spielviertel: Österreich presst hoch

Halb durch die erste Hälfte schaltete Österreich auf das Spiel um, das Österreich in den letzten Jahren ausgezeichnet hat: Aggressives Pressing tief in der gegnerischen Hälfte. Nici Billa ließ sich dazu von der Spitze etwas nach hinten fallen und kreierte so ein 3-gegen-2 im Spielfeld-Zentrum. Mit ihr, der giftigen Zadrazil und der ebenso nun aggressiveren Puntigam flutete Österreich den norwegischen Sechserraum.

Norwegen bekam genau diesen Raum zwischen Mittelkreis und Strafraum in dieser Phase überhaupt nicht zugemacht und Österreich erspielte sich ein deutliches spielerisches Übergewicht. Man hatte den Favoriten klar an der Kandarre, aber es gelang Österreich nicht, bis zur Pause die Führung zu erzielen, die klar verdient gewesen wäre.

Drittes Spielviertel: Leichte Beruhigung

Nach dem Seitenwechsel war bei Norwegen das Bemühen, das Spiel zu beruhigen und konzentrierter um die österreichischen Drucksituationen herum zu spielen, klar zu erkennen. Ballnahe Mitspielerinnen liefen sich nun konsequenter frei und das Team war recht offensichtlich von Teamchef Finjord in der Pause auf die präferierten österreichischen Pressingwege und -winkel hingewiesen worden.

So wich der totale Druck, den Österreich vor der Pause ausgeübt hatte, einer eher ruhigen Phase. Das norwegische Team hatte nun erstmal was es wollte (etwas Ruhe und niedrigeres Tempo), auch das österreichische schien zunächst nicht unzufrieden (mit der nicht vorhandenen Gefahr, die Norwegen ausstrahlte).

Bis nach knapp einer Stunde eine Flanke in den österreichischen Strafraum gesegelt kam. Viki Schnaderbeck ist großartig im Antizipieren und Ablaufen, aber sie ist nicht das böseste Luftkampf/Kopfball-Ungeheuer auf dem Feld. Isabell Herlovson ist das schon. Und so führte Norwegen ein wenig aus dem Nichts 2:1.

Viertes Spielviertel: Hektik bei Österreich

War die Reaktion auf das erste Gegentor noch positiv und aktiv, fielen die ÖFB-Frauen nach diesem zweiten Gegentor merklich in das bekannte Muster zurück, dass solche Ereignisse doch kräftig am Fokus nagen.

Zwar funktionierte das Anlaufen und das Gewinnen der Bälle durch das gewohnte hohe Pressing nun wieder besser als zu Beginn der zweiten Hälfte, aber wenn man mal den Ball hatte, fehlte die Ruhe, auch wirklich etwas damit zu machen. Zu schnell folgte entweder ein Abschluss (aus 25 bis 30 Metern), ein Fehlpass oder eine kleine Schlampigkeit, mit der potenzielle Chancen schnell im Keim erstickt wurden. Die einzige wirklich von A bis Z durchgespielte Angriffsaktion von Österreich aber führte fast zu einem Tor (Feiersingers Rück/Querpass auf Burger, die drüber schoss).

Durch das erhöhte Risiko boten sich Norwegen im Rücken der österreichischen Abwehr nun natürlich Räume, mehr als ein-, zweimal musste man sich aber nicht Sorge machen – umso weniger, als Finjord zehn Minuten vor Schluss Stürmerin Herlovsen vom Platz nahm und die routinierte DM-Spielerin Ingvild Stensland brachte. Passt schon, signalisierte das, wir müssen keines mehr machen.

Wenige Augenblicke später stand in Norwegens Abwehr alles falsch, was nur irgendwie falsch stehen kann. Billa steht nicht im Abseits, Moe-Wold und Lund rennen beide zu ihr, dafür steht überhaupt niemand mehr vor dem Tor bei Feiersinger – und die bringt den eigentlich zu ungenauen Querpass über die Linie.

Fazit: Viel Licht, aber auch ein wenig Schatten

Eine Stunde lang präsentierte sich Österreich als das Team am Kommandostand, diktierte Tempo und Rhythmus des Spiels. Gerade in der Phase vor der Pause war das stolze Norwegen nur Passagier, das war genau die Art von Spiel, die Österreich so gut kann und die bei Norwegen die größten Schwächen offenbaren lässt. Da haben die ÖFB-Frauen gezeigt, dass sie von ihrer grundsätzlichen Klasse durchaus auf Augenhöhe mit Norwegen sein können. Wichtig zu sehen ist efinitiv, dass danach zwar die Ruhe fehlte, aber der Wille immer da war. Österreich steckte nie auf. Das ist eine durchaus nennenswerte Qualität.

Es wurde aber auch deutlich, dass es nach der ersten Elf (auch natürlich etwa durch die Verletzung von Offensiv-Allrounderin Lisa Makas) ein wenig an Spielerinnen fehlt, die man ohne Substanzverlust einwechseln kann. Es ist kein Zufall, dass Thalhammer beim Heimspiel gegen Norwegen nur einmal wechselte und nun beim Auswärtsspiel auch nur zweimal (davon einmal in der 90. Minute).

Dies ist aber praktisch allen Topf-2-Teams gemein und Österreich ist neben der Schweiz und Belgien das bisher einzige dieser Topf-2-Teams, das in dieser EM-Qualifikation dem Gruppenkopf auch nur einen Punkt abnehmen konnte. Damit wird zu 99 Prozent nach dem nächsten Spieltag (Österreich am Montag gegen Israel in Horn, tags darauf Norwegen in Wales) der zweite Platz fix sein.

Und die EM-Qualifikation kann Österreich auch nur noch sehr theoretisch verspielen.

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Gludovatz-Comeback: Willkommen zurück, SV Ried! https://ballverliebt.eu/2015/08/23/gludovatz-comeback-willkommen-zurueck-sv-ried/ https://ballverliebt.eu/2015/08/23/gludovatz-comeback-willkommen-zurueck-sv-ried/#comments Sun, 23 Aug 2015 15:48:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11501 Gludovatz-Comeback: Willkommen zurück, SV Ried! weiterlesen ]]> Paul Gludovatz ist zurück in Ried, mit ihm sein altes 3-3-3-1 aus den Jahren 2008 bis 2012, auch die Spielanlage hat sich fast nicht geändert und immer noch kommt die Konkurrenz nicht damit zurecht. Das Team von Sturm-Coach Franco Foda, überhaupt einer der unbeweglichsten Trainer der Liga, war ob seiner Berechenbarkeit aber auch ein dankbarer Gegner.

SV Ried - Sturm Graz 1:0 (0:0)
SV Ried – Sturm Graz 1:0 (0:0)

Sturm war deshalb ein dankbarer Gegner, weil das 3-3-3-1 gegen das übliche große Loch zwischen der tief stehenden Abwehrreihe und der hoch stehenden Offensive der Grazer perfekt passt – vor allem, wenn man es so anlegt wie die Rieder in diesem Spiel.

Doppeltes Kappen der Grazer Spieleröffnung

Der nominelle Zehner, Dieter Elsneg, agierte nämlich recht hoch, sodass Ried phasenweise sogar eher in einem 3-3-4 agierte. Das hieß, dass sich vier Rieder Offensivspieler zwischen der Sturm-Abwehr und dem Rest der Grazer positionierte und so ungestört zum einen die Spieleröffnung per Stellungsspiel UND per Anpressen der Abwehrkette angehen konnte.

Mit Erfolg: Michael Madl produzierte 13 Fehlpässe, Innenverteidiger-Kollege Kamavuaka zwölf. Nach den vielen billigen Ballverlusten bedurfte es bei Ried nicht einmal großartigen Nachrückens von hinten heraus, weil sofort vier Spieler den schnellen Weg in den Strafraum suchen konnten und man dabei kaum einmal in Unterzahl gerieten.

Außenbahnen überladen

Vor allem Martin Ehrenreich wurde von Gludovatz und Schweitzer als Schwachstelle erkannt. Ihn bohrte Ried an, indem man – auch ein klassisches und eigentlich altbekanntes Feature des 3-3-3-1 – die Außenbahnen überlud und so nicht selten drei Spieler (Linksaußen Kragl, der linke Wingback Prada und der verschiebende Zehner Elsneg) auf Ehrenreich zustürzten. Die Ballverlust-Quote des zuletzt ohnehin verunsicherten Ehrenreich trieb in lichte Höhen.

Auf der anderen Seite agierte Rieds Rechtsaußen Patrick Möschl, ein dynamischer und schneller Spieler, etwas höher als Kragl auf der anderen Seite. Zusammen mit dem recht aktiven rechten Wingback Janeczek überlief er Sturm-Außenverteidiger Potzmann immer wieder.

Hohe Linie bei Ried

SV Ried - Red Bull Salzburg 1:4 (0:4)
SV Ried – Red Bull Salzburg 1:4 (0:4)

Neben der extrem aktiven Spielanlage und dem konsequenten Vorwärtsverteidigen war auch die hohe Linie ein signifikanter Unterschied zu den Kolvidsson-Spielen. Unter dem Isländer agierte Ried tiefstehend und passiv, nicht selten mit nur zwischen 20 und 30 Prozent Ballbesitz, mit sehr viel Weg zwischen Ball und Tor, wenn man die Kugel erobert hatte. Nun, unter Gludovatz, wird der Ball nach Möglichkeit 50 bis 70 Meter weiter vorne erobert.

Auch die Abwehrreihe der Innviertler steht nun locker 30, 40 Meter weiter vorne als noch unter Kolvidsson. Gludovatz weiß, dass er die Abwehrlinie nach vorne schieben muss, wenn er vorne draufgehen lassen möchte. So entstanden im Rücken der vier offensiven Ried-Spieler nie die Räume, die sich umso dramatischer in so gut wie jedem Spiel bei Sturm auftun.

Durch die hohe Linie war es auch Sechser Marcel Ziegl jederzeit möglich, im Bedarfsfall nach vorne zu rücken, um Bälle abzufangen oder beim Anpressen zu helfen.

Sturm lange ratlos

Die Grazer hatten nicht den geringsten Plan, wie sie gegen diese Rieder sinnvoll nach vorne kommen sollten. Immer öfter waren lange Vertikalpässe in die grobe Richtung von Sturmspitze Tadic der letzte Ausweg, die fast immer zu lang und/oder zu ungenau waren. Donis Avdijaj hatte zwar erkannt, woran es krankte (wohl als Einziger) und ließ sich immer wieder relativ tief zurückfallen, dann fehlte er aber vorne.

Wäre Sturm zur Halbzeit 0:3 oder 0:4 zurück gelegen (und die Chancen dazu waren da), es wäre nicht zu hoch gewesen. Erst für die 2. Halbzeit reagierte Foda, indem er die Mittelfeldreihe – vor allem Hadzic und Piesinger – deutlich näher an der Abwehrreihe positionierte. So nahm Sturm den Rieder Offensiv-Spielern den Raum zwischen den Reihen und man kontrollierte das Spiel zusehens besser, ohne allerdings wirklich viele Chancen herausarbeiten zu können.

Dass Ried am Ende dennoch gewann, lag an einem Abseitstor zehn Minuten vor Schluss. Unverdient war es allerdings in keinster Weise.

Kolvidsson war zu radikal

Die gezeigten Performances und auch die Wortmeldungen, die man aus Ried so vernommen hat, legen den Schluss nahe, dass der Wechsel in der Spielanlage zu radikal war. Die Spieler in Ried waren es über Jahre gewohnt – also, seit Gludovatz‘ erstem Amts-Antritt im Sommer 2008 – einen extrem progressiven, intensiven und zuletzt auch auf teilweise extremem Pressing aufgebauten Fußball zu spielen.

Kolvidssons Idee von Fußball stand diesem Ansatz diametral gegenüber: Kompakt in der Defensive stehen, den Gegner möglichst nicht die Option geben, zwischen die Reihen zu kommen und nach Ballgewinn schnörkellos und sehr vertikal nach vorne.

Das erfordert natürlich auch eine gewisse Form von Aggressivität, aber die ist völlig anders gelagert und in ganz anderen Situationen gefragt, als das unter Kolvidssons Vorgängern der Fall war. Der Isländer beklagte sich wiederholt, dass seine Vorgaben nicht umgesetzt worden wären. Eine mögliche Interpretation wäre: Spieler wie Trauner (der unter Kolvidsson ganz besonder schlecht war, aber auch Janeczek, Elsneg, Murg und Ziegl hatten den „eigentlichen“ Ried-Fußball so verinnerlicht, dass sie es schlicht nicht schafften, den Schalter im Kopf umzulegen.

Nun, unter Gludovatz, ist die SV Ried zurück, wie der österreichische Fußball sie kennen und auch lieben gelernt hat.

Der Abstieg ist, mann man nur halbwegs weiterhin so progressiv agiert wie gegen Sturm, kein Thema. Das Experiment Kolvidsson hat gezeigt, wenn es sonst schon für nichts gut war, dass die Spieler im Kader der Innviertler sehr wohl deutlich geeigneter für proaktiven Fußball sind als für eine passive Spielanlage.

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Achtbar aus der Affäre gezogen: ÖFB-Frauen 1:3 gegen Top-Team Frankreich https://ballverliebt.eu/2013/11/01/achtbar-aus-der-affare-gezogen-ofb-frauen-13-gegen-top-team-frankreich/ https://ballverliebt.eu/2013/11/01/achtbar-aus-der-affare-gezogen-ofb-frauen-13-gegen-top-team-frankreich/#comments Fri, 01 Nov 2013 00:29:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9785 Achtbar aus der Affäre gezogen: ÖFB-Frauen 1:3 gegen Top-Team Frankreich weiterlesen ]]> Brav gespielt, den Gegner eine Zeitlang wirklich geärgert, aber gegen das übermächtige Team aus Frankreich letztlich natürlich verdient 1:3 verloren: So lief das letzte WM-Quali-Spiel der ÖFB-Frauen in diesem Kalenderjahr. In dem man bis zum französischen Doppelschlag nach etwa einer Viertelstunde zeigte, dass man auch vor diesem Gegner keine Angst hat. Aber Frankreich danach ausspielte, individuell deutlich besser zu sein.

Österreich - Frankreich 1:3 (0:2)
Österreich – Frankreich 1:3 (0:2)

Neuer Teamchef (Bergeroo statt Bini), neues System (4-4-2 statt 4-2-3-1), neue Besetzung (Delannoy statt George, Henry statt Soubeyrand, Houara statt Franco), mit Cammy Abily fehlte der etatmäßige Boss am Feld mit einer Knöchelverletzung – und es gibt eine neue Position für Louisa Nécib (links im Mittelfeld statt auf der Zehn): Bei Frankreich hat sich seit dem Viertelfinal-Aus bei der EM vieles verändert. Was sich nicht verändert hat: Dass das neben Deutschland die beste Mannschaft Europas ist.

Couragierter österreichischer Beginn

Das Österreich davon, trotz der massiven Fortschritte in den letzten zwei Jahren, ein schönes Stück entfernt ist, ist ganz klar. Und doch versteckte sich das ÖFB-Team in der Anfangsphase überhaupt nicht. Es wurde in der eigenen Hälfte auf die ballführende Französin gepresst, wenn möglich wurde auch gedoppelt. Hinzu kam, dass die Gäste in 1-gegen-1-Situationen oft schlampig und eindimenstional agierten, dadurch oft hängen blieben – vor allem an Schnaderbeck und Puntigam.

Diese beiden staffelten sich diesmal horizontal. Wenn Österreich das Spiel selbst macht, kippt in der Regel eine von den beiden ab, gegen den Gruppenfavoriten war aber defensive Stabilität gefragt. So staffelten sich bei Österreich die zwei Viererketten, in denen der Ball gewonnen werden sollte, um dann die beiden Spitzen Burger (zumeist hängend) und Makas (zumeist vorne) bedient werden sollten.

Das ÖFB-Team wurde in der Anfangsphase zwar selbst nicht gefährlich, neutralisierte aber den Gegner so gut es ging. In der ersten Viertelstunde kam Frankreich nur zu einer echten Tormöglichkeit. Ganz offenbar hatte Frankreich nicht damit gerechnet, so frech vom Außenseiter angegangen zu werden.

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Durch das eigene 4-4-2 und die sich ins Mittelfeld fallende Burger bei Österreich hatte Frankreich im Zentrum Unterzahl, agierte zudem in Zweikämpfen mit zu wenig Ernsthaftigkeit und hatte etwas Probleme mit dem österreichischen Pressing. Bei den Gastgebern staffelte sich das Mittelfel-Zentrum (roter Strich) diesmal horzontal statt vertikal.

Doppelschlag und französische Assymetrie

Nach einer Viertelstunde tanzte die aufgerückte Boulleau Österreichs RV Manhart aus, gab zur Mitte und Nécib verwertete zum 1:0, zwei Minuten später rückten die Gastgeber bei einem Freistoß nicht heraus und Amandine Henry schoss aus 20 Metern zum 2:0 ein. Mit diesem Doppelschlag war das Spiel für Frankreich dann doch auf Schiene und bei Österreich war ein ziemlicher Bruch zu sehen. Die Courage war schlagartig gewichen, man agierte passiver, ließ Frankreich mehr gewähren.

Die Gäste spielten in der Folge immer assymetrischer. Nécib auf der linken Seite zog viel in Richtung ihrer gewohnten Position in der Mitte, überließ die Außenbahn LV Boulleau (die deutlich mehr nach vorne tat als RV Houara). Doch obwohl Heike Manhart mit den beiden überhaupt nicht zurecht kam und weder dem schnellen Giftzwerg Boulleau noch der techisch versierten Nécib (bei der zudem ihre üblichen, aus allzu großer Lässigkeit entstehenden Schlampigkeiten nicht Überhand nahmen) viel entgegen setzen konnte, konzentrierte sich das französische Angriffsspiel vor allem auf die andere Seite.

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Weil sich die österreichischen Viererketten zentral zusammen zogen, hatte Élodie Thomis (ganz rechts, 3x unterstrichen) extrem viel Platz. Im Aufbau spielte Frankreich ein 4-2-4

Wo sich Frankreichs RM Élodie Thomis ganz an der Seitenlinie postierte, während die österreichischen Ketten sich sehr zentral zusammen zogen und Frankreich so nach außen drängten. Durch ihr extremes Tempo und ihr gutes Timis war Thomis der größte Gefahrenherd. Aschauer versuchte nach Kräften, Thomis nach ihren Vertikalläufen am Flanken zu hindern, zumeist gelang ihr das auch. Nur nach vorne war so natürlich wenig möglich.

Österreich linkslastig, Frankreich individuell überlegen

Was ein wenig erstaunte: Obwohl Nécib viel einrückte und über Laura Feiersinger eigentlich mehr Platz gewesen wäre, konzentrierten sich Österreichs Offensiv-Bemühungen vor allem auf die andere, die linke Seite. Vor allem Lisa Makas – die oftmals auf diese Außenbahn auswich – versuchte, sich anspielbar zu machen und Bälle zu halten. Das Risiko im Aufbau über diese Seite war aber natürlich, dass bei Ballverlust sofort Thomis ihren Turbo zünden konnte.

Was Frankreich sehr gut machte: Die überlegene individuelle Klasse ausspielen. Sieben in der Startformation spielen bei CL-Final-Dauergast Lyon, die restlichen vier beim Top-Klub Paris St. Germain, das ist eine andere Liga. Da wurde stark antizipiert, im richtigen Moment der Körper reingestellt oder auch mal der Ellbogen ausgefahren. In Defensiv-Zweikämpfen brannte überhaupt nichts an und wenn Österreich mit längeren Bällen die Spitzen in Szene setzen wollte, war die extrem schnelle Delannoy zur Stelle und lief diese ab. Sogar gegen die wirklich nicht langsame Lisa Makas.

Gäste schalten zurück

Frankreich verlegte sich immer mehr auf’s verwalten und bohrte nach dem Seitenwechsel auch zunehmend die Seite von Heike Manhart an. Die Folge waren diverse Freistöße aus dem Halbfeld, die Nécib in den Strafraum chippte – bei einer dieser Situationen war nach einer Stunde dann die 1.85m große Wendie Renard zur Stelle und nickte zum 3:0 ein. Wenn eine so große Spielerin, die noch dazu Kopfball-Spezialistin ist, mit einem Freistoß genau in ihren Lauf gefüttert wird, ist sie ganz einfach nicht zu verteidigen.

Dass Carina Wenninger nur wenige Minuten später nach einer Freistoß-Flanke von Feiersinger das 1:3 erzielte, schien Frankreich kaum zu beunruhigen, gab aber Österreich noch einmal Auftrieb. Zumal mit Nicole Billa (statt Makas) in der Spitze und Lokalmatadorin Jenny Pöltl für die linke Seite (statt Puntigam, Prohaska ging ins Zentrum) noch zusätzlicher Schwung kam. Besonders imponieren war etwa, wie die 17-jährige Billa, mit der geballten Länderspiel-Erfahrung von zwölf Minuten aus dem Ungarn-Spiel, die um anderthalb Köpfe größere Renard austanzte.

Die beste Chance für Österreich hatte in der Schlussphase dann noch Burger, die allerdings nach ihrem Lauf in den Rücken der französischen Abwehr den Moment für das Abspiel oder den Abschluss verpasst hat. So verwaltete Frankreich das 3:1 trocken über die Zeit.

Fazit: Frankreich spielte die Klasse aus

Letztlich war es ein Spiel, das man so erwarten konnte: Österreich hält couragiert und frech dagegen, bis Frankreich in Führung geht und den Sieg routiniert über die Zeit schaukelt. Bei den Gästen war es Dienst nach Vorschrift, nicht mehr – hinfahren, gewinnen, wieder heimfahren.

Dabei wurden natürlich die Unterschiede in puncto individueller Klasse deutlich, vor allem gegen Nécib war das ÖFB-Team zumeist machtlos. Es gab zwei, drei eher halbherzige Versuche, eine Mittelfelspielerin zwischen die IV fallen zu lassen und so das Spiel mit sieben Spielerinnen vor dem Ball in die französische Hälfte zu schieben; Teamchef Thalhammer deutete seinem Team immer wieder an – auch bei 0:2 bzw. 1:3 – gegen den Favoriten konsequenter herauszurücken.

Wobei aber nach dem Doppelschlag in den Minuten 16 und 18 klar war: Frankreich wird dieses Spiel gewinnen. Dieses Team ist einfach zu gut, um sich so etwas gegen ein aufstrebendes Mittelklasse-Team wie Österreich noch nehmen zu lassen.

(phe)

PS: Im Parallelspiel gewann Finnland daheim gegen Kasachstan erstaunlich knapp mit 1:0, ist damit nun Gruppenerster. Das 4:0 von Ungarn gegen Bulgarien hat schon nur noch statistischen Wert. Für Österreich ist der Länderspiel-Herbst damit vorbei, Frankreich absolviert im November noch beide Spiele gegen Bulgarien, dazu empfängt Ungarn Kasachstan. Im April geht’s für Österreich dann nach Bulgarien und nach Frankreich.

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Souveränes 3:0 in Ungarn: Österreich besteht die Auswärts-Prüfung problemlos https://ballverliebt.eu/2013/10/27/souveranes-30-in-ungarn-osterreich-besteht-die-auswarts-prufung-problemlos/ https://ballverliebt.eu/2013/10/27/souveranes-30-in-ungarn-osterreich-besteht-die-auswarts-prufung-problemlos/#comments Sun, 27 Oct 2013 10:11:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9767 Souveränes 3:0 in Ungarn: Österreich besteht die Auswärts-Prüfung problemlos weiterlesen ]]> Was den Entwicklungsstand der ÖFB-Frauen angeht, waren in diesem Herbst zwei Spiele besonders interessant: Das bei EM-Teilnehmer Finnland (wo man mindestens auf Augenhöhe war) – und das in Ungarn, dem Topf-4-Team der Sechsergruppe. Um die Frage zu beantworten, wie es dem Team auswärts gegen einen Gegner mit halbwegs Qualität gelingt, das Spiel zu gestalten. Nach dem nie gefährdeten 3:0 in Budapest steht fest: Mannschaften wie diesen ist man schon meilenweit enteilt. Erst, als das Spiel entschieden war, ließ man es ein wenig schleifen.

Ungarn - Österreich 0:3 (0:2)
Ungarn – Österreich 0:3 (0:2)

Stamm-Goalie Kristler fehlte verletzt und Sarah Zadrazil, die zuletzt in Finnland eine starke Partie als Nina Burgers Sturmpartnerin ablieferte, bekam von ihrem US-Uni-Team keine Freigabe. Eine andere Spielanlage bedeuteten diese Änderungen (Makas zurück statt Zadrazil, Zinsberger statt Kristler mit dem Startelf-Debüt) nicht: Wille zum Gestalten, weit abkippende Sechs, einrückende Mittelfeld-Außen und aktive Außenverteidiger.

Österreichischer Sieg früh auf Schiene

So weit nichts Neues, und tatsächlich war die Spielanlage jener vom Spiel in Finnland praktisch identisch. Unterschied: Der Gegner hatte weniger Niveau als in Turku. Auch das erlaubte es der österreichischen Dreierkette, die sich im Aufbau bildete, deutlich weiter nach vorne zu schieben. Das allzu große Loch, dass dabei gegen Belgien und in Finnland davor aufgerissen wurde, verkleinerte sich dadurch; außerdem standen die nominellen Mittelfeld-Außen diesmal nicht auf einer Höhe mit den Sturmspitzen, sondern bearbeiteten dahinter den Platz zwischen den Reihen.

Das 1:0 für Österreich fiel schon in Minute 7: Eine Freistoß-Flanke von Puntigam (die diesmal als tieferer der beiden zentralen Mittelfeld-Leute begann) beförderte Burger in ihrem 50. Länderspiel der Ball an die Latte, die ungarische Abseitsfalle schnappte nicht zu und Carina Wenninger konnte völlig mühelos zu ihrem zweiten Tor im Nationalteam einköpfeln. Was allerdings nicht dafür sorgte, dass die Ungarinnen aktiver wurden.

Das „Problem Jakabfi“ ist keines

Die mit sehr viel Abstand beste Spielerin Ungarns ist Zsanett Jakabfi, Stammkraft bei Triple-Sieger Wolfsburg. Wenn sie denn fit ist. Denn das war sie in den letzten Monaten nicht, und das merkte man. Hastig einberufen und ohne mit der Mannschaft trainiert zu haben, war sie auf dem rechten Flügel im 4-4-2 von Teamchef Attila Vágó postiert. Potentiell ein extremer Gefahrenherd – vor allem ob der teilweise recht weit innen agierenden Prohaska – aber das Spiel lief komplett an Jakabfi vorbei, sie hatte kaum Ballkontakte und sie brachte Verena Aschauer nur sehr selten in Verlegenheit.

Bei Ungarn versuchten die Mittelfeld-Außen Jakabfi und Kaján, im Aufbau weit nach vorne zu schieben – vor allem Jakabfi – aber umso nahmen sie sich selbst aus dem Spiel, weil Österreich da geschickt die Passwege zustellte. Andererseits aber ließ sich Boglárka Szabó aus dem Zentrum zwischen Innenverteidiger fallen, wenn es hinten gefährlich wurde. So ergab sich ein Wall aus drei eng stehenden Verteidigierinnen im Zentrum.

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Wenn bei Österreich Puntigam abkippte (ganz links), staffelte sich das ungarische ZM vertikal und LM Kaján ging viel weiter zurück als RM Jakabfi. So hatte Österreich viel Raum zur Spieleröffnung.

Aber durch die Assymetrie auf den ungarischen Flügeln – Kaján links rückte gegen den Ball deutlich weiter zurück als Jakabfi rechts – und drm in der Defensive vertikal statt horizontal gestaffelten Duo im zentralen Mittelfeld waren auf dieser Seite deutlich mehr Optionen zur Spieleröffnung für Österreich, weil Ungarn da große Räume offen ließ. Darum war es auch Carina Wenninger, die rechte Innenverteidigerin, die oftmals mit dem Ball nach vorne in den freien Raum ging.

Man muss sich schon fragen, warum die Ungarn das ÖFB-Team dreimal beobachtet haben (gegen Belgien, gegen Bulgarien und in Finnland), wenn sie dann im Positionsspiel gegen den Ball erst recht alles falsch machen. Gefährlich wurde Ungarn jedenfalls nur aus Ecken: In Minute 9 streicht eine solche einen Meter am österreichischen Tor vorbei, und in Minute 42 kratzte Heike Manhart (die ja in der ungarischen Liga spielt) einen Schuss von Vágó wiederum nach einem Eckball von der Linie. Letzteres war die einzige echte Schrecksekunde im ganzen Spiel.

Klare Sache und Billa-Debüt

Durch die Mitte, wo sich die Ungarinnen in der Abwehrkette verdichtete, kam Österreich nicht so oft durch, und wenn, war meist Lisa Makas mit ihrem Tempo und ihrer Technik daran beteiligt (wie etwa auch schon bei ihrer sensationellen Vorarbeit im Europacup-Spiel gegen Sassari Torres). Nur im Abschluss haperte es. Die gefährlichsten Szenen kamen aber zustande, wenn es gelang, über die Außen mit Tempo in den Rücken der ungarischen Abwehr zu kommen.

Wie beim 2:0, als Aschauer durchging, flankte, und die ungarischen Innverteidigerinnen Demeter und Tóth beide den Ball klären wollten, dabei übereinander stolperten und den Ball dabei ins eigene Tor beförderten. Undwie beim 3:0, als Nina Burger steil geschickt wurde und ebenso zur Grundlinie durchging, zurücklegte, und Lisa Makas nach einer Stunde doch noch ihr Tor machte.

26. Oktober 2013 um 18.33 Uhr: Der Moment, in dem Nicola Billa im Team debütiert.
Budapest, 26. Oktober 2013, 18.33 Uhr: Der Moment, in dem Nicola Billa (Nr. 9) im Team debütiert.

Was die Gelegenheit gab, Nicole Billa ihr Teamdebüt zu ermöglichen. Die 17-Jährige, die Kapitänin vom U-19-Team ist, startete zuletzt mächtig durch, nach einer Saison in Innsbruck ging sie im Sommer zu St. Pölten und fällt auch dort durch eine Eiseskälte vor dem Tor auf.

Dass sie ihre größte Chance auf den ersten Treffer im ersten Spiel in der Nachspielzeit vergab, indem sie halb im Fallen aus zwei Metern über das Tor schoss, kann da schon mal passieren. Ungarn war zu diesem Zeitpunkt im Übrigen schon nur noch zu zehnt: Zsanett Jakabfi, im ganzen Spiel weitgehen unsichtbar, hatte in der 87. Minute angeschlagen das Feld verlassen, das Wechselkontingent war aber schon erschöpft.

Da wird sich Wolfsburg schön beim ungarischen Verband bedanken, der Jakabfi völlig unvorbereitet in die Schlacht warf.

Fazit: Nicht glanzvoll, aber problemlos

Mit dem 2:0 und dann dem 3:0 im Rücken franzte das österreichische Spiel ein wenig aus, es wurde zu eng, es fehlte ein wenig die Genauigkeit. Aber bis die Partie entschieden war, agierte Österreich konzentriert, umsichtig und bis auf wenige Ausnahmen souverän. Der Sieg stand nie in Frage. Es wurde versucht, die Schwächen von Ungarn anzubohren, man hatte immer das Heft des Handeln in der Hand und Schnitzer von Ungarn wurden ausgenützt. Kein ultimativ glazvoller Sieg, aber ein souveräner Erfolg gegen einen passiven und defensiven Gegner.

So leicht wird’s am Donnerstag in Ritzing gegen Frankreich natürlich nicht werden.

(phe)

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Ballverliebt Classics: Old-School-Deutsche, im WM-Finale vom hochmodernen Norwegen zerlegt https://ballverliebt.eu/2013/07/26/ballverliebt-classics-old-school-deutsche-im-wm-finale-vom-hochmodernen-norwegen-zerlegt/ https://ballverliebt.eu/2013/07/26/ballverliebt-classics-old-school-deutsche-im-wm-finale-vom-hochmodernen-norwegen-zerlegt/#comments Fri, 26 Jul 2013 20:45:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9260 Ballverliebt Classics: Old-School-Deutsche, im WM-Finale vom hochmodernen Norwegen zerlegt weiterlesen ]]> Deutschland gegen Norwegen im Finale eines großen Frauen-Turniers in Schweden – das EM-Finale 2013 ist nicht das erste Mal, dass es diese Kombination gibt. Im Jahr 1995 fand die Weltmeisterschaft in Schweden statt, und auch damals trafen sich diese beiden Teams im Endspiel von Stockholm. Wenn auch mit anderen Vorzeichen: Norwegen war klarer Favorit und setzte sich auch problemlos mit 2:0 durch.

Weil man unter Trainer Even Pellerud dem deutschen Gegner mit brutalem Pressing und extrem schnellen Umschalten nach Ballgewinn innerhalb kürzester Zeit den Nerv gezogen hatte. Das ist sogar im Jahr 2013, achtzehn Jahre später, ein extrem moderner Zugang.

Norwegen - Deutschland 2:0 (2:0)
Norwegen – Deutschland 2:0 (2:0)

Dabei fehlte Norwegen mit Sechser Heidi Støre das eigentliche Hirn der Mannschaft, sie war im Semifinale gegen China ausgeschlossen worden. Statt ihre rückte Anne Nymark-Andersen in die Mannschaft. Ein Niveau-Verlust in Pelleruds 4-3-3 war nicht zu merken. Der damals 42-Jährige stellte hinten eine Viererkette auf’s Feld, in der die Außenverteidiger aber vornehmlich hinten blieben. Davor aber ging’s rund.

Mit dem zentralen Trio, bestehend aus eben Anne Nymark, dazu Tone Haugen halblinks und Hege Riise – der kongenialen Partnerin von Heidi Støre – rückte gegen den Ball eng zusammen und wurde dabei von den drei Stürmerinnen, die ebenso alle gegen den Ball arbeiten mussten, unterstützt. Dabei stürzten sich immer mindestens zwei, meistens aber sogar drei Norwegerinnen auf die ballführende Deutsche.

Die hatte dadruch oft nicht mal die Zeit, den Ball vernünftig anzunehmen, von einer sinnvollen Weiterverarbeitung ganz zu schweigen. So wurde ein Aufbau des DFB-Teams im Keim erstickt und es gab viele norwegische Ballgewinne in der deutschen Hälfte. Daraufhin wurde blitzschnell umgeschaltet. Die deutschen Manndecker Anouschka Bernhard und Birgitt Austermühl hatten keine echten Gegenspieler und hingen entweder in der Luft oder ließen sich von Aarønes und Pettersen außen aus der Position ziehen. Libero Ursula Lohn war heillos überfordert, schlug am laufenden Band an Bällen vorbei, war gedanklich zu langsam.

Als Riise das 1:0 für Norwegen erzielte, war die einzige Überraschung, dass es 37 Minuten gedauert hatte.

DFB-Team ohne den Funken einer Chance

Deutschland hatte Probleme von hinten bis vorne. Die Abwehr versank im Chaos, die Flügelspieler Pohlmann und Meinert rieben sich in der Defensive auf und konnten keine Impulse setzen, den Kreativspielerinnen Silvia Neid und Martina Voss fehlte die Zeit am Ball – und Birgit Prinz vorne war sogar noch die mit Abstand schlechteste Deutsche. Die damals gerade mal 17-jährige Stürmerin konnte nicht einen Ball halten, womit auch die Option „hoher Ball“ für Deutschland nicht in Frage kam.

Einzig der schlampigen Chancenverwertung von Norwegen hatte es das komplett chancenlose deutsche Team zu verdanken, dass es nicht schon viel früher deutlich im Rückstand lag. Am Ende der ersten Hälfte stand es 9:0 an Eckbällen für Norwegen, 8:2 an Torschüssen – eine ernsthafte deutsche Torchance war da aber nicht dabei. In der 37. Minute sorgte ein Riise-Weitschuss für die Führung, drei Minuten später erkämpfte sich Aarønes einen Pressball an der Strafraumgrenze, dieser kam zu Medalen. Deren Schuss konnte DFB-Goalie Goller nur zur Seite abklatschen, wo Pettersen völlig frei stand. Der Pausenstand von 2:0 für Norwegen schmeichelte Deutschland massiv.

Weniger Druck von Norwegen, aber kaum deutsche Gefahr

DFB-Teamchef Gero Bisanz nahm Prinz schon vor der Halbzeit raus und brachte statt ihr die routinierte Patricia Brocker. Sie ließ sich dann deutlich weiter ins Mittelfeld fallen, um dort das deutsche Spiel zu stärken. Und tatsächlich bekam Deutschland nach dem Seitenwechsel deutlich Ruhe ins Spiel. In der 49. Minute hatte Heidi Mohr die erste echte Mini-Chance für ihr Team, als ein Steilpass in den Rücken der Viererkette ankam.

Deutschland kam aber auch deshalb besser ins Spiel, weil Norwegen einen Gang zurückschaltete. Völlig logisch: Einerseits führte man 2:0, andererseits hatte das ohnehin laufintensive Spiel beim starken Regenfall und dem damit tiefen Boden noch mehr Substanz gekostet als sonst. Das Mittelfeld-Trio agierte nun deutlich tiefer. Bisanz brachte im Laufe der zweiten Hälfte noch die junge Wunderlich und die noch jüngere Smisek (positionsgetreu für die Flügelspieler Pohlmann und Meinert).

Aber echter, dauerhafter Druck konnte gegen die sicher stehenden Norwegerinnen nicht erzeugt werden. Erst ein Kopfball von Silvia Neid in der 76. Minute kam einem möglichen Torerfolg tatsächlich Nahe, ebenso wie Smisek in der 85. Minute. Aber ein wirklicher Impuls von draußen kam nicht – wenig überraschend, in einer Zeit, in der Deutschland generell von taktischen Finessen wenig gehalten wurde.

Norwegen brachte das 2:0 problemlos drüber, ohne noch viel zu tun. Auch bei Kontern rückten maximal drei Spielerinnen mit auf – Kontrolle war angesagt.

Geschichtliche Einordnung

Norwegen war damals – dem EM-Semifinal-Aus gegen Schweden vier Monate vorm WM-Endspiel zum trotz – die klare Nummer eins in Europa und auch weltweit in der absoluten Spitze. 1991, bei der ersten Frauen-WM, verlor man das Finale gegen die USA erst durch ein Gegentor zwei Minuten vor Schluss mit 1:2, war 1993 Europameister und wurde 1995 eben Weltmeister – mit 23:1 Toren in sechs Spielen, als mit massivem Abstand beste Mannschaft des Turniers.

Es war der absolute Höhepunkt der großen Generation um Heidi Støre und Hege Riise. Sechs Spielerinnen vom Finale 1991 (Støre, Riise, Espeseth, Haugen, Medalen und Svensson) waren auch in Stockholm dabei. Dazu hatte man mit Turnier-Schützenkönigin Ann-Kristin Aarønes, 1.82m groß und kopfballstark, als in den Strafraum ziehende Linksaußen eine kaum zu verteidigende Waffe dazubekommen, dazu mit Bente Nordby eine solide Torfrau. Die unveränderte Mannschaft holte ein Jahr später Olympia-Bronze in Atlanta.

Und auch die nächste Generation aus Norwegen holte mit Gold in Sydney noch einen großen Titel – das einzige Olympia-Turnier, das nicht die USA gewannen.

Bei Deutschland entwickelte sich eine Mannschaft, die in den kommenden fünfzehn Jahren zur dominanten Kraft der Frauenfußball-Welt wurde – mit der im Finale von Stockholm erst 17-jährigen Birgit Prinz als Gesicht der Mannschaft. Mit ihr begann der Aufstieg zur echten Macht, mit ihrem Karriere-Ende war auch der Nimbus der deutschen Unbesiegbarkeit verflogen. Aber zwei WM-Titel (2003 und 2007) und fünf EM-Titel (1995, 1997, 2001, 2005, 2009) sprechen eine deutliche Sprache.

Und ein sechster EM-Titel in Folge kommt dazu – wenn man die Revanche für damals, das EM-Finale 2013, gegen Norwegen gewinnt.

Das Personal

Norwegen: Bente Nordby (20) – Tina Svensson (28), Nina Nymark Andersen (22), Gro Espeseth (22), Merete Myklebust (22) – Hege Riise (25), Ana Nymark Andersen (22), Tone Haugen (31) – Marianne Pettersen (19), Linda Medalen (29), Ann-Kristin Aarønes (22). Teamchef Even Pellerud (42, seit sechs Jahren).

Deutschland: Manuela Goller (24) – Birgitt Austermühl (29), Ursula Lohn (28), Anouschka Bernhard (24) – Maren Meinert (22), Silvia Neid (31), Bettina Wiegmann (23), Martina Voss (27), Dagmar Pohlmann (23) – Birgit Prinz (17), Heidi Mohr (28). Eingewechselt: Particia Brocker (29), Pia Wunderlich (20), Sandra Smisek (17). Teamchef Gero Bisanz (59, seit 13 Jahren).

(phe)

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Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/ https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/#comments Mon, 27 May 2013 11:54:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8776 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! weiterlesen ]]> In der Bundesliga haben die Bayern in dieser Saison praktisch jeden existierenden Rekord gebrochen, international wurde Juventus klar 4:0 besiegt und Barcelona mit 7:0 zu Kleinholz zersägt – aber alles wäre nur halb so viel Wert gewesen, wenn es dennoch nicht zum Titel in der Champions League gereicht hätte. Und Dortmund tat alles, um es in einem hochklassigen und spannenden Finale genau dazu kommen zu lassen. Letztlich fehlte dem BVB trotz eines vor allem zu Beginn perfekten Matchplans aber die Effizienz – und auch die Kraft.

Bayern München - Borussia Dortmund 2:1 (0:0)
Bayern München – Borussia Dortmund 2:1 (0:0)

Wüstes Pressing, das ganz hoch startet, den Gegner so einschüchtern und diese Dominanz letztlich in Siege ummünzen – so wurde Dortmund 2011 und 2012 deutscher Meister. So schied Dortmund in der letzten Saison aber auch sang- und klanglos in einer schwachen Gruppe als Letzter aus. Nicht nur, weil man teils derbe Abwehr-Schnitzer einbaute. Sondern auch, weil hintenraus die Kraft fehlte. Beim 0:3 in Marseille gab’s zwei Tore nach der 60. Minute, beim 1:3 bei Olympiakos die endgültige Entscheidung in Minute 78, den K.o.-Schlag beim 1:2 bei Arsenal in der 86. Minute und beim 2:3 daheim gegen Marseille führte man bis zur 85. Minute noch mit 2:1.

Vintage Dortmund

In dieser Saison hat BVB-Coach Jürgen Klopp das Pressing deutlich zurücknehmen lassen. Üblicherweise legt Dortmund nun die Pressing-Linie in den Bereich direkt vor der Mittellinie. Nicht aber so in diesem Finale. Da ließ Klopp wieder, wie früher, in den ersten 20, 25 Minuten extrem hoch und extrem heftig pressen. So neutralisierte der das Ballbesitz-Spiel der Bayern und seine Mannschaft war die klar gefährlichere.

Dafür rückte mit Reus der nominelle Zehner so weit auf, dass Dortmund in einem 4-4-1-1 bzw. gar in einem 4-4-2 auf dem Platz standen – ganz ähnlich wie das in der letzten Saison mit Kagawa in dieser Rolle so hervorragend funktioniert hatte. Wie generell die Marschroute der Borussia jener beim 5:2 im Pokalfinale vor einem Jahr ziemlich exakt entsprach. Reus und Lewandowski pressten vor allem auf die Innenverteidiger der Bayern, während die Außenspieler Blaszczykowski und Großkreutz die AV der Bayern, Lahm und Alaba, bearbeiteten – hier aber fast nie alleine, sondern mit Unterstützung entweder der ballnahen Stürmer oder der aufrückenden eigenen Außenverteidiger.

Bayern mit Problemen

Den Münchnern behagte das überhaupt nicht. Schweinsteiger, der sich beim Aufwärmen eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte und damit längst nicht die gewohnte Präsenz im Mittelfeld verbreiten konnte, kippte oft zwischen die Innenverteidiger ab, um etwas von dem massiven Druck abzufedern, den Dortmund ausübte. Das änderte aber nichts daran, dass die Bayern ihr Spiel nicht eröffnet bekamen, sich auf lange Bälle verlegen mussten und damit das offensive Mittelfeld nicht wie gewünscht einbinden konnte.

Andererseits schaltete Dortmund überfallsartig um, wenn man den Ball eroberte – ein Verdienst vor allem des sehr umsichtigen Ilkay Gündogan und von Jakub Blaszczykowski, der nicht nur selbst das Umschaltspiel ankurbelte, sondern auch einige gute Chancen hatte, die Neuer aber hervorragend parierte. Wie überhaupt Dortmund in diesen ersten 20 bis 25 Minuten mindestens ein Tor aus der Überlegenheit schießen hätten müssen, wenn nicht zwei.

Würgegriff wird gelöst

Wie früher, löste Dortmund nach rund 25 Minuten den Würgegriff etwas. Dante und Boateng hatten nun etwas mehr Luft zum Armen, Lahm und Alaba – die beide nicht die gewohnte Abenteuerlust ausstrahlten – konnten sich nun etwas mehr um den Aufbau kümmern. Das erlaubte vor allem Ribéry, etwas einzurücken, ohne die Außenbahn zu verwaisen. So konnte das Mittelfeld-Zentrum, das Dortmund bis dahin komplett im Griff hatte, etwas angebohrt werden.

Ein Problem blieb aber bestehen: Von einer ziemlich massiven Unachtsamkeit abgesehen, hatte Schmelzer Robben ganz gut unter Kontrolle, auch dank der Hilfe des sehr fleißigen Kevin Großkreutz. Und Thomas Müller, der (wie Reus) eher als hängende Spitze agierte, weniger als Zehner, konnte nicht dauerhaft sein gefürchtetes Spiel zwischen den Linien aufziehen. Er hatte gegen Ende der ersten Halbzeit zwar einige gute Aktionen, eine konstante Gefahr, wie etwa gegen Barcelona, war er aber nicht.

Robben ins Zentrum, Müller nach rechts

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Schon in der ersten Halbzeit hatten Müller, Robben und Ribéry immer wieder rochiert, nach dem Seitenwechsel kam es aber zu einer entscheidenden und auch dauerhaften Umstellung: Arjen Robben nahm nun halblinks zentral die Position der hängenden Spitze ein, während Thomas Müller auf die rechte Seite wechselte.

So musste sich Schmelzer auf einen neuen und vom Typ her völlig anderen Gegenspieler einstellen, während Robben im Zentrum nicht Müllers Arbeit zwischen den Linien zu verrichten versuchte, sondern vertikal ging und die Eins-gegen-Eins-Situationen suchte. Hieß: Die Bayern trachteten nun nach jener Direktheit im Zug zum Tor, die in der ersten Hälfte vor allem Dortmund gezeigt hatte.

Bayern erobern auch Zentrale

Bei der Borussia agierte Reus nun etwas tiefer, wodurch sich nun tatsächlich ein 4-2-3-1 ergab – wohl auch, weil Schweinsteiger mehr Vertrauen in seinen Oberschenkel fand und zunehmend aktiver wurde. Damit hatte auch Martínez eine Rückversicherung, wodurch er mit mehr Risiko in die Zweikämpfe gehen konnte – die Bayern eroberten immer mehr auch die Zentrale.

Der Clou an der Maßnahme, Robben ins Zentrum zu stellen, war zudem, dass er damit auch direkt mit Ribéry zusammen spielen konnte. Erstaunlich, dass das nicht schon viel öfter so praktiziert wurde, es funktionierte nämlich hervorragend – und ein Vertikal-Lauf von Robben leitete auch das mittlerweile nicht mehr unverdiente 1:0 für die Bayern durch Mandzukic ein.

Dortmund gleicht aus, kann aber nicht nachsetzen

In der direkten Folge verlor Dortmund ein wenig die Kompaktheit. Bender und Gündogan rückten auf, um das Spiel in die Hand zu nehmen, Subotic und Hummels rückten aber nicht entsprechend mit auf. In diese Lücke hinein versuchten die Bayern vor allem mit hohen Bällen zu kommen – also eher ein direktes Nützen entstehender Unordnung, als der Bayern-typische kontrollierte Aufbau. Ehe Dantes ungeschicktes Elfer-Foul den Ausgleich für Dortmund ermöglichte.

Nachsetzen konnte die Borussia aber nicht. Das extrem laufintensive Spiel der ersten Hälfte im Allgemeinen und das extreme Pressing in der Anfangsphase im Speziellen forderten ihren Tribut – Dortmund schien langsam, aber sicher K.o. zu gehen. Die Räume wurden auch nach dem 1:1 nicht mehr konsequent genug zugestellt, die Kompaktheit in der Zentrale ging zuweilen völlig flöten – die Abwehrlinie wurde aber dennoch relativ hoch zu stellen versucht. Ein Traum für Robben und seine neue Positionierung.

Mit Steilpässen in den Rücken der Abwehr oder mit Läufen in eben jenen und von dort geschlagenen Flanken (wie von Müller) hatten die Bayern genug Möglichkeiten, schon früher wieder die Führung herzustellen, aber ein exzellenter Roman Weidenfeller hielt die Borussia noch im Spiel. Bis zur 89. Minute, als bei einem weiteren hohen Ball in die Spitze die BVB-Abwehr nicht mit Robben UND Ribéry zu Rande kam und der Holländer zum 2:1 verwertete. Die Entscheidung.

Fazit: Dortmund geht zum alten Erfolgsrezept und scheitert

Für dieses eine Spiel ging Klopp zum alten Rezept zurück, das gegen die Bayern einst so großen Erfolg gebracht hat – und letztlich scheiterte man nicht daran, dass dieses Vorhaben falsch gewesen wäre. Im Gegenteil: Die Bayern fühlten sich sichtlich unwohl, und so lange Dortmund das hohe Pressing aufrecht erhalten konnte, waren die Münchner im Grunde chancenlos. Die Borussia ist letztlich daran gescheitert, dass man die frühe Überlegenheit nicht in Tore ummünzen konnte und dass in der Schlussphase die Kraft fehlte.

Die Bayern behielten nach der auch mit Glück ohne Schaden überstandenen Anfangsphase die Ruhe und nützten jeden kleinen Teilrückzug von Dortmund gnadenlos aus, um sich selbst immer mehr Kontrolle zu krallen. Die Maßnahme von Jupp Heynckes, Robben ins Zentrum zu stellen und damit statt der Kampfkraft Müllers auf die vertikalen Laufwege des Holländers gegen eine eher hoch stehende Abwehr zu setzen, machte sich voll bezahlt – beide Bayern-Tore waren dieser Umstellung geschuldet.

Dass die Bayern über die ganze Saison gesehen die klar beste Mannschaft Europas waren, darüber kein ohnehin kein Zweifel bestehen. Jetzt haben sie es mit dem letztlich nicht unverdienten Finalsieg in der Champions League auch Schwarz auf Weiß.

(phe)

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