Mourinho – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 01 Jul 2013 22:01:03 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Ungewöhnliche Defensiv-Strategie von United gegen Real mit 1:1 belohnt https://ballverliebt.eu/2013/02/13/ungewohnliche-defensiv-strategie-von-united-gegen-real-mit-11-belohnt/ https://ballverliebt.eu/2013/02/13/ungewohnliche-defensiv-strategie-von-united-gegen-real-mit-11-belohnt/#comments Wed, 13 Feb 2013 22:57:30 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8377 Ungewöhnliche Defensiv-Strategie von United gegen Real mit 1:1 belohnt weiterlesen ]]> Real Madrid hat deutlich mehr vom Spiel, aber das Resultat von 1:1 spricht für Manchester. Die Red Devils kreuzten mit einem eher ungewöhnlichen Konzept auf, um den Angriffswirbel der Madrilenen zu bremsen – die Außenverteidiger agierten als Kettenhunde für Ronaldo und Di María. Real fand zwar immer wieder Möglichkeiten, das auszuhebeln, aber war dabei nicht konsequent genug. Und Manchester-Torwart De Gea hatte einen großartigen Tag, vor allem in der zweiten Hälfte.

Real Madrid - Manchester United 1:1 (1:1)
Real Madrid – Manchester United 1:1 (1:1)

Am Stärksten sind die Madrilenen, wenn sie schelle Gegenstöße starten können und vor allem Cristiano Ronaldo mit Tempo in freie Räume stößt. Kein Wunder, dass sich United sagte: Wir wollen den Ball gar nicht so dringend haben, wenn wir dadurch Real einer Stärke berauben.

Real aggressiv und druckvoll

Real übernahm aber ohnehin sofort die Kontrolle über das Spiel, und das geschah mittels extrem aggressiver Laufarbeit und druckvollem Pressing, wenn United doch einmal den Ball hatte. Die Spieleröffnung lief fast immer über einen Pass auf Cristiano Ronaldo – vor allem in der Anfangsphase ging so gut wie jeder Ball von hinten in Richtung linkem Flügel. Die Gastgeber rückten hervorragend nach und schafften es immer, Überzahl in Ballnähe zu kreieren.

United hingegen war zuweilen etwas schludrig im Umschaltverhalten. Auch von Offensive auf Defensive, vor allem aber umgekehrt. So waren Kagawa und vor allem Van Persie oftmals auf sich alleine gestellt, wenn sie von hinten mit langen Bällern versorgt wurden. Aufgrund des starken Spiels von Real gegen den Ball war gerade Van Persie dann schnell von mindestens zwei, meistens aber drei Gegenspielern umzingelt. Der Holländer ließ sich viel ins Mittelfeld zurückfallen, aber die Bälle, die er sich dort holte, konnte er kaum an einen Mitspieler anbringen.

So hatte Real alles im Griff, aber nach einem Eckball ging United durch einen Welbeck-Kopfball in Führung.

Außenverteidiger als Manndecker

Nicht, dass das an der Charakteristik des Spiels irgend etwas änderte, aber es ermöglichte United umso mehr, sich auf die eher unübliche Herangehensweise in der Defensiv-Arbeit zu konzentrieren. Hier nahmen nämlich die Außenverteidiger Rafael und Evra ihre Gegenspieler Ronaldo und Di María in Manndeckung.

Nicht, dass sie ihnen permanent auf den Schuhen standen, aber sie ließen sie auch nie weiter als fünf Meter von sich weg – egal, wie weit die Flügelstürmer von Real auch nach innen zogen. Erst, wenn sie auf die andere Spielfeldseite wechselten, ließen ihre Bewacher von Ronaldo und Di María ab. Das hatte zur Folge, dass Evra und Rafael oft sehr weit innen standen und umso mehr Verantwortung in der Defensive auf Rooney (vor Rafael) und Welbeck (vor Evra) lag. Sie mussten oft ganz weit zurück rücken, um de facto die Agenden der Außenverteidiger zu übernehmen.

Außenverteidiger als Manndecker

Real zeigte in einigen Szenen, dass man durchaus wusste, wie man diese Abwehrformation aushebeln konnte – man machte es nur erstaunlich selten. Wann etwa Ronaldo auf die Seite von Di María kam und die beiden gemeinsam auf Evra gingen, hatte der Franzose sofort Probleme. Wann immer Arbeloa und vor allem Coentrão mit Tempo nach vorne gingen, rissen sie Löcher in den Defensiv-Verbund der Gäste. Vor allem, weil sie auf ihren Außenbahnen viel Platz hatten. Rafael etwa blieb eisern bei Ronaldo und ging nicht mit nach hinten, wenn sich sein Gegenspieler mal nicht an einem Angriff beteiligte.

Zudem verschob das Mittelfeld von United sehr eng, sodass sich oft alle vier Spieler der Kette auf einer Spielfeldseite aufhielten, während Arbeloa oder Coentrão auf der anderen komplett alleine Stand. Die schnellen Seitenwechsel, die Real eigentlich so gut wie kaum eine andere Mannschaft in Europa spielen kann, fanden kaum statt. Benzema vorne wich desöfteren auf die Flügel aus, war aber kein wirklicher Faktor.

Zehn Minuten nach dem Rückstand gelang Ronaldo der verdiente Ausgleich. Aber Real spielte weiterhin zu eng und mit zu wenigen Variation. Jones und Carrick achteten in der Mitte darauf, dass Özil (der wie immer einen Rechtsdrall entwickelte) und Khedira nicht durchkamen, dazu wanderte vor allem Rooney von seiner rechten Seite zuweilen sehr weit ins Zentrum. Das war auch bitter nötig, denn körperlich war Real den Gästen klar überlegen. Hätte United nicht eine sehr enge Spielanlage gehabt, wäre man dort von Real noch mehr überrannt worden.

Vier hängende Spitzen

Die zweite Position bei United, die neben jenen der Außenverteidiger in diesem Spiel auffällig war, war jene der hängenden Spitze hinter Robin van Persie in Fergusons 4-4-1-1. In der ersten Hälfte spielte Shinji Kagawa dort. Der Japaner hat eine hervorragende Technik und spielte für Dortmund seine besten Spiele auf dieser Position, in dieser Partie kam er aber kaum zum Zug. Das lag zum einen an der körperlichen Überlegenheit von Real, zugleich aber auch an der sehr defensiven Spielweise von United. Kagawa kam kaum einmal dazu, die Verteidiger von Real anzupressen; er kam aufgrund der oft recht tiefen Positionierung von Van Persie aber auch nicht dazu, wirklich mit ihm zusammen zu spielen und viele Chancen zu erarbeiten.

Nach dem Seitenwechsel tauschten Kagawa und Welbeck die Positionen. Welbeck ist ein deutlich pysischerer Spieler als Kagawa und bereitete mit seinen kraftvollen Läufen deutlich mehr Probleme. In einigen Situationen hätte er durchaus Freistöße in aussichtsreicher Position heraus geholt, Referee Brych ließ hier aber relativ viel laufen – genau wie auf der anderen Seite, als Jones im Strafraum Di María umrempelte, es den möglichen Strafstoß aber nicht gab. Dank Welbeck gab es halb durch die zweite Hälfte auch zwei Riesen-Chancen für United, sogar wieder in Führung zu gehen.

Kagawa musste nach einer Stunde Ryan Giggs weichen, der sich nun am Flügel Arbeloa entgegenstellte. Ehe eine Viertelstunde vor Schluss auch Welbeck den Platz verließ und Valencia kam. Der sollte für etwas mehr Betrieb und wohl auch etwas mehr Breite bei United sorgen, während Rooney sich als dritte hängende Spitze in diesem Spiel versuchte. Allerdings nur zehn Minuten, denn dann kam mit Anderson Nummer vier.

Das war ein klar defensiver Wechsel von Ferguson, denn Anderson legte diese Position recht tief stehend an. Er verschob als frischer Mann sehr viel vor der Mittelfeld-Viererkette von United und stellte sich Real damit als vorderster Verteidiger in die möglichen Passwege der Madrilenen. Mit Erfolg – auch, weil der für Benzema eingewechselte Higuaín ebenfalls kaum ins Spiel fand.

Fazit: Uniteds Konzept bestimmt Spiel und frustriert Real

United kreuzte mit einer interessanten Defensiv-Strategie auf, mit der Real offenbar nicht rechnete und gegen die Real nie intelligent genug gespielt hat, um eine dauerhaftes Gegenrezept zu finden. Die Madrilenen hatten damit zwar deutlich mehr vom Ball, deutlich mehr vom Spiel und scheiterten im Endeffekt auch immer wieder an David de Gea – der nach einer wackeligen ersten Hälfte in der zweiten großartig hielt – aber United hätte dennoch noch zwei weitere Tore schießen hätte können.

Das Resultat von 1:1 ist großartig für Manchester und belohnt die Mannschaft für das Risiko, mit einer außergewöhnlichen Defensiv-Strategie zu spielen. Das Spiel wurde bestimmt von diesem Konzept, sagt aber mehr über Real aus als über United. Dass United intelligent genug ist, eine gute Strategie zu kommen, ist keine bahnbrechende Erkenntnis.

Dass es Real aber 90 Minuten nicht schafft, damit wirklich zurecht zu kommen und jenen klaren Sieg einzufahren, des es durchaus geben hätte können, ist schon etwas erstaunlich.

(phe)

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Ballverliebt Interaktiv: Leseranalysen zum 2:1 von Real Madrid bei Barça https://ballverliebt.eu/2012/04/23/ballverliebt-interaktiv-leseranalysen-zum-21-von-real-madrid-bei-barca/ https://ballverliebt.eu/2012/04/23/ballverliebt-interaktiv-leseranalysen-zum-21-von-real-madrid-bei-barca/#comments Mon, 23 Apr 2012 08:54:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7093 Ballverliebt Interaktiv: Leseranalysen zum 2:1 von Real Madrid bei Barça weiterlesen ]]> Mit dem 2:1-Sieg in Barcelona machte Real Madrid die spanische Meisterschaft so gut wie fix. Für dieses Spiel gab’s von unserer Seite ein Experiment: Die erste interaktive Ballverliebt-Leseranalyse! Vier Einsendungen haben wir bekommen. Viel Spaß damit!

Barça - Real 1:2 (Grafik von Andreas Himmelbauer)

Andreas Himmelbauer: Tello statt Sánchez, Thiago statt Fàbregas…

…Guardiolas gescheitereter Schachzug im Detail.

Diese Überraschung ist Pep Guardiola gelungen. Ausgerechnet im vielleicht wichtigsten Spiel der Saison setzte der Barca-Trainer auf die beiden Jungstars Thiago Alcantara und Cristian Tello und nicht auf die eigentlichen Stammkräfte Cesc Fabregas und Alexis Sanchez. Diese Umstellungen hatten weitreichende Folgen und veränderten das gesamte Spiel. Allerdings nicht in der Art und Weise wie es sich Pep Guardiola vorgestellt hat.

Obwohl man im Vorhinein annehmen konnte, dass Thiago und Tello die Positionen von Fabregas und Sanchez eins zu eins übernehmen werden, war dies nicht der Fall. Vor allem die Aufstellung von Tello hatte große taktische Auswirkungen. Er besetzte nämlich nicht die Position als rechter Stürmer, sondern spielte am linken Flügel, also auf der Position, die im Normalfall für Iniesta vorgesehen ist. Dieser rückte dafür mehr ins Zentrum und spielte fast schon auf einer Höhe mit Messi. Den rechten Flügel belegte Dani Alves, der normalerweise als sehr offensiver Rechtsverteidiger agiert. Der Brasilianer spielte einen Außenstürmer wie er im Buche steht und heutzutage eigentlich kaum noch Verwendung findet.

Auch Thiago übernahm nicht direkt die Rolle von Fabregas. Während Letzterer normalerweise als zweite „falsche Neun“ spielt und eine direkte Verbindung zwischen Mittelfeld und Sturm verkörpert, spielte Thiago um einiges defensiver und war hauptsächlich dafür verantwortlich, den Ball aus der eigenen Hälfte in die gegnerische zu tragen. Diese Aufgabe füllte er auch tadellos aus. Dank seiner überragenden Ballführung und Übersicht, war er nur schwer vom Ball zu trennen. Das Ergebnis all dieser Umstellungen war eine 3-3-4/3-4-3 Hybridformation von Barcelona, die man schon von früheren Spielen in der Primera Division kannte.

Guardiolas Absichten hinter diesen Umstellungen waren wohl einerseits mehr Breite ins Spiel der Katalanen zu bringen und andererseits im Zentrum möglichst viele Kreativspieler zu haben, die Messi ins Szene setzen konnten. Tello links und Alves rechts zogen zwar das Spiel enorm in die Breite, allerdings konnten sie sich nur sehr selten gegen ihre Bewacher Coentrao und Arbeloa durchsetzen und wirkten oft isoliert. Vor allem Alves war auf rechts ziemlich alleine gelassen. Er bekam zwar einige Bälle von Xavi, konnte diese aber dann mangels Unterstützung nicht weiter verarbeiten und blieb nicht selten an Coentrao und Ronaldo hängen. Auf links hatte Barca zwar mit Iniesta, Tello, Thiago und teilweise auch Messi Überzahl, man konnte das allerdings nie wirklich nutzen, da die Räume viel zu eng waren. Der junge Tello versuchte zwar oft, sich gegen Arbeloa durchzusetzen, scheiterte aber immer.

Hinzu kam, dass durchs Zentrum so gut wie gar nichts ging. Verantwortlich dafür war in erster Linie Andres Iniesta, der die Rolle als Messi-Unterstützer längst nicht so gut ausfüllte, wie es Fabregas zuvor schon oft gezeigt hatte. Zusammengefasst kann man sagen, dass Barca die Balance zwischen Flügel- und Zentrumsspiel fehlte. Im sonst üblichen 4-3-3 spielt man meistens durch die Mitte und besetzt die Flügel oft nur durch die aufrückenden Außenverteidiger. Man hat dadurch fast immer 5 Offensivspieler in Bewegung, die zwischen Zentrum und Flügel pendeln und den aufrückenden Außenverteidiger unterstützen. Genau dieses Pendeln fehlte gegen Real im 3-3-4 System. So spielte man aufgrund der isolierten Flügelstürmer quasi in Unterzahl. Guardiolas Idee des breiten
Spiels konnte schlichtweg nicht umgesetzt werden.

Womöglich hat Guardiola auch mit einem weitaus defensiver eingestelltem Real gerechnet. Wäre dies der Fall gewesen, dann hätte sich Barca wohl viel leichter getan. Anders als in der letzten Saison presste Real aber phasenweise schon im Mittelfeld und nutzte die Schwächen der 3-3-4 Formation somit gut aus.

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Mirco Reimer: Die (verschenkte) Rolle von Lionel Messi

Mit seiner Aufstellung überraschte Guardiola wahrscheinlich die meisten Fußball-Fans, hier sprechen wir jedoch nicht nur von dem überraschenden Startplatz für Tello, sondern auch von der Rolle von Xavi. Diese sollte großen Einfluss auf das Spiel von Lionel Messi haben.

Xavi agierte nämlich in der Sachenz/Fabregas-Rolle als offensiver Zuarbeiter für Messi. Die Aufgabe von Xavi in diesem Clasico war, dass er die Räume ausnutzen sollte die Messi schuf, wenn dieser in seiner Rolle als falsche Neun nach hinten abdriftete. Um dies zu ermöglichen und weiter Gefahr durch das Zentrum auszustrahlen muss bei einem solchen Abdriften ein Spieler im Zentrum vorhanden sein, der diese Räume öffnet, gegenfalls auch ausnutzt und Messi öffnet die Möglichkeit gibt Doppelpässe zu spielen. Sanchez beherrscht dies wie kaum ein anderer, war jedoch nicht fit und wurde deshalb von Guardiola erst spät (zu spät?) gebracht.  Deswegen sollte Xavi diese Aufgabe in einer ähnlichen Art und Weise ausfüllen. Dies misslang jedoch aus mehreren Gründen, einer waren die vielen Fehlpässe die Messi zu verzeichnen hatte (zur Halbzeit hatte nur Barcelona-Keeper Valdes eine schwächere Passquote) und zum anderen, dass die Real Spieler ihn geschickt aus dem Spiel nahmen.

Die Madrider-Doppelsechs mit Alonso und Khedira agierte nämlich unmittelbar vor Viererkette, die gleichzeitig sehr hoch positioniert war. So gab es für Messi und seine Kollegen wenig Platz welches Barcelona überdurchschnittlich oft ins Abseits oder zu einem Rückpass zwang. Dieser taktische Kniff von Mourinho resultierte außerdem in einem kompakten Zentrum, sodass Messi sich sehr schwer damit tat in den Strafraum zu gelangen. Ein Grund hierfür war die gute Abstimmung zwischen Alonso und Ramos.

Alonso begann auf der Position im defensiven Mittelfeld und positionierte sich so,  dass er auf Messis traf wenn dieser sich ins Mittelfeld zurückzog. So hatte Real mit Messis Dribblings keine großen Probleme. Zwar war er mit Abstand der Spieler mit den meisten erfolgreichen Dribblings auf dem Platz, jedoch war er durch Reals Taktik oftmals gezwungen diese weit vom gegnerischen Tor entfernt zu starten. Sollte Messi doch ins Rollen kommen wurden diese mit geschickten Fouls unterbunden. Nur einmal brach Messi jedoch durch, als er 4 Madrid-Spieler auf sich zog und zu Xavi durchspielte, der jedoch an Casilias scheiterte.

Das Hauptproblem ergab sich also schon zu Spielbeginn, Messi war durch Guardiolas Entscheidung auf zwei klassische Flügelspieler, Tello und Alves, zu setzen isolierte Messi im Zentrum und das Experiment mit Xavi als „Sanchez-Kopie“ scheiterte. Erst mit der Einwechslung von Sanchez für eben Xavi änderte sich dies und resultiere auch in dem zwischenzeitlichen Ausgleich. Es wäre interessant gewesen zu beobachten was passiert wäre, wenn Sanchez früher eingewechselt worden wäre oder Madrid nicht unmittelbar nach dem 1:1 wieder in Führung gegangen wäre.

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Alexander Neuper: 1:2 – Madrid auf dem Weg zur Meisterschaft

Barcelona - Real Madrid 1:2

„Only a win will do“ sagte Pep Guardiola noch vor dem Spiel und beschrieb die Tabellenkonstellation damit sehr treffend. Um diesen zu erreichen setzte der Barcelona Trainer auf eine leicht veränderte Elf gegenüber dem CL‐Spiel gegen den FC Chelsea am Mittwoch, und brachte Thiago und Tello für Fabregas und den angeschlagenen Alexis Sanchez in die Partie. Jose Mourinho hingegen schickte dieselbe Elf, die Dienstag noch mit 1:2 in München verloren hatte, auf den Platz.

Tello rückte auf den linken Flügel, Thiago übernahm die Rolle des Spielgestalters im zentralen defensiven Mittelfeld und Xavi rückte dafür ungewöhnlich weit nach rechts. Auf der rechten Seite trieb ein extrem offensiver Dani Alves sein Unwesen, nachdem Guardiola hier offenbar Reals Schwäche vermutete. Der Plan ihn ins 1:1 mit Coentrao zu schicken scheiterte aber meist an der guten defensiven Unterstützung durch Xabi Alonso und den rausrückenden Sergio Ramos. Auch Chrstiano Ronaldo war defensiv wohl aktiver als Barcelona dies erwartet hätte, so dass Puyol diesem relativ weit folgte, ohne jedoch selbst aktiv in die Offensivbemühungen einzugreifen.

Auf der linken Seite stand Adriano ebenfalls relativ hoch, wurde aber von Di Maria gebunden und konnte sich offensiv kaum mit einschalten, was auch dafür sorgte, dass Tello wenig Zuspiele bekam, bei denen er seine Geschwindigkeitsvorteile gegenüber dem tiefstehenden Arbeloa ausspielen hätte können. Somit blieb Barcelona nur das Spiel durch die Mitte, wo Alonso, Khedira und der aus der Abwehr rückende Pepe das Spielfeld für Iniesta, Xavi und Messi so eng wie nur möglich machten.

Real wartete auf Fehler von Barcelona, die unter dem anfangs aggressivem Pressing auch kamen, um schnell umzuschalten und die Schnelligkeit von Christiano Ronaldo auszuspielen. Auf diese Art entstand auch der Eckball, in Folge dessen Real das 0:1 erzielen können.

Obwohl Barcelona sichtlich engagierter aus der Kabine kam, änderte sich am Spielbild lange Zeit nichts, bis Pep Guardiola schließlich in der 69. Minute Alexis Sanchez ins Spiel brachte. Der ging sofort auf die rechte Seite,   und vollendete nur eine Minute später eine Hereingabe von der linken Seite in bester Strafraumstürmer‐Manier. Fast im Gegenzug konnte Real aber erneut in Führung gehen, nachdem Özil Ronaldo mit einem perfekten Laufpass in Szene gesetzt hatte, dieser Mascherano im Laufduell keine Chance lies und aus schwierigem Winkel zum 1:2 einnetzte.

Fazit:Während die Bayern am Dienstag zeigten, wie anfällig die Außenverteidiger von Real Madrid sind wenn man sie mit Überzahlsituationen konfrontiert, schafft es Barcelona im aktuellen System nicht und lässt die Flügel nur einfach besetzt. Wenn man dann auf einen Gegner trifft, der über das nötige Spielermaterial verfügt um die Mitte dicht zu machen und Messi weit weg vom eigenen Tor zu binden, fehlen Barcelona im Moment die Optionen. Die Einwechslung von Sanchez hat gezeigt, dass er aktuell dem Barcelona‐Spiel erst die notwendige Schärfe verpasst, da er aber angeschlagen ist, kann man sein Fehlen in der Startelf wohl nicht als taktischen Fehler beurteilen. Vielmehr sollte man wohl hinterfragen, ob Barcelona im Moment über eine Kaderdichte verfügt, die es ihnen erlaubt Meister und Champions League Sieger zu werden – zumindest in einem Fall kann man sie wohl schon mit „Nein“ beantworten.

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Mirko Nikolic: Barcelona vs. Real Madrid 1:2

Barca spielte im typischen 4-3-3, welches sich im Spiel als ein 3-2-2-3 (und manchmal auch 3-2-5) herausstellte. Real Madrid wie erwartet im 4-3-3 mit defensiv eingestelltem rechten Flügel bzw. hängender Spitze (Di Maria/Özil) lediglich Ronaldo (links) und Benzema an vorderster Front waren von Defensiv aufgaben Großteils befreit.

Mit drei Mann hatte es Barca in der Verteidigung angelegt (Puyol-Mascherano-Adriano), also quasi Mann gegen Mann. Der eigentliche vierte Verteidiger Dani Alves spielte einen rechten Außenstürmer und war teilweise vorderster Angreifer, da im Angriffszentrum ein echter Stürmer (Sánchez angeschlagen, Villa verletzt) fehlte. Der Spielaufbau erfolgte über das Zentrum mit Busquets und Xavi, halblinks war Iniesta das Bindeglied zum linken Flügel Tello.

Die Rolle von Messi und Benzema als Spitze konnte unterschiedlicher nicht sein: Benzema als Stoßstürmer bei Kontern, welcher immer wieder auf die Flügel auswich und so Raum schaffte für die nachrückenden Özil, Ronaldo und Di Maria. Messi, als eigentliche Anspielstation im Zentrum an der Strafraumgrenze, ließ sich immer wieder ins Mitteldrittel zurückfallen um den Zwängen der beiden Sechser von Real zu entfliehen.

In den ersten Minuten zeigte Madrid aggressives, geschlossenes Pressing, man zwang Barca dadurch zu ungewöhnlich vielen Abspielfehlern. Real war dafür bei schnellen Gegenstößen über Ronaldo (links) und Benzema (oft rechts ausgewichen) immer wieder gefährlich und kam dadurch zu Standardsituationen. Das gut zugestellte Zentrum zwang Barca zudem, den Spielaufbau über die Flügel (Tello, Alves) zu forfieren. Tello, der durch Iniesta immer wieder unterstützt wurde, kam ab und an auf dem Flügel durch, war allerdings beim letzten Pass oder beim Abschluss hektisch und ineffektiv. Auf der anderen Seite machte Coentrao gegen Alves eine hervorzuhebende Partie.

Durch das 3-2-2-3 oder 3-2-5 mit Messi im Zentrum hatte Barcelona ein Problem: das unbesetzte Sturmzentrum.  Zwar hat man das Spiel nach dem Rückstand in den Griff bekommen (Xavi und Iniesta spielten jetzt aggressiver, weitläufiger und beweglicher, um Alonso und Khedira aus dem weg zu gehen). Allerdings hatte das den Effekt, das Messi sich mehr in den Spielaufbau einbrachte um keine Lücke als Anspielstation zu hinterlassen und eben dadurch blieb das Zentrum leer.

Die Angriffsbemühung Madrids waren klar strukturiert: Den Ball im kompakten Zentrum erobern und schnell – entweder mit direkten Pässen durch die Mitte oder langen Präzisen Pässen auf die Flüge – das Mittelfeld überbrücken und die Verteidiger Barcelonas in 1-gegen-1-Situationen verwickeln. Ronaldo stellte mit seiner Schnelligkeit und Robustheit Puyol, Mascherano und Busquets immer wieder vor Schwierigkeiten. Real kam dadurch zu diversen Standardsituationen.

Fazit: Durch die taktische und aggressive Einstellung von Real schaffte es Barcelona nicht, das typisches Spiel in ein gutes Ergebnis umzumünzen. Ein schwacher Messi, ein fehlender Plan B und die fast perfekt eingestellte Mannschaft Mourinhos (defensiv sehr starker Özil und Di Maria klare und einfache Strukturierte Konterangriffe) als auch ein überragender und immer gefährlicher Ronaldo, machen Real Madrid zum verdienten Sieger und wohl verdienten Meister.

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Achter und Zehner in Personalunion – Bayern kontrolliert Real dank Toni Kroos https://ballverliebt.eu/2012/04/18/achter-und-zehner-in-personalunion-bayern-kontrolliert-real-dank-toni-kroos/ https://ballverliebt.eu/2012/04/18/achter-und-zehner-in-personalunion-bayern-kontrolliert-real-dank-toni-kroos/#comments Wed, 18 Apr 2012 00:32:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7070 Achter und Zehner in Personalunion – Bayern kontrolliert Real dank Toni Kroos weiterlesen ]]> Eigentlich ist dieser 2:1-Sieg für die Bayern ja ein ziemliches Null-Ergebnis. Die Chancen auf das Finale sind weiterhin ziemlich gleich verteilt. Aber festzuhalten gilt: Die Münchner zeigen sich von der verlorenen Meisterschaft gut erholt und fügen den unter den Erwartung bleibenden Madrilenen eine späte, aber zweifellos verdiente Niederlage zu

Bayern München - Real Madrid 2:1

Nein, gefallen hat Real Madrid das Halbfinal-Los nicht. Die Bayern, die „Bestia Negra“, sind im Lager der Königlichen berüchtigt. Klar hält man sich selbst für klar besser, und was die individuelle Klasse der Spieler angeht, auch mit einigem Recht. Aber die gut organisierte, athletische und vor allem psychisch stabile Anlage deutscher Teams im Allgemeinen und der Bayern im Speziellen liegen Real einfach nicht. Das wurde auch in diesem Spiel deutlich.

Schlüsselfigur bei den Bayern: Toni Kroos

Der auffälligste Spieler bei den Bayern war eindeutig Toni Kroos. Nicht nur, wegen seines unglaublichen Laufpensums, sondern auch wegen seiner Rolle innerhalb des Systems: Anders als zuletzt etwa in Dortmund, wo die Bayern mehr oder weniger in einem 4-2-4 aufgetreten waren, positionierte sich Kroos (nominell als Zehner im 4-2-3-1) oftmals extrem tief. Das mag auch daran gelegen haben, dass ihm Sami Khedira wie ein Schatten verfolgte, sobald Kroos die Mittellinie überquert hatten, wirkte sich aber sehr positiv auf das Spiel der Bayern aus.

Toni Kroos verteilte die Bälle gut, war für Real kaum ausrechenbar

Zumindest ab dem Zeitpunkt, ab dem sich Kroos vermehrt durch tiefere Positionierung der Umklammerung von Khedira entzog. Bis dahin – also in der ersten Viertelstunde – hatte Real die Offensivkräfte der Bayern gut im Griff. Robben war isoliert, weil Lahm gegen Cristiano Ronaldo sehr vorsichtig im Spiel nach vorne war. Ribéry (und auch Alaba) wurden konsequent in Unterzahl-Situationen verwickelt – Arbeloa, der gut nach hinten arbeitende Di María und oft auch Khedira oder sogar Özil verwickelten das Bayern-Duo auf links in viele Zweikämpfe.

Über weite Strecken des Spiels zeigte Toni Kroos aber, was für ein hervorragender und vielseitiger Mittelfeldspieler er ist. Weil er neben der nominellen Rolle als Zehner auch viele offensive Aufgaben von Achter Schweinsteiger übernahm – dieser ist nach seiner langen Verletzungspause sichtlich noch einiges von seiner Topform entfernt – agierte er mehr aus der Tiefe heraus und vermochte so, die Bälle auf für Real ziemlich unberechenbare Weise zu verteilen. Zudem war er sich für keinen Zweikampf zu schade und half aus, wo es nötig war.

Von einer Verlegenheit in die nächste

Die Rolle und die starke Leistung von Kroos brachte Real im Zentrum in eine gewisse Verlegenheit. Khedira wollte sich nicht zu weit aus seiner Position ziehen lassen und Özil war in der Rückwärtsbewegung nicht allzu konsequent. So tauschten Özil und Di María halb durch die erste Hälfte ihre Plätze. Das brachte Real aber nur von einer Verlegenheit in eine andere – denn nun hatte Alaba deutlich mehr Freiheiten nach vorne und damit kam auch Ribéry besser in die Partie.

Die Hausherren erarbeiteten sich so ein deutliches Übergewicht nicht nur im Zentrum, sondern nun auch auf den Flanken, wodurch die 1:0-Führung (wiewohl Luiz Gustavo dabei alles andere als passiv im Abseits stand) vollauf verdient war. Zu sagen, die Madrilenen machten einen hilflosen Eindruck, wäre maßlos übertrieben. Aber eine gewisse Zerstreutheit müssen sich die Gäste schon nachsagen lassen.

Spieleröffnung klappt nicht nach Wunsch

Was aber auch daran lag, dass es die Bayern ganz gut verstanden, die Spieleröffnung von Real merklich zu stören. Hatten die Innenverteidiger Pepe und Ramos den Ball, war es ganz deutlich nicht Mario Gomez‘ Aufgabe, auf diese beiden zu pressen, sondern dafür zu sorgen, dass Xabi Alonso als Anspielstation aus der Gleichung genommen wird. Wenn schon keine echte Torgefahr von Gomez ausging, diese defensive Aufgabe löste er ganz ordentlich.

Ramos hatte wenig Gelegenheit zu kurzen Pässen nach vorne, die langen kamen zumeist nicht an

So brachte vor allem Sergio Ramos, der für die Spieleröffnung aus der Verteidigung verantwortlich war, recht wenig Pässe auf Xabi Alonso an und hatte so nur noch zwei Möglichkeiten: Raus auf Coentrão, der allerdings keine gute Leistung zeigte, oder langen Hafer nach vorne – diese Pässe kamen zumeist nicht an.

Was Real im Spiel nach vorne deutlich den Drive nahm. Cristiano Ronaldo war bei Philipp Lahm und Luiz Gustavo in guten Händen und nahm im Grunde nur bei Standard-Situationen am Spiel teil. Da half es auch nichts, dass Benzema extrem viel auf die Seiten auswich und dabei vor allem Badstuber ordentlich aus der Position zog, hier passten Boateng und der umsichtige David Alaba gut auf. So entstanden kaum defensive Löcher und die Bayern brachten das hochverdiente 1:0 auch in die Pause.

Ausgleich erzwingt Änderung

Zum Start der zweiten Hälfte war Özil wieder im Zentrum und nützte einige Minuten nach Wiederbeginn einen kollektiven Tiefschlaf in der Bayern-Defensive und einen geschickten Quer-Pass von Cristiano Ronaldo (dessen einzige wirklich produktive Aktion im ganzen Spiel) zum völlig gegen den Spielverlauf fallenden 1:1-Ausgleich.

Womit für Heynckes zwei Faktoren zusammen kamen, wegen denen er nach einer Stunde wechselte: Zum einen war Schweinsteiger einfach nicht besonders gut und auch noch nicht fit für mehr als 60 Minuten auf diesem Niveau, zum anderen musste er nun ohnehin eine weitere Option für vorne bringen. Also ging Schweinsteiger raus, Thomas Müller kam hinein. Das hieß, dass Kroos nun vollends Achter und Zehner gleichzeitig war, schließlich orientierte sich Müller auf der Zehn deutlich höher als das Kroos zuvor gemacht hatte.

Die Bayern blieben auch weiterhin die bessere Mannschaft, allerdings ließ die Genauigkeit immer mehr nach. Diesen Effekt verstärkte Mourinho, indem er Di María wieder ins Zentrum stellte, um dort für Stabilität zu sorgen und es Khedira zu ermöglichen, Kroos wieder aktiver nachzustellen. Für Özil kam mit Marcelo die defensivere Variante für die linke Seite, Cristiano Ronaldo wurde damit von Lahm erlöst. Dass im der rotzfreche David Alaba aber so fleißig um die Ohren rennt, dass er gemeinsam mit Ribéry Arbeloa mit Arbeit eindeckte und Ronaldo damit erst recht isoliert blieb, damit rechnete er aber wohl nicht.

So lief das Spiel einem 1:1 entgegen, mit dem Real aufgrund des Auswärtstores deutlich besser hätte leben können als die Bayern. Doch kurz vor Schluss brachte einer der zahllosen Vorstöße von Lahm noch einen Querpass vor das Tor, wo Mario Gomez verwertete – das 2:1, der alles in allem fraglos verdiente Siegtreffer für die Bayern.

Fazit: Geschickte Taktik im Mittelfeld beschert Bayern verdienten Sieg

Es wäre etwas hart zu sagen, dass Real nach einer CL-Saison, in der man es nur mit (übertrieben gesagt) Fallobst zu tun hatte, beim ersten echten Gegner sofort eine auf den Deckel bekommen haben. Aber Tatsache ist: Erstmals in dieser Europacup-Saison waren die Madrilenen wirklich gefordert, und sie wären, wenn es dabei geblieben wäre, mit einem schmeichelhaften Remis ins Rückspiel gegangen. Von einem dominanten Auftreten war Real weit entfernt.

Der Schlüssel bei den Bayern war, dass Toni Kroos die sehr fordernde Rolle, die er hatte, glänzend erfüllte. Seine Laufbereitschaft, die Spielübersicht und die zumeist recht genauen Pässe sorgten zwar nicht für übertriebene Torgefahr. Aber sehr wohl dafür, dass die Bayern im Zentrum das Kommando hatten. Zudem wurde Xabi Alonso recht gut kaltgestellt, wodurch Real auf die Flügel gezwungen wurde und dort die individuellen Duelle oftmals verloren wurden.

Das Auswärtstor und die Tatsache, dass das Rückspiel nun in Madrid steigt, sprechen hingegen für Real. Weshalb man zwar von einem verdienten Bayern-Sieg sprechen kann. Aber schlauer, was den Namen des Finalisten aus diesem Duell angeht, ist man mit diesem Spiel nicht geworden.

(phe)

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So nah dran war Real schon lange nicht https://ballverliebt.eu/2012/01/26/barca-v-real/ https://ballverliebt.eu/2012/01/26/barca-v-real/#comments Thu, 26 Jan 2012 01:13:53 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6565 So nah dran war Real schon lange nicht weiterlesen ]]> Es ist tatsächlich noch einmal spannend geworden, im Rückspiel des Pokal-Viertelfinales zwischen Real Madrid und Barcelona! Weil die Madrilenen diesmal ihr Pressing nicht nach zehn Minuten einstellten, sondern die Katalanen über einen längeren Zeitraum damit piesackten. Ganz gereicht hat es dann aber doch nicht.

FC Barcelona - Real Madrid 2:2

Mit der 1:2-Niederlage aus dem Hinspiel im Rücken wusste Real-Coach José Mourinho: Einfach mit abwarten und Druck absorbieren wird es nicht funktionieren, die Begegnung doch noch zu drehen. Und so trat Real auch deutlich aktiver auf als noch im Bernabéu – mit jenem Pressing, das man zwar schon zuvor in Spielen gegen Barcelona immer wieder praktiziert hatte, aber diesmal war nicht, wie sonst üblich, nach zehn Minuten damit Schluss.

Druck auf das Mittelfeld und schnelles Umschalten

In einer rund 25 Meter breiten Zone zwischen Mittellinie und eigenem Tor ging Real die Gegenspieler gnadenlos an, ließ Barcelona praktisch keine Zeit am Ball und schaffte es auch mit kleinen Foul, gar nicht erst Spielfluss bei den Katalanen aufkommen zu lassen. Barcelona hatte sichtlich damit zu kämpfen, das gewohnte Ballbesitz-Spiel mit den vielen kurzen Pässen aufzuziehen und im Grunde gelang es auch nicht, sich dauerhaft mit ihrem üblichen Stil in die Nähe des Real-Strafraums zu kommen.

Vor allem Lass Diarra und Xabi Alonso sorgten für Unbehagen bei den Gastgebern, aber auch der in der Mitte als Zehner postierte Kaká zeigte eine sehr ansprechende Leistung vor allem wenn es darum ging, nach Ballgewinn schnell umzuschalten. Hatten die Königlichen die Kugel einmal erobert, ging das Umschalten von Defensive auf Offensive überfallsartig schnell, Kaká trug den Ball oft nach vorne, Cristiano Ronaldo schaffte es auch immer wieder, in den Rücken von Dani Alves zu kommen. Real kam so zu einem deutlichen Chancenplus.

Barça aus der Wohlfühlzone genommen…

Barcelona wurde durch den Gegendruck im Mittelfeld dazu gezwungen, deutlich mehr lange Bälle vor allem auf Alexis Sánchez und Dani Alves zu spielen, als Xavi und Co. lieb sein konnte. Nicht nur, weil es das Tempo aus dem eigenen Spiel nahm, sondern vor allem, weil natürlich die Passgenauigkeit darunter litt und es Real so möglich war, relativ billig in Ballbesitz zu kommen und schnelle Gegenstöße zu lancieren.

Die Katalanen wurden also recht deutlich aus der eigenen Wohlfühlzone genommen, ließen sich aber weder davon nachhaltig aus der Ruhe bringen, noch vom verletzungsbedingten Ausscheiden von Iniesta nach etwa einer halben Stunde. Für ihn kam Pedro neu ins Spiel und orientierte sich auf die linke Offensivseite; Fàbregas rückte dafür etwas weiter zurück.

…und trotzdem zur Pause 2:0 in Front

Denn obwohl es durchaus einiges an Glück brauchte, sich kein Gegentor zu fangen, ging Barcelona dennoch mit einer 2:0-Führung in die Halbzeit. Weil sich erst bei einem schnellen Gegenstoß Real-Rechtsverteidiger Arbeloa in die Mitte ziehen ließ und sich in seinem Rücken Pedro davonschleichen konnte, und kurz darauf nach einem Freistoß (vor dem Lass Diarra großes Glück hatte, nicht mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen), als Dani Alves von der Strafraumgrenze draufhielt und die Kugel genau ins Kreuzeck passte.

Sehr bitter natürlich für Real, denn bis auf die Coolness vor dem Barcelona-Tor hatten die Madrilenen bis dahin eigentlich alles richtig gemacht. Mit dem vermeintlich besiegelten Aus dank eines Gesamtscores von 1:4 und dem Wissen, in einer Halbzeit drei Tore auswärts in Barcelona erzielen zu müssen, kamen die Königlichen dann auch zunächst etwas schaumgebremst wieder aus der Kabine heraus.

Risiko Diarra

Nicht nur das immer souveräner werdende Spiel von Barcelona, in dem das Pressing immer besser und die Ballsicherheit immer höher wurde, mussten José Mourinho zu Beginn dieser zweiten Hälfte Sorgen bereiten, sondern auch Lass Diarra. Dieser war in höchstem Maße gelb-rot-gefährdet und konnte daher seine Aufgaben – also Gegner angehen, gerne auch mal ein Foul in Kauf nehmen – nicht mehr im gewünschten Maße ausüben.

Darum brachte Mourinho kurz nach dem Seitenwechsel auch Granero für den Franzosen. Das Problem dabei: Granero fehlt die Robustheit und die Zweikampfstärke von Diarra; er ist mehr ein Ballverteiler, weniger ein Balleroberer. Ohne den ungemütlichen Diarra fiel es Barcelona aber wiederum immer leichter, sich durch das Mittelfeld durchzukombinieren.

Real ist noch nicht tot

Ohne den zweiten Ballgewinner hinter sich wirkte auch Kaká immer verlorener, weshalb er nach rund einer Stunde Callejón weichen musste, gleichzeitig kam Benzema für Higuain. Dass in dieser Mannschaft von Real aber nach der Unruhe der vergangenen Woche noch leben steckt, wurde zwanzig Minuten vor Schluss sichtbar: Erst erkannte Özil den ungeschickten Laufweg von Abidal und steckte dem richtig gestarteten Cristiano Ronaldo den Ball zu; dieser schoss zum 1:2 ein.

Und kurz darauf köpfelte Callejón einen zu kurz gespielten öffenden Pass aus der Barça-Verteidigung direkt zu Benzema, dieser verwertete zum Ausgleich. Das Match war wieder offen und für kurze Zeit konnte auch Mesut Özil, der auf der linken Seite – trotz der recht aktiven Rolle von Arbeloa hinter ihm – eine recht anonyme Leistung ablieferte, ein wenig glänzen.

Risiko-Wechsel bringt Ruhe

Pep Guardiola reagierte auf den deutlich aufflammenden Druck von Real, indem er Mascherano (statt Sánchez) brachte und in die Innenverteidigung stellte, dafür wanderte Puyol auf die rechte Seite. Auf der einen Seite war das natürlich ein gewisses Risiko, weil Puyol der deutlich bessere Innenverteidiger gegenüber Mascherano ist. Andererseits aber brachte genau dieser Wechsel die entscheidende Beruhigung.

Weil Puyol sich nun um Ronaldo kümmerte und diesen ziemlich kaltstellte, konnte Dani Alves ohne große Sorgen haben zu müssen nach vorne marschieren. So sorgte diese Umstellung dafür, dass Real nicht mehr wirklich zur Entfaltung kam und sich gegen Ende des Spiels wieder einmal mehr mit dem Schiedsrichter beschäftigte als mit dem Gegner. Ausgerechnet Sergio Ramos, der als Rädelsführer der kolportierten Revolte gegen Mourinho gehandelt worden war, musste nach einem Ellbogen-Check gegen Busquets auch noch mit Gelb-Rot das Feld räumen.

Fazit: So nah dran war Real schon lange nicht mehr

Es war schon in den letzten Clásicos ersichtlich: Wenn Real ein Pressing aufzieht und Barcelona keine Zeit am Ball und zur Spielgestaltung lässt, haben die Katalanen Probleme. Der Unterschied in diesem Spiel gegenüber den letzten Versuchen: Es war nicht nach zehn Minuten Schluss damit, sondern wurde über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten. So hatte Real vor allem vor der Pause die klar besseren Chancen und hielt Barcelona über die gesamte Spielzeit bei einem rekordverdächtig niedrigen Ballbesitz-Wert von 60 Prozent.

So nahe dran, den großen Gegner zu biegen, waren die Madrilenen also schon lange nicht mehr. Was ihnen durchaus Hoffnung für die Liga geben, kann, denn es ist davon auszugehen, dass Real die Meisterschaft kaum zu nehmen sein wird, wenn es im Liga-Match bei Barcelona auch keine Niederlage gibt. Wenn es Real so anstellt wie in diesem Spiel, ist das mehr als nur realistisch. Womit man aus Sicht von Real zumindest einen positiven Aspekt aus dem Cup-Aus ziehen kann.

(phe)

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1:2 – wieder zieht Mourinho in einem Clásico den Kürzeren https://ballverliebt.eu/2012/01/19/12-wieder-zieht-mourinho-in-einem-clasico-den-kurzeren/ https://ballverliebt.eu/2012/01/19/12-wieder-zieht-mourinho-in-einem-clasico-den-kurzeren/#comments Wed, 18 Jan 2012 23:52:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6478 1:2 – wieder zieht Mourinho in einem Clásico den Kürzeren weiterlesen ]]> Wieder versuchte es José Mourinho in diesem Hinspiel des Cups, dem FC Barcelona drei defensive Mittelfelspieler entgegen zu stellen. Weil diese zu Beginn auch recht gut pressten, lagen die Königlichen auch voran. Aber mit dem Ausgleich und dem Rückstand konnte Real auch diesmal nicht umgehen.

Real Madrid - FC Barcelona 1:2

Zehn verschiedene Aufstellungsvarianten präsentierte die Marca, das Haus-und-Hof-Blatt von Real Madrid, in ihrer Montag-Ausgabe. Keine davon war richtig: Mourinho verzichtete zunächst auf Özil und Kaká, und ohne den gesperrten Arbeloa gab er Hamit Altintop die Chance als Rechtsverteidiger aufzulaufen. Dazu gab Ricardo Carvalho in der Innenverteidigung sein Comeback nach langer Verletzungspause.

Das übliche Opfer in Spielen gegen Barcelona bleibt aber Mesut Özil: Der Deutsche wurde auch diesmal für einen dritten defensiven Mittelfeld-Spieler geopfert. So ließ Mourinho Pepe (mal wieder gegen Messi, hauptsächlich) im Mittelfeld spielen, flankiert von Xabi Alonso und Lass Diarra. Außerdem spielte Higuaín, nominell Sturmspitze, sehr tief und versuchte die Kreise von Busquets einzuengen. Es galt also, das Mittelfeld so gut es ging mit Spielern anzuräumen.

Dani Alves alleine gegen Ronaldo und Coentrão

Das Schlüsselduell fand aber auf der Flanke statt. Und zwar auf der linken Offensivseite von Real, wo Cristiano Ronaldo und Fabio Coentrão zuzuweit auf den mal wieder ungemein hoch postierten Dani Alves spielten. Im Optimalfall konnte der Vorwärtsdrang des Brasilianers natürlich bedeuten, dass er beide zurückdrängen kann, aber Real erkannte die mögliche Schwäche und so war es kein Wunder, dass das frühe 1:0 für die Königlichen just über diese Seite fiel: Benzema schickte Ronaldo steil, dieser hatte im Rücken von Alves viel Platz und Piqué konnte nicht mehr entscheidend eingreifen.

Es blieb auch weiterhin dabei, dass die beiden Portugiesen im Trikot von Real die meiste, weil einzige Gefahr ausstrahlten: Hamit Altintop hatte gegen den extrem hoch und konsequent außen bleibenden Iniesta alle Hände voll zu tun, außerdem hatte hier Barcelona (theoretisch) auch den personellen Vorteil, weil Benzema sehr weit innen agierte um dort die Offensiv-Option zu sein, die Higuaín nicht war. Abidal hielt sich aber eher zurück, verglichen mit Alves.

Pressing von Real

Das Rezept von Real im Mittelfeld war es vor allem, Barcelona durch dichte Deckung und gutes Pressing die Zeit am Ball und den Platz zu nehmen. Das verlangte durchaus aggressives Spiel von seiten der drei im defensiven Mittelfeld und man kann es durchaus als Erfolg für dieses Trio werten, dass es in der ersten Hälfte doch verhältnismäßig ruhig blieb und es kaum versteckte Nicklichkeiten oder gar böse Fouls gab. So lange die Madrilenen in Führung lagen, hatten sie ihre Nerven im Zaum und konnten sich auch immer wieder mal in der gegnerischen Hälfte festsetzen.

Die einzige echte Gefahr für Barcelona blieb aber dennoch Cristiano Ronaldo, der sich zuweilen sehr weit zurückzog, nicht nur um defensiv auszuhelfen, sondern auch, um mit Tempo auf Dani Alves zugehen zu ihn so überlaufen zu können. Barcelona kam zwar durchaus zu einigen Chancen und hatte das Spiel, wie es ihre Art ist, mit viel Ballbesitz (bei 70%) im Griff, bis zur Pause gelang es aber nicht, Casillas zu überwinden.

Fàbregas unterstreicht seine Wichtigkeit

Das wurde nach der Pause nachgeholt, als Puyol – völlig untypsch für Barça – einen Eckball per Kopf zum Ausgleich ins Netz wuchtete. Barcelona behielt die Kontrolle im Mittelfeld nicht nur, weil das Pressing von Real merklich nachließ, sondern auch wegen der Rolle von Cesc Fàbregas. Wie wertvoll seine unglaubliche Flexibilität für die Mannschaft ist, wird immer mehr deutlich. Spielte im Saisonverlauf mitunter einen Stürmer im 3-3-4, das die Katalanen immer wieder zeigen, war seine Rolle in diesem Spiel sehr viel tiefer angelegt.

Er spielte quasi einen Counterpart von Xavi auf der halblinken Seite, machte das recht tief und hatte fast immer zumindest drei Spieler noch vor sich. Noch wichtiger aber war, dass er damit Xabi Alonso dazu zwang, weiter aufzurücken, als der Defensivorganisation von Real mit der dreifachen Absicherung vor der bei Carvalhos Rückkehr nicht optimal aufeinander abgestimmte Viererkette gut tat.

Weil das hieß, dass entweder Carvalho aufrücken musste – was in seinem Rücken Platz für Sánchez und Messi zum Teil auch für Iniesta bedeutete, und Ramos mehr Raum abzudecken hatte als er realistischerweise konnte. Oder, wenn Carvalho hinten blieb, stachen Messi und Co. in den Raum zwischen Carvalho und Xabi Alonso. Dass sich Pepe schon recht früh eine gelbe Karte abholte und zunehmend heiß lief, hat Real auch nicht geholfen.

Umstellung von Mourinho fruchtet nicht

Wie überhaupt die Königlichen sich immer mehr in Nicklichkeiten und versteckten Schweinereien verloren, wie Pepes Tritt auf Messis Hand. Gleichzeitig fruchtete auch die Umstellung, die José Mourinho nach etwa einer Stunde vornahm, nicht: Statt Diarra und Higuaín kam mit Özil ein neuer Flügelspieler und mit Callejón ein neuer Zehner, Real stellte sich nun in einem recht klaren 4-2-3-1 auf.

In dem Cristiano Ronaldo auf die rechte Seite flüchtete. Dani Alves zog sich weiter zurück und hielt Ronaldo so gut im Griff, während sich Sánchez und auch Xavi um Coentrão kümmerten und Ronaldo damit so ein wenig abschnitten. Er kam nur gegen den defensiv sehr umsichtigen Abidal auch nicht besser zur Geltung, Özil verpuffte völlig und Callejón war mit der Aufgabe im Zentrum gegen dieses Team doch etwas überfordert.

So kam, was angesichts des klaren Chancenplus und durch die fehlende Entlastung seitens Reals beinahe kommen musste: Ein Pass auf den aufgerückten Abidal hebelte die Abeitsfalle aus, und der Franzose schoss eines seiner seltenen Tore zum 2:1-Endstand.

Fazit: Real konnte die Initiative nicht mehr zurückgewinnen

Kaum hatte Barcelona nach der Pause den zuvor defensiv anfällige rechte Abwehrseite gekittet und den Ausgleich erziehlt, fehlte es Real eklatant an Ideen, wie man das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen könnte. Zudem verloren bei den Königlichen die üblichen Verdächtigen – also allen voran wieder einmal Messis Kettenhund Pepe – die Nerven. Dass es keinen Ausschluss gab, war nur Mourinhos Schutz-Wechsel zu verdanken.

Die nächsten zwei Spiele werden für die Madrilenen nun zur Nagelprobe, denn erst geht es am Sonntag gegen das ungemein formstarke Team von Athletic Bilbao – die Basken haben nur eins der letzten 13 Liga-Spiele verloren, seit über 600 Minuten kein Tor kassiert und hatten auch Barcelona schon am Rande der Niederlage. Und dann natürlich nächsten Mittwoch das Rückspiel im Camp Nou.

Da wird sich Mou schon was ganz besonderes ausdenken müssen.

(phe)

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Die ’11-Besten https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/ https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/#comments Wed, 28 Dec 2011 23:02:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6279 Die ’11-Besten weiterlesen ]]> Das Jahr 2011 verlässt uns, aber die Erinnerungen an viele tolle Spiele aus den vergangenen zwölf Monaten wird uns natürlich bleiben. Darum gibt’s wie schon letztes Jahr noch mal die besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge dieser elf Spiele aus 2011 ist natürlich willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 11 | Premier League | Chelsea – Liverpool 0:1

Chelsea-Liverpool 0:1

„Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierkette gefunden hat. Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem “Torres und Drogba und Anelka” zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war ein totaler Flop.“ – Die einen waren mit King Kenny auf der Bank auf dem Weg nach oben, zum Teil mit unüblichen Aufstellungsvarianten. Die anderen begannen zu erkennen, dass es vielleicht doch keine so einfach war, Torres sinnvoll einzubauen. Er verlor hier sein erstes Spiel im Chelsea-Dress ausgerechnet gegen sein altes Team. Süße Rache, nennt man so etwas wohl.

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Platz 10 | Asien-Cup | Japan – Syrien 2:1

Japan - Syrien 2:1

„In der offensiven Dreierreihe wird rochiert, was das Zeug hält. Da taucht Matsui schon mal auf der ganz anderen Seite auf, Kagawa in der Mitte oder gar als Sturmspitze, Honda mal zurückhängend, mal auf die Seiten, dann wieder ganz vorne. Fàbregas, Nasri, Rosický und Konsorten lassen grüßen. Und vorne macht Ryoichi Maeda, was bei Arsenal einen Robin van Persie ausmacht. Vom Toreschießen mal abgesehen.“ – Was der Italiener Alberto Zaccheroni aus den Japanern gemacht hat, war atemberaubend. Ein Tempo, eine Ballsicherheit eine Dominanz: Man war beim ganzen Asien-Cup, nicht nur im Gruppenspiel gegen Syrien, die mit sehr viel Abstand beste Mannschaft. Und wenn man etwas konsequenter im Ausnützen der Torchancen gewesen wäre, hätte das Arsenal Asiens nicht so sehr um den Titel zittern müssen.

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Platz 9 | Europa League | ZSKA Moskau – FC Porto 0:1

ZSKA Moskau - FC Porto 0:1
„Zwei der interessantesten Trainer Europas: Wunderkind André Villas-Boas vom FC Porto und der etwas schrullige Leonid Slutski von ZSKA Moskau. So unterschiedlich die beiden Trainer der zwei womöglich aufregendsten Mannschaften sind, die sich unter den letzten 16 der diesjährigen Europa League befinden, so ähnlich ist das Leistungsvermögen.“ – Auf dem Weg zum Sieg in der Europa League mit Porto bekam es André Villas-Boas im Achtelfinale mit einem ähnlich tollen Team und einem ganz anderen Trainer-Typen zu tun. Die beiden Mannschaften neutralisierten sich. Und wer weiß, womöglich wäre der Portugiese heute nicht Chelsea-Coach, hätte nicht Fredy Guarín das 1:0-Goldtor erzielt. In einem Spiel, das gezeigt hat, wie ähnlich sich so verschiedene Typen doch sein können.
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Platz 8 | Frauen-WM | USA – Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.

USA - Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.
„Kurioserweiser übernahmen die US-Amerikanerinnnen sofort wieder das Kommando. Mit der ganzen Wut über den harten Strafstoß samt Ausschluss und der überaus kleinlichen Entscheidung, den Elfer wiederholen zu lassen, drückten sie das brasilianische Team nun vor allem über die Flanken nach hinten.“ – Es war beileibe nicht das beste Spiel der Frauen-WM in Deutschland, dieses Viertelfinale. Im Gegenteil: Zwei hypernervöse Teams überboten sich lange in Fehlpässen. Aber die ganze Dramatik, die der Partie durch eine schreckliche Schiedsrichter-Leistung und dem US-Ausgleich in der 122. Minute eigen war, ließ sie doch zum zentralen Spiel des Turniers werden. Ein Spiel, in dem krass benachteiligte US-Girls Brasilien bestraften.
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Platz 7 | Europa League | SV Ried – Brøndby IF 2:0

SV Ried - Brøndby IF 2:0
„Weswegen Brøndby umso mehr schauen musste, über die Flügel nach vorne zu kommen. Damit hatte Ried das Ziel im Grunde erreicht: Die Mitte zwar offenlassen, aber keine Kreativität zulassen, das Spiel des Gegners so auf die Flügel zu verlagern, und dort den numerischen Vorteil ausspielen.“ – Zwar waren die Rieder letztlich die einzige österreichische Mannschaft, die sich nicht für die EL-Gruppenphase qualifizieren konnte, aber dennoch sind die Innviertler der große Gewinner des Jahres 2011. Nicht nur wegen des Cup-Siegs, sondern auch deshalb, weil man dank einer konsequent verfolgten Vereinsphilosophie auch den Abgang der halben Mannschaft verkraften konnte und zum zweiten Mal hintereinander Herbstmeister wurde. Weil sich eben nicht nur Brøndby am Rieder System die Zähne ausbiss.
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Platz 6 | EM-Qualifikation | Frankreich – Bosnien 1:1

Frankreich - Bosnien 1:1
„Was alles in einem irren Tempo geschah, weil der Spielplan der Bosnier in einem Guss funktionierte: Pressing, Ball erobern, blitzschnell umschalten und die freien Räume ausnützen. Die Franzosen wussten in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht, wie ihnen geschah.“ – Bosnien ist die wohl beste Nationalmanschaft Europas, die bei der EM nicht dabei sein wird. Denn bevor Dzeko und Co. im Playoff gegen Portugal die Nerven verließen, spielten sie Frankreich komplett her und nur zwei Faktoren rettete den Bleus das Remis und die direkte Qualifikation: Eine Umstellung von Blanc und ein starker Nasri.
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Platz 5 | Deutsche Bundesliga | Bayern München – Borussia Dortmund 1:3

Bayern München - Borussia Dortmund 1:3
„Dortmund verfügt über ein hervorragendes Flügelspiel und nahm Ribéry und Robben ziemlich aus dem Spiel. Die beiden sahen sich, wann immer sie am Ball waren, sofort mit mindestens zwei Gegenspielern konfrontiert; oftmals sogar mit noch mehr. Das, und das für die Borussia so typische aggressive Pressing führte dazu, dass die Bayern nicht zu einem geordneten Spielaufbau kamen.“ – Die Bayern-Kapitel „Van Gaal“ endete als großes Missverständnis. Wirre Aufstellungs-Varianten, die Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen und natürlich atmosphärische Störungen führten zum vorzeitigen Ende. Und natürlich die brutale Überlegenheit von Dortmund, die sich vor allem im direkten Duell zeigte. Jürgen Klopp manövrierte seinen Kontrahenten auf jeder Position aus und machte damit im Titelrennen den Deckel drauf.
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Platz 4 | EM-Qualifikation | Aserbaidschan – Österreich 1:4

Aserbaidschan - Österreich 1:4
„Willi Ruttensteiner hatte es angekündigt, und er machte es auch wahr: Der Interims-Teamchef wollte vom ÖFB-Team beim Spiel in Aserbaidschan frühes Pressing sehen, er wollte die Gastgeber unter Druck setzen, sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen. Und tatsächlich: Die Spielanlage der Österreicher war gegenüber den letzten Spielen kaum noch wiederzuerkennen.“ – Kaum war Constantini nicht mehr Teamchef, war sofort zu erkennen, was für ein Potential wirklich in der Mannschaft steckt. Ja, es war „nur“ Aserbaidschan, aber jeder Spieler machte den Eindruck, genau zu wissen, welche Aufgabe er genau hat. So machte vor allem die Art und Weise des Spiels beim 4:1 in Baku Freude.
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Platz 3 | La Liga, Copa del Rey, Champions League | Der Clásico-Vierteiler

1:1-Remis, 1:0 n.V. Real, 2:0 Barça, 1:1-Remis
„Real ging viel aggressiver zu Werke als beim 1:1 am Wochenende, störte deutlich früher, presste auf den Gegner und stand teilweise verteufelt hoch – die Mittelfeldreihe machte sich genau dort breit, wo Barcelona eigentlich das eigene Spiel aufziehen wollte. So kamen die Katalanen kaum wirklich dazu und Real war gut im Spiel.“ – Groß war die Vorfreude auf vier Clásicos in nur 17 Tagen, aber nachdem die letzte Schlacht geschlagen war, blieben im Rückspiegel vor allem Härteeinlagen in Erinnerung. Und nach den Titeln in Liga und Champions League ein Punktsieg für Barcelona. Nach den Spielen am 16. April (1:1 in Madrid in der Liga), am 20. April (1:0 n.V. für Real im Cupfinale), am 27. April (2:0 für Barça im CL-Semi-Hinspiel in Madrid) und am 3. Mai (1:1 in Barcelona im CL-Semi-Rückspiel).
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Platz 2 | Copa América | Uruguay – Chile 1:1

Uruguay - Chile 1:1
„Und in dieser Tonart ging es weiter: Chile spielte nun Rambazamba-Fußball wie in besten Bielsa-Tagen, zudem kam mit Paredes statt dem müder werdenden Suazo noch ein frischer Mann. Die Chilenen spielten sich in einen Rausch, in dem Uruguay unterzugehen drohte.“ – Die Copa América wurde zum Triumph für Uruguay, aber eine Mannschaft setzte der Celeste schon in der Gruppe ganz extrem zu: Chile! Jenes Team, dass unter Claudio Borghis Vorgänger Marcelo Bielsa bei der WM für tollen Offensivfußball stand, zeigte in diesem grandiosen Spiel ein Feuerwerk. Das mit Abstand beste Spiel einer eher enttäuschenden Copa. Weil Chile weiterhin ein Team zum Verlieben ist.
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Platz 1 | La Liga | FC Barcelona – Villarreal CF 5:0

FC Barcelona - Villarreal CF 5:0
„Weil es dank des Verzichts auf eine nominelle Abwehr mehr Ballverteiler gibt, weil die Breite dennoch gegeben ist, und weil Messi und Fàbregas jetzt schon zuweilen miteinander harmonieren, als spielten sie schon seit Jahren zusammen. Pep Guardiola ist gerade dabei, die Pyramide mit diesem 3-3-4-ähnlichen System wieder zurückzudrehen. Womit er potentiell ein neues Kapitel der Fußballgeschichte aufschlägt.“ – Im Grunde war es „nur“ ein Liga-Spiel. Aber was Barcelona hier spielte, war ein Blick in eine mögliche Zukunft. Ob es ein Modell für die ganze Fußball-Welt ist oder nur für eine Mannschaft von der Qualität Barças, ist eine andere Frage. Aber Villarreal war tatsächlich nicht die letzte Mannschaft, die dieser Formations-Variante rein gar nichts entgegensetzen konnte. Weil Barcelona damit noch stärker aussieht als vorher.

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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2011 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2012 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

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3:1 bei Real Madrid – Barcelona hält den Anschluss an die Spitze https://ballverliebt.eu/2011/12/11/31-bei-real-madrid-barcelona-halt-den-anschluss-an-die-spitze/ https://ballverliebt.eu/2011/12/11/31-bei-real-madrid-barcelona-halt-den-anschluss-an-die-spitze/#comments Sun, 11 Dec 2011 03:15:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6182 3:1 bei Real Madrid – Barcelona hält den Anschluss an die Spitze weiterlesen ]]> Nur 21 Sekunden dauerte es, ehe Real im Herbst-Clasico der Primera Division in Front ging. Und doch jubelten am Ende wieder die Katalanen. Weil es das Team von Pep Guardiola einmal mehr verstand, mit hoher Flexibilität auf Real zu reagieren. Und, weil die Madrilenen ihr Pressing nicht aufrecht erhielten.

Real Madrid - FC Barcelona 1:3

De facto lag Barcelona vor diesem Spiel sechs Punkte hinter dem Dauerrivalen aus der spanischen Hauptstadt – umso wichtiger war dieses Spiel der Spiele in der Primera Division vor allem für die Katalanen. Weil klar schien: Neun Zähler Rückstand, die es bei einer Niederlage gewesen wären, sind gegen das unglaublich stabile Real Madrid kaum mehr aufzuholen. Und es begann tatsächlich fürchterlich, für Barcelona.

Mit Pressing nach vorne kommen

Mit dem Blitztor von Karim Benzema, das nach einem völlig missratenen Pass von Barça-Goalie Valdes fiel, begann das Spiel für Real optimal, und die Hausherren versuchten mit heftigem Pressing nachzulegen. Vor allem die vier offensiven Spieler im 4-2-3-1 von Mourinho hatten die Aufgabe, den Gegenspielern schon tief in deren Hälfte keine Zeit am Ball zu geben und Barcelona somit gar nicht erst dazu kommen zu lassen, ihre bekannte Zirkulation im Mittelfeld aufzuziehen.

Mourinho hat sich zu diesem Zweck dazu entschieden, bei seiner Grundformation zu bleiben und Mesut Özil als Zehner agieren zu lassen, anstatt den Deutschen für einen zusätzlichen defensiven Spieler außen vor zu lassen. Anders als bei drei der vier Clasicos im Frühjahr, in denen Mourinho jeweils drei defensive Mittelfeldleute aufbot, beließ er es diesmal bei einem Zweier-Gespann hinter Özil. Das waren Lass Diarra, der tiefer stand und den Sechser gab, und Xabi Alonso. Dieser rückte als Achter bei Ballgewinn auf und unterstützte das Quartett vor ihm.

So kam Real weniger durch spielerische Mittel in die gegnerische Hälfte, sondern viel eher dadurch, den Gegner immer weiter nach hinten zu pressen und spätestens dort einen Fehlpass zu provozieren und nicht mehr viel Platz bis zum Strafraum überwinden zu müssen. Das funktionierte recht gut. Was weniger gut klappte, war das Entwickeln eigener Kreativität – Özil tendierte nach links und spielte mit Di María gut zusammen, aber Zugriff auf den Strafraum gab es kaum.

Die Formation von Barcelona

Grundsätzlich war das bei Barça ein 4-3-3, allerdings von vornherein ein recht schiefes. Rechtsverteidiger Dani Alves ging, wie es seine Art ist, viel nach vorne, während die restlichen drei Abwehrleute (Puyol, Piqué und Abidal) in diesen Fällen eher nach rechts verschoben. Das heißt, dass Abidal im Vorwärtsgang deutlich zurückhaltender war als der Brasilianer auf der rechten Seite.

Vor der Abwehr war Busquets positioniert, der sich bei Bedarf nach hinten fallen ließ; Xavi und Fàbregas übernahmen die Halbpositionen im Mittelfeld. Iniesta bearbeitete die linke Flanke offensiv und blieb dabei recht strikt an der Linie – schließlich musste er dort alleine für die Breite sorgen, weil von Abidal kaum etwas kam. Messi startete in einer eher zentralen Rolle und kam eher aus dem Halbfeld als vom rechten Flügel (wo Dani Alves sein Revier hatte); Alexis Sánchez rührte vorne um.

Real auf gutes Stellungsspiel bedacht

Erst, als sich nach etwa einer Viertelstunde das Pressing von Real etwas legte, fand Barcelona zum gewohnten Spiel. Dani Alves drückte nun vermehrt nach vorne, aber die Viererkette der Madrilenen ließ sich davon nicht beeindrucken. Marcelo neutralisierte Alves recht gut, auch Coentrão machte defensiv auf der für ihn ungewohnten rechten Seite eine gute Figur. Zudem ließen sich die Innenverteidiger nicht vom tief kommenden Messi heraus ziehen.

Der Argentinier hatte diesmal keinen Kettenhund zur Seite gestellt bekommen, sondern sollte im Raum übernommen werden. Das erleichterte der Viererkette die Arbeit und sorgte dafür, dass die Ordnung durch die unberechenbaren Wege Messis nicht durcheinander gebracht wurde, hatte aber den nachteiligen Effekt, dass er immer wieder einiges an Platz zur Verfügung hatte. In letzter Instanz war aber zumeist Lass Diarra zur Stelle. Einmal nach einer halben Stunde kam der Franzose aber zu spät, Messis Steilpass fand Alexis Sánchez und der Ausgleich war gefallen.

Die Positionsverschiebungen bei den Katalanen

Ronaldo wurde isoliert, im Zentrum hielt Barça ein 3-gegen-3-Gleichgewicht, und hinten blieb immer eine Viererkette - Busquets ließ sich fallen.

Pep Guardiola hatte sich etwas durchaus Raffiniertes einfallen lassen, was die Besetzung und das Verschieben seiner Abwehrformation angeht. Wenn nämlich Dani Alves nach vorne ging, rückte Puyol auf diese Seite hinaus und neutralisierte Cristiano Ronaldo komplett – der Portugiese war über sehr weite Strecken der Partie kein echter Faktor. Die Raumaufteilung hinten wurde beibehalten, indem Busquets in die Abwehr zurückrückte – es blieben somit praktisch immer vier Abwehrspieler in der Kette.

Im Zentrum wurde das dadurch ausgeglichen, dass Messi viel aus der Tiefe kam. So blieb es dort bei einem 3-gegen-3-Gleichgewicht und Real konnte auch dort keine Vorteile mehr für sich generieren. Im Bedarfsfall konnte auch Iniesta Richtung Mittelkreis gehen.

Einziger Nachteil dabei: In letzter Konsequenz fehlten vorne die Anspielstationen. Mit Iniesta weit draußen und Messi aus der Tiefe blieb letztlich nur Alexis Sánchez vorne, und um den kümmerten sich Ramos und Pepe. Der giftige, ungute Chilene beschäftigte das Duo und entwischte beim Ausgleich, aber im großen und ganzen fehlte Barcelona zumeist der letzte Schritt nach vorne. So spielte sich die Partie, je näher sie der Halbzeit ging, immer mehr im Mittelfeld ab.

Fliegende Kettenwechsel 

Bei eigenem Spielaufbau rückte Busquets auf, hinten blieb eine Dreierkette übrig....

Für die zweite Halbzeit behielt Guardiola das Abwehrsystem mit dem aufgerückten Dani Alves und dem nach außen gehenden Puyol grundsätzlich bei. Die Interpretation wurde aber etwas mutiger – schließlich brauchte Barcelona einen Sieg deutlich dringender. So war die Formation im eigenen Ballbesitz hinten eine Dreierkette, aus der Busquets nach vorne herausging – ähnlich wie das damals etwa Frank Rijkaard bei Ajax Amsterdam gemacht hatte.

...im Bedarfsfall konnte aber schnell wieder eine Viererkette daraus gemacht werden.

Und genau wie Rijkaard früher hatte auch Busquets die Aufgabe, im Bedarfsfall nach hinten zu rücken und die Viererkette wieder herzustellen. Durch die vorgezogenere Rolle von Busquets steigerte Barcelona die Ballsicherheit im Mittelfeld und damit die Kontrolle, die man auf das Spiel ausüben konnte. Als es acht Minuten nach Wiederanpfiff tatsächlich das 2:1 für Barcelona gab, half neben dem erhöhten Druck aus dem Mittelfeld aber auch ein wenig das Glück mit, weil Marcelo den Schuss von Xavi unhaltbar abgefälscht hat.

Die entscheidenden Minuten

Real reagierte auf den Rückstand aber nicht etwa mit erhöhtem Pressing, um Barcelona wie in den Anfangsminuten der Partie die Luft abzuschneiden und den aufgenommenen Schwung zu bremsen, sondern – gar nicht. Nach Ballverlusten wurde nicht nachgegangen, den Gegenspielern wurde Platz und vor allem Zeit gegeben und ein Umschalten der Mannschaft nach solchen Ballverlusten war nicht zu erkennen. Immer wieder konnte sich Barcelona genüsslich vor sechs Real-Spielern (der Abwehrkette plus Diarra und Alonso) ausbreiten, ohne dass der Rest der Mannschaft großen Willen gezeigt hätte, sich an der Defensivarbeit zu beteiligen.

So war das 3:1 durch einen Kopfball von Fàbregas zwölf Minuten nach der Führung eigentlich nur folgerichtig – Real hat vielleicht nicht um einen Gegentreffer gebettelt, aber große Bereitschaft, viel für den schnellen Ausgleich zu machen, haben die Madrilenen nicht gezeigt.

Die Schlussphase

Mourinho hatte schon vor dem dritten Gegentreffer Kaká für den wirkungslosen Özil gebracht, entscheidende Wende brachte das aber auch nicht. Und weil der Real-Coach durch die akute Gelb-Rot-Gefahr bei Diarra gezwungen war, diesen gegen Khedira auszutauschen, blieb nur noch ein taktischer Wechsel übrig – Higuaín statt Di María. Damit war Cristiano Ronaldo, der auf die rechte Seite ging (während Benzema auf den linken Flügel auswich), endlich von Puyol befreit.

Was aber nichts mehr daran änderte, dass der Portugiese dem Spiel seinen Stempel ganz und gar nicht aufdrücken konnte. Mit dem dritten Tor war das Spiel de facto entschieden und Barcelona konnte den Vorsprung über die Zeit verwalten. Real kam nur noch zu einer echten Torchance – aber Higuaín kam nicht mehr an die Flanke von Benzema.

Fazit: Mourinho scheitert an Barças Flexibilität – schon wieder

Für Real begann das Spiel, wie es besser nicht beginnen konnte. Aber die geschickten Maßnahmen von Guardiola, was die Gestaltung der Abwehrkette und damit der gesamten Raumaufteilung betrifft, konnte das immer statischer werdendes Team der Madrilenen nicht mehr ausmanövrieren.

Die Rolle von Busquets war für das Gelingen dieses Ansatzes bei Barcelona von entscheidender Bedeutung. Genauso wie die Klasse der Abwehrspieler, die jederzeit problemlos zwischen der Dreierkette, mit der Guardiola in letzter Zeit immer wieder spielen lässt, und der Vierer-Abwehr umschalten kann. So hebelte Barcelona die Tatsache aus, dass mit Özil ein Zehner im Spiel war – er kam zu selten zu entscheidenden Pässen. Auch Cristiano Ronaldo wurde auf diese Weise neutralisiert.

Auch, wenn Real Madrid nach Verlustpunkten immer noch drei Punkte voran liegt, ist diese Partie dennoch ein Rückschlag für José Mourinho. Denn immer mehr hat es den Anschein, als käme er gegen die unglaubliche Flexibilität von Barcelona einfach nicht auf konstanter Basis an. Was den Druck, gegen den Rest der Liga nur ja keine Punkte liegen zu lassen, natürlich immer mehr erhöht.

(phe)

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Der große Clasico-Vierteiler, Folge 4: Barcelona schaukelt’s über die Zeit https://ballverliebt.eu/2011/05/04/der-grose-clasico-vierteile-folge-4-barcelona-schaukelts-uber-die-zeit/ https://ballverliebt.eu/2011/05/04/der-grose-clasico-vierteile-folge-4-barcelona-schaukelts-uber-die-zeit/#respond Tue, 03 May 2011 23:17:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4693 Der große Clasico-Vierteiler, Folge 4: Barcelona schaukelt’s über die Zeit weiterlesen ]]> Ein letztes Mal in dieser Saison kreuzten diese beiden Teams die Klingen – und im Grunde war diese Partie sportlich ähnlich bedeutungslos wie jenes in der Liga zweieinhalb Wochen zuvor: Barça war praktisch durch und für Real ging es nur noch darum, sich halbwegs aus der Affäre zu ziehen. Das gelang nur teilweise.

FC Barcelona - Real Madrid 1:1

Barcelona wusste: Im Normalfall kann nichts mehr passieren, es ging eigentlich nur noch darum, dieses Spiel halbwegs unbeschadet zu überstehen. Und so verwundert es nicht, dass es den Katalanen erst einmal am allerletzten Drive nach vorne fehlte. Und nicht nur das: Real störte die Kreise der Blaugrana wieder deutlich früher als im Hinspiel, ohne dabei allerdings übertrieben böse oder gehässig zu Werke zu gehen. Man hat es kaum noch für möglich gehalten, aber das war bis zu einem gewissen Grad tatsächlich ein Fußballspiel.

Real, diesmal wegen Mourinhos Sperre betreut vom langjährigen Innenverteidiger und jetzigen Co-Trainer Aitor Karanka, versuchte sich eben realtiv hoch stehend an einem Pressing, lediglich Kaká wirkte wie ein völliger Fremdkörper. Verglichen mit dem, was Özil für das Spiel der Madrilenen bringt, erscheint es wie eine Erinnerung aus der Steinzeit, dass Kaká tatsächlich mal ein Weltklasse-Fußballer war. Natürlich, seine Verletzungen haben ihn deutlich zurückgeworfen, dennoch ist es irgendwie traurig, diesen Schatten von Kaká über den Platz traben zu sehen.

Was bei den Madrilenen sehr gut funktionierte war vor allem das defensive Mittelfeld. Lassana Diarra brachte eine enorme körperliche Präsenz auf den Platz, und erinnerte dabei zumeist eher an den kontrollierteren Khedira als den wilden Pepe. Xabi Alonso stand deutlich höher als sein Kollege und fügte sich oftmals in die offensive Kette ein, was aus der Formation von Real mitunter ein 4-1-4-1 machte. Mit dem Haken, dass Kaká ja nicht so richtig teilnahm.

Barça stellt auf Direktspiel-Modus um

Barcelona ließ das eine halbe Stunde ohne großen Zug zum Tor über sich ergehen und drehte dann fast von einer Minute auf die anderen massiv an der Daumenschraube. Angetrieben von einem nun extrem umtriebigen Messi stieg das Bemühen, mit so wenigen Pässen und so schnell wie möglich vor das gegnerische Tor zu kommen, dramatisch an. Barça presste nun äußerst aggressiv mit jeweils zwei Mann auf den ballführenden Madrilenen, und war die Kugel mal da, ging’s blitzschnell nach vorne. Die logische Folge: Chancen im Minutentakt. Auch, weil sich vor allem Cristiano Ronaldo nur, vornehm ausgedrückt, halbherzig um die Defensivarbeit gegen den nach innen ziehenden Dani Alves kümmerte.

Unfassbares Detail am Rande: Xavi hatte in der ersten Halbzeit alleine 102 Ballkontakte. Der Vorwärtsgang bei Barça erlahmte nach dem Seitenwechsel allerdings wieder etwas: Die Hausherren ließen Real wieder mehr spielen und versuchten sie, herauszulocken. Defensiv hatte man weiterhin kaum Probleme – Puyol hatte Di María gut im Griff und Kaká wurde aus welchen Gründen auch immer nicht ausgewechselt – und vorne kam ein blitzgescheiter Pass von Iniesta auf den eben nicht im Abseits stehenden Pedro an, und der versenkte zum 1:0.

Bei Real kommt der Frust durch

Die Entscheidung – waren zuvor zwei Tore, um in eine Verlängerung zu kommen, noch halbwegs realistisch vorstellbar gewesen, waren nun drei Treffer in einer halben Stunde eher Utopie, zumal Real auch zuvor nur einmal wirklich vor das Tor von Victor Valdes gekommen waren. So kam bei den Madrilenen in der letzten halben Stunde dann doch wieder vermehrt der Frust durch – Carvalho hätte schon vor der Pause zweimal vom Platz fliegen müssen, Marcelo in dieser Phase nach einem Attentat von hinten auf Messi ohne jegliche Chance auf den Ball ebenso, und kurz vor dem Schluss hat sich auch Lassana Diarra mit einem fiesen Tritt gegen Pedro noch äußerst nachhaltig für einen vorzeitigen Abgang beworben.

Da Referee De Bleeckere aber offenbar wild entschlossen war, nur bloß niemanden auszuschließen, ließ er alle drei leben – seine Bewertung wird eine Katastrophe werden, aber zumindest kann sich Mourinho nicht beschweren, diesmal den Schiedsrichter gegen sich gehabt zu haben. Diese massiven Fehlentscheidungen gleichen das nicht gegebene Tor zu Beginn der ersten Halbzeit (als ein gefoulter Ronaldo unglücklich auf Mascheranos Ferse fiel) mehr als aus.

Auch nach Rückstand kein letztes Risiko

So richtig auf’s Ganze wollte Karanka aber auch nach dem Rückstand nicht. Unmittelbar nach dem Gegentreffer kam Adebayor für den dezenten Higuaín, und erst nach einer Stunde wurde die Mannschaft von Kaká erlöst. Özil, der für den Brasilianer kam, ging zunächst auf die rechte Seite, Ronaldo ins Zentrum und Di María auf links. Viel gebracht hat diese Maßnahme aber auch nicht: Auch Özil kam gegen Puyol nicht zurecht.

Aus der Not, keinen Linksverteidiger zu haben, der 90 Minuten gehen kann (immerhin kam am Ende noch Abidal nach seiner Operation zu einem Comeback), generierte Guardiola sogar einen Vorteil: Der Innenverteidiger Puyol, der ja vor allem zu Beginn seiner Karriere oft auf die Seite ausweichen musste, montierte seine Gegenspieler auf der Flanke komplett ab. Nachteil bei der ganzen Sache: Villa vorne fehlte es massiv an der Hilfe von hinten, weshalb dieser komplett in der Luft hing. Barça konnte es verschmerzen.

Fazit: Barcelona hochverdient weiter

Pep Guardiola machte vier Spiele lang nichts, was man nicht von seinem Team kennen würde – er schob nur die Spieler in seinem System hin und her, wie es die Verletztenliste halt gerade verlangte. Real spielte in diesem vierten Spiel erstmals so, wie die Madrilnenen über diese Saison sonst immer aufgetreten waren: Mit einem 4-2-3-1 und dem Versuch, hoch zu stehen, über die schnellen Flanken nach vorne zu kommen und mit Präsenz und Übersicht im Zentrum das Spiel an sich zu reißen.

Womöglich hätte das mit dem agilen Özil statt des Bremsklotzes Kaká besser funktioniert, aber ob es gereicht hätte, den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen? Kaum. Barcelona war über die vier Spiele das klar bessere Team und steht daher auch hochverdient im Finale von Wembley.

Und irgendwie ist es auch gut, dass es mit der Clasico-Serie jetzt mal vorbei ist.

(phe)

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Der große Clásico-Vierteiler, Folge 3: Ein hektisches Geduldspiel https://ballverliebt.eu/2011/04/28/der-grose-clasico-vierteiler-folge-3-ein-hektisches-geduldspiel/ https://ballverliebt.eu/2011/04/28/der-grose-clasico-vierteiler-folge-3-ein-hektisches-geduldspiel/#comments Thu, 28 Apr 2011 00:56:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4645 Der große Clásico-Vierteiler, Folge 3: Ein hektisches Geduldspiel weiterlesen ]]> Nein, schön war’s nicht. Und nein, als besonders unterhaltsam kann man das dritte Spiel der Clásico-Serie, diesmal das Hinspiel im CL-Semifinale, auch nicht bezeichnen. Real versuchte, sicher zu stehen und Barça zu provozieren – aber Pepes Ausschluss und Messis Doppelpack sprechen am Ende für Barcelona.

Real Madrid - FC Barcelona 0:2

Ja, auf eine gewisse Art und Weise schafft es José Mourinho immer wieder, so manchen zu überraschen. Denn wer immer für dieses wohl wichtigste der vier Clásicos radikale Experimente vom Real-Coach erwartet hat, wurde widerlegt: Die Formation war dieselbe wie beim 1:0-Sieg nach Verlängerung im Cupfinale, also ein defensiv ausgerichtetes 4-3-3 ohne echten Stürmer, mit Cristiano Ronaldo als Falscher Neun. Das Personal ergab sich von selbst, da Khedira verletzt ist (statt ihm spielte Lassana Diarra) und Carvalho gesperrt war. Und die Spielanlage ähnelte nach zehn äußerst aggressiven Anfangsminuten ganz frappant dem ersten Spiel der Serie: Abwarten, Räume eng machen, Barcelona den Ball überlassen. In der ersten Hälfte sammelte Barcelona bis zu 80% Ballbesitz.

Da war die Aufstellung von Pep Guardiola beinahe interessanter: Der im Cupfinale nach Verletzung geschonte Kapitän Puyol kam wieder zurück, allerdings nicht ins Zentrum, sondern auf die linke Seite, weil weder Adriano Correia noch Maxwell (und schon gar nicht der erkrankte Abidal) zur Verfügung standen. Innen verteidigte wiederum Mascherano, Busquets spielte auf der Sechs, Keita ersetzte den wohl angeschlagenen Iniesta und auf den Flügeln spielte ungewohnterweise Pedro links und Villa rechts. Dass es ein offensives 4-3-3, wiederum mit Messi als Falscher Neun war, versteht sich von selbst.

Nach aggressivem Beginn regiert die Vorsicht

Real begann mit brutalem Forechecking und heftigem Pressing, sodass man ein ähnliches Spiel wie das Cupfinale erwarten hätte können. Die Königlichen gingen sofort auf den Ballführenden, vor allem Lassana Diarra und Pepe taten sich da im Mittelfeld hervor. Xavi und Mascherano sollte überhaupt keine Zeit zur Spieleröffnung gegeben werden. Das klappte gut: Barca musste in dieser Phase immer wieder auf lange Bälle zurückgreifen, bzw. in der Abwehr den Ball in Bedrängnis blind hinausdreschen.

Doch nach zehn Minuten war dieses Spiel wie abgerissen. Real zog sich zurück, überließ den Katalanen den Ball und verlegte sich darauf, mit guter Raumaufteilung den Gegner nicht zu nah vor das eigene Tor kommen zu lassen. Immer wieder gab es kurze Outbursts von Pressing, in denen überfallartig nach vorne gepresst wurde, aber Barça hatte das gut im Griff. Nach etwa 20 Minuten wechselten Cristiano Ronaldo und Özil die Plätze, wirklich geändert hat sich dadurch aber nichts.

Pedro und Villa blieben beide sehr weit Außen, um ihre Gegenspieler Arbeloa und Marcelo ebenfalls an die Seitenlinie zu ziehen und die Verteidigung so auseinander zu reißen. Allerdings schaffte es Barcelona nicht, auch wirklich Zugriff auf den Platz in der Abwehrzentrale der Madrilenen zu bekommen. Zum einen, weil dort eine Anspielstation fehlte – Keita ging immer wieder dorthin, sah aber in der Spitze keine Bälle – und Messi ist einfach nicht der Spielertyp dafür. Und im Mittelfeld machten Alonso, Pepe und Diarra einen guten Job, Barcelona zwar den Ball zu überlassen, aber ein Durchkommen praktisch unmöglich zu machen. Zudem blieben Dani Alves (gegen Di María) und Puyol (gegen Özil bzw. Ronaldo) recht weit hinten, sodass es auf den Flanken nicht gelang, Dreiecke zu etablieren.

So verging die erste Hälfte ohne nennenswerte einzelne Aktionen, und nur diverse Schauspieleinlagen vertrieben den immer unruhiger werdenden Fans in Madrid die Zeit. Sowohl bei Real (Di María) als auch bei Barcelona (Busquets) wurde immer wieder versucht, mehr aus (oftmals vermeintlichen) Fouls heraus zu holen, als wirklich da war. Der deutsche Referee Wolfgang Stark, der ja in der Bundesliga eine an seinen Maßstäben gemessen miserable Saison pfeift, machte hier eine blitzsaubere Partie.

Pepe stoppt den Vorwärtsgang

So ein wenig mehr Initiative zeigte Real zu Beginn der zweiten Hälfte dann schon, nicht nur, weil Adebayor für Özil gekommen war – dem filigranen Deutschen lag die rustikale Spielweise seiner Mannschaft nicht. Es war nun aber wieder der Versuch erkennbar, höher zu stehen und früher zu attackieren. Durchaus nicht ohne Effekt, denn es gelang tatsächlich, Barcelona nicht in das den Katalanen eigene Spiel zurückkommen zu lassen. Doch was sich nicht änderte, war die gehässige Note im Spiel. Die dem traurigen Höhepunkt des hässlichen Einsteigens von Pepe gegen Dani Alves: Der Portugiese rammte dem Brasilianer aus vollem Lauf den getreckten Fuß auf’s Schienbein und flog folgerichtig vom Platz.

R Madrid - Barcelona (letzte halbe Stunde)

Dass auch der meckernde Mourinho auf die Tribüne musste, hatte da deutlich weniger Einfluss auf das Spiel. Real wechselte nicht sondern spielte im 4-4-1 einfach ohne Pepe weiter, mit Lassana Diarra als pressenden Mann im Zentrum und Xabi Alonso eher als raumorientieren Aufpasser. Barcelona fand ohne den giftigen Pepe nun natürlich etwas mehr Räume vor, und als Guardiola dann Afellay für Pedro brachte, verstärkte sich dieser Effekt. Denn statt des wenig durchschlagskräftigen Pedro, der für die zweite Hälfte mit Villa Seiten getauscht hatte, war Marcelo mit den Holländer nun deutlich mehr beschäftigt.

Und dass die Maßnahme, Afellay zu bringen, die richtige war, bestätigte sich spätestens bei der starken Flanke, die Messi im Zentrum zum verdienten 1:0 verwertete. Der Pechvogel war dabei weniger der getunnelte Casillas, sondern eben Marcelo, der ausrutschte und so gegen Afellay das Nachsehen hatte.

Mit der Führung im Rücken und mit einem Mann mehr konnte es Barcelona nun etwas entspannter angehen und ging nicht mehr mit dem allerletzten Nachdruck auf das Tor, sondern konzentrierte sich darauf, den Ball zu halten, sicher zu stehen und keine Unkonzentriertheiten mehr zuzulassen. Und einer von Messis genialen Momenten sorgte kurz vor Schluss dann sogar noch für das 2:0 und damit für das fast sichere Aus von Real Madrid.

Fazit: Hätte gehen können, ging aber nicht

Das Konzept von Mourinho, tief zu stehen, Aggressivität zu zeigen und Barcelona zu provozieren, war durchaus legitim und es hätte auch genauso gut aufgehen können. Doch zwei Kleinigkeiten brachten den Plan zum Scheitern: Pepes zu ungestümes Einsteigen gegen Dani Alves und Marcelos kleiner Ausrutscher vorm 0:1. So steht am Ende eine 0:2-Heimniederlage, die Real schon so gut wie sicher aus dem Bewerb nimmt. Und so ist Mourinhos Taktik am Ende nicht aufgegangen. Weswegen er sich nun sicherlich Vorwürfe anhören muss, er wäre zu vorsichtig in die Partie gegangen, zumal nach dem Pokalsieg das Momentum eigentlich auf seiner Seite war.

Barcelona ist sich zwar zeitweise auf die Gehässigkeiten eingegangen und wollte sicherlich auch aus einigen Situationen deutlich mehr machen, als sie waren, letztlich behielten die Katalanen aber in den entscheidenden Phase eher die Ruhe als Real. Und was noch für Xavi und Co. spricht: Im Rückspiel muss Real ohne Pepe und den gelbgesperrten Ramos auskommen…

(phe)

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Der große Clasico-Vierteiler, Folge 2: Der Wing-Back Angel di María macht den Unterschied https://ballverliebt.eu/2011/04/21/der-grose-clasico-vierteiler-folge-2-der-wing-back-di-maria-macht-den-unterschied/ https://ballverliebt.eu/2011/04/21/der-grose-clasico-vierteiler-folge-2-der-wing-back-di-maria-macht-den-unterschied/#comments Wed, 20 Apr 2011 22:52:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4598 Der große Clasico-Vierteiler, Folge 2: Der Wing-Back Angel di María macht den Unterschied weiterlesen ]]> Früher attackieren, den Gegner ärgern, selbst die Entscheidung suchen – so ging Real Madrid das Cupfinale an. Um in der zweiten Halbzeit zu sehen, wie Barcelona stärker wird, das Spiel in gewohnter Manier kontrolliert. Und in der Verlängerung mit einer erstaunlichen Maßnahme den 1:0-Sieg davonzutragen!

Real Madrid - FC Barcelona 1:0

Des Dramas zweiter Teil: Nach dem 1:1 in der Meisterschaft, das angesichts der klaren Tabellensituation kaum mehr als ein Waum-up war, das die restlichen drei Spiele auflegt, ging’s in Valencia schon um mehr – um den Pokalsieg. In einem Jahr, in dem beide Teams diesen sonst eher vernachlässigten Bewerb ernst nahmen, war es klar, dass es zum logischen Finale kommen musste.

Bei Barcelona musste Puyol passen, für ihn spielte Mascherano, wie schon beim Rückspiel in Donetsk getestet, den Innenverteidiger. Außerdem durfte José Manuel Pinto im Tor statt Valdes ran, sonst war alles wie erwartet. Mourinho nahm gegenüber dem ersten Spiel zwei Änderungen vor: Arbeloa spielte rechts hinten, dafür rückte Ramos für den gesperrten Albiol ein. Und vorne verzichtete er auf Benzema bzw. Adebayor und ließ Cristiano Ronaldo als Falsche Neun vorne spielen, mit Özil auf der rechten und Di María auf der linken Flanke.

Der Hauptunterschied in der Herangehensweise war, dass Real viel aggressiver zu Werke ging als beim 1:1 am Wochenende, deutlich früher störte, auf den Gegner presste und teilweise verteufelt hoch stand – die Mittelfeldreihe machte sich genau dort breit, wo Barcelona eigentlich das eigene Spiel aufziehen wollte. So kamen die Katalanen aber kaum wirklich dazu und Real war gut im Spiel.

Auch Pepe interpretierte seine Rolle etwas anders als zuletzt: Er blieb nicht einigermaßen eisern im defensiven Mittelfeld, sondern tauschte sehr oft mit Xabi Alonso die Plätze, ging mit nach vorne, und übte Druck auf die Spieleröffnung von Barcelona aus – gemeinsam mit Khedira. Der Deutsch schob aus der halbrechten Position mitunter weit nach vorne und ließ Busquets überhaupt keine Zeit am Ball.

Barcelona reagiert

Messi ließ sich immer öfter immer weiter nach hinten zurückfallen, weil er vorne keine Bälle sah – der Versuch, wie gegen Real gewohnt mit Steilpässen in die Spitze zu kommen, wäre zwar grundsätzlich richtig gewesen, scheiterte aber in der Regel an der Ausführung und an der umsichtigen Defensive der Königlichen.

Einen Effekt hatte es aber, dass Messi zurück ging: Im der Zentrale hatte Barcelona nun einen Spieler mehr. Dafür orientierte sich Villa vom linken Flügel etwas mehr in eine zentralere Position, die Breite kam auf dieser Seite nun nur noch von Adriano Correia. Oder, sollte kommen: Denn der war mit Özil so beschäftigt, dass er viel weniger zu Flankenläufen kam als Dani Alves auf der anderen Seite.

Dieser versuchte, deutlich mehr als beim ersten Spiel nach vorne mitzugehen, auch, weil ihm der diesmal nicht so starke Angel di María auch die Gelegenheiten dazu ließ. Marcelo stellte sich dann aber zumeist als Schlusspunkt von Alves‘ Angriffsbemühungen heraus.

Chancenplus bei Real

So unterschied sich die Partie ganz massiv von dem Geduldsspiel am Samstag: Beide Mannschaften waren gewillt, selbst etwas nach vorne zu tun, den Gegner niederzupressen, aggressiv zu sein und die Entscheidung zu suchen. So entwickelte sich ein sehr intensives Spiel, aber keines mit allzu vielen wirklich sehenswerten Aktionen: Zu viel Gift war in der Partie drin, zu wenig konnte Referee Undiano Mallenco zur Deeskalation beitragen, zu aggressiv gingen beide Teams zu Werke.

Die besseren Chancen hatten vor der Pause aber Real: Einmal, als Mascherano einen Schuss von Cristiano Ronaldo von der Linie kratzte (13.), und dann kurz vor der Pause, als der aufgerückte Pepe sich im Luftkampf gegen Dani Alves durchsetzte und sein Kopfball als Torgestänge ging.

Barça bekommt Oberwasser

Nach der Pause änderte sich zumächt nicht allzu viel, mit der Ausnahme, dass das Gift, das weite Teile der ersten Hälfte bestimmt hatte, merklich gewichen war. Mit Fortdauer der Zeit schienen aber bei Real immer mehr die Kräfte zu schwinden – nicht bei allen, aber bei einigen für die Kontrolle der ersten Hälfte maßgeblichen Spielern. Besonders auffällig war das bei Khedira, der zunehmend den exorbitanten Druck, den er zuvor ausgeübt hatte, vermissen ließ. So hatten Busquets und Xavi mehr Zeit am Ball.

Auch Pepe hielt sich in der Folge immer mehr zurück. Barcelona hatte nun den Platz und auch die Zeit im Mittelfeld, das gewohnte Ballbesitz-Spiel aufzuziehen. Marcelo rückte zudem zunehmend etwas ein, was Dani Alves mehr Platz gab, wiewohl der Brasilianer selbst immer mehr Drall ins Zentrum aufwies.

Mourinho nahm in der 70. Minute Özil vom Platz und brachte dafür Adebayor, womit die Grunformation von Spiel eins wieder hergestellt war – mit Adebayor vorne, Ronaldo und Di María auf den Flanken. Xavi Alonso machte zunehmend mehr den Sechser, während sich Pepe grundsätzlich etwas weiter vorne postierte und sich aber viel nach hinten bewegte.

Das Spiel glich nun einem typischen Barcelona-Spiel: Die Katalanen sind bestimmend, aber Real war, ähnlich wie Donetsk im Champions-League-Hinspiel im Camp Nou, aus Kontern brandgefährlich. Auffällig war, dass Di María sich immer weiter zurückzog und Dani Alves verteidigte, während Marcelo zunehmend das Zentrum, oder zumindest das Halbfeld verstärkte. So sammelte Barcelona bis zum Ablauf der regulären Spielzeit Ballbesitz, aber Real war vor dem gegnerischen Tor gefährlicher.

Was Barcelona fehlte, war zwingendes Flügelspiel – es ging zu viel durch die Mitte. Vor allem Adriano Correia schaffte es nie wirklich, bei seinen Vorstößen auch gefährlich zu werden. Dani Alves ging viel ins Zentrum – so war Barça zu sehr auf die Mitte beschränkt und somit durchaus ausrechenbar.

Di María, der Wing-Back

Real Madrid - Barcelona (Verlängerung)

Für die Verlängerung baute Mourinho ein wenig um, ohne aber zunächst sein Personal zu verändern. Pepe ging nun auf die Zehn – allerdings nicht, um das Spiel zu gestalten. Sondern, wie schon Khedira im ersten Spiel, den Druck auf die Spieleröffnung von Barcelona auzuüben. Er arbeitete aber auch weiterhin viel nach hinten.

Dazu wurde eine Entwicklung, die sich schon in der regulären Spielzeit angedeutet hatte, nun endgültig fixiert: Marcelo ging ins Zentrum, um dort für personellen Ausgleich zu sorgen. Das hieß für Angel di María, dass er nun nicht nur den linken Mittelfeldmann geben musste, sondern auch nach hinten viel Verantwortung hatte – der Argentinier spielte nun im Grunde nichts anderes als einen Wing-Back.

Mourinho hatte erkannt, dass sich auch Dani Alves immer mehr ins Zentrum bewegt und seine Flanke somit gefährlich offen ließ. So hatte Di María den Platz, um immer wieder gefährlich nach vorne zu stoßen – und letztlich in der 103. Minute auch das goldene Tor vorzubereiten. Er ging bis zur Grundlinie durch, flanke, und Cristiano Ronaldo verwertete zum 1:0 für Real.

Neues Personal

Unmittelbar nach der Führung ersetzte Mourinho den müden Khedira mit Granero; Guardiola warf Afellay (statt Villa) in die Schlacht und ersetzte Busquets duch Seydou Keita. Der Malier ging aber nicht auf die Sechs – sicherlich vor allem, weil das zuletzt nicht funktioniert hat. Nein, Keita ging auf halbrechts, dafür Xavi eher nach links und Iniesta auf die Sechs.

Real verlegte sich in der zweiten Hälfte der Verlängerung darauf, das 1:0 rauszuverteidigen. Barcelona spielte somit wie ein Handball-Team um den Real-Strafraum herum, aber der Ausgleich gelang nicht mehr. Dass mit Angel di María der letztlich entscheidende Mann des Spiels kurz vor Schluss noch mit Gelb-Rot vom Platz musste, war dann nicht mehr als eine Fußnote.

Fazit: Drei Phasen

Das Spiel lässt sich wunderbar in drei Phasen unterteilen. Die erste Halbzeit, in der es mit hoher Intensität zur Sache ging, Real hoch stand und früh attackierte und Barcelona so recht gut unter Kontrolle hatte. Die zweite Halbzeit, in der sich Real zurückzog, den Gegner kommen ließ und auf Konter spielte. Und die Verlängerung, in der die Königlichen die Schwachstelle bei Barcelona – wie schon am Samstag Dani Alves defensiv – erkannte und sie mit Di María als Wing-Back ausnützte.

So geht eine ausgeglichene Partie letztlich an Real, was für Mourinho sicherlich nicht unwichtig ist – so hat er zumindest einen nationalen Titel geholt, wenn schon die Meisterschaft längst gelaufen ist. Vorentscheidend war, dass Di María sich während der regulären Spielzeit gegenüber seinen Kollegen eher zurückgehalten hat und dann in der Verlängerung als Flügelflitzer voll aufdrehen konnte.

Real hat zurückgeschlagen. Die womöglich wichtigste Partie, in der man von gröberen Experimenten nicht überrascht sein darf, folgt als nächstes – das Hinspiel im Champions-League-Semifinale. An Titeln steht es zwischen Barcelona und Real Madrid jetzt unentschieden.

Jetzt geht es um den wohl wichtigsten. Den europäischen.

(phe)

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