Windtner – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 13 Sep 2017 08:06:38 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Ballverliebt Classics: Das große Schachern https://ballverliebt.eu/2017/09/13/classics-krankl-mauhart-stronach-stickler-schachern/ https://ballverliebt.eu/2017/09/13/classics-krankl-mauhart-stronach-stickler-schachern/#comments Wed, 13 Sep 2017 06:03:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14093 Ballverliebt Classics: Das große Schachern weiterlesen ]]> Nichts bringt das Innenleben des ÖFB unverschleierter an die Oberfläche als die Suche nach einem Teamchef. Mal war es völlig dilettantisch (wie 1982, als man alles auf die Karte Happel setzte und ihn nicht bekam). Mal ein Nacht-und-Nebel-Alleingang des Präsidenten (wie 1990 nach Landskrona). Oder wie 2008 und 2011, als der ÖFB die Öffentlichkeit so lange spekulieren ließ, bis man einen Trainer präsentierte, mit dem niemand gerechnet hatte.

Aber nie war es so chaotisch wie im Winter 2001/02, als neben der Suche nach einem Teamchef auch um den Posten den ÖFB-Präsidenten geschachert wurde.

Hinweis: Um die vielen Namen aus den einzelnen Gruppen ein wenig zu trennen, sind sie hier mit Farb-Codes markiert. Schwarze Namen sind Trainer, rote Namen markieren Funktionäre aus dem ÖFB an sich, hellblaue Namen sind ÖFB-Landespräsidenten und die violett markierten Namen bezeichnen Personen aus dem Bundesliga-Vorstand.

Das Aus für Otto Baric

Der 14. November 2001: Österreich verliert das Rückspiel im WM-Playoff gegen die Türkei mit 0:5. Mit einer Verlegenheits-Truppe, ohne neun Spieler, die zuvor das entscheidende Gruppenspiel in Israel aus Sicherheitsbedenken boykottiert hatten –  Walter Kogler, Roland Kirchler, Robert Ibertsberger, Alfred Hörtnagl, Edi Glieder (alle Tirol), Christian Mayrleb, Martin Hiden (beide Austria), Günther Neukirchner (Sturm) und Didi Kühbauer (Wolfsburg).

Otto Baric selbst wollte weitermachen, stieß aber auf Widerstand – für die sportlich zum Teil kaum verzichtbaren Verweigerer hätte es unter Baric kein Zurück gegeben. Zudem machte man sich beim ÖFB Hoffnungen auf die Ausrichtung der EM 2008. Viele Landespräsidenten sahen die Zeit für einen kompletten Neustart gekommen.

Fünf Tage nach dem Debakel im Ali Sami Yen sah Baric ein, dass eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages im ÖFB nicht durchzubringen ist. Baric verabschiedete sich mit einem flammenden Plädoyer für seinen Co-Trainer Didi Constantini. Er wäre der Beste für den Job, richtete Baric via „Krone“ aus.

ÖFB-Präsident contra Stronach

Im ÖFB war man auch mit einer anderen Personalie beschäftigt: Austria-Boss und Bundesliga-Präsident Frank Stronach trachtete mit dem Versprechen nach einer Unmenge von Geld, einigen guten und vielen sehr wirren Ideen nach dem Präsidenten-Amt von Beppo Mauhart, das im April 2002 neu gewählt werden sollte.

Im Lichte (oder dem Schatten) dieses Chaos wurde auch gleichzeitig ein neuer Teamchef gesucht. Namen geisterten en masse durch die Medienlandschaft und Mauhart führte auch Verhandlungen, obwohl neben der Bundesliga (unter Stronach) auch einige Landespräsidenten offen sein Mandat in Frage stellten (wie Vorarlbergs Karlheinz Kopf im ORF bekannt gab). Diese Gruppen waren sich allerdings keineswegs einig, im Gegenteil: Vor allem zwischen OÖFV-Chef Leo Windtner, der Bundesliga und auch Baric flogen die medialen Giftpfeile.

Tirol-Meistertrainer Kurt Jara, dem schon nach drei Monaten beim HSV eine steife Brise ins Gesicht wehte, sagte vorsorglich gleich ab, genau wie Sturm-Coach Ivica Osim. Auch Frank Rijkaard wurde kolportiert, Werner Lorant traf sich sogar mit Mauhart, selbst Berti Vogts gehörte zu den Namen, die dementiert werden musste. Johan Cryuff wurde auch mal erwähnt, das war aber selbst weniger seriösen Zeitgenossen zu lächerlich.

Bundesliga setzt auf Krankl

Hans Krankl löste zwei Wochen nach dem Türkei-Spiel seinen Vertrag als Admira-Trainer (mit acht Punkten Rückstand auf den Vorletzten). Die Bundesliga unter der Führung von Präsident Stronach und Vorstand Reinhard Nachbagauer unterstützte Krankl offen und nützte das Machtvakuum im ÖFB, den Goleador schnell zum Favoriten auf den Posten zu machen – einstimmig wurde Krankl am 7. Dezember von den 20 Bundesliga-Klubs bei einer gemeinsamen Sitzung in Laxenburg zu ihrem präferierten Kandidaten bestimmt.

CC BY-SA/Steindy

Der von Baric in Stellung gebrachte Didi Constantini war frustriert („Was sollte mehr zählen, ob einer 200 Tore geschossen hat oder ob einer Fußballtrainer ist?“, klagte er in der SportWoche) und übernahm die Austria, während der ÖFB eine Task Force einsetzte, um den Teamchef zu bestimmen. In dieser saßen Mauhart, Nachbagauer und ÖFB-Generalsekretär Gigi Ludwig.

Machtkampf deluxe um das Präsidenten-Amt

Was die anstehende Wahl des ÖFB-Präsidenten anging, tobte ein Machtkampf deluxe. Im Grunde wollten alle Beppo Mauhart nach 18 Jahren als Alleinherrscher abgesetzt haben. Die Landespräsidenten focierten OÖ-Landesboss Leo Windtner, der sich aber beharrlich weigerte. Vor allem die Präsidenten aus dem Westen brachten in Folge Friedrich Stickler aufs Tapet, der wiederum von OÖC-Boss Leo Wallner protegiert worden war.

Die Bundesliga drängte auf Frank Stronach, der sich die Liebe der Klubs mit viel Geld erkauft hatte. Auch Gerhard Kapl, Schiedsrichter-Obmann und steirischer Landes-Chef, galt als Kandidat. Durch seine Connections mit dem steirischen ÖVP-Klubobmann Gerhard Hirschmann, der wiederum kräftig um den gebürtigen Steirer Stronach buhlte, wurden ihm Chancen auf Stimmen sowohl aus dem ÖFB- als auch aus dem Bundesliga-Lager zugerechnet, so hätte er als Kompromiss durchgehen können.

Kapl schlug sich im Zuge des Verhandlungsmarathons am 21. Jänner 2002 im Salzburger Hotel Rosenberger offen auf die Seite Stronachs, womit Mauharts nötige Zwei-Drittel-Mehrheit im Gremium dahin war. Allerdings: Auch Stronach – der selbst nicht anwesend war, stattdessen in Kanada am Telefon saß – kam nicht auf die zur Wahl notwendigen Stimmen.

So rang Mauhart Stronach in der Folge einen Deal ab, dass er selbst zurückzieht, wenn Stronach auch verzichtet. Friedrich Stickler hatte sich lange genug herausgehalten, um niemanden gegen sich aufzubringen und verließ den Showdown als Kompromisslösung als designierter ÖFB-Präsident. Seine Bestätigung im April war nur noch Formsache.

Krankl bekommt Konkurrenz

Die zeitgleich zum Präsidenten-Geschachter stattfindende Suche nach dem Teamchef wäre vermutlich recht schnell zu Gunsten Krankls entschieden gewesen, wenn sich nicht die Landespräsidenten quer gelegt hatten. Vor allem Oberösterreichs Landes- und ÖFB-Vizepräsident Leo Windtner trat vehement und öffentlich gegen Krankl ein, er wollte einen ausländischen Fachmann haben und plädierte für Roy Hodgson.

Das hatte Windtner schon im April 1999 gemacht, als sich aber Otto Baric die Prohaska-Nachfolge gesichert hatte. Auch, weil bei vielen in Österreich die von Hodgson stets eingesetzte Viererkette als avantgardistische Spinnerei angesehen wurde, die langfristig den Libero nie würde ersetzen können. Man erreichte im Winter 2001/02, dass Hodgson nach Wien kam und mit Mauhart und Nachbagauer verhandelte. Allerdings: Der Engländer, der kurz zuvor bei Udinese entnervt vom klubinternen Chaos zurückgetreten war, hatte auch Angebote von Shachtar Donetsk und Derby County vorliegen.

Schon vor dem Salzburger Sitzungsmarathon am Montag, dem 21. Jänner 2002 war Krankl also der Favorit auf den Job und nachdem der ÖFB bei der Präsidentenwahl einen eigenen Kandidaten durchgebracht hat, gestanden die Landespräsidenten der Bundesliga – trotz massiver Vorbehalte – den Teamchef zu. Damit hatte Hans Krankl den Zuschlag

Gemischte Reaktionen

Die Landespräsidenten wollten Krankl bis zuletzt verhindern und brachten sogar Uli Stielike noch ins Spiel, als sich abzeichnete, dass Hodgson zu teuer wird um ihn bei der Bundesliga durchzubringen. Mit sichtbar steinerner Miene versicherten sie, genauso wie Mauhart und auch Stickler, dem neuen Teamchef die Rückendeckung. Der Tenor war klar: Wir haben die ganz große Katastrophe (also Stronach als ÖFB-Präsident) verhindert, dann können wir notgedrungen Krankl als das geringere Übel akzeptieren.

Andreas Herzog (der ja aktuell auch ein Thema ist), der gerade von Bremen heim nach Hütteldorf gewechselt war, freute sich: „Er kann eine Mannschaft heiß machen und wird uns Patriotismus einimpfen, und so etwas braucht man vor einem Länderspiel!“ Auch in der Bundesliga waren die Reaktionen überwiegend positiv. Baric hatte sich oft über die vielen schwachen Legionäre in der Liga beschwert; Krankl gelobte, dies nicht zu tun („Ein guter Junger wird sich immer gegen einen mittelmäßigen Ausländer durchsetzen“).

Medial verlief die Bruchlinie an den erwarteten Stellen. Der Boulevard freute sich über Krankls Patriotismus und dass jemand Teamchef war, der genug Liebe zur Heimat mitbringt, um die harte Zeit eines Neustarts mit glühendem Feuer durchzustehen. Andere Medienvertreter waren kritischer. „Krankl ist ein talentierter Wiener, er verfügt über einen geschmeidigen einschlägigen Schmäh und eine unstillbare Sehnsucht nach dem großen Gefühl“, konstatierte Johann Skocek im Standard, „Krankls Charisma überschreitet die provinziellen Grenzen des heimischen Fußballgeschäfts – das macht ihn gegen Erfolge und Misserfolge irgendwie immun.“

Allerdings auch nur für dreieinhalb Jahre.

Nicht verpassen: Unser Podcast zur höchstwahrscheinlich anstehenden Suche nach dem Nachfolger von ÖFB-Teamchef Marcel Koller.

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Die Modernisierung ist überfällig. Aber sieht das auch der ÖFB so? https://ballverliebt.eu/2011/09/10/die-modernisierung-ist-uberfallig-aber-sieht-das-auch-der-ofb-so/ https://ballverliebt.eu/2011/09/10/die-modernisierung-ist-uberfallig-aber-sieht-das-auch-der-ofb-so/#comments Sat, 10 Sep 2011 11:29:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5689 Die Modernisierung ist überfällig. Aber sieht das auch der ÖFB so? weiterlesen ]]> Symptomatisch. Das ist das Wort, dass einem bei vielen Details einfällt, dieser Tage, rund um das österreichische Nationalteam. Und auch um den ÖFB. Wie der seltsame Abschied auf Raten vom Teamchef. Wie das Staatsgeheimnis, das um das angebliche verfeinerte Anforderungsprofil des neuen gemacht wird. Und wie die Reaktionen auf den Vorstoß von Paul Scharner. Ein Kommentar.

Er biete sich selbst an, als Spielertrainer für die letzten beiden Qualifikationsspiele in Aserbaidschan und Kasachstan, gab Paul Scharner im Zuge der Salami-Trennung von Didi Constantini zu Protokoll. An der Mannschaft wäre er genauso nah dran wie der Teamchef, und der Erfolg ist offenbar eh zweitrangig. Der Aufschrei, der um die „Selbstüberschätzung“ des offenbar wahnsinnig gewordenen Exzentrikers von West Brom durch das Land ging, war immens.

Und traurig zugleich.

Denn keiner schien die eigentlich unverhohlene Kritik an Teamchef und ÖFB verstanden zu haben. Schlechter als Constantini könne er es selbst auch nicht machen, so die Botschaft, und wie Ried-Trainer Paul Gludovatz zuletzt meinte: Im ÖFB kommt es auf andere Sachen an als Erfahrung und Qualifikation für den Job. Der Erfolg ist wohl tatsächlich nur zweitrangig – und Gludovatz muss es wissen, er war selbst lange genug im ÖFB. Weshalb er den Teamchef-Job von vornherein ablehnt. Sinngemäß: Das tu‘ ich mir nicht mehr an.

Zumal Scharner schon direkt nach dem 0:0 gegen die Türkei gesagt hatte, er hätte sich etwas Input von der Bank erhofft, zur Halbzeit – mehr Risiko? Sicherer stehen? Stattdessen kam erst gar nichts und dann ein Wechsel im System, bei dem ein Konterstürmer kam, obwohl man das Spiel selbst in die Hand nehmen musste. Offensichtlicher, als es Scharner gemacht hat, geht es kaum, und doch scheint seine Absicht keiner verstanden zu haben.

Das muss für Scharner noch frustrierender sein als es die letzten Spiele waren.

Denn auch, wenn mit Christoph Zöpfl der Sportchef der OÖ-Nachrichten nicht ohne durchklingender Geringschätzung schreibt, dass „heimischen Netzwerker derzeit fast euphorisch ihren ersten Teamchef-Abschuss feiern“ (der Fairness halber muss man aber sagen, dass Zöpfl sonst durchaus zu den kritischeren seiner Zunft gehört) – so sehr ich die Rolle der Kollegen von 90Minuten, von Martin Blumenau, abseits.at und auch von uns selbst gerne so groß sehen würde, waren es letztlich wohl doch eher die Folgen als die Ursachen, die zum Ende der Ära Constantini führten. Sprich, die desaströse Bilanz, die nackten Ergebnisse. Denn selbst nach dem Spiel gegen die Slowakei, in dem man dem Gegner inhaltlich heillos unterlegen war, wurde nur von Pech und fehlender Chancenverwertung geredet.

Keine Frage: Die wegen kritischer Fragen abgebrochen PK mitsamt „Trottelgate“ war sicher nicht hilfreich für Constantini und sein Gespann und etablierte die nachdrängende Generation der „Netzwerker“ (wie es Zöpfl nennt) weiter in der Mitte des öffentlichen Diskurses. Das ist auch sicher ein Mitgrund, warum nun hektisch von einem Anforderungsprofil geredet wird. Wie ernst es damit ist, entblätterte aber zuletzt die Heute recht schonungslos: Alles nur Blabla.

Denn die  fehlende Bekenntnis zur inhaltlichen Arbeit im sportlichen Bereich sind nur ein Teil des Problems.

Was noch schwerer wiegt, ist die komplette Verweigerung jedes noch so kleinen Schrittes zur Modernität bei denjenigen, die den Nachfolger von Constantini bestimmen. Wie die Aussagen von TFV-Boss Geisler, die anmuten wie eine Mischung aus Steinzeit und finsterstem Mittelalter. Oder wie von NÖFV-Präsident Gartner, die vor Wischiwaschi nur so strotzen. Oder denen von BFV-Chef Kaplan, dem es gleich komplett wurscht ist, „ob der Teamchef nun Maier, Huber oder sonstwie“ heißt. So war es dem ÖFB auch egal, dass ein Spielerberater U19-Teamchef wird – eine Ungeheuerlichkeit.

Als Deutschland vor einigen Jahren komplett am Boden war, wurden, wie es die Manager von Augsburg und Bremen, Andreas Rettig und Klaus Allofs, zuletzt beim Talk im Hangar-7 erklärten, „alle persönlichen Eitelkeiten“ von Vereinen und Verband hintangestellt, ein Generalbevollmächtiger im Nachwuchsbereich installiert (Matthias Sammer) und ein Teammanager für die Nationalmannschaft – Oliver Bierhoff, dynamisch, vergleichsweise jung, am Puls der Zeit und mit einem abgeschlossenen Wirtschaftsstudium in der Tasche. Der DFB ist hochmodern aufgestellt – der ÖFB mutet dagegen wie ein in den 1970ern verkrusteter Verein an, von lobenswerten Ausnahmen wie Pressechef Peter Klinglmüller abgesehen unwillig/unfähig zur Modernisierung.

Was sich auch bei einigen der öffentlich gehandelten Kandidaten für die Constantini-Nachfolge manifestiert.

Otto Rehhagel etwa. Ist er mit seinen 73 Jahren wirklich der Richtige für einen langfristigen Aufbau? Oder Leo Beenhakker. Der bei seiner letzten Station in Polen vor allem im Zuge der Euro2008 ähnliche Planlosigkeit offenbarte wie jene, die man Constantini vorwarf – mit einem 4-2-3-1 gegen die Deutschen zu harmlos, mit einem 4-4-2 mit Raute gegen Österreich überrant, mit einem 4-1-4-1 gegen ein kroatisches B-Team zu behäbig. Und Beenhakker ist auch schon 69 Jahre alt.

In diesem Zusammenhang ist es durchaus positiv, dass sich mit Christian Fuchs in der „Kronen Zeitung“ zuletzt eine gewichtige Stimme für einen modernen, jungen Trainer ausgesprochen hat. Einen wie Marco Pezzaiuoli – der die Strukturen des DFB kennt, darin mit dem U17-Europameister-Titel großen Erfolg hatte, in Hoffenheim David Alaba zum Stammspieler machte und trotz mäßiger Resultate einen modernen Angriffsfußball zu zeigen versuchte.

Zumal es ja sportlich gar keinen wirklichen Neuanfang braucht, die im Frühjahr auch abschätzig als „linke Partie“ dimmamierte Internet-Gemeinde den auch gar nicht fordert, wie Zöpfl in den OÖN fälschlicherweise annimmt. Die paar logischen Figuren (Garics und Ivanschitz in erster Linie) zurück zu bringen ist kein Neustart.

Eher wäre angebracht, wenn man so etwas von sich gibt, ob es nicht vielleicht doch einen Grund gibt, warum die Internet-Gemeinde fast einstimmig ein so vernichtendes Urteil über die Ära Constantini fällt. Einen Grund, der nicht nur in schlechten Resultaten zu suchen ist.

Denn wenn die Kollegen von 90Minuten, FM4, abseits.at, Laola1 und wir selbst uns über eines erhaben fühlen, dann über simplen Resultatsjournalismus.

(phe)

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Rückblick kann jeder. https://ballverliebt.eu/2009/12/31/ruckblick-kann-jeder/ https://ballverliebt.eu/2009/12/31/ruckblick-kann-jeder/#respond Thu, 31 Dec 2009 19:03:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1745 Rückblick kann jeder. weiterlesen ]]> Das Jahr 2009 ist nun also vorbei. Für viele die Gelegenheit, auf das Gewesene zurückzublicken – was aber etwas humorlos ist, weil das jeder  kann. Viel spannender ist an dieser Stelle wohl eher ein Ausblick auf 2010.

Denn das kommende Jahr wird für den rot-weiß-roten Fußball ein richtungsweisendes. Denn es gilt, erfreuliche Entwicklungen zu bestätigen (vor allem auf Vereinsebene) und weniger erfreuliche zu korrigieren (Stichwort Nationalmannschaft).

Dass sich auch im kommenden Herbst alle vier österreichischen Vertreter für die Gruppenphase eines europäischen Bewerbs qualifizieren können, ist realistischerweise natürlich nicht zu erwarten. Einer sollte es in jedem Fall werden, zwei sind realistisch, und mehr wäre eine erfreuliche Überraschung. Darum geht es aber eigentlich nur zweitrangig. Viel entscheidender ist, dass die positiven Lerneffekte, die von den Großen Vier im internationalen Vergleich gemacht wurden, nachhaltig genützt werden ohne, was eine sehr österreichische Möglichkeit wäre, vieles wirkungslos verpufft.

Damit verbunden ist es natürlich auch eine für die mittel- und langfristige Entwicklung der sich in den letzten Monaten und Jahren in den Vordergrund spielenden Jungspunden, und wie diese ihre Karriereplanung anlegen. Sprich, ob ein Daniel Beichler tatsächlich dem österreichischen Tagesgeschäft erhalten bleibt und, wie kolportiert wird, nach Salzburg wechselt. Oder, ob ein Aleks Dragovic den Sprung über die österreichischen Grenzen hinaus wagt – und, wenn ja, wohin und wie er oder auch andere Glücksritter sich dort zurechtfinden.

Gerade für den Gang ins Ausland gibt es einige ermutigende Beispiele (wie Andi Ivanschitz oder Christian Fuchs in Deutschland), aber auch einige Typen, an denen sich heimische Jung-Legionäre nicht orientieren sollten (wie etwa Marko Arnautovic, der sein Leben in Mailand in vollen Zügen genießt, bei Inter aber nicht die geringste Rolle spielt). Nur an eines sollten sie erst einmal nicht denken: An ihre Karriere im Nationalteam.

Denn selbst, wenn im Ausland der erhoffte Karriere-Boost nicht gelingt, lernen kann man dort dennoch vorzüglich. Und von diesen Erfahrungen profitieren selbst Rückkehrer auch dann noch, wenn Constantini den Legionären nicht mehr im Weg steht. Die Kritik am vor allem in systematischen und planerischen Fragen unbeleckten Teamchef wird zwar 2010 nicht abreißen, seine Ablösung ist in naher Zukunft aber dennoch leider nicht zu erwarten. Zwar macht ÖFB-Präsident im kleinen Rahmen beileibe nicht den Eindruck, mit der Art und Weise, mit der Constantini durch seine Amtszeit irrlichtert, besonders glücklich zu sein – aber da Windtner den Teamchef gleich nach seiner Kür zum Präsidenten stark forciert hat, hängt er bis zu einem gewissen Grad auch in Constantinis Schicksal mit drin. Eine Entlassung des Teamchefs würde dem Eingeständnis eines massiven Fehlers gleichkommen.

Daher ist angesichts der inhaltlichen Probleme auch die Auslosung für die EM-Quali, die Anfang Februar ausgelost und Im Spätsommer beginnt, weniger entscheidend. Denn egal, ob eine realistische Chance auf ein Ticket für die Endrunde in Polen und der Ukraine besteht – eine nachhaltige Entwicklung ist da wichtiger.

Und während man bei den Vereinen nach den Erfahrungen von 2009 durchaus zuversichtlich sein kann, müssen dem denkenden Beobachter das abgelaufene Jahr trotz den vorhandenen Talents auf dem Rasen die Alarmglocken schrillen.

(phe)

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Constantini und Windtner sollten reden https://ballverliebt.eu/2009/10/15/constantini-und-windtner-sollten-reden/ https://ballverliebt.eu/2009/10/15/constantini-und-windtner-sollten-reden/#respond Thu, 15 Oct 2009 15:54:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1555 Meine Analyse zur aktuellen Situation im ÖFB und zur gestrigen Leistung des Teams gegen Frankreich gibt es wieder beim Standard.

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Der Präsident und sein Einstandsgeschenk https://ballverliebt.eu/2009/02/05/der-prasident-und-sein-einstandsgeschenk/ https://ballverliebt.eu/2009/02/05/der-prasident-und-sein-einstandsgeschenk/#comments Thu, 05 Feb 2009 20:02:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1171 Der Präsident und sein Einstandsgeschenk weiterlesen ]]> Leo Windtner wird also der Nachfolger von Friedrich Stickler als ÖFB-Präsident. Der langjährige oberösterreichische Landesverbands-Chef, der schon in diversen Personalfragen (Teamchef usw.) als „Königsmacher“ aufgetrene Boss der Energie AG wurde nun also selber quasi zum König gewählt. Einem Herrscher mit begrenztem Einfluss, wie nach dem angekündigten Struktur-Reförmchen klar ist. Aber sein Wort wird dennoch Gewicht haben.

[ad#bv_test]Über das sich abzeichnende Duell mit Günter Kaltenbrunner, was die Neubesetzung des Postens angeht, waren sich ja schon Wochen im Voraus alle klar. Nur spricht es – diese Kritik müssen sich die Herren gefallen lassen – nicht für die Transparenz beim Fußballbund, dass zwar jeder Betrachter wohl einen persönlichen Favoriten in diesem Rennen hatte, jedoch keiner wirklich wusste, wofür die einzelnen Kandidaten (wenn man auch den letztlich erwartungsgemäß chancenlosen Schnellschuss Gerhard Skoff noch dazurechnet) eigentlich so genau stehen. Ja, es gab interne Hearings. Aber über deren Inhalt haben sich Widntner, Kaltenbrunner, Skoff, die acht verbleibenden Landespräsidenten und der Mattersburger Gartenzwerg Pucher als Bundesliga-Boss in einer ganz und gar österreich-untypischen Omertà ausgeschwiegen. Schade eigentlich – denn außer Klischees, die in der Öffentlichkeit breitgetreten wurden (Kaltenbrunner als Ex-Kicker und Rapidler, Windtner als biedere interne Lösung), wurde inhaltlich so gut wie nichts greifbar. Schade eigentlich.

Dass Pucher gegen den Wunsch der Bundesliga-Vereine, die er eigentlich vertreten sollte, für Kaltenbrunner gestimmt hat, wird ihm das Leben mit den Vereinen nicht erleichtern. Wobei hier die Frage Klärung bedarf, was schlimmer ist – dass Pucher gegen den Bundesliga-Willen stimmte, oder dass er das tat, ohne die Vereine vorher überhaupt zu fragen. In seiner Position als Bundesliga-Vorstand ein schlimmer Affront seinen Klienten gegenüber. Sicher ist: Es wird seine Position innerhalb des Machtgefüges Bundesliga/ÖFB nicht direkt stärken. Zumal sich weiter unten die Vereine schon die Leute suchen, die ihrem Ansinnen eine Stimme verleihen – siehe Franz Grad in Oberösterreich (der der Regionalliga-feindlichen Stimmung in seinem Bundesland ein Gesicht verleiht). Die Windtner-Nachfolge in der Linzer Daimlerstraße (dem Sitz der OÖFV) wird wohl nicht zu den Geburtstags-Geschenken des nächste Woche 70 werdenen Kapperl-Trägers und Pasching-Machers gehören. Selbst, wenn er wollte (und er hat sein grundsätzliches Interesse an diesem Posten schon mehrmals bekräftigt) – er weiß genau, dass er wegen seines Images und auch seines fortgeschrittenen Alters keine Mehrheit bekommen würde. Darum beschränkt er sich auf das, was er am Besten kann: Poltern und Polemisieren. Sein gute langjährige persönliche Beziehung zu Windtner jedoch könnte durchaus dafür sorgen, dass in das seit Jahren bestehende wahllose Herumgeschiebe und Gejammere in Fragen der Ligenstruktur nun doch konstruktive Bewegung kommt. Denn man kann von dem von Grad neu entflammten OÖ-Liga-Aufstiegs-Streik (13 der 14 Vereine weigern sich, in die Regionalliga Mitte aufzusteigen) halten was mal will – aber dass es eines grundsätzlichen Überdenkens der Ligenstruktur bedarf, ist ein weithin anerkannter Umstand. Nicht nur in der wohl auch von Windtner unantastbaren Bundesliga, aber vor allem darunter: Alle wollen in die Bundesliga rauf, von den Landesligen abwärts geht auch allen gut – nur dazwischen schüttelt’s die Vereine wie nix Gutes. Das wird eine der zentralen Aufgaben von Windtner sein: Hier muss eine gesunde Ordnung her. Wie auch immer die dann im Endeffekt aussieht.

Aber gleich zu Beginn seiner Amtszeit wartet ein besonderes Gustostückerl von typisch österreichischem Fußball-Schwachsinn auf ihn. Und zwar einen, der noch viel bezeichnender für den rot-weiß-roten Fußball ist als die (wirtschaftlich sicher nicht ganz unbegründete) Weigerung von ein paar Vereinen, in eine sportlich nicht ganz schwache und für Vertreter mancher Gegenden nur mit Kopf- und Bauchweh zu finanzierende Liga aufzusteigen. Der Landesverband von Niederösterreich (der für Windtner gestimmt hat, im Übrigen) hat der Frank-Stronach-Akademie (FSA) in Hollabrunn den bevorstehenden Lizenz-Entzug in Aussicht gestellt. Grund dafür ist nicht etwa eine schlechte finanzielle Lage, eine mangelhafte Ausstattung oder ein fehlender Trägerverein. Nein, der Grund ist genauso unglaublich wie dümmlich: In Niederösterreich gibt es mit St. Pölten und Südstadt schon zwei Akademien, eine dritte widerspricht den Statuten.

Hintergrund: Die Wiener Austria, mit deren Lizenz vom Wiener Landesverband die FSA bislang lief, hat ab Herbst eine eigene Akademie, nachdem Stronach sich von den Violetten zurückgezogen hatte. Stronachs Plan: Die FSA sollte unter die Fittiche seines neuen Projekts in Wiener Neustadt gestellt werden. Was der NÖFV verweigerte, mit Verweis auf die Akademien von SKN St. Pölten und der Admira. Dieser Paragraph stammt aus einer Zeit, wo der damals einzige Profi-Verein aus Niederösterreich (die Admira) im Dauerzustand wackelte, der FCN St. Pölten gerade krachen gegangen war, Stronach noch bei der Austria und Schwanenstadt noch in Schwanenstadt war. Sprich: Niederösterreich hatte gerade einen Profiverein, selbst an einen zweiten war nicht zu denken. Geschweige denn an einen dritten, wie es Magna Wiener Neustadt jetzt ist. „Bündelung der Kräfte“ hieß das Zauberwort, das drei Akademien für ein Bundesland (selbst für das enorm einwohnerstarke Niederösterreich) für nicht sinnvoll erachtete. Klar: Bei den Entscheidungsträgern in Niederösterreich wäre es bei sensiblerem Verhalten der beteiligten Personen sicherlich möglich gewesen, die Statuten dahingehend zu ändern, dass eine dritte Akademie möglich ist. Schließlich wird Niederösterreich ab Sommer womöglich das Bundesland mit den meisten Profi-Vereinen sein (nämlich vier). Aber einem Peter Svetits, der jeden seiner Arbeitgeber wie eine Weihnachtsgans ausnahm, völlig sinnlos zahllose Spieler anheuerte, und sportlich wie finanziell verbrannte Erde hinterließ (und sich dafür feiern lässt und als einziger Funktionär Österreichs mit Ahnung sieht) als Geschäftsführer des Vereins Magna Wiener Neustadt wollte man dann doch ein Hackl ins Kreuz rammen. Und auch, wenn die bevorstehende Schließung der FSA in der Sache eine Katastrophe ist: Mit dieser Motivation ist die Verweigerung einer Lizenz für die FSA mit dem FC Magna als Trägerverein sogar nachzuvollziehen.

Sportlich ist die Schließung ein schwerer Schlag, denn da war Hollabrunn praktisch führend in Österreich. Auch wenn böse Zungen behaupten, die FSA wäre eine „Fachschule für intelligente Burschen, die nebenbei ganz gut kicken“ – sie brachte in ihren neun Jahren einige Bundesliga-Kicker heraus. Die Austria-Hoffnungen Markus Suttner, Michael Madl und Florian Metz zum Beispiel, LASK-Flügelflitzer Christoph Saurer, Mega-Talent Andi Ulmer, Schottland-Legionär Olejnik und Teamküken Rubin Okotie sind unter den Absolventen, um nur einige zu nennen. In Ländern wie Holland ist eine solche Akademie im Übrigen unabdingbare Grundvoraussetzung für eine Lizenz in den höchsten beiden Ligen. Und das ist auch ein ganz zentraler Punkt in der Aufgaben-Agenda von Leo Windtner. Denn den Schildbürgerstreich des Niederösterreichischen Landesverbandes hat er so quasi zum Einstand geschenkt bekommen, und als bekannter Fan und Förderer des Nachwuchsfußballs, den Windtner schon als OÖFV-Boss sehr groß geschrieben und zur recht wichtig genommen hat, wird ihn diese Entscheidung mit Sicherheit nicht kalt lassen. Und auch, wenn sich manche Maßnahmen, die er in Oberösterreich eingeführt hat, eher als blödsinnig erwiesen haben (wie die Stammspieler-Regelung, nach der acht Spieler auf dem Spielbericht seit mindestens drei Jahren beim Verein sein müssen) – guter Wille ist ihm gerade in Jugendfußball-Fragen nicht abzusprechen.

Ja, Windtner kommt als Verbands-Chef vom Breitensport – das muss aber kein Nachteil sein, zumindest nicht im Fußball. Der Spitzenbereich ist in Österreich ohnehin kein wirklicher solcher, viel wichtiger wäre es, die Grundveraussetzungen für den Nachwuchs zu optimieren, und ihnen den Übergang zum Profifußball zu erleichtern. Etwas, das Windtner schon selbst als eine seiner Hauptaufgaben definiert hat.

Also, bevor jetzt schon alle auf Windtner hinhauen, bevor er in seiner designierten Funktion überhaupt etwas gemacht hat – schauen wir, wie er sich auf seinem neuen Posten verhält.

Dann kann man immer noch fröhliches Windtner-Bashing betreiben.

(phe)

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