torres – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 08 Jun 2012 08:09:46 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Die spanische Nacht von Wien https://ballverliebt.eu/2012/06/08/die-spanische-nacht-von-wien/ https://ballverliebt.eu/2012/06/08/die-spanische-nacht-von-wien/#comments Thu, 07 Jun 2012 23:18:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7400 Die spanische Nacht von Wien weiterlesen ]]> Iker Casillas stemmte den Cup in den Wiener Nachthimmel. Der Bann war gebrochen: Spanien, der ewige Under-Achiever, hatte endlich das Potenzial ausgeschöpft. Das Finale der Euro 2008 im Happel-Stadion brach den Bann, fortan etablierten sich die Spanier als bestes Team der Welt. Doch die Spielweise beim 1:0-Sieg über Deutschland war schon untypisch.

Spanien - Deutschland 1:0 (1:0)

Über die Russen hinweggefegt. Die Schweden niedergerungen, Griechenland mit einer B-Elf auch geschlagen. Im Elfmeterschießen gegen Italien die eigenen Dämonen aus der Vergangenheit ausgetrieben. Und auch im zweiten Spiel gegen Russland dem Gegner keine Chance gelassen: Das Turnier von Spanien war nicht nur von guten Leistungen geprägt, sondern auch von Siegen. War ja nicht immer der Fall.

Arbeitssieg gegen Polen, verdiente Pleite gegen Kroatien. Sich mit einem Gewalt-Freistoß über Österreich drüber gerettet. Portugal kontrolliert und ausgekontert. Und dann gegen das türkische Rumpf-Team mit ordentlich Glück und einem Tor in der Nachspielzeit ins Finale eingezogen: Das Turnier von Deutschland war, nun ja, typisch deutsch. Nicht geglänzt, aber irgendwie durchgewurschtelt.

Kein Villa, hoher Xavi, wenig Ballbesitz

Die Oberschenkel-Verletzung, die sich David Villa im Halbfinale gegen Russland zugezogen hatte, machten einen Einsatz im Endspiel im Wiener Happel-Stadion unmöglich. Darum kehrte Spaniens Teamchef Luis Aragonés zu jenem 4-1-4-1 zurück, das er schon in der Quali höchst erfolgreich angewendet hatte, und das er erst für das Turnier beiseite schob. Eben um für Villa UND Torres Platz zu schaffen. Das war nun nicht mehr nötig, also rutschte Fàbregas wieder ins Team, neben Xavi.

Erstaunlich war die hohe Positionierung von Xavi. Dieser schob, parallel mit Fàbregas, vor allem bei deutschem Ballbesitz oft weit in die gegnerische Hälfte hinein. Natürlich geschah das, um Druck auf die deutsche Spieleröffnung zu machen, aber es hieß auch, dass Xavi bei Ballgewinn nur eine Anspielstation vor sich hatte (eben Torres). Damit ist sicherlich auch zu erklären, wie es möglich war, dass die Deutschen in diesem Endspiel deutlich mehr Ballbesitz hatten als die Spanier, nämlich bei 55 Prozent.

Initiative beim deutschen Team

Im Halbfinale gegen die Türkei krankte das deutsche Spiel vor allem an der mangelnden Initiative und dem lange Zeit komplett fehlenden Zug zum gegnerischen Tor. Es war sofort zu merken, dass Ballack und Co. es diesmal ganz anders, viel besser machen wollten: Das Mittelfeld in Löws 4-2-3-1 rückte schnell auf, mit Schweinsteiger (rechts) und Podolski (links) gab es zwei agile Optionen auf den Flügeln. Und vor allem: Sturmspitze Miro Klose ließ sich sehr weit fallen.

Dadurch beschäftigte er Senna und entlastete sogleich Ballack. In der Anfangsphase hatte Deutschland das Mittelfeld komplett im Griff und hatte auch zwei kleinere Chancen. Auch, weil vor allem über die linke Seite mit Philipp Lahm und Lukas Podolski viel nach vorne gemacht wurde und so die Kreise von Sergio Ramos sehr gut eingeengt werden konnten.

Loch im Rücken des Mittefelds wird zum Problem

Nach rund 15 Minuten aber war zum einen der erste Schwung der Deutschen etwas verfolgen und zum anderen fanden die Spanier die zwei Schwachstellen im deutschen Team: Das Loch, das zwischen dem aufrückenden Mittelfeld und den Verteidigern entstand. Und, dass die deutschen Innenverteidiger Mertesacker und Metzelder massive Probleme bekommen, wenn ihre (eben nicht vorhandene) Schnelligkeit gefragt ist.

So breiteten sich Iniesta (eher über links, gegen den nach vorne sehr zurückhaltenden Friedrich) und David Silva (eher über rechts, im Rücken von Podolski) recht genüsslich zwischen den Linien aus, ohne dass sich vor allem Thomas Hitzlsperger groß um sie gekümmert hätte. Dazu zog sich nun auch Torres etwas zurück, um steil geschickt werden zu können und das Tempo-Defizit der deutschen Hintermannschaft ausnützen zu können.

Als das nach rund einer halben Stunde zum Erfolg, also zum 1:0 geführt hatte, lag die spanische Führung bereits in der Luft. Durch das Aufrücken von Fàbregas uns Xavi wich auch der Druck von Senna, weil dadurch auch Ballack gezwungen war, mehr nach hinten zu arbeiten. Die Spanier hatten sukzessive die Kontrolle über das Zentrum übernommen.

Deutsche Umstellungen…

Philipp Lahm musste mit einer Fleischwunde für die zweite Halbzeit passen, für ihn kam Marcell Jansen in die Partie. Normalerweise ist ein Ausfall von Lahm ein gewaltiges Problem für die deutsche Mannschaft, aber Jansen lieferte eine gute Partie ab. Wie zu Beginn der ersten Hälfte zeigten sich die Deutschen gewillt, das Heft des Handelns wieder in die Hand zu nehmen, aber die Spanier hatten sich auf das System und die Spielweise des Gegners eingestellt. Zudem hatte Ballack Probleme mit seiner Wade und konnte, je länger die Partie dauerte, dieser immer weniger seinen Stempel aufdrücken.

Löw sah, dass nichts weiterging, und opferte nach einer Stunde Achter Hitzlsperger und stellte mit Kevin Kuranyi eine zweite Spitze neben Klose. Das System war nun ein etwas schiefes 4-1-3-2. Schief, deshalb, weil Schweinsteiger von der rechten Seite sehr weit nach innen zog und die Flanke praktisch Arne Friedrich überließ. Weil dieser aber nun mal kein gelernter Außenverteidiger ist und ihm der Angriffsgeist fehlt, war diese Seite praktisch tot. Seltsam – denn mit Joan Capdevila war dort der klar schwächere der beiden spanischen Außenverteidiger postiert.

…und die spanische Reaktion

Luis Aragonés reagierte prompt auf die Umstellung von Löw und nahm Fàbregas aus dem Spiel. Für den Arsenal-Legionär kam mit Xabi Alonso ein zweite Mann für das defensive Mittelfeld – so stellte sich Spanien ab sofort in einem 4-2-3-1 auf, mit Xavi als Zehner, Cazorla (nun statt Silva dabei, der am Rande des Ausschlusses wandelte) rechts und Iniesta links bis halblinks.

Schlussphase

Die Absicht dahinter war klar: Mit Cazorla ein offensiver Mann gegen Jansen, um diesen nach hinten zu drängen und einen zweiten Sechser, um gegen Ballack und den nach innen ziehenden Schweinsteiger nicht in Unterzahl zu geraten.

Die Deutschen hatten zwar eine Phase, in der sie einige Male in den Strafraum kamen, aber nachhaltig war diese nicht – im Gegenteil. Weil das deutsche Team natürlich, je näher es dem Ende entgegen ging, immer mehr aufmachen musste, boten sich im Rücken von Ballack und Schweinsteiger natürlich immer mehr Räume. Torres hätte diese schon nützen können, der für „El Niño“ eingewechselte Güiza ebenso.

Ein zweites spanisches Tor, mit dem das Finale endgültig entschieden gewesen wäre, schien immer wahrscheinlicher zu sein, als ein Ausgleich der deutschen Mannschaft. Dem ungewohnten Minus in Sachen Ballbesitz zum Trotz.

Nötig war es nicht mehr. Spanien gewann 1:0. Und war erstmals seit 44 Jahren Europameister.

Nachwirkungen

Zwei Jahre nach der begeisternden Heim-WM schien Deutschland bei diesem Turnier in alte „Rumpelfußball“-Zeiten zurück zu fallen. Das sag aber vor allem an den Personalien Ballack und Frings – zwei Jahre später war die deutsche Mannschaft ohne diese beiden (Frings wurde aussortiert, Ballack war verletzt) spielerisch eines der stärksten bei der WM in Südafrika. Auf dem Weg entzauberte man die Russen in der Quali, rupfte die Engländer im Achtelfinale, machte im Viertelfinale aus Argentinien Kleinholz – und spielte im Halbfinale wieder gegen die Spanier.

Und das ist das große Paradoxon dieser beiden Mannschaften. Obwohl die deutsche Mannschaft beim Turnier in Südafrika um zwei Klassen besser war als bei jenem in Österreich und der Schweiz, obwohl mit dem Trio Özil/Khedira/Schweinsteiger im Zentrum statt Frings/Hitzlsperger/Ballack, war man in Durban „von A bis Z völlig und komplett ohne den Funken einer Chance„.

Spanien setzte in den Folgejahren auf personelle Kontinuität. Von den Finalisten von Wien waren nur Marchena und Senna zwei Jahre später beim WM-Titel nicht mehr mit dabei. Das Grundgerüst von Barcelona mit einer handvoll Real-Akteuren harmonierte, die Abwehr um Carles Puyol, möglicherweise dem weltbesten Abwehrspieler des Jahrzehnts, hielt komplett dicht.

Auch, wenn die Holländer im WM-Finale waren, steht doch außer Frage, dass in den Jahren nach der Euro 2008 die Spanier und die Deutschen die mit Abstand besten Nationalteams in Europa waren. So wurde in Wien durchaus so etwas wie ein Klassiker der Zeit begründet.

Spanien gegen Deutschland.

Das Personal

Spanien: Iker Casillas (27, Real Madrid) – Sergio Ramos (22, Real Madrid), Carles Puyol (30, Barcelona), Carlos Marchena (28, Valencia), Joan Capdevila (30, Villarreal) – Marcos Senna (31, Villarreal) – David Silva (22, Valencia), Xavi (28, Barcelona), Cesc Fàbregas (21, Arsenal), Andrés Iniesta (24, Barcelona) – Fernando Torres (24, Liverpool). Eingewechselt: Santi Cazorla (23, Villarreal), Xabi Alonso (26, Liverpool), Daniel Güiza (27, Mallorca). Teamchef: Luis Aragonés (69, seit vier Jahren).

Deutschland: Jens Lehmann (38, Arsenal) – Arne Friedrich (29, Hertha BSC), Per Mertesacker (23, Bremen), Christoph Metzelder (27, Real Madrid), Philipp Lahm (23, Bayern) – Torsten Frings (31, Bremen), Thomas Hitzlsperger (26, Stuttgart) – Bastian Schweinsteiger (23, Bayern), Michael Ballack (31, Chelsea), Lukas Podolski (23, Bayern) – Miroslav Klose (30, Bayern). Eingewechselt: Marcell Jansen (22, Bayern), Kevin Kuranyi (26, Schalke), Mario Gomez (22, Stuttgart). Teamchef: Joachim Löw (48, seit zwei Jahren).

(phe)

Die EURO 2008 in der Reihe „Ballverliebt Classics“:
Semifinals: Deutschland – Türkei 3:2 / Spanien – Russland 3:0
Viertelfinals:  GER-POR 3:2 / TUR-CRO 1:1 nV, 3:1 iE / RUS-NED 3:1 nV / ESP-ITA 0:0 nV, 4:2 iE
Gruppe A: Portugal 6, Türkei 6, Tschechien 3, Schweiz 3.
Gruppe B: Kroatien 9, Deutschland 6, Österreich 1, Polen 1.
Gruppe C: Holland 9, Italien 4, Rumänien 2, Frankreich 1.
Gruppe D: Spanien 9, Russland 6, Schweden 3, Griechenland 0.

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Euro-Classics 2008 – Zwei Korken-Knaller https://ballverliebt.eu/2012/06/04/euro-classics-2008-zwei-korken-knaller/ https://ballverliebt.eu/2012/06/04/euro-classics-2008-zwei-korken-knaller/#respond Mon, 04 Jun 2012 06:48:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7244 Euro-Classics 2008 – Zwei Korken-Knaller weiterlesen ]]> Spanien? Trotz starkem Kader noch immer irgendwie gescheitert. Griechenland? Den Spielverderber der spielerisch ansonsten grandiosen EM vier Jahre davor wollte keiner sehen. Schweden? Immer dabei, meistens ganz gut, aber selten wirklich aufregend. Die Russen? Zwanzig Jahre her, dass die eine relevante Mannschaft hatten. Kaum jemand interessierte sich vor der Euro2008 für die eher unscheinbare Gruppe D. Zu Unrecht, denn zumindest zwei Teams drückten dem ganzen Turnier ihren Stempel auf!

Spanien - Russland 4:1 (2:0)

Spanien – Russland 4:1 (2:0)

Luxusprobleme plagten Luis Aragonés vor dem Turnier-Start seiner Spanier. Im Mittelfeld hatte er Silva, Xavi, Iniesta und Fàbregas, dazu Xabi Alonso und Senna zur Verfügung. Vorne David Villa und Fernando Torres. Wen sollte der 69-jährige Griesgram da draußen lassen? Und doch nahm vor dem Turnier niemand die Spanier für voll. Weil sie noch immer einen Weg gefunden hatten, kolossal zu scheitern.

Gegen Russland ging Aragonés von seinem aus der Quali gewohnten 4-1-4-1 ab und brachte Villa UND Torres, Senna statt Xabi Alonso und beließ Fàbregas auf der Bank. Senna war der tiefste Spieler im Mittelfeld, Silva besetzte die linke Flanke und Iniesta nominell die rechte. Letzterer orientierte sich aber eher in die Mitte Richtung Xavi. Villa agierte als hängende Spitze und bewegte sich über die komplette Breite des Feldes.

Die Spielweise der Spanier war aber jener, die Barcelona in den folgenden Jahren praktizierte, bestenfalls ähnlich. Ja, Xavi verteilte aus der Tiefe die Bälle und es wurden die Lücken gesucht, die vor allem Villa durch seine hervorragenden Laufwege riss. Aber es gab kein Pressing. Nach Ballverlust zog sich die Mannschaft zurück, verhielt sich abwartend.

Bei den Russen hatte es Guus Hiddink geschafft, aus der eher rustikalen Mannschaft, die in den vielen Jahren davor staubtrockenen und in jeder Hinsicht un-aufregenden Fußball gespielt hatte, komplett umzupolen. Das wurde hier auch deutlich, obwohl Andrej Arshavin, der Top-Star des überragenden Uefa-Cup-Siegers Zenit St. Petersburg, in den ersten zwei Spielen gesperrt war. Hiddink setzte auf ein 4-2-3-1, in dem der Achter Konstantin Siryanov viel aufrückte, Die Flügelspieler Bilyaletdinov und Sychov viel einrückten und die Außenverteidiger – vor allem Juri Shirkov auf der linken Seite – brutal nach vorne preschten. In der Zentrale tummelten sich dann bis zu fünf Russen, die fächerartig ausscherten.

Das Resultat war in diesem Fall ein hochklassiges Spiel, der erste Spielabschnitt war zweifellos eine der herausragenden Halbzeiten des kompletten Turniers. In der beide Teams Chancen hatten – so wie Siryanovs Pfostenschuss nach 23 Minuten – aber weil sich die Russen hinten etwas naiv anstellten, scorte Spanien zweimal. Kolodin und Shirokov, fußballerisch deutlich die schwächsten Russen, standen zuweilen arg weit auseinander und zeigten sich vor allem schnellen spanischen Steilpässen aus der Tiefe nicht gewachsen. Erst legte Torres nach einem solchen für Villa quer, dann steckte Xavi für den Torjäger von Valencia durch.

Hiddink brachte für die zweite Hälfte mit Bystov einen neuen Mann für die linke Angriffsseite, er wollte damit dessen Tempo die vermeintliche spanische Schwachstelle, Linksverteidiger Capdevila, anbohren. Doch Bystrov versteckte sich von der ersten Minute an. Zudem kamen in der Folge bei den Spaniern Fàbregas (für Torres) und Cazorla (für den nach einer Lebensmittelvergiftung nicht ganz fitten Iniesta). Diese Wechsel nahmen Russland aus dem Spiel: Denn mit Cazorla (rechts) und Silva (links) waren nun beide der extrem offensiven russischen AV gebunden, im Mittelfeld stand es durch die tiefere Positionierung von Fàbregas nun endgültig 3 gegen 3, und vorne war Villa ein ständiger Gefahrenherd.

Hiddink nahm in der 70. Minute den Totalausfall Bystrov wieder vom Platz, aber das Pendel war längst in Richtung der Spanier umgeschwungen. Umso mehr, als Villa einmal mehr Shirokov austanzte und zum 3:0 traf. Die Russen waren inhaltlich übervorteilt worden, damit auch psychisch geschlagen. Der Anschlusstreffer durch Pavlyuchenko kurz vor dem Ende war nur ein kleines Aufflackern, das (Abseits-)Tor von Fàbregas in der Nachspielzeit zum 4:1 kaum noch mehr als Kosmetik.

Griechenland – Schweden 0:2 (0:0)

Griechenland - Schweden 0:2 (0:0)

War das erste Spiel an diesem Tag noch zumindest eine Stunde lang uneingeschränkt großartig, bot das Abendspiel in Salzburg die mit Abstand ödesten 90 Minuten des Turniers.

Ottos Titelverteidiger aus Griechenland kamen wie schon 2004 mit einem klassischen Libero (Dellas) und zwei Manndeckern daher (Kyrgiakos gegen Ibra, Antzas gegen Henke Larsson). Das stellte sich defensiv als Fünferkette dar, im Ballbesitz gingen alle Spieler bis auf die drei hinten und noch Basinas weit nach vorne. Die Folge: Minutenlanges Hin- und Herschieben des Balles in der eigenen Hälfte, ehe ein komplett sinnbefreiter langer Ball in die grobe Richtung des gegnerischen Tores folgte. Bezeichnend dafür etwa der 70m-Torschuss von Dellas nach einer halben Stunde, der näher an der Eckfahne landete als am schwedischen Tor. Von einem der sich schlecht bis gar nicht bewegenden Mitspieler ganz zu schweigen.

Das unglaublich langsame Tempo der Partie war aber auch möglich, weil es die Schweden tunlichst vermieden, den ballführenden Griechen auch nur im Ansatz unter Druck zu setzen. Das flache 4-4-2 von Lars Lagerbäck war extrem statisch, im Umschalten langsam, ohne jedes Pressing und bar jeder Kreativität. Kurz: Hölzern. Die besten Szenen gab es, wenn Chippen Wilhelmsson die Seite wechselte und Seitaridis einen zweiten Gegenspieler hatte.

Erst nach dem Seitenwechsel rückten die Schweden etwas auf, um nicht das ganze Spiel zuzusehen, wie sich die Griechen, in ihrer Hälfte alleine gelassen, die Zeit runterspielten. Das behagte den Griechen zwar nicht, aber weil Kyrgiakos seinen Gegenspieler Ibrahimovic auf Schritt und Tritt verfolgte, kamen die Schweden kaum zu Torchancen. Erst nach 67 Minuten entwischte Ibra seinem Bewacher und er traf mit einem sehenswerten Schuss ins lange Eck. Wenige Minuten später nudelte der aufgerückte Innenverteidiger Petter Hansson den Ball zum 2:0 über die Linie, das Spiel war entschieden. Rehhagel löste zwar seine Dreierkette auf (nominell zuindest, weil nun dafür Seitaridis hinten blieb), aber zu viele Abspielfehler, technische Unzulänglichkeiten und fehlende Kreativität verhinderten griechische Torchancen.

Stand nach dem ersten Spieltag: Spanien 3, Schweden 3, Griechenland 0, Russland 0.

Schweden - Spanien 1:2 (1:1)

Schweden – Spanien 1:2 (1:1)

Der Ansatz von Aragonés, mit Villa UND Torres zu spielen, hat sich gegen Russland ausgezahlt. Darum war der Ansatz und die Aufstellung gegen die Schweden exakt gleich. Doch stellte sich schnell ein Lerneffekt ein: Mit langen Bällen in die Spitze wird’s gegen die robuste und vielbeinige schwedische Defensive nicht viel zu holen geben. Dem 1:0 durch Torres nach einem Eckball zum Trotz.

Das Trekronor-Team tat Spanien nämlich nicht den Gefallen, wie Russland mitspielen zu wollen, sondern stellte sich tief. Lediglich die Mittelfeld-Außen Ljungberg und Elmander schauten, dass sie halbwegs hoch standen, um den Vorwärtsdrang von Ramos und Capdevila zu bremsen. Die Spielanlage der Schweden war zumindest in der ersten Hälfte aktiver als noch gegen die Griechen, der Ausgleich durch Ibrahimovic nach einer halben Stunde war die Belohnung.

Dennoch: Je länger das Spiel dauerte, umso passiver wurden die Schweden, und umso mehr ähnelte das Spiel der Spanier nun doch jener ballbesitz-orientierten Kurzpass-Orgie an, für die Xavi, Iniesta und Co. bekannt sind. Es fehlte den Spaniern an der Breite und die Schweden machten im Zentrum hervorragend die Räume dicht.

Aragones reagierte nach einer Stunde darauf und brachte, wie schon in der ersten Partie, Cazorla für Iniesta; dazu Fàbregas statt Xavi. Die Neubesetzung auf den Flügeln hatte die Folge, dass neben Elmander (und später Seb Larsson) auch Ljungberg mehr in die Defensive eingebunden war. Schweden war extrem passiv, ließ das Spiel der Spanier über sich ergehen und wollte nur noch den einen Punkt über die Zeit mauern – die Einwechslung eines zusätzliches Sechsers (Källström) für Henke Larsson war ein klares Indiz dafür.

Es gelang allerdings nicht. Weil David Silva in der Nachspielzeit doch noch eine Lücke erspähte, in die er Villa schickte. Dieser ließ noch Mellberg aussteigen und schob zum 2:1 ein. Praktisch in letzter Sekunde, aber hochverdient.

Griechenland – Russland 0:1 (0:1)

Griechenland - Russland 0:1 (0:1)

Nachdem die Russen Spanien ins offene Messer gelaufen waren, agierten sie gegen Griechenland deutlich vorsichtiger. Semshov spielte zurückgezogen, mit Siryanov war eher ein gelernter Achter auf der rechten Außenbahn aufgestellt. Arshavin saß das letzte Spiel seiner Sperre ab.

Auf der anderen Seite trauten sich die Griechen mehr zu als beim Auftritt gegen Schweden, für den sie mörderische mediale Prügel bezogen hatten. Weil die Russen nur mit einem Stürmer spielten, sparte sich Rehhagel den zweiten Manndecker, mit Patsatzoglou kam dafür ein dritter Spieler ins zentrale Mittelfeld. Somit war dort wieder Gleichstand hergestellt. Zudem sorgte die hohe Positionierung von Charisteas und Amanatidis dafür, dass die sonst so aktiven russischen Außenverteidiger nicht so zur Geltung kamen wie noch gegen Spanien.

So trafen sich die Teams ziemlich in der Mitte. Das Spiel war geprägt von langen Bällen, wenig zusammen hängenden Aktionen und generell überschaubarem Niveau. Es gelang den Russen nicht, das Spiel breit zu machen und damit Räume zu schaffen – schließlich war die Grundausrichtung der Griechen immer noch defensiv und darauf bedacht, den Gegner nicht zur Geltung kommen zu lassen.

Die Griechen erinnerten in diesem Spiel deutlich mehr an jene Leistungen, die ihnen vier Jahre zuvor den Titel beschert hatten: Hinten nicht viel zulassen, aber zweikampfstark im Zentrum und stark über die Flügel. Seitaridis preschte bis zu seinem Austausch (Muskelzerrung) kurz vor der Halbzeit so die Flanke auf und ab, wie er das in Portugal gemacht hatte und bereitete so auch die eine oder andere Chance vor.

So brauchten die Russen einen ziemlich derben Fehler von Torhüter Nikopolidis, um zum 1:0 zu kommen: Der Torhüter lief einer Bilyaletdinov-Flanke am Tor vorbei nach, Semak brachte den Ball zurück zur Mitte und Siryanov konnte aus zwei Metern mühelos verwerten. Nach dem Seitenwechsel brachten die Russen mehr Leute in die gegnerische Hälfte, weil sie merkten, dass sie von den Griechen ohne Seitaridis auf der Außenbahn nicht mehr viel zu befürchten hatten. Es blieb aber eine schwache Partie mit vielen Fehlpässen. Und die schwächste Leistung der Russen in diesem Turnier.

Stand vor dem letzten Spieltag: Spanien 6, Schweden 3, Russland 3, Griechenland 0.

Griechenland – Spanien 1:2 (1:0)

Griechenland - Spanien 1:2 (1:0)

Die Spanier waren nicht mehr von Platz eins zu verdrängen, so konnte es sich Luis Aragonés erlauben, gegen die Griechen die Reservisten auflaufen zu lassen, lediglich Iniesta blieb in der Startformation. Statt Akteuren von Barça und Real waren das nun Spieler von Valencia und Liverpool. Also immer noch nominell stark genug, um die Griechen in Schach zu halten.

Bei den Hellenen zeigte sich in diesem Spiel wiederum deutlich, dass man zu deutlich besseren Leistungen in der Lage ist, wenn man nicht selbst Gestalten muss. Im Zentrum standen den drei spanischen Pass-Gebern drei recht defensive Gegenspieler gegenüber, so konnten die Spanier ihr Kurzpass-Spiel nicht aufziehen – ganz davon abgesehen, dass das Team nicht eingespielt war und auch das Tempo fehlte.

Und die Breite. Sergio García und Iniesta zogen zur Mitte, wurden aber von den etwas zu vorsichtigen Arbeloa und Navarro nicht hinterlaufen. Nikopolidis wurde, durchaus bewusst, immer wieder aus der Distanz getestet. Nicht ohne Grund, schließlich machte der Torhüter keinen sicheren Eindruck.

Der Spielaufbau bei den Griechen stützte sich einmal mehr auf viele lange Bälle. So wurde man nach vorne kaum gefährlich, zumal Salpingidis recht hoch stand und sich zwischen den spanischen Reihen positionierte – grundsätzlich keine dumme Idee, nur kamen die Anspiele auf ihn nicht an.

Dennoch: Wie in der Partie gegen die Russen zeigten die Griechen auch hier deutliche Ähnlichkeit mit ihrem Spiel bei der Euro 2004. Hinten wenig zulassen, über die Flügel für Entlastung sorgen (das machten Vyntra und Spiropoulos recht anständig) und im Zweifel auf Standards hoffen. Freistoß-Flanke Karagounis, Kopfball-Tor Charisteas: Das 1:0 kurz vor der Pause war wie aus dem Turnier von 2004.

Die Spanier schalteten nach dem Seitenwechsel einen Gang nach oben, die Außenverteidiger machten mehr, und mit der Zeit passte auch die Abstimmung. Für den Ausgleich musste zwar dennoch ein langer Ball herhalten (Güiza legte diesen auf De la Red ab, der verwertete dann), aber die Griechen ließen sich doch zu weit nach hinten drängen. Zusätzliche Probleme gab es, nachdem Kyrgiakos angeschlagen raus musste und Antzas gegen den beweglichen Güiza zunehmend schlecht aussah.

Rehhagel hatte keine echten Alternativen auf der Bank. Die Einwechslung von Tziolis für Karagounis machte sein Team zwar frischer, aber nicht besser. Spanien wartete geduldig auf die Chance, ließ den Griechen keinen Raum mehr. Und kurz vor dem Ende löste sich Güiza entscheidend vom schläfrigen Antzas, köpfte die Flanke von der rechten Seite mühelos ein – und Spanien hatte 2:1 gewonnen.

Russland - Schweden 2:0 (1:0)

Russland-Schweden 2:0 (1:0)

Im letzten Quali-Spiel, einem mühsamen 1:0 in Andorra, holte sich Andrej Arshavin eine rote Karte ab. Im letzten Spiel der Gruppe gegen Schweden war er wieder dabei. Gerade rechtzeitig für dieses „Achtelfinale“.

Das Russland gewinnen musste, den Schweden reichte ein Remis. Hiddink ließ, wie gewohnt, seine Außenverteidiger sehr weit nach vorne schieben. Kapitän Semak agierte als Sechser sehr tief und ließ sich immer wieder auf eine Höher mit den IV fallen – eher allerdings auf die Seite von Shirkov. In den ersten Minuten tat sich Russland etwas schwer, in die Gänge zu kommen.

Das änderte sich, als sich Semshov im Zentrum etwas fallen ließ. So wurde das Loch zwischen Defensive und Offensive geschlossen und die russische Show konnte beginnen. Mit Shirkov und Anyukov extrem hoch, Bilyaletdinov und Siryanov auf den Halbpositionen, dem aufrückenden Semshov und dem extrem aktiven Arshavin als hängende Spitze wurde ein Tempo-Fußball aufgezogen, mit dem die Schweden nicht mitkamen.

Vor allem die linke Abwehr-Seite mit Nilsson und Hansson wurde als Schwachstelle ausgemacht. Kein Zufall, dass das schon zu diesem Zeitpunkt überfällige 1:0 nach 20 Minuten über diese Seite aufgebaut wurde: Siryanov mit Lochpass für Anyukov, dessen Flanke verwertete Pavlyuchenko.

Die Schweden waren biedern, geradezu hölzern. Die Mittelfeld-Zentrale mit Svensson und Andersson stand oft viel zu hoch und kam überhaupt nicht in die Zweikämpfe, hielt also nichts her. Elmander und Ljungberg waren gegen die extrem offensiven Außenverteidiger komplett hinten gebunden und vorne standen zwei Stürmer, die kaum am Spiel teilnehmen konnten. Henke Larsson war wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr der Schnellste, Ibrahimovic wegen hartnäckigen Problemen im linken Knie, die ihm schon die halbe Saison bei Inter gekostet hatten. Das Trekronor-Team konnte von Glück reden, dass die ein Feuerwerk abbrennenden Russen nicht schon längst viel höher führten.

Die Russen ließen zu Beginn der zweiten Hälfte ihre Stärken erneut aufblitzen: Schnelles Denken, schnelles Umschalten, schnelles Handeln. Ein langer Ball der Schweden wurde von Shirkov abgefangen, der legte zu Arshavin quer und startete sofort einen Sprint nach vorne, bekam den Ball in den Lauf gespielt, spielte 50 Meter oder sechs Sekunden später, längst im schwedischen Strafraum angekommen, auf Arshavin quer – dieser war ebenso schnell nach vorne gesprintet – und dieser erzielte das 2:0. Ein Weltklasse-Konter, die Schweden waren damit komplett überfordert.

Nach dem 2:0 schalteten die Russen zurück, sie waren ein ungeheures Tempo gegangen. Lagerbäck erlöste danach Daniel Andersson und versuchte, mit Kim Källström die Lücke im Offensiv-Zentrum ein wenig zu schließen. Dass dieser nicht schon in den Spielen vorher eingesetzt worden war, liegt vermutlich an einem internen Machtkampf – Källström und Ibrahimovic können sich bis auf den Tod nicht ausstehen. Lagerbäck hielt Källström wohl für verzichtbarer als Ibra. Mit dem neuen Mann und somit mehr Spielkultur und durch die gemächlichere Gangart der Russen bekamen die Schweden nun etwas Kontrolle über das Mittelfeld, viele Chancen kamen dabei aber nicht heraus.

Ehe in der Schlussphase, nachdem Lagerbäck seine Viererkette zugunsten eines neuen Stürmers (Allbäck für Nilsson) aufgelöst hatte, drückten die Russen wieder etwas aufs Gas – und kamen prompt wieder zu einigen guten Tormöglichkeiten. Es blieb beim 2:0. Ein Ergebnis, das den Russen das Viertelfinale bescherte – und den Schweden schmeichelt.

Endstand der Gruppe: Spanien 9, Russland 6, Schweden 3, Griechenland 0.

Alles auf Ibrahimovic‘ Knie oder interne Störungen zu schieben, ginge aber am Kern vorbei: Schweden war einfach zu alt, zu überholt, zu statisch, zu wenig kreativ, kurz, zu schwach. Die Zeit jener Generation, die 2002, 2004 und 2006 immer die Vorrunde überstanden hatte und zweimal heftig an die Tür zur zweiten K.o.-Runde angeklopft hatte, war schlicht vorbei. Genau wie die 12-jährige Amtszeit von Lars Lagerbäck nach der verpassten Quali für die WM 2010.

Die Griechen machten sich mit ihrem peinlichen Auftritt im ersten Spiel viel kaputt, denn in den verbleibenden Spielen war das durchaus halbwegs vernünftig. Was dem Titelverteidiger allerdings eklatant fehlte, war eine ordnende Hand im Zentrum. Das war beim Titelgewinn 2004 Theodoros Zagorakis gewesen, ohne ihm fehlte den Griechen die Schaltstelle und damit jegliches spielerische Moment.

Was bei den Russen und den Spaniern hingegen im Übermaß vorhanden war. Schon nach der ersten Halbzeit im ersten Spiel konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, welche beiden Teams aus dieser Gruppe ins Viertelfinale einziehen. Zwar liefen die Russen den Spaniern dann ins offene Messer und so agierten sie gegen die Griechen übervorsichtig, aber dennoch war zu den beiden anderen Teams ein Klassenunterschied erkennbar.

Was den Spaniern ein Viertelfinale gegen Italien bescherte. Und Guus Hiddink eines gegen seine Heimat.

(phe)

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Das Imperium schlägt zurück: Die alte Garde schießt Chelsea zum 4:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2012/03/15/das-imperium-schlagt-zuruck-die-alte-garde-schiest-chelsea-zum-41-sieg/ https://ballverliebt.eu/2012/03/15/das-imperium-schlagt-zuruck-die-alte-garde-schiest-chelsea-zum-41-sieg/#respond Wed, 14 Mar 2012 23:49:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6863 Das Imperium schlägt zurück: Die alte Garde schießt Chelsea zum 4:1-Sieg weiterlesen ]]> Vor allem mit Drogba, Lampard und Terry war Ex-Chelsea-Coach Villas-Boas auf Crash-Kurs. So ist es wohl durchaus bezeichnend, dass genau diese drei im ersten wirklich wichtigen Spiel nach der Entlassung des Portugiesen so richtig aufgeigten, drei der vier Tore schossen und das ganze Team mitreißen konnten. Das Aus in der Champions League gegen Napoli konnten die Blues in einem unterhaltsamen Spiel gerade noch verhindern.

Chelsea FC - SSC Napoli 4:1 n.V.

Die ersten beiden Spiele unter Roberto di Matteo hat Chelsea gewonnen – aber so wichtig das 2:0 im Cup bei Birmingham City und das 1:0 gegen Stoke in der Liga auch waren, in der Champions League wartete gegen Napoli das wohl wirklich entscheidende Spiel für den weiteren Saisonverlauf die Blues, zehn Tage nach der Entlassung von André Villas-Boas.

Das System vom Interims-Coach

Di Matteo – der als Spieler 1998 beim letzten Europacup-Triumph von Chelsea dabei war und als Trainer vor anderthalb Jahren West Brom in die Premier League geführt hatte – ging vom 4-3-3 ab, das Villas-Boas verwendet hatte, und stellte das Team auf ein 4-2-3-1 um. Essien fungierte dabei als tief stehender Sechser, währen Frank Lampard aus der Tiefe heraus immer wieder weit mit nach vorne ging, um Zehner Juan Mata gegen die beiden defensiven Mittelfeld-Spieler von Napoli zu unterstützen.

Oftmals spielten Mata und Drogba annähernd auf einer Höhe, dazu gestellte sich noch Sturridge auf der rechten Seite. Das machte, rein numerisch gesehen, durchaus Sinn: Gegen die Dreierkette von Napoli, die defensiv natürlich schnell zur Fünferkette wird, empfielt es sich, mit vielen, hoch stehenden Spielern zu agieren. Aber das alleine war es nicht, was Chelsea die Kontrolle bescherte.

Die Flügel von Chelsea

Sondern auch, dass man das Zentrum bearbeitete, ohne dabei auf die Außen zu vergessen. Man City machte beim 1:1 im Gruppenspiel den Fehler, nur das Zentrum zu bevölkern, aber nicht Napolis Wing-Backs außen zu binden – darauf achtete Chelsea hier sehr wohl. So blieb zwar Ramires, nominell auf dem linken Flügel aufgeboten, zumeist recht weit von der Außenbahn weg – nur wenn defensiv notwendig, bewegte er sich dort hinaus.

Dafür bearbeitete Ashley Cole dort Christian Maggio (und nach dessen verletzungsbedingter Auswechslung Juan Camilo Zuñíga). Auf der rechte Seite blieb Sturridge eher draußen gegen Zuñíga (und später eben Dossena), weshalb Ivanovic in dieser Phase nicht ganz so viel nach vorne unternahm wie Cole.

Napoli lauert auf Gegenstöße

Napoli ließ Chelsea mit dem 3:1 aus dem Hinspiel im Rücken recht bereitwillig den Ball und lauerte, wie es das Spiel dieser Mannschaft nun mal ist, auf schnelle Gegenstöße. Gegen das zwar optisch dominante, aber nicht besonders schnelle Aufbauspiel von Chelsea hatten die Italiener wenig defensive Probleme und es gelang immer wieder, das ungemein flinke Trio vorne einzusetzen.

Dort ließ sich vor allem Hamšík immer wieder fallen, um anspielbar zu sein und vorne Cavani und den etwas passiveren Lavezzi einzusetzen. Chelsea hatte so ein spielerisches Übergewicht, aber Napoli stellte einen steten Gefahrenherd dar und hatte einige sehr gute Chancen, die nur knapp nicht zum Tor führten. Wenn dazu Gelegenheit war, ging das Offensiv-Trio der Italiener auch die ballführenden Gegenspieler an, was Chelsea zumindest phasenweise ein wenig aus dem Rhythmus brachte.

Schwäche bei Flanken in den Strafraum

Das 6:3 von Napoli zuletzt in der Serie A gegen Cagliari hat nicht nur gezeigt, dass man vorne bärenstark ist, sondern auch, wo die Schwäche liegt: Bei Flanken in den Strafraum und Kopfbällen. Alle drei Gegentore gegen Cagliari fielen aus Kopfbällen, und nach einer halben Stunde fand eine Flanke von Ramires (der von Maggio nicht konsequent genug attackiert wurde) den Kopf von Didier Drogba, und der Ivorer traf zum 1:0.

Ein Treffer, der bei Napoli sichtlich Wirkung hinterließ. Die Verletzung von Maggio und der dadurch nötige Wechsel waren sicher auch ein Faktor, aber vor allem im Zentrum – Gargano und Aronica seien hier erwähnt – blieb Napoli nun vermehrt zu weit vom Gegenspieler weg, die Sicherheit im Passspiel schwand merklich und ein zweites Gegentor vor der Pause schien alles andere als unwahrscheinlich.

Wieder ein Kopfball – und die krachende Antwort darauf

Aber es dauerte bis kurz nach der Pause, als Hugo Campagnaro – der linke Mann in Napolis Dreierkette – den Blues das 2:0 schenkte. Erst verursachte er nach einer Flanke (auf dieses Mittel setzte Chelsea nun natürlich vermehrt) aus seiner Verunsicherung heraus einen unnötigen Eckball, und bei dem ließ er dann auch noch John Terry laufen – das verdiente 2:0 für die Hausherren. Und wie schon das erste Tor wurde es von einem Akteur aus jener „alten Garde“ erzielt, die gemeinhin als die Hauptverantwortlichen für Villas-Boas‘ Rauswurf ausgemacht worden waren.

Napoli war nun gezwungen, wieder aktiver am Spiel teilzunehmen und Gökhan Inler, Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft, ging mit seiner Energie aus dem Zentrum dabei voran. Nicht nur, dass er nun deutlich Verantwortung übernahm und die Intensität erhöhte, nein, er sorgte mit seinem krachenden Weitschuss-Tor aus 20 Metern auch dafür, dass Napoli nun wieder weiter wäre und Zwang somit Roberto di Matteo zum Handeln.

Torres kommt rein

Ab ca. 60. Minute

Dieser brachte Fernando Torres ins Spiel, der seit Oktober auf einen Torerfolg wartet. Für ihn musste Sturridge weichen und aus dem System wurde nominell ein 4-4-2. Weil aber Mata sich nicht allzu viel auf der rechten Seite aufhielt und in sich immer wieder in die Zehner-Position orientierte, musste Branislav Ivanovic die komplette rechte Seite übernehmen. Das machte der Serbe von seiner Präsenz her auch sehr gut, allerdings waren seine Flanken und seine Zuspiele zumeist sehr ungenau. So war Dossena beschäftigt, aber Torgefahr ging davon nicht aus.

Torres selbst spielte um Drogba herum und versuchte, die Kanäle zwischen Napoli-Abwehr und dem defensiven Mittelfeld der Italiener zu nützen. Das machte er recht ordentlich, er bot sich immer als Anspielstation an und arbeitete gut, aber echte Gefahr für das Napoli-Tor ging auch von ihm nicht aus. So brauchte es bei allem spielerischen Übergewicht, das Chelsea entwickelte, einen Hand-Elfmeter. Diesen verwandelte mit Frank Lampard der dritte aus der alten Garde mit voller Wucht. Das 3:1 aus dem Hinspiel war egalisiert, es ging in die Verlängerung.

Chelsea mit mehr Qualität von der Bank

Dort mussten die Mannschaften merklich der extrem hohen Intensität der vorangegangenen 90 Minuten Tribut zollen. Di Matteo nahm dabei aber einen guten Wechsel vor: Für Mata brachte er Malouda. Der Franzose ging nun auf die linke Seite und machte einen guten Job, wenn es darum ging, Bälle zu behaupten Gegenspieler zu binden. Ramires wechselte auf die rechte Seite und übernahm dort die spielerische Verantwortung, nachdem Bosingwa dort Ivanovic ablöste (Terry musste raus, Ivanovic ging in die IV).

So schaffte es Chelsea gut, die Abwehr von Napoli auseinander zu ziehen und versuchte weiterhin, mit Flanken die Schwäche im Zentrum der Italiener auszunützen – was in der 105. Minute durch ein Tor von Ivanovic nach Drogba-Flanke zum 4:1 ausgenützt wurde. Was die Vorentscheidung war: Denn bei Napoli war das Offensiv-Trio müdegelaufen – ohne die defensiv gebundenen Wing-Backs waren sie zumeist auf sich alleine gestellt. Mit Pandev und Jungstar Vargas fehlte es aber an den Ideen, zudem machte der im Saisonverlauf oft (und auch zu Recht) viel gescholtene David Luiz eine herausragende Partie.

Fazit: Der Wille, der unter Villas-Boas fehlte

Roberto di Matteo hat sein Team taktisch richtig eingestellt, erkannte die Schwächen von Napoli und bohrte diese entsprechend an, nahm die Wing-Backs der Italiener aus dem Spiel und isolierte damit deren Offensiv-Trio ganz gut. Aber: Viel entscheidender als das war die Tatsache, dass die Spieler von Chelsea mit einem Schwung, einem Willen und einer inneren Überzeugung aufgetreten sind, wie sie es unter André Villas-Boas praktisch nie gemacht haben.

Dieser Wucht war Napoli über die 120 Minuten gesehen ganz einfach nicht gewachsen. Es fehlte so ein wenig der Plan B als sich immer mehr abzeichnete, dass man nach vorne ohne nach vorne marschierende Flügelspieler kaum die Mittel hatte, das gefürchtete Trio Hamšík/Cavani/Lavezzi entsprechend einzusetzen. Was eine ähnliche Erkenntnis bringt wie vor einem Jahr nach dem Aus in der Europa League: Napoli hat sich ohne Frage extrem verbessert, in den letzten 13 Monaten, aber ein absolutes europäisches Spitzenteam ist man eben doch (noch) nicht.

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1:3 bei Man Utd macht klar: Villas-Boas ist bei Chelsea noch ein Suchender https://ballverliebt.eu/2011/09/19/13-bei-man-utd-macht-klar-villas-boas-ist-noch-ein-suchender/ https://ballverliebt.eu/2011/09/19/13-bei-man-utd-macht-klar-villas-boas-ist-noch-ein-suchender/#respond Mon, 19 Sep 2011 14:26:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5788 1:3 bei Man Utd macht klar: Villas-Boas ist bei Chelsea noch ein Suchender weiterlesen ]]> Spätestens nach diesem Spiel ist klar: Während Manchester United ein heißte Anwärter auf die Titelverteidigung ist, wird das für Chelsea im ersten Jahr unter André Villas-Boas eher ein Übergangsjahr. Der Portugiese befindet sich jedenfalls noch in der Findungsphase, was beim 1:3 in Old Trafford ersichtlich wurde.

Manchester United - Chelsea FC 3:1

Er hat es bei Porto so gemacht. Und auch bei Chelsea präferiert André Villas-Boas das 4-3-3 als das System der Wahl. Für die Blues keine gravierende Umstellung, denn schon unter Ancelotti war das die Grundformation. Bis Torres kam. Und Ancelotti das System verbiegen musste, um den Spanier irgendwie reinzuflicken. Mit äußerst mäßigem Erfolg gegen Top-Teams, und so gut wie ohne Torerfolg für Torres.

Kein Druck im Zentrum

Didier Drogba ist nicht fit, und so fällt dieses Problem für Villas-Boas derzeit weg. Dennoch wurde das 4-3-3 vor der Pause von einer in enorm starker Form spielenden Mannschaft von Manchester United ziemlich aufgemacht, was vor allem daran lag, dass das Mittelfeld von Chelsea keinerlei Druck auf die Gegner ausübte. So wurde die numerlische Überlegenheit im Zentrum völlig neutralisiert: Meireles sicherte nur hinten ab und versuchte, Rooney nicht allzu viel ins Spiel kommen zu lassen; Lampard und Ramires waren zwischen Zentrum und notwendiger Hilfe auf den Außenbahnen hin- und hergerissen.

Was Anderson und Flechter erlaubte, das Spiel zu diktieren und vor allem Nani auf der linken Seite immer wieder ins Spiel zu bringen. Ashley Cole machte einen einigermaßen überforderten Eindruck, weil es ihm an Hilfe aus dem Mittelfeld fehlte – Juan Mata stand, systembedigt, recht hoch und war dort außerdem mit Chris Smalling beschäftigt. Viel Vorwärtsdrang konnte Cole darüber hinaus auch nicht entwickeln.

Vorentscheidung vor der Pause

Hinzu kam, dass United die Tore zu günstigen Zeitpunkten erzielte: Das 1:0 nach einem Freistoß war schon nach wenigen Minute gefallen, und das 2:0 – ein sehenswerter Schuss von Nani – fiel, als Chelsea gerade ein wenig besser ins Spiel kam und es besser gelungen war, Mata und Sturridge über die Flügel einzusetzen. Was notwendig war, weil nicht nur kein Druck auf die United-Zentrale ausgeübt wurde, wenn diese im Ballbesitz war, sondern es auch nicht gelang, durch die Mitte gegen Anderson und Fletcher wirklich durchzukommen.

Und mit dem 3:0 kurz vor der Pause war das Spiel dann im Grunde entschieden. Innenverteidiger Phil Jones durfte mit dem Ball am Fuß bis zum gegnerischen Strafraum durchgehen, dort ging es der Chelsea-Defensive zu schnell und Rooney drückte den Ball über die Linie. Rooney spielte relativ hoch, fast auf einer Linie mit Hernández, rochierte aber sehr viel horizontal. Was das Positionsspiel von Meireles etwas wackelig machte und den Portugiesen aus der Spieleröffnung ziemlich herausnahm.

Umstellung bringt Torres besser ins Spiel

Der Weisheit letzter Schluss, wenn es um das bestmögliche Einsetzen von Torres geht, ist das 4-3-3 ohne Zehner, mit dem Villas-Boas in Porto so einen großen Erfolg hatte, aber nicht. Weil einerseits Torres nicht so ein bulliger, körperbetont spielender Mittelstürmer wie Radamel Falcao ist, und weil es (wie in diesem Spiel) auch Mata und Sturridge an der Wucht fehlt, die etwa ein Hulk über die Flügel entwickeln konnte (ob Lukaku das kann, muss sich erst zeigen). Und auch Bosingwa und Cole preschen nicht so viel nach vorne wie Sapunaru und Alvaro Pereira. Und natürlich ist Manchester United auch nicht irgendein Gegner.

Zweite Halbzeit

Das Hauptproblem mit Torres ist aber, dass er über Flanken in den Strafraum seine größten Stärken – Technik und Tempo – vor allem gegen die kompromisslosen Innenverteidiger auf der Insel nur schwer ausspielen kann. Darum war die Umstellung von Villas-Boas in der Halbzeit richtig: Er nahm den schwachen Lampard raus und brachte dafür Anelka, stellte somit auf ein 4-2-3-1 um. Vorteil für Torres: Mit Mata hatte er nun einen Zehner hinter sich. Und Anelka, der sich viel bewegte und auch mal einrückte, setzte Torres schon nach wenigen Sekunden so ein, wie er es braucht: Steil und mit Tempo. Prompt war das Tor gefallen, es stand nur noch 1:3.

Sir Alex reagiert

In dieser Besetzung machte Chelsea im 4-2-3-1 einen deutlich kompakteren Eindruck und fühlte sich sichtlich wohler. Alleine die Präsenz von Mata im Zentrum erlaubte es Flechter und Anderson nicht mehr annähernd so frei wie vor dem Seitenwechsel, die Bälle zu verteilen. Die etwas tiefere Positionierung von Anelka auf der Außenbahn gegenüber der ersten Halbzeit entlastete Ashley Cole merklich, und so reagierte Ferguson nach einer Stunde.

Er brachte den passgenaueren, aber weniger offensiven Carrick statt Anderson und versuchte mit Valencia (statt Smalling) auf der Linksverteidiger-Position, Anelka weiter nach hinten zu drücken und ihm so ein wenig die Gefährlichkeit zu nehmen. Maßnahmen, die durchaus fruchteten und Chelsea den frisch gewonnenen Wind wieder aus den Segeln nahmen. Dass es in den letzten zehn Minuten aber nicht doch noch zu einer Zitterei wurde, lag an Torres: Sein unglaublicher Fehlschuss besiegelte die Niederlage.

Fazit: Villas-Boas ist noch in der Findungs-Phase

So wirklich die optimale Formation und das am besten zu den Spielern passende System hat André Villas-Boas noch nicht gefunden. Sein favorisiertes 4-3-3 schafft es nicht, aus Torres das Optimum herauszuholen, zumal es in diesem Spiel gegen diesen starken Gegner einfach auch komplett am Druck im Zentrum fehlte – in der ersten Hälfte konnte United hier nach Belieben schalten und walten.

Mit einem Zehner hinter sich kam Torres in der zweiten Hälfte deutlich besser zur Geltung, aber wenn Drogba wieder dabei ist, sind alle diese Überlegungen natürlich Makulatur, weil Drogba ein ganz anderes System und einen ganz anderen Spielaufbau braucht als der Spanier. Und dass die beiden zusammen kein funktionierendes Tandem abgeben, hat der vergangene Frühling eindeutlig gezeigt.

Anders als Chelsea zeigt sich Manchester United als funktionierende und flexible Einheit.  Jones und Evans haben zwar nicht die Präsenz von Ferdinand und Vidic, wachsen aber am Vertrauen, dass ihnen Ferguson gibt. Ashley Young war bemüht, Nani auf der linken Seite ein ständiger Gefahrenherd, und die Spielübersicht von Rooney ist bekanntermaßen großartig. Und eben, weil das so ist – also sich Chelsea noch finden muss, während United schon funktioniert – werden auch die einen um den Titel spielen und die anderen „nur“ um Platz drei.

(phe)

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Ancelotti amputiert Chelsea – mit Torres https://ballverliebt.eu/2011/05/09/ancelotti-amputiert-chelsea-mit-torres/ https://ballverliebt.eu/2011/05/09/ancelotti-amputiert-chelsea-mit-torres/#respond Mon, 09 May 2011 18:57:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4726 Ancelotti amputiert Chelsea – mit Torres weiterlesen ]]> Letzte Chance… vorbei! Im direkten Duell hätte Chelsea bei Manchester United mit einem Sieg die Tabellenführung übernommen. Letztlich gewann United aber hochverdient mit 2:1 und ist praktisch Meister. Auch, weil Ancelotti mit der Einwechslung von Torres sein Team massiv schwächte!

Manchester Utd - Chelsea FC 2:1

Wie üblich in den letzten Wochen, und wie durchaus erfolgreich im Viertelfinale der Champions League eben gegen Chelsea, stellte sich United im 4-4-1-1 auf. Valencia bekam den Vorzug vor Nani, ansonsten spielte bei Manchester das beste, was das Lazarett hergab – also wiederum das sehr gut funktionierende Mittelfeld-Duo Carrick und Giggs, und vorne Hernández. Der gleich nach einer halben Minute die Tatsache ausnützte, dass Terry und David Luiz zu weit auseinander standen, und prompt stand’s 1:0 für United.

Was für Chelsea natürlich die reinste Katastrophe war, sclhießlich war das ja das Spiel der letzten Chance im Kampf um den Titel. Ancelotti kam mit einem 4-3-3 daher, ließ dabei Torres zunächst auf der Bank und flankierte Drogba mit Malouda links und Kalou rechts. Die Blues spielten sehr eng, versuchten das zentrale Dreieck von United mit einem eigenen (Mikel, Essien und Lampard) zu neutralisieren und die Flügel zogen früh nach innen, um sich so den Umklammerung der Außenverteidiger zu entziehen.

Fehlende Breite

Das erforderte natürlich von Ashley Cole und Branislav Ivanovic viel Arbeit nach vorne, genau dabei haperte es aber. Denn Cole wurde sehr viel von Valencia beschäftigt, der recht konsequent die Linie hielt und sich mangels eines zweiten Gegenspielers im Mittelfeld auch immer wieder hervorragend für Anspiele anbot. Auf der anderen Seite war Ivanovic ganz schlicht und einfach schlecht – Park Ji-Sung konnte den Serben unbehelligt lassen und selbst ins Halbfeld ziehen und sich mit Rooney verbinden, ohne dass Ivanovic wirklich ins Spiel kam. Im Gegenteil, oft musste sogar David Luiz aus dem Zentrum raus und die Löcher stopfen, die Ivanovic hinterließ.

Mit der frühen Führung im Rücken hatte United natürlich nicht mehr den unbedingten Drang nach vorne, aber dennoch waren es in einer flotten Partie die Hausherren, die einen besseren Eindruck hinterließen. Vor allem die langen Anspiele auf Valencia streckten das Spiel sehr gut, Chelsea vermochte es oftmals nicht, wirklich Druck auf den Ballführenden auszuüben und so kam das 2:0 für Manchester, wenn auch aus einem Eckball gefallen, durchaus nicht unverdient.

United leht sich ein wenig zurück

Da Chelsea nun schon drei Tore brauchte, um den Titel weiterhin aus halbwegs eigener Kraft zu erringen, zogen die Blues natürlich etwas an, auch wurde ihnen nun immer mehr Ballbesitz überlassen, aber ein Anschlusstreffer gelang ihnen zumindest bis zur Pause nicht. Beim Team von Sir Alex hatte man aber trotzdem nie den Eindruck, dass ihnen die Partie wirklich aus den Händen gleitet.

Ancelotti nahm zur Pause zwei Wechsel vor – Alex für David Luiz in der IV und Ramies für Mikel. Essien übernahm nun den Part auf der Sechs und Ramires im rechten Halbfeld, wirklich Unterschied machte das aber nicht. Ja, Ramires zeigte etwas mehr Präsenz als Essien auf dieser Position, aber wirkliche Änderung brachte erst die Maßnahme von Ancelotti, nach einer Stunde den glücklosen Kalou für Torres aus dem Spiel zu nehmen.

Die alte Leier mit Drogba & Torres

Es ist ja nichts Neues: Mit beiden Stoßstürmern auf dem Feld fehlt Chelsea einfach das kreative Moment aus dem Mittelfeld, weil Ancelotti mit den beiden fast gezwungen ist, auf ein 4-4-2 umzustellen – und hier fehlt es im Kader von Chelsea nun mal an einem Spieler, der aus dem Mittelfeld die beiden sinnvoll bedienen kann. Im vorliegenden Fall ging Ramires auf die rechte und Malouda auf die linke Seite, mit Lampard und Essien im Zentrum – und vorne zwei Immobilien. Ja, Lampard gelang wenige Minute später der Anschlusstreffer, aber mit der Umstellung hatte das wenig zu tun.

Das Problem mit Torres ist, dass er absolut nichts dazu beiträgt, ein 4-4-2 funktionstüchtig zu machen. Das braucht nun mal zwei Stürmer, die ständig in Bewegung sind, sich anbieten, die gegnerische Spieleröffnung zu stören, und auch mal ein paar Schritte mit dem Ball am Fuß in Kauf nehmen. Torres macht nichts davon: Verglichen mit dem Spanier spulte sogar Toni Polster wahre Marathondistanzen ab. Mangelnde Fitness ist ein Jahr nach der Verletzung keine Ausrede mehr, mangelnde Spielpraxis auch nicht. Immer mehr drängt sich einem der Eindruck auf, bei Torres fehlt es am Willen.

United ohne echte Probleme

So fügte Ancelotti mit der Hereinnahme von Torres seiner Mannschaft letztlich mehr Schaden zu, als er wirklich geholfen hätte. United erkannte daher bald: Um die beiden Stürmer braucht man sich keine Sorgen machen, die haben Vidic und Ferdinand locker im Griff, und letztlich brauchte es auch keine übertriebene Angst vor dem Mittelfeld von Chelsea zu haben, da aus dem Zentrum nichts kam und die Außen ziemlich abgemeldet waren.

So hatte Manchester nicht nur keine Probleme, den Sieg über die Zeit zu bringen, sondern kann sich sogar noch ärgern, nicht eine der zahllosen guten Chancen in der Schlussphase genützt zu haben, ein drittes oder gar viertes Tor zu erzielen.

Fazit: Manchester ist ein verdienter Meister

Es braucht sich niemand mehr etwas vormachen: Manchester United ist zum 19. Mal englischer Meister, die sechs Punkte Vorsprung gibt das Team von Sir Alex in den letzten beiden Spielen nicht mehr ab. Nach dem schnellen Rückstand fehlten Chelsea die Mittel, einem cleveren und kompakten Gegner noch zwei Tore zu schießen, und mit der Hereinnahme des inferioren Torres nahmen sich die Blues den letzten Funken Hoffnung.

So ist United zweiffellos ein verdienter Meister, wiewohl es sicherlich nicht der glanzvollste von Sir Alex‘ Titeln ist. Nein, Manchester war alles andere als glanzvoll und den Vergleich mit diversen früheren Meister-Teams von Old Trafford – jene von 2008 etwa – hält die aktuelle Mannschaft eher nicht stand. Aber das Meister-Team von 2011 zeigte die wenigsten Schwächen und war ohne jeden Zweifel die konstanteste der Saison.

Dabei hat auch sicher geholfen, dass Ferguson nicht mitten im Jahr einen 60 Millionen teuren, aber absolut willenlosen Stürmer in die Mannschaft gepflanzt bekam…

(phe)

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Giggs lenkt, Rooney rennt https://ballverliebt.eu/2011/04/12/giggs-lenkt-rooney-rennt/ https://ballverliebt.eu/2011/04/12/giggs-lenkt-rooney-rennt/#comments Tue, 12 Apr 2011 21:14:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4545 Giggs lenkt, Rooney rennt weiterlesen ]]> Mit einem Tannenbaum und hoch stehenden Außenverteidigern versuchte Chelsea, im Old Trafford den nötigen Druck aufzubauen – doch United reagierte cool und gewinnt schließlich verdient. Vor allem dank zweier Spieler: Dem unermüdlichen Rooney – und dem Lenker Ryan Giggs.

Manchester United - Chelsea FC 2:1

Nach dem 0:1 im Hinspiel musste Chelsea im Old Trafford das Spiel machen. und Ancelotti entschied sich für eine eher überraschende Variante: Weniger das 4-3-3, das er auf das Feld schickte war unerwartet, sondern die Interpretation und die Besetzung: Denn zum einen agierte Florent Malouda nicht als Linksaußen, sondern sehr weit hinten und eher zentral halblinks im Mittelfeld, dafür ging Lampard sehr weit nach vorne und spielte halblinks hinter Torres. Ihm zur Seite stand Anelka, der sich sehr viel bewegte und sich auch in tieferen Regionen immer wieder anbot. Generell aber versuchte Chelsea natürlich, so weit wie möglich nach vorne zu schieben und United so unter Druck zu setzen – was sicher auch eine Überlegung hinter der Maßnahme war, Malouda nach hinten zu stellen. Er und Ramires sollten Giggs und Carrick in der Zentrale von Manchester aus dem Spiel nehmen. das gelang aber nur begrenzt.

Die Breite im Spiel der Blues kam ausschließlich über die sehr aktiven Außenverteidiger Ivanovic und Cole. Zudem kam durch die Spielstarken Malouda und Ramires einiges an Vorwärtsdrang aus dem defensiven Mittelfeld. United wusste zunächst nicht so recht, wie man darauf reagieren sollte.

Alles über Rooney

Sir Alex schickte wieder jenes 4-4-1-1 ins Spiel, das ihm schon das Hinspiel an der Stamford Bridge mit 1:0 gewann, wenn auch mit leichten Änderungen: Park Ji-Sung spielte rechts statt Valencia, dafür kam Nani auf links ins Team. Außerdem ersetzte rechts hinten John O’Shea Rafael. Nach vorne ging bei den Hausherren zunächst aber sehr, sehr wenig. Durch Malouda und Ramires waren das Mittelfeld von Manchester viel mit Defensivarbeit beschäftigt, so war der entscheidende Mann Rooney: Wenn etwas ging, dann über ihm. Der spulte ein großes Laufpensum ab und löste sich so immer wieder von Essien.

Am gefährlichsten wurde Chelsea, wenn es schnell und direkt mit Steilpässen in Richtung Grundlinie ging, nur gelang dies zu selten. Die Außenverteidigier machten zwar viel nach vorne, aber die Flankenbälle brachten wenig – vor allem jene von Ivanovic waren zumeist grässlich. So konnte sich United sogar den Luxus erlauben, Rio Ferdinand 75 Minuten lang humpeln zu lassen wie ein angeschossenes Reh, ohne ihn auszuwechseln.

…und Giggs

Nach etwa einer halben Stunde nahm neben Rooney auch Giggs das Spiel seiner Mannschaft etwas in die Hand. United muss erkannt haben, dass es eines eigenen Flügelspiels bedarf, um jenes von Chelsea etwas zu bremsen, und so ging der Waliser gegen Ende der Halbzeit immer mehr auf die rechte Seite hinaus. Im Gegenzug nahm Park Ji-Sung weiterhin vermehrt Defensivaufgaben wahr und rückte auch etwas ein. Mit all seiner Erfahrung verteilte Giggs die Bälle aus dem Zentrum und nun verursachte er auch bei Ashley Cole große Probleme.

Die Folge war, dass es United sofort besser gelang, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und ihn auch in die Spitze zu bringen – etwas, was der auf sich allein gestellte Rooney zuvor nicht bewerkstelligen konnte. Die unmittelbare Folge war das vermeintliche 1:0 für die Hausherren nach einer Flanke von Rechts, bei dem Hernández zu Recht wegen Abseits zurückgepfiffen wurde – und in der 43. Minute beinahe eine Kopie der Szene, nur dass diesmal Hernández die Flanke von Giggs verwertete. Zwar wohl wieder aus haarscharfer Abseitsposition, aber das Tor zählte.

Mehr Präsenz durch Drogba

Chelsea hatte nun noch eine Hälfte Zeit, zwei Tore zu erzielen, und dafür brachte Ancelotti statt des einmal mehr enttäuschenden Torres nun Drogba. Der Ivorer zeigte sofort eine ganz andere Präsenz und eine deutlich selbstbewusstere Körpersprache, allerdings schaffte es Chelsea nun noch weniger als vor der Pause, Zugriff auf den gegnerischen Strafraum zu entwickeln.

Vor allem Evra und Nani steigerten sich nun massiv. Sie drückten Ivanovic immer mehr in seine eigene Hälfte und nahmen den rechten Flügel von Chelsea somit komplett aus dem Spiel – machten also das, was Giggs schon vor der Pause mit dem anderen Flügel gemacht hatte. Chelsea blieb somit nur noch der Weg über das Zentrum. Doch Malouda, der aus der Etappe kam, biss sich am defensiv sehr starken Carrick die Zähne aus, Anelka hatte generell keinen guten Tag und Lampard alleine konnte die sicher stehende Deckung auch nicht überwinden.

Erst mehr Breite, dann weniger Spieler

Die logische Reaktion von Carlo Ancelotti war, Salomon Kalou statt Anelka zu bringen. Der Ivorer sollte die eingeschlafene linke Offensivseite etwas beleben. Das Pech bei dieser Maßnahme: Nur kurze Zeit später flog Ramires mit seiner zweiten Verwarnung vom Platz und Chelsea war nur noch zu zehnt…

Somit stellte Ancelotti nun auf ein 4-3-2 um, was von Kalou verlangte, ins Zentrum neben Drogba zu gehen. Dahinter blieb Lampard zentral, Malouda halblinks und Essien als Quarterback in der Defensive. Die rechte Seite blieb vor Ivanovic unbesetzt – und es musste nun die Brechstange herhalten. Das klappte in Minute 76 für einmal sehr gut: Ein lange Ball von Essien aus der Tiefe, und die sonst so sichere Defensive von United war überrumpelt, Drogba schloss zum mittlerweile eher überraschenden 1:1 ab.

Die prompte Reaktion

Womöglich wäre ein noch eine richtig heiße Schlussphase geworden, hätte sich Chelsea nicht 50 Sekunden später im direkten Gegenzug das 1:2 durch Park Ji-Sung eingefangen. Damit war alles entschieden, denn in den verbleibenden 15 Minuten noch zwei Tore zu schießen, daran fehlte auch den Blues der Glaube, was an der eindeutigen Körpersprache abzulesen war.

Außerdem hatten Evra und Park Ji-Sung (der auf links gegangen war, der für Nani gekommene Valencia ging auf rechts) nun einen Spaß mit der unterbesetzten rechten Abwehrseite von Chelsea. Paulo Ferreira versuchte zwar, den Ball nach vorne zu tragen, aber letztlich brachte United das 2:1 sicher über die Zeit

Fazit: Chelsea fehlt die Klasse

Chelsea versuchte es mit der unüblichen Besetzung des 4-3-2-1 vor der Pause, Druck von hinten heraus aufzubauen. Das Prinzip war gut, hätte aber noch viel besser funktioniert, hätten die Flankenbäller der sehr hoch stehenden Außenverteidiger besser gepasst – hier

United sah sich das eine halbe Stunde an und reagierte dann angemessen. Giggs mit seiner Übersicht und Rooney mit seiner enormen Laufbereitschaft waren hierbei die entscheidenden Spieler. Chelsea fehlte es schlicht an den Mitteln und wohl auch ein wenig an der Klasse, United wirklich entscheidend unter Druck zu setzen.

Die Red Devils waren über zwei Spiele gesehen fraglos die bessere Mannschaft.

(phe)

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Drogba UND Torres? Schwierig. https://ballverliebt.eu/2011/04/06/drogba-und-torres-schwierig/ https://ballverliebt.eu/2011/04/06/drogba-und-torres-schwierig/#comments Wed, 06 Apr 2011 21:37:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4505 Drogba UND Torres? Schwierig. weiterlesen ]]> In der Meisterschaft ist der Titelzug abgefahren. Im FA-Cup war Chelsea gegen Everton schon im Achtelfinale rausgeflogen. Bleibt als letzte Titelhoffnung die in der Champions League – aber diese ist nach dem 0:1 daheim gegen Manchester United auch so gut wie weg. Auch, weil Ancelotti zu spät reagierte.

Chelsea - Man United 0:1

Drogba, Torres und Anelka – so viele Plätze hat Chelsea-Trainer Ancelotti in seinem Team nicht, dass alle drei zum Einsatz kommen und die Mannschaft dennoch funktioniert. So entschloss sich der Italiener im Heimspiel gegen United dazu, Anelka draußen zu lassen und mit einem 4-4-2 mit flachem Mittelfeld zu spielen. Bei United setzte Sir Alex auf ein 4-4-1-1, in dem Rooney hinter Hernandez als hängende Spitze agierte.

Die überrschendste Maßnahme in den Formationen war, dass Ryan Giggs im defensiven Mittelfeldzentrum agierte. Dafür beackerte Park Ji-Sung den linken Flügel. Auf die Schnelligkeit kann man ja bei Giggs immer noch in einzelnen Aktionen bauen, aber für das dauerhafte Bearbeiten der Seitenlinie hat der Koreaner einfach mehr Luft. Zudem kann Giggs auch aus dem Zentrum heraus seine Spielübersicht einbringen.

So oder so, keine der beiden Mannschaften schaffte es, wirklich Konstruktives mit dem Ball anzustellen. Bei Manchester war zuerst das Verteidigen des eigenen Strafraums angesagt und Vorstöße kamen in vielen Fällen auch über lange Bälle auf Rooney bzw. Park und Valencia an den Flanken, immer wieder aber kamen diese nicht an oder wurden gut verteidigt. Auffällig bei Valencia: Er ging nicht mit dem Ball am Fuß steil, sondern verlagerte oft mit hohen Pässen Richtung Spitze oder gar mit Seitenwechseln das Spiel wieder weg von ihm. Dennoch hatte United gegenüber Chelsea einen großen Vorteil im Spiel nach vorne: Die Positioniertung von Wayne Rooney als hängender Spitze.

Klassisches Problem bei Chelseas flachem 4-4-2

Chelsea hatte durch das flache 4-4-2 nämlich mit dem altbekannten Problem dieses Systems zu kämpfen: Wie kommt der Ball zu den Stürmern? Torres und Drogba spielten beide sehr hoch und hinter ihnen tat sich ein großes Loch auf. So mussten Lampard und Essien aus dem Zentrum erst einmal an drei Gegenspielern vorbei (Rooney, Giggs und Carrick), ehe auf die Sputzen immer noch Ferdinand und Vidic aufpassten. So blieb mehr Verantwortung an den Außenverteidigiern hängen, die hinte den einrückenden Shirkov bzw. Ramires nach vorne gingen.

Das Problem dabei: Rückten sie zu weit auf, waren wiederum Park und Valencia frei für lange Anspiele aus der Verteidigung heraus. So pläterschte das Spiel auf nicht allzu unterhaltsamem Niveau dahin – ehe Giggs doch einmal einen schnellen Antritt nach vorne wagte. Er nahm den tollen Pass des heute sehr starken Carrick an, ging bis zur Grundlinie durch, legte zurück und aus der Tiefe kam Rooney angeschossen und drückte die Kugel zum 1:0 über die Linie.

Wenig Reaktion bei Chelsea

Die Hausherren reagierten zunächst kaum auf den Rückstand, eher zogen sich die Gäste nun ein wenig zurück. Lampard orientierte sich im Gegenzug etwas weiter nach vorne, was sich in einer geisteigerten Passquote manifestierte. Außerdem versuchte Chelsea nun auch häufiger, aus der Distanz zum Abschluss zu kommen – denn Zugriff auf den Strafraum bekamen sie nicht. So hätte es kurz vor dem Seitenwechsel den Ausgleich geben können, doch dieser gelang nicht.

Erstaunlicherweise nahm Ancelotti in der Pause keine Veränderungen vor, sondern beorderte lediglich Lampard weiterhin nach vorne. Juri Shirkov indes blieb auf der linken Seite blass und dieser Eindruck verstärkte sich noch, als sein Gegenspieler Rafael verletzt vom Platz musste. Ferguson nämlich brachte nun Nani, dafür ging Valencia zurück auf die Rechtsverteidigier-Position – somit sah sich der Russe nun zwei offensiven Leuten gegenüber und konnte gar nicht mehr ins Spiel eingreifen.

Chelsea - Man Utd (Schlussphase)

Ancelotti stellt doch noch um – nicht ohne Wirkung

Erst in der 70. Minute konnte sich Chelsea-Coach Ancelotti zu einer Veränderung seiner Grundordnung durchringen: Er brachte Anelka für Drogba, und der Franzose orientierte sich auf den rechten Flügel, bzw. immer wieder auch ganz weit zurück, um sich die Bälle im defensiven Mittelfeld schon zu holen. Die Blues agierten in den letzten 20 Minute mit einem etwas schiefen 4-2-3-1, mit Torres vorne und dem Trio Malouda/Lampard/Anelka dahinter. Durchaus mit Erfolg, denn nun bekam Chelsea den Gegner unter Kontrolle und drückte ihm endlich das eigene Spiel auf.

Das sichtbare Zeichen des Umstellens bei United war der Tausch von Berbatov für Hernandez, aber Ferguson stellte für die Schlussphase auch sein System um: Rooney ging vom Zentrum auf die linke Seite, dafür gesellte sich Park Ji-Sung ins Zentrum, um gemeinsam mit Carrick und Giggs dort zuzumachen. Das gelang aber nicht wirklich, Chelsea kam in der Schlussphase zu einigen guten Möglichkeiten (zumeist wiederum aus durchaus gefährlichen Weitschüssen) und hätte auch in der Nachspielzeit noch zumindest einen Elfmeter bekommen können, wenn nicht müssen…

Fazit: Ancelotti reagierte zu spät

Es ist eine viel diskutierte Frage, vor allem seit Torres bei Chelsea ist: Stellt Ancelotti wirklich nach Leistung auf und dem Versuch, eine funktionierende Formation zu finden, oder doch eher nach Name und Ego? Denn das Duo Torres/Drogba mit einem flachen Mittelfeld dahinter hat überhaupt nicht funktioniert. Chelsea schaffte es nich in ausreichendem Maße, die beiden Stoßstürmer mit den nötigen Bällen zu versorgen. Erst, als Anelka kam und deutlich mehr aus der Tiefe kam, wurde Chelsea wirklich gefährlich.

United verteidigte gegen ein lange Zeit zu einfallsloses Chelsea recht gut und brachte den Ball vor allem durch Park Ji-Sung und den tief spielenden Rooney immer wieder schnell vor das gegnerische Tor. Es war sicherlich keine weltbewegende Leistung, die auf ewig in Erinnerung bleiben wird, aber grundsolide und auf die Schwächen des Gegners gut eingestellt. Erst in der Schlussphase kam United wirklich unter Druck, so aber sieht alles nach einem Semifinale gege Schalke aus.

(phe)

Link-Tipp: Im Liga-Spiel am 1. März hat Chelsea noch 2:1 gewonnen.

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Sweet Revenge https://ballverliebt.eu/2011/02/07/sweet-revenge/ https://ballverliebt.eu/2011/02/07/sweet-revenge/#comments Mon, 07 Feb 2011 22:56:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4024 Sweet Revenge weiterlesen ]]> Was für ein Hype um dieses Spiel – dem ersten von Fernando Torres im Chelsea-Trikot, ausgerechnet gegen Liverpool. Doch im Spiel selbst war El Niño kein Faktor, da dominierte die neu gefundene Stabilität der Reds mit Dalglish‘ Dreierkette. So blieb Liverpool ohne Gegentor und nützte vorne einen Cech-Schnitzer.

Chelsea - Liverpool 0:1

Wie schon zuletzt gegen Stoke ließ Kenny Dalglish auch an der Stamford Bridge seine vor allem auf der Insel völlig ungewohnte Dreier-Abwehrkette ran, aber ihre Spielweise unterschied sich nicht nur in der Besetzung vom 2:0 gegen die Potters. Denn da war der zentrale Mann Kyrigiakos wie ein Libero oftmals weit mit nach vorne geprescht, beim Spiel gegen Chelsea aber blieb das aus. Zum einen, weil die Blues mit zwei Stürmern agierten. Und zum anderen, weil diesmal Martin Skrtel in der Mitte spielte – ein rustikaler Zweikämpfer und Ball-Wegdrescher, aber kein Mann für den kontrollierten Spielaufbau.

Das in Zahlen kaum zu definierende Dalglish-System war auf den Gegner perfekt abgestimmt, zumindest defensiv. Die Mittelfeld-Raute von Chelsea, die vier Spieler am Mittelkreis versammelte und so sicherlich auf einen numerischen Vorteil im Mittelfeld gehofft hatte, wurde von ebenso vielen Liverpool-Spielern neutralisiert. Vor allem Lucas Leiva machte einen sensationellen Job gegen Nicolas Anelka: Der Franzose, dessen Position die des Zehners ohnehin nicht ist, fand de facto nicht statt. Oftmals ließ er sich noch weiter zurückfallen, was ihm noch weniger lag; wenn er auf die Seiten auswich, stand ihm der jeweilige Außenmann der Dreierkette oder der Wing-Back auf den Füßen.

So blieb Chelsea nur das Spiel über die Außenverteidiger Cole und Bosingwa, die beide quasi im Alleingang für ihre Flanken zuständig waren. Sie wurden aber beide schon recht früh von den Liverpool-Wingbacks Kelly und Johnson empfangen. Die Folge: Chelsea kam (von einem Leichtsinns-Querpass von Maxi Pereira in der 2. Minute, den Torres abfing) nicht sinnvoll in den Liverpool-Strafraum. Es blieben nur Fernschüsse, die keine Gefahr darstellten.

Liverpool hatte hinten Überzahl, in der Zentrale zumindest Gleichstand – was hieß, dass es vorne zwangsläufig dünn wurde mit dem Personal. Kuyt lief sich die Lunge aus dem Leib und kämpfte wie ein Berseker, rieb sich so aber ziemlich auf. Raul Meireles war derjenige Spieler, der bei den Reds noch am ehesten vorne unterstützend wirkte, auch Maxi Rodríguez ging, wenn sich die Gelegenheit bot, gerne mal mit. Aber mehr als schnelle Gegenstöße waren nicht möglich. Die beste Chance der ersten Halbzeit hatte Rodríguez, der eine Traumflanke von Gerrard (der im Duell mit Lampard Punktsieger war) aus zwei Metern Entfernung an die Latte knallte.

Torres raus, Schwung rein

Bewegung kam erst in das statische und für englische Verhältnisse auch nicht allzu schnelle Spiel, als in der 66. Minute Fernando Torres den Platz verließ. Er spielte so, wie er in dem (noch) ungewohnten blauen Trikot ausshieht: Blass. Für ihn kam mit Salomon Kalou ein Flügelstürmer, Ancelotti stellte also von dem 4-4-2 mit Raute, das seinem Team sichtlich nicht liegt, auf das gewohnte 4-3-3 um. Kalou spielte den Rechtsaußen, Anelka den Linksaußen.

Das bedeutete für Liverpool: Erst mal abtasten und austesten, wie man selbst darauf reagieren sollte. Johnson und Kelly blieben nun erst einmal hinten, um auzuloten, inwieweit sie gegen die nun vorhandenen Außenstürmer und die so entstehende Breite im Chelsea-Spiel Agger bzw. Carragher helfen sollten. Und genau in diese Phase fiel ein Konter über Gerrard, der sich auf der rechten Seite gegen Lampard durchsetzte. Seine Flanke vor das Tor segelte sowohl an Terry und Ivanovic (die sich beide auf Kuyt konzentrierten, der in die Flanke zu laufen drohte), als auch am unsicher nur halb herauslaufenden Cech vorbeisegelte. Meireles sagte am zweiten Pfosten „Danke“ – 1:0 für Liverpool.

Was Ancelotti zu einem erneuten Wechsel zwang. Malouda kam für Essien, kurz darauf auch mit Innenverteidiger David Luiz der zweite Neuzugang des Transder Deadline Day. Vor allem die Spielweise und Positionierung von Malouda sorgte nun aber eher für Verwirrung in den eigenen Reihen als beim Gegner. Der Franzose spielte, als ob er nicht genau wüsste, wo er jetzt genau sein sollte und was im Detail sein Job war. Er kam zumeist über die halblinke Position im Mittelfeld, ging aber oft auch so halb in die Spitze und so halb auf die andere Seite, aber wirklich Bindung zum Spiel fand er nie.

Chelsea glich die etwas verlorene Maßnahme Malouda daruch aus, dass einer der Innenverteidiger – zumeist der dabei eher starksige Terry – nach vorne mit ging. Liverpool reagierte darauf, indem die Flügelspieler nun hinten blieben und mit Gerrard (über rechts) und dem für Maxi Rodríguez eingewechselten Fábio Aurélio (über links) die Konter vortrugen. Meireles wich in der Schlussphase Poulsen, der Malouda zusätzlich neutralisierte.

Es fehlte den Blues eindeutig an den Mitteln, sich gegen die massierte Liverpool-Defensive durchzuspielen – und ein wenig Pech hatten sie am Ende auch noch: Weder ein zumindest nicht völlig unverdächtiges Handspiel von Lucas, noch ein Bodycheck von Johnson gegen Ivanovic – beide Aktionen im eigenen Strafraum – wurden geahntet.

Fazit: Torres ein Nicht-Faktor, die Liverpool-Defensive stark

Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierketten und den damit verbundenen weiteren Umstellungen gefunden hat. Zumindest, wenn es gegen weniger gut besetzte Mansnchaften geht (wie gegen Stoke), oder man sich gegen starke Teams auf die Defensive verlegt (wie diesmal). Zudem zeigt sich der eigentlich als Sechser bzw. Achter geholte Meireles immer mehr als wunderbarer Dreh- und Angelpunkt für schnelle Konter.

Eine Frage bleibt beim neuen System aber weiterhin offen: Die nämlich nach dem Plan B, wenn Liverpool – vor allem gegen starke Mannschaften – in Rückstand gerät und selbst das Spiel zu machen hat. So oder so aber hat Kenny Dalglish die Defensive der Reds zu einem kaum überwindbaren Hindernis für die Gegner gemacht (dies ist das vierte Zu-Null-Spiel in Folge), was dem Rest der Mannschaft sichtlich Sicherheit verleiht.

Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem „Torres und Drogba und Anelka“ zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war in diesem Spiel ein totaler Flop – der Franzose machte gegen Lucas keinen Stich, Drogba und Torres waren nur physisch anwesend.

Und vor allem der Spanier somit ein absoluter Nicht-Faktor. Was den Sieg für die Reds umso mehr zu einer Art süßen Rache macht. Zumindest für jetzt hat Torres (zumindest sportlich…) nicht den besseren Deal gemacht.

(phe)

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Viva España – Am Schluss lebt Spanien hoch https://ballverliebt.eu/2008/06/30/viva-espana-am-schluss-lebt-spanien-hoch/ https://ballverliebt.eu/2008/06/30/viva-espana-am-schluss-lebt-spanien-hoch/#respond Sun, 29 Jun 2008 22:25:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=237 Viva España – Am Schluss lebt Spanien hoch weiterlesen ]]> Vorbei ist es. Das wahrscheinlich größte Fußballereignis, das Österreich in absehbarer Zeit erleben wird, hat diesen Abend sein Ende und seinen Sieger gefunden. In einer durchwegs sehenswerten Partie, die gut aus der Reihe vielfach langweiliger Finalspiele fällt, bezwang die „Seleccion“ aus Spanien ihre deutschen Kontrahenten mit 1-0. Es war die 33. Minute, in der Fernando Torres gleichsam Philipp Lahm und Jens Lehmann bezwang, und den Ball über letzteren in die lange Ecke lupfte. Kronkorken Deutschland vs. Spanien

Spanien jubelt, Wien ist so rot wie schon lange nicht mehr. Die heimischen Fans dürften mehrheitlich auf Seiten der Iberer gestanden haben.
Dabei sah es eine gute Viertelstunde nach einem gegenteiligen Ergebnis aus. Gehemmt wirkende Spanier brachten kaum einen präzisen Pass im Mittelfeld zustande, die Kicker in weiß-schwarz hingegen waren drauf und dran die Führung zu erzielen. Bis Lehmann plötzlich einen von Metzelder gemein abgefälschten Ball parieren muss. In dem Moment scheint der deutschen Equipe der Faden gerissen zu sein. Kurz darauf schmeckt das runde Leder Metall, als Torres (glaube ich) den Final-Europass an die Stange köpft.

Adidas EuropassEs folgen größere und kleinere Chancen für die Rocha, auf der anderen Seite läuft sich Podolski zweimal fest. Das Kräfteverhältnis wechselte klar zugunsten des Teams aus dem Südwesten des Kontinents und sollte sich bis zum Schluss nicht mehr ändern. Der Fehler des zur Pause verletzungsbedingt ausgewechselten Lahm, die erneute Glanzlosigkeit von Kapitän Ballack, und auch die fehlenden Impulse der Wechselspieler Kuranyi und Gomes waren ausschlaggebend, dass Schwarz-Rot-Gold nicht zulegen konnte, sich keine zwingenden Chance erarbeitete. Ebenso mitverantwortlich für den rotgelben Finaltriumph: Icker Casillas, der die wenigen Prüfungen dieser Partie souverän meisterte.

Obwohl sie in der zweiten Hälfte deutlich defensiver auftraten, waren die Spanier nervlich nicht ganz sattelfest. Es war Minute 66, da hätte Da Silva dank eines Kopfstoßes eigentlich vom Platz gehen müssen. Damit bleibt eine der berühmten „Was-wäre-wenn?“ Fragen stehen – ob die Spieler von Aragones mit einem Mann weniger und nur einem Tor Vorsprung überlebt hätte, wir wissen es nicht. Ungeachtet dessen bot Roberto Rosetti, der mit seinem ersten Auftritt die EM eröffnete und sie mit seinem vierten beschloss, eine solide Leistung. Sowohl in diesen 90 Minuten, als auch in den anderen drei Partien, war er der Unparteiische, den man sich etwa bei Österreich – Deutschland gewünscht hätte.

Juegos olímpicos Pekín 2008Nun reckten Fernando Torres und seine Mannschaft den Pokal in den Nachthimmel über Wien. Ein schönes Spiel, ein verdienter Sieger, ein letztlich auch verdienter Vize-Europameister. In Österreich wird es nun Zeit, ein bisschen was von der Euphorie und vom Gelernten in den bald beginnenden Liga-Alltag mitzunehmen. Bis mit dem nächsten Confederations Cup und der WM 2010 wieder internationale Großereignisse folgen, wird er nebst den europäischen Pokalbewerben ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rutschen.

Obwohl, nicht ganz: In Peking wird ein Fußball-Olympiasieger gekürt werden. 2004 waren dies die Argentinier. 2008 qualifizierten sich Holland, Belgien, Serbien und Italien über die U21-EM 2007 für unseren Kontinent. Formell die größten Chancen als Titelträger haben die Oranjes, doch die Konkurrenz aus dem Rest der Welt wird da ein Wörtchen mitzureden haben.

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